INKLUSION INKLUSION - BEGEGNUNG - ZFA

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INKLUSION INKLUSION - BEGEGNUNG - ZFA
BEGEGNUNG
ISSN: 0940-3132

                  DEUTSCHE SCHULISCHE ARBEIT IM AUSLAND                      1-2015 36. Jahrgang

                                                                              1-2015 36. Jahrgang

                  Inklusion
                                                                               Fokus: Inklusion
                                                                               16 Bundesländer,
                                                                               16 Konzepte
                                                                               Interview mit Ulla Schmidt
                                                                               zur Inklusion an Deutschen
                                                                               Auslandsschulen

                  Inklusion
                                                                               Praxisbeispiel Europa-
                                                                               Schule Kairo

                  Inland                           Ausland                   Fokus: Inklusion
                  DSD: Ukrainische Schulleiter     Mit Sylvia Löhrmann auf   16 Bundesländer,
                  zu Gast in Berlin                Gedenkreise in Belgien    16 Konzepte
                                                                             Interview mit Ulla Schmidt
                  Pro und Kontra                   Länderdossier             zur Inklusion an Deutschen
                  Abitur: Inflation der Bildung?   Deutsch in Rumänien       Auslandsschulen
                                                                             Praxisbeispiel Europa-
                                                                             Schule Kairo
INKLUSION INKLUSION - BEGEGNUNG - ZFA
BONN   50° 44' N   7° 6' E                                                                             EDITORIAL

                                                                                                   Inklusion                                    Inklusion
                                                                                                   Inklusion ist spätestens seit der Unterzeichnung der UN-Konvention über die
                                                                                                   Rechte von Menschen in Deutschland 2009 ein wichtiges Thema im deutschspra-
                                                                                                   chigen Bildungswesen. Wie schwierig die Umsetzung ist, zeigt ein Blick auf die viel-
                                                                                                   fältigen Ansätze in den einzelnen Bundesländern in unserem Fokus ab Seite 14. Im
                                                                                                   anschließenden Interview äußert sich Sönke Asmussen, Berichterstatter der Kultus-
                                                                                                   ministerkonferenz der Länder (KMK), über die Abschaffung von Sonderschulen und
                                                                                                   die Zukunft des Lehramts Sonderpädagogik. Kritisch mit dem Thema Inklusion setzt
                                                                                                   sich unsere Expertenserie ab Seite 24 auseinander. Prof. Dr. Bernd Ahrbeck, Lehrbe-
                                                                                                   auftragter für Verhaltensgestörtenpädagogik an der Humboldt-Universität Berlin,
                                                                                                   hält nur eine gemäßigte Inklusion für realistisch.

                                                                                                   Wie wichtig der Austausch gerade in schwierigen Zeiten ist, zeigte sich auf der Schul-
                                                                                                   leiterkonferenz von Sprachdiplomschulen aus der Ukraine. Im Rahmen der Kon-
                                                                                                   ferenz wurden Themen wie Demokratieverständnis, die Arbeit mit der deutschen
                                                                                                   Sprache und die Probleme, die das Land derzeit bei der Ausführung seines Bildungs-
                                                                                                   auftrags zu spüren bekommt, erörtert. Mehr dazu finden Sie ab Seite 6.

                                                                                                   Projekte der Erinnerungskultur sind in dieser Ausgabe gleich mehrfach zu finden.
                                                                                                   Im November reiste Sylvia Löhrmann, Präsidentin der KMK, ins belgische Ypern, um
                                                                                                   begleitet von deutschen und belgischen Schülern der Opfer des Ersten Weltkriegs
                                                                                                   zu gedenken. Mehr dazu ab Seite 10. Auch das slowenische Ptuj war im Herbst ein
                                                                                                   Ort der Begegnung: Hier trafen sich Schüler aus insgesamt acht Balkanstaaten, um
                                                                                                   an einem Erinnerungsprojekt anlässlich des Ersten Weltkriegs teilzunehmen. Unter
                                                                                                   dem Motto „Frieden braucht Erinnerung und Zukunft“ lernten die Deutschschüler
                                                                                                   ihre geografischen Nachbarn kennen, mit denen sie eine gemeinsame konfliktreiche
                                                                                                   Vergangenheit und Gegenwart teilen. Welche Auswirkungen dieses Projekt auf die

Mehr Service. Mehr Hintergrund.
                                                                                                   Jugendlichen hatte, lesen Sie ab Seite 54.

                                                                                                   Den Austausch hat die BEGEGNUNG selbst in diesem Heft gleich mehrfach gesucht:

Mehr BEGEGNUNG.
                                                                                                   In einer Umfrage im Herbst 2014 haben wir unsere Leser gefragt, wie sie das Magazin
                                                                                                   finden und welche Themen sie sich in Zukunft wünschen. Nähere Informationen auf
                                                                                                   Seite 9. Zum ersten Mal sind auch Schüler direkt an der ­BEGEGNUNG beteiligt. Sie
                                                                                                   finden ihre Beiträge ab sofort in der Kolumne auf Seite 66.

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                                                                                                   Das Magazin gibt es ab dieser Ausgabe auch als digitales Magazin. Unter www.­
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an der Welt der Auslandsschulen und des Bildungswesens.                                            Egal ob elektronisch oder klassisch auf Papier – wir wünschen Ihnen beim Lesen der
                                                                                                   vorliegenden BEGEGNUNG viel Spaß.
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www.auslandsschulwesen.de                                                                          Boris Menrath				Stefany Krath

Tel.: 02 28 99 / 358 - 86 53, E-Mail: ZfA@bva.bund.de
                                                                      BEGEGNUNG 1-2015                                                                                                 3
INKLUSION INKLUSION - BEGEGNUNG - ZFA
INHALT                                                                                                                                                                                                                                                INHALT

Inhalt                     Inhalt                                                            FOKUS: INKLUSION

FOKUS: INKLUSION                                                                                                                                                                                                    Brücke zwischen den Kulturen
                                                                                      Inklusion an Deutschen                                                             Gedenkreise                         10
                                                                                                                                                                                                                    6. Panamerikanischer Kindergarten-
                                                                                      Auslandsschulen                     20                                             Am Jahrestag des Waffenstillstands
16 Länder, 16 Konzepte                                                                                                                                                                                              kongress in Kassel                 58
                                                                                      Ulla Schmidt sitzt nicht nur im Unter-                                             reiste die Präsidentin der Kultusminis-
Die Umsetzung der UN-Behinderten-
                                                                                      ausschuss Auswärtige Kultur- und Bil-                                              terkonferenz 2014 Sylvia Löhrmann                AUSLAND
konvention stellt Politik und Praxis vor
                                                                                      dungspolitik, sie ist auch Schirmherrin                                            nach Belgien, um sich gemeinsam mit
große Herausforderungen: der Status                                                                                                                                                                                 Erinnern gegen das Vergessen
                                                                                      des Inklusionswettbewerbs 2015 des                                                 Schülern das Ende des Ersten Welt-
quo in den Bundesländern              14                                                                                                                                                                            Sylvia Löhrmann auf Gedenkreise in
                                                                                      Auswärtigen Amts. Im Interview spricht                                             kriegs zu vergegenwärtigen. Ihr Ziel:
                                                                                      sie über wichtige Voraussetzungen für                                              Ypern, ein Ort historischer Tragik und     Belgien                            10
„Lehrer sind keine Kompetenzpakete“
Interview mit Sönke Asmussen,                                                         Inklusion im deutschen Auslandsschul-                                              gegenwärtiger Versöhnung.
                                                                                                                                                                                                                    Schülergedenken an Deutschen
Berichterstatter der KMK, über die                                                    wesen. Sie betont: „Den Schulen ledig-
                                                                                                                                                                                                                    Auslandsschulen
Abschaffung der Sonderschulen und                                                     lich den Auftrag mitzugeben, sie bei der
                                                                                                                                                                                                                    100 Jahre Erster Weltkrieg            12
die Zukunft des Lehramts Sonder­                                                      Umsetzung jedoch alleinzulassen, kann      DSD GOLD                         32
pädagogik                          16                                                 nicht unser Ansatz sein.“                  Nachdem China, die Slowakei und                                                    Ein Streit, der verbindet
                                                                                                                                 Belarus den Anfang gemacht haben,                                                  Jugend debattiert international       28
Sag es einfacher                                                                                                                 geht die Blended-Learning-Fortbil-
Wie „Leichte Sprache“                      DSD in der Ukraine                    6                                               dung DSD GOLD in die nächste Runde.                                                DSD – im Schneeballeffekt
Kommunikation vereinfacht            19    Während im Osten des Landes ein be-                                                   In Belgrad trafen sich Teilnehmer                                                  Blended Learning in Belgrad           32
                                           waffneter Konflikt schwelt, geht der                                                  aus acht südosteuropäischen Ländern
Inklusion im Auslandsschulwesen                                                                                                                                                                                     Länderprojekt Serbien
                                           Unterricht an den 25 Sprachdiplom-                                                    zu einer Tutorenschulung. Im Mittel-
Bundestagsvizepräsidentin                                                                                                                                                                                           Verleihung der ersten DSD-Diplome 47
                                           schulen der Ukraine weiter. Ihre Leiter                                               punkt stand die Moodle-basierte
Ulla Schmidt im Interview       20         reisten im September zu einer Konfe-                                                  PASCH-Lernplattform.                                                               Acht Länder – viele Gemeinsamkeiten
                                           renz nach Berlin, um sich mit ihren                                                                                                                                      Ein Begegnungsprojekt in
Fördern statt fortschicken
                                           deutschen Partnern auszutauschen.                                                                                                                                        Slowenien                        54
Inklusion an der Europa-Schule Kairo 22
                                           Ihre Sorgen und Herausforderungen                                                                                             Erinnern in Slowenien               54
                                           schilderten sie auch Bundesaußenmi-                                                                                           80 Sprachdiplomschüler aus acht Bal-             LÄNDERDOSSIER
     INLAND                                nister Dr. Frank-Walter Steinmeier.                                                                                           kanstaaten reisten im Herbst nach Slo-
                                                                                                                                                                                                                    Rumänien
Deutschunterricht in Krisenzeiten                                                                                                                                        wenien. Mittels Tanz, Schauspiel,
                                                                                                                                                                                                                    Gesucht, gewollt, umworben            40
Ukrainische Schulleitertagung                                                                                                                                            Gesang und Interviews befassten sie
in Berlin                             6                                               Leser gefragt                        9                                             sich mit dem Beginn des Ersten Welt-       ORTSTERMIN
                                                                                      Im Herbst haben wir unsere Leser ge-                                               kriegs – und knüpften Freundschaften
Leserumfrage                          9                                                                                                                                                                             Koomt gaud an!
                                                                                      fragt, wie sie die BEGEGNUNG finden.                                               untereinander, die in ihren Herkunfts-
                                                                                      Wie werden die Rubriken bewertet?                                                  ländern nicht alltäglich sind. Das Motto   Deutsch in Südbrasilien               34
Expertenserie
Professor Bernd Ahrbeck über die                                                      Welche Themen sollen wir in Zukunft                                                des ZfA-Projekts: Frieden braucht Er-
                                                                                      stärker aufgreifen? Und sollte das Ma-                                             innerung und Zukunft.
                                                                                                                                                                                                                    KOLUMNE
Grenzen der Inklusion                24
                                                                                      gazin neben dem Printformat auch als                                                                                          Was heißt normal?
Meilensteine des deutschen                                                            E-Magazin verfügbar sein? Die Ergeb-                                                                                          Der Gewinner des Kolumnen­
Auslandsschulwesens                                                                   nisse finden Sie in diesem Heft.           Deutsch in Rumänien              40                                                wettbewerbs zu Inklusion              66
Interview mit Hildegard Jacob, Län­der­-                                                                                         Über 26.000 Deutschlerner zählen al-
vorsitzende des BLASchA a.D.        37                                                                                           lein die Sprachdiplomschulen des Lan-                                              Schreibtischwechsel                   65
                                           Inflation der Noten?                48                                                des. In der Hauptstadt wächst derweil                                              Impressum                             64
Inflation der Bildung?
                                           Abiturnoten verbessern sich in Deutsch-                                               die erste Deutsche Auslandsschule Ru-
Qualität und Vergleichbarkeit              land kontinuierlich. Doch: Werden                                                     mäniens heran. Deutschlerner sind im
des Abiturs                          48    Schüler leistungsstärker oder sinken die                                              Land gefragt und umworben – ebenso
                                                                                                                                                                                                                    EDITORIAL                              3
Pro & Kontra                               Ansprüche? Und welche Rolle spielt                                                    wie Schulen mit ent­sprechendem Un-
                                           das Verhältnis zwischen Vergleichbar-                                                 terrichtsangebot. Nur der Mangel an
Ralf Treptow (BDK) und Andreas                                                                                                                                                                                      INHALT                               4, 5
Schleicher (OECD) über die Qualität        keit und Qualität in dieser Bildungsdis-                                              Deutschlehrkräften gefährdet die Er-
des Abiturs                         51     kussion? In Pro und Kontra antworten                                                  folgsgeschichte der Sprache.
                                           zwei Experten.
                                                                                                                                                                                                                    MELDUNGEN             13, 31, 36, 52, 53,
                                                                                                                                                                                                                                                  62, 63, 64
Neues von PASCH-net                  61

