Sportstätten und Stadtentwicklung - BBSR

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Sportstätten und Stadtentwicklung - BBSR
Werkstatt: Praxis Heft 73

                    Sportstätten und Stadtentwicklung

Ein Projekt des Forschungsprogramms „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt)“ des Bundesministeri-
ums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), betreut vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung
(BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).
Sportstätten und Stadtentwicklung - BBSR
Werkstatt: Praxis
In der Schriftenreihe Werkstatt: Praxis veröffentlicht das Bundes­
ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) aus­
gewählte, praxisorientierte Ergebnisse aus der Ressortforschung.

IMPRESSUM

Herausgeber

Bundesministerium für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Berlin

Wissenschaftliche Begleitung

Bundesinstitut für Bau-, Stadt-
und Raumforschung (BBSR)
im Bundesamt für Bauwesen und
Raumordnung (BBR), Bonn

Bearbeitung

GRUPPE PLANWERK
Stadtplaner Architekten Ingenieure
Heinz Tibbe (Leitung)
Antje Hendricks

UNIVERSITÄT OSNABRÜCK
Arbeitsbereich Sport und Sportwissenschaft
Prof. Dr. Christian Wopp (Leitung)
Stephan Klaus

Bundesinstitut für Bau-, Stadt-
und Raumforschung
Martina Kocks, Michael Zarth

Redaktion

Bundesinstitut für Bau-, Stadt-
und Raumforschung
Friederike Vogel

Druck

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Bonn

Bestellungen

silvia.becker@bbr.bund.de
Stichwort: Sportstätten

Nachdruck und Vervielfältigung

Alle Rechte vorbehalten.
Nachdruck nur mit genauer Quellenangabe gestattet.                   Die vom Auftragnehmer vertretene Auffassung ist
Bitte senden Sie uns zwei Belegexemplare zu.                         nicht unbedingt mit der des Herausgebers identisch.

ISSN 1436 – 0063 (Schriftenreihe)                                                         Werkstatt: Praxis Heft 73
ISBN 978-3-87994-974-8                                                                                 Berlin 2011
Sportstätten und Stadtentwicklung - BBSR
Sportförderung für eine
Gesellschaft im Wandel
Sport und Stadtentwicklung hängen auf vielfältige Weise miteinander zusammen: Der Sport spielt
im Gemeinschaftsleben nach wie vor eine wichtige Rolle. Seine wirtschaftliche Bedeutung scheint
eher noch zu- statt abzunehmen. Und: Die Sportstätten sind markante Gebäude und Anlagen in
Städten und Gemeinden.
Dennoch lassen sich gerade auch am Bereich des Sports die starken Veränderungen ablesen, de-
nen unsere Gesellschaft unterliegt. Der demographische Wandel macht sich hier besonders be-
merkbar. Vielerorts sinkt die Auslastung der Sportanlagen – jedenfalls was die herkömmlichen Nut-
zungsformen angeht. Zugleich stellt die Altersstruktur des baulichen Bestands vielfach vor die Al-
ternative „Sanierung oder Schließung“. Dies vor dem Hintergrund abnehmender finanzieller Leis-
tungsfähigkeit vieler Kommunen.
Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung unterstützt die Kommunen bei der
notwendigen Anpassung ihrer Sportstätten an die sich ändernden Gegebenheiten. Die jährlich mit
den Ländern über die Städtebauförderung geschlossene Verwaltungsvereinbarung sieht ausdrück-
lich vor, dass die Finanzhilfen des Bundes auch zur Förderung von Sportstätten eingesetzt werden
können. Daneben konnten mit Geldern des Investitionspakts in den letzten Jahren zahlreiche Sport-
stätten energetisch saniert werden.
Das ist mir wichtig. Denn die Sportförderung bleibt ein herausragendes Anliegen der Gesellschafts-
politik: Als Gegengewicht zu einer auf vielen Gebieten immer bewegungsärmeren Lebensweise ist
sportliche Betätigung unersetzlich. Genauso bedeutsam ist ihre Funktion als Korrektiv zur Abnah-
me des Gemeinschaftslebens und zur entsprechenden Zunahme gesellschaftlicher Vereinzelung.
Das vorliegende Praxisheft ist das Ergebnis von sechs Modellvorhaben, in denen der Frage nach-
gegangen wurde, wie sich der Sport besser in die Stadtentwicklung und die Entwicklung der länd-
lichen Regionen integrieren lässt. Es will Anregungen liefern, wie Kommunen die Sportförderung
in ihre Entwicklungskonzepte einbinden können, um der Gemeinschaft seine wichtigen Funktio-
nen zu erhalten.
Ich wünsche anregende Lektüre!

Ihr

Dr. Peter Ramsauer, MdB
Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Sportstätten und Stadtentwicklung - BBSR
Sportstätten und Stadtentwicklung - BBSR
Inhalt

Einleitung                                                                            9

Kurzfassung                                                                           12

Summary                                                                               15

1    Integration von Sportraum- und Stadtentwicklungsplanung                          18

     1.1   Von der isolierten Fachplanung zur integrativen Sportentwicklungsplanung   18
     1.2   Wandel der Stadtentwicklungsplanung                                        21
     1.3   Verknüpfung von Sport- und Stadtentwicklung                                21
     1.4   Fazit                                                                      23

2    Dokumentation der Modellvorhaben                                                 25

     2.1   Einzel-Standortkonzept
           Berlin Friedrichshain-Kreuzberg                                            25
           — Quartiersbad Baerwaldstraße
     2.2   Stadtteilbezogene Planungen
           Dresden                                                                    29
           — Fortschreibung der Sportentwicklungsplanung (FoSep) -
             Stadt entwickelt Sport und Bewegung
           Hamburg-Wilhelmsburg                                                       32
           — Vielzweckstrecken
     2.3   Kommunale Gesamtplanungen
           Büdelsdorf                                                                 38
           — Benutzerorientierte Sport-, Spiel- und Bewegungsraumplanung
           Minden                                                                     40
           — Integrative Stadtentwicklung Bildung und Sport
     2.4   Interkommunales Konzept
           Landkreis Teltow-Fläming                                                   43
           — Sportentwicklungsplanung für den Landkreis

3    Übertragbare Ergebnisse aus den Modellvorhaben                                   48

     3.1   Ausgangslagen und Planungsanlässe                                          48
     3.2   Ziele und Inhalte                                                          49
     3.3   Angewandte Methoden                                                        50

4    Vertiefende Analysen zu zentralen Themen                                         53

     4.1   Beteiligung von Sportakteuren, Öffentlichkeit und Vereinen                 53
     4.2   Sportverhalten und Sportnachfrage                                          55
     4.3   Träger- und Betriebsformen von Sportanlagen                                57
     4.4   Neue Ansprüche an Sporträume                                               60

5    Bausteine der Sportraumentwicklungsplanung                                       64

     5.1   Planungsebenen                                                             64
     5.2   Planungsprozess                                                            64
     5.3   Handlungsfelder                                                            65
     5.4   Partizipation                                                              66
Sportstätten und Stadtentwicklung - BBSR
6    Schlussfolgerungen    67

7    Politikempfehlungen   72

Literaturverzeichnis       74
Sportstätten und Stadtentwicklung - BBSR
Abbildungsverzeichnis
         1   Begriffe, Planungssystematik                                                           11
         2   Quartiersbad Baerwaldstraße, Grundriss                                                 27
         3   Dresden, Teilraumbezug der Planung                                                     30
         4   Dresden, Planungsverfahren im Modellvorhaben                                           30
         5   Dresden, Kooperationsstruktur in der Sportentwicklung                                  31
         6   Hamburg-Wilhelmsburg, Rahmenkonzept                                                    33
         7   Hamburg-Wilhelmsburg, Freizeitrundkurs, Streckenführung mit Untersuchungsabschnitten   34
      8      Hamburg-Wilhelmsburg, Veranstaltung mit Teststrecke                                    35
         9   Büdelsdorf, Projektstruktur des Modellvorhabens                                        39
     10      Büdelsdorf, Mobiler Fahrradworkshop                                                    40
     11      Minden, Sicht auf das Themenfeld                                                       41
     12      Minden, Projekt‑ und Zeitplan des Szenario‑Managementprozesses                         41
     13      Minden, Szenario‑Übersicht                                                             42
     14      Minden, Landkarte der elf Strategieszenarien                                           42
     15      Landkreis Teltow-Fläming, Kreisgebiet mit Einwohnerdichte                              44
     16      Landkreis Teltow-Fläming, Handlungsräume integrierter Sportentwicklung                 45
     17      Kooperative Planung, Beispiel Dresden                                                  54
     18      Operative Planungs- und strategische Entscheidungsprozesse                             55
     19      Nutzung von Sporträumen in Abhängigkeit vom Alter, Beispiel Georgsmarienhütte          61
     20      Planungsebenen                                                                         64
     21      Prozessverlauf der kommunalen Sportentwicklungsplanung                                 65

