#WissKomm Sportwissenschaft auf der Bühne der Wissenschaftskommunikation

 
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#WissKomm Sportwissenschaft auf der Bühne der Wissenschaftskommunikation
Informationen für den                             Jahrgang 28 (2021), Heft 2 (ISSN 1438-4132)

sportwissenschaftlichen Nachwuchs

Julia Lohmann, Uli Fehr, Birte von Haaren-Mack,
Hannah Kron & Christina Niermann (Hrsg.)

                                #WissKomm
                      Sportwissenschaft auf der Bühne
                      der Wissenschaftskommunikation

dvs-Kommission                                            Verein zur Förderung des
Wissenschaftlicher                                         sportwissenschaftlichen
Nachwuchs                                                       Nachwuchses e.V.
#WissKomm Sportwissenschaft auf der Bühne der Wissenschaftskommunikation
Inhalt

Inhaltsverzeichnis
Editorial.....................................................................................................................................................3

Hauptbeiträge..........................................................................................................................................4
 Was ist Wissenschaftskommunikation?.......................................................................................................................... 4
  von Hannah Kron & Birte von Haaren-Mack

 Die Bühne ist gebaut – Wo sind die sportwissenschaftlichen Akteure?................................................................. 6
  von Christina Niermann, Hannah Kron, Birte von Haaren-Mack & Julia Lohmann

 Wissenschaftskommunikation in der Sportwissenschaft – status quo..................................................................14
  von Birte von Haaren-Mack & Christina Niermann

 Warum denn Wissenschaftskommunikation?..............................................................................................................23
  von Jürgen Graf
 One and a half sportsmen – Erfahrungsbericht eines sport­pädagogischen Podcast-Erfolgs..........................25
  von Christian Theis & Tim Bindel

 Wissenschaftlerin und Science Slammerin – Lässt sich das vereinbaren?..........................................................31
  von Vanessa Wergin

 Zwitschernder Elfenbeinturm – Eine Laienperspektive zum Gebrauch sozialer Medien in der Wissenschaft....34
  von Wanja Wolf & Philipp Barzyk

 Erfahrungen und Empfehlungen zum Wissenstransfer in der Sportwissenschaft...............................................39
  von Billy Sperlich

 Geht ins Ohr. Bleibt im Kopf. Ein Wissenschafts-Podcast über die Menschen hinter den Papern.................42
  von Marilena Werth, Julia Neuburg & Jan-Hendrik Raffler

Aus Verein & Kommission....................................................................................................................44
 Preisvergaben auf dem dvs-Hochschultag – Die Spannung steigt!........................................................................44
  von Christina Niermann

 Position der dvs zur Situation des Sportwissenschaftlichen Nachwuchses in der Corona-Pandemie...........47
 Bericht zur asp-Nachwuchstagung 2021 in Tübungen.............................................................................................50
  von Stephanie Bünemann & Birte Brinkmöller
 Bericht zum dvs-Nachwuchsworkshop 2021 in Kiel..................................................................................................52
  von Kim Huesmann, Till Koopmann & Franziska Lath
 Bericht zur Online-Mitgliederversammlung von Verein & Kommission 2021........................................................53
  von Till Koopmann

Termine...................................................................................................................................................54

Schriftenreihe „Forum Sportwissenschaft“......................................................................................56

Netzwerker*innen „Sportwissenschaftlicher Nachwuchs“.............................................................58

Impressum..............................................................................................................................................59

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#WissKomm Sportwissenschaft auf der Bühne der Wissenschaftskommunikation
Editorial

Editorial

D  ie Entstehung unseres Heftes zum Thema „Wissenschaftskommunikation” kann man mit einer Reise ver-
   gleichen. Am Anfang stand die Neugier und das Interesse: „Wissenschaftskommunikation”, haben wir uns
gedacht, „das ist doch mal ein interessantes Thema. Und nachwuchsrelevant ist es”. Unsere Erfahrungen zu
Beginn der Reise kann man rückblickend wohl als rudimentär bezeichnen. Einmal in die Thematik eingetaucht,
wurden uns der Facettenreichtum und die Vielfalt an Akteuren, Zielsetzungen und Erwartungen vor Augen geführt.

U   nsere Reise ist geprägt von Menschen, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit uns geteilt haben. Expert*innen
    der Wissenschaftskommunikation haben uns geholfen, einen Überblick zu bekommen und Chancen auf-
gezeigt, die sich durch Wissenschaftskommunikation ergeben: Markus Weißkopf, der als Geschäftsführer von
Wissenschaft im Dialog (WiD) Bühnen baut für Wissenschaftskommunikation; Beatrice Lugger und Professor
Dr. Klaus Bös, die als Geschäftsführerin bzw. Vorsitzender des Aufsichtsrates vom Nationalen Institut für Wis-
senschaftskommunikation (NaWik) eine Vielfalt an Seminaren und Workshops zum Kompetenzaufbau in Wissen-
schaftskommunikation anbieten und Dr. Jürgen Graf, der an der Universität Konstanz in der Stabsstelle Kommu-
nikation und Marketing Wissenschaftler*innen konkret in ihren Aktivitäten unterstützt. Sportwissenschaftler*innen
haben uns einen Einblick in ihre Kommunikationsaktivitäten gewährt und lassen uns an ihren Erfahrungen teil-
haben: Dr.in Vanessa Wergin, die eine begeisterte Science Slammerin ist, Dr. Wanja Wolff und Philip Barzyk,
die Twitter als Medium zur Wissenschaftskommunikation nutzen, Christian Theis und Prof. Dr. Tim Bindel, die
über ihren sportpädagogischen Podcast One and a half sportsmen berichten und Prof. Dr. Billy Sperlich, der
das Thema Wissenschaftskommunikation aus professoraler Sicht unter die Lupe nimmt.

U   nterwegs haben wir uns gefragt, welchen Stellenwert Wissenschaftskommunikation eigentlich für Sportwissen­
    schaftler*innen und insbesondere für Nachwuchswissenschaftler*innen in Deutschland hat. Nichts lag
näher, als dazu eine Umfrage durchzuführen. Kurz zuvor hatten NaWik, WiD und das Deutsche Zentrum für
Hochschulforschung (DZHW) zu diesem Thema 5.688 Wissenschaftler*innen in Deutschland befragt. (Für all
unsere potenziellen Kritiker:innen sei an dieser Stelle erwähnt, dass wir die Originalumfrage mit Einwilligung
der Verantwortlichen 1:1 übernommen haben). Wir fanden es erstrebenswert, uns die Sportwissenschaft im
Vergleich mit anderen Wissenschaftsdisziplinen anzuschauen.

U   nd auch #ichbinhannah ist uns auf unserer Reise begegnet. (Nachwuchs)Wissenschaftler*innen stellen sich
    – vollkommen zu Recht – die Frage, welchen persönlichen Mehrwert Aktivitäten in der Wissenschaftskommu-
nikation haben und wo Prioritäten gesetzt werden sollten. Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Auf unserer
Reise haben wir aber erfahren, dass Wissenschaftskommunikation zunehmend bedeutsamer wird im universitären
Wissenschaftssystem; sie wird von Seiten des Bundes und den Fördermittelgebern gefordert und gefördert und
damit wird sie auch für (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen in der Sportwissenschaft immer relevanter.

W     ir durften viel lernen auf unserer Reise. Das Schöne ist, sie ist noch
      nicht zu Ende. Wir sind noch immer neugierig, aber nicht mehr ganz so
ahnungslos wie zu Beginn. Für uns ist eines klar geworden: Wissenschafts-
                                                                                 zum reinhören:

kommunikation ist ein Teil unserer wissenschaftlichen Arbeit. Ein Teil, der       Ze-phir als
Spaß macht und ein Teil, der sich lohnt – für uns selbst, für die Universität,     Podcast
für die Sportwissenschaft und für die Gesellschaft. Also rauf auf die Bühne!
Julia Lohmann, Uli Fehr, Birte von Haaren-Mack,
Hannah Kron & Christina Niermann

                                                                                                    2021(2) | 3
#WissKomm Sportwissenschaft auf der Bühne der Wissenschaftskommunikation
Hauptbeiträge

Gesamtrahmen: Was ist Wissenschaftskommunikation?
von Hannah Kron & Birte von Haaren-Mack

