Alpenverein Austria Nachrichten

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Alpenverein Austria Nachrichten
Alpenverein Austria
Nachrichten
Wege ins Freie
Jg. 130 • Nr. 2 • April – Juni 2022
www.alpenverein-austria.at

Alpinunfallstatistik 2021
Bergsteigerdörfer – Ausweitung bis ans Mittelmeer
Tourentipp – Wandern und Klettern auf der Hohen Wand
Reise – Abseits der Trampelpfade in Südamerika
Alpenverein Austria Nachrichten
2 Infos

                                                                                                                  © Natascha Peters-Wendt
© Peter Backé

                                                           10          21

                                                                                                                                                                              © Anselm F. Wunderer
© Andrea Gstöttner

                                           12                                                                                               28

                                                                                                                  © Marco Schnell
                                                        26
                     Inhalt
                                3 Editorial                                                		Jugend
                                                                                           18 Das Februarlager der Bergzwergerln
                                4 Service                                                  21 Die Wald- und Wiesenläufer machen Winterurlaub
                                    Öffnungszeiten der Austria-Hütten • 75 % beim
                                    Mitgliedsbeitrag 2022 sparen • Adressänderung •           Senioren
                                    Servicestelle • Broschüren • Ausrüstungsverleih •
                                                                                           22 Aktivitäten der Senioren
                                    160 Jahre Alpenverein Austria • Wir sind Klima-
                                    bündnis-Partner! • Polos und T-Shirts
                                                                                           		Geschichte
                                  Alpinunfallstatistik 2021                                24 Der Alpinist und Forscher Rudolf Wegscheider
                                6 Des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit
                                                                                           		Bergsteigerdörfer
                                7 Interview mit Paul Schmidleitner, 2. Vorsitzender,       26 in Italien, Österreich und der Schweiz
                                    Alpinreferent & Bergrettungswart des
                                    Alpenverein Austria                                    		Foto
                                                                                           28 Richtig fotografieren: Lohnendes im Nahbereich
                               		Hütten und Wege
                               8 Umweltgütesiegel für die Sonnschienhütte                  30 Gruppen
                               9 Die letzte Meile - Ramsauer Bus & Taxi
                                 Unternehmen Hubner                                        34 Geführte Touren

                               		Tourentipps                                               37 Touren und Kurse/Vorträge
                               10 Wandern und Klettern auf der Hohen Wand
                               12 Der Hochschwab über das Gschöderer Kar –                 38 Bücher
                                    Pure Einsamkeit
                                                                                           40 Start der Klettersaison am Flakturm
                               		Reise
                               14 Unverfälschte Traditionen und Ursprünglichkeit
                                  entdecken: Wanderungen auf Karpathos
                               16 Abseits der Trampelpfade - Südamerika II

                                                                                                                                                 Austria Nachrichten 2/2022
Alpenverein Austria Nachrichten
3 Editorial

Editorial
                             Geschätzte Mitglieder,
                             liebe Bergfreunde!

                             Wenn Sie diese Nachrichten in Händen halten, ist die Jahreshauptversammlung (JHV) bereits
                             vorbei, zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen stand sie aber noch bevor. Trotzdem bin
                             ich überzeugt, dass unseren Mitgliedern, Freunden und Partnern eine ausführliche Vorschau
                             auf die wesentlichen Inhalte dieses vereinspolitischen Höhepunkts eines Jahres zusteht
                             (ich formuliere den Bericht daher in der Gegenwartsform).

                             D   as Vorstandsteam kann von einem
                                 sehr erfolgreichen Vereinsjahr be­
                             richten. Trotz der anhaltenden Pande­
                                                                        Für die erfolgreiche Umsetzung dieser
                                                                        strategischen Kernaufgaben haben wir
                                                                        von den Austriamitgliedern und auch
                                                                                                                  zugekommenen
                                                                                                                  Hütte am Hoch­
                                                                                                                  schwab (nämlich
                             mie fand sowohl das Gruppenleben, das      vom gesamten Alpenverein und ande­        dem Sonnschien­
                             Aktivprogramm und die Bewirtschaf­         ren alpinen Verbänden wie dem VAVÖ        haus) eine beson­
                             tung unserer Hütten erfreulichen An­       immer hohe Anerkennung erwerben           ders fordernde
                             klang bei allen Teilnehmern und Gäs­       können. Der Erwerb und Erhalt dieser      Aufgabe (die aber
                             ten. Materielle Auswirkungen der Co­       hohen Merkmale bleibt auch weiterhin      mit hohen EU-
                             videinflüsse konnten dank der Maßnah­      eine zentrale Aufgabe (siehe auch den     Sonderförderun­
                             men der öffentlichen Hand bewältigt        nächsten Absatz). Die dringende Her­      gen dotiert ist)
                             und kompensiert werden. Die Mitglie­       ausforderung darüber hinaus ist es,       gestellt. Binnen
                             derzahlen erreichen neue Höchstwerte       auch als Austria wesentliche Beiträge     weniger Wochen
                             und Maßnahmen, die neu zu uns ge­          zum Bewältigen der wohl größten aktu­     wurde das Projekt
                             kommenen Mitglieder ebenfalls best­        ellen Herausforderung der Menschheit,     von unserem ehren- und hauptberufli­
                             möglich – wie schon die bisherigen         nämlich den Klimawandel (und darin        chen Hüttenreferat „aus dem Boden
                             Mitglieder – nach ihren Erwartungen        auch den Verkehrswandel und die Ener­     gestampft“ und damit das Vertrauen
                             zufriedenstellen zu können, sind seit      giewende), einzubringen. Natürlich        des Hüttenreferates in der Bundesge­
                             Monaten im Laufen.                         sind wir unverändert ein Bergsteiger-     schäftsstelle in unsere Möglichkeiten
                                                                        und Hütten- sowie Wegeverein (und         gerechtfertigt. Die äußerst erfreuliche
                             Demgemäß stehen auch Bilanz sowie          daneben schon immer auch ein Kultur-      Konsequenz für unsere Hüttenpolitik:
                             die Erfolgsrechnung der Austria gut da.    und Sozialverein), aber es kommen zu­     ein bis zwei Jahre schneller als ange­
                             Eine wesentliche vereinspolitische         sätzliche Aufgaben auf uns zu und bei     strebt haben wieder alle Aus­triahütten
                             Neuerung stellt der Umstand dar, dass      der JHV werden daher auch Projekte zu     das Umweltgütesiegel. Ein Meilenstein
                             wir erstmals von einem professionellen     nachhaltiger Mobilität bei der An- und    unserer Vereinsgeschichte und das im
                             Wirtschaftsprüfungsbüro geprüft wor­       Rückreise in die Berge oder der Suche     160. Vereinsjahr.
                             den sind. Dies wurde durch die finanzi­    nach einem geeigneten Weg, den „öko­
                             elle Größenordnung und die Komplexi­       logischen Fußabdruck“ unseres gesam­      Der Andrang zu unseren Kursen und
                             tät unserer Gesamtaktivitäten (Ver­        ten Vereinsgeschehens (also z. B. eine    Veranstaltungen sowie auch die schon
                             einsgeschehen, Haus Rotenturmstraße,       CO2-neutrale Gesamtkonzeption für un­     vorliegenden Hüttenreservierungen
                             Beteiligung an der Freizeit Aktiv GmbH)    seren Hüttenbetrieb) erarbeitet.          lassen einen ereignisreichen Bergsom­
                             erforderlich. Unseren bisher so ver­                                                 mer erhoffen, gemeinsam wollen wir
                             dienten Rechnungsprüfern ist für ihre      Auf einen weiteren wesentlichen           alles unternehmen, dass er berei­
                             bisherige wertvolle Tätigkeit aufrichtig   Schwerpunkt, nämlich unsere Hütten­       chernd, unfallfrei und bestmöglich von
                             zu danken.                                 bauten, wird besonders ausführlich        Covid unbehelligt verlaufen wird.
                                                                        eingegangen. Wir können uns heuer auf
                             Einen an Bedeutung immer mehr zu­          die Eröffnungsfeier der Voisthalerhütte   Euer Fritz Macher
                             nehmenden Aspekt unseres Wirkens           (voraussichtlich auch die Überreichung
                             stellt die Wahrnahme unsrer Aufgaben       des Umweltgütesiegels im Rahmen die­
                             für die Erhaltung der natürlichen Le­      ser Feier) freuen, das Projekt konnte
                             bensgrundlagen dar. Bisher haben wir       schneller als vorgesehen realisiert
                             uns dabei besonders auf unsere Hüt­        werden (weil wir auch schon den Abriss
                             tenpolitik konzentriert. Die Erlangung     der alten Hütte in 2022 erledigen kön­
                             des Umweltgütesiegels für alle Austria­    nen) und die Investitionen bewegen
                             hütten vor der Übernahme des Arbeits­      sich im Budget. Vom Hüttenreferat des
                             gebietes am Hochschwab war uns über        Gesamtvereins wurde uns im Winter
                             Jahrzehnte ein vorrangiges Anliegen.       überraschend auf der zweiten neu hin­

