Bau Energie Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2011 - Bauindustrie Bayern

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Bau Energie Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2011 - Bauindustrie Bayern
Bau
          Geschäftsbericht des
          Bayerischen
          Bauindustrieverbandes e.V.
          für das Jahr 2011

Energie
Bau Energie Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2011 - Bauindustrie Bayern
Vorstand                                                  Bezirksverbände

Professor Dipl.-Kfm. Thomas Bauer,            Präsident   Mittelfranken
Schrobenhausen                                            Dr. Veit Walthelm
Dipl.-Ing. Josef Geiger, Oberstdorf      Vizepräsident    München-Oberbayern
Dipl.-Ing. Johann Bögl, Neumarkt         Vizepräsident    Dipl.-Bw. Norbert Peine
Dipl.-Ing. (FH) Dieter Beck, Nürnberg
                                                          Oberfranken
Dr.Ing. Walter Fleischer, München                         Dipl.-Ing. (FH) Karl-Günter Krauß
Dipl.-Ing. (FH) Reinhold Krämmel, Wolfratshausen
                                                          Ostbayern
Dipl.-Ing. (FH) Werner Schmölzl, Bayerisch Gmain
                                                          Dipl.-Ing. (FH) Ewald Weber
Dipl.-Ing. Rainer Schuster, München
                                                          Schwaben
Dipl.-Ing. (FH) Horst Klee, Hof
                                                          Dipl.-Ing. Roland Filippi
Dipl.-Ing. Richard Weidinger, Memmingen
Senator E.h. Gerhard Hess, München                        Unterfranken
                             Hauptgeschäftsführer         Dipl.-Ing. Peter Heil

Senator Dr.-Ing. E.h. Gerhard Markgraf,
Bayreuth                              Ehrenmitglied
                                                          Fachabteilungen

Beirat
                                                          Fachabteilung Bauwerksabdichtung
                                                          Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtsch.-Ing. Georg Göker
Dipl.-Ing. Claus Arbogast, Amberg
                                                          Fachabteilung Gussasphalt
Dipl.-Ing. (FH) Hermann Bacher, Ingolstadt
                                                          Dipl.-Ing. (FH) André Hamper (komm.)
Dipl.-Ing. Klaus Donhauser, Schwandorf
                                                          Fachabteilung Eisenbahnoberbau
Dipl.-Ing. Ellard Ebbinghaus, München
                                                          Dipl.-Ing. (FH) Günther Schnellbögl
Dipl.-Ing. Roland Filippi, Memmingen
Dipl.-Ing. Peter Heil, Bad Kissingen                      Fachabteilung Leitungsbau
                                                          Dipl.-Ing. Ewald Weber
Dipl.-Ing. (FH) Peter Hruby, Augsburg
Dipl.-Ing. Steffen Knape, Kirchheim                       Fachabteilung Schlüsselfertigbau
Dipl.-Ing. (FH) Karl-Heinz Kraus, Erlangen                N.N.

Dipl.-Ing. (FH) Karl-Günter Krauß, Bayreuth               Fachabteilung Straßenbau
Dipl.-Ing. (FH) Frank Laumann, Eckenthal                  Dipl.-Ing. Josef Limbrunner
Dipl.-Ing. (FH) Franz Leutgäb, Mangolding
Dipl.-Ing. Josef Limbrunner, Straubing
RA Burkhard Löhe, Würzburg
Dipl.-Ing. Michael Löhe, Würzburg
Rainer Markgraf, Bayreuth
Dipl.-Bw. Norbert Peine, München
Dipl.-Ing. Josef Pfau, Wiesbaden/München
Dipl.-Ing. (FH) Matthias Reinhard, München
Dipl.-Ing. (FH) Günther Schnellbögl, München
Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Dietmar Seitz, Dachau
Dipl.-Ing. (FH) Günter Süß, Nürnberg
B. Sc. Eng. Civil Gerhard Thielen, München
Dr. Veit Walthelm, Nürnberg
Dipl.-Ing. (FH) Ewald Weber, Waldsassen
Dipl.-Ing. Edgar Winkler, Nördlingen
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Ausschüsse                                      Hauptgeschäftsstelle

Sozialpolitischer Ausschuss                     Hauptgeschäftsführer
Dipl.-Ing. (FH) Horst Klee                      Senator E.h. Gerhard Hess, Tel. 089 235003-11

Berufsbildungsausschuss                         Recht und Steuern
B. Sc. Eng. Civil Gerhard Thielen               RA Dr. Detlef Lupp
                                                Geschäftsführer, Tel. 089 235003-31
Arbeitsausschuss für Rechts- und Steuerfragen
RA Thomas Wolf                                  Betriebswirtschaft
                                                Dipl.-Kfm. Wolfgang Stoermer
                                                Geschäftsführer, Tel. 089 235003-25

Arbeitskreise                                   Arbeitsrecht, Tarif- und Sozialpolitik, Berufsbildung
                                                RAin Susanne Niewalda
Betriebswirtschaftlicher Arbeitskreis           Geschäftsführerin, Tel. 089 235003-51
Dipl.-Bw. Peter Littauer                        Wirtschaftspolitik und Öffentlichkeitsarbeit
Arbeitskreis Junge Führungskräfte               Dr. Josef Wallner, Tel. 089 235003-33
RA Burkhard Löhe                                Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Arbeitskreis Personalleiter                     Stefanie Härtel M.A., Tel. 089 235003-25
RA Andreas Hepting                              Energie
Arbeitskreis PPP                                N. N.
Dipl.-Ing. Josef Geiger                         Verwaltung und Rechnungswesen
Arbeitskreis Bau und Energie                    RA Bernd Resenberger, Tel. 089 235003-61
N.N.

Erfahrungsaustauschkreis Einkäufer
N.N.                                            Geschäftsstellen

TU-Beratergruppen Bautechnik und Wissenschaft   Geschäftsstelle Nordbayern, Nürnberg
Dr.-Ing. Wolfgang Schwarz                       RA Walter Schlund, Tel. 0911 99207-15
                                                Dipl.-Geogr. Martin Schneider, Tel. 0911 99207-11

                                                Geschäftsstelle Ostbayern, Regensburg
Vereine
                                                Dipl.-Geogr. Martin Schneider, Tel. 0941 54890

Verein für Bauforschung und Berufsbildung       Geschäftsstelle Schwaben, München
des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V.      Geschäftsführerin, RAin Susanne Niewalda,
Dipl.-Ing. Johann Bögl                          Tel. 089 235003-51

EMB-Wertemanagement Bau e.V.
Dipl.-Ing. Richard Weidinger
                                                BauindustrieZentren
Trägerverein
„Projekt-Seminar an der TU München“             BauindustrieZentrum München-Stockdorf
B. Sc. Eng. Civil Gerhard Thielen               Dirk Siegel, Tel. 089 899638-12

Versicherungsdienst des                         BauindustrieZentrum Nürnberg-Wetzendorf
Bayerischen Bauindustrieverbandes GmbH          Dipl.-Ing. Herbert Kraus, Tel. 0911 99343-44
Betriebswirt Dieter Tietzen                     (bis 28.2.2012)
                                                Dipl.-Ing. Herbert Dechant,
                                                Tel. 0911 99343-44, (ab 1.4.2012)
Bau Energie Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2011 - Bauindustrie Bayern
Geschäftsbericht des
Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V.
für das Jahr 2011

vorgelegt bei der Mitgliederversammlung 2012
am 19. April in München
Hotel Bayerischer Hof

Verbandsstruktur U2
Bau – Energie 3
Politische Verbandsarbeit 4
Gesamtwirtschaftliche Lage 8
Der bayerische Baumarkt 12
Verkehrsinfrastruktur   16
ÖPP – Öffentlich-Private Partnerschaft 24
Energie   28
Recht und Steuern 32
Tarif- und Sozialpolitik 38
Betriebswirtschaft- und Bautechnik 44
Personalentwicklung 48
Öffentlichkeitsarbeit 54
EMB-Wertemanagement Bau        62
Regionale Verbandsarbeit 66
Internationale Verbandsarbeit 72
Aus den Fachabteilungen 76
Zahlen zur Bauwirtschaft in Bayern   82
Bildnachweis 84
Impressum      86
Bau Energie Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2011 - Bauindustrie Bayern
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Bau Energie Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2011 - Bauindustrie Bayern
Bau        Bauen ist Energie. Die geistig, kreative Energie
           des Bauingenieurs, die zupackende Kraft der

Energie­   Baufach­leute, die materielle Energie in Form der
           Baustoffe und der Maschinenarbeit – alle diese
           Energien ­finden beim Bauen und im Bauwerk zu-
           sammen. E = mc2 – Energie wird zu Masse,
           Substanz und Form. Zum Bauwerk.

           Bauen bündelt Energien. Bauwerke sind Unikate,
           keines gleicht dem anderen, auch wenn sie äußer-
           lich gleich sind. Jedes Bauwerk entsteht an sei-
           nem speziellen Ort, bei speziellen Umwelt- und
           Wetter­bedingungen. Jedes eine Spezialanferti­
           gung, keine Massengüter­produk­tion. Jedesmal
           neue Lösungs­wege, die erst gefunden werden
           müssen. Ein Prozess, ein Abenteuer! Das gemein-
           same Ziel, es motiviert: es konzentriert Energien.

           Bauwerke sind Energie- und Kraftzentren. In Bau­
           werken kommen Menschen zusammen, in Bau­
           werken entstehen Konzepte und Ideen. Durch
           Bauwerke finden Menschen zusammen. Nur eine
           leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ermöglicht
           die Qualität von Mobilität, die Menschen und
           Unternehmen brauchen und auch erwarten – aber
           nicht immer bereit sind, dafür ihr Scherflein bei­
           zutragen.

