Tätigkeitsbericht 2019 - Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Wissen schafft Akzeptanz - BUNDESSTIFTUNG MAGNUS ...

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Tätigkeitsbericht 2019 - Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Wissen schafft Akzeptanz - BUNDESSTIFTUNG MAGNUS ...
Tätigkeitsbericht
2019
Bundesstiftung Magnus Hirschfeld

                                   Wissen schafft
                                   Akzeptanz.
Tätigkeitsbericht 2019 - Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Wissen schafft Akzeptanz - BUNDESSTIFTUNG MAGNUS ...
2   INHALT                                                                                                           INHALT     3

Inhalt
             4    Geleitwort
             6    Einführung

             10   Referat Kultur,                   42   Wissenschaftliche               56    Förderung von
                  Geschichte und                         Bestandsaufnahme 		                   externen Bildungs-
                  Erinnerung                             über Konversions-                     und Forschungs-
                                                         behandlungen                          projekten
             11   Veranstaltungsreihe
                  Lesbische Sichtbarkeit            46   Zentrale Erkenntnisse           70    Das Stiftungsjahr im Überblick
             13   Archiv der anderen Erinnerungen        der beiden Fachgutachten        75    Veröffentlichungen der
             16   Hirschfeld-Jubiläumsjahre 		      48   Die 45 Kommissionsmitglieder          Bundesstiftung Magnus
                  2018/2019                              in alphabetischer Reihenfolge         Hirschfeld und ihrer
             22   14. Hirschfeld Lecture            51   Erfahrungen von Betroffenen           Mitarbeiter_innen
             25   Forschungsprojekte                53   Interview mit Bundesgesund-
             29   Veröffentlichung                       heitsminister Jens Spahn        76    Kommunikations-
                                                                                               und Medienarbeit
             30   Referat Gesellschaft,
                  Teilhabe und                                                           82    Vermögensanlage
                  Antidiskriminierung
                                                                                         94    Gewinn- und
             31   Refugees & Queers                                                            Verlustrechnung
             36   Fußball für Vielfalt
             40   Buchveröffentlichungen                                                 96    Drittmittelförderungen
                  des Referats                                                                 und Spenden
                                                                                         97    Kuratorium und Fachbeirat
                                                                                         102   Personalien
                                                                                         104   Ausblick 2020
                                                                                         106   Impressum
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4   GELEITWORT                                                                                                                                                                                                                     GELEITWORT             5

                                                                                                                                         Aus den vielfältigen Aktivitäten der Bundesstiftung
                                                                                                                                     Magnus Hirschfeld besonders hervorheben möchte ich
                                                                                                                                     die Hirschfeld Lectures in Rostock. Die queere Perspektive
                                                                                                                                     auf die Geschichte des Holocaust wurde in einem Vortrag

                                                                        Geleitwort der
                                                                                                                                     zur Homophobie in der Lagergesellschaft mit erschüt-         in historischen und aktuellen Zusammenhängen – ein
                                                                                                                                     ternden, sehr berührenden Lebensgeschichten vorge-           Verdienst des Vorstandes und seiner Mitarbeiterinnen
                                                                                                                                     stellt. Queere Schicksale in der Vernichtungsmaschinerie     und Mitarbeiter sowie des wissenschaftlich breit aufge-

                                                                        Kuratoriums-                                                 des Nationalsozialismus sind wenig erforscht. Umso mehr
                                                                                                                                     ist es zu begrüßen, dass diese wissenschaftliche Analyse
                                                                                                                                                                                                  stellten und hochqualifizierten Fachbeirats. Und auch die
                                                                                                                                                                                                  richtungsweisenden, konstruktiven Beiträge des Kurato-

                                                                        vorsitzenden                                                 in der Schriftenreihe der Hirschfeld Lectures erscheinen
                                                                                                                                     wird.
                                                                                                                                                                                                  riums und seine verantwortungsbewussten Entscheidun-
                                                                                                                                                                                                  gen leisten ihren Teil zur Erfolgsgeschichte der Stiftung.

                                                                                                                                         Ganz gegenwartsbezogen beschäftigt sich die Bun-            Die vielfältigen Herausforderungen, vor denen unsere
                                                                                                                                     desstiftung mit modernen, vielgestaltigen Familienkon-       Gesellschaft wegen der Corona-Krise derzeit steht, ver-
                                                                        Der Schutz verletzlicher Minder-                             stellationen. Zurückgehend auf einen gemeinsam mit           deutlichen uns: Solidarität ist eine notwendige Haltung.
                                                                        heiten und der Kampf gegen ihre                              Akteurinnen und Akteuren der Evangelischen Kirche im         Seien wir deshalb auch solidarisch mit der Bundesstif-
                                                                                                                                     Jahr 2017 veranstalteten Fachtag betrachtet die von der      tung, ihrem Vorstand und dessen Team. Sie treiben die
                                                                        Diskriminierung sind und bleiben                             Bundesstiftung mitherausgegebene Publikation „Familie        Projektarbeit der Stiftung unbeirrt, sehr engagiert und
                                                                        so wichtig wie aktuell.                                      von morgen“ zentrale familienpolitische Entwicklungen        gegenwärtig nicht zuletzt unter erschwerten Bedingun-
                                                                                                                                     aus vielfältigen Perspektiven. Dabei widmet sie sich un-     gen voran. Dafür spreche ich meinen aufrichtigen und
                                                                                                                                     ter anderem der wichtigen Frage, wie ein gutes Zusam-        herzlichen Dank aus!
                                          © Thomas Köhler / photothek

                                                                        Mit dem vorliegenden Tätigkeitsbericht dokumentiert          menleben der unterschiedlichen Familienformen weiter
                                                                        die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld abermals ihren          gestärkt werden kann. Das ist gerade in Zeiten von Be-
                                                                        entschlossenen Einsatz für die Interessen von LSBTIQ*-       deutung, in denen rechtspopulistische und religiös fun-         Ich wünsche uns allen Gesundheit und die Stärke, die
                                                                        Menschen. Der Schutz verletzlicher Minderheiten und der      damentalistische Gruppen die in diesem Bereich erzielten     Herausforderungen, die auf uns zukommen, zu meistern.
                                                                        Kampf gegen ihre Diskriminierung sind und bleiben so         Fortschritte ungeschehen machen wollen.
                                                                        wichtig wie aktuell. Deshalb danke ich der Bundesstiftung
                                                                        nachdrücklich für ihr breitgefächertes und beeindrucken-        Lesbische Lebensweisen sichtbarer zu machen, ist
        Christine Lambrecht                                             des Engagement.                                              ein weiteres wichtiges Anliegen, das die Bundesstiftung
        Bundesministerin der Justiz und                                                                                              Magnus Hirschfeld beständig verfolgt. Welche Bedeu-
        für Verbraucherschutz, MdB                                          Die Bilanz für das zurückliegende Jahr zeigt, dass die   tung haben die sexuelle Orientierung und das Geschlecht      Christine Lambrecht
                                                                        Bundesstiftung wieder einmal außerordentlich aktiv ge-       etwa für Beruf und Karriere? Mit der größten Einzelför-
                                                                        wesen ist. Der gelungene Abschluss der Hirschfeldjubilä-     derung in ihrer Geschichte hat die Bundesstiftung eine
                                                                        umsjahre 2018/2019 anlässlich des 150. Geburtstags von       wissenschaftliche Studie finanziert, die diesen Themen
                                                                        Magnus Hirschfeld und des 100. Gründungstags seines          nachgeht. Rechtsgeschichtliches Neuland betritt die For-
                                                                        Instituts für Sexualwissenschaft wird mit glanzvollen Ver-   schung zum Sorgerechtsentzug lesbischer Mütter durch
                                                                        anstaltungen in Erinnerung bleiben. Für eine dauerhafte      bundesdeutsche Gerichte, die die Bundesstiftung ge-
                                                                        Präsenz Hirschfelds auch über das Doppeljubiläum hinaus      meinsam mit dem Institut für Zeitgeschichte München-
                                                                        wird die Bundesstiftung mit einer Buchveröffentlichung       Berlin betreut.
                                                                        Sorge tragen. Ein Sonderband in der Reihe der Hirschfeld
                                                                        Lectures wird die Persönlichkeit und das Wirken Hirsch-         Wie der Tätigkeitsbericht dokumentiert, ist die Bun-
                                                                        felds würdigen und seine bis in die Gegenwart reichende      desstiftung Magnus Hirschfeld mehr als nur eine Impuls-
                                                                        kulturelle und wissenschaftliche Bedeutung aufzeigen.        geberin und Ansprechpartnerin innerhalb der Lebens-
                                                                                                                                     welten von LSBTIQ*-Menschen in Deutschland. Sie ist
                                                                                                                                     Wegbereiterin, um Antworten zu finden auf relevante,
                                                                                                                                     wenn auch mitunter kaum untersuchte Fragestelllungen
Tätigkeitsbericht 2019 - Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Wissen schafft Akzeptanz - BUNDESSTIFTUNG MAGNUS ...
6   EINFÜHRUNG                                                                                                                                                                                                             EINFÜHRUNG              7

