WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe

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WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
Mitteilungsblatt
der Ärztekammer
Westfalen-Lippe

Ausgabe 04.21

                        W E S T F Ä L I S C H E S Ä R Z T E B L AT T

                   12   Pandemie _ Dringend gesucht: eine langfristige Strategie

                   15   Kammer regional _ Verwaltungsbezirk Dortmund

                   16   Statistik _ Das sind die Ärztinnen und Ärzte in Westfalen-Lippe

                   18   Junge Ärzte _ Ab ins kalte Wasser — der erste Bereitschaftsdienst

                   21   CIRS-NRW-Bericht des 1. Quartals _ Ein ungeduldiger Patient
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
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Fax 05451 933-195   Mitglieder der Ärztekammer Westfalen-Lippe – ob Fortbildungs-
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WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
EDITORIAL • IMPRESSUM 03

                                     Auch zur Finanzierung Farbe bekennen!
                                     Gestaltungsgesetz macht Weg für neue Krankenhausplanung frei

Herausgeber:
                                     A      m 3. März hat der Landtag das „Dritte
                                            Gesetz zur Änderung des Krankenhausge-
                                            staltungsgesetzes des Landes Nordrhein-
Ärztekammer                          Westfalen“ beschlossen. Es macht den Weg frei
Westfalen-Lippe                      für eine Krankenhausplanung neuen Formats —
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48147 Münster
                                     „das Bett“ als Planungsgröße ist nur noch nach-
Tel. 0251 929-0                      geordnet, medizinische Leistungen sollen im Mit-
E-Mail: posteingang@aekwl.de         telpunkt der Planung stehen.
Internet: www.aekwl.de

Redaktionsausschuss:                 Die Ärztekammer Westfalen-Lippe begrüßt die-
                                     sen neuen Kurs ausdrücklich: Es liegt im Interesse
Dr. Hans-Albert Gehle,
Gelsenkirchen (verantw.)             einer hohen Versorgungsqualität, wenn sich die
Dr. Michael Schwarzenau, Münster     Krankenhausplanung künftig an der ärztlichen
                                     Weiterbildungsordnung orientiert, um das Versor-        Dr. Hans-Albert Gehle,
Redaktion:
                                     gungsgeschehen nach den dort definierten Fach-          Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe
Ärztekammer Westfalen-Lippe          gebieten in Leistungsbereichen zur organisieren,
Klaus Dercks
Postfach 4067
                                     innerhalb derer dann anhand von Leistungs-           Wie wichtig Daseinsvorsorge durch ein funktio-
48022 Münster                        gruppen detailliert die Versorgungsaufträge der      nierendes Gesundheitssystem ist, lässt sich seit
Tel. 0251 929-2102/-2103             einzelnen Häuser formuliert werden. Besonderen       über einem Jahr in den täglichen Nachrichten
Fax 0251 929-2149
E-Mail: kommunikation@aekwl.de       Wert will das Land bei der künftigen Planung zu-     verfolgen. Wie sähe die Versorgung von COVID-
                                     dem auf bessere Zusammenarbeit zwischen sta-         19-Patienten mit schweren Verläufen wohl aus,
Verlag und Druck:                    tionärem und ambulantem Sektor, auf wohnort-         wenn all die angeblich überflüssigen Betten, Sta-
IVD GmbH & Co. KG                    nahe Versorgung und auf mehr Kooperation der         tionen und Kliniken bereits abgebaut wären, wie
Wilhelmstraße 240                    Krankenhäuser untereinander legen.                   von interessierter Seite über Jahre hartnäckig ge-
49475 Ibbenbüren
                                                                                          fordert? Die Pandemie zeigt nicht nur, wie wichtig
Tel. 05451 933-450
Fax 05451 933-195                    So weit, so gut — doch bevor nun neue Strukturen     Reservekapazitäten im Infektionsschutz und in
E-Mail: verlag@ivd.de                geschaffen werden, muss sicher sein, dass diese      der Intensivmedizin sind, sondern auch, wie sehr
Internet: www.ivd.de
Geschäftsführer:
                                     auch auskömmlich finanziert werden! Hier fehlt       der Verweis auf die „Musterländer“ Dänemark
Klaus Rieping, Alfred Strootmann     es bislang an Klarheit, dabei ist das Land doppelt   und Niederlande mit ihren gern als vorbildlich
Anzeigenverwaltung: Elke Adick       in der Verantwortung: Erste Schritte für eine Auf-   hingestellten Versorgungsstrukturen hinkt. Denn
ISSN-0340-5257
                                     stockung der Krankenhausinvestitionen sind zwar      dort gibt es weder die NRW-Vielfalt von Klinik-
Der Bezugspreis ist durch den        gemacht. Ein einmaliger Kraftakt reicht jedoch       trägern (für deren Erhalt sich Gesundheitsminis-
Mitgliedsbeitrag abgegolten.         nicht aus, die Anpassungen an den enormen Be-        ter Karl-Josef Laumann ausgesprochen hat) noch
Für Nichtmitglieder beträgt
der jährliche Bezugspreis 81,00 €    darf der Kliniken müssen Kontinuität bekommen.       eine Patientenversorgung durch niedergelasse-
einschließlich Mehrwertsteuer        NRW muss aber auch verstärkt Einfluss nehmen,        ne Fachärzte. Übrigens: Zwar hat Dänemark nur
und Zustellgebühr.
                                     um auf Bundesebene die überfällige Reform des        noch etwa halb so viele Krankenhäuser wie 2010.
Das Westfälische Ärzteblatt
erscheint monatlich.                 DRG-Systems zu erreichen. Und auch die Zusam-        Die Konzentration des Versorgungsgeschehens ist
                                     menarbeit der Sektoren wird ohne dauerhafte Fi-      jedoch wegen notwendiger Neubauten auch nicht
Redaktionsschluss ist am 5. jedes
Vormonats. Für unverlangt ein-
                                     nanzierung nicht funktionieren.                      wirklich ein Sparprogramm und die ambulante
gesandte Manuskripte, Bespre-                                                             Versorgung zeichnet sich durch Wartezeiten aus.
chungsexemplare usw. wird keine      „Krankenhausplanung“ darf nicht darauf hinaus-
Verantwortung übernommen. Vom
Autor gekennzeichnete Artikel        laufen, Kliniken und Kostenträgern die x-te Stra-    Von der Verabschiedung des neuen Krankenhaus-
geben nicht unbedingt die Meinung    tegie zur Kostenreduzierung anzudienen. Gefragt      gestaltungsgesetzes war im vergangenen Mo-
des Herausgebers wieder.             ist vielmehr ein Gesamtmodell inklusive Verzah-      nat nicht viel zu lesen — die Corona-Pandemie
Titelbild: ©peterschreiber.media —   nung von ambulanter und stationärer Medizin,         absorbiert fast alle Aufmerksamkeit. Bleibt zu
stock.adobe.com                      das Patientenversorgung und auch ärztliche Wei-      hoffen, dass die Krankenhausplanung nicht das
                                     terbildung sicherstellen kann. Steht indes Finan-    gleiche Schicksal trifft. Nächster wichtiger Punkt
                                     zierungsvermeidung als alles dominierendes Leit-     im Planungsprozess ist die Erstellung eines Kran-
                                     motiv auf der „hidden agenda“ der Planung, gerät     kenhausrahmenplans. Ob das wie beabsichtigt
                                     der Aspekt Daseinsvorsorge ins Hintertreffen,        bis zum Sommer gelingt? Dieses Projekt darf im
                                     bevor es überhaupt an konkrete regionale Versor-     Pandemie-Ausnahmezustand nicht unter die Rä-
                                     gungsfragen geht. Deshalb muss das Land auch in      der kommen! Es verträgt aber auch keine falsche
                                     Sachen Finanzierung nun Farbe bekennen!              Hast und braucht besondere Sorgfalt!

                                                                                                            WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 04|21
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
04 INHALT

Inhalt
Themen dieser Ausgabe

         TITELTHEMA
12       Dringend gesucht: eine langfristige Strategie
         Informationsveranstaltung

         KAMMER AKTIV                                                               16
15       Information und Transparenz für Ärzte und Patienten
         Serie Kammer regional: Verwaltungsbezirk Dortmund

16       Das sind die Ärztinnen und Ärzte in Westfalen-Lippe
         Die Arztstatistik 2020 liegt vor

18       Rein ins kalte Wasser — der erste Bereitschaftsdienst
         Serie Junge Ärzte

                                                                                    18
         PATIENTENSICHERHEIT

21       Ein ungeduldiger Patient
         CIRS-NRW-Bericht des Quartals

         INFO

05       Info aktuell

22       Leserbriefe

23       Persönliches

27 	Ankündigungen der Akademie für medizinische Fortbildung

55
     der ÄKWL und der KVWL

         Bekanntmachungen der ÄKWL
                                                                                    21
                                                                 Borkum 2021
                                                                 Programm der 75. Fort- und Weiterbildungswoche
                                                                 der Akademie für medizinische Fortbildung
                                                                 der ÄKWL und der KVWL

                                                                                    49
04|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
INFO AKTUELL 05

TAG DES GESUNDHEITSAMTES                                                                                                            nem Anlass „Krisenreaktion”. „Seit 2019 ist
                                                                                                                                    nicht genug passiert. Aller guten Dinge sind
Gehle: Pakt für den ÖGD endlich umsetzen                                                                                            leider nicht drei“, so Gehle.