           Bauen erzeugt Energie. Bauwerke erzeugen
           Energie, heute sind es speziell dafür gebaute
           Energiebauten, künftig vielleicht jedes Bau­werk.
           Die Energiewende ist eine Bauaufgabe, eine Bau­
           herausforderung. Neue Bau-Lösun­gen müssen
           gefunden werden – zur Energie­erzeugung, zur
           Energiespeicherung und zum Energietransport.

           Bau und Energie gehören zusammen: Als Auffor­
           derung, energisch zu bauen. Als Heraus­forderung
           für neue Energien zu bauen und neue Wege zu
           bauen. Und als Forderung, unsere Energien auf
           Bauen und Investitionen hin auszurichten. Bauen
           als Zukunftsvorsorge und Energiequelle.

                                                                3
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Impulse setzen, Erfolg vordenken –
gemeinsam zum Ziel

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Politische
Verbandsarbeit

N
            ur ein bonitärer Baumarkt        Hauptverkehrsträger hat das Eisen­
            ist ein nachhaltig leis­tungs­   bahn­netz die wichtige Funktion, Mobi­
            fähi­ger Baumarkt: ein Wett­     li­tät für Personen und Güter auf hohem
            bewerbsmarkt, auf dem            Niveau zu gewährleisten.
            ­innovative und hoch­leis­
                                             Als bedeutender Industriestandort,
tungs­fähige Bauunternehmen tech­
                                             als eines der wichtigsten Exportländer
nologisch hochwertige Bauprojekte
                                             sowie als beliebtes Tourismusland
verwirklichen zum Wohle und zum
                                             braucht Bayern ein leistungsfähiges
Gewinn von Wirtschaft und Gesell­
                                             Eisenbahnnetz – mehr ICE-Hoch­ge­
schaft. Staat und Wirtschaft gehören
                                             schwin­digkeitsstrecken, durch Er­tüch­
daher zusammen. Die Wirtschaft ge-
                                             tigungsmaßnahmen einen leistungsfä-
deiht am besten, wenn ihr im richtigen

                                                                                                                                    Quelle: Kara Fotolia
                                             higen Interregioverkehr sowie schnelle
ordnungspolitischen Rahmen Freiheit
                                             Verbindungen aller Mittelzentren im
und Freiraum geboten wird. Dieser
                                             ländlichen Raum. „Export ist Trans­
Kern­gedanke ist im Konzept und im
                                             port“ erfordert zudem schnelle und
Anreiz­system der sozialen Markt­wirt­                                                  Beim Neubau werden neueste energeti-
                                             leis­tungsfähige Güter-Schienen­ver­
schaft umgesetzt.                                                                       sche Standards beachtet.
                                             kehrs­wege.
Gute Wirtschaftspolitik ist Wachstums­
politik und somit auch gute Baupolitik.      Handlungsfeld 3
Das Ziel ist ein Baumarkt, der allen
                                             Wettbewerb um Bauqualität –
Beteiligten Gewinn bringt: Denen, die
                                             statt Billigstpreisvergabe
den Bau beauftragen, denen die bauen
                                             Bauaufträge werden in der Praxis fast
und denen, die das Gebaute nutzen.
                                             immer an den Billigstbieter vergeben.
So wirkt der Baumarkt als wirkungs-
                                             Bei der Vergabeentscheidung spielen
voller und übergreifender Wachstums­
                                             Qualitätsaspekte wie die Arbeits­qua­li­
motor für die Gesellschaft.
                                             tät, die Zuverlässigkeit und die Termin­
                                             treue oder andere Qualitätskriterien
Handlungsfeld 1                              kei­ne Rolle. Dieses Verhalten vieler
Bauen ist ein elementarer Teil des           Bau­auftraggeber verdirbt aber den
Nachhaltigkeitsgebotes                       Bau­preis für alle Bauunternehmen.
Das Gebot der Nachhaltigkeit umfasst
                                             Öffentliche Bauherren verweisen dabei
weit mehr als die Ökologie: Richtig
                                             gerne auf die VOB. Das ist allerdings
ver­standen ist es der Anspruch, unser
                                             kein stichhaltiges Argument. Das Ver­
Land so zu entwickeln, dass unsere

                                                                                                                                    Quelle: Kara Fotolia
                                             gaberecht will gerade den Wettbewerb
Kinder mindestens so gut leben kön-
                                             um Qualität. Doch in der Praxis wird
nen wie uns das heute möglich ist.
                                             immer wieder der Billigstanbieter be-
Genauso wie ein intaktes Ökosystem
                                             auftragt; der Leistungsfähigste be-
gehören intakte und leistungsfähige                                                     Der Baumarkt wirkt als Wachstumsmotor
                                             kommt nicht die Chance zu beweisen,
Bauwerke dazu. Nachhaltigkeit ist da-                                                   für die Gesellschaft.
                                             dass auf Dauer hohe Bauqualität die
her ohne eine leistungsfähige Bau­
                                             beste und auf längere Sicht günstigste
indus­trie nicht möglich.
                                             Lösung ist.
Echte Nachhaltigkeit bedeutet zum
­einen Bauen im Bestand zur Sicherung        Handlungsfeld 4
 und Bewahrung unserer ererbten Bau­
                                             Eine moderne Tarifpolitik für fairen
 substanz für die Zukunft. Zum anderen
                                             Wettbewerb am Bau
 meint Nachhaltigkeit ebenso den Aus­
                                             Noch immer wegweisend für die ge-
 bau unserer gebauten Infrastruktur für
                                             samte deutsche Wirtschaft ist die im
 den Bedarf von morgen, für den Be­
                                             Herbst 2003 in der Bauwirtschaft ver-
 darf unserer Kinder, als Basis für ihren
                                             einbarte Öffnungsklausel für das 13.
 Wohlstand.
                                             Monatsgehalt. Ziele waren Flexibilität
                                             und situationsgerecht umsetzbare
Handlungsfeld 2                              Eigenverantwortung auf betrieblicher
Die Verkehrsinfrastruktur als Fundament      Ebene. Die Kombination von Flächen­
für Wachstum und Wohlstand                   tarifvertrag und Öffnungsklausel ver-
Eine leistungsfähige Verkehrs­infra­         einbart fairen Wettbewerb mit ergeb-
struk­tur ist für ein hochleistungsfähi­     nisbezogener Entlohnung.
ges Industrieland der entscheidende
Standortfaktor. Neben der Straße als

                                                                                                                                5
Bau Energie Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2011 - Bauindustrie Bayern
Politische Verbandsarbeit

                                                                       Handlungsfeld 5                           Handlungsfeld 6
                                                                       Bessere Finanzierungsbedingungen und Ein einfaches und gerechtes
                                                                       ein besseres Rating für Bauunternehmen Steuersystem
                                                                       Die Baubranche ist, gemessen an           Seit 1999 fordert der Bayerische Bau­
                                                                       Kenn­zahlen wie Eigenkapital und Ge­      industrieverband zusammen mit der
                                                                       winn, meist Schlusslicht der Branchen.    vbw ein einfaches, faires und damit
                                                                       Dafür ist auch die fehlende Kenntnis      gerechtes Steuersystem ein. Seine
                                                                       der Besonderheiten des Baumarktes         Hauptmerkmale sind ein einheitlicher
Quelle: BAUER Spezialtiefbau GmbH

                                                                       und der Bilanz der Bauunternehmen         Steuersatz für alle Einkommen – aber
                                                                       verantwortlich.                           keine Einheitssteuer – sowie eine Ver­
                                                                                                                 wirklichung der Gerechtig­keitsforde­
                                                                       So ist es bei einigen Banken, Rating­
                                                                                                                 rung (Sozialkomponente) über eine
                                                                       agenturen und Versicherern immer
                                                                                                                 Freibetragsstaffel (anstelle des Pro­
                                                                       noch üblich, die Abschlagszahlungen,
                                                                                                                 gressionstarifs).
                                                                       welche die Bauherren erst nach einer
                                    Luise-Kiesselbach-Platz München.   Teilfertigstellung der Bauwerke leis-     Derzeit wird keine öffentliche Debatte
                                                                       ten, gesondert in der Bilanz auf der      über die Reform des Steuersystems
                                                                       Passiv­seite als „Verbindlichkeit“ aus-   geführt. Dass unser bestehendes Sys­
                                                                       zuweisen – statt sie vom Posten Halb­     tem reformunfähig ist und ein Neu­
                                                                       fertige Leistungen auf der Aktivseite     anfang gewagt werden muss, ist aber
                                                                       abzuziehen. Durch diese künstliche        mittlerweile akzeptiert. Unternehmen
                                                                       Bilanz­ver­längerung verringern sich      und Bürger sind eher bereit ihren
                                                                       entschei­den­de Kenngrößen wie z. B.      Steu­eranteil zu entrichten, wenn sie
                                                                       die Eigenkapitalquote massiv. Dadurch     das Steuersystem verstehen.
                                                                       verschlechtert sich die Kreditqualität
                                                                       der Bauunternehmen, es verteuern sich     Handlungsfeld 7
                                                                       Kredite und Avale bis hin zu deren Ver­
                                                                                                                 Kreative Lösungen durch
                                                                       weigerung.
                                                                                                                 Öffentlich-Private Partnerschaft
Quelle: AlpTransit Gotthard AG

