WIRTSCHAFT JUNGE - DIE NEUE TANTE EMMA
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JUNGE WIRTSCHAFT Das Magazin der Wirtschaftsjunioren Deutschland #05_2017 3,10 € B59654 DIE NEUE TANTE EMMA
Junge Wirtschaft #05-2017 EDITORIAL 3 SCIENCE-FICTION WAR GESTERN, JETZT KOMMT DIE DIGITALISIERUNG LIEBE JUNIORINNEN, LIEBE JUNIOREN, George Lucas ist zweifelsohne ein Pro »Altbekanntes und unseren Werten, unserer Zukunftsoffen duzent mit viel Fantasie. In den 70ern hat heit und unserem Mut haben wir den er Millionen Menschen mit seinen „Star Bewährtes wird nicht mehr Anspruch, nicht den Status Quo zu erhal Wars“-Filmen begeistert – kaum auszu revolutioniert, es wird ten, sondern die Zukunft mitzugestalten. denken, was aus Luke Skywalker gewor Möge die Macht mit uns sein. den wäre, hätte man damals schon die radikal infrage gestellt, ,Macht der Digitalisierung‘ gekannt? aufgegeben und zerstört, um Virtual Reality, Artificial Intelligence und Internet of Things sind nur einige neuen Ideen und Produkten Trends des digitalen Jahrhunderts, die Platz zu machen.« derzeit rasant die Welt verändern. Gerade ALEXANDER KULITZ aber kratzen wir nur an der Spitze des Eisberges. Wer meint, die Verbreitung des Smartphones wäre schnell gegangen, der sollte sich besser anschnallen! Welche forming“ durchzusetzen. Was passiert Technologien in den kommenden Jahren aber, wenn Google, Facebook und Apple die Welt in nie gekannter Geschwindigkeit oder die in Europa kaum bekannten Platt verändern werden, lässt sich kaum mehr formen von Tencent, Alibaba und Baidu prognostizieren. Zu Recht reden wir nicht mehr Macht über die Bürger haben als der mehr von der „digitalen Revolution“, son Staat? Wären die Menschen überhaupt dern von „Disruption“: Altbekanntes und bereit, auf den Luxus der neuen Techno Bewährtes wird nicht mehr revolutio logien zu verzichten, um das Gewaltmono niert, es wird radikal infrage gestellt, auf- pol des Staates zu erhalten? Ich glaube es gegeben und zerstört, um neuen Ideen kaum! Deshalb müssen wir Wege für ein und Produkten Platz zu machen. Aber: modernes Staatswesen finden. Die Digitalisierung bietet nicht nur un- Eine weitere Herausforderung gilt geahnte Chancen, sondern auch unge es zu meistern: Die westliche Welt ent ahnte Risiken. Unser Denken, unser wickelt neue Technologien und nutzt die Staatswesen, unser gesellschaftlicher Um- Chancen der Digitalisierung. Gleichzei gang sind der neuen Welt noch lange tig greifen in den Entwicklungsländern Mit herzlichen Grüßen nicht gewachsen. In dem Maß, in dem Hunger, Krankheit und Perspektivlosig wir neue Techno logien entwickeln und keit um sich. Wachsender Protektionis anwenden, müssen wir auch unsere Ge- mus und nationalstaatliches Klein-Klein sellschaft weiterentwickeln. Mit ordnungs- sind sicher nicht der Weg, um dieses Pro politischem, nationalstaatlichem Sicher blem zu lösen. Richtig eingesetzt bietet heitsdenken aus dem 20. Jahrhundert wird die Digitalisierung ungeahnte Chancen, die Transformation ins digitale Zeitalter die Weltbevölkerung zusammenzuführen nicht gelingen. Heute schon schaffen wir statt sie zu spalten. Alexander Kulitz es kaum noch, das Staatsmonopol gegen- Als Wirtschaftsjunioren freuen wir Bundesvorsitzender über dem neuen Kartell-Phänomen „Plat- uns auf das digitale Jahrhundert. Mit der Wirtschaftsjunioren Deutschland
4 INHALT Junge Wirtschaft #05-2017 _ Schwerpunkt _ Wirtschaftsleben _ Unser Verband 6 Der Leitartikel: 16 Gesichter der 24 Aktuelles aus dem Der Supermarkt der Zukunft Jungen Wirtschaft: Bundesvorstand: Ein absoluter Netzwerkexperte Wirtschaftsjunioren 10 Feature: Deutschland richteten Wann erklären uns 20 In der Kantine mit: G20-Jungunternehmer- die Maschinen den Krieg? Claudia Vogt, Direktorin gipfel aus Gewerbe- und Großkunden- 14 Datenschutz: geschäft der Ford Werke GmbH 28 Trainingsakademie: Was Unternehmen künftig Viel Tatkraft bei der beachten müssen German Academy 30 WJ international: Wirtschaftsjunioren Frankreich 32 Unternehmertum: Netzwerke stärken beim Unternehmerinnenevent Claudia Vogt, Ford Werke GmbH, und WJD-Bundesvorsitzender © sarah5/iStockphoto.com Alexander Kulitz © WJD/Olaf-Wull Nickel G20-Jungunternehmergipfel im Haus der Deutschen Wirtschaft © WJD/Jens Schicke
Junge Wirtschaft #05-2017 INHALT 5 JUNGE _ Junioren vor Ort _ Service WIRTSCHAFT Impressum Magazin der Wirtschaftsjunioren Deutschland 36 WJ Limburg-Weilburg-Diez: 41 Neues aus der Herausgeber Wirtschaftsjunioren Deutschland e.V. Doppel-Landeskonferenz Geschäftsstelle: Breite Straße 29 Termine 2017 und Weiteres 10178 Berlin 37 WJ Dortmund Redaktion Kreis Unna Hamm: Eva Siegfried (Chefredakteurin) Gründertag „Ruhrpott Thomas Usslepp (Pressesprecher) Legenden“ Melanie Vogelbach (Bundesgeschäftsführerin,V.i.S.d.P.) 38 WJ Bayern: Wirtschaftsjunioren Deutschland e.V. Breite Straße 29 „Make a Difference Day“ 10178 Berlin voller Erfolg Tel. 030 20308-1520 jw@wjd.de www.wjd.de 39 Kurzmeldungen: WJ-Projekte aus ganz Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht Deutschland unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Abbildungen Cover: sarah5/iStockphoto.com, S. 3, 9: WJD/Thomas Imo, S. 6: 32 pixels/shutterstock.com, S. 8: Markus Rall, S. 24/25: WJD/Jens Schicke © WJD Bezugspreis 3,10 € pro Ausgabe, inkl. MwSt. Jahresabonnement 18,60 € (6 Ausgaben plus Versandkosten) Die Zeitschrift wird den Mitgliedern (WJD) im Rahmen der Mitgliedschaft ohne Erhebung einer besonderen Bezugsgebühr zugestellt. Sie erscheint sechsmal im Jahr. Nachdruck oder Vervielfältigung Gründertag im Dortmunder U einzelner oder aller Beiträge in jedweder, auch © Stephan Schütze digitaler, Form und deren Verbreitung sind nur mit ausdrücklicher und schriftlicher Genehmigung des Herausgebers zulässig. Verlag Bosch-Druck GmbH Festplatzstraße 6 ∙ 84030 Ergolding Tel. 0871 76050 www.bosch-druck.de Anzeigen Christine Schenkenbach Bosch-Druck GmbH Festplatzstraße 6 ∙ 84030 Ergolding christine.schenkenbach@bosch-druck.de Tel. 0871-7605-98 www.bosch-druck.de Derzeit ist die Anzeigenpreisliste Nr.1 gültig. Beilage Weitere Informationen zur Beilage im Heft unter www.schultz.de Grafik Karin Gran Auflage 11.000 Exemplare Druck Bosch-Druck GmbH Festplatzstraße 6 ∙ 84030 Ergolding
DER SUPERMARKT DER ZUKUNFT Lange schien die Digitalisierung des Handels vor allem E-Commerce, den Verkauf von Waren im Internet, zu bedeuten. Zunehmend aber tut sich auch offline etwas und die Vorteile, die das analoge Einkaufserlebnis bietet, werden um die Vorzüge digitaler Technologien erweitert. Ein Einblick in den Supermarkt der Zukunft.
