#WissKomm Sportwissenschaft auf der Bühne der Wissenschaftskommunikation
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Informationen für den Jahrgang 28 (2021), Heft 2 (ISSN 1438-4132) sportwissenschaftlichen Nachwuchs Julia Lohmann, Uli Fehr, Birte von Haaren-Mack, Hannah Kron & Christina Niermann (Hrsg.) #WissKomm Sportwissenschaft auf der Bühne der Wissenschaftskommunikation dvs-Kommission Verein zur Förderung des Wissenschaftlicher sportwissenschaftlichen Nachwuchs Nachwuchses e.V.
Inhalt Inhaltsverzeichnis Editorial.....................................................................................................................................................3 Hauptbeiträge..........................................................................................................................................4 Was ist Wissenschaftskommunikation?.......................................................................................................................... 4 von Hannah Kron & Birte von Haaren-Mack Die Bühne ist gebaut – Wo sind die sportwissenschaftlichen Akteure?................................................................. 6 von Christina Niermann, Hannah Kron, Birte von Haaren-Mack & Julia Lohmann Wissenschaftskommunikation in der Sportwissenschaft – status quo..................................................................14 von Birte von Haaren-Mack & Christina Niermann Warum denn Wissenschaftskommunikation?..............................................................................................................23 von Jürgen Graf One and a half sportsmen – Erfahrungsbericht eines sportpädagogischen Podcast-Erfolgs..........................25 von Christian Theis & Tim Bindel Wissenschaftlerin und Science Slammerin – Lässt sich das vereinbaren?..........................................................31 von Vanessa Wergin Zwitschernder Elfenbeinturm – Eine Laienperspektive zum Gebrauch sozialer Medien in der Wissenschaft....34 von Wanja Wolf & Philipp Barzyk Erfahrungen und Empfehlungen zum Wissenstransfer in der Sportwissenschaft...............................................39 von Billy Sperlich Geht ins Ohr. Bleibt im Kopf. Ein Wissenschafts-Podcast über die Menschen hinter den Papern.................42 von Marilena Werth, Julia Neuburg & Jan-Hendrik Raffler Aus Verein & Kommission....................................................................................................................44 Preisvergaben auf dem dvs-Hochschultag – Die Spannung steigt!........................................................................44 von Christina Niermann Position der dvs zur Situation des Sportwissenschaftlichen Nachwuchses in der Corona-Pandemie...........47 Bericht zur asp-Nachwuchstagung 2021 in Tübungen.............................................................................................50 von Stephanie Bünemann & Birte Brinkmöller Bericht zum dvs-Nachwuchsworkshop 2021 in Kiel..................................................................................................52 von Kim Huesmann, Till Koopmann & Franziska Lath Bericht zur Online-Mitgliederversammlung von Verein & Kommission 2021........................................................53 von Till Koopmann Termine...................................................................................................................................................54 Schriftenreihe „Forum Sportwissenschaft“......................................................................................56 Netzwerker*innen „Sportwissenschaftlicher Nachwuchs“.............................................................58 Impressum..............................................................................................................................................59 2 | 2021(2)
