Un unterwegs im Zeichen der Muschel - Fränkische St. Jakobus-Gesellschaft ...
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Zeitschrift der Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft e.V. gegründet 1988 - Elias-Valiña-Preis 2010 Inhalt Grußwort des Präsidenten 3 Termine 4-7 Pilgerstammtisch 5 Pilgersegen 6 Zum Nach-Denken 8-9 Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung 10, 11-22 Santiago de Compostela 27 Aus der Pilgerwelt 23, 26, 28 Pilgerstimmen 45 - 52, 60 - 63 Jakobus überall 41, 43 Jakobus in Franken 29 - 40 Büchertisch 53 - 59 Pilgerwege 44 Welt der Jakobus-Vereinigungen 64 - 72 Jakobus-Bruderschaft Bamberg 73 Neue Mitglieder 74 Ein-Blick in Zeitschriften 75 Impressum 76 Zum Titelbild Im Jahre 2016 begleitet die Leser von “unterwegs” der Apostel Jakobus d. Ä. aus Neudros- senfeld. Als man 1753 die heutige Kirche errichtete, wurde die spätgotische Jakobuskirche von 1485 abgerissen und mit dem Schutt der Straßendamm über die Mainauen befestigt. Diese Jakobuskirche könnte vier Altäre gehabt haben. Von den gotischen Altären wurden übernommen: Vier reliefierte Heilige, Jakobus und Bartholomäus als Vollplastik, Maria mit Kind und ein heiliger König, eine geschnitzte Abendmahlsszene sowie vier Gemälde zur Ja- kobslegende. Diese vier Tafeln auf der Innenseite der Altarflügel hatte man 1904 der Alten Pi- nakothek in München überlassen, weil man das Thema der Jakobuslegende für unangemessen 1.753 in einer evangelischen Kirche hielt. Diese Werke wurden zusammen mit neuen Teilen zum heutigen großen Altar zusammengebaut. Am 9. Oktober 1757 wurde die neuerbaute Dreifal- tigkeitskirche geweiht. 2007 feierte man nach einer umfangreichen Renovierung das 250-jäh- rige Jubiläum der Kirche. www.kirche-neudrossenfeld.de Foto: Michael Thein Tage waren es am 15. März 2016 bis zum nächsten Heiligen Compostelanischen Jahr 2021! unterwegs 2 nr. 99 april 2016
Grußwort des Präsidenten Auch hier bitte ich die Kurzfassung ihrer Ba- chelorarbeit zu lesen (S. 20). Wir werden ihre Gesamtarbeit in Kürze auf unserer Homepage einstellen. Gernert hat auch einige interes- Ulm, 06. März 2016 sante Folgerungen gezogen und Empfehlun- gen ausgesprochen, die uns so interessant Liebe Mitglieder und Freunde des Jakobuswe- erscheinen, dass das Präsidium diese Folge- ges, rungen auf der Klausurtagung am 15./16. alle, die wir die diesjährige Jahresversamm- April 2016 auf dem Kreuzberg zu diskutieren. lung in Pappenheim besucht und erlebt haben Sehr erfreulich war für uns, dass sich auf die stehen sicher noch unter dem Eindruck dieser Bitte, am Katholikentag in Leipzig (26. – 28. Jahrestagung: sie war vielfältig, aber dennoch 5. 2016) unsere Gesellschaft zu vertreten, immer an dem Thema „Pilgern verbindet“ ori- Mitglieder dazu bereit erklärten. Auch für die entiert. ehrenamtlichen Aufgaben als Pilgerberater Pilgern verbindet – es ist nicht nur die Fort- und als Austeller für Pilgerausweise fanden führung des Themas unserer letzten Tagung in sich Interessenten. Fulda mit dem Missionar Bonifatius. Die re- Betroffen waren wir, weil dies sehr überra- gionalen Heiligen Willibald, Wunibald, Wal- schend kam, dass unser, von uns allen sehr ge- burga prägten dieses Land um Eichstätt, an schätzter, weil er eben ein sehr kompetenter dem die Stammesgrenzen der Alemannen, der Schatzmeister ist, Reinhard Verholen, uns Bajuwaren und der Franken zusammen kom- aus gesundheitlichen Gründen seinen men. Unser Mitglied Domvikar Reinhard Kür- Rücktritt vom Amt des Schatzmeisters er- zinger hat sich dieses Mal in besonderer Weise klärte. Dies machte uns sehr betroffen. Doch engagiert und die Missionsfamilie der Ge- es wäre nicht Reinhard, wenn er uns nicht schwister Willibald, Wunibald und Walburga auch bereits eine Nachfolgelösung in Aussicht von verschiedenen Seiten beleuchtet: am Frei- gestellt hätte. tagabend mit dem Film „Mission Bayern“, am Samstag mit seinem Vortrag, der dazu in die Natürlich haben wir uns auch mit ganz prak- Besonderheit der Heiligenverehrung aus ka- tischen Dingen zur Geschäftsführung be- tholischer Sicht mündete. Am Nachmittag fasst: das „unterwegs“- Heft erhalten Sie seit wanderten wir auf seine Idee hin auf dem einiger Zeit direkt von Schneider - Druck „ro- Ökumenischen Pilgerweg, von Suffersheim tabene“ aus Rothenburg zugesandt. Wir haben nach Schambach, besuchten die Gunthildis- auch beschlossen, von dort die ca. 100 Stück Kapelle und erlebten einen weiteren Höhe- „unterwegs“ Hefte, die regelmäßig ins Aus- punkt in Heidenheim am Hahnenkamm mit land gehen, versenden zu lassen. Natürlich ist seinem Münster und Kloster. Ein Erlebnis war dies nicht kostenfrei zu bekommen, doch wir auch das fesselnde Referat von Pfarrerin Si- entlasten uns dadurch arbeitsmäßig sehr. Und mone Hahn von St. Jakob in Nürnberg, das seit Dezember 2015 ist unsere Jakobusgesell- quasi einen Gegenpol darstellen sollte, in sei- schaft auch Kunde bei der MainPost – Logis- ner Betrachtung zur Heiligenverehrung aus tik. Das heißt, wir frankieren derzeit mit den evangelischer Sicht, aber mich sehr über- Freimarken der Mainpost unsere großformati- raschte in seinen Schlussfolgerungen. gen Briefe. Dies spart uns nicht nur Kosten, Ich verweise gerne auf die inhaltlichen Wie- sondern wir erhalten mit der monatlichen Ab- dergaben der Vorträge in diesem “unterwegs” rechnung auch die Umsatzsteuer ausgewiesen. auf S. 12 und 13. Diese wiederum erhalten wir vom Finanzamt Wir waren auch sehr angetan von der Arbeit rückerstattet. unserer diesjährigen Preisträgerin, Frau Jo- Sie schauen auch ab und zu unsere Home- hanna Gernert, Heilsbronn – Bürglein. page an? Dann stellen Sie fest, dass sich un- unterwegs 3 nr. 99 april 2016
Termine sere Gesellschaft mit einem verjüngten, farb- 24.06.2016: Am Premium-Jakobsweg von lich und inhaltlich frisch gestalteten Auftritt Prag-Radotin nach Karlstejn präsentiert. Alles ist noch nicht ganz so, wie Info: Josef Altmann Tel. 09948/940815 wir uns dies vorstellen, doch auch an der ein- heitlichen und aktuellen Darstellung der In- halte, z. B. der Wege etc. arbeiten wir. Die Aschaffenburg Informationen darüber haben auch einen gro- Pilgertermine am Untermain ßen Teil unseres Berichtes vor der Mitglieder- Pilger-Treffen normalerweise am 3. Samstagum 18 versammlung in Anspruch genommen. Wir Uhr, wechselnd in St. Laurentius, Kirchstr. 16, 63741 haben das Glück, in unserem Mitglied Wolf- Aschaffenburg-Leider und St. Kilian, Kilianstr. 