                                                                                                                                    Gehle: „Der Öffentliche Gesundheitsdienst ist
„Die Situation der Gesundheitsämter hat sich                                                                                        eine unverzichtbare Säule unseres Gesund-
auch nach einem Jahr der Corona-Bekämp-                                                                                             heitswesens und muss dringend dauerhaft
fung nicht wesentlich gebessert“, kritisierte                                                                                       gestärkt werden. Die Ärztinnen und Ärzte dort

                                                                                                   Foto: ©hkama — stock.adobe.com
der Präsident der Ärztekammer Westfalen-                                                                                            verdienen unseren Respekt und unsere Unter-
Lippe (ÄKWL), Dr. Hans-Albert Gehle, am „Tag                                                                                        stützung, sie kämpfen aktuell nicht nur gegen
des Gesundheitsamtes” am 19. März. „Es fehlt                                                                                        die Corona-Pandemie, sondern auch mit den
immer noch eine langfristige und nachhalti-                                                                                         altbekannten Strukturproblemen des ÖGD.“
ge Förderung, die eine verbesserte personelle,
strukturelle und finanzielle Ausstattung der                                                                                        Mit der Forderung nach Umsetzung des ÖGD-
Gesundheitsämter gewährleistet. Wir brau-                                                                                           Pakts erneuert Gehle ein Votum der ÄKWL-
chen unbedingt eine zügige Umsetzung des                                                                                            Kammerversammlung aus dem vergangenen
Pakts für den öffentlichen Gesundheitsdienst,     zur Verankerung von universitärer Forschung                                       Jahr. Im letzten Juni hat sich das Parlament
hier ist die Politik in Bund und Land sowie auf   und Lehre zu ÖGD-spezifischen Themenge-                                           der westfälisch-lippischen Ärzteschaft für
kommunaler Ebene weiter gefordert — gerade        bieten sowie zur wissenschaftlichen Analyse                                       solch ein Übereinkommen ausgesprochen, mit
in Zeiten einer nicht enden wollenden Pande-      und Bewertung des regionalen pandemischen                                         dem eine Mindestpersonalausstattung bei den
mie.“ Die bisherigen Maßnahmen der Bundes-        Ausbruchsgeschehens unter besonderer Be-                                          Gesundheitsämtern festgelegt und die ärztli-
regierung zur Stärkung des Öffentlichen Ge-       rücksichtigung der Erfordernisse des ÖGD bei-                                     chen Gehälter an die Entwicklung in anderen
sundheitsdienstes (ÖGD) reichten nicht aus,       tragen.                                                                           Bereichen des Gesundheitswesens angepasst
das notwendige Personal zu gewinnen, so der                                                                                         werden sollen. Dies sei über arztspezifische
Kammerpräsident.                                  Im März 2019 rief das Robert Koch-Institut                                        Tarifverträge zu gewährleisten, heißt es in
                                                  (RKI) erstmalig den „Tag des Gesundheits-                                         dem Votum der Kammerversammlung. Gehle:
Gehle wiederholt in diesem Zusammenhang           amtes” aus. Mit diesem Gedenktag sollen die                                       „Ein schlecht ausgestatteter und strukturell
auch die Forderung der ÄKWL, im Rahmen            kommunalen Gesundheitsbehörden gewürdigt                                          sowie personell ausgebluteter Gesundheits-
der Umsetzung des Pakts für den Öffentlichen      werden, die weltweit eine wichtige Säule für                                      dienst stellt eine Gefahr für die Gesundheit
Gesundheitsdienst eine Stiftungsprofessur         die Gesundheit der Bevölkerung darstellen,                                        der Bevölkerung dar. Und dies nicht nur wäh-
für fünf Jahre an der Universität Bielefeld       deren Bedeutung jedoch oftmals zu wenig be-                                       rend einer Pandemie. Es geht dabei nicht nur
einzurichten. Diese soll zur Stärkung der wis-    kannt ist, so das RKI. Das Motto für den Tag                                      um Entgelt, sondern auch um würdige Ar-
senschaftlichen Arbeitsgrundlagen des ÖGD,        des Gesundheitsamtes 2021 war aus gegebe-                                         beitsbedingungen.“ 

ABSCHAFFUNG DES DRG-SYSTEMS GEFORDERT
                                                                                                                                    Krankenhausplanung wird nur dann nach-
Unterstützung für Kampagne „Bunte Kittel”                                                                                           haltig erfolgreich sein können, wenn die In-
                                                                                                                                    vestitionsmittel nicht nur einmalig erhöht
                                                                                                                                    werden, sondern dauerhaft das erforderliche
                                                                                                                                    Niveau erreichen, welches sich aus den vom
Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-          ÄKWL-Präsident Gehle unterstützt dieses En-                                       Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus
Lippe (ÄKWL), Dr. Hans-Albert Gehle, hat eine     gagement. „Zu einer modernen und erfolgrei-                                       kalkulierten Werten ergibt. Außerdem muss
Online-Petition der Kampagne „Bunte Kittel“       chen Krankenhausplanung gehören auch eine                                         Nordrhein-Westfalen sich auf Bundesebene
unterzeichnet, die sich für eine gemeinwohl-      entsprechende     Krankenhausinvestitionsfi-                                      entschieden für die längst überfällige Reform
orientierte Finanzierung der Krankenhäuser        nanzierung, die nachhaltig ist, und die längst                                    der Krankenhausvergütung einsetzen.
ausspricht und eine Abschaffung des DRG-          überfällige Reform des DRG-Systems in der
Systems fordert. In der Initiative engagieren     Krankenhausvergütung.“                                                            Gehle: „Es bleibt dabei: Andernfalls werden
sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ge-                                                                                        alle Bemühungen des Landes um eine besse-
sundheitswesen, die sich gegen dessen fort-       Bereits in der Vergangenheit hat sich die                                         re Struktur der Krankenhausversorgung auch
schreitende Profitorientierung wenden und         ÄKWL für zusätzliche Investitionsmittel für                                       weiterhin durch die massiven Fehlsteuerun-
auf die maroden Ausbildungsbedingungen            die Kliniken im Land ausgesprochen und die                                        gen des DRG-Systems konterkariert.“
im Gesundheitssystem hinweisen wollen. Die        Abschaffung des DRG-Systems gefordert. In
Petition trägt den Titel „Damit die Patienten     einem 6-Punkte-Forderungskatalog für die
im Mittelpunkt stehen! Nicht die Gewinnma-        Krankenhausplanung in Nordrhein-Westfalen                                             Weitere Informationen zur Kampagne
ximierung! — Keine Profite mit Krankenhäu-        lautete Ende letzten Jahres das Votum der                                         „Bunte Kittel“ gibt es unter www.bunte-kittel.
sern“.                                            Kammerversammlung der ÄKWL: Die neue                                              de.