Tabellenverzeichnis
     1       Eigentumsformen kommunaler Sportanlagen                                                57
     2       Eigentumsformen vereinseigener Sportanlagen                                            58
     3       Prozentualer Anteil der Sportaktivitäten in verschiedenen Sporträumen                  60
     4       Prozentualer Anteil der Sportaktivitäten in verschiedenen Sporträumen
             unterschieden nach Geschlecht in Hamburg                                               60
Sportstätten und Stadtentwicklung - BBSR
Sportstätten und Stadtentwicklung - BBSR
9

Einleitung
Der demographische Wandel und ein verän-             •   Welche besonderen baulichen oder sons-
dertes Sportverhalten stellen neue Anforde-              tigen Anforderungen müssen an die Nutz-
rungen an die Sport- und Bewegungsräume.                 barkeit von Sporteinrichtungen gestellt
In vielen Städten und Kommunen passen da-                werden?
her die vorhandenen Sportstätten und Ange-
                                                     •   Welche Rolle spielen in diesem Prozess die
bote oftmals nicht mehr zu den Bedürfnissen
                                                         lokalen Sportvereine?
der Menschen vor Ort. So erfordern mehr Älte-
re und Migranten, weniger Kinder, Jugendliche        Übergeordnetes Ziel des Forschungsfeldes war
und Familien als Zielgruppen unterschiedliche        es, die Möglichkeiten einer qualitativen Neu-
Konzepte und stellen infolge veränderter Nut-        orientierung der Sportstättenentwicklungspla-
zungsansprüche unterschiedliche Anforderun-          nung als Bestandteil einer integrierten Stadt-
gen an ihre jeweiligen Sozialräume. Stadtent-        entwicklungspolitik aufzuzeigen. Um geeigne-
wicklung und Sportentwicklungsplanung ste-           te Praxisbeispiele zu finden und daraus Orien-
hen daher in einem engen Wirkungszusammen-           tierungen und Handlungsempfehlungen abzu-
hang. Die Berücksichtigung dieser Wirkungszu-        leiten, wurden insgesamt sechs Modellvorha-
sammenhänge ist umso wichtiger, da Sport die         ben ausgewählt und von Mai 2009 bis zum Früh-
soziale Integration der Bewohner und das Zu-         jahr 2011 wissenschaftlich begleitet. Die Betreu-
sammenleben in Stadtquartieren fördert. Ge-          ung des Forschungsfeldes erfolgte durch das
eignete Sportstätten, neue Bewegungsräume
                                                     BBSR im BBR. Die Forschungsassistenz wurde
und verbesserte Sportangebote tragen zur Sta-
                                                     von GRUPPE PLANWERK Stadtplaner Architek-
bilisierung der Stadtteile bei. Allerdings sind
                                                     ten Ingenieure und der UNIVERSITÄT OSNA-
die finanziellen Handlungsmöglichkeiten vie-
                                                     BRÜCK, Arbeitsbereich Sport und Sportwissen-
ler Kommunen begrenzt und die Sicherung und
                                                     schaft wahrgenommen.
Anpassung der Sportinfrastruktur kann durch
diese oftmals nicht mehr ausreichend gewähr-         Die vorliegende Dokumentation des ExWoSt-
leistet werden. Gleichzeitig eröffnen die Zunah-     Forschungsfeldes „Sportstätten und Stadtent-
me verfügbarer Flächen oder nicht ausgelaste-        wicklung“ thematisiert in Kapitel eins den Be-
te Sportanlagen prinzipiell neue Chancen für         deutungswandel der Sportstättenentwicklungs-
die Anpassung und Optimierung der Sportinf-          planung und die Notwendigkeit ihrer Verknüp-
rastruktur. Eine qualitative Neuorientierung der     fung mit der Stadtentwicklungspolitik. In Ka-
Sportstättenentwicklungsplanung als Bestand-         pitel zwei wird die Arbeit der Modellvorhaben
teil einer integrierten Stadtentwicklungspolitik     im Untersuchungszeitraum beschrieben. So-
ist daher erforderlich und wird bereits seit eini-   dann werden die Ergebnisse des Forschungsfel-
ger Zeit seitens der sport- und raumbezogenen        des dargestellt, übertragbare Strategien und In-
Wissenschaft und relevanter Organisationen           strumente diskutiert (Kapitel drei), ausgewähl-
(z. B. Deutscher Olympischer Sportbund, Deut-        te Aspekte gesondert thematisiert (Kapitel vier)
scher Städtetag, Deutscher Städte- und Ge-           und Orientierungen für die Sportraumentwick-
meindebund) thematisiert.                            lungsplanung gegeben (Kapitel fünf ). Das Kapi-
Vor diesem Hintergrund wurde das ExWoSt-             tel sechs enthält zentrale Schlussfolgerungen
Forschungsfeld „Sportstätten und Stadtent-           mit Blick auf die Forschungsleitfragen, das Ka-
wicklung“ durchgeführt. Im Mittelpunkt stan-         pitel sieben Empfehlungen für die Politik.
den folgende Forschungsleitfragen:
                                                     Zum besseren Verständnis der Dokumentation
•    Welche Konsequenzen und Maßnahmen,              werden im Folgenden einige zentrale Begriffe
     Akteursebenen und Trägerschaften sind           aus der sportwissenschaftlichen Forschung er-
     für die Umgestaltung bestehender Sport-         läutert, da diese dem konzeptionellen Untersu-
     einrichtungen notwendig, um sportliche          chungsansatz des Forschungsfeldes zu Grun-
     Aktivitäten für alle zu ermöglichen?            de liegen.
•    Wie können wohnraumnahe Flächen für
     Bewegung und Sport aufgewertet werden,          Sport
     um ihre Attraktivität für die Bewohner vor      Charakteristikum des Sports ist die Lösung von
     Ort zu erhöhen?                                 Aufgaben mit Hilfe von Bewegungen. Da es je-
•    Wie kann die Integrationsarbeit von Sport-      doch viele Aufgaben gibt, die durch Bewegun-
     vereinen und anderen Akteuren in sozi-          gen gelöst werden (z. B. das Klavierspielen), ist
     al benachteiligten Quartieren erleichtert       nicht jede Bewegungshandlung zwangsläufig
     werden?                                         dem Sport zuzuordnen.
Sportstätten und Stadtentwicklung - BBSR
10                                  Sportstätten und Stadtentwicklung    Werkstatt: Praxis Heft 73