Editorial Editorial D ie Entstehung unseres Heftes zum Thema „Wissenschaftskommunikation” kann man mit einer Reise ver- gleichen. Am Anfang stand die Neugier und das Interesse: „Wissenschaftskommunikation”, haben wir uns gedacht, „das ist doch mal ein interessantes Thema. Und nachwuchsrelevant ist es”. Unsere Erfahrungen zu Beginn der Reise kann man rückblickend wohl als rudimentär bezeichnen. Einmal in die Thematik eingetaucht, wurden uns der Facettenreichtum und die Vielfalt an Akteuren, Zielsetzungen und Erwartungen vor Augen geführt. U nsere Reise ist geprägt von Menschen, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit uns geteilt haben. Expert*innen der Wissenschaftskommunikation haben uns geholfen, einen Überblick zu bekommen und Chancen auf- gezeigt, die sich durch Wissenschaftskommunikation ergeben: Markus Weißkopf, der als Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog (WiD) Bühnen baut für Wissenschaftskommunikation; Beatrice Lugger und Professor Dr. Klaus Bös, die als Geschäftsführerin bzw. Vorsitzender des Aufsichtsrates vom Nationalen Institut für Wis- senschaftskommunikation (NaWik) eine Vielfalt an Seminaren und Workshops zum Kompetenzaufbau in Wissen- schaftskommunikation anbieten und Dr. Jürgen Graf, der an der Universität Konstanz in der Stabsstelle Kommu- nikation und Marketing Wissenschaftler*innen konkret in ihren Aktivitäten unterstützt. Sportwissenschaftler*innen haben uns einen Einblick in ihre Kommunikationsaktivitäten gewährt und lassen uns an ihren Erfahrungen teil- haben: Dr.in Vanessa Wergin, die eine begeisterte Science Slammerin ist, Dr. Wanja Wolff und Philip Barzyk, die Twitter als Medium zur Wissenschaftskommunikation nutzen, Christian Theis und Prof. Dr. Tim Bindel, die über ihren sportpädagogischen Podcast One and a half sportsmen berichten und Prof. Dr. Billy Sperlich, der das Thema Wissenschaftskommunikation aus professoraler Sicht unter die Lupe nimmt. U nterwegs haben wir uns gefragt, welchen Stellenwert Wissenschaftskommunikation eigentlich für Sportwissen schaftler*innen und insbesondere für Nachwuchswissenschaftler*innen in Deutschland hat. Nichts lag näher, als dazu eine Umfrage durchzuführen. Kurz zuvor hatten NaWik, WiD und das Deutsche Zentrum für Hochschulforschung (DZHW) zu diesem Thema 5.688 Wissenschaftler*innen in Deutschland befragt. (Für all unsere potenziellen Kritiker:innen sei an dieser Stelle erwähnt, dass wir die Originalumfrage mit Einwilligung der Verantwortlichen 1:1 übernommen haben). Wir fanden es erstrebenswert, uns die Sportwissenschaft im Vergleich mit anderen Wissenschaftsdisziplinen anzuschauen. U nd auch #ichbinhannah ist uns auf unserer Reise begegnet. (Nachwuchs)Wissenschaftler*innen stellen sich – vollkommen zu Recht – die Frage, welchen persönlichen Mehrwert Aktivitäten in der Wissenschaftskommu- nikation haben und wo Prioritäten gesetzt werden sollten. Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Auf unserer Reise haben wir aber erfahren, dass Wissenschaftskommunikation zunehmend bedeutsamer wird im universitären Wissenschaftssystem; sie wird von Seiten des Bundes und den Fördermittelgebern gefordert und gefördert und damit wird sie auch für (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen in der Sportwissenschaft immer relevanter. W ir durften viel lernen auf unserer Reise. Das Schöne ist, sie ist noch nicht zu Ende. Wir sind noch immer neugierig, aber nicht mehr ganz so ahnungslos wie zu Beginn. Für uns ist eines klar geworden: Wissenschafts- zum reinhören: kommunikation ist ein Teil unserer wissenschaftlichen Arbeit. Ein Teil, der Ze-phir als Spaß macht und ein Teil, der sich lohnt – für uns selbst, für die Universität, Podcast für die Sportwissenschaft und für die Gesellschaft. Also rauf auf die Bühne! Julia Lohmann, Uli Fehr, Birte von Haaren-Mack, Hannah Kron & Christina Niermann 2021(2) | 3
Hauptbeiträge Gesamtrahmen: Was ist Wissenschaftskommunikation? von Hannah Kron & Birte von Haaren-Mack „Liebe Freunde der Sonne“, so be externer Wissenschaftskommu- Allerdings ist die Unterteilung in in- grüßt Mai Thi Nguyen-Kim ihre Zu nikation („Science Communica- terne und externe Wissenschafts schauer*innen und Follower*innen tion“) (Ball, 2020, Hagenhoff et al., kommunikation nicht ganz trenn- auf verschiedenen Social-Media- 2007). Früher publizierten vor al- scharf. An vielen Stellen verschwim- Kanälen wie YouTube, Twitter und lem Kommunikationsexpert*innen, men die Grenzen, sodass eher von Instagram. Beim Thema Wissen wie beispielsweise Wissenschafts zwei Polen und einem Kontinuum schaftskommunikation ist sie in den journalist*innen oder Kommunika- gesprochen werden kann, in das letzten Jahren zu einer der bekann- tionsabteilungen von Hochschulen sich die einzelnen Formate einord- testen Protagonist*innen gewor- wissenschaftliche Erkenntnisse an nen lassen. Deutlich wird das am den und hat dafür zahlreiche Prei- die Gesellschaft. Beispiel der Plattform