Junge Wirtschaft #05-2017 DIGITALISIERUNG | SCHWERPUNKT 7 Der Einkaufszettel liegt zu Hause auf dem matisierung von Prozessen und vor allem „Wenn ich dich nicht hätte, Sam. Dass ich Küchentisch – gleich neben dem Porte- die Kommunikation zwischen Maschinen versprochen hatte, den Grill anzuwerfen, monnaie. In dem wäre auch die Ein-Euro- unser Einkaufsverhalten verändern wer- hatte ich ganz vergessen! Habe ich alles im Münze für den Einkaufswagen. Dann den und was durch Standards und digitale Haus oder muss ich einkaufen?“ Sam wenigstens Pfand wegbringen. Warten an Technologien in der Welt des Handels kommuniziert mit der smarten Küche, der Schlange vor dem Automaten. Drei möglich ist. Einige Technologien sind denn natürlich ist er mit dem Kühl-, dem Kunden und eine halbe Ewigkeit später schon heute in Supermärkten im Einsatz, Gefrier- und dem Vorratsschrank ver- endlich an der Reihe. Nachdem die erste zum Beispiel Kassen, bei denen der Kunde netzt. Diese erkennen, was fehlt und mel- Flasche gerade verschwunden ist, blinkt die Ware selbst scannen und zahlen kann. den es Sam. Sam: „Ketchup und Senf sind die Meldung auf: „Automat ist voll“. Es Technisch seien die einzelnen Komponen- noch da, Grillfleisch fehlt. Mach‘ doch tutet ohrenbetäubend durch den ganzen ten und Vorgänge der Einkaufstour im einen Salat dazu!“ Du: „Einverstanden.“ Supermarkt. Niemand kommt, um den Supermarkt der Zukunft ohnehin längst Sam: „Okay, dann setze ich Grillfleisch, Automaten zu leeren, denn die Mitarbeiter machbar, sagt Haas-Hamannt. Nur deren Kopfsalat, Tomaten und Gurken zu dei- sitzen an der Kasse, erläutern einem Kun- Vernetzung sei noch Zukunftsmusik. Wie nem Lieblingsmüsli auf die digitale Ein- den die einzelnen Zutaten eines Müslis aber könnte diese Zukunft aussehen? kaufsliste. Und, äh, aus Erfahrung … also oder die Herkunft und den Transport- … Ich empfehle, für den Grillabend noch weg der Tomaten. Kein ungewöhnliches 2025: Einkauf beginnt zu Hause einen Kasten Bier zu kaufen.“ Du: „Unbe- Supermarkt-Szenario – zumindest nicht Innerhalb der Kölner Erlebniswelt symbo- dingt. Bitte bestelle ihn online und lasse im Jahr 2017. lisieren vier Räume – Home Base, Smart ihn direkt nach Hause liefern, Sam. Jetzt Im Supermarkt der Zukunft hingegen Kitchen, Urban Area und The Shop – die muss ich aber los.“ Sam empfiehlt dir kennt der Kunde all diese Probleme nicht vier Phasen, in welche die Einkaufstour einen Supermarkt. mehr. Es gibt diesen Supermarkt schon der Zukunft unterteilt wird. Und die erste heute, er steht in Köln-Braunsfeld. Nur Phase, die sogenannte Pre-Store-Phase, Shoppen unterwegs einkaufen kann man dort nicht. Es ist kein beginnt bereits in den eigenen vier Wän- Der Weg zum Supermarkt führt an einer echter Supermarkt mit echten Kunden und den. Siri und Alexa sind nur die Vorboten Bushaltestelle vorbei, an der ein internet- echten Waren, sondern ein 150 Qua des Geräts, das künftig in jedem Wohn- fähiger Flachbildschirm hängt. Du rufst dratmeter großer nachgebauter Markt im zimmer steht und die digitale Existenz einen Online-Store auf und bestellst eine „Knowledge Center“ des Kölner Unter eines jeden verwaltet: Termine, Mails, Grillschürze, die direkt zum Paketabhol- nehmens GS1. Das Unternehmen begleitet Filme, Musik, Online-Shopping. Nennen fach gleich neben dem Haus, in dem du die Entwicklung branchenübergreifender wir diesen digitalen Assistenten einfach wohnst, geliefert wird. Auf dem Weg be- Standards. Den ersten GS1-Standard, den Sam. Du fragst Sam wie jeden Morgen: kommst du personalisierte Werbung auf EAN-Barcode mit Strichen und Zahlen, um „Sam, was steht heute Beson deres an?“ dein Smartphone gesendet und wirst Produkte an Supermarktkassen zu identifi- Sam: „Für heute Abend hast auf eine Promotion-Aktion in der Nähe zieren, gibt es seit 40 Jahren. Im GS1- du Wirtschaftsjunioren aus deinem Kreis hingewiesen: 30 Prozent Rabatt auf Dru- Supermarkt wird Vertretern aus Industrie zu dir eingeladen, um das neue Projekt cker im Elektrofachhandel um die Ecke. und Handel vorgeführt, wie der Einkauf durchzuplanen. Ihr wolltet grillen.“ Du: Keine Zeit. von morgen aussehen könnte. Das Inte resse ist groß, denn der stationäre Handel ist in Bewegung. Mit dem Online-Handel hat er Konkurrenz, die ihm zu schaffen macht. Zwar rechnet der Handelsverband Deutschland für 2017 im Einzelhandel mit einem leichten Umsatzwachstum von nominal zwei Prozent, Wachstumstreiber bleibt laut Verband jedoch der Online- Handel. Und die Gesellschaft für Konsum- forschung erwartet in ihrer E-Commerce- Studie 2015 bis zum Jahr 2025 nahezu eine Verdopplung des Online-Anteils am gesamten Einzelhandelsumsatz auf 15 Pro- zent. Laut der Marktforscher soll dabei der Lebensmittelbereich, in dem der stationäre Umsatz bislang am stärksten dominiert, prozentual am deutlichsten wachsen. „Der stationäre Handel muss auf die Konkur- renz aus dem Netz reagieren“, sagt Regina Haas-Hamannt, Leiterin Innovation bei GS1. „Wie diese Reaktion aussehen könnte, das zeigen wir hier.“ In Braunsfeld wird unmittelbar er- Digitale Terminals unterstützen bei der Produktauswahl – und machen auch lebbar, wie die Digitalisierung, die Auto- schon einmal einen Rezeptvorschlag. © GS1 Germany/Fotografie Schulzki
8 SCHWERPUNKT | DIGITALISIERUNG Junge Wirtschaft #05-2017 Vor dem Supermarkt steht eine gekühlte „Tante-Emma-Prinzip“ – nur eben unter nach Bedarf individuell angepasst werden. Abholstation, in der online bestellte den Vorzeichen der Digitalisierung.“ Für Natürlich kann die Liste auch zuvor er- Lebensmittel abgeholt werden können. kleine Händler sei es schon früher ent- stellt und via Bluetooth vom Smartphone Am Eingang des Marktes hängt eine scheidend gewesen, die Be dürfnisse des an das Gerät gesendet werden. Kamera. Sie registriert, wie viele Men- Kunden genau zu kennen, so Hudetz Du übermittelst die Liste, die Sam schen am Supermarkt vorbeilaufen und weiter. erstellt hat: Grillfleisch, Kopfsalat, Toma- wie viele ihn tatsächlich betreten. Du gehst rein. Die dritte Phase beginnt, die In- Store-Phase. Mit dem Betreten des Super- marktes gibt es ein Sonderangebot aufs »Ich glaube, dass Virtual Smartphone: 20 Prozent Rabatt auf ein Reality früher oder später Duschgel. Aber nicht auf irgendein Dusch- alle Lebensbereiche gel, sondern natürlich auf dein Lieblings- duschgel, denn du hast die App des Mark- erfassen wird. Insofern tes heruntergeladen. Das Händler-WLAN werden alle Branchen hat dich beim Betreten des Marktes identi- fiziert und dein Profil mit vorherigen Ein- die neuen Möglichkeiten käufen abgeglichen, um dir das passende, nutzen wollen.