VERSICHERUNGEN Ausblick 2020 - Schadenmanagement: Versicherte überzeugen und Kosten senken
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Vom klassischen InsurTech: Betriebliche Versicherer zum modernen Investitionen bleiben auf Altersversorgung viel Luft Lösungsanbieter Rekordniveau nach oben VERSICHERUNGEN Ausblick 2020 Schadenmanagement: Versicherte überzeugen und Kosten senken Studie: Verzicht auf Neukundengeschäft gewinnt immer weiter an Bedeutung VERSICHERUNGEN Ausblick 2020 www.FinanzBusinessMagazin.de
News + Online-Magazine unter: www.FinanzBusinessMagazin.de Fondsanbieter in Private Equity Klimawandel zwingt Deutschland unter Druck auf Rekordniveau Investoren zum handeln INVESTMENT Ausblick 2020 Nachhaltige Geldanlagen: Banken erwarten deutlichen Anstieg grüner Investments Jeder dritte Kunde in Deutschland plant seinen Wealth Manager zu wechseln INVESTMENT Ausblick 2020 www.FinanzBusinessMagazin.de
EDITORIAL I FinanzBusinessMagazin EDITORIAL Vom klassischen Versicherer zum modernen Lösungsanbieter Die Prämieneinnahmen stagnieren, die Wechselbereitschaft steigt und neue digitale Wettbewerber drängen auf den Markt. Weltweit suchen Versicherer nach neuen Wegen, um sich in diesem Spannungsfeld von der Konkurrenz abzusetzen. Die Zeiten, in denen die Versicherer in ihrem Kerngeschäft unter sich sind, gehen zu Ende. Einer Studie zufolge sind 38 Prozent der Deutschen bereit, sich bei einem Dienstleister oder Hersteller wie etwa einem Automobilkonzern zu versichern. 36 Prozent sind offen für Angebote etablierter Technologie- konzerne und 32 Prozent stehen Offerten von Insurtechs aufgeschlossen gegenüber. Weitere Themen dieser Ausgabe sind u.a.: In der Assekuranz zeichnet sich ein strategischer Kurswechsel ab: Während im Jahr 2017 der Schwerpunkt der Versicherungshäuser auf margenverbessernden Maßnahmen lag, priorisieren diese nun über alle Sparten hinweg volumensteigernde Maßnahmen. Über 80 Prozent der Versicherer arbeiten aktuell an Markt- und Wachstumsstrategien. Drei Viertel der Versicherer in Deutschland möchten durch Neukunden wachsen, jeder dritte hat vorrangig Neukunden im Blick. Demgegenüber sehen 67 Prozent der Versicherer im Wachstum mit Stammkunden einen großen strategischen Nutzen, nur 17 Prozent einen sehr großen. Die Gründe für die Unterschiede: Die Vergütungsmodelle im Vertrieb verändern sich nur langsam in Richtung Cross- oder Upselling mit Stammkunden. Zudem behindern das immer noch vorhandene Spartendenken sowie fehlende Multikanalstrukturen den Verkauf übergreifender Versicherungsdienstleistungen je nach Lebenssituation. Die Zeiten einer einzigen Versicherung fürs Leben sind lange vorbei. Nun gerät auch das Bild vom Versicherer als naturgemäßem Anbieter von Policen ins Wanken. Denn drei Viertel der unter 35-jährigen Kunden in Deutschland sind offen dafür, auch bei Branchenfremden Versicherungen abzuschließen. Das Redaktionsteam VERSICHERUNGEN Ausblick 2020 3
FinanzBusinessMagazin I INHALTSVERZEICHNIS VERSICHERUNGEN Markt 6 Vom klassischen Versicherer zum modernen Lösungsanbieter 7 Trendbarometer Assekuranz 9 Versicherer: Neukunde kommt noch vor Stammkunde 10 Studie: Blick in die Zukunft vermiest Versicherern die Laune 12 Studie: Die Hälfte der Versicherer nutzt potentielles Wachstumskapital nicht / Verzicht auf Neukundengeschäft gewinnt immer weiter an Bedeutung 13 Versicherer schnüren Care-Pakete - Skepsis bei PAYL-Tarifen 15 Immobilienquote der Versicherer erstmals zweistellig 17 Standardsetzer erleichtert den Versicherern die Anwendung internationaler Rechnungslegungsstandards 18 Horváth-Studie: Hybride Kunden werden überschätzt 19 BaFin konkretisiert die MaGo für kleine Versicherungsunternehmen 21 Update zum Versicherungsmarktreport 2019 23 Generation Z: Eine attraktive und zugleich kritische Zielgruppe für Finanzdienstleister 26 Die Entschlüsselung der Versicherten-DNS VERSICHERUNGEN - International 28 Altersvorsorge: Deutschland bei den Faktoren Angemessenheit und Integrität gut platziert 30 zeb.European Insurance Study 2019 VERSICHERUNGEN - Rückversicherung 31 Verfügbares Rückversicherungskapital in 2018 leicht rückläufig VERSICHERUNGEN - Run-Off 32 Externer Run-Off von Versicherungsbeständen: Werden Abwicklungsplattformen zum neuen Trend? VERSICHERUNGEN - Digitalisierung 33 Digital Pulse Check Insurance 2019 34 Digitale Plattformen: Jeder fünfte Finanzdienstleister möchte mit Wettbewerbern kooperieren 36 Digitalisierung: Banken und Versicherer rechnen mit den meisten Jobeinbußen 37 Digitalisierung in der deutschen Industrieversicherung 38 Finanzsektor 4.0: Die Zukunft von Banken und Versicherungen wird mit Mut gemacht … und mit Daten 40 Zusatzangebote im Internet sichern Zukunft von Versicherungen VERSICHERUNGEN - Insuretechs 42 Branchenkompass Insurance 2019: Versicherer und Makler meiden Insurtechs 43 InsurTech: Investitionen bleiben auf Rekordniveau 4 VERSICHERUNGEN Ausblick 2020
INHALTSVERZEICHNIS I FinanzBusinessMagazin VERSICHERUNGEN - Cyberversicherung 44 Zwei von fünf Unternehmen wurden zuletzt Opfer einer Cyberattacke – Angst vor künftigen Angriffen groß 46 Cyber-Studie 2019: Risikobewusstsein deutscher Unternehmen wächst 47 Cyberkriminalität kostet deutsche Unternehmen im Schnitt 13 Millionen US-Dollar pro Jahr 49 Innovationen brauchen Versicherungen VERSICHERUNGEN - Sachversicherung 50 Schadenmanagement: Versicherte überzeugen und Kosten senken 51 Royal Sun Alliance nutzt Willis Towers Watson Software jetzt auch in der Schadenbearbeitung 53 Swiss Re und Sopra Steria Consulting entwickeln ganzheitliche Lösung zur Effizienzsteigerung aktiver Sachversicherungsbestände 54 Versicherungsmarktreport 2019 für Deutschland VERSICHERUNGEN - bAV 55 bAV durch Entgeltumwandlung: Kein Schub durch BRSG 57 bAV-Administration erlebt Digitalisierungs-Schub 58 Reine Beitragszusage: breite Umsetzung erst ab 2021 zu erwarten 59 Pensionskassen sehen erheblich steigenden Aufwand für regulatorische Aufgaben mit deutlichen Zusatzkosten 60 Deckung von Pensionsverpflichtungen: Trend zur externen Finanzierung hält an 61 DAX30-Konzerne machen betriebliche Altersversorgung wetterfest 62 DAX 30-Unternehmen: Rechnungszins sorgt für Entlastung bei den Pensionsverpflichtungen 64 Betriebliche Altersversorgung viel Luft nach oben 65 Betriebsrentner werden entlastet VERSICHERUNGEN - Rentenversicherungen 66 Wer besser verdient, lebt zunehmend länger und erhält dadurch überproportional mehr Rente 67 Lebenserwartung steigt nur noch langsam 68 Umfassende Renteninformation: Kompliziert, aber machbar VERSICHERUNGEN - Pflegeversicherungen 69 Armut durch Pflegebedürftig – neue Studie kalkuliert Kosten und Verteilungswirkung 72 Was stationäre Pflege kostet VERSICHERUNGEN - Krankenversicherung 73 Gesetzlich Versicherte setzen auf digitale Gesundheitsservices VERSICHERUNGEN - Kreditversicherung 74 Gesetzliche Neuregelung zeigt Wirkung: Nutzung von Restkreditversicherungen geht zurück IMPRESSUM 52 Impressum VERSICHERUNGEN Ausblick 2020 5