                                                                                                                              2019 konnten wir zudem zentrale Projekte unserer
                                                                                                                          Stiftung ausbauen und verstetigen: So wurden etwa im
                                                                                                                          Rahmen des Projektes „Fußball für Vielfalt“ weitere Bil-
                                                                                                                          dungsworkshops zusammen mit unserem Kooperations-

                                                          Einführung des                                                  partner Prof. Dr. Martin Schweer von der Universität Vech-
                                                                                                                          ta bei Vereinen oder z. B. anlässlich der erstmalig von der
                                                                                                                                                                                         res „Archivs der anderen Erinnerungen“, unsere Veranstal-
                                                                                                                                                                                         tungsreihe „Ein anderer Blick. Lesbische Lebenswelten in

                                                          Vorstandes
                                                                                                                          Antidiskriminierungsstelle des Bundes ausgerichteten           Berlin“ oder die weitere Kooperation im Forschungspro-
                                                                                                                          „Deutschen Antidiskriminierungstage“ durchgeführt. Mit         jekt mit dem IfZ bei der vom Land Rheinland-Pfalz initi-
                                                                                                                          RB Leipzig hat ein weiterer Fußballclub der 1. Bundesliga      ierten und geförderten Studie „Juristische Diskriminie-
                                                                                                                          mit uns kooperiert. Weitere Vereine haben die „Berliner        rung lesbischer Frauen. Der Entzug des Sorgerechts bzw.
                                                                                                                          Erklärung“ unserer Stiftung unterzeichnet. Damit ver-          der elterlichen Gewalt in Rheinland-Pfalz“ und durch die
                                                          Liebe Leser_innen,                                              pflichten sie sich, aktiv gegen Homosexuellenfeindlich-        eigene Fördertätigkeit unserer Stiftung: 2019 unterstütz-
                                                                                                                          keit und gegen Sexismus vorzugehen und Forschung in            ten wir mit 45.000 Euro das Forschungsprojekt „Lesbische
                                                          die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH) hatte in             diesen Bereichen zu unterstützen.                              Frauen in der Arbeitswelt – The L-Word in Business. Fol-
                                                          den beiden zurückliegenden Jahren zweifachen Anlass,                                                                           gestudie II” der Frankfurt University of Applied Sciences
                                                          in besonderem Maße ihren Namensgeber zu würdigen:                   Das „Archiv der anderen Erinnerungen“ konnte um            (Projektleitung: Prof. Dr. Regine Graml u. a.). Unsere Stif-
                                                          Am 14. Mai 2018 erinnerten wir an den 150. Geburtstag           sechs Video-Interviews auf nunmehr 53 erweitert wer-           tung hatte bereits die „Vorstudie I: Literaturanalyse“ im
                                                          des Arztes Dr. Magnus Hirschfeld – diesen feierten wir mit      den. In Kooperation mit der Stiftung Denkmal für die er-       Jahr 2017 finanziert. Es ist damit insgesamt die höchste
                                                          einem großen Festakt mit über 800 Gästen im Haus der            mordeten Juden Europas wurde eine Testphase für eine           Fördersumme, die unsere Stiftung seit ihrem Bestehen
                                                          Kulturen der Welt in Berlin. 2019 jährte sich zum 100. Mal      digitale Erschließung unserer Interviews begonnen. Wir         insgesamt für ein Projekt vergeben hat.
                                                          die Gründung seines Instituts für Sexualwissenschaft (6.        arbeiten darauf hin, dass künftig alle Interviews besser
                                      © Martin Kirchner

                                                          Juli 1919 bis 6. Mai 1933), das in kurzer Zeit Weltruhm er-     und einfacher – etwa für Forschung und Bildung – digital           Ich danke unserem wissenschaftlichen Referenten Dr.
                                                          langte, jedoch von den Nationalsozialisten am 6. Mai 1933       zu recherchieren und zu nutzen sein werden.                    Daniel Baranowski und der studentischen Hilfskraft Liam
                                                          geplündert und geschlossen wurde.                                                                                              Bley für die Arbeit des Referates Kultur, Geschichte und
                                                                                                                              In unserer langjährigen Kooperation mit dem Institut       Erinnerung, zu dem das Archivprojekt, die Hirschfeld-For-
                                                              Wir haben die historische Chance dieses Doppeljubilä-       für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ) und seit nun be-       schung, die Erforschung von Verfolgung und Repression
        Jörg Litwinschuh-Barthel
                                                          ums genutzt, um Leben und Werk des jüdischen Sexual-            reits fünf Jahren auch mit der Universität Stuttgart konnte    sowie in Kooperation mit weiteren Partnerinnen auch das
        Geschäftsführender Vorstand
                                                          wissenschaftlers und Vorkämpfers der ersten deutschen           im Oktober 2019 das erste von drei geplanten Modulen           Themenfeld „Lesbische Sichtbarkeit“ gehören.
                                                          Homosexuellenbewegung, Magnus Hirschfeld, stärker               „Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexuel-
                                                          im gesellschaftlichen Gedächtnis der Bundesrepublik             ler Männer in Baden und Württemberg 1919 bis 1969“ als             Durch die Vorarbeiten in unserem Referat Gesell-
                                                          Deutschland, aber auch darüber hinaus zu verankern.             Teilmodul des größeren Forschungsprojektes „LSBTTIQ in         schaft, Teilhabe und Antidiskriminierung in vorherigen
                                                          Nicht zuletzt durch den Festakt 2018 und durch die Ge-          Baden und Württemberg. Lebenswelten, Repression und            Jahren konnten wir 2019 erstmals zwei grundlegende
                                                          denkfeier anlässlich des Jubiläums der Institutsgründung        Verfolgung im Nationalsozialismus und in der Bundesre-         Fachbücher zu den Themenfeldern „Queere Geflüchtete“
                                                          im Beisein von Berlins Senatorin für Gleichstellung Dilek       publik Deutschland“ unter der Leitung von Prof. Wolfram        und „Neue Familien-Politik(en)“ herausgeben: Deren wis-
                                                          Kalayci am 6. Juli 2019 am ehemaligen Standort des Insti-       Pyta, Historisches Institut, Abteilung Neuere Geschichte,      senschaftliche Ergebnisse basieren auf Fachtagen unserer
                                                          tuts an der Spree im Berliner Tiergarten, aber auch durch       abgeschlossen werden. Dr. Julia Noah Munier oblag als          Stiftung, die von dem o. g. Referat konzipiert und durch-
                                                          zahlreiche weitere Veranstaltungen konnte die Lebens-           akademische Mitarbeiterin die wissenschaftliche Erfor-         geführt wurden. Ich wünsche mir, dass diese beiden Fach-
                                                          leistung Hirschfelds gesellschaftlich breiter als bisher the-   schung der genannten Thematik: Die Studie erscheint            bücher zu wichtigen Impulsgebern in Wissenschaft und
                                                          matisiert werden. Die Resonanz auf die Jubiläumsprojek-         2020 in der neuen Reihe „Geschichte in Wissenschaft und        Bildung werden und danke unserer Mitherausgeberin
                                                          te ist abschließend betrachtet in jeder Hinsicht erfreulich     Forschung“ im Kohlhammer Verlag.                               Carolin Küppers – wissenschaftliche Referentin des Refe-
                                                          und zeigt uns mehr denn je, wie lebendig und bedeutsam                                                                         rates – sowie Kristina Hens, die als studentische Hilfskraft
                                                          Hirschfelds wissenschaftliches und kulturelles Erbe gera-           Die Förderung der Sichtbarkeit vielfältiger lesbischer     und danach als freiberufliche Mitarbeiterin mehr als zwei
                                                          de in Zeiten wachsenden Rechtspopulismus, von Funda-            Lebensweisen durch Bildung und Forschung und die
                                                          mentalismus und der daraus resultierenden Notwendig-            Dokumentation von Diskriminierungserfahrungen und
                                                          keit einer beharrlichen Demokratieförderung ist.                -strukturen sind seit Jahren ein wichtiges Anliegen unse-
                                                                                                                          rer Stiftung: sei es durch die bereits erwähnte Arbeit unse-
Tätigkeitsbericht 2019 - Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Wissen schafft Akzeptanz - BUNDESSTIFTUNG MAGNUS ...
8       EINFÜHRUNG                                                                                                                                                                                                           EINFÜHRUNG                9

