HENRY VAN DE VELDE Das Magazin der Kulturstiftung der Länder 2 2018 - Kulturstiftung der Länder

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HENRY VAN DE VELDE Das Magazin der Kulturstiftung der Länder 2 2018 - Kulturstiftung der Länder
Das Magazin der
Kulturstiftung der Länder
2 2018

                              HENRY
                                 VAN
                            DE VELDE
                              MÖBEL UND DESIGN FÜR
                                 WEIMAR UND KÖLN

                                        BALTHASAR
                                       VAN DER AST
                                         IN AACHEN
                                       SAARLAND:
                                     DER SAMMLER
                                      FRANZ JOSEF
                                    KOHL-WEIGAND
HENRY VAN DE VELDE Das Magazin der Kulturstiftung der Länder 2 2018 - Kulturstiftung der Länder
EDITORIAL                                                 gante Wohnentwürfe. Die von ihm in Weimar gegrün-
                                                                                                                                                                     dete Kunstgewerbeschule mündete so selbstverständlich
                                                                                                                                                                     in das erste Bauhaus wie sein eigener linearer Jugendstil
                                                                                                           Eine Frage des Stils                                      allmählich einer klassisch-modernen Formgebung wich.
                                                                                                                                                                          Nach dem Zweiten Weltkrieg hielten die Bauhaus-
                                                                                                                                                                     Möbelklassiker langsam wieder Einzug in deutsche
                                                                                                                                                                     Wohnungen, doch die gefühlige Muffigkeit der 50er-
                                                                                                                                                                     und 60er-Jahre sowie das ambivalente Verhältnis der
                                                                                                                                                                     Deutschen zu ihrer jüngsten Vergangenheit spielten
                                                                                                                                                                     eine wesentliche Rolle bei der Herausbildung einer ganz
                                                                                                                                                                     anderen „Reform-Kunst“, derjenigen der 68er. Eine
                                                                                                                                                                     große Ausstellung in Aachen zeigt, mit welcher Dyna-
                                                                                                                                                                     mik, Vehemenz und Rigorosität Künstler aller Sparten
                                                                                                                                                                     die gängigen ästhetischen Standards in Frage stellen,
                                                                                                                                                                     schockieren und die Kunst aus den Reservaten Markt
                                                                                                                                                                     und Museum herauskatapultieren wollten. Im Inter-
                                                                                                                                                                     view zu unserem Schwerpunkt erläutert der Kunstsozio-
                                                                                                                                                                     loge Wolfgang Ullrich seine Sicht auf die Entwicklung
                                                                                             Frank Druffner, kommissarischer Generalsekretär                         der jüngeren Kunstproduktion zwischen Autonomie
                                                                                             der Kulturstiftung der Länder
                                                                                                                                                                     und Markt.
                                                                                                                                                                          Jedes Kunstwerk ist seiner Zeit verhaftet und be-
                                                                                                           Liebe Leserin, lieber Leser,                              sitzt seine eigene Biografie, so auch die Objekte in den
                                                                                                                                                                     öffentlichen Sammlungen des Saarlandes, dem dieses
                                                                                                           die Fresken aus einer römischen Villa, die unter einer    Heft gewidmet ist. Die Geschichte der Stiftung Saar-
                                                                                                           saarländischen Kirche gefunden wurden und mittler-        ländischer Kulturbesitz beginnt mit einem Sammler,
                                                                                                           weile dringend der Restaurierung bedürfen; das nie-       dessen Bestände in Teilen problematische Provenienzen
                                                                                                           derländische Blumenstillleben, das als Diebesgut nach     aufweisen und jetzt gewissenhaft erforscht werden. Die
                                                                                                           Übersee gelangt war und nun an seinen angestamm-          Sammlung des Berliner Zeitungsverlegers Rudolf Mosse
                                                                                                           ten Platz in einem deutschen Museum zurückkehren          hingegen muss nach Entzug und Versteigerung erst
                                                                                                           konnte; die in einer Krefelder Ausstellung gewürdigte     wieder mühsam rekonstruiert werden, um ihr Profil zu
                                                                                                           „Corporate Identity“, die Peter Behrens für den AEG-      umreißen und die Wege der einzelnen Werke nachvoll-
                                                                                                           Konzern entwickelte – sie alle zeugen vom Anspruch        ziehbar zu machen. Auch hier waren Kunst und Leben,
                                                                                                           der Kunst, die Lebenswelt des Menschen ästhetisch zu      Kunstwerk und Sammler aufs engste ineinander ver­
                                                                                                           gestalten. Sich mit schönen Dingen zu umgeben, war        woben – bis diese gewachsene Verbindung durch das
                                                                                                           immer der Anspruch der Eliten, seien dies kirchliche      NS-Regime brutal zerschlagen wurde.
                                                                                                           Würdenträger als Auftraggeber sakraler Objekte, Dy-
                                                                                                           nasten aus fürstlichem Haus, die ihre Töchter mit auf-        Ihr
                                                                                                           wändigen Mitgiften in den Ehestand verabschiedeten,
                                                                                                           oder vermögende Bürger, die ihre favorisierten Künstler
                                                                                                           in großem Stil in ihrer Wohnumgebung versammelten.
                                                                                                                Kunst und Leben in ein harmonisches, womög-
                                                                                                           lich erzieherisch wirksames Verhältnis zueinander zu
                                                                                                           setzen war insbesondere das Ziel jener Reformbewe-
                                                                                                           gungen, die in den Jahrzehnten um 1900 ein gesamt­
                                                                                                           europäisches Phänomen darstellten, von Arts and
                                                                                                           Crafts und Glasgow Style über Jugendstil, Art Nouveau
                                                                                                           oder Secessionsstil bis hin zu Werkbund und Bauhaus.
                                                                                                           Es ist im Vorfeld des Bauhaus-Jubiläums 2019 mehr als
                                                                                                           angemessen, mit diesem Heft einen der großen Gestal-
                                                                                                           ter und Architekten zu würdigen, der für den Übergang
                                                                                                           vom Jugendstil zur „Moderne“ steht. Henry van de
             Renaissance-Jungfrauenbecher                                                                  Velde, von dem unter der Mithilfe der Kulturstiftung
                                                                   S i l b er, vergoldet                   der Länder ein bedeutendes Werkkonvolut für die Klas-
                                 H e r m anns tad t (S ie be nbürge n) , um 1600                           sik Stiftung Weimar gesichert werden konnte, steht für
                                                                                                           handwerkliche Qualität, delikate Formgebung und ele-                    Henry van de Velde, um 1908
                                 Peter Petr us Ero s em ( M ei s ter 1 58 8 - 1600)
                                              H ö he: 28 cm, G ewi c ht: 4 8 8 g

            G alerie N eus e Kuns thandel G mb H , Ac him N eus e Vo lker Wurster                          ARSPROTOTO 2 2018                                                                                                3
Co ntres c arp e 1 4 , 2 8 2 03 Bremen, Tel. : 042 1 3 2 56 42 , w w w. galerie neuse .com
HENRY VAN DE VELDE Das Magazin der Kulturstiftung der Länder 2 2018 - Kulturstiftung der Länder
AUTOREN                                                                                           IMPRESSUM                                               INHALT
                                                  der Staatlichen Hochschule für Gestaltung       Arsprototo
                                                                                                  Das Magazin der Kulturstiftung der Länder
                                                                                                                                                          3      EDITORIAL                              TITELTHEMA HENRY VAN DE VELDE
                                                  Karlsruhe verließ er 2015 nach fast 20 Jahren
                                                                                                  Lützowplatz 9, 10785 Berlin

                                                                                                                                                                                                             DIE LINIE IST
                                                  den akademischen Raum. Eine zunehmende
                                                  Entfremdung von der Institution bewegte         Telefon 030 - 89 36 35-0 Fax 030 - 8914251              4      AUTOREN / IMPRESSUM                    20
                                                  den promovierten Kunstwissenschaftler dazu,     Redaktion 030 - 89 36 35-27
                                                  als selbstständiger Autor zu arbeiten. Sei es   E-Mail arsprototo@kulturstiftung.de                                                                        
                                                                                                                                                          8       OCHZEITSSERVICE
                                                                                                                                                                 H
                                                                                                                                                                                                             EINE KRAFT
                                                  in seiner Kolumne „Bildseminar“ im Kunst­       Internet www.kulturstiftung.de
                                                  magazin ART, in seinen Texten für das                                                                          der Prinzessin Charlotte von Preußen
                                                  NZZ-Folio oder in Arsprototo: Wolfgang          Herausgeber Prof. Dr. Frank Druffner, kommissa­
                                                  Ullrichs Blick auf Kunst, Kultur und Luxus-     rischer Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder
                                                  phänomene ist ebenso erfrischend wie            Projektleitung Dr. Stephanie Tasch                      10      WEI ALTARTAFELN
                                                                                                                                                                 Z                                           Henry van de Velde: vom Jugendstil
                                                  provozierend. ––– Seite 32                      Chefredakteurin Carolin Hilker-Möll                            von Hans Schäufelin                         zum Bauhaus — von Ingeborg Becker
                                                                                                  Geschäftsführender Redakteur Johannes Fellmann

                                                                                                                                                                 T YPOGRAFIE UND
                                                                                                  Redaktionelle Mitarbeit Jenny Berg, Antonia Kölbl,
THOMAS FÖHL                                                                                       Theresa Thaller                                         12

