VON MARIGNANO BIS MATIGNON - Ausstellungsbegleiter - Etat de Fribourg
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VON MARIGNANO BIS MATIGNON Ausstellungsbegleiter 500 JAHRE EWIGER FRIEDEN ZWISCHEN DER SCHWEIZ UND FRANKREICH 1516-2016
Ausstellungskurator und Verfasser der Texte Alain-Jacques Tornare Übersetzung Staatskanzlei Freiburg SK Druck Amt für Drucksachen und Material DMA, Freiburg
1. Es war einmal…: Die Schweiz umgesetzt wurde. Die Schweizer besiegten und Frankreich Karl den Kühnen in Grandson und Murten (1476) und schliesslich in Nancy (1477) und Nur wenige Franzosen wissen um die Rolle, eröffneten Frankreich so die Perspektive eines welche die Schweizer in ihrer Geschichte «Grossen Ostens». Schweizer und Franzosen gespielt haben. Umgekehrt gilt dasselbe. Die gerieten jedoch noch einmal aneinander, französisch-schweizerischen Beziehungen bevor sie sich wieder im Frieden begegneten. werden unterbewertet und unterschätzt, In der «Schlacht der Riesen» von Marignano fördern jedoch bei genauerer Betrachtung einen (13. und 14. September 1515) wurde der aussergewöhnlichen Reichtum zu Tage. Dieser Eroberungsdrang der «Königsbändiger» ist darauf zurückzuführen, dass die beiden abrupt gestoppt. Traumatisiert durch dieses Einheiten innerhalb einer dynamischen, von Fiasko kamen die Eidgenossen zur Einsicht, Diskretion geprägten Beziehung gegenseitiger dass es kontraproduktiv ist, ausserhalb der Interessen generell einen schonenden Umgang eigenen Grenzen Krieg zu führen, wenn miteinander gepflegt haben. Von 1452 bis 1818 hinsichtlich der Strukturen innerhalb der wurden zwischen Frankreich einerseits und den Eidgenossenschaft keine Sicherheit besteht. Schweizer Kantonen und ihren Zugewandten Dieser gesellschaftspolitische Entscheid führte andererseits mehr als 300 diplomatische dazu, dass die 13 Kantone, die bis dahin wenig Schriftstücke unterzeichnet. Als Folge davon geneigt gewesen waren, ihre innere Einheit zogen in mehreren Emigrationswellen Menschen zu stärken, auf eine Machtposition in Europa aus der Schweiz nach Frankreich, die dazu verzichteten. beitrugen, Frankreich zu dem zu machen, was es heute ist. Die in der Schweiz lebenden Am 29. November 1516, während einer Franzosen sind ihrerseits so zahlreich, dass entscheidenden Zeit in der Geschichte der sie gegenwärtig in der Assemblée nationale einen innerhelvetischen Beziehungen und der der elf Auslandsabgeordneten für sich allein Beziehungen der Schweiz mit Frankreich und beanspruchen. 400 000 Franzosen wiederum mit dem Haus Österreich, schlossen Franz sind direkt von der Schweizer Wirtschaft I. und alle Kantone der Eidgenossenschaft abhängig. Dass in beiden Ländern eine ähnlich sowie ihre Zugewandten (Abt und Stadt St. grosse Anzahl Menschen aus dem jeweils Gallen, die Drei Bünde, Wallis und Stadt anderen Land leben, verbunden mit einem Mülhausen) einen «Ewigen Friedensvertrag». hohen Mehrwert, ist ein Zeugnis der sehr Der Vertrag wurde in Freiburg unterzeichnet, die langen und aussergewöhnlichen, friedlichen und Vorverhandlungen hatten in Genf stattgefunden. fruchtbaren Koexistenz zwischen der Schweiz Der Ewige Friede trägt seinen Namen zu und Frankreich. Recht, der Vertrag wurde nämlich nie formell widerrufen. Dieser grundlegende Text stellte die Das französisch-schweizerische Bündnis Schweiz unter königlichen Schutz und machte begann nicht erst am Tag nach Marignano, sie so langfristig zur meistbegünstigten und sondern bereits sechzig Jahre früher, am am besten geschützten Nation Europas. Das 21. August 1444, nach der Niederlage der Soldbündnis vom 5. Mai 1521, eine Folge des Eidgenossen in St. Jakob an der Birs bei Friedens von Freiburg und von grosszügigen Basel. Am 28. Oktober des folgenden Jahres Pensionen aus der «Königlichen Schatzkammer» unterzeichnete Kronprinz Ludwig – der begleitet, bedeutete für die Eidgenossenschaft zukünftige Ludwig XI – in Enisheim im eine dauerhafte Sicherung der ihr gewährten Elsass mit den Eidgenossen als Anerkennung Handelsvorteile. Es blieb bis zur letzten einen Vertrag über eine «gute, treue und ewige Erneuerung von 1803 die zentrale Konstante der Freundschaft». Dieser Vertrag deutete bereits schweizerischen Diplomatie und ein wichtiger die Entwicklung einer neuen Politik an, die stabilisierender Faktor für die schweizerische dann zu Beginn des 16. Jahrhunderts auch Innenpolitik. 1815 wurde es abgelöst durch
die Neutralisierung der Schweiz «im Interesse Am Schweizer Nationalfeiertag 2016 hat die Europas». grösste Schweizer Gemeinschaft im Ausland im Garten der Schweizer Botschaft in Paris in Für die Eidgenossenschaft, diesen Pufferstaat der Person von Odile Clerc die Marke von 200 im Herzen Europas, war Frankreich der am 000 amtlich registrierten Staatsangehörigen wenigsten gefährliche Nachbar und daher überschritten. im Allgemeinen beliebt. Das ansonsten tief gespaltene Volk der Eidgenossen misstraute dem Haus Österreich. So konnte ein fein austariertes Militär- und Handelssystem entstehen, das in 2. Kollektives Gedächtnis: Der der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts seine Beitrag Frankreichs an die Blütezeit erlebte und aus der Präsenz der Schweiz Schweizer in Frankreich einen Staat im Staat und aus den Schweizer Truppen eine Armee in der Hätte es die Schweiz nicht gegeben, Armee entstehen liess. Zusammengenommen Frankreich hätte sie vielleicht ganz einfach bildeten all diese Schweizer – und die Personen, erfinden müssen. Hat Frankreich aber nicht auf die als Schweizer betrachtet wurden – eine seine Art genau dazu beigetragen? Frankreich vielfältige Gemeinschaft, den Verhältnissen in hat die Trennung des «Oberdeutschen Bundes» der Heimat nicht unähnlich, mit Berufsmilitärs, vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Käsehändlern, einflussreichen Kaufmännern, Nation ermöglicht, und so das Konzept der Financiers und Bankiers, vollendeten Denkern, «Nation Schweiz» geschaffen, das in der aber auch mit Polizeibeamten, Kabarettisten, Schweiz dem Konzept des Staates voranging. Kirchenschweizern oder Portiers in den Wenn man früher in Paris von «denen aus der aristokratischen Hotels des Faubourg Saint- Nation» sprach, war es nicht nötig, «Schweiz» Germain. Letztere waren häufig pensionierte anzufügen, damit klar war, dass es sich um die ehemalige Soldaten der Schweizergarden. Eidgenossenschaft handelte. War umgekehrt vom «König» die Rede, war es insbesondere in Die Neutralisierung des Naturraums zwischen gewissen katholischen Kantonen wie Freiburg Rhein und Rohne, Alpen und Jura, brachte überflüssig, den Zusatz «von Frankreich» für Frankreich Sicherheit an seiner besonders beizufügen. Die Herrscher aus Frankreich exponierten und verletzlichen Grenze zwischen und ihre Botschafter in Solothurn spielten Basel und Genf. Das Bündnis mit