                                                              hervorgegangen. Ich freue mich sehr, die Sachkenntnis
                                                              unserer Stiftung und unserer Netzwerke erstmals für ein
                                                              geplantes Gesetzgebungsverfahren einbringen und da-                                                                                 „Wir engagieren uns auch im
                                                              mit die Bundesregierung konkret bei einem die LSBTIQ*-                                                                              Jahr 2020 für die Gleichstellung
Jahre an der Vorbereitung und Vollendung der aufwendi-        Community in besonderem Maße betreffenden Thema                stelle) ist in unserer Stiftung für das externe Projektförde-
gen Publikationen bis zum Sommer 2019 maßgeblich mit-         wissenschaftlich begleiten zu können. Wesentliche Hand-        rungsmanagement verantwortlich; zudem ist sie die As-                sowie Sichtbarkeit und gegen
gewirkt hat. Carolin Küppers schied im Mai 2019 aus unse-     lungsempfehlungen, welche wir in einer eigenen Zehn-           sistenz der Geschäftsführung. Sie unterstützte mich auch             die Diskriminierung von
rer Stiftung aus. Für ihre wissenschaftliche Arbeit danke     Punkte-Empfehlung im Abschlussbericht formulierten,            2019 in organisatorischen und administrativen Aufgaben,
ich ihr im Namen des gesamten Teams.                          fanden letztlich auch Eingang in den Referentenentwurf         begleitete mich zu parlamentarischen und Kooperations-
                                                                                                                                                                                                  LSBTIQ*-Personen auf viel-
                                                              des BMG für das geplante Gesetz.                               gesprächen und ist die erste Ansprechpartnerin der Stif-             fältige Art und Weise durch
    Unser von der Bundeszentrale für politische Bildung                                                                      tung bei allen administrativen Fragen zur IT. Allen haupt-
(BpB) seit 2016 gefördertes Modellprojekt „Refugees               Genau in der Zeit dieser wissenschaftlichen Bestands-      amtlichen und studentischen Mitarbeiter_innen der BMH
                                                                                                                                                                                                  Bildungs- und Forschungs-
& Queers – LSBTTIQ und Flucht/Migration/Asyl“ ist im          aufnahme begann unser neuer Mitarbeiter Dr. Matti              möchte ich an dieser Stelle für die geleistete Arbeit ein            tätigkeit.“
Sommer 2019 ebenfalls zu einem Abschluss gelangt. Ich         Seithe seine Tätigkeit (50 % Teilzeitstelle) in dem neu ge-    ganz herzliches Dankeschön sagen.
danke dem seit 2019 zuständigen Projekt-Referenten Ri-        gründeten Referat Medienarbeit und Veranstaltungsma-                                                                                Jörg Litwinschuh-Barthel
chard Ernest Badih und seinem Team – Konstantin Shers-        nagement. Mit seiner Arbeit, z. B. bei der Vermittlung der         Der Förderkreis der Bundesstiftung Magnus Hirsch-
tyuk (Assistenz der Projektleitung) und Mohammad Dalla        Ergebnisse der Kommissionsarbeit, trug Dr. Matti Seithe        feld e. V. hat seit Februar 2019 Bernd Schachtsiek als neu-
(studentische Hilfskraft) für ihre abschließende Arbeit in    zu dem großen Erfolg der medialen Berichterstattung bei.       en Vorsitzenden. Er ist unserer Stiftung sowie dem Verein
diesem Leuchtturmprojekt. Das so wichtige Themenfeld          Gemessen an der Medienrezeption war das vom BMG ge-            seit Jahren eng verbunden. Ich danke der scheidenden
„LSBTIQ*-Geflüchtete“ wird unsere Stiftung selbstver-         förderte Projekt dasjenige unserer Stiftung mit der höchs-     Vorsitzenden unseres Fördervereins, Bundesjustizminis-
ständlich auch in Zukunft weiter aktiv bearbeiten: Mo-        ten öffentlichen Aufmerksamkeit seit ihrer Gründung            terin a. D. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, für ihre        vor. Unser Fachbeiratsvorsitz Prof. Dr. Michael Schwartz
hammad Dalla hat das Forschungsfeld im Herbst 2019            im Jahr 2011. 2019 baute Dr. Matti Seithe die Angebote         langjährige Arbeit als Vorstandsvorsitzende des Vereins.        und Lucie Veith leiteten auch im Jahr 2019 das Gremium
weiter verstetigt und an der Vorbereitung der Konferenz       unserer Social-Media-Kanäle aus und professionalisierte        Wir freuen uns, dass sie dem Förderkreis als Mitglied des       mit großem Geschick, mit Leidenschaft und Sachkenntnis.
„Under the European Asylum Rainbow: Intersectional            die Stiftungskommunikation mit unseren Stakeholdern in         Vorstands erhalten bleibt und weiterhin aktiv im Verein
Queer Challenges 2020“maßgeblich mitgewirkt.                  Medien, Politik und Gesellschaft.                              mitwirkt.                                                          Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld wird sich auch
                                                                                                                                                                                             im Jahr 2020 mit allen ihr zur Verfügung stehenden Kräf-
    Eine ganz besondere Herausforderung und Chance                „Ohne Moos nix los“ ist ein einfaches, aber richtiges          Last but not least geht mein Dank an die Mitglieder         ten und Möglichkeiten für die Gleichstellung sowie Sicht-
zugleich war im zurückliegenden Geschäftsjahr unsere          Sprichwort. Auch eine Bundesstiftung kann ihre ambi-           des Kuratoriums und des Fachbeirates für ihr hohes Enga-        barkeit und gegen die Diskriminierung von LSBTIQ*-Per-
„Wissenschaftliche Bestandsaufnahme von Erkenntnissen         tionierten Zwecke nicht nur durch gutes Personal allein        gement zum Wohle unserer Stiftung. Bundesministerin a.          sonen auf vielfältige Art und Weise durch Bildungs- und
über sog. ‚Konversionstherapien‘“, die das Bundesministe-     erfüllen: Es braucht mittel- bis langfristig planbare finan-   D. Dr. Katarina Barley gebührt mein Dank für die vertrau-       Forschungstätigkeit engagieren.
rium für Gesundheit (BMG) finanziert hat: Im April konnten    zielle Mittel für die eigenen operativen und zu fördernden     ensvolle Arbeit als Kuratoriumsvorsitzende. Im August
wir dem BMG im Rahmen unserer Forschung bereits zwei          Projekte. Dank der institutionellen Förderung des Bundes,      2019 übernahm Bundesministerin der Justiz und für Ver-          In diesem Sinne: Fordern und fördern Sie uns bitte auch
wissenschaftliche Gutachten übergeben, die wir bei Prof.      durch die unsere Arbeit nun bereits seit drei Jahren er-       braucherschutz Christine Lambrecht, MdB, die schon bei          weiterhin, und bleiben oder werden Sie gesund!
Dr. iur. Martin Burgi von der Ludwig-Maximilians-Universi-    heblich verbessert werden konnte, sowie durch unsere er-       der Gründung unserer Stiftung im Deutschen Bundestag
tät in München (LMU) sowie bei Prof. Dr. med. Peer Briken     folgreiche Vermögensanlage und Drittmitteleinwerbung           eine entscheidende Rolle gespielt hat, nahtlos den Kura-
vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) in           konnte der Haushalt unserer Stiftung auch 2019 mit den         toriumsvorsitz. Sie hat unsere Arbeit bereits in vielfacher     Berlin, 27. April 2020
Auftrag gaben. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn           stetig wachsenden Aufgaben und Anforderungen wach-             Hinsicht tatkräftig unterstützt. Zudem stellte sie bereits
war zuvor unserer Empfehlung und unserem Besetzungs-          sen.                                                           2018 – damals noch in ihrer Funktion als Parlamentarische
vorschlag für die Einrichtung einer 45-köpfigen Fach-                                                                        Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen – die
kommission, die am 8. Mai und am 5. Juni 2019 in Berlin           Christine Welack war auch im Jahr 2019 mit ihren viel-     Sonderbriefmarke „150. Geburtstag Magnus Hirschfeld“
tagte, gefolgt. Aus dieser Arbeit ist ein umfangreicher, in   fältigen und umfangreichen Aufgaben als Sachbearbeite-         im Centrum Judaicum in Berlin mit großem Engagement
der Öffentlichkeit sehr stark rezipierter Abschlussbericht    rin Allgemeine Verwaltung, Buchhaltung, Haushalt und                                                                           Jörg Litwinschuh-Barthel
                                                              Finanzen das Rückgrat im Sekretariat unserer Stiftung.
                                                              Sie arbeitet eng mit den Referaten zusammen und mit
                                                              mir als Vorstand z. B. bei Verwaltungsberichterstellungen
                                                              und Haushalts-Evaluationen. Franziska Kohse (Dreiviertel-
Tätigkeitsbericht 2019 - Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Wissen schafft Akzeptanz - BUNDESSTIFTUNG MAGNUS ...
10      REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                                                                                REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                          11

Referat Kultur,                                                            Veranstaltungsreihe
                                                                           Lesbische Sichtbarkeit
Geschichte und
Erinnerung                                                                 Angela Steidele hat sich mit dem Leben und Lieben von
                                                                           Lesben insbesondere in der Zeit vor 1850 auseinander-
                                                                           gesetzt. Die Literaturwissenschaftlerin und Autorin re-
                                                                                                                                        Frauen in der deutschsprachigen Literatur 1750–1850“
                                                                                                                                        (2003) über die Biografie „In Männerkleidern. Das verwe-
                                                                                                                                        gene Leben der Catharina Linck alias Anastasius Lagranti-
                                                                           cherchierte zu unbekannten, unbeachteten und unent-          nus Rosenstengel, hingerichtet 1721“ (2004) bis zu ihren
                                                                           deckten Frauen und veröffentlichte in den vergangenen        literarischen Werken „Geschichte einer Liebe: Adele Scho-
                                                                           Jahren hochgelobte Romane und Essays, die sich den Le-       penhauer und Sibylle Mertens“ (2011), „Rosenstengel. Ein
                                                                           ben der lesbischen Protagonistinnen auf poetische Weise      Manuskript aus dem Umfeld Ludwigs II.“ (2015), „Anne
                                                                           annähern.                                                    Lister. Eine erotische Biographie“ (2017), dem Reisebericht
                                                                                                                                        „Zeitreisen. Vier Frauen, zwei Jahrhunderte, ein Weg“
                                                                               In einer Kooperationsveranstaltung mit der Zeitschrift   (2018) und ihrer jüngst erschienenen „Poetik der Biogra-
                                                                           L.MAG und Spinnboden Lesbenarchiv und -bibliothek las        phie“ (2019).
                                                                           Angela Steidele am 22. November 2019 im Haus für Poe-
                                                                           sie vor dem zahlreich erschienenen Publikum aus unter-
                                                                           schiedlichen Texten: Von ihrer Dissertation „Als wenn Du
                                                                           mein Geliebter wärest. Liebe und Begehren zwischen
                                 © BMH