                                                                                                                                                                  WERBEGRAPHIK
Das Bauhaus kennen alle, doch wie kam                                                             Senior Editor Dieter E. Beuermann
es eigentlich zur Weimarer Moderne? Im                                                            Konzeption und Gestaltung Stan Hema mit
Masterplan „Kosmos Weimar“ wird neben                                                             Vladimir Llovet Casademont, www.stanhema.com
den Hausheiligen Goethe, Schiller & Co.                                                           Anzeigen Jenny Berg, Telefon 030 - 89 36 35-21                 von Peter Behrens
auch die Vorgeschichte des Bauhauses
zum Thema: Die Entstehung des zweiten                                                             Abonnements Arsprototo – Abonnementservice,
­Mu­seumsquartiers um das „neue bauhaus                                                           Bessemerstraße 51, 12103 Berlin
 museum“ und das „Neue Museum“ begleitet                                                          E-Mail abo@kulturstiftung.de
 und prägt Thomas Föhl als Sonderbeauf­                                                           Telefon 030 - 89 36 35-29 Fax 030 - 26 55 56‑71
 tragter des Präsidenten der Klassik Stiftung                                                     Jahresabonnement: 20 Euro
 Weimar seit vielen Jahren: Ab April 2019 ist                                                     Erscheinungsweise Viermal jährlich
 in diesem Parcours zu erleben, wie sich aus                                                      Erscheinungstermin dieser Ausgabe: 14.6.2018
 den fortschrittlichen Ansätzen der Weimarer      ANTONIA KÖLBL                                   Gedruckte Auflage dieser Ausgabe: 16.000
 Kunsthochschule, dem Wirken Friedrich
 Nietzsches, dem Kreis um Harry Graf Kessler      In Paris und in Wien schwelgte sie auf          Nachdruck von Bildern und Artikeln, auch
 und Henry van de Velde die revolutionäre         Studienreisen in den grandiosen Bauten der      auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung
 Verknüpfung von Kunst und Handwerk               Weltstädte, doch erst durch die Ruinen der      der Redaktion.
 im Staatlichen Bauhaus entwickelte. Doch         Bronx fand Antonia Kölbl ihre kunsthisto­       Litho Mega-Satz-Service, Berlin
 wichtige Frühwerke Henry van de Veldes, der      rische Bestimmung: Der als Architekt aus­-      Herstellung Buch- und Offsetdruckerei
 in Weimar die Kunstgewerbeschule begrün-         ge­bildete Gordon Matta-Clark schnitt in den    H. Heenemann GmbH & Co., Berlin
 dete, fehlten. Jetzt gelang es Thomas Föhl mit   1970er-Jahren aus abrissreifen Häusern in der   Vertrieb OML KG , Berlin
 der Klassik Stiftung Weimar, eine exquisite      Bronx Stücke aus und dokumentierte seine        ISSN 1860 - 3327
                                                  künstlerischen Interventionen fotografisch.

                                                                                                                                                                                                             SCHÖNER
 Sammlung mit Silberarbeiten, Keramiken,
 Porzellan, Schmuck und Möbeln des bel-           In ihrer Abschlussarbeit am Institut für        Arsprototo erscheint mit Unterstützung des                                                            27
 gisch-flämischen Architekten und Designers       Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-         Freundeskreises der Kulturstiftung der Länder.
 anzukaufen. ––– Seite 27                         Universität zu Berlin rekonstruierte Kölbl,                                                                                                                

                                                                                                                                                                                                             WOHNEN
                                                  wie Matta-Clark den strukturellen Rassismus
                                                  hinter der Zerstörung des Stadtteils sichtbar   Kulturstiftung der Länder
                                                  macht. Für Arsprototo ergründet die Volon-      Stiftung bürgerlichen Rechts
                                                  tärin der Kulturstiftung der Länder, welche     Lützowplatz 9, 10785 Berlin
                                                  höchst erfolgreiche Verbindung die ange-        Telefon 030 - 89 36 35-0 Fax 030 - 89 14 251                                                               Neue Erwerbungen aus dem Œuvre Henry
                                                  wandte Kunst mittlerweile mit der bildenden     E-Mail kontakt@kulturstiftung.de                                                                           van de Veldes für die Klassik Stiftung
                                                  Kunst eingegangen ist. Wie schmal ist der       Internet www.kulturstiftung.de                                                                             Weimar und das Museum für Angewandte
                                                  Grat zwischen bildender und angewandter         Kommissarischer Generalsekretär
                                                                                                                                                                                                                    Kunst in Köln — von Thomas Föhl
                                                  Kunst heute? Und wie agieren Künstler als       Prof. Dr. Frank Druffner                                14     SPÄTMITTELALTERLICHE
                                                                                                  Dezernentinnen Dr. Britta Kaiser-Schuster,
                                                  Global Player auf dem internationalen
                                                  Luxusmarkt?, fragt Kölbl den Kulturwissen-      Dr. Stephanie Tasch
                                                                                                                                                          		     HANDSCHRIFT
                                                  schaftler Wolfgang Ullrich. ––– Seite 32        Leiter Kommunikation Johannes Fellmann
                                                                                                  Leiter der Verwaltung Ronny Günther                     15     ABSCHRIFT EINER
                                                                                                  Finanzbuchhalterin Angela Neumann-Bauermeister
                                                                      Titel: Henry van            Sekretariat Gabriele Lorenz, Monika Michalak                   KOMPOSITIONSPARTITUR
                                                                      de Velde, um 1913,          Referentin des Vorstands Jenny Berg                            von Georg Philipp Telemann
WOLFGANG ULLRICH                                                      fotografiert von
Mineralwasser als Champagner-gleiches                                 Louis Held                  Informationsgemeinschaft zur Feststellung
Luxusgetränk, Selfie-Apps als Theatermaske                                                        der Verbreitung von Werbeträgern e.V.
                                                                                                                                                          16     S KULPTUR SUSANNA
unserer Zeit, Kunst und Design als State-
ment-Deko? Wolfgang Ullrich deckt zeitge-
                                                                                                                                                                  von Reinhold Begas                    32	 AUFTRAG: KUNST
nössische Trends mit detektivischem Gespür                                                                                                                                                                   Ein Gespräch mit Wolfgang Ullrich über
und kulturwissenschaftlicher Rhetorik auf.
                                                                                                                                                                                                             zeitgenössische Künstler zwischen Autonomie
Mit der Niederlegung seiner Professur für
Kunstwissenschaft und Medientheorie an                                                                                                                                                                       und Markenproduktion — von Antonia Kölbl

4                                                                                                                                                         ARSPROTOTO 2 2018                                                                            5
HENRY VAN DE VELDE Das Magazin der Kulturstiftung der Länder 2 2018 - Kulturstiftung der Länder
INHALT

                                                         LÄNDERPORTRÄT SAARLAND

                                                         46	 ALLES ÜBER MAX SLEVOGT,
                                                              ALBERT WEISGERBER UND
                                                                                                                                KUNST
                                                              HANS PURRMANN
                                                                                                                                BRAUCHT
36	   SCHEINKAMPF IM PORTIKUS
                                                                                                                                FREUNDE
                                                                                                                                   Die Gesellschaft zur Förderung des Saarländischen
       Das Museum für Vor- und Frühgeschichte Saar­                                                                                Kulturbesitzes e.V. ist ein Freundeskreis, der es sich
       brücken braucht Ihre Unterstützung bei der
                                                                                                                                   zur Aufgabe gemacht hat, die Kunstschätze und
       Restaurierung einer römischen Wandmalerei
                                                                                                                                   die Museen der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz

       IM ZEICHEN
38                                                                                                                                 zu unterstützen und zu fördern.

       

       DER FLIEGE
                                                                                                                                   Damit leistet die Gesellschaft einen wichtigen Beitrag
                                                                                                                                   für Erhalt und Profilierung der saarländischen Kunst--
                                                              Mit der Übernahme der Privatsammlung Kohl-Weigand
                                                                                                                                   und Kulturlandschaft.
                                                              beginnt die Geschichte der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz
                                                              — von Uta Baier
                                                                                                                                   Werden auch Sie Freund/--in der Kunst im Saarland!
                                                         52   KUNST UND KULTUR IN DEN LÄNDERN
                                                                                                                                   Werden Sie Mitglied in der Gesellschaft zur Förderung
                                                         56	 AKTIONISTISCHE PROPHETEN                                             des Saarländischen Kulturbesitzes!

                                                                                                                                   Weitere Informationen unter www.gfsk-sb.de.

       Ein Stillleben von Balthasar van der Ast kehrt
       nach Aachen zurück — von Stephanie Tasch

42      IE STUNDE DER MATROSEN
       D
       Das Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum
       rekonstruiert in einer großen Sonderausstellung
       die historischen Ereignisse vom November 1918
       — von Jenny Berg                                       Das Ludwig-Forum Aachen zeigt die Kunst der 68er
                                                              — von Johannes Fellmann
44     NEUE BÜCHER
                                                         60    IE ZUKUNFT DER HERKUNFT
                                                              D
45     FREUNDESKREIS / SERVICE / BILDNACHWEIS                 Ein Gespräch mit Meike Hoffmann über die Rekonstruktion
                                                              der Kunstsammlung von Rudolf Mosse

                                                         64   NACHRICHTEN

                                                         66   S CHÖN IM DEPOT
                                                               Roger Münch mit einem fahrbaren Druckzentrum im
                                                               Depot des Deutschen Zeitungsmuseums in Wadgassen

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HENRY VAN DE VELDE Das Magazin der Kulturstiftung der Länder 2 2018 - Kulturstiftung der Länder
ERWERBUNGEN                                  Preußischen Porzellanmanufaktur (KPM)
                                             zur Hochzeit ein Tafel- und Dessertservice
                                                                                           der Anerkennung des preußischen Königs
                                                                                           für den Meininger Erbprinzen als Mitglied
                                             anfertigen, von dessen ursprünglich über      der preußischen Armee.