Frankreich lange die Rolle eines virtuellen Mediators und ist das wichtigste, längste und vorteilhafteste wirkten als stillschweigender konsolidierender Bündnis, das die Eidgenossenschaft bis zum Faktor innerhalb einer von starken internen Entstehen des Bundesstaats im Jahr 1848 Streitigkeiten geprägten Eidgenossenschaft. eingegangen ist. Die Geschichte der Menschheit Im Jahr 1648 sorgte Mazarin dafür, dass sich ist voll von Verträgen und Abkommen, die die Schweiz im Rahmen des Westfälischen schlicht und einfach obsolet geworden sind, der Friedens (1648) vom Heiligen Römischen Reich sogenannte Friede von Freiburg hingegen hat Deutscher Nation lossagte. Der Frieden von durch die Folgen, die sich daraus ergeben haben, Lunéville vom 9. Februar 1801 verpflichtete dazu beigetragen, aus den Vertragspartnern seinerseits Österreich dazu, die Unabhängigkeit das zu machen, was sie heute noch sind. Die der Helvetischen Republik formell und definitiv Beziehungen, welche die Schweiz nachhaltig anzuerkennen. mit Frankreich verbunden haben, erinnern uns daran, dass die Schweiz realistischerweise nicht Die von Frankreich ausgelöste Helvetische bestehen kann ohne enge Verbindungen zu ihren Revolution von 1798 hat für die Schweiz grossen Nachbarn. trotz aller Kollateralschäden eine Ära der Neugestaltung eingeläutet. Die Schweiz ist von nun an ein Rechtsstaat. Hier begann der Prozess
der Demokratisierung des politischen, sozialen, verliehen worden waren; die Abschaffung der kulturellen und religiösen Lebens. Als Beispiele Binnenzölle; seien die Gewaltenteilung, die Trennung von – Glaubens- und Niederlassungsfreiheit; Kirche und Staat, die Vereinheitlichung der – die Rahmenbedingungen für die Gründung Masse und Gewichte sowie der Währungen der modernen Schweiz im Jahr 1848. erwähnt, dazu im Bereich der Menschenrechte die individuelle Freiheit und die Abschaffung Ist die Schweiz – privilegierte der Folter. Auch bekam die Bildung einen Verbindungsachse zwischen dem Norden und prioritären Stellenwert. Konkret hat die dem Süden des europäischen Kontinents – Helvetische Revolution dem wirren feudalen also nicht das europäischste Land Europas? Geflecht ein Ende bereitet und so die von den Am 19. Juni 2008 sprach sich der ehemalige Patrizierfamilien ausgeübte Vorherrschaft von Französische Präsident Valéry Giscard d’Estaing Gottes Gnaden und das damit verbundene augenzwinkernd für einen «baldigen Eintritt der wirtschaftliche Joch zerschlagen. Sie hat es Europäischen Union … in die Schweiz» aus. möglich gemacht, dass sich die verschiedenen Der amtierende Präsident François Hollande, Teile der Schweiz auf einer Grundlage von der am 1. Juni 2016 im Gotthardmassiv an der Gleichheit und Gerechtigkeit neu konstituierten. Einweihung des längsten Eisenbahntunnels der Welt teilnahm, bekannte offen: «Heute – und das Das Frankreich zur Zeit des Direktoriums ist sehr selten – verneigt sich Frankreich vor der verwirklichte den alten Traum der Kapetinger: Schweiz. […] In der Schweiz ist der europäische Das mächtige Bern (ein Drittel des Gebiets der Traum Realität geworden.» Schweiz) auf eine Verwaltungseinheit wie alle anderen zurückzustutzen, die keine hegemoniale Grösse mehr hat. Als sich im April 1798 die Helvetische Republik effektiv konstituierte, 3. Kollektives Gedächtnis: wurde Französisch als eine Nationalsprache Der Beitrag der Schweiz an anerkannt. Während des Ancien Régime war Frankreich immer Deutsch die offizielle Sprache der Schweiz gewesen. Zwischen den beiden Nachbarländern besteht seit dem Ewigen Frieden von 1516, Als Napoleon Bonaparte 1803 die Schweiz dem sogenannten Frieden von Freiburg, eine neu erschuf, gab er ihr eine stabile politische so grosse Nähe, dass durch den dauernden und kantonale Grundlage, indem er die Basis Austausch eine unvergleichliche, in ihrer legte für einen modernen föderalistischen, auf Konstanz und Intensität unübertroffene dem Prinzip der Mehrsprachigkeit aufgebauten Verflechtung entstanden ist. Dies geht so Staat. So wurde die Koexistenz von sehr weit, dass gewisse, für eines der beiden unterschiedlichen politischen Systemen möglich. Länder grundlegende Ereignisse mit diesen Napoleon hat als Erster Konsul zudem folgende gemeinsamen Beziehungen zusammenhängen Veränderungen eingebracht: und es oftmals schwierig ist, bei gewissen Symbolfiguren den jeweiligen französischen, –die Einführung der Prinzipien von beziehungsweise schweizerischen Anteil Gleichheit und Freiheit-Souveränität für alle auszumachen. Bei einigen dieser Persönlichkeiten Schweizer Kantone; als Folge davon wurden die ist es sogar so, dass sie, je nach Ort, an dem sie Grenzen der Kantone neu festgelegt; sich befinden, als Franzosen oder als Schweizer – das Ende der Privilegien und die Gleichheit gelten. der Bürger durch die Abschaffung des Herrscher-Untertanen-Verhältnisses; Der Einsatz von Schweizer Truppen in – die Abschaffung der Rechte, die französischen Diensten durch die sogenannten ausschliesslich gewissen Städte oder Orten Hilfskorps war ein integraler Bestandteil des
diplomatischen Systems, das nach 1516 definitiv das «Wunschland der Vernunft» dargestellt. Als eingerichtet wurde. Es war der prestigeträchtigste Folge von Voltaires Ausruf «Freiheit, Freiheit, und bedeutendste aller Militärdienste im dein Thron ist hier!» wurde Wilhelm Tell gar zu Ausland, die älteste und solideste Verbindung, einem Helden der Revolution. Im Dezember mit der die Schweiz je mit ihrer grossen 1793 wurde in der Stadt Paris, die während den Nachbarin verbunden war. Durch diesen Revolutionsjahren 1790 bis 1795 in Sektionen Hilfsdienst konnte das gute Funktionieren des gegliedert war, eine Sektion nach ihm benannt. Ewigen Friedens auf eine äusserst effiziente Die «guten Kameraden» – wie sie Heinrich Weise sichergestellt werden. Der Ewige Friede IV liebevoll nannte – verteidigten nacheinander wiederum war ein Garant für das Fortbestehen die Festung der Bastille, den Tuilerienpalast der Schweiz. Die Schweizer, bekannt für und das Herz von Paris, und bescherten so ihren Mut, ihren Kampfgeist und ihre Treue, dem französischen kollektiven Bewusstsein waren überall im Europa der Monarchien drei revolutionäre Momente, die das Gesicht begehrt. Die grösste Zahl von Schweizern in Frankreichs verändern sollten. Am 14. Juli Hilfskorps diente in Frankreich. Sie wurden in 1789 verteidigten sie die Bastille so gut, dass der ganzen Schweiz und bei deren Verbündeten der Tag zum Symbol wurde für die grosse rekrutiert, aufgrund von präzisen Verträgen, nationale Revolutionsdynamik, die das Ancien sogenannten «Kapitulationen». Ungefähr eine Régime stürzte. Ihre schreckliche Niederlage bei Million Schweizer Soldaten, oder solche, die als den Tuilerien vom 10. August 1792 führte zum Schweizer Soldaten betrachtet wurden, haben Zusammenbruch der Monarchie. Und was wäre bis heute in Frankreich gedient. Dies veranlasste die Julirevolution, Les Trois Glorieuses vom 27., 28. Voltaire zu folgendem Ausruf: «Oh, helvetische und 29. Juli 1830, ohne die Schweizergarden, die Berge! Ihr seid die Festungsmauern der schönen Karl X spektakulär in seinen Sturz begleiteten? Stätten, die die Seine benetzt.» Der französische An mehreren für die Gründung des heutigen Chronist Brantôme (um 1537-1614) bekannte: Frankreichs wegweisenden Tagen waren die «Ein Corps von Schweizern ist für eine Armee, Schweizer zentrale Akteure. was die Knochen für den menschlichen Körper sind». Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wiederum Die Schweizer in Frankreich haben schrieb Montesquieu: «Die Schweizer haben zahlreiche wichtige Orte der Erinnerung uns die Kunst des Krieges gegeben, indem mitgeprägt: Genannt seien der sogenannte Saal sie unsere Infanterie gebildet haben». Ob der Schweizer, der sich vor den königlichen Hundertschweizer (1497), Schweizergarden Gemächern in Saint-Germain-en-Laye und (1616) oder permanente Schweizer Regimente in Fontainebleau befindet, oder der Zierteich, (1670), die Schweizer im Dienste Frankreichs der an das Schloss Versailles angrenzt, sowie waren während drei Jahrhunderten Stützpfeiler einige Sprichwörter, wie etwa « point d›argent der Monarchie. So rettete die Schweizergarde point de Suisse » (kein Geld, kein Schweizer) beispielsweise im Jahr 1567, beim Rückzug von oder « boire en Suisse » (heimlich trinken). Meaux vor den Hugenotten, die Krone von Karl Letzteres ist darauf zurückzuführen, dass sich IX. die Soldaten vergnügen mussten, ohne mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt zu treten. Während der vorrevolutionären Zeit brachten Der Wort fifre seinerseits ist vom Luzerner die «freien Schweizer» das Frankreich der Familiennamen Pfyffer abgeleitet. Das Schweizer Aufklärung zum Schwärmen. So wird Genf im Dorf in Paris ist ausserdem ein Überbleibsel Jahr 1757 in der Encyclopédie de Paris (1751-1780) der Weltausstellung von 1900, und es gibt keine von d’Alembert und Diderot, die der Stadt einen Region in Frankreich, die nicht irgendwo ihre stark von Voltaire beeinflussten Artikel widmet, «kleine Schweiz» hätte, wie beispielsweise das als «so vernünftige und aufgeklärte Republik» Avesnois in der Region Hauts-de-France. und Hort «der Philosophie und der Freiheit» betrachtet, und die Schweiz im Allgemeinen als
4. Die grossen Französisch- 1794 in das Pantheon überführt wurden. Schweizerischen Denker Frankreichs Beitrag zum Jean-Jacques Rousseau, ein Pendler «Protestantischen Rom» zwischen Frankreich und der Schweiz Welch erstaunliches Wechselspiel zwischen Ein grosser Teil der «neuen Ideen» sind in dem aus Noyon in der Picardie stammenden Genf entstanden. Man könnte fast glauben, dass Jean Calvin (1509-1564), der Genf zu seiner man dort nur Französisch gesprochen hat, um Heimat machen sollte, und dem «Genfer Bürger» seine Feindschaft gegenüber dem Frankreich des Rousseau, der am Ende seines Lebens einsam Ancien Régime besser ausdrücken zu können. im picardischen Ermenonville im französischen Departement Oise lebte! Zwischen der Picardie Als kultureller Brennpunkt steht die Schweiz und der Republik Genf hat also ein Austausch im Zentrum der Entwicklung von Ideen, die zweier Moraltheoretiker stattgefunden, die übrigens häufig von hier aus verbreitet werden. bezüglich ihres grundlegenden Denkens Im Jahr 1748 publizierte Montesquieu in Genf nicht unterschiedlicher hätten sein können. L’esprit des Lois, noch bevor Voltaire hier einen In der Schweiz ist Arbeit im calvinistischen nahen Zufluchtsort fand. Jean-Jacques Rousseau Verständnis eine Stütze der Seele und für (1712-1778), Galionsfigur der Französischen die Verwirklichung jedes Einzelnen in der Revolution, wäre ohne Genf nicht Rousseau Gesellschaft essentiell. In der Rousseauschen gewesen. Sichtweise hingegen wartet der glückliche Mensch darauf, dass die reife Frucht vom Didier Rousseau, der Pariser Vorfahre Baum fällt, damit er sich ernähren kann. Von von Jean-Jacques, erwarb im Jahr 1655 das vielen wird der Beginn der Bewegung für die Bürgerrecht von Genf. Der «Genfer Nomade» Förderung der individuellen Verantwortung, Jean-Jacques ist im Herzen seiner Schriften die schliesslich zur modernen Demokratie und binational. Hätte er sein Werk erschaffen zur Entstehung der Menschenrechte führte, können, wäre er nicht Genfer gewesen? auf Calvin selber zurückgeführt. Rousseau Hätte er es bekannt machen können, wäre er hingegen, der Autor des Contrat social, verkörpert nicht Franzose gewesen? Der Autor von La die politische Philosophie des Jahrhunderts der Nouvelle Héloïse, einem Briefroman, der die Aufklärung, die ihn zu einem geistigen Vater der Literaturgeschichte verändert hat, ist einer französischen Demokratie werden liess. der Grössten des französischen kulturellen und literarischen Erbes. Er erreichte eine Calvin war 1536 als Prediger nach Genf ausserordentliche Popularität, weil er es verstand, gekommen und kehrte 1541 dorthin zurück, die Wünsche und Sehnsüchte des gebildeten, um Genf zum «Neuen Jerusalem» zu machen. breiten Publikums seiner Zeit wunderbar Sowohl in der Kirche als auch im Staat war einzufangen und auszudrücken. Er brachte Calvin allmächtig, ein eigentlicher «Pontifex zutiefst schweizerische Ideen nach Frankreich, maximus» der Stadt. Er veränderte die sozialen wie beispielsweise die Freiheit des Einzelnen, Beziehungen in der kleinen Republik, deren die Gleichheit und das Prinzip der nationalen Bürger er 1559 wurde, von Grund auf. Nur dank Souveränität. Die Leser des Werkes dieses der Unnachgiebigkeit von Calvin konnten die Philosophen und Botanikers sahen darin die Genfer damals ihre Autonomie bewahren. Die Keimzelle der Französischen Revolution und im Genfer Kirche erhielt durch ihn wieder solide Autor den Vater der aufkommenden Romantik. Strukturen für Lehre und Liturgie, die mit der Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte Abkehr vom alten Glauben verloren gegangen und die von Robespierre so geschätzten waren. Calvin errichtete in Genf ein geistliches Revolutionsfeste trugen die klare Handschrift des Zentrum von weltweiter Bedeutung. Bürgers von Genf, dessen sterbliche Überreste
