Welt - Philippinen - Nordkirche weltweit
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Co-Redaktion dieser Ausgabe Aus dem Inhalt Quo vadis Philippinen? 4 Der Inselstaat verändert sich. Die neue Politik wird ebenso gefürchtet wie gefeiert. Dutertes Drogen- krieg 8 Präsident Rodrigo Duterte missachtet im Kampf gegen die Drogen alle Menschen- rechte. Philippinische Perspektiven Wir stellen uns den Bereits einen Tag nach ihrer Ankunft in Hamburg saß Herausforderungen 13 Elena Yañez in der Redaktionssitzung von weltbewegt im Agathe-Lasch-Weg 16. Es ging um die Philippinen. Sechs Jugendliche erzählen, Trotz Jetlag beteiligte sie sich engagiert an den Gesprä- was sie von ihrem Land chen. Anschaulich schilderte sie zum Beispiel die Situa- halten, was ihre Träume und tion von Kindern und Jugendlichen, die sie als Lehrerin Ziele sind. an der staatlichen Schule in Cagayan de Ora unterrich- tet. Viele der Schülerinnen und Schüler seien sehr arm, Pinoy Pop, Videoke manche kämen ohne Frühstück. Andere wiederum und SMS Fotos: C. Plautz (1), C. Wenn (2), Wikimedia (5), ZMÖ-Bildarchiv (1), M. Ristau (2), E. Yañez (3) 16 seien schwer zu motivieren überhaupt in die Schule zu gehen. Die Zukunftsaussichten vieler im Land seien Die Technik der Moderne hat eben nicht rosig, erklärte die engagierte Lehrerin. Unter- auch in der philippinischen richt an staatlichen Schulen habe manchmal auch etwas Kultur Spuren hinterlassen. von Sozialarbeit, denn sie Kinder reicher Eltern besu- chen die Privatschule, so Elena Yañez. Sie besucht der- zeit ihren Mann June Mark Yañez. Der Pastor der Unab- Ware auf dem hängigen Philippinischen Kirche arbeitet bereits seit Arbeitsmarkt 18 2015 als Ökumenischer Mitarbeiter in der Hamburger Seemannsmission. Von dort aus geht er auch auf Schiffe, Ein Drittel der Seeleute die in Hamburg einlaufen und trifft dabei fast immer kommen aus den auf Landleute. Als beide angefragt wurden, ob sie bei Philippinen. Dort werden diesem Heft mitwirken wollten, waren sie sofort mit sie als „Helden“ gefeiert. ihren Vorschlägen und Ideen dabei. So hat Elena Yañez noch kurz vor ihrer Deutschlandreise kleine Interviews „Hart ist es, wenn Klein- mit Jugendlichen für die Zeitschrift weltbewegt durchge- kinder zuhause sind“ 20 führt. Das Ergebnis ist auf Seite 13 bis 15 nachzulesen. Die Philippinin Elisa Bombis Übrigens: „MABUHAY“, der Begriff auf dem Titel, bedeutet betreut in Kiel Seefahre- übersetzt „Langes Leben“ kann aber auch „Willkommen“ rinnen und kennt viele heißen, so June Mark Yañez. Schicksale. weltbewegt-Post-Anschrift: Zentrum für Mission und Ökumene – Nordkirche weltweit, Postfach IMPRESSUM: weltbewegt (breklumer sonntagsblatt fürs Haus) erscheint viermal jährlich. HERAUSGEBER UND V ERLEGER: Zentrum für Mission und Ökumene – Nordkirche weltweit, Breklum und Hamburg. Das Zentrum für Mission und Ökumene ist ein Werk der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. DIREKTOR: Pastor Dr. Klaus Schäfer (V.i.S.d.P.), REDAKTION: Ulrike Plautz, GESTALTUNG: Christiane Wenn, KONZEPT: Andreas Salomon-Prym, SCHLUSS KORREKTUR: Constanze Bandowski, ADRESSE: Agathe-Lasch-Weg 16, 22605 H amburg, Telefon 040 88181-0, Fax: 040 88181-210, w ww.nordkirche-weltweit.de. 2 weltbewegt
Schwerpunkt Editorial Hin – und dann ganz weg? Auf der Suche nach Arbeit haben 8,5 Millionen Filipinos 22 Liebe Leserin, lieber Leser, ihr Land verlassen und die Philippinen sind derzeit auch arbeiten weltweit. bei uns ein Thema. Mit dem Insel- staat haben sichsich nicht jüngstnurnicht nur Frauen Boomindustrie Frauen aus allerausWeltallerAnfang Welt inMärz Weltge- in Callcenter betstagsgottesdiensten Weltgebetstagsgottesdiensten beschäftigt. be- 24 Über die Philippinen schäftigt. wird seit Monaten Über die Philippinen wird auch auch fastfast täglich täglich in Heute sind die Philippinen in denden Medienberichtet. Medien berichtet.Zuletzt Zuletztvor vor allem allem wegen wegen des Standort Nr. 1 für Callcenter. Kampfes von Präsident Rodrigo Duterte gegen die Dro- In diesem Sektor entsteht genkriminalität, genkriminalität, den dener zum er zumInhaltInhalt seiner Politik seiner gemacht Politik jeder vierte Job. hat und nun gemacht hat mit undallen nun Mitteln mit allen verfolgt. MittelnAuch auf Kosten verfolgt. Auch der auf Menschenrechte. Seine Verfolgungen Kosten der Menschenrechte. Seinehaben allein in Verfolgungen Insel der Gläubigen den habenletzten alleinfünfin Monaten den letztenüber fünf2000 Opfer gefordert, Monaten über 2 000 so dass Opferdiegefordert, katholische so Kirche dass dieerneut ihre Stimme katholische gegen Kirche ihn erneut 26 erhoben hat. Die ihre Stimme Stimme gegen der Kirche ihn erhoben hat.hat DieGewicht Stimmein einem der Kir- In den Philippinen leben Land, che hatin Gewicht dem weit in über 90 Prozent einem Land, einer in dem christlichen weit überKir-90 heute mit 92 Prozent die che angehören. Prozent einer Derzeit zeichnet christlichen sich in Kirche dem Inselstaat angehören. ein Derzeit meisten Christinnen und politischer zeichnet sich Wandel in demabInselstaat und keiner einweiß wohin.Wandel politischer Die Auto-ab Christen Südostasiens. ren undJan Pingel keiner weißin wohin. Niklas Reese haben sich Die Autoren Jan mit deninAuswir- Pingel Niklas kungen der Politik Reese haben sich mitaufden dieAuswirkungen Lebenswirklichkeit der Men- der Politik auf „Engagement unter schen beschäftigt. Viele sehen die Lebenswirklichkeit keine Zukunft der Menschen im LandViele beschäftigt. und schweren Bedingungen“ nach sehenwie keinevorZukunft müssenim etwa Land8,5und Millionen nach wie philippinische vor müssen Kirchliche Partnerschaften zu den Philippinen gibt es seit 28 Frauen etwa 8,5und verlassen. auf der Suche Männer philippinische Millionen Sie arbeiten auf der Suche nach heuteihrinLand nach Arbeit Frauen Arbeit allenverlassen. und ihr RegionenSie Land Männer derarbei- Welt oder auf See. ten heute Diese in allen Overseas Regionen derFilipino Welt oder Workers auf See.werden Die se über 30 Jahren. Was sind die zuhause Overseasals HeldenWorkers Filipino gefeiert,werden aber diezuhause Trennung als von der Helden Erfahrungen? Familie gefeiert, hat aberFolgen. Nicht nur die Trennung von fürder dieFamilie Zurückgelassenen, hat Folgen. sondern Nicht nurauch für für die diejenigen, die gegangen Zurückgelassenen, sondernsind. Davon auch für Die Sehnsucht bleibt berichten diejenigen,Matthias Ristau, die gegangen June sind. DavonMarkberichten Yañez oder Elisa Matthias Bombis, die inMark Ristau, June der Hamburger Yañez oderoder ElisaKieler Seemannsmis- Bombis, die in der sion viele ihrer Hamburger Landsleute oder betreuen und auch viele Kieler Seemannsmission Mitglieder ihrer 29 In vielen Städten gibt es der Philippinischen Landsleute betreuenKirchengemeinde und auch Mitglieder in Hamburg. Man der Philippi- philippinische Kirchen- habe sichKirchengemeinde nischen an vieles in der neuen Heimat gewöhnt, in Hamburg. Man habesosich ein gemeinden. Wie geht es den Gemeindeglied, sogar an an vieles in der neuen Buttermilch, Heimat gewöhnt,Schwarzbrot so ein Gemein-und Menschen dort heute? Sauerkraut deglied, sogar– aber an die Sehnsucht bleibt. Buttermilch, Schwarzbrot und Sauer- kraut – aber die Sehnsucht bleibt. „Wir sollten die Unter- Vielleicht haben wir Ihr Interesse geweckt? schiede feiern“ EineEine anregende anregende Lektüre Lektürewünscht wünscht Ihnen Ihnen und Euch Interkulturelle Begegnungen waren für Eberhard von der 31 Heyde zentral. Ein Interview PS: Ihre Meinung interessiert uns, darum schreiben Sie uns gerne! zum Abschied. 