     Enges Sportverständnis                              Zur Bewältigung von Herausforderungen im
                                                         kommunalen Sport werden in einem dialogi-
     Unstrittig sind Zuordnungen zum Sport, wenn
                                                         schen Prozess Bestandsaufnahmen durchge-
     Bewegungshandlungen im Rahmen traditio-
                                                         führt, Ziele für die Sportentwicklung formuliert
     neller Sportarten durchgeführt werden. Diese
                                                         sowie Maßnahmen vereinbart, realisiert und
     zeichnen sich u. a. dadurch aus, dass sie ein-
                                                         evaluiert.
     deutig definierte, messbare Ziele haben, einem
     internationalen Regelwerk unterliegen und           Bei einer Sportentwicklungsplanung, wenn sie
     in Wettkämpfen organisierbar sind, wodurch          vollständig durchgeführt wird, werden folgen-
     z. B. alle Sportarten, die im Rahmen des Olym-      de Themen bearbeitet:
     pischen Programms durchgeführt werden, dem
                                                         •    Sportverhalten
     engen Sportverständnis zuzuordnen sind.
                                                         •    Sportorganisationsformen
     Weites Sportverständnis                             •    Sporträume
     Die Merkmale des engen Sportverständnisses
                                                         •    Finanzierung und Förderung des Sports
     sind nicht für alle Bewegungshandlungen zu-
     treffend. Viele Angebote aus den Bereichen Ge-      •    Kommunale Besonderheiten des Sports
     sundheit, Fitness oder Tanzen können sehr in-       Die fünf Themenbereiche stehen in engen
     dividuell mit vielfältigen Zielen in unterschied-   Wechselbeziehungen zueinander. So hat z. B.
     lichen Organisationsformen durchgeführt wer-        das Sportverhalten Auswirkungen für die Sport-
     den, ohne dass der Wettkampf oder das Einhal-
                                                         anbieter ebenso wie für die Bereitstellung und
     ten fester Regeln im Mittelpunkt stehen müs-
                                                         den Betrieb von Sportstätten. Finanzielle Bedin-
     sen. Gegenwärtig ist eine Ausweitung des einst-
                                                         gungen begrenzen Sportentwicklungsplanun-
     mals engen Sportverständnisses beobachtbar.
                                                         gen und kommunale Besonderheiten, wie z. B.
     Entstanden sind vielfältige Sportformen. Hier-
                                                         „Hochburgen in einzelnen Sportarten“, prägen
     bei handelt es sich um einen Oberbegriff zur
                                                         das sportliche Image einer Kommune und da-
     Charakterisierung sportlichen Handelns, das
                                                         mit auch die Sportentwicklungsplanungen.
     sowohl traditionelle Sportarten als auch neue
     Bewegungs- und Spielangebote umfassen kann.
     Die Problematik bei der Vermittlung und Um-         Sportraumentwicklungsplanung
     setzung eines weiten Sportverständnisses be-        Der Darstellung der kommunalen Sportent-
     steht darin, dass Grenzziehungen zu anderen,        wicklungsplanung ist zu entnehmen, dass die
     alltäglichen und nicht sportlich orientierten       Sportraumentwicklungsplanung ein bedeutsa-
     Bewegungshandlungen (z. B. zum gemächli-            mer, jedoch nicht der einzige Themenbereich
     chen Radfahren) häufig schwierig sind. Dem          ist. Bewusst wird der Begriff der Sporträume und
     Forschungsfeld liegt daher folgendes Sportver-      nicht der Begriff der Sportstätten verwendet.
     ständnis zu Grunde:
                                                         Sport ist heute in nahezu allen Räumen einer
     Der Begriff des Sports umfasst vielfältige Bewe-    Kommune (Wohnung, Garten, unmittelbares
     gungs-, Spiel- und Sportformen, an denen sich       Wohnumfeld, Straßen, Plätze, Parks, Sporthal-
     alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Al-        len, Sportfreianlagen, Bäder, Seen usw.) mög-
     ter, sozialer und kultureller Herkunft an unter-    lich. Weil das gesamte Lebensumfeld in ei-
     schiedlichsten Orten allein oder in Gemein-         ner Kommune als Sportraum gesehen werden
     schaft mit anderen zur Verbesserung des phy-        kann, hat eine kommunale Sportentwicklungs-
     sischen, psychischen und sozialen Wohlbefin-        planung sowohl die klassischen Sportstätten als
     dens sowie zur körperlichen und mentalen Leis-      auch die öffentlichen und private Räume zu be-
     tungssteigerung beteiligen können.                  rücksichtigen, die für sportliche Aktivitäten ge-
                                                         nutzt werden können.
     Sportentwicklungsplanung
                                                         Unterschieden wird zwischen Sportaußen-
     Der Begriff der kommunalen Sportentwick-            und Sportinnenräumen mit jeweiligen Quali-
     lungsplanung wird in der Fachliteratur unter-       tätsmerkmalen (z. B. Sportfunktionalität) und
     schiedlich definiert, weil immer ein enger Bezug    Quantitäten (z. B. Nutzfläche), die sich jeweils in
     zum jeweils verwendeten Planungsverfahren           richtlinienabhängige und richtlinienunabhän-
     besteht (Bach 2005; Rütten/Ziemainz 2009). In       gige Sportstätten sowie in Sportgelegenheiten
     der nachfolgenden Definition sind alle wesent-      unterteilen lassen. Bei den letztgenannten han-
     lichen Merkmale der in den Modellvorhaben           delt es sich um Flächen und Räume, deren Pri-
     angewendeten Planungsverfahren enthalten.           märnutzung (z. B. Straßenräume, Bewegungs-
                                                         räume in Kitas) eine Sekundärnutzung für infor-
                                                         mellen Sport zulassen (Bach 1990, S. 21).
an denen sich alle Menschen,
                                           unabhängig von Geschlecht, Alter,
                                             sozialer und kultureller Herkunft
                                               an unterschiedlichen Orten
                                        allein oder in Gemeinschaft mit anderen
                                    zur Verbesserung des physischen, psychischen
Einleitung                                 und sozialen Wohlbefindens sowie                                                                 11
                                  zur körperlichen und mentalen Leistungssteigerung
                                                    beteiligen können.
                                          Der Begriff   SPORT umfasst
                               vielfältige Bewegungs- und
Entsprechend des weiten Sportverständnis-                    Sportformensind alle Flächen und Räume mit
                                                         Sporträume
                                     an denen sich alle Menschen,
ses liegt dem Forschungsfeld ein weites    Spor-
                                  unabhängig             bestehender
                                               von Geschlecht,   Alter,   oder optionaler Sport-, Spiel-
traumverständnis zu Grunde.                              und
                                    sozialer und kultureller  Bewegungsnutzung.
                                                             Herkunft
                   SPORTARTEN an unterschiedlichen Orten SPORTFORMEN
                                      allein oderZiele,
          haben eindeutig definierte, messbare    in Gemeinschaft mit anderenkönnen sehr individuell
                                  zur Verbesserung
         unterliegen einem internationalen  Regelwerk des physischen, psychischen
                                                                              mit vielfältigen Zielen
                                         und  sozialen
            und sind in Wettkämpfen organisierbar.      Wohlbefindens  sowie
                                                                   in unterschiedlichen Organisationsformen
                                zur körperlichen und mentalen Leistungssteigerung
                                                                              durchgeführt werden,
                                                  beteiligen können.     ohne dass der Wettkampf oder
                                                                          das Einhalten fester Regeln
                                       Der Begriff   SPORT           umfasstim Mittelpunkt stehen.
                                     vielfältige Bewegungs- und Sportformen
                                           an denen sich alle Menschen,
                                        unabhängig von Geschlecht, Alter,
                   SPORTARTEN             sozialer und kultureller HerkunftSPORTFORMEN
                                             an unterschiedlichen
          haben eindeutig definierte, messbare   Ziele,            Orten      können sehr individuell
                                     allein oder
         unterliegen einem internationalen        in Gemeinschaft mit anderen
                                             Regelwerk                          mit vielfältigen Zielen
                                zur Verbesserung
            und sind in Wettkämpfen   organisierbar. des physischen,   psychischen
                                                                    in unterschiedlichen     Organisationsformen
                                        und sozialen Wohlbefindens sowie durchgeführt werden,
                              zur körperlichen und mentalen Leistungssteigerung
                                                                          ohne dass der Wettkampf oder
                                                  beteiligen können.       das Einhalten fester Regeln
                                                                               im Mittelpunkt stehen.

                SPORTARTEN                                                  SPORTFORMEN
       haben eindeutig definierte, messbare Ziele,                        können sehr individuell
      unterliegen einem internationalen Regelwerk
                                        Bei der kommunalen integrativen mit vielfältigen Zielen
         und sind in Wettkämpfen organisierbar.                 in unterschiedlichen Organisationsformen
                            SPORTENTWICKLUNGSPLANUNG                       durchgeführt werden,
                                 werden zur Bewältigung von Herausforderungen
                                                                      ohne dass der Wettkampf oder
                                         in einem dialogischen Prozessdas Einhalten fester Regeln
                                       Bestandsaufnahmen durchgeführt,
                                                                           im Mittelpunkt stehen.
                                         Ziele für die Sportentwicklung formuliert
                                       sowie Maßnahmen vereinbart und evaluiert.

        Sportverhalten                                                                    Kommunale Besonderheiten
                                          Bei der kommunalen integrativen                     im Sport
                    Sportorganisationsformen                                Finanzierung und
                             SPORTENTWICKLUNGSPLANUNG                    Förderung des Sports
                                               SPORTRÄUME
                                  werden zur Bewältigung   von Herausforderungen
                                           in einem dialogischen Prozess
                                         Bestandsaufnahmen durchgeführt,
                                      Ziele für die Sportentwicklung formuliert
                                    sowie Maßnahmen vereinbart und evaluiert.