„Liebe Freunde der Sonne“, so be­        externer Wissenschaftskommu-              Allerdings ist die Unterteilung in in-
grüßt Mai Thi Nguyen-Kim ihre Zu­        nikation („Science Communica-             terne und externe Wissenschafts­
schauer*innen und Follower*innen         tion“) (Ball, 2020, Hagenhoff et al.,     kommunikation nicht ganz trenn-
auf verschiedenen Social-Media-          2007). Früher publizierten vor al-        ­scharf. An vielen Stellen verschwim-
Kanälen wie YouTube, Twitter und         lem Kommunikationsexpert*innen,            men die Grenzen, sodass eher von
Instagram. Beim Thema Wissen­            wie beispielsweise Wissen­schafts­         zwei Polen und einem Kontinuum
schaftskommunikation ist sie in den      journalist*innen oder Kommunika-           gesprochen werden kann, in das
letzten Jahren zu einer der bekann-      tionsabteilungen von Hochschulen           sich die einzelnen Formate einord-
testen Protagonist*innen gewor-          wissenschaftliche Erkenntnisse an          nen lassen. Deutlich wird das am
den und hat dafür zahlreiche Prei-       die Gesellschaft.                          Beispiel der Plattform Twitter. Wer
se und Auszeichnungen erhalten,                                                     hier als Wissenschaftler*in aktiv ist,
unter anderem den Grimme-Preis.          In den letzten Jahren vermitteln im-       richtet sich je nach Inhalt sowohl an
An ihr gibt es kein Vorbeikommen,        mer mehr Wissenschaftler*innen             die wissen­schaftliche Peer Group,
wenn es um Wissenschaftskommu-           ihre eigenen Forschungsergeb-              als auch an nicht-wissenschaftli-
nikation geht. Ihre Videos sind mil-     nisse, wodurch sie selbst und ihre         ches Publikum. Ein weiteres Beispiel
lionenfach geklickt und behandeln        Forschung transparenter, nahbarer          stellen Veröffentlichungen im Open
aktuelle, in der Öffentlichkeit disku-   und authentischer werden. Dass             Access dar, die sich zunächst an
tierte Themen. Dabei schafft sie es      Wissenschaftler*innen über ihre            Wissenschaftler*innen richten. Den-
Inhalte wissenschaftlich, aber gut       Forschung allgemein verständlich           noch ist nicht ausgeschlossen, dass
verständlich zu kommunizieren,           kommunizieren, Zusammenhänge               interessierte fachfremde Bürger*innen
und genau das ist Wissenschafts-         einordnen und sich in den öffent-          auf den Artikel zugreifen.
kommunikation: Wissenschaftliche         lichen Diskurs einbringen, fordert
Erkenntnisse verständlich kommu-         auch das Bundesinstitut für Bildung       Beide Formen der Wissenschafts-
nizieren.                                und Forschung in ihrem Grundsatz-         kommunikation gelten als Basis für
                                         papier zur Wissenschaftskommuni-          den wissenschaftlichen und gesell-
Grundsätzlich werden zwei Arten          kation (BMBF, 2019). Die Entwick-         schaftlichen Fortschritt, denn einer-
von Wissenschaftskommunikation           lungen der letzten Jahre sind sehr        seits wird durch die interne Kommu-
unterschieden: Interne und exter-        zu begrüßen, denn die Wissen-             nikation die Qualität der Forschung
ne Wissenschaftskommunikation.           schaft benötigt für die gesellschaft-     gesichert und andererseits wird
Interne Wissenschaftskommunika-          liche Legitimation deren Vertrau-         durch die externe Kommunikation
tion („Scholarly Communication“)         en. Außerdem sollen Bürger*innen          das gesellschaftliche Verständnis
bezieht sich auf die Kommunikation       durch Wissenschaftskommunika-             erhöht (Hagenhoff et al., 2007).
innerhalb der Scientific Community       tion befähigt werden, sich an wis-
und ist dabei selbst Teil des wis-       senschaftlichen Diskussionen und          Besonders eindrucksvoll zeigt sich
senschaftlichen Prozesses (Ball,         Ent­scheidungen zu beteiligen. Kom-       die Relevanz von guter Wissen­
2020, Hagenhoff et al., 2007). Das       munikation beinhaltet immer zwei          schafts­kommunikation am Beispiel
Wissen wird dabei über typische          Rollen: die des Empfangenden und          der Covid-19-Pandemie. Das For-
formale Formate wie Publikationen        die des Sendenden, wobei die Rol-         schungsfeld von Viro­log*innen rück-
in Fachzeitschriften oder Fachvor-       len nicht fest verteilt sind, sondern     te 2019 plötzlich in den Fokus der
träge bei Kongressen kommuniziert        durchaus auch wechseln können.            gesell­schaftlichen Aufmerksamkeit.
oder es findet ein informaler Aus-       So wird der*die Wissenschaftler*in        Expert*­innen wie Christian Drosten
tausch per Mail oder in Diskussio-       auch zur*zum Zuhörer*in und er-           oder Melanie Brinkmann wurden in
nen auf verschiedenen Plattformen        fährt, welche Themen für die Bür­         Talkshows und anderen Formaten
statt, wobei meist eine homogene         ger*innen von besonderem Inter-           eingeladen, um ihr Fachwissen und
und zahlenmäßig eher kleine Grup-        esse sind. Denn je nach Relevanz          ihre Einschätzungen den wissbe-
pe angesprochen wird (Hagenhoff          des Forschungsthemas prägt das            gierigen Bürger*innen zu vermitteln.
et al., 2007).                           kommunizierte wissenschaftliche           Die Politik, aber auch fachfremde
                                         Wissen das Handeln von Einzel-            Personen, forderten wissenschaft-
Mai Thi’s Videos und Social-Me-          personen oder die Entscheidungen          liche Erkenntnisse. Virolog*innen,
dia-Posts richten sich hingegen          politischer, wirtschaftlicher oder an-    Wissenschaftsjournalist*innen und
an die breite heterogene Öffent-         derer Institutionen (Bonfadelli et al.,   andere Kommunikator*innen versu-
lichkeit und sind damit Beispiele        2017).                                    chen seither, die neuesten Entwick-

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#WissKomm Sportwissenschaft auf der Bühne der Wissenschaftskommunikation
Hauptbeiträge
lungen in der Pandemie täglich neu      Chancen, dass ihre Ergebnisse           Bonfadelli, H., Fähnrich, B., Lüthje, C.,
einzuordnen und „fake news” wis-        auch von nicht-wissenschaftlicher         Milde, J., Rhomberg, M., & Schäfer,
senschaftsbasiert, aber verständ-       Publika Beachtung finden. Auch            M. S. (Hrsg.). (2017). Forschungsfeld
                                                                                  W i s s e n s c h a f t s ko m m u n i k a t i o n .
lich zu widerlegen.                     der Sport selbst wird als ein gesell-     Springer Fachmedien. https://doi.
                                        schaftliches Massenphänomen be-           org/10.1007/978-3-658-12898-2
Wie wichtig Wissenschaftskommu-         zeichnet und noch nie war das An-       Bundesministerium für Bildung und
nikation ist, erkennt auch die neue     gebot an sportlichen Aktivitäten so       Forschung (2021). FactoryWisskomm.
Bundesregierung im Koalitionsver­       groß wie heute. So versuchen zum          Handlungsempfehlungen für die
trag an, in dem es heißt: „Wir wollen   Beispiel Hobbysportler*innen, ihre        Wissenschaftskommunikation. Auf­
Wissenschaftskommunikation sys-         Trainings­pläne sowie ihre Ernäh-         ge­rufen unter https://www.bmbf.de/
                                                                                  bmbf/shareddocs/downloads/files/
tematisch auf allen wissenschaft-       rung zu optimieren, um leistungs-         factorywisskommpublikation.pdf
lichen Karrierestufen und bei der       fähiger zu werden. Neben dem            Hagenhoff, S., Seidenfaden, L., Ortelbach,
Bewilligung von Fördermitteln veran-    Freizeitsport trifft aber auch der        B., & Schumann, M. (2007). Neue Formen
kern“. Ein besonderer Fokus soll au-    Leistungssport auf großes gesell-         der Wissenschaftskommunikation: Eine
ßerdem auf Citizen Science und die      schaftliches Interesse. So gehören        Fallstudienuntersuchung. University
Einbeziehung der Zivilgesellschaft      Diskussionen über Spielverläufe           Press. https://doi.org/10.17875/
in die Forschung gelegt werden. Da-     oder -ergebnisse bei Wettkämpfen          gup2007-208
mit ist ein neuer Grundstein gelegt,    heutzutage wie das Wetter zu den
um Wissenschaftskommunikation           Themen der Alltagskommunikation.        Kontakt
auf allen Ebenen voranzutreiben.        Diese Entwicklungen der letzten         » Hannah Kron, Karlsruher Institut
                                        Jahre kommen der Sportwissen-             für Technologie.
Viele der Themen (z. B. Bewegung,       schaft zugute. Jetzt liegt es an uns,     E-Mail: hannah.kron@kit.edu
Sport und Gesundheit) mit denen         dieses Potential zu nutzen!               Twitter: @Hannah_Kron
sich die Sportwissenschaft beschäf-                                             » Dr.in Birte von Haaren-Mack,
tigt, sind nicht nur gesellschaftlich   Literatur                                 Deutsche Sporthochschule Köln
äußerst relevant, sondern auch ak-      Ball, R. (2020). Wissenschafts­kommu­     E-Mail: b.vonhaaren-mack@dshs-
tuell von großem gesellschaftlichem       nikation im Wandel: Von Guten­berg      koeln.de
und medialem Interesse, da sie zu         bis Open Science. VS Verlag für
einem gewissen „Lifestyle“ gehö-          Sozialwissenschaften. https://doi.
ren. Forschende haben hier gute           org/10.1007/978-3-658-31541-2