52 03 54, 22593 Hamburg, Telefon 040 88181-0, Fax -210, E-Mail: info@nordkirche-weltweit.de DRUCK, VERTRIEB UND VERARBEITUNG: Druckzentrum Neumünster, JAHRESBEITRAG: 15,– Euro, SPENDENKONTO: IBAN DE77 5206 0410 0000 1113 33 EVANGELISCHE BANK, BIC GENODEF1EK1. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Autors/der Autorin und nicht unbedingt die Ansicht des h herausgebenden bearbeiten und gegebenenfalls zu kürzen. Gendergerechte Sprache erausgebenden Werkes wieder. Die Redaktion behält sich vor, Manuskripte redaktionell zu bearbeiten wenden wir in dieser Publikation an, indem wir u. a. abwechselnd die männliche und weibliche Form benutzen. Gedruckt auf TCF – total chlorfrei gebleichtem Papier. weltbewegt 3
Quo vadis Philippinen? Die Philippinen verändern sich. Präsident Rodrigo Duterte bricht mit politischen Traditionen. Im Land wird seine Politik gefürchtet und gefeiert. Jan Pingel E igentlich ist auch 2017 alles beim Alten in den Philippinen. Im drittgrößten christlichen Land pflichtigkeit des Eigentums wird unterstrichen. Ausgedehnte Mit- bestimmungs- und Arbeiterrechte der Welt plagen hohe Armutsquo- (gerechter Lohn, Vereinigungsfrei- ten, Korruption und ein stagnie- heit, Streikrecht) finden sich dort render Friedensprozess im musli- ebenso wie Bestimmungen zur mischen Süden das Land. Nach Agrarreform oder das Recht auf Jahrhunderten spanischer und US- Gesundheit und Bildung. Auch die amerikanischer Kolonialherrschaft Beteiligung von Nichtregierungs- und einer „People Power Revoluti- und Basisorganisationen an politi- on“ im Jahr 1986 ist das Land nach schen Prozessen wurde dort festge- oder nur teilweise gelöst werden wie vor fest in Händen der politi- schrieben. So gibt es regelmäßige konnten. Dazu gehören unter schen und wirtschaftlichen Elite. Wahlen und viele kleine und größe- anderem politische Clanstrukturen, Tiefgreifende Reformen gehen in re Nichtregierungsorganisationen die besorgniserregende Menschen- den Wirren des politischen Systems (NGOs), die sich in die Politik ein- rechtslage, die Marginalisierung und verloren. Die Landreform kommt mischen. Einige Gesetze wie der Diskriminierung indigener Gemein- weiterhin nicht vom Fleck, Armut Local Government Code schreiben schaften und gewaltsame Konflikte und soziale Ungleichheit nehmen die Mitarbeit von Bürgergruppen im Süden des Landes – hinzu kommt zu, Clans sowie politische und wirt- sogar zwingend vor, eine kritische nun der rigoros geführte Kampf ge- schaftliche Eliten treiben weiter ihr Presse sowie eine große Medienviel- gen Drogenhandel und -konsum. Unwesen. Das Land steht weiterhin falt gibt es zudem. Keine öffentliche vor gewaltigen Herausforderungen. Rede, in der nicht die soziale Alles neu unter Präsident Trotz eines beachtlichen Wirt- Gerechtigkeit pathetisch beschwo- Duterte? schaftswachstums, das in den letz- ren, Korruption verurteilt und der ten Jahren bei rund sechs Prozent Bürgersinn angerufen wird. Die Der bisherige Bürgermeister der lag, ist die Zahl der Armen kaum Medien prangern eine Kultur der Millionenstadt Davao im Süden der gesunken. Trotzdem verändert sich Straflosigkeit bezüglich von Men- Philippinen, Rodrigo Duterte, hatte das Land tiefgreifend – so schnell schenrechtsverletzungen an. Sie kla- die Präsidentenwahlen mit großem und radikal wie lange nicht mehr. gen über mangelnde Trennung von Abstand gewonnen und wurde im öffentlichem Amt und privaten Juni 2016 als 16. Präsident des Landes Fotos: D. Sagolj/REUTERS (1), E. Su/REUTERS (1) Zwischen Anspruch und Interessen, ein Problem, das sich vereidigt. „The Punisher“ Duterte hat Wirklichkeit auch in einem wenig entwickelten sich einen Namen durch seinen Bürgersinn, grassierender Steuer- kompromisslosen Kampf gegen das Auf dem Papier sind die Philippinen hinterziehung oder der Korruption Verbrechen in Davao gemacht. eine mustergültige Demokratie. In zeige. Während seiner 22-jährigen der Verfassung der Philippinen von Seit der Unabhängigkeit der Amtszeit als Bürgermeister haben die 1987 ist viel von sozialer, politischer Republik der Philippinen am 4. Juli Davao Death Squads nach Angaben und ökonomischer Gerechtigkeit 1946 existiert eine Reihe virulenter von Menschenrechtsorganisationen die Rede, von Menschenrechten politischer, wirtschaftlicher und über 1400 Kleinkriminelle und und vor allem den Rechten der Un- sozialer Konflikte, die bis heute von Straßenkinder ermordet. Duterte terprivilegierten. Selbst die Sozial- sämtlichen Regierungen gar nicht hatte seine Verbindung zu diesen 4 weltbewegt
Schwerpunkt In welche Zukunft schauen die Kinder? Das Land macht nach der Wahl des Populisten Rodrigo Duterte zum Präsidenten einen Wandel durch. Keiner weiß in welche Richtung es geht. Todesschwadronen offen zugegeben. sten in Asien zählen. Schon heute Abkehr von alten Verbün- Seine Sprüche sind derbe, machohaft werden jugendliche Gefängnisin- deten? und selten mit den Menschenrechten sassen Opfer von Folter und phy- vereinbar. sischem, psychischem und sexu- Präsident Duterte geht seit seinem ellem Missbrauch. Amtsantritt auf Distanz zu den USA, Wiedereinführung der Todes- dem bislang engen Verbündeten des strafe Heldenbegräbnis für Diktator Landes. Noch im April 2014 unter- Marcos zeichneten beide Seiten das Enhan- Präsident Dutertes Kampf gegen die ced Defense Cooperation Agreement Drogen lässt die Bevölkerung den Trotz massiver Proteste wurde im (EDCA). Für die USA ist der Insel- Atem anhalten. So kam es in we- November 2016 der ehemalige Dik- staat ein wichtiger Partner in der nigen Monaten zu mehreren tau- tator Ferdinand Marcos auf dem Region, so trat man im Streit um send außergerichtlichen Morden an Heldenfriedhof in Manila umge- Gebietsansprüche im Südchinesi- vermeintlichen Kriminellen (s. auch bettet. Die Familie des Diktators schen Meer in der Vergangenheit S. 8ff). Als Teil der Anti-Drogen- forderte dort seit Langem ein gemeinsam gegen China auf. Ei- kampagne kündigte die Regierung Begräbnis, war bislang aber am ne enge Kooperation zwischen der an, die Todesstrafe, die 2006 abge- Widerstand früherer Präsidenten