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INKLUSION INKLUSION - BEGEGNUNG - ZFA
INLAND                                                                                             BERLIN    52° 31' N   13° 24' E      BERLIN   52° 31' N   13° 24' E                                                                                               INLAND

Ukraine
Deutschunterricht in Krisenzeiten
                                                                                                                                     Deutschunterricht in Krisenzeiten
Rund 800 ukrainische Schüler absolvierten 2013 die               obwohl laut den Schulleitern längst nicht im ganzen Land
Prüfungen zum Deutschen Sprachdiplom (DSD).                      Auswirkungen der gewaltsamen Auseinandersetzungen zu
                                                                 spüren sind. Kovalenko ergreift als erster Schulleiter das Wort
Ihre Schulleiter reisten im Herbst zu einer Konfe-
                                                                 mit „einer Bitte aller DSD-Schulen im Land: Wir brauchen
renz nach Berlin, um sich mit ihren deutschen Part-              deutsche Landesprogrammlehrkräfte für den Deutschunter-
nern auszutauschen.                                              richt.“ Elke Kiesewalter, Fachberaterin der Zentralstelle für das
                                                                 Auslandsschulwesen (ZfA) in Kiew, kann den Schulleitern zu-
                                          von ANNA PETERSEN      mindest von „einem Hoffnungszeichen“ berichten: 2014 sind
                                                                 zwei neue Lehrkräfte in die Ukraine entsendet worden. „Ich
Es waren überwiegend besorgniserregende Schlagzeilen, die        hoffe, dass das ein Signal an die Kollegen ausstrahlt. Denn die
2014 die öffentliche Wahrnehmung über die Ukraine prägten –      deutsche Grammatik können die ukrainischen Lehrer selber
spätestens seit sich im Februar der bewaffnete Konflikt im       unterrichten, aber für die Konversation und auch für das DSD
Land ausweitete. Doch der Konflikt ist nur ein Teil der Rea-     brauchen wir deutsche Lehrer.“
lität im größten Staat innerhalb der europäischen Grenzen.
Das wurde auch beim Treffen der ukrainischen Schulleiter         Unsicherheit im Schulalltag
deutlich: Obwohl einige der 24 DSD-Schulen ebenfalls von         Olena Zaplotinska von der Schule Nr. 149 in Kiew spricht
der Krise betroffen sind, betonten die Teilnehmer, dass es in    im Europasaal schließlich auch von den Ermüdungserschei-                                                                                Empfang im Auswärtigen Amt: Dr. Frank-Walter Steinmeier
weiten Teilen des über 600.000 Quadratkilometer großen Lan-      nungen ihrer Gesellschaft. Der Konflikt in der Ostukraine                                                                               tauschte sich mit den ukrainischen Schulleitern über die Situation
                                                                                                                                                                                                         ihrer Schulen aus.
des friedlich geblieben sei. Sie wünschten sich daher vor al-    beeinflusse den Schulalltag in vielerlei Hinsicht: „Wie wird
lem eines: wieder mehr aus der Bundesrepublik entsendete         das Schuljahr ablaufen?“ Gerade jetzt seien bikulturelle Aus-          nicht weit entfernt von ihrem ehemaligen Schulleiter und be-
Deutschlehrkräfte an ihren Schulen.                              tauschprojekte wichtig, betont Larysa Pankevych aus Dro-               richtet vom Schüleraustausch nach Bayern, von ihrem Stu-       Alltag an ihren Schulen erkundigte, speziell in der umkämpf-
                                                                 hobych nahe Lemberg: „Mein Wunsch wäre, dass sich mehr                 dium in Berlin und ihren beruflichen Plänen: „Ich möchte in    ten Region. Der Schulleiter aus Oleksandria nutzte die Gele-
                                                                 Schüler aus der Ostukraine an solchen Projekten beteiligen             der deutsch-ukrainischen Zusammenarbeit tätig werden.“         genheit, Steinmeier für die von ihm gegründete PASCH-Ini-
    Unsere jungen Menschen sind Botschafter ukrainischer         könnten, doch gerade in dieser Region haben die jungen Men-                                                                           tiative zu danken, zu deren Netzwerk die 24 DSD-Schulen der
    und demokratischer Werte. Für ihre Zukunft arbeiten wir.     schen kaum Möglichkeiten, Deutschland einmal mit eigenen               Kein Erfolg ohne Austausch                                     Ukraine gehören: „Mit dieser Unterstützung helfen Sie auch
    Schulleiter Sergii Kovalenko aus Oleksandria                 Augen zu sehen.“ Auch der Schulalltag in der Ostukraine lei-           „Unsere Arbeit wäre vergebens, wenn wir den Kontakt zu Ih-     den jungen Menschen auf der Krim und in der Ostukraine.“
                                                                 det unter dem bewaffneten Konflikt: Einige Plätze weiter sitzt         nen nicht hätten“, betont Dr. Andreas Görgen vom Auswärti-     Anschließend folgten für die ukrainischen Schulleiter Besu-
                                                                 eine Schulleiterin aus Donezk, deren Schulgebäude während              gen Amt und spricht den Schulleitern, Lehrern und Schülern     che im Schloss Bellevue, im Bundestag sowie im Bundesrat.
Schulleiter Sergii Kovalenko ist an diesem Septembermorgen       der Auseinandersetzungen der letzten Monate teilweise zer-             an den ukrainischen Sprachdiplomschulen seinen Respekt         „In der aktuellen Situation war es uns wichtig, dass die uk-
mit seinen Kollegen aus verschiedenen Regionen der Ukraine       stört wurde.                                                           aus. Auch in Zukunft, so der Leiter der Abteilung für Kultur   rainischen Schulleiter, die die Verantwortung für die nächste
zu der fünftägigen Konferenz nach Berlin gekommen. Heute                                                                                und Kommunikation, müsse man die Bundestagsmitglieder          Generation tragen, erfahren, wie in Deutschland Demokratie
haben sie vor verschiedenen Vertretern des Auswärtigen Amts      Beliebte Sprache                                                       über die ukrainischen DSD-Schulen informieren und ver-         praktiziert und gelebt wird“, erklärt ZfA-Fachberaterin Kie-
die Gelegenheit, von der Situation in ihrem Land zu berichten,   Das Deutsche Sprachdiplom wird in der Ukraine seit 1996 an-            deutlichen, „wie notwendig diese Graswurzelarbeit ist“. Oli-   sewalter. Ihre Kollegin Dr. Andrea Meyer aus Odessa ergänzt:
von der Bildungsarbeit in Krisenzeiten und der zunehmen-         geboten und hat in den letzten Jahren an Attraktivität gewon-          ver Schramm, Leiter des Referats für Auslandsschulen, PASCH    „Die Schulleiter können als Mediatoren die ukrainische Zivil-
den Bedeutung des Deutschen Sprachdiploms der Kultusmi-          nen. „Deutsch ist heute die zweitwichtigste Fremdsprache“,             und Sport im Auswärtigen Amt, hat ebenfalls viele Fragen an    gesellschaft stärken. Viele von ihnen sind Abgeordnete ihrer
nisterkonferenz. Auch der Geschäftsträger der ukrainischen       betont Oxana Kovalenko aus dem ukrainischen Bildungsmi-                die ukrainische Delegation: „Was machen Ihre Schüler, nach-    Stadtparlamente und nehmen die hier vermittelten demokra-
Botschaft in Berlin und eine Vertreterin des ukrainischen Bil-   nisterium. Die Partnerschulinitiative PASCH und das Erler-             dem sie das DSD absolviert haben? Welches Deutschlandbild      tischen Inhalte und Werte mit zurück in ihr Land.“
dungsministeriums haben an den langen Konferenztischen           nen der deutschen Sprache hätten „das Bewusstsein unserer              hat man in der Ukraine? Wo brauchen Sie Unterstützung an
im Europasaal Platz genommen.                                    jungen Menschen verändert“. Mit dem DSD Stufe II erwerben              Ihren Schulen?“                                                Die alle zwei Jahre tagende DSD-Schulleiterkonferenz hätte
                                                                 die Schüler eine Hochschulzugangsberechtigung für deutsche                                                                            2014 eigentlich im ukrainischen Charkiv stattfinden sollen,
Wunsch nach deutschen Lehrern                                    Universitäten – ein Ziel, das auch Oleksandra Petrova einst            Deutsche Demokratie erfahren                                   doch die politische Lage erschwerte die Planung für die Fach-
Noch im Schuljahr 2010/2011 gab es über 15 aus Deutsch-          motivierte, eine der ersten Sprachdiplomschulen der Ukraine            Am Vortag sind Kovalenko und seine Landsleute vom deut-        berater. So entstand für Dr. Meyer nicht nur die Idee für den
land entsendete Lehrer im Land, 2013 waren es nur noch drei ,    in Kiew zu absolvieren. An diesem Tag sitzt die DSD-Alumna             schen Außenminister empfangen worden, der sich nach dem        Tagungsort Deutschland: „Wir haben auch den inhaltlichen