Sportwissenschaftlicher Nachwuchs auf Twitter: @SpowisNachwuchs

                                                                                                                  2021(2) | 5
#WissKomm Sportwissenschaft auf der Bühne der Wissenschaftskommunikation
Hauptbeiträge

Die Bühne ist gebaut – Wo sind die sportwissenschaftlichen
Akteur*innen?
von Christina Niermann, Hannah Kron, Birte von Haaren-Mack & Julia Lohmann

Was ist Wissenschaftskommuni-             Wissenschaftskommunikation? Was       senschaftskommunikation findet
kation? Welche Rolle spielt sie in        sind die Ziele von Wissenschafts-     in der Öffentlichkeit statt.
der Sportwissenschaft? Und wa-            kommunikation? Welche Facetten
rum und wie sollten Nachwuchs­            hat das Ganze? Welche Kanäle und      Dann gibt es einmal eine instituti-
wissenschaftler*innen kommuni­            Formate fallen darunter? Und war-     onelle Wissenschaftskommunikati-
zieren? Wir haben dazu drei               um ist Wissenschaftskommunikati-      on, die aus den Universitäten und
Ex­pert*innen befragt: Markus Weiß-       on eigentlich wichtig?                damit aus der Wissenschaft heraus
kopf (Geschäftsführer bei Wissen-                                               passiert. Daneben gibt es den Wis-
schaft im Dialog), Beatrice Lugger        Was ist Wissenschafts­                senschaftsjournalismus, der eher
(Geschäftsführerin des Nationalen In-     kommunikation?                        eine beobachtende Funktion hat
stituts für Wissenschaftskommunika-                                             und von außen über Wissenschaft
tion, NaWik) und Prof. Dr. Klaus Bös      Weißkopf: Das ist keine leich-        berichtet. Wobei man dazu sagen
(Sport­wissenschaftler am Karlsruher      te Frage. Wissenschaftskommu-         muss, dass die Grenzen zwischen
Institut für Technologie und Vorsitzen-   nikation ist ein sehr komplexer       diesen Begriffen fließend sind.
der des Aufsichtsrates im NaWik). In      Begriff. Es gibt verschiedene Fa-
diesem Artikel stellen wir die Antwor-    cetten, verschiede Ziele, verschie-   Zu der Frage, was Wissenschafts-
ten der drei Expert*innen zusammen-       dene Akteur*innen. Grundsätzlich      kommunikation eigentlich ist, sei
fassend dar. Die Interviews können in     kann man eine Unterscheidung          auf den Beitrag von Hannah Kron
voller Länge über den spotify-Kanal       treffen zwischen interner und ex-     und Birte von Haaren-Mack in die-
des sportwissenschaftlichen Nach-         terner Wissenschaftskommunika-        sem Heft sowie auf Schäfer (2018)
wuchses gehört werden.                    tion. Interne Kommunikation ist       verwiesen. Zum Verhältnis von ins-
                                          das, was Wissenschaftler*innen        titutioneller Wissenschaftskommu-
Die Fragen, die wir als erstes auf        mit Papern und auf Konferenzen        nikation und Wissenschaftsjourna-
dem Zettel haben, sind eher gro-          untereinander formell und infor-      lismus empfehlen wir die Lektüre
ße und allgemeine Fragen: Was ist         mell betreiben. Die externe Wis-      des Artikels von Retzbach (2020).

                                                                                Was sind Ziele von
                                                                                Wissenschaftskommunikation?
                                                                                Weißkopf: Es gibt je nach Akteur*in
                                                                                bzw. Institution unterschiedliche
                                                                                Zielsetzungen und auch Verände-
                                                                                rungen in den Zielsetzungen über
                                                                                die Zeit hinweg. Früher war bei-
                                                                                spielsweise die Nachwuchswer-
                                                                                bung ein Hauptfokus. Es gab vor
                                                                                etwas mehr als zwanzig Jahren
                                                                                das sogenannte PUSH Memoran-
                                                                                dum (Hochschulrektorenkonferenz,
                                                                                1999). Man hatte in den 1990er
                                                                                Jahren gesehen, dass die Studie-
                                                                                rendenzahlen in den MINT-Fächern
                                                                                sehr stark zurück gingen. Haupt-
                                                                                anliegen war es dann, die Wis-
                                                                                senschaft aus dem Elfenbeinturm
                                                                                herauszuholen und insbesondere
                                                                                jungen Menschen die Faszination
                                                                                der Wissenschaft zu vermitteln und
                                                                                sie für MINT-Fächer zu begeistern.
                                                                                Anfang der 2000er hat man dann

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gemerkt, dass es nicht ausreicht,       an. Die Kinderuni hat verschiedene    Denn wenn man für etwas brennt,
mit den jungen Menschen zu spre-        Zielsetzungen: Kinderuni um dem       dann sollte die Öffentlichkeit darü-
chen und sie für Wissenschaft zu        Bildungsauftrag von Universitäten     ber informiert und aufgeklärt wer-
begeistern. Man muss auch die           gerecht zu werden, Kinderuni um –     den. Das gehört für mich einfach zu-
Er­wachsenen erreichen und Dialo-       sehr früh – Nachwuchswerbung zu       sammen. Zweitens, die Perspektive
gangebote zu kontroversen Themen        betreiben, Kinderuni als Instrument   der Kommunikationspartner*innen.
machen. Heute gibt es nochmal eine      der Imagebildung. Es gibt natürlich   Man sollte sich fragen: „was will
andere Motivation im Zusammen-          schöne Fotos in der Zeitung. Die      ich beim Gegenüber erreichen?“
hang mit dem Stichwort „Wissen-         Regional­medien berichten gerne       In der Sportwissenschaft wird zum
schaftsskepsis”. Man hat bemerkt,       darüber. Die Interessenslagen der     Beispiel viel mit öffentlichen Mitteln
dass es nötig ist, eine breitere Ver-   einzelnen Wissenschaftler*innen zur   finanziert, wodurch eine gewisse
trauensbasis in der Bevölkerung         Teilnahme an einem solchen For­mat    Verantwortung darin besteht, dar-
auf­zubauen, auch deshalb, weil die     sind ähnlich vielfältig.              über auch zu kommunizieren. Man
Wissenschaft weiterhin öffentliche                                            möchte Transparenz schaffen.
Gelder erhalten will. Im Moment gibt    Lugger: Ich sehe bei der Kommu-
es einen großen Rückhalt in der Be-     nikation immer zwei Zielbereiche.     Weißkopf: Wissenschaft und For-
völkerung in Deutschland. Natür-        Erstens, die eigene Perspektive der   schung sind wichtige Elemente
lich ist es eine Zielsetzung, diesen    Forschenden oder der Forschungs-      unserer demokratischen Gesell-
Rückhalt zu erhalten.                   einrichtung. Hier kann es zum Bei-    schaft und auch unseres Wohl-
                                        spiel um das Steigern der eigenen     standes. Wissenschaft spielt immer
Ein gutes Beispiel, um die Vielfalt     Reproduktion gehen. Und es gibt       mehr auch in individuelle und ge-
an Zielsetzungen schon im Kleinen       mit Sicherheit Themen, an denen       sellschaftliche Entscheidungen rein.
zu verdeutlichen, ist die Kinderuni.    man mit Herzblut forscht und dieses   In immer mehr Bereichen unseres
Fast alle Universitäten bieten diese    Herzblut sollte vermittelt werden.    täglichen Lebens kommt Wissen-