                                                                                                                                                  WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 04|21
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
06 INFO AKTUELL

75. FORT- UND WEITERBILDUNGSWOCHE
                                                                                                        DEMENZSPRECHSTUNDE
Borkum 2021 wird digital
                                                                                                        Die Demenzbeauftragte der Ärztekam-
                                                                                                        mer Westfalen-Lippe, Stefanie Ober-
Die 75. Fort- und Weiterbildungswoche der            tens gerüstet für ein digitales Borkum 2021“.      feld, steht Ärztinnen und Ärzten im
Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) wird              Die einzelnen Fort- und Weiterbildungsmaß-         Rahmen einer wöchentlichen Telefon­
digital stattfinden. Dies haben der Vorstand         namen werden in Form von Webinaren, eLear-         sprechstunde jeweils mittwochs von 12
der ÄKWL und der Lenkungsausschuss der               ning und angeleitetem Selbststudium über die       bis 13 Uhr unter Tel. 0251 5202-27610
Akademie für medi-                                                             elektronische Lern-      als Ansprechpartnerin zum Thema De-
zinische Fortbildung                                                           plattform ILIAS der      menz zur Verfügung.
der ÄKWL und der                                                               Akademie für medi-
KVWL nach Be-                                                                  zinische Fortbildung
wertung der aktu-                                                              angeboten.      Borg:
ellen Corona-Lage                                                              „Somit können alle
einvernehmlich                                                                 Teilnehmerinnen         ROTE HAND AKTUELL
entschieden. „Wir                                                              und Teilnehmer aus
werden vor dem                                                                 sicherer Distanz be-    Mit „Rote-Hand-Briefen“ informieren
Hintergrund       der                                                          quem von zu Hause       pharmazeutische Unternehmen über neu
hochdynamischen                                                                aus oder von jedem      erkannte, bedeutende Arzneimittelrisiken
pandemischen Lage                                                              anderen Ort, der        und Maßnahmen zu ihrer Minderung.
unsere traditionel-                                                            eine stabile Inter-
le Borkumwoche in                                                              netverbindung bie-      Einen Überblick über aktuelle Rote-Hand-
diesem Jahr statt in                                                           tet, ihre Fort- bzw.    Briefe bietet die Homepage der Arzneimit-
Präsenz in einem di-                                                           Weiterbildungsin-       telkommission der Deutschen Ärzteschaft.
gitalen Online-For-                                                            halte bearbeiten.“      Unter http://www.akdae.
mat durchführen“,                                                                                      de/Arzneimittelsicher-
                                          Nordsee-Feeling gibt es in der 75.
erklärt die Leiterin                      Fort- und Weiterbildungswoche        Die Akademie wird       heit/RHB/index.html sind
der Fortbildungs-                         ausschließlich digital.              laut ihrer Leiterin     aktuell neu eingestellt:
akademie, Elisabeth                                                            alles daransetzen,
Borg. „Die Ausbrei-                                                            den Teilnehmenden            Rote-Hand-Brief zu Ca-
tung des SARS-CoV-2-Virus und die Muta-              auch im Rahmen der digitalen Veranstal-           bazitaxel Accord® 20 mg/ml Kon-
tionen lassen sich aktuell kaum überblicken,         tungsformate „ein gewisses Borkum-Feeling“        zentrat zur Herstellung einer Infusionslö-
sodass weiterhin gilt, sich in allen Bereichen       zu vermitteln. „Wir bitten darum, sich von        sung: Risiko von Medikationsfehlern und
vor gegenseitiger Infektion zu schützen. Da-         dem Online-Format inspirieren zu lassen und       Verwechslung mit Jevtana® (60 mg/1,5 ml)
her bitten die Verantwortlichen um Verständ-         bei der digitalen Borkumwoche 2021 dabei zu
nis für die Entscheidung.“                           sein“, wirbt Borg.                                     Rote-Hand-Brief zu Lojuxta® (Lomita-
                                                                                                       pid): Überwachung der Leberfunktion, Kon-
Die Akademie für medizinische Fortbildung           Nähere Informationen zum digitalen Fort-           traindikation während Schwangerschaft
habe im Laufe des letzten Jahres mit digitalen      und Weiterbildungsangebot Borkum 2021 un-
Fortbildungsformaten viele und gute Erfah-          ter www.akademie-wl.de/borkum2021digital
rungen sammeln können und sei somit „bes-           oder ab Seite 49 in diesem Heft. 

      Die Ärztekammer Westfalen-Lippe informiert Sie auch auf

                      @aekwl_kom                           @aekwl_kom                             facebook.com/aekwl

     Weil wir etwas zu sagen haben.

04|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
INFO AKTUELL 07

NEUER FILM FÜR MITARBEITENDE IN ARZTPRAXIS UND KRANKENHAUS
                                                                                                           ZUM 25. MAL
Informationen zu HIV und Aids
                                                                                                           Suchttherapietage
für einen sicheren Umgang mit Patienten
                                                                                                           Hamburg online
Menschen mit HIV erfahren trotz erheblicher        In diesem Zusammenhang haben die Deutsche
therapeutischer Fortschritte und einer guten       Aidshilfe und die Bundesärztekammer einen               Die Suchttherapietage in Hamburg feiern
medizinischen Versorgungslage in Deutsch-          Animationsfilm für medizinisches Personal er-           Jubiläum: Der Kongress findet in diesem
land aufgrund ihrer Infektion auch im Ge-          stellt. Der Film führt wichtige Informationen           Jahr vom 10. bis 12. Mai zum 25. Mal statt,
sundheitswesen Diskriminierung. Zu einer           rund um das Thema HIV und Aids zusammen,                pandemiebedingt jedoch ausschließlich als
erfolgreichen Behandlung von HIV gehört u. a.      damit Patientinnen und Patienten gut und                Online-Veranstaltung.
auch ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen      vertrauensvoll behandelt werden können.
medizinischem Team und den Patientinnen                                                                    „Veränderte     Gesellschaft,   veränderte
und Patienten. Dafür ist es hilfreich, dass alle   Der Film ist unter www.youtube.com/                     Sucht: Therapie und Prävention wie ge-
an der Versorgung Beteiligten über wesentli-       watch?v=lK3j2IknSjw bzw. mit Untertitel unter           habt?“ ist das Schwerpunktthema der
che Punkte rund um HIV/Aids informiert sind        www.youtube.com/watch?v=Ez94HraA3mw                     Suchttherapietage, darüber hinaus werden
und sich im Umgang mit den Patientinnen            abrufbar.                                               — wie in den vergangenen Jahren — Fra-
und Patienten sicher fühlen.                                                                              gen der Prävention, Diagnostik und Thera-
                                                                                                           pie von Alkohol- und Drogenabhängigkeit
                                                                                                           Gegenstand verschiedener Veranstaltun-
87 Prozent mehr                                    rapie nach NRW um 87,8 Prozent höher als                gen sein. Teilnehmerinnen und Teilnehmer
                                                   ein Jahr zuvor. Wie Information und Technik             können aus rund 60 Einzelveranstaltungen
Beatmungsgeräte                                    NRW als Statistisches Landesamt mitteilt,               ein individuelles Kongressprogramm zu-

importiert                                         lag der Wert der Einfuhren bei 73,4 Millionen
                                                   Euro. Etwa zwei Drittel der eingeführten Ge-
                                                                                                           sammenstellen. Detaillierte Informationen
                                                                                                           zu den Inhalten und auch die Möglichkeit
                                                   räte kamen 2020 aus Nicht-EU-Ländern. 26,6              zur Anmeldung gibt es im Internet: www.
2020 war der Wert der Importe von Gerä-            Prozent stammten aus der Volksrepublik Chi-             suchttherapietage.de.
ten für die Sauerstoff- und Beatmungsthe-          na (+ 63,9 Prozent gegenüber 2019).

                                                   HANDLUNGSEMPFEHLUNG FÜR DAS MANAGEMENT IM GESUNDHEITSWESEN

                                                   Sepsis geht alle an!

                                                   Unter dem Titel „Sepsis geht alle an!” ver-                zeitiges Erkennen und Behandeln rettet
                                                   öffentlicht das Aktionsbündnis Patienten-                  Leben. Öffentlich ist kaum bekannt, dass je-
                                                   sicherheit (APS) erstmals eine Handlungs-                  der Zweite eine Sepsis auch außerhalb des
                                                   empfehlung, die sich                                                            Krankenhauses erwirbt.
                                                   ausdrücklich an die            HANDLUNGSEMPFEHLUNG                              Die Führungsebenen der
                                                   Führungsebene von Ge-                                                           Organisationen,     allen
                                                   sundheitseinrichtungen,                                                         voran die niedergelasse-
                                                   aber auch von weiteren                                                          nen Ärztinnen und Ärzte
                                                   Institutionen im Ge-                                                            und die Krankenhäuser,
                                                   sundheitswesen richtet.       Sepsis geht alle an!                              stehen in der Verant-
                                                                                 Handlungsempfehlung für das Management
                                                   Ziel ist, die derzeit min-    im Gesundheitswesen                               wortung, die geeigneten
                                                   destens 320 000 Sepsis-                                                         Rahmenbedingungen für
                                                   Patienten mit mehr als                                                          eine bessere Versorgung
                                                   75 000 Todesfällen pro                                                          zu schaffen, fordert das
                                                   Jahr in Deutschland zu-                                                         Aktionsbündnis.
                                                   künftig besser zu versor-
                                                   gen.                                                                            Die Handlungsempfeh-
                                                                                                                                   lung ist unter www.aps-
                                                   Eine Sepsis ist ein Not-                                                        ev.de abrufbar.
                                                   fall und nur ein früh-                                                          

                                                                                                                         WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 04|21
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
08 INFO AKTUELL

