RÜCKBLICK & AUSBLICK IV/2020 - Aktuelle Entwicklungen an den Kapitalmärkten - Hauck & Aufhäuser
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RÜCKBLICK & AUSBLICK IV/2020 Aktuelle Entwicklungen an den Kapitalmärkten • Goldener November • Weltwirtschaft mit Impfperspektive – Aktien-Dominanz hält an • Leicht steilere Renditestrukturkurven • Der Dollar muss weiter Federn lassen • Kann Gold weiter glänzen? 1
GOLDENER WELTWIRTSCHAFT NOVEMBER MIT IMPFPERS Auf einen teils sehr holprigen Okto- PEKTIVE – AKTIEN- ber folgte ein goldener November für Aktien. Während „Stay-at-Home“- DOMINANZ HÄLT AN Werte, also Titel, die von Lockdown und Homeoffice profitieren, weiter Nachdem die Weltwirtschaft das gefragt waren, konnten vor allem konjunkturelle Tal der Tränen mit Ab- auch Value-Aktien wieder Tritt fas- schluss des dritten Quartals hinter sen. Neben den Meldungen über tat- sich gelassen glaubte, spitzte sich der sächliche Impfstoffe stützte auch eine Pandemie-Verlauf erneut zu. In Europa weiter ultra-expansive Geldpolitik die reagierte die Politik mit erneut teils Kurse. Anhaltend niedrige Kapital- drastischen Lockdown-Maßnahmen. In marktrenditen ließen den Goldpreis der Folge sackte der Einkaufsmanager- nach einer moderaten „Abfahrt“ bei index für Dienstleistungen drastisch ab 1.764 USD/Feinunze einen Boden (vgl. Chart). Dagegen entwickelten sich finden; seitdem rangiert der Preis die Einkaufsmanagerindizes des Ver des wertvollsten Edelmetalls wieder arbeitenden Gewerbes nicht zuletzt oberhalb der Marke von 1.800 USD/ dank der rapiden Konjunkturerholung Feinunze. Dagegen musste der US- in China erstaunlich resilient. Alles in Dollar angesichts der globalen Kon- allem dürfte die Wirtschaftsleistung in junkturhoffnungen weiterhin Federn der Eurozone im vierten Quartal jedoch lassen. Nachdem EUR/USD zwischen erneut schrumpfen, wenngleich das Mitte August und Mitte November Ausmaß des Wachstumsrückgangs 2020 relativ stabil in der Bandbreite nicht so stark ausfallen dürfte, wie zwischen 1,16 und 1,19 oszillierte, brach beim initialen Corona-Schock im Früh- das meistgehandelte Währungspaar jahr. Während sich das Minus für die Ende vergangenen Monats aus dem EWU insgesamt auf rund vier Prozent genannten Korridor nach oben aus belaufen sollte, dürfte das Q4-BIP in und rangierte nach Überwinden der Frankreich gegenüber dem Vorquartal 1,20er Marke Anfang Dezember nörd- nochmals leicht stärker und in lich des wichtigen Widerstands bei Deutschland dagegen mit „nur“ an 1,21. derthalb Prozent zurückgehen. 2
EINKAUFSMANAGERINDEX FÜR EWU-DIENSTLEISTUNGEN SEHR UNTER DRUCK 60 50 40 30 20 10 11/18 03/19 07/19 11/19 03/20 07/20 11/20 Verarb. Gewerbe Eurozone Dienstleistungen Eurozone Verarb. Gewerbe USA Dienstleistungen USA Verarb. Gewerbe China Dienstleistungen China Quelle: H&A Global Investment Management, Bloomberg Mit Blick auf das erste Quartal 2021 ge- unserem Bericht zum Vorquartal mithin hen wir von etwas mehr Rückenwind erhöht. Auch der weiterhin ungewisse für die Eurokonjunktur aus, der jedoch Ausgang des Austritts Großbritanniens zunächst begrenzt ist. Solange kein aus der EU hinterlässt konjunkturelle ausreichender Impf-Deckungsgrad be- Bremsspuren. Vor diesem Hintergrund steht, können die Lockdowns im noch manifestiert sich die ultra-expansive kalten Jahresbeginn kaum merklich geldpolitische Haltung der Notenban- gelockert werden – mit entsprechen- ken und flankiert über entsprechende den Konsequenzen für die Wirtschaft. Effekte auf die Laufzeitenstruktur von Die Wahrscheinlichkeit einer neuer Staatsanleihen weiterhin die Aktien- lichen Rezession hat sich gegenüber märkte. 3
TECHNOLOGIE-WERTE HALTEN YTD DIE SPITZENPOSITION Kommunikationsservices Diskretionäre Konsumgüter Grundnahrungsmittel Energie Finanzinstitute Gesundheitsbranche Industrieunternehmen Informationstechnologie Werkstoffe Versorgung -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 Sektoren (S&P 500, in USD, in %) 1M YTD Quelle: H&A Global Investment Management, Refinitiv Datastream Nach einem herausfordernden Monat esentlich breiter gefasste S&P 500 w Oktober „flogen“ Aktien im November liegt sogar recht deutlich über seinem auf breiter Front. So glänzte beispiels- Vorkrisenniveau, ganz zu schweigen weise der deutsche Leitindex mit sei- vom Technologie-Index Nasdaq. ner besten Monatsperformance (+15 %) Wenngleich eine partielle Rotation seiner dreißigjährigen Geschichte. Bei (von Wachstums- hin zu Value-Titeln) seinem europäischen Pendant, dem etwas Glanz vom bisherigen Krisenge- Euro Stoxx 50, standen nochmal drei winner nahm, bleiben Technologie- Prozentpunkte mehr auf dem