Twitter. Wer se und Auszeichnungen erhalten, hier als Wissenschaftler*in aktiv ist, unter anderem den Grimme-Preis. In den letzten Jahren vermitteln im- richtet sich je nach Inhalt sowohl an An ihr gibt es kein Vorbeikommen, mer mehr Wissenschaftler*innen die wissenschaftliche Peer Group, wenn es um Wissenschaftskommu- ihre eigenen Forschungsergeb- als auch an nicht-wissenschaftli- nikation geht. Ihre Videos sind mil- nisse, wodurch sie selbst und ihre ches Publikum. Ein weiteres Beispiel lionenfach geklickt und behandeln Forschung transparenter, nahbarer stellen Veröffentlichungen im Open aktuelle, in der Öffentlichkeit disku- und authentischer werden. Dass Access dar, die sich zunächst an tierte Themen. Dabei schafft sie es Wissenschaftler*innen über ihre Wissenschaftler*innen richten. Den- Inhalte wissenschaftlich, aber gut Forschung allgemein verständlich noch ist nicht ausgeschlossen, dass verständlich zu kommunizieren, kommunizieren, Zusammenhänge interessierte fachfremde Bürger*innen und genau das ist Wissenschafts- einordnen und sich in den öffent- auf den Artikel zugreifen. kommunikation: Wissenschaftliche lichen Diskurs einbringen, fordert Erkenntnisse verständlich kommu- auch das Bundesinstitut für Bildung Beide Formen der Wissenschafts- nizieren. und Forschung in ihrem Grundsatz- kommunikation gelten als Basis für papier zur Wissenschaftskommuni- den wissenschaftlichen und gesell- Grundsätzlich werden zwei Arten kation (BMBF, 2019). Die Entwick- schaftlichen Fortschritt, denn einer- von Wissenschaftskommunikation lungen der letzten Jahre sind sehr seits wird durch die interne Kommu- unterschieden: Interne und exter- zu begrüßen, denn die Wissen- nikation die Qualität der Forschung ne Wissenschaftskommunikation. schaft benötigt für die gesellschaft- gesichert und andererseits wird Interne Wissenschaftskommunika- liche Legitimation deren Vertrau- durch die externe Kommunikation tion („Scholarly Communication“) en. Außerdem sollen Bürger*innen das gesellschaftliche Verständnis bezieht sich auf die Kommunikation durch Wissenschaftskommunika- erhöht (Hagenhoff et al., 2007). innerhalb der Scientific Community tion befähigt werden, sich an wis- und ist dabei selbst Teil des wis- senschaftlichen Diskussionen und Besonders eindrucksvoll zeigt sich senschaftlichen Prozesses (Ball, Entscheidungen zu beteiligen. Kom- die Relevanz von guter Wissen 2020, Hagenhoff et al., 2007). Das munikation beinhaltet immer zwei schaftskommunikation am Beispiel Wissen wird dabei über typische Rollen: die des Empfangenden und der Covid-19-Pandemie. Das For- formale Formate wie Publikationen die des Sendenden, wobei die Rol- schungsfeld von Virolog*innen rück- in Fachzeitschriften oder Fachvor- len nicht fest verteilt sind, sondern te 2019 plötzlich in den Fokus der träge bei Kongressen kommuniziert durchaus auch wechseln können. gesellschaftlichen Aufmerksamkeit. oder es findet ein informaler Aus- So wird der*die Wissenschaftler*in Expert*innen wie Christian Drosten tausch per Mail oder in Diskussio- auch zur*zum Zuhörer*in und er- oder Melanie Brinkmann wurden in nen auf verschiedenen Plattformen fährt, welche Themen für die Bür Talkshows und anderen Formaten statt, wobei meist eine homogene ger*innen von besonderem Inter- eingeladen, um ihr Fachwissen und und zahlenmäßig eher kleine Grup- esse sind. Denn je nach Relevanz ihre Einschätzungen den wissbe- pe angesprochen wird (Hagenhoff des Forschungsthemas prägt das gierigen Bürger*innen zu vermitteln. et al., 2007). kommunizierte wissenschaftliche Die Politik, aber auch fachfremde Wissen das Handeln von Einzel- Personen, forderten wissenschaft- Mai Thi’s Videos und Social-Me- personen oder die Entscheidungen liche Erkenntnisse. Virolog*innen, dia-Posts richten sich hingegen politischer, wirtschaftlicher oder an- Wissenschaftsjournalist*innen und an die breite heterogene Öffent- derer Institutionen (Bonfadelli et al., andere Kommunikator*innen versu- lichkeit und sind damit Beispiele 2017). chen seither, die neuesten Entwick- 4 | 2021(2)