Austria Nachrichten 2/2022
Alpenverein Austria Nachrichten
4 Service

Öffnungszeiten der Austria-Hütten                                                                 Servicestelle
Sommer 2022                                                                                       Im Verkauf in unserer Service­stelle,
Adamekhütte           10.6. – 30.9.22                                                             Rotenturm­straße 14, 1010 Wien
Austriahütte          27.5. – 30.10.22
Comptonhütte          Mitte Juni bis Ende September                                               Wander- und Kletterführer sowie Alpenvereinskarten
                                                                                                  und vieles mehr
Edelrautehütte        Anfang Mai bis Ende Oktober
Filmoorhütte          18.6. – 2.10.22
Guttenberghaus        3.6. – 9.10.22
Haindlkarhütte        1.5. – 2.10.22
Heßhütte              25.5. – 26.10.22
Hochweißsteinhaus     15.6. – 2.10.22
Oberwalderhütte       1.6. – 15.9.22
Obstanserseehütte     18.6. – 30.9.22
Porzehütte            18.6. – 30.9.22
Seethalerhütte        1.6. – Anfang/ Mitte Oktober                     
Simonyhütte           26.5. – Anfang Oktober
Sonnschienhütte       Anfang Mai – 14.9.22 (15.9. – 15.10.22 Jagdsperre)           
Voisthalerhütte       1.5. – 26.10.22
Wolayerseehütte       11.6. – 2.10.22
Ybbstalerhütte        14.5. – 26.10.22

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                                                                                                  www.alpenverein-austria.at zum Download.
Kosten der Vollmitgliedschaft für 2022 nur 16,50 € (Ersparnis: 49,50 €)!

Voraussetzungen: Aktion nur für neue Mitglieder gültig:                                                                                                                                                                            Die alpine, anspruchsvolle
                                                                                                                                                                                                                                                                                         Wander-
Du warst seit 1.1.2021 kein Mitglied des Österreichischen Alpenvereins.                                    Karnischer
                                                                                                           Höhenweg
                                                                                                                                                                 Hochschwab­
                                                                                                                                                                 Hüttenrunde
                                                                                                                                                                                                                               Dachstein­
                                                                                                                                                                                                                              Hüttenrunde
                                                                                                                                                                                                                                                                                       Inspirationen
                                                                                                                                                                                                                                                                                       Vom Wienerwald bis zum Hochschwab

Die Förderaktion gilt bis auf Weiteres, jedoch längstens bis 31.08.22
(Aktion wurde verlängert!).
                                                                                                     Fünf Hütten – Ein Weg                                      Drei Hütten – Ein Weg                                       Vier Hütten – Ein Weg                                                  Für alle ...
Der Sportbonus gilt auch für ausländische Mitglieder inkl. Ortsgruppen                                 Wolayerseehütte | Hochweißsteinhaus | Porzehütte
                                                                                                        Filmoorhütte | Obstanserseehütte | Sillianerhütte

                                                                                                                www.karnischer-hoehenweg.at
                                                                                                                                                                 Voisthalerhütte | Fleischerbiwak | Sonnschienhütte

                                                                                                                                                                          www.hochschwabhuettenrunde.at
                                                                                                                                                                                                                        Austriahütte | Guttenberghaus | Simonyhütte | Adamekhütte

                                                                                                                                                                                                                                      www.dachsteinhuettenrunde.at
                                                                                                                                                                                                                                                                                    ... die mal höher hinaus wollen

(nicht aber für die Auslandssektionen Britannia und Flandern).
                                                                                                                                                                                                                                                                                            www.wienerwald-wanderinspirationen.at
                                                                                                    Diese Tour ist auf aslkdfKJFKSDJFKLASDJF       zu finden   Diese Tour ist auf aslkdfKJFKSDJFKLASDJF     zu finden     Diese Tour ist auf aslkdfKJFKSDJFKLASDJF    zu finden
                                                                                                                                                                                                                                                                                     Diese Tour ist auf aslkdfKJFKSDJFKLASDJF   zu finden

Adressänderung, Bekanntgabe E-Mail-Adresse,
Änderung Bank-Kontonummer, Änderung der                                                Sind Sie umgezogen? – Bitte teilen Sie uns Ihre neue Adresse
                                                                                       mit. Um das Medium Internet effizienter zu nutzen, bitten
Telefonnummer
                                                                                       wir Sie auch, uns Ihre E-Mail-Adresse bekanntzugeben.
Mitglieder, die uns bereits eine Einzugsermächtigung erteilt haben, deren
Bankverbindung sich jedoch im letzten Jahr geändert hat, bitten wir zur                Im Internet unter mein.alpenverein.at können Mitglieder
Vermeidung zusätzlicher Spesen um kurze, schriftliche (Brief, Fax, E-Mail)             auch online Einzugsermächtigungen erteilen und Ände­
Bekanntgabe der neuen Daten.                                                           rungsanträge stellen. Danke!

 Servicestelle – Wir sind für Sie da!

 Unsere Mitarbeiter sind von                                                           Wir informieren Sie gerne über laufende Aktivitäten, helfen bei Fragen zu
 Montag-Donnerstag: 10:00 Uhr bis 18.00 Uhr                                            unseren Hütten und nehmen Ihre Anmeldungen zu unseren Veranstaltun­
 Freitag: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr                                                      gen entgegen. Vor Ort im Alpenvereinshaus in der Rotenturmstraße 14
 durchgehend für Sie erreichbar                                                        können Sie Kartenmaterial, Hüttenschlafsäcke und andere Verkaufs­
 unter: Tel. 01/513 10 03                                                              artikel erwerben. Ebenso bieten unser Ausrüstungsverleih und unsere
 austria@alpenverein-austria.at • www.alpenverein-austria.at                           Alpinbibliothek die notwendige Hardware für Ihr Bergerlebnis.

                                                                                                                                                                                                                                                                        Austria Nachrichten 2/2022
Alpenverein Austria Nachrichten
5 Service

Ausrüstungsverleih                                                                                        Polos und T-Shirts
                             Als Alpenvereinsmitglied kannst du deine gesamte alpintechni­
                             sche Ausrüstung für Wanderungen, Klettersteige, Klettern,
                             Steileisklettern, Gletscher- und Eistouren sowie Schneeschuh­
                             wanderungen bei uns entlehnen.
                             Der Verleih ist generell kautionsfrei, bei Verlust oder Beschädi­
                             gung wird der Neuwert in Rechnung gestellt. Teilnehmer an Ve­
                             ranstaltungen des Alpenverein Austria (Kurse und Führungen)
                             erhalten einen Rabatt von 25 % auf die Verleihgebühren.

                             Verleihzeiten: wie Öffnungszeiten.

160 Jahre Alpenverein Austria
Do, 19. Mai 2022
Hoffest inkl. Tag der offenen Tür & Schnupperklettern
bzw. -bouldern
                                                                                                          Da es sehr schwierig ist, ökologisch nachhaltige und sozial
Details auf unserer Webseite und Social Media-Kanälen!
                                                                                                          einwandfrei hergestellte Mode zu kaufen, haben wir uns ent­
                                                                                                          schlossen, das selbst in die Hand zu nehmen und verkaufen nun
www.alpenverein-austria.at
                                                                      auf
                                                       Wir freuen uns
                                                                                                          solche T-Shirts und Polos mit dezentem „Alpenverein Austria“-
        alpenverein.austria                                            en!                                Aufdruck. Wer seiner Überzeugung Ausdruck verleihen möchte
                                                       dein/euer Komm                                     und darüber hinaus ein leichtes Shirt zum Wandern in unaufge­
        alpenvereinaustria
                                                                                                          regter Farbe sucht, der wird hier das Passende finden.

Wir sind Klimabündnis-Partner!
Seit 2022 sind wir Partner im Klimabündnis-Netzwerk.
Aber was heißt das eigentlich?
Neben einem starken Netzwerk profitieren wir auch von den Expertinnen und Experten
des Klimabündnis Niederösterreich, die uns auf dem Weg zu einem nachhaltigen Verein
begleiten. Denn: Wir alle tragen die Verantwortung, zukünftigen Generationen eine le­
benswerte Welt zu hinterlassen. Wir alle sind das Klimabündnis!

Vor dem Beitritt zum Klimabündnis haben wir einen umfassenden KlimaCheck durchlau­
fen. ln diesem Rahmen wurde der lst-Stand in den Bereichen Energie, Mobilität, Abfall,
Beschaffung, Verpflegung, Wasser, Boden, Soziales und Kommunikation erhoben.
                                                                                                                                                                                    © Michaela Aschenbrenner
Gemeinsam mit Michaela Aschenbrenner von Klimabündnis Niederösterreich haben wir
Nachhaltigkeitsziele für die kommenden Jahre definiert.

Was ist das Klimabündnis?
Das Klimabündnis ist ein globales Netzwerk zum Schutz des Klimas. Gemeinden, Betrie­
be, Vereine und Bildungseinrichtungen können sich dem Netzwerk anschließen und ih­
                                                                                                          Naturschutzreferent Andreas Griebaum, Klimabündnis-Ko-
ren Beitrag für eine klimagerechte Welt leisten. Unter dem Motto "global denken, lokal
                                                                                                          ordinatorin Marie-Luise Eckelsberger und Ester Vorsitzender
handeln" werden sowohl lokale Klimaschutzprojekte umgesetzt, als auch Partnerorga­                        Friedrich Macher freuen sich im Kletterzentrum Austria (Roten-
nisationen in Südamerika unterstützt. Die gemeinsamen Ziele sind die Verringerung                         turmstraße 14, 1010) Partner im großen Klimaschutz-Netzwerk
von Treibhausgas-Emissionen und der Schutz des Amazonas-Regenwaldes.                                      zu sein.