1, 63741 Aschaffenburg-Nilkheim. Als Einstieg zu den gang Greubel einen kompetenten Fachmann Begegnungen gibt Peter Spielmann für 5-10 min einen in der Umsetzung gewonnen zu haben. Das gedanklichen Impuls. Präsidium hatte noch am Freitag vor der Jah- 16.04. St. Kilian - Pilgerberatung, Pilgersegen restagung beschlossen, Herrn Greubel in die 21.05. St. Laurentius - Pilgern auf dem neuen Vorstandschaft zu berufen und ihn mit seinen Rück-Besinnungsweg von Rück-Schippach Kompetenzen in unser Entscheidungsgre- (Peter Spielmann) mium einzubinden. Ganz herzlichen Dank für 18.06. St. Laurentius - Ein Pilgerweg von Lau- seine Bereitschaft! denbach nach Weikersheim (Helmut Stowasser) Ich kann sagen, dass wir trotz der Veränderun- 16.07. St. Kilian - Gerd Reusch, beobachtet gen in unserem Führungsgremium gestärkt un- beim Schnitzen eines Pilgerstabes mit Pilgertex- sere Jahresversammlung beschließen konnten ten von Peter Spielmann und guten Mutes in die kommenden Monate 17.09. St. Laurentius - Auf dem Pilgerweg von gehen können. Allen, die sich bereit erklärt Haibach nach Walldürn (Helmut Stowasser) haben, sich bei den verschiedensten Aufgaben 22.10. St. Kilian - Pilgerbericht von Familie zu engagieren, sage ich von Herzen „Danke“. Rauscher auf dem französischen Pilgerweg 19.11. St. Kilian - Pilgerbericht von Siegfried So wünsche ich uns allen ein spannendes Pilger- Becker auf dem Tiroler Pilgerweg jahr, dass wir offen sind für Begegnungen auf 17.12. St. Laurentius - Jahresbilanz (Helmut unseren Wegen, wo immer sie uns hinführen. Stowasser) Mit herzlichen Pilgergrüßen und e ultreia! Info:Peter Spielmann Ihr Joachim Rühl Tel.: 06028/6037 -mail: peters.aschaff@gmx.de Eschlkamer Kulturprogramm 2016 Von der Weisheit und Kraft des Pilgerns Im Programm der Marktgemeinde ist auch Kurs in Münsterschwarzach wieder Pilgern am Böhmischen und Ostbaye- Mo. 18.4. -18:00 bis Fr. 22.4. 2016 - 13:00 rischen Jakobsweg geplant: Gästehaus der Abtei Münsterschwarzach 16./17.04.2016: Vom Svata Hora durch die Leitung: Peter Müller. Rottweil Teichlandschaft zur Jakobskirche nach Ka- Info / Anmeldung: Tel. 09324 / 20-203 sejovice 18.06.2016: Durch den Donaudurchbruch mail: und Rätischen Limes zum Naturpark Alt- mühltal Pilger/innen sind mit Körper, Geist und Seele un- 23.- 24. 06. 2016: Kultur am Jakobsweg in terwegs. Das können Sie in diesem Einführungs- kurs erleben, wenn wir uns auf die Spuren der der Goldenen Stadt Prag Weisheit des Pilgerns begeben mit Informatio- Einladung der Deutschen Botschaft in Prag nen, spirituellen Impulsen, Geschichten, Gesprä- zum Tag der offenen Tür am 23. Juni, kultu- chen und wenn wir zwei Tage auf dem rell mit einer Burg-und Stadtführung erwei- Fränkischen Jakobusweg zwischen Würzburg und Rothenburg ob der Tauber pilgern. tert, sowie mit einer Jakobswanderung am unterwegs 4 nr. 99 april 2016
Pilgerstammtisch Termine Volkach Gasthof “Rose” am Oberen Markt Sa. 9. April 2016 AK “Jakobswege” in 16 - 18 Uhr: jeweils erster Freitag im Monat: 1. April Rothenburg o.T. / 6. Mai / 3. Juni/ 1. Juli 2016 Hallerndorf-Schlammersdorf (bei 25. bis 29. Mai 2016 100. Deutscher Ka- Forchheim) Brauereigasthof Witzgall tholikentag in Leipzig neben der Kirche, jeweils erster Samstag im Monat um 16 Uhr; 19 Uhr Vorabendmesse mit Pilgersegen; Fr. 3. - So 5. März 2017 Jahrestagung 2. 4. / 7. 5. / 4. 6. / 2. 7. 2016. Info: Sawinsky 09190 und Mitgliederversammlung in Rothen- 1461 - mobil 0172-8066938 - siehe auch S. 7 burg Wildbad Nürnberg Gasthaus „Steichele“ Knorr- straße 4 (unweit St. Jakob) ab 18 Uhr jeweils Pilgersegen in Nürnberg. In der Ev.-Luth. erster Mittwoch im Monat: 6. 4. / 4. 5. / 1. 6. / 4. Kirche St. Jakob, Jakobsplatz 1, können Pilger 7. 2016 - Vorher um 17:30 Uhr ist in der Krypta jeden 1. Mittwoch im Monat im Frühgottesdienst in St. Elisabeth (Kuppelbau gegenüber St. Jakob) um 6:30 Uhr persönlich gesegnet werden. An- eine Andacht. Bitte anmelden bei Paul Diemer: meldung ist nicht erforderlich. Pilger oder Pilger- < jakobspilger-nuernberg@paul-diemer.de> oder gruppen, die mit dem Reisesegen ihren Telefon 0911 - 74 72 009. Pilgerweg in Nürnberg beginnen wollen, wenden Regensburg im „Spitalgarten“ Der Stamm- sich bitte an das Evang.-Luth. Innenstadtpfarr- tisch macht einen Neustart. An jedem letzten amt. Tel. 0911 – 214 25 00 od. Mittwoch des Monats ab 18:30 Uhr ist der Ne- benraum für uns reserviert. Ruhige Unterhaltung, Andere Anfragen bitte an das Pilgerbüro St. Bilderschauen, Vorträge sind möglich. Pilger- Jakob. Tel. 0911 – 20 91 43 od. pässe der “Fränkischen St. Jakobus-Gesell- Email schaft“ können bestellt werden. Info: Wolfgang Mortensen, Regenstauf, T.: 0175 416 1037 Pilgerreise auf dem Jakobsweg Landshut. jeweils 3.Freitag im 1. Monat mit Busbegleitung von Chavanay nach Le des Quartals: 15. April / 15. Juli 2016. Puy-en-Velay vom 30.07. bis 07.08.2016. 120 19:30 Gasthaus Freischütz, Neustadt 446. km in 6 Tagesetappen mit geistl. Begleitung Info: durch P. Slawomir Klein, Walldürn Info, Gesamtleitung und Anmeldung bei dem München. Jeden 3. Dienstag im Monat. Mitglied unserer Gesellschaft: “Schinkenpeter”, Perlacherstr. 53/55 (U2 Heribert Bulla, Georg-Engel-Str. 17 a, Untersbergstr./ Bus 54 Valeppstr.) 19. 97076 Würzburg Apr./ 17. Mai/ 21. Juni 2016. Info:Barbara Tel.: 0931/272941 - Mail: bullas@gmx.de Massion, Tel. 089 / 43 93 183 oder per E- Mail: . Fulda-Neuenberg. Gaststätte “Dreilin- KraichgauPilger Treffen 2016 den”, Neuenberger Str. 37 An jedem ers- Sa. 10. 9. 2016 (12. KraichgauPilger Treffen) 9.08 Uhr Bahnhof in 74193 Schwaigern ten Freitag im Quartal Pilgertreff: 1. April/ 1. (Stadt-Kirche) - Weg via Schluchtern und Juli 2016. Kontakt: E. Reitz 0661 74332 Massenbach (St. Georg) zurück nach Schwai- Rottweil Regionaler Pilgerstammtisch gern (Essen im Martinus-Gemeindehaus, an- Gaststätte „Zur Hochbrücke“, Hochbrücktorstr. schliessend Ökumenischer Gottesdienst in St. 32 Info: P. Müller Martinus, danach Vortrag: Mit dem Esel nach Bayreuth Glenk-Biergarten Eichelweg Santiago und Wegvorstellung: Jakobsweg jeweils erster Freitag im Monat 18 - 21 Uhr: durch den Odenwald. Ende ca. 17.30 Uhr. 1. April/ 6. Mai/ 3. Juni/ 1. Juli 2016. Verbindliche Anmeldung bis 28. August Heilbronn am Neckar unregelmäßig 2016 bei Hans Lauerer unterwegs 5 nr. 99 april 2016