                                                                   © BMH

Dr. Daniel Baranowski                    Liam Bley                                                                                                           Die Autorin Angela Steidele las
Wissenschaftlicher Referent Kultur,      Studentische Hilfskraft                                                                                             aus ihrem Werk vor etwa 100
Geschichte und Erinnerung                                                                                                                                    Zuschauer_innen

                                                                                                                                                    © BMH
Tätigkeitsbericht 2019 - Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Wissen schafft Akzeptanz - BUNDESSTIFTUNG MAGNUS ...
12      REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                                                                           REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                        13

   Diese Werkschau lieferte einen beeindruckenden            derer Blick. Lesbische Lebenswelten in Berlin“ durch. Die
Überblick über Angela Steideles Schaffen, das sich auf der   Kooperation soll verstetigt und in den kommenden Jah-
Grenze von Fiktion, Dichtung und Literatur auf der einen,    ren fester Bestandteil des Stiftungskalenders werden. Die
sowie Bericht, Wahrheit und Dokumentation auf der an-        BMH will dadurch dem Thema „Lesbische Sichtbarkeit“,
deren Seite bewegt.                                          das sie als Querschnittsthema in allen Projekten begreift,
                                                             ein deutlicheres Profil geben.                                     Archiv der anderen
                                                                                                                                Erinnerungen
     Im Gespräch mit der L.MAG-Verlegerin Gudrun Fertig
gab Angela Steidele Einblicke in ihre Schreib- und Ideen-
werkstatt und machte deutlich, wie schwierig es zuweilen
ist, lesbische Lebenswelten und lesbische Frauen in den
Archiven aufzuspüren. Die Veranstaltung war bereits die
zweite Kooperation mit L.MAG. Schon 2018 führten die                                                                            Durch die finanzielle Unterstützung der Landesstelle für
BMH und L.MAG gemeinsam mit weiteren Kooperations-                                                                              Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) in
partnerinnen die dreiteilige Veranstaltungsreihe „Ein an-                                                                       Berlin konnten 2019 sechs weitere Interviews mit lesbi-
                                                                                                                                schen Frauen für das Interviewprojekt „Archiv der ande-
                                                                                                                                ren Erinnerungen“ durchgeführt werden.

                                                                                 Angela Steidele las aus ihren Wer-
                                                                                                                                   Das „Archiv der anderen Erinnerungen“ hat zum Ziel,
                                                                                 ken, die sie anschließend mit den
                                                                                                                                die Lebenswelten von LSBTIQ* in Videozeugnissen zu er-
                                                                                 fast 100 Gästen in einem Werkge-
                                                                                                                                heben, diese später umfangreich zu erschließen und für
                                                                                 spräch diskutierte
                                                                                                                                Forschung, Bildung und Lehre zur Verfügung zu stellen.
                                                                                                                                Das Projekt hatte Ende 2013 mit einem Interview mit
                                                                                                                                Klaus Born seinen Anfang genommen und erlebt mittler-
                                                                                                                                weile einen so großen Zuspruch, dass 2019 erstmals keine
                                                                                                                                Recherchen für neue Interviewte vorgenommen werden
                                                                                                                                mussten, da es bereits genügend Interessierte gab, die

                                                                                                                                                    Zeitzeugin Mahide Lein (3. v. l.)
                                                                                                                                                    mit einem Interviewteam der BMH
                                                                                                                                                    (v. l.: Katrin Ebell, Liam Bley, Andreas
                                                                                                                                                    Pretzel)
                                                                         © BMH

                                                                                                                                            © BMH
Tätigkeitsbericht 2019 - Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Wissen schafft Akzeptanz - BUNDESSTIFTUNG MAGNUS ...
14     REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                                                                                       REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                        15

ihre Lebensgeschichten der BMH anvertrauen wollten.                 Parallel zur Erhebung wurde durch eine Koopera-
Die BMH ist allen Interviewten zu großem Dank für ihr           tion mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden
Vertrauen und ihre Bereitschaft, über ihr Leben zu spre-        Europas ein Testlauf zur Erschließung der Interviews be-
chen, verpflichtet.                                             gonnen. In einer von der Stiftung Denkmal entwickelten
                                                                Datenbank zur Auswertung lebensgeschichtlicher Video-
    Die 53, im Durchschnitt mehr als dreieinhalb Stunden        interviews werden zunächst drei Interviews der BMH
langen lebensgeschichtlichen Videointerviews, sind fast         umfangreich erschlossen: Neben den Wort-für-Wort-
vollständig transkribiert und setzen sich aus 26 Lesben-,       Transkriptionen werden zu jedem Interview Sequenzie-
23 Schwulen- und vier Trans*-Interviews zusammen. Auch          rungen, Verlaufsprotokolle, Verschlagwortungen, kon-
2020 werden durch die Unterstützung der LADS mindes-            textualisierende Zusammenfassungen, Kurzübersichten
tens vier weitere Interviews mit lesbischen Frauen hinzu-       und Kontextbeschreibungen sowie Lebensläufe der Inter-
kommen. Im Rahmen einer Kooperation mit dem Projekt             viewten erstellt.
„Queer durch Tübingen“ des Stadtarchivs Tübingen konn-
te 2019 ein zusätzliches Interview durchgeführt werden,
dem 2020 bis zu drei weitere folgen werden.

                                                                Auch Astrid Osterland gab 2019 dem
                                                                Archiv der anderen Erinnerungen
                                                                ein Interview
                                                     © Privat

                                                                                                                           Unterstützen Sie das Archiv der
                                                                                                                           anderen Erinnerungen!
                                                                                                                           Wir freuen uns über Ihre Spende. Bitte geben Sie bei Ihrer Überweisung
                                                                                                                           im Feld Verwendungszweck folgende Zweckbindung an:
                                                                                                                           Archiv der anderen Erinnerungen

                                                                                                                           Kontoinhaberin: Bundesstiftung Magnus Hirschfeld
                                                                                                                           Kreditinstitut: GLS Bank
                                                                                                                           IBAN: DE29 4306 0967 1219 0024 00
                                                                                                                           BIC: GENODEM1GLS
Tätigkeitsbericht 2019 - Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Wissen schafft Akzeptanz - BUNDESSTIFTUNG MAGNUS ...
16   REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                                                        REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                                      17

                                               Forschungseinrichtung
                                               und Zufluchtsort
                                               Vor 100 Jahren gründete Magnus Hirschfeld sein                nach Sexual- oder Paarberatung. Die weltweit einmalige
                                               Berliner Institut für Sexualwissenschaft                      Einrichtung wird Anziehungspunkt namhafter Gäste wie
                                                                                                             dem KPD-Politiker Willy Münzenberg, dem dänischen Ma-
                                               Im Jahre 1919 erfüllt sich der Arzt und Sexualreformer        ler Einar Wegener (später Lili Elbe) und vielen Schriftstel-
                                               Magnus Hirschfeld einen lang gehegten Wunsch. Mit             ler_innen, darunter Christopher Isherwood, Alfred Döblin,
                                               seinem Privatvermögen erwirbt er das Hatzfeldsche Pa-         André Gide, Herman Bang und Robert Hichens, die ihre
                                               lais in Berlin-Tiergarten und eröffnet dort am 6. Juli das    Eindrücke zum Teil auch literarisch verarbeiteten.
                                               weltweit erste „Institut für Sexualwissenschaft“. Es ist

Hirschfeld-                                    gleichermaßen wissenschaftliche Forschungs-, Lehr- und
                                               Schulungsstätte, Archiv sowie eine Bibliothek, die mit
                                               10.000 Büchern weltweit als die größte sexualwissen-
                                                                                                                Als jüdisch, sozialdemokratisch und sittenwidrig de-
                                                                                                             nunziert, ist das Institut immer wieder auch Hassobjekt,
                                                                                                             nicht nur bei Nationalsozialisten. Am 6. Mai 1933 dringen

Jubiläumsjahre
                                               schaftliche Sammlung gilt. Die Einrichtung ist aber auch      SA-Studenten in das Institut ein, verwüsten die Räume
                                               Ausgangspunkt für sexualreformerische Bestrebungen.           und plündern die große Bibliothek. Magnus Hirschfeld
                                               Die 115-Zimmer-Villa nahe dem Reichstag mit mehreren          muss im französischen Exil erfahren, dass bei der Bücher-

2018/2019
                                               Arztpraxen, Gästezimmern und Vortragssälen entwickelt         verbrennung am 10. Mai 1933 auf dem Opernplatz seine
                                               sich zudem auch als Zufluchtsort für homosexuelle und         Sammlung in die Flammen geworfen wurde. 1943 wird
                                               transidente Menschen.                                         das Gebäude zerbombt. An dessen Stelle steht heute das
                                                                                                             Haus der Kulturen der Welt.
                                                   Über 40 Personen arbeiten am Institut für Sexualwis-
                                               senschaft auf sehr verschiedenen Gebieten, etwa in der
                                               Forschung, der Sexualberatung, der Behandlung von Ge-

                                                                                                                                                                    © Archiv der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft
                                               schlechtskrankheiten und der sexuellen Aufklärung der
                                               Bevölkerung. Auch hatten das Wissenschaftlich-humani-
                                               täre Komitee, die weltweit erste Homosexuellenorganisa-
                                               tion, sowie die Weltliga für Sexualreform dort ihren Sitz.