                                                                                                      2021(2) | 7
#WissKomm Sportwissenschaft auf der Bühne der Wissenschaftskommunikation
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schaft vor. Corona hat dies wieder     rungen der Befunde bezogen auf           Was sind empfehlenswerte
einmal sehr deutlich gemacht. Es       die Grundgesamtheit. Pressemit-          Formate und Kanäle für
zeigt sich aber auch bei anderen       teilungen fallen manchmal eupho-         Wissenschaftskommunikation?
Themen wie künstliche Intelligenz      rischer aus, als die Befunde es ei-
oder autonomes Fahren. Es ist eine     gentlich hergeben. Man muss eben         Auf der Plattform www.wissenschafts
demokratische Aufgabe, die Men-        beachten, dass gerade durch die          kommunikation.de, die gemeinsam
schen da mitzunehmen und zu be-        Digitalisierung alles immer direkt       vom NaWik und Wissenschaft im Di-
fähigen, informierte Entscheidungen    verfügbar ist. Jeder kann darauf zu-     alog betrieben wird, werden über
zu treffen.                            greifen. Gerade zu Gesundheitsthe-       100 verschiedene Formate gelistet,
                                       men wird das auch sehr gerne und         über die man in die Kommunikation
Dabei ist wichtig, sich vor Augen      oft gemacht. Da muss man schon           mit Medien und Öffentlichkeit treten
zu halten, dass Wissenschaft in        sehr vorsichtig sein, was man wirk-      kann. Einige Beispiele wurden von
der Gesellschaft meist als ein         lich in die Welt setzt. Das geht eben    unseren Interviewpartner*innen be-
Großes und Ganzes wahrgenom-           nicht mehr, wie das noch vor zwan-       sonders hervorgehoben.
men wird. Studien zeigen, dass         zig Jahren war, durch den Quali-
Wissen­schaft meist mit Medizin        tätsfilter Journalismus. Vor zwanzig     Lugger: Für die Schule gibt es zum
und Gesundheit und weniger mit         Jahren hast du deine Pressemittei-       Beispiel die „Forschungsbörse“, fi-
Sozial- und Geisteswissenschaft        lung an die Medien geschickt, dann       nanziert vom BMBF. Da können sich
in Zusammenhang gebracht wird.         haben die es erstmal eingeordnet         Wissenschaftler*innen listen lassen
Unterm Strich ist es einfach Wis-      und bewertet und noch einmal gefil-      und werden dann an Schulen ver-
senschaft. Für Bürger*innen macht      tert. Das passiert heute nicht mehr.     mittelt, wo sie in einer Stunde vor-
es keinen Unterschied, ob sie et-      Es gibt heute kaum noch jeman-           stellen können, woran sie arbeiten
was vom Helmholtz Institut, der Uni    den, der filtert. Der Filter besteht     und was sie erforschen. Ein ähnli-
Stuttgart oder der Uni Augsburg        nur noch in den Rezipient*innen. Da      ches Format ist „Skype a Scientist“.
hören. Sie nehmen Wissenschaft         ist die Frage, ob sie das können.        Solche Formate kann man gut und
einfach als Wissenschaft wahr. So      Das heißt, wir haben schon eine          einfach nutzen. Ich glaube auch,
dass wir eigentlich eine gemein-       gewisse Verantwortung, wenn wir          dass TikTok und Instagram unter-
same Vision haben könnten in der       kommunizieren.                           schätzt werden, denn dort kann
Wissenschaft: Wir haben einen ge-                                               durchaus Wissenschaft vermittelt
meinsamen Aufritt und jeder trägt      Für mich gehört zu guter Wissen-         werden. Das zeigt zum Beispiel „die-
etwas dazu bei.                        schaftskommunikation auch, Inter-        Wissenschaftlerin“ auf Instagram,
                                       essenskonflikte deutlich zu machen,      die neben den Bildern auch guten
Verschiedene Zielstellungen und        zu zeigen, von wem eine Studie fi-       wissenschaftlichen Kontext vermit-
Erwartungen können auch im Wi-         nanziert wurde und ob es da einen        telt. Ich kann nur empfehlen, auch
derspruch zueinander stehen. Für       Einfluss von außen gibt. Es ist wich-    mit neuen Formaten zu spielen und
Universitäten und Wissen­schaft­       tig, das zu reflektieren und ganz klar   diese zu testen. Denn es geht dar-
ler*innen ist es zwar wichtig, die     darzustellen.                            um, auch die junge Generation ver-
eigene „Marke“ zu betonen und in                                                stärkt zu erreichen.
den Vordergrund zu rücken. In Be-      Aber ich will auch nicht zu viel
zug auf den gesellschaftlichen Auf-    Angst machen – im Sinne von „kann        Bevor man loslegt, sollte man sich
trag spielt die eigene Marke aber      ich diesen Anforderungen gerecht         aber grundsätzlich die Frage stel-
eine untergeordnete Rolle.             werden?“ Ich finde es wichtig, dass      len, wen man aus welchem Grund
                                       man sich einfach mal ausprobiert.        erreichen möchte. Erst anschlie-
Was ist gute Wissenschafts­            Jede*r ist zum Beispiel zum Sience­      ßend kann man einschätzen, wel-
kommunikation und was sind             Slam eingeladen. Gerade das ist          che Kanäle hierfür geeignet sind.
Kanäle und Formate?                    eine wunderbare Bühne, um sich
                                       auszuprobieren. Man wird da auch         Weißkopf: Erst frage ich mich, wen
Weißkopf: Gute Wissenschaftskom-       durch ein falsches Wort in der Re-       ich erreichen möchte. Möchte ich
munikation ist klar und verständlich   gel keinen Skandal auslösen. Ich         vielleicht gerade junge Menschen
und auf definierte Zielgruppen aus-    glaube, es macht einfach einen           erreichen oder ganz bestimmte Sta-
gerichtet. Und gute Wissenschafts­     Unterschied, ob ich einen Science­       keholder? Danach muss ich schau-
kommunikation verzichtet auf Über-     Slam Beitrag halte oder vielleicht       en, über welchen Kanal ich meine
treibungen. Zum Beispiel sollte man    ein kleines Video drehe oder ob ich      Zielpersonen am besten erreichen
nicht sagen „weltweit erste”, wenn     eine Pressemitteilung an landeswei-      kann. Bei jungen Menschen ist es
dies gar nicht so ist. Vorsicht ist    te Medien zu einem neuen Krebs-          eher Instagram oder TikTok, andere
auch geboten bei Verallgemeine-        medikament rausschicke.                  Stakeholder erreicht man eher auf