Pilgersegen Würzburg. An jedem 2. Samstag im Monat Vorabendmesse mit Pilgersegen um 17:30 Uhr in der Kirche der Theresienklinik, Domerschulstr. 1-3 (nur wenige Meter von Dom und Pa- radeplatz entfernt - Parkmöglichkeit). - Für Gruppen, die in Würzburg aufbrechen wollen, bi- etet das Schottenkloster nach Absprache eine Feier an. >www.schottenanger.de< Ochsenfurt. St. Andreas So. nach der Messe 18 Uhr. Anmeldung: T: 09331 8025080. Aschaffenburg-Leider, St. Laurentius im Wechsel mit Nilkheim, St. Kilian. Pil- gergottesdienst jeweils am 3. Sa. im Monat - Näheres siehe S. 4. Miltenberg. In der Pfarrkirche St. Jakobus wird auf Anfrage nach den Gottesdiensten in der Staffelkapelle der Jakobuskirche der Pilgersegen erteilt. Anmeldung Pfarramt Tel. 09371 2330. Benningen. Pilger aus dem Raum Memmingen können in der Pfarreiengemeinschaft im Rahmen der Sonntagsgottesdienste - in der Regel Sa. 18.30 Uhr, So. 9.00 und 10.30 Uhr - den Pilgersegen empfangen. - Im Pfarrheim besteht Möglichkeit zur Übernachtung (ohne Dusche). Anmeldung bei Pfr. Xaver Wölfle, Tel. 08331 2842 Fax: 929200 oder E-Mail >pg.benningen@bistum-augsburg.de< Schlammersdorf bei Forchheim. Pilgersegen jeweils nach dem Pilgertreff bei der Vor- abendmesse um 19 Uhr. Siehe dazu Termine auf Seite 5. Freiburg im Breisgau. In der Kirche der Universitätsklinik ist nach den Messen So. 9.30, Di. und Fr. 18.30 und Mi. 15 Uhr die Möglichkeit, den Pilgersegen zu empfangen. Bitte vorherige Absprache mit P. Norbert Riebartsch Tel.: 0761 270-3401(d) und 2024262 (p) oder E-Mail >pater.norbert@uniklinik-freiburg.de< Regensburg. Pilgersegen oder Pilgerstempel erhalten Sie gerne im Priesterseminar, dessen Seminarkirche die Schottenkirche ist. Es ist erreichbar an der Pforte Bismarckplatz 2 oder über die Telefon-Nr. 0941 58516-0. - In der Schottenkirche St. Jakob ist am Sonntag 9 Uhr Eucharistiefeier. Herbstein. Pilgersegen und Pilgerstempel an allen Tagen des Jahres möglich. Tel.06643 234. E-Mail >pfarrbuero@st-jakobus-herbstein.net< Marburg. Die kath. Kirchengemeinde St. Michael und St. Elisabeth, Kettelerstr. 12, 35043 Marburg-Schröck bietet in allen Gottesdiensten den Pilgersegen nach Absprache an. Tel.: 06424 92230, E-Mail: >buero@pfarrei-schroeck.de< Münster. Für Pilger aus Münster und Umgebung bietet P. Erich Purk, Kapuzinerstr. 27, 48149 Münster, den Pilgersegen an. Bitte vorher Termin vereinbaren: 0251 9276-122. E-Mail: >erich.purk@kapuziner.org< Augsburg. In St. Jakob, Jakobsplatz, Pfr. Friedrich Benning: T: 0821 551244 - In der Pfar- rkirche St. Max, Franziskanergasse 8, bitte telefonisch erfragen: Tel. 0821 3432230. Bremen. In der kath. St. Marien-Gemeinde, St. Magnusstr. 2, 28217 Bremen, wird im Gottesdienst der Pilgersegen erteilt nach vorheriger Absprache mit Pastor Robert Wagner. Tel.: 0421 38 36 38 - E-Mail: >pfarramt@st-marien.de< Rothenburg o.T. St. Jakob. Pilgerpfarrer Oliver Gußmann bietet einen Pilgersegen an. Tel. 09861-7006-25 oder Mail: >gaestepfarrer@rothenburgtauber-evangelisch.de< Nürnberg St. Jakob Jakobsplatz 1: Jeden 1. Mi im Monat im Frühgottesdienst 6:30 - weit- ere Infos siehe S. 4 ++ Gemeinden, die Pilgersegen anbieten, teilen ihre Zeiten der Redaktion mit. Viele Pilger freuen sich. ++ unterwegs 6 nr. 99 april 2016
Termine Nürnberg. Das Pilgerbüro in St. Jakob im Pilgerwanderung auf der Goldenen Straße Vorraum zur Kirche ist für Sie da von Montag 30. 4. - 8. 5. 2016 : Etappe 1 Prag bis Pilsen bis Freitag von 11.oo - 18.00 Uhr oder außer- 8. 5. - 14. 5. 2016: Etappe 2 Pilsen bis Neu- halb dieser Zeit nach Voranmeldung stadt a.d. Waldnaab Tel. 0911-209143 oder per Mail Die 3. Etappe von Neustadt a.d. Waldnaab bis . Nürnberg ist für Herbst 2016 oder Frühjahr 2017 geplant. Pilgern auf dem fränkisch–schwäbi- schen Jakobsweg auf den Spuren von Am 14. 5. 2016 jährt sich der Geburtstag von Karl Sieger Köder 17.5. – 24.5.2016 IV. zum 700sten Mal. Genau zu diesem Termin Biblische Texte, von Sieger Köder in Farbe kommen wir an unserem Ziel in Neustadt an. Die umgesetzt, geistliche Impulse, Zeiten des Pilgerwanderungen sind auch im Begleitprogramm Schweigens und Tagzeitengebete beim Wan- der Bayerisch-Böhmischen Landesausstellung dern durch das schöne fränkisch-hohenlohe- 2016 "Karl IV" aufgenommen. Neben Stille und sche Land begleiten uns. spirituellen Impulsen ist Raum für deutsch- Wir tragen unser Gepäck selbst und beschrän- tschechische Begegnungen mit Möglichkeit ken uns auf das Allernotwendigste, die Unter- zum Austausch. kunft ist in einfachen Gasthöfen im DZ Die Ausstellung wird vom 14. Mai bis zum 25. Sep- vorgesehen. Auf dem Schwanberg übernach- tember 2016 in Prag in der Wallenstein-Reithalle ten wir im Schloss. Beginn und Ende ist auf präsentiert und vom 20. Oktober 2016 bis zum 5. dem Schwanberg. März 2017 im Germanischen Nationalmuseum in Eingeladen sind Menschen, die sich zutrauen Nürnberg zu sehen sein 20 - 25 km mit Gepäck zu pilgern Für weitere Informationen Flyer anfordern. Informationen: Dorith Müller e-mail: Alle Übernachtungen mit Frühstück, zweimal Abendessen auf dem Schwanberg und Zug- Schriftliche Anmeldung bis 31. 01. 2016 an: fahrten: € 350.- / Kursgebühr: € 180.- Kath. Kreisbildungswerk Bad Tölz-Wolfrats- Leitung + Info: Sr. Gabriele Caecilia Roos + hausen e.V, Salzstr. 1, 83646 Bad Tölz Karin Baierlein-Kolberg Kontakt: Tel. 08041-6090 oder e-mail Tel: 09323 – 32 125 - Mail: suedfluegel@schwanberg.de 10 Jahre Pilgerstammtisch St. Jakobus Das “Urlaubsmagazin Franken 2016” bietet auf 5.Juni 2016 - 10:30 Uhr Pilgerfestgottesdienst 148 Seiten Ziele in ganz Franken, darunter auch und Pilgersegen in der Filialkirche Kreuzerhö- “Pilgerwege in Franken” (S. 109). Das Magazin ist hung Schlammersdorf. Anschließend treffen sich zu erhalten über . Pilger und Gäste im Gasthaus und Stammtischlo- kal Witzgall neben der Kirche zum Grillfest, Kaf- Pilger-Seminare für Anfänger fee und Kuchen und musikalischer Unterhaltung mit Raimund Joos durch die „Drei Frankenauer“ aus Forchheim. Pilgerherberge Binsbach bei Würzburg Mitpilger/in gesucht für den Weg 15.04. bis 17.04.2016 nach Rom Jugendherberge Eichstätt in Bayern Ingrid Sehnert (74) freut sich über Mit- 30.09. bis 02.10.2016 pilger/in auf dem Weg von Würzburg über Cursillo – Haus Oberdischingen bei Ulm Füssen und den Reschenpass und weiter 14.10. bis 16.10.2016 nach Rom, auch auf Teilstrecken, im April - Mai 2016. Für 2017 sind weitere Seminare geplant. Kontakt Telefon: 09303 600 unterwegs 7 nr. 99 april 2016
Zum Nach-Denken Wo beginnt der Weg eigentlich? So werde ich oft gefragt. Der Weg beginnt vor meiner Haustür, da, wo ich lebe, denn es ist mein Weg, den ich zu gehen habe. Hier ruft er mich, ihn zu folgen; mit meinen Fähigkei- ten, mit meiner Neugier, mit meiner Sehnsucht. Und auf meinem Weg bin ich nicht allein, denn er be- gleitet mich. “Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben”, hat er gesagt. Auf dem Camino ist Jakobus selbstverständlich auch mit dabei, also sind wir auf jeden Fall schon mal drei. Der Weg ist spannend. Er ist Herausforderung und Zu- mutung, aber auch Geschenk: ich lerne meine Grenzen kennen, spüre aber ebenso meine Stärken und Neigun- gen. Einmalige Begegnungen werden mir geschenkt, der Horizont weitet sich. Danke, Herr, für deine Einladung! Danke, Jakobus, für deine Begleitung! Leo Brand, Pfarrer in Karlburg unterwegs 9 nr. 99 april 2016