                                                   In kurzer Zeit wird das Institut zu einer bekannten Ad-
                                               resse für Wissenschaftler_innen und Politiker_innen aus
                                               dem In- und Ausland. Die Berliner Bevölkerung schätzt

                                                                                                                                                                    e. V., Berlin
                                               es als beratende und behandelnde Einrichtung für „kör-
               100 JAHRE GRÜNDUNG              perliche und seelische Sexualleiden” und insbesondere
                      INSTITUT FÜR             für „sexuelle Zwischenstufen“. Allein im ersten Jahr be-
             SEXUALWISSENSCHAFT                suchen rund 3.500 Patient_innen das Institut, etwa ein
                          (1919-1933)          Drittel davon homosexuell, trans- oder intergeschlecht-
                                                                                                             Historische Postkartenansicht des Instituts für
                                                                                                             Sexualwissenschaft in Berlin (1919-1933)
                                               lich. Heterosexuelle Personen sind meist auf der Suche
Tätigkeitsbericht 2019 - Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Wissen schafft Akzeptanz - BUNDESSTIFTUNG MAGNUS ...
18      REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                                                                                                                                  REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG               19

Gedenkveranstaltung am
Haus der Kulturen der Welt
                                                                                   Zum Ende des Festprogramms
                                                                                   ließen die Gäste gemeinsam 100
                                                                                   bunte Luftballons steigen

                                                                           © BMH

Mit einer gemeinsamen Veranstaltung erinnerten die                 Ein weiteres Grußwort kam von Daniel Neugebauer,
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, das Queere Kulturhaus          dem stellvertretenden HKW-Intendanten, dessen Ein-
(E2H) und die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH)           richtung die Veranstaltung unterstützte. Die Chansonet-
am 5. Juli 2019 an die Gründung des Instituts für Sexual-      te Sigrid Grajek lieferte mit dem „Lila Lied“ die passende
wissenschaft von Magnus Hirschfeld vor 100 Jahren. An          musikalische Umrahmung. Anlässlich der Jubiläumsjahre

                                                                                                                                                                                                                               © BMH
der Gedenkstunde auf dem Gelände des Hauses der Kul-           wurde auch der BMH-Kurzfilm „Magnus Hirschfeld. Ein
turen der Welt (HKW), also in unmittelbarer Nähe des eins-     Jahrhundertreformer“ überarbeitet und wird seit Juni
tigen Institutsstandortes, haben rund 100 Menschen, da-        2019 dauerhaft und öffentlich im Bereich der Hirschfeld-
                                                                                                                            Sängerin Sigrid Grajek, Ralf Dose (Magnus Hirschfeld Gesellschaft), Senatorin Dilek Kalayci, Jan
runter zahlreiche offizielle Vertreter_innen aus der Politik   Bar des Hauses der Kulturen der Welt in Endlosschleife
                                                                                                                            Feddersen (Initiative Queer Nations), Jörg Litwinschuh-Barthel, Franziska Kohse (v. l.)
und der queeren Community teilgenommen. Neben dem              gezeigt.
Historiker Ralf Dose als Vertreter der Magnus-Hirschfeld-
Gesellschaft und Christiane Härdel vom Queeren Kultur-
haus (E2H) sprach auch die Senatorin für Gesundheit, Pfle-
ge und Gleichstellung, Dilek Kalayci.
20     REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                                                                                                                                        REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG   21

                                               Bilanz der                                                                            Ralf Dose: Das ist meines Erachtens eine kontinuierliche Entwicklung. Wenn
                                                                                                                                     wir uns erinnern, wie schwer sich die Schwulenbewegung der 1970er und auch

                                               Jubiläumsjahre
                                                                                                                                     noch in den frühen 1980er Jahren mit Hirschfeld getan hat! Zwar wurde Hirsch-
                                                                                                                                     felds Rolle in der Emanzipationsgeschichte und sein Engagement im Kampf
                                                                                                                                     gegen den Paragrafen 175 gewürdigt. Seine als biologistisch wahrgenomme-
                                                                                                                                     nen Thesen machten ihn aber auch suspekt und zu einer eher randständigen
                                               Interview mit Ralf Dose                                                               Figur. Das hat sich sehr deutlich verändert, vor allem, weil nun viel deutlicher
                                                                                                                                     erkannt wird, wie er die Vielfalt der heute als queer bezeichneten Community
                                                                                                                                     beschrieben hat. Er wird dadurch in weitaus umfassenderen Maßen als wichti-
                       © Andreas Pretzel

                                               In den Hirschfeld-Jubiläumsjahren 2018 und 2019 erinnerte die Bundesstif-             ger Vorläufer der LSBTIQ*-Bewegung betrachtet.
                                               tung Magnus Hirschfeld zusammen mit der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft
                                               an Leben und Werk ihres Namensgebers. Am 14. Mai 2018 wäre der schwule,               Das sehe ich auch an den vielen Anfragen, die wir in der Magnus-Hirschfeld-
                                               jüdische und sozialdemokratische Arzt Dr. Magnus Hirschfeld 150 Jahre alt ge-         Gesellschaft verstärkt aus dem Ausland bekommen. Die Auseinandersetzung
                                               worden. Im Jahr 2019 jährte sich zum 100. Mal die Gründung seines Instituts für       mit Hirschfeld ist komplexer geworden, gerade auch was seine humane Vor-
                                               Sexualwissenschaft in Berlin.                                                         stellung von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt angeht.
Ralf Dose
Historiker
                                               Der Historiker Ralf Dose von der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft bilanziert im
                                               Interview die vielfältigen Aktivitäten und Gedenkveranstaltungen anlässlich       Das heißt, Magnus Hirschfeld wird insbesondere im wissenschaftlichen
                                               der beiden Jubiläen.                                                              Kontext neu entdeckt?

                                                                                                                                     Ralf Dose: Das lässt sich definitiv so sagen. Hirschfeld wird innerhalb der Queer
                                           In den vergangenen zwei Jahren wurde Magnus Hirschfeld nicht nur mit einer                Theory und in jüngerer Zeit auch zunehmend in der Transgender-Forschung
                                           Sonderbriefmarke geehrt, sondern ihm wurde auch mit Festakten, Kongres-                   auffallend intensiv rezipiert. Das gilt insbesondere auch für sein Institut und
                                           sen und anderen Veranstaltungen gedacht. Welches Resümee ziehen Sie aus                   die dort angestellten Bemühungen, trans* Personen eine Lebensperspektive
                                           diesen Jubiläumsfeierlichkeiten?                                                          zu bieten.

                                               Ralf Dose: Ich denke, dass es gelungen ist, Magnus Hirschfeld wieder im öf-
                                               fentlichen Bewusstsein zu verankern. Das war lange nicht der Fall. Zu seinem      Gab es für Sie ein ganz persönliches Highlight oder einen besonders be-
                                               100. Geburtstag 1968 gab es, wenn überhaupt, bestenfalls einen kleinen Arti-      wegenden Moment in diesen beiden Hirschfeld-Jubiläumsjahren?
                                               kel in einer medizinischen Zeitschrift.
                                                                                                                                     Ralf Dose: Ich denke da an zwei Dinge. Zum einen an den Festakt zum 150.
                                               Die Festivitäten und die mediale Aufmerksamkeit anlässlich des 150. Geburts-          Geburtstag in Berlin, zu dem wir alle lebenden Familienangehörigen Hirsch-
                                               tages zeigten uns, dass die kontinuierliche Arbeit, etwa der Magnus-Hirsch-           felds zusammenbringen konnten. Es war so schön zu erleben, wie über die-
                                               feld-Gesellschaft in den letzten vier Jahrzehnten und seit 2011 auch der Bun-         ses Zusammentreffen der – im doppelten Wortsinne – entfernten Verwandten
                                               desstiftung Magnus Hirschfeld, Früchte trägt.                                         Freundschaften entstanden. Und auch als Hirschfeld-Gesellschaft haben wir
                                                                                                                                     enge Kontakte knüpfen können.
                                               Wie weit sich die Bedeutung und das Wirken Hirschfelds über die LSBTIQ*-
                                               Community und Fachkreise hinaus auch nachhaltig ins kollektive Gedächtnis             Das andere Highlight ist der immense Erfolg der ALMS-Konferenz „Queering
                                               festschreiben konnte, lässt sich aber nur vermuten.                                   Memory“ mit fast 500 Leuten aus wirklich allen Teilen der Welt – aus Moskau,
                                                                                                                                     Peking über Pakistan bis Brasilien. Gerechnet hatten wir mit 200 Teilnehmen-
                                                                                                                                     den. Dieses große internationale Interesse habe ich auch als Bestätigung unse-
                                           Die Jubiläen waren Anlass nicht nur für zahlreiche Veranstaltungen, sondern               rer Arbeit betrachtet.
                                           haben auch in den Medien große Resonanz gefunden. Hat sich durch die
                                           breite Beschäftigung mit Hirschfelds Leben und Werk auch dessen öf-
                                           fentliches Bild verändert?
22      REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                                                                                                                                    REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                         23

                                                                                                                                  Nach der Befreiung wurde die schwererkrankte Mar-          sich jedes Jahr und als Ditha im Sterben lag, war Margot
                                                                                                                              got nach Schweden gebracht und so verloren sich die bei-       an ihrer Seite. Heute muss sich Margot nicht mehr verste-
                                                                                                                              den zeitweilig aus den Augen. Später emigrierte Margot         cken. Mit 88 hatte sie ihr verspätetes Coming-out – und
                                                                                                                              in die USA. Um ihren Kinderwunsch zu erfüllen, heiratete       niemand von ihrer Familie war erstaunt.