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INKLUSION INKLUSION - BEGEGNUNG - ZFA
INLAND                                                                                            BERLIN    52° 31' N   13° 24' E   BONN    50° 44' N   7° 6' E                                                                                                                                                                                                                                                                        INLAND

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                                                                                                                                                   Was sich unsere Leser wünschen
                                                                                                                                                   Was sich unsere Leser wünschen
                                                                                                                                    Wie finden die Leser das Magazin BEGEGNUNG? Die im Oktober und                                                                                                                                                                                                  lesen, zunächst geplant für die Dauer
                                                                                                                                    November 2014 durchgeführte Umfrage brachte viele Anregungen.                                                                                                                                                                                                   von zwei Jahren. Immerhin wollen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    bereits jetzt 16 Prozent der Leser die
                                                                                                                                    Ganz oben auf der Wunschliste: noch mehr Einblicke in die Welt der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Zeitschrift nur elektronisch lesen, ein
                                                                                                                                    Auslandsschulen.                                                                                                                                                                                                                                                Drittel gerne zusätzlich. Dennoch ge-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    nügt der Mehrheit bislang die bisherige
                                                                                                                                    Rund    250 Personen haben teilge-                       (64 Prozent) und „Inklusion“ (46 Pro-                                                                                                                                                                  Printausgabe. Auf die weitere Entwick-
                                                                                                                                    nommen: Bei einer Gesamtauflage von                      zent) – obwohl dies Themen sind, die                                                                                                                                                                   lung sind wir gespannt.
                                                                                                                                    15.500 Exemplaren sind das nur knapp                     das Auslandsschulwesen zukünftig
                                                                                                                                    2 Prozent Rückläufe. Fast 40 Prozent                     stärker beschäftigen werden.                                                                                                                                                                           Was sich unsere Leser wünschen?
                                                                                                                                    der Teilnehmer gehören Deutschen                                                                                                                                                                                                                                Noch mehr schulische Themen, mehr
                                                                                                                                    Auslandsschulen oder Sprachdiplom-                       Gut die Hälfte der Leser bewertete die                                                                                                                                                                 kritische Stimmen, mehr Praxisbe-
                                                                                                                                    schulen an, nahezu ein Viertel stammt                    BEGEGNUNG für ihre Arbeit mit der                                                                                                                                                                      zug, eine differenziertere Darstellung.
                                                                                                                                    von Schulen in Deutschland. Die Ziel-                    Note „gut“. Mehr als ein Drittel gaben                                                                                                                                                                 Das wird in der Redaktion und im Re-
Oxana Kovalenko (M.) vom ukrainischen Bildungsministerium:                                                                          gruppe Lehrkräfte steht damit klar im                    dem Informationsgehalt die Note „sehr                                                                                                                                                                  daktionellen Beirat der BEGEGNUNG
„Deutsch ist heute die zweitwichtigste Fremdsprache.“                                                                               Fokus. Auch wenn über die Hälfte der                     gut“. Insgesamt sind 40 Prozent mit der                                                                                                                                                                diskutiert werden. Und bis zur nächs-
                                                                                                                                    Leser das Magazin am Arbeitsplatz er-                    Zeitschrift „sehr zufrieden“, 54 Pro-                                                                                                                                                                  ten Leserumfrage gilt: Anmerkungen,
                                                                                                                                    halten, bestellen sich immerhin über                     zent „zufrieden“, 5 Prozent „weniger                                                                                                                                                                   Kritik und Kommentare nimmt die
Schwerpunkt stärker gesamtpolitischen Dimensionen ge-             soll vor allem die Ortslehrkräfte an den rund 1.100 geförder-     ein Viertel die BEGEGNUNG privat,                        zufrieden“ und 1 Prozent „gar nicht                                                                                                                                                                    Redaktion gerne unter begegnung@
widmet statt rein bildungspolitischen Fragen.“ Im Rathaus         ten DSD-Schulen weiterqualifizieren und so die steigende          was für ein echtes Interesse an den In-                  zufrieden“.                                                                                                                                                                                            die-­journalisten.de entgegen.
Köpenick lernten die ukrainischen Schulleiter am ersten Tag       Nachfrage nach dem DSD befriedigen. „Circa 20 Lehrer wer-         halten spricht. Fast die Hälfte geben die
das Kinder- und Jugendparlament kennen, und an einer preis-       den in der Ukraine nach dem ersten Kurs in der Lage sein, bei     Zeitschrift zudem im Kollegium weiter                    Kritik und Wünsche                                                                                                                                                                                                          BETTINA MEYER-ENGLING
gekrönten Reformschule informierten sie sich über Struk-          DSD-I-Prüfungen den Prüfungsvorsitz zu übernehmen. Die-           und ein Viertel im privaten Umfeld,                      Ab dieser Ausgabe können Sie die
turen verstärkter Schülermitbestimmung. Am Vorabend im            sen Vertrauensbeweis haben sich die Schulen verdient“, findet     sodass viele Exem­plare durch mehrere                    BEGEGNUNG auch als E-Magazin
                                                                                                                                                                                             ­
Bundespräsidialamt galt ihr Interesse der Rolle des Bundes-       Fachberaterin Kiesewalter. Ihr bleibt an diesem Tag noch eine     Hände gehen.
präsidenten: Ist er eine Art Korrektiv der Regierung? Wie posi-   besonders schöne Aufgabe: In Berlin wird ein 25. Mitglied in
tioniert sich Joachim Gauck im Ukraine-Konflikt? Und wann         das ukrainische DSD-Netzwerk aufgenommen. Schulleiter             Mehr Schulentwicklung, weniger                                                                                                                                                                                              2 -2013
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        13
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 1 -20
                                                                                                                                    Wirtschaft                                                                                                                                                                                                                    gang

                                                                                                                                                                                                                                    NG
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    34. Jahr
besucht er das nächste Mal unser Land? Immer wieder sind es       Melnychenko Volodymyr freut sich sichtlich, als er die Fach-                                                                                                                                                                                           ng

                                                                                                                                                                                                                               EGNU
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 rga
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     34    . Jah

                                                                                                                                                                                                                         B E
                                                                                                                                                                                                                           U G
                                                                                                                                                                                                                             N G                                                                                      AU SL AN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               D

Fragen nach der Solidarität des deutschen Partners und des-       beraterin umarmt und verspricht: „Wir werden Sie nicht ent-       Die meisten großen Rubriken werden                                                  GN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 IM
                                                                                                                                                                                                                                                                         AR BE IT

                                                                                                                                                                                                                           -3132
                                                                                                                                                                                                                                                           A N DLIS CH E

                                                                                                                                                                                                 E

                                                                                                                                                                                                                                  0
                                                                                                                                                                                             BEG
                                                                                                                                                                                                                                                    A U SL
                                                                                                                                                                                                                                                        SC HU

                                                                                                                                                                                                                            : 094
                                                                                                                                                                                                                                            UT   IMHE
                                                                                                                                                                                                                                               T SC
                                                                                                                                                                                                                                        R B EI
                                                                                                                                                                                                                                        DE

                                                                                                                                                                                                                              ISSN
                                                                                                                                                                                                                                HE A
sen Standpunkt, die die Schulleiterdelegation umtreiben.          täuschen.“                                                        vielfach mit „gut“ bewertet, das Thema
                                                                                                                                                                                                                           SC
                                                                                                                                                                                                                    H U LI

                                                                                                                                                                                132
                                                                                                                                                                                                           H E SC

                                                                                                                                                                                 0-3   94
                                                                                                                                                                                                    T SC

                                                                                                                                                                                  N: 0
                                                                                                                                                                                             D EU

                                                                                                                                                                                       ISS
                                                                                                                                    „Ausland/Auslandsschulen“ finden
Verantwortung durch Vertrauen                                                                                                       63 Prozent der Teilnehmenden sogar
Im Auswärtigen Amt steht an diesem Vormittag das DSD                                                                                „sehr gut“. Jedoch möchten fast 90 Pro-
im Mittelpunkt: ein Bildungsangebot mit steigender Nach-                                                                            zent mehr Informationen zum Thema
frage in der Ukraine. Oxana Kovalenko aus dem ukrainischen          INFO                                                            „Schulentwicklung“ erhalten. Auch die                                                                                                             al
                                                                                                                                                                                                                                                                           n g glro-Fbrage
Bildungsministerium wünscht sich deshalb, dass ihr Land             Deutschland hat 2013 35 PASCH-Fortbildungen und Hos-            Bereiche „Schulprojekte“ (87 Prozent),                                                                                              ldu nde
langfristig „das Recht erwirbt, die DSD-I-Prüfungen eigen-          pitationspraktika, einen Jahresaufenthalt in Deutschland,       „Bildungspolitik“ (84 Prozent) und                                                                                             DBiei Ge                               ntra
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Bild
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Wel
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         s:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Foku g global
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         un
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          tbild
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                ungs
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 CO:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     beri