Aus unserer Gesellschaft Leipzig. Am 20./21. November 2015 wurde der Pilgerweg “Via Imperii” eröffnet. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand der Ökumenische Festgottesdienst am 21.11. in der neuen Propsteikirche St.Trinitatis Als Vertreter der Fränkischen St.Jakobus-Gesellschaft nahm Günter Müller in Abstim- mung mit dem Präsidium an dieser Veranstaltung teil. Auch Pfr. Michael Thein aus Bayreuth konnte am 20.11. dabei sein. Die Fotos zeigen Eindrücke aus Leipzig: Oben links die Propsteikirche St.Trintatis. Am 9. Mai 2015 weihte Bischof Dr. Heiner Koch in einer feierlichen Heiligen Messe die neue katholi- sche Propsteikirche in der Nonnenmühlgasse 2. - Oben rechts die Mitwirkenden beim ökumeni- schen Festgottesdienst am 21.11.2015 waren (von rechts) Propst Gregor Giele, Leipzig, OLKR Dietrich Bauer aus Dresden, Propst Dr. Johann Schneider aus Halle, Pfarrerin Dorothea Arndt aus Leipzig und Pfr Christfried Bölter aus Thüringen. Unten links beim Vortrag der Fürbitten: von links Frank Kaufhold (DSJG), Volker Schikowsky (Verein Ökumenischer Pilgerwege via regia), Dagmar Schlegel (Region Mitteldeutschland), Arnhild Kump (Pilgerzentrum Wien/Altenburger Land), Henning Diestel (Verein Jakobsweg Via Imperii) und Pfarrerin Dorothea Arndt aus Leipzig - Unten rechts eine Ausstellung beglei- tete die Festlichkeiten; Günter Müller vor den Rollups unserer Gesellschaft. Im Festprogramm gab es einen Stadtrundgang mit dem Kunsthistoriker Christoph Kühn aus Köln (viele Jhare in Leipzig tätig) auf den Pilgerspuren in der Stadt Leipzig. Auch interessante Vorträge waren zu hören, z.B. Prof. Dr. Peter Zimmerling mit Thema Was ist „evangelisch pil- gern“?, Christine Büring (Geschäftsführerin Altenburger Tourismus ) mit “Nachhaltigkeit eines Weitwanderweges” oder Christoph Kühn mit “Pilgerspuren an der Via Imperii zwischen Leipzig und Hof”. - Link zur Veranstaltung: Text und Fotos: Günter Müller, Köditz unterwegs 10 nr. 99 april 2016
Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung Pappenheim. Im Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrum über der Altmühl fand vom 4. bis 6. März unsere Jahrestagung statt. Vom Saal aus ging der Blick über die Altmühl hinüber zur Burg. Für viele der rund 70 Teilnehmer war der Ort im alten Grenzland von Bayern, Fran- ken und Alemannen kaum bekannt. Etwa 20 Interessierte trafen sich schon vor dem offiziellen Beginn mit Hansjörg Bahmüller zur Einführung in die Möglichkeiten mit einem GPS-Gerät zu pilgern. Am Abend eröffnete Joachim Rühl die Tagung. Den Tagungsraum schmückten großformatige Fotos zum Weg Prag - Donauwörth. Ein Flip-Chart im Raum listete die Wünsche des Präsidi- ums und unserer Gesellschaft auf. Wir suchen Sekretär/in, Pilgerberater, Pilgerausweis-Ausstel- ler, Mitarbeiter an der Aktualisierung der HomePage, Standdienst beim Kath.-Tag in Leipzig. Rühl ermunterte die Teilnehmer sich dort einzuschreiben. Domvikar Reinhard Kürzinger zeigte zur Thematik der Tagung den Film von Peter Prestel “Mission Bayern”. Die Geschichte der angelsächsischen Pilger und Missionare Willibald, Wu- nibald und ihrer Schwester Walburga wurde spannend und lebendig erzählt. Ihr Tätigkeitsfeld im Raum Eichstätt und Heidenheim, ihre Missionsarbeit, ihre Kulturarbeit wurde greifbar. Man könnte das Motto der damaligen und wohl auch der heutigen Pilger etwa so benennen: “Die Welt da draußen mit eigenen Augen sehen!” Der abendliche Pilgerhock war wie immer der Begegnung, dem Austausch gewidmet. Wenn man sich nur einmal im Jahr sieht, gibt es viel zu erzählen. Wolfgang Ruhrmann stellte am Samstag im spirituellen Einstieg die Frage: Entgeht mir durch die ständige Online-Kommunkation nicht die Nähe zum Menschen an der Seite auf meinem Weg. Reinhard Kürzinger und Simone Hahn gingen in Ihren Vorträgen der Frage nach “Heilige in katholischer, in evangelischer Sicht”. Kurzfassungen ihrer Vorträge hier auf S. 12 - 14. unterwegs 11 nr. 99 april 2016
Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung Diese Fotomontage der Eichstätter Diözesanheiligen benutzte Domvikar Reinhard Kürzin- ger als Einstieg in seinen Vortrag über die kath. Heiligenverehrung. Das Plakat am Gerüst zeigt von links die Heiligen Willibald, Richard, Maria, Walburga und Wunibald. „Der Heilige Willibald ist der ärgste Patient“ „Wir sind bald zurück“, heißt es auf dem großen Plakat, das am Bauge- rüst hängt. Die Westfassade des Eichstätter Doms wird gerade restauriert. Auch die Heiligenfiguren, die sonst in 25 Metern Höhe angebracht sind, weisen Schäden auf. Ist die Heiligenverehrung noch aktuell? Haben Heilige für mich eine Be- deutung oder eifere ich anderen Vorbildern nach? Die Fassade, ausgeführt aus heimischem Juramarmor, ist extremen Belas- tungen ausgesetzt. Der Schlagregen prasselt auf sie ein, im Winter herr- schen Temperaturen bis minus 30 Grad. Im Sommer können Sie auf den Metalleindeckungen Spiegeleier braten. Heilige sind Nachstellungen und Verleumdungen ausgesetzt, fürchten um ihr Leben. Empfinde ich mei- nen Glauben als Privatangelegenheit? Bin ich bereit ihn zu bezeugen im kleinen Kreis, in der Öffent- lichkeit? Nicht gut steht es um die Heiligengestalten. Einige der Haarrisse ziehen sich durch die gesamten, bis zu drei Meter hohen Figuren. Besonders in Mitleidenschaft gezogen ist Willibald. Die Heiligen haben mit sich gerungen, nächtelang gebetet. Sie wussten um ihre Unzulänglichkeit und Verletzlichkeit. Und litten unter der Gottferne. Wenn ich meine Wunden anschaue, erfahre ich die hei- lende Nähe Gottes uns seiner Heiligen. Schon in früheren Jahren fanden Restaurierungsmaßnahmen statt. 1900 wurde beispielsweise der Kopf von Richard und der rechte Arm Walburgas erneuert. Ich soll Heiligen nacheifern in Wort und Tat. Wie sie die Dinge aus dem Glauben heraus verstehen und erklären. Und Hand anlegen, wo es Not tut. Eine alternative Lösung bei der aktuellen Restaurierung wäre, die Figuren durch Nachbildungen zu er- setzen und die Originale im Dom aufzustellen. unterwegs 12 nr. 99 april 2016
Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung Ich bewahre Heiligenbildchen auf im Gebetbuch. Sie sind für mich Nothelfer, die bei Christus ein gutes Wort einlegen. Wer findet die fototechnischen Fehler auf dem Plakat? Die Figuren von Willibald und Richard wurden vertauscht. Wenn Richard (wie im Original) auf dem Transparent links außen platziert wäre, hätte man dessen Zepter (Zeichen seiner königlichen Würde) abschneiden müssen. Dafür hat man den Bischofsstab von Willibald weggelassen. Weil es jeder weiß oder ein Versehen? Auch Heilige sind Menschen mit Fragen und Zweifeln, mit Fehlern und Schwächen. Auch ohne große Begabungen kann ich ein Alltagsheiliger sein. „Können wir noch heilig werden?“, so der erstaunliche Titel eines Vortrags, den der Jesuit und Theologe Karl Rahner (1904-1984) für sei- nen Weihekurs gehalten hat. Die Priesterweihe fand 1932 statt, und Rahner hielt den Vortrag rund fünf- zehn Jahre später. An den Anfang stellt er die nüchterne Notiz: „Wir sind nicht heilig geworden.“ Und seine Begründung: „Nicht, weil wir keine Wunder gewirkt und keine Völker bekehrt und den unerbittli- chen Strom der Geschichte der Welt nicht in ein anderes Bett geleitet haben. Sondern weil wir Gott nicht liebten, wie es ihm gebührt, aus ganzem Herzen und aus allen Kräften. Man kann doch darauf nicht verzichten, man kann doch hierin nicht bescheiden sein.“ Diese Aussage gefällt mir – und sie geht mir nach. Denn vielleicht sind wir, die wir nicht heilig geworden sind, tatsächlich zu „bescheiden“. Wir denken nicht groß genug, bleiben schon auf einem Hügel stehen und geben uns mit dem rund laufenden Alltag zufrieden. Oder wie Rahner zu seinen Mitbrüdern, Männer in der Mitte ihres Lebens, sagt: „Wir fangen an, die Ruhe zu lieben, und empfinden ungewohnte Ereignisse als störend. ‚Begeisternde‘ Worte begeistern uns weniger als ehemals, und ‚tiefe‘ Gedanken machen manchmal den peinigenden Ein- druck des Überanstrengten.“ Wer heilig werden möchte, so die Folgerung, darf nicht bescheiden sein! Heilige aus evangelischer Sicht Als erstes gestehe ich: "Ich mag Heilige. Ich bin sogar ein Fan von Ihnen!" Heilige sind unter Evangelischen nicht besonders populär, ja ich gehe sogar noch weiter, viele Evangelische, lehnen Heilig regelrecht ab. Als ich neulich in der Lorenzkirche eine Kurzandacht über einen Heiligen hielt, (sie kennen die Lorenzkirche: dort sind hunderte von Heilige an allen Ecken und Enden!), kam danach eine ältere Dame empört auf mich zu und fragte mich, was das soll. Sie sei evangelisch und Heilige interessieren sie überhaupt nicht. Wenn sie was über Heilige wissen will, dann gehe sie in die kath. Kirche. Da habe ich ganz schön geschluckt. Der Ton war schroff, die Kritik hart, aber war sie auch berechtigt? Was haben Evangelische mit Heiligen zu tun? Was hat Luther dazu ge- sagt? Und warum Herr Rühl, war es Ihnen wichtig, einen Vortrag über Simone Hahn, Heilige aus evang. und aus kath. Sicht zu haben? Um die Unterschiede zu Pfarrerin in St. Jakob, hören oder die Gemeinsamkeiten? Nürnberg, erstes Pilger- zentrum der bayrischen Landeskirche, ich freue Sie sind Pilger. Wann begegnen einem Pilger Heilige? Am Wegesrand mich hier auf der Tagung in irgendeiner Figur an einem Häusereck, die Namen der Kirchen auf dem der fränkischen Jakobus- Weg, z. B. auf dem Weg von Nürnberg nach Rothenburg ob der Tauber: gesellschaft zu sein. Pil- zweimal Ägidius, Laurentius, Margaretha, Sebastian, Cornelius und Cy- gern verbindet...das ist die prian, Nikolaus, Ottilia und natürlich Jakobus. Überschrift! Aber Heilige, verbinden Heilige – was sind das eigentlich für Leute? „Wer ist der Mensch“, der die auch? zu diesem erlauchten Kreis gehört? Wie kommt man rein, und wer ist draußen ? unterwegs 13 nr. 99 april 2016
Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung Streng betrachtet sind Heilige zunächst einmal Vorbilder, Modell-Menschen, die beeindrucken und überzeugen und die eine Ausstrahlung haben, der man sich schwer entziehen kann. Heilige sind Leute, bei denen Glauben und Vorleben in einer leuchtenden Art eins sind. Von denen man sich mit Respekt und Bewunderung erzählt, die eine Legende sind und Mut machen, und zeigen, was geht. - Nicht jeder, der sich ehrlich müht, ein guter Mensch zu sein, hat das Format eines Franz von Assisi, oder einer Mut- ter Theresa, oder eines Martin Luther King. Aber diese Seligen und Heiligen sind, lebendige Predigten, die sagen: Es ist möglich. Folge mir, und auch du bringst es zu was. So denken wir! Und schließen daraus, dass die alte Kirche dankbar und froh war, dass es solche Men- schen gab. Also wagen wir jetzt mal einen Blick in die Geschichte: Die "Legenda aurea" - ein um 1264 in lateini- scher Sprache verfasstes Werk zu Kirchenfesten und Lebensgeschichten von Heiligen war das popu- lärste und am weitesten verbreitete religiöse Volksbuch des Mittelalters, weiter verbreitet und intensiver gelesen als die Bibel. Das heißt, über Heilige wusste jeder Bescheid. Und wirklich jeder war scharf auf deren Reliquien. Was man aber nicht darstellte war ihre kritische und auch ihre kirchenkritische Kraft. Ihre geistige Sou- veränität liess die Heiligen sich auch gegen die eigene Kirche kehren. Ihr Leben wurde bis zur Lang- weiligkeit in diesem Buch entschärft und dann vermarktet. Von St. Martin erzählte man eben nur die Geschichte vom geteilten Rock, nicht aber die von seinem Boykott gegen Ketzerverbrennungen, und von Franziskus nur die Geschichte von der Vogelpredigt, nicht aber die von der Bußpredigt vor dem Papst und der versammelten Kurie und seine Konflikte mit ihnen. Gerade Franz wurde vermarktet. Die Heiligen sind nicht "brave" Leute, sie mischen auf, stellen Dinge auf den Kopf, haben Mut... Was sie alle auszeichnet, ist eine atemberaubender Mut. Woher kommt der? Diese Courage hat ihre Basis im Vertrauen auf die Gegenwart Gottes. Heilige sind keine perfekten Menschen...nur auf Altären thronende Idealmenschen. Sie leben nicht jenseits von Gut und Böse. Heilige haben gesündigt, Fehler gemacht. Luther hatte geradezu krankhaft als Mönch versucht, ein heiliges Leben zu leben, gegeiselt, gefastet, gebetet, gearbeitet, mehr als die anderen...bis er erkannte!, dass der Mensch sich nicht selber heilig ma- chen kann, sondern dass das ein Geschenk Gottes ist. Eine Wirkung des Heiligen Geistes. Um sich das besser vorzustellen, ein Kirchenfenster...solange keine Sonne reinscheint, ist da nix, kommt aber die Sonne, leuchten die Farben. Heilige leben nicht aus sich selbst. Und schon gar nicht - das ist ein verbreitetes protestantische Miss- verständnis - haben sie den Wunsch und die Absicht, sich an die Stelle Gottes oder Christi zu setzen. Das Gegenteil ist der Fall: Sie alle weisen über sich selbst hinaus auf den hin, der sie couragiert macht: Gott. Er gibt Ihnen das Licht, das sie strahlen. Ein Blick in die Bibel ist ein Blick in ihr Gesicht Was ist der Mensch, ... das Menschenkind, den Du - Gott -...kaum niedriger gemacht (hast) als eine Gottheit.... Mit Ausstrahlung (Aura, Wucht, Gravität) und Glanz (Hadár, Zierde, Hoheit) hast Du ihn gekrönt. So steht es im Psalm 8. Mit Ausstrahlung und Glanz hast Du ihn gekrönt – das ist in alter Bibelsprache der H ́ eiligenschein. Ausstrahlung und Glanz - die frühen Bibelillustratoren malten das wie einen Schimmer über das Haupt die Figuren, einen Lichtschein Gottes, strahlend wie eine Aura. Auf den Iko- nen hat jeder Heilige einen goldenen Reif um den Kopf, der das Kerzenlicht im Raum schimmernd re- flektiert. Wer seinen Glauben gelernt hat, weiß, wofür das steht: Es ist die innere Ausstrahlung, die Unwiderstehlichkeit, die manchen Menschen eigen ist. Der Mensch trägt das Leuchten des Angesichts Gottes im Gesicht, der Mensch ist Ebenbild, wörtlich „Ikone Gottes“. Und wenn es auch Intensitätsunterschiede geben mag, in einem ließen sie sich nicht beirren: Jeder Mensch, schrieben sie uns ins Stammbuch, jeder –Frau oder Mann –Erwachsene oder Kind -sei im Bilde Gottes geschaffen. Wenn Sie jetzt verstohlen nach links schauen, wer da neben Ihnen sitzt, und nach rechts, und denken : Wirklich alles Heilige? unterwegs 14 nr. 99 april 2016
Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung Der Samstag-Nach- mittag führte wie ge- wohnt hinaus auf einen Weg, in die- sem Jahr auf den Ökumenischen Pil- gerweg Eichstätt - Heidenheim. Es ist der Weg, den Willi- bald oft gegangen ist. Heinz Ottinger, einer der Weg-Inita- toren, stellte Weg und ökumenische Gunthildiskapelle, das “Schnecken- haus Gottes” ge- nannt (1995 eingeweiht), im Schambachtal bei Fotos: Oben: GPS-Praxis mit Hansjörg Bahmüller (rechts) - unten: Gunthildiska- pelle, Heinz Ottinger erläutert, auf den Grundmauern der alten Kapelle spricht Mi- Suffersheim vor. chael Thein ein Segensgebet. unterwegs 15 nr. 99 april 2016
Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung Nach der einstündigen Wanderung fahren die Teilnehmer bei beginnendem Regen nach Heiden- heim. Das Kloster der angelsächsischen Geschwister Wunibald und Walburga wurde im 16. Jh. aufgelöst, das romanische Münster ist heute ev.-luth. Pfarrkirche. Um den einmaligen Kultur- schatz zu erhalten haben das ev.-luth. Dekanat und die Marktgemeinde Heidenheim haben 2006 einen Zweckverband gegründet. Ziel ist es, am Kloster eine Begegnungs-, Bildungs- und Do- kumentationsstätte einzurichten. Die Diözese Eichstätt arbeitet aktiv mit und unterstreicht so den ökumenischen Charakter des Projektes. Bürgermeisterin Susanne Fellner-Köhnlein und Dekan Klaus Kuhn begrüßten in der “Alten Turnhalle”, einem Gemeinde-Saal, die Gäste. 1200 Einw. hat die Marktgemeinde, davon sind 10% Flüchtlinge schon seit den 1980er Jahren. Nach einer Kaffee-Pause führte Kuhn durch das Münster - derzeit in Re- novierung, den Kreuzgang und das Dokumentationszentrum. In der kath. Kirche St. Walburga, 1977 von Alexander von Branca (1919 - 2011), dem bekannten Münchner Architekten, erbaut, feier- ten die Teilnehmer Eucharistie. Reinhard Kürzinger leitete den Got- tesdienst, Michael Thein hielt die Predigt zum Evangelium vom verlorenen Sohn, besser vom barmherzigen Vater. Er zeigte diese Geschichte als Pilger- und Weggeschichte, als unsere eigene Ge- schichte. Margot und Erich Baierl vertieften in einer Schlussbetrach- tung für ,die Teilnehmer den Tag. In der “Alten Turnhalle” folgte dann die Stärkung auf fränkisch mit Schäufele und Bratwurst, mit einem Hauch Italien in der Lasagne. Mit dem Bus ging es zurück nach Pappenheim, für die meisten ins Bett, für ein Dutzend Hartgesottene in den Pilgerhock. unterwegs 16 nr. 99 april 2016
Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung Unser Schatzmeister berichtet: Aktiva zum 31.12.2015 Anlagevermögen 1.595,00 Kasse 1.003,80 Forderungen (Ford. L+L 593,95; Darlehen 5.040,00) 5.633,95 Liga Bank eG 3003310 10.910,20 Liga Bank eG 203003310 219,68 Liga Bank eG 5503003310 42.000,00 Summe Aktiva 61.362,63 Passiva zum 31.12.2015 Ergebnisvorträge 01.01.2015 81.111,91 Vereinsergebnis 2015 -19.749,35 Summe Passiva 61.362,63 2015 Einnahmen Ausgaben Gewinn/Verlust Ideeller Bereich 32.103,00 10.869,56 21.233,44 Spenden 6.597,50 3.992,71 2.604,79 Vermögensverwaltung 102,69 -513,56 -410,87 Zweckbetrieb 56.672,77 -99.849,48 -43.176,71 Summe -19.749,35 Spenden (Einnahmen) 2015 27 Einzelspenden (VJ 125,00) 842,00 10 Spenden mit Zuwendungsbestätigung 1.920,00 (VJ 1.244,00) 1.920,00 759 Kleinspenden im Zusammenhang mit 3.835,50 3.835,50 Pilgerausweisen u. Mitgliedsbeiträgen (VJ 956 Spenden mit 4.882,00) Summe (VJ 6.191,00) 6.597,50 Spenden (Ausgaben) 2015 10-jähr. Jubiläum Sachsen Anhalt 200,00 Ultreia Prag, Spende Flyer 680,00 Hessische Jakobus-Gesellschaft: Budget Initiative Fulda - Main 3.112,71 Summe 3.992,71 Rücklagenbildung gemäß § 58 Nr. 6 AO Erweiterung Internetauftritt 2.000,00 Unterstützung Pilgerberater 500,00 Unterstützung Herbergen 5.000,00 Gesamt 7.500,00 unterwegs 17 nr. 99 april 2016
Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung Wir gedenken unserer Toten: Herbert Helbing, München am 16. 6. 2015, 74 J. Herbert Neder, Obertulba, am 23. 6. 2015, 75 J. Oskar Heider, Burgebrach, am 21. 12. 2015, 83 J. Monika Knött, Kürnach, am 19. 01. 2016, 73 J. Angela Loy, Weißenburg, am 24. 02. 2016, 60 J. Sonntag, Mitgliederversammlung. Nach spirituellem Impuls “Via pacis - auf dem Weg des Frie- dens” durch Erik Soder, der Begrüßung durch den Präsidenten, dem Totengedenken, präsentierte Jo- hanna Gernert ihre Arbeit “Pilgern in Franken” (siehe S. 20) lebendig und anschaulich. Erik Soder trug die Würdigung des Wissenschaftlichen Beirates vor und Joachim Rühl gratulierte der Preisträge- rin (Foto unten rechts). Vor den Berichten des Präsidiums stellte Rühl Wolfgang Greubel (55), Rimpar, als neu berufenes Mitglied des Präsidiums vor. Greubel kommt aus der EDV-Branche und ist der Verantwortliche für unsere neue HomePage mit allem Drumherum. Auch Andrea Trabel stellte Rühl vor. Sie arbeitet seit drei Jahren in unserem Büro und unterstützt jetzt das Präsidium durch die Protokollführung bei den Sitzungen. Die umfangreichen, durch Bilder unterstützten Berichte des Präsidenten, der Vizepräsidentin, von Günter Müller und Wolfgang Greubel, des Schatzmeisters und der Kassenprüfer zeigten ein gut gefülltes buntes Vereinsjahr. Mit Interesse und Beifall wurden die Beiträge aufgenommen. Ein Grußwort überbrachte Siegfried Töllner von “Via Imperii e.V.”; er überreichte eine Pilgerin. Reinhard Verholen er- klärte seinen Rücktritt auf Grund seiner gesundheitlichen Be- lastung. Zum Jahresende hat Irmgard Weingärtner, Volkach, zugesagt sein Amt zu übernehmen. Der Abschied von der Ge- sellschaft, in die er einiges eingebracht habe, falle ihm nicht leicht. Langanhaltender Beifall der stehenden Teilnehmer zeigte seine Wertschätzung. Eine gelungene Tagung! unterwegs 18 nr. 99 april 2016
Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung Pilgerausweise, die von unserer Gesellschaft ausgestellt wurden, bieten vielerlei Einblicke. Die Grafik oben rechts zeigt die Herkunft der 7004 Anträge in 2015. 53% kommen aus den PLZ-Bereichen 7, 8, 9, also fast ganz Süd- deutschland, wozu auch die PLZ 6 teilweise gehört. - In der Mitte sieht man die Anzahl der ausgestellten Pilgerausweise seit 2002. - Unten der Beginn der Pilgerschaft seit 2008. Hier fällt auf, daß Deutschland als Start zunimmt. Auch Spanien hat wieder zugelegt. Und Portugal ist von Jahr zu Jahr mit seinem Weg beliebter ge- worden. Frankreich und die Schweiz bleiben im wesentlichen auf ihrem Niveau. unterwegs 19 nr. 99 april 2016
Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung Johanna Gernert, aus Heilsbronn-Bürglein, hat mit ihrer Ba- chelorarbeit “Pilgern in Franken” bei Prof. Dr. Hans Hopfin- ger am Lehrstuhl für Kulturgeographie in der Mathematisch-Geographischen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt in diesem Jahr den 1. Preis unserer Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft erhalten. Wir bringen hier eine Kurzfassung ihrer Arbeit, die sie auf der Jahrestagung in Pappenheim vorgestellt hat. Pilgern in Franken Qualitätsorientierter Pilgertourismus am Beispiel des Mittelfränkischen Jakobsweges Das moderne Leben ist geprägt durch Beschleunigung, Komplexität, Verdichtung und Globalisierung, weshalb immer mehr Menschen nach Entschleunigung und Selbster- fahrung suchen. Pilgern bietet den Sinnsuchenden eine Möglichkeit, aus dem Hams- terrad der schnelllebigen Zeit auszusteigen und spirituelle Erfahrungen zu machen. Wie die Pilgerstatistik in Santiago de Compostela belegt, ist das Interesse an den Ja- kobswegen in den letzten 20 Jahren stark gestiegen. Zudem entstand in ganz Europa ein komplexes Netz an Jakobswegen. Daher sollte nun darauf geachtet werden, dass die bestehenden Wege weiterhin an Qualität gewinnen, damit Pilger auch in Zukunft von vielen positiven und besonderen Erfahrungen auf ihrem Weg berichten. Vor diesem Hintergrund zielt diese Arbeit darauf ab, die wichtigsten Komponenten eines qualitativ hochwertigen Pilgerweges am Beispiel des Mittelfränkischen Jakobs- weges aufzuzeigen. Hierfür wurde ein kundenorientierter Ansatz gewählt, bei dem die Bewertung und Messung von Qualität durch den Pilgernden erfolgt. Um herauszufin- den, welche Bedürfnisse Pilger haben und wie sie den Mittelfränkischen Jakobsweg selbst wahrnehmen, wurden Pilgereinträge aus Gästebüchern, die in den Kirchen ent- lang des Weges ausliegen, untersucht. Weiterführende Kenntnisse zur Infrastruktur und zu den Angeboten wurden durch die Methode der teilnehmenden Beobachtung ge- neriert. Aus der Analyse der Gästebucheinträge geht hervor, dass die Pilger den Mittelfränki- schen Jakobsweg sehr positiv wahrnehmen und auf dem Pilgerweg gute Erfahrungen machen konnten. Die Inhalte der Einträge greifen dabei sehr verschiedene Aspekte auf und ergänzen sich teilweise. Auf unterschiedliche Weise kamen hierbei die verschiede- nen Komponenten eines Pilgerweges zum Ausdruck: schöne Landschaft und Naturer- lebnisse, ruhige Wegstrecken, attraktive Dörfer und Kleinstädte, offene Kirchen, Gelegenheiten zur Selbstbesinnung und zum Kraftschöpfen, Gotteserfahrungen und Gastfreundschaft. Besonders positiv zu bewerten ist, dass es am Mittelfränkischen Jakobsweg verschie- dene Initiativen und Akteure gibt, die sich um die Erhaltung und Pflege kümmern sowie bei der Gestaltung von Angeboten mitwirken. Hier sind unter anderem die Kon- unterwegs 20 nr. 99 april 2016
Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung trolle und Ausbesserung der Wegmarkierung durch den Fränkischen Albverein, die In- tegration von spirituellen Themenwegen, der Aufbau eines Pilgerbüros in Nürnberg, die Ausbildung von Pilgerführern, die Anstellung von Pilgerpfarrern sowie gemeinde- übergreifende Angebote wie das Sonntagspilgern zu nennen. Dennoch gibt es weiterhin Verbesserungspotenzial. In Bezug auf Pilgerherbergen hat Joachim Rühl mit dem Projekt „Gastfreundschaft - pilgerfreundliche Betriebe“ des “Jakobuswege e.V.” bereits im Jahr 2014 erste Schritte unternommen und Unterkünfte in Rothenburg o.d.T. ausgezeichnet. Eine weitere Empfehlung ist, alle Akteure entlang des Weges (Kirchen, Touristiker, Jakobusgesellschaften und Gastgeber) an einen Tisch zu bringen, um an einer gemeinsamen Strategie zu arbeiten, welche die unterschiedli- chen Interessen berücksichtigt. Dies soll die Kommunikation zwischen den einzelnen Akteuren verbessern und eine langfristige Zusammenarbeit anregen. So kann sich der Mittelfränkische Jakobsweg weiterhin als Angebot für Menschen, die Entschleunigung und spirituelle Erfahrungen suchen, etablieren. Johanna Gernert bringt am Ende ihrer Arbeit Handlungsempfehlungen, die wir hier in Auszügen anfügen; die Empfehlungen sind auch für andere Jakobswege wichtig. Im Hinblick auf die Ergebnisse lässt sich sagen, dass der Mittelfränkische Jakobsweg von Pilgern sehr positiv wahrgenommen wird. Zudem weist er eine relativ gut ausgebaute Infrastruktur auf und bietet ein breites Spek- trum an spirituellen und kulturellen Angeboten. Dennoch besteht weiterer Handlungsbedarf, um den Pilgerweg für Pilger qualitativ hochwertiger zu gestalten. Als Erstes soll auf das publizierte Informationsmaterial eingegangen werden. Da auf dem Mittelfränkischen Jakobsweg überwiegend Individualpilger unterwegs sind, ist es besonders wichtig, dass das Informationsmate- rial immer auf dem neusten Stand ist. Daher sollten die Prospekte kontrolliert und gegebenenfalls ausgebessert und aktualisiert werden. In der hilfreichen Wegbeschreibung des FAV könnte bei einer Überarbeitung darauf ge- achtet werden, dass keine Etappen vorgegeben werden, damit jeder Pilger in seinem Tempo laufen und nach sei- ner körperlichen Konstitution Etappenstrecken wählen kann. Die bisherige Beschreibung teilt den Weg in drei Etappen mit jeweils circa 30 km Länge ein, was für den Durchschnittspilger, der rund 20 km am Tag zurücklegt, zu weit ist. Außerdem liegt der Sinn des Pilgerns nicht darin, möglichst viele Kilometer am Tag zu schaffen, sondern in den Erlebnissen und Erfahrungen, die der Pilger unterwegs macht. Auch könnten die möglichen Schleifen (z.B. Bibelweg in Lehrberg) und auch die anderen Themenwege in die Beschreibung aufgenommen werden. Hilfreich sind sicherlich die maßstabsgetreuen Kartenausschnitte, an denen sich die Pilger orientieren können... Zudem könnte mit Symbolen zusätzlich auf die nächste Rastmöglichkeit oder Trinkwasserversorgung hingewiesen werden. Nach Aussage von Joachim Rühl, Präsident von Jakobuswege e.V., konnte sich das Projekt „Gastfreundschaft - pilgerfreundliche Betriebe“ an anderen bayerischen Jakobswegen etablieren. Insgesamt wurden rund 160 Betriebe in Bayern ausgezeichnet. Diesem Beispiel sollten nun auch Gastbetriebe entlang des Mittelfränkischen Jakobsweges folgen. Hierfür hat Joachim Rühl die Kirchengemeinden am Weg angeschrieben und über das Pro- jekt informiert. Da sie sich mit den Übernachtungs- und Versorgungsangeboten in ihrer Gemeinde auskennen, sollen sie die Aufgabe übernehmen, Betriebe und private Anbieter über das Projekt zu informieren und sie zum Mitmachen zu motivieren... Nachdem pilgerfreundliche Betriebe am Weg ausgezeichnet wurden, kann schließlich ein neues Gastgeberver- zeichnis, welches in erster Linie die pilgerfreundlichen Gastbetriebe beinhaltet, erstellt werden. Dies wäre so- wieso notwendig gewesen, da der Übernachtungsflyer des Tourismusverbandes Romantisches Franken nicht mehr komplett aktuell ist. Dabei sollten nicht nur die Unterkünfte, sondern auch die Gaststätten, Cafés u.a. mit aufgenommen werden. Allerdings sollten hier auch die Öffnungszeiten und Ruhetage notiert werden, damit die Pilger besser planen können. Das Gastgeberverzeichnis sollte auf jeden Fall bei Pfarrämtern, Touristinformationen und bei den (pilger- freundlichen) Gastgebern ausliegen, damit sie bei Bedarf die Informationen parat haben und an die Pilger wei- tergeben können. unterwegs 21 nr. 99 april 2016