        Sportverhalten                                                                    Kommunale Besonderheiten
                                                                                                 im Sport
                   Sportorganisationsformen                                Finanzierung und
                                                                         Förderung des Sports
                                           Bei derSPORTRÄUME
                                                   kommunalen integrativen
                             SPORTENTWICKLUNGSPLANUNG
                                  werden zur Bewältigung von Herausforderungen
                                           in einem dialogischen Prozess
                                         Bestandsaufnahmen durchgeführt,
                                      Ziele für die Sportentwicklung
                                                          Die        formuliert
                                    sowie Maßnahmen vereinbart und evaluiert.
                          SPORTRAUMENTWICKLUNGSPLANUNG
                              ist TEIL DER INTEGRIERTEN

     Sportverhalten
                            SPORTENTWICKLUNGSPLANUNG
                                                                                           Kommunale Besonderheiten
                         Sporträume in öffentlicher, vereinseigner oder privater Trägerschaft sindim Sport
                 Sportorganisationsformen                                       Finanzierung und
                                                                              Förderung des Sports
                                                SPORTRÄUME
Richtlinienabhängige Sportstätten                                                     Sportgelegenheiten
                                                         Die
     [DIN 18036, Pos. 5 und                                                              als Räume für
    DIN 18032, Pos.3.1 -SPORTRAUMENTWICKLUNGSPLANUNG
                         3.3]          Richtlinienunabhängige Sportstätten         Bewegung, Spiel und Sport
                                              [DIN 18035, Pos. 6 und               [DIN 18034 und DIN 7926,
                                                                                                                      Abb. 1: Begriffe,
                                  ist TEIL DINDER
                                                18032,INTEGRIERTEN
                                                        Pos.3.4 und 3.9]        DIN 18032, DIN 18034, DIN 7926        Planungssystematik
                              SPORTENTWICKLUNGSPLANUNG                               oder Sekundärnutzung             Quelle: UNIVERSITÄT
                                                                                    durch informellen Sport]          OSNABRÜCK /
                      Sporträume in öffentlicher, vereinseigner oder privater Trägerschaft sind                       GRUPPE PLANWERK

Richtlinienabhängige Sportstätten                                                         Sportgelegenheiten
12                                  Sportstätten und Stadtentwicklung    Werkstatt: Praxis Heft 73

     Kurzfassung
     Kontext und Zielsetzung                              Untersuchungsansatz und ausgewählte
                                                          Modellvorhaben
     Stadtentwicklung und Sportentwicklungs-
     planung stehen in einem engen Wirkungszu-            Dem Untersuchungsansatz liegt ein weites Be-
     sammenhang. Dabei stellen der demographi-            griffsverständnis von Sport zu Grunde, wo-
     sche Wandel und damit einhergehend ein ver-          nach dieser vielfältige Bewegungs-, Spiel- und
     ändertes Sportverhalten neue Anforderungen           Sportformen umfasst. An diesen unterschied-
     an die Sporträume der Kommunen. So hat sich          lichen Formen können sich Menschen unab-
     die Nachfrage der Bevölkerung nach Sportan-          hängig von Geschlecht, Alter, sozialer und kul-
     lagen und Sportangeboten in den letzten Jah-         tureller Herkunft an verschiedenen Orten allein
     ren stark verändert. Infolgedessen passen tradi-     oder in Gemeinschaft mit anderen zur Verbes-
     tionelle Sportstätten oft nicht mehr zu den Be-      serung des physischen, psychischen und sozia-
     dürfnissen der sich wandelnden Generationen.         len Wohlbefindens sowie zur körperlichen und
     Mehr Ältere und Migranten, weniger Kinder, Ju-       mentalen Leistungssteigerung beteiligen. Der
     gendliche und Familien erfordern als Zielgrup-       Untersuchungsansatz definiert daher auch den
     pen unterschiedliche Konzepte in unterschied-        Begriff Sportraum in einem umfassenden Sinne.
     lichen Sozialräumen. Dies ist umso wichtiger,        Als Sporträume gelten alle Flächen und Räume
     da Sport die soziale Integration der Bewoh-          mit bestehender oder optionaler Sport-, Spiel-
     ner und das Zusammenleben in Stadtquartie-           und Bewegungsnutzung. Weil das gesamte Le-
     ren fördert. Wenngleich die finanziellen Hand-       bensumfeld in einer Kommune als Sportraum
     lungsmöglichkeiten vieler Städte und Kommu-          gesehen werden kann, hat eine kommunale
     nen begrenzt sind, eröffnen neue stadtstruktu-       Sportentwicklungsplanung sowohl die klassi-
     relle Gegebenheiten, die Zunahme verfügbarer         schen Sportanlagen als auch die öffentlichen
     Flächen oder nicht ausgelastete Sportanlagen         und privaten Räume zu berücksichtigen, die für
     neue Chancen für die Optimierung der Sportin-        sportliche Aktivitäten genutzt werden können.
     frastruktur. Sie gilt es, künftig in einem stärke-
                                                          Nach einem Projektaufruf des Bundesamtes für
     ren Maße als bisher zu nutzen, wozu die Ver-
                                                          Bauwesen und Raumordnung (BBR) im Dezem-
     knüpfung von Sportentwicklungsplanung und
                                                          ber 2008 reichten 21 Kommunen insgesamt 22
     Stadtentwicklungsplanung einen wichtigen Bei-
                                                          Bewerbungen ein. Daraus wurden im März 2009
     trag leisten kann.
                                                          im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raum-
     Vor diesem Hintergrund sollte im ExWoSt-For-         forschung (BBSR) unter Mitwirkung des Deut-
     schungsfeld „Sportstätten und Stadtentwick-          schen Olympischen Sportbundes (DOSB) sechs
     lung“ anhand von Modellvorhaben aufgezeigt           Vorhaben ausgewählt. Die Auswahl zielte dar-
     werden,                                              auf ab, ein möglichst breites Themenspektrum
     •    welche Konsequenzen und Maßnahmen,              innerhalb des Forschungsfeldes abzudecken.
          Akteursebenen und Trägerschaften für die        Die ausgewählten Modellvorhaben stehen ex-
          Umgestaltung bestehender Sporteinrich-          emplarisch für unterschiedliche räumliche Pla-
          tungen notwendig sind, um sportliche Ak-        nungsebenen. Ausgehend von einem Standort-
          tivitäten für alle zu ermöglichen;              konzept wurden stadtteilbezogene Planungen
                                                          und kommunale Gesamtplanungen bis hin zu
     •    wie wohnraumnahe Flächen für Bewegung           einem interkommunalen Konzept untersucht.
          und Sport aufgewertet werden können, um
          ihre Attraktivität für die Bewohner vor Ort
                                                          Einzel-Standortkonzept
          zu erhöhen;
                                                          Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg: Quartiersbad
     •    wie die Integrationsarbeit von Sportver-
                                                          Baerwaldstraße
          einen und anderen Akteuren in sozial be-
          nachteiligten Quartieren erleichtert wer-       Ein ehemals städtisches, im Jugendstil errich-
          den kann;                                       tetes, sanierungsbedürftiges Hallenbad, umge-
                                                          ben von sozial benachteiligten Quartieren soll
     •    welche besonderen baulichen oder sons-
                                                          durch einen freien Trägerverein weiter betrie-
          tigen Anforderungen an die Nutzung
                                                          ben werden. Die begonnene Sanierung des Ge-
          von Sporteinrichtungen gestellt werden
                                                          bäudes wurde mit berufsqualifizierenden Maß-
          müssen
                                                          nahmen für Jugendliche unterstützt. Zur Ver-
     •    und welche Rolle in diesem Prozess die lo-      besserung der Wirtschaftlichkeit und Erweite-
          kalen Sportvereine spielen.                     rung der Nutzungsangebote wurden vorhande-
                                                          ne, sportgeeignete Raumreserven erschlossen.
Kurzfassung                                                                                                                    13