                                                                       Bereits 2004 hat der Bayerische Bau­      ÖPP – Öffentlich-Private Partnerschaft –
                                                                       industrieverband durch ein Gutachten      ­vereinigt die Kernkompetenzen des
                                                                       von Prof. Dr. Karlheinz Küting, dem re-    Staa­tes und der Privatwirtschaft. So
                                                                       nommierten Bilanzexperten der Uni­         entstehen Lösungen, bei denen beide
                                                                       ver­sität Saarbrücken, untermauern las-    gewinnen. Eine „Suchmaschine“ für
                                    Schalwagen für das Innengewölbe.   sen, dass einzig die Nettomethode          kreative Lösungswege kann ÖPP nur
                                                                       (Saldierung der Posten Unfertige Leis­     dann sein, wenn die Partnerschaft
                                                                       tungen und Abschlagszahlungen) eine        Öffentliche Hand und Bauwirtschaft
                                                                       sachgerechte Bilanzanalyse ermöglicht.     von Anfang an besteht. ÖPP ermög­
                                                                       Dies und ein 2008 fertig gestelltes        licht Bauen in einem Stück – und nicht
                                                                       Folgegutachten haben dazu geführt,         in „Jahresscheiben“ wie oftmals bei
                                                                       dass die Deutsche Bundesbank und           der herkömmlichen Finanzierung auf-
                                                                       die meisten Banken, Versicherer und        grund der Unsicherheit über die Folge­
                                                                       Ratingorganisationen die Sichtweise        finanzierung über die öffentlichen
                                                                       Prof. Kütings übernommen haben.            Haus­halte. Durch die dadurch erreich-
                                                                       ­Damit hat der Bayerische Bauindustrie­    bare Bauzeitverkürzung sinken die
                                                                        verband, stellvertretend für die ge-      ÖPP-Finanzierungskosten deutlich und
                                                                        samte deutsche Bauindustrie, einen        zwar um weit mehr als sie der ÖPP-
                                                                        wichtigen Schritt auf dem Weg zu bes-     Zinsnachteil gegenüber der öffentli­
                                                                        seren Finanzierungsbedingungen für        chen Finanzierung verteuert.
                                                                        die Bauwirtschaft vollzogen – einen
                                                                        Schritt, den nur ein Verband gehen
                                                                        kann.

                                    6
Bau Energie Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2011 - Bauindustrie Bayern
Politische Verbandsarbeit

Handlungsfeld 8                             nehmer interessiert, wie seine Kom­
                                            mune wirtschaftet. Und nur wenn es
Ein modernes kaufmännisches                 der Wirtschaft gut geht, geht es den
Rechnungswesen für den Staat                Kommunen nachhaltig gut. So ent-
und die Kommunen                            steht ein enges Band zwischen Wirt­
Staat und Kommunen treffen weitrei-         schaft und Kommunen. Daraus entste-
chende finanzielle Entscheidungen           hen die richtigen Rahmenbedingungen
­immer noch auf Basis der altehrwürdi­      für Investitionen, damit für Schaffung
 gen, aber mittlerweile überholten          und Erhalt von Arbeitsplätzen.
 Kame­ra­listik. Die Kameralistik erfasst
 nur Geldströme. Das Realvermögen           Handlungsfeld 10
 – Gebäude, Verkehrsinfrastruktur u. a. –
 wird nicht erfasst, aber auch nicht be-    Die Energiewende – hauptsächlich eine
 reits feststehende, aber erst künftig      Bauaufgabe

                                                                                                                                Quelle: Alpine Bau Deutschland AG
 anfallende Zahlungen (z. B. Renten und     Die Energiewende ist im Kern eine
 Pensionen). Auf der Basis dieses un-       Ener­gieeffizienz-Herausforderung. Zu­
 vollständigen Rechnungswesens ge-          allererst geht es darum, den Energie­
 troffene politische Entscheidungen         wirkungsgrad zu erhöhen und so den
 können daher leicht suboptimal sein.       gesamten Energiebedarf zu senken,
 Und vor allen kennt die Öffentliche        etwa indem Gebäude energetisch sa-
 Hand ihren richtigen Vermögensstatus       niert und optimiert werden. In vielen     Wetterradarturm Schnaupping.
 nicht. Es bleibt ihr verborgen, ob ihr     Fällen wird die bessere Lösung ein
 Eigenkapital positiv oder negativ und      Neu­bau sein, denn die Bautechnologie
 die betroffene Einheit damit bereits       hat sich in den letzten Jahren rasant
 überschuldet ist.                          fortentwickelt, viele alte Gebäude sind
                                            nur schwer oder überhaupt nicht an
Um den bayerischen Kommunen beim            heutige Anforderungen (z. B. Grund­
Übergang zum kaufmännischen Rech­           risse) anzupassen oder sie entspre-
nungswesen zu helfen, hat der Bayeri­       chen in ihrer Grundstruktur nicht mehr
sche Bauindustrieverband gemeinsam          den heutigen Standards, z. B. schnell
mit der vbw einen Leitfaden zur Bilan­      errichtete Nachkriegsbauten.
zierung erstellen lassen. Dieses „Vade­
mecum“ für die kommunale Bilanz             Die künftige Energieerzeugung ohne
verschafft den Kommunen Rechts- und         Atomkraftwerke wird vielfältiger und
Anwendungssicherheit mit detaillier­        dezentraler sein. Gerade für Bayern
ten Beispielen und nachvollziehbarer        mit seinem hohen Anteil an Atom­
Handhabung für die Praxis.                  strom ist dies eine große Herausforde­
                                            rung. Dazu müssen nicht nur neue
Handlungsfeld 9                             tech­nische Lösungen für Strom aus er-
                                            neuerbaren Energiequellen gefunden
Eine demokratisch kontrollierte             und gebaut werden. Es müssen dafür
Finanzhoheit der Kommunen                   auch Speicherkapazitäten und Ver­tei­
Neue Strukturen brauchen die Kom­           ler­netze gebaut werden. Und all das
mu­nen bei den Einnahmen. Ziel ist          muss bei „laufendem Betrieb“ gebaut
eine solide Finanzbasis, die Rückkehr       werden, denn die Wirtschaft ist auf
zur grundgesetzlich garantierten            eine zuverlässige und preisgünstige
Finanz­hoheit – anstelle der Ein-Drittel-   Stromversorgung angewiesen.
Finanzhoheit, die sie heute haben.
Dafür benötigen die Kommunen aber           Ein enger Zusammenhang besteht auch
keine eigene Gewerbesteuer. Denn die        zwischen dem Ausbauzustand unserer
ist überholt, ungerecht, bürokratisch       Verkehrsinfrastruktur und dem Energie­
und aufwändig. Weg von diesen Nach­         verbrauch: Staus bedeuten auch eine
teilen der Gewerbesteuer hin zu einer       Energievergeudung in hohem Ausmaß.
modernen Kommunalfinanzierung               Unsere Verkehrsinfra­struk­tur auf die
heißt Beteiligung der Kommunen mit          kommenden, höheren Anforderungen
eigenem Hebesatzrecht an den beste-         auszurichten, bedeutet somit auch Han­
henden Steuern wie z. B. der Körper­        deln im Sinne der Ener­gie­effizienz.
schaft- und der Einkommensteuer und         Bauindustrie und Energie gehören also
an der Umsatzsteuer.                        zusammen. Nur mit dem Ingenieur­
Damit entsteht Transparenz, denn            können der Bauindustrie lässt sich das
dann ist jeder Bürger und jeder Unter­      Energieproblem nachhaltig lösen.

                                                                                                                           7
Branche im Vorwärtsgang –
der Bau gestaltet die Zukunft

8
Gesamtwirtschaftliche
Lage

F
         ür das deutsche Bauhaupt­         Zweistelliges Wachstum im                   Neuaufträge 2011 angestiegen
         gewerbe war 2011 ein überra-      Wohnungsbau und im Wirtschaftsbau           Auftragseingänge West­deutsch­land,
         schend gutes Baujahr. Die         Mit + 18,5 % verzeichnete der Woh­          in Mrd. Euro
         Um­sätze sind so stark gestie-    nungsbau den stärksten Auftrags­zu­              94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11

         gen wie seit 1994 nicht mehr.     wachs. Hier stimulierten die Maßnah­
                                                                                       57

Allen voran war der Wohnungsbau die        men zur Förderung der energetischen
                                                                                       52

am stärksten treibende Kraft, danach       Sanierung aus den Konjunktur­pro­
                                                                                       47

der Wirtschaftsbau. Auch der Öffent­       gram­men. Im Wirtschaftsbau waren
                                                                                       42

liche Bau boomte, allerdings mit deut-     die Auftragseingänge um 13,9 % höher
                                                                                       37

lich geringeren Zuwachsraten. Die Bau­     als 2010. Die Unternehmen haben auf-
                                                                                       32

                                                                                       2011/1994: – 14,8, – 27,1 %
be­schäftigung stieg so stark an wie       grund der besseren Konjunktur schnell       2011/2010: + 2,8, + 7,6 %
seit 15 Jahren nicht mehr.                 ihre Produktionskapazitäten ausgewei-       Quelle: Statitstisches Bundesamt