alten Kolonialmacht USA und den schafft worden war, wiedereinfüh- gescheitert. Opfer der Marcos-Dik- Philippinen wird auch in Zukunft ren zu wollen. Zudem will sie das tatur hatten vergeblich versucht, die wichtig sein. Zu groß sind politische, Strafmündigkeitsalter von 15 auf Heldenbestattung gerichtlich zu militärische und wirtschaftliche Ab- neun Jahre herabsetzen. Die Erfah- verhindern. Der Despot war für hängigkeiten, als dass diese Bezie- rung mit der Todesstrafe zeigt je- schwere Menschenrechtsverletzun- hung so plötzlich zu trennen wäre. doch auch weltweit, dass sie kaum gen verantwortlich. Während seiner Mit der rhetorischen Loslösung von abschreckende Wirkung hat, aber Amtszeit bereicherten sich Marcos, den USA hat Duterte aber deutlich oft ungerecht angewandt und vor seine Familie und seine Verbündete gemacht, dass die Verbindung zwi- allem gegen Arme verhängt wird. aus der Staatskasse und unterschlu- schen beiden Staaten nicht mehr so Die Absenkung des Strafmündig- gen Milliarden, während die staat- unangreifbar ist und dass man sich keitsalters würde schon sehr junge lichen Sicherheitskräfte jegliche zukünftig China annähern wird. Kinder den katastrophalen Bedin- Opposition unterdrückten sowie Innenpolitisch hat sich der Präsident gungen in philippinischen Gefäng- Tausende Menschen töteten und damit auch die Unterstützung linker Fortsetzung nissen aussetzen, die zu den schlimm- folterten. Gruppen gesichert. Seite 6 weltbewegt 5
Protest der Indigenen: Sie fordern den Rückzug amerikanischer Truppen von den Philippinen. Auch der Einfluss von Kolonialmächten wie den USA hat dazu geführt, dass die Indigenen „als kulturelle Minderheiten“ ans Ende der sozialen Leiter platziert wurden. Joan Carling, eine bekannte indigene bergbaubewegung und engagierte nischen Minderheiten in den Phi- Aktivistin für Kirchenleute werden als Staatsfeinde lippinen ist prekär: Sie müssen mit die Rechte der denunziert und sind Opfer von Diskriminierung, erschwertem Zu- indigenen Kriminalisierung und politischen gang zu Bildung und schlechter Bevölkerung in Morden. Besonders schwer haben es Gesundheitsversorgung sowie Land- den Philippinen die indigenen Völker im Land. Sie raub kämpfen. Indigene in den Phi- werden vom Landraub und Bergbau lippinen fordern die Anerkennung in ihrer traditionellen Lebensweise ihres Rechts auf Selbstbestimmung, bedroht und geraten immer häufiger gesetzlich gesicherte Landrechte Vergesst Gesetze und zwischen die Fronten der bewaffne- sowie die Wahrung und den Schutz Menschenrechte! ten Konflikte. ihrer traditionellen Kultur. Der So ereignen sich im Konflikt der Indigenous Peoples Rights’ Act „Vergesst Gesetze und Menschen- Regierung mit der kommunistischen (IPRA) von 1997 ist ein rechtlicher rechte“, rief Duterte kurz vor seiner New People’s Army (NPA) schwerste und historischer Meilenstein, nicht Wahl auf einer Abschlusskundge- Menschenrechtsverletzungen. Zu- nur in den Philippinen, sondern bung den Menschen zu. Im blutigen dem betrachten Teile der Armee weltweit. Der IPRA kodifiziert in Krieg gegen die Drogen geht der jegliche Form von Staatskritik als bisher nicht gekannter Weise das tägliche Protest gegen Entwick- staatsfeindlich. Menschen, die ge- Recht, über das eigene Ahnenland lungsprojekte, gegen Bergbau und gen Armut, Umweltzerstörung und zu verfügen. Dabei geht es zuweilen Landgrabbing unter. Gleichzeitig Menschenrechtsverletzungen auf- noch über internationale Vereinba- verstummt der ansonsten so laute begehren, werden dem kommuni- rungen und den Entwurf der UN- Protest linker Gruppen gegen Unge- stischen Aufstand zugeordnet und Erklärung der Rechte der Indigenen rechtigkeit und Gewalt. können demnach mit militärischen Völker hinaus. In den Philippinen gibt es eine Mitteln bekämpft werden. Diese Das Recht auf kulturelle und sehr lebendige Zivilgesellschaft mit Strategie schafft ein klares Feind- religiöse Selbstbestimmung und Tausenden Nichtregierungsorganisa- bild und verwischt gleichzeitig die politische Autonomie, das Recht auf tionen und eine kritische Presse, die Grenze zwischen bewaffnetem kulturell angemessene Erziehung, lautstark auf Missstände aufmerk- Widerstand und friedlicher, ziviler das Recht auf selbstbestimmte sam machen. Doch jene, die Kritik Opposition. Entwicklung, das Recht auf an Umweltzerstörungen durch inter- Eigentum und Kontrolle ihres nationale Bergbaukonzerne, an der Indigene – zwischen Selbst- kulturellen und geistigen Erbes und Ausbeutung durch Großgrundbesit- bestimmung und Diskrimi- ihrer biologischen und natürlichen zer üben und großes oder kleines nierung Ressourcen, das Verbot der Unrecht anprangern, sind bedroht. rechtlichen Diskriminierung indige- Mitglieder systemkritischer Partei- In Asien sind die Philippinen nach ner Menschen – dies alles findet sich listen, progressive Lokalpolitiker, Myanmar das Land mit dem pro- in diesem Gesetzeswerk. Umweltaktivistinnen, Bäuerinnen zentual höchsten Anteil an indige- Leider klaffen auch hier formales und Bauern der Agrarreformbewe- ner Bevölkerung. Doch die Situati- Recht und dessen Umsetzung in der gung, indigene Aktivisten der Anti- on der indigenen Gruppen und eth- Realität weit auseinander. Ihre 6 weltbewegt
Schwerpunkt Schwerpunkt Obwohl es viele Regionen mit fruchtbaren Böden gibt, gehört die südlichste Inselgruppe Mindanao zu den ärmsten Regionen des Landes. Lebensgrundlagen sehen die Indi- Seit mehr als 45 Jahren kämpfen Quo vadis, Philippinen? genen bedroht durch die Wirt- muslimische Guerillagruppen auf schaftsinteressen nationaler und der Insel Mindanao für kulturelle Trotz des offensichtlichen Engage- internationaler Unternehmen, zum und politische Selbstbestimmung. ments im Friedensprozess ist die bis- Beispiel im Bergbau und Landraub, Der Konflikt hat mindestens 150 000 herige Amtsführung Dutertes beglei- oder im Agrobusiness. Versuchen Todesopfer gefordert und Millionen tet von schwerwiegenden Menschen- ihre Organisationen, sich mit recht- Menschen zur Flucht gezwungen. rechtsverletzungen, einer offen ausge- lichen Mitteln dagegen zu wehren, Vor rund zwei Jahren herrschte dann sprochenen Geringschätzung von werden sie oftmals bedroht und Aufbruchstimmung. Nach einem Rechtsstaatlichkeit und inkonsis- eingeschüchtert. Von vielen für die fast zwanzigjährigen Verhandlungs- tenten politischen Entscheidungen. Philippinen typischen Problemen marathon war endlich ein Friedens- Fast achtzig Prozent der philippi- (Armut, Umweltverschmutzung, abkommen zwischen der Regie- nischen Bevölkerung unterstützen Landkonflikte, Menschenrechts- rung und der bedeutendsten musli- dabei den neuen Kurs des Präsi- verletzungen, Bergbaufolgen, Kli- mischen Widerstandsorganisation, denten. Die langsame Abkehr von den mawandel) sind Indigene beson- der Moro Islamic Liberation Front USA, Reformversprechen