Stadtteilbezogene Planungen
Dresden: Fortschreibung der
Sportentwicklungs­planung
Die bereits erstellte Sportentwicklungspla-
nung wurde auf der städtischen Teilraumebe-
ne konkretisiert. Die teilraumbezogenen Er-
gebnisse wurden mit der gesamtstadtbezoge-
nen Sportentwicklungsplanung rückgekoppelt.
Einen besonderen Stellenwert erhielt die Ent-
wicklung wohnortnaher Bewegungsräume als
Ergänzung und Bereicherung des normierten
Sportstättenbestandes.
Hamburg-Wilhelmsburg: Vielzweckstrecken
Nach dem Vorbild von „Multi-Purpose-Trails“
in amerikanischen Städten wurde unter aktiver
Beteiligung der Stadtteilbevölkerung und Prü-
fung der technischen und organisatorischen
Rahmenbedingungen ein neues, durch den öf-                                                             Foto: UNIVERSITÄT OSNABRÜCK
fentlichen Raum des Stadtteils führendes, ver-      Zweite Projektwerkstatt am 20.11.2009 in Minden
netztes Sportraumangebot vorbereitet.
                                                    Durch die Forschungsassistenz wurden die Mo-
                                                    dellvorhaben begleitet und beraten. In drei Pro-
Kommunale Gesamtplanungen                           jektwerkstätten konnten die Vertreter der Mo-
Büdelsdorf: Benutzerorientierte Sport-, Spiel-      dellvorhaben die Zwischenstände ihrer Arbei-
und Bewegungsraumplanung                            ten präsentieren und Erfahrungen untereinan-
                                                    der austauschen, was eine intensive Vernetzung
Als Bestandteil der Büdelsdorfer Stadtentwick-      der Modellvorhaben zur Folge hatte.
lungsplanung wurde eine Sportentwicklungs-
planung erstellt, die das Ziel verfolgt, vernetz-
                                                    Ergebnisse
te Bewegungsräume zu erschließen sowie neue
sozialraumorientierte Sportangebote für ver-        Als zentrale Ergebnisse des ExWoSt-For-
schiedene Nutzergruppen zu realisieren. Zu-         schungsfeldes „Sportstätten und Stadtentwick-
gleich sollte die Entwicklung des Vereinssports     lung“ sind festzuhalten:
gefördert und insgesamt das sportliche Profil       •   Die     Sportstättenentwicklungsplanung
der Stadt Büdelsdorf geschärft werden.                  wandelt sich immer stärker von einer iso-
Minden: Integrative Stadtentwicklung Bildung            lierten Fachplanung zu einer integrativen
und Sport                                               Sportentwicklungsplanung. Dabei bezieht
                                                        sie über die klassischen Sportstätten hinaus
Mit der Ausweitung des Ganztagsschulbetriebes           zunehmend den öffentlichen Raum in die
werden erhebliche Veränderungen im Sportver-            Betrachtung mit ein, wodurch eine stärke-
halten von Kindern und Jugendlichen, für die            re Integration von Sport- und Stadtentwick-
Auslastung kommunaler und vereinsgenutzter              lungsplanung möglich wird.
Sporträume und das bürgerschaftliche Engage-
ment in Vereinen erwartet. Das Modellvorhaben       •   Sportangebote werten städtische Quartie-
entwickelte dazu neue kommunale Zielstrategi-           re auf und fördern den gesellschaftlichen
en und Instrumente.                                     Zusammenhalt. Sport erfordert im Hin-
                                                        blick auf seine sozialräumliche Integra-
                                                        tionsfunktion jedoch adäquate, bedarfs-
Interkommunales Konzept
                                                        und nachfragegerechte Angebote und
Landkreis Teltow-Fläming: Sportentwicklungs-            Angebotsqualitäten.
planung für den Landkreis
                                                    •   Mit den demographischen Veränderun-
Durch Kooperation der 14 Städte und Gemein-             gen und damit verbundenen veränder-
den des Landkreises wurden aus der Analyse der          ten Sportbedarfen geht ein verändertes
Sportnachfrage und des Sportangebotes Ziele             Sportverhalten einher. Auf dieses muss die
und Maßnahmen in einem partnerschaftlichen              Sportentwicklungsplanung reagieren. Die
Moderationsprozess abgestimmt. Das Vorhaben             erforderliche Sportinfrastruktur ist im Zu-
reicht damit über das formale Aufgabenprofil ei-        sammenwirken der Sportakteure mit Poli-
ner Kreisgebietskörperschaft hinaus.                    tik und Verwaltung zu planen. Die geänder-
14                                  Sportstätten und Stadtentwicklung    Werkstatt: Praxis Heft 73

         ten Ansprüche an Sportanlagen und Bewe-         lungsplanung sollte Bestandteil einer integrati-
         gungsräume ergeben sich aus der Zielgrup-       ven Sportentwicklungsplanung sein, die unver-
         penorientierung und aus ökologischen und        zichtbarer Baustein einer kommunalen Stadt-
         ökonomischen Erfordernissen.                    entwicklungspolitik ist. Die Sportraumentwick-
                                                         lungsplanung verkörpert eine Schnittstelle zwi-
     •   Ein dialogischer Zielfindungsprozess er-
         öffnet die Möglichkeit, örtlich ange-           schen Sport- und Stadtentwicklungsplanung.
         passte Angebotsstrukturen zu schaffen,          Es empfiehlt sich, die Sportvereine in alle Pro-
         wobei dies unter Berücksichtigung allge-        zesse der Sportentwicklungsplanung einzubin-
         meiner Trends im Sportverhalten und ver-        den. Dabei sind noch weitere Erfahrungen da-
         änderter Nutzungsansprüche an den öf-           rüber zu sammeln, wie unter Berücksichtigung
         fentlichen Raum erfolgen muss. Um diesen        der größtenteils ehrenamtlich in den Sportver-
         Anforderungen zu entsprechen, sind em-          einen zu bewältigenden Aufgaben die Perspek-
         pirische Analysen zum Angebot an Sport-         tiven der Sportentwicklungsplanung mit Auf-
         möglichkeiten und zum Sportverhalten            gaben der Sportvereinsentwicklung verknüpft
         erforderlich.                                   werden können.
     •   Nachhaltigkeitsanforderungen und tech-          Angesichts des Sportverhaltens in der Bevöl-
         nische Verbesserungsmöglichkeiten er-           kerung mit einer vermehrten Inanspruchnah-
         fordern oftmals erhebliche bauliche An-
                                                         me öffentlicher Räume als Sportgelegenheiten
         passungen der Sportinfrastruktur, die zu-
                                                         und Bewegungsräume ist deren Entwicklung in
         gleich zur Aktualisierung der Angebotspro-
                                                         den Kommunen unter den Gesichtspunkten der
         file stärker als bisher zu vernetzen ist.
                                                         erweiterten Nutzung eine zentrale Aufgabe zur
     •   Veränderte, vielfältige und effizienter nutz-   Verbesserung der Lebensqualität. Die Überwin-
         bare Sportangebote und finanzielle und          dung des Sanierungs- und Modernisierungs-
         haushaltsrechtliche Restriktionen seitens       staus im Sportstättenbestand ist in den kom-
         der Städte und Kommunen erfordern neue          menden Jahren eine zentrale Herausforderung
         Organisationsformen und öffentlich-pri-         für die Politik. Kommunen sollten solche Vor-
         vate Kooperationen bis hin zu neuen Trä-        haben nur dann angehen und öffentliche Zu-
         gerschaften bei der Bewirtschaftung von         schüsse beantragen können, wenn die Vorha-
         Sporteinrichtungen.                             ben Teil einer integrativen Sportentwicklungs-
     •   In der Stadtentwicklungsplanung wurden          planung sind. Eine Sportraumentwicklungspla-
         die Belange des Sports bisher vielfach als      nung, die sowohl Sportgelegenheiten als auch
         ein dem Bildungsbereich zugeordnetes,           traditionelle Sportstätten umfasst, hat immer
         sektorales Thema behandelt. Strategische,       unter Berücksichtigung sozialräumlicher Be-
         partizipative, dialogische und projektbezo-     dingungen zu erfolgen. In die noch zu entwi-
         gene Stadtteil- und Quartiersplanung eröff-     ckelnden Standards sollten neben Nachhaltig-
         nen die Chance für eine stärkere Integrati-     keitskriterien und neuen Formen des Sportstät-
         on der Sportbelange in die querschnittsori-     tenmanagements auch Erfahrungen über das
         entierten Stadtentwicklungsstrategien der       Wechselspiel von bürgerschaftlichem Engage-
         Kommunen.                                       ment und Professionalität einfließen.
                                                         Die Instrumente und Programme der Städte-
     Empfehlungen an die Politik                         bauförderung berühren wichtige Schnittstel-
     Die Ergebnisse des Forschungsfeldes und die         len zwischen der Stadt- und Sportentwicklung.
     zusätzliche Auswertung bundesweit vorliegen-        Ohne deren Funktion würden zahlreiche akti-
     der Untersuchungsergebnisse zum Sportverhal-        vierende und infrastrukturelle Vorhaben für den
     ten und zu kommunalen Sportentwicklungspro-         Sport, insbesondere in sozialräumlich schwie-
     zessen lassen erste Konturen einer qualitativ       rigen Stadtquartieren, aber auch in ländlichen
     neuorientierten Sportentwicklungsplanung er-        und dünn besiedelten Räumen nicht realisier-
     kennen. So ist die teilweise in Kommunen noch       bar sein. Daher gilt es, bei künftigen Strukturie-
     praktizierte isolierte Fachplanung durch eine in-   rungen der Städtebauförderung stets die Mög-
     tegrative Sportraumentwicklungsplanung ab-          lichkeiten und Erfordernisse der Sportentwick-
     zulösen. Eine kommunale Sportraumentwick-           lung mit in den Blick zu nehmen.
15