FinanzBusinessMagazin I MARKT Vom klassischen Versicherer zum modernen Lösungsanbieter D ie Prämieneinnahmen stagnieren, Kunden sind offen für Branchenfremde die Wechselbereitschaft steigt und neue digitale Wettbewerber drängen Noch schaffen es die deutschen Versiche- auf den Markt. Weltweit suchen Versicherer rungsunternehmen vergleichsweise gut, nach neuen Wegen, um sich in diesem die Erwartungen ihrer Kunden zu erfül- Spannungsfeld von der Konkurrenz abzu- len. Die höchsten mit dem Net Promoter setzen. In ihrer Studie „Deutscher Versi- Score® (NPS®) gemessenen Loyalitäts- cherungsreport: Wer vernetzt, gewinnt“ werte erzielt 2019 sowohl in der Sach- als zeigt die internationale Unternehmensbe- auch in der Lebensversicherung einmal ratung Bain & Company auf, wie Versiche- mehr die HUK Coburg. Auf den Plätzen rer hierzulande mit vernetzten Services folgen in der Sachversicherung HUK24 und Ökosystemen die Loyalität ihrer Kunden und LVM; in der Lebensversicherung steigern und deren Erwartungen im digitalen CosmosDirect und ERGO Direkt. Zeitalter erfüllen können. Befragt wurden weltweit 167.000 Versicherungsnehmer, Die Zeiten, in denen die Versicherer in ihrem darunter 14.000 in Deutschland. Kerngeschäft unter sich sind, gehen zu Ende. 38 Prozent der Deutschen sind „Überzeugende Interaktionen sind und bereit, sich bei einem Dienstleister oder bleiben der Schlüssel für loyale Kunden“, Hersteller wie etwa einem Automobil- erklärt Bain-Partner und Studienautor konzern zu versichern. 36 Prozent sind Dr. Christian Kinder. Hier können Ökosy- offen für Angebote etablierter Techno- steme wie die Werkstattnetze zahlreicher logiekonzerne und 32 Prozent stehen Kfz-Versicherer viele neue Anknüpfungs- Offerten von Insurtechs aufgeschlossen punkte schaffen. „Immer mehr Kunden gegenüber (Abbildung). wollen eine Versicherung, die Lösungen anbietet, statt nur Policen zu verkaufen Im Wettbewerb mit Branchenneulingen und Schäden zu regulieren“, so Kinder weiter. haben etablierte Versicherungsunterneh- „Dafür braucht die Assekuranz Partner. men zwei entscheidende Vorteile. Zum Ökosysteme sind die richtige Antwort auf einen vertrauen die Kunden ihnen. Zum die veränderten Kundenwünsche.“ anderen schätzen viele in entscheidenden Momenten den persönlichen oder telefo- nischen Kontakt. Viele Versicherungsnehmer interagieren indes nur sporadisch mit ihrem Anbieter. 42 Prozent der Befragten geben an, in den vergangenen zwölf Monaten keinen Kontakt zu ihrem Versicherer gehabt zu haben. Das hat unmittelbare Auswir- kungen auf die Loyalität: Gibt es keine Interaktion, liegt der NPS in der Sach- versicherung branchenweit bei 1 Pro- zent, in der Lebensversicherung bei minus 15 Prozent. Schon bei zwei Interakti- onen im Jahr steigen die Werte auf 26 beziehungsweise 14 Prozent. Wesentlich Quelle: © pixabay.com häufiger haben Kunden mit ihrer Versi- 6 VERSICHERUNGEN Ausblick 2020
MARKT I FinanzBusinessMagazin cherung Kontakt, wenn sie über ihre ver- Doch die Versicherer sollten noch aus netzten Geräte in das Ökosystem ihres einem weiteren Grund schnell handeln. Anbieters eingebunden sind. In diesem „Positionieren sie sich nicht als Partner für Fall steigt die Zahl der Interaktionen um ein sicheres Eigenheim oder unfallfreies den Faktor 6. Fahren, werden es branchenfremde An- bieter tun“, so Kinder. Tatsächlich bewegen Mit der richtigen Strategie sich die Kfz-Hersteller in Deutschland in die vernetzte Welt bereits in diese Richtung und zwingen die traditionellen Versicherer, ihre Geschäfts- Ein Drittel der Deutschen erwartet von modelle weiterzuentwickeln. ihrem Versicherer in den Sparten Kfz, Gebäude und Gesundheit vernetzte Fünf Themen stehen dabei im Fokus: Angebote. „Das ist eine Steilvorlage für die Branche“, stellt Bain-Partner Kinder • Aufbau eines Ökosystems fest. Denn über vernetzte Services er- • Entwicklung einer Datenstrategie hielten die Unternehmen kontinuierlich • Weiterentwicklung des Vertriebs Informationen über das tatsächliche • Optimierung von Produkten und Prozessen Verhalten ihrer Kunden, was ihnen die • Zweigleisiger Strategieansatz für die personalisierte Ansprache erleichtere. Entwicklung einer langfristigen Vision So werde die Basis für eine langfristige • Die Assekuranz steht vor einer tief Kundenbindung sowie Up- und Cross- greifenden Transformation. Selling geschaffen. Autor: www.bain.com/de Trendbarometer Assekuranz I n der Assekuranz zeichnet sich ein 2018) mit ihrer digitalen Ausrichtung; für strategischer Kurswechsel ab: Während weitere 16 Prozent steht das Thema 2019 im Jahr 2017 der Schwerpunkt der fest auf der Agenda. Versicherungshäuser auf margenverbes- sernden Maßnahmen lag, priorisieren diese Baustelle Digitalisierung nun über alle Sparten hinweg volumen- steigernde Maßnahmen. Über 80 Prozent In der Assekuranz wird zwar schon heute der Versicherer arbeiten aktuell an Markt- an vielen verschiedenen digitalen Themen und Wachstumsstrategien. Das ist eines gearbeitet, was grundsätzlich im Ein- der zentralen Ergebnisse des Trendbaro- klang mit der fokussierten Digitalstrate- meters Assekuranz, einer Kurzstudie der gie steht. Allerdings ist eine eindeutige globalen Strategie- und Marketingberatung Stoßrichtung innerhalb der digitalen Themen Simon-Kucher & Partners. aktuell nicht erkennbar. „Jedes zweite Versicherungsunternehmen gibt an, dass Oberstes strategisches Ziel: Wachstum dieses essentielle Thema im eigenen Haus nicht systematisch und übergrei- Die Studienergebnisse zeigen zudem: fend angegangen wird“, so Frank Gehrig, Neben Markt- und Wachstumsstrategien Partner bei Simon-Kucher. Dabei ist den steht 2019 das Thema Produktstrategie Studienteilnehmern der Mehrwert, den im Zentrum vieler Versicherungshäuser. Digitalisierung in Punkto Kundennutzen Im Einklang mit den Trends der Branche stiftet, durchaus bewusst. Innerhalb der wird außerdem die Digitalstrategie in al- Wertschöpfungskette sehen Versicherer len Sparten als potenzieller Wachstum- insbesondere beim Thema Service durch streiber gesehen und steht ebenfalls im Digitalisierung den größten Kundennut- strategischen Fokus der Versicherer. Über zen. Und konkret planen vier von fünf zwei Drittel beschäftigten sich bereits Versicherungshäusern auch, in der nahen zum Zeitpunkt der Erhebung (November Zukunft beispielsweise in Online- und VERSICHERUNGEN Ausblick 2020 7