sowie Hoff- ders betroffen. (MILF), zustande gekommen. Eines nung auf Frieden nähren diese breite der Kernstücke des Vertrages ist das Unterstützung. Viele sind zwar ge- Fotos: A. Perawongmetha/REUTERS (1), R. Ranoco/REUTERS (1), P. R. Binter (1), L Breininger (1) Ewiger Konflikt in Mindanao? Grundgesetz der neu zu schaffenden schockt vom blutigen Krieg gegen die autonomen Bangsamoro-Region. Drogen, unterstützen aber den Kurs, Mindanao, die südlichste Insel- Allerdings sind die darauf folgenden solange sie selbst nicht betroffen sind. gruppe der Philippinen, ist eine der Verhandlungen zu einem neuen Wer sich offen gegen Dutertes Politik ärmsten Regionen des Landes. Dies, Autonomiegesetz, dem sogenannten stellt, wird als ein vom Westen gesteu- obwohl weite Teile der Insel sehr Bangsamoro Basic Law (BBL), an erter Spinner abgetan und (vor allem fruchtbare Böden haben und die Widerständen im philippinischen im Internet) scharf angegangen. Phi- Insel reich an natürlichen Ressour- Kongress gescheitert. Vor allem die lippinische Menschenrechtsgruppen cen wie Mineralien, Holz, Wasser muslimische Bevölkerung in Min- und linke Protestbewegungen schei- und Fischgründen ist. Die Erträge danao war vom Scheitern tief ent- nen durch angekündigte Reformen aus der Ausbeutung der natürlichen täuscht. und die Beteiligung an Entschei- Ressourcen Mindanaos kommen Die Wahl von Rodrigo Duterte dungsprozessen verstummt. jedoch nur zu einem verschwin- zum philippinischen Präsidenten Langsam aber sicher formiert sich dend geringen Grad der Bevölke- weckte auf vielen Seiten die Hoff- allerdings Widerstand gegen die Mor- rung zugute. Der Kampf um den nung, dass er dem Friedensprozess de, die Straflosigkeit, die Einführung Zugang zu diesen Ressourcen einen neuen und positiven Impuls der Todesstrafe und den Umgang mit sowie Diskriminierung von Teilen geben kann. Duterte ist der erste der Marcos-Familie. Zivilgesellschaft- der Bevölkerung führte in den letz- Präsident der Philippinen, der aus liche Organisationen und Kirchen Jan Pingel ist ten Jahrzehnten zu einer hohen Mindanao kommt. Er hat mehrfach müssen den Mut haben, sich laut gegen Mitglied des Zahl von Menschenrechtsverlet- betont, dass ihm eine Lösung im diese Ungerechtigkeiten zu stellen. Sie Philippinenbüro zungen zu einer Reihe eskalierender Sinne der muslimischen Bevölkerung sind dabei aber weiterhin auf inter- e. V. im Asien- Gewaltkonflikte. am Herzen liegt. nationale Solidarität angewiesen. haus, Köln. weltbewegt 7
Dutertes Drogenkrieg Präsident Rodrigo Duterte hat den Kampf gegen Drogen zum Inhalt seiner Politik gemacht und missachtet dabei alle Menschenrechte Niklas Reese J eden Morgen finden sich in den Philippinen 20 bis 30 Leichen in den Gassen und auf den Bürgerstei- Fast 50 000 mutmaßliche Drogenab- hängige und Kleindealer sind ver- haftet worden, über eine Millionen gerten sie bloß die Lösung des Dro- genproblems. Und am nächsten Tag hört man dann von seinen Epigo- gen. Ihre Leiber in Karton einge- haben sich freiwillig „ergeben“, wie es nen, so sei das alles nicht gemeint packt, ihre Gesichter von einer Pla- im von Kriegsrhetorik getränkten gewesen. stikplane verdeckt. Und neben Diskurs in den Philippinen heißt. Die Statements Dutertes werden ihnen ein Pappschild, auf dem steht Zur gleichen Zeit stellt sich Duterte jeden Monat krasser, die Belei- „Ich bin ein Dealer. Mach es nicht vor alle Polizisten, die in die digungen, die er denen an den Kopf wie ich.“ Normalerweise auch mit Tötungen verwickelt sind und sichert wirft, die kritische Fragen stellen einer Kugel im Kopf. Zuweilen auch ihnen Straffreiheit zu. (wie so manchem UN-Sonderbe- mit Folterspuren. Die meisten Pas- richterstatter, der Europäischen santen gehen vorbei. Aus Angst, „Leben ist billig geworden“ Union, der katholischen Kirche oder weil sie sich daran gewöhnt haben – dem Vorsitzenden der philippini- oder schlicht, weil sie denken: Der „Außergerichtliche Tötungen sind schen Menschenrechtskommission), hat es ohnehin verdient. schon so lange in den Nachrichten, sind unflätig wie eh und je. Der Sieben Monate ist Präsident dass sie nicht mehr berichtenswert Rückhalt dagegen, den Duterte in der Duterte nun im Amt. Bislang ist es erscheinen,“ erklärte der Anthropo- Bevölkerung genießt, bleibt phäno- zu fast 7000 außergerichtlichen loge Gideon Lacso Mitte November menal hoch. 85 Prozent der Filipinos Hinrichtungen gekommen. Bei letzten Jahres im Philippine Daily vertrauen ihm laut Umfragen wei- zahlreichen von ihnen ist nicht Inquirer. „Ihrer Individualität ent- terhin und begrüßen seinen „Krieg einmal sicher, ob sie tatsächlich, wie kleidet, sind die Opfer jetzt nur eine gegen die Drogen“, selbst wenn es behauptet, Drogenabhängige und Statistik.“ sogar 94 Prozent lieber wäre, wenn Kleindealer waren. Die Polizei un- In 97 Prozent der Fälle, wo es bei die Polizei die Drogenabhängigen tersucht diese Fälle nämlich bislang Polizeioperationen zum Gebrauch und -dealer bloß verhaften und nicht nicht. Es genügt der Verdacht, ein der Schusswaffe kommt, wird der gleich an Ort und Stelle erschießen Drogenabhängiger zu sein, um um Verdächtige erschossen. Man ahnt, würde. sein Leben fürchten zu müssen. dass die Polizei in den meisten Fällen Die Kolumnistin Ana Marie Jedes Stadtviertel (barangay) ist nicht die Wahrheit sagt, wenn sie Pamintuan beschreibt im November angehalten, eine Liste mit mut- behauptet, sie hätte nur zurück- 2016 in The Philippine Star die maßlichen Drogenabhängigen und geschossen, da das Opfer sie bedroht Stimmung im Land im Moment so: Dealern in der Gegend anzufertigen. habe. Man hat sich an das Spiel „Unter Rodrigo Duterte ist das Leben Wenn sich nicht genügend Verdäch- gewöhnt, dass der Präsident an einem billig geworden. Einfache Leute tige finden lassen, sehen sich die Tag zum Töten eines jeden Verdäch- denken jetzt, dass Töten die schnell- Ortsvorsteher gezwungen, die Liste tigen auffordert, weil sich nur so das ste und effizienteste Art ist, mit Foto: R. Ranoco/REUTERS (1) mit anderen Namen „aufzufüllen“. Problem aus der Welt schaffen lasse. Problemen fertig zu werden. Was Missliebige Personen, derer man sich Selbst Menschenrechtsaktivistinnen sind ein paar tausend tote Filipinos so entledigen könnte, dürfte es genug und Rechtsanwälten, die bereit sind, im Vergleich zu den Ausmaßen des geben. Fast sechs Millionen Häuser sich der Verdächtigen anzunehmen, Drogenproblems?“ hat die Polizei schon aufgesucht und droht er an, sie töten zu lassen. Denn, Mittlerweile fürchten allerdings mögliche Drogennutzer gewarnt, so Duterte, indem sie die Ver- fast 80 Prozent, dass sie selbst oder dass sie die nächsten sein könnten. dächtigen in Schutz nehmen, verzö- ihre Lieben der nächste „Kolla- 8 weltbewegt