PRUNKVOLL
                                             500 Teilen mit Hilfe der Kulturstiftung der
                                             Länder nun drei Prunkvasen und 34 Ge-         Drei Prunkvasen des Tafelaufsatzes für das
                                             schirrteile nach Meiningen zurückkehrten.     Tafel- und Dessertservice der Prinzessin
                                             Dabei ist die Dekoration zugleich die         Charlotte von Preußen und des Erbprinzen

PREUSSISCH                                   Botschaft: Kündete das prachtvolle Service
                                             als Ganzes vom hohen Stand der jungen
                                             Ehefrau, so konnten die mit Veduten nach
                                             Carl Daniel Freydanck (1811–1887) kunst-
                                                                                           Georg von Sachsen-Meiningen, 1850, Höhe:
                                                                                           81 cm (l. u. r.) und 91,5 cm; Meininger
                                                                                           Museen; Bildmotive v. l. n. r.: Palais des
                                                                                           Prinzen Albrecht in der Wilhelmstraße in
Wenn Prinzessinnen „ausheirateten“,          voll bemalten Prunkvasen des Tafelaufsatzes   Berlin / Kampf der Dithmarscher und
verließen sie nicht nur Hof und Familie,     sie an die Orte ihrer Kindheit und Jugend     Dänen auf dem Teufelsdamm in der Schlacht
sondern trugen mit ihrer Mitgift das Pres-   in Berlin und Potsdam erinnern. Schließlich   von Hemmingstedt / Schloss Sanssouci in
tige ihrer Geburt auch in ihre neue Umge-    zeugt die – für einen Tafelaufsatz eher       Potsdam, rechts die rückseitige Darstellung:
bung. So geschah es auch im Fall von Prin-   ungewöhnliche – Bemalung der zentralen        Schloss Babelsberg in Potsdam; Meininger
zessin Charlotte von Preußen (1831–1855),    Vase mit einer historischen Schlachtszene     Museen
einer Nichte König Friedrich Wilhelms IV.    nach eigenhändigem Entwurf Georgs von
(1795 –1861), die 1850 den Erbprinzen von                                                  Förderer dieser Erwerbung: Kulturstiftung
Sachsen-Meiningen, den späteren Herzog                                                     der Länder, Ernst von Siemens Kunst­
Georg II. (1826 –1914) ehelichte. Ihr                                                      stiftung, Land Thüringen
königlicher Onkel ließ von der Königlich-

8                                                                                                                                         ARSPROTOTO 2 2018   9
HENRY VAN DE VELDE Das Magazin der Kulturstiftung der Länder 2 2018 - Kulturstiftung der Länder
Vereinte   Auf engstem Raum scharen sich die           der Passion Christi. Über Jahrhunderte     zusammenhängende Flügelinnenseiten         für das Museum, während die beiden        Hans Schäufelin, Passionsaltar, 1506/07,
           Schergen um den gefesselten Christus,       hinweg blieben die beiden Tafeln von der   eines zur privaten Kontemplation ge-       anderen Tafeln das Ensemble als Dauer-    links: Geißelung Christi, rechts: Dornen­
           sie holen zu kräftigen Schlägen aus, dann   Fachwelt unentdeckt, ehe sie ab 2014 –     dachten Altarretabels identifiziert wer-   leihgabe ergänzen. Mit den bereits seit   krönung Christi, beide 23,5 × 18 cm;

Passion
           pressen sie mit wuchtigen Holzstäben die    neben zwei weiteren Darstellungen –        den. In der Berliner Gemäldegalerie        1821 in der Berliner Gemäldesammlung      Staatliche Museen zu Berlin, Gemälde-
           Dornenkrone auf sein Haupt. Auf jeweils     nach und nach als Werke eines anonymen     feiern Schäufelins kostbare Tafeln nach    befindlichen Außenseiten der Flügel       galerie
           23,5 × 18 cm verdichtete der Maler Hans     Malers auf dem Kunstmarkt auftauchten.     rund 200 Jahren ihre Wiedervereini-        präsentieren sich damit erstmals wieder
           Schäufelin (um 1482/83 –1539/40) mit        Schon bald konnten die vier Tafelbilder    gung: Der Kaiser Friedrich Museums­        alle erhaltenen Teile dieses wichtigen    Förderer dieser Erwerbung: Kulturstiftung
           den Darstellungen der Geißelung und der     dem in Nördlingen tätigen Dürer-Schüler    verein erwarb die „Dornenkrönung“ und      Zeugnisses der deutschen Frührenais-      der Länder, Kaiser Friedrich Museums-
10         Dornenkrönung zwei dramatische Szenen       zugeschrieben und als ursprünglich         die „Geißelung Christi“ des Triptychons    sance gemeinsam der Öffentlichkeit.       ­verein                                 11
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KUNST AUF LAGER

A LLES
E IN
G ESTALTER
Dem deutschen Volke: Die berühmtesten
deutschen Buchstaben sind von ihm entwor-
fen, seine Mitarbeiter im Architekturbüro
waren Walter Gropius, Le Corbusier und
Ludwig Mies van der Rohe, er war Typograph
und Designer, gilt als der bedeutendste Indus­
triearchitekt seiner Zeit. Und er erfand das
einheitliche Erscheinungsbild: Als Gestalter
aller Produkte für die Berliner A.E.G. ab 1907
wird er vollends zum Pionier modernen De-
signs, von der Schriftgestaltung bis zur Werbe-
graphik. Die Kunstmuseen Krefeld besitzen
rund 250 Arbeiten von Peter Behrens (1868 –
1940) – u. a. Typografie, Graphik, Gläser,
Tapetenentwürfe, Plakate, Holzschnitte, Foto-
grafien aus der Zeit von 1900 bis 1912. Sie
illustrieren die rasante Entwicklung des Multi-
talents vom Jugendstilkünstler zum Industrie-
designer. Im 1897 gegründeten Krefelder
Kaiser Wilhelm Museum hatte man früh Kunst
und Kunstgewerbe miteinander verbunden,
gab sich den Reformbewegungen in Deutsch-
land gegenüber aufgeschlossen. Der Behrens-
Bestand an Typografie und Werbegraphik
wurde über die Jahrzehnte jedoch selten prä-
sentiert: Im Rahmen der Initiative „Kunst auf
Lager“ konnten nun durch aufwändige konser-
vatorische Maßnahmen die Lithografien und
Fotoarbeiten vorsichtig aus ihren historischen
Montierungen auf Pappen gelöst werden, um
weitere Schädigungen durch chemische Pro-
zesse und Klebemittel zu verhindern. Säurefreie
Passepartout-Kartons machen die kostbaren
Zeugnisse wieder nutzbar für Ausstellungen:
So zeigt das Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld
noch bis zum 14. Oktober den mit Unterstüt-
zung der Kulturstiftung der Länder geretteten
Design-Schatz von Peter Behrens unter dem
Titel „Das Praktische und das Ideale“.

Peter Behrens, Umschlag des Ausstellungs­führers
„Deutsche Schiffbau-Ausstellung 1908“ der AEG,
Berlin, 1908; Sammlung Kunst­museen Krefeld

Förderer dieser Restaurierung: Kulturstiftung
der Länder

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TELEMANNS
ERWERBUNGEN                                Lehrer über die Kernfragen des Glaubens     19. Jahrhundert hinein hatte das Kloster
                                           – spiegelt den Geist der damaligen          in Hildesheim Bestand und hortete