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#WissKomm Sportwissenschaft auf der Bühne der Wissenschaftskommunikation
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Twitter. Twitter ist eine Mischung      dale wie Doping oder ähnliches          Warum sollten Sportwissen­schaft­
aus externer und interner Kommu-        geht. Ganz selten findet sich ein       ler*innen (mehr) kommunizieren?
nikation. Es ist vorwiegend unpro-      Beitrag im Wissenschaftsressort.
fessionelle Kommunikation. Du er-       Ich finde, dass das Thema deutlich      Lugger: Gerade wenn ein For-
reichst deine Peers, du erreichst       unterverkauft ist. Zwar gibt es Spe-    schungsprojekt über fünf bis sechs
vielleicht den einen oder anderen       zialmagazine zu Fitnessthemen, die      Jahre betrieben wird, dann soll-
Journalisten und du willst dich da ja   sich teilweise auf wissenschaftliche    te der Schritt in die Öffentlichkeit
auch als Person präsentieren und        Erkenntnisse berufen. Aber diese        immer mitgedacht werden – idea-
sagen, „hey, mein neues Paper ist       richten sich nicht an die Allgemein-    lerweise schon während der Pro-
da” oder mal mit einer starken Po-      heit. Es könnte durchaus mehr im        jektlaufzeit. Aber spätestens zum
sition vertreten sein und insgesamt     Bereich der Wissenschaftskommu-         Ende sollte jede*r sich die Zeit
deinen Bekanntheitsgrad in der          nikation getan werden. Gerade Pod­      nehmen, um aus der eigenen wis-
Community erhöhen.                      casts bieten sich hier an.              senschaftlichen Erkenntnis gute
                                                                                Kernbotschaften zu formulieren,
Wichtig ist dann aber auch die          Bös: Ich denke, man muss da et-         die für die Öffentlichkeit geeignet
Frage, ob ich mich mit dem Format       was differenzieren. Während zu den      sind. Gerade bei so einer langen
wohlfühle. Ich glaube, nicht jeder      Themen Sport und Gesundheit viel        Zeitspanne lohnt es sich, in den
oder jede kann und möchte sich          in der Öffentlichkeit kommuniziert      Austausch mit der Gesellschaft
auf TikTok darstellen, das wird nicht   wird, gibt es andere Disziplinen, die   zu treten und auch einfach mal zu
funktionieren und das sollte man        kaum in der Gesellschaft vertreten      hören, welche Forschungsbedarfe
auch nicht tun.                         sind. Insgesamt sehe ich für die        von der Seite der Öffentlichkeit ge-
                                        fehlende Präsenz der Sportwissen­       sehen werden. Nur im Dialog er-
Wie steht die Sportwissen­              schaft zwei Gründe: Zum einen ist       fahren wir, was die andere Seite
schaft in der Wissenschafts­            die Sportwissenschaft ein kleines       interessiert und hören oder lesen
kommunikation da?                       Fach. Wir haben im Vergleich zur        will. Außerdem gibt es hier noch ei-
                                        Psychologie oder der Medizin viel       nen weiteren sehr wichtigen Punkt:
Die Sportwissenschaft ist nach          weniger Wissenschaftler*innen und       Die Wissenschaftler*innen sollten
Wahr­nehmung unserer Interview­         sind deshalb einfach nicht im sel-      den Elfenbeinturm verlassen, sich
partner* innen nicht wirklich gut       ben Maße in der Gesellschaft ver-       in die Arena begeben und mit den
durch Wissenschaftskommunika-           treten. Zum anderen sind wir inner-     Menschen sprechen. Denn gerade
tion repräsentiert. Das Potential       halb der Disziplin sehr heterogen.      in der Sportwissenschaft wird viel
wird aber durchaus als hoch ein-        Das heißt, wir sind uns in vielen       mit und an Menschen geforscht, die
geschätzt.                              Dingen uneinig, was die Wissen-         als Proband*innen gewonnen wer-
                                        schaftskommunikation erheblich          den müssen und dafür ist Kommu-
Weißkopf: Ich muss gestehen, dass       verkompliziert. Wir brauchen in un-     nikation wesentlich.
wir eher selten Projekte zu sport-      serem Fach mehr Konsens in vielen
wissenschaftlichen Themen haben.        Dingen. Wir müssen uns auch da-         Und noch etwas spricht dafür:
Es gab 2006 auf der MS Wissen-          rüber verständigen, was gute Wis-       Im Journalismus gibt es mehre-
schaft das Wissenschaftsjahr In-        senschaft ist. Wir sind mit vielen      re Faktoren, die den Nachrich-
formatik und Sport. Warum damals        Themen ganz nah an gesellschaft-        tenwert einer Meldung angeben.
die Entscheidung getroffen wurde,       lichen Fragen. Ich bleibe mal beim      Dazu gehört unter anderem der
dass man Sport da mitreinnimmt?         Thema Sport und Gesundheit. Da          Betroffen­heitsfaktor als einer der
Es war vielleicht wegen der Fußball     ist es evident, dass Menschen als       wichtigsten Faktoren überhaupt,
WM 2006 in Deutschland. Sport           Bewegungswesen geboren sind             wenn entschieden wird, ob das
spielt schon immer wieder eine          und ein gewisses Maß an Bewe-           Thema eine Meldung wert ist oder
Rolle. Wenn es um Gesundheits-          gung brauchen, um sich im Leben         nicht. Themen wie Gesundheit und
themen geht oder um das Thema           besser zurecht zu finden. Diese Tat-    Sport haben einen sehr hohen Be-
Altern beispielsweise, dann kommt       sache transparent zu machen und         troffenheitsfaktor, weil sie wirklich
diese Perspektive mit rein.             immer wieder zu kommunizieren,          jede*n betreffen. Genau diese Karte
                                        halte ich für sehr wichtig. Gerade      sollte in der Außenkommunikation
Lugger: Aus meiner Sicht nimmt          im Bereich Schulsport sollten die       öfter gezückt werden. Aus meiner
man von der Sportwissenschaft we-       Lehrkräfte dabei unterstützt wer-       externen Sicht kann ich mir vorstel-
nig wahr. In Zeitungen oder Maga-       den, besser begründen zu können,        len, dass tolle Details erforscht wer-
zinen taucht das Thema Sport na-        was sie da eigentlich tun. Ich sehe     den, aber dann vergessen wird, die
hezu ausschließlich im Sportteil auf    da jede Menge Ansatzpunkte für          Brücke zum allgemeinen Gesund-
und z. B. dann, wenn es um Skan-        Wissen­schaftskommunikation.            heitsthema zu schlagen. Es ist eine

                                                                                                        2021(2) | 9
#WissKomm Sportwissenschaft auf der Bühne der Wissenschaftskommunikation
Hauptbeiträge
These von mir, aber vielleicht wäre        „hey cool, was heute für Fragen und      stellt werden können, die etwas
das eine Handreichung, um künftig          Statements kamen aus der Bevölke-        zum Thema Kommunikation über
aktiver zu werden.                         rung. Da muss ich morgen erstmal         das Projekt beinhalten. Welche
                                           mit meinem Lab drüber diskutieren.       Kommunikationsziele werden ver-
Warum sollten Nachwuchswissen­             Das war total interessant”.              folgt? Welche Zielgruppen sollen
schaftler*innen (externe) Wissen­                                                   über welche Medien erreicht wer-
schaftskommunikation betreiben?            Bös: Ich bin zwar nicht mehr im          den? Bei der DFG gibt es schon
                                           operativen Geschäft, aber ich be-        seit Jahren ein Zusatzmodul zur
In diesem Teil soll die Relevanz der       obachte, dass das Thema Wissen-          Kommunikation, das man abrufen
Wissenschaftskommunikation für             schaftskommunikation zunehmend           kann. Das ist natürlich sehr hilf-
Nachwuchswissenschaftler*innen             eine wichtige Rolle spielt. Das kann     reich, denn damit sind die notwen-
beleuchtet werden. Dazu haben              ich daran festmachen, dass nahezu        digen Ressourcen – Zeit und Geld
wir gefragt, welche Rolle sie nach         alle Universitäten inzwischen Zen-       – eingeplant und Teil des Projekts.
Einschätzung unserer Interview­            tren für Wissenschaftskommunika-         In dem Fall können sich dann ein
partner*innen bei Forschungsan-            tion einrichten. Ich glaube, auch        bis zwei Projektmitarbeiter*innen
trägen und in Berufungsverfahren           bei Berufungsverfahren wird die          parallel zu ihrer Forschung mit ei-
spielt. Davon ausgehend, dass die          Wissenschaftskommunikation eine          nem bestimmten Kontingent mit der
interne Wissenschaftskommunikati-          zunehmend wichtige Rolle spielen.        Projektkommunikation beschäfti-
on (z. B. wissenschaftliche Publika-       Dann ist es nicht unerheblich, ob        gen. Das wiederum bedeutet nicht
tionen, Vorträge auf Fachtagungen)         die Person, die berufen wird, auch       unbedingt, dass das restliche Pro-
eher als wesentlicher Bestandteil          über die Scientific Community hin-       jektteam nichts mit der Kommuni-
der Forschung mitgedacht und –             aus sichtbar ist.                        kation zu tun hat. Denn: Auch sie
gemacht wird, zielte unsere Frage                                                   müssen wissen, wie Kommunikation
auf die Relevanz einer häufig als          Lugger: Mit dem Thema Anerken-           funktioniert und es muss herausge-
zusätzlich und nicht dem originären        nung und Reproduktion hat sich           funden werden, was die Menschen
Arbeitsauftrag zugehörig empfun-           bei der „FactoryWisskomm“ vom            überhaupt interessiert. Außerdem
denen externen Wissenschaftskom-           Bundesministerium für Bildung            sind die Kommunikator*innen auf
munikation.                                und Forschung eine eigene Arbeits-       ihr Kolleg*innen angewiesen, so-
                                           gruppe befasst. Aus den über ein         bald es um Inhalte geht.
Weißkopf: Mein Gefühl ist, dass            Dreivierteljahr laufenden Diskussi-
wissenschaftskommunikatorische             onen zur #Factory von über 150           Es zeichnet sich also auf jeden Fall
Aktivitäten mehr und mehr bei Be-          Menschen, die sich professionell         ab, dass der „public outreach” bei
rufungsverfahren oder bei Antrags-         mit Wissenschaftskommunikation           Anträgen wichtiger wird. Es gibt hier
stellungen helfen. Ich glaube, dass        befassen, ist ein Abschlussband          einen ganz klaren politischen Wil-
Aktivität auf Twitter auch die Vernet-     entstanden. Dieser enthält ein di-       len dahinter. Im vergangenen Jahr
zung fördern kann. Gerade auch die         ckes Portfolio an Empfehlungen,          wurde im Bundestag verabschiedet,
Vernetzung mit Stiftungen, mit Minis-      auch was die Themen Anerkennung          dass Wissenschaftskommunikati-
terien, mit entsprechenden Förder-         und Reproduktion betrifft. Bei Be-       on gestärkt werden soll. Als NaWik
mittelgebern. Und das ist jetzt in der     rufungsverfahren könnte beispiels-       merken wir schon heute die Aus-
Regel nicht schädlich für die Karri-       weise auch berücksichtigt werden,        wirkungen, indem wir immer wieder
ere. Von daher kann ich auch den           wenn jemand einen eigenen Blog           angefragt werden, ob man uns im
Nachwuchswissenschaftler*innen             aktiv betreibt oder Interviews gibt.     Antrag bereits als Kooperations-
immer nur raten, solche Möglich-           In der Summe bleibt dieses Feld          partner nennen darf, um gemein-
keiten wahrzunehmen.                       schwierig, denn der eine bloggt, die     sam ein Kommunikationskonzept
                                           andere twittert, eine weitere hat ei-    zu erstellen. Da werden wir dann
Abseits davon, dass man sich gut           nen Stand bei dem Tag der offenen        auch beratend aktiv, neben den Se-
vernetzen und kennenlernen kann,           Tür. Diese Aktivitäten lassen sich       minarleistungen, und helfen neuen
ist Wissenschaftskommunikation ein         nicht so einfach vergleichen wie der     Projekten in der Kommunikation auf
wichtiger Resonanzbereich. Ob es           Impact-Faktor einer Publikation und      die Sprünge.
jetzt Twitter ist oder ob es der Tag der   trotzdem sollte es sich lohnen, sich
offenen Tür ist. Mit der Bevölkerung       damit zu beschäftigen.                   In Zukunft wird Wissenschaftskom-
zu sprechen, kann wichtige Impulse                                                  munikation in den universitären Ein-
für die eigene Arbeit geben. Ich habe      Ein anderer Schritt ist sicher für die   richtungen eine immer größere Rolle
schon viele Wissenschaftler*innen          Nachwuchswissenschaftler*innen           spielen. An der Universität Freiburg
erlebt, die nach einer Veranstaltung       interessant: Beim BMBF werden            beispielsweise ist das Thema in der
zu mir kamen und gesagt haben,             zukünftig nur noch Anträge ge-           Präsidialebene angekommen. Im Fe-