Hauptbeiträge lungen in der Pandemie täglich neu Chancen, dass ihre Ergebnisse Bonfadelli, H., Fähnrich, B., Lüthje, C., einzuordnen und „fake news” wis- auch von nicht-wissenschaftlicher Milde, J., Rhomberg, M., & Schäfer, senschaftsbasiert, aber verständ- Publika Beachtung finden. Auch M. S. (Hrsg.). (2017). Forschungsfeld W i s s e n s c h a f t s ko m m u n i k a t i o n . lich zu widerlegen. der Sport selbst wird als ein gesell- Springer Fachmedien. https://doi. schaftliches Massenphänomen be- org/10.1007/978-3-658-12898-2 Wie wichtig Wissenschaftskommu- zeichnet und noch nie war das An- Bundesministerium für Bildung und nikation ist, erkennt auch die neue gebot an sportlichen Aktivitäten so Forschung (2021). FactoryWisskomm. Bundesregierung im Koalitionsver groß wie heute. So versuchen zum Handlungsempfehlungen für die trag an, in dem es heißt: „Wir wollen Beispiel Hobbysportler*innen, ihre Wissenschaftskommunikation. Auf Wissenschaftskommunikation sys- Trainingspläne sowie ihre Ernäh- gerufen unter https://www.bmbf.de/ bmbf/shareddocs/downloads/files/ tematisch auf allen wissenschaft- rung zu optimieren, um leistungs- factorywisskommpublikation.pdf lichen Karrierestufen und bei der fähiger zu werden. Neben dem Hagenhoff, S., Seidenfaden, L., Ortelbach, Bewilligung von Fördermitteln veran- Freizeitsport trifft aber auch der B., & Schumann, M. (2007). Neue Formen kern“. Ein besonderer Fokus soll au- Leistungssport auf großes gesell- der Wissenschaftskommunikation: Eine ßerdem auf Citizen Science und die schaftliches Interesse. So gehören Fallstudienuntersuchung. University Einbeziehung der Zivilgesellschaft Diskussionen über Spielverläufe Press. https://doi.org/10.17875/ in die Forschung gelegt werden. Da- oder -ergebnisse bei Wettkämpfen gup2007-208 mit ist ein neuer Grundstein gelegt, heutzutage wie das Wetter zu den um Wissenschaftskommunikation Themen der Alltagskommunikation. Kontakt auf allen Ebenen voranzutreiben. Diese Entwicklungen der letzten » Hannah Kron, Karlsruher Institut Jahre kommen der Sportwissen- für Technologie. Viele der Themen (z. B. Bewegung, schaft zugute. Jetzt liegt es an uns, E-Mail: hannah.kron@kit.edu Sport und Gesundheit) mit denen dieses Potential zu nutzen! Twitter: @Hannah_Kron sich die Sportwissenschaft beschäf- » Dr.in Birte von Haaren-Mack, tigt, sind nicht nur gesellschaftlich Literatur Deutsche Sporthochschule Köln äußerst relevant, sondern auch ak- Ball, R. (2020). Wissenschaftskommu E-Mail: b.vonhaaren-mack@dshs- tuell von großem gesellschaftlichem nikation im Wandel: Von Gutenberg koeln.de und medialem Interesse, da sie zu bis Open Science. VS Verlag für einem gewissen „Lifestyle“ gehö- Sozialwissenschaften. https://doi. ren. Forschende haben hier gute org/10.1007/978-3-658-31541-2 Sportwissenschaftlicher Nachwuchs auf Twitter: @SpowisNachwuchs 2021(2) | 5
Hauptbeiträge Die Bühne ist gebaut – Wo sind die sportwissenschaftlichen Akteur*innen? von Christina Niermann, Hannah Kron, Birte von Haaren-Mack & Julia Lohmann Was ist Wissenschaftskommuni- Wissenschaftskommunikation? Was senschaftskommunikation findet kation? Welche Rolle spielt sie in sind die Ziele von Wissenschafts- in der Öffentlichkeit statt. der Sportwissenschaft? Und wa- kommunikation? Welche Facetten rum und wie sollten Nachwuchs hat das Ganze? Welche Kanäle und Dann gibt es einmal eine instituti- wissenschaftler*innen kommuni Formate fallen darunter? Und war- onelle Wissenschaftskommunikati- zieren? Wir haben dazu drei um ist Wissenschaftskommunikati- on, die aus den Universitäten und Expert*innen befragt: Markus Weiß- on eigentlich wichtig? damit aus der Wissenschaft heraus kopf (Geschäftsführer bei Wissen- passiert. Daneben gibt es den Wis- schaft im Dialog), Beatrice Lugger Was ist Wissenschafts senschaftsjournalismus, der eher (Geschäftsführerin des Nationalen In- kommunikation? eine beobachtende Funktion hat stituts für Wissenschaftskommunika- und von außen über Wissenschaft tion, NaWik) und Prof. Dr. Klaus Bös Weißkopf: Das ist keine leich- berichtet. Wobei man dazu sagen (Sportwissenschaftler am Karlsruher te Frage. Wissenschaftskommu- muss, dass die Grenzen zwischen Institut für Technologie und Vorsitzen- nikation ist ein sehr komplexer diesen Begriffen fließend sind. der des Aufsichtsrates im NaWik). In Begriff. Es gibt verschiedene Fa- diesem Artikel stellen wir die Antwor- cetten, verschiede Ziele, verschie- Zu der Frage, was Wissenschafts- ten der drei Expert*innen zusammen- dene Akteur*innen. Grundsätzlich kommunikation eigentlich ist, sei fassend dar. Die Interviews können in kann man eine Unterscheidung auf den Beitrag von Hannah Kron voller Länge über den spotify-Kanal treffen zwischen interner und ex- und Birte von Haaren-Mack in