Fromme
                                           Reformbewegungen wider. Den Verfüh-         kostbare geistige Schätze der damaligen
                                           rungen der äußeren Welt widerstehend,
                                           besinnt sich der aufgeklärte Gläubige
                                                                                       Zeit. Schließlich führte die Säkularisa-
                                                                                       tion zur Auflösung des Klosters und         LÖWEN
Frucht
                                           einer Innerlichkeit, in der die vollkom-    damit zur teilweisen Zerstreuung des
                                                                                                                                   Die Grube, die man anderen gräbt: Bis
                                           mene Hinwendung zu Gott liegt. Adres-       wertvollen Konvoluts. In jenen stürmi-      zum unheilvollen Ende illustriert die
                                           saten des religiösen Wegweisers waren       schen Zeiten verschlug es den dritten       Geschichte von Daniel in der Löwen-
                                           nicht nur Würdenträger der Kirche,          Band der Hildesheimer Handschrift           grube das alttestamentarische Sprich-
Seine Wirkung war unvorhersehbar:          sondern auch die städtische Laienbe­        nach England in die Abtei Ampleforth.       wort. Denn schließlich sind es die
                                                                                                                                   persischen Ränkeschmiede selbst, die
Nationale und gesellschaftliche Grenzen    wegung, die ihre Stimme in religiösen       Als er schließlich im Dezember 2017 bei     zwischen den Reißzähnen der Raub-
hat er überwunden, religiöse Dogmen        Fragen erhob. In ihrem Anspruch, sich       einer Auktion in London zum Verkauf         katzen ihr Ende finden. Der gottes-
in Frage gestellt. Der „Malogranatum“      jenseits der theologischen Gelehrtendis-    stand, nutzte die Dombibliothek Hildes-     fürchtige Israelit Daniel jedoch bleibt
(dt. Granatapfel), im 14. Jahrhundert im   kussion einem größeren Leserkreis zu        heim die Gunst der Stunde und holte         unversehrt. Georg Philipp Telemanns
                                                                                                                                   (1681–1767) Vertonung dieser Erzäh-
Zisterzienserkloster Königsaal bei Prag    öffnen, erlangte die literarische Frucht    das seltene Zeugnis spätmittelalterlicher   lung gehört in einen 1730/31 entstan-
aus der Feder eines Mönchs gesprossen,     große Popularität im Spätmittelalter.       Schriftkunst zurück. Vorzüglich gearbei-    denen Jahrgang, der als Novum inner-
entpuppte sich als eine revolutionäre      Über Ländergrenzen hinweg und in            tet in wohl originalem Ledereinband,        halb der protestantischen Musik gelten
Schrift. Denn als eine Art Tutorial für    mehrere Sprachen übersetzt verbreitete      demonstrieren die kunstvollen floralen      kann: Zugrunde liegen den Werken
                                                                                                                                   dieses Zyklus’ nicht die Formprinzipien
ein frommes Leben richtete sich das        sich der „Malogranatum“ des böhmi-          Initialen die außerordentliche Qualität
                                                                                                                                   einer Kirchenkantate, sondern Gat-
gelehrte Buch auch an die christliche      schen Mönchs in zahlreichen Kopien          des Objekts. Der erste Band befindet        tungsmerkmale des Oratoriums. Ein
      Avantgarde jener Zeit. Der Inhalt    rasant. So ist es nicht verwunderlich,      sich in der Staats- und Universitäts­       besonders schönes Beispiel ist die
             – ein Dialog zwischen         dass 1459 eine dreibändige Abschrift        bibliothek Göttingen, der zweite Band       theatralische Festmusik „Der aus der
                     einem Schüler und     auch in Hildesheim für die reformfreu­      wartete bereits in der Dombibliothek        Löwengrube errettete Daniel“. Alter-
                                                                                                                                   nierend treiben die Protagonisten das
                             seinem        digen Augustinerinnen im Kloster St.        Hildesheim auf den Nachzügler aus           Geschehen voran, rufen allegorische
                                           Maria Magdalena angefertigt wurde.          England.                                    Personifikationen die Gemeinde zur
                                                        Über die Reformation hin-                                                  Reflektion auf.
                                                                weg bis in das frühe   Förderer dieser Erwerbung: Kulturstiftung   Die Nachricht von der klangmächtigen
                                                                                                                                   Vertonung bild- und affektreicher
                                                                                       der Länder, Bistum Hildesheim, Kloster­     Libretti, gedichtet von Albrecht Jakob
                                                                                       kammer Hannover                             Zell (1701–1754), hallte über die
                                                                                                                                   Stadtgrenzen Hamburgs bis nach
                                                                                                                                   Berlin. Von hier erbat sich der Hof-
                                                                                                                                   komponist Johann Friedrich Agricola
                                                                                                                                   (1720 –1744) Telemanns Kompositio-
                                                                                                                                   nen, um sie zu kopieren. Das Wissen
                                                                                                                                   um den Urheber dieses Michaelis-
                                                                                                                                   Oratoriums ging bei einer weiteren,
                                                                                                                                   um 1780 in Berlin entstandenen
                                                                                                                                   Abschrift des professionellen Schrei-
                                                                                                                                   bers F. Baumann verloren. Erst jüngst
                                                                                                                                   korrigierte die Forschung die auf dem
                                                                                                                                   Titelblatt notierte Zuschreibung „Von
                                                                                                                                   Herrn: Händel“. Die 84 Seiten umfas-
                                                                                                                                   sende Abschrift ist derzeit die älteste
                                                                                                                                   bekannte und der Kompositionsparti-
                                                                                                                                   tur wohl am nächsten stehende Hand-
                                                                                                                                   schrift, die dieses Oratorium über­
                                                                                                                                   liefert. Das vom Arbeitskreis „Georg
                                                                                                                                   Philipp Telemann“ Magdeburg e.V.
                                                                                                                                   erworbene Manuskript stellt ein
                                                                                                                                   wahres Rarissimum dar, zumal nur
                                                                                                                                   selten Werke des Komponisten auf dem
                                                                                                                                   Musikantiquariatsmarkt auftauchen.
                                                                                                                                   Glücklich daher, dass die bedeutende
                                                                                                                                   Abschrift der Forschung sowie der
                                                                                                                                   Öffentlichkeit in der Bibliothek des
                                                                                                                                   Zentrums für Telemann-Pflege und
                                                                                                                                   -Forschung zugänglich wird.

                                                                                                                                   Förderer dieser Erwerbung: Kultur­
                                                                                                                                   stiftung der Länder, Land Sachsen-
                                                                                                                                   Anhalt, Stiftung Kloster Unser Lieben
                                                                                                                                   Frauen

14                                                                                                                                                                           15
HENRY VAN DE VELDE Das Magazin der Kulturstiftung der Länder 2 2018 - Kulturstiftung der Länder
ERWERBUNGEN
                                              DER FREUNDESKREIS DER KULTURSTIFTUNG
WIEDER GERETTET                               DER LÄNDER — IMMER AUF DER SEITE DER KUNST
                                              www.kulturstiftung.de/freundeskreis
„Er trat mitten unter sie und sagte: Seid
ihr so töricht, ihr Söhne Israels? Ohne
Verhör und ohne Prüfung der Beweise
habt ihr eine Tochter Israels verurteilt.“
Tausendfach gemalt, gemeißelt oder
gegossen: Dem Tod geweiht ist Susanna,
die nackt badende Frau des Babyloniers
Jojakim – die beliebte erotische Bibel­
geschichte erzählt eine Parabel auf die
Gottesfurcht: Zwei alte Richter lauern
Susanna im Garten auf, um sie zum
Beischlaf zu zwingen. Der Plan schlägt
fehl, doch mit einer falschen Aussage
erreichen die Männer die Todesstrafe.
Susanna vertraut auf Gottes Hilfe und
wird gerettet: Gott erweckt den heiligen
Geist in Daniel und er entlarvt die fal-
schen Aussagen der Richter. „Da schrie
die ganze Gemeinde laut auf und pries
Gott, der alle rettet, die auf ihn hoffen.“
Reinhold Begas, Schüler des berühmten
Bildhauers Christian Daniel Rauch,
erneuerte mit seinem Schaffen die Ber­
liner Bildhauerei: Seine bewegten, neu­
barocken Formen setzten sich ab vom
erstarrten Klassizismus. Ursprünglich
wahrscheinlich ein privater Auftrag,
zeigte der berühmte Berliner Verleger
Rudolf Mosse die Skulptur Susanna
ab 1908 in seiner großen, öffent­
lichen Ausstellung im Stadtpalais
am Leipziger Platz. Die Nachfah-
ren Mosses wurden von den Natio-
nalsozialisten aus Deutschland
vertrieben, die über tausend Objekte
umfassende Kunstsammlung enteignet.
Die „Susanna“ befand sich danach in
einer Privatsammlung in Berlin,
von dort transportierte sie nach
Kriegsende eine sowjetische
Trophäenkommission ab, erst
1978 tauchte sie bei Rückgaben
von Kunstwerken in die DDR
wieder auf. 1996 gelangte die
Figur schließlich in die Alte
Nationalgalerie Berlin und wurde
dort als Fremdbesitz aufgenommen. Die
Provenienzforscher der Stiftung Preußi-
scher Kulturbesitz (SPK) recherchierten
die Herkunft aus der Sammlung Mosse,
die Skulptur wurde restituiert. Anfang
Mai 2018 gab die SPK zusammen mit der
Erbengemeinschaft Mosse bekannt, dass
ein Ankauf für die Alte Nationalgalerie
möglich wurde (siehe auch unser Inter-
view zur Sammlung Mosse auf S. 60).

Reinhold Begas, Susanna, 1869 –1872,
127 × 91 × 67 cm mit Plinthe; Staatliche
Museen zu Berlin, Alte Nationalgalerie

Förderer dieser Erwerbung: Kultur­stiftung
der Länder, die Beauftragte der Bundes­
regierung für Kultur und Medien
16
HENRY VAN DE VELDE Das Magazin der Kulturstiftung der Länder 2 2018 - Kulturstiftung der Länder
Ingeborg Becker über Henry van de Veldes Entwicklung      TITELTHEMA HENRY VAN DE VELDE
vom Jugendstil zum Bauhaus — Seite 20

                                                               AM VORABEND
Thomas Föhl über neue Erwerbungen aus dem Œuvre
Henry van de Veldes für die Klassik Stiftung Weimar
und das Museum für Angewandte Kunst in Köln

                                                              DES BAUHAUSES
— Seite 27
Wolfgang Ullrich über zeitgenössische Künstler zwischen
Autonomie und Markenproduktion — Seite 32

Henry van de Velde in einer Möbeltischlerei
in Brüssel; links eine Schreibtischanfertigung
von van de Velde für seinen Freund Dr.
Hubert Clerckx in Uccle (s. S. 27), daneben
im Anschnitt ein Bibliotheks- und Noten-
schrank für den Textilunternehmer Herbert
E. Esche (s. S. 31), Foto um 1898