                                                                                                                                            ÄZQ AKTUALISIERT INFORMATIONEN
Zahl des Monats
                                                                                                                                            Essstörungen,
   1975                                                       1977 wurde die Gutachter-
                                                                kommission für Arzthaft-                                                    Nierenkrebs und
              1977
                                                             pflichtfragen der Ärztekammer
                                                              Westfalen-Lippe gegründet.
                                                                                                                                            Marfan-Syndrom
                                                              Auf Initiative der Ärzteschaft
                                                               wurde damit eine Stelle zur
                                                              neutralen, unabhängigen und                                                   Essstörungen, Nierenkrebs und Marfan-Syn-
                                                                 medizinisch-fachlichen
                                                                                                                                            drom — zu diesen drei Erkrankungen hat das
   1980                                                      Begutachtung einer ärztlichen
                                                              Behandlung eingerichtet. Das                                                  Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin
                                                             transparente Gutachterverfah-ah                                                (ÄZQ) seine Patienteninformationen aktuali-
                                                               ren soll das Vertrauen in die                                                siert und auf den neuesten Stand gebracht.
                                                             ärztliche Tätigkeit stärken und                                                Die Texte informieren leicht verständlich über
                                                                 langwierige, belastende
                                                                                                                                            die Diagnose und die empfohlenen Behand-
                                                              Gerichtsverfahren vermeiden.
                                                                                                                                            lungsmöglichkeiten der drei Erkrankungen.
                                                                        #Kammerkann                                                         Außerdem erfahren Betroffene und deren An-
   1985                                                             www.aekwl.de/gak-arzt
                                                                                                                                            gehörige, wo sie Hilfe finden und wie sie mit

                                                                                                      © Андрей Яланский — adobe.stock.com
                                                                                                                                            der Krankheit umgehen können. Die Infoblät-
                                                                                                                                            ter beruhen auf dem derzeit besten verfügba-
                                                                                                                                            ren Wissen und werden nach einer strengen
                                                                                                                                            Methodik erstellt. Ärztinnen und Ärzte, Pfle-
                                                                                                                                            gekräfte und andere Fachleute können die
                                                                                                                                            überarbeiteten Kurzinformationen kostenlos
                                                                                                                                            unter www.patienten-information.de her-
                                                                                                                                            unterladen, ausdrucken und an Interessierte
                                                                                                                                            weitergeben. 

               Z E R T I F I Z I E RU NG S S T E L L E   Im Monat Februar haben folgende Kliniken/                                              ÜBERWACHUNGSAUDIT
               DER ÄRZTEKAMMER WESTFALEN-LIPPE
                                                         Praxen ein erfolgreiches Audit absolviert:                                             BRUSTZENTREN
               DIN EN ISO 9001
                                                                                                                                                ALS REMOTE-AUDIT
                                                             RE-ZERTIFIZIERUNGSAUDIT
                                                             BRUSTZENTREN VOR-ORT-AUDIT                                                     Märkisches Brustzentrum     01.02.2021
       	Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001                                                                                                - Marienkrankenhaus Schwerte
         im Gesundheitswesen                             Dortmund 1 (Westfälisches Brustzentrum)                                            - Klinikum Lüdenscheid
                                                         01.02.+02.02.201
       	Zertifizierung nach dem KPQM-                   - Klinikum Dortmund
         System der KVWL                                 - Klinikum Arnsberg – Standort Hüsten
                                                                                                                                            Informationen zu den Zertifizierungsver-
       	Zertifizierung von Perinatalzentren             Hamm24.02.2021                                                                    fahren gibt die Zertifizierungsstelle der
         Level I und II nach G-BA-Richtlinie             - St. Barbara-Klinik                                                               Ärztekammer Westfalen-Lippe:

       	Zertifizierung der NRW-Brustzent-                   RE-ZERTIFIZIERUNGSAUDIT                                                        Dr. Andrea Gilles Tel. 0251 929-2982
         ren                                                 BRUSTZENTREN ALS REMOTE-AUDIT                                                  Dr. Hans-Joachim
                                                                                                                                            Bücker-Nott        Tel. 0251 929-2980
       	Zertifizierung von Kooperations­                Bochum22.02.2021                                                                  Brustzentren:	Jutta Beckemeyer
         praxen der NRW-Brustzentren                     - Augusta-Kranken-Anstalt Bochum                                                                      Tel. 0251 929-2981
                                                                                                                                            Perinatalzentren:	Uta Wanner
  Eine Liste auditierter Zentren und Stand-              Gütersloh10.02.+11.02.2021                                                                           Tel. 0251 929-2983
  orte in NRW ist auch unter www.aekwl.de                - Klinikum Gütersloh                                                               DIN 9001/KPQM:	Wiebke Wagener
  abrufbar.                                              - St. Elisabeth Hospital                                                                              Tel. 0251 929-2981

04|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
Videokonferenz
                                                                                      CME-Punkte: Die Verans
              Donnerstag, 22. April 2021,                                                                    taltung ist mit
                                                                                      2 Fortbildungspunkten ane
              von 18:00 bis ca. 20:15 Uhr                                                                       rkannt.

Covid 19 – 20                      21
Ein Jahr Corona-Pandemie: Erfahrungen, Standpunkte und Perspektiven
Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie unter Einbeziehung der verschiedenen
Sektoren

Eine Kooperationsveranstaltung der Ärztekammer Nordrhein
und der Ärztekammer Westfalen-Lippe

Programm

Begrüßung                                              Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein
                                                       Dr. med. Johannes Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe
Begrüßung & Einführung                                 Dr. Michael Schwarzenau, Hauptgeschäftsführer der Ärztekammer Westfalen-
Moderation                                             Lippe

Impulsvortrag und Fragerunde:
Ambulanter Versorgungssektor:                          Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein
Erfahrungen aus und Forderungen aufgrund
der Bewältigung der Pandemie

Impulsvortrag und Fragerunde:
Stationärer Versorgungssektor:                         Dr.med. Christoph Haurand, Ärztlicher Direktor Knappschaft Kliniken
Erfahrungen aus und Forderungen aufgrund               Bergmannsheil Buer Leiter des Corona-Krisenstabes
der Bewältigung der Pandemie

Impulsvortrag:
Öffentlicher Gesundheitsdienst:                        Dr. med. Anne Bunte, Leiterin des Gesundheitsamt Kreis Gütersloh,
Erfahrungen aus und Forderungen aufgrund               Fachärztin für Öffentliches Gesundheitswesen und radiologische Diagnostik
der Bewältigung der Pandemie

Impulsvortrag:
Rehabilitation:                                        Prof. Dr. med. Mario Siebler, Ärztlicher Direktor, Chefarzt der Fachklinik für
Erfahrungen unter Covid-19 Bedingungen und             Neurologie, MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr
Forderungen für long Covid-19 Patienten

Paneldiskussion:
Lehren aus der Pandemie:                               Moderation: Dr. Michael Schwarzenau, Hauptgeschäftsführer
Forderungen und Zusammenarbeit der Versorgungs-        der Ärztekammer Westfalen-Lippe
sektoren

            Die Teilnahme ist kostenfrei.
            Anmeldungen zur Veranstaltung sind erforderlich und können online durchgeführt werden unter: www.aekno.de/veranstaltungen.
            Bei Interesse bitten wir um eine Registrierung bis zum 18. April 2021.
            Fragen zur Veranstaltung beantwortet Ihnen Frau Sylvia Glensk, MA, Tel. 0211 4302 2216, E-Mail: veranstaltungen@aekno.de.
                                                                                                           WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 04|21
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
10 INFO AKTUELL

ERGEBNISSE EINER AUSZUBILDENDENUMFRAGE DES BUNDESINSTITUTS FÜR BERUFSBILDUNG

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Ausbildung von MFA

Medizinische Fachangestellte (MFA) sind in       angemessen habe kom-
ihrer Funktion direkt in die Bewältigung der     pensiert werden können.
Corona-Pandemie eingebunden, woraus sich         Insgesamt habe sich die
spezifische Herausforderungen für Auszu-         Pandemie dem überwie-
bildende in diesem Beruf ergeben. Um einen       genden Teil der Befragten
Einblick in die pandemiebedingten Verände-       zufolge negativ auf die
rungen zu erhalten, hat das Bundesinstitut       Ausbildung ausgewirkt.
für Berufsbildung (BIBB) im Herbst 2020 eine     Die Ergebnisse zeigen
Umfrage unter Auszubildenden durchgeführt.       die gerade in Krisenzei-
In insgesamt 60 Fragen wurden 1 253 Aus-         ten große Bedeutung der
zubildende nach ihrer Einschätzung zu den        Auszubildenden für die
Veränderungen in Betrieb und Berufsschule        Aufrechterhaltung     der
gefragt.                                         Praxisabläufe, die aber
                                                 mit einer besonderen,        Distanz- statt Präsenzunterricht? Mehr als drei Viertel der Befragten gaben an, der
Die Ergebnisse zeigen Einflüsse der Pandemie     auch emotionalen Belas-      Berufsschulunterricht vor Ort sei in der Zeit von März bis zu den Sommerferien zu
in allen abgefragten Bereichen, etwa hin-        tung für die Auszubilden-    großen Teilen oder sogar komplett ausgefallen. Foto: ©Halfpoint — stock.adobe.com