Schwerpunkt In Kampfstimmung. Präsident Rodrigo Duterte präsentiert im Januar 2017 während seiner Rede im Präsidentenpalast die neuen „Narko-Listen“ der Polizei. Hier werden die Namen der Verdäch- tigen genannt, die mit dem illegalen Drogenhandel in Verbin- dung gebracht werden. Drogenabhängige Menschen seien, erklärte sie für unzurechnungsfähig und unbehandelbar. Es bleibe ihm daher nichts anderes übrig, als sie alle zu vernichten. (e) Zudem, so erklärte Duterte den Filipinos, habe das Drogenbusiness die Politik im Lande fest in der Hand. Es brauche den starken Mann (ihn), der den Drogen- bossen und den Drogenabhängigen den Garaus mache. Darum werde er nicht eher ruhen, als bis der letzte Dealer „eliminiert“ und bis der letzte teralschaden“ sein könnten, wie Land. (c) Mehr Drogenabhängige Drogenabhängige von den Straßen Duterte diejenigen bezeichnet, die bedeute mehr Kriminalität, denn 75 verschwunden sei. Duterte gilt seinen von Polizei oder Bürgerwehren „aus Prozent aller schweren Verbrechen Anhängern als „letzte Hoffung“. Versehen“ umgebracht wurden. würden von Drogenabhängigen ver- Dutertes Rückhalt ist klassen- übt. Drogenabhängige seien „alle Hitler als Vorbild übergreifend, die Mittel- und Ober- potenzielle Verbrecher“, so Duterte, schicht und die Collegeabsolvent/ „denn wenn sie einen Affen schieben Wer sich hier an die Nazis erinnert innen unterstützen Duterte sogar zu (auf Entzug sind – Anm. d. R.), wer- fühlt, dem erklärt Duterte, dass 20 Prozent. Das sind mehr als etwa den sie sich immer etwas beschaf- Hitler sein Vorbild sei, denn Hitler diejenigen, die nur die Grundschule fen.“ habe die Millionen, die er als Staats- abgeschlossen haben. Duterte ist es im Laufe des Wahl- feinde betrachtete, einfach vernich- kampfes um das Amt des Präsidenten tet und so wolle er, Duterte, auch in Wie ist das alles möglich? am 9. Mai 2016 gelungen, eine Panik den Philippinen verfahren. Dabei zu verbreiten. Während im Jahre kümmert Duterte sich wenig um Duterte ist es gelungen, die drän- 2015 nur 30 Prozent der Filipinos Fakten: Er spricht von vier Millio- genden Probleme der philippini- dem Meinungsforschungsinstitut nen Drogenabhängigen (und un- schen Gesellschaft wie Korruption, Pulse Asia zufolge besorgt waren, terscheidet dabei nicht zwischen Kriminalität, Armut oder die olig- Opfer eines Verbrechens zu werden Abhängigen und bloßen Nutzern), archischen politischen Verhältnisse und gerade einmal jeder Fünfte die während selbst die nationale Dro- ganz einfach zu erklären und der Bekämpfung der Kriminalität für genbehörde von nur 1,8 Millionen philippinischen Öffentlichkeit ei- eine der drei wichtigsten politische Abhängigen spricht. Rodrigo Duter- nen ganz einfach gestrickten Pro- Aufgaben hielt, waren es Mitte 2016 te, schrieb Karlo Mongaya Anfang blemaufriss zu verkaufen: (a) Unter dann fast 50 Prozent. Während zu- diesen Jahres im Philippine Daily seinem Vorgänger Aquino sei die dem zuvor Armut und Charakter- Inquirer, sei es gelungen „die Fru- Kriminalitätsrate um das Dreifache losigkeit als wesentliche Ursachen für stration im Volk mit den Fehlern gestiegen und (b) das Drogenpro- Kriminalität galten, war es nun plötz- einer oligarchischen Demokratie in blem eskaliert. Mittlerweile gebe es lich Drogenabhängigkeit. Duterte einen ‚Drogenkrieg‘ gegen arme Fortsetzung vier Millionen Drogenabhängige im bezweifelt(e) weiterhin, dass (d) Drogenverdächtige umzuleiten, de- Seite 10 weltbewegt 9
Das Land ist gespalten. In jene, die in Duterte den Retter erblicken – und jene, die ihn für den Teufel persönlich halten. nen das Menschsein abgesprochen 1000 Verdächtige meist vom Motor- Fronten zwischen Anhängern werde. Dass unsere nationalen Pro- rad aus erschossen. Es war ein und Gegnern sind verhärtet bleme im politischen System wur- offenes Geheimnis, dass Duterte zeln, wird heruntergespielt. (Statt- hinter diesen Todesschwadronen Auch wenn er viel angekündigt hat: dessen) wird Herr Duterte als ‚letzte steckte. De Lima ließ die „Davao Friedensverhandlungen mit der Karte‘ dargestellt, die durch außer- beziehungsweise Duterte Death kommunistischen Guerilla und mit ordentliche, autoritäre Maßnahmen Squads“ untersuchen und zog so den muslimischen Separatisten, bei- alle gesellschaftlichen Widersprü- Dutertes Wut auf sich. de seit mehr als vier Jahrzehnten che im Namen des philippinischen Nun war Zeit, es ihr heim- aktiv, eine Verbesserung des Bür- Volkes lösen könne.“ zuzahlen. Duterte behauptet, de gerservice bei Regierungsbehörden Schlimmer noch: Ob kritische Jour- Lima sei eine der wichtigsten nebst zahlreichen sozialpolitischen nalistin, ob Menschenrechtsaktivist Akteurin in der Narkopolitik und Versprechungen – es ist der Krieg oder lokale Politikerin, die sich wei- zudem eine Schlampe, da sie eine gegen die Drogen, den er wie beses- gert, eine Liste von zu eliminie- Beziehung mit einem verheirateten sen verfolgt. Und erfolgreich zu dem renden Subjekten im eigenen Stadt- Mann gehabt habe. Problem gemacht hat, mit dem alles teil zu erstellen – sie alle werden Im November genehmigte Du- steht und fällt. Dies geht mit der verdächtigt, selbst ins Drogenbusi- terte, den Ex-Diktator Ferdinand Behauptung einher, dass, wenn erst ness verwickelt zu sein. Warum Marcos, der von 1972 bis 1986 das das Drogenproblem gelöst sei, dies Fotos: R. Ranoco/REUTERS (1), N. Reese (1) sonst sollte man sich der Rettung Land hat ausbluten lassen, auf dem automatisch zur Lösung all der des Vaterlandes verweigern? Heldenfriedhof begraben zu las- anderen Probleme des Landes führe, So geschehen mit Leila de Lima, sen. Es sei Zeit, einen Schlussstrich ob wirtschaftliche Rückständig- vormaliger Justizministerin, die zu ziehen und ob Marcos nun dem keit, Korruption oder oligarchische schon als Vorsitzende der Menschen- Land geschadet habe oder nicht, das Herrschaft. rechtskommission Duterte auf die sei Ansichtssache, so Duterte. Zu- Hieß es nach dem Wahlsieg noch, Nerven ging, als dieser noch Ober- gleich droht Duterte immer wieder, das Land erwarte eine Revolution, bürgermeister von Davao war. Dort das Kriegsrecht auszurufen und das welche die Oligarchie, die katholi- haben Todesschwadronen mit den- Recht auf Haftprüfung auszusetzen, sche Kirche und auch die Krimi- selben Methoden in 14 Jahren über wenn die Situation es erfordere. nalität besiegen werde und einen 10 weltbewegt