18                                                        ARSPROTOTO 2 2018               19
A
TITELTHEMA HENRY VAN DE VELDE                                                                                 m 3. April 1863 wurde Henry Clemens van de         Josef Hoffmann, Liege-
                                                                                                              Velde in Antwerpen geboren, 1957 starb er nach     fauteuil „Sitzmaschine“,
                                                                                                                                                                 um 1905, 110 × 80 cm;
                                                                                                              einem langen arbeitsreichen und kreativen Leben    MAK – Österreichisches
                                                                                                       hochbetagt in Zürich. Sein Lebensweg, der ihn durch       Museum für angewandte
                                                                                                       zahlreiche Länder Europas geführt hatte, zeichnet auch    Kunst / Gegenwartskunst,

                                           DIE LINIE
                                                                                                                                                                 Wien
                                                                                                       die Kunst- und Stilbewegung des 20. Jahrhunderts
                                                                                                       nach.
                                                                                                            „Ein Gefühl von Unruhe und mangelnder Befriedi-
                                                                                                       gung beherrschte uns um 1890 so allgemein“, beschrieb
                                                                                                       van de Velde 1902 in seinem Buch „Kunstgewerbliche
                                                                                                       Laienpredigten“ die Zäsur seiner Laufbahn, als eine

                                           IST EINE
                                                                                                       künstlerische Sinnkrise den bereits als neo-impressio­
                                                                                                       nistisch bekannten Maler zur angewandten Kunst
                                                                                                       hinführte. Das Postulat des englischen Arts & Crafts-
                                                                                                       Künstlers und Sozialreformers William Morris (1834 –
                                                                                René Lalique, Schmuck- 1896), der Kunst ihren elitären Charakter abzusprechen
                                                                                kamm „Chrysanthe-

                                           KRAFT
                                                                                men“, 1899 –1900,      und die angewandte Kunst der Malerei vorzuziehen,
                                                                                16,2 × 9 cm; Museum    hatte auf van de Velde in dieser Zeit einen fundamen­
                                                                                für Kunst und Gewerbe talen Eindruck gemacht. 1892 entstand van de Veldes
                                                                                Hamburg
                                                                                                       erste Arbeit in dieser neuen Sparte, der Bildteppich
                                                                                                       „Engelwache“ (Abb. S. 23).
                                                                                                            Mit seiner „Bekehrung“ zum Kunstgewerbe war er
                                                                                                       um 1900 nicht allein. Die Objektkunst rückte inter­
                                                                                                       national in den allgemeinen Fokus, die Malerei verlor
                                           Henry van de Velde: vom Jugendstil                          zeitweilig den Vorrang, den sie in der herkömmlichen
                                           zum Bauhaus                                                 Hierarchie der Künste eingenommen hatte. Viele            Jene „Unruhe“, die van de Velde konstatierte, hatte zu
                                                                                                       Künstler, die ursprünglich als Maler begonnen hatten,     einer gesamteuropäischen Stilbewegung geführt, die
                                           von Ingeborg Becker                                         wandten sich von der Bildkunst ab. Sie wurden als         sich an der Schnittstelle vom 19. zum 20. Jahrhundert
                                                                                                       Entwerfer für eine neuartige Architektur und Innenaus-    manifestierte und unter dem Rubrum „Jugendstil“,
                                                                                                       stattung tätig, kreierten aber auch Dinge des täglichen   „Art Nouveau“, „Secessionsstil“ oder „Modernismus“
                                                                                                       Gebrauchs aus Porzellan, Glas, Keramik und Textil         als Epochenbegriff Eingang in die Kunstgeschichte und
                                                                                                       sowie Möbel und Metallarbeiten im neuen Stil.             auch in den allgemeinen Sprachgebrauch fand.
                                                                                                                                                                      Die neue Stilkunst zeigte eine eigentümliche Ambi-
                                                                                                                                                                 valenz und Ambiguität. Janusköpfig, durchaus noch
                                                                                                                                                                 rückwärts dem 19. Jahrhundert zugewandt, gleichzeitig
                                                                                                                                                                 jedoch schon die Spannung und Dynamik des 20.
                                                                                                                                                                 Jahrhunderts widerspiegelnd, reflektierte Art Nouveau
                                                                                                                                                                 Phänomene eines an sich kurzen Übergangsstils, der aus
                                                                                                                                                                 vielfältigen Strömungen gespeist wurde.
                                                                                                                                                                      So wurden Elemente der Gotik wie die dynamische
                                                                                                                                                                 vertikale Linie und auch die skelettartige Konstruktion
                                                                                                                                                                 für Jugendstil-Architektur und Möbel übernommen,
                                                                                                                                                                 ebenso erwiesen sich die verspielten eleganten Linien-
                                                                                                                                                                 schwünge des Rokoko als kompatibel.
                                                                                                                                                                      Als ganz besonders einflussreich stellte sich aber die
                                                                                                                                                                 zunehmende Kenntnis der japanischen Kunst heraus.
                                                                                                                                                                 Die daraufhin grassierende Japan-Begeisterung traf im
                                                                                                                                                                 zeitlichen Zwischenbereich von Historismus und Ju-
                                                                                                                                                                 gendstil in Europa ein. Charakteristika wie Stilisierung,
                                                                                                                                                                 Abstraktion und Flächigkeit in der Darstellung beson-
                                                                                                                                                                 ders von Flora und Fauna ermöglichten neue Sehwei-
                                                                                                                                                                 sen, und das traditionelle japanische Kunstgewerbe –
                                                                                                                                                                 von exklusivem Material und ästhetischer Raffinesse
Henry van de Velde, Stuhl Modell
Haus Bloemenwerf, 1895, Bubinga-                                                Hector Guimard, „Metropolitain“, Eingang zur Pariser Métrostation,               – faszinierte, da es den industriellen Massenerzeug­
holz mattiert, Sitz aus Binsen­geflecht,                                        Typ B, Porte Dauphine, um 1900, Foto um 1965 von Paul Almasy                     nissen Europas diametral gegenüberstand.
Höhe 93,5 cm; Bröhan-Museum
Berlin

                                                                                                       ARSPROTOTO 2 2018                                                                                                 21
20
Henry van de Velde, Speise­     Henry van de Velde,    und Außen, von Architektur, Dekoration, Mobiliar,          Linie wurde zum elementaren plastischen Ausdrucks-
                                                                                       zimmer von Harry Graf Kessler   Kandelaber, 1898/99,   Beleuchtung, von Kleidung und Lebensstil der Be­           träger.
                                                                                       in Weimar, um 1906              Höhe 58,5 cm;
                                                                                                                       Bröhan-Museum          wohner ließ eine neue, vorbildhafte kulturelle Identität        1900 erfolgte auf Betreiben seiner Freunde und
                                                                                                                       Berlin                 entstehen.                                                 Verehrer die Übersiedlung van de Veldes und seiner
                                                                                                                                                   Aus Deutschland kamen prominente Besucher, um         Familie nach Berlin. Es war der Beginn einer lebens­
                                                                                                                                              das Haus „Bloemenwerf“ zu besichtigen, wie etwa der        langen Wanderschaft, sein Haus „Bloemenwerf“ in
                                                                                                                                              Mäzen und Kunstliebhaber Harry Graf Kessler, der           Uccle sah er niemals wieder.
                                                                                                                                              einflussreiche Kunstkritiker Julius Meier-Graefe und            Durch die Vermittlung Kesslers hatte van de Velde
                                                                                                                                              Eberhard von Bodenhausen, Unternehmer und Bewun-           nicht nur vermehrt künstlerische Arbeiten für Raum­
                                                                                                                                              derer der modernen Stilkunst: ein Triumvirat, das für      gestaltungen ausgeführt, sondern auch seine Vortrags­
                                                                                                                                              van de Veldes weiteren Weg entscheidend werden sollte      tätigkeit, sein „Apostolat“ in Berlin begonnen. Mit
                                                                                                                                              und das als mäzenatischer Auftraggeber seinen künst­       missionarischem Eifer versuchte er, seine Überzeugun-
                                                                                                                                              lerischen Erfolg, vornehmlich in Deutschland, erst         gen vom „neuen Stil“ und der Kraft der Linie einem
                                                                                                                                              ermöglichte. So erwies sich van de Veldes Wohnungs-        meist gesellschaftlich elitären Zirkel nahezubringen.
                                                                                                                                              einrichtung für Harry Graf Kessler in Berlin 1897/98       Diese Vorträge wurden in den Folgejahren publiziert
                                                                                                                                              als Initialzündung für eine Reihe von bedeutenden          und geben einen einzigartigen emotionalen und intel-
                                                                                                                                              Aufträgen, die seinen Ruhm weiter verbreiteten.            lektuellen Einblick in seine Kunstphilosophie.
                                                                                                                                                   Die Intention zum Gesamtkunstwerk zeigte sich in           Die für van de Velde erfolgreiche und glückliche
                                                                                                                                              dem für ihn charakteristischen gespannten, ornament-       Berliner Zeit setzte sich nach nur zwei Jahren durch
                                                                                                                                              losen Liniengefüge, das dem Raum ebenso wie allen          seine Berufung als künstlerischer Berater des Großher-
                                                                                                                                              Einrichtungsgegenständen Gestalt gab. Für van de           zogs von Sachsen-Weimar-Eisenach mit der Übersied-
                                                                                                                                              Velde war die Dynamik der Linie alleinbestimmend,          lung in die Residenzstadt Weimar zunächst fort.
„Was wir wollen ist das, was der Japaner immer getan        etwas spätere, sogenannte Wiener Secessions-                                      sein Credo „Eine Linie ist eine Kraft […] sie entlehnt          Van de Veldes Auftrag sah vor, generell das regio-
hat. Wer würde sich irgendein Werk japanischen Kunst-       stil bezog sich wiederum auf das Vorbild der                                      ihre Kraft der Energie dessen, der sie gezogen hat“,       nale Gewerbe zu fördern und zu modernisieren. Bereits
gewerbes maschinell hergestellt vorstellen können?“,        funktionalen schottischen Arts & Crafts-­                                         zeigte sich beispielhaft in seinen frühen Arbeiten: Die    1902, gleich nach seiner Ankunft, gründete er in
schrieb Josef Hoffmann 1903 im Manifest der Wiener          Bewegung. Das verbindende Element dieser
Werkstätte, und van de Velde sah die „japanische Linie“     heterogenen Ausprägungen des neuen Stils
gar als „heilbringend“ an.                                  war die Sehnsucht nach Erneuerung. Es
     Zudem fand jedes Land eine eigene, individuelle        zeigte sich, dass Art Nouveau weit über einen
künstlerische Ausprägung. Der frühe Art Nouveau ist         reinen Kunststil hinausging und als Reform-
mit der figürlichen, hauptsächlich floralen, meist sym-     bewegung auch ein neues Lebensgefühl
bolistisch konnotierten Dekorkunst des französischen        anstrebte.
Fin de Siècle verbunden. England, besonders Schott-              Eine dominierende
land, vertrat eine sachlich-geometrische, abstrahierende    Rolle im Spektrum der
Formensprache, die zum modernen Funktionalismus             europäischen Stilbewegun-
führte. Beide Länder stehen zeitgleich, bereits vor 1900,   gen nahm Belgien ein, ein
für den Beginn einer neuen Stilkunst und reklamieren,       junger Staat, der erst 1831 als eine selbststän-
bei aller Divergenz, Erfinder des neuen Stils zu sein.      dige, allerdings von großen sozialen Spannungen
Die K.-u.-k.-Monarchie Österreichs war mit ihren            bestimmte Nation auftreten konnte. Brüssel als Haupt-
Kronländern Ungarn und Tschechien vertreten und der         stadt zeigte sehr schnell den modernen Stil, besonders
                                                            in der Architektur der neuen Metropole, die von Paul
                                                            Hankar und Victor Horta geschaffen wurde und das
                                                            Stadtbild um 1900 prägte. Als herausragend erwies sich
                                                            aber Henry van de Velde, der 1895 – als Autodidakt
                                                            zwar – zunächst nur ein privates Wohnhaus geschaffen
                                                            hatte, aber fast schlagartig zur Speerspitze der Reform-
                                                            bewegung avancieren sollte. Sein Haus „Bloemenwerf“
                                                            in Uccle bei Brüssel erwies sich als Grundstein zu
                                                            seinem internationalen Ruhm, da es sofort von Ken-
                                                            nern als programmatische Verwirklichung einer ästhe­
                                                            tischen Autarkie empfunden wurde.
                                                                 Beispielhaft zeigte sich, dass Haus und Interieur
                                                            zum originären, zum eigentlichen Kunstwerk des
Henry van de Velde, Ankleidezimmer der Villa Esche
in Chemnitz mit Einbauschränken und einem                   Jugendstils werden sollten. Die Priorität des indivi­-     Henry van de Velde, Wandteppich „Die Engelwache“, 1893,
Frisierstuhl von 1899, fotografiert um 1905                 du­ellen Interieurs, der Zusammenklang von Innen           140 × 233 cm; Museum für Gestaltung Zürich