Tacho. Werte auf breiter Front grundsätzlich Mit einem Plus von 12 % lieferte der unterstützt. Einerseits ist eine hinrei- Dow-Jones-Index amerikanischer chende Impfung der Weltbevölkerung Standardwerte den höchsten prozen- alles weitere als umgesetzt und an tualen Monatszuwachs seit Januar dererseits dürften einige der „Stay- 1987. Während DAX 30 und EuroStoxx at-Home“-Trends auch nach der 50 ihre Vorkrisenniveaus selbst nach Pandemie eine Fortsetzung finden. der signifikanten November-Rallye per Anfang Dezember noch knapp unter- Dennoch konnten im November insbe- schreiten, rangiert der amerikanische sondere Aktien profitieren, die in den Dow-Jones-Index leicht höher. Der ersten Pandemie-Monaten besonders 4
stark litten wurden. Besonders auffällig Quartal 2021 zunächst stabilisieren (bei waren der Auftrieb bei Airbus (+40 %), Brent um Niveaus von 45 USD/Barrel), der deutschen Lufthansa (+30 %) sowie halten wir für wahrscheinlich. Zwar Tui (+60 %). Auch Energiewerte wie kratzte der Preis der Richtsorte Brent Total und Royal Dutch Shell konnten in Folge der OPEC-Einigung Anfang dank Ölpreisfantasien punkten. Er Dezember 2020 an der Marke von wartungen an eine rasche globale 50 USD/Barrel. Jedoch dürften die Konjunkturerholung, in deren Fahr Notierungen aufgrund der teilweise wasser die Zentralbanken zu einer Nor- holprigen Konjunkturentwicklung so- malisierung der Geldpolitik übergehen, wie mit Blick auf Erwartungen über ein ließen auch Bank-Titel sprinten. zukünftiges Ölangebot seitens Iran (im Zuge einer konstruktiveren US-Außen- Dass sich die Ölnotierungen in den politik) tendenziell unter Druck bleiben. kommenden Wochen sowie im ersten NIEDRIGE KAPITALMARKTZINSEN FLANKIEREN AKTIENRISIKOPRÄMIE 8 6 4 2 0 -2 02/88 02/96 02/04 02/12 02/20 S&P 500 Equity Risk Premium (%) 10-j. reale UST-Rendite (%) Quelle: H&A Global Investment Management, Refinitiv Datastream 5
LEICHT STEILERE DER DOLLAR MUSS RENDITESTRUKTUR WEITER FEDERN KURVEN LASSEN Mit 0,98 % erreichte die zehnjährige US- Die positiven Impfstoff-Meldungen Treasury-Rendite Anfang Dezember haben die Hoffnungen auf eine baldi- den höchsten Stand seit März 2020. ge Rückkehr zur Normalität verstärkt Mit einem Überwinden der psycholo- und bei der US-Valuta für Gegenwind gisch wichtigen Marke von 1,00 % rech- gesorgt. Der Dollar-Index, der die Ent- nen wir (temporär) nur im Falle eines wicklung der US- zu sechs Leitwährun- zeitnahen kleinen US-Fiskalpaketes. gen misst, durchbrach Ende November Sollten sich die aktuell deutlich stei- 2020 die wichtige Unterstützung bei genden Infektionszahlen in den USA 91,731 Punkten und markierte in der wider Erwarten zügig umkehren, reicht ersten Dezemberwoche (mit 90,47 In- unsere Rendite-Fantasie für das zehn- dexpunkten) den niedrigsten Stand jährige Laufzeitenspektrum der US- seit April 2018. Reziprok dazu erhielten Treasury-Kurve unter vorgenannter wachstumsorientierte Währungen wie Bedingung bis maximal 1,20 % per Q1 AUD, CAD und EUR Auftrieb. 2021. In der Eurozone ist das Rendite- bild ebenfalls tendenziell seitwärts bis abwärts gerichtet. Die zusätzlichen Quantitative-Easing-Maßnahmen der EZB auf ihrer geldpolitischen Dezem- ber-Sitzung dürften dieses Szenario genauso flankieren wie die noch aus- stehende Conclusio der strategischen Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie. 6
KANN GOLD WEITER letzt die wieder stark steigenden Corona-Infektionszahlen belasten das GLÄNZEN? Sentiment an den Märkten. Angesichts der herausfordernden konjunkturellen Einerseits flankieren die langfristig tief Entwicklung im ersten Quartal 2021 so- verankerten Kapitalmarktrenditen die wie aufgrund des skizzierten Rendite- Notierungen von Gold. Im Falle von bildes dürfte Gold immer wieder „glän- geringem Sperrfeuer für die globale zende“ Momente haben. Wir bleiben Konjunktur kommt es zudem zu Gold- übergewichtet. Rückenwind durch den US-Dollar. Denn der Greenback neigt bei besse- ren Aussichten für die Weltwirtschaft zur Schwäche. Andererseits ist die globale Konjunkturentwicklung mit einigen Abwärtsrisiken ausgestattet. Neben einer anspruchsvollen Impf- Logistik und einem latenten Brexit- Risiko stellt die US-Fiskalpolitik ein be- achtliches Konjunkturrisiko dar. Dieses Risiko-Bündel impliziert eine potentiell anziehende Nachfrage nach sicheren Anlagen. Kennt der Preis von Gold demnach nur eine Richtung? Mit nichten: Ende November sackte der Goldpreis durch die markante Unter- stützung bei 1.832,62 USD/Feinunze. Per Anfang Dezember rangiert der Goldpreis mit 1.865 USD/Feinunze jedoch wieder leicht fester. Nicht zu- 7
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