« persönliche Angebot zu machen. Die Idee ist nicht neu. Online-Anbieter analysieren MARKUS RALL seit Jahren das Einkaufsverhalten ihrer Kunden, denen dann eine Kaufempfeh- lung ausgesprochen wird. Zunehmend, so Veränderter Kunde ten, Gurken und Müsli stehen auf der Liste Haas-Hamannt, würden das Sammeln, Die Kundenbedürfnisse kennt der Kölner des Geräts. Natürlich werden passende Auswerten und Nutzen von Kundendaten Supermarkt der Zukunft auch dank der Produkte empfohlen: Grillsauce, Kräuter- aber eben auch für den stationären Han- sogenannten persönlichen Einkaufsassis- butter, Baguette. Das rabattierte Duschgel. del, der Nachholbedarf habe, wichtiges tenten. Diese Einkaufsassistenten sind Der digitale Einkaufsassistent fungiert Thema. Und ein Mittel im Kampf gegen selbstverständlich keine Assistenten aus auch als Navigator. Er leitet dich durch die die mächtige Online-Konkurrenz. Das be- Fleisch und Blut, sondern Scanner. Auch Gänge und macht dich auf Angebote auf- stätigt auch Dr. Kai Hudetz, Geschäftsfüh- das Kunden-Smartphone kann als Assis- merksam. Auf digitalen Preisschildern ste- rer des Kölner Instituts für Handelsfor tent fungieren. Zu Beginn seines Einkaufs hen die aktuellen Preise, die der Händler schung: „Wir glauben, dass die genaue identifiziert sich der Besucher des Super- schnell und unkompliziert ändern kann. Kenntnis des Kunden ein Schlüssel zum marktes gegenüber dem Gerät und erhält Du scannst jedes Produkt, das du in den Erfolg des stationären Handels ist. Dafür sofort den Vorschlag für eine Einkaufs- Wagen legst, per Barcode: Grillfleisch, brauchen wir mehr Daten. Wir erleben liste. Diese wurde automatisch auf Basis Kopfsalat, Gurken, Baguette. Der persön gerade eine Rückbesinnung auf das alte seiner letzten Einkäufe generiert und kann liche Einkaufsassistent bildet fortlaufend die Gesamtsumme aller im Wagen befind- lichen Waren. Sogar die Gesamt-Preis ersparnis aller heruntergesetzten Artikel deines Einkaufs wird angezeigt. Auf alle Artikel ist ein QR-Code gedruckt, den du scannen kannst, um zum Beispiel zu erfahren, woher die Ware kommt und welchen Lieferweg sie hinter sich hat. Du scannst den Code auf einer Packung Tomaten: Ursprungsland Italien. Tipps für die optimale Lagerung bekommst du ebenfalls. Du legst das Gemüse in dei- nen Wagen. Der Einkaufsassistent ermit- telt sofort die neue Gesamtsumme. Jetzt fehlt nur noch dein Müsli. Du wirst stutzig, die Verpackung sieht anders aus als sonst. „Verbesserte Rezeptur“ steht darauf. Du scannst den QR-Code: „Vorsicht! Dieses Produkt kann Spuren von Nüssen enthal- ten!“ Zum Glück hast du in der Händler- Dank Augmented Reality werden dem Kunden künftig die Inhaltsstoffe der verschiedenen App ein persönliches Profil hinterlegt, in Müslisorten direkt auf dem Smartphone angezeigt. So ist es heute schon im Innovative dem auch deine Allergien vermerkt sind. Retail Lab erlebbar. Das anwendungsnahe Forschungslabor wurde 2007 als Kooperation Du stellst das Müsli zurück ins Regal. des Deutschen Forschungszentrums für künstliche Intelligenz, der GLOBUS SB-Warenhaus Mit technologischen Entwicklungen Holding GmbH & Co.KG und der Universität des Saarlandes gegründet. © IRL wie diesen reagiert der Handel auf die
Junge Wirtschaft #05-2017 DIGITALISIERUNG | SCHWERPUNKT 9 Ansprüche des Kunden, die sich durch die »Der stationäre Handel, Erfahrungen mit dem Online-Einkauf nachhaltig verändert haben. Denn es ist für insbesondere kleine den Kunden mittlerweile selbstverständ- Einzelhändler, brauchen lich geworden, eine schier endlose Aus- wahl, zahlreiche Details zum Produkt, die Unterstützung klare Aussagen zur Verfügbarkeit und zum von der Politik, um Liefertermin sowie personalisierte Vor- schläge zu erhalten. die an sie gestellten Herausforderungen zu „Rezept gefällig?“ Du biegst in den nächsten Gang. Unver- meistern. Wir wollen mittelt blickst du auf einen Bildschirm. einen starken, vielfältigen Eine Kamera scannt dein Gesicht. Sie schätzt dein Alter, bestimmt dein Ge- Einzelhandel. Dazu braucht schlecht. Auch deine Stimmung deutet es attraktiv gestaltete sie: ca. 35 Jahre alt, weiblich, zufrieden, guckt leicht verdutzt. Du riechst Kekse. Innenstädte, Freiräume Auf dem Bildschirm erscheint dein eigenes bei den Öffnungszeiten und Gesicht, daneben eine Gedankenblase: die Unterstützung digitaler „Rezept gefällig?“. Augmented Reality, Erweiterte Realität, verbindet virtuelle Konzepte.« und reale Welt miteinander und spielt ALEXANDER KULITZ längst nicht nur in Videospielen eine Rolle, sondern auch im Marketing. „Ich glaube, dass Virtual Reality früher oder Hamannt sicher machen, dass der statio- Breitbandausbau durch Glasfaser, denn er später alle Lebensbereiche erfassen wird. näre Handel trotz der Online-Konkurrenz ist, auch für den Handel, eine Grundvor- Insofern werden alle Branchen die neuen nicht aussterben wird. „Kunden können aussetzung für wirtschaftlichen Erfolg“, Möglichkeiten nutzen wollen“, sagt Markus viele Gründe haben, auch künftig in den stellt der Bundesvorsitzende der Wirt- Rall, Wirtschaftsjunioren Dortmund Kreis Supermarkt zu kommen, zum Beispiel schaftsjunioren Deutschland klar. Unna Hamm. Rall ist Gründer von viality. guter Service an der Theke oder eine Sein Unternehmen entwickelt Virtual Rea- schöne Einkaufsatmosphäre“, sagt sie. Gibt’s nicht gibt’s nicht lity-Anwendungen und das immer häufi- Eines ist unbestritten: Ladengeschäfte Auf dem Weg zur Kasse fällt es dir noch ger auch für kleine und mittlere Unterneh- haben einige Vorteile gegenüber dem Ver- ein: das Duschgel. Noch ein Abstecher in men. „Früher waren die Kosten für die sandhandel. Dazu gehört die sogenannte die Drogerieabteilung. Mist, ein anderer Technik so hoch, dass nur große Konzerne „Instant Gratification“, also das unmittel- Kunde schnappt dir die letzte Flasche sich intensiver damit beschäftigen konn- bare Glücksgefühl, die Ware in der Hand direkt vor der Nase weg. Aber kein Pro ten. Das ändert sich nun spürbar“, so der zu halten, vor allem das haptische Erlebnis blem: Du bestellst dir eine per QR-Code Jungunternehmer. beim An- oder Ausprobieren, aber auch im Online-Shop des Händlers, für den der Dir fällt ein, dass du dir tatsächlich das kulinarische Erlebnis bei einer Ver- Rabatt auch gilt. Liefern lässt du dir das noch keine Gedanken über einen Nach- kostung im Supermarkt. „Für den statio- Duschgel natürlich ins Paketabholfach tisch gemacht hast. Du hältst eine Packung nären Handel kommt es jetzt darauf an, neben deiner Haustür. Kekse, die in unmittelbarer Nähe stehen, seine Vorteile mit den Vorzügen digitaler Am Ende des Einkaufs spazierst du vor den Bildschirm. Ein Rezeptvorschlag Technologien anzureichern“, sagt Haas- einfach aus dem Markt raus, „Self-Check- für