22                                                                                                                                            ARSPROTOTO 2 2018                                                                                              23
Weimar als Annex der Großherzoglichen Kunst-
                                                                                     schule das Kunstgewerbliche Seminar, 1907 wurde
                                                                                     die Kunstgewerbeschule eröffnet. Mit der Weima-
                                                                                     rer Zeit klang auch seine expressive Linienkunst
                                                                                     aus und eine mehr klassisch-moderne Formen­
                                                                                     sprache nahm ihren Anfang.
                                                                                          In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg hatte
                                                                                     van de Velde die Möglichkeit, ein außergewöhn-
                                                                                     lich reiches Werk an Architektur, Raumkunst und
                                                                                     Objekten der angewandten Kunst zu schaffen.
                                                                                     Für den Fabrikanten Herbert Esche in Chemnitz
                                                                                     entstand 1902/03 eine monumentale Villa, das
                                                                                     erste bedeutende Architek­tur­ensemble aus van de
                                                                                     Veldes Zeit in Deutschland. 1904/11 erfolgte der
                                                                                     Neubau der Kunstschule in Weimar. Für sich und
                                                                                     seine Familie entwarf er in Weimar „Haus Hohe
                                                                                     Pappeln“(Abb. links u. S. 26), das zweite persön­
                                                                                     liche Wohnhaus. Ein weiteres Großprojekt war das
                                                                                     opulente „Haus Hohenhof“, 1908, für den Kunst-
                                                                                     sammler Karl Ernst Osthaus in Hagen, einer der
                                                                                     großen Mäzene und Bewunderer van de Veldes.
                                                                                          Auch ein spezielles Gebiet der angewandten
                                                                                     Kunst, die Buchkunst, übte große Faszination auf
                                                                                     van de Velde aus. Die Affinität zur Gestaltung von
                                                                                     Druckwerken lässt sich bereits zu Beginn seiner
                                                                                     Laufbahn erkennen. In Zusammenarbeit mit
                                                                                     Harry Graf Kessler entstanden aus Verehrung für
                                                                                     Friedrich Nietzsche bedeutende bibliophile Kost-
                                                                                     barkeiten von den Schriften des 1900 in geistiger
                                                                                     Umnachtung gestorbenen Philosophen (Abb. S.
                                                                                     26). Der Umbau des Weimarer Nietzsche-Wohn-
                                                                                     hauses als auratische Erinnerungsstätte und Archiv
                                                                                     ließ van de Veldes Einfühlung in das Werk des
                                                                                     epochalen „Dichters und Denkers“ sichtbar
                                                                                     werden.

                                                                                                Henry van de Velde, um 1914,
                                                                                                fotografiert von Louis Held
Henry van de Velde, Haus Hohe Pappeln, Weimar; rekonstruiertes
Arbeitszimmer in Teakholz mit Möbeln aus der Sammlung Reuter

24                                                               ARSPROTOTO 2 2018                                                  25
Während die Werkstätten der Kunstgewerbeschule mit                                                                        TITELTHEMA HENRY VAN DE VELDE
einer Fülle von Aufträgen und Entwürfen für Porzellan,
Keramik, Textilien, Tapeten, Silberarbeiten und Be-

                                                                                                                          SCHÖNER WOHNEN
leuchtungskörpern berühmt wurden, war van de Veldes
gesellschaftliche Stellung in Weimar hingegen nicht
mehr unangefochten. Mit dem Ausbruch des Ersten
Weltkrieges wurde der Belgier dann explizit zum „feind-
lichen Ausländer“ erklärt. 1915, nach bereits längeren
Querelen, erfolgte seine Entlassung aus den Großher-
zoglichen Diensten, aber erst 1917 konnte van de Velde
durch Unterstützung von Freunden ins schweizerische                                                                         Neue Erwerbungen aus dem Œuvre Henry van de Veldes für die Klassik
Exil gehen.                                                                                                                   Stiftung Weimar und das Museum für Angewandte Kunst in Köln
     Nach dem für Deutschland verlorenen Ersten
Weltkrieg und den damit verbundenen sozialen Um-                                                                                                                                von Thomas Föhl
wälzungen fand 1919 die Vereinigung von Kunstge­