 Impressum:                                                                                 Redaktion & Anzeigenannahme: Alpenverein Austria, Agnieszka Lazowska-Hreczycho,
                                                                                            1010 Wien, Rotenturmstraße 14
 Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: „Austria Nachrichten“, Zeitschrift des Alpen­                                   Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Wienerstraße 80,
 verein Austria, Zweig­verein des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV): 1010 Wien, Roten­                              A-3580 Horn, CO2-neutraler Druck nach den Richtlinien des ös­
 turmstraße 14, erscheint 5-mal jährlich, einschließlich Aktivprogramm                                                terr. Umweltzeichens, P.E.F.C. zertifiziert. Grafik: beesign.com
 Herausgeber u. Medieninhaber: Zeitschrift des „Alpenverein Austria“, Zweigverein des Titelbild: www.mountainfuntouring.ch Die Bildrechte liegen bei den Autoren. Die Inhalte
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 Für den Inhalt verantwortlich: Friedrich Macher, Erster Vorsitzender                      Redak­tion wider. Redaktionsschluss der Ausgabe 3/2022 (Juli-September): 01.05.2022

Austria Nachrichten 2/2022
Alpenverein Austria Nachrichten
6 Alpinunfälle

Alpinunfallstatistik 2021
Wie aus der Alpinunfallstatistik des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit (ÖKAS)/BMI Alpinpolizei
hervorgeht, sind im Jahr 2021 in Österreichs Bergen 272 Menschen ums Leben gekommen. Das langjährige Mittel
von 10 Jahren liegt bei 286 Toten pro Jahr. 2021 sind 43 Frauen (16 %) und 229 Männer (84 %) am Berg tödlich
verunglückt.

Von Marie-Luise Eckelsberger

I m Jahr 2021 verunfallten insgesamt 7.561
  Menschen (Tote, Verletzte, Unverletzte).
Das sind deutlich weniger als im Mittel der
                                                   Herkunft – Etwa 70 % (189 Personen) der
                                                   tödlich Verunglückten stammten im Vor­
                                                   jahr aus Österreich (Mittel der letzten
                                                                                                      In den meisten Jahren ist die Anzahl der Alpintoten im Juli, Au­
                                                                                                      gust und September am höchsten, so auch im Jahr 2021. In un­
                                                                                                      fallreichen Wintern, vor Einschränkungen durch die Pandemie,
vergangenen 10 Jahre, wo es 11.043 Perso­          10 Jahre: 61 %), gefolgt vom Nachbarland           waren die Unfallzahlen in den Monaten Februar bzw. März in
nen waren. Witterung aber auch Maßnah­             Deutschland mit 22 % (58 Personen, Mit­            einzelnen Jahren ähnlich hoch. Unfalltreiber Nummer eins sind
men und Einschränkungen der Pandemie               tel der letzten 10 Jahre: 25 %). Fast alle         im Winter Pisten/Skirouten. Nicht aber so im Jahr 2021: Aufgrund
beeinflussen maßgebend das Geschehen               Todesopfer in Österreichs Bergen stam­             der bekannten Pandemiemaßnahmen (bedingter Skibetrieb und
auf den Bergen. Für 2021 wurden bei insge­         men aus Europa.                                    Reiseeinschränkungen) fand eine noch stärkere Verschiebung
samt 5.946 registrierten Unfällen (Mittel                                                             hin zu den bereits seit Jahren „boomenden“ Sommerdisziplinen
der vergangenen 10 Jahre: 7.654) 4.961             Unfalldisziplin und Unfall­      verteilung        Wandern und Mountainbiken (inkl. E-Bike) statt.
Verletzte in der Alpinunfalldatenbank ver­         nach Monaten – Das Jahr 2021 unterlag,
zeichnet (Mittel der letzten 10 Jahre: 7.244).     wie auch das Jahr 2020, starken saisonalen         Alter der Verunfallten – In der Altersgruppe zwischen 51 und 70
Der Bundesländervergleich zeigt, dass Ti­          Schwankungen, welche unter anderem                 Jahren werden die meisten Alpintoten verzeichnet - 130 von insge­
rol, wie in den Vorjahren, Spitzenreiter bei       auf Witterungsbedingungen zurückzufüh­             samt 272, das sind knapp 50 % aller Alpintoten eines Jahres. Die
den Alpinunfällen ist (s. auch Abb. Alpinto­       ren sind. Jedoch haben sich auch die               Anzahl der Verunfallten (Tote, Verletzte, Unverletzte) verteilt sich
te nach Bundesländern 2021 und Mittel 10           Pandemiemaßnahmen im Jahr 2021 v. a.               über alle Altersgruppen hinweg etwas regelmäßiger und ist mitun­
Jahre).                                            auf die Disziplinen Piste/Skiroute und Ski­        ter von der Anzahl der Ausübenden je Altersgruppe abhängig.
Wie auch in den vergangenen Jahren liegt           tour ausgewirkt (siehe Bericht PA Winter
der Anteil der Unverletzten bei etwa einem         2020/21 vom April 2021).                           Herz-Kreislauf-Versagen – Von den 272 Todesopfern starben im
Drittel. Das sind jene Personen, die sich in       Auch die Unfallzahlen der Sommerberg­              Jahr 2021 insgesamt 72 Personen an Herz-Kreislauf-Versagen
einer misslichen Lage befinden, mit den            sportdisziplinen wie Mountainbiken und             (26 %; Mittel der vergangenen 10 Jahre: 23%) und stellt neben
Begebenheiten einer Tour überfordert sind          Wandern spiegeln den Boom und auch die             Absturz (16 %) sowie Sturz/Stolpern/Ausgleiten (19 %) die Haupt­
oder auch als Unverletzte bei einem Unfall         Auswirkungen der Pandemie wider (siehe             unfallursache bei Alpinunfällen dar. Im Jahr 2021 liegt der Groß­
mit Mehr-Personenbeteiligung hervorge­             Bericht PA Sommer 2021 vom Okt. 2021).             teil der Alpinunfalltoten durch Herz-Kreislauf-Versagen im Al­
hen (z. B. Kollision auf Pisten/Skirouten).        Die Bergsportdisziplin mit den meisten Un­         terssegment von 51 bis 80 Jahren. In den Altersklassen darunter
Einen wirkungsvollen Beitrag können hier           falltoten im Jahr 2021 (s. Tabelle unten) ist      ist das Todesrisiko durch einen Herz-Kreislauf-Störung geringer.
Kursangebote, Aus- und Fortbildungen bei           Wandern/Bergsteigen mit 111 Toten, gefolgt
alpinen Vereinen und Verbänden leisten.            von tödlichen Unfällen beim Mountainbiken          Lawinen – 2021 wurden in Österreich von der Alpinpolizei 130 La­
Auch Online-Schulungen und Weiterbildun­           mit 16 Toten (Mittel der vergangenen 10            winenunfälle registriert. 18 Personen (Mittel 10 der vergangenen
gen sind im Bergsport nicht zu vernachläs­         Jahre: 7 Tote) sowie Forstunfälle u. ä. mit 28     Jahre: 19), 16 Männer und 2 Frauen, kamen dabei ums Leben. Die
sigen und bieten gerade auch im Pande­             Toten (Mittel der vergangenen 10 Jahre: 23         tödlichen Unfälle durch Lawinen verteilen sich nach Bundeslän­
miejahr 2021 eine gute Möglichkeit, sich           Tote). Im langjährigen Mittel sterben etwa         dern wie folgt: 10 in Tirol, 4 in Salzburg und je ein Lawinentoter in
Up-to-Date zu halten. Ein großer Erfolg war        31 % der tödlich verunglückten Personen            Kärnten und der Steiermark. Die Verteilung der Lawinentoten im
das vom ÖKAS bereits zum zweiten Mal               nicht beim Bergsport, sondern bei der Jagd,        Jahr 2021 nach Herkunft und Disziplin sieht wie folgt aus: 16 aus
online durchgeführte Alpinforum 2021.              bei Forstarbeiten u. Ä., mit Fahrzeugen auf        Österreich und je ein Toter aus Rumänien und Deutschland, 15 auf
(www.alpinforum.info)                              Bergwegen oder durch Suizid im Gebirge.            (Ski-)Tour und drei Lawinentote beim Variantenfahren.