Seine Landsleute Guillaume Farel (1489- Der Basler Theologe Karl Barth (1886- 1565) aus Gap und Théodore de Bèze (1519- 1968) trug zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1605) aus Vézelay waren Calvins Mitarbeiter. dazu bei, dass Frankreichs Protestanten ein Farel, durch dessen Wirken Genf 1535-36 zum Bewusstsein entwickelten für die Notwendigkeit neuen Glauben übergegangen war, organisierte eines geistlichen Widerstandes. Roger Schutz- später auch die Neuenburger Reformation. Marsauche (1915-2005) aus Provence – dem Der Nachfolger Calvins, Théodore de Bèze, Dorf im Waadtland, nicht der französischen unbestrittener Anführer der reformierten Sache, Provinz – besser bekannt unter dem Namen spielte eine zentrale Rolle beim Aufbau des Frère Roger, ist niemand anderes als der calvinistischen Europas, das sich in der zweiten Gründer der Gemeinschaft von Taizé im Hälfte des 16. Jahrhunderts entwickelte. Burgund, im Jahr 1940. Der Pastor mit einem Schweizer Vater und einer französischen Mutter Die europäische Rolle, die Genf lange hat mit Taizé einen Ort der Begegnung und der gespielt hat, ist gewissermassen das Vermächtnis, Versöhnung zwischen Christen unterschiedlicher das der Vater der französischen Reformation konfessioneller Zugehörigkeit geschaffen. seiner Wahlheimat hinterlassen hat. Er hat die Lebensweise und die Geschichte Genfs in Der in Couvet im Val-de-Travers (NE) einem solchen Ausmass geprägt, dass sein Stil geborene Denis de Rougemont (1906-1985) die Stadt am Ende des Sees über Jahrhunderte verfasste das Konzept eines «Europa der kennzeichnete. Die Anziehungskraft, die er in Regionen». Der Verfechter eines Föderalismus Frankreich ausübte, kann an den Tausenden nach Schweizer Vorbild liess sich in Frankreich von Flüchtlingen gemessen werden, die nach nieder, wo er Beziehungen aufnahm zur Genf strömten. Zwischen 1535 und 1562 stieg Gruppe Esprit von Emmanuel Mounier und zur die Bevölkerungszahl der Stadt von 10 000 auf «personalistischen Bewegung», die einen dritten 23 000 Einwohner. Dutzende Buchdrucker Weg suchte zwischen dem individualistischen liessen die Stadt zu einem bedeutenden und materialistischen Liberalismus des Westens Verlagszentrum für Hugenottenbibeln und und dem sowjetischen Kollektivismus. Bekannt «Hugenottenpsalter» werden, währenddem wurde Denis de Rougemont 1939 durch die Professoren und Studenten der 1559 sein Buch L’Amour et l’Occident, das zu einem gegründeten Académie Genf zu einem Bestseller wurde. Ausbildungszentrum des frankophonen Protestantismus machten. Als Anekdote sei Der Walliser Philosoph Alexandre Jollien, seit noch erwähnt, dass sie dort auch den Anbau seiner Geburt im Jahr 1975 behindert, ist einer der Gemüseartischocke eingeführt haben. Das der brillantesten Köpfe seiner Generation. Als zwischen 1909 und 1917 erbaute Internationale Studierender der Universität Freiburg publizierte Reformationsdenkmal in Genf, Mauer der er 1999 sein erstes Werk, Éloge de la faiblesse Reformatoren genannt, weist auf die weltweite (Cerf), das mit dem Prix Mottart der Académie Verbreitung des calvinistischen Bekenntnisses française ausgezeichnet wurde. 2010 hat Alexandre hin. Jollien für sein Gesamtwerk den Prix Pierre Simon « éthique et société » erhalten. Ende 2015 hat er Auf katholischer Seite nahm Freiburg mit Matthieu Ricard und Christophe André in mehrere Wellen religiöser Gemeinschaften Paris den Bestseller Trois amis en quête de sagesse auf, namentlich während der Französischen (L›Iconoclaste-Allary Éditions) herausgegeben. Revolution und nach der Trennung von Kirche und Staat. Die Leitung der 1889 geschaffenen Theologischen Fakultät wurde den Dominikanern übertragen.
5. Die Schweiz beeinflusst die Durch die Schlossherrin aus Coppet französischen Ideen: Rund um rückte ein Mann ins Rampenlicht, der einer Madame de Staël, die Frau, die der tiefgründigsten politischen Denker der Napoleon erzittern liess Revolutionszeit werden sollte: Der in Lausanne geborene liberale Philosoph Henri Benjamin de Die Genfer Baronin Germaine de Staël- Constant de Rebecque (1767-1830), Benjamin Holstein (1766-1817), eine Tochter Neckers, Constant genannt. Der Autor von Adolphe, dem leitete mit Châteaubriand zusammen die ersten psychologischen Roman, verkörperte intellektuelle Revolution des 19. Jahrhunderts in seiner Person den Geist des konstruktiven ein. Begeistert von neuen Ideen wirkte sie Widerstands des Tribunats, aus dem er mit bei der Gründung des Club constitutionnel. allerdings am 17. Januar 1802 ausgeschlossen Am 7. Dezember 1791 platzierte sie Louis de wurde. Der Verfasser des « Acte additionnel Narbonne, ihren Schützling, als Kriegsminister. aux Constitutions de l›Empire » von 1815, eines Dessen Absetzung im März 1792 ermöglichte Zusatzes zur Verfassung Frankreichs, der im die Bildung des Girondistenkabinetts (25. Volksmund « la Benjamine » genannt wurde, März-13. Juni 1792), in dem der Genfer Bankier war einer der Begründer des politischen Étienne Clavière (1735-1793), ein weiterer Liberalismus in Frankreich und der erste Bekannter von Mme de Staël und Erfinder der grosse Denker der liberalen Demokratie, deren Assignaten, die Aufsicht über die Finanzen der Ideen er vehement verteidigte. Es waren dies Nation übernahm. Nach dem 10. August 1792 die persönliche Freiheit, die Glaubensfreiheit, (Tuileriensturm) wurde Louis de Narbonne die Meinungsfreiheit und die Freiheit ihrer wieder in sein Amt eingesetzt, und am 19. Verbreitung (Pressefreiheit), das Nutzungsrecht November 1792 wurde er sogar Präsident des des Eigentums sowie garantierter Schutz vor Exekutivrats. Mme de Staël, eine geistige Tochter jeglicher Willkür. Rousseaus, bildete mit ihrem Lebensgefährten Benjamin Constant ein Paar «thermidorianischer Um Germaine und Benjamin formierte Republikaner». Sie bekannten sich zu den sich eine unorganisierte Gruppe französischer, Grundsätzen von 1789, lehnten aber die schweizerischer und deutscher Intellektueller, Auswüchse der Schreckensherrschaft ab. Die Schriftsteller und Philosophen. Es ist dies Autorin von Delphine (1802) war enttäuscht von die berühmte Groupe de Coppet im Kanton Napoleon Bonaparte, diesem «Robespierre zu Waadt, Refugium der Intelligenz und Hort Pferd». Während siebzehn Jahren kämpfte sie des anti-napoleonischen Liberalismus und mit ungleichen Waffen gegen ihn. Die gebildete der Romantik, die sich ab 1803 während etwa und äusserst wissbegierige Frau wurde ins Exil fünfzehn Jahren am Ufer des Genfersees traf. in Coppet (VD) verbannt. Mme de Staël vertrat Diese Gruppe hat in der Geistesgeschichte einen Geist der Toleranz, propagierte die eine zentrale Rolle gespielt. Im Rahmen einer Unabhängigkeit des Schriftstellers gegenüber intellektuellen Durchmischung, bei der einige jeglicher Macht und die Treue gegenüber der grundlegenden Ausrichtungen des modernen den Ideen der Aufklärung, und war die erste Denkens entworfen wurden, hat sie den Weg Frau, die offiziell als politische Philosophin geebnet für die Bildung eines europäischen anerkannt wurde. Ihr Buch Über Deutschland Bewusstseins. (1810) bezeugte den abnehmenden Einfluss der französischen Denker auf die europäische Belle de Charrière (1740-1805) Geisteswissenschaft, und dies zu einer Zeit, in der Napoleon scheinbar den Zenit erreicht hatte. Belle de Charrière, Spötterin und Ungläubige, Der Literaturkritiker Sainte-Beuve nannte es frei und offen, war holländischer Abstammung, «einen wichtigen Zeugen» für Frankreich. wurde aber in der französischen Kultur erzogen. Nach der Heirat mit dem Waadtländer Charles- Emmanuel de Charrière de Penthaz (1735-1808)