10 |		          2021(2)
Hauptbeiträge
bruar hat Julia Wandt das Rektorat      Gerade im Alter zwischen 25 und          Weißkopf: Abgesehen davon, dass
des Geschäftsbereichs „Kommuni-         35 Jahren befinden sich die jun-         ich denke, dass sich die Nach­
kation und Strategie“ übernommen.       gen Wissenschaftler*innen in ei-         wuchs­w issenschaftler*innen mit
Es gibt immer mehr Universitäten,       ner schwierigen Lebensphase. Da          mehr Nachdruck zusammenschlie-
welche die Kommunikationsabtei-         kommt vieles zusammen: private           ßen sollten und auf eine Verände-
lung nicht nur als Dienstleister be-    Umstrukturierungen, Aufbau und           rung der Situation drängen sollten,
trachten, sondern als Teil des Lei-     Pflegen von Beziehungen, Famili-         kann ich von meiner Seite nur sa-
tungsstabs. Wir merken auch ganz        enplanung, Promotion, Weiterqua-         gen: Wir setzen uns natürlich dafür
klar, dass auch die professionellen     lifizierung und vieles mehr. Die 24      ein, dass Wissenschaftskommuni-
Wissenschaftsommunikator*innen          Stunden am Tag können eben nur           kation eine höhere Anerkennung
an den Universitäten und den For-       einmal verteilt werden. Deshalb          bekommt. Beispielsweise indem
schungseinrichtungen verstärkt da-      müssen wir uns überlegen, wie wir        solche Aktivitäten mit Preisen be-
rüber nachdenken, wie sie auf die       Wissenschaftskommunikation für           dacht werden und man auch Förde-
Wissenschaftler*innen zugehen und       Nachwuchswissenschaftler*innen           rungen erhält werden diese Aktivitä-
mit ihnen netzwerken können.            stärker honorieren, um zusätzliche       ten insgesamt mehr wertgeschätzt.
                                        Anreize zu schaffen. Aktuell ist es      Mein Gefühl ist, dass sich da auch
Wissenschaftskommunikation ist          eher so, dass davon ausgegangen          was tut. Das Reputationssystem
relevant, aber auch aufwändig. Das      wird, dass sie erst einmal das Fach-     wird sich sicher verändern, so dass
stellt insbesondere für Nach­wuchs­     liche lernen müssen, bevor sie an-       es die Anerkennung für Kommuni-
wissenschaftler*innen eine große        fangen, zu kommunizieren. Es sollte      kationsaktivitäten geben wird, ge-
Herausforderung dar. Angesichts         ein Anreizsystem geschaffen wer-         rade auch im Nachwuchsbereich.
endlicher Zeitressourcen stellt sich    den, dass auch so etwas wie ein          Inwieweit sich systemische Voraus-
für Nach­wuchs­wissenschaftler*innen    eigener Blog honoriert wird.             setzungen ändern, das muss man
- trotz der dargestellten Relevanz -                                             sehen. Das ist vielleicht eine andere
immer die Frage, welche Prioritäten     In Berufungsverfahren stehen meist       Diskussion, die wir auch versuchen,
sie setzen sollten, um die Chancen      sehr konkrete Anforderungen an die       zu befeuern. Beispielsweise könnte
für eine Weiterbeschäftigung im Wis-    fachliche Qualifikation, während zur     man sagen, dass man Leute eben
senschaftssystem zu erhöhen.            Kommunikation eher weiche Formu-         nicht nur nach dem Hirsch-Index
                                        lierungen gewählt werden. Genau          auswählen kann, sondern vielleicht
Bös: Ich sehe die Notwendigkeit,        das muss sich ändern. Diese An-          noch andere Kriterien dazugehö-
schon früh Kontakte zu Gremien          forderungen an die Fähigkeit und         ren.
und Organen der Wissenschafts-          Bereitschaft zur Wissenschaftskom-
kommunikation aufzubauen. Als           munikation müssen konkretisiert          Uns haben zum Schluss noch ganz
Nachwuchswissenschaftler*in soll-       werden. Denn solange dies nicht          konkrete Tipps und Hinweise – ge-
te man sich schon früh damit be-        der Fall ist, werden die rein fach-      rade für Neulinge in der Wissen-
schäftigen, wem man die Ergebnis-       lichen Punkte dominieren. Solan-         schaftskommunikation – interes-
se anbieten kann und wie man sie        ge der Impactfaktor ein Vielfaches       siert. Hier fassen wir die wichtigsten
anbieten kann. Allerdings sehe ich      mehr Gewicht hat als ein Blog oder       potentiellen Fallstricke, Unterstüt-
hier auch ein zeitliches Problem. Ich   die Aktivität in sozialen Medien und     zungsmöglichkeiten und Tipps un-
selbst habe pro Woche drei bis vier     diese eventuell sogar von der scien-     serer Interviewpartner*innen zu-
Anfragen von Journalist*innen, die      tific community belächelt werden, ist    sammen.
mich interviewen möchten. Da ich        das schwierig. Sowohl universitäre
hierzu relativ viel Erfahrung habe,     Gremien, aber auch andere Insti-         Welche Fallstricke sollte man
geht das bei mir relativ schnell.       tutionen wie die dvs müssen sich         kennen und vermeiden?
Aber wenn ich mir vorstelle, dass       Gedanken über den Stellenwert von
jemand der gerade erst mit seiner       Wissenschaftskommunikation ma-           Lugger: Ein klassischer Fallstrick,
Forschung begonnen hat mit die-         chen. Erst wenn diese Dinge besser       der häufig diskutiert wird, ist, dass
sen Fragen konfrontiert wird, dann      festgeschrieben sind, ist der Stellen-   Themen manchmal als super vielver-
kostet das sehr viel Zeit, um sich      wert von Wissenschaftskommunika-         sprechend „überverkauft“ werden.
darauf vorzubereiten. Und diese         tion besser definiert. Im Moment ist     Deshalb gilt es, das wissenschaftli-
Zeit fehlt dann an einer anderen        Wissenschaftskommunikation eher          che Fundament von Aussagen stets
Stelle. Gerade in der Lebensphase,      auf der Ebene von Schlüsselqua-          zu prüfen und nur Aussagen auf dem
in der man sich fachlich qualifizie-    lifikationen angesiedelt. Wenn das       aktuellen Stand gegenwärtigen vali-
ren muss. Deshalb müssen wir uns        mehr Stellenwert und mehr Aner-          den Wissens zu treffen. Sprich: Es
überlegen, welche Anerkennungs­         kennung hat, dann ändert sich die        muss zunächst gute Wissenschaft
mechanismen wir aufbauen können.        Bedeutung automatisch.                   basierend auf guter wissenschaft-