Aus unserer Gesellschaft Ein weiterer Vorschlag wäre, einen kleinen Workshop bzw. eine Abendveranstaltung fur die Gastgeber ent- lang des Jakobsweges anzubieten, um ihnen die Hintergründe des Pilgerns und die Bedeutung der Gastfreund- schaft näher zu bringen. Dadurch kann einerseits die Servicequalität gesteigert werden, indem den Gastgebern erklärt wird, welche Bedürfnisse und Anforderungen Pilger haben. Andererseits bietet so eine Veranstaltung den verschiedenen Akteuren die Möglichkeit, sich untereinander kennenzulernen und auszutauschen, woraus eine längerfristige Zusammenarbeit oder innovative und kreative Ideen entstehen können. Unklar erscheint die Organisationsstruktur für die Belange des Mittelfränkischen Jakobsweges. Es gibt meh- rere Interessensgruppen und Akteure entlang des Weges (Kirchen, Touristiker, Jakobusgesellschaft, Gastgeber), welche sich um den Jakobsweg in irgendeiner Weise kümmern und Angebote formen. Hier wäre es sinnvoll, alle an einen Tisch zu bringen, um an einer gemeinsamen Strategie zu arbeiten, welche die unterschiedlichen In- teressen berücksichtigt. Dadurch soll die Kommunikation zwischen den einzelnen Akteuren verbessert und eine langfristige Zusammenarbeit angeregt werden. Es könnten zusätzliche Schautafeln, ähnlich denen in Oberweihersbuch und Roßtal, aufgestellt werden. Diese haben verschiedene Funktionen. Zum einen führen sie die lokale Bevölkerung, Touristen und Wanderer an die Pilgerthematik heran, zum anderen dienen sie dem Jakobspilger als Orientierung, wenn neben kurzen Texten auch eine maßstabsgetreue Wanderkarte enthalten ist. Schaukästen mit einem Fenster zum Öffnen hätten den Vorteil, dass aktuelle Informationen, wie Wegverlegungen oder kirchenmusikalische und kulturelle Veranstal- tungen, untergebracht und aktuell gehalten werden könnten. Zudem könnten an langen Strecken durch Wälder Tafeln an Bäumen oder Stelen mit Sprüchen oder Fragen, die zum Nachdenken anregen, aufgestellt werden - unabhängig von den Impulskärtchen, die in den Kirchen schon seit vielen Jahren ausliegen. Sie können auch andere Wanderer auf den Geschmack des Pilgerns bringen. ... Darüber hinaus könnte angedacht werden, das Markierungszeichen des Fränkischen Albver-eins mit der wei- ßen Muschel auf hellblauem Grund mit dem bekannten Zeichen der gelben Strahlenmuschel auf blauem Grund auszutauschen. Damit wäre die Zugehörigkeit des Mittelfränkischen Jakobsweges zum gesamteuro- päischen Jakobswegenetzes optisch klar und wiedererkennbar. Die Markierung mit der Strahlenmuschel er- möglicht auch eine bessere Wegweisung, indem der Punkt, in den die elf Strahlen münden, als Richtungspfeil aufgefasst werden kann. Frankfurt. Vor dem Treffen der AGdJV traf sich unser Präsident Joachim Rühl mit Gerhard Wai- gand, der Mitglied der “Associa- tion des amis de la Voie de Vézelay”. Er liefert immer wieder Neuigkeiten von dort, wie auch in diesem “unterwegs” auf den Seiten 63/64 zu sehen ist. Auf seine Anre- gung hin hat die “Association” einen Link zu unserer Gesellschaft gesetzt, umgekehrt wird auf unse- rer Homepage unter der via lemo- vicensis ein Link nach Vézelay gesetzt. Ein Wunsch wäre eine ge- meinsame Vorbereitung von hospi- taliers in Bouzais und deren Einsatz in den Herbergen der “As- sociation”, wie in Bouzais selbst. Wenn dir das Wetter nicht gefällt, warte zehn Minuten, dann ist es anders! Galicische Redensart unterwegs 22 nr. 99 april 2016
Pilgerwelt/Jakobuswelt Louis Janin, Pilgerpionnier, 2. 11. 1923 - 18. 1. 2016 1956 war er zum ersten Mal allein auf dem Pilgerwege nach Santiago de Compostela. Er wollte den Geist der Pilger im Mittelalter finden. Allen, die ihm auf seinem Weg die Tür öffneten, sagte er die Worte aus dem Matthäus-Evangelium: “Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.” Die Gastfreundschaft war für ihn untrennbar mit der Pilgerschaft verbunden. 1963, 1965 und 1989 machte er den Weg von Lourdes nach Santiago. 1990 und 1991 ging er von Genf nach Santiago. Nach 25 Pilgerfahrten hörte er auf zu zählen. 1994 kehrte er auf den spanischen Weg zurück, diesmal als Hospitalero, 1996 in Grañon. Viele der Pilger, die ihn als Hospitalero erlebten, nannten ihn “El Mago”. Er wollte ein wenig von dem Glück zurückgeben, das er empfangen hatte. Janin war Gründungsmitglied der “Association Rhône-Alpes des Amis de Saint-Jacques”. Ge- meinschaft und Gastfreundschaft waren die Werte für die er lebte. Nach langen Jahren der prakti- zierten Gastfreundschaft wagte er es, von einer idealen Herberge zu träumen. Er formulierte es so: “Die ideale Herberge gibt es derzeit nicht, und sie wird es nie geben, solange es Pilger gibt.” Seine Frau, die seine regelmäßige lange Abwesenheit im Dienst an den Pilgern tolerierte, sagte einmal: “Schade, daß er zuhause nicht all das gemacht hat, was er für die Pilger macht.” Quelle: Pèlerin 2016-01-24 Alcúdia, an der Nordostküste der spanischen Baleareninsel Mallorca. Die gleichnamige Klein- stadt ist Verwaltungssitz der Gemeinde in der Region Raiguer. Alcúdia hat mit allen fünf Ortsteilen rund 20.000 Einwohner (Stand 2015). 2006 betrug der Ausländeranteil 25,5 %, der Anteil deutscher Einwohner 3,1 %. Amtssprachen sind Katalanisch und Spanisch (Kastilisch). Der Name Alcúdia kommt von dem arabischen „Al-Qudya“ und be- deutet „der Hügel“, was auf die Lage des historischen Stadtkerns auf dem Bergsattel zwischen der Bucht von Pollença und der Bucht von Alcúdia hinweist. Die in neugotischem Stil errichtete Pfarrkirche Sant Jaume von Alcúdia steht am Südwestrand der Altstadt in einer Lücke der Stadtmauer, wie oben links zu sehen ist. Sie wurde zwischen 1882 und 1893 errichtet, nachdem der Vorgängerbau aus dem 14. Jh. im Jahre 1870 zusammen- gebrochen war. Die Kirche ist dem Heiligen Jakobus geweiht, dessen Staute in der Mitte des Al- tares steht. Kirche und Pfarrmuseum sind reich an Schätzen aus der Geschichte der Kirche. Fotos: Michael Weilnhammer unterwegs 23 nr. 99 april 2016
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