zog das Paar nach Colombier in die Nähe 6. Von der Schweizer Bank zur von Neuenburg, wo es das Herrenhaus des Banque de France Anwesens Le Pontet bewohnte. Hier gab Belle Empfänge und arbeitete am Nachlass von Jean- Ein kleiner Schritt für Necker, ein grosser Jacques Rousseau. Ab 1787 verkehrte sie mit Schritt für die Revolution Benjamin Constant. Die Autorin des köstlichen, satirischen Briefromans Lettres neuchâteloises Der Genfer Bankier Jacques Necker (1732- (Amsterdam, 1784) verfasste Aufsätze und 1804), von 1777 bis 1781 Generaldirektor der politische Texte, komponierte Sonaten und Finanzen, trat am 26. August 1788 mit dem Opern und schrieb Operntexte und Komödien. Titel des Generaldirektors der Finanzen in den Ihr Briefroman Caliste (1787) war für Mme de Königlichen Rat ein. Dies veranlasste Mirabeau Staël Anregung für deren Corinne und inspirierte zum Ausruf: «Da ist endlich Herr Necker, der die Feministinnen des 20. Jahrhunderts, allen König von Frankreich.» Es ist allgemein bekannt, voran Simone de Beauvoir. Diese Schriftstellerin dass Banken stabile politische Systeme mögen. mit kosmopolitischem Geist, eine «Europäerin» Das Ancien Régime während seiner letzten Phase ante litteram, die häufig als eine der Vorfahrinnen zählte nicht dazu. der Westschweizer Literatur angesehen wird, war eine der brillantesten Briefschreiberinnen ihres Im Hinblick auf die Versammlung der Jahrhunderts. Sie gehörte zu den Autorinnen und Generalstände erwirkte Necker als Staatsminister Autoren, die in exemplarischer Weise den Geist eine Verdoppelung des Dritten Standes. Dies der Aufklärung verkörperten. war eine für die Zukunft von Frankreichs Institutionen massgebende Entscheidung. Marie-Thérèse Willermaulaz (1751-1816) Necker war sowohl Symbol für das Defizit, das zur Einberufung der Generalstände geführt Marie-Thérèse Willermaulaz, in Lille geboren, hatte, als auch der Zünder, der die Revolution stammte aus Charmey. Ihr Vater, ein Greyerzer, ermöglicht hat. Seine knallharte Entlassung am war Portier im Stadthaus der Familie Dreux- 11. Juli 1789 war eine der vielen Komponenten Brézé, die sich um Marie-Thérèses Erziehung des Aufstands und dessen glaubwürdigster kümmerte. 1783 heiratete sie Pierre-Augustin Vorwand. Caron de Beaumarchais. Die Musikerin und brillante Intellektuelle, die auch Empfänge gab, Monsieur de Lescure veröffentlichte in seiner war eine wichtige Stütze für ihren berühmten Correspondance secrète vom 2. April 1790 ein Ehemann. Sie sorgte dafür, dass sein Werk Epigramm. Es war ein Vorbote für das Ende nach seinem Tod 1799 weiterlebte. Die in den von Neckers Ministerkarriere: Pariser Salons als «die neue Sévigné» bezeichnete Marie-Thérèse Willermaulaz hinterliess eine « Quand devant Dieu parut avec effroi umfassende, grösstenteils unveröffentlichte Le Directeur vantant sa conscience, Korrespondenz. Im Film Beaumarchais l’insolent Le Seigneur lui dit : Réponds-moi, (1996) von Édouard Molinaro wird ihre Rolle Necker ! qu’as-tu fait de la France ? von Sandrine Kiberlain gespielt. J’ai laissé le peuple sans roi Et le royaume sans finance. » (Der Finanzdirektor Necker erscheint vor Gott und rühmt sich seines Gewissens. Als Gott ihn fragt, was er mit Frankreich gemacht habe, muss Necker antworten, er habe das Volk ohne König und das Königreich ohne Geld zurückgelassen.)
Necker, Symbol des neuen Menschen und besonderen Gesetzgebung. Zur Schweizer der aufstrebenden Eliten des ausgehenden Kolonie in Paris gehörten auch reiche Bankiers 18. Jahrhunderts, trat am 4. September 1790 aus der protestantischen Schweiz, wie die zurück und zog sich auf sein Schloss Coppet im Genfer Necker und Clavière – Letzterer war Waadtland zurück. der Erfinder der Assignaten – die nacheinander Frankreichs Finanzen verwalteten. Einige Der Genfer Bankier Henri Hentsch dieser Schweizer in Frankreich stammten sogar (1761-1835), wohnhaft an der Rue du Sentier aus Hugenottenfamilien, die sich in Genf 26 in Paris, schuf unter der Restauration die niedergelassen hatten, – wie beispielsweise die Versicherungsgesellschaft Compagnie royale aus der Normandie eingewanderte Familie d’Assurances maritimes, die 1848 zur Nationale Mallet – und deren Nachfahren nun in der wurde. 1818 wurde er zudem zum Gründer der Schweizer Uniform unbemerkt nach Frankreich Caisse d’épargne et de prévoyance de Paris, einer Spar- zurückkehrten. und Vorsorgekasse. Édouard Hentsch (1829- 1892) war an der Gründung der Geschäftsbank Der Neuenburger Jean-Frédéric Perregaux Crédit Lyonnais direkt beteiligt und war einer der (1744-1808) umschiffte die Klippen der Grossaktionäre der Société générale, einer weiteren Revolutionszeit, indem er gleichzeitig die Geschäftsbank. Nach der Niederlage Frankreichs Tätigkeiten des Wohlfahrtsausschusses Comité von 1870 schloss sich die Banque de Crédit et de de Salut public und diejenigen der britischen Dépôts des Pays-Bas, die er 1863 mitgegründet Spione in Frankreich finanzierte. Er war einer hatte, mit der Banque de Paris zusammen. Zuvor der Protagonisten des Staatsstreichs vom musste sie jedoch die vom Deutschen Reich 18. Brumaire VIII (9. November 1799). Die geforderten fünf Milliarden Francs für die Gründung der Banque de France im Jahr 1800 war Kriegsentschädigung aufbringen. Der Genfer sein Werk. Bis zu seinem Tod hielt er den Sitz Charles Sautter übernahm die Leitung des neuen des ersten Bankrats und bis 1806 denjenigen Finanzinstituts an der Rue d’Antin 3, das neu des Präsidenten des Aufsichtsrats inne. Er ist den Namen Banque de Paris et des Pays-Bas trug. einer der wenigen Schweizer, die im Pantheon Von 1872 bis 1889 leistete diese neue Bank den beigesetzt wurden. Regierungen zahlreiche Vorschusszahlungen, gewährte eine Vielzahl von Darlehen für die Étienne Delessert (1735-1816), ein Städte und finanzierte die grossen französischen Waadtländer aus Cossonnay, dessen Familie Unternehmen und die wichtigen Projekte 1724 das Bürgerrecht von Genf erhielt, lebte Frankreichs, darunter den Durchbruch des als etablierter Seidenhändler und Bankier in Boulevard Haussmann, das elektrische Licht für das Lyon. Er war ein einflussreicher Bankier und Palais Royal, die Metro und die Weltausstellung ein Vertreter des protestantischen Bürgertums, von 1889. Die Familie Hentsch hinterliess auf das sich Napoleon stützte, um die Elite der Frankreich die Diskontbank Comptoir d’Escompte, Notabeln zu schaffen, die das Grundgerüst des später Comptoir national d’Escompte. Nach der Staates bilden sollten. Delessert