14. Hirschfeld Lecture                                                                                                        sie später. Dithas Weg führte über England nach Kanada.
                                                                                                                              Doch die beiden Frauen hielten engen Kontakt, sahen

Homophobie in der Lagergesellschaft.
Dr. Anna Hájková

                                                                                                                               © BMH
                                                               Holocaustüberlebenden, die KZ und Ghettos überlebte.
                                                               In Theresienstadt traf sie die gleichaltrige Ditha aus Wien,
                                                               die nur mit ihrer Großmutter und Tante ins Ghetto depor-
                                                               tiert worden war. „Ich hätte alles für Ditha gemacht”, be-
                                                               richtete Margot über die Bedeutung ihrer gegenseitigen
                                                               Zuneigung. 1944 wurde Margot mit ihrer Familie in einen
                                                               Bereich des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau de-
                                                               portiert, der als Theresienstädter Familienlager bekannt
                                                               geworden ist. „Ich fühlte mich schrecklich und sehr ver-
                                                               loren, als ich sie [Ditha] in Theresienstadt zurücklassen
                                                               musste“, blickte Margot 1992 zurück.
Die queere Geschichte des Holocaust, das heißt, die Frage
nach gleichgeschlechtlichem Verlangen unter den Opfern              Als sie im Familienlager einige Tage später wieder auf
des organisierten Massenmords im Nationalsozialismus,          Ditha traf, war dies für Margot eine große Erleichterung,
ist weitgehend unerforscht. Diese Lücke wird nun erst          „ich war glücklich.“ Anfang Juli wurde das Familienlager
durch Dr. Anna Hájková, Associate Professor an der Uni-        geschlossen, alle „arbeitsfähigen“ Menschen zur Sklaven-
versity of Warwick, geschlossen. Sie hat dazu einerseits       arbeit verschleppt, die „nichtarbeitsfähigen“ ermordet.
bereits vorhandene Quellen neu und aus einer queeren           Margot beschloss, Ditha zu folgen; sie war nun ihre Fami-
Perspektive gelesen, aber auch wie im Falle der Ausch-         lie. Margots Eltern und die jüngere Schwester Lore blieben
witz-Überlebenden Margot H. selbst Interviews geführt.         zurück. Die beiden Mädchen wurden in drei Außenlager
                                                               des KZ Neuengamme überstellt, um dort Zwangsarbeit
    Mit ihrem Vortrag „Homophobie in der Lagergesell-          zu leisten. Ditha und Margot blieben bis Kriegsende zu-
schaft: Holocaust, queeres Verlangen und Kontinuitäten         sammen. Ihre Odyssee endete am 15. April 1945 mit der
der Ausgrenzung“ in der Aula der Universität Rostock,          Befreiung des KZ Bergen-Belsen.
präsentierte die Historikerin einen Teil ihrer Forschungs-
                                                                                                                              Die Historikerin Dr. Anna Hájková hielt das wissenschaftliche Referat mit dem Titel
ergebnisse. In ihrer Hirschfeld Lecture am 9. Dezember
                                                                                                                              „Homophobie in der Lagergesellschaft“
2020 zeigte Dr. Anna Hájková an konkreten Einzelschick-
salen verschiedene Formen der romantischen, erzwunge-
nen und abhängigen Beziehungen. Als ein Beispiel schil-
derte sie das Schicksal der jüdischen Bielefelderin Margot
H., die 1942 im Alter von 14 Jahren mit ihrer Familie in das
Ghetto Theresienstadt deportiert wurde. Hájkovás Inter-
view mit Margot ist das allererste Zeugnis einer lesbischen
24     REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                                                                                                                                      REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                        25

                                                                                                                      Forschungsprojekte
                                                                                                                      Forschungsbericht „Aufarbeitung von Diskriminie-                    „Lebenswelten und Verfolgungsschicksale
                                                                                                                      rung lesbischer Mütter in Rheinland-Pfalz“                          homosexueller Männer in Baden und Württemberg
                                                                                                                                                                                          1919-1969“
                                                                                                                      Mit der Frage des Sorgerechtsentzugs lesbischer Mütter
                                                                                                                      durch bundesdeutsche Gerichte beschäftigt sich seit zwei            Mit dem 2016 gestarteten Forschungsprojekt „Lebenswel-
                                                                                                                      Jahren ein Forschungsprojekt, das die BMH gemeinsam mit             ten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer
                                                                                                                      dem Institut für Zeitgeschichte München-Berlin im Auftrag           in Baden und Württemberg im Nationalsozialismus und
                                                                                                                      des Ministeriums für Familie, Frauen, Jugend, Integration           in der Bundesrepublik Deutschland“ setzt das Land Ba-
                                                                                                                      und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz durchführt.                   den-Württemberg nicht nur ein wichtiges gesellschafts-
                                                                                                                                                                                          politisches Zeichen, sondern es füllt zudem auch „einen
                                                                                                                                                                                          blinden Fleck in der wissenschaftlichen Forschung über
                                                                                                                                                                                          Strafverfolgung und gesellschaftliche Ausgrenzung von
                                                                                                                                                                                          Homosexuellen“ in der Geschichte des Bundeslandes, wie

                                                                                           © BMH
                                                                                             BMH
                                                                                                                                                                                          es die baden-württembergische Ministerin für Wissen-

                                                                                           ©
                                                                                                                                                                                          schaft, Forschung und Kunst, Theresia Bauer (Bündnis 90/
                                                                                                                                                                                          Die Grünen), formulierte. Mit Mitteln ihres Hauses konnte
Dr. Ulrich Baumann (Stiftung Denkmal), Dr. Daniel Baranowski (BMH),
                                                                                                                                                                                          das in drei Module aufgeteilte und auf drei Jahre ange-
Liam Bley (BMH), Dr. Anna Hájková, Matti Seithe (BMH), Landesrabbiner
                                                                                                                                                                                          legte Projekt in Angriff genommen werden.
Yuriy Kadnikov, Lotte Hiller (v. l.)

                                                                                                                                                                                              Das Teilmodul „Lebenswelten und Verfolgungsschick-
                                                                                                                                                                                          sale homosexueller Männer in Baden und Württemberg

                                                                                                                                                                   © Jörg Scheibe
                                                                                                                                                                                          im Nationalsozialismus und nach 1945“ lief unter der Lei-
    Anhand der verschiedenen Beispiele von gleichge-        Die 14. Hirschfeld Lecture fand in Kooperation mit der                                                                        tung von Prof. Wolfram Pyta von August 2016 bis Oktober
schlechtlichen Beziehungen und Sexualität unter Häftlin-    Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas,                                                                            2019 an der Universität Stuttgart, Historisches Institut, Ab-
gen bzw. mit Lagerpersonal verdeutlichte Dr. Anna Hájko-    der Jüdischen Gemeinde Rostock sowie der AG Gender                                                                            teilung Neuere Geschichte. Dr. Julia Noah Munier oblag
vá in ihrem Vortrag, dass nur durch eine Gleichzeitigkeit   und Queer Studien der Universität Rostock statt.                                                                              als als akademischer Mitarbeiterin die wissenschaftliche
                                                                                                                                Dr. Kirsten Plötz
von queerer und Heterosexualität das Verhalten der Opfer                                                                                                                                  Erforschung der genannten Thematik. Kooperiert wurde
                                                                                                                                Historikerin
verstanden werden könne. Damit müsse vom ausschließ-        Eine erweiterte Version des Vortrags wird im ersten                                                                           innerhalb des ersten Forschungsmoduls mit dem Institut
lichen Konzept der sexuellen Identität Abschied genom-      Halbjahr 2021 unter dem Titel „Menschen ohne Ge-                                                                              für Zeitgeschichte München-Berlin (IFZ) in Gestalt von
men und von Akten und Praktiken gesprochen werden.          schichte sind Staub. Homophobie und Holocaust“ als                                                                            Prof. Michael Schwartz und mit der Bundesstiftung Mag-
Erst dieser Zugang ermögliche ein inklusives Verständnis    Band 14 der Reihe Hirschfeld Lectures im Wallstein Ver-       Für die Forschung beauftragt wurde die Historikerin             nus Hirschfeld (BMH).
von menschlichem Verhalten angesichts des Extremen.         lag Göttingen erscheinen.                                 Dr. Kirsten Plötz, die bereits die erste Studie über Diskri-
                                                                                                                      minierung lesbischer Liebe in Rheinland-Pfalz 1946-1973                 Geforscht wurde insbesondere in den Staats- und
                                                                                                                      erstellte und seit langem zur lesbischen Geschichte in den          Landesarchiven im Land Baden-Württemberg, wie dem
                                                                                                                      ersten Jahren der Bundesrepublik arbeitet. Dr. Kirstin Plötz        Hauptstaatsarchiv Stuttgart, dem Generallandesarchiv
                                                                                                                      wird den Abschlussbericht ihres Forschungsprojektes im              in Karlsruhe, dem Staatsarchiv Ludwigsburg, den Staats-
                                                                                                                      September 2020 in Mainz der Öffentlichkeit vorstellen.              archiven Freiburg und Sigmaringen, aber auch in relevan-
                                                                                                                                                                                          ten Stadtarchiven. Darüber hinaus wurden auch die Quel-
                                                                                                                      Weitere Informationen zum Projekt: https://sorgerecht-
                                                                                                                      lesbischer-muetter.de/ueber-das-projekt/
26      REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                                                                                                                                                    REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                                    27