eine Nachspeise mit diesen Keksen Hamannt. Out“. Die Händler-App erkennt, dass du erscheint. Du tippst das entsprechende Alexander Kulitz, Bundesvorsitzender das Geschäft verlässt und bucht die Rech- Feld auf dem Bildschirm an, das Rezept der Wirtschaftsjunioren Deutschland, be- nung für die Einkäufe automatisch vom wird ausgedruckt oder direkt an dein tont: „Der stationäre Handel, insbesondere Konto ab. „Diese Technik löst ganz analoge Smartphone gesendet. Die Geruchsdusche kleine Einzelhändler, brauchen die Unter- Probleme. Viele Kunden sind heute vom unter der Decke versprüht noch einmal stützung von der Politik, um die an sie langen Anstehen in der Schlange vor den diesen herrlichen Keksgeruch, als du die gestellten Herausforderungen zu meistern. Kassen genervt“, sagt Haas-Hamannt. Packung in den Einkaufswagen wirfst. Du Wir wollen einen starken, vielfältigen Ein- Du machst dich auf den Weg nach bist froh, dass heute kein Fisch im Angebot zelhandel. Dazu braucht es attraktiv ge- Hause und holst die bestellten Waren aus war und freust dich über den passenden staltete Innenstädte, Freiräume bei den dem Abholfach, Post-Store-Phase. Zu Vorschlag für ein Dessert. Hätte die Öffnungszeiten und die Unterstützung Hause bereitest du den Abend für deine Kamera die Emotion „gestresst“ erkannt, digitaler Konzepte.“ Damit insbesondere Gäste vor. wäre dir ein Beruhigungstee angeboten der Handel im ländlichen Raum nicht von Es klingelt. Du öffnest die Tür, frisch worden. Zufrieden machst du dich mit der digitalen Entwicklung abgeschnitten geduscht und mit neuer Grillschürze. Den deinem Einkauf auf den Weg zur Kasse. werde, brauche es allerorts eine leistungs- Grill hast du schon vor einer halben Stunde Es sind auch solche technischen Möglich- fähige digitale Infrastruktur. „Wir Wirt- angeworfen – ganz ohne Sams Hilfe. keiten und Einkaufserlebnisse, die Haas- schaftsjunioren fordern einen engagierten EVA SIEGFRIED
10 SCHWERPUNKT | DIGITALISIERUNG Junge Wirtschaft #05-2017 WANN ERKLÄREN UNS DIE MASCHINEN DEN KRIEG? Der Bordcomputer HAL 9000 ist Hauptdarsteller des Blockbusters „Odyssee im Weltraum“. Das rote Auge des intelligenten Computers verfolgt jeden Schritt der Astronauten. Als HAL in der Mannschaft eine Gefahr für den Erfolg der Mission sieht, wird das Elektronengehirn des Raumschiffs Discovery zum Mörder. Alles nur Kokolores im Kino oder steht uns tatsächlich der Krieg der Maschinen bevor? Dem roten Kameraauge von HAL 9000 entgeht nichts. © gualtiero boffi/shutterstock.com
Junge Wirtschaft #05-2017 DIGITALISIERUNG | SCHWERPUNKT 11 Ein Affe erhebt majestätisch den Arm, Wie weit ist die Realität der Gegen- of thousands. So there should be a busi- mit der Faust einen Knochen umklam- wart eigentlich von der Fiktion eines ness case behind“, sagt Alex gelassen. „So mernd, bevor er beginnt, damit ein Skelett Kinofilms aus dem Jahr 1968 entfernt? I have to make some money before“, er- zu zertrümmern. Am nächsten Tag schlägt Das herauszufinden war Aufgabe eines widert der schlagfertige Workshopteilneh- er mit dem Knochen auf den Affen einer Selbstversuchs, dem ich mich nach der mer, der wohl kein Kunde wird. Zweites verfeindeten Gruppe ein. Er schlägt ein- E-Mail einer guten Freundin gestellt habe. Learning des Tages: Digitalisierung kos- mal, zweimal zu, zieht sich kurz zurück, „Mag Dich zu einer Veranstaltung in unse- tet viel Geld. schlägt dann wieder und wieder auf das rem Büro einladen“, schrieb Laura. Bevor es in die praktische Anwendung am Boden liegende Tier ein, vertreibt die Da saß ich nun also im „Build-a- geht, fragt Alex, ob bei allen die Installa- Eindringlinge damit, erhebt sich und wirft bot-workshop – Automate your every- tion der Software geklappt hat. Es wird den Knochen kraftvoll in die Luft. Die- day tasks“. Die Veranstaltung begann um unruhig im Raum. Wer die Software noch ser fliegt immer höher und verwandelt 9 Uhr – erfreulicherweise mit einem Früh- nicht installiert hat, soll die Hand heben, sich in ein Raumschiff, das zu einem Wal- stück. Denn im Gegensatz zu den vielen bittet Alex. Circa ein Drittel der Teilneh- zer von Johann Strauss die Erde im Drei- im Tagungsraum herumstehenden Note- mer streckt die Arme in die Luft. Wenn vierteltakt umrundet. So brutal und töd- books ernähre ich mich nicht von Strom, ich technisch unbegabt bin, dann bin ich lich die Schläge mit dem Knochen waren, sondern von Käsebrötchen und Kaffee. damit wenigstens nicht allein, stelle ich so süßlich klingt nun die Musik, zu der ein In den schicken Büroräumen des erleichtert fest. Es gibt eine ungeplante technisch ausgereiftes Raumschiff durch Fintechs „Spotcap“ im Berliner Bezirk Pause. Zusätzliche ITler werden herbeige- das Universum tänzelt. Es sind beide Sei- Friedrichshain hat sich ein junges Publi- rufen. Überall bilden sich kleine Grüpp- ten der Kultur, die der Regisseur Stanley kum versammelt. Nur wenige sind über chen. Auch ich bekomme Unterstützung. Kubrick mit seinem Meisterwerk „Odyssee 30, fast niemand spricht deutsch. Ers- Die Checker der Gruppe stehen draußen im Weltraum“ auf die Leinwand bringt: tes Learning des Tages: Digitalisierung ist auf dem Balkon und genießen den Blick Niedertracht und Hochkultur. jung und international. auf die Spree – während andere immer Nach der Heimsuchung der Affen von Spotcap wurde 2014 gegründet und noch verzweifelt nach Hilfe rufen: „Sorry, Kultur und Intelligenz lässt Kubrick den bietet seine Dienste in fünf Ländern an. sorry …“ Bordcomputer des Raumschiffs zu intel- Deutschland gehört nicht dazu. Viel- Ich versuche mich abzulenken und lektuellem Leben erwachen. Das Elekt- mehr werden in Berlin die Angebote des komme mit meinem Tischnachbarn ins ronengehirn HAL 9000 wirkt zunächst Finanzdienstleisters für Spanien, Groß- Gespräch. Er heißt Moritz und arbeitet unscheinbar. Eine rote Halbkugel zwi- britannien, die Niederlande sowie Aust- in einem Berliner Energieunternehmen schen diversen Monitoren ist die sichtbare ralien und Neuseeland koordiniert. Das mit 2.000 Mitarbeitern. Moritz erzählt Schnittstelle des Computers zur Besatzung Fintech bietet über eine Online-Plattform mir von dem Unternehmen. In der Sales- des Schiffes. Die Astronauten sprechen Kredite für kleine und mittlere Unter- Abteilung wird gerade Personal auf- und ungezwungen mit HAL. „HAL ist eben das nehmen an. Die Berliner Finanzspezia- in der Operations-Abteilung abgebaut. sechste Mitglied unserer Mannschaft. Man listen haben einen Algorithmus entwi- Die Kosten für Automatisierungssoftware gewöhnt sich sehr schnell an die Tatsa- ckelt, der Kreditwürdigkeit weniger an kommen noch mal ins Gespräch. Moritz che, dass er sprechen