sichtlich der Interaktion mit Patienten und      den einhergehen, und die
Patientinnen eine Zunahme der kommuni-           Wichtigkeit einer umfas-                               bedarf in solchen Ausnahmesituationen hin.
kativen Anforderungen. Diese Kommunika-          senden, vollwertigen Ausbildung. Um diese zu           Die Qualität der Lernmöglichkeiten in Betrieb
tionssituationen sowie fehlende Lern- und        gewährleisten, darf auch der zweite Lernort            und Schule verlangt auch in Krisenzeiten ge-
Übungszeiten, die notwendigen Schutzmaß-         der dualen Ausbildung, die Berufsschule, nicht         rade für systemrelevante Berufe besondere
nahmen und ein erhöhtes Arbeitsaufkom-           vernachlässigt werden, denn auch im Falle              Aufmerksamkeit, damit die Auszubildenden
men empfindet ein Großteil der Befragten         von Schulschließungen müssen Lernmög-                  auf die Belastungen und Herausforderungen
als stark belastend. Auch sind nach Ansicht      lichkeiten in adäquater Form bereitgestellt            ihres Berufs vorbereitet werden können. Alle
der teilnehmenden Auszubildenden wichtige        und deren Nutzung auch von den Betrieben               Ergebnisse der Umfrage sind unter https://
Ausbildungsinhalte zu kurz gekommen, was         ermöglicht werden. In dieser Hinsicht weisen           www.bibb.de/de/134677.php abrufbar.
durch angebotene digitale Alternativen nicht     die Ergebnisse auf merklichen Verbesserungs-           

NRW-KRANKENHÄUSER

Fast 80 Prozent des nichtärztlichen Personals sind Frauen

Ende 2019 waren in den 341 NRW-Kranken-          107 220 Personen und damit 46,5 Prozent des               zuvor hatte dieser Anteil bei 42,3 Prozent ge-
häusern 45 167 hauptamtliche Ärztinnen und       nichtärztlichen Personals waren 2019 im Pfle-             legen. Im Vergleich zum Jahr 2009 hat sich die
Ärzte sowie 230 816 Personen als nichtärzt-      gedienst tätig. Ihre Zahl war um 12,3 Prozent             Zahl der Ärztinnen um 47,0 Prozent, die ihrer
liches Personal tätig. Wie Information und       höher als zehn Jahre zuvor. 20,4 Prozent ar-              männlichen Kollegen um 31,0 Prozent erhöht.
Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches    beiteten im medizinisch-technischen Dienst
Landesamt mitteilt, waren 79,1 Prozent des       und 13,9 Prozent waren im Funktionsdienst                 Von den 45 167 im Krankenhaus tätigen
nichtärztlichen Personals Frauen. Beim nicht-    beschäftigt. Der Anteil des Personals im Wirt-            hauptamtlichen Ärztinnen und Ärzten stand
ärztlichen Personal waren von den 182 622        schafts-, Versorgungs- und Verwaltungsdienst              im Jahr 2019 ein Viertel (25,1 Prozent) in ei-
Frauen 55,1 Prozent teilzeitbeschäftigt. Bei     lag bei 12,9 Prozent. 6,3 Prozent waren als               nem Teilzeitbeschäftigungsverhältnis. 2009
den 48 194 Männern lag die Teilzeitquote         sonstiges Personal (z. B. klinisches Hausper-             hatte dieser Anteil noch bei 16,2 Prozent
bei 21,9 Prozent. 90,5 Prozent aller Teilzeit-   sonal, technischer Dienst, Sonderdienste) ein-            gelegen. Während 14,7 Prozent der Ärzte in
beschäftigten beim nichtärztlichen Personal      gesetzt.                                                  Teilzeit arbeiteten, waren es bei den Ärztin-
waren Frauen. Das durchschnittliche Alter der                                                              nen 37,9 Prozent. 68,1 Prozent des teilzeit-
hauptamtlichen Ärztinnen und Ärzte lag bei       Der Anteil der hauptamtlich tätigen Ärztin-               beschäftigten ärztlichen Personals waren
41,6 Jahren. Das nichtärztliche Personal war     nen sank im Vergleich zum Vorjahr um 0,1                  Frauen.
im Durchschnitt 43,3 Jahre alt.                  Prozentpunkte auf 45,2 Prozent. Zehn Jahre                 

04|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
INFO AKTUELL 11

BIS ZUM 30. JUNI 2021

Abrechnungsempfehlungen im Rahmen
der COVID-19-Pandemie erneut verlängert

Erneut sind Abrechnungsempfehlungen von                         längere telefonische Beratungen und
Bundesärztekammer,       Bundespsychothera-                     zu telemedizinischen Leistungen gel-
peutenkammer, PKV-Verband und Beihilfe-                         ten nun bis zum 30. Juni 2021. Sie sind
kostenträgern für Leistungen im Rahmen der                      jeweils auf der Homepage der Bundes-
Corona-Pandemie verlängert worden.                              ärztekammer zu finden unter https://
                                                                www.bundesaerztekammer.de/corona-
Die Abrechnungsempfehlungen für die Erfül-                      pandemie/abrechnungsempfehlungen-
lung aufwendiger Hygienemaßnahmen, zur                          im-rahmen-der-corona-pandemie/.                                                              Die pandemiebedingten Empfehlungen u. a. zur Abrechnung von telefo-
mehrfachen Berechnung der Nr. 3 GOÄ für                                                                                                                     nischer Beratung sind erneut verlängert worden.
                                                                                                                                                                                         Foto: ©Racle Fotodesign — stock.adobe.com

ANMELDEFRIST VERLÄNGERT                                                                                                        AUSSCHREIBUNG

Stiftung Anerkennung und Hilfe                                                                                                 Philipp-Klee-Preis

Menschen, die als Kinder oder                        STIFTUNG                                                                  Die Medizinisch-Naturwissen-                               Alter unter 45 Jahren aus Klini-
                                               ANERKENNUNG UND HILFE
Jugendliche in der Zeit von 1949         Für Menschen, die als Kinder und Jugendliche in der Zeit von 1949
                                        bis 1975 in der Bundesrepublik Deutschland bzw. von 1949 bis 1990
                                                                                                                               schaftliche Gesellschaft Wupper-                           ken, Universitäten, forschenden
bis 1979 in der Bundesrepublik           in der DDR in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe oder
                                                    Psychiatrie Leid und Unrecht erfahren haben                                tal e. V. verleiht auch in diesem                          Firmen und Instituten mit Sitz in
Deutschland bzw. von 1949 bis                                AUFGABEN DER STIFTUNG                                             Jahr den Philipp-Klee-Preis. Mit                           Wuppertal und Umgebung herz-
1990 in der DDR in einer stati-                      öffentliche           individuelle      wissenschaftliche
                                                                                                                               diesem Preis werden Erst- oder                             lich eingeladen. Eine Jury, be-
onären Einrichtung der Behin-                                                                                                  Senior-Autorenschaften von Ori-                            stehend aus wissenschaftlichen
                                                  Anerkennung des    Anerkennung und Hilfe   Aufarbeitung der
                                                  Leids & Unrechts    in finanzieller Form     Geschehnisse

                                                Betroffene können sich ab sofort hier informieren:

dertenhilfe oder Psychiatrie Leid                      Infotelefon: 0800 221 2218
                                                       Alle Informationen zur Stiftung und
                                                                                                                               ginalarbeiten der letzten zwei                             Repräsentanten der Wuppertaler
und Unrecht erfahren haben,                         den Kontaktmöglichkeiten finden Sie unter:
                                                       www.stiftung-anerkennung-hilfe.de                                       Jahre (Stichtag ab 1.1.2019)                               Kliniken, der Bergischen Univer-
können Hilfen auch weiterhin                                                                                                   ausgezeichnet, die in einer Zeit-                          sität Wuppertal und der Bayer
beantragen. Die Antragsfrist für                                                                                               schrift mit Peer-Review-Verfah-                            Pharma AG, befindet über die Zu-
Leistungen der „Stiftung Aner-                                                                                                 ren veröffentlicht wurden. Der                             erkennung dieser Auszeichnung.
kennung und Hilfe” ist bis zum                                                                                                 Preis ist mit 1 000 Euro dotiert.
30. Juni 2021 verlängert worden.                                                                                                                                                          Die Bewerbung ist bis zum 30.
Betroffene können sich bei einer    melden. Weitere Informationen                                                              Zur Bewerbung sind Ärztinnen                               April 2021 unter www.mng-wup-
Anlauf- und Beratungsstelle für     finden sich unter www.stiftung-                                                            und Ärzte und Wissenschaftle-                              pertal.de einzureichen.
den Erhalt der Leistungen an-       anerkennung-hilfe.de                                                                      rinnen und Wissenschaftler im                              

© Matthias Tunger | getty images

                                                                                                                 Da kommt Freude auf!
                                                                                                                 Ein bisschen Arbeitserleichterung kann viel bewirken. Daher wird es Zeit, über
                                                                                                                 eine Praxissoftware nachzudenken, die alle nötigen Funktionen bietet und trotz-
                                                                                                                 dem einfach zu bedienen ist. Welche Software das ist? Na, medatixx: modern,
                                                                                                                 funktional und mit Gute-Laune-Potenzial!