                                           tet und dazu benötigten sie auch neue
Deutsche Wirtschaft 2011                   Gebäude.
treibende Kraft in Europa                                                              Auftragsplus im Wirtschaftsbau
Deutschland hat 2010 und 2011 jeweils      Die Neuaufträge aus dem Öffentlichen
                                           Bau nahmen insgesamt um 3,9 % ab.
                                                                                       und im Wohnungsbau
ein außergewöhnlich starkes Wirt­                                                      Auftragseingänge West­deutsch­land nach
schafts­wachstum erzielt. In beiden Jah­   Damit waren sie ähnlich stark rückläu-      Sparten, in Mrd. Euro
ren konnte die deutsche Wirtschaft         fig wie 2010 mit – 5,2 %. 2011 gingen            95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11

von ihren strukturellen Vorteilen profi-   allerdings alle Teilsparten des öffentli­   25

tieren, insbesondere dem hohen Anteil      chen Baus zurück, 2010 nur der öffent­      20

der Realwirtschaft. Deutsche Maschi­       liche Tiefbau.                              15

nen und Ausrüstungsgüter waren we-         Am stärksten brach 2011 der öffent-         10

gen ihrer hohen Qualität weltweit be-      liche Hochbau mit einem Minus von            5
gehrt. Insgesamt nahm das deutsche         11,8 % ein. Im Sonstigen Tiefbau, der
                                                                                        0
Bruttoinlandsprodukt 2011 um 3,0 %         die Tiefbauausgaben der Gebiets­kör­        M Wirtschaftsbau M Öffentlicher Bau
zu, nahezu im gleichen Ausmaß wie          per­schaften und der Sozialversiche­        M Wohnungsbau
2010 (+ 3,6 %). In zwei Jahren hat die     rungs­träger zusammenfasst, nahmen          Quelle: Statitstisches Bundesamt

deutsche Wirtschaft somit den starken      die Aufträge um 4,5 % ab. Im Straßen­
BIP-Rückgang um 4,7 % im Jahre 2009        bau blieben sie konstant.
infolge der internationalen Finanzkrise                                                Nur Straßenbau im Plus
wieder wettgemacht.                        Auftragsbestand konstant                    Auftragseingänge im Öffentlichen Bau
                                                                                       in Westdeutschland, in Mrd. Euro
                                           Die Auftragsbestände, das Ergebnis
Auch Bauwirtschaft hat kräftig zum         der erhaltenen und der abgearbeite-         8
                                                                                            95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11

Wirtschaftswachstum beigetragen            ten Neuaufträge, waren 2011 so hoch         7

Von der guten Gesamtkonjunktur hat         wie im Jahr zuvor. Ende 2011 verzeich-      6

auch die Bauwirtschaft profitiert. Zu­     nete West­deutschland einen Auftrags­       5

dem wirkten noch die staatlichen Kon­      bestand von 17,2 Mrd. Euro.
                                                                                       4

                                                                                       3
junkturprogramme fort. 2011 wurde
                                                                                       2
die Baukonjunktur von der privaten         Umsätze am Bau in Westdeutschland           1
Baunachfrage angetrieben, darunter         ebenfalls deutlich angestiegen              0

wiederum am stärksten der Woh­             Die Umsätze der westdeutschen Bau­          M Straßenbau M Sonstiger Tiefbau
nungs­bau. Im öffentlichen Bau waren       unternehmen nahmen 2011 um 12 %             M Öffentlicher Hochbau
die Aufträge dagegen leicht rückläufig.    zu, besonders stark im Hochbau. Im          Quelle: Statitstisches Bundesamt

Auch wenn die staatlichen Konjunktur­      Wohnungsbau übertrafen die Umsätze
programme mittlerweile ausgelaufen         den Vorjahreswert um 16,4 %, im Wirt­
sind, wird man ihre Nachwirkungen in       schaftsbau um 13,8 %. Im Öffentlichen
den nächsten Jahren am Bau weiter-         Bau stiegen sie mit + 5,3 % nur halb so
hin spüren. Viele Bauprojekte wurden       stark an.
deswegen früher realisiert; diese Volu­
mina fehlen in den kommenden Jah­ren       Weniger Insolvenzen am Bau
am Markt. Der Bau wird auch die Folge­     Die Anzahl der Insolvenzen ist im west­
wirkungen der gestiegenen Staats­          deutschen Bauhauptgewerbe 2011 um
schulden mit zu tragen haben, denn         4,2 % gegenüber dem Vorjahr zurück-
die Konsolidierungsschritte ­werden die    gegangen. Im westdeutschen Bauge­
Investitionsetats nicht verschonen.        wer­be nahmen die Insolvenzen 2011
                                           um 5,2 % ab.

                                                                                                                                               9
Gesamtwirtschaftliche Lage

Auftragsbestände unverändert                                          Mehr Bauarbeitsplätze in Deutschland       Mit mehr ÖPP die Staatshaushalte
Auftragsbestände Westdeutschland,                                     Im Jahresvergleich nahm die Beschäf­       ­konsolidieren
jeweils Jahresende, in Mrd. Euro                                      tigtenzahl im deutschen Bauhaupt­ge­       Nach Überwindung der Finanzkrise
         95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11           werbe zu. Bei den größeren Bauunter­       wird die Konsolidierung der Staats­
24
                                                                      nehmen (20 und mehr Beschäftigte)          haushalte wieder einen gewichtigen
22
                                                                      nahm sie um 3,0 % zu, bei den klei­ne­     Rang einnehmen. Dazu kann auch ÖPP
20
                                                                      ren Betrieben um 1,6 %.                    einen gewichtigen Beitrag liefern.
18
                                                                                                                 Viele derzeitige Staatsaufgaben kön-
16
                                                                      Die Verkehrsinfrastruktur                  nen besser erledigt werden, wenn
14
                                                                      in Deutschland und Bayern                  Staat und Privatwirtschaft ihre jewei-
12
                                                                      nachhaltig ausbauen                        ligen Kernkompetenzen bündeln.
Quelle: Statitstisches Bundesamt
                                                                      Mobilität für Menschen und Güter           ÖPP – Öffentlich-Private Partnerschaft –
                                                                      verläss­lich, schnell und sicher zu er­    ist in Deutschland mittlerweile auf
                                                                      mög­lichen, erfordert ausreichend          gutem Wege, aber mit noch beträcht-
Markanter Anstieg der Umsätze im
                                                                      dimen­sionierte Verkehrswege. In einer     lichem Potenzial. ÖPP bedeutet staatli-
Wohnungsbau und im Wirtschaftsbau
Umsätze der größeren Bauunter­nehmen in
                                                                      arbeitsteiligen Wirtschaft ist Mobilität   che Verant­wortung und Gemeinwohl-
Westdeutschland nach Sparten, in Mrd. Euro                            ein wichtiger Produktionsfaktor. Mit       Orien­tie­rung, kombiniert mit privat-
         95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11           der EU-Osterweiterung sind Deutsch­        wirtschaftlicher Effizienz bei Planung,
23
                                                                      land und Bayern aus der ehemaligen         Organi­sa­tion und Finanzierung.
21
                                                                      europäischen Randlage in das Zentrum
19
                                                                                                                Aus dieser Kombination der Kern­kom­
17                                                                    Europas gerückt. Aber die derzeitige
                                                                                                                petenzen von Staat und Privatwirt­
15
                                                                      Verkehrsinfrastruktur ist für die kom-
13                                                                                                              schaft können durch den so initiierten
                                                                      menden Anforderungen immer noch
11
                                                                                                                Wettbewerb der Ideen neue Lösungen
 9                                                                    nicht ausgebaut, weder die Straßen,
                                                                                                                gefunden und umgesetzt werden, die
 7
                                                                      noch die Schiene und ebenso wenig
 5                                                                                                              eine rein staatliche Lösung nie hervor-
M Wirtschaftsbau M Öffentlicher Bau                                   die Wasserstraßen.
                                                                                                                bringen könnte. Zudem werden durch
M Wohnungsbau
                                                                                                                die Lebenszyklusbetrachtung der Bau
Quelle: Statitstisches Bundesamt                                      Die Investitionsquote des Bundes
                                                                                                                und die anschließende Betriebsphase
                                                                      ­dauerhaft erhöhen
                                                                                                                als Einheit behandelt. Vor allem, ÖPP
                                                                       Das Kernproblem der deutschen Politik
Insolvenzen am Bau 2011                                                                                         bedeutet Bauen in einem Stück – statt
                                                                       – zu wenig Bauen und zu wenig Inves­
wieder rückläufig                                                                                               in Etat-Jahresscheiben, bei Unsicher­
                                                                       titionen – zeigt sich exemplarisch in
Insolvenzen in der Bauwirtschaft,                                                                               heit über die Fortfinanzierung. Dadurch
                                                                       der Investitionsquote des Bundes: Die
Westdeutschland                                                                                                 kann der Bauablauf optimal geplant
                                                                       öffentlichen Investitionen nehmen in
           1980    1985      1990   1995     2000     2005    2011                                              werden und kann die Bauindustrie ihre
6000                                                                   den Haushalten nicht den ihnen als
                                                                                                                Baukompetenz voll entfalten. Die kür-
5000                                                                   entscheidendem Impulsgeber zukom-
                                                                                                                zere Bauzeit bringt eine hohe Kosten­
4000                                                                   menden Vorrang ein – sie werden
                                                                                                                ersparnis, denn dadurch sinkt der
3000                                                                   meist als Restgröße behandelt: Inves­
                                                                                                                Finanzierungsaufwand.
2000                                                                   tiert wird, was Leistungsgesetze (ins-
1000                                                                   besondere die Sozialausgaben), Zinsen
                                                                                                               Ein modernes öffentliches
     0
                                                                       und Tilgung für die aufgelaufene
M Baugewerbe M Bauhauptgewerbe                                                                                 ­Rechnungs­wesen für den Staat
                                                                       Staats­schuld übriglassen. Wenn nur
Quelle: Statitstisches Bundesamt                                                                                und die Kommunen
                                                                       noch 9,3 % der Bundesausgaben für
                                                                                                                Der Staat erfordert Transparenz:
                                                                       Investitionen verwendet werden, so
                                                                                                                Der Bürger hat ein Recht darauf, ge-
                                                                       wird daran deutlich, wie wenig noch
Wieder mehr Beschäftigung am Bau                                                                                nau zu wissen, was der Staat mit sei-
                                                                       für die Zukunftsvorsorge bereitgestellt
in Deutschland                                                                                                  nem Geld macht und wie er damit um-
Beschäftigte im Bauhauptgewerbe                                        wird, wie wenig damit für den künf-
                                                                                                                geht. Daher ist der Staat verpflichtet,
in Deutschland                                                         tigen Wohlstand und auch wie wenig
                                                                                                                eine klare und aussagekräftige Bilanz
              94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11    für Bauen als Basis von Wachstum
1.400.000                                                                                                       seines Handelns aufzustellen. Das der-
                                                                       und Wohlstand investiert wird.
1.300.000                                                                                                       zeitige staatliche Rechnungswesen, die
1.200.000
1.100.000
                                                                                                                Kameralistik, genügt diesen Anforde­
1.000.000                                                                                                       rungen nicht mehr. Die Einführung
 900.000                                                                                                        eines neuen staatlichen Rechnungs­
 800.000
 700.000
                                                                                                                wesens nach kaufmännischen Regeln
 600.000                                                                                                        ist daher überfällig.
1994: 1.495.192; 2011/1994: – 671.064, – 47,8 %
2011: 734.128;   2011/2010: +18.291, + 2,6 %
Quelle: Statitstisches Bundesamt