kann, und bald redet Daten der Vergangenheit misst, sondern meint, dass sich das durchaus rechnen man mit ihm genauso wie mit einem Men- anhand von „real-life business and cash kann. „Wenn man 40 Leute einspart, dann schen“, beschreibt die Filmfigur Dr. Frank flow data“. Beim Tagesgeschäft setzt Spot- sind 50.000 Euro im Jahr gar nicht so Poole das Verhältnis der Astronauten zu cap auf die Softwarelösungen von Kofax, viel“, rechnet er vor. Drittes Learning des HAL, hinter dem Alexa von Amazon Licht- einem Dienstleister für digitale Prozessau- Tages: Digitalisierung spart viel Geld. jahre zurückbleibt. tomatisierung. Mit dem Programm Kofax Ich muss mich wieder der Installation Als HAL sich bedroht fühlt, zeigt das Kapow können Unternehmen Informatio- der Software widmen und stelle fest, dass sechste Mitglied der Mannschaft Eigen- nen erfassen und auf einer einzigen Platt- der Teufel oft im Detail liegt. So muss ich schaften, die neben Kultur und Intelli- form für eine Vielzahl von Prozessen nut- nun den Lizenzschlüssel eingeben. Dieser genz auch zum Repertoire der Menschen zen. „Creating a digital workforce with befindet sich in einer E-Mail, die an meine gehören: Niedertracht und Bosheit. Er robotic process automation“ nennt sich Dienstadresse gesendet wurde. Auf mein tötet durch die geschickte Steuerung der das Ganze in Marketing-Sprech. Alexan- dienstliches E-Mail-Postfach habe ich Bordtechnik vier Besatzungsmitglieder. der Gesell, Experte des Softwareunter- aber mit meinem Privatrechner keinen Nur Dr. Dave Bowman ist noch am Leben. nehmens für robotic process automation, Zugriff. Mist. Dann fällt mir ein, dass ich Verfolgt von HALs rotem Auge gelingt es erklärt das Produkt. noch das Diensthandy habe. Zack. Da ist Dave, ins Rechenzentrum vorzudringen. Eilig kritzele ich die wichtigsten Sig- der Lizenzschlüssel – schlappe 20 Zeichen „Ich habe Angst“, sagt HAL, als Dave an nalwörter in den Block: „you build a work- lang. Ich fange an zu tippen. Kleines ,h‘ dessen Abschaltung arbeitet. Als immer flow“, „cost reduction“, „data quality“, oder doch großgeschrieben, noch mal mehr Rechenleistung verloren geht, kann „world is going for 24/7“, „a high cost überprüfen. Enter. Falsches Passwort. HAL sich mit Mühe an ein Kinderlied er- country like Germany“. Ein Teilnehmer Noch mal. Wieder falsch. Okay, ich logge innern, das sein Konstrukteur ihm beige- will wissen, ob Lizenzen für die schlaue mich auf meinem Privatrechner in die bracht hat. Er beginnt „Hänschen klein“ Software auch an Privatpersonen verge- Cloud meines Arbeitgebers ein. Lizenz- zu singen. Immer dumpfer und leiser wird ben werden und wie hoch die Kosten lie- schlüssel in den Zwischenspeicher. Das seine Stimme, bis sie gänzlich erlischt. gen. „We are talking about several of tens Einfügen in die Eingabemaske scheitert
12 SCHWERPUNKT | DIGITALISIERUNG Junge Wirtschaft #05-2017 Roboter zuschaut, was die Leute machen und automatisch einen Workflow ent- wickelt. Der Roboter programmiert sich dann selber. Das ist die Zukunft.“ Also ihr seid praktisch Stufe 1 – Automa tisierung von Prozessen. Das Analysieren von Ergebnissen, Stufe 2, übernimmt dann die Software anderer An bieter, die ihr einbindet. Die Ergeb- nisse werden dann wieder in den Prozess gegeben, womit sich der Kreis schließt. Alex: „Ja, wir sind wie der Dirigent eines Orchesters. Du kannst jede Lösung, jede Innovation, die es da draußen gibt, mit Kofax Kapow nutzbar machen. Du kannst dich also zum Beispiel dafür ent- scheiden, bestimmte Daten automatisch an das künstliche Intelligenzsystem IBM Watson zu übergeben, woraufhin die Ergebnisse dann von einem zu bestim- menden anderen Programm weiterver- arbeitet werden. Oder du hast Bilder, die automatisch der Google-Bildererkennung gegeben und dann automatisch mit Texten kombiniert werden, die von Google-Trans- late automatisch in 50 Sprachen übersetzt Alexander Gesell © Alexander Gesell worden sind. Das heißt, dass du jede Inno- vation, die da draußen kommt, integrieren aber. Scheinbar kann man nichts aus der Prozesse kannst du grafisch nachbauen kannst. Wir wollen alle Enden miteinan- Cloud kopieren. Also doch das Handy. und brauchst dafür kein Programmier- der verbinden.“ Konzentration. Meine Augen wandern Know-how.“ Eine Frage hat sich mir in dem Trai- zwischen Handybildschirm und Tasta- Ist dieses Programm eigentlich schon ning eben gestellt. Es gab Experten, die tur hin und her. Jetzt bloß keinen Feh- künstliche Intelligenz? können da intuitiv mitgehen. Ich habe ler machen. Dieser Versuch muss sitzen. Alex: „Es ist eine Vorstufe davon aber auch gemerkt, dass die Leute aus dem Check! Hat geklappt. Du findest diese und das Thema wächst immer mehr Sales-Bereich manchmal ganz schön ins Episode langweilig? Ich auch. Künstliche rein. Eigentlich ist es zum jetzigen Zeit- Schwitzen kommen. Sind wir heute schon Intelligenz hatte ich mir anders vorge- punkt noch so, dass man mit unserer Soft- so weit, dass wir Sprache als Schnittstelle stellt. HAL 9000 hätte das alles locker hin- ware regelbasierte Arbeitsabläufe nach- nutzen können oder ist das noch Zukunfts- bekommen. Ich bitte Alex um ein klären- baut. Und da ist zwar schon Intelligenz musik? des Gespräch und folge ihm in ein Bespre- drin, aber per se ist das Programm erst Alex: „Unser System steuerst du noch chungszimmer. mal dumm. Bis zu dem Punkt, wo du Ent- nicht mit Sprache. Aber unser System ist Ich verstehe, dass ich mit dem Pro- scheidungsregeln festlegst und dem Pro- schnittstellenoffen. Das heißt, du könn- gramm Kofax Kapow Automatisierungen gramm sagst, wenn X passiert, mache Y. test unseren Roboter zum Beispiel mit vornehmen kann, ohne dass dafür Pro- Dann wird das Ganze schon ein ganzes Amazon Alexa starten. Stell Dir vor, du grammierkenntnisse erforderlich sind. Stück intelligenter. Außerdem wird die bist ein Support-Mitarbeiter. Der Kunde Ist das vergleichbar mit dem einstigen Software oft kombiniert mit sehr intelli- ruft an. Dann sagst du dem System: ,Ich Übergang von MS DOS zum intuitiveren genten Lösungen wie IBM Watson oder hätte gern für den Herrn Meier den Sup- Windows? Google-Vergleichssystemen. Unsere Soft- port-Robot Nummer 3. Bitte lauf los Alex: „Genau, das ist eigentlich ein ware kann also andere intelligente Sys- Alexa.