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       nz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          cht
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Fokus:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Wie ve
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Die Ge
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           rschie
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           r
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  nder-Fra
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  den sin
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Umga
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            ge
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          d wir
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          ng mi
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                t
                                                                                                                                                                                                                                                                                             & Co                                 i VIP UNES he    Bila raf         ich? De zifischen
                                                                                                                                                                                                                                                                                       Pro                lit   ät           Alumn der –krKri egsfotogLernen: wirkl
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           itisc                        htsspe
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     lqua                   hr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Eine
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Na               gesme
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 nt                         lec              en
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Schu                                             relle                         gesch            schied

verantwortlich durchzuführen und Lehrer entsprechend fort-          sechs Preisträgerstipendien, fünf DAAD-Vollstipendien,          „ZfA“ (81 Prozent) werden stärker als
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Istssi er                    Dominic            Entuga    ept                               sunter
                                                                                                                                                                                                                                                                            t- erdo essbar? ngssys-                    otionte rkmul
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             ale
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Bildung
                                                                                                                                                                                                                                                                      iens
                                                                                                                                                                                                                                                                    sdLä
                                                                                                                                                                                                                                                                          nd                                    mit em In              konz                                            herin
                                                                                                                                                                                                                                                                                    m
                                                                                                                                                                                                                                                                                        ufsbildu                                  nfts                                        uchforsc über den
                                                                                                                                                                                                                                           nd                sland              n: Ber              Vorbild diplom          Zuku schule                               Schulb
                                                                                                                                                                                                                                      Inla          hr: Au          andSpanie                  erm
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    in                            pa                                                  us
                                                                                                                                                                                                                                              ckke             schl                  de uts
                                                                                                                                                                                                                                                                                         rt stche          rach         d    Euro                                              a Nieha Lehrwerken
                                                                                                                                                                                                                                           Rü               ut                 na ch   O                Sp       Inl an                    Ro th:                      Dr. Ing
                                                                                                                                                                                                                                       Die                                                                                                                                        spekt in
                                                                                                                                                                                                                                                        De              tem                        sche                                 rd
                                                                                                                                                                                                                                                  te in                                       Deut                               Gerha
                                                                                                                                                                                                                                             kräf                                                                        rscher                                        Gendera
zubilden“. Dieses Ziel treiben beide ZfA-Fachberaterinnen in        technische Geräte, Lern- und Lehrwerke im Rahmen                bisher nachgefragt. Themen rund um
                                                                                                                                                                                                                                        lehr                                            Das           ch          Hirnfo
                                                                                                                                                                                                                                                                                        ntraankrei                         nen wir
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   ?
                                                                                                                                                                                                                                                                              o & Co in Fr scheitert?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         13:2

                                                                                                                                                                                                                                                and                  zle: Pr d                  ge                Wie ler                                                     23.0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  1.13

                                                                                                                                                                                                                                          Ausl          d Ils
                                                                                                                                                                                                                                                              e Kien        hlan
                                                                                                                                                                                                                                                                       utscIst „Mult
                                                                                                                                                                                                                                                                                      ikulti“
                                                                                                                                                                                                                                                  h un           a, De
                                                                                                                                                                                                                                            Ulric         Afrik          n
                                                                                                                                                                                                                                                    hen             Oste

der Ukraine bereits in konkreten Schritten voran. 2014 startete     des ukrainischen DSD-Schulnetzwerks finanziert. Hinzu           die „Wirtschaft“ möchten 66 Prozent
                                                                                                                                                                                                                                                isc               n                                                                                                                                   18.03.13
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 11:20
                                                                                                                                                                                                                                             Zw            Nahe
                                                                                                                                                                                                                                                    dem
                                                                                                                                                                                                                                              und

die ZfA mit der Einführung des Fortbildungsinstruments DSD          kommen jährlich Projekte wie „Jugend debattiert inter-          hingegen weniger häufig lesen als bis-                                                                        13-1_0
                                                                                                                                                                                                                                                        1-19-F
                                                                                                                                                                                                                                                              6.indd
                                                                                                                                                                                                                                                                       1

                                                                                                                                                                                                                                                                           BG_2013-2
                                                                                                                                                                                                                                                                                    _01-17-F1.
                                                                                                                                                                                                                                                                                              indd
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      1

                                                                                                                                                                                                                                             BG_20

GOLD – Globales Online-Lernen Deutsch als Fremdsprache              national“ und DSD-Sommersprachcamps.                            her, gefolgt von weniger „Kindergarten“
– in der Ukraine. Der weltweit eingesetzte Online-Lehrgang

8                                                                                                          BEGEGNUNG 1-2015         BEGEGNUNG 1-2015                                                                                                                                                                                                                                                                                         9
INKLUSION INKLUSION - BEGEGNUNG - ZFA
AUSLAND                                                                                                YPERN    50° 51' N   2° 53' E   YPERN    50° 51' N   2° 53' E                                                                                             AUSLAND

                                                                                                                                       Ieper. „Rein fachlich gesehen ist das Lernziel, die Geschichte         Gemeinsam mit den Schülern und der stellvertretenden
                                                                                                                                       des Ersten Weltkriegs vor Ort zu erleben. Aber das ist nicht al-       KMK-Generalsekretärin Heidi Weidenbach-Mattar besuchte
                                                                                                                                       les. Die Schüler können über den eigenen Tellerrand hinaus-            Löhrmann die französischen und britischen Soldatenfried-
                                                                                                                                       schauen und erfahren, wie die Jugendlichen in einem europäi-           höfe in Ypern und Zonnebeke sowie den deutschen Soldaten-
                                                                                                                                       schen Nachbarland leben“, erläutert PPRG-Geschichtslehrerin            friedhof in Poelkapelle. Dort liegt auch der Sohn der Künst-
                                                                                                                                       Cristina Kothe, die den Austausch betreut.                             lerin Käthe Kollwitz begraben. Zu seinem Gedenken schuf sie
                                                                                                                                                                                                              das Mahnmal „Die trauernden Eltern“, das am Eingang des
                                                                                                                                       Neben dem Besuch historischer Stätten stand deshalb auch               Friedhofs steht.
                                                                                                                                       die kulturelle Begegnung im Vordergrund. Untergebracht in
                                                                                                                                       Gastfamilien, hatten die 18 Siegener Schüler ausreichend Ge-           Zum Abschluss der Reise nahm die Delegation um Löhrmann
                                                                                                                                       legenheit, sich mit Land und Leuten vertraut zu machen.                auf Einladung der deutschen Botschaft an der Zeremonie am
                                                                                                                                                                                                              Menen-Tor teil. Das Tor trägt die Namen von 54.896 vermiss-
                                                                                                                                       Wie reagieren junge Menschen, die mit dem Grauen der Ge-               ten Soldaten – ein Ort des Erinnerns gegen das Vergessen.
                                                                                                                                       schichte konfrontiert werden? „Das ist Geschichte zum An-
                                                                                                                                       fassen und eben ganz anders, als wenn man einen nüchternen
                                                                                                                                       Text in einem Geschichtsbuch liest“, berichtet die Projektlei-
                                                                                                                                       terin. „Wenn wir in einem der restaurierten Schützengräben
                                                                                                                                       stehen, können die Schüler ganz anders nachvollziehen, was
                                                                                                                                       dies bedeutet und in welcher Angst die Soldaten gelebt haben.“

                 Erinnern gegen das Vergessen
                                                                                                                                       Orte des Erinnerns
                                                                                                                                       Für Sylvia Löhrmann war die flandrische Stadt bereits be-
                                                                                                                                       kanntes Terrain, denn die KMK-Präsidentin besuchte zum
                                                                                                                                       zweiten Mal mit Schülern die Erinnerungsorte des Ersten
                                                                                                                                       Weltkriegs. „Eine lebendige Demokratie braucht die reflek-

                  Erinnern gegen das Vergessen                                                                                         tierten Erfahrungen der Vergangenheit, um die Gegenwart zu
                                                                                                                                       gestalten und sich für die Zukunft zu öffnen. Darum ist histo-
                                                                                                                                       risch-politische Bildung in Form des Erinnerns so wichtig“, so
                                                                                                                                       die Ministerin.

11. November 2014. Am Menen-Tor, dem britischen Kriegerdenkmal in Ypern, blasen Trompeten und Dudelsack
                                                                                                                                         Links: Besuch der Schützengräben „Dodengang“ („Totengang“) in
den „Last Post“, den Totengruß. Auf einem nahe liegenden Soldatenfriedhof erklingt die Melodie von „Sag mir,                             Diksmuide. Rechts: Gemeinsame Kranzniederlegung am Menen-Tor:
wo die Blumen sind“. Gemeinsam mit Sylvia Löhrmann, Präsidentin der Kultusministerkonferenz 2014, sind                                   die ehemalige KMK-Präsidentin Sylvia Löhrmann (r.) und die stell-
                                                                                                                                         vertretende KMK-Generalsekretärin Heidi Weidenbach-Mattar (l.) mit
deutsche und belgische Schüler an diesen Ort gekommen, um der Opfer des Ersten Weltkriegs zu gedenken.                                   Schülern des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums

                                                                                                             von STEFANY KRATH

Die Schrecken des Ersten Weltkriegs bekommen in Ypern               Schützengräben und im Niemandsland rund um Ypern fielen
in der Nähe der belgischen Nordseeküste ein Gesicht, denn           zwischen 1914 und 1918 ungefähr eine halbe Million Men-              Statement Sylvia Löhrmann, Präsidentin der KMK 2014
Flandern war einer der blutigsten Kriegsschauplätze des Ers-        schen. Unter ihnen nicht nur Deutsche, Franzosen, Briten und
ten Weltkriegs, die Stadt selbst wurde fast vollständig zerstört.   Belgier, sondern auch Marokkaner, Algerier, Tunesier, Senega-        „Wer die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten               Gegenwart der Jugendlichen anzuknüpfen, gilt es, neue For-
Am Jahrestag des Waffenstillstands reiste die Präsidentin der       lesen, Kanadier, Australier, Neuseeländer, Südafrikaner, Chine-      will, muss die Vergangenheit kennen und wissen, auf wel-             men des Erinnerns zu finden, gerade auch mit Blick auf den
Kultusministerkonferenz (KMK) Sylvia Löhrmann für zwei              sen, Inder, Jamaikaner und noch viele andere Nationalitäten.         chen Werten und historischen Fundamenten unsere Ge-                  steigenden Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Zu-
Tage nach Belgien, um sich gemeinsam mit Schülern des Sie-                                                                               sellschaft beruht. Die Auseinandersetzung mit den zeitge-            wanderungsgeschichte. Dies kann insbesondere dann gelin-
gener Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums (PPRG) das Ende des              Studienfahrt mit Geschichte                                          schichtlichen Ereignissen des 20. Jahrhunderts stärkt die            gen, wenn Schulen mit außerschulischen Partnern wie Ge-
Ersten Weltkriegs zu vergegenwärtigen. „Orte des Erinnerns          Heute ist Ypern auch ein Ort der Versöhnung. Seit über 40 Jah-       Persönlichkeitsentwicklung und die Identität der Schüle-             denkstätten und Museen kooperieren.
führen uns vor Augen, dass Freiheit, Demokratie und Selbst-         ren besteht eine Städtepartnerschaft zwischen der flämischen         rinnen und Schüler. Gleichzeitig schärft sie ihr historisches
bestimmung keine Naturgesetze sind, sondern immer wie-              Stadt und Siegen. Seit fast 25 Jahren besuchen sich Schüler          und politisches Bewusstsein und das Verständnis für gesell-          Die Kultusministerkonferenz hat sich wiederholt diesem
der erarbeitet und manchmal auch verteidigt werden müs-             beider Städte gegenseitig, initiiert von einem belgischen Sol-       schaftliche Prozesse.                                                Thema gewidmet und am 11. Dezember 2014 eine Empfeh-
sen“, so Löhrmann. „Die zahlreichen Kriegsgräberstätten und         daten, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Siegen stationiert                                                                               lung zur Erinnerungskultur verabschiedet.“
Denkmäler in Belgien bergen die fatale Geschichte des Ersten        war und danach als Lehrer am PPRG arbeitete. Das Austausch-          Dabei muss sich jede Schülergeneration den Zugang
Weltkriegs in sich – wo, wenn nicht hier, kann die Geschichte       programm fand zunächst mit einem Yperner Mädchengym-                 zur deutschen Geschichte selbst erarbeiten. Um an die
des Ersten Weltkriegs bewusst und erfahrbar werden?“ In den         nasium statt, dann seit 1994 mit dem Koninklijk Atheneum

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INKLUSION INKLUSION - BEGEGNUNG - ZFA
AUSLAND                                                                                                                                                                                                                                                 MELDUNGEN

                  Schülergedenken –                                                                                                        Meldungen                                          Meldungen
Schülergedenken – 100 Jahre
                                                                                                                                           2. Europaspiele der Deutschen Auslandsschulen
100 Jahre         Erster Weltkrieg
Erster Weltkrieg
                                                                                                                                           Brüssel. Vom 19. bis 21. September        empfing die fünf Teams aus Deutschen      messen. Mit einem Fußballturnier am
                                                                                                                                           fanden an der Internationalen Deut-       Schulen in Den Haag, Dublin, Genf,        Freitag konnte der Wettkampf begin-
                                                                       In zahlreichen Schulprojekten beschäftigten sich                    schen Schule Brüssel (iDSB) die 2. Eu-    Toulouse und Moskau in der europäi-       nen. Der Samstag stand ganz im Zei-
                                                                       2014 weltweit Schüler mit der Geschichte des Ersten                 ropaspiele der Deutschen Auslands-        schen Hauptstadt, um sich in verschie-    chen der Leichtathletik. Hier wurden
                                                                                                                                           schulen statt. Die Gastgeberin iDSB       denen Disziplinen gemeinschaftlich zu     Sprint, Weitsprung und die Zwei-Ki-
                                                                       Weltkriegs – und entdeckten das gemeinsame Ge-
                                                                                                                                                                                                                               lometer-Langstrecke von einem be-
                                                                       denken als Quelle der Freundschaft.                                                                                                                     geisterten Publikum begleitet. Den
                                                                                                                                                                                                                               Abschluss bildete ein Volleyballturnier
                                                                                                                                                                                                                               am Sonntag. In einem spannenden Fi-
                                                                                                                                                                                                                               nale gegen Moskau setzten sich die
                                                                                                                                                                                                                               Gastgeber aus Brüssel knapp gegen ihre

Dublin                                                                         Singapur
                                                                                                                                                                                                                               russischen Partner durch. Zuvor er-
                                                                                                                                                                                                                               langte das belgische Team bereits den
Szenen von der Westfront                                                                                                                                                                                                       Turniersieg im Fußball. Zur festlichen
                                                                                                                                                                                                                               Preisverleihung kam der Deutsche Bot-
                                                                                                                                                                                                                               schafter Belgiens, Dr. Eckart Cuntz, um
Dublin
                                       Szenisch stellten die Schüler
                  das Kriegsgeschehen dar.                                                                                                                                                                                     den Teilnehmern gemeinsam mit dem
                                                                                                                                                                                                                               Schulleiter Jürgen Langlet persönlich
Szenen von der Westfront                                                Straßennamen als Zeugen                                                                                                                                zu gratulieren und ihnen die Preise zu
                                                                                                                                                                                                                               verleihen.     [JS]
                                                                                                     In Gruppen diskutierten Schüler der
Ein behelmter Soldat, der vom Kampf im Schützengraben
                                                                       Singapur
                                                                                                     GESS und des LFS Themen wie zum
berichtet, das Gesicht noch schlammverschmiert. Eine Kran-                                                Beispiel Kriegsgefangenschaft.
kenschwester, die ihre Erlebnisse im Lazarett schildert. Le-
bendige Szenen von der Westfront erwarteten die Besucher               Straßennamen als Zeugen
der temporären Pop-up-Ausstellung auf dem Dubliner Eu-
rocampus. Über mehrere Monate hatten die jungen Darstel-               Woher kommt der Name „Trenchcoat“ für einen Mantel?                 Wettbewerbe zu Inklusion und Berufsbildung
ler der St. Kilian’s Deutsche Schule Dublin und des Lycée              Wieso verbinden wir den Ausdruck „dicke Luft“ mit drohen-
Français d’Irlande Kriegsszenen geprobt, Gedichte einstudiert          der Gefahr? Ehemaligen Kriegsvokabeln wie diesen gingen die                                                   gewählt, eine Jury entschied dann über    den Schulen eingesetzt. Betreut w
                                                                                                                                                                                                                                                               ­ urden
und Ausstellungswände gestaltet, die das Kriegsgeschehen aus           Schüler der German European School Singapore (GESS) und                                                       die drei Gewinner. Bundestagsvizeprä-     die Wettbewerbe von der Zentralstelle
den Perspektiven der Angehörigen unterschiedlicher Natio-              des Lycée Français de Singapour (LFS) bei ihrem Projekttag                                                    sidentin Ulla Schmidt hat im Januar       für das Auslandsschulwesen, die mehr
nen – Irland, Frankreich und Deutschland – nachzeichneten.             am 11. November 2014 in gemischten Arbeitsgruppen auf den                                                     als Schirmherrin die Preise überreicht.   als 140 Deutsche Auslandsschulen und
Am 11. November 2014, dem Jahrestag des Waffenstillstands              Grund. Einige setzten sich mit dem Leben der Kriegsgefange-                                                   Ebenfalls ausgezeichnet wurden drei       rund 1.100 Sprachdiplomschulen fi-
von 1918, präsentierten sie das Ergebnis ihrer Arbeit in drei          nen in Singapur auseinander und entdeckten, dass dort Stra-                                                   Projekte zur Berufsorientierung im        nanziell, personell sowie pädagogisch
Sprachen. Unter den Gästen waren die Botschafter Deutsch-              ßennamen noch heute an Schlachtfelder und Militärführer                                                       deutschen Auslandsschulwesen. Der         betreut. Die BEGEGNUNG berichtet
lands, Frankreichs, Österreichs, Belgiens und ein Vertreter            erinnern. Wie unterschiedlich die Geschichte des Ersten Welt-                                                 Wettbewerb „Schule macht Beruf“           über die Preisverleihung in der Aus-
der US-amerikanischen Botschaft. Neben den Live-Darstel-               kriegs im deutschen und im französischen Lehrplan vermittelt                                                  richtete sich sowohl an Deutsche Aus-     gabe 2-2015.      [SG]
lungen beschäftigte sich eine Wandausstellung mit Themen               wird, verglich eine andere Gruppe. Der Film „Merry Christmas“       Berlin. Das Auswärtige Amt hat zwei       landsschulen als auch an Sprachdip-
wie Waffenstillstand und Propaganda. „Wir glauben, dass                über den Weihnachtsfrieden von 1914 in den Schützengräben           Wettbewerbe initiiert, deren Gewin-       lomschulen weltweit. Insgesamt haben
der Eurocampus eine zentrale Rolle im Gedenken an den                  lieferte weiteren Diskussionsstoff. Ausgangspunkt des Tages         ner im Rahmen einer Preisverleihung       38 geförderte Schulen Projekte einge-
Ersten Weltkrieg einnimmt, weil Schüler aus unterschiedli-             bildeten Reden des deutschen und des französischen Bot-             am 6. Januar 2015 in Berlin vorgestellt   reicht. Auch hier hat eine Fachkom-
chen Ländern – insbesondere aus den Nationen, die einander             schafters. „Im Rahmen dieses Projekttags wurden viele gute          wurden. Zum Thema Inklusion an            mission die Vorauswahl getroffen. Am
1914 noch bekämpft haben – heute unsere Schulen besuchen               Gespräche geführt“, resümierte Astrid Struve, Geschichtsleh-        Deutschen Auslandsschulen wurden          6. Januar hat Staatsministerin im Aus-
und in Frieden miteinander lernen“, so die Schulleiterin der           rerin an der GESS. „Die Schüler und Schülerinnen des LFS            bis Mitte Oktober 2014 19 Schulpro-       wärtigen Amt Prof. Dr. Maria Böhmer
St. ­Kilian’s, Alice Lynch. Als Vorbild trügen Schulen wie ihre        und der GESS erlebten die deutsch-französische Freundschaft         jekte für „DAS – gemeinsam lernen         die Preisgelder an die Siegerschulen
„ein Stück zur Zukunft Europas“ bei.                                   hautnah.“                                                           und leben“ eingereicht. Eine Fachkom-     überreicht. Die insgesamt 17.500 Euro
                                                                                                                JOHANNA BÖTTGES            mission hat die zehn besten Projekte      werden für Berufsbildungsprojekte an