die- des sportwissenschaftlichen Nach- terner Wissenschaftskommunika- sem Heft sowie auf Schäfer (2018) wuchses gehört werden. tion. Interne Kommunikation ist verwiesen. Zum Verhältnis von ins- das, was Wissenschaftler*innen titutioneller Wissenschaftskommu- Die Fragen, die wir als erstes auf mit Papern und auf Konferenzen nikation und Wissenschaftsjourna- dem Zettel haben, sind eher gro- untereinander formell und infor- lismus empfehlen wir die Lektüre ße und allgemeine Fragen: Was ist mell betreiben. Die externe Wis- des Artikels von Retzbach (2020). Was sind Ziele von Wissenschaftskommunikation? Weißkopf: Es gibt je nach Akteur*in bzw. Institution unterschiedliche Zielsetzungen und auch Verände- rungen in den Zielsetzungen über die Zeit hinweg. Früher war bei- spielsweise die Nachwuchswer- bung ein Hauptfokus. Es gab vor etwas mehr als zwanzig Jahren das sogenannte PUSH Memoran- dum (Hochschulrektorenkonferenz, 1999). Man hatte in den 1990er Jahren gesehen, dass die Studie- rendenzahlen in den MINT-Fächern sehr stark zurück gingen. Haupt- anliegen war es dann, die Wis- senschaft aus dem Elfenbeinturm herauszuholen und insbesondere jungen Menschen die Faszination der Wissenschaft zu vermitteln und sie für MINT-Fächer zu begeistern. Anfang der 2000er hat man dann 6 | 2021(2)
Hauptbeiträge gemerkt, dass es nicht ausreicht, an. Die Kinderuni hat verschiedene Denn wenn man für etwas brennt, mit den jungen Menschen zu spre- Zielsetzungen: Kinderuni um dem dann sollte die Öffentlichkeit darü- chen und sie für Wissenschaft zu Bildungsauftrag von Universitäten ber informiert und aufgeklärt wer- begeistern. Man muss auch die gerecht zu werden, Kinderuni um – den. Das gehört für mich einfach zu- Erwachsenen erreichen und Dialo- sehr früh – Nachwuchswerbung zu sammen. Zweitens, die Perspektive gangebote zu kontroversen Themen betreiben, Kinderuni als Instrument der Kommunikationspartner*innen. machen. Heute gibt es nochmal eine der Imagebildung. Es gibt natürlich Man sollte sich fragen: „was will andere Motivation im Zusammen- schöne Fotos in der Zeitung. Die ich beim Gegenüber erreichen?“ hang mit dem Stichwort „Wissen- Regionalmedien berichten gerne In der Sportwissenschaft wird zum schaftsskepsis”. Man hat bemerkt, darüber. Die Interessenslagen der Beispiel viel mit öffentlichen Mitteln dass es nötig ist, eine breitere Ver- einzelnen Wissenschaftler*innen zur finanziert, wodurch eine gewisse trauensbasis in der Bevölkerung Teilnahme an einem solchen Format Verantwortung darin besteht, dar- aufzubauen, auch deshalb, weil die sind ähnlich vielfältig. über auch zu kommunizieren. Man Wissenschaft weiterhin öffentliche möchte Transparenz schaffen. Gelder erhalten will. Im Moment gibt Lugger: Ich sehe bei der Kommu- es einen großen Rückhalt in der Be- nikation immer zwei Zielbereiche. Weißkopf: Wissenschaft und For- völkerung in Deutschland. Natür- Erstens, die eigene Perspektive der schung sind wichtige Elemente lich ist es eine Zielsetzung, diesen Forschenden oder der Forschungs- unserer demokratischen Gesell- Rückhalt zu erhalten. einrichtung. Hier kann es zum Bei- schaft und auch unseres Wohl- spiel um das Steigern der eigenen standes. Wissenschaft spielt immer Ein gutes Beispiel, um die Vielfalt Reproduktion gehen. Und es gibt mehr auch in individuelle und ge- an Zielsetzungen schon im Kleinen mit Sicherheit Themen, an denen sellschaftliche Entscheidungen rein. zu verdeutlichen, ist die Kinderuni. man mit Herzblut forscht und dieses In immer mehr Bereichen unseres Fast alle Universitäten bieten diese Herzblut sollte vermittelt werden. täglichen Lebens kommt Wissen- 2021(2) | 7
Hauptbeiträge schaft vor. Corona hat dies wieder rungen der Befunde bezogen auf Was sind empfehlenswerte einmal sehr deutlich gemacht. Es die Grundgesamtheit. Pressemit- Formate und Kanäle für zeigt sich aber auch bei anderen teilungen fallen manchmal eupho- Wissenschaftskommunikation? Themen wie künstliche Intelligenz rischer aus, als die Befunde es ei- oder autonomes Fahren. Es ist eine gentlich hergeben. Man muss eben Auf der Plattform www.wissenschafts demokratische Aufgabe, die Men- beachten, dass gerade durch die kommunikation.de, die gemeinsam schen da mitzunehmen und zu be- Digitalisierung alles immer direkt vom NaWik und Wissenschaft im Di- fähigen, informierte Entscheidungen verfügbar ist. Jeder kann darauf zu- alog betrieben wird, werden