FinanzBusinessMagazin I MARKT Videochats zu investieren. „Für Versicherer Im Hinblick auf die Frage, auf welchen ist es dringend notwendig, die Digitali- Vertriebsweg man sich 2019 und darüber sierung als ‚Enabler‘ wahrzunehmen, die hinaus konzentrieren will, gehen die Mei- dabei hilft, Maßnahmen zu implementieren nungen der Sparten stark auseinander. und übergreifende Ziele zu erreichen: So stehen im Bereich Komposit auch weiter- Eine einheitliche Strategie ‚aus einem hin ‚Ausschließlichkeit & Makler‘ klar im Guss‘ ist hier unverzichtbar“, so Maximilian Fokus. Lebensversicherer konzentrieren Effing, Studienautor und Manager bei sich hingegen stärker auf Maßnahmen Simon-Kucher. für Makler und Partnervertriebe. Der Be- reich der Krankenversicherer priorisiert vor allem den Vertrieb über die eigene Homepage. Thema „Produkt“ wird nur zögerlich und häufig losgelöst vom Pricing angegangen Auf die Frage, welche Top-Maßnahmen zum Thema „Produkt“ 2019 operativ umgesetzt werden, zeichnete sich ein klares Bild ab: Bei Versicherern steht vor allem die Überarbeitung bestehen- der Produkte im Fokus. Eine Sanierung des Produktportfolios und auch die Entwicklung neuer Produkte hat – zu- mindest in Komposit und Leben – nur untergeordnete Relevanz. „Versicherer beschäftigen sich aktuell zu wenig mit neuen Innovationen, die sich durch die Digitalisierung ergeben – dies sollte sich zukünftig ändern. Für uns ist es aber überraschend, dass die Produktstra- tegie häufig losgelöst von der Preisstra- tegie angegangen wird. Im Produktent- Quelle: © DragonImages - Fotolia.com wicklungsprozess müssen beide Themen untrennbar miteinander verbunden sein“, Priorisierung im Vertrieb erläutert Effing. spartenübergreifend auf Neukundengewinnung Neukunden-Wachstum durch Sales Excellence Im Bereich Vertrieb liegt der Fokus der Versicherer spartenübergreifend auf der Die Ergebnisse des Trendbarometers Neukundengewinnung und einer damit zeigen deutlich: Die Neukundengewin- einhergehenden Verbesserung der Ver- nung ist klares Vertriebsziel in allen kaufsunterstützung. Auffällig ist, dass die Sparten. Dazu Gehrig: „Unsere Erfah- Veredelung der Kunden durch Up- oder rung zeigt, dass zwei Hebel es ermög- Cross-Selling hingegen nur eine unter- lichen, dieses Ziel, bereits kurz- bis geordnete Rolle (< 50 Prozent) spielt. mittelfristig zu erreichen: Versicherer „Der Kampf um den (Neu-) Kunden hat sollten zum einen ihre Vermittler durch begonnen. Um diesen für sich zu gewinnen, digitale Verkaufsunterstützungen akti- müssen Versicherer eine praktikable vieren. Zum anderen muss die Neukun- Omnikanal-Strategie vorweisen. Dazu dengewinnung durch eine praktikable gehört auch ein systematisches Lead- Omnikanal-Strategie und ein systema- Management durch konsequentes Anbieten tisches Lead-Management unterstützt von Cross- und Up-Selling-Optionen“, so und angestoßen werden.“ Gehrig. Autor: www.simon-kucher.com/de 8 VERSICHERUNGEN Ausblick 2020
MARKT I FinanzBusinessMagazin Versicherer: Neukunde kommt noch vor Stammkunde D rei Viertel der Versicherer in einer Bandbreite frei gewählt werden. Deutschland möchten durch Neu- Die Idee dahinter lautet Transparenz. kunden wachsen, jeder dritte hat Zudem sollen Makler und Vermittler so vorrangig Neukunden im Blick. Demge- Anreize bekommen, ihr Geschäftsmodell genüber sehen 67 Prozent der Versiche- in Richtung einer laufenden Vergütung rer im Wachstum mit Stammkunden einen umzustellen. Ein weiterer Ansatz ist ein großen strategischen Nutzen, nur 17 Pro- „Pay-per-Contact“-Modell. zent einen sehr großen. Die Gründe für die Unterschiede: Die Vergütungsmodelle Um künftig stärker mit Bestandskunden im Vertrieb verändern sich nur langsam in zu wachsen und den Vertrieb zu stärken, Richtung Cross- oder Upselling mit Stamm- will mehr als jeder vierte Versicherer mit kunden. Zudem behindern das immer noch innovativen Produkten und verbessertem vorhandene Spartendenken sowie fehlende Service (28 Prozent) überzeugen. Um Multikanalstrukturen den Verkauf über- Stammkunden gerade während der langen greifender Versicherungsdienstleistungen Laufzeit von Lebens- und Rentenversiche- je nach Lebenssituation. Die nötigen rungen mehr Freiheiten zu geben und für Investitionen in das Aufbrechen von neue Kontaktanlässe zu sorgen, setzen Datensilos und neue Konzepte zur Nutzung einige Versicherer zunehmend auf anpass- von Daten hat das Gros der Versicherer bare Produkte. Kunden können beispiels- noch vor sich. Das ergibt die Studie „Branchen- weise Beiträge je nach Lebenslage senken kompass Insurance 2019" von Sopra und erhöhen sowie Auszahlungen aus dem Steria Consulting. angesparten Vermögen vornehmen. Diese Flexibilität schafft Kundenzufriedenheit Die Versicherungsbranche tut sich mit neuen und zusätzliche Gesprächsanlässe für die Vergütungsmodellen, die vor allem die Vermittler. Beides fördert das Cross- und laufende Betreuung der Stammkunden Upselling-Potenzial. belohnen, noch schwer. Das gilt vor allem für das traditionell auf Neuabschlüsse aus- Nachholbedarf beim Cross-Selling gelegte Lebensversicherungsgeschäft. Im Zuge eines drohenden Provisionsverbots Die Mehrheit der Versicherer bewertet die bieten Versicherer mittlerweile sogenannte Chancen, mit Stammkunden zu wachsen, Nettopolicen an. Statt der Provisionskosten, grundsätzlich als groß, so das Ergebnis die mit den Beiträgen sukzessive abbezahlt des im Rahmen der Studie durchgeführten werden, fällt einmalig ein festes Honorar Think Tanks mit Experten aus der Bran- an. Bei fondsgebundenen Rentenversiche- che. Die Anzahl der Policen pro Haushalt rungen arbeiten eini- ist in der Regel höher als die ge Anbieter mit einer durchschnittliche Vertragszahl Bestandspflegever- der Kunden. Trotz des Potenzi- gütung nach dem als nutzt die Assekuranz ihre Net-Asset-Value-An- Chancen aktuell nicht, weder satz. Grundlage für auf klassischem noch auf digi- die Vergütung ist das talem Wege. Dabei sind gerade Ve r t ra g s g u t h a b e n Online-Vertriebswege präde- des Versicherungs- Quelle: © goodluz - Fotolia.com stiniert, um bei Stammkunden vertrags. Andere Ver- zu punkten. Das Vertrauen in sicherer bieten Vermittlern und Kunden ein den Versicherer besteht bereits. Neukunden variables Modell. Abschlussvergütungen sind dagegen digitalen Kanälen gegenüber und Folgehonorar können im Rahmen skeptischer, vor allem bei Unternehmen, die VERSICHERUNGEN Ausblick 2020 9
FinanzBusinessMagazin I MARKT sie nicht kennen. Die Zahl der nötigen Kontakte werden explizit bei Vertragsabschluss vom pro Abschluss ist signifikant größer. Kunden erfragt. Weil allerdings in vielen Den Versicherern fehlt es allerdings noch Unternehmen das Omnikanal-Management an spartenübergreifenden und datenba- nicht funktioniert, entstehen unbefriedi- sierten Konzepten. „Die Spartentren- gende Kundenerlebnisse. Der Kunde wird nung ist im digitalen Zeitalter veraltet und nicht auf dem aktuellen Stand seiner Kom- verhindert Geschäft, vor allem mit den munikation bedient. Es fehlen Regeln, Stammkunden“, sagt Dominic Testrut, um die nahtlose Übergabe der Daten zwi- Director Insurance Consulting von Sopra schen den Kanälen zu gewährleisten. Zu- Steria Consulting. „Die Versicherten er- dem werden verhaltensbasierte Daten warten ganzheitliche Problemlösungen, die noch nicht systematisch erhoben und für beispielsweise Lebenswelten wie Gesund- die Cross-Selling-Produkte eingesetzt. Auf heit, Mobilität und Wohnen verknüpfen“, so diesem Gebiet setzt derzeit ein Umdenken Testrut. ein. Jeder fünfte Versicherer hat die In- tegration der Kommunikationskanäle weit Grundsätzlich haben Versicherungsun- oben auf der Investitionsliste für die kom- ternehmen eine gute Basis. Daten wie menden drei Jahre, so der Branchenkom- das Alter, der Familienstand, der Beruf, pass Insurance 2019. die Wohnsituation oder das Einkommen Autor: www.soprasteria.de Studie: Blick in die Zukunft vermiest Versicherern die Laune D ie Versicherungswirtschaft in Mittel- bis langfristig stellt sich die Branche Deutschland verharrt in ihrem Stim- auf Wachstumsdämpfer ein. Die Stimmung mungstief. Nur rund jeder vierte ist allenfalls als verhalten optimistisch ein- Entscheider geht davon aus, dass sich die zustufen. Entscheider kleinerer Versicherer Branche in den kommenden drei Jahren mit bis zu 500 Mitarbeitern blicken pessi- signifikant besser als die Gesamtwirtschaft mistischer in die Zukunft als die Konzerne. entwickeln wird. Damit hat sich die Ge- Das liegt vor allem an den hohen Bürokratie- mütsverfassung seit 2017 kaum verändert, kosten für die Umsetzung von EU-Re- trotz ordentlicher Wachstumszahlen 2018. gularien. Die großen Unternehmen können Die Abkühlung der Konjunktur kommt die fixen Kosten, die Solvency II, die Daten- zur Unzeit, Regulierung und die anhaltend schutzgrundverordnung (DSGVO) und der niedrigen Zinsen erschweren weiterhin das Bilanzierungsstandard IFRS 17 auslösen, Geschäft. In sieben von zehn Unterneh- besser über die Masse an Verträgen und men binden zudem Maßnahmen für mehr Mitarbeitern verteilen als Versicherer mit Datensicherheit und Datenschutz viele Res- weniger Bestand und Personal. sourcen. Impulse für neues Wachstum ver- sprechen sich die Versicherer und Vermittler Leichte Entlastung winkt den Versicherern durch mehr Automatisierung und Digitali- mittelfristig beim Solvency-II-Regelwerk. sierung. Das ergibt die Studie „Branchen- Die EU-Kommission will das Thema 2020 kompass Insurance 2019“ von Sopra Steria neu bewerten. Der GDV hatte nach einer Consulting. Zwischenbilanz darauf hingewiesen, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Solvenz- Für das laufende Geschäftsjahr rechnen berichte kaum gelesen werden, und eine die Entscheider der Versicherer und Makler Verschlankung gefordert. Für zusätzliche im Durchschnitt erneut mit Beitragsstei- Vereinfachungen wollen die Versicherer gerungen, so der Gesamtverband der selbst sorgen. Plan ist, Kosten für künftige Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). regulatorische Anpassungen durch Investi- 10 VERSICHERUNGEN Ausblick 2020
MARKT I FinanzBusinessMagazin tionen in Cloud-Lösungen an die Anbieter Automatisierung und Digitalisierung auszulagern. Fast jede dritte Führungskraft als Hoffnungsträger (31 Prozent) verspricht sich mit der Maß- nahme automatische Anpassungen an Re- Um sich gleichzeitig Vorteile bei den Ko- gulierungen, so die Studie. sten und bei der Kundenzufriedenheit zu verschaffen, stehen branchenweit Investi- Beim Vergleich mit anderen Anbietern von tionen in Automatisierung, Digitalisierung Versicherungen gibt sich die Branche selbst- und Kooperationen auf der Agenda. Aus bewusst. 43 Prozent der Unternehmen Sicht von 61 Prozent der befragten Ent- halten sich für technologisch und organi- scheider sollte das eigene Unternehmen satorisch besser gewappnet als ihre eine technologische Vorreiterrolle anstre- direkten Wettbewerber. Zwölf Prozent ben. Zentrale Hebel sind Robotic Process sehen sich in einer schwächeren Position. Automation, Beratung mit Unterstützung Vermittler sind hier etwas zurückhaltender von Chatbots, Bekämpfung von Versiche- als ihre Produktgeber. Von ihnen sagen nur rungsbetrug mithilfe Künstlicher Intelli- 32 Prozent, besser als ihre Wettbewerber zu genz sowie Cloud Computing. sein, 18 Prozent schätzen sich als schwächer ein. Sie befürchten vor allem, dass sie Mehr als jedes zweite Unternehmen will sukzessive durch Onlineplattformen und zudem mit durchgehend digitalen Pro- Insurtechs ersetzt werden. Insgesamt be- zessen mehr direkte Onlineabschlüsse trachten 59 Prozent der Versicherer und ermöglichen und die Schaden-Kosten- Vermittler Insurtechs als ernste Bedrohung Quoten massiv senken. Maßstab im Scha- im Kampf um Marktanteile. denmanagement sind digitale Versiche- rer wie One, die bis zu 60 Prozent aller Strategisch wenig Neues Schäden in Echtzeit und vollautomatisch regulieren. 63 Prozent der Ver- Auf der Suche nach neuen sicherungsmanager sehen große Wachstumsimpulsen wirkt die Chancen, mit dem Umstieg auf Branche strategisch ein Stück eine IT-Landschaft aus der Cloud weit ideenlos: Auf der Einnah- Wachstumsimpulse im Vertrieb menseite bleiben viele Ver- zu setzen. Jeder vierte Versiche- sicherer ihren etablierten rer möchte mit dieser Maßnahme Strategien treu. Für 76 Pro- künftig schneller und einfacher zent ist das Gewinnen neu- modulare Baukastenprodukte für er Kunden immer noch das Kunden anbieten und gewach- Hauptstandbein für Wachstum. sene Spartenstrukturen über- Immerhin: 67 Prozent der be- winden. Beim Thema Kooperati- fragten Versicherer fokussie- onen mit Insurtechs zögern viele ren sich parallel verstärkt auf Entscheider noch. Nur vier von Cross-Selling-Strategien mit Quelle: © contrastwerkstatt - Fotolia.com zehn Versicherungsunternehmen Stammkunden. „Die Differen- halten die Zusammenarbeit für zierung gegenüber Wettbewerbern findet nützlich, bei den Vermittlern spricht sich in der Versicherungsbranche noch stark jeder vierte für Partnerschaften aus. über den Preis statt, besonders bei Sach- versicherungen. Damit ist praktisch jeder Vertrieb 2022: weniger Vermittler, Versicherer gezwungen, Organisation und aber keine Komplettdigitalisierung Prozesse akribisch nach Einsparpoten- zialen abzusuchen. Kunden honorieren Als Wachstumsgaranten gelten in der Ver- allerdings auch schnelle und fundierte sicherungswirtschaft die Vermittler und Beratung über diverse Kanäle sowie Pro- Makler mit ihrer Nähe zu den Kunden. dukte, die sich ihrer Lebenssituation stän- Mit Blick auf die kommenden drei Ge- dig anpassen. Diesen Wachstumspfad mit schäftsjahre sehen die befragten Versi- loyalen Kunden sollten mehr Assekuranzen cherungsführungskräfte einen Rückgang stärker verfolgen“, sagt Christian Diemaier, der Vermittlerzahlen zugunsten des Leiter des Geschäftsbereichs Insurance Direktgeschäfts über Onlinekanäle. Als von Sopra Steria Consulting. Vertriebsmodell der Zukunft erwarten drei VERSICHERUNGEN Ausblick 2020 11
FinanzBusinessMagazin I MARKT Viertel der Befragten allerdings kein Ende bieten beispielsweise digitale Sachversi- der persönlichen Beratung, sondern einen cherungen über Makler an. Wefox unter- Hybridansatz. stützt Makler darüber hinaus mit einem Für viele Versicherungsprodukte bleiben digitalen Backoffice. „Wir werden erleben, die Berater unverzichtbar, werden aller- wie die Versicherer mit ihrer Markenbe- dings bei der Anbahnung von Geschäft kanntheit, Makler und Vermittler mit ihrem deutlich stärker als bislang durch Tech- Vertriebs-Know-how sowie Insurtechs mit nologien wie Künstliche Intelligenz un- ihrer technischen Innovationsstärke deut- terstützt. Selbst rein digitale Versicherer lich enger zusammenrücken“, sagt Christian setzen auf die Nähe zu erfahrenen Ver- Diemaier von Sopra Steria Consulting. triebsexperten. Neodigital und Wefox Autor: www.soprasteria.de Studie: Die Hälfte der Versicherer nutzt potentielles Wachstumskapital nicht / Verzicht auf Neukundengeschäft gewinnt immer weiter an Bedeutung E ine Vielzahl der Versicherer nutzt ihr programmen das tägliche Geschäft. Zum Potential an Wachstumskapital nicht anderen muss sich die Assekuranz erhöh- voll aus. Dies ergab eine aktuelle ten regulatorischen Anforderungen stel- Studie der Managementberatung 67rock- len“, erklärt Braasch. Auch mangelnde well. Demnach betrieben nur 52 Prozent Profitabilität und zu hohe Verwaltungs- der befragten Komposit-Versicherer – und Administrationskosten könnten Versicherungen, die verschiedene Spar- als Ursache abgeleitet werden. Im Um- ten der Sach- und Unfallversicherungen kehrschluss: Im Fokus neuer Wachstum- anbieten – den sogenannten „Run-Off“, schancen fehlt den Versicherungsun- einen bewussten Verzicht auf Neukunden ternehmen somit Wachstumskapital für und die Konzentration auf das Fortführen Neugeschäft. Man konzentriert sich statt- von Altbeständen. 88 Prozent der Studien- dessen auf das Fortführen von Altlasten teilnehmer gehen davon aus, dass RunOff in der Schaden-Unfallversicherung. bei deutschen Komposit-Versicherungen weiter an Bedeutung gewinnen wird. Dennoch: Von den 52 Prozent der Ver- sicherungen, die bereits Run-Off betrieben „Das Thema ‘Run-Off‘ spielt im deutschen haben, konzentriert sich der Großteil Versicherungsmarkt eine wachsende Rolle – nämlich über 80 Prozent – auf einen und wird zukünftig noch häufiger als externen Run-Off. Lediglich ein Fünftel ‘Notbremse‘ in Versicherungsportfolios setzte einen internen Run-Off um. eingesetzt werden“, so Tim Braasch, Leiter der Studie sowie Gründer und Geschäfts- Der Unterschied: Bei einem externen führer von 67rockwell. Run-Off überträgt ein Versicherer seinen Versicherungsbestand entweder auf ein „Dies hat verschiedene Gründe. Die deut- anderes Unternehmen oder das gesamte sche Versicherungswirtschaft befindet Versicherungsunternehmen wird an einen sich in einem dynamischen Wandel. Zum Investor verkauft. Ein interner Run-Off einen erschweren Kapitalbindungskosten liegt vor, wenn ein Versicherungsunter- und eine enorme Komplexität im Umgang nehmen sein Neukundengeschäft offi- mit Altlasten in IT- und Transformations- ziell oder zumindest faktisch einstellt, 12 VERSICHERUNGEN Ausblick 2020
MARKT I FinanzBusinessMagazin den Bestand aber nicht an einen Dritten überträgt, sondern selbst als Risikoträger rechtlich und ökonomisch abwickelt. In den vergangenen Jahren stieg das pro- gnostizierte Run-Off-Potential auf dem europäischen Markt stetig. So schätzt ein Viertel der befragten Versicherer in der Studie das potentielle Run-Off-Volumen über die nächsten drei Jahre auf mehr als 250 Millionen Euro. Autor: www.67rockwell.de Quelle: © Tomasz Papuga - Fotolia.com Versicherer schnüren Care-Pakete - Skepsis bei PAYL-Tarifen M ehr als jeder dritte Versicherer Die Produktlandschaft der Assekuranz in (35 Prozent) will seine Produkt- Deutschland wird sich in den kommen- landschaft bis 2022 gravierend den Jahren wandeln. Mit neuen Services, verändern. Die Branche reagiert damit Angeboten, Apps und Multi-Kanal- unter anderem auf den geplanten Provi- Management wollen die Versicherer und sionsdeckel für bestimmte Lebensversi- Vermittler neue Kunden gewinnen und cherungsprodukte und den harten Preis- bestehende Beziehungen vertiefen. Vor kampf in der Sachversicherungssparte. allem neue Themenangebote wie Vier von zehn Versicherern wollen das Produktbündelungen und Cyber-Security- Geschäft mit Total-Care-Paketversiche- Policen werden in den kommenden fünf rungen und Anti-Hacking-Policen ankur- Jahren an Relevanz gewinnen. beln. Produkte mit verhaltensabhängigen Beiträgen finden in der Branche dagegen So wollen 39 Prozent der befragten Ver- weniger Anklang. Das ergibt die Studie sicherer durch Kombiprodukte wachsen. „Branchenkompass Insurance 2019" von Die Themenpakete enthalten neben der Sopra Steria Consulting. Versicherungsleistung weitere Dienst- leistungen, beispielsweise Bausteine anderer Versicherer sowie passende Pro- dukte branchenfremder Unternehmen. Die Assekuranz reagiert damit auf neue Kundenerwartungen: Zwei von drei Ent- scheidern stimmen der Aussage zu, dass Kunden zukünftig Versicherer bevorzu- gen werden, die ihnen Komplettlösungen über digitale Ökosysteme und Themen- plattformen anbieten können. Der Versicherer Gothaer arbeitet bei- spielsweise mit verschiedenen Partnern an einer Smart-Home-Plattform. 40 Pro- zent der befragten Versicherer planen ähnliche Kooperationen. Die Versiche- rungskammer Bayern bietet seit Anfang Quelle: © © Sergey Nivens - Fotolia.com 2019 ein Care-Paket namens Holiday Care VERSICHERUNGEN Ausblick 2020 13
FinanzBusinessMagazin I MARKT an, das auf der eigenen digitalen Plattform tumsprodukt. Produkte wie Pay-as- Uptodate basiert. Kunden, die eine längere you-live-(PAYL-) Policen gewinnen Zeit nicht zuhause sind, können situative hierzulande nur langsam an Relevanz. Versicherungen und versicherungsnahe Anders sieht es in den USA aus. Hier Leistungen wie eine Schlüsselverwaltung gehen erste Versicherer dazu über, nur oder einen Sicherheitsdienst buchen. Im noch Lebensversicherungen anzubieten, Zusammenspiel mit Assistance-Leistungen die auf Gesundheitsdaten der Kunden wird das Angebot deutlich wachsen. Insge- beruhen. „In Deutschland finden verhal- samt werden lebensbegleitende Services tensbasierte Produkte nur schwer Eingang an Relevanz gewinnen, prognostizieren in Tarifkonzepte. Das liegt einerseits da- 37 Prozent der Versicherungsentscheider. ran, dass der Fokus noch auf bewährten Gleiches gilt für Produkte, die von der Be- Geschäftsmodellen liegt. Einige sehen da- ratung über den Abschluss bis zum Schaden- rin auch das Kollektivprinzip gefährdet. management komplett digital angeboten Die größere Herausforderung liegt jedoch werden. immer noch in der Bereitstellung der er- forderlichen digitalen Infrastruktur. Ist diese Cyber-Security-Versicherungen Hürde einmal genommen, lassen sich als Wachstumstreiber dynamische Versicherungsprodukte mit situativen Risikobewertungen abbilden Über Themenpakete denken die Versi- und vermarkten“, sagt Dominic Testrut, cherer auch bei der Absicherung gegen Leiter Insurance Consulting bei Sopra Cyber-Risiken nach. 41 Prozent der Ent- Steria Consulting. scheider gehen davon aus, dass Policen gegen Schäden durch Hackerangriffe in den kommenden fünf Jahren an Relevanz gewinnen werden. Versicherer wollen Kunden bei ihren IT-Sicherheitsanforde- rungen unterstützen und entwickeln dafür spezielle Deckungskonzepte. Für Unter- nehmen entstehen beispielsweise Zusatz- leistungen wie eine IT-Sicherheitsbera- tung. Die Branche reagiert damit auf eine wachsende Bedrohung durch Cyber-Atta- cken und die damit verbundene steigende Nachfrage nach Cyber-Sicherheit. Im Zeit- raum von 2010 bis 2017 sind die Fälle von Cyber-Crime um 44 Prozent gestiegen, so der Lagebericht des Bundeskriminal- amtes. Zudem werden Bedrohungen nicht nur häufiger, sondern auch raffinierter. Vorreiter bei der Produktentwicklung sind Quelle: © Kzenon - Fotolia.com die Konzerne. Nur 27 Prozent der kleine- ren Versicherungsunternehmen setzen auf Wachstum durch Cyber-Security-Policen. Im Gegensatz zu PAYL-Produkten haben Das ist auf die generell kleinere Produkt- es Pay-as-you-drive-(PAYD-)Modelle ein- auswahl zurückzuführen. facher. Telematik wird eingesetzt, um Risiken in der Kfz-Sparte exakter zu Vor allem PAYL-Tarife haben kalkulieren. Das ermöglicht individuelle es weiterhin schwer Tarife. Defensives Fahren wird beispiels- weise durch Rabatte belohnt. Versicherer Im Gegensatz zu Produktbündelungen und wie die Allianz, HUK-Coburg und Cosmos Cyber-Versicherungen betrachten viele Direkt haben PAYD-Angebote im Portfo- Versicherer die Zukunft verhaltensab- lio. In Großbritannien sind PAYD-Modelle hängiger Tarife immer noch mit Skepsis. seit Jahren beliebt, Italien oder Österreich Lediglich 31 Prozent der befragten Ent- nutzen sie ebenfalls. scheider bewerten die Tarife als Wachs- Autor: www.soprasteria.de 14 VERSICHERUNGEN Ausblick 2020
MARKT I FinanzBusinessMagazin Immobilienquote der Versicherer erstmals zweistellig D ie durchschnittliche Immobilien- ist mittlerweile die mit höherem Risiko quote der Versicherungen befindet behaftete Klasse „Core+“ die bevorzugte sich auf einem historischen Höchst- Risikokategorie. Insgesamt gaben rund stand und liegt mit 10,3 Prozent erst- zwei Drittel der Versicherer an, heute mals im zweistelligen Bereich. Das zeigt mehr Risiko in Kauf zu nehmen als noch das aktuelle Trendbarometer Assekuranz vor zwei Jahren. 2019 von EY Real Estate. Für die nunmehr zwölfte Auflage der Studie wurden im Mai „Das maßgeblich von der Niedrigzinspo- und Juni 24 führende Unternehmen der litik verursachte sehr hohe Preisniveau Assekuranz befragt. treibt die Versicherungen in riskantere Investments, um ihre Renditeziele zu er- „Dieser Höchststand der Immobilien- reichen“, sagt Fischer. Entsprechend werden quoten der Versicherer spiegelt die auch Value-Add-Investments (hohe herausgehobene Rolle wider, die Immo- Renditeerwartung bei hohem Ausfallrisiko) bilienanlagen in Zeiten eines risikolosen für 70 Prozent der Umfrageteilnehmer Zinses nahe null eingenommen haben“, interessanter. Investitionen in der riskan- sagt Dietmar Fischer, Partner bei EY Real testen Kategorie „Opportunistic“ lehnen Estate und Autor der Studie. „Der Wert- mehr als 60 Prozent der Befragten den- steigerungsanteil spielt für die Asseku- noch ab. ranz und deren Geschäftsmodelle eine nachgelagerte Rolle. Entscheidend ist die Indirekte Investments schlagen Cashflow-Rendite, mit der Versicherer ihre Direktbestand – Einzelhandel leidet Garantiezinsversprechen auch im anhal- tenden Niedrigzinsumfeld halten können.“ Knapp zwei Drittel des Immobilienbe- standes werden direkt gehalten. Die Rendi- 70 Prozent der Befragten wollen ihre Im- teerwartung für indirekte Bestände liegt aller- mobilienbestände weiter erhöhen. Rund dings mit rund 5,0 Prozent höher als die drei Viertel geben zudem an, dass die für direkte Bestände (rund 4,5 Prozent). Anlageklasse Immobilien bei ihnen am Zum ersten Mal sind offene Immobilien- stärksten ausgebaut werde. Entspre- spezialfonds die beliebteste Anlageform; chend sehen 80 Prozent der Versicherer sie werden von mehr als 70 Prozent der Unternehmen der eigenen Branche als Befragten präferiert – noch vor fremdge- stärkste Konkurrenz – gleich nach privaten nutztem Direktbestand (70 Prozent). Auch Investoren und Family Offices (84 Prozent). geschlossene Immobilienfonds (60 Prozent) und alternative Immobilieninvestments Inkaufnahme höherer Risiken (52 Prozent) gewinnen an Bedeutung. Traditionell liegt der Fokus der Assekuranz Zunehmend tätigen die Unternehmen der auf Büroimmobilien. Das ist auch in Assekuranz auch risikoreichere Immobi- diesem Jahr ausnahmslos der Fall. Trotz lieninvestments. Mehr als 70 Prozent der bereits hoher Preise bleiben jedoch auch Befragten halten diesen Trend für unum- Wohnimmobilien für drei Viertel der Be- kehrbar. Risikoärmere Immobilieninvest- fragten attraktiv. Während ein steigendes ments im bei Versicherungen traditionell Interesse an Logistikimmobilien erkenn- beliebtesten „Core“-Bereich sind heiß bar ist (74 Prozent), werden Einzelhan- umkämpft, und aufgrund des mangeln- delsobjekte weniger stark nachgefragt den Angebots wird die Suche nach ge- (48 Prozent). Sogar Infrastrukturinvest- eigneten Objekten immer schwieriger. So ments sind beliebter (58 Prozent). VERSICHERUNGEN Ausblick 2020 15
FinanzBusinessMagazin I MARKT Quelle: © sdecoret - Fotolia.com Steuer-, Digitalisierungs- und noch 19 Prozent schätzen den britischen Nachhaltigkeitsaspekte Immobilienmarkt als attraktiv ein. Aller- wichtige Kriterien dings wird auch Deutschland überwiegend nur noch als „attraktiver“ und nicht mehr Eine entscheidende Rolle bei Immobili- als „sehr attraktiver“ Markt angesehen. eninvestments spielt für die Assekuranz „Auch im europäischen Vergleich sinkt die steuerliche Gestaltung. Steuerliche die Attraktivität des deutschen Marktes Aspekte beeinflussen bei rund 60 Pro- durch das mittlerweile vergleichsweise zent der Unternehmen die Investment- hohe Preisniveau“, sagt Fischer. entscheidungen. 86 Prozent erwarten bei ihren Investments, dass künftige Anforde- Über die Studie rungen an eine intelligente Infrastruktur Das Trendbarometer Immobilienanlagen erfüllt werden. Die Digitalisierung erfor- der Assekuranz wurde 2019 bereits zum dert für 86 Prozent der Versicherer ein zwölften Mal durchgeführt und basiert Umdenken, etwa durch aktuelle Trends auf einer Umfrage, die von Mai bis Juni wie Co-Working im Bürosegment. Auch 2019 von EY Real Estate durchgeführt nachhaltige Investments geraten zuneh- wurde. Insgesamt haben 24 führende Un- mend in den Fokus. „Langfristige Investi- ternehmen der Versicherungswirtschaft tionen, die einen konstanten Cashflow für teilgenommen, die einen repräsentativen die Assekuranz erzielen sollen, müssen Querschnitt der Assekuranz abbilden. Ab- selbstverständlich auch zukunftsfähig gefragt wurden allgemeine Markttrends sein. Die digitale Anschlussfähigkeit ist sowie die Immobilieninvestmentstrategie dafür ein entscheidender Baustein“, sagt der Versicherer. Neben der Auswahl aus Fischer. vorgegebenen Antworten hatten die Teil- nehmer bei jeder Frage die Möglichkeit, Europa und Deutschland favorisiert individuelle Kommentare abzugeben. Alle – hiesiger Markt sinkt in der Gunst Antworten sind anonym in die Umfrage eingegangen und ausgewertet worden. Der Investmentfokus der befragten Ver- Autor: www.ey.com/de sicherungsunternehmen liegt klar und deutlich auf Europa (59 Prozent), gefolgt von Asien und Ozeanien (31 Prozent) und Nordamerika (30 Prozent). Afrika wie auch Zentral- und Südamerika spielen für die Assekuranz hingegen keine Rolle. Innerhalb Europas werden klar West- (74 Prozent) und Nordeuropa (65 Prozent) bevorzugt. Deutschland bleibt der favo- risierte Markt (96 Prozent), während das einst so beliebte Groß-britannien offenbar unter dem anstehenden Brexit leidet: Nur Quelle: © jeremias münch - Fotolia.com 16 VERSICHERUNGEN Ausblick 2020
MARKT I FinanzBusinessMagazin Standardsetzer erleichtert den Versicherern die Anwendung internationaler Rechnungslegungsstandards I m Mai 2017, nach gut 20 Jahre andau- ern könnten dadurch signifikante Umstel- ernden Diskussionen, hatte das Inter- lungsaufwendungen erspart bleiben. national Accounting Standards Board Joachim Kölschbach, Partner bei KPMG und (IASB) den internationalen Rechnungsle- für die Anwendung der IFRS bei Versiche- gungsstandard für Versicherungsverträge, rern zuständig, erklärt: „Die Vorschläge IFRS 17, veröffentlicht. Seitdem hat das dürften die Versicherer insgesamt erfreu- IASB die Versicherer bei der Umsetzung en. Das zusätzliche Jahr gibt ihnen die not- eng begleitet und zahlreiche Bedenken so- wendige Zeit um ihre Umsetzungsprojekte wie Umsetzungsprobleme festgestellt. Um abzuschließen und die Änderungen lösen diesen Rechnung zu tragen und um die Um- zahlreiche Probleme in der Praxis. Dazu setzung zu erleichtern, hat es jetzt Än- gehören die Verteilung von Abschlusskosten derungen des IFRS 17 in sieben Bereichen auf die erwartete Laufzeit von Verträgen vorgeschlagen, begleitet von einem Auf- und die Möglichkeit, Gewinne aus Rückver- schub der Erstanwendung um ein Jahr bis sicherungsverträgen zu zeigen, wenn sie zum 1. Januar 2022. Verluste aus dem Bruttogeschäft aus- gleichen. Das bildet die wirtschaftlichen Mary Trussell, Partnerin bei KPMG und global Zusammenhänge besser ab.“ für die Umsetzungsprojekte verantwort- lich: „Mit den Vorschlägen des IASB zur IFRS 17 und seine Änderungen wirken sich Änderung des IFRS 17 haben wir nun ein nicht nur auf die Rechnungslegung aus, vollständiges Bild, wie der anzuwendende sondern betreffen auch das Datenmanage- Standard aussehen wird. Für alle Versiche- ment und IT-Systeme. „Die Änderungen rer mit Projektmüdigkeit ist das ein Weck- erlauben es teilweise, auf rückwirkende ruf, den Projektfortschritt zu beurteilen Analysen von Daten der Vergangenheit zu und das Projekt wiederzubeleben. Die Än- verzichten, aber nur teilweise. Insbeson- derungen helfen, aber die Umsetzung von dere bleibt die Notwendigkeit, die Be- IFRS 17 ist nach wie vor sehr komplex und stände für Zwecke der Rechnungslegung in erfordert substanzielle Anstrengungen.“ Jahresscheiben zu teilen. Das ist mit hohem administrativem Aufwand ver- Die meisten Unternehmen, die bunden und wird sicherlich ein nach IFRS bilanzieren, müssen kritischer Punkt in der Kommen- seit 2018 Finanzinstrumente tierung werden. Es könnte hier nach dem Standard IFRS 9 ab- helfen, die Regel durch eine bilden. Hiervon waren jedoch prinzipielle Anforderung zu Versicherer unter bestimmten ersetzen“, meint Kölschbach. Voraussetzungen befreit; sie sollten die Bilanzierung von Quelle: © Minerva Studio - Fotolia.com Frank Ellenbürger, Bereichs- Kapitalanlagen – das sind vorstand Versicherungen bei weitestgehend Finanzinstrumente – und KPMG, ergänzt: „Es ist entscheidend, dass von versicherungstechnischen Rückstel- die Versicherer sich dessen bewusst sind, lungen gleichzeitig umstellen dürfen. Das dass IFRS 17 trotz der Änderungen hohe IASB hat daher vorgeschlagen auch hier Anforderungen an die Datenerfassung, den Anwendungszeitpunkt auf 2022 zu Systeme, Prozesse und Kontrollen stellt. verschieben. Nicht eingegangen ist das Die Auswirkungen werden über das IASB auf das Petitum aus der Branche, auf Rechnungswesen hinaus spürbar sein: in die Anpassung der Vergleichszahlen für Aktuariat, IT, Risikomanagement, Investor das Vorjahr zu verzichten; den Versicher- Relations bis in HR.“ VERSICHERUNGEN Ausblick 2020 17
FinanzBusinessMagazin I MARKT IFRS 17 wird IFRS 4 ersetzen; dieser für eine Performancemessung unzurei- erlaubte Versicherern weitgehend vorherige chend. Es ist deshalb wichtig, dass der Bilanzierungspraktiken fortzusetzen. Damit Standard zum jetzt vorgeschlagenen Zeit- wird künftig ein wesentlicher Makel behoben, punkt 2022 auch wirklich zur Anwendung nämlich die fehlende Vergleichbarkeit der kommen kann“, erläutert Ellenbürger. Das Versicherer aus unterschiedlichen Jurisdik- IASB fordert die Versicherer und anderen tionen, selbst innerhalb der EU. „Analysten Beteiligten auf, Kommentare bis zum und Investoren fordern jetzt endlich eine 25. September 2019 abzugeben und beab- wirklich vergleichbare und transparente sichtigt die Veröffentlichung der endgültigen Rechnungslegung der Versicherer. Das, Änderung Mitte 2020. was die Versicherer derzeit zusätzlich unter IFRS und Solvency II berichten, ist Autor: https://home.kpmg/de Horváth-Studie: Hybride Kunden werden überschätzt W ebsite, Mail, Chat oder Online- Vergleichsportal – mit der Digi- talisierung können Kunden auf vielen Wegen Versicherungsfragen klären. Hinzu kommen das direkte Gespräch mit dem Berater vor Ort oder Empfehlungen von Freunden und Verwandten. Doch nur die wenigsten Verbraucher nutzen diese Quelle: © jeremias münch - Fotolia.com Vielfalt. Im Gegenteil: 74 Prozent der Kunden informieren sich lediglich über mals verbreiteten Meinung noch eine ver- eine einzige Quelle, bevor sie einen Vertrag gleichsweise überschaubare Gruppe und abschließen. Dies sind Ergebnisse einer keineswegs die Mehrheit“, sagt Stefan repräsentativen Studie der Management- Hiendlmeier, Partner und Leiter Versiche- beratung Horváth & Partners gemeinsam rungen bei Horváth & Partners. „Versicherer mit dem Marktforschungsinstitut forsa. sind also gut beraten, den stationären Befragt wurden mehr als 1.000 Kunden Vertrieb und Offlineinformationen nicht in Deutschland, die in den vergangenen zu vernachlässigen.“ 67 Prozent der reinen zwölf Monaten mindestens einen Kontakt Offlinekunden schätzen dieses Angebot mit ihrem Versicherer hatten. so sehr, dass sie sich beim Berater vor Ort informieren und auch den Vertrag Der Umfrage zufolge bleiben die meisten dort abschließen. Menschen beim Abschluss einer Versiche- rung dem Kanal treu, über den sie sich Versicherungs-Homepage schlägt zuerst informiert haben. So haben 48 Vergleichsportal Prozent der Befragten auf klassischem Weg – also durch Empfehlungen oder im Zudem sind in der Breite nicht die Gespräch mit Beratern – Informationen Vergleichsportale wie Check24 oder eingeholt und einen Vertrag abgeschlos- financescout24 Hauptanlaufstelle für sen. Ein gutes Drittel verbindet laut Studie die Kunden, sondern die Homepages analoge und digitale Wege zum Versi- der Assekuranzen. Immerhin 45 Prozent cherungsabschluss. Diese sogenannten der reinen Onlinekunden und 24 Prozent hybriden Kunden wechseln zwischen der hybriden Kunden steuern sie an. Ver- On- und Offlineangeboten hin und her. gleichsrechner werden dagegen nur von „Hybride Kunden sind entgegen der oft- 35 Prozent der Onlinekunden und 16 18 VERSICHERUNGEN Ausblick 2020
MARKT I FinanzBusinessMagazin Prozent der hybriden Kunden als Haupt- Attraktive Zielgruppe informationsquellen frequentiert. „Die für individuelle Services Portale liegen damit deutlich hinter dem Webauftritt des Versicherers selbst“, sagt Dagegen sind versicherungsfremde Zusatz- Hiendlmeier von Horváth & Partners. angebote meist gern gesehen: 51 Prozent „Beim Kontakt mit ihren Kunden haben der befragten Kunden sind grundsätzlich Versicherer damit immer noch die Polepo- offen dafür – 2017 lag dieser Wert noch sition inne – sei es offline über die Berater bei 45 Prozent. Eine spezifische und klar vor Ort oder online über ihre Homepage.“ umrissene Zielgruppe daraus würden ihrem Versicherer Einblick in ihr Konto Da die Kunden in der Regel sehr gezielt gewähren, um passgenaue persönliche nach Informationen suchen, sollten Ver- Angebote wie Anlagetipps oder opti- sicherer bei ihrem Webauftritt Wert auf mierte Vergleichsangebote zu erhalten. schnelle Auffindbarkeit und Einfachheit „Diese Zielgruppe und ist nicht nur offen der Darstellung legen. Auch der Kontakt für passgenaue Angebote, sondern auch sollte möglichst einfach zustande kom- wirtschaftlich sehr attraktiv“, sagt Ver- men: 32 Prozent der befragten Kunden sicherungsexperte Hiendlmeier von wünschen sich einen Rückrufservice Horváth & Partners. Die Studie zeichnet bei Beratungsfragen, 31 Prozent einen ein klares Kundenprofil: Überwiegend 24-Stunden-Service im Schadensfall. Zu- männlich, Großstadtbewohner, zwischen satzangebote, die an die Stelle des per- 30 und 44 Jahre alt, Gutverdiener. Hiendl- sönlichen Kontakts zwischen Kunde und meier rät: „Um diese konkrete Zielgruppe Berater treten, finden kaum Anklang: Nur erfolgreich zu adressieren, müssen An- vier Prozent wünschen sich eine Videobera- sprachen kontextspezifisch und vor allem tung, fünf Prozent würden im Schadens- einfach gestaltet werden. Der Schlüssel fall einen Video-Sachverständigen zur dazu sind sehr gute Kundenkenntnisse.“ sofortigen Regulierung zuschalten. Autor: www.horvath-partners.com/de BaFin konkretisiert die MaGo für kleine Versicherungsunternehmen D ie BaFin bittet seit November 2019 nicht erfassten kleinen Versicherungs- um Konsultation zu ihrem Entwurf unternehmen nach § 211 VAG, die nach der MaGo für kleine Versicherungs- dem VAG die für Solvency II-Unternehmen unternehmen (VU). Das bedeutet nicht, geltenden Anforderungen an die Geschäfts- dass große Versicherer nicht trotzdem ei- organisation in einem bestimmten Maße nen Blick hineinwerfen sollten. Denn außer erfüllen müssen, werden vom vorgesehenen den Erleichterungen für kleine Versicherer neuen Rundschreiben erfasst. beantwortet der Entwurf auch wichtige Fragen für die großen Unternehmen. Natürlich ist zuerst die Frage zu klären, welche Erleichterungen das Rundschreiben Am 25.01.2017 wurde das Rundschreiben für kleine Versicherer bereithält. Dabei 2/2017 (VA) "Aufsichtsrechtliche Mindestan- fällt auf, dass die 4 Schlüsselfunktionen forderungen an die Geschäftsorganisation (Compliance, Interne Revision, Unabhän- von Versicherungsunternehmen (MaGo)" gige Risikokontrollfunktion und die versi- veröffentlicht. In dessen Anwendungsbe- cherungsmathematische Funktion) keine reich fallen alle Unternehmen, auf die die Erwähnung mehr finden. Es bleibt viel- Rahmenrichtlinie 2009/138/EG des Euro- mehr dabei, den Geschäftsleitern eines päischen Parlaments und des Rates vom Unternehmens die Gesamtverantwortung 25.11.2009 (Solvency II) anwendbar ist. für die ordnungsgemäße und wirksame Die vom Rundschreiben 2/2017 (VA) Geschäftsorganisation zu überlassen. VERSICHERUNGEN Ausblick 2020 19
Sie können auch lesen