                                                                                                         2021(2) | 11
Hauptbeiträge
licher Praxis stattfinden und die        den Universitäten oder in anderen       Die Ergebnisse der großen Umfrage
Ergebnisse müssen gesetzt sein.          Einrichtungen.                          zur Wissenschaftskommunikation in
Forscher*innen können darüber hi-                                                Deutschland sind in verschiedenen
naus natürlich durchaus erzählen,        Aber auch die Pressestellen der         Beiträgen zusammengefasst (htt-
woran sie forschen, was es bedeu-        Universitäten sind dazu da, zu hel-     ps://www.wissenschaftskommuni-
tet, wie die Prozesse sind, auch         fen. Wenn ich einen Anlass sehe,        kation.de/thema/umfrage/). Hier
welche Probleme auftauchen. Aber         zum Beispiel, wenn ich ein neues        knüpft auch der Artikel von Birte
es müssen wirklich wissenschaft-         Paper habe und denke, “das ist ei-      von Haaren-Mack und Christina
liche haltbare Inhalte sein, die ich     gentlich ganz cool und könnte für       Niermann in diesem Heft an.
am Ende kommuniziere. Ein weite-         andere Menschen relevant sein”,
rer Fallstrick ist leider auch häufig,   dann kann ich damit zur Presse-         Zum Abschluss: Was sind
dass viele Wissenschaftler*innen         stelle gehen und mir Unterstützung      Ihre wichtigsten Tipps zur
die Haltung haben „ich bin doch Ex-      suchen. Da würde ich auch immer         Wissenschaftskommunikation?
perte“ und sich damit auf eine hö-       mal anklopfen. Ich glaube, das ist
here Stufe stellen. Dadurch entsteht     die Haupt­unterstützungsstruktur für    Lugger: Grundsätzlich empfehle
automatisch eine „top-down Situa-        Nach­wuchs­wissenschaftler*innen.       ich, sich themenspezifisch schlau
tion“, die eine Kommunikation auf                                                zu machen, was es denn für hilfrei-
Augenhöhe unmöglich macht. Es ist        Außerdem gibt es verschiedene           che Seminare und Tools gibt. Wir
nämlich auch wichtig, die Bürger­        Wettbewerbe und Preise. Wir ha-         haben bei uns den sogenannten Na-
expert*innen zu hören, die eine Mei-     ben zum Beispiel hier bei Wis-          Wik-Pfeil, das ist unser Kernelement
nung und eine Haltung haben und          senschaft im Dialog zu jedem            der Lehre. Damit fassen wir fünf Di-
Erfahrungswissen besitzen. Da soll-      Wissenschaftsjahr den Hochschul-        mensionen der Wissenschaftskom-
te man sich nicht darüber stellen.       wettbewerb, bei dem sich Teams von      munikation zusammen, um sich auf
Dialog bedeutet eben auch zuhören.       Nachwuchswissenschaftler*innen          jedwede kommunikative Situation
                                         bewerben können, mit einem sehr         vorzubereiten aber sogar auch um
Bös: Journalist*innen wollen häu-        schlanken Verfahren. Einreichen         eine Kommunikationsstrategie zu
fig einfache Botschaften haben.          muss man erstmal nur eine halbe         entwickeln. Und natürlich empfeh-
Wissenschaftler*innen schreiben          Seite und wenn man dann ausge-          le ich unsere Konferenz „Wisskon“,
differenzierte Artikel, in denen vie-    wählt wird, muss man fünf Seiten ver-   die Konferenz für kommunizierende
les diskutiert wird. Journalisten wol-   fassen. Das ist nicht viel. Man kann    Wissenschaftler*innen, wo wir un-
len dann Zahlen haben. Und diese         dann mit 10.000 € ein Kommunika-        ter anderem auch über Themen wie
Zahl suggeriert immer Kausalität.        tionsprojekt umsetzen und hat darü-     Anerkennung und Reputation disku-
Kausalität haben wir aber so gut         ber auch Kontakt zum Projektträger      tieren. Es ist wiederum für uns als
wie nie. Da tappt man schnell in         und zum BMBF. Es gibt außerdem          NaWik sehr interessant, wiederholt
die Falle. Am Ende wird man auf          verschiedene Stiftungen, die Preise     reinzuhorchen, was sich verbessert
eine Zahl reduziert, wobei man in        verleihen. Zum Beispiel Körber oder     oder verschlechtert. Insgesamt hal-
Wirklichkeit ganz viele Hypothesen       die Klaus Tschira Stiftung. Wichtig     te ich das voneinander Lernen für
und Fragestellungen aufgestellt          dabei ist, dass man an Netzwerken       sehr wertvoll.
und untersucht hat. Das muss man         partizipiert, Leute kennenlernt, sich
lernen. Es ist viel wichtiger, zu Be-    austauscht und Kontakte knüpft. Von     Ansonsten würde ich empfehlen,
ginn viel zuzuhören und viel Er-         daher kann ich nur allen raten, diese   sich umzusehen. Das heißt, zu
fahrung zu sammeln bevor man             Möglichkeiten wahrzunehmen.             überlegen, was einem selbst an
sich in dieses Haifischbecken der                                                medialem Konsum oder Austausch
Wissenschaftskommunikation be-           Lugger: In einer Umfrage von            mit anderen Spaß macht, um dann
gibt, denn da kann man sich auch         uns (NaWik) gemeinsam mit WiD           herauszufinden welcher Kommuni-
schnell schaden. Gerade als Nach­        und DZHW hat sich gezeigt, dass         kationstyp man ist. Und dann geht
wuchswissenschaftler*in.                 Wissenschaftler*innen sich mehr         es um das Netzwerken. Man sollte
                                         Unterstützung wünschen. Wir brau-       sich Feedback von anderen holen,
Welche Unterstützungsstrukturen          chen mehr Unterstützungsstruktu-        Sparringspartner*innen finden und
gibt es? Wer kann mir helfen,            ren und etablierte Wege, damit klar     sich gegenseitig in Kommunikations-
mein Kommunikationsprojekt               ist, an wen ich mich wenden kann,       situationen unterstützen. Es ist natür-
umzusetzen?                              wenn ich Hilfe benötige. Diese Ver-     lich auch in der Kommunikation sehr
                                         änderungen sind angestoßen und          hilfreich, gute Freunde zu haben.
Weißkopf: Es gibt immer mehr nie-        es gibt Hochschulen die schneller
derschwellige Kurse zur Wissen-          sind als andere, aber man merkt,        Bös: Generell finde ich es wichtig,
schaftskommunikation, sei es in          dass sich im Moment vieles bewegt.      dass jede*r das was er oder sie in