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12 RUBRIK

Dringend gesucht:
eine langfristige Strategie
Wie kann eine Balance zwischen Öffnungen und Infektionsschutz erreicht werden?
                                                                                    von Klaus Dercks, ÄKWL

Welcher Weg verspricht im Umgang mit der Pandemie Erfolg? Welche Strategie wahrt die Balance
zwischen Öffnungsszenarien und effektivem Infektionsschutz am besten? Mit diesen Fragen be-
schäftigten sich am 20. März die Mitglieder der Kammerversammlung bei einer Informationsver-
anstaltung. Erstmals kamen die Delegierten dazu nicht in Präsenz in Münster, sondern im virtuellen
Austausch per Online-Konferenz zusammen.

04|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
TITELTHEMA 13

A      ufmachen und ein paar Wochen später
       wieder zumachen ist keine Strategie“,
       stellte ÄKWL-Präsident Dr. Hans-Al-
bert Gehle fest. „Wir brauchen eine langfris-
tige Strategie, die die Bevölkerung mittragen
kann.“ Infektionskrankheiten, warnte Gehle,
seien auch nach der gegenwärtigen Pandemie
auf lange Sicht ein bedeutendes Thema. Doch
seien hierzulande jahrelang Strukturen zur In-
fektionsbekämpfung zurückgefahren worden.
Deshalb gelte es jetzt — auch anhand von
Beispielen im Ausland — zu prüfen, wo erneut
in Strukturen investiert werden muss. Eine
Forderung, die die Ärztekammerversammlung
schon zu Beginn der Pandemie im vergange-
nen Jahr gestellt hatte. „Das Bewältigen einer
Pandemie ist mehr als nur ein Virus zu ver-
folgen“, so der Kammerpräsident. „Es ist eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“

Simulator für das Infektionsgeschehen            Das Plenum fand nur virtuell statt: Kammerpräsident Dr. Hans-Albert Gehle leitete die Zusammenkunft der Kammerversamm-
                                                 lungsmitglieder am Bildschirm vom Vorstandszimmer des Ärztehauses in Münster aus.                               Foto: kd

Welchen Verlauf nimmt die Pandemie? Prof.
Dr. Thorsten Lehr beschäftigt sich seit über     günstig gewesen. „Doch auch wenn wir nicht                    semitteilungen bis hin zur Morgenpost zahl-
20 Jahren mit mathematischen Modellen, die       gelockert hätten, hätten wir trotzdem höhere                  reiche Datenquellen an, weil zentrale Register
Infektionsgeschehen vorhersagen helfen. Mit      Sieben-Tage-Inzidenzen gehabt“, meinte Lehr.                  fehlten.
seinem Team arbeitet der Professor für klini-
sche Pharmazie an der Universität des Saar-      Auch von Impfungen ist kein rasches Ende der                  „Notbremse und Impfen!“, brachte Prof. Lehr
landes im Projekt „CoSim“ an einem Modell,       Pandemie zu erwarten. „Die große Frage ist,                   seine Empfehlung für das weitere Vorgehen
das nicht nur Infektionszahlen, sondern auch     wann welcher Impfstoff zur Verfügung steht“,                  in der Pandemie-Bekämpfung auf den Punkt.
Krankenhausbettenbelegungen, intensivme-         erläuterte Prof. Lehr. Alle simulierten Sze-                  Lehr befürwortete insbesondere, Hausärztin-
dizinische Behandlungen, Todesraten und          narien des Impfgeschehens seien mit einem                     nen und Hausärzte rasch in die Impfkampa-
eine Abschätzung nicht-pharmazeutischer          Lockdown verbunden, bei langsamen Impf-                       gne einzubinden. Doch nach wie vor fehle es
Interventionen (z. B. Schulschließungen)         fortschritt sogar mit mehreren. „Wir sind ein-                an intelligenten Konzepten für die Öffnung
einschließt. So sollen Infektionsverläufe vor-   fach zu langsam.“ Je schneller geimpft werde,                 des Landes bei fortschreitender Pandemie.
hergesagt und verschiedene Szenarien, bei-       desto besser — erst dann sei auch eine Ent-                   Hier werde die bisherige Untätigkeit immer
spielsweise bei der Aufhebung von Kontaktbe-     lastung des Gesundheitssystems zu erwarten.                   mehr zum Problem. „Wir brauchen Konzepte
schränkungen, simuliert werden. Wöchentlich      Hinzu komme, dass Coronavirus-Mutanten                        und haben bislang keinerlei Evaluation, was
aktualisierte Berichte und ein Simulations-      eine immer größere Rolle spielen. „Womöglich                  welche Öffnungsmaßnahmen bringen.“ Lehr
Tool sind unter www.covid-simulator.com für      gibt es im Spätherbst oder Winter Mutanten,                   sprach sich deswegen ausdrücklich für wis-
jedermann einsehbar.                             die schon eine Nachimpfung erforderlich ma-                   senschaftlich begleitete Öffnungen in Testre-
                                                 chen.“                                                        gionen aus.
Ungünstiger Zeitpunkt für Lockerungen
                                                 Harter Lockdown bevorzugt                                     Die Stimme der Ärztinnen und Ärzte fehlt
Während beim COVID-Simulator „viel Ma-
thematik im Hintergrund“ läuft, konzentriert     Thorsten Lehr hätte statt eines Lockdown                      Prof. Dr. Matthias Schrappe hat sich in einer
sich die öffentliche Aufmerksamkeit vor al-      light einen harten Lockdown schon im No-                      Gruppe mit weiteren Autorinnen und Autoren
lem auf R(t)-Wert und Inzidenzzahlen. „Im        vember 2020 bevorzugt. „Diese Pandemie ist                    in der Corona-Pandemie bereits mehrfach mit
März lag der R(t)-Wert regional schon wie-       mit einfachen Mitteln nicht unter Kontrolle zu                Thesenpapieren zu Wort gemeldet. Auch das
der um 1,3“, berichtete Prof. Lehr von einer     halten.“ So sei nach wie vor das Problem, dass                ehemalige Mitglied des Sachverständigenra-
„sehr beängstigenden“ Tendenz. Und auch bei      bei einem Großteil der Infektionen nicht be-                  tes Gesundheit kritisierte das Fehlen von Kon-
den diversen Inzidenzzahlen sei über die Zeit    kannt sei, wo sie sich ereignen. „Deshalb sind                zepten zur Pandemie-Bekämpfung und stellte
sichtbar geworden, dass das Geschehen nie        gezielte Öffnungen so schwierig.“ Ein weite-                  gleich zu Beginn seines Vortrags klar: „Infek-
unter Kontrolle gewesen sei. „Das haben wir      res Problem: Föderalismus und Datenschutz                     tionssteuerung wäre eigentlich Sache derje-
uns nur vorgemacht.“ Lockerungen im Lock-        machten es schwer, eine solide Datenbasis zur                 nigen, die praktische Erfahrung damit haben:
down just in einem Moment vorzusehen, in         Pandemie-Beobachtung zu erhalten, erläuter-                   der Ärzte.“ Doch die Stimmen von Ärztinnen
dem die Virus-Mutante B.1.1.7 die Oberhand       te Prof. Lehr. Auch die Saarbrücker Forscher                  und Ärzten und auch aus den Pflegeberufen
im Infektionsgeschehen gewann, sei sehr un-      zapften vom RKI über Intensivregister, Pres-                  fehlten.