‘ Oft wird unsere Software auch mit ganz schöner Vergleich. Es geht darum, teme nutzen. Du kannst die Daten aus Chat-Robots verknüpft. Die sind schon Prozesse über verschiedene Systeme hin- Systemen rausziehen, in ein anderes Sys- sehr viel intelligenter. Man kommuni- weg zu automatisieren. Man baut grafisch tem reinwerfen, dieses System steuern ziert dann also nicht mit einem Support- ohne Programmiersprachen den Work- und die Daten dann weiterverarbeiten. Mitarbeiter, sondern mit einem Chat- flow eines typischen Users nach. Bei der Unser System ist an sich eine Automa Robot, der einen richtigen Robot im Hin- Integration einer Website machst du also tisierung. Aber die Lösung die daraus tergrund anstößt, dessen Ergebnis dann genau das, was ein User machen würde. entsteht, hat oft schon Merkmale künst- wieder durch den Chat-Robot an den Du gehst in den Browser, öffnest die Web- licher Intelligenz. Was in den nächsten Kunden kommuniziert wird. Wenn wir seite, loggst dich ein, interagierst mit der Jahren passieren wird, ist, dass immer als Unternehmen im Bereich künstlicher Webseite, gibst Begriffe ins Suchfeld ein, mehr künstliche Intelligenz direkt in unser Intelligenz oder bei Big-Data-Projekten bekommst Ergebnisse und extrahierst das System reinwandert. In drei Jahren wird eingesetzt werden, dann wird unsere Soft- dann in eine Datenbankstruktur. Solche es vielleicht so sein, dass der Software- ware oft mit NLP-Systemen, mit Natural-
Junge Wirtschaft #05-2017 DIGITALISIERUNG | SCHWERPUNKT 13 Language-Processing-Systemen, verbun- eine Milliarde Partien gegen sich selber Haftungsfragen sind noch relativ offen den. Das sind Systeme, die Sprache ver gespielt hat und alle digitalen Schachpar- und man muss aufpassen, dass die offe- stehen und analysieren. Wenn du zum tien kennt, ist das weniger transparent nen Rechtsfragen nicht komplett von den Beispiel im Regierungskontext wissen als ein programmierter Algorithmus. Ob Innovationen überlaufen werden. Eine willst, ob in einem Blog ein Anschlag das Ganze dann mal so intelligent wird, weitere Herausforderung der Zukunft geplant wird, kann ein NLP-System das dass es die Mechanismen aushebelt, die es kann sein, dass die Systeme so intelli- verstehen. Oder ein NLP-System kann beschützt, weiß man nicht. Kann durchaus gent werden, dass sie keiner mehr monito- einer Kundenanfrage einen bestimmten passieren.“ ren kann. Dann braucht man intelligente Support-Mitarbeiter zuordnen.“ Stephen Hawking hat vor künstlicher Systeme, die intelligente Systeme moni- Kennst du den Film „Odyssee im Intelligenz gewarnt. Ist es eine Gefahr? toren. Es ist eine interessante Frage, wie Weltraum“? Muss man davor warnen? Braucht man die Welt damit umgeht. Genauso, wie wir Alex: „Ich habe den vor Ewigkeiten Sicherheitsaufkleber, wenn man Compu- Regeln für den Umgang mit Autos oder gesehen …“ ter mit künstlicher Intelligenz benutzt? Atomkraftwerken gefunden haben, wer- Wie weit sind wir von einer künst- Alex: „Ich glaube, es ist so wie mit den wir auch Regeln für den Umgang mit lichen Intelligenz entfernt, die mit HAL allem. Du kannst aus allem was Gutes und künstlicher Intelligenz finden.“ 9000 vergleichbar ist? was Schlechtes machen. Wie bei allem, Zurück im Seminarraum sitzen alle Alex: „Das was wir tun, ist weit davon was gut oder schlecht sein kann, brauchst konzentriert an ihren Rechnern. Der entfernt. Bei uns geht es auch eher um du Regeln und du brauchst jemanden der Dozent führt durch eine Trainingsein- ein Miteinander von Robotern und Men- aufpasst, dass die Regeln eingehalten wer- heit und zeigt auf einem Bildschirm, wo schen. Bei Unternehmen wie Google, die den sowie jemanden, der Regelverstöße man klicken, URLs einfügen, Auswahlen sich im Kernbereich mit künstlicher Intel- sanktioniert. Man braucht also eine Art in Menüs etc. vornehmen muss. Viertes ligenz beschäftigen, wird kein Algorith- Gewaltenteilung in der Welt künstlicher Learning des Tages: Die Anwendung von mus mehr programmiert, sondern es gibt Intelligenz, eine Polizei, ein Rechtssys- Automatisierungssoftware überlasse ich ein selbstlernendes System. Dieses selbst- tem und einen gesellschaftlichen Rahmen, den Experten. lernende System wird gefüttert mit Daten in dem sich alles bewegt. Wenn es eine Ich deinstalliere das Programm. Es und baut seine eigene Logik auf. Man weiß solche Gewaltenteilung im Rahmen von sagt mir im Unterschied zu HAL 9000 als Mensch schon heute nicht mehr ganz Robotics, künstlicher Intelligenz, Block- nicht, dass es Angst hat. Und fängt auch genau, warum die künstliche Intelligenz chain, selbstfahrenden Autos und so wei- nicht an, „Hänschen klein“ zu singen. Wie tut, was sie tut. Wenn ein Computer bes- ter nicht gibt, dann können sich durchaus beruhigend. ser ist als der Schachweltmeister, weil er Gefahrenszenarien entwickeln. Gerade die THOMAS USSLEPP Teilnehmer des Workshops in den Büroräumen des Fintechs „Spotcap“ in Berlin © Lena Ganssmann
14 SCHWERPUNKT | DIGITALISIERUNG Junge Wirtschaft #05-2017 WAS UNTERNEHMEN KÜNFTIG IM DATENSCHUTZ BEACHTEN MÜSSEN Die Digitalisierung schafft immer neue Voraussetzungen für die vernetzte Datensammlung. Datenschutzexpertin Annette Karstedt-Meierrieks erläutert, was Unternehmen künftig beachten müssen, um zwischen Wertschöpfung durch Datenverarbeitung und dem Datenschutz, dem Spannungsfeld der personenbezogenen Datenverarbeitung, erfolgreich und rechtskonform zu agieren. Die EU-Datenschutz-Grundverordnung nen. Auch Unternehmen aus Drittstaaten, frist bis zum 25.05.2018. Bis dahin müs- (DS-GVO) ist zum 25.05.2016 in Kraft die personenbezogene Daten von EU-Bür- sen Unternehmen ihre Prozesse an die getreten. Sie regelt den Datenschutz in der gern verarbeiten, müssen sich zukünftig neuen, höheren Anforderungen anpas- Europäischen Union, sodass die Daten frei an diese Regeln halten. sen. Das betrifft insbesondere die Ein- im Binnenmarkt verarbeitet werden kön- Die DS-GVO enthält eine Übergangs führung beziehungsweise Aktualisierung eines Datenschutzmanagements. Da Da- tenschutz und Datensicherheit durch die DS-GVO sehr eng verknüpft sind, müssen auch beide Aspekte bei dem Management berücksichtigt und abge- bildet werden. Der Vorteil für deutsche Unternehmen ist, dass viele der neuen Anforderungen schon bekannt sind. So war die Führung eines Verfahrensver- zeichnisses bereits nach dem Bundes datenschutzgesetz (BDSG) verpflichtend. Gleiches gilt für die Vorabkontrolle. Den- noch haben sich auch bei diesen Instru- menten Änderungen ergeben – nicht nur bei der Bezeichnung, sondern auch inhalt- lich, die es zu berücksichtigen gilt. Der Grundsatz der Verantwortlichkeit für das Unternehmen, das personenbezo- gene Daten verarbeitet, wird durch eine ausdrücklich geregelte Rechenschafts- pflicht verdeutlicht, die sich auch in den Bußgeldern bis maximal 20 Millionen Euro oder vier Prozent des weltweiten Jah- resumsatzes niederschlägt. Es lohnt sich also, sich mit den neuen Herausforderun- gen des Datenschutzes zu beschäftigen. Hinzu kommt die Änderung des Bun- desdatenschutzgesetzes (BDSG), die noch für diese Legislaturperiode geplant ist, damit sie zeitgleich mit der DS-GVO in Annette Karstedt-Meierrieks © Jens Schicke Kraft treten kann. Das BDSG versucht,