len in speziellen Archiven, wie dem Schwulen Museum               Verfolgungsgeschichte und -praxis ebenso wie die Doku-        nelle Schicksal, das homosexuelle Männer in der Zeit des                       1935 sprunghaft anstiegen. Zudem kann innerhalb der
Berlin und dem Archiv der anderen Erinnerungen der                mentation von Verfolgungsschicksalen. Darüber hinaus          nationalsozialistischen Terrors im deutschen Südwesten                         Forschung ein gravierender qualitativer, das Strafmaß be-
Bundesstiftung Magnus Hirschfeld berücksichtigt. Auf              galt es die Frage nach dem Entstehen und Fortwirken           erleiden mussten, deutlich. Im reichsweiten Vergleich ver-                     treffender, Anstieg der Verfolgung der nach § 175, § 175a
der Grundlage dieser umfangreichen historiografischen             subkultureller Lebenswelten homosexueller Männer und          lief die Verfolgung auch im Blick auf die Gesamtbevölke-                       verfolgten Männer verzeichnet werden.
Forschungen konnte eine Monografie zu genannter The-              ihrer politischen Organisierung zu untersuchen, dieses        rung hier überdurchschnittlich. Deutlich wird aus der un-
matik erstellt werden. Diese erscheint im Jahr 2020 im W.         immer auch in Verschränkung mit der jeweiligen landes-        tenstehenden Grafik, dass die Verurteilungen spätestens
Kohlhammer Verlag unter dem Titel „Lebenswelten und               und bundespezifischen Sexualpolitik.
Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden
und Württemberg 1919-1969“.                                           Unter Bezugnahme auf umfangreiche Quellenbestän-
                                                                  de, darunter Dokumente der Verfolgungsbehörden und                                Verurteilungen in Baden und Württemberg 1925-1936
                                                                  -institutionen, persönliche Aufzeichnungen und Zeit-
                                                                  zeugeninterviews, entfaltet sich die Monografie anhand           450
                                                                                                                                                                                                                                                                       417
                                                                  dreier grundlegender politischer Zäsuren: der Zeit der                             OLG Bezirk Karlsruhe, rechtskräftig Verurteilte
                                                                  Weimarer Republik mit den demokratischen Teilstaaten             400               Verurteilungen gesamt
                                                                  Baden und Württemberg, der NS-Zeit und der Nach-                                   OLG Bezirk Stuttgart, rechtskräftig Verurteilte
                                                                  kriegszeit mit dem 1952 neugegründeten Bundesland                350

                                                                  Baden-Württemberg. Die Studie schließt ab mit der Li-
                                                                  beralisierung des Paragrafen 175 im Rahmen der Großen            300

                                                                  Strafrechtsreform im Jahr 1969. Auf diese Weise können
                                                                  Kontinuitäten in den Blick genommen werden, die die              250
                                                                                                                                                                                                                                                                       224
                                                                  politischen Zäsuren überschreiten. Nicht zuletzt in me-
                                                                  thodischer Hinsicht möchte diese Studie darstellen, wie          200

                                                                  gewinnbringend es ist, kulturwissenschaftliche Fragestel-                              148                                                                                           153       184
                                                                                                                                                                                                                                                                         193
                                                                                                                                   150                                                                                                      139
                                                                  lungen in historischer Perspektive auf die Untersuchung                                                                               133
                                                                                                                                                                     111                     118                                111
                                                                  von sexueller Diversität zu übertragen. Dafür wählt die                     99                                 99
                                                                                                                                                                                                                     90                                 85      96
                                                                  Studie einen praxeologischen Ansatz: Lebenswelten ho-            100                    78                                             79                                 80
                                                                                                                                                                      72
                                                                                                                                                                                             64                                 64
                                                                  mosexueller Männer werden im Sinne eines doing culture                      54                                  59
                                                                                                                                                                                                                     48                                          88
Die Monografie wird 2020 im W. Kohlhammer                                                                                          50
                                                                  durch soziale Praxen konstituiert, was es erlaubt, die Ge-                              70
                                                                                                                                                                                                                                            59
                                                                                                                                                                                                                                                        68
Verlag veröffentlicht                                                                                                                         45
                                                                                                                                                                                             54          54                     47
                                                                  schichte homosexueller Männer nicht mehr nur als reine                                              39         40                                  42
                                                                  Opfergeschichte zu erfassen. Homosexuelle Männer wa-              0

                                                                  ren auch handelnde Subjekte.
                                                                                                                                             1925        1926        1927       1928        1929        1930        1931       1932        1933        1934     1935   1936

    Das Projekt wurde begleitet durch ein Public-History-             In einem ersten Schritt rücken die sich vorsichtig ent-
                                                                                                                                Abb. 1: Grafik der rechtskräftigen Verurteilungen in Baden und Württemberg von 1925-1936. Quelle: Statistik des Deut-
Modul, für das der Historiker Karl-Heinz Steinle sowie die        faltenden Lebenswelten homosexueller Männer sowie             schen Reichs. Kriminalstatistik für das Jahr 1927-1935/1936, d.i. Bd. 370, 384, 389, 429, 433, 448, 478, 507, 577. OLG-Bezirk
Historikerinnen Dr. Nina Reusch und Dr. Kirsten Plötz ver-        ihre emanzipatorischen Organisierungsbemühungen in            Stuttgart u. OLG-Bezirk Karlsruhe, 1925 bis 1934 (§ 175 1 u. 2. Fall, d. h. inkl. Sodomie), ab 1935 §§ 175, 175 a u. 175 b.
antwortlich zeichneten. In diesem Rahmen wurde eine               den 1920er Jahren in den Fokus der Monografie. In den
das Forschungsprojekt begleitende Internetseite (www.             Jahren der Weimarer Republik konnte sich das lebens-
lsbttiq-bw.de) erstellt, die für eine interessierte Öffentlich-   weltliche Gefüge homosexueller Männer im deutschen
keit projektbezogene Inhalte entsprechend bürgernah               Südwesten verstärkt entfalten. Dies geschah vorwiegend            Ein wichtiges Kapitel der Studie zur NS-Zeit stellt die                    der Verfolgung auch nach 1945 fortsetzte, liegt ein weite-
präsentiert. Die wissenschaftliche Studie „Lebenswelten           in den urbanen und großstädtischen Zentren wie Stutt-         Auswertung eines besonderen Ego-Dokuments dar. Es                              rer Schwerpunkt auf den Jahren 1949-1969. Gezeigt wird,
und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in                 gart, Mannheim und Karlsruhe, aber auch in größeren           handelt sich um Gefängnisarbeiten des homosexuellen                            wie sich nach 1945 lebensweltliche Gefüge homosexueller
Baden und Württemberg 1919-1969“ ist die erste derart             Mittelstädten und vereinzelt in der ländlichen Region. Erst   Grafikers Markus Behmer, der in den 1930er Jahren im ba-                       Männer im deutschen Südwesten neu entfaltet haben,
umfassende Forschungsarbeit zu lebensweltlichen Ge-               auf dem Hintergrund der sich in den Jahren der Weimarer       dischen Strafvollzug zahlreiche künstlerische Arbeiten an-                     aber auch, dass homosexuelle Männer hier mit einer be-
fügen homosexueller Männer sowie zu ihrer staatlichen             Republik im deutschen Südwesten etablierenden homo-           fertigte, die seine Verfolgungserfahrung dokumentieren.                        sonders scharfen staatlichen Verfolgung rechnen muss-
Verfolgung in der Region des heutigen Bundeslandes Ba-            sexuellen Lebenswelten wird deren Zurückdrängung und          Da der § 175 in der NS-Fassung bis zur Großen Strafrechts-                     ten. Höhepunkt der Verfolgung markiert hier das Jahr
den-Württemberg. Die Studie umfasst die strafrechtliche           Zerstörung wie auch die Verfolgung und das exzeptio-          reform im Jahr 1969 weiter bestand und sich das Unrecht                        1959.
28       REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                                                                                                                                                              REFERAT KULTUR, GESCHICHTE & ERINNERUNG                     29