10
Gesamtwirtschaftliche Lage

Bauen ist Zukunftsvorsorge                           Umsätze im Hochbau stärker gestiegen
Verkehrsnetze, intelligente Parkraum­
                                                     als im Tiefbau
lösungen, der Umbau der Energie­                     Umsätze aller Bauunternehmen in
erzeugung und -verteilung sowie                      Westdeutschland, in Mrd. Euro
Maßnahmen zur Energieeinsparung,                          95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11
                                                     80
Hochwasservorsorge, Klimaschutz –
                                                     70
sie erfordern hochkomplexe Bauleis­                  60
tungen. Sie benötigen die Kreativität                50

und den Gestaltungswillen der Bau­                   40

ingenieure.                                          30

                                                     20
Allerdings ist das Bewusstsein für       10

Bauen insgesamt, seine Bedeutung,         0

seine Faszination, seine Arbeitsplatz­   M Hochbau M Tiefbau
effekte, in unserer Gesellschaft zu      Quelle: Statitstisches Bundesamt

­wenig ausgebildet. Wir müssen uns
 wieder dessen bewusst werden, woher
 unser Wohlstand stammt. Wir leben       Niedrige Investitionsquote verstößt
 im Wesentlichen von unserer Indus­      gegen das Nachhaltigkeitsgebot
                                         Anteil der Investitionen an den Gesamtausgaben
 trie­produktion, die als unersetzliches im Bundeshaushalt, in %
 Fundament eine gute Infrastruktur          91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

 braucht, damit für Menschen und         16

 Güter Mobilität auf hohem Niveau        15

                                         14
 ermög­licht wird. Bauen ist Grundlage
                                         13
 für Wachstum und Wohlstand. Bauen       12
 ist Zukunftsvorsorge.                   11

                                                     10

                                                      9

                                                      8

                                                     Quelle: Bundesministerium der Finanzen

                                                                                                                                      11
Weißblauer Aufwind –
in Bayern wird gebaut

12
Der bayerische
Baumarkt

D
           ie Baukonjunktur war 2011        Dieser lang andauernde Rückgang im
                                                                                            Kräftiger Anstieg der Neuaufträge
           in Bayern gut. Alle Sparten      Woh­nungsbau ist die kumulierte Aus­            Auftragseingänge Bayern, in Mrd. Euro
           erzielten Auftragszu­wächse.     wir­kung verschlechterter Bedingungen                 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11
           Die private Baunachfrage         für Wohnungsbau­inves­toren, einer              14

           nahm dabei stärker zu als        ver­ringerten Unterstützung des priva­          13

der Öf­fent­liche Bau. Ebenfalls deutlich   ten Wohnungsbaus (Abschaf­fung der              12

zugelegt haben die Umsätze, wobei           Eigen­heimzulage) und der Verknap­              11
dazu auch die Impulse aus den Kon­          pung der verfügbaren privaten Ein­
                                                                                            10
junktur­programmen in den Vorjahren         kommen durch die hohe Steuer- und
                                                                                             9
ihren Beitrag leisteten. Die Auf­träge      Abgabenbelastung in Deutschland.
im Wirt­schafts­bau und im Woh­nungs­
                                                                                            2011/1994: – 2,8, – 21 %
bau stiegen zu­sam­men um 13,2 % an.        Geringerer Zuwachs                              2011/2010: + 1, + 10,1 %
Die Neuauf­träge im Öf­fentlichen Bau       öffentlicher Neuaufträge                        Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik
erreichten mit einem Plus von 4,8 %         2011 wurde der Auftragsanstieg im
weniger als die Hälfte der privaten Zu­     Öffentlichen Bau in Bayern um 4,8 %
wachsrate. Nach­dem auf die private         hauptsächlich durch den Tief­bau ver-    Auftragsplus in allen Bausparten
Baunachfrage fast zwei Drittel der Bau­     ursacht. Dieser ver­zeich­nete insgesamt Auftragseingänge Bayern nach Sparten,
nachfrage entfallen, der Öffent­liche       einen Anstieg von 5,6 %. Im Straßen­     in Mrd. Euro
Bau ein Drittel umfasst, ­ergab sich da-    bau nahmen die Auf­träge um 2 % zu,      5
                                                                                         95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08             09 10 11

durch insgesamt ein Zu­wachs der            im Sonstigen Tief­bau, der die Tiefbau­ 4,5
Neu­aufträge in Bayern um 10 %.             aus­gaben der Gebietskörper­schaften     4

                                            und der Sozial­versiche­rungs­träger     3,5

Wiederum hohes Plus                         zusammen­fasst, allerdings um 9 %.       3

im Wirtschaftsbau                           Im öffentlichen Hochbau stiegen sie      2,5

                                                                                     2
Die bayerische Wirtschaft hat 2011          um 2,5 %.
                                                                                            1,5
wieder kräftig zugelegt. Die Produk­                                                        1
tions­steigerung erforderte höhere Ka­      Auftragsbestand in Bayern                       M Wirtschaftsbau M Öffentlicher Bau
pazitäten, insbesondere auch mehr           ebenfalls gestiegen                             M Wohnungsbau
Bauten. 2011 erhöhten die Unter­neh­        Die Auftragsbestände, das Ergebnis              Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik

men ihre Bauauf­träge um 13 %, nach-        der erhaltenen und der abgearbeiteten
dem diese im Jahr zuvor bereits um          Neu­aufträge, waren 2011 ebenfalls
6 % angestiegen waren. Damit wurde          ­höher als ein Jahr zuvor. Zum Jahres­          In Bayern Auftragsplus
der starke Einbruch um 15,8 % im Jahr        ende 2011 ver­zeichnete Bayern bei             im Öffentlichen Bau
                                                                                            Auftragseingänge im öffentlichen Bau
2009 wieder ausge­glichen.                   einem Auftrags­bestand von 4,9 Mrd.
                                                                                            in Bayern, in Mrd. Euro
                                             Euro einen Zuwachs um 0,3 % gegen­                   95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11

Der Wohnungsbau profitierte von den          über Dezember 2010.                            1,9

energetischen Sanierungsmaßnahmen                                                           1,7

Auch 2011 erzielte der Wohnungsbau          Kräftiger Anstieg der Umsätze                   1,5

ein kräftiges Auftragsplus von 13,4 %,      am Bau in Bayern                                1,3

nachdem er im Jahr zuvor bereits um         Die Umsätze der bayerischen Bau­un­             1,1

11,6 % zugelegt hatte. Für den mittler-     ter­nehmen nahmen 2011 um 12 % zu.              0,9

weile dritten Zuwachs in Folge sorgte       Dafür war mit einem Zuwachs von                 0,7

insbesondere die Förde­rung energe-         14 % insbesondere der Hochbau maß-              0,5

                                                                                            M Sonstiger Tiefbau M Straßenbau
tischer Maßnahmen durch den Staat.          geblich. Am stärksten legten sie im
                                                                                            M Öffentlicher Hochbau
Trotz dieser drei Plusjahre sind die        Wohnungs­bau zu (+ 19 %), im Wirt­              Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik
Neu­aufträge 2011 um 28 % niedriger         schaftsbau um 12 %. Im Tiefbau stie-
als 1999 ausgefallen.                       gen sie deutlich weniger um 8 % an.

                                            Erneut weniger Insolvenzen am Bau
                                            Wiederum positiv entwickelten sich
                                            die Insolvenzzahlen in der bayerischen
                                            Bau­wirtschaft. Die Anzahl der Insol­
                                            ven­zen nahm im bayerischen Bau­
                                            hauptgewerbe 2011 um 2,8 % gegen­
                                            über dem Vorjahr ab, im bayerischen
                                            Baugewerbe um 11 %.