Junge Wirtschaft #05-2017 aufgrund der zahlreichen Öffnungsklauseln der DS-GVO Erleich- terungen für die Wirtschaft aus dem „alten“ BDSG hinüberzuret- ten wie zum Beispiel Regelungen für Auskunfteien und Scoring. Der Zeitraum bis zum 25.05.2018 ist nicht mehr lang! Zunächst sollte eine Bestandsaufnahme gemacht werden: Was ist an datenschutzrechtlichen Maßnahmen im Unternehmen vor- handen? Sind sie mit der DS-GVO kompatibel? Wurde zum Bei- spiel bei den Einwilligungen, die von Kunden und anderen Per- sonen für die Verarbeitung personenbezogener Daten eingeholt wurden, auf ein jederzeitiges Widerspruchsrecht hingewiesen? Falls nicht, müsste dies nachgeholt werden. Werden besonders umfangreich Daten verarbeitet oder wer- den hierfür besondere Techniken eingesetzt, die die Rechte der betroffenen Person besonders gefährden, ist eine Risikobewertung im Rahmen einer Datenschutz-Folgenabschätzung notwendig. Diese muss bei vorhandenen Verarbeitungen nachgeholt werden. Wie sieht es mit den Vereinbarungen zur Verarbeitung per sonenbezogener Daten im Auftrag aus? Sind mit den IT-Dienst- leistern solche Vereinbarungen geschlossen worden? Falls ja, müssen auch sie überprüft werden: Genügen die technisch-orga- nisatorischen Maßnahmen bei dem Dienstleister den Anfor derungen an das Schutzniveau der Daten? Auch hier muss eine Risikobewertung durchgeführt werden. Falls solche Vereinbarun- gen bisher nicht geschlossen wurden, sollten sie jetzt bereits unter Beachtung des neuen Rechts formuliert werden. Entsprechen Informationen über die Datenverarbeitung auf den Internetseiten den Informationsvorgaben der DS-GVO? Der Transparenz wird große Bedeutung zugemessen. Insofern ist zu prüfen, wie umfangreich eine öffentliche Information über die ÖKO? wesentlichen Verarbeitungen personenbezogener Daten erfol- gen kann, um den Betroffenenrechten auf Information dadurch Genüge zu tun. Die bereits erwähnte Nachweispflicht verlangt, dass die not- wendigen Dokumente und Prozesse zur Einhaltung der DS-GVO nachweisbar vorhanden sind und eingehalten werden. Zudem ge- hört zu einem Datenschutzmanagement, dass es eindeutige „ICH WILL EIN HAUS, Regeln gibt, wer welche Rolle in den Ablaufprozessen spielt: Gibt DAS GARANTIERT GESUND IST, es einen Prozess zur Einholung, Dokumentation von Einwilligun- gen, der mit eventuell eingehenden Widersprüchen verknüpft ist? ABER NICHT SO AUSSIEHT.“ Wie und von wem werden Auskunftsersuchen beantwortet? Wie werden Verletzungen von Datenschutzrechten – „Datenpannen“ und IT-Sicherheitsvorfälle – innerbetrieblich behandelt? Für die Beantwortung solcher Fragen bieten sich Richtlinien an, die auch im Rahmen eines Compliance-Managements erlassen werden können, oder eine Verknüpfung mit einem vorhandenen Quali- tätsmanagement. Eindeutig ist, dass die Leitung des Unternehmens die Verant- wortung trägt. Sie ist nicht auf einen betrieblichen Datenschutz- beauftragten delegierbar. Seine Aufgabe – unabhängig davon, ob NACHWEISLICH er ein Mitarbeiter ist oder ein Externer – besteht zukünftig im UNERREICHTE WOHN- Wesentlichen in der Überwachung der Prozesse auf ihre daten- GESUNDHEIT UND PREIS- schutzrechtliche Zulässigkeit und der Beratung zum Beispiel GEKRÖNTES DESIGN – DAS bei der Datenschutz-Folgenabschätzung. In der Praxis wird der KANN NUR BAUFRITZ. betriebliche Datenschutzbeauftragte vielleicht einige Aufgaben aus den neuen Anforderungen übernehmen, aber eine eigene Ver- www.baufritz-wn.de antwortung für die Vereinbarkeit mit der DS-GVO ergibt sich dar- aus nicht. Informationen und Beratungen zu den neuen Herausforde- rungen des Datenschutzes halten die Industrie- und Handels- kammern bereit. ANNETTE KARSTEDT-MEIERRIEKS
16 WIRTSCHAFTSLEBEN | GESICHTER DER JUNGEN WIRTSCHAFT Junge Wirtschaft #05-2017 EIN ABSOLUTER NETZWERK-EXPERTE Die Wirtschaftsjunioren sind ein Netzwerk für Unternehmer und Führungskräfte gleichermaßen und bieten Mehrwerte für beide Seiten. Das zeigt auch die Geschichte von Johannes Jakob. Der Mosbacher wurde von der Führungskraft zum Unternehmer. Seinen Geschäftspartner Heiko Roth hat er bei den Wirtschaftsjunioren kennengelernt. Johannes Jakob kennt das Leben als Angestellter und als Unternehmer. © Johannes Jakob
Junge Wirtschaft #05-2017 GESICHTER DER JUNGEN WIRTSCHAFT | WIRTSCHAFTSLEBEN 17 Outdoor-Profis kennen Feuerstarter als ren sind, hat spürbar ein Grundvertrauen »Der ganze Prozess war Anzündhilfe beim Camping oder in zwischen uns geschaffen“, meint Jakob. der Wildnis. Mit ihnen können Fun- Ganz ohne Bedenken ist er dennoch nicht unkompliziert und wir ken erzeugt werden, die ein Feuer entfa- in die Firma eingestiegen. „Ich habe mich waren uns bezüglich der chen. Das ist auch die Idee beim „Feuer- gefragt, ob Heiko mich als gleichberech- starter-Abend“ der Wirtschaftsjunioren tigten Partner neben sich akzeptieren Aufgabenverteilung und der Rems-Murr. Er vernetzt Gründungsinte- kann. EGOTEC ist schließlich so was wie Konditionen sehr schnell ressierte und alte Hasen aus den Reihen sein Baby“, gesteht er. Dennoch hat Jakob der Wirtschaftsjunioren. Wenn alles per- den Schritt gewagt – und ihn nicht bereut. einig. Dass wir fekt läuft, springt dabei der Funke über – „Heiko hat mich nie spüren lassen, dass beide Wirtschaftsjunioren so wie Anfang 2016 bei Johannes Jakob ich dazugekommen bin“, sagt er. und Heiko Roth. Der eine, Heiko Roth, sind, hat spürbar ein ist Mitglied bei den Wirtschaftsjunioren Gemeinsam erfolgreich Grundvertrauen zwischen Heidelberg und extra für den Netzwerk Diese Offenheit und das wechselseitige abend in den Nachbarkreis gefahren. Vertrauen sind die Grundlage dafür, dass uns geschaffen.