beteiligte sich Befreiung Frankreichs 1945 verstaatlicht, am Zwölf-Millionen-Kredit für die Konsuln, fusionierte das Comptoir national d’Escompte der am 19. Brumaire als Anschubfinanzierung 1966 mit der Banque nationale pour le Commerce für das neue Regime beantragt wurde. Der et l’Industrie (BNCI). Aus der Fusion entstand Bankier und Industrielle gründete in Passy die heutige Banque nationale de Paris (BNP), die die Raffinerie, in der 1811 das Verfahren zur mittlerweile wieder privatisiert worden ist. Zuckerherstellung aus Rüben entwickelt wurde. Zu Beginn des Jahres 1812 nahm Napoleon Die Schweizer verfügten in Frankreich sogar sein eigenes Kreuz der Ehrenlegion ab, um über privilegierte Aufnahmestrukturen. Sie es ihm anzustecken. Zwei Monate später wurde waren nicht Ausländer wie alle anderen. Delessert Baron des Kaiserreichs. Weil sie im Königreich bereits seit mehreren Generationen etabliert waren, profitierten sie Von den fünfzehn ersten Bankräten der bis zur Revolution von bedeutenden Privilegien, Banque de France seien noch zwei weitere wie beispielsweise von der Steuerbefreiung, Räte schweizerischer Abstammung erwähnt: der Religionsfreiheit und sogar von einer Guillaume Mallet (1747-1826) und Jean-Conrad
Hottinguer (1764-1841), beides herausragende wird. Der Vater des Metronoms hat alle Regimes Persönlichkeiten der Pariser Szene. Die erlebt und zählte Marie-Antoinette, Josephine Schaffung der Banque de France, verbürgt durch und Napoleon Bonaparte zu seinen Kunden. Spitzenkräfte der Schweizer Bank, garantierte Unter der Restauration wurde dieser geniale für Frankreich langfristig Währungsstabilität und Wegbereiter seiner Branche Uhrmacher der Wohlstand. königlichen Marine und Mitglied der Akademie der Wissenschaften und empfing aus den Aus der Genfer Familie Saladin stammten Händen von Ludwig XVIII den Orden der zahlreiche Verwalter der königlichen Ehrenlegion. Sein Sohn Antoine-Louis (1776- Spiegelglasmanufaktur von Saint-Gobain. 1863 1858) erfand 1830 den schlüssellosen Aufzug standen die Genfer Bartholony, Dacier, Des Arts und den Zeiteinstellungsmechanismus. Ferdinand und Dufour an der Spitze von sehr wichtigen Berthoud (1727-1807), ein weiteres Neuenburger Unternehmen: Der Eisenbahn von Orléans, der Genie der Uhrmacherkunst und Meister der Lyon-Mittelmeer-Bahn sowie dem Crédit foncier Entwicklung von Marinechronometern, hat (Bodenkreditbank). für die königliche Marine mehr als achtzig Zeitmesser angefertigt. Die Familie de Rothschild ist seit langem im Kanton Genf ansässig, wo sie in Prégny- Die Nachkommen von Abraham-Louis Chambésy, neben dem Musée des Suisses dans le Breguet, immer noch Schweizer, machten sich Monde, ein Landgut besitzt. Der französische in der Aviatik und im Automobilbereich einen Zweig der Familie spielt hinter den Kulissen der Namen. Louis Breguet (1880-1955) entwickelte Weltpolitik eine unbestreitbare Rolle. Im 20. und 1907 in Douai den ersten Tragschrauber, einen 21. Jahrhundert gehören die Schweizer Behörden Vorläufer des Helikopters. Die Société d’aviation und Banken zu den bedeutendsten Gläubigern Louis Breguet fusionierte 1971 mit der Générale Frankreichs. aéronautique Marcel Dassault. Daraus entstand die Avions Marcel Dassault-Breguet Aviation. Die Schweizer Uhrenbranche, die bereits 7. Pendelbewegungen in der im Neuenburger Jura beheimatet war, erlebte Uhrmacherkunst zwischen ihren Aufschwung in Genf in der zweiten Frankreich und der Schweiz Hälfte des 16. Jahrhunderts, in der Folge eines massiven Zustroms protestantischer Flüchtlinge Abraham-Louis Breguet (1747-1823), der aus Frankreich. Viele dieser Flüchtlinge waren berühmte Neuenburger Uhrmacher vom Quai Goldschmiede oder Juweliere. Ihr Wissen de l›Horloge in Paris, ist der Vater zahlreicher verband sich auf fruchtbare Weise mit der Erfindungen, welche die Uhrmacherkunst städtischen Gold- und Silberschmiedekunst, auf das Niveau höchster Perfektion gebracht sodass Genf zum Zentrum der Zeitmessung haben. Dazu gehören beispielsweise die erste aufstieg. 1601 entstand so die « Maîtrise des automatische Uhr, die erste Armbanduhr, die horlogers de Genève », eine Uhrmacherzunft. Die «Breguet-Spirale», der Tourbillon, die Parachute- Hugenotten brachten das Fachwissen einer Stosssicherung, der ewige Kalender, der beruflichen Elite nach Genf, besonders im Mechanismus mit zwei Federhäusern sowie der Bereich der Seidenverarbeitung. Als Folge der Marinechronometer mit Doppelsekunden, nicht Widerrufung des Edikts von Nantes durften zu vergessen die Subskriptionsuhr (Einzeigeruhr) sich ungefähr 20 000 Hugenotten dauerhaft aus dem Jahr 1796, die Tastuhr, bei der die Zeit in der Schweiz niederlassen. Ihre Ankunft fiel durch Abtasten gelesen werden kann, und das zusammen mit der Blütezeit des französischen sympathetische Pendelwerk, das als Mutteruhr Kulturmodells, zu dessen Verbreitung sie die Uhrzeit einer Taschenuhr richtet, wenn diese wesentlich beitrugen. in eine dafür vorgesehene Halterung gesteckt
Nicolas Hayek, der «Grosse Mäzen» der 8. Erfinder, Industrielle und französischen Kultur und Patron der Swatch Entdecker zieht es immer weiter Group (Swatch steht für Swiss Made Watch), der in die Ferne Nummer eins der weltweiten Uhrenindustrie, zu der Breguet seit 1999 gehört, hat 2006 die Swiss Made in Frankreich Restauration des Petit Trianon ermöglicht. Die im Vallée de Joux, der Wiege der Uhrmacherkunst Folgende Produkte sind alle dem helvetischen angesiedelte Firma Montres Breguet S.A. hat Erfindergeist entsprungen: Der Bundesordner 2008 die prachtvolle und legendäre Uhr Biella (1908), die Alufolie (1924), der nachgebaut, die Marie-Antoinette 1783 Reissverschluss (1924), der Wendeschlüssel von bestellt hatte. Bis heute wachen die Schweizer Kaba (1934), der Stewi, ein Wäschetrockner über Versailles und den Louvre. So wurden mit der Form eines Regenschirms (1947), die Säle des Louvre, in denen sämtliche die Sonnencreme Piz Buin, 1938 von Franz Sammlungen von Kunstgegenständen des 18. Greiter in Konkurrenz mit der Marke L’Oréal Jahrhunderts ausgestellt sind, 2009-2014 mit der entwickelt, der Klettverschluss, 1948 vom Unterstützung von Breguet restauriert! Waadtländer Georges de Mestral (1907-1990) erfunden, das Magnetophon Nagra, das erste Es ist nichts als gereicht, dass das Pendel professionelle, für Radioreporter bestimmte ganz am Ende des 18. Jahrhunderts wieder tragbare Tonaufnahmegerät, das von Stefan zurückschwang, als Neuenburger Uhrmacher Kudelski (1929-2013) gebaut wurde, und, nicht das Angebot des Nationalkonvents annahmen, zu vergessen, der 1999 entwickelte Mini-Scooter! sich in der Franche-Comté niederzulassen. So Eines der berühmtesten Accessoires ist das errichtete der in Le Locle wohnhafte Genfer Schweizer Armeemesser. 