                                 Im Berichtsjahr bekannt gewordene Fälle
                              („Unzucht zwischen Männern“, §175, §175a StGB)

                                                                                                                                             Veröffentlichung
  2500

                                                           1933
  2000
                                                                                                                                             13. Hirschfeld Lecture: „Being Bi – Bisexualität
  1500
                                                                                                                                             zwischen Unsichtbarkeit und Chic“
                           1324                                                    1296            1284
                                                   1542            1504

                                           1299                             1312
                                   1177                                                                                        940                                                                                      Die Vorträge der Doktorandin Kim Ritter und von Prof.
  1000
                                                                                            1018          974
                                                                                                                                                                                                                    Dr. Heinz-Jürgen Voß, Professor für Sexualwissenschaft
                   925
           814
                                                                                                                 875
                                                                                                                        808
                                                                                                                                                                                                                    und Sexuelle Bildung an der Hochschule Merseburg, die
                                                                                                                                                                                                                    sich aus kultur- und sexualwissenschaftlicher bzw. sozio-
   500
                                                                                                                                      566                                                                           logischer Perspektive diesem Komplex näherten, sind
                                                                                                                                                                                                                    im Juni 2019 als Band 13 der Reihe Hirschfeld Lecture
                                                                                                                                                                                                                    erschienen.
     0

           1953    1954    1955    1956    1957    1958    1959    1960    1961    1962     1963   1964   1965   1966   1967   1968   1969
                                                                                                                                                                                                                    Kim Ritter, Heinz-Jürgen Voß: Being Bi – Bisexualität

                                                                                                                                                                                         © Wallstein Verlag
                                                                                                                                                                                                                    zwischen Unsichtbarkeit und Chic. Reihe: Hirschfeld-
Abb. 2: Grafik der im Berichtsjahr bekannt gewordenen Fälle. Kriminalstatistik des Landes Baden-
Württemberg „Unzucht zwischen Männern“, § 175 u. 175 a StGB.                                                                                                                                                        Lectures; Bd. 13, Wallstein Verlag, Göttingen 2019.

    Die Forschungsergebnisse verdeutlichen darüber hin-                     Dr. Julia Noah Muniers Studie „Lebenswelten und Ver-
aus, wie sich die historischen Akteure zunehmend organi-                    folgungsschicksale homosexueller Männer in Baden
sierten, um der Strafverfolgung etwas entgegenzusetzen.                     und Württemberg im 20. Jahrhundert“ wird voraus-                 Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte Magnus Hirsch-
Unterstützt von liberalen Stimmen aus dem deutschen                         sichtlich im Sommer 2020 im W. Kohlhammer Verlag                 feld seine zentrale Vorstellung der sexuellen Zwischenstu-
Südwesten bildeten sich einzelne Interessengruppen und                      erscheinen.                                                      fen als grundsätzliche Bisexualität eines jeden Menschen.
die homosexuelle Bewegung, die gesellschaftliche Teilha-
be forderten. Dabei konnten sie an die liberalen Bestre-                                                                                         Wenn Menschen demnach also grundlegend bisexu-
bungen der Weimarer Republik und insbesondere an an                                                                                          elle Wesen sind, warum begegnet uns das Thema dann
den dortigen Menschenrechtsdiskurs anknüpfen.                                                                                                so selten? Einerseits sind bisexuelle Menschen in der All-
                                                                                                                                             tagswelt und in Community-Debatten kaum als solche
   Die Studie endet mit der Liberalisierung des § 175 StGB                                                                                   sichtbar, andererseits jedoch scheinen sich Prominente
im Zuge der bundesrepublikanischen Strafrechtsreform                                                                                         durchaus bereitwillig zu ihrer Bisexualität zu bekennen.
unter dem Bundesminister der Justiz Gustav Heinemann                                                                                         Woher rührt dieser eigenartige Widerspruch zwischen
(SPD) in der von Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger                                                                                          Unsichtbarkeit und Chic? Und: Wo steht eigentlich das B
(CDU) geführten Großen Koalition im September 1969.                                                                                          im Verhältnis zu LSTTIQ? Auf diese Fragen versuchte die
                                                                                                                                             am 12. Oktober 2018 im Nürnberg gehaltene 13. Hirsch-
                                                                                                                                             feld Lecture Antworten zu finden.
30     REFERAT GESELLSCHAFT, TEILHABE & ANTIDISKRIMINIERUNG                                                                                         REFERAT GESELLSCHAFT, TEILHABE & ANTIDISKRIMINIERUNG                              31

Referat Gesellschaft,                                                                                            Refugees & Queers
Teilhabe und                                                                                                     Politische Bildung an der Schnittstelle LSBTIQ*
                                                                                                                 und Flucht / Migration / Asyl

Antidiskriminierung                                                                                                                                                             Dazu fanden neben zwei Vernetzungstreffen jeweils eine
                                                                                                                                                                                dreitägige Fortbildung zu den Themen „Wie konzipiere
                                                                                                                                                                                ich eine Behördenfortbildung?“ und „Leaving the queer
                                                                                                                                                                                Bubble – PR und Medientraining“ statt. Mit diesen konn-
                                                                                                                                                                                te auf die konkreten Weiterbildungsbedarfe existieren-
                                                                                                                                                                                der Bildungsprojekte und Selbstorganisationen reagiert
                                                                                                                                                                                werden. Darüber hinaus wurden in Kooperation mit der
                                                                                                                                                                                Hochschule Esslingen und deren Projektgruppe des Se-
                                                                                                                                                                                minars „Fluchtgrund Homosexualität oder Transidentität“
                                                                                                                                                                                Bildungsmaterialien entwickelt. Von Anbeginn des Pro-
                                                                                                                                                                                jekts stießen die Vernetzungstreffen auf großes Interesse
                                                                                                                                                                                und rege Beteiligung, was den Bedarf an Austausch und
                                                                                                                 Das BMH-Modellprojekt „Refugees & Queers“ hat es sich          Vernetzung bei den angesprochenen Projekten und Ini-
                                                                                                                 zur Aufgabe gemacht, die bundesweite Vernetzung von            tiativen bestätigte.
                               © BMH

                                                                       © BMH

                                                                                                                 Akteur_innen der Bildungsarbeit an der Schnittstelle
                                                                                                                 LSBTIQ* und Flucht/Migration/Asyl zu fördern. Das Pro-             Auf dieser Grundlage konnten im Folgejahr 2018 wei-
                                                                                                                 jekt richtet sich sowohl an LSBTIQ*-Personen mit Flucht-       tere Bildungsvernetzungstreffen zu den Themen „Menta-
Dr. Carolin Küppers                    Richard Ernest Badih
                                                                                                                 hintergrund und von ihnen gegründete Initiativen und           le und sexuelle Gesundheit im Arbeitsbereich LSBTTIQ-
Wissenschaftliche Referentin           Projektreferent Refugees & Queers
                                                                                                                 Organisationen als auch an Institutionen, die LSBTIQ*-         Geflüchtete“ und „Nicht-normative Gender-Identitäten
Gesellschaft, Teilhabe und
                                                                                                                 Personen mit Fluchthintergrund informieren, betreuen           und Migration/Flucht/Asyl in Deutschland“ sowie Fort-
Antidiskriminierung
                                                                                                                 oder begleiten.                                                bildungen zu Medien- und Öffentlichkeitsarbeit durchge-
                                                                                                                                                                                führt werden. Aufgrund der Regularien der Bundeszent-
                                                                                                                     Ziel des Projektes ist es, Synergien herzustellen, neuen   rale für politische Bildung endete deren Projektförderung
                                                                                                                 Initiativen den Start in die Bildungsarbeit zu erleichtern     im Juni 2019.
                                                                                                                 und Multiplikator_innen zu stärken. Seinen Ursprung hat
                                                                                                                 dieses von der Bundeszentrale für politische Bildung ge-
                                                                                                                 förderte Projekt in dem Vorläufer „LSBTTIQ-Refugees wel-       Aktuelle Situation LSBTIQ*-Geflüchteter
                                                                                                                 come! Chancen einer emanzipatorischen Bildungs- und            in Deutschland
                                                                                                                 Vernetzungsarbeit“, das die BMH von März bis Dezember
                                                                                                                 2016 durchführte.                                              Weder kann bislang von einer Stabilisierung der Situation
                                                                                                                                                                                von LSBTIQ*-Geflüchteten in Deutschland gesprochen
                                                                                                                     Im Jahr 2017 konzentrierte sich das Projektteam da-        werden, noch von einer allgemeinen Sensibilisierung für
                                                                       © BMH

                                                                                                         © BMH

                                                                                                                 rauf, die drei Teilprojekte – Bildungsvernetzung, Fort-        die Lebensrealitäten und Bedürfnisse dieser spezifischen
                                                                                                                 bildung und Bildungsmaterialien – weiterzuentwickeln.          Personengruppe ausgegangen werden. Trotz der hohen

                                       Konstantin Sherstyuk                    Mohammad Dalla
                                       Projektmitarbeiter Refugees & Queers    Studentische Hilfskraft
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