                                                                                                                                                   13
Der bayerische Baumarkt

                                                                                      Erstmals seit 2007 wieder Anstieg           Mobilität bestimmt Wachstum und
Auftragsbestände ebenfalls gestiegen
Auftragsbestände Bayern, jeweils Jahresende,                                          der Arbeitsplätze                           Wohl­stand von morgen. Sie braucht
in Mrd. Euro                                                                          Im Jahresvergleich nahm die Beschäf­        ihre reale Grundlage, die Verkehrs­
      96   97   98   99   00   01   02   03   04   05   06   07   08   09   10   11   tigtenzahl im bayerischen Bauhaupt­         infra­struktur. Deren Erhalt und Ausbau
5,5
                                                                                      gewerbe insgesamt um 2 % zu, der er-        kostet, sie ist es aber auch wert: Ver­
5
                                                                                      ste Anstieg seit 2007. Seit 1994, dem       kehrs­infrastruktur­projekte schaffen
4,5
                                                                                      letzten zufrieden stellenden Baujahr,       ­sogar weit mehr Wert als sie kosten.
4
                                                                                      ­wurden damit 106.150 Bauarbeitsplätze       Ihr Ertrag fließt über Jahr­zehnte und
3,5
                                                                                       vernichtet. Dies entspricht 45 % des        Jahrhunderte. Vom Rhein-Main-Donau
3
                                                                                       damaligen Bestandes. Trotz dieser           Kanal profitiert Bayern auf Dauer,
Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik
                                                                                       ­erschreckenden Bilanz steht Bayern         eben­so wird es vom Donau­aus­bau
                                                                                        ­innerhalb Deutschlands mithin noch        zwischen Straubing und Vilshofen
                                                                                         vergleichsweise gut da. Seit 1994 wur-    lang­fristig gewinnen. Wenn der Do­
Umsätze im Hochbau stärker gestiegen
                                                                                         den deutschlandweit 671.064 Bau­          nau­ausbau auch in diesem Teilstück
als im Tiefbau
Umsätze aller Bauunternehmen in Bayern,                                                  arbeits­plätze vernichtet; 47,8 % des     vollendet wäre, könnte die Donau
in Mrd. Euro                                                                             ­damaligen Bestandes.                     die Trans­port­kapazität einer gut aus­ge­
      95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11                                                                           bauten Autobahn übernehmen.
20                                                                                    Insbesondere herrscht bei den Füh­
15
                                                                                      rungs­kräften am Bau weiterhin Knapp­       Erhalt und Ausbau der
                                                                                      heit. Gute Bauingenieure sind gesucht.      ­Verkehrs­infrastruktur – ein Gebot der
10
                                                                                      Ein steigender Bedarf der Bauindustrie       Nachhaltigkeit
 5
                                                                                      aufgrund immer komplexerer Bauauf­          Mobilität in einem hoch entwickelten
 0                                                                                    gaben und die seit Jahren zu niedrigen      Industrieland braucht Planbarkeit und
M Tiefbau M Hochbau                                                                   Stu­denten­zahlen an den bayerischen        Ver­lässlichkeit. Sie setzt daher aus­
Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik
                                                                                      Bau­fakul­täten haben hier eine große       reichend dimensionierte und hochleis-
                                                                                      Lücke entstehen lassen, die in den          tungsfähige Verkehrswege voraus.
                                                                                      nächs­ten Jahren noch größer werden         Qualität und Kapazität der Verkehrs­
Umsätze im Wohnungsbau am stärksten                                                   wird. Schwierig blieb auch die Suche
gestiegen                                                                                                                         infrastruktur eines Landes entscheiden
                                                                                      nach interessierten und geeigneten          damit über seine Zukunftschancen und
Umsätze der größeren Bau­unter­nehmen in
Bayern nach Sparten, in Mrd. Euro                                                     Jugend­lichen für eine Ausbildung in        seinen künftigen Wohlstand. Das Ge­
      95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11                              einem der Bauberufe. Geeignete Ju­          bot der Nach­haltigkeit – künftige Gene­
5                                                                                     gend­liche auf die Chancen einer Aus­       rationen sollen mindestens genauso
4,5                                                                                   bildung in der Bauindustrie aufmerk-        gut leben können wie wir heute – ver-
4                                                                                     sam zu machen, ist eine wichtige            langt somit auch Fürsorge für die ge-
3,5                                                                                   Auf­gabe des Verbandes.                     baute Umwelt (Erhalt und Unterhalt)
3
                                                                                                                                  und rechtzeitige Vorsorge für den
2,5                                                                                   Bayern braucht eine hochleistungs­          künf­tigen Bedarf.
2                                                                                     fähige Verkehrsinfrastruktur
M Wirtschaftsbau M Öffentlicher Bau                                                   Als hochentwickeltes Industrieland          Allerdings dauern die bürokratischen
M Wohnungsbau                                                                         braucht Bayern eine hochleistungs­          Verfahren bei uns sehr lange. Schon
Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik
                                                                                      fähige Verkehrsinfrastruktur, um Mobi­      das normale Genehmigungsverfahren
                                                                                      li­tät für Personen und Güter zu ermög-     dauert bei Großprojekten Jahrzehnte,
                                                                                      lichen. Das gilt für alle Verkehrswege      bis endlich ein vollziehbares Baurecht
                                                                                      innerhalb Bayerns und das betrifft          geschaffen ist. Wenn dagegen Ein­
                                                                                      auch die Anbin­dung Bayerns an das          spruch erhoben oder Klagen geführt
                                                                                      europäische Ver­kehrsnetz, insbesonde-      werden, werden die Vorhaben oftmals
                                                                                      re nach Osten. Auch im achten Jahr          um weitere Dekaden verzögert.
                                                                                      seit der EU-Ost­erweiterung zum 1. Mai
                                                                                      2004 sind die Verbindungswege zu
                                                                                      diesen europäi­schen Nachbarn noch
                                                                                      nicht entsprechend ausgebaut.

14
Der bayerische Baumarkt

Dier Zukunftsfähigkeit Bayerns sichern                                     Jahresbilanz 2010*                                                              Die Insolvenzen am Bau waren 2011
Es geht insgesamt um die Gestaltung                                                                                                    Veränderung         wieder rückläufig
der Zukunftsfähigkeit Bayerns: Sie                                                                                                     gegenüber           Insolvenzen in der Bauwirtschaft in Bayern
                                                                                                                      2011                2010
braucht die Vision, die rechtzeitige Pla­                                                                                                                        1980        1985       1990      1995      2000      2005          2011

nung und die konsequente Umset­                                            Gesamtbeschäftigte                    128.467               +   2,0 %           800

zung. Und es sind alle Verkehrsträger                                      Arbeitsstunden
                                                                                                                                                           700

                                                                                                                                                           600
mit einzube­ziehen und als Gesamt­                                         (Mio.)                                       155            +   8,4 %
                                                                                                                                                           500
system fortzuentwickeln: die Straße                                        Bauproduktion                                                                   400
als Haupt­ver­kehrsträger, das Schie­                                      (2005=100)                                  99,1            +   5,8 %           300

nensystem als Ergänzung, Alternative                                       Auftragseingänge                                                                200

und Entlastung des Hauptverkehrs­trä­                                      (Mio. G)                                  10.505            + 10,1 %            100

gers sowie – für Bayern und Deutsch­                                       Umsatz
                                                                                                                                                             0

                                                                                                                                                           M Baugewerbe M Bauhauptgewerbe
land sehr wichtig – der Wasserweg                                          (Mio. G)                                  17.356            + 12,2 %
                                                                                                                                                           Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik
Donau.                                                                     Löhne und Gehälter
                                                                           (Mio. G)                                   3.591            +   5,0 %
Die Aufgabe der Bauindustrie, ihr Bei­
trag zur Zukunftsvorsorge, zur Nach­                                       *) Quelle für alle Angaben in Tabellen und Schaubildern dieses Beitrags:
                                                                           Statistisches Bundesamt/Bayerisches Statistisches Landesamt für das Bauhaupt-   Zuwachs der Beschäftigung am Bau
haltigkeit ist es, die Verkehrsinfrastruk­                                 gewerbe; Abgrenzung NACE WZ 93; Werte früherer Jahre dieser Abgrenzung          Beschäftigte im Bauhauptgewerbe
                                                                           angepasst.
                                                                                                                                                           in Bayern
tur, das Fundament unseres Wohl­stan-
                                                                                                                                                                        95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11
des, zu bauen. Nur wer mobil ist, hat                                                                                                                      230.000

überhaupt die Chance, in der globali-                                                                                                                      210.000

sierten Wirt­schaft seinen Wohlstand                                                                                                                       190.000

auszubauen. Nur dank der Mobilität                                                                                                                         170.000

der Menschen und der Güter – aber                                                                                                                          150.000

auch in den Köpfen – ist Fortschritt er-                                                                                                                   130.000

reichbar. Wenn unterschiedliche Wirt­                                                                                                                      110.000

schaftsräume, ob nah oder fern, dank                                                                                                                        90.000

ausgebauter Verkehr­infrastrukturen                                                                                                                        2011/1994: –106.150, – 45,2 %
gut zusammenarbeiten können, entste-                                                                                                                       2011/2010: +2.540, +2 %
hen Synergien. Nur so können Metro­                                                                                                                        Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik

polen und die ländlichen Räume gut
zusammenwirken und ihre jeweiligen
Stärken einbringen und verstärken.                                                                                                                         Die bayerische Bauindustrie 2011:
                                                                                                                                                           2,7 % Betriebe – 48 % Umsatz
                                                                                                                                                                 13.594                   130.998                  17,9 Mrd. Euro

Investitionsquote im Bayerischen Staatshaushalt seit 2000 unter 15 Prozent                                                                                       Betriebe
                                                                                                                                                                     374       2,7 %
                                                                                                                                                                                          Beschäftigte             Umsatz

          1970     1980     1990        1995   2000   2001   2002   2003   2004   2005     2006     2007     2008     2009     2010       2011     2012
30%                                                                                                                                                                                            47.560    35,7 %
          26,2                                                                                                                                                                                                         8,6      48 %
                   23,6
25%       26,2
                            21,1        17,9
                   23,6
                                                                                                                                           ab 2011 Soll
20%                         21,1        0,8    14,9                                                                                                                 13.220     97,3 %
                                                      14,5   14,4   14,0                                                        12,6
                                                                                                              12,0     11,9               12,1     12,0
                                               0,6    0,9    0,9           11,8    11,4     11,9     11,6
                                        17,1                        0,6                                       0,2      0,4       0,7       0,9     0,2
15%                                                                                         0,2      0,1
                                                                           0,6     0,2                                                                                                         83.438    64,3 %
                                               14,3   13,6   13,5                                                               11,9
                                                                    13,4                                      11,8     11,5               11,2     11,8                                                                9,3      52 %
10%                                                                        11,2    11,2     11,7     11,5