 120                                                                                      Disziplin                                         2021              %-Anteil
            2021             Mittel 10 Jahre                  105                                                                         Alpintote             2021
 100                                                     97
                                                                                                                                                              (n = 272)
    80                  29             32                                                 Tote Sommerbergsport-
                        11             15                                                                                                    155                 57 %
                                                                                          disziplinen 2021
    60                  41             29
                        35             45
                                       45                                                 Tote Winterbergsport-
                          41                     40 37                                                                                         42                15 %
    40                  40           3537                                                 disziplinen 2021
         29 32          97 29         105                                22               Klassische Nicht-Bergsportdisziplinen
                        18             22                           18
    20            11 15                                                                   2021 (Jagd, Forst­unfälle u. Ä., Straßen­            75                28 %
                         10
                                                                              1 0         verkehr, Sonstiges)
    0
           K       NÖ        OÖ       Sbg.       Stmk.      T        V        W           GESAMT 2021                                        272               100 %
Alpintote in Österreich nach Bundesland – 01.01.2021 bis 31.12.2021 und                  Übersicht: Tote in Österreichs Bergen nach Bergsportdisziplin —
Zehnjahresmittel 2012 bis 2021                                                           01.01.2021 bis 31.12.2021
                                                                                         [Blau = Winterdisziplin, Orange = Sommerdisziplin]

                                                                                                                                                      Austria Nachrichten 2/2022
Alpenverein Austria Nachrichten
7 Alpinunfälle

Interview mit Paul Schmidleitner
Paul Schmidleitner ist seit seinen Kindheitstagen in den Bergen unterwegs und mittlerweile in fast allen
Bergsportbereichen affin. Beim Alpenverein ist er ehrenamtlich als Zweiter Vorsitzender, Alpinreferent und
Bergrettungswart des Alpenverein Austria sowie im Landesverband Wien aktiv. Zudem ist er auch ehrenamt­-
licher Funktionär bei der österreichischen Bergrettung.

Wie interpretierst du die                    chen auch unserem Auftrag des Staates,                         machen. Dies trifft für jede Jahres­
Alpinunfallstatistik 2021?                   als Multiplikatoren im Bereich der Si­                         zeit zu. Im Winter gesellen sich
                                             cherheit im alpinen Gelände tätig zu                           natürlich dann noch die speziellen
Wenn man die Statistiken betrachtet,         sein. Diesen versuchen wir hier so gut                         Bereiche wie Schnee- und Lawinen­
geht eigentlich daraus hervor, dass          wie möglich mit großer Qualität zu er­                         kunde, Lawinenprävention (z. B.
trotz extrem ansteigenden Zahlen im          füllen.                                                        Stop or Go) und Notfall Lawine
Bereich der Menschen, welche sich im                                                                        dazu.

                                                                                                                                                    © Marco Rossi
Bergsport betätigen, die Unfallzahlen        Wie bereitet man sich am
relativ stabil bleiben. Dies vor allem       besten auf eine sichere                                        Was sind die häufigsten
auch in einer Zeit wie dieser, der Pande­    Bergtour vor (Unterschiede                                     Unfallursachen und wie
miezeit, welche ja in diesem Unfallbe­
richt auch schon relevant ist, wo sehr
                                             Sommer/Winter)?                                                können sie möglichst                   Paul Schmidleitner

viele Menschen aufgrund der nicht mög­       Hier muss natürlich einmal zwischen der                        vermieden werden?
lichen Auslandsreisen ihren Urlaub im        körperlichen und der theoretischen Vor­                        Hier sind vor allem zwei Hauptthemen hervorzustreichen:
Inland und in den Bergen verbracht ha­       bereitung unterschieden werden. Bei                            Herz-/Kreislaufversagen und Absturz/Stolpern/Ausrutschen/
ben, die keinerlei Vorkenntnisse oder        der körperlichen Vorbereitung gilt na­                         Ausgleiten. Das Erstere trifft vor allem für den Bereich Wan­
Routinen bei dieser Art von Betätigung       türlich der Grundsatz, dass die Fitness                        dern/Bergsteigen zu. Zur Vermeidung tragen im Wesentlichen
mitbringen.                                  immer so sein sollte, dass es für die                          die körperlich gute bzw. sehr gute Verfassung bei, dass sich
                                             ausgeübte Tätigkeit passend ist und                            die Bergsportler:innen auch realistisch und ehrlich einschät­
Welche Maßnahmen/Ange-                       noch genügend Reserve vorhanden                                zen bzw. die geplante Tour nicht unterschätzen. Dass nach fast
bote gibt es von Seiten der                  wäre, wenn einmal eine Situation ein­                          überstandenen oder überstandenen Krankheiten (z. B. Grippe
Austria, um alpine Unfälle                   tritt, welche nicht planmäßig ist. Im Falle                    oder grippaler Infekt, Verkühlung, usw.) nicht gleich die her­
                                             eines unvorhergesehenen Ereignisses,                           ausforderndsten Touren gegangen werden, sondern man wie­
möglichst zu vermeiden?                      welches nicht gleich ein Unfall mit Per­                       der langsam hineinkommt, was natürlich auch für jeden ge­
Seitens des Alpenverein Austria gibt es      sonenschäden sein muss, sondern auch                           sondert zu betrachten ist. Beim Thema Absturz/Stolpern/Aus­
hier die Möglichkeit für alle Mitglieder     eine gebrochene Skibindung sein kann,                          rutschen/Ausgleiten ist natürlich das richtige Material (Schu­
der Alpenvereine, egal ob aus Öster­         wird ein Tourentag möglicherweise                              he, ...), eine gute Trittschulung und das richtige Bewegen im
reich, Deutschland, Schweiz, Italien usw.,   schon sehr lange und kräftezehrend.                            alpinen Gelände sehr hilfreich. Es glauben in diesem Bereich
an den „Basiskursen“ teilzunehmen. In        Aus diesem Gesichtspunkt heraus ist es                         viele Menschen, dass gehen gleich gehen ist, was sich in der
diesen Kursen versuchen wir in großteils     dann natürlich schon zu wenig, wenn die                        Realität natürlich ein wenig anders darstellt. Wenn auch noch
ehrenamtlicher Arbeit, wie ja bereits der    Kraft gerade ausreicht, um die ge­                             das Thema Altschneefelder dazukommt, dann gibt das leider
Name sagt, die Basis in den jeweiligen       wünschte Tour zu absolvieren. Bei der                          oft fatale Endergebnisse und hier sollte man dann die richtige
Betätigungsfeldern der alpinen Sportar­      theoretischen Vorbereitung treffen wir                         Ausrüstung an den Füßen oder in den Händen haben, um das
ten zu vermitteln. Sei dies beim Alpin-      natürlich auf unterschiedlichste The­                          zu vermeiden, oder, wenn es passiert, dementsprechend re­
klettern, Sportklettern, Klettersteig ge­    men. Hier sollte man sich z. B. über                           agieren zu können.
hen, Wandern, Skifahren, Skitouren ge­       Kartenkunde und Orientierung, Touren­
hen, Hochtouren gehen oder bei Kombi­        planung, Wetterkunde, alpine Gefahren,                         Wie verhält man sich in einer
kursen, welche alle Materien ein wenig       Erste Hilfe im alpinen Gelände und nicht                       Notsituation richtig?
vorstellen. Diese Tätigkeiten entspre­       zuletzt das passende Material Gedanken
                                                                                                            Zuallererst natürlich indem man Ruhe bewahrt und nicht hek­
                                                                                                            tisch oder unüberlegt handelt. Dann, dass man sich einmal die
                                                                                                            Situation vor Augen führt und die eventuell noch bestehende
                                                                                                            Gefahrensituation identifiziert, aus welcher man sich und
                                                                                                            möglicherweise noch Beteiligte befreien sollte. Der nächste
                                                                                                            Schritt wäre das Absetzen eines Notrufs an eine der bekann­
                                                                                                            ten Notrufnummern, vorzugsweise natürlich an einen Alpin­
                                                                                                            notruf. Weiter geht es mit den Schritten der Bergung, sprich
                                                                                                            Selbst- bzw. Kameradenrettung, denn die professionelle Hilfe
                                                                                                            benötigt teilweise doch einige Zeit, bis sie eintrifft. In diesem
                                                                                                            Zeitraum ist es sehr gut, wenn Handlungen gesetzt werden,
                                                                                     © Paul Schmidleitner

                                                                                                            falls man dafür geschult bzw. ausgebildet ist. Die Versorgung,
                                                                                                            sprich Erste Hilfe, ist dann der nächst Punkt in dieser Abhand­
                                                                                                            lung der Thematiken eines Notfalls. Wenn das dann vollzogen
                                                                                                            ist, kann man sich über einen möglichen Abtransport Gedan­
                                                                                                            ken machen, falls das der Fall sein muss. Zumeist wird dies
 Universaltrage UT2000                                                                                      aber durch die Einsatzorganisationen übernommen.

Austria Nachrichten 2/2022
Alpenverein Austria Nachrichten
8 Hütten und Wege

Umweltgütesiegel für die
Sonnschienhütte
2023 soll auch die Sonnschienhütte das Umweltgütesiegel der Alpenvereine erhalten. Dann werden
alle unsere Hütten diese verdiente Auszeichnung tragen und damit das Bekenntnis der Austria zur
nachhaltigen Bewirtschaftung der alpinen Infrastruktur dokumentieren.