1884 gründete der Laurent Mégevand (1754-1814) im Jahr 1793 Schwyzer Karl Elsener (1860-1918) in Ibach in mit achtzig anderen Schweizer Uhrmachern, die der Innerschweiz eine Werkzeugfabrik, die der verbannt worden waren, weil sie die Revolution Schweizer Armee ab 1891 Messer lieferte. Nach in der Schweiz unterstützt hatten, eine nationale der Einführung des rostfreien Stahls im Jahr Uhrenmanufaktur in Besançon. Mit sich brachte 1921 erhielt die Firma den Namen Victorinox. er sein Wissen, seine Fachkenntnisse und seine Das Modell für Offiziere, das im Gegensatz innovativen Ideen bezüglich der industriellen zu demjenigen des gewöhnlichen Schweizer Entwicklung der Uhrmacherei. Soldaten mit einem Korkenzieher und einer kleinen Klinge ausgestattet ist, wurde in der In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Folge auf den Markt gebracht. Bisweilen ist es wurde Besançon mit ungefähr vierhundert mit höchst unerwarteten Zubehörteilen bestückt. Uhrmacherwerkstätten zum Hauptstandort Die weltberühmte Schwyzer Marke produziert für die Produktion französischer Uhren. Eine nicht nur das von Mac Gyver so geschätzte der Hauptstrassen im Zentrum der Stadt (Rue legendäre, multifunktionelle Messer, sondern Mégevand) trägt den Namen des Schweizers, der auch eine Vielzahl von Küchenmessern. die Uhrenindustrie in Besançon begründet hatte. Der Waadtländer Jean Albert Vincent Auguste Perdonnet (1801-1867), ein Pionier der französischen Eisenbahn und Leiter der École centrale des arts et manufactures (1862-67), wurde 1857 nach Eröffnung der Eisenbahn von Strassburg in den Rang eines Offiziers der Ehrenlegion erhoben. 1866, bei der Eröffnung der Eisenbahn von Mulhouse, wurde er zum Kommandeur der Ehrenlegion befördert. Perdonnet wirkte schliesslich als
Verwaltungsdirektor der Chemins de fer de l›Est. und den Vertrieb der Lacoste-Textilien. Die Gebrüder Hans (1909-1989) und Fritz Caran d’Ache, mit richtigem Namen (1906-1992) Schlumpf waren zwei französisch- Emmanuel Poiré (1858-1909) ist der schweizerische Industrielle. Ihre Familie, Nachkomme einer französischen Familie, die die ursprünglich aus Herisau stammte, hatte sich in Russland niedergelassen hat. 1925 wurde 1386 das Bürgerrecht der Stadt St. Gallen ein schweizerisches Unternehmen mit Sitz in erhalten. Zwischen 1935 und 1976 schufen Thônex (GE) nach ihm benannt (Caran d’Ache die Brüder in Mulhouse, das bis 1798 eine mit bedeutet auf Russisch Bleistift). Es ist weltweit der Schweiz verbündete Stadt gewesen war, die einzige Manufaktur, die an einem einzigen ein Textilimperium. Sie legten zudem eine der Standort eine komplette Palette mit Produkten weltweit wichtigsten privaten Autosammlungen für Künstler und mit Schreibutensilien herstellt. an, mit Luxusautos und Sportautos, die Wenn Picasso zeichnete, hatte er immer eine im europäischen Automobilsport eine Schachtel Caran d’Ache zur Hand. Die 1931 von Vorreiterrolle spielten, insbesondere Bugattis. Caran d’Ache erfundenen Schweizer Farbstifte Die Sammlung mit 560 Autos ist in der Cité de Prismalo waren die ersten, die wasservermalbar l’automobile-Collection Schlumpf de Mulhouse für die waren. Öffentlichkeit zugänglich. Die Schweizer Unternehmer der Die Firma Leclanché wurde 1909 in Gegenwart Yverdon-les-Bains gegründet, mit dem Ziel, in der Schweiz die Patente für die Am 16. März 2016 wurde der Freiburger elektrochemischen Verfahren zu nutzen, die Geograf Daniel Neuenschwander (geb. am 3. der französische Ingenieur Georges Leclanché Juni 1975) zum Direktor für Trägersysteme der 1868 entwickelt hatte. 1968 brachte Leclanché Europäischen Weltraumorganisation mit Sitz in die ersten Gleichrichter- und Batterieladegeräte Paris ernannt. Dort hatte er bereits als Vertreter auf den Markt. Leclanché hat sich auf der Schweiz gearbeitet. Seit 2012 übernimmt die Herstellung von massgeschneiderten die Schweiz gemeinsam mit Luxemburg Energiespeicherlösungen spezialisiert. Die erfolgreich die Co-Präsidentschaft des 1975 Strategie von Leclanché ist darauf ausgerichtet, gegründeten ESA-Rates. Der Freiburger seine Position als einer der führenden Neuenschwander wird die Verantwortung tragen Hersteller von Lithium-Ionen-Zellen und für das wichtigste Entwicklungsprogramm in Anbieter von elektrischen Speicherlösungen für der Geschichte der ESA. Ariane 6 wird ab 2020 erneuerbare Energien in Europa auszubauen. mit Spitzen des bundeseigenen Rüstungs- und Die Waadtländer Firma benutzt immer noch Technologiekonzerns Ruag Space bestückt sein. den Namen Leclanché. So wurde die 2006 übernommene, ebenfalls im Bereich der Der Schweizer Paul Ackermann ist Batterien tätige deutsche Firma Bullith in Chefredaktor der am 23. Januar 2012 Willstätt (D) in «Leclanché Lithium GmbH» gegründeten französischen Ausgabe der umbenannt. erfolgreichen amerikanischen Internetseite Huffington Post. Zuvor hatte er bei 20minutes.fr Die Schweizer Familien Maus und Nordmann gearbeitet und war anschliessend Verlagsleiter sind Eigentümerinnen der fünfundsiebzig von Figaro.fr gewesen. Die Stelle bei Huffington grossen Manor-Warenhäuser in der Schweiz und Post war ihm von seinem Landsmann Serge seit 1996 auch von Parashop, der Nummer eins Michel, dem stellvertretenden Redaktionsleiter unter den französischen Parapharmazieketten. der Zeitung Le Monde, angeboten worden. Sie kontrollieren Devanley, ein Unternehmen Dieser hatte 2005, als Leiter der Rubrik mit Sitz in Troyes, und besitzen seit 2012 die „Internationales“ der Zeitschrift L’Hebdo, weltweite Lizenz für das Design, die Herstellung den Bondy Blog lanciert. Dieser Blog ist
eine interaktive Webseite, die in Bondy, im 9. Schweizer Produkte auf Departement Seine-Saint-Denis, mit Bewohnern Frankreichs Tafeln: Nicht nur der Stadt erstellt wird. Käse und Schokolade Der 1973 in Freiburg geborene Franko- Je nach dem, auf welcher Seite des Juras man Schweizer Frank Melloul absolvierte in Lausanne sich befindet, hat der Greyerzerkäse Löcher oder seine Ausbildung, arbeitete sich anschliessend nicht. Nachdem die Franche-Comté durch den innerhalb des französischen Aussenministeriums Dreissigjährigen Krieg (1618-1648) verwüstet nach oben und war von Juni 2005 bis Mai und 1639 von der Pest heimgesucht worden 2007 Berater von Dominique de Villepin. war, zogen viele Emigranten aus dem Kanton Der ehemalige Strategieverantwortliche von Freiburg in diese Gegend. Sie errichteten hier die Audiovisuel extérieur de la France war danach kurz Fruitières (Käsereien, abgeleitet vom Greyerzer als Direktor von France 24 tätig. Seit 2013 ist er Wort fret für «Käse») und führten die Produktion Leiter von i24news, einem neuen internationalen des Käses ein, der den Namen Comté erhalten Nachrichtensender mit Sitz in Tel Aviv. sollte. Dieser mit dem Greyerzerkäse verwandte Käse wird übrigens von der französischen Die Waadtländer Dynastie