12                                                                                                             BEGEGNUNG 1-2015            BEGEGNUNG 1-2015                                                                                                        13
INKLUSION INKLUSION - BEGEGNUNG - ZFA
FOKUS: INKLUSION                                                                                                                                                                                                                               FOKUS: INKLUSION

Inklusion:                                                                                                                         mehr ausschließlich getrennt unterrichtet werden, sondern
                                                                                                                                   bei Bedarf gemeinsam mit anderen Kindern lernen können.
                                                                                                                                                                                                    solche Parallelstruktur wird immer dazu
                                                                                                                                                                                                    führen, dass Lehrer, Eltern und Kinder

16 Bundesländer, 16 Konzepte
                                                                                                                                   Zahlreiche Initiativen weltweit mündeten 1994 in die Erklä-      sagen: Der ist in einer anderen Schule
                                                                                                                                   rung von Salamanca, in der sich 92 UNESCO-Staaten und            besser aufgehoben.“
                                                                                                                                   zahlreiche internationale Organisationen – zunächst ohne
                                                                                                                                   Rechtsbindung – zum Aufbau eines integrativen Bildungswe-        Elternwahlrecht
                                                                                                                                   sens bekannten. Im gleichen Jahr gab die Kultusministerkon-      Fast überall dürfen Eltern jetzt laut
                                                                                                                                   ferenz der Länder (KMK) erstmals Empfehlungen zur sonder-        Schulgesetz wählen, ob ihr Kind auf eine
                                                                                                                                   pädagogischen Förderung heraus, die diese als gemeinsame         Regel- oder eine Förderschule geht. Einige
                                                                                                                                   Aufgabe aller Schulen definierten. 2011 erweiterte die KMK       Bundesländer, darunter Bayern, Branden-
                                                                                                                                   ihre Empfehlungen – als Reaktion auf die UN-Konvention           burg und Mecklenburg-Vorpommern, behalten
                                                                                                                                   über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die in           sich jedoch vor, in bestimmten Fällen einzugreifen:
                                                                                                                                   Deutschland 2009 in Kraft trat.                                  etwa wenn an der Wunschschule die Bedingungen für eine
                                                                                                                                                                                                    angemessene Förderung des Kindes nicht gegeben sind. Eine
                                                                                                                                   Mit der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet sich         Ausnahme ist Thüringen, wo das Schulamt über den Lernort
                                                                                                                                   Deutschland, ein inklusives Bildungssystem bereitzustellen.      entscheidet. Faktisch eingeschränkt wird die Wahl dort, wo
                                                                                                                                   Was das für die Praxis bedeutet, ist umstritten. „Der Deutsche   ein Teil der Förderschulen ausläuft. Das ist in Bremen, Ham-
                                                                                                                                   Bundestag hat den Begriff ‚Inklusion‘ so verstanden, dass nur    burg und Schleswig-Holstein der Fall. Dort werden künftig
                                                                                                                                   noch der gemeinsame Unterricht in Frage kommt“, sagt Otto        Kinder mit bestimmten Förderbedarfen – meist Lernen, Spra-
                                                                                                                                   Speck, emeritierter Professor für Sonderpädagogik an der         che oder emotional-soziale Entwicklung – je nach Klassen-
                                                                                                                                   Ludwig-Maximilians-Universität München. „Das steht aber          stufe überwiegend oder ausschließlich inklusiv beschult. Stu-
                                                                                                                                   nicht in der UN-Konvention.“ Der deutschen Übersetzung           dien, zum Beispiel vom Institut zur Qualitätsentwicklung im
                                                                                                                                   zufolge verpflichten sich die Vertragsstaaten, dass Menschen     Bildungswesen, zeigen, dass diese Kinder besonders vom Ge-
                                                                                                                                   mit Behinderungen nicht „vom allgemeinen Bildungssystem          meinsamen Unterricht profitieren. Sie bilden neben Kindern
                                                                                                                                   ausgeschlossen“ werden dürfen. Doch in Deutschland umfasse       mit Störungen in der geistigen Entwicklung, beim Hören, Se-
                                                                                                                                   das allgemeine Bildungssystem auch die Förderschulen, so         hen sowie längerfristigen Erkrankungen die größte Gruppe
                                                                                                                                   Speck. „Somit kann das deutsche Schulsystem formal bereits       der Förderschüler. Die übrigen Länder setzen auf eine allmäh-
                                                                                                                                   als inklusiv betrachtet werden.“ Der Sonderpädagoge wider-       liche Vermehrung inklusiver Angebote, häufig mittels inklu-
                                                                                                                                   spricht damit einem Inklusionsbegriff, der sich bundesweit       siver Schwerpunktschulen. Alle Förderschulen abzuschaffen,
                                                                                                                                   durchgesetzt hat: Demnach ist inklusive Beschulung gleichbe-     plant derzeit kein Bundesland.
                                                                                                                                   deutend mit gemeinsamer Beschulung von Kindern mit und
                                                                                                                                   ohne Förderbedarf.                                               Überforderte Lehrer
                                                                                                                                                                                                    Für Lehrer an Regelschulen ändert sich angesichts steigender
                                                                                                                                   Sonderschule = Exklusion?                                        Inklusionsquoten vieles: Sie müssen sich auf Schüler mit ver-
Mit der UN-Behindertenrechtskonvention hat sich                                                                                    Das hatten die Vorreiter der Bewegung noch anders gesehen.       schiedensten Bedürfnissen einstellen. Speck warnt: „Die Er-
Deutschland unter anderem zu schulischer Inklu-                                                                                    Otto Speck wirkte in den 70er Jahren an den Empfehlungen         schöpfungsrate der Lehrer ist ungefähr so hoch wie die von
                                                                                                                                   des Deutschen Bildungsrats für die Integration behinderter       Polizisten. Wenn jetzt noch eine Aufgabe dazukommt und die
sion verpflichtet. Das wirft viele Fragen auf. Denn
                                                                                                                                   Kinder in das Schulsystem mit. Ziel war es, ein Angebot zu       Lehrer alleingelassen werden, sind sie glatt überfordert.“ Um
wie Inklusion umgesetzt wird, entscheidet jedes                                                                                    schaffen für so viel Gemeinsamkeit wie möglich und so wenig      die Qualität Gemeinsamen Unterrichts nicht dem Zufall zu
Bundesland für sich.                                                            von JOHANNA BÖTTGES und STEFANY KRATH              gesonderte Beschulung wie nötig. Speck begrüßt, dass mit dem     überlassen, sei in der Aus- und Fortbildung von Lehrern ein
                                                                                                                                   Begriff Inklusion aus dem Angebot ein Rechtsanspruch auf         erheblicher Aufwand nötig. Das hat auch die KMK erkannt
                                                                                                                                   gemeinsamen Unterricht geworden ist. Dass Sonderschulen          und 2014 die Standards für die Lehrerbildung überarbeitet, die
Der Begriff Inklusion ist in den letzten Jahren zunehmend        mit und ohne Beeinträchtigungen frei von Diskriminierung          neuerdings vielen als Orte des gesellschaftlichen Ausschlus-     die Grundlage für alle Lehramtsstudiengänge bilden. Neben
zum Reizwort geworden. Politiker und Wissenschaftler, Jour-      und Berührungsängsten entfalten können.                           ses gelten, betrachtet er jedoch mit Sorge. „Nach Auffassung     förderdiagnostischen Kompetenzen sollen angehende Lehrer
nalisten und Lehrer, Erzieher und Eltern streiten darüber, was                                                                     einer Mehrzahl der Eltern fühlen sich Kinder in Förderschu-      künftig lernen, mit Heterogenität umzugehen, in multiprofes-
schulische Inklusion eigentlich bedeutet. Geht es um ein Mehr    Gemeinsames Lernen in Deutschland –                               len in ihrer Besonderheit eher angenommen und werden eher        sionellen Teams zu arbeiten und „Lehr- und Lernprozesse in-
an Gemeinsamem Unterricht behinderter und nichtbehinder-         eine lange Geschichte                                             verstanden.“ Dieter Katzenbach, Professor für Erziehungswis-     dividuell zu gestalten“, so KMK-Präsidentin Sylvia Löhrmann.
ter Kinder? Um eine Schule für alle als einzige Möglichkeit?     Schon seit Jahrzehnten verfolgt man in Deutschland dieses         senschaft mit Schwerpunkt Lern- und Geistigbehindertenpä-
Oder bildet die Inklusion im Bildungswesen die Speerspitze       Ziel. Nachdem bereits in den 1880er Jahren separate soge-         dagogik an der Universität Frankfurt, hält ein Nebeneinander     Streitpunkt Lehrerausbildung
eines umfassenden Wertewandels der Gesellschaft, die sich        nannte Hilfsschulen für behinderte Kinder gegründet worden        von Sonder- und Regelschulen dennoch für einen Fehler. „Wir      In der Streitfrage, ob es weiterhin ein eigenständiges Lehr-
vom Leistungsdenken ab- und einem Ideal der Vielfalt zuwen-      waren, entwickelte sich in der Nachkriegszeit ein differenzier-   haben ein mäßiges bis schlechtes inklusives Angebot und sehr     amt Sonderpädagogik geben soll, sind die Länder uneins. Das
den soll? Die Debatte scheint oft unversöhnlich, dabei wün-      tes Sonderschulsystem. In den 70er Jahren kamen erste inte-       gut ausgebaute Förderschulen. Da ist es keine Überraschung,      zeigen die aktuellen Länderberichte zur Umsetzung der in-
schen sich Vertreter beider Seiten dasselbe: dass sich Kinder    grative Ansätze auf: Kinder mit Behinderungen sollten nicht       dass die Eltern sich für die Förderschulen entscheiden. Eine     klusiven Bildung, die der KMK vorliegen. Als Alternative

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INKLUSION INKLUSION - BEGEGNUNG - ZFA
FOKUS: INKLUSION                                                                                                                                                                                                                                FOKUS: INKLUSION

                     „Lehrer sind keine
                                                                                                                                      gilt die Einbindung sonderpädagogischer Module in die üb-         aufgenommen. Daneben stellen sie Fort- und Weiterbildungs-
                                                                                                                                      rigen Lehramtsstudiengänge. Berlin hat dies bereits Anfang        maßnahmen in unterschiedlichem Umfang bereit.
                                                                                                                                      2014 umgesetzt. Speck hält nichts von einer Auflösung des

                           Kompetenzpakete“                                                                                           Sonderpädagogik-Lehramts. „Dabei kommen die speziellen            Zu wenig Ressourcen
                                                                                                                                      Erfordernisse bestimmter Behinderungen zu kurz. Geistige          Laut Speck ist ein qualitativ hochwertiger Ausbau des gemein-
                                                                                                                                      Behinderung zum Beispiel kann man nicht in einem zwei-            samen Lernens bislang nicht ausreichend finanziell abgesi-
                                                                                                                                      stündigen Seminar abhandeln.“ Notwendig sei ein Doppel-           chert. „Es ist eine Milchmädchenrechnung, mit dem Schließen
Interview           mit Sönke Asmussen                        Interview            mit Sönke Asmussen                                 system: „Man wird nach wie vor speziell ausgebildete Lehrer       der Sonderschulen und den Ressourcen, die dadurch frei wer-
                                                                                                                                      brauchen. Daneben müssen selbstverständlich auch Lehrer an        den, den Gemeinsamen Unterricht auszubauen. Der Gemein-
                                                                                                                                      allgemeinen Schulen eine Einführung in sonderpädagogische         same Unterricht kostet doppelt so viel wie das System der
Wie gehen die Bundesländer an               Wahlrecht auf Dauer besteht, wird vom        ich nicht beurteilen, welche Konse-          Problemstellungen erhalten.“                                      Förderschulen.“ Der Pädagoge beruft sich auf eine Studie des
das Projekt Inklusion heran? Fünf           Verhalten der Eltern abhängen. Wenn          quenzen das für die fachlichen Kom-                                                                            Berliner Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökono-
                                            irgendwann in bestimmten Förderbe-           petenzen der Lehrer hat. Ein Gegen-          Bislang halten die meisten Bundesländer am dualen Sys-            mie von 2009. Auf 660 Millionen Euro schätzte 2012 die Ber-
Fragen an Sönke Asmussen, Be-
                                            reichen die Nachfrage an spezifischen        beispiel ist Baden-Württemberg: Dort         tem fest. Doch die Grenzen zwischen den Lehrämtern                telsmann Stiftung die Zusatzausgaben.
richterstatter der Kultusminister-          Bildungsangeboten nicht länger gege-         wird die Ausbildung um ein Semester          werden durchlässiger: So können in Rheinland-Pfalz bei-
konferenz der Länder (KMK) für              ben sein sollte, ist die öffentliche Hand    verlängert, von neun auf zehn Semes-         spielsweise angehende Sonder- und Grundschulpädagogen             Doch wer übernimmt die Kosten für Qualifikations- und
Fragen der sonderpä­dagogischen             gefordert, Strukturüberlegungen anzu-        ter Sonderpädagogik. Zusammen mit            Veranstaltungen des jeweils anderen Studiengangs belegen.         Umbaumaßnahmen, Hilfsmittel und Personal? Hierauf gibt
                                            stellen. Sie können ein solches System       dem Vorbereitungsdienst ist das eine         In die Ausbildung der allgemeinen Lehrämter wurden bereits        es keine einfache Antwort. Je nach Land ist eine Vielzahl un-
Förderung für Kinder mit Behin-
                                            nicht von heute auf morgen umstellen.        Ausbildung von sechseinhalb Jahren.          in allen Ländern inklusionspädagogische Grundkompetenzen          terschiedlicher Leistungs- und Kostenträger in die Förderung
derungen.                                   Für Kinder, Eltern, Lehrkräfte und Kos-      Das ist ein hochspezifischer Lehrerbe-                                                                         eingebunden – von Schulträgern über Jugend- und Sozialäm-
                                            tenträger gilt gleichermaßen: Lernen         ruf. Den Sonderpädagogen stehen als                                                                            ter bis zu Krankenkassen. Die Diskussion, wie der Mehrauf-
Herr Asmussen, wie inklusiv ist das deut-   am Erfolg.                                   „Sparringspartner“ die Lehrkräfte der                                                                          wand unter all diesen Akteuren aufzuteilen ist, berührt so-
sche Schulsystem?                                                                        allgemeinen Schulen gegenüber, die                                                                             gar das Föderalismusprinzip. So fordern Lehrerverbände, der
Durch die Einführung der Schulpflicht       Die KMK hat 2014 die Standards der           sich durch das sonderpädagogische            Verteilung der Schüler mit sonderpädagogischem                    Bund müsse sich über das bestehende Kooperations­verbot
und die Gründung von Sonderschulen          Lehrerbildung aktualisiert. Wie positio-     Zusatzmodul wesentliche Kernkompe-           Förderbedarf in Deutschland auf die einzelnen                     hinwegsetzen, das ihm Bildungsinvestitionen auf Länder­
hat Deutschland früh das Bildungs-          niert sie sich zu der Frage, ob ein eigen-   tenzen aneignen: Sie erwerben zuneh-         Förderschwerpunkte – Schuljahr 2012/2013                          ebene verbietet. Die Länder investieren indessen in unter-
recht für alle Kinder verwirklicht, un-     ständiges Lehramt Sonderpädagogik            mend Systemwissen, Kooperations-             Angaben in Prozent (Abweichung zu 100 Prozent ergibt sich durch   schiedlichem Maße in den Umbau. Während Sachsen auf eine
abhängig von Art und Schwere der            weiterhin bestehen bleiben soll?             kompetenz, diagnostische Kompetenz           Rundungseffekte)                                                  reine Umverteilung der vorhandenen Sonderpädagogen von
Behinderung. Insofern ist der Zugang        Wir stehen in der Lehrerbildung vor          sowie Kenntnisse zu Fragen des Indi-                                                                           Förderschulen an Regelschulen setzt, schafft Nordrhein-West-
zu Bildung für alle gesichert. Mit der      zwei großen Herausforderungen: Leh-          vidualisierens und Differenzierens. Mit                                                                        falen zusätzliche Stellen.
Behindertenrechtskonvention lautet          rer sollen in ihrem Unterrichtsfach und      diesem Modell bereitet Deutschland
aber die Frage nicht mehr: Gehen alle       in der Inklusion besser sein. Aber Leh-      sich gut auf die neue Aufgabe vor.                                                                             Uneinigkeit herrscht auch darüber, wie vorhandene Stel-
Kinder zur Schule? Sondern: Gehen alle      rer sind keine Kompetenzpakete, de-                                                                                                                         len umverteilt werden sollen. Um eine personelle Grundver-
Kinder in ein und dieselbe Schule? Das      nen man immer noch eine zusätzliche          Ist der Ausbau des Gemeinsamen Unter-                                                                          sorgung der Schulen zu erreichen, verteilen einige Länder
stellt ein System wie das deutsche mit      Kompetenz hinzufügen kann. Wenn              richts finanziell ausreichend abgesichert?                                                                     sonder­pädagogische Arbeitszeit unabhängig von der Anzahl
seinem sehr ausdifferenzierten Son-         Lehrkräfte über eine zusätzliche Kom-        Wie viele zusätzliche Ressourcen ein                                                                           förderbedürftiger Schüler. So erhalten Bremer Grundschulen
derschulwesen vor besondere fachliche       petenz verfügen sollen, muss man in          Kind in der Inklusion braucht, ist stark                                                                       pauschal für sechs Prozent aller Schüler drei Wochenstunden
und strukturelle Herausforderungen.         der Regel gleichzeitig entscheiden, über     vom Einzelfall abhängig. Es hängt auch                                                                         extra. Für langjährige Inklusionsschulen kann das eine Ver-
                                            welche anderen Kompetenzen sie dann          davon ab, welche Organisationsformen                                                                           schlechterung bedeuten, denn sie haben häufig mehr Kinder
Kritiker sagen, eine Abschaffung aller      nicht mehr verfügen. Vor diesem Hin-         gewählt werden und wie groß das Er-                                                                            mit Förderbedarf.
Sonderschulen gehe zu weit. Was ist die     tergrund hat sich die KMK entschieden,       fahrungswissen der jeweiligen allge-
Zielperspektive der Länder?                 ein spezifisches sonderpädagogisches         meinen Schule ist. Bedarfsprognosen                                                                            Zahl der Kinder an Förderschulen sinkt nicht
Für Kinder, die wir gestern noch als för-   Lehramt beizubehalten. Gleichzeitig          fallen darum schwer. Fest steht: Alle        Förderschwerpunkte                                                Auf den ersten Blick zeichnet sich eine positive Entwicklung
der- oder sonderschulbedürftig bezie-       hat sie die Entscheidung getroffen, dass     Länder unternehmen enorme Anstren-           39,9% Lernen                                                      ab. Bundesweit ist der Inklusionsanteil, also der Prozentsatz
hungsweise förder- oder sonderschul-        alle Lehrämter sich mit Fragen der In-       gungen, denn zu den Ausbauplänen ge-         16,1% Geistige Entwicklung                                        inklusiv beschulter Kinder an allen Schülern mit Förder-
                                                                                                                                      14,3% Emotionale und soziale Entwicklung
pflichtig bezeichnet haben, müssen wir      klusion beschäftigen müssen.                 hören gewaltige Summen.                      11,0% Sprache                                                     bedarf, in den letzten Jahren deutlich gestiegen: Gut jeder
morgen ein qualitativ vergleichbares                                                                                                   6,8% Körperliche/motorische Entwicklung                          vierte der knapp eine halbe Million Förderschüler besuchte
Bildungsangebot in allgemeinen Schu-        Nicht alle Länder halten sich daran.                                                       3,5% Hören                                                       im Schuljahr 2012/2013 eine Regelschule. Je nach Land aller-
                                                                                                                                       2,7% Übergreifend bzw. ohne Zuordnung
len sichern. Die meisten Länder ver-        In Berlin wurde bereits Anfang 2014          Die aktuelle Übersicht zur Umsetzung          2,3% Kranke                                                      dings rangiert der Anteil zwischen 15 und 63 Prozent. Grund
binden das in der Übergangszeit mit         das   sonderpädagogische        Lehramt      der inklusiven Bildung in den Ländern         1,9% Lernen, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung         dafür sind die jeweiligen historisch gewachsenen Schulfor-
einer Wahlmöglichkeit für die Eltern.       abgeschafft.                                 (Stand: 18. November 2014) stellt die        		(LSE)                                                           men und Unterrichtspraktiken, aber auch unterschiedliche
                                                                                                                                       1,5% Sehen
Andere Länder gestalten bestimmte           Da ich die dortigen Ausbildungs- und         KMK auf Nachfrage zur Verfügung.                                                                               Diagnoseverfahren und Förderquoten. Auffällig ist außerdem:
Sonderschultypen auslaufend. Ob ein         Prüfungsordnungen nicht kenne, kann                                                       Quelle: Bertelsmann Stiftung                                      Während immer mehr Schüler mit Förderbedarf inklusiv