über zu treffen. greifen. Gerade zu Gesundheitsthe- 100 verschiedene Formate gelistet, men wird das auch sehr gerne und über die man in die Kommunikation Dabei ist wichtig, sich vor Augen oft gemacht. Da muss man schon mit Medien und Öffentlichkeit treten zu halten, dass Wissenschaft in sehr vorsichtig sein, was man wirk- kann. Einige Beispiele wurden von der Gesellschaft meist als ein lich in die Welt setzt. Das geht eben unseren Interviewpartner*innen be- Großes und Ganzes wahrgenom- nicht mehr, wie das noch vor zwan- sonders hervorgehoben. men wird. Studien zeigen, dass zig Jahren war, durch den Quali- Wissenschaft meist mit Medizin tätsfilter Journalismus. Vor zwanzig Lugger: Für die Schule gibt es zum und Gesundheit und weniger mit Jahren hast du deine Pressemittei- Beispiel die „Forschungsbörse“, fi- Sozial- und Geisteswissenschaft lung an die Medien geschickt, dann nanziert vom BMBF. Da können sich in Zusammenhang gebracht wird. haben die es erstmal eingeordnet Wissenschaftler*innen listen lassen Unterm Strich ist es einfach Wis- und bewertet und noch einmal gefil- und werden dann an Schulen ver- senschaft. Für Bürger*innen macht tert. Das passiert heute nicht mehr. mittelt, wo sie in einer Stunde vor- es keinen Unterschied, ob sie et- Es gibt heute kaum noch jeman- stellen können, woran sie arbeiten was vom Helmholtz Institut, der Uni den, der filtert. Der Filter besteht und was sie erforschen. Ein ähnli- Stuttgart oder der Uni Augsburg nur noch in den Rezipient*innen. Da ches Format ist „Skype a Scientist“. hören. Sie nehmen Wissenschaft ist die Frage, ob sie das können. Solche Formate kann man gut und einfach als Wissenschaft wahr. So Das heißt, wir haben schon eine einfach nutzen. Ich glaube auch, dass wir eigentlich eine gemein- gewisse Verantwortung, wenn wir dass TikTok und Instagram unter- same Vision haben könnten in der kommunizieren. schätzt werden, denn dort kann Wissenschaft: Wir haben einen ge- durchaus Wissenschaft vermittelt meinsamen Aufritt und jeder trägt Für mich gehört zu guter Wissen- werden. Das zeigt zum Beispiel „die- etwas dazu bei. schaftskommunikation auch, Inter- Wissenschaftlerin“ auf Instagram, essenskonflikte deutlich zu machen, die neben den Bildern auch guten Verschiedene Zielstellungen und zu zeigen, von wem eine Studie fi- wissenschaftlichen Kontext vermit- Erwartungen können auch im Wi- nanziert wurde und ob es da einen telt. Ich kann nur empfehlen, auch derspruch zueinander stehen. Für Einfluss von außen gibt. Es ist wich- mit neuen Formaten zu spielen und Universitäten und Wissenschaft tig, das zu reflektieren und ganz klar diese zu testen. Denn es geht dar- ler*innen ist es zwar wichtig, die darzustellen. um, auch die junge Generation ver- eigene „Marke“ zu betonen und in stärkt zu erreichen. den Vordergrund zu rücken. In Be- Aber ich will auch nicht zu viel zug auf den gesellschaftlichen Auf- Angst machen – im Sinne von „kann Bevor man loslegt, sollte man sich trag spielt die eigene Marke aber ich diesen Anforderungen gerecht aber grundsätzlich die Frage stel- eine untergeordnete Rolle. werden?“ Ich finde es wichtig, dass len, wen man aus welchem Grund man sich einfach mal ausprobiert. erreichen möchte. Erst anschlie- Was ist gute Wissenschafts Jede*r ist zum Beispiel zum Sience ßend kann man einschätzen, wel- kommunikation und was sind Slam eingeladen. Gerade das ist che Kanäle hierfür geeignet sind. Kanäle und Formate? eine wunderbare Bühne, um sich auszuprobieren. Man wird da auch Weißkopf: Erst frage ich mich, wen Weißkopf: Gute Wissenschaftskom- durch ein falsches Wort in der Re- ich erreichen möchte. Möchte ich munikation ist klar und verständlich gel keinen Skandal auslösen. Ich vielleicht gerade junge Menschen und auf definierte Zielgruppen aus- glaube, es macht einfach einen erreichen oder ganz bestimmte Sta- gerichtet. Und gute Wissenschafts Unterschied, ob ich einen Science keholder? Danach muss ich schau- kommunikation verzichtet auf Über- Slam Beitrag halte oder vielleicht en, über welchen Kanal ich meine treibungen. Zum Beispiel sollte man ein kleines Video drehe oder ob ich Zielpersonen am besten erreichen nicht sagen „weltweit erste”, wenn eine Pressemitteilung an landeswei- kann. Bei jungen Menschen ist es dies gar nicht so ist. Vorsicht ist te Medien zu einem neuen Krebs- eher Instagram oder TikTok, andere auch geboten bei Verallgemeine- medikament rausschicke. Stakeholder erreicht man eher auf 8 | 2021(2)