12 |		         2021(2)
Hauptbeiträge
einem Artikel verfasst hat, auf einer   nutzen, die da sind. Also wirklich                        Kontakt
Seite zusammenfassen oder in drei       zu sagen, „hey, ich hab eine Press-
Minuten mündlich erklären kann. Es      stelle vor Ort, es gibt sowas, wie                        » Dr.in Christina Niermann, Medi-
ist äußerst wichtig, dass ich jeman-    wissenschaftskommunikation.de wo                            cal School Hamburg
dem in einer beliebigen Zeit, egal      man ganz viele Tricks und Tipps ab-                         E-Mail: christina.niermann@
ob eine, zwei, drei Minuten sagen       holen kann”. Nutzt das!                                     medicalschool-hamburg.de
kann, was ich im letzten halben Jahr                                                                Twitter: @ChrNiermann
geforscht habe. Das Wichtigste ist,     Literatur                                                 » Hannah Kron, Karlsruher Insti-
dass man selbst gute Forschung                                                                      tut für Technologie
betreibt. Bevor ich mich an die Öf-     Hochschulrektorenkonferenz (1999) .                         E-Mail: hannah.kron@kit.edu
fentlichkeit wende, muss ich das          Dialog Wissenschaft und Gesellschaft.                     Twitter: @Hannah_Kron
                                          Hochschulrektorenkonferenz: Bonn.
was ich gemacht habe, verständ-                                                                   » Dr.in Birte von Haaren-Mack,
                                        Retzbach, J. (2020). Wie viel Pressetext
lich artikulieren können und da hilft                                                               Deutsche Sporthochschule Köln
                                          steckt im Wissen­schafts­journalismus?
der NaWik-Pfeil ganz erheblich. Das       Abgerufen am 03.12.202 unter https://                     E-Mail: b.vonhaaren-mack@
muss man erstmal gelernt haben.           www.wissenschaftskommunikation.de/                        dshs-koeln.de
                                          wie-viel-pressetext-steckt-im-wissens                   » Dr.in Julia Lohmann, Universität
Weißkopf: Naja, machen! Ich glau-         chaftsjournalismus-40559/)                                Augsburg
be das ist so die erste Empfehlung.     Schäfer, S. (2018) . Wissenschafts­                         E-Mail: julia.lohmann@uni-a.de
Spaß dran haben, sich auszuprobie-        kommunikation ist Wissenschafts­                          Twitter: @juliamlohmann
                                          j o u r­n a l i s m u s , W i s s e n­s c h a f t s -
ren und die Erfahrung machen. Klar,
                                          PR … und mehr. Abgerufen am
Kommunikation kann mal schief ge-         03.12.2021 unter ht tps ://www.
hen. Aber in der Regel ist das Feed-      wissenschaftskommunikation.de/
back positiv und von daher nehmt          w i s s e n s c h a f t s ko m m u n i k a t i o n -
dieses positive Feedback mit, das         ist - w is sensc haf t sjournalismus -
tut auch manchmal ganz gut. Und           wissenschafts-pr-und-mehr-3337/
das Zweite: Dabei die Ressourcen

           Save the date!
   10. dvs-Nachwuchsakademie
  „Wissenschaftskommunikation“
Vom 21. bis 23. März 2023 findet die 10. Nachwuchsakademie an der Medical School
Hamburg statt!
Die Nachwuchsakademie richtet sich an Nachwuchswissenschaftler*innen in der
Postdoc-Phase oder in der Endphase der Promotion.
Merkt euch diesen Termin vor, weitere Infos folgen über die Kanäle der dvs und der
Kommission sportwissenschaftlicher Nachwuchs – wir freuen uns auf euch!

               21.–23.03.2023, MSH Medical School Hamburg

                                                                                                                       2021(2) | 13
Hauptbeiträge

Wissenschaftskommunikation in der Sportwissenschaft – status quo
von Birte von Haaren-Mack & Christina Niermann1

„Fake News“, die sich rasant über      Befragung und führten diese bei       hofer-, Leibniz- und Helmholtz-
soziale Medien verbreiten und          Sportwissenschaftler*innen durch.     Gemeinschaft) erfolgte, wurde
sich standhaft haltende, abstru-       Vorteile dieses Vorgehens sahen       die hier berichtete Umfrage bei
se Verschwörungstheorien ha-           wir unter anderem darin, dass per-    Sportwissenschaftler*innen aus-
ben dazu beigetragen, dass Wis-        spektivisch auch ein Vergleich mit    schließlich in Deutsch über die
senschaftskommunikation – nicht        den Daten der Originalumfrage         Mailingliste „Sportwiss“ (3.500
zuletzt vor dem Hintergrund der        möglich wäre.                         Abonnent*innen Stand März 2019),
Corona-Pandemie – mehr in den                                                den Newsletter der Deutschen Ver-
Fokus der gesellschaftlichen Wahr-     Der vorliegende Beitrag hat das       einigung für Sportwissenschaft
nehmung gerückt ist. Neben die-        Ziel, einen Überblick zu zwei Kern-   (dvs) sowie über die Social Me-
ser medialen Präsenz ist Wissen-       fragen zu geben. Dabei fokussieren    dia Kanäle der dvs und der dvs-
schaftskommunikation aber auch         wir die folgenden beiden Hauptbe-     Kommission „Wissenschaftlicher
verstärkt ins Blickfeld von Poli-      reiche:                               Nachwuchs“ beworben. Zudem
tik und Wissenschaft, Universitä-                                            wurde sie über die Nachwuchs-
ten, Fördermittelgebern und auch       1. Wo steht die Sportwissenschaft     Netzwerker*innen direkt an die
Wissenschaftler*innen selbst ge-          in Bezug auf Wissenschaftskom-     sportwissenschaftlichen Standor-
rückt, wie z. B. in dem Artikel „Die      munikation?                        te in Deutschland, Österreich und
Bühne ist gebaut – Wo sind die         2. Welche Einstellung und welches     der Schweiz verteilt. Die Fragen
sportwissenschaftlichen Akteure?“         Verhältnis haben Sport­wissen­     und Antwortmöglichkeiten der Ori-
beschrieben.                              schaftler*innen zu Wissen­         ginalumfrage wurden 1:1 übernom-
                                          schafts­kommunikation?             men und durch die Frage „Welche
Wir beleuchten in diesem Heft die                                            dvs-Sektion spiegelt am besten
Wissenschaftskommunikation in                                                den von Ihnen primär bearbeite-
der Sportwissenschaft. Natürlich       Beschrieben werden zum einen die      ten Themenbereich wider?" sowie
haben wir uns auch die Frage ge-       bisherigen Erfahrungen mit und        eine offene Frage mit der Möglich-
stellt, wie die Sportwissenschaft      Gelegenheiten zu Wissenschafts-       keit zu Anmerkungen oder Anre-
zur Wissenschaftskommunikation         kommunikation sowie die Kanäle,       gungen rund um das Thema Wis-
steht bzw. wo sie in Sachen Wis-       die bisher genutzt wurden. Zum an-    senschaftskommunikation in der
senschaftskommunikation aktuell        deren werden die Bewertung der        Sportwissenschaft ergänzt.
steht. Neben der Idee, sich die Ein-   Relevanz und des bisherigen En-
schätzung von Expert*innen (siehe      gagements in der Wissenschafts-       Der Link zur online Befragung
Artikel zu Interview „Die Bühne ist    kommunikation, sowie Barrieren        wurde von 219 Teilnahmen ange-
gebaut…“) und Akteur*innen der         und Wünsche bezüglich zukünfti-       klickt, davon füllten 155 Sport­
Wissenschaftskommunikation in          ger Entwicklungen in der Wissen-      wissen­schaftler*innen (weiblich =
der Sportwissenschaft einzuholen,      schaftskommunikation in den Blick     57, männlich = 42, divers = 2) den
entstand so der Gedanke, eine Be-      genommen.                             Fragebogen vollständig aus. Die
fragung zu diesem Thema in der                                               meisten Teilnehmer*innen sind den
Sportwissenschaft durchzuführen.       Wie sind wir vorgegangen und          Sektionen Sportpädagogik (n = 38)
In unseren Recherchen stießen wir      wer hat unseren Fragebogen            und Sportpsychologie (n = 29) zu-
auf die Ergebnisse einer Befragung     beantwortet?                          zuordnen, die allein 43% der Ge-
zur Wissenschaftskommunikation                                               samtstichprobe ausmachten. Da-
bei Wissenschaftler*innen aller        Basierend auf der Originalumfrage     neben waren die Sportsoziologie
Fachrichtungen, die im Jahr 2020       des WiD, DZHW und NaWik wur-          (n = 17), die Trainingswissenschaft
durchgeführt wurde. In Absprache       de im Zeitraum vom 05.08.2021         (n = 14), die Sportmedizin (n = 12)
mit den für die Originalumfrage ver-   bis zum 31.10.2021 eine Online-       und die Sportmotorik (n = 12) rela-
antwortlichen Institutionen, Wissen-   Befragung (QuestorPro, Blubbsoft      tiv häufig vertreten. Weniger häufig
schaft im Dialog (WiD), dem Deut-      GmbH) durchgeführt. Während           bzw. gar nicht vertreten waren die
schen Zentrum für Hochschul- und       die Originalumfrage in deutscher      Biomechanik (n = 7), Sportökono-
Wissenschaftsforschung (DZHW)          und englischer Sprache unter ex-      mie (n = 5), Sportinformatik und
und dem Nationalen Institut für        pliziter Einladung von außeruniver-   Sporttechnologie (n = 5), Sportge-
Wissenschaftskommunikation (Na-        sitären Forschungsinstitutionen       schichte (n = 2) und Sportphiloso-
Wik), nutzten wir die bestehende       (Max-Planck-Gesellschaft, Fraun-      phie (n = 0). Ca. 8 % der Befragten

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