                                                                                                                                  WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 04|21
14 TITELTHEMA

Prof. Schrappe warnte davor, die Corona-         zentriertes Verständnis der Pandemiebewälti-      Auch die Arbeit mit anonymisierten Daten
Pandemie nur aus einem „technisch vereng-        gung gegenüber einer sozialen Koordination        könne die Forschung voranbringen. „Aber
ten“ Blickwinkel zu betrachten. Epidemio-        durchsetze.                                       diese sollten zentral vorgehalten werden in
logische Zahlen seien nur ein Aspekt – auch                                                        einem zentralisierten Register. Schnelle Ver-
ökonomische Faktoren, Bildungschancen und        „Die Epidemiologie müsste in der Lage sein,       fügbarkeit von Daten und die Möglichkeit zur
Grundrechte müssten in die Überlegungen zur      den gesellschaftlichen Reichtum zu wecken“,       Auswertung sind wichtig in der Krise. Dazu
Pandemie-Bewältigung einbezogen werden.          wünschte sich Prof. Schrappe und stellte den      brauchen wir Strukturen.“
                                                 Mitgliedern der Kammerversammlung Punkte
Was braucht es für eine Strategie zur Pande-     vor, die für die Öffnung der pandemiebeding-      „Politischen Druck erhöhen, damit Fachleu-
miebewältigung? „Valide Zahlen, angewandt        ten Einschränkungen nötig seien. Offene und       te mit praktischem Background in relevanter
auf valide Endpunkte“, mahnte auch Schrappe      transparente Risikokommunikation und Bera-        Zahl in die Beratungsgremien einrücken“,
zunächst einmal eine bessere Datengrundlage      tung durch Opinion-Leader und Fachexperten        forderte Prof. Schrappe. „Nicht für Drei-Mi-
für die Forschung an und kritisierte zugleich,   gehörten dazu, außerdem der Schutz von be-        nuten-Anhörungen, sondern für die Strate-
dass es noch immer keine großen Kohorten-        sonders vulnerablen Gruppen und Impfungen         gieplanung.“ Bei Epidemien wisse man sicher
studien über längere Zeiträume gebe. Um die      als Bestandteil spezifischer Präventionsan-       nur, so Schrappe weiter, dass der nächste Aus-
Pandemie unter Kontrolle zu bringen, brauche     strengungen. Unerlässlich seien auch reliable     bruch kommt. „Aber nicht wo und wann. Des-
es die Verhinderung des Kontaktes zu Infi-       und valide Zahlen zur Information, gezielte       halb muss man Response-Teams für flexibles
zierten genauso wie den Schutz vulnerabler       medizinische und pflegerische Betreuung von       ,Feuerlöschen‘ vorhalten und die Strukturen
Gruppen, um die Übertragung des Virus zu         Infizierten, Kontakt-Nachverfolgung und all-      dafür. Die Ärzteschaft ist der Motor, dies vor-
verhindern. Der „Einfallsreichtum der Ge-        gemeine Prävention einschließlich Kontaktre-      anzubringen.“
sellschaft“ für solche Schutzmaßnahmen sei       duktion.
bislang aber nicht hinreichend genutzt wor-                                                        Zielgruppenorientierte Konzepte zur Pande-
den, so Prof. Schrappe. So hätten viele alte     Auch bei ihrer Online-Zusammenkunft nutz-         miebekämpfung seien jetzt gefragt, forder-
Menschen keinen Nutzen aus den bisheri-          ten die Delegierten der Kammerversammlung         te Prof. Schrappe, eine Hochkonjunktur von
gen Lockdown-Maßnahmen gezogen. „Junge           die Möglichkeit zur engagierten Diskussion        Pseudo-Lösungen sei hingegen Gift für die
Menschen vom Partygang abhalten, nutzt den       mit den Referenten. Mit Leichtigkeit werde        Gesellschaft. „Die Ärzteschaft ist in der Lage,
Alten nicht.“ Das Mortalitätsrisiko sei in den   über Lockdown-Maßnahmen gesprochen,               die Diskussion zu versachlichen, sonst besteht
diversen Alterskohorten seit Beginn der Pan-     gab Dr. Peter Czeschinski zu bedenken, doch       die Gefahr des völligen Auseinanderdriftens.
demie angestiegen. „Das ist kein Erfolg.“        müssten diese stets im Kontext der jeweiligen     Dieser Dialog kann und muss moderiert wer-
                                                 Auswirkungen auf das Gesundheitswesen ge-         den, dabei könnte die Ärzteschaft die Mode-
„Zweites Standbein” nicht vernachlässigen        sehen werden. Dort sei nicht nur das Personal     ratorenrolle übernehmen.“
                                                 seit Langem hoch belastet. Die COVID-19-be-
„Fast mystisch überhöht“ werde derzeit           dingten Einschränkungen — z. B. zeitweise         „Wir müssen uns fragen, was die Bevölkerung
die COVID-19-Impfkampagne, befand Prof.          Schließung von Krankenhausabteilungen —           eigentlich will“, gab Prof. Thorsten Lehr zu
Schrappe. „Dabei gibt es aus gesellschaftli-     gehe zulasten der Versorgung von Non-CO-          bedenken: Maximalschutz – oder mehr Risiko
cher Sicht keine komplexere Intervention als     VID-Patienten. „Überall hören wir, dass sich      und dafür wieder mehr Freiheiten. Lehr sah
eine solche Kampagne.“ Als „zweites Stand-       Menschen mit bestimmten Symptomen später          die sinkende Zustimmung zu pandemiebe-
bein“ — „denn es kann immer etwas schief-        als sonst in eine Behandlung begeben, sodass      dingten Einschränkungen als großes Problem.
gehen“ — müssten deshalb immer auch nicht-       wir z. B. bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen         Die Menschen wieder „mitzunehmen“, werde
pharmakologische Interventionen im Auge          schwerere Verläufe sehen. Deshalb dürfen sich     allerdings unter dem Einfluss von Föderalis-
behalten werden.                                 Handlungskonzepte nicht nur auf COVID-19          mus und Superwahljahr nicht leichter.
                                                 konzentrieren.“
Als besonders bedrückend empfand Matthias                                                          Die Delegierten der Kammerversammlung
Schrappe die Dramatik und Zuspitzung, die        Besseres Verständnis für Ausbreitung              nutzten die Gelegenheit, sich bei ihrer Zu-
die Auseinandersetzungen um den „richtigen“      von Infektionen nötig                             sammenkunft auch über den bevorstehenden
Kurs durch die Pandemie mittlerweile erhal-                                                        Deutschen Ärztetag zu informieren. Auch die-
ten haben. Gleich auf mehreren Konfliktfel-      Die Corona-Impfkampagne hat begonnen,             ser findet pandemiebedingt Anfang Mai nicht
dern herrschten rauer Ton und unerbittliche      doch sie allein reicht nicht aus. „Wichtig ist,   wie zunächst geplant in Präsenz in Rostock,
Auseinandersetzungen vor. Dazu gehöre nicht      besser zu verstehen, wie sich Infektionen aus-    sondern als Online-Veranstaltung statt. Zen-
nur eine Konkurrenz der grundlagenorien-         breiten“, sprach Prof. Thorsten Lehr ein wich-    trale Themen des auf nur zwei Sitzungstage
tierten und der anwendungsorientierten For-      tiges Forschungsfeld an. So werde derzeit mit     beschränkten Ärztetages sind der künftige
schung, sondern auch die Organisation des        Hilfe von Kontaktmessgeräten und Indoor-          Umgang mit der Frage des assistierten Suizids
Gesundheitswesens zwischen Bürokratie und        Navigation an Schulen untersucht, wie Lehrer      in der ärztlichen Berufsordnung in Folge der
Expertenorganisation. „Es ist die Stunde der     und Schüler zusammentreffen und wo sich           Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts
Geschäftsführer“, beschrieb Prof. Schrappe,      womöglich „Hotspots“ abzeichnen. „Die Er-         im vergangenen Jahr sowie der Klimawandel
vielerorts zeige sich ein Faible fürs „Durch-    kenntnisse daraus könnte man für Öffnungs-        und seine gesundheitlichen Folgen. Doch auch
regieren“. Schrappe warnte zudem, dass sich      strategien nutzen und auch Infektionsgesche-      Aktualisierungen der Weiterbildungsordnung
unter dem Aspekt „Digitalisierung“ ein techo-    hen in Krankenhäusern besser verstehen.“          sollen besprochen werden.