Von Richard Goldeband

D   ie Sonnschienhütte ist eine ganzjährig
    geöffnete (mit Ausnahme einer Jagd­
sperre von 15. September bis 15. Okto­ber)
Schutzhütte der Kategorie I und liegt in
wunderschöner Lage am Fuß des Eben­
steins auf 1.526 m in der westlichen Hoch­
schwabgruppe in der Steiermark. Sie ver­
fügt über 60 Schlafplätze, einen
Gastraum für 50 Personen und eine ge­
schützte Südterrasse, die zur Rast nach
einer Bergtour oder Wanderung einlädt.
Aktuelle Bedingungen, Zustiegsmöglich­
keiten, allgemeine Infos können auf den
Hüttenseiten www.alpenverein.at/sonn
schienhuette und Sonnschienhütte
(sonn­schienhuette.info) eingesehen wer­
den.
                                             © Richard Goldeband

Thermische und energe­tische
Sanierung
Die Sonnschienhütte wird thermisch (Ein­
bau neuer Fenster, Isolierung von Fassade                                                                                                                      1
und Dach) und energetisch (Sanierung und
Erweiterung PV-Anlage) saniert. Weiters
sind für das Umweltgütesiegel diverse sa­
nitäre Installationen zur Senkung des Was­
serverbrauches und zur effizienteren
Warmwasserversorgung vorgesehen. Die
geplante Kapazität der PV-Anlage mit 25
kWp wird in Verbindung mit leistungsstar­
                                                                                                                                                            © DCD-Christoph Deseyve

ken Energiespeichern (Lithium-Ionen-Bat­
                                             © Richard Goldeband

terien mit 60 kWh Speicherkapazität) im
Regelfall die Versorgung mit elektrischer
Energie sicherstellen können. Als Backup
dient ein mit Pflanzenöl betriebenes Not­
stromaggregat.                                                                                             2     3
Die Gesamtkosten (netto) für die notwen­
digen Sanierungsarbeiten und die Erweite­    terstützung unserer Mitglieder und Spend­     Sommermonaten zu rechnen. Wir werden       1 Sonnschienhütte
rung der PV-Anlage wurden mit 600.000,-      er nicht machbar. Auch an dieser Stelle ein   jedoch versuchen, die Schutzfunktion der     mit Ebenstein
Euro veranschlagt. Wir können hier, wie      herzliches Danke!                             Hütte bestmöglich aufrecht zu erhalten.    2 Sonnschienhütte
                                                                                                                                        im Winter
auch schon beim Neubau der Voisthaler­
hütte, mit einer Sonderförderung des Bun­                                                                                             3 Lage der PV-
                                             Stand der Projektplanung                                                                   Paneele
desministeriums für Landwirtschaft, Regi­
onen und Tourismus im Rahmen des EU-         Angebote liegen bereits vor, im Sommer
Förderprogrammes für den ländlichen          wird mit dem Umbau des Nebengebäudes
Raum rechnen, für die wir uns mit Unter­     begonnen, der Hüttenbetrieb bleibt davon
                                                                                                       Richard Goldeband
stützung des Hauptverbandes erfolgreich      unberührt. Nächstes Jahr (2023), während           ist Hüttenreferent im Vorstand
beworben haben. Dennoch wären die not­       der Arbeiten am Hauptgebäude, ist aller­               für die Oberwalderhütte,
wendigen Bau- und Sanierungsmaßnah­          dings mit Einschränkungen (Nächtigun­                   die Dachstein- und die
men ohne die großzügige finanzielle Un­      gen, gastronomisches Angebot) in den                     Hochschwabhütten.

                                                                                                                                      Austria Nachrichten 2/2022
Alpenverein Austria Nachrichten
9 Hütten und Wege

Angebote für die letzte Meile
Drei Generationen prägen die bereits 60-jährige Geschichte des Ramsauer Bus & Taxi Unternehmens Hubner.
Zum Jubiläum hat man sich selbst - und natürlich den Kunden - ein „Geschenk“ in Form eines neuen Hightech-
Fahrradanhängers gemacht.

R   adtouren spielen eine große Rolle im
    umfangreichen Angebot der innovati­
ven Firma. Besonders gefragt ist auch der
„Ennsradweg Shuttle“ mit den Routen Ad­
mont-Irdning-Schladming-Ramsau und
Haus-Schladming-Flachauwinkl. Neben den
Taxi-Kurzstrecken werden Fahrten von und
zu den Flughäfen Salzburg, Wien, Graz, Linz
und München angeboten. Zu den beliebten
Kurzstrecken zählen unter anderem Trans­
fers zwischen Bahnhof und Hotel und auch
Fahrten zu den Wanderausganspunkten
der Region. Gerne werden auch längere
Transfers übernommen, z. B. bei einer
Dachsteinüberquerung.

Umfangreiches Angebot
Qualität und Kundenzufriedenheit hat für
Familie Hubner oberste Priorität. Für die
Erfüllung der Ansprüche stehen drei Klein­
busse mit acht Sitzen, ein 20-Sitzer und ein
38-Sitzer Reisebus zur Verfügung. Neben
der ohnehin hohen Anforderung der Reini­
gung der Busse werden diese auch laufend
mit einem geeigneten Mittel desinfiziert.

Mit interessanten technischen Details war­
tet man im Katalog auf: So erfolgt der
Luftaustausch im Reisebus 7x schneller als
im ICE und 4,5x schneller als in einem
Flugzeug! Und auch zum neuen Radanhän­
ger gibt es noch ein paar Details: er hat
Platz für 36 Räder, die auf zwei Etagen
transportiert werden. Durch die stehende
Verladung (statt hängend) ergibt sich der
große Vorteil, dass sämtliche Anbauteile
am Rad bleiben können. So muss z. B. der
Akku eines Elektrorades nicht umständlich
demontiert und anschließend wieder an­         Kontakt:
gebracht werden - quasi direkt von der
Straße auf den Hänger…                         Familie Hubner
Familie Hubner und das Team freuen             Schildlehen 68
sich auf viele neue Wandergäste und            8972 Ramsau am Dachstein
sind bei Anfragen und Organisatori­            Tel.: 0043 3687 81227-0
schem gerne behilflich.
                                               office@hubner-taxi.at
                                                                          © Fam. Huber

                                               www.hubner-taxi.at

Austria Nachrichten 2/2022
Alpenverein Austria Nachrichten
10 Tourentipp
                                                 Tourentipp
           Tourentipp

Warum in die Ferne schweifen?

Wandern und Klettern auf der
Hohen Wand
Der Frühling zieht ins Land. Während die Skisaison mit den letzten Firnabfahrten ausklingt, beginnt nun wie-
der die Wander- und Kletterzeit. Zahlreiche Tourengebiete laden dazu ein, die ersten warmen Tage in der freien
Natur zu verbringen.

Von Peter Backé

E                                                                                     Zahlreiche Touren­-
    in sehr lohnendes Ziel ist da die     Markt Piesting, Oberpiesting, Waldegg,                                                Bild oben: Steinkitze
    Hohe Wand, ein Hochplateau im süd­    Waldegg-Dürnbach und Miesen­bach-                                                     am Appelsteig
                                                                                      möglich­keiten
lichen Wiener Becken, das vor allem im    Waid­manns­feld. Beide Linien fahren im                                               Bilder rechts:
                                                                                                                                Kanzelsteig,
Osten und Südosten mit steilen Felsab­    Stundentakt, was die Anreise mit dem        Die Tourenauswahl im Bereich der Hohen
                                                                                                                                Große Kanzel,
brüchen nach Grünbach und in die Neue     Zug sehr einfach macht.                     Wand ist riesengroß. Wanderer finden      Am Zahmen
Welt abfällt. Besonders fein: Auch ohne   Außerdem gibt es einige Buslinien in die    hier ein ebenso weites Betäti­gungsfeld   Pechersteiglein,
Auto ist die Hohe Wand bestens erreich­   Neue Welt, deren Fahrpläne gut auf jene     wie jene, die gerne klettern.             Maria Kirchbüchl
bar.                                      der Zuglinien abgestimmt sind – so          Ein nützlicher Überblick über die wich­
                                          kommt man bequem nach Maiersdorf,           tigsten Steige und Routen findet sich
Sehr gute Öffi-Verbindungen               Stollhof oder Dreistetten. Von Montag bis   auch auf http://www.volki.at/berge/
                                          Freitag werden auch Oberhöflein und         hw/hw.shtml. Ausgewählte Hohe Wand-
Kaum mehr als eine Stunde dauert die      Zweiersdorf angefahren. Eine weitere        Tou­ren mit Bahn- und Bus-Anreise wer­
Anreise mit dem Zug von Wien, etwa halb   Buslinie verbindet Neunkirchen und da­      den im Öffi-Tourenportal www.bahn-
so lang von Wiener Neustadt. Dabei ste­   mit die Südbahn­strecke mit Unterhöflein    zum-berg.at vorge­stellt.
hen zwei Bahnlinien zur Auswahl. Aus­     und Grünbach. Busse verkehren des Wei­      Ein wei­terer Pluspunkt der Hohen Wand:
gangspunkte im Süden der Hohen Wand       teren zwischen dem Piestingtal und          Zahlreiche gut geführte Hütten und
bedient die Puchberger Bahn mit Halt in   Puchberg am Schneeberg, mit mehreren        Gasthöfe laden unterwegs zu Rast und
Unterhöflein sowie an drei Stationen in   Haltestellen in Miesenbach, die weitere     Einkehr ein.
Grünbach. Im Norden verkehrt die Pies­    interessante Ausgangs- oder Endpunkte
tingtal-Bahn, mit Haltestellen u. a. in   für Touren in der Region bilden.