                                                                                                                          M
werbeschule und Kunstschule als „Staatliches Bauhaus“                                                                            it dem Masterplan „Kosmos Weimar“ hat die              Nach der erfolgreichen Ausstellung zum 150. Geburts-
statt. Die Leitung übernahm der Architekt Walter                                                                                 Klassik Stiftung 2008 eine Zukunftsperspektive         tag van de Veldes, die in Weimar und Brüssel 2013
Gropius, den van de Velde 1915 als seinen Nachfolger                                                                             vorgestellt, die neben der Epoche um Goethe,           mehr als 150.000 Besucher anzog und deren Kataloge
empfohlen hatte. Den folgenden internationalen Sieges-                                                                    Schiller, Wieland und Herder mit ihren Dichterhäu-            sich in mehreren Auflagen über 30.000 Mal verkauften,
zug des „Bauhauses“ konnte van de Velde nun nicht                                                                         sern, Schlössern und Parkanlagen nun auch die Mo-             reifte im Zuge der Planungen zum „neuen bauhaus
mehr für sich und seine Arbeit in Anspruch nehmen.                                                                        derne mit Nietzsche, van de Velde und dem Bauhaus             museum“ der Gedanke an eine weitere Dauerpräsenta-
                                                                                                                          verstärkt in den Fokus rückt. Grundlage hierfür waren         tion, die sich der Vorgeschichte der Weimarer Moderne
                                                Henry van                                                                 die vom Bundestag und der Thüringer Landesregierung           mit Friedrich Nietzsche, dem Kreis um Harry Graf
                                                de Velde,                                                                 bewilligten Baumittel in Höhe von 80 Millionen Euro,          Kessler und Henry van de Velde sowie den fortschritt­
                                                Beistell-
                                                schrank für                                                               nicht zuletzt aber auch der Paradigmenwechsel der             lichen Ansätzen der Weimarer Kunsthochschule seit
                                                die Villa     Henry van de Velde und seine Familie vor der Südseite von   Klassik Stiftung nach der Fusion mit den Kunstsamm-           1860 widmen wird. In unmittelbarer Nähe zum „neuen
                                                Esche in      Haus Hohe Pappeln in Weimar-Ehringsdorf, 1912               lungen zu Weimar im Jahr 2003. Hier war neben dem             bauhaus museum“ gelegen, bot sich das Neue Museum
                                                Chemnitz,
                                                Eschenholz,
                                                                                                                          bedeutenden Weimarer Kunstbesitz zudem das Bauhaus            als Standort förmlich an. Zusammen mit der Daueraus-
                                                1910          Nach seinem Weggang aus Deutschland, nach Aufent-           verortet mit seiner exklusiven historischen Sammlung,         stellung der Stiftung Buchenwald im ebenfalls benach-
                                                              halten in der Schweiz und den Niederlanden, wo er mit       die Walter Gropius (1883 –1969) dem Schlossmuseum             barten Gauforum zur Problematik der Zwangsarbeit im
                                                              modernen architektonischen Arbeiten hervorgetreten          1925 übergeben hatte. Zugleich war seit 1993 der              Dritten Reich wird in den nächsten Jahren ein zweites
                                                              war, gründete van de Velde 1927 in Brüssel eine neue        Bestand an Arbeiten Henry van de Veldes kontinuier-           Museumsquartier entstehen, das im Zuge der „Topo-
                                                              Kunstschule – „La Cambre“ – als belgisches Pendant          lich ausgebaut worden.                                        graphie der Moderne“ außerdem das Stadtmuseum und
                                                              zum Bauhaus. Puristisches Design und eine sachliche
                                                              Architektur bestimmten die Spätphase dieses univer­
                                                              salen Künstlers.
                                                                    Noch im Alter von fast 90 Jahren begann er seine
                                                              Autobiographie, die unter dem Titel „Geschichte
                                                              ­meines Lebens“ 1962 auf Deutsch erschien.
                                                                    Henry van de Veldes gewaltiges Œuvre weist eine
                                                               visionäre Gestaltungskraft auf, die sich immer wieder
                                                               an die Spitze neuer wegweisender Entwicklungen
                                                               stellte. Sein Werk ist gekennzeichnet durch die Über-
                                                               windung von Traditionen, das Ignorieren von Grenzen,
                                                               welche die Kunst und das Kunstgewerbe betrafen,
                                                               und er wurde damit zum wesentlichen Begründer des
                                                               modernen Designs und der modernen Architektur des
                                                               20. Jahrhunderts. Das leidenschaftliche Streben nach
                                                               Schönheit, das der Ästhetisierung des Menschen im
                                                               Sinne einer moralischen Erhebung dienen sollte,
                                                               ist dem Frühwerk eigen, die Synthese von Kunst und
                                                               Leben blieb aber auch weiterhin eine wesentliche                               Henry van de Velde, Schreib-
                                                               raison d’être van de Veldes.                                                   tisch für Dr. Hubert Clerckx in
Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra,                                                                                                 Uccle bei Brüssel, Mahagoni,
Haupttitel, Insel Verlag Leipzig, 1908; Typografie            Dr. Ingeborg Becker ist Kunsthistorikerin in Berlin.                            1897/98; alle Abb. bis S. 31
von Henry van de Velde                                                                                                                        oben: Klassik Stiftung Weimar

26                                                                                                                        ARSPROTOTO 2 2018                                                                                               27
Henry van de Velde, Auswahl                       das „Haus der Weimarer Republik“ in diesen Parcours
     an Besteckteilen der Modell­                      einbeziehen wird.
     serien 1 (obere Reihen) und 3
     (untere Reihe sowie die sechs                          Den Weimarer Sammlungen hingegen mangelte es
                                                                                                                                                   Henry van de Velde,
     Teile der dritten Reihe rechts);                  für dieses ambitionierte Vorhaben – trotz der umfang-                                       Servierwagen für Dr.
     1903 bzw. 1910                                    reichen Bestände an Möbeln van de Veldes – an Früh-                                         Hermann Harkort,
                                                       werken des Künstlers; vor allem fehlten Silberarbeiten,                                     Birnbaum, 1903
                                                       Keramiken, Porzellan und Schmuck. Mit dem Œuvre
                                                       van de Veldes seit Anfang der 1980er-Jahre eng vertraut
                                                       und Initiator seines Werkverzeichnisses in sechs Bän-
                                                       den, steht der Verfasser mit nahezu allen Sammlern
                                                       weltweit in engem Kontakt. Die ersten Gespräche           europäischen Zusammenhang. Dieser Aspekt stand für
                                                       führten allerdings zu keinen Ergebnissen oder scheiter-   Helmut Reuter als entscheidendes Kriterium im Vor-
                                                       ten an überzogenen Preisvorstellungen. Allein Dr.         dergrund, uns seine in Jahrzehnten gewachsene Samm-
                                                       Helmut Reuter signalisierte Interesse, obwohl er über     lung exklusiv anzubieten, die zudem eine Reihe groß­
                                                       Jahrzehnte mit Möbeln Henry van de Veldes und             zügiger Schenkungen beinhaltet.
                                                       Ludwig Mies van der Rohes eingerichtet war. Hätte er          Mit der Befürwortung drei herausragender An-
                                                       in früheren Jahren allenfalls Doubletten abgegeben        kaufsvorhaben durch unseren Stiftungsrat fanden sich
                                                       oder getauscht, zeigte er sich vor dem Hinter­grund der   2017 die Kulturstiftung der Länder, die Ernst von
                                                       Neukonzeption aufgeschlossen und unterstützte unsere      Siemens Kunststiftung sowie der Freistaat Thüringen
                                                       Bemühungen, aus seiner van de Velde-Sammlung die          einvernehmlich zusammen und haben diesen für Wei-
                                                       museal bedeutendsten Stücke auszuwählen. Diese            mar so wichtigen Ankauf in kurzer Zeit zum Abschluss
                                                       Haltung beruhte vor allem auf der Perspektive, dass die   gebracht. Die Klassik Stiftung ist allen Beteiligten
                                                       Klassik Stiftung mit dem „neuen bauhaus-museum“           herzlich zu Dank verpflichtet und das Ergebnis wird das
                                                       und seinem Pendant zur frühen Moderne im Neuen            Publikum bei der Eröffnung beider Museen am 5. April
                                                       Museum eine Planung verfolgt, beide Sammlungskom-         2019 sicherlich gleichermaßen überzeugen, wie sich
                                                       plexe inhaltlich eng aufeinander abzustimmen und in       unsere Begeisterung auf die Zuwendungsgeber hatte
                                                       den benachbarten Häusern die moderne Lebenswelt           übertragen lassen. Henry van de Velde hat seinen hohen
                                                       und Wohnkultur als Leitthemen zu präsentieren. Diese      Rang als Erneuerer der Kunst in Weimar längst wieder
                                                       museale Setzung stellt ein wichtiges Alleinstellungs-     gewonnen und als „Hebamme des Bauhauses“ wird
                                                       merkmal für Weimar dar, nicht nur im Bauhaus-Kon-         er künftig sicher noch stärker im Blickpunkt stehen,
                                                       text in Hinsicht auf die Partnerinstitute in Dessau und   schlug er doch bereits 1915 den noch jungen Architek-
                                                       Berlin, sondern vielmehr in Bezug auf einen gesamt­       ten Walter Gropius als seinen Nachfolger in der Direk-
                                                                                                                 tion der Kunstgewerbeschule vor. Dieser konnte dann
                                        Henry van de Velde,                                                      ab 1919 auf den innovativen Lehrmethoden seines
                                        Armlehnstuhl für                                                         Vorgängers aufbauen und mit dem Staatlichen Bauhaus
                                        Helene Gräfin Har-
                                                                                                                 Weimar eine Institution begründen, die heute als
                                        rach, Padouk, 1898
                                                                                                                 „Marke“ weltweit bekannter ist als manch etablierter
                                                                                                                 Klassiker der beschaulichen Residenzstadt.
                                                                                                                     Wenden wir uns nun konkret der Sammlung
                                                                                                                 Reuter zu, so fällt als erstes ins Auge, dass wir – abge­
                                                                                                                 sehen von zwei Keramiken – von allen Stücken die
                                                                                                                 belegten Provenienzen kennen. Neben einer exzellenten
                                                                                                                 Erhaltung war dem Sammler bei jeder Erwerbung
                                                                                                                 dieser Aspekt von Bedeutung, kommen doch ansonsten
                                                                                                                 im Handel immer wieder Verdachtsmomente ins Spiel,
                                                                                                                 es könnte sich bei den angebotenen Werken um Fäl-
                                                                                                                 schungen oder Nachahmungen handeln, die in größerer
                                                                                                                 Zahl vor allem von Hauptwerken der Jahre um 1900
                                                                                                                 angefertigt wurden. Eine nachweisbare Provenienz tilgt
                                                                                                                 darüber hinaus jegliche Zweifel, es könnte sich um
                                                                                                                 Raubkunst handeln.
                                                                                                                     Das Gros der erworbenen Stücke stammt aus dem
                                                                                                                 Erbe des Textilindustriellen Herbert Esche (1874 –
                                                                                                                 1962), der van de Velde 1902 als erster Kunde in
                                                                                                                 Deutschland mit dem Bau seiner Villa in Chemnitz