 5%

 0%                                                                                                                                                        M 1– 49 Beschäftigte
         M Ordentlicher Haushalt                       M Offensive Zukunft Bayern                                                                          M 50 und mehr Beschäftigte
Quelle: Bayerisches Finanzministerium                                                                                                                      Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik

                                                                                                                                                                                                                                    15
Moderne Mobilität –
sicher, schnell und nachhaltig

16
Verkehrsinfrastruktur

U
           nsere hoch spezialisierte               Zusätzlich sind nachfolgende Maß­nah­
                                                                                         Prognose: Hohes Wachstum der
           und damit stark arbeitsteilig           men dringend erforderlich:
                                                                                         Verkehrsleistung in Bayern
           organisierte Wirtschaft ba-              A 3 – Nürnberg-Aschaffenburg        Der Güterverkehr in Bayern wächst bis 2025
           siert im hohen Maße auf                 sechs­spuriger Ausbau                 deutlich, in Mrd. Tonnen-km
           Mobilität – in Stadt und                 A 8 – Rosenheim-Salzburg sechs-                  2007              2025

Land, für Per­so­nen und Güter.                    spuriger Ausbau                                                       4,2
                                                                                                                                                 + 20 %

Mobilität ist ein wertvolles und funda-             A 99 – Ringschluss Münchner Süden 200               + 53 %

mentales Gut. Straße, Schiene,                      B 16 – vierspuriger Ausbau BAB-An­
Wasserstraße und Luft­ver­kehr – gut               schluss Manching-B 13                 150

entwickelte und erst dadurch leistungs-                                                                           3,5
                                                                                                                                      165

                                         Die B 20 neu wäre ein Paradebeispiel                                                                   + 56 %

fähige und integrierte Ver­kehrs­­träger                                           100
                                         für die dringend erforderliche verkehr­
sind die Grundlage dieser Mobilität.
                                         liche Erschließung Ostbayerns. Sie                      106

                                         würde das Nadelöhr München durch           50

Politikum Straße                         die zusätzliche Nord-Süd-Verbindung                                                        55          + 49 %
                                                                                                  37
Das Straßennetz ist heute der mit Ab­    der in ostwestlicher Richtung verlau-        0

                                         fenden Autobahnen A 94, A 92 und          M Binnenschiff M Straße M Schiene
stand wichtigste Verkehrsträger, und
er wird es bleiben. So werden fast drei A 3 bis zur A 6 entlasten. Die B 20        Verkehrsprognose 2025: Die Verkehrsleistung
                                         neu könnte als Quertraverse eine den      im Personenverkehr wird von 2007 – 2025 um
Viertel (73 %) des Güterverkehrs auf
                                                                                   22,5 %, im Güterverkehr um 53 % zunehmen.
der Straße durchgeführt, rund ein Vier­ „Super­stradas“ in Italien ähnliche        De Zuwachs des Güterverkehrs um 78 Mrd.
tel über die Schiene und nur etwas       Funk­ti­on übernehmen, nämlich die        Tonnen-km ist mehr als doppelt so groß wie
mehr als 2 % über den Wasserweg.         Verbin­dung der Regionen durch ein        das Transportvolumen der Bahn.
                                         entsprechend enges Autobahnnetz. Sie Quelle: Bayerisches Wirtschaftsministerium, Verkehrsprognose 2025
Die herausragende Bedeutung eines
                                         könnte Teil einer leistungsfähigen
gut ausgebauten, funktionstüchtigen
                                         Fern­verkehrsader vom Chemiedreieck
Bundesfernstraßennetzes – Auto­bah­
                                         über Straubing, Cham, Pilsen und Prag
nen und Bundesstraßen gleicherma-
                                         bis ins Baltikum sein. Sie könnte so
ßen – für ein modernes Industrieland
                                         auch der Gäubodenmetropole Strau­
im Herzen Europas wird von der Politik
                                         bing Chancengleichheit gegenüber
nicht ausreichend gewürdigt.
                                         den aufstrebenden Regionen im an-
In erster Linie ist hier der Bund gefor- grenzenden Tschechien verschaffen.
dert. Bayern braucht leistungsfähige
Autobahnen als Ost-West-Achsen, vor Notwendige Strukturveränderungen
allem in die dynamischen Wirtschafts­ im Bundesfernstraßenbau
räume unserer mittel- und osteuropäi­ Das erforderliche Niveau und eine ver-
schen Nachbarländer. Bayern braucht      lässliche Verstetigung der Finanzie­
auch gut ausgebaute Bundesstraßen,       rung des Bundesfernstraßenbaus sind
einmal als Querverbindung unserer        nur durch einen grundlegenden Struk­
wichtigsten bayerischen Autobahnen       turwandel zu erreichen.
und in Nord-Süd-Richtung als Entlas­
                                         Erster Schritt: Die Verkehrs­infra­struk­
tungsstrecken für die chronisch überla-
                                         tur­finanzierungs­gesellschaft (VIFG)
steten Autobahnen (vor allem die A 7
                                         weiter entwickeln und mit einer eige-
und die A 9). Für die Entwicklung der
                                         nen Kreditermächtigung von mindes­
bayerischen Brückenregionen nach
                                         tens 2 Mrd. Euro ausstatten.
                                                                                                                                                          Quelle: Bayerische Straßenbauverwaltung

Osten müssen dringend die wichtigs­
ten Engpässe beseitigt und folgende      Zweiter Schritt: Das notwendige Zu­
Projekte vorrangig behandelt werden:     kunftskonzept für die Finanzierung des
 A 94 München-Passau                    Bundesfernstraßenbaus (nach dem
 B 15 neu – vierspuriger Ausbau Re­     ASFINAG-Modell) in Angriff nehmen,
gens­burg-Landshut-Rosenheim             nämlich:
 B 20 neu – vierspuriger Ausbau          Umstellung von Steuer- auf
Furth i.W.-Straubing-Freilassing         Nutzerfinanzierung (Lkw-Maut, Pkw-
                                                                                   Die Straße ist und bleibt der mit Abstand
 B 85 – vierspuriger Ausbau             Vignette)
                                                                                   wichtigste Verkehrsträger in Deutschland.
 B 11 – Deggendorf/A 92 - CZ             Hundertprozentige Zweckbindung
 B 12 – Passau/A 94 - CZ                dieses Gebührenaufkommens für die
 Nordumfahrung Passau                   Straßeninfrastruktur („Straße finan-
 B 303 neu – Bayreuth/Kulmbach-         ziert Straße“)
Markt­redwitz-CZ                          Organisatorische Herauslösung des
                                         Bundesfernstraßenbaus aus dem Bun­
                                         des­haushalt.

                                                                                                                                                   17
Verkehrsinfrastruktur

                                                                      Diese Verbandsforderungen sind auch      Jahre vom privaten Betreiber bewirt-
                                                                      Gegenstand des Koalitionsvertrags der    schaftet. Der Konzessionär ist damit
                                                                      schwarz-gelben Bundesregierung:          nicht nur für den Bau und die Finan­zie­
                                                                                                               rung zuständig, sondern er übernimmt
                                                                      „Die Verkehrs­infrastruktur­finan­zie­
                                                                                                               auch den Betrieb und die War­tung der
                                                                      rungs­gesell­schaft (VIFG) werden wir
                                                                                                               Strecke. Um seine Bau­inves­titionen
                                                                      weiterentwickeln, u. a. mit der Prüfung
                                                                                                               und sämtliche zu erbringenden Bau­
                                                                      der Herstellung eines Finanzierungs­
                                                                                                               unterhalts- und Betriebsleistungen zu
                                                                      kreislaufs Straße unter direkter Zuwei­
                                                                                                               finanzieren, erhält er die Einnahmen
                                                                      sung der Lkw-Maut an die VIFG und
                                                                                                               aus der auf diesem Autobahnabschnitt
                                                                      Herstellung ihrer Kreditfähigkeit in be-
                                                                                                               anfallenden Lkw-Maut. Vom Spaten­
                                                                      grenztem Umfang. Dadurch könnten
                                                                                                               stich bis zur offiziellen Verkehrs­frei­
Quelle: Toll Collect

                                                                      wir die Haushaltsabhängigkeit von
                                                                                                               gabe sind nur dreieinhalb Jahre ver-
                                                                      Ver­kehrsinvestitionen reduzieren und
                                                                                                               gangen. Das ist eine rekordverdächtige
                                                                      eine mehrjährige Planungs- und Finan­
                                                                                                               Bauzeit. Knappe Finanzmittel im Bun­
                                                                      zierungssicherheit für Investitions­pro­
                       Vom 1.1.2011 an fließen alle Einnahmen                                                  des­haushalt erfordern deren effizien­
                                                                      jekte erreichen. Verkehrsträgerbezo­
                       aus der Lkw-Maut der Verkehrsinfra-                                                     ten Einsatz. Deshalb gilt es, in Zukunft
                                                                      gene Finanzierungskreisläufe werden
                       strukturfinanzierungsgesellschaft (VIFG) zu.                                            neue Pfade zu beschreiten.
                                                                      wir stärken.“
                                                                                                                 ÖPP-Betreibermodell A 8
                                                                      Erster Schritt zum
                                                                                                                 Augsburg – Ulm
                                                                      Finanzierungs­kreis­lauf Straße
                                                                                                                 Seit 1.6.2011 liegt auch das zweite Teil­
                                                                      Der Deutsche Bundestag hat mit der
                                                                                                                 stück der A 8 zwischen Augsburg und
                                                                      Verabschiedung des Bundeshaushalts
                                                                                                                 Ulm in den Händen eines privaten Be­
                                                                      2011 die Forderung des Koalitions­ver­
                                                                                                                 treiberkonsortiums, das ab 1.10.2011
                                                                      trages in die Tat umgesetzt, einen ge-
                                                                                                                 auch den Betrieb übernommen hat.
                                                                      schlossenen Finanzierungskreislauf
                                                                                                                 Das gut 400 Mio. Euro teure Ausbau­
                                                                      Straße zu schaffen. Vom 1.1.2011 an
                                                                                                                 vorhaben ist Teil einer 2. Staffel von
                                                                      fließen alle Einnahmen aus der Lkw-
                                                                                                                 bundesweit insgesamt acht neuen Be­
                                                                      Maut der Verkehrs­infrastruktur­finan­
                                                                                                                 treibermodellen, die in den Jahren
                                                                      zierungs­gesellschaft (VIFG) zu und
                                                                                                                 2009 bis 2012 begonnen werden sollen.
                                                                      werden von dort ausschließlich in den
                                                                                                                 Bayern ist damit auch in dieser Staffel
                                                                      Straßenbau geleitet. Projekte der
                                                                                                                 wieder das erste Bundesland, das mit
Quelle: E.ON