                                                                                                                                Austria Nachrichten 2/2022
11 Tourentipp
                       Aus den mannigfaltigen Tourenoptionen sei­    nander verbinden. Gleiches gilt für die Kleine und die Große
                       en hier nur einige wenige herausgegriffen:    Klause (A/B und A) bzw. für die Frauenlucke (B) und die Völlerin
                                                                     (A). Sehr schön ist auch der Hanselsteig (B).
                                                                                                                                               Anreise mit Bahn und Bus               ÖV
                       Wanderungen: Sehr ansprechend ist             Anspruchsvollere Klettersteige: Zur Auswahl stehen der Währin­            Hinfahrt: Von Wien Hauptbahnhof
                       eine Runde über das Geländ, das mit ei­       gersteig (C), der Ganghofersteig (C/D), die Stei­rerspur (C), der         (Min. 58) und Meidling (Min. 05) im
                       ner besonders attraktiven Aussicht zum        Wildenauersteig (C/D), der Gebirgsvereinssteig (C/D) und der              Stundentakt nach Wiener Neustadt,
                       Schneeberg und einer Gipfelhütte auf­         ÖTK-Klettersteig (vormals HTL-Steig, D/E).                                weiter mit der Puchberger bzw. Pies­
                       warten kann. Ebenso empfehlenswert ist                                                                                  tingtal-Bahn. An Sa/So/Fei auch Direkt­
                       eine Wanderung über die Maiersdorfer          Beliebte Klettertouren: Hier sind u. a. der Draschgrat (IV bis            züge von/nach Wien (Abfahrt am Hbf
                       Hutweide und die Krumme Ries zum Gast­        V), Postlgrat und -steig (III), der Tirolersteig (III), Zweier- und       um 8:39, von Meidling um 8:45).
                       hof Luf hinauf, für den Abstieg bieten        Dreiergrat (II+), der Turmsteig (II-/B) mit dem Baumgartnerturm           Busse in die Neue Welt (überwiegend im
                       sich Leitergraben oder Straßenbahner­         (II), der Grafen­bergsteig (III), der Kanzel­steig (II+), der Wiener­     2-Stunden-Takt): Umsteigemöglichkei­
                       weg an.                                       steig (III) und der Fredsteig (IV) zu nennen. Selbstverständlich          ten von der Bahn in den Bus in Win­
                                                                     gibt es auch eine Vielzahl von Sportkletter­routen.                       zendorf, in Puchberg, in Markt Piesting,
                       Überschreitungen: Eine sehr schöne                                                                                      in Miesenbach-Waidmannsfeld, in Neun­-
                       Route führt von Grünbach auf die Große        Eine Besonderheit der Hohen Wand sind die sogenannten stil­               kirchen oder in Ternitz.
                       Kanzel (Eicherthütte), weiter am Plateau­     len Wege. Auf diesen wildromantischen Steigen wechseln erdi­              Rückfahrt: Abfahrtszeit der Puchber­
                       rand, mit einem Zwischenabstieg in den        ge Passagen mit der einen oder anderen kurzweiligen Kraxel­               ger Bahn ab Grünbach Kohlenwerk zur
                       obersten Leitergraben, mehrere Einkehr­       einlage im ersten oder unteren zwei­ten Schwierigkeitsgrad.               Min. 45, ab Grünbach Schule zur Min.
                       möglichkeiten passie­rend, bis zum Herr­                                                                                46, ab Bhf. Grünbach am Schneeberg
                       gottschnitzerhaus, und nun hinunter           Lohnend sind der Zahme Fuchslochsteig (I+), der Bilgeristeig              zur Min. 50, ab Unterhöflein zur Min 54.
                       nach Dreistetten oder bis ins Piestingtal.    (II‑), der Leitergrabengrat (I+/B), der Köberlgrat (I+), der Neue         Direktzug an Sa/So/Fei um 16:45 ab
                                                                     Mackiesteig (I+/B), das untere Zahme Pechersteiglein (I) in               Grünbach Kohlenwerk, weitere Halte
                       Versicherte Steige: Wagner- und Spring­       Kombination mit dem oberen Appelsteig (II-) sowie der Baby­               wie oben.
                       lessteig (jeweils A) lassen sich gut mitei­   grat (I+/B).                                                              Abfahrtszeit der Piestingtal-Bahn ab
                                                                                                                                               Waldegg-Dürnbach zur Min. 53, ab Wal­
                                                                                                                                               degg zur Min. 54, ab Oberpiesting zur
                                                                                                                                               Min. 00, ab Markt Piesting zur Min. 05.
                                                                                                                                               Mo-Fr am Nachmittag zusätzliche Züge.
                                                                                                                                               Direktzug an Sa/So/Fei um 16:53 ab
                                                                                                                                               Waldegg-Dürnbach, weitere Halte wie
                                                                                                                                               oben.
                                                                                                                                               Ausgewählte Abfahrtszeiten der Busse:
                                                                                                                                               Ab Dreistetten nach Winzendorf an Mo-
                                                                                                                                               Fr um 15:44 (wenn Schultag), 16:31 und
                                                                                                                                               18:31, an Sa/So/Fei um 15:48, nach Markt
                                                                                                                                               Piesting an Mo-Fr um 13:50, 16:09 und
                                                                                                                                               18:09, an Sa/So/Fei um 17:13. Ab Stollhof
                                                                                                                                               täglich um 14:45 und 16:45, an Sa/So/Fei
                                                                                                                                               auch um 18:45, ab Maiersdorf jeweils 3
                                                                                                                                               Min. später. Ab Zweiersdorf an Mo-Fr
                                                                                                                                               um 15:36, ab Oberhöflein 2 Min. später,
                                                                                                                                               jeweils mit Umsteigen in Unterhöflein
                                                                                                                                               Steinfeldstraße (in den Bus Richtung
                                                                                                                                               Neunkirchen). Ab Miesenbach Gast­
                                                                                                                                               haus Hornung täglich um 14:11 sowie
                                                                                                                                               um 18:06 (Mo-Fr) bzw. 18:11 (Sa/So/Fei)
                                                                                                                                               nach Miesenbach-Waidmannsfeld, wei­
                                                                                                                                               tere Kurse nach Puchberg.
                                                                                                                                               Fahrplanangaben Stand Februar 2022.
                                                                                                                                               Verbindungen bitte zeitnah auf
                                                                                                                                               https://anachb.vor.at/ nachprüfen.

                                                                                                                                                              Peter Backé
                                                                                                                                              geboren 1960 und AV-Mitglied seit 1971,
                                                                                                                                             verbringt seit seiner Kindheit einen großen
                                                                                                                                                  Teil seiner Freizeit in den Bergen -
                                                                                                                                              wandernd, auf Skiern oder auch radelnd.
                                                                                                                                               Besonders oft ist er in den Wiener Haus-
                                                                                                                                             bergen unterwegs, sehr gerne aber auch in
© Fotos: Peter Backé

                                                                                                                                                   den Tauern und in den Südalpen.
                                                                                                                                              Beruflich ist er in leitender Position in der
                                                                                                                                              Volkswirtschaftlichen Hauptabteilung der
                                                                                                                                                Oesterreichischen Nationalbank tätig.

                        Austria Nachrichten 2/2022
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                                                                      Der Hochschwab über das Gschöderer Kar
          Tourentipp
                                                                             Pure Einsamkeit
                                                               Die Skitourenreihe am Hochschwabmassiv setzt sich auf dessen
                                                                   Nordseite fort. Diese ist von Einsamkeit, langen Aufstiegen,
                                                                     steilen Schluchten, Flanken, imposanten Felswänden und
                                                                   engen Tälern geprägt. Dennoch findet man einen lieblichen
                                                                    Aufstieg: Das Gschöderer Kar. Die Skitourensaison auf der
                                                                 Nordseite fängt erst später im Jahr an. Manchmal ist es sogar
                                                                            möglich, die genannte Tour noch im Juni zu gehen.