28                                                     ARSPROTOTO 2 2018                                                                                                  29
betraute, nachdem der Belgier 1899 bereits dessen          schränkchen aus exotischem Padoukholz, das der Berli-                             Henry van de Velde,                                                               getrennt hat, sondern der uns diese zu Preisen angebo-
Wohnung eingerichtet hatte. Dies betrifft sowohl           ner Maler Curt Herrmann (1854 –1929), van de Veldes                               Bibliotheks- und                                                                  ten hat, die weit unter denjenigen liegen, die er im
                                                                                                                                             Notenschrank
sämtliche Schmuckstücke, Porzellane und die beiden         erster deutscher Kunde, 1897 in Auftrag gab. Hier gibt                            für Herbert Esche,                                                                Handel oder auf einer Auktion hätte erzielen können.
Besteckserien als auch eine Reihe von Möbeln, die          sich der Künstler wieder dem „Dämon“ seiner Linie hin                             Padouk, 1897/98                                                                        Im gleichen Jahr kam mit Hilfe der Kulturstiftung
zumeist für Esches Wohnung von 1899 gefertigt wur-         und betont zentrale Verbindungspunkte mit orna-                                                                                                                     der Länder ein weiterer herausragender Ankauf für das
den. Weitere Möbel kommen aus dem Besitz der Ber­          mental ausgebildeten Knoten. Ein weiteres Haupt-                                                                                                                    Museum für Angewandte Kunst in Köln zustande. Es
liner Bankiers Karl Alexander (1871–1946) und Paul         werk stellt der elegante Armlehnstuhl dar, ebenfalls                                                                                                                handelt sich um eine frühe Jardinière Henry van de
Millington-Herrmann (1858 –1935) sowie von Karl            von 1898, der sich ursprünglich im Berliner Arbeits­                                                                                                                Veldes, 1903 gefertigt von Theodor Müller, van de
Ernst Osthaus (1874 –1921) in Hagen und aus der            zimmer der Gräfin Helene von Harrach (1877–1961)                                                                                                                    Veldes bevorzugtem Silberschmied in Weimar. Die
mit ihm verwandten Familie von Hermann Harkort             befand. Wir finden hier erneut van de Veldes Credo                                                                                                                  Jardinière gehörte zu einer (leider nicht mehr erhalte-
(1875 –1917) in Wetter an der Ruhr.                        „Die Linie ist eine Kraft“ in den an- und abschwellen-                                                                                                              nen) Silberausstattung von mehr als 500 Teilen, die als
     Als wertvollstes und zugleich frühestes Möbel der     den Schwüngen von Rücken- und Armlehnen umge-                                                                                                                       „Brautgeschenk“ der Thüringer Beamtenschaft Groß-
Sammlung ist der unikale Schreibtisch anzusprechen,        setzt. Diese eher sanfte Formgebung weisen auch die         Henry van de Velde,                                                                                     herzog Wilhelm Ernst überreicht worden war. Van de
den van de Velde 1897 für seinen Freund und Hausarzt       beiden Frisierstühle für Hanni Esche (1879 –1911) auf.      Ring mit Brillanten                                                                                     Velde entwarf hierfür außerdem die Besteckserie des
Dr. Hubert Clerckx (?–1903) in Uccle bei Brüssel           Kraftvoller gestaltet sind dem gegenüber die Armlehn-       und Saphir für                                                                                          Modells 1. Zur gleichen Zeit oder nur wenig später ließ
                                                                                                                       Hanni Esche, 1899
entworfen hatte. Allein auf Form und Funktion re­          stühle für Herbert Esche aus demselben Jahr, die zwar                                                                                                               er die Silberarbeit ein weiteres Mal für seine Schwester
duziert, weist der für eine freie Aufstellung im Raum      der geschilderten Dynamik folgen, gleichwohl mit mehr                                                                                                               Jeanne Biart (1859 –1907) fertigen. Über ihre Tochter
konzipierte Schreibtisch lediglich auf der Rückseite       Volumen auftreten. Als herausragend zu nennen ist                                                                                                                   ging sie 1942 an Louise Thewys (1912 –2012) über,
ein dezentes Spannungselement auf, das mittig den          außerdem das zeitgenössisch als „Bibliotheks- und                                                                                                                   deren Eltern 1913 van de Veldes erstes Eigenhaus
Schwung zwischen den Seitenkompartimenten vermit-          Nippesschrank“ beschriebene Möbel aus Esches erster                                                       Servicen in Blau und Gold auch zwei zugehörige Be-        „Bloemenwerf“ in Uccle bei Brüssel erworben hatten.
telt. Im Vergleich mit van de Veldes wohl berühmtestem     Wohnung von 1899, das nur in zwei weiteren Exempla-                                                       steckserien der Modelle 1 und 3 von 1903 bzw. 1910             Waren die ersten Silberarbeiten van de Veldes von
Möbel, dem „Secessionsschreibtisch“ von 1899, liegt        ren überliefert ist. Bereits auf das Bauhaus verweist ein                                                 enthält. Ein geschlossener Zusammenhang der Über­         1902 noch merklich der Formensprache des Art Nou-
hier eine weitaus funktionalere Lösung vor, die das        zugleich schlichter wie eleganter Schrank von 1910,                                                       lieferung aus einer Provenienz (Esche) ist im musealen    veau verpflichtet, so gewinnt die ebenfalls unikale
Möbel als Hauptwerk der ersten Epoche in van de            ebenfalls aus Esches Villa in Chemnitz.                                                                   Kontext bislang einmalig und wird die Klassik Stiftung    Jardinière in ihrer nunmehr gestrafften Disziplin skulp-
Veldes Œuvre ausweist. Dies zeigt deutlich ein Vergleich        Als besonderer Glücksfall ist zu werten, dass die                                                    in die Lage versetzen, die Tafelkultur der Zeit in Opu-   turale Qualität. Der Corpus besteht nur noch aus Form
mit dem zierlichen und ungleich verspielteren Beistell-    Sammlung Reuter mit den beiden vielteiligen Meißener                                                      lenz zu präsentieren.                                     und „Linie“ und erfährt lediglich durch die Einkerbun-
                                                                                                                                                                          Die fünf Schmuckstücke aus der Familie Esche         gen an den Umrisskonturen sowie an den Griffmulden
                                                                                                        Henry van de                                                 stellen als Unikate ebenso einzigartige Rarissima dar     eine ebenso dezente wie raffinierte Betonung, die
                                                                                                        Velde, Beistell-
                                                                                                        schrank für Curt                                             wie das formschöne Schreibzeug von 1905/06.               allerdings die hohe Eleganz des Entwurfs umso stärker
                                                                                                        Herrmann,                                                         An Keramiken, von denen die Klassik Stiftung         unterstreicht.
                                                                                                        Padouk, 1897                                                 bislang über nur wenige Stücke verfügen konnte,                Zwei wichtige deutsche Museen konnten um
                                                                                                                                                                     enthält die Sammlung Reuter fünf charakteristische        herausragende Exponate bereichert werden. In den
                                                                                                                                                                     Exemplare mit besonders eindrucksvollen Glasuren.         letzten Jahren haben sich vermehrt amerikanische wie
                                                                                                                                                                          Der Erwerb der Sammlung Reuter zum Œuvre             japanische Sammler und Museen um Arbeiten van de
                                                                                                                                             Henry van de Velde,     Henry van de Veldes kann und muss als einmalige           Veldes bemüht, was den merklichen Anstieg der Preise
                                                                                                                                             Silber-Jardinière,      Sternstunde für die Klassik Stiftung Weimar hervor­       erklären mag. Es bleibt zu hoffen, dass Belgien den
                                                                                                                                             1903, 35,5 × 21,5 × 8,5
                                                                                                                                             cm; Museum für Ange- gehoben werden. Unser Dank gilt dem Freund und               Rang eines seiner wichtigsten Künstler endlich ebenso
                                                                                                                                             wandte Kunst Köln       Weggefährten Helmut Reuter, der sich nicht nur von        würdigt wie van de Veldes zeitweilige Wahlheimat
                                                                                                                                                                     seinen in Jahrzehnten zusammengetragenen Schätzen         Deutschland. Der Erfolg unserer gemeinsamen Ausstel-
                                                                                                                                                                                                                               lung war 2013 auf diesem Weg ein Neubeginn, dem
                                                                                                                                                                                                                               hoffentlich weitere Aktivitäten folgen werden.

                                                                                                                                                                                                                               Klassik Stiftung Weimar
                                                                                                                                                                                                                               Burgplatz 4, 99423 Weimar
                                                                                                                                                                                                                               Telefon 03643 - 545400
                                                                                                                                                                                                                               www.klassik-stiftung.de

                                                                                                                                                                                                                                 MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln
                                                                                                                                                                                                                                  An der Rechtschule, 50667 Köln
                                                                                                                                                                                                                                   Telefon 0221- 221238-60
                                                                                                                                                                                                                                   Öffnungszeiten: Di – So 10 –18 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                  www.makk.de

                                                                                                                                                                                                                                   Förderer der Erwerbung Sammlung Reuter, Klassik
                                                                                                                                                                                                                                 Stiftung Weimar: Kulturstiftung der Länder, Ernst
                                                                                                                                                                                                                               von Siemens Kunststiftung, Land Thüringen
                                                                                                                                                                                                                               Förderer der Erwerbung Silber-Jardinière, Museum
                                                                                                                                                                                                                               für Angewandte Kunst Köln: Kulturstiftung der Länder,
                                                                                                                                                                                                                               Stadt Köln

30                                                                                                                                                                  ARSPROTOTO 2 2018                                                                                                  31
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