Summary
Context and objective target                          physical activity which can be performed re-
                                                      gardless of age, gender, social and cultural back-
Urban development and sports development
                                                      ground. Physical activity can be practiced in pri-
are closely related. Demographic change and
                                                      vate or public places, either alone or in com-
shifting demands in sports and physical activi-
                                                      munity with others. Its purpose can range from
ty require new standards in the development of
                                                      physical, mental or social wellbeing to enhan-
communal sports infrastructure. Consequen-
                                                      cing physical and mental performance. In the
ces of the changed demands result in increa-
                                                      approach of interlocking sports and urban deve-
sing misfits of current demand and existing sup-
                                                      lopment the term of sports infrastructure is also
ply of public sports infrastructure. Considering
                                                      a broad one. It includes the whole communal li-
the increasing share of elder people in urban
                                                      ving environment. Therefore, the term is com-
population, decreasing numbers of children,
                                                      prised by traditional sports facilities as well as
youths and families, new concepts of planning
                                                      public and private places that can be used for
are needed to meet differentiated demands. The
                                                      sports and physical activity.
interdependence of sports and urban develop-
ment has to be taken into account, especially         After a call for projects by the BBR in December
since sports and physical activity can contribu-      2008, 21 municipalities submitted 22 applica-
te to social integration and improve the quali-       tions. Six pilot projects were chosen in March
ty of living in urban quarters. A suitable sports     2009 by the BBSR, supported by the Deutsche
infrastructure, new urban premises and impro-         Olympische Sportbund (DOSB). The selection
ved programs for sports and physical activity         was supposed to cover a broad spectrum of sub-
add to the purpose of urban development. Re-          jects within the research area. The six pilot pro-
duced public funding limits the possibilities of      jects were exemplary for different spatial plan-
the proper maintenance and necessary adjust-          ning levels, which are classified in location-
ment of existing sports infrastructure to new de-     based, neighborhood-based, communal over-
mands. Simultaneously, the increasing availabi-       all planning and inter-communal concepts.
lity of public areas and under-utilization of exis-
ting sports facilities open up new approaches
for optimizing the supply of public sports infra-
                                                      Location-based Concept
structure. Therefore, the interlocking of urban       Berlin Friedrichshain-Kreuzberg: Quartiersbad
and sports development can be a valuable in-          Baerwaldstraße
tegrative approach.
                                                      A former publicly operated indoor pool, which
Against this backdrop, the ExWoSt research area       is in strong need of reconstruction, is supposed
of sports infrastructure and urban development        to be run by a non-profit association. The indoor
was established to analyze:                           pool was constructed in art nouveau and is sur-
                                                      rounded by socially deprived neighborhoods. In
•    which consequences occur and measures,
                                                      its early stages the reconstruction was suppor-
     stakeholder levels and sponsorships have
                                                      ted by public programs of professional qualifica-
     to be addressed,
                                                      tion for youths. To improve the economic effici-
•    how local public areas can be revalued           ency and extended usage of the building surplus
     through sport and physical activity,             spaces were developed to accommodate sports
•    how the situation for voluntary sports clubs     and physical activity.
     can be improved to promote social integ-
     ration through sports and physical activity,
                                                      Neighborhood-based Concepts
•    which structural and other requirements
                                                      Dresden: Updating of an existing sports deve-
     have to be met for an adequate manage-
                                                      lopment strategy
     ment of sports facilities and public areas,
                                                      In Dresden an existing strategy for sports deve-
•    which functions and role can be fulfilled by
                                                      lopment has been given concrete form at the le-
     the voluntary sports sector.
                                                      vel of different urban areas. Both planning levels
                                                      have been fed back into each other. The develop-
Analytical Approach and selected                      ment of local public areas for sports and physi-
                                                      cal activity as an addition to traditional sports
pilot projects
                                                      facilities is of central importance.
The approach is based on a broad understan-
ding of sports, interpreted as multiple forms of
16                                                             Sportstätten und Stadtentwicklung    Werkstatt: Praxis Heft 73

                                                                                     Inter-communal concept
                                                                                     County of Teltow-Fläming: Inter-communal
                                                                                     sports development
                                                                                     Through inter-communal cooperation of 14
                                                                                     municipalities a common strategy of goals and
                                                                                     measures for the development of sports infra-
                                                                                     structure and programs of physical activity was
                                                                                     compiled. Based on empirical analyses, the in-
                                                                                     ter-communal sports development was accom-
                                                                                     panied by a moderation of political interests
                                                                                     based on partnership and exceeds the formal
                                                                                     mission of a county.
                                                                                     The pilot projects and participating local au-
                                                                                     thorities were counseled by the research assis-
                                                                                     tance. In a series of three project workshops the
                                                                                     persons responsible for each pilot project were
                                                                                     able to present preliminary results of their deve-
                                                    Foto: UNIVERSITÄT OSNABRÜCK      lopment progress and share good practices bet-
Key terms from the 3rd ExWoSt-project workshop in Dresden, 24-09-2010                ween each other. Purpose of the interactive re-
                                                                                     search approach was the development of know-
                               Hamburg-Wilhelmsburg: Multi-purpose trails
                                                                                     ledge-based networks in the field of urban and
                               Along the lines of the well-known “multi-pro-         sports development.
                               pose trails” of metropolitan areas in the United
                               States of America a network concept of public
                               areas and traditional sports facilities was deve-     Results
                               loped to promote physical activity within the lo-     The following aspects can be combined to the
                               cal population. Key features are the participati-     central results of the ExWoSt research area
                               on of the local population and the examination        “Sportstätten und Stadtentwicklung”:
                               of technical and organizational challenges of in-
                                                                                     •    The approach to planning public sports inf-
                               tegrating sports and physical into public areas
                                                                                          rastructure currently changes from sectoral
                               and all day traffic.
                                                                                          to interdisciplinary. Based on a broad un-
                                                                                          derstanding of sports and physical activi-
                               Communal overall planning                                  ty a broader understanding of the concept
                                                                                          of sports infrastructure, including traditio-
                               Büdelsdorf: User-oriented approach to sports
                                                                                          nal sports facilities as well as public areas,
                               and infrastructural development
                                                                                          has developed. It has to be used as a link to
                               As a vital part of urban development a strategy of         strengthen the mutual integration of urban
                               sports development was created in Büdelsdorf               and sports development.
                               to interconnect sports facilities, public areas and
                                                                                     •    Programs of sports and physical activity
                               local programs of sports and physical activities
                                                                                          can contribute to social integration in ur-
                               throughout the city to meet the demands of dif-
                                                                                          ban neighborhoods. To make use of this po-
                               ferent user groups. Simultaneously, the orga-
                                                                                          tential such programs have to meet diffe-
                               nizational development of the voluntary sports
                                                                                          rentiated demands and therefore have to
                               sector was promoted as well as the city profile
                                                                                          be developed according to the needs of dif-
                               of Büdelsdorf as an active community.
                                                                                          ferent target groups.