                                                                                                                      Von Andrea Gstöttner

                                                                                                                                                          1

                 A    n diesem frühlingshaften Tag Ende
                      April war es Zeit für die Tour auf den
                 Hochschwab über das Gschöderer Kar. Für
                                                                 Beim Abstieg später ein wichtiger Ort um
                                                                 sich zu erfrischen und vielleicht noch et­
                                                                 was zu trinken. Doch wir gingen schnell
                                                                                                               rechts haltend Richtung Wald. Ab hier ist
                                                                                                               viel Aufmerksamkeit das Gebot der
                                                                                                               Stunde und die vorige gute Tourenpla­
                 Viki und Flo absolutes Neuland, für mich        weiter, denn wir wollten erst beim Um­        nung essenziell. Es gilt einen mit Punk­
                 eine Wiederholung einer wunderschönen           stieg auf die Ski eine Pause machen, was      ten markierten Jagdsteig zu finden, dem
                 Frühjahrstour. Start war zeitig am Morgen       ein paar hundert Meter weiter dann end­       man dann die nächsten 20-30 Minuten
                 in Weichselboden. Auch wenn die Nordsei­        lich der Fall war. Flott wurden die Schuhe    hangquerend folgt. Über einen lichteren
                 te wegen der verminderten Sonnenein­            gewechselt und die Laufschuhe unterhalb       Lärchenwald gelangt man dann an einen
                 strahlung etwas begünstigter ist, war der       der Straße versteckt. Mit Fellen war der      Punkt, wo man im ersten Moment glaubt,
                 frühe Aufbruch notwendig, da ein langer         Weiterweg dann doch wieder gemütlicher        es ginge nicht mehr weiter. Vor uns
                             Tourentag auf uns wartete.          über die Forststraße. Nach einer weiteren     bauten sich die Ostwände des Tremmels
                             In Tal hatte bereits der Früh­      Stunde Gesamtzeit und knapp 700 Hm er­        auf, aber je näher wir diesen kamen,
                             ling Einzug gehalten, alles war     reichten wir die sonnige Edelbodenalm.        desto deutlicher ersichtlich wurde der
                             grün. Dennoch herrschte noch        Die Ringkampnordflanke leuchtete in der       Weiterweg scharf links nach Süden.
                             kalter Morgenfrost. Die Ski         Sonne. Der Weiterweg erweckte nicht den       Um ins Gschöderer Kar zu gelangen,
                             und die Skischuhe waren am          Anschein sonderlich einladend zu sein, es     folgte nun eine kurze Steilstufe. Diese
                             Rucksack montiert und mit           wirkte alles felsig und schroff. Das Gschö­   Stelle bewältigten wir mit Ski am Ruck­
                             leichten Laufschuhen ausge­         derer Kar selbst war noch nicht ersicht­      sack. Normalerweise sind hier Steig­
                             rüstet ging es los. Von Weich­      lich, nur die imposante aber abweisende       eisen das Mittel der Wahl um diese zu
                             selboden aus folgten wir der        Eismauer konnte man deutlich erkennen.        bewältigen, doch heute konnten sie auf
                             Forststraße hinauf in Richtung                                                    Grund der optimalen Stapfbedingungen
Aufstieg durch
                 Edelbodenalm. Einige Abschneider am of­         Orientierungssinn gefragt                     im Rucksack verbleiben. Danach konn­
die Steilstufe
                 fiziellen Wanderweg verkürzten diese                                                          ten wir die Ski wieder anschnallen und
                 Strecke und gestalteten die Zeit abwechs­       Nach der Pause ging es ein Stück zurück       folgten einem etwas engerem, schlauch­
                 lungsreich. Doch zu dritt wurde uns so­         zu einer Forststraßengabelung, wo wir         artigem Graben, der von Felsen be­
                 wieso nicht langweilig, denn es gab stän­       die sich nach Süden eindrehende Forst­        grenzt war, ehe sich das Gschöderer Kar
                 dig etwas zu plaudern und zu diskutieren.       straße verfolgten. Bei der nächsten           vor uns öffnete – welch atemberauben­
                 Nach einer Stunde Gesamtzeit und den            Spitzkurve verließen wir diese und folg­      der Anblick! Drei Stunden waren seit
                 ersten 370 Hm erreichten wir eine Quelle.       ten einer sanft geneigten Freifläche          Beginn der Tour vergangen, Viki und Flo

                                                                                                                                    Austria Nachrichten 2/2022
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                                                                                                                    Tourendaten:
                                                                                                                     Strecke:       25 km            Kondition:   * * * * * *

                                                                                                                     Dauer:          8–12 Std.       Technik:        * * * *

                                                                                                                     Aufstieg:     1.600 Hm          Erlebnis:       * * * * * *

                                                                                                                     Abstieg:       1.600 Hm         Landschaft:  * * * * * *

                                                                                                                     Schwierigkeit:  Schwer          Höhenlage: bis 2.277 m

                                                                                                                      Ausrüstung: Winterausrüstung Standard (LVS, Schaufel,
                                                                                                                      Sonde, Erste Hilfe, Biwaksack, Harscheisen), Steigeisen
                                                                                                                      Schwierigkeiten: Steilstelle oft eisig und hart und nur
                                                                                                                      mit Steigeisen zu begehen; Hänge bis um die 40°
                                                                                                                      Anfahrt: von Wien ca. 2,5 Stunden.

                             2                                                                                                                            3      4

                            hatten bereits hunderte Fotos gemacht       Bergwelt 360°                               den schlauchartigen Graben gelangten        1 Vom Siebenbrun-
                            und 1.000 Hm lagen hinter uns. Lieblich                                                 wir zurück zur Steilstufe, welche wir         ner Kogel zum
                            ging es über sanfte Hügel und Hänge         Soweit das Auge reichte waren ver­          zünftig abrutschten. Kurz später waren        Schiestlhaus
                            dahin. Im Hintergrund immer die ehr­        schneite Gipfel zu sehen und von allen      wir wieder im Lärchenwald und bald da­      2 Im lieblichen Teil
                                                                                                                                                                  des Kares mit Blick
                            furchterregende Eismauer. Vor einer         Seiten strömten Skitourengeher heran.       rauf auf der Forststraße.                     zur Eismauer
                            kleinen Senke sah man schon das             Nach über einer Stunde erst, weil es        So schnell kann es bei der Abfahrt ge­
                                                                                                                                                                3 Blick zurück zur
                            nächste Ziel, den Siebenbrunner Kogel.      einfach so schön war, starteten wir mit     hen. Über die Straße war es nur noch ein      Ringkamp Nord-
                            Über einen Rücken im Bereich des Som­       der Abfahrt ins Tal. Der Gipfelhang hinab   Katzensprung zu den deponierten Schu­         flanke
                            merweges gelangten wir dann auf die         Richtung Schiestlhaus war bereits pis­      hen und der Quelle von heute Früh. Sie      4 Abfahrt durch den
                            Nordseite des genannten Gipfels. Um         tenartig, die weitere Abfahrt war hinge­    waren auch noch da! Nach einer Pause          schlauchartigen
                            Höhenmeter zu sparen, entschieden           gen noch weitesgehend unverspurt. Es        ging es dann wieder mit Ski und Schu­         Graben zur Steil-
                            Viki und ich, diesen vorerst zu umrun­      ging zurück in die Einsamkeit des           hen am Rucksack die Forststraße und           stufe
                            den, nur Flo nahm sicherheitshalber         Gschöderer Kars. Von der Einsattelung       deren legalen Abkürzungen hinab nach
                            diesen Gipfel bereits im Aufstieg mit,      aus bestiegen Viki und ich noch den         Weichselboden. Im Unterschied zu heute
                            sicher ist sicher.                          Siebenbrunner Kogel, um dessen sanft        Morgen nur mehr kurzärmelig. Nach
                            Auf seiner Südseite gelangten wir in eine   geneigte Firnflanke nach Südwesten be­      knapp neun Stunden Gesamtzeit er­
                            Einsattelung, wo wir drei wieder aufei­     fahren zu können. Ein wahrer Genuss in      reichten wir das Auto.
                            nandertrafen. Von nun an ging es wieder     der Frühlingssonne, welchen Flo mit ei­                           Bei einem selbst­
                            steiler hinauf Richtung Schiestlhaus. Ei­   nem kurzen Video vom Gegenhang für                                gekochten Chili
                            nige Spitzkehren später, kurz unterhalb     die Nachwelt festhielt. Weiter ging es                            con Carne und ei­
                            von eben genannter Hütte, ging es dann      wieder um den Gipfel herum und dann in                            nem Spritzer lie­
                            nach einer kurzen Flachpassage die letz­    einen steileren Nordhang, der je nach                             ßen wir die Tour
                            ten Höhenmeter zum Hochschwabgipfel.        Hangabschnitt um die 40° steil war.         mit ihren schönsten Eindrücken noch           Andrea Gstöttner
                                                                                                                                                                      geb. 1992;
© Fotos: Andrea Gstöttner

                            Fünf Stunden waren bereits vergangen        Auch die nordseitigen Hänge waren be­       einmal Revue passieren. Abschließend
                            und stattliche 1.600 Hm waren absol­        reits aufgefirnt und wir konnten die ge­    kann man nur sagen, dass es eine der           Lehramt Biologie
                                                                                                                                                                  und Sport; ausge-
                            viert. Da schmeckte der „Gipfeldrink“ in    samte Abfahrt genießen. Etwas später        schönsten und abwechslungsreichsten          bildete Bergretterin,
                            der Mittagssonne gleich noch viel bes­      trafen wir wieder auf die Aufstiegsspur,    Touren überhaupt war. Da waren wir drei       Landes­skilehrerin
                            ser. Am Gipfel war es ungewöhnlicher­       welcher wir nun abwärts folgten. Bald       uns einig.                                   und Instruktorin für
                            weise komplett windstill.                   schloss sich das Kar hinter uns und über                                                      Skitouren.

                            Austria Nachrichten 2/2022
14 Reise

            Unverfälschte Traditionen und Ursprünglichkeit entdecken

           Wanderungen auf Karpathos
Wanderungen sind die beste Art, die landschaftlichen Reize von Karpathos zu erfassen.
Daneben bieten sie auch vielfältige Gelegenheiten, das traditionelle Griechenland zu erleben.