Hauptbeiträge Twitter. Twitter ist eine Mischung dale wie Doping oder ähnliches Warum sollten Sportwissenschaft aus externer und interner Kommu- geht. Ganz selten findet sich ein ler*innen (mehr) kommunizieren? nikation. Es ist vorwiegend unpro- Beitrag im Wissenschaftsressort. fessionelle Kommunikation. Du er- Ich finde, dass das Thema deutlich Lugger: Gerade wenn ein For- reichst deine Peers, du erreichst unterverkauft ist. Zwar gibt es Spe- schungsprojekt über fünf bis sechs vielleicht den einen oder anderen zialmagazine zu Fitnessthemen, die Jahre betrieben wird, dann soll- Journalisten und du willst dich da ja sich teilweise auf wissenschaftliche te der Schritt in die Öffentlichkeit auch als Person präsentieren und Erkenntnisse berufen. Aber diese immer mitgedacht werden – idea- sagen, „hey, mein neues Paper ist richten sich nicht an die Allgemein- lerweise schon während der Pro- da” oder mal mit einer starken Po- heit. Es könnte durchaus mehr im jektlaufzeit. Aber spätestens zum sition vertreten sein und insgesamt Bereich der Wissenschaftskommu- Ende sollte jede*r sich die Zeit deinen Bekanntheitsgrad in der nikation getan werden. Gerade Pod nehmen, um aus der eigenen wis- Community erhöhen. casts bieten sich hier an. senschaftlichen Erkenntnis gute Kernbotschaften zu formulieren, Wichtig ist dann aber auch die Bös: Ich denke, man muss da et- die für die Öffentlichkeit geeignet Frage, ob ich mich mit dem Format was differenzieren. Während zu den sind. Gerade bei so einer langen wohlfühle. Ich glaube, nicht jeder Themen Sport und Gesundheit viel Zeitspanne lohnt es sich, in den oder jede kann und möchte sich in der Öffentlichkeit kommuniziert Austausch mit der Gesellschaft auf TikTok darstellen, das wird nicht wird, gibt es andere Disziplinen, die zu treten und auch einfach mal zu funktionieren und das sollte man kaum in der Gesellschaft vertreten hören, welche Forschungsbedarfe auch nicht tun. sind. Insgesamt sehe ich für die von der Seite der Öffentlichkeit ge- fehlende Präsenz der Sportwissen sehen werden. Nur im Dialog er- Wie steht die Sportwissen schaft zwei Gründe: Zum einen ist fahren wir, was die andere Seite schaft in der Wissenschafts die Sportwissenschaft ein kleines interessiert und hören oder lesen kommunikation da? Fach. Wir haben im Vergleich zur will. Außerdem gibt es hier noch ei- Psychologie oder der Medizin viel nen weiteren sehr wichtigen Punkt: Die Sportwissenschaft ist nach weniger Wissenschaftler*innen und Die Wissenschaftler*innen sollten Wahrnehmung unserer Interview sind deshalb einfach nicht im sel- den Elfenbeinturm verlassen, sich partner* innen nicht wirklich gut ben Maße in der Gesellschaft ver- in die Arena begeben und mit den durch Wissenschaftskommunika- treten. Zum anderen sind wir inner- Menschen sprechen. Denn gerade tion repräsentiert. Das Potential halb der Disziplin sehr heterogen. in der Sportwissenschaft wird viel wird aber durchaus als hoch ein- Das heißt, wir sind uns in vielen mit und an Menschen geforscht, die geschätzt. Dingen uneinig, was die Wissen- als Proband*innen gewonnen wer- schaftskommunikation erheblich den müssen und dafür ist Kommu- Weißkopf: Ich muss gestehen, dass verkompliziert. Wir brauchen in un- nikation wesentlich. wir eher selten Projekte zu sport- serem Fach mehr Konsens in vielen wissenschaftlichen Themen haben. Dingen. Wir müssen uns auch da- Und noch etwas spricht dafür: Es gab 2006 auf der MS Wissen- rüber verständigen, was gute Wis- Im Journalismus gibt es mehre- schaft das Wissenschaftsjahr In- senschaft ist. Wir sind mit vielen re Faktoren, die den Nachrich- formatik und Sport. Warum damals Themen ganz nah an gesellschaft- tenwert einer Meldung angeben. die Entscheidung getroffen wurde, lichen Fragen. Ich bleibe mal beim Dazu gehört unter anderem der dass man Sport da mitreinnimmt? Thema Sport und Gesundheit. Da Betroffenheitsfaktor als einer der Es war vielleicht wegen der Fußball ist es evident, dass Menschen als wichtigsten Faktoren überhaupt, WM 2006 in Deutschland. Sport Bewegungswesen geboren sind wenn entschieden wird, ob das spielt schon immer wieder eine und ein gewisses Maß an Bewe- Thema eine Meldung wert ist oder Rolle. Wenn es um Gesundheits- gung brauchen, um sich im Leben nicht. Themen wie Gesundheit und themen geht oder um das Thema besser zurecht zu finden. Diese