                               Minden: Integrative urban development -               •    As a consequence of demographic change
                               education and sports                                       the demands of sports and physical acti-
                                                                                          vities in urban population change. Sports
                               All-day schooling is an increasing development
                                                                                          development has to react to that. The ne-
                               in Germany’s education sector. With it come
                                                                                          cessary infrastructure has to be developed
                               substantial changes in the leisure activities of
                                                                                          through the cooperation of sports stakehol-
                               children and youths. Sports and physical activi-
                                                                                          ders, local politics and administration.
                               ties will be heavily affected by it. The same ap-
                               plies to the utilization of publicly infrastructure   •    A dialogical goal finding process opens up
                               and the sports clubs infrastructures. Within the           possibilities for locally adapted programs of
                               pilot project new policy goals and instruments             sports and physical activity, which have to
                               were developed to cope with these challenges.              take account of shifted demands in sports
Summary                                                                                                                              17

     and physical activity as well as different de-   tivity is the interface between sports and urban
     mands on public premises. To comply with         development.
     new requirements there is a need for evi-
                                                      The voluntary sports clubs are to be included
     dence-based analyses.
                                                      into the process of sports development. There-
•    Requirements of sustainability and tech-         fore, more knowledge has to be generated about
     nical areas of improvement often lead to         the opportunities and restrictions of voluntary
     the need of structural alterations of exis-      club structures within sports development. A
     ting infrastructure. In connection with the      link to the organizational development of volun-
     demand-oriented development of sports            tary sports clubs has to be established.
     programs, sports facilities and public areas
                                                      The shifting demands in sports and physical ac-
     have to be more inter-connected.
                                                      tivities lead to an extended use of public pre-
•    A variety of efficient sports programs and       mises and areas. Their development can add to
     restricted public budgets create the need        an improved quality of living and social revalu-
     of new forms of organization, public-pri-        ing of urban neighborhoods. To overcome the
     vate cooperation and new models of pri-          reorganization and modernization traffic jam
     vate sponsorship.                                in sports infrastructure is the central challenge
                                                      for the years coming. Local authorities should
•    In urban development sport and physical
                                                      only start development projects and be gran-
     activity were historically linked to the edu-
                                                      ted public subsidies when pursuing an integra-
     cational sector. Therefore, it was treated un-
                                                      tive approach of sports development. The deve-
     der a sectoral approach. The strategic, par-
                                                      lopment of sports infrastructure has to take lo-
     ticipatory, dialogic and project-related ap-
                                                      cal requirements into consideration and it has
     proach of urban development offers new           to focus on traditional facilities as well as on pu-
     possibilities to integrate sports and physi-     blic spaces. Standard norms have yet to be de-
     cal activity as new instruments into cross-      veloped. They have to include the aspect of sus-
     sectoral urban development strategies.           tainability, innovative forms of facility manage-
The distinction between different planning le-        ment and the interdependence between volun-
vels, the configuration of the development pro-       tary work and the impact of professionalization.
cess, the interlocking of sports infrastructure-      Funding programs and policy tools of urban de-
planning with other subjects and the process-         velopment reach into the interface of sports and
control through dialogue, cooperation and par-        urban development. Without them many acti-
ticipation are key elements of a qualitative re-      vating and infrastructural projects would not
alignment of sports development as a vital part       be possible. For the future development of the-
of urban development. Both the results of the pi-     se funding programs and policy tools possibili-
lot projects and the analysis of national research    ties and requirements have to be reviewed for
come to the same result: Interagency, participa-      an increased involvement of sport and physi-
tion and dialogue involving the public view have      cal activity.
come to be standard policy tools in urban de-
velopment and are increasingly recognized as
helpful instruments for developing sports, phy-
sical activity and the needed infrastructure.

Policy recommendations
The results generated by the ExWoSt research
area and the evaluation of additional national
research considering the shifting demand in
physical activities show the first signs of a qua-
litative realignment of sports development. Ap-
proaches of sectoral planning in sports develop-
ment in local administrations have to be repla-
ced by an integrative cross-sectoral approach
in the development of sports infrastructure. Its
local planning needs to be a part of integrati-
ve sports development. Both can be vital parts
of public policies in the field of urban develop-
                                                                                                             Foto: UNIVERSITÄT OSNABRÜCK
ment. The development of sports infrastructure
and urban premises for sports and physical ac-        Impressions from the 3rd ExWoSt-project workshop in Dresden, 24-09-2010
18                                 Sportstätten und Stadtentwicklung    Werkstatt: Praxis Heft 73

     1      Integration von Sportraum- und
            Stadtentwicklungsplanung
     Die ursprünglich fachbezogene Sportstätten-        von ostdeutschen, sondern auch von einzelnen
     planung entwickelte sich in der Vergangenheit      westdeutschen Kommunen beachtet.
     stärker zu einer Sportraumplanung als Teil ei-
                                                        Der Vorteil der richtwertbezogenen Metho-
     ner integrativen Sportentwicklungsplanung.
                                                        de besteht in ihrer einfachen Anwendbarkeit,
     Dieser Prozess ist eng verwoben mit der Stadt-
                                                        da Einwohnerzahlen der Kommunen als Be-
     entwicklungsplanung und bietet die Chance,
                                                        rechungsgrundlage in der Regel vorliegen. Ein
     Sport und Bewegung als zentrale Elemente in-
                                                        Nachteil ist darin zu sehen, dass eine pauschale
     tegrativer Stadtentwicklungsplanung zu verste-
                                                        Verwendung der Einwohnerzahlen als Berech-
     hen und auch planerisch umzusetzen. In jüngs-
                                                        nungsgrundlage die aktuelle und zukünftige Al-
     ter Zeit zeichnen sich in der kommunalen Sport-
                                                        tersstruktur der Bevölkerung weitgehend igno-
     entwicklungsplanung ein gestiegener Bedarf
                                                        riert und keine Informationen über das tatsäch-
     nach wissenschaftlicher Beratung und Ansät-
                                                        liche Sportverhalten enthält. Auch werden mit
     ze zur sektoral übergreifenden Politikentwick-
                                                        dieser Methode keine Aussagen über die Quali-
     lung mit besonderem Fokus auf die Integrati-
                                                        tät der Sportstätten oder über die Möglichkeiten
     on von Sport- und Stadtentwicklung ab. So wird
                                                        getroffen, wie die Sportstättenentwicklung in
     z. B. in der 2008 geschlossenen Kooperations-
                                                        eine allgemeine Sportentwicklung integriert ist.
     vereinbarung zwischen dem Deutschen Olym-
     pischen Sportbund und dem Deutschen Städ-
                                                        Verhaltensorientierte Sportstätten-
     tetag, worin explizit neue Planungsinstrumen-
                                                        entwicklungsplanung
     te gefordert werden, die Sportentwicklung als
     Bestandteil einer integrierten Stadtentwicklung    Die Unzufriedenheit mit der richtwertbezoge-
     begriffen. Die wichtigsten Phasen dieses Prozes-   nen Methode veranlasste das Bundesinstitut
     ses werden im Folgenden dargestellt.               für Sportwissenschaft (BISp) im Jahr 1986 eine
                                                        Arbeitsgruppe „Künftige Sportstättenkonzepti-
                                                        onen“ einzurichten. Dieser gehörten Vertrete-
     1.1 Von der isolierten                             rinnen und Vertreter des Bundes, der Länder,
         Fachplanung zur integrativen                   der Kommunen, kommunaler Spitzenverbän-
         Sportentwicklungsplanung                       de, des organisierten Sports sowie der Wissen-
                                                        schaft an. Die „Arbeitsgemeinschaft Bach und
     Richtwertbezogene Methode                          Köhl“ stellte zudem im Jahr 1991 einen vorläu-
                                                        figen Leitfaden zur Sportstättenentwicklungs-
     In den 1960er Jahren wurden von der Deutschen
                                                        planung vor. Nach einer Phase der praktischen
     Olympischen Gesellschaft (DOG) in den Me-
                                                        Erprobung und intensiven Diskussionen wur-
     moranden zum Goldenen Plan für Gesundheit,
                                                        de der endgültige Leitfaden im Jahr 2000 veröf-
     Sport und Erholung Richtwerte zur Ermittlung
                                                        fentlicht (BISp 2000). Hiernach ist der künftige
     des Bedarfs an Sportstätten vorgegeben (DOG
                                                        Bedarf an Sportstätten auf der Grundlage beste-
     1961, 1967). Da viele Kommunen diese Richt-
                                                        hender nicht-erwerbswirtschaftlicher und er-
     werte übernahmen, entstand bundesweit eine
                                                        werbswirtschaftlicher Sportangebote, des Be-
     quantitativ, auch unter internationalen Aspek-
                                                        standes an Sportanlagen und mit Hilfe einer Be-
     ten, nahezu einmalige Sportstätteninfrastruk-
                                                        völkerungsbefragung zu ermitteln. Dazu ist eine
     tur. Diese war jedoch qualitativ überwiegend am
                                                        Abfolge von Rechenschritten erforderlich, um
     Bedarf des Wettkampfsports orientiert und wur-
                                                        über eine Bestands-Bedarfs-Bilanzierung ent-
     de durch normierte und standardisierte Sport-
                                                        sprechende Maßnahmen und Handlungsemp-
     anlagen geprägt. Spätestens seit den 1990er Jah-
                                                        fehlungen abzuleiten. Das Verfahren zur ver-
     ren entsprach diese Infrastruktur nicht mehr
                                                        haltensorientierten Sportstättenentwicklungs-
     den Sportgewohnheiten und Freizeitansprü-
                                                        planung wurde mittlerweile in vielen Kommu-
     chen vieler Menschen. Außerdem können in-
                                                        nen durchgeführt und von der Wuppertaler For-
     zwischen viele Kommunen aufgrund finanzi-
                                                        schungsstelle immer wieder verbessert (s. den
     eller Probleme die hohen Standards und Vor-
                                                        Überblick bei Kirschbaum 2003; Hübner/Wulf
     gaben des Goldenen Plans nicht mehr erfüllen.
                                                        2009).
     Mit Blick auf die spezifischen Probleme der ost-
     deutschen Kommunen formulierte der Deut-           Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, dass
     sche Sportbund bereits 1992 im Rahmen des          zur Bedarfsermittlung sowohl vorliegende Da-
     Goldenen Plans Ost modifizierte Richtwerte.        ten der verschiedenen Sportanbieter als auch
     Diese Richtwerte werden inzwischen nicht nur       Ergebnisse einer Bevölkerungsbefragung he-
1 Integration von Sportraum- und Stadtentwicklungsplanung                                                19