« Roth ist bereits seit 1999 mit seinem IT- Johannes Jakob und Heiko Roth mittler- JOHANNES JAKOB Unternehmen EGOTEC selbstständig. Der weile seit einem Jahr gemeinsam unter- andere, Johannes Jakob, ist seit 2014 Mit- nehmerisch erfolgreich unterwegs sind. glied der Wirtschaftsjunioren Rems-Murr Weiterer Erfolgsfaktor: die klare Aufga- Industrie, dem Handel, dem Kulturbe- und arbeitet als kaufmännischer Leiter benverteilung. Roth ist Diplom-Informa- reich und dem Gesundheitswesen. und Prokurist bei einem mittelständi- tiker, der IT-Experte der beiden. Jakob Neben dem Content-Management- schen Elektrogerätehersteller. „Wir sind hingegen konzentriert sich auf die Berei- System bietet das Unternehmen Lösun- an dem Abend miteinander ins Gespräch che Vertrieb, Kundenkommunikation und gen im Bereich Zeiterfassung sowie bei gekommen und haben uns über die aktu- Personalmanagement. Ihr gemeinsames der Fernsteuerung von Browserinhalten ellen Herausforderungen von EGOTEC im Unternehmen bietet ein Content-Manage- an. Letztere kommen zum Beispiel zum Bereich Vertrieb ausgetauscht. Heiko und ment-System für Webauftritte im Inter- Einsatz, wenn Kunden bei einer Online- ich lagen gleich auf einer Wellenlänge. net und im Intranet. „Unser CMS passen Buchung Probleme haben und die Hotline Deshalb habe ich ihm auch meine Unter- wir individuell an die jeweiligen Kunden- eines EGOTEC-Kunden anrufen. „Durch stützung unter Wirtschaftsjunioren ange- wünsche an. Natürlich übernehmen wir unsere Technik wird der Browserinhalt boten“, sagt Johannes Jakob. In den fol- auch die Schulung der Mitarbeiterinnen des Hilfe suchenden Endkunden an unse- genden Monaten tauschen sich die bei- und Mitarbeiter vor Ort und bieten einen ren Kunden übertragen, der ihm dadurch den regelmäßig aus. Jakob lernt nicht nur Support für die Kunden an“, erklärt Jakob. kundenfreundlich und schnell weiterhel- Heiko Roth immer besser kennen, son- Dabei konzentriert sich die Firma voll fen kann“, erläutert Roth. Künftig soll dern auch dessen Unternehmen, die Pro- auf die technischen Aspekte des Projekts. im Unternehmen für dieses Geschäfts- dukte, Prozesse und Herausforderungen. „Um das Design kümmert sich in der Regel feld noch intensivere Forschung betrie- „Am Ende war ich richtig tief drin in den eine Agentur, die vom Kunden beauf- ben werden. Es wurden bereits Förder- Themen“, sagt Jakob. tragt wird und bei ihm vor Ort sitzt. Nur gelder beantragt, doch die Mühlen mah- Ein halbes Jahr nach dem Ken- im Bedarfsfall bieten wir an, uns auch um len langsam. „Wenn vor der Antragstel- nenlernen fragt der Unternehmer ihn, das Design zu kümmern und greifen dann lung bis zur Vergabe mehrere Monate ver- ob er bei EGOTEC einsteigen möchte. auf etablierte Partner zurück“, so Jakobs gehen, ist das in der IT-Welt eine halbe Jakob freut sich. „Ich war schnell Feuer Partner Roth. Die EGOTEC-Kunden aus Ewigkeit“, sagt der 39-jährige Jakob, und Flamme für die Idee, denn ich habe dem ganzen Bundesgebiet kommen vor- der sich neben schnelleren Vergabever schon immer gerne in größeren Zusam- rangig aus dem öffentlichen Sektor, der fahren bessere politische Rahmenbedin- menhängen gedacht, gesamtverantwort- gungen für seine Firma wünscht. „Wir lich“, sagt er. „Mich hat die Möglichkeit dürfen als IT-Unternehmer nicht bei allen gereizt, noch häufiger meine eigenen Ent- »Wir dürfen als neuen Ideen durch ein starres bürokra- scheidungen treffen zu können.“ Dass das tisches Korsett von vornherein einge- Unternehmen und seine Produkte bereits IT-Unternehmer nicht bei schränkt sein, sondern müssen neue Ent- am Markt etabliert waren, sei ein weite- allen neuen Ideen durch wicklungen in einem geschützten Rahmen res Argument gewesen, Roths Geschäfts- am Markt ausprobieren dürfen. Eine Art partner zu werden, erklärt der studierte ein starres bürokratisches Beta-Stadium neuer Marktideen, das auch Betriebswirt Jakob, der bereits in seiner Korsett von vornherein für den Kunden erkennbar ist, würde ich Zeit als Angestellter auch für die strategi- sehr begrüßen. In dieser zeitlich befriste- schen Entscheidungen der IT-Abteilung eingeschränkt sein, sondern ten Phase wäre es legitim, wenn zum Bei- seines Arbeitgebers verantwortlich war. müssen neue Entwicklungen spiel datenschutzrechtlich noch nicht alles Nur zwei Wochen nach Roths Angebot bis ins kleinste Detail geklärt ist. Nur so ist alles zwischen ihm und Jakob geklärt. in einem geschützten können IT-Unternehmen in Deutschland „Der ganze Prozess war unkompliziert und Rahmen am Markt auf Dauer auch international konkurrenz- wir waren uns bezüglich der Aufgabenver- fähig sein“, ist Jakob überzeugt. teilung und der Konditionen sehr schnell ausprobieren dürfen.« Eine weitere Herausforderung für das einig. Dass wir beide Wirtschaftsjunio- JOHANNES JAKOB Unternehmen ist der Fachkräftemangel.
18 WIRTSCHAFTSLEBEN | GESICHTER DER JUNGEN WIRTSCHAFT Junge Wirtschaft #05-2017 „Durch die normale Suche auf dem bungen auf unsere Ausbildungsplätze. »Die Firma muss laufen, Arbeitsmarkt können wir praktisch keine Hier ist mittlerweile jede dritte Stelle bei Stellen nachbesetzen, der Markt ist leer- uns weiblich besetzt. Wir begrüßen diese zumindest phasenweise gefegt“, sagt Jakob. Deshalb bildet das Entwicklung in der IT-Branche sehr.“ wird die Familie immer Unternehmen selber junge Menschen zu Fachinformatikern für Anwendungsent- Verantwortung übernehmen mal wieder zurückstecken wicklung aus. Die Ausbildungsquote liegt Jungunternehmer Jakob ist verheiratet müssen. Das ist die bei 50 Prozent. „Wir übernehmen fast alle und Vater dreier Kinder. Er gesteht: „Ich Auszubildenden nach der Lehre“, erläu- verbringe zu viel Zeit auf der Arbeit. Das realistischste Prognose für tert der Geschäftsführer die Strategie war schon in meiner Zeit als Angestellter die Zukunft.« des Unternehmens gegen den Mangel an so und als Selbstständiger ist es nicht viel JOHANNES JAKOB Fachkräften. Jakob hat eine Entwicklung besser. Für die Zukunft wünsche ich mir am Arbeitsmarkt ausgemacht: „Frauen das aber anders.“ Dennoch ist für ihn klar: sind in den IT-Berufen auf dem Vor- „Die Firma muss laufen, zumindest pha- marsch. Das zeigt sich auch bei den Bewer- senweise wird die Familie immer mal wie- sagen, wo es Rahmenbedingungen zu ver- der zurückstecken müssen. Das ist die rea- bessern gilt und konkrete Vorschläge zu listischste Prognose für die Zukunft.“ machen, wie diese Verbesserungen aus- »Es gehört für mich einfach Trotz der begrenzten zeitlichen Res- sehen könnten“, sagt Jakob. Und ergänzt: sourcen ist Johannes Jakob nach wie vor „Es gehört für mich einfach zum Unter- zum Unternehmertum bei den Wirtschaftsjunioren Rems-Murr nehmertum dazu, Verantwortung zu dazu, Verantwortung aktiv. In diesem Jahr hat er zum ersten übernehmen und mich gesellschaftlich Mal am Know-how-Transfer der Wirt- zu engagieren.“ In seiner neuen Rolle als zu übernehmen und schaftsjunioren Deutschland mit dem Unternehmer ist Johannes Jakob ganz mich gesellschaftlich zu Deutschen Bundestag teilgenommen und offensichtlich voll angekommen. war vom Austausch mit den politischen engagieren.« Entscheidungsträgern in Berlin begeistert: JOHANNES JAKOB „Es ist wichtig, als junger Unternehmer zu EVA SIEGFRIED „Man muss Glück teilen, um es zu multiplizieren.“ Marie von Ebner-Eschenbach Tel.: 0800/50 30 300 (gebührenfrei) IBAN DE22 4306 0967 2222 2000 00 2015/1 BIC GENO DE M1 GLS www.sos-kinderdoerfer.de SOSKD_Anzeige_IM1_Erdkugel_148x105_4c_RZ.indd 1 22.04.15 15:46
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