Tat- Sport haben einen sehr hohen Be- Altern beispielsweise, dann kommt sache transparent zu machen und troffenheitsfaktor, weil sie wirklich diese Perspektive mit rein. immer wieder zu kommunizieren, jede*n betreffen. Genau diese Karte halte ich für sehr wichtig. Gerade sollte in der Außenkommunikation Lugger: Aus meiner Sicht nimmt im Bereich Schulsport sollten die öfter gezückt werden. Aus meiner man von der Sportwissenschaft we- Lehrkräfte dabei unterstützt wer- externen Sicht kann ich mir vorstel- nig wahr. In Zeitungen oder Maga- den, besser begründen zu können, len, dass tolle Details erforscht wer- zinen taucht das Thema Sport na- was sie da eigentlich tun. Ich sehe den, aber dann vergessen wird, die hezu ausschließlich im Sportteil auf da jede Menge Ansatzpunkte für Brücke zum allgemeinen Gesund- und z. B. dann, wenn es um Skan- Wissenschaftskommunikation. heitsthema zu schlagen. Es ist eine 2021(2) | 9
Hauptbeiträge These von mir, aber vielleicht wäre „hey cool, was heute für Fragen und stellt werden können, die etwas das eine Handreichung, um künftig Statements kamen aus der Bevölke- zum Thema Kommunikation über aktiver zu werden. rung. Da muss ich morgen erstmal das Projekt beinhalten. Welche mit meinem Lab drüber diskutieren. Kommunikationsziele werden ver- Warum sollten Nachwuchswissen Das war total interessant”. folgt? Welche Zielgruppen sollen schaftler*innen (externe) Wissen über welche Medien erreicht wer- schaftskommunikation betreiben? Bös: Ich bin zwar nicht mehr im den? Bei der DFG gibt es schon operativen Geschäft, aber ich be- seit Jahren ein Zusatzmodul zur In diesem Teil soll die Relevanz der obachte, dass das Thema Wissen- Kommunikation, das man abrufen Wissenschaftskommunikation für schaftskommunikation zunehmend kann. Das ist natürlich sehr hilf- Nachwuchswissenschaftler*innen eine wichtige Rolle spielt. Das kann reich, denn damit sind die notwen- beleuchtet werden. Dazu haben ich daran festmachen, dass nahezu digen Ressourcen – Zeit und Geld wir gefragt, welche Rolle sie nach alle Universitäten inzwischen Zen- – eingeplant und Teil des Projekts. Einschätzung unserer Interview tren für Wissenschaftskommunika- In dem Fall können sich dann ein partner*innen bei Forschungsan- tion einrichten. Ich glaube, auch bis zwei Projektmitarbeiter*innen trägen und in Berufungsverfahren bei Berufungsverfahren wird die parallel zu ihrer Forschung mit ei- spielt. Davon ausgehend, dass die Wissenschaftskommunikation eine nem bestimmten Kontingent mit der interne Wissenschaftskommunikati- zunehmend wichtige Rolle spielen. Projektkommunikation beschäfti- on (z. B. wissenschaftliche Publika- Dann ist es nicht unerheblich, ob gen. Das wiederum bedeutet nicht tionen, Vorträge auf Fachtagungen) die Person, die berufen wird, auch unbedingt, dass das restliche Pro- eher als wesentlicher Bestandteil über die Scientific Community hin- jektteam nichts mit der Kommuni- der Forschung mitgedacht und – aus sichtbar ist. kation zu tun hat. Denn: Auch sie gemacht wird, zielte unsere Frage müssen wissen, wie Kommunikation auf die Relevanz einer häufig als Lugger: Mit dem Thema Anerken- funktioniert und es muss herausge- zusätzlich und nicht dem originären nung und Reproduktion hat sich funden werden, was die Menschen Arbeitsauftrag zugehörig empfun- bei der „FactoryWisskomm“ vom überhaupt interessiert. Außerdem denen externen Wissenschaftskom- Bundesministerium für Bildung sind die Kommunikator*innen auf munikation. und Forschung eine eigene Arbeits- ihr Kolleg*innen angewiesen, so- gruppe befasst. Aus den über ein bald es um Inhalte geht. Weißkopf: Mein Gefühl ist, dass Dreivierteljahr laufenden Diskussi- wissenschaftskommunikatorische onen zur #Factory von über 150 Es zeichnet sich also auf jeden Fall Aktivitäten mehr und mehr bei Be- Menschen, die sich professionell ab, dass der „public outreach” bei rufungsverfahren oder bei Antrags- mit Wissenschaftskommunikation Anträgen wichtiger wird. Es gibt hier stellungen helfen. Ich glaube, dass befassen, ist ein Abschlussband einen ganz klaren politischen Wil- Aktivität auf Twitter auch die Vernet- entstanden. Dieser enthält ein di- len dahinter. Im vergangenen Jahr zung fördern kann. Gerade auch die ckes Portfolio an Empfehlungen, wurde im Bundestag verabschiedet, Vernetzung mit Stiftungen, mit Minis- auch was die Themen Anerkennung dass Wissenschaftskommunikati- terien, mