Sportstätten und Stadtentwicklung - BBSR
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Werkstatt: Praxis Heft 73 Sportstätten und Stadtentwicklung Ein Projekt des Forschungsprogramms „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt)“ des Bundesministeri- ums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), betreut vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).
Werkstatt: Praxis In der Schriftenreihe Werkstatt: Praxis veröffentlicht das Bundes ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) aus gewählte, praxisorientierte Ergebnisse aus der Ressortforschung. IMPRESSUM Herausgeber Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Berlin Wissenschaftliche Begleitung Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Bonn Bearbeitung GRUPPE PLANWERK Stadtplaner Architekten Ingenieure Heinz Tibbe (Leitung) Antje Hendricks UNIVERSITÄT OSNABRÜCK Arbeitsbereich Sport und Sportwissenschaft Prof. Dr. Christian Wopp (Leitung) Stephan Klaus Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Martina Kocks, Michael Zarth Redaktion Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Friederike Vogel Druck Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Bonn Bestellungen silvia.becker@bbr.bund.de Stichwort: Sportstätten Nachdruck und Vervielfältigung Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit genauer Quellenangabe gestattet. Die vom Auftragnehmer vertretene Auffassung ist Bitte senden Sie uns zwei Belegexemplare zu. nicht unbedingt mit der des Herausgebers identisch. ISSN 1436 – 0063 (Schriftenreihe) Werkstatt: Praxis Heft 73 ISBN 978-3-87994-974-8 Berlin 2011
Sportförderung für eine Gesellschaft im Wandel Sport und Stadtentwicklung hängen auf vielfältige Weise miteinander zusammen: Der Sport spielt im Gemeinschaftsleben nach wie vor eine wichtige Rolle. Seine wirtschaftliche Bedeutung scheint eher noch zu- statt abzunehmen. Und: Die Sportstätten sind markante Gebäude und Anlagen in Städten und Gemeinden. Dennoch lassen sich gerade auch am Bereich des Sports die starken Veränderungen ablesen, de- nen unsere Gesellschaft unterliegt. Der demographische Wandel macht sich hier besonders be- merkbar. Vielerorts sinkt die Auslastung der Sportanlagen – jedenfalls was die herkömmlichen Nut- zungsformen angeht. Zugleich stellt die Altersstruktur des baulichen Bestands vielfach vor die Al- ternative „Sanierung oder Schließung“. Dies vor dem Hintergrund abnehmender finanzieller Leis- tungsfähigkeit vieler Kommunen. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung unterstützt die Kommunen bei der notwendigen Anpassung ihrer Sportstätten an die sich ändernden Gegebenheiten. Die jährlich mit den Ländern über die Städtebauförderung geschlossene Verwaltungsvereinbarung sieht ausdrück- lich vor, dass die Finanzhilfen des Bundes auch zur Förderung von Sportstätten eingesetzt werden können. Daneben konnten mit Geldern des Investitionspakts in den letzten Jahren zahlreiche Sport- stätten energetisch saniert werden. Das ist mir wichtig. Denn die Sportförderung bleibt ein herausragendes Anliegen der Gesellschafts- politik: Als Gegengewicht zu einer auf vielen Gebieten immer bewegungsärmeren Lebensweise ist sportliche Betätigung unersetzlich. Genauso bedeutsam ist ihre Funktion als Korrektiv zur Abnah- me des Gemeinschaftslebens und zur entsprechenden Zunahme gesellschaftlicher Vereinzelung. Das vorliegende Praxisheft ist das Ergebnis von sechs Modellvorhaben, in denen der Frage nach- gegangen wurde, wie sich der Sport besser in die Stadtentwicklung und die Entwicklung der länd- lichen Regionen integrieren lässt. Es will Anregungen liefern, wie Kommunen die Sportförderung in ihre Entwicklungskonzepte einbinden können, um der Gemeinschaft seine wichtigen Funktio- nen zu erhalten. Ich wünsche anregende Lektüre! Ihr Dr. Peter Ramsauer, MdB Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Inhalt Einleitung 9 Kurzfassung 12 Summary 15 1 Integration von Sportraum- und Stadtentwicklungsplanung 18 1.1 Von der isolierten Fachplanung zur integrativen Sportentwicklungsplanung 18 1.2 Wandel der Stadtentwicklungsplanung 21 1.3 Verknüpfung von Sport- und Stadtentwicklung 21 1.4 Fazit 23 2 Dokumentation der Modellvorhaben 25 2.1 Einzel-Standortkonzept Berlin Friedrichshain-Kreuzberg 25 — Quartiersbad Baerwaldstraße 2.2 Stadtteilbezogene Planungen Dresden 29 — Fortschreibung der Sportentwicklungsplanung (FoSep) - Stadt entwickelt Sport und Bewegung Hamburg-Wilhelmsburg 32 — Vielzweckstrecken 2.3 Kommunale Gesamtplanungen Büdelsdorf 38 — Benutzerorientierte Sport-, Spiel- und Bewegungsraumplanung Minden 40 — Integrative Stadtentwicklung Bildung und Sport 2.4 Interkommunales Konzept Landkreis Teltow-Fläming 43 — Sportentwicklungsplanung für den Landkreis 3 Übertragbare Ergebnisse aus den Modellvorhaben 48 3.1 Ausgangslagen und Planungsanlässe 48 3.2 Ziele und Inhalte 49 3.3 Angewandte Methoden 50 4 Vertiefende Analysen zu zentralen Themen 53 4.1 Beteiligung von Sportakteuren, Öffentlichkeit und Vereinen 53 4.2 Sportverhalten und Sportnachfrage 55 4.3 Träger- und Betriebsformen von Sportanlagen 57 4.4 Neue Ansprüche an Sporträume 60 5 Bausteine der Sportraumentwicklungsplanung 64 5.1 Planungsebenen 64 5.2 Planungsprozess 64 5.3 Handlungsfelder 65 5.4 Partizipation 66
Abbildungsverzeichnis 1 Begriffe, Planungssystematik 11 2 Quartiersbad Baerwaldstraße, Grundriss 27 3 Dresden, Teilraumbezug der Planung 30 4 Dresden, Planungsverfahren im Modellvorhaben 30 5 Dresden, Kooperationsstruktur in der Sportentwicklung 31 6 Hamburg-Wilhelmsburg, Rahmenkonzept 33 7 Hamburg-Wilhelmsburg, Freizeitrundkurs, Streckenführung mit Untersuchungsabschnitten 34 8 Hamburg-Wilhelmsburg, Veranstaltung mit Teststrecke 35 9 Büdelsdorf, Projektstruktur des Modellvorhabens 39 10 Büdelsdorf, Mobiler Fahrradworkshop 40 11 Minden, Sicht auf das Themenfeld 41 12 Minden, Projekt‑ und Zeitplan des Szenario‑Managementprozesses 41 13 Minden, Szenario‑Übersicht 42 14 Minden, Landkarte der elf Strategieszenarien 42 15 Landkreis Teltow-Fläming, Kreisgebiet mit Einwohnerdichte 44 16 Landkreis Teltow-Fläming, Handlungsräume integrierter Sportentwicklung 45 17 Kooperative Planung, Beispiel Dresden 54 18 Operative Planungs- und strategische Entscheidungsprozesse 55 19 Nutzung von Sporträumen in Abhängigkeit vom Alter, Beispiel Georgsmarienhütte 61 20 Planungsebenen 64 21 Prozessverlauf der kommunalen Sportentwicklungsplanung 65 Tabellenverzeichnis 1 Eigentumsformen kommunaler Sportanlagen 57 2 Eigentumsformen vereinseigener Sportanlagen 58 3 Prozentualer Anteil der Sportaktivitäten in verschiedenen Sporträumen 60 4 Prozentualer Anteil der Sportaktivitäten in verschiedenen Sporträumen unterschieden nach Geschlecht in Hamburg 60
9 Einleitung Der demographische Wandel und ein verän- • Welche besonderen baulichen oder sons- dertes Sportverhalten stellen neue Anforde- tigen Anforderungen müssen an die Nutz- rungen an die Sport- und Bewegungsräume. barkeit von Sporteinrichtungen gestellt In vielen Städten und Kommunen passen da- werden? her die vorhandenen Sportstätten und Ange- • Welche Rolle spielen in diesem Prozess die bote oftmals nicht mehr zu den Bedürfnissen lokalen Sportvereine? der Menschen vor Ort. So erfordern mehr Älte- re und Migranten, weniger Kinder, Jugendliche Übergeordnetes Ziel des Forschungsfeldes war und Familien als Zielgruppen unterschiedliche es, die Möglichkeiten einer qualitativen Neu- Konzepte und stellen infolge veränderter Nut- orientierung der Sportstättenentwicklungspla- zungsansprüche unterschiedliche Anforderun- nung als Bestandteil einer integrierten Stadt- gen an ihre jeweiligen Sozialräume. Stadtent- entwicklungspolitik aufzuzeigen. Um geeigne- wicklung und Sportentwicklungsplanung ste- te Praxisbeispiele zu finden und daraus Orien- hen daher in einem engen Wirkungszusammen- tierungen und Handlungsempfehlungen abzu- hang. Die Berücksichtigung dieser Wirkungszu- leiten, wurden insgesamt sechs Modellvorha- sammenhänge ist umso wichtiger, da Sport die ben ausgewählt und von Mai 2009 bis zum Früh- soziale Integration der Bewohner und das Zu- jahr 2011 wissenschaftlich begleitet. Die Betreu- sammenleben in Stadtquartieren fördert. Ge- ung des Forschungsfeldes erfolgte durch das eignete Sportstätten, neue Bewegungsräume BBSR im BBR. Die Forschungsassistenz wurde und verbesserte Sportangebote tragen zur Sta- von GRUPPE PLANWERK Stadtplaner Architek- bilisierung der Stadtteile bei. Allerdings sind ten Ingenieure und der UNIVERSITÄT OSNA- die finanziellen Handlungsmöglichkeiten vie- BRÜCK, Arbeitsbereich Sport und Sportwissen- ler Kommunen begrenzt und die Sicherung und schaft wahrgenommen. Anpassung der Sportinfrastruktur kann durch diese oftmals nicht mehr ausreichend gewähr- Die vorliegende Dokumentation des ExWoSt- leistet werden. Gleichzeitig eröffnen die Zunah- Forschungsfeldes „Sportstätten und Stadtent- me verfügbarer Flächen oder nicht ausgelaste- wicklung“ thematisiert in Kapitel eins den Be- te Sportanlagen prinzipiell neue Chancen für deutungswandel der Sportstättenentwicklungs- die Anpassung und Optimierung der Sportinf- planung und die Notwendigkeit ihrer Verknüp- rastruktur. Eine qualitative Neuorientierung der fung mit der Stadtentwicklungspolitik. In Ka- Sportstättenentwicklungsplanung als Bestand- pitel zwei wird die Arbeit der Modellvorhaben teil einer integrierten Stadtentwicklungspolitik im Untersuchungszeitraum beschrieben. So- ist daher erforderlich und wird bereits seit eini- dann werden die Ergebnisse des Forschungsfel- ger Zeit seitens der sport- und raumbezogenen des dargestellt, übertragbare Strategien und In- Wissenschaft und relevanter Organisationen strumente diskutiert (Kapitel drei), ausgewähl- (z. B. Deutscher Olympischer Sportbund, Deut- te Aspekte gesondert thematisiert (Kapitel vier) scher Städtetag, Deutscher Städte- und Ge- und Orientierungen für die Sportraumentwick- meindebund) thematisiert. lungsplanung gegeben (Kapitel fünf ). Das Kapi- Vor diesem Hintergrund wurde das ExWoSt- tel sechs enthält zentrale Schlussfolgerungen Forschungsfeld „Sportstätten und Stadtent- mit Blick auf die Forschungsleitfragen, das Ka- wicklung“ durchgeführt. Im Mittelpunkt stan- pitel sieben Empfehlungen für die Politik. den folgende Forschungsleitfragen: Zum besseren Verständnis der Dokumentation • Welche Konsequenzen und Maßnahmen, werden im Folgenden einige zentrale Begriffe Akteursebenen und Trägerschaften sind aus der sportwissenschaftlichen Forschung er- für die Umgestaltung bestehender Sport- läutert, da diese dem konzeptionellen Untersu- einrichtungen notwendig, um sportliche chungsansatz des Forschungsfeldes zu Grun- Aktivitäten für alle zu ermöglichen? de liegen. • Wie können wohnraumnahe Flächen für Bewegung und Sport aufgewertet werden, Sport um ihre Attraktivität für die Bewohner vor Charakteristikum des Sports ist die Lösung von Ort zu erhöhen? Aufgaben mit Hilfe von Bewegungen. Da es je- • Wie kann die Integrationsarbeit von Sport- doch viele Aufgaben gibt, die durch Bewegun- vereinen und anderen Akteuren in sozi- gen gelöst werden (z. B. das Klavierspielen), ist al benachteiligten Quartieren erleichtert nicht jede Bewegungshandlung zwangsläufig werden? dem Sport zuzuordnen.
10 Sportstätten und Stadtentwicklung Werkstatt: Praxis Heft 73 Enges Sportverständnis Zur Bewältigung von Herausforderungen im kommunalen Sport werden in einem dialogi- Unstrittig sind Zuordnungen zum Sport, wenn schen Prozess Bestandsaufnahmen durchge- Bewegungshandlungen im Rahmen traditio- führt, Ziele für die Sportentwicklung formuliert neller Sportarten durchgeführt werden. Diese sowie Maßnahmen vereinbart, realisiert und zeichnen sich u. a. dadurch aus, dass sie ein- evaluiert. deutig definierte, messbare Ziele haben, einem internationalen Regelwerk unterliegen und Bei einer Sportentwicklungsplanung, wenn sie in Wettkämpfen organisierbar sind, wodurch vollständig durchgeführt wird, werden folgen- z. B. alle Sportarten, die im Rahmen des Olym- de Themen bearbeitet: pischen Programms durchgeführt werden, dem • Sportverhalten engen Sportverständnis zuzuordnen sind. • Sportorganisationsformen Weites Sportverständnis • Sporträume Die Merkmale des engen Sportverständnisses • Finanzierung und Förderung des Sports sind nicht für alle Bewegungshandlungen zu- treffend. Viele Angebote aus den Bereichen Ge- • Kommunale Besonderheiten des Sports sundheit, Fitness oder Tanzen können sehr in- Die fünf Themenbereiche stehen in engen dividuell mit vielfältigen Zielen in unterschied- Wechselbeziehungen zueinander. So hat z. B. lichen Organisationsformen durchgeführt wer- das Sportverhalten Auswirkungen für die Sport- den, ohne dass der Wettkampf oder das Einhal- anbieter ebenso wie für die Bereitstellung und ten fester Regeln im Mittelpunkt stehen müs- den Betrieb von Sportstätten. Finanzielle Bedin- sen. Gegenwärtig ist eine Ausweitung des einst- gungen begrenzen Sportentwicklungsplanun- mals engen Sportverständnisses beobachtbar. gen und kommunale Besonderheiten, wie z. B. Entstanden sind vielfältige Sportformen. Hier- „Hochburgen in einzelnen Sportarten“, prägen bei handelt es sich um einen Oberbegriff zur das sportliche Image einer Kommune und da- Charakterisierung sportlichen Handelns, das mit auch die Sportentwicklungsplanungen. sowohl traditionelle Sportarten als auch neue Bewegungs- und Spielangebote umfassen kann. Die Problematik bei der Vermittlung und Um- Sportraumentwicklungsplanung setzung eines weiten Sportverständnisses be- Der Darstellung der kommunalen Sportent- steht darin, dass Grenzziehungen zu anderen, wicklungsplanung ist zu entnehmen, dass die alltäglichen und nicht sportlich orientierten Sportraumentwicklungsplanung ein bedeutsa- Bewegungshandlungen (z. B. zum gemächli- mer, jedoch nicht der einzige Themenbereich chen Radfahren) häufig schwierig sind. Dem ist. Bewusst wird der Begriff der Sporträume und Forschungsfeld liegt daher folgendes Sportver- nicht der Begriff der Sportstätten verwendet. ständnis zu Grunde: Sport ist heute in nahezu allen Räumen einer Der Begriff des Sports umfasst vielfältige Bewe- Kommune (Wohnung, Garten, unmittelbares gungs-, Spiel- und Sportformen, an denen sich Wohnumfeld, Straßen, Plätze, Parks, Sporthal- alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Al- len, Sportfreianlagen, Bäder, Seen usw.) mög- ter, sozialer und kultureller Herkunft an unter- lich. Weil das gesamte Lebensumfeld in ei- schiedlichsten Orten allein oder in Gemein- ner Kommune als Sportraum gesehen werden schaft mit anderen zur Verbesserung des phy- kann, hat eine kommunale Sportentwicklungs- sischen, psychischen und sozialen Wohlbefin- planung sowohl die klassischen Sportstätten als dens sowie zur körperlichen und mentalen Leis- auch die öffentlichen und private Räume zu be- tungssteigerung beteiligen können. rücksichtigen, die für sportliche Aktivitäten ge- nutzt werden können. Sportentwicklungsplanung Unterschieden wird zwischen Sportaußen- Der Begriff der kommunalen Sportentwick- und Sportinnenräumen mit jeweiligen Quali- lungsplanung wird in der Fachliteratur unter- tätsmerkmalen (z. B. Sportfunktionalität) und schiedlich definiert, weil immer ein enger Bezug Quantitäten (z. B. Nutzfläche), die sich jeweils in zum jeweils verwendeten Planungsverfahren richtlinienabhängige und richtlinienunabhän- besteht (Bach 2005; Rütten/Ziemainz 2009). In gige Sportstätten sowie in Sportgelegenheiten der nachfolgenden Definition sind alle wesent- unterteilen lassen. Bei den letztgenannten han- lichen Merkmale der in den Modellvorhaben delt es sich um Flächen und Räume, deren Pri- angewendeten Planungsverfahren enthalten. märnutzung (z. B. Straßenräume, Bewegungs- räume in Kitas) eine Sekundärnutzung für infor- mellen Sport zulassen (Bach 1990, S. 21).
an denen sich alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter, sozialer und kultureller Herkunft an unterschiedlichen Orten allein oder in Gemeinschaft mit anderen zur Verbesserung des physischen, psychischen Einleitung und sozialen Wohlbefindens sowie 11 zur körperlichen und mentalen Leistungssteigerung beteiligen können. Der Begriff SPORT umfasst vielfältige Bewegungs- und Entsprechend des weiten Sportverständnis- Sportformensind alle Flächen und Räume mit Sporträume an denen sich alle Menschen, ses liegt dem Forschungsfeld ein weites Spor- unabhängig bestehender von Geschlecht, Alter, oder optionaler Sport-, Spiel- traumverständnis zu Grunde. und sozialer und kultureller Bewegungsnutzung. Herkunft SPORTARTEN an unterschiedlichen Orten SPORTFORMEN allein oderZiele, haben eindeutig definierte, messbare in Gemeinschaft mit anderenkönnen sehr individuell zur Verbesserung unterliegen einem internationalen Regelwerk des physischen, psychischen mit vielfältigen Zielen und sozialen und sind in Wettkämpfen organisierbar. Wohlbefindens sowie in unterschiedlichen Organisationsformen zur körperlichen und mentalen Leistungssteigerung durchgeführt werden, beteiligen können. ohne dass der Wettkampf oder das Einhalten fester Regeln Der Begriff SPORT umfasstim Mittelpunkt stehen. vielfältige Bewegungs- und Sportformen an denen sich alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter, SPORTARTEN sozialer und kultureller HerkunftSPORTFORMEN an unterschiedlichen haben eindeutig definierte, messbare Ziele, Orten können sehr individuell allein oder unterliegen einem internationalen in Gemeinschaft mit anderen Regelwerk mit vielfältigen Zielen zur Verbesserung und sind in Wettkämpfen organisierbar. des physischen, psychischen in unterschiedlichen Organisationsformen und sozialen Wohlbefindens sowie durchgeführt werden, zur körperlichen und mentalen Leistungssteigerung ohne dass der Wettkampf oder beteiligen können. das Einhalten fester Regeln im Mittelpunkt stehen. SPORTARTEN SPORTFORMEN haben eindeutig definierte, messbare Ziele, können sehr individuell unterliegen einem internationalen Regelwerk Bei der kommunalen integrativen mit vielfältigen Zielen und sind in Wettkämpfen organisierbar. in unterschiedlichen Organisationsformen SPORTENTWICKLUNGSPLANUNG durchgeführt werden, werden zur Bewältigung von Herausforderungen ohne dass der Wettkampf oder in einem dialogischen Prozessdas Einhalten fester Regeln Bestandsaufnahmen durchgeführt, im Mittelpunkt stehen. Ziele für die Sportentwicklung formuliert sowie Maßnahmen vereinbart und evaluiert. Sportverhalten Kommunale Besonderheiten Bei der kommunalen integrativen im Sport Sportorganisationsformen Finanzierung und SPORTENTWICKLUNGSPLANUNG Förderung des Sports SPORTRÄUME werden zur Bewältigung von Herausforderungen in einem dialogischen Prozess Bestandsaufnahmen durchgeführt, Ziele für die Sportentwicklung formuliert sowie Maßnahmen vereinbart und evaluiert. Sportverhalten Kommunale Besonderheiten im Sport Sportorganisationsformen Finanzierung und Förderung des Sports Bei derSPORTRÄUME kommunalen integrativen SPORTENTWICKLUNGSPLANUNG werden zur Bewältigung von Herausforderungen in einem dialogischen Prozess Bestandsaufnahmen durchgeführt, Ziele für die Sportentwicklung Die formuliert sowie Maßnahmen vereinbart und evaluiert. SPORTRAUMENTWICKLUNGSPLANUNG ist TEIL DER INTEGRIERTEN Sportverhalten SPORTENTWICKLUNGSPLANUNG Kommunale Besonderheiten Sporträume in öffentlicher, vereinseigner oder privater Trägerschaft sindim Sport Sportorganisationsformen Finanzierung und Förderung des Sports SPORTRÄUME Richtlinienabhängige Sportstätten Sportgelegenheiten Die [DIN 18036, Pos. 5 und als Räume für DIN 18032, Pos.3.1 -SPORTRAUMENTWICKLUNGSPLANUNG 3.3] Richtlinienunabhängige Sportstätten Bewegung, Spiel und Sport [DIN 18035, Pos. 6 und [DIN 18034 und DIN 7926, Abb. 1: Begriffe, ist TEIL DINDER 18032,INTEGRIERTEN Pos.3.4 und 3.9] DIN 18032, DIN 18034, DIN 7926 Planungssystematik SPORTENTWICKLUNGSPLANUNG oder Sekundärnutzung Quelle: UNIVERSITÄT durch informellen Sport] OSNABRÜCK / Sporträume in öffentlicher, vereinseigner oder privater Trägerschaft sind GRUPPE PLANWERK Richtlinienabhängige Sportstätten Sportgelegenheiten
12 Sportstätten und Stadtentwicklung Werkstatt: Praxis Heft 73 Kurzfassung Kontext und Zielsetzung Untersuchungsansatz und ausgewählte Modellvorhaben Stadtentwicklung und Sportentwicklungs- planung stehen in einem engen Wirkungszu- Dem Untersuchungsansatz liegt ein weites Be- sammenhang. Dabei stellen der demographi- griffsverständnis von Sport zu Grunde, wo- sche Wandel und damit einhergehend ein ver- nach dieser vielfältige Bewegungs-, Spiel- und ändertes Sportverhalten neue Anforderungen Sportformen umfasst. An diesen unterschied- an die Sporträume der Kommunen. So hat sich lichen Formen können sich Menschen unab- die Nachfrage der Bevölkerung nach Sportan- hängig von Geschlecht, Alter, sozialer und kul- lagen und Sportangeboten in den letzten Jah- tureller Herkunft an verschiedenen Orten allein ren stark verändert. Infolgedessen passen tradi- oder in Gemeinschaft mit anderen zur Verbes- tionelle Sportstätten oft nicht mehr zu den Be- serung des physischen, psychischen und sozia- dürfnissen der sich wandelnden Generationen. len Wohlbefindens sowie zur körperlichen und Mehr Ältere und Migranten, weniger Kinder, Ju- mentalen Leistungssteigerung beteiligen. Der gendliche und Familien erfordern als Zielgrup- Untersuchungsansatz definiert daher auch den pen unterschiedliche Konzepte in unterschied- Begriff Sportraum in einem umfassenden Sinne. lichen Sozialräumen. Dies ist umso wichtiger, Als Sporträume gelten alle Flächen und Räume da Sport die soziale Integration der Bewoh- mit bestehender oder optionaler Sport-, Spiel- ner und das Zusammenleben in Stadtquartie- und Bewegungsnutzung. Weil das gesamte Le- ren fördert. Wenngleich die finanziellen Hand- bensumfeld in einer Kommune als Sportraum lungsmöglichkeiten vieler Städte und Kommu- gesehen werden kann, hat eine kommunale nen begrenzt sind, eröffnen neue stadtstruktu- Sportentwicklungsplanung sowohl die klassi- relle Gegebenheiten, die Zunahme verfügbarer schen Sportanlagen als auch die öffentlichen Flächen oder nicht ausgelastete Sportanlagen und privaten Räume zu berücksichtigen, die für neue Chancen für die Optimierung der Sportin- sportliche Aktivitäten genutzt werden können. frastruktur. Sie gilt es, künftig in einem stärke- Nach einem Projektaufruf des Bundesamtes für ren Maße als bisher zu nutzen, wozu die Ver- Bauwesen und Raumordnung (BBR) im Dezem- knüpfung von Sportentwicklungsplanung und ber 2008 reichten 21 Kommunen insgesamt 22 Stadtentwicklungsplanung einen wichtigen Bei- Bewerbungen ein. Daraus wurden im März 2009 trag leisten kann. im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raum- Vor diesem Hintergrund sollte im ExWoSt-For- forschung (BBSR) unter Mitwirkung des Deut- schungsfeld „Sportstätten und Stadtentwick- schen Olympischen Sportbundes (DOSB) sechs lung“ anhand von Modellvorhaben aufgezeigt Vorhaben ausgewählt. Die Auswahl zielte dar- werden, auf ab, ein möglichst breites Themenspektrum • welche Konsequenzen und Maßnahmen, innerhalb des Forschungsfeldes abzudecken. Akteursebenen und Trägerschaften für die Die ausgewählten Modellvorhaben stehen ex- Umgestaltung bestehender Sporteinrich- emplarisch für unterschiedliche räumliche Pla- tungen notwendig sind, um sportliche Ak- nungsebenen. Ausgehend von einem Standort- tivitäten für alle zu ermöglichen; konzept wurden stadtteilbezogene Planungen und kommunale Gesamtplanungen bis hin zu • wie wohnraumnahe Flächen für Bewegung einem interkommunalen Konzept untersucht. und Sport aufgewertet werden können, um ihre Attraktivität für die Bewohner vor Ort Einzel-Standortkonzept zu erhöhen; Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg: Quartiersbad • wie die Integrationsarbeit von Sportver- Baerwaldstraße einen und anderen Akteuren in sozial be- nachteiligten Quartieren erleichtert wer- Ein ehemals städtisches, im Jugendstil errich- den kann; tetes, sanierungsbedürftiges Hallenbad, umge- ben von sozial benachteiligten Quartieren soll • welche besonderen baulichen oder sons- durch einen freien Trägerverein weiter betrie- tigen Anforderungen an die Nutzung ben werden. Die begonnene Sanierung des Ge- von Sporteinrichtungen gestellt werden bäudes wurde mit berufsqualifizierenden Maß- müssen nahmen für Jugendliche unterstützt. Zur Ver- • und welche Rolle in diesem Prozess die lo- besserung der Wirtschaftlichkeit und Erweite- kalen Sportvereine spielen. rung der Nutzungsangebote wurden vorhande- ne, sportgeeignete Raumreserven erschlossen.
Kurzfassung 13 Stadtteilbezogene Planungen Dresden: Fortschreibung der Sportentwicklungsplanung Die bereits erstellte Sportentwicklungspla- nung wurde auf der städtischen Teilraumebe- ne konkretisiert. Die teilraumbezogenen Er- gebnisse wurden mit der gesamtstadtbezoge- nen Sportentwicklungsplanung rückgekoppelt. Einen besonderen Stellenwert erhielt die Ent- wicklung wohnortnaher Bewegungsräume als Ergänzung und Bereicherung des normierten Sportstättenbestandes. Hamburg-Wilhelmsburg: Vielzweckstrecken Nach dem Vorbild von „Multi-Purpose-Trails“ in amerikanischen Städten wurde unter aktiver Beteiligung der Stadtteilbevölkerung und Prü- fung der technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen ein neues, durch den öf- Foto: UNIVERSITÄT OSNABRÜCK fentlichen Raum des Stadtteils führendes, ver- Zweite Projektwerkstatt am 20.11.2009 in Minden netztes Sportraumangebot vorbereitet. Durch die Forschungsassistenz wurden die Mo- dellvorhaben begleitet und beraten. In drei Pro- Kommunale Gesamtplanungen jektwerkstätten konnten die Vertreter der Mo- Büdelsdorf: Benutzerorientierte Sport-, Spiel- dellvorhaben die Zwischenstände ihrer Arbei- und Bewegungsraumplanung ten präsentieren und Erfahrungen untereinan- der austauschen, was eine intensive Vernetzung Als Bestandteil der Büdelsdorfer Stadtentwick- der Modellvorhaben zur Folge hatte. lungsplanung wurde eine Sportentwicklungs- planung erstellt, die das Ziel verfolgt, vernetz- Ergebnisse te Bewegungsräume zu erschließen sowie neue sozialraumorientierte Sportangebote für ver- Als zentrale Ergebnisse des ExWoSt-For- schiedene Nutzergruppen zu realisieren. Zu- schungsfeldes „Sportstätten und Stadtentwick- gleich sollte die Entwicklung des Vereinssports lung“ sind festzuhalten: gefördert und insgesamt das sportliche Profil • Die Sportstättenentwicklungsplanung der Stadt Büdelsdorf geschärft werden. wandelt sich immer stärker von einer iso- Minden: Integrative Stadtentwicklung Bildung lierten Fachplanung zu einer integrativen und Sport Sportentwicklungsplanung. Dabei bezieht sie über die klassischen Sportstätten hinaus Mit der Ausweitung des Ganztagsschulbetriebes zunehmend den öffentlichen Raum in die werden erhebliche Veränderungen im Sportver- Betrachtung mit ein, wodurch eine stärke- halten von Kindern und Jugendlichen, für die re Integration von Sport- und Stadtentwick- Auslastung kommunaler und vereinsgenutzter lungsplanung möglich wird. Sporträume und das bürgerschaftliche Engage- ment in Vereinen erwartet. Das Modellvorhaben • Sportangebote werten städtische Quartie- entwickelte dazu neue kommunale Zielstrategi- re auf und fördern den gesellschaftlichen en und Instrumente. Zusammenhalt. Sport erfordert im Hin- blick auf seine sozialräumliche Integra- tionsfunktion jedoch adäquate, bedarfs- Interkommunales Konzept und nachfragegerechte Angebote und Landkreis Teltow-Fläming: Sportentwicklungs- Angebotsqualitäten. planung für den Landkreis • Mit den demographischen Veränderun- Durch Kooperation der 14 Städte und Gemein- gen und damit verbundenen veränder- den des Landkreises wurden aus der Analyse der ten Sportbedarfen geht ein verändertes Sportnachfrage und des Sportangebotes Ziele Sportverhalten einher. Auf dieses muss die und Maßnahmen in einem partnerschaftlichen Sportentwicklungsplanung reagieren. Die Moderationsprozess abgestimmt. Das Vorhaben erforderliche Sportinfrastruktur ist im Zu- reicht damit über das formale Aufgabenprofil ei- sammenwirken der Sportakteure mit Poli- ner Kreisgebietskörperschaft hinaus. tik und Verwaltung zu planen. Die geänder-
14 Sportstätten und Stadtentwicklung Werkstatt: Praxis Heft 73 ten Ansprüche an Sportanlagen und Bewe- lungsplanung sollte Bestandteil einer integrati- gungsräume ergeben sich aus der Zielgrup- ven Sportentwicklungsplanung sein, die unver- penorientierung und aus ökologischen und zichtbarer Baustein einer kommunalen Stadt- ökonomischen Erfordernissen. entwicklungspolitik ist. Die Sportraumentwick- lungsplanung verkörpert eine Schnittstelle zwi- • Ein dialogischer Zielfindungsprozess er- öffnet die Möglichkeit, örtlich ange- schen Sport- und Stadtentwicklungsplanung. passte Angebotsstrukturen zu schaffen, Es empfiehlt sich, die Sportvereine in alle Pro- wobei dies unter Berücksichtigung allge- zesse der Sportentwicklungsplanung einzubin- meiner Trends im Sportverhalten und ver- den. Dabei sind noch weitere Erfahrungen da- änderter Nutzungsansprüche an den öf- rüber zu sammeln, wie unter Berücksichtigung fentlichen Raum erfolgen muss. Um diesen der größtenteils ehrenamtlich in den Sportver- Anforderungen zu entsprechen, sind em- einen zu bewältigenden Aufgaben die Perspek- pirische Analysen zum Angebot an Sport- tiven der Sportentwicklungsplanung mit Auf- möglichkeiten und zum Sportverhalten gaben der Sportvereinsentwicklung verknüpft erforderlich. werden können. • Nachhaltigkeitsanforderungen und tech- Angesichts des Sportverhaltens in der Bevöl- nische Verbesserungsmöglichkeiten er- kerung mit einer vermehrten Inanspruchnah- fordern oftmals erhebliche bauliche An- me öffentlicher Räume als Sportgelegenheiten passungen der Sportinfrastruktur, die zu- und Bewegungsräume ist deren Entwicklung in gleich zur Aktualisierung der Angebotspro- den Kommunen unter den Gesichtspunkten der file stärker als bisher zu vernetzen ist. erweiterten Nutzung eine zentrale Aufgabe zur • Veränderte, vielfältige und effizienter nutz- Verbesserung der Lebensqualität. Die Überwin- bare Sportangebote und finanzielle und dung des Sanierungs- und Modernisierungs- haushaltsrechtliche Restriktionen seitens staus im Sportstättenbestand ist in den kom- der Städte und Kommunen erfordern neue menden Jahren eine zentrale Herausforderung Organisationsformen und öffentlich-pri- für die Politik. Kommunen sollten solche Vor- vate Kooperationen bis hin zu neuen Trä- haben nur dann angehen und öffentliche Zu- gerschaften bei der Bewirtschaftung von schüsse beantragen können, wenn die Vorha- Sporteinrichtungen. ben Teil einer integrativen Sportentwicklungs- • In der Stadtentwicklungsplanung wurden planung sind. Eine Sportraumentwicklungspla- die Belange des Sports bisher vielfach als nung, die sowohl Sportgelegenheiten als auch ein dem Bildungsbereich zugeordnetes, traditionelle Sportstätten umfasst, hat immer sektorales Thema behandelt. Strategische, unter Berücksichtigung sozialräumlicher Be- partizipative, dialogische und projektbezo- dingungen zu erfolgen. In die noch zu entwi- gene Stadtteil- und Quartiersplanung eröff- ckelnden Standards sollten neben Nachhaltig- nen die Chance für eine stärkere Integrati- keitskriterien und neuen Formen des Sportstät- on der Sportbelange in die querschnittsori- tenmanagements auch Erfahrungen über das entierten Stadtentwicklungsstrategien der Wechselspiel von bürgerschaftlichem Engage- Kommunen. ment und Professionalität einfließen. Die Instrumente und Programme der Städte- Empfehlungen an die Politik bauförderung berühren wichtige Schnittstel- Die Ergebnisse des Forschungsfeldes und die len zwischen der Stadt- und Sportentwicklung. zusätzliche Auswertung bundesweit vorliegen- Ohne deren Funktion würden zahlreiche akti- der Untersuchungsergebnisse zum Sportverhal- vierende und infrastrukturelle Vorhaben für den ten und zu kommunalen Sportentwicklungspro- Sport, insbesondere in sozialräumlich schwie- zessen lassen erste Konturen einer qualitativ rigen Stadtquartieren, aber auch in ländlichen neuorientierten Sportentwicklungsplanung er- und dünn besiedelten Räumen nicht realisier- kennen. So ist die teilweise in Kommunen noch bar sein. Daher gilt es, bei künftigen Strukturie- praktizierte isolierte Fachplanung durch eine in- rungen der Städtebauförderung stets die Mög- tegrative Sportraumentwicklungsplanung ab- lichkeiten und Erfordernisse der Sportentwick- zulösen. Eine kommunale Sportraumentwick- lung mit in den Blick zu nehmen.
15 Summary Context and objective target physical activity which can be performed re- gardless of age, gender, social and cultural back- Urban development and sports development ground. Physical activity can be practiced in pri- are closely related. Demographic change and vate or public places, either alone or in com- shifting demands in sports and physical activi- munity with others. Its purpose can range from ty require new standards in the development of physical, mental or social wellbeing to enhan- communal sports infrastructure. Consequen- cing physical and mental performance. In the ces of the changed demands result in increa- approach of interlocking sports and urban deve- sing misfits of current demand and existing sup- lopment the term of sports infrastructure is also ply of public sports infrastructure. Considering a broad one. It includes the whole communal li- the increasing share of elder people in urban ving environment. Therefore, the term is com- population, decreasing numbers of children, prised by traditional sports facilities as well as youths and families, new concepts of planning public and private places that can be used for are needed to meet differentiated demands. The sports and physical activity. interdependence of sports and urban develop- ment has to be taken into account, especially After a call for projects by the BBR in December since sports and physical activity can contribu- 2008, 21 municipalities submitted 22 applica- te to social integration and improve the quali- tions. Six pilot projects were chosen in March ty of living in urban quarters. A suitable sports 2009 by the BBSR, supported by the Deutsche infrastructure, new urban premises and impro- Olympische Sportbund (DOSB). The selection ved programs for sports and physical activity was supposed to cover a broad spectrum of sub- add to the purpose of urban development. Re- jects within the research area. The six pilot pro- duced public funding limits the possibilities of jects were exemplary for different spatial plan- the proper maintenance and necessary adjust- ning levels, which are classified in location- ment of existing sports infrastructure to new de- based, neighborhood-based, communal over- mands. Simultaneously, the increasing availabi- all planning and inter-communal concepts. lity of public areas and under-utilization of exis- ting sports facilities open up new approaches for optimizing the supply of public sports infra- Location-based Concept structure. Therefore, the interlocking of urban Berlin Friedrichshain-Kreuzberg: Quartiersbad and sports development can be a valuable in- Baerwaldstraße tegrative approach. A former publicly operated indoor pool, which Against this backdrop, the ExWoSt research area is in strong need of reconstruction, is supposed of sports infrastructure and urban development to be run by a non-profit association. The indoor was established to analyze: pool was constructed in art nouveau and is sur- rounded by socially deprived neighborhoods. In • which consequences occur and measures, its early stages the reconstruction was suppor- stakeholder levels and sponsorships have ted by public programs of professional qualifica- to be addressed, tion for youths. To improve the economic effici- • how local public areas can be revalued ency and extended usage of the building surplus through sport and physical activity, spaces were developed to accommodate sports • how the situation for voluntary sports clubs and physical activity. can be improved to promote social integ- ration through sports and physical activity, Neighborhood-based Concepts • which structural and other requirements Dresden: Updating of an existing sports deve- have to be met for an adequate manage- lopment strategy ment of sports facilities and public areas, In Dresden an existing strategy for sports deve- • which functions and role can be fulfilled by lopment has been given concrete form at the le- the voluntary sports sector. vel of different urban areas. Both planning levels have been fed back into each other. The develop- Analytical Approach and selected ment of local public areas for sports and physi- cal activity as an addition to traditional sports pilot projects facilities is of central importance. The approach is based on a broad understan- ding of sports, interpreted as multiple forms of
16 Sportstätten und Stadtentwicklung Werkstatt: Praxis Heft 73 Inter-communal concept County of Teltow-Fläming: Inter-communal sports development Through inter-communal cooperation of 14 municipalities a common strategy of goals and measures for the development of sports infra- structure and programs of physical activity was compiled. Based on empirical analyses, the in- ter-communal sports development was accom- panied by a moderation of political interests based on partnership and exceeds the formal mission of a county. The pilot projects and participating local au- thorities were counseled by the research assis- tance. In a series of three project workshops the persons responsible for each pilot project were able to present preliminary results of their deve- Foto: UNIVERSITÄT OSNABRÜCK lopment progress and share good practices bet- Key terms from the 3rd ExWoSt-project workshop in Dresden, 24-09-2010 ween each other. Purpose of the interactive re- search approach was the development of know- Hamburg-Wilhelmsburg: Multi-purpose trails ledge-based networks in the field of urban and Along the lines of the well-known “multi-pro- sports development. pose trails” of metropolitan areas in the United States of America a network concept of public areas and traditional sports facilities was deve- Results loped to promote physical activity within the lo- The following aspects can be combined to the cal population. Key features are the participati- central results of the ExWoSt research area on of the local population and the examination “Sportstätten und Stadtentwicklung”: of technical and organizational challenges of in- • The approach to planning public sports inf- tegrating sports and physical into public areas rastructure currently changes from sectoral and all day traffic. to interdisciplinary. Based on a broad un- derstanding of sports and physical activi- Communal overall planning ty a broader understanding of the concept of sports infrastructure, including traditio- Büdelsdorf: User-oriented approach to sports nal sports facilities as well as public areas, and infrastructural development has developed. It has to be used as a link to As a vital part of urban development a strategy of strengthen the mutual integration of urban sports development was created in Büdelsdorf and sports development. to interconnect sports facilities, public areas and • Programs of sports and physical activity local programs of sports and physical activities can contribute to social integration in ur- throughout the city to meet the demands of dif- ban neighborhoods. To make use of this po- ferent user groups. Simultaneously, the orga- tential such programs have to meet diffe- nizational development of the voluntary sports rentiated demands and therefore have to sector was promoted as well as the city profile be developed according to the needs of dif- of Büdelsdorf as an active community. ferent target groups. Minden: Integrative urban development - • As a consequence of demographic change education and sports the demands of sports and physical acti- vities in urban population change. Sports All-day schooling is an increasing development development has to react to that. The ne- in Germany’s education sector. With it come cessary infrastructure has to be developed substantial changes in the leisure activities of through the cooperation of sports stakehol- children and youths. Sports and physical activi- ders, local politics and administration. ties will be heavily affected by it. The same ap- plies to the utilization of publicly infrastructure • A dialogical goal finding process opens up and the sports clubs infrastructures. Within the possibilities for locally adapted programs of pilot project new policy goals and instruments sports and physical activity, which have to were developed to cope with these challenges. take account of shifted demands in sports
Summary 17 and physical activity as well as different de- tivity is the interface between sports and urban mands on public premises. To comply with development. new requirements there is a need for evi- The voluntary sports clubs are to be included dence-based analyses. into the process of sports development. There- • Requirements of sustainability and tech- fore, more knowledge has to be generated about nical areas of improvement often lead to the opportunities and restrictions of voluntary the need of structural alterations of exis- club structures within sports development. A ting infrastructure. In connection with the link to the organizational development of volun- demand-oriented development of sports tary sports clubs has to be established. programs, sports facilities and public areas The shifting demands in sports and physical ac- have to be more inter-connected. tivities lead to an extended use of public pre- • A variety of efficient sports programs and mises and areas. Their development can add to restricted public budgets create the need an improved quality of living and social revalu- of new forms of organization, public-pri- ing of urban neighborhoods. To overcome the vate cooperation and new models of pri- reorganization and modernization traffic jam vate sponsorship. in sports infrastructure is the central challenge for the years coming. Local authorities should • In urban development sport and physical only start development projects and be gran- activity were historically linked to the edu- ted public subsidies when pursuing an integra- cational sector. Therefore, it was treated un- tive approach of sports development. The deve- der a sectoral approach. The strategic, par- lopment of sports infrastructure has to take lo- ticipatory, dialogic and project-related ap- cal requirements into consideration and it has proach of urban development offers new to focus on traditional facilities as well as on pu- possibilities to integrate sports and physi- blic spaces. Standard norms have yet to be de- cal activity as new instruments into cross- veloped. They have to include the aspect of sus- sectoral urban development strategies. tainability, innovative forms of facility manage- The distinction between different planning le- ment and the interdependence between volun- vels, the configuration of the development pro- tary work and the impact of professionalization. cess, the interlocking of sports infrastructure- Funding programs and policy tools of urban de- planning with other subjects and the process- velopment reach into the interface of sports and control through dialogue, cooperation and par- urban development. Without them many acti- ticipation are key elements of a qualitative re- vating and infrastructural projects would not alignment of sports development as a vital part be possible. For the future development of the- of urban development. Both the results of the pi- se funding programs and policy tools possibili- lot projects and the analysis of national research ties and requirements have to be reviewed for come to the same result: Interagency, participa- an increased involvement of sport and physi- tion and dialogue involving the public view have cal activity. come to be standard policy tools in urban de- velopment and are increasingly recognized as helpful instruments for developing sports, phy- sical activity and the needed infrastructure. Policy recommendations The results generated by the ExWoSt research area and the evaluation of additional national research considering the shifting demand in physical activities show the first signs of a qua- litative realignment of sports development. Ap- proaches of sectoral planning in sports develop- ment in local administrations have to be repla- ced by an integrative cross-sectoral approach in the development of sports infrastructure. Its local planning needs to be a part of integrati- ve sports development. Both can be vital parts of public policies in the field of urban develop- Foto: UNIVERSITÄT OSNABRÜCK ment. The development of sports infrastructure and urban premises for sports and physical ac- Impressions from the 3rd ExWoSt-project workshop in Dresden, 24-09-2010
18 Sportstätten und Stadtentwicklung Werkstatt: Praxis Heft 73 1 Integration von Sportraum- und Stadtentwicklungsplanung Die ursprünglich fachbezogene Sportstätten- von ostdeutschen, sondern auch von einzelnen planung entwickelte sich in der Vergangenheit westdeutschen Kommunen beachtet. stärker zu einer Sportraumplanung als Teil ei- Der Vorteil der richtwertbezogenen Metho- ner integrativen Sportentwicklungsplanung. de besteht in ihrer einfachen Anwendbarkeit, Dieser Prozess ist eng verwoben mit der Stadt- da Einwohnerzahlen der Kommunen als Be- entwicklungsplanung und bietet die Chance, rechungsgrundlage in der Regel vorliegen. Ein Sport und Bewegung als zentrale Elemente in- Nachteil ist darin zu sehen, dass eine pauschale tegrativer Stadtentwicklungsplanung zu verste- Verwendung der Einwohnerzahlen als Berech- hen und auch planerisch umzusetzen. In jüngs- nungsgrundlage die aktuelle und zukünftige Al- ter Zeit zeichnen sich in der kommunalen Sport- tersstruktur der Bevölkerung weitgehend igno- entwicklungsplanung ein gestiegener Bedarf riert und keine Informationen über das tatsäch- nach wissenschaftlicher Beratung und Ansät- liche Sportverhalten enthält. Auch werden mit ze zur sektoral übergreifenden Politikentwick- dieser Methode keine Aussagen über die Quali- lung mit besonderem Fokus auf die Integrati- tät der Sportstätten oder über die Möglichkeiten on von Sport- und Stadtentwicklung ab. So wird getroffen, wie die Sportstättenentwicklung in z. B. in der 2008 geschlossenen Kooperations- eine allgemeine Sportentwicklung integriert ist. vereinbarung zwischen dem Deutschen Olym- pischen Sportbund und dem Deutschen Städ- Verhaltensorientierte Sportstätten- tetag, worin explizit neue Planungsinstrumen- entwicklungsplanung te gefordert werden, die Sportentwicklung als Bestandteil einer integrierten Stadtentwicklung Die Unzufriedenheit mit der richtwertbezoge- begriffen. Die wichtigsten Phasen dieses Prozes- nen Methode veranlasste das Bundesinstitut ses werden im Folgenden dargestellt. für Sportwissenschaft (BISp) im Jahr 1986 eine Arbeitsgruppe „Künftige Sportstättenkonzepti- onen“ einzurichten. Dieser gehörten Vertrete- 1.1 Von der isolierten rinnen und Vertreter des Bundes, der Länder, Fachplanung zur integrativen der Kommunen, kommunaler Spitzenverbän- Sportentwicklungsplanung de, des organisierten Sports sowie der Wissen- schaft an. Die „Arbeitsgemeinschaft Bach und Richtwertbezogene Methode Köhl“ stellte zudem im Jahr 1991 einen vorläu- figen Leitfaden zur Sportstättenentwicklungs- In den 1960er Jahren wurden von der Deutschen planung vor. Nach einer Phase der praktischen Olympischen Gesellschaft (DOG) in den Me- Erprobung und intensiven Diskussionen wur- moranden zum Goldenen Plan für Gesundheit, de der endgültige Leitfaden im Jahr 2000 veröf- Sport und Erholung Richtwerte zur Ermittlung fentlicht (BISp 2000). Hiernach ist der künftige des Bedarfs an Sportstätten vorgegeben (DOG Bedarf an Sportstätten auf der Grundlage beste- 1961, 1967). Da viele Kommunen diese Richt- hender nicht-erwerbswirtschaftlicher und er- werte übernahmen, entstand bundesweit eine werbswirtschaftlicher Sportangebote, des Be- quantitativ, auch unter internationalen Aspek- standes an Sportanlagen und mit Hilfe einer Be- ten, nahezu einmalige Sportstätteninfrastruk- völkerungsbefragung zu ermitteln. Dazu ist eine tur. Diese war jedoch qualitativ überwiegend am Abfolge von Rechenschritten erforderlich, um Bedarf des Wettkampfsports orientiert und wur- über eine Bestands-Bedarfs-Bilanzierung ent- de durch normierte und standardisierte Sport- sprechende Maßnahmen und Handlungsemp- anlagen geprägt. Spätestens seit den 1990er Jah- fehlungen abzuleiten. Das Verfahren zur ver- ren entsprach diese Infrastruktur nicht mehr haltensorientierten Sportstättenentwicklungs- den Sportgewohnheiten und Freizeitansprü- planung wurde mittlerweile in vielen Kommu- chen vieler Menschen. Außerdem können in- nen durchgeführt und von der Wuppertaler For- zwischen viele Kommunen aufgrund finanzi- schungsstelle immer wieder verbessert (s. den eller Probleme die hohen Standards und Vor- Überblick bei Kirschbaum 2003; Hübner/Wulf gaben des Goldenen Plans nicht mehr erfüllen. 2009). Mit Blick auf die spezifischen Probleme der ost- deutschen Kommunen formulierte der Deut- Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, dass sche Sportbund bereits 1992 im Rahmen des zur Bedarfsermittlung sowohl vorliegende Da- Goldenen Plans Ost modifizierte Richtwerte. ten der verschiedenen Sportanbieter als auch Diese Richtwerte werden inzwischen nicht nur Ergebnisse einer Bevölkerungsbefragung he-
1 Integration von Sportraum- und Stadtentwicklungsplanung 19 rangezogen werden. Als ein Nachteil hat sich den in einem dialogischen Prozess zentrale Her- herausgestellt, dass es sich um ein sehr auf- ausforderungen und Ziele für die Sportentwick- wändiges Verfahren handelt, das die meisten lung identifiziert, entsprechende Maßnahmen Kommunen fachlich und personell überfor- vereinbart und deren Umsetzung und Ergebnis- dert. Außerdem lässt es die Qualität der bis- wert evaluiert. Dabei sind die Sporträume nur her durchgeführten Befragungen fraglich er- ein, wenn auch häufig zentraler Aspekt. Weite- scheinen, ob eine ausreichend empirisch ab- re betreffen das Sportverhalten, die Organisa- gesicherte Grundlage für die erforderlichen tionsformen der Sportausübung, die Finanzie- Rechenvorgänge zur Verfügung steht (Breuer rung und Förderung des Sports sowie kommu- 2003). Schließlich bleibt die Sportstättenent- nale Besonderheiten. wicklungsplanung nach dem Leitfaden weiter- Dieses Konzept geht von einem weiten Begriffs- hin eher eine Fachplanung, da es bisher metho- verständnis aus, wonach Sport vielfältige Bewe- disch nicht gelungen ist, den Leitfaden zu einer gungs-, Spiel- und Sportformen umfasst. An die- umfassenden Grundlage für die Sportentwick- sen können sich Menschen unabhängig von Ge- lungsplanung weiter zu entwickeln. schlecht, Alter, sozialer und kultureller Herkunft an unterschiedlichsten Orten allein oder in Ge- Kooperative Sportentwicklungsplanung meinschaft mit anderen zur Verbesserung des Das Konzept einer kooperativen Sportentwick- physischen, psychischen und sozialen Wohl- lungsplanung wurde vor allem von einem Team befindens sowie zur körperlichen und menta- an der Universität Nürnberg-Erlangen sowie len Leistungssteigerung beteiligen. Konsequent vom Planungsbüro zur „Kooperativen Sportent- ist daher ein umfassendes Verständnisses vom wicklungsplanung“ in Stuttgart in der Praxis an- Sportraum. Als Sporträume gelten alle Flächen gewendet. In einer Planungsgruppe, der Interes- und Räume mit bestehender oder optionaler sengruppen wie z. B. sportaktive und sportnich- Sport-, Spiel- und Bewegungsnutzung. Unter- taktive Bürgerinnen und Bürger, Sportvereine schieden wird zwischen Außen- und Innenräu- und Schulen, Entscheidungsträger aus Politik men mit jeweiligen Qualitäten (z. B. Sportfunk- und Verwaltung sowie Experten aus verschie- tionalität) und Quantitäten (z. B. Nutzfläche) denen, den Sport berührenden Bereichen an- bei richtlinienabhängigen und -unabhängigen gehören, werden Planungen gemeinsam vor- Sporträumen, Freizeiträumen für Spiel, Bewe- genommen und entsprechende Umsetzungs- gung, Erholung und Kultur. Bei den Nutzflächen maßnahmen begleitet. In diesen Prozess flie- werden Orientierungswerte verwendet, die den ßen allgemeine, sport- und sportanlagenspezi- jeweiligen Bedingungen in den Kommunen an- fische Daten ebenso ein wie Ergebnisse der Be- gepasst sind. Bei den Sportraumqualitäten bil- darfsanalyse nach dem Leitfaden des Bundes- den Kriterien wie z. B. Zielgruppenorientie- instituts für Sportwissenschaft. Eine solche Pla- rung, Wohnungsnähe, Barrierefreiheit, Verän- nung wird in neueren Veröffentlichungen als In- derbarkeit und Nachhaltigkeit die Bewertungs- und Planungsgrundlagen. Durchgeführt wer- tegrierte Sportentwicklungsplanung bezeichnet den die Planungsprozesse auf gesamtkommu- (Rütten/Ziemainz 2009). naler Ebene oder auf Ebene von Bezirken, Stadt- Der Vorteil der kooperativen Sportentwick- teilen, Quartieren und einzelnen Sportstandor- lungsplanung besteht darin, dass die unter- ten. Einen besonderen Stellenwert hat dabei die schiedlichen Interessen und Vorstellungen zum stadtteil- und quartiersbezogene Sportraum- Sport in den Entwicklungsprozess eingehen. Die planung, bei der unter Berücksichtigung so- Nachteile bestehen in der Komplexität des Ver- zialräumlicher Bezüge Szenarien für den jewei- fahrens und dem organisatorischen Aufwand. ligen Sportstandort erstellt und öffentlich dis- Kritisch ist die Verwendung der Bedarfsberech- kutiert werden. nung nach dem Leitfaden des Bundesinstituts Der Vorteil der problemorientierten, dialogi- für Sportwissenschaft zu bewerten. Es besteht schen Sportentwicklungsplanung besteht in die Gefahr, dass die Befragungsergebnisse als dem umfassenden Planungsansatz. Der weite vermeintlich sichere Grundlage die Diskussi- Sportbegriff führt dazu, dass die Kommune in onsprozesse entscheidend beeinflussen. ihrer Gesamtheit als Sportraum gesehen wird. Schwierigkeiten hingegen bereitet noch die Ver- Problemorientierte, dialogische knüpfung von Sport- und Stadtentwicklungs- Sportentwicklungsplanung planung. Auch wird die Verwendung von Ori- Das problemorientierte, dialogische Verfah- entierungswerten für Sportnutzflächen kritisch ren wurde an der Universität Osnabrück entwi- diskutiert: Kritiker verweisen auf das Scheitern ckelt. Auf der Grundlage einer Bestandsaufnah- der Richtwerte des Goldenen Plans. Die Befür- me und gestützt auf empirische Befunde wer- worter aus den Stadtplanungsämtern führen das
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