rangezogen werden. Als ein Nachteil hat sich        den in einem dialogischen Prozess zentrale Her-
herausgestellt, dass es sich um ein sehr auf-       ausforderungen und Ziele für die Sportentwick-
wändiges Verfahren handelt, das die meisten         lung identifiziert, entsprechende Maßnahmen
Kommunen fachlich und personell überfor-            vereinbart und deren Umsetzung und Ergebnis-
dert. Außerdem lässt es die Qualität der bis-       wert evaluiert. Dabei sind die Sporträume nur
her durchgeführten Befragungen fraglich er-         ein, wenn auch häufig zentraler Aspekt. Weite-
scheinen, ob eine ausreichend empirisch ab-         re betreffen das Sportverhalten, die Organisa-
gesicherte Grundlage für die erforderlichen         tionsformen der Sportausübung, die Finanzie-
Rechenvorgänge zur Verfügung steht (Breuer          rung und Förderung des Sports sowie kommu-
2003). Schließlich bleibt die Sportstättenent-      nale Besonderheiten.
wicklungsplanung nach dem Leitfaden weiter-
                                                    Dieses Konzept geht von einem weiten Begriffs-
hin eher eine Fachplanung, da es bisher metho-
                                                    verständnis aus, wonach Sport vielfältige Bewe-
disch nicht gelungen ist, den Leitfaden zu einer    gungs-, Spiel- und Sportformen umfasst. An die-
umfassenden Grundlage für die Sportentwick-         sen können sich Menschen unabhängig von Ge-
lungsplanung weiter zu entwickeln.                  schlecht, Alter, sozialer und kultureller Herkunft
                                                    an unterschiedlichsten Orten allein oder in Ge-
Kooperative Sportentwicklungsplanung                meinschaft mit anderen zur Verbesserung des
Das Konzept einer kooperativen Sportentwick-        physischen, psychischen und sozialen Wohl-
lungsplanung wurde vor allem von einem Team         befindens sowie zur körperlichen und menta-
an der Universität Nürnberg-Erlangen sowie          len Leistungssteigerung beteiligen. Konsequent
vom Planungsbüro zur „Kooperativen Sportent-        ist daher ein umfassendes Verständnisses vom
wicklungsplanung“ in Stuttgart in der Praxis an-    Sportraum. Als Sporträume gelten alle Flächen
gewendet. In einer Planungsgruppe, der Interes-     und Räume mit bestehender oder optionaler
sengruppen wie z. B. sportaktive und sportnich-     Sport-, Spiel- und Bewegungsnutzung. Unter-
taktive Bürgerinnen und Bürger, Sportvereine        schieden wird zwischen Außen- und Innenräu-
und Schulen, Entscheidungsträger aus Politik        men mit jeweiligen Qualitäten (z. B. Sportfunk-
und Verwaltung sowie Experten aus verschie-         tionalität) und Quantitäten (z. B. Nutzfläche)
denen, den Sport berührenden Bereichen an-          bei richtlinienabhängigen und -unabhängigen
gehören, werden Planungen gemeinsam vor-            Sporträumen, Freizeiträumen für Spiel, Bewe-
genommen und entsprechende Umsetzungs-              gung, Erholung und Kultur. Bei den Nutzflächen
maßnahmen begleitet. In diesen Prozess flie-        werden Orientierungswerte verwendet, die den
ßen allgemeine, sport- und sportanlagenspezi-       jeweiligen Bedingungen in den Kommunen an-
fische Daten ebenso ein wie Ergebnisse der Be-      gepasst sind. Bei den Sportraumqualitäten bil-
darfsanalyse nach dem Leitfaden des Bundes-         den Kriterien wie z. B. Zielgruppenorientie-
instituts für Sportwissenschaft. Eine solche Pla-   rung, Wohnungsnähe, Barrierefreiheit, Verän-
nung wird in neueren Veröffentlichungen als In-     derbarkeit und Nachhaltigkeit die Bewertungs-
                                                    und Planungsgrundlagen. Durchgeführt wer-
tegrierte Sportentwicklungsplanung bezeichnet
                                                    den die Planungsprozesse auf gesamtkommu-
(Rütten/Ziemainz 2009).
                                                    naler Ebene oder auf Ebene von Bezirken, Stadt-
Der Vorteil der kooperativen Sportentwick-          teilen, Quartieren und einzelnen Sportstandor-
lungsplanung besteht darin, dass die unter-         ten. Einen besonderen Stellenwert hat dabei die
schiedlichen Interessen und Vorstellungen zum       stadtteil- und quartiersbezogene Sportraum-
Sport in den Entwicklungsprozess eingehen. Die      planung, bei der unter Berücksichtigung so-
Nachteile bestehen in der Komplexität des Ver-      zialräumlicher Bezüge Szenarien für den jewei-
fahrens und dem organisatorischen Aufwand.          ligen Sportstandort erstellt und öffentlich dis-
Kritisch ist die Verwendung der Bedarfsberech-      kutiert werden.
nung nach dem Leitfaden des Bundesinstituts
                                                    Der Vorteil der problemorientierten, dialogi-
für Sportwissenschaft zu bewerten. Es besteht
                                                    schen Sportentwicklungsplanung besteht in
die Gefahr, dass die Befragungsergebnisse als
                                                    dem umfassenden Planungsansatz. Der weite
vermeintlich sichere Grundlage die Diskussi-
                                                    Sportbegriff führt dazu, dass die Kommune in
onsprozesse entscheidend beeinflussen.
                                                    ihrer Gesamtheit als Sportraum gesehen wird.
                                                    Schwierigkeiten hingegen bereitet noch die Ver-
Problemorientierte, dialogische
                                                    knüpfung von Sport- und Stadtentwicklungs-
Sportentwicklungsplanung
                                                    planung. Auch wird die Verwendung von Ori-
Das problemorientierte, dialogische Verfah-         entierungswerten für Sportnutzflächen kritisch
ren wurde an der Universität Osnabrück entwi-       diskutiert: Kritiker verweisen auf das Scheitern
ckelt. Auf der Grundlage einer Bestandsaufnah-      der Richtwerte des Goldenen Plans. Die Befür-
me und gestützt auf empirische Befunde wer-         worter aus den Stadtplanungsämtern führen das
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