Schwerpunkt Sozialismus philippinischer Art Das kommende Jahr dürfte aus- ein Ende zu bereiten. Auch Umwelt- zustande bringen werde, so ist von schlaggebend werden. Sollte Duterte und Ressourcenministerin Gina Lo- der Revolution nach sechs Monaten kein Interesse zeigen, auch in an- pez, zuvor eine der führenden Um- kaum mehr als der Krieg gegen die deren gesellschaftlichen Bereichen weltaktivistinnen im Lande, die ei- Drogen übriggeblieben. Der öffent- etwas zu verändern, etwa den Zugang nen Kreuzzug gegen den Großberg- liche Diskurs trieft von Kriegs- zu Gesundheit und Bildung zu bau und andere Umweltsünden semantik. Die Philippinen befänden verbessern, dem Dauerstau in der führt, könnte bald zurückgepfiffen sich im Krieg. Im Krieg gegen das Metropole Abhilfe zu schaffen oder werden, wenn sie dem Business da- Drogenmonster, gegen einen von der den Friedensprozess mit kommu- mit zu sehr auf die Füße tritt. Denn Drogenmafia kontrollierten Staat – nistischen und muslimischen Re- auch wenn er sich gerne als „Sozia- und in einem Krieg zwischen denen, bellen voranzutreiben, dürfte er lang- listen“ bezeichnet, erklärte Duterte die das erkannt haben und jenen, die sam, aber sicher an Unterstützung gleich nach seinem Wahlsieg, dass er nicht wollen, dass die Mehrheit verlieren. In diesen Bereichen ist es an der neoliberalen Wirtschaftspoli- klarsieht. Nämlich die „gelben bislang bloß bei großspurigen An- tik seines Vorgängers Aquino nicht Niklas Reese Eliten“, westliche Regierungen und kündigungen geblieben. Schon jetzt Substantielles zu ändern beabsichti- ist in Südostasien vom Ausland gesteuerten NGOs, die hat die radikale Linke ihre Zurück- ge. Im Bereich Arbeitsrecht, Renten- aufgewachsen, vom Status quo profitierten und den haltung aufgegeben und kritisiert politik, Gesundheitsversorgung und davon ein Jahr in „wirklichen Neuanfang (tunay na den Präsidenten in gewohnt kon- Hochschulfinanzierung hat die Re- Davao City. Er ist pagbabago)“, wie es im Slogan frontativer Manier. Mit der Beerdi- gierung Duterte daher schon maß- Deutschlehrer und Dutertes heißt, um jeden Preis gung von Marcos auf dem Helden- geblich zurückgerudert. lebt in Manila. Der verhindern wollten. friedhof hatte er ihnen frontal vor Es ist zu befürchten, dass der Ver- langjährige Mitar- In diesem Kontext verkauft den Kopf gestoßen. Früher oder spä- lust an Unterstützung für Duterte zu beiter des Philippi- Duterte auch seine beiden vor- ter dürften sich dann auch die vier bürgerkriegsähnlichen Zuständen im nenbüros im dringlichsten Gesetzesvorhaben, die Minister, die aus ihrem Lager stam- Lande führen wird. Zu verhärtet sind Asienhaus, lehrte Wiedereinführung der Todesstrafe men, aus dem Kabinett Dutertes die Fronten zwischen Anhängern und Südostasienkunde und die Senkung des Strafmün- zurückziehen, was den Todesstoß Gegnern, zu messianisch das Bild, das in Passau und digkeitsalters von 15 auf neun Jah- für ihre Bemühungen bedeuten dürf- die Anhänger von Duterte haben. Da Bonn. Er ist u. a. re. Es ist sehr wahrscheinlich, dass te, die Landreform wieder anzusto- lässt sich mit Karl Valentin nur Co-Herausgeber die Gesetze noch im ersten Halbjahr ßen oder den befristeten Arbeitsver- hoffen, dass „es hoffentlich nicht so des „Handbuch 2017 beschlossen werden. hältnissen, die weit verbreitet sind, schlimm wird, wie es jetzt schon ist“. Philippinen“. weltbewegt 11
Die Philippinen Die Philippinen sind ein Archipel mit 7 107 Inseln im Im Kern bestehen die westlichen Pazifischen Ozean Inseln aus über dem und gehören zu Südostasien. Meeresspiegel aufragen- Mit einer Gesamtfläche von den submarinen Gebirgs- etwa 300 000 Quadratkilo- ketten. Dazu gehören metern bilden sie den fünft- auch aktive Vulkane wie größten Inselstaat der Welt. der Mayon auf Luzon Die etwa 101 Millionen Ein- wohnerinnen und Einwohner verteilen sich auf etwa 880 bewohnte Inseln. Der Archipel wird in drei große Inselgrup- pen unterteilt. Im Norden liegt Luzon mit der Hauptstadt Manila. Zentral gelegen sind die Visayas und im Süden befinden sich Mindanao und der Sulu-Archipel. Es gibt auf dem Inselstaat über Indigene Gruppen 5000 verschiedene Tierarten pflegen ihr kulturelles und über 13000 verschiedene Erbe zum Beispiel durch Pflanzen. Auch kulturell und Ausübung traditioneller ethnologisch bietet der Sportarten Archipel eine große Vielfalt. Neben den Negeritos, den Zuwanderern aus prähistori- scher Zeit, kamen vor Jahrun- derten malaiische Völker Wie in ganz Asien ist auch in den hierher. Die Malaien machen Philippinen Reis das Hauptnah- heute gut 90 Prozent der Be- rungsmittel. Im Regenwaldgebiet völkerung aus, während die des Nordens wird Reis, wie hier, Negeritos, die Ureinwohner, nur auf traditionellen Terrassen zwei Prozent stellen. Es folgten angebaut, in fruchtbaren Ebenen Chinesen (heute ca. zwei weiter im Süden auf riesigen Prozent), Inder, Araber, Spanier Reisfeldern. und US-Amerikaner, die alle- samt eigene kulturelle, reli- giöse, sprachliche, wirtschaft- liche und politische Spuren hinterließen. So gibt es 170 verschiedene Sprachen, von denen Tagalog beziehungs- weise Filipino und Cebuano die wichtigsten sind. Wissen- schafts- und Unterrichts- sprache ist heute Englisch. Die Philippinen sind also in Verkehrsmittel, vielfacher Hinsicht eine sehr wie dieses vielschichtige und vielseitige Motorrad, Inselgruppe. An der Spitze der werden so Philippinischen Republik steht umgebaut, seit 2016 Präsident Rodrigo dass sie von Duterte. Sein Amtssitz ist in der vielen genutzt Hauptstadt Manila. werden können 12 weltbewegt
Schwerpunkt Schwerpunkt „Wir stellen uns den Herausforderungen und stehen dann wieder auf“ Sechs Schülerinnen und Schüler aus Cagayan de Oro erzählen, was sie von ihrem Land halten und was ihre Wünsche und Ziele sind. Die Lehrerin Elena Yañez hat die Jugendlichen für weltbewegt gefragt. Was kommt euch zuerst in den Sinn, wenn ihr an die eine Lösung. Ich bin überzeugt: Wenn Menschen eine Philippinen denkt? Arbeit oder ihre Bestimmung gefunden haben und sich Meryl: Das Wichtigste sind die Menschen, aber auch für etwas engagieren, kommen dann auch eher gute unsere Kultur. Wir haben einen großen Kulturreichtum Dinge auf einen zu. Materielle Armut ist in meinen Au- und sollten unser Bestes tun, um ihn zu bewahren. Gut gen kein Hindernis, um ein zufriedenes und erfolgreiches finde ich aber auch unser Essen. Bei uns gibt es so viele Leben zu führen. verschiedene Delikatessen, wie sonst wohl nirgendwo auf der Welt. Was schätzt du an deinem Land besonders und was Johnmay: Ich denke zuerst an die grünen Wälder, an magst du nicht? dunkelblaues Wasser, farbige Korallenriffe, und den Meryl: Wir mussten in der letzten Zeit so vielen weißen Sand. Das macht mich immer noch einfach Katastrophen ins Auge blicken. Aber ganz gleich, was wir glücklich. zu bewältigen haben: Wir bleiben standhaft und kämpfen. Fotos: Wikimedia Commons (1), J. B. Cabajar(1), L. Breininger (1), E. de Castro/REUTERS (1), Elena Yañez (1), Zeichnung: C. Wenn Kyle: Das ist einfach das Land, in dem ich zuhause bin. Was ich außerdem besonders mag, ist die Freude und Ich liebe die Natur. Ich glaube, dass man nirgendwo so Herzenswärme der Menschen hier. Außerdem mag ich gut wandern kann wie in den Philippinen Es gibt über die verschiedenen Feste, die wir jedes Jahr feiern. Was tausend eigenständige