04|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
KAMMER AKTIV 15

Information und Transparenz für Ärzte und Patienten
Kammer regional: Verwaltungsbezirk Dortmund

D      ie Pandemie hat — wie überall — das
       Arbeiten im Verwaltungsbezirk und
       als    Verwaltungsbezirks-Vorsitzende
                                                                                                       gen nach Vorträgen und auch Moderationen
                                                                                                         von Kongressen werden wahrgenommen
                                                                                                           und erweitern das Netzwerk. Dadurch
verändert. Der direkte Kontakt ist ein-                                                                    gebe es eine fruchtbare Zusammenar-
geschränkt, bezieht sich auf Telefonate                                                                    beit beispielsweise mit Seniorenbei-
und Videokonferenzen und wenige Vier-                                                                      räten, Integrationsräten, kommunalen
Augen-Kontakte. Aber gerade jetzt kann                                                                     Gesundheitskonferenzen und Pflege-
man erkennen, dass der Aufbau eines                                                                        konferenzen.
Netzwerkes in der Vor-COVID-Zeit ent-
sprechend dem Motto ‚der Kammer vor Ort                                                                    Nicht zu vernachlässigen sei zudem, dass
ein Gesicht geben’ Früchte trägt,“ resümiert                                                            die Mitglieder des VB-Vorstandes die indi-
Bärbel Wiedermann den Status quo im Ver-                                                              viduelle Ansprache der Kammerangehörigen
waltungsbezirk (VB) Dortmund der ÄKWL.                                                                in der Region suchen. So wird Ärztinnen und
                                                                                                      Ärzten gratuliert, wenn sie sich niederlassen
Veränderungen                                                                                         oder ihre Arbeit als Chefärztin bzw. Chefarzt
                                                                                                      beginnen. Bei dieser Gelegenheit werden
Die Fachärztin für Anästhesiologie ist seit                                                           weitere Gesprächsmöglichkeiten angeboten.
2015 Vorsitzende des zweitgrößten VB der          Beschwerdema-                                       Ebenso werden regelmäßig Geburtstagsgrüße
Ärztekammer Westfalen-Lippe mit 6729              nagements    des                                    an Kammermitglieder, die 65 Jahre und älter
Kammermitgliedern (Stand: 31.12.2020).            VB wird so auf                                      sind, und Glückwünsche zu 50 Jahren Appro-
„Veränderungen im Sinne von Information           der Krankenhaus­                                    bation übermittelt sowie Weihnachtsgrüße
und Transparenz bewegen seitdem den VB-           ebene verstärkt,                                    verschickt. Rückmeldungen zeigen, dass diese
Vorstand, aber auch den VB selbst“, erklärt       zu der die ÄKWL                                     Aufmerksamkeiten ausgesprochen positiv an-
Bärbel Wiedermann. „Sowohl regelmäßige            sonst keinen Zu-                                    genommen werden.
Treffen des Vorstandes, der Vertreter der Ärz-    griff hat.“
tevereine und des Schlichtungsausschusses                                                             Modern — freundlich — kompetent
mit Informationsweitergabe sowie Tätigkeits-      Besonderes Au- Bärbel Wiedermann, Fachärztin
berichten als auch interne Prozessoptimie-        genmerk legt Bär- für Anästhesiologie, war bis      Bärbel Wiedermann hat genaue Vorstellungen
rungen, regelmäßige Mitarbeitergespräche          bel Wiedermann Ende 2016 im Klinikum Dort-          davon, wie der VB Dortmund wahrgenommen
                                                                       mund tätig und ist seit 2015
und Digitalisierung verändern die VB-Arbeit       auf die Weiterbil- Vorsitzende des VB Dortmund.     werden soll: als kompetente Beratungs- und
positiv.“ Das sei nur mit konstruktiv-kreativen   dung. Unterstüt-                                    Servicestelle, die durch Informationsweiter-
und flexiblen Beschäftigten möglich. Nur mit      zung der Assis-                                     gabe, Transparenz und Geschwindigkeit in der
ihnen könne der Dienstleistungsgedanke der        tentinnen und Assistenten in allen Belangen,        Sachbearbeitung ein positives Bild der Ärzte-
ÄKWL umgesetzt werden. Vielfaches positives       aber auch der Weiterbildungsbefugten durch          kammer vor Ort vermittelt. „Der VB Dortmund
Feedback von Ärztinnen und Ärzten, die Ser-       Information, Vermittlung und Transparenz            soll ein moderner, freundlicher und kompe-
viceleistungen wie Kopien, Beglaubigungen,        ist ihr ein wichtiges Anliegen. Dazu gehöre         tenter Dienstleister sein, der in Dortmund,
Annahme von Unterlagen, Ausstellung von           als besondere Aufgabe die Unterstützung der         dem Kreis Unna und in Hamm für alle Ärzte,
Arztausweisen, Meldungen und telefonische         ausländischen Kolleginnen und Kollegen. Die         Patienten und auch Politiker immer problem-
Auskünfte in Anspruch nehmen, zeige, dass         Informations- und Hilfsangebote des Verwal-         lösender, kreativer Ansprechpartner ist.“ Dafür
der VB Dortmund auf dem richtigen Weg sei.        tungsbezirks reichen bis hin zur Vermittlung        setzt sich Bärbel Wiedermann ein.
                                                  von berenteten Ärztinnen und Ärzten, die in
Gleiches gelte für die Wahrnehmung der ex-        einem Sprach-Café deutsche Umgangsspra-
ternen Tätigkeiten. Hervorzuheben sei dabei       che und auch medizinische Terminologie ver-
die Implementierung eines regelmäßigen Pa-        mitteln.                                             KAMMER REGIONAL
tientenfürsprecher-Treffens, das die Schnitt-
                                                                                                       Mit ihren zwölf Verwaltungsbezirken ist die
stelle Krankenhausversorgung und Patien-          Individuelle Ansprache
                                                                                                       Ärztekammer Westfalen-Lippe für Kammermit-
teninteresse betrachtet und dabei erstmalig
                                                                                                       glieder und Bürger in den Regionen Westfalens
die Kommunikation über die kommunalen             Durch die aktive Kontaktaufnahme zu poli-
                                                                                                       präsent. Das Westfälische Ärzteblatt stellt die
Grenzen hinaus ermöglicht. Bärbel Wieder-         tischen Vertretern auch außerhalb von Dort-
                                                                                                       Untergliederungen in lockerer Folge vor.
mann sieht einen entscheidenden Vorteil in        mund sei es außerdem gelungen, die ÄKWL in
den Treffen: „Der wichtige Bestandteil des        vorhandene Strukturen einzubinden. Anfra-

                                                                                                                    WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 04|21
16 KAMMER AKTIV

                                Das sind die Ärztinnen und Ärzte in Westfalen-Lippe
                                Die Arztstatistik 2020 liegt vor	                                                                       von Miriam Chávez Lambers, ÄKWL

                                                                                                Entwicklung der Arztzahlen 1990 — 2020
© Jemastock – stock.adobe.com

                                D       ie Zahl der Kammerangehörigen
                                        ist auch im vergangenen Jahr
                                        wieder angestiegen: Im Vergleich
                                                                                  Haupttätigkeiten

                                zum Vorjahr verzeichnete die Ärztekam-
                                mer Westfalen-Lippe zum 31.12.2020
                                2,6 Prozent mehr Mitglieder (20 462
                                Ärztinnen und 26 972 Ärzte). Insgesamt
                                waren 37 167 Ärztinnen und Ärzte be-
                                rufstätig, 10 267 ohne ärztliche Tätig-
                                keit, darunter 7822 Ärztinnen und Ärzte
                                im Ruhestand.

                                Im Krankenhaus, in Rehabilitationskli-
                                niken und anderen stationären Einrich-
                                tungen waren 20 753 westfälisch-lippi-
                                sche Ärztinnen und Ärzte (43,8 %) tätig.
                                Im Vergleich zum Jahr 2019 bedeutet
                                das einen Anstieg von 2,7 Prozent.

                                Auch die Zahl der ambulant Tätigen
                                (niedergelassen und angestellt) ist leicht   1625 Ärztinnen und Ärzte aus; 4,7 Pro-
                                gestiegen (+ 1,2 %), wobei insbesonde-       zent mehr als im Vorjahr.
                                re die Anzahl der angestellten Ärztin-
                                nen und Ärzte zugenommen hat (4025;          Neben den stationär und ambulant Täti-
                                + 8,9 %).                                    gen besteht die drittgrößte Gruppe aus
                                                                             Kammermitgliedern, die keiner ärztli-
                                855 westfälisch-lippische Medizinerin-       chen Tätigkeit nachgehen (21,6 %). Im
                                nen und Mediziner (1,8 %) waren 2020         Vergleich zu 2019 ist ihre Anzahl um
                                in Behörden und Körperschaften ange-         4,1 Prozent gestiegen. Dabei erhöhte
                                stellt (+ 1,8 %).                            sich die Zahl derjenigen, die arbeitslos
                                                                             gemeldet sind, um 5,2 Prozent und die
                                Eine sonstige ärztliche Tätigkeit, zum       der Ärztinnen und Ärzte, die sich im
                                Beispiel als Praxisvertreter oder in der     Ruhestand befinden oder berufsunfähig
                                pharmazeutischen Industrie, übten            sind, um 5,2 Prozent.

                                04|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
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