                                                                      Schie­ne und der Wasserstraße werden
                                                                                                                 einem weiteren ÖPP-Betreiber­modell
                                                                      weiterhin aus dem regulären Bundes­
                                                                                                                 an den Start gehen konnte. Die Kon­
                                                                      haushalt bedient. Die VIFG wird auf
                       In Deutschland fahren zurzeit 51 Mio.                                                     zes­sionsstrecke ist rund 58 km lang.
                                                                      ­diese Weise zum institutionellen Be­
                       Fahrzeuge. Nach Angaben des                                                               Die Autobahn soll dabei vom Konzes­
                                                                       zugs­rahmen zwischen Abgabenlast
                       Kraftfahrt-Bundesamtes sind davon                                                         sionsnehmer auf einer Länge von rund
                                                                       und Mittelverwendung. Damit ist eine
                       im Moment 2.300 Elektroautos.                                                             41 km bis zum 30.9.2015 sechsstreifig
                                                                       erste zentrale Forderung der Bau­indus­
                                                                                                                 ausgebaut und danach 30 Jahre lang
                                                                       trie erfüllt. Als nächster Schritt muss
                                                                                                                 erhalten und betrieben werden.
                                                                       jedoch die selbstständige Kreditfähig­
                                                                       keit der VIFG in angemessenem Rah­
                                                                       men von etwa 2 Mrd. Euro folgen, um
                                                                                                                 Politikum Bahn
                                                                       eventuelle Schwankungen bei dem           In seiner Struktur entspricht das baye-
                                                                       Lkw-Mautaufkommen ausgleichen zu          rische Schienennetz im Wesentlichen
                                                                       können.                                   noch dem zu Zeiten König Ludwigs
                                                                                                                 errich­teten, damals vorbildlichen Ver­
                                                                      ÖPP-Betreibermodell A 8                    kehrs­netz. In der heutigen Zeit ist in
                                                                      München – Augsburg ein Erfolgsmodell       das bayerische Schienennetz, immer-
                                                                      Am 9.12.2010 wurde der sechsstreifig       hin ein bedeutender Teil des bayeri­
                                                                      ausgebaute Abschnitt der A 8 zwischen      schen Volksvermögens, allerdings
                                                                      München und Augsburg von Bundes­           stark zu investieren, insbesondere in
                                                                      verkehrsminister Dr. Ramsauer für den      Bahnanlagen und Bahnhofsgebäude.
                                                                      Verkehr freigegeben. Der rund 37 km        Dabei wird schon die Beseitigung klei-
                                                                      lange sechsstreifige Ausbau wurde im       ner Schwachstellen wie beispielsweise
                                                                      Rahmen einer öffentlich-privaten Part­     der streckenweise zu geringen Trag­
                                                                      nerschaft (ÖPP) realisiert. Der Ausbau­    fähigkeit, zu enger Tunnels, zu großer
                                                                      abschnitt ist Teil der ca. 52 km langen    Steigungen und zu enger Kurven­
                                                                      Konzessionsstrecke. Diese wird für 30

                       18
Verkehrsinfrastruktur

radien einen erheblichen Effi­zienz­       Um öffentliche Infrastruktur­ver­ant­wor­
                                                                                       Das bayerische Schienennetz bedeutet
gewinn bringen. Ziel des Bayerischen       tung direkt zu machen, muss das Netz
                                                                                       ein enormes Bauprogramm:
Bau­indus­trieverbandes ist es, so auf     aus den übergeordneten Unterneh­
Öffentlichkeit und Politik einzuwirken,    mens­zielen der DB-Holding herausge-        L viele Brücken
dass die Potenziale des bayerischen        löst und direkt dem Bundesverkehrs­         L Lichtraumprofile
Schienennetzes den Herausforderun­         minis­terium unterstellt werden. Die        aufweiten
gen und Chancen in der Mitte Europas       An­reize die­ses Geschäftsmodells müs-      L Unterbau für
gewachsen bleiben.                         sen schließ­lich dahingehend ausge­         höhere Lasten
                                           rich­tet werden, durch eine systemische     L Kurvenradien
Das Drei-Ebenen-Modell                     Be­schleunigung des Netzes mehr Nach­       anpassen
der Bayerischen Bauindustrie               frage (Bahnbetreiber) auf die Schiene       L Weichen – eine
als Zielstandard                           zu bringen.                                 ständige Aufgabe
Das bayerische Schienennetz bildet          Für die Deutsche Bahn AG die Vor­
nach wie vor die Erschließungsanlie­       ratsplanung ermöglichen.                    Quelle: BBIV

gen des 19. Jahrhunderts ab. Durch         Die Deutsche Bahn AG kann derzeit
Moderni­sierung von Ingenieurbauwer­       keine Vorratsplanung für das Schie­
ken, Ertüchtigung und Begradigung          nen­netz durchführen; dies würde dem        Das Drei-Ebenen-Modell der
von Stre­ckenabschnitten, durch Neu­       Aktiengesetz widersprechen. Darum           Bayerischen Bauindustrie
bau­strecken sowie die Erneuerung          werden notwendige Projekte oft nicht        Anzustreben sind als
                                                                                       Standards für ein Konzept Schienennetz:
wichtiger Verkehrsknoten gilt es, das      weiterverfolgt bzw. sind in keinem
Schie­nennetz für die Anforderungen        adäqua­ten Planungsstand, wenn Fi­                         Hochgeschwindigkeitsnetz:
des 21. Jahrhunderts zu ertüchtigen.       nanz­mittel vergeben werden. Als Vor­                      Zielgeschwindigkeit 300 km/h
Hier­für bedarf es Zielstandards, die im   bild sollte hier die Oberste Baube­hör­
Drei-Ebenen-Modell der Bayerischen         de im Bayerischen Staatsministerium                        Regionalverbindungen:
Bauindustrie festgeschrieben sind:         des Innern dienen, die Projekte mit                        Zielgeschwindigkeit 180 km/h

 Ein Hochgeschwindigkeitsnetz mit         Baurecht im Wert von etwa 750 Mio.
                                                                                                      Nahverkehr:
einer Zielgeschwindigkeit von 300 km/h     Euro vorhält. Die Bahn wäre bereit,
                                                                                                      Zielgeschwindigkeit 120 km/h
 Regionalverbindungen mit einer           Vorratsplanungen für Schienen­pro­
Ziel­geschwindigkeit von 180 km/h          jekte durchzuführen, wenn ihr der Bund
 Nahverkehr mit einer Zielgeschwin­       eine Kostenerstattung für doch nicht        Quelle: BBIV

digkeit von 120 km/h                       realisierte Projekte zusagen würde. Im
                                           Koalitionsvertrag der Bundesregierung
Strukturelle Defizite der Bahnreform       ist zwar festgeschrieben, dass ein Pla­
beseitigen                                 nungsbudget für die Bahn eingerichtet
Die Bahnreform von 1994 hat das            werden soll, diese Vereinbarung wur-
Auseinanderfallen von Eigentum am          de aber noch nicht erfüllt.
Schienennetz und öffentlicher Daseins­
verantwortung mit sich gebracht.       Initiative Bahn 2030:
                                           Das Schienennetz in Bayern auf ein
Folgende Veränderungen sind not­
                                           neues Angebotsniveau heben!
wendig:
                                           Der konsequente und kontinuierliche
 Für das Bahnnetz die direkte öffent-
                                           Erhalt und Ausbau der Schienen­infra­
liche Infrastrukturverantwortung her-
                                           struktur steht seit Jahren im Fokus der
stellen
                                           Verbandsarbeit des BBIV. Nachdem
Das Schienennetz steht im Eigentum
                                           2008 umfangreiche Studien erstellt
des Bundes. Art. 87e GG legt fest, dass
                                           wurden, um die Chancen und Poten­
dieses Volksvermögen auf keinen Fall
                                           ziale des bayerischen Schienennetzes
vollständig privatisiert werden darf.
                                           aufzuzeigen, wurden 2009 regionale
Faktisch „gehört“ das Schienennetz
                                           Schienenverkehrskonferenzen und
aber derzeit der Bahn, genau der DB
                                           eine Sonderzugfahrt von München in
Netz AG. Die DB Netz AG als Direkt­
                                           den ostbayerischen Raum sowie 2010
verantwortlicher für das Schienennetz
                                           eine Sonderzugfahrt von Nürnberg in
ist jedoch eingebettet in die Holding
                                           die oberfränkischen Gefilde durchge-
der Bahn AG. Die öffentliche Infra­
                                           führt, die zusammen große Aufmerk­
struk­turverantwortung kann daher der-
                                           samkeit für das Thema Schiene be-
zeit nur indirekt wahrgenommen wer-
                                           wirkten.
den. Es ist auch nicht institutionell
sichergestellt, dass aus dem Schienen­
netz entstammende Erträge nur die-
sem zugutekommen.

                                                                                                                                     19
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