Inseln, davon sind einige noch ich für das Land sehr schädlich finde, ist die Tatsache, ganz unberührt. Da gibt es immer etwas Neues zu dass so viele Politiker korrupt sind. entdecken. Ghea: Ja, mit den unzähligen Katastrophen, die unser Ghea: Mir geht es genauso. Die Philippinen, das ist Land geprüft haben, wurde fast alles vernichtet: Gesund- zuerst einmal meine Heimat. Es ist aber auch ein Land, heit, Wohlstand, Heimat. Mit nur einem Wimpernschlag in dem alle Menschen willkommen sind. Wir haben haben viele ihre Angehörigen verloren und auch andere einfach Besonderes zu bieten. Deshalb kommen so viele Menschen, die sie geliebt haben. Trotzdem: In all diesen Touristen. Wenn ich dann höre, wie sehr sie von unserem tragischen Ereignissen zeigen wir immer noch ein Lächeln Land schwärmen, macht mich das auch stolz. im Gesicht. Das ist das, was ich Lea: Ich finde auch, dass wir in einem wunderschönen an uns so liebe: Wir stellen uns exotischen Land leben mit paradiesischen Stränden. den Herausforderungen und Andere mögen glauben, dass wir arm sind. Dabei sind stehen dann wieder auf. Wenn wir sehr bodenständig und können uns mit den es aber eines gibt, was ich Umständen arrangieren, so wie sie nun einmal sind. Viele hasse, dann sind es Menschen, führen ein bescheidenes Leben und leben in einfachen die andere Menschen für ihre Häusern. Trotzdem sind wir fleißige und hart arbeitende Zwecke missbrauchen. Menschen, mit Träumen und hohen Zielen. Es ist für mich Zoe: Was ich nicht gut finde, ist etwas Besonderes, dass philippinische Familien auf dem die wachsende Bergbauindu- Land auch unabhängig vom Geld ein gutes Leben führen strie. Sie ist hauptverantwort- können. Sie können Gemüse anpflanzen oder Fische lich für die Umweltverschmut- fangen und haben alles, was man zum Leben braucht. zung in unserem Land. Sorgen Damit geht es ihnen besser als vielen anderen. Wir macht mir außerdem die Dro- könnten wieder viel vom einfachen Lebensstil auf dem wgenkriminalität. Sie hat das Land lernen. Für mich bedeutet es, dass es auch eine schon jetzt das Leben vieler Frage der Geisteshaltung ist, ob man sich arm fühlt. zukünftiger Generationen rui- Irgendwie gibt es für alle Schwierigkeiten im Leben doch niert. Was ich aber wirklich Ghea N. Tu weltbewegt 13 maweltbewegt nd a 13
sehr mag sind die Inseln, die Berge und besonders die einsamen Menschen, die keinen an ihrer Seite haben. Wir Menschen, die ich liebe. sollten außerdem mehr Sympathie für die Obdachlosen Lea: Ich schätze unsere einzigartige Gastfreundschaft. haben und auch an die Kinder denken, die auf den Ich finde, die Filipinos sind die freundlichsten und Straßen herumstromern auf der Suche nach etwas Ess- höflichsten Menschen. Zudem extrem respektvoll. Außer- barem. Allerdings sollte es nicht dabei bleiben, dass man dem lieben wir es zu einfach, zu singen und zu tanzen. nur Almosen verteilt. Wo immer wir eine Gelegenheit dazu haben, feiern wir. Meryl: Es wäre schön, wenn wir alle Menschen, unab- Ich mag auch unser Essen sehr. Ich weiß, dass die hängig von Staus und Herkunft, in Frieden leben könnten. philippinische Küche nicht die berühmteste ist, aber wir Was wir meiner Meinung nach am meisten brauchen, sind haben eine Menge Speisen, die einen Versuch wert sind. gute und ehrliche Regierungen. Gut finde ich auch, dass es kaum Sprachbarrieren gibt. Lea: Ich wünsche mir, dass unsere Regierung selbstlos Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung spricht Englisch. agiert, und nicht nur ihr Wohl, sondern das Wohl aller Wir Filipinos wissen, dass unsere Kultur und unsere Menschen verfolgt. Dazu gehört auch, dass sie und ihre Identität weltweit einzigartig sind. Sie sind allerdings auch Beamte ehrlich und im Sinne des Gesetzes handeln. Wenn etwas Kostbares, das schnell verschwinden kann. in der Regierung ein unguter und krimineller Geist herrscht, Natürlich haben wir auch einige negative Eigenschaften. dann bleibt das nicht ohne Folgen. Überhaupt ist es doch Ich finde, viele Filipinos neigen zur Trägheit und dazu, so: Wo Menschen im schlechten Geist handeln, verkünden Dinge aufzuschieben. Manchmal geht es auch nur im sie auch unsinnige Botschaften verhalten sich schlecht in Krebsgang voran. Das sind Eigenschaften, die uns an der den sozialen Netzwerken. Eine der Wurzeln unserer Pro- weiteren Entwicklung hindern. Wie Meryl und Ghea bleme ist die Gier. Ich denke, alle würden sich weiter schätze ich allerdings auch unsere Widerstandskraft. entwickeln, wenn sie ein Gefühl des Vertrauens hätten und Wenn Katastrophen unser Land heimsuchen, stehen wir sich von der Regierung unterstützt fühlten. Ich wünschte das gemeinsam durch und helfen uns gegenseitig im mir zum Beispiel, dass jede arme Familie vom Staat traditionellen Geist des „Bayanihan“. So nennen wir es, unterstützt wird. Dass sie Kleidung bekommt, ein Dach wenn alle für ein gemeinsames Ziel zusammenhalten. über dem Kopf und genug zum Essen hat. Dass man sich gegenseitig bedingungslos hilft, obwohl Johnmay: Mein größter Wunsch ist es, dass die Ausein- man selbst nichts hat, das gehört für mich zu dem ureige- andersetzungen in Mindanao ein Ende hätten und Mus- nen philippinischen Geist. lime und Christen in Frieden zusammen leben könne. Ich denke außerdem, dass die staatlichen Gelder dafür einge- Was sind eure größten Wünsche für euer Land? Was setzt werden sollten, um Konflikte zu lösen und um Bil- braucht das Land? dung, Gesundheit und Nahrung für alle zu finanzieren. Ghea: Unser Land befindet sich derzeit in einem großen Zoe: Wir brauchen gute Jobs, Häuser und genug gute Le- Chaos. So hoffe ich inständig, dass Menschen in diesem bensmittel vor allem für die indigene Bevölkerung in unse- Land begreifen, dass wir eine Einheit sind. Was wir am rem Land. meisten brauchen ist Aufmerksamkeit füreinander. Ich Lea: Das Problem ist, dass manche Zustände dazu füh- denke dabei zum Beispiel auch an die leidenden und ren, dass viele Filipinos arm bleiben oder noch ärmer John ma y B. Sac Mer al Lea Mae P. Gerodiaz 14 14 weltbewegt weltbewegt Loq