der Piccard Marine sehr geschätzt, weil er auch in Gebiete verblüfft und fordert unsere Vorstellungskraft jenseits des Äquators mitgenommen werden seit einem Dreivierteljahrhundert heraus. Die kann. Heute wissen viele Franzosen nicht, dass Piccards sind würdige Nachfolger der Genfer sie Schweizer Wurzeln haben. Einige stammen Horace Bénédict de Saussure (1740-1799), ursprünglich aus dem Kanton Freiburg, wie Paul-Émile Victor (1907-1995) – Leiter der beispielsweise die Familien Chevènement oder Polarexpeditionen von 1947 bis 1996 – sowie Seydoux, die ihre Wurzeln in Vaulruz haben. der Reiseschriftstellerin Ella Maillart (1903-1997) Ihre Namen verbindet man mit Diplomatie, und des Schriftstellers Nicolas Bouvier (1929- Politik, Wirtschaft oder Kino. Jérôme Seydoux 1998). beispielsweise, der Grossvater von Léa, ist durch seine Rolle in den Medien wohlbekannt. Auguste Piccard (1884-1962), der Erfinder des Bathyskaph, eines Tiefsee-U-Boots, inspirierte Pernod und die grüne Fee Hergé für seinen Professor Blümlein. Sein Sohn Jacques (1922-2008), dessen Mutter Marianne Die Schweizer der Franche-Comté haben nicht Denis aus Nîmes stammte, erreichte seinerseits nur Molke getrunken. Hätten Sie gewusst, dass mit einem U-Boot Meerestiefen, in denen La Suze, ein in Frankreich beliebter Enzianlikör, noch nie ein Mensch gewesen war. Sein Enkel, ursprünglich ein Schweizer Produkt ist? Der der am. 1. März 1958 geborene Lausanner Major Daniel-Henri Dubied (1758-1844) aus « Savanturier » (Wissenschaftler-Abenteurer) Couvet im Val-de-Travers gründete 1798 in Bertrand Piccard, verwirklichte Jules Vernes Pontarlier die erste Absinthbrennerei. Der Traum: 1999 schaffte er mit der Breitling Orbiter Neuenburger Henri-Louis Pernod (1776-1851), 3 in weniger als zwanzig Tagen eine Non-Stopp- ein Schwiegersohn von Dubied, errichtete 1805 Ballonfahrt rund um die Erde. Für diesen Erfolg nach familiären Streitereien die Brennerei in erhielt er 2001 den Orden der Ehrenlegion. Pontarlier, die später die berühmte Maison Pernod Als Initiator und Pilot der Solar Impulse 2 hat Fils werden sollte. Unter der Leitung seines Piccard am 6. August 2016 eine Weltumrundung Enkels Louis (1836-1910) wurde diese Brennerei mit einem Solarflugzeug erfolgreich beendet, zu einer der wichtigsten Frankreichs. Bis heute ohne Treibstoff und umweltverschmutzende ist die Marke für ihr erfrischendes Anisgetränk Emissionen. Mit diesem Projekt soll der bekannt. 1830 gründete C.-F. Berger, der Pioniergeist im Bereich der erneuerbaren ebenfalls aus Couvet (NE) stammte, in Marseille Energien gefördert werden. an der Rue de l’Obélisque eine Absinthfabrik. Zur gleichen Zeit, während der Eroberung Algeriens,
gaben die Soldaten jeweils einige Tropfen Jahr 1904 durch den Berner Albert Wander Absinth-Likör ins Trinkwasser, um es zu reinigen (1867-1950) entwickelt, der sich Sorgen und um ihre Magenbeschwerden zu lindern. Die machte wegen dem schwächlichen Aussehen Soldaten kamen so auf den Geschmack und der Kinder; das Milchpulver, im Jahr 1908 konsumierten den Heiltrank nach ihrer Rückkehr vom Walliser Maurice Guigoz (1868-1919) nach Frankreich als Genussmittel weiter. erfunden; die nach wie vor beliebte Toblerone, Am 17. März 1915 verbot die Französische eine dreieckige Milchschokolade mit Mandeln, Regierung die Anisliköre aus Absinth, da sie in Honig und speziellem Montélimar-Nougat, den Schützengräben verheerende Auswirkungen die in der Küche des Berners Theodor Tobler hatten. Die Schweiz hatte die grüne Fee (1876-1941) entwickelt wurde; die Erfindung bereits 1910 verboten. Im Jahr 2005, fast ein von Senf aus der Tube durch den Aargauer Jahrhundert später, wurde sie rehabilitiert. Eine Hans Thomi (1885-1976) im Jahr 1930, und im Absinth-Route führt auf einer Strecke von 48 selben Jahr, die Entwicklung von Ricola, diesen km von Pontarlier bis nach Noiraigue. 1932 Kräuterbonbons aus den Schweizer Bergen, brachte Paul Ricard, ein junger Marseillais, eine die seit 1930 in Laufen, im heutigen Kanton Variante des Anisgetränks von Pontarlier unter Basel-Landschaft, hergestellt werden; der lösliche dem Namen « Pastis » auf den Markt. Kaffee Nescafé, der im Jahr 1938 vom Ingenieur Max Morgenthaler erfunden wurde. Antoine Nestlé expandiert nach Frankreich und Philippe Cahen, Lausanner Designer der Ateliers du Nord, entwickelten ab 2001 die Für die Erfindung des Kindermehls für berühmten Nespresso Kaffeemaschinen. In Kleinkinder (1867) erhielt Henri Nestlé (1814- der neuen Fabrik von Nescafé, in Saint-Menet 1890) an der Weltausstellung in Paris eine in der Banlieue von Marseille, wurde 2008 Goldmedaille. 1878 brachte Nestlé auch die eine Technologie zur Vorkonzentration des gezuckerte Kondensmilch, die zwölf Jahre Kaffeearomas ausgearbeitet. Das Ergebnis ist früher in den USA entwickelt worden war, auf reiner Kaffee, ohne Zucker, ohne Zusatzstoffe, den europäischen Markt. In der Schweiz wurden mit 100 % gerösteten Kaffeebohnen. 1983 zudem folgende weitere Produkte entwickelt: lancierte Leisi als Antwort auf die steigende 1819 der «Schokoladeriegel» durch François- Nachfrage nach gebrauchsfertigen Produkten Louis Cailler (1796-1852) aus Vevey; 1875 den Quick, den weltweit ersten auf Backpapier die Milchschokolade durch den Waadtländer ausgerollten Teig. Daniel Peter (1836-1919), dessen Fabrik 1929 Jacques Klaus (1825-1909) aus Robank im mit Nestlé fusionierte. 1971 wurde Nestlé zum Kanton Zürich, der Pionier der schweizerischen weltweit grössten Nahrungsmittelkonzern. Süsswarenindustrie, liess sich 1856 als Confiseur In Frankreich ist die Nestlé Group seit 1868 in Le Locle nieder. Später wurde er Chocolatier vertreten, also bereits ein knappes Jahr nach und eröffnete 1896 in Morteau in Frankreich ihrer Gründung. 1916 eröffnete sie die erste eine Fabrik. 1907 gründete er in Le Locle die Fabrik auf französischem Boden. Heute grosse Schokoladenfabrik, die 1992 geschlossen verfügt Nestlé Frankreich über dreiundzwanzig wurde. Das Unternehmen wurde 1999 von Produktionsstandorte. Philippe Leroux übernommen. In Frankreich ist Klaus bis heute Marktführer bei den Likör- Zu den weiteren Schweizer Erfindungen Schokoladentafeln. kulinarischer Art, die in Frankreich heimisch geworden sind, gehören unter anderem: Im Laufe der Jahrhunderte zogen zahlreiche Die erste proteinreiche Trockensuppe, eine Schweizer bis an die Mündung der Rhone ins Fertigsuppe in Beuteln, 1886 in Frauenfeld vom Mittelmeer. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts Zürcher Julius Maggi (1846-1912) erfunden, stellten die Schweizer in Marseille die dazu der Bouillonwürfel (Kub) und die flüssige zweitgrösste Ausländergruppe. Folgende Würze gleichen Namens; die Ovomaltine, im Unternehmen wurden hier von Schweizern
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