Von Anton Schmoll

W     o ist die nächste Wegmarkierung?
      Wer findet sie zuerst? Ein Ratespiel,
das ich mit Michael auf Karpathos oft ge­
                                              Norden und macht Karpathos zu einem
                                              interessanten Wanderparadies. Wir waren
                                              bereits sechs Mal dort und haben mittler­
                                                                                                               sehen aber sie sind alle gegenwärtig.
                                                                                                               Auch allgegenwärtig ist der Wind. Die Ein­
                                                                                                               heimischen sind sehr froh darüber, weil er
spielt habe. Und es bedurfte in der Tat       weile mehr als ein Dutzend Wanderungen                           die Hitze erträglich macht und für klare
hohe Konzentration, die spärlich vorhan­      absolviert.                                                      Sicht sorgt. Auch uns verschafft er ange­
denen Wegweiser zu finden. Oftmals sind                                                                        nehme Kühlung, die wir bei Temperaturen
es nur kleine Blättchen auf den Bäumen        Erlebnis für alle Sinne                                          um die 30 Grad gut brauchen können.
oder verwitterte Steinmandl. Als wir die­                                                                      Doch manchmal kann der Meltemi sehr
sen „Wettbewerb des Aufspürens“ veran­        Auch wenn (bedingt durch die Schulferi­        Ein mächtiger     heftig werden und erreicht Windstärken 6
staltet haben, war Michael sieben Jahre.      en) der Sommer für Wanderungen nicht           Gebirgsrücken     oder 7. Dann haben wir Mühe dagegen an­
Mittlerweile ist er 21 und für die Wegsuche   ideal ist, wird man für die vor allem durch    durchzieht die    zukämpfen.
verwendet er nun verschiedene Apps und        die Hitze hervorgerufenen Mühen be­           Insel von Süden    Von den Anhöhen aus bietet sich uns im­
GPS-Daten.                                    lohnt. Die Szenerie ist einmalig und           bis weit hinauf   mer wieder ein phantastischer Rundblick
                                              spricht alle Sinne an. Das Dunkelblau des      in den Norden     auf das Meer und die malerischen Buch­
Unberührtes Wanderparadies                    Meeres, das am Horizont in das Hellblau          und macht       ten. So war es auch bei unserer Wande­
                                              des wolkenlosen Himmels übergeht. Da­           Karpathos zu     rung auf den Proftis Illias. Weit unter uns
Karpathos ist die drittgrößte Insel der       neben die verschiedenen Grüntöne der           einem interes-    sehen wir die Achata-Bucht mit ihrem
Dodekanen und liegt zwischen Rhodos           Nadelbäume und das Leuchten der Oli­          santen Wander­     Kiesstrand. Diese Bucht kannten wir ja
und Kreta. Sie ist knapp 50 km lang und es    venbäume. Der Duft der Kiefern oder La­           paradies.      bereits von Tauchgängen, da man dort in
leben hier rd. 6.000 Menschen. Durch ihre     vendelsträucher unterstreichen die Ein­                          kleine Höhlen hineintauchen kann.
abgelegene Lage ist die Insel vom Mas­        maligkeit der Atmosphäre.                                        An vielen Aussichtspunkten steht eine
sentourismus noch weitgehend unberührt        An manchen Stellen fallen die Flanken steil                      strahlend weiße Kapelle, von denen es
und hat noch viel von ihrer Ursprünglich­     ab und wir vernehmen tief unter uns das                          unzählige auf Karpathos gibt. Im Innern
keit und Tradition erhalten können.           Rauschen der Wellen, die an die schroffen                        finden wir auf der Ikonostase die Darstel­
Ein mächtiger Gebirgsrücken durchzieht        Felsen anschlagen. Und immer wieder das                          lungen verschiedener Heiligen. Oftmals
die Insel von Süden bis weit hinauf in den    Konzert der Zikaden. Man kann sie kaum                           entdecken wir den Hl. Nikolaus, den

                                                                                                                                     Austria Nachrichten 2/2022
15 Reise

                                                                                                                               1

                                                                         2      3

                                                                                                                                      4

                                                                                                                                      1 Olivenhaine prägen die Landschaft
                                                                                                                                      2 Hoch über der Vronthi-Bucht
                                                                                                                                      3 Auf alten Eselspfaden unterwegs
                                                                                                                                      4 Auf der Suche nach dem Weg

                         Schutzpatron der Fischer. Immer brennt         entstanden in der Nähe der größeren           den Kirchenvorplatz. Wir werden eingeladen, am Dach eines Hau­
                         eine kleine Öllampe, an der wir traditionell   Dörfer kleine Weiler, die oft weit vom Mut­   ses Platz zu nehmen, von wo aus wir einen tollen Überblick über
                         eine Kerze entzünden. In dem Gästebuch         terdorf entfernt waren und nur einige Wo­     das Geschehen haben: Musik spielt auf und es wird viel und lange
                         können wir sehen, aus welchen Ländern          chen im Jahr (zum Beispiel während der        getanzt. Speis und Trank gibt es in Hülle und Fülle und ständig
                         Wanderer hier bereits Rast gemacht ha­         Aussaat und in der Erntezeit) bewohnt         werden unsere Gläser nachgefüllt. Wir sind glücklich, denn wir
                         ben.                                           waren.                                        erleben eine Stimmung, die man nicht planen kann.
                                                                        So eine Tour haben wir beispielsweise vom
                         Auf Eselspfaden unterwegs                      höchstgelegenen Dorf Othos (510m) im          Am höchsten Punkt
                                                                        Süden der Insel gestartet. Es geht durch
                         Neben den Wanderungen entlang der Küs­         dichte Olivenhaine und Weinberge zu den       Natürlich hatten wir auch das Ziel, den höchsten Berg der Insel zu
                         te waren wir öfter auch auf den zahlrei­       kleinen Außensiedlungen Piles und Stes.       besteigen. Das ist der Kali Limni - mit 1215 m überhaupt der höchs­
                         chen Wegen zwischen den Dörfern unter­         Nur wenige Häuser sind hier bewohnt. Das      te Berg des Didekanes. Es war kein einfaches Vorhaben, denn zwei
                         wegs. Eine derartige Tour starteten wir in     Zentrum bildet die kleine Agios -Pante­       Mal sind wir gescheitert. Nicht am Aufstieg, sondern am Wetter.
                         der Mitte der Insel in dem vom Tourismus       leimonas-Kirche. Ihr gegenüber sprudelt       Während wir unten am Strand strahlenden Sonnenschein hatten,
                         wenig berührten Dorf Messochori. Autos         eine Wasserquelle, bei der wir unsere         braute sich oben auf der Höhe ein dichtes Wolkenband zusam­
                         müssen hier oberhalb des Ortes abgestellt      Trinkflaschen auffüllen können. Auch die      men. Bei derartigen Wetterbedingungen ist eine Orientierung
                         werden, weil es im Dorf selbst keine Stra­     Einheimischen kommen mit Plastikeimern,       unmöglich, denn man sieht dann weder die Wegmarkierungen
                         ßen gibt. Von hier aus marschieren wir auf     um Wasser zu holen. Von ihnen erfahren        noch den oftmals nur schwer erkennbaren Pfad. Und so kehrten
                         dem heute kaum noch begangenen Fuß­            wir, dass hier in den nächsten Tagen das      wir unverrichteter Dinge um.
                         pfad nach Spoa.                                auf der ganzen Insel bekannte Patronats­      Beim dritten Anlauf haben wir Glück: der Berggipfel des Kali Limni
                         Ursprünglich war dieser Wanderweg ein          fest der Kirche gefeiert wird und wir dazu    ist frei und wir fahren durch schmale Straßen bis hinauf zur
                         alter Eselspfad, auf dem die Güter zwi­        herzlich eingeladen sind. Wir lassen uns      Lastos-Alm. Sie liegt in einer grünen Hochebene auf 800 m und
                         schen den Dörfern transportiert wurden.        das nicht nehmen und fahren am Abend zu       hat alpinen Charakter. Von dort marschieren wir teilweise durch
                         Oft ist unser Weg links und rechts von ho­     dem Festplatz vor der Kirche.                 Geröll beständig bergauf Richtung Gipfel. Von Meter zu Meter
                         hen Steinmauern gesäumt, die die kargen        Was für ein Gegensatz: Der Ruhe und Ab­       wurde der Ausblick grandioser. Und oben am Gipfel angelangt,
                         Felder vor dem Wind schützen. Es muss          geschiedenheit der verschlafenen Ansied­      reicht der Rundblick im Süden bis über Arkassa und im Norden
                         einst eine immens mühsame Arbeit gewe­         lung, wie wir sie bei unserer Wanderung       erkennen wir den Sattel zwischen dem Profitis Ilias und dem Ko­
                         sen sein, die Steine zu sammeln und sie so     erlebt haben, ist nun lautes und lustiges     ryfi, auf dem Olympos liegt.
© Fotos: Anton Schmoll

                         aufzuschlichten, dass eine fast fugenlose      Treiben gewichen. Der kleine Weiler
                         Mauer entsteht.                                scheint aus allen Nähten zu platzen. Die
                                                                                                                                          Anton Schmoll ist begeisterter Entdecker fremder
                         Interessante Wanderungen führten uns zu        Bewohner der umliegenden Dörfer sowie                               Kulturen. Seit mehr als 30 Jahren gestaltet er
                         den sog. Außensiedlungen. Um jedes             die ausgewanderten Karpaoten, die aus                               lebendige Reise­berichte und Tonbildschauen.
                         Fleckchen fruchtbaren Boden zu nützen,         Amerika zu Besuch gekommen sind, füllen

                         Austria Nachrichten 2/2022
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