Schwerpunkt werden. Unabhängig davon, wie viel sie arbeiten, schaf- Zoe: Ich möchte mein Land unterstützen, so gut ich kann. fen es viele nicht, aus der Armut herauszukommen. Das Es wäre gut, wenn ich Drogenabhängige irgendwie dazu sollte sich ändern. Das, was Menschen außerdem bringen könnte, dass sie wieder einen Sinn in ihrem brauchen, sind ein funktionierendes Rechtssystem, Jobs, Leben sehen. Außerdem will ich dafür kämpfen, dass es Bildung, Essen und eine gute Infrastruktur. Wer je die Rush keine Kriege mehr gibt. Kinder, die Opfer von Kriegen Hour erlebt hat weiß, wovon ich rede. Verbesserungsbedarf sind, sollen eine Hoffnung haben. Wichtig finde ich aber gibt es allemal für unsere Flughäfen, die Bahn und den auch, etwas gegen den Klimawandel und die Umwelt- Schwerverkehr auf den Straßen. Auch das Bildungssystem zerstörung zu tun. müsste verbessert werden. Die meisten Eltern wollen ihre Lea: Ich möchte jeden Tag so leben, als ob jeder Tag neu Kinder in eine Privatschule geben. Warum? Weil an den wäre. Ich will mich nicht mehr damit beschäftigen, was öffentlichen Schulen die Klassenräume, Stühle, und das gestern, in der Woche oder dem Jahr zuvor passiert ist. Unterrichtsmaterial mangelhaft sind. Die öffentlichen Ich möchte mein Leben leben und dabei wahrhaftig Schulen sind für die Armen. Unsere Lehrer sind kompe- bleiben, möchte ich selbst sein und nicht danach streben, Elena Yañez tent und wettbewerbsfähig, aber leider werden sie zu so zu sein wie andere, nur um gemocht oder geliebt zu ist Lehrerin an schlecht bezahlt. werden. Für mich ist es besser eine Originalversion meiner einer staatlichen selbst zu sein als eine Kopie. Es macht mir Freude die Schule in Caga- Was wünscht ihr euch für die Zukunft? Wie möchtet Möglichkeiten zu entdecken, die das Leben bietet und mir yan de Oro. ihr leben? Ziele zu setzen, die mein Leben erfüllen. Ich finde das Meryl: Ich möchte ein ausgefülltes Leben haben, ein Leben großartig, wenn ich mit Menschen zusammen sein Vorbild für andere sein. Ich wünschte, dass ich noch mehr kann, die ich liebe und die mich lieben. Meine Familie, das Menschen helfen könnte. Natürlich möchte ich in Frieden ist das, was mich durch das Leben begleitet und mir und auch auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Aber immer Schutz gibt. Jeder Mensch ist einzigartig und so ein Leben, das wünsche ich allen Menschen. wunderbar, auf unterschiedliche Weise. Ich denke, wenn Kyle: Ich möchte erfolgreich sein. man positiv gestimmt ist, kann man viele Dinge realisieren. Ghea: Leben ist oft auch ein Kampf, viele konkurrieren Ich wünsche mir für mich selbst, dass es mir gelingt, das miteinander. Aber eigentlich wäre doch das Wichtigste Beste aus mir herauszuholen, so dass ich stolz darauf sein Fotos: Elena Yañez (5), C. Wenn (1), istock (1) zu lernen, miteinander auszukommen. Ich wünsche mir kann, was ich getan habe. Ich möchte später einmal von aber auch, dass ich ohne Angst leben kann. Ich möchte mir sagen können, dass ich eine Frau bin, die ihre Träume keine Angst haben, dass etwas passiert, wenn ich einen wahr gemacht hat. Kraft habe ich genug. Das wünsche Fuß vor die Haustür setze. Ich möchte an einem Ort ich aber auch allen Menschen. Vielleicht wird es wegen leben, wo es keinen Krieg und kein Chaos gibt. Ich weiß, der technischen Entwicklung irgendwann keinen Hunger dass es noch ein weiter Weg ist, bis der Frieden die und keine obdachlosen Menschen mehr geben. Ich Übersetzung: Macht über den Krieg hat. Ich bin eine Schülerin mit glaube daran, dass Menschen irgendwann lernen, sich zu Ulrike Plautz großen Träumen. Ich wünschte mir, dass sich meine Ziele achten und friedfertig miteinander erfüllen und ich die hochfliegenden Träume erreichen umzugehen – unabhängig vom öko- kann. nomischen Status, einfach weil sie alle Geschöpfe Gottes sind. Zoe Arwen Gallardo ryl Blenke lly E. os ua Badaj weltbewegt 15 q uero Kyle Josh weltbewegt 15
Pinoy Pop, wahres Wunder bewirkt hatte, end- lich ihrer eigentlichen Bestimmung Videoke und zugeführt werden. Sie verschwand flugs im Topf, um adobo zu kochen, einen schmackhaften Sud mit SMS Schweine- oder Hühnerfleisch. Da- nach verstand es sich für Nene von selbst, dem Herrn für seine Güte zu Gesang steht in der philip- preisen und ein ganz besonderes pinischen Volkskultur auch Erntedankgebet zu sprechen. heute hoch im Kurs Auch in Zeiten kabelloser Kom- munikation lassen sich die meisten Filipinos im alltäglichen Umgang mit Mary Lou U. Hardillo-Werning anderen noch immer von Vorstel- lungen leiten, die tief im Volksglauben verwurzelt sind. Nicht nur ihr Glauben an Übernatürliches, auch das Fest- N och immer erinnere ich mich lebhaft an folgende Begeben- heit. Nene, eine Verwandte von mir, halten der Filipinos an traditionellen Werten wie Gottgläubigkeit, höchste Wertschätzung der Familie, Beach- Damit wollte man die Akzeptanz und Verbreitung des Christentums erhöhen. Bis heute gibt es Flagellan- bemühte sich vor Jahren eifrig um tung von Anstand und Schamgefühl ten, die sich während der Karwoche ein Visum für die Vereinigten Staa- sowie Hilfsbereitschaft gegenüber auspeitschen oder ans Kreuz nageln ten von Amerika. Bereits Wochen ihren Mitmenschen haben die Kolo- lassen, um so für ihre Sünden zu vor ihrem Gesprächstermin in der nialherrschaft überdauert und sich büßen. Zahlreiche Kirchen sind nach US-Botschaft in Manila hatte sie sich gegenüber allen veränderten Formen einem Schutzpatron benannt, der mit auf alle möglichen Fragen eingestellt: der Kommunikation behauptet. besonderer Wunderkraft ausgestattet Was der Grund ihrer Reise sei, wie Während der spanischen Kolo- ist und es Gläubigen ermöglicht, nach sie ihren Aufenthalt in den USA nialzeit, die erst 1898 ein Ende fand, neuntägiger Andacht und Gebet bestreite, und so weiter. Gleichzeitig wurde die einheimische Bevölkerung Heilung zu erlangen. In dieser Zeit hatte sie sich um alle notwendigen in ihrer Religiosität bestärkt. Das tragen die Gläubigen Bildnisse von Papiere gekümmert, um sich endlich führte dazu, dass die Menschen die Maria, Jesus und anderen Heiligen in ihren langersehnten Traum, ins neue Religion ohne weiteres in ihre ihren Taschen und Portemonnaies. gelobte Land von Milch und Honig traditionellen Glaubensvorstellungen Taxi- oder Dreiradfahrer behängen zu reisen, zu erfüllen. und -praktiken integrierten. So ent- die Spiegel ihrer Gefährte gern mit Am Tag des Vorstellungsgesprächs stand der Volkskatholizismus à la Rosenkränzen, während zahlreiche riet mein Onkel Nene, unbedingt eine Filipino. Gemeinsam mit Mitglie- Geschäfte Santo Nino-Statuen, Sta- ganze Knoblauchknolle in ihrer dern der einheimischen Elite führten tuen des kleinen Jesus, als Glücks- Handtsche zu verstauen. Das nämlich spanische Kolonisatoren auch eine bringer feilbieten. sei ein Glücksbringer. Als wir das zum „volksnahe Kultur“, etwa in Form Während der US-amerikanischen ersten Mal hörten, mussten wir unterschiedlicher Passionsspiele, ein. Kolonialherrschaft entwickelte sich schallend lachen. Allein über die Vorstellung, wie verdutzt wohl der inspizie- rende amerikanische Bot- schaftsangestellte reagie- ren würde, wenn er aus- gerechnet Knoblauch in Auch sie lieben ihrer Tasche entdecken Karaoke: Iris würde. Als Nene abends des la Cruz und nach Hause zurückkehrte, Mayanne glich das einem Triumph- Redonda mit zug. Sie hatte es geschafft einer Freundin und tatsächlich ein US- (v.l.) in Bansa- Visum erhalten! Übergroß lan in der war die Freude. Jetzt Provinz Davao konnte die Knoblauch- del sur. knolle, nachdem sie ein 16 weltbewegt
Sie können auch lesen