16                                                                                                          BEGEGNUNG 1-2015          BEGEGNUNG 1-2015                                                                                                            17
INKLUSION INKLUSION - BEGEGNUNG - ZFA
FOKUS: INKLUSION                                                                                                                                                                                                                                  FOKUS: INKLUSION

                                                                    die Unterzeichner eines Positionspapiers, das beim 15. Göt-
  INFO                                                              tinger Kongress für Erziehung und Bildung im Oktober 2014
  Der 2003 entwickelte Index für Inklusion gibt Hin-
  weise zur Schulentwicklung und Selbstevaluation auf
  www.montag-stiftungen.de unter „Projekte – Inklusion“.
                                                                    veröffentlicht wurde. Die Pädagogen fordern, „auf allen gesell-
                                                                    schaftlichen Ebenen grundsätzlich umzudenken“. Annedore
                                                                    Prengel, Begründerin der sogenannten Pädagogik der Vielfalt,
                                                                                                                                            Sag es
  Das Ergebnis des Wettbewerbs „DAS – gemeinsam ler-
                                                                    bekräftigte die Bedeutung des Bildungswesens in diesem Pro-
                                                                    zess. „Kitas und Schulen sind der einzige Ort, der von den An-        einfacher
  nen und leben. Inklusion an Deutschen Auslands-
  schulen“ können Sie in der kommenden Ausgabe der
                                                                    gehörigen aller Schichten besucht wird.“

                                                                    Potenzial der Auslandsschulen
                                                                                                                                                                                                     Sag es
                                                                                                                                                                                                   einfacher
  ­BEGEGNUNG nachlesen.
                                                                    Auch für Deutsche Auslandsschulen ist die UN-Konvention
                                                                    verbindlich. Für Anfang 2015 plant der Bund-Länder-Aus-
                                                                    schuss für schulische Arbeit im Ausland (BLASchA), Hinweise
unterrichtet werden, bleibt die Zahl der Kinder an Förderschu-      zur Inklusion an Deutschen Auslandsschulen zu veröffentli-
len nahezu gleich. „Man erzeugt höhere Inklusionsquoten, in-        chen. Hiermit sollen die Anforderungen des Profilmerkmals          Leichte Sprache will nicht die Errungenschaften der deutschen Sprache in Frage stellen, sondern Kommunika-
dem man mehr Kindern sonderpädagogischen Förderbedarf               „Inklusives Arbeiten“ der Bund-Länder-Inspektion konkreter         tionshürden beseitigen.
anhängt“, ist Katzenbach überzeugt. Auch für Speck sind diese       beschrieben werden, zu dessen Kriterien ein inklusives Leit-
Zahlen kein Resultat von mehr Gemeinsamkeit: „Da stecken            bild, eine barrierefreie Infrastruktur, Qualifizierungsmaß-
viele Kinder drin, die früher nie eine Sonderschule hätten be-      nahmen für Lehrkräfte und Möglichkeiten individueller             „Teilhabe beginnt mit der Kommunikation“, ist Brigitte Sei-       übersetzen. „Es besteht immer die Gefahr, dass Inhalte ver-
suchen müssen. Die Lehrer melden eine steigende Zahl von            Leistungsbewertung gehören. Auch konkrete Hilfestellungen          del überzeugt. Doch die deutsche Sprache mit ihrem Hang          loren gehen“, sagt Seidel. „Komplexe Zusammenhänge kön-
Kindern als Risikokinder, weil sie Hilfe brauchen und sich zu-      werden angeboten.                                                  zu komplizierten Sätzen, langen Silbenkombinationen und          nen mit Leichter Sprache oft nicht transportiert werden.“ Sie
sätzliche Ressourcen erhoffen.“                                                                                                        Fremdwörtern birgt für einige Menschen kaum überwindbare         bleibe somit ein Hilfsmittel.
                                                                    Das Thema Inklusion sei bei den Schulleiterversammlungen           Hindernisse. Seidel übersetzt darum deutsche Texte in ein ver-
Dass Veränderungen im Bildungssystem maßgeblich zu ei-              präsent, werde aber auch durch den vom Auswärtigen Amt             ständlicheres Deutsch – in die sogenannte Leichte Sprache.       Die Nachfrage steigt
nem Wandel gesellschaftlicher Werte beitragen könnten, hält         2014 ausgelobten Inklusionswettbewerb ins Bewusstsein ge-                                                                           Leichte Sprache bezieht sich nicht nur auf das geschriebene
Speck für eine Illusion. „Es ist richtig, dass die Erziehung eine   rufen, so Rolf Bennung, Ländervertreter für Schleswig-Hol-                                                                          Wort. „Die verbale Kommunikation wird oft unterschlagen,
                                                                                                                                       „Viele Menschen verstehen schwere Sprache nicht.
ganze Menge bewirken kann. Aber die Erziehung kann nicht            stein im BLASchA. „Im Laufe der Zeit wird sich die Kultur                                                                           dabei ist sie ganz wichtig“, sagt Seidel. Als Leiterin des Klar-
eine gesamte Gesellschaft ändern.“ Dazu äußerten sich auch          Schritt für Schritt verändern. Zwar werden inklusiv beschulte
                                                                                                                                       Darum gibt es Leichte Sprache.                                   text-Büros der Lebenshilfe Offenburg schult sie Mitarbeiter
                                                                    Kinder Einzelfälle bleiben, aber sie werden häufiger vorkom-       Leichte Sprache verstehen alle besser.“                          von Behörden, sozialen Einrichtungen und Unternehmen, die
                                                                    men.“ Aus Erfahrung weiß der ehemalige Auslandslehrer: Bei         Netzwerk Leichte Sprache                                         Leichte Sprache anwenden wollen – vom kommunalen Job-
                                                                    der Umsetzung von Inklusion haben es Auslandsschulen in                                                                             center bis zum Mobilfunkanbieter. Hinter der erhöhten Nach-
                                                                    mancher Hinsicht schwerer als Schulen im Inland. „Meistens                                                                          frage steckten nicht nur soziale Motive, erklärt Seidel. „Behör-
                                                                    steht kein sonderpädagogisches Know-how zur Verfügung.“            Kurze Sätze, eine vereinfachte Grammatik, wenige Fachbe-         den melden sich verstärkt, weil sie gemerkt haben, dass ihre
                                                                    Das sei zum einen eine finanzielle Frage, aber auch eine Frage     griffe und klar strukturierte Informationen sind die wichtigs-   Rechnungen nicht bezahlt werden, weil die Leute sie einfach
                                                                    des Standorts. Unterstützende Strukturen wie Förderzentren         ten Regeln, die das 2006 gegründete Netzwerk Leichte Sprache     nicht verstehen. Aber auch Unternehmen entdecken Leichte
                                                                    fehlten im Ausland oft.                                            nennt. Erste Initiativen für eine vereinfachte Sprache gab es    Sprache zunehmend für sich, weil sie viele Kunden sonst nicht
                                                                                                                                       bereits Jahrzehnte zuvor. Heute findet sich Leichte Sprache      erreichen.“
                                                                    „Starke Gemeinschaften“                                            unter anderem in den USA, Großbritannien, Skandinavien
                                                                    Von Vorteil sei aber die Multiprofessionalität der Schulen,        und im Baltikum.
                                                                    die oft Sozialpädagogen und Psychologen beschäftigen. Auch
                                                                    könnten sie aufgrund ihres selbstverwalteten Haushalts fle-        „Leichte Sprache ist für einen breiten Bevölkerungsteil von
                                                                    xibler auf Anforderungen reagieren. Für wichtig erachtet der       Vorteil“, sagt Seidel. Nicht nur wer kognitiv eingeschränkt,
                                                                    Leiter einer inklusiven Lübecker Schule intensive Teamarbeit –     sondern auch wer wenig gebildet sei oder nicht gut Deutsch
                                                                    aus seiner Sicht eines der besonderen Potenziale der Schulen:      spreche, profitiere von Leichter Sprache. Auch Menschen mit        INFO
                                                                    „Auslandsschulen sind starke Gemeinschaften. Die Erfahrung         Sehproblemen, häufig Älteren, erleichtere sie das Lesen.           2014 erschien das Themenheft „Leichte und Einfache
                                                                    zeigt, dass viel mehr möglich ist, als man glaubt, wenn man als                                                                       Sprache“ der Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“
                                                                    Gemeinschaft zusammenhält.“                                        Laut der Level-One-Studie der Universität Hamburg zu Anal-         der Bundeszentrale für politische Bildung unter
                                                                                                                                       phabetismus haben rund 7,5 Millionen Menschen in Deutsch-          www.bpb.de
                                                                                                                                       land Schwierigkeiten, zusammenhängende Texte oder Sätze
                                                                                                                                       zu verstehen – jeder siebte Erwachsene. Ein Viertel der Deut-      Tipps gibt der Ratgeber „Leichte Sprache“ des Bundes-
                                                                    Gleichberechtigte Teilhabe an Bildung auch für Kinder mit          schen liest und schreibt zudem fehlerhaft. Leichte Sprache         ministeriums für Arbeit und Soziales auf www.bmas.de
                                                                    Behinderung – bei diesem Ziel sind sich alle Seiten einig.         hilft ihnen, komplexe Gesetzestexte, Verträge und Websites         ­unter „Service – Publikationen“.
                                                                                                                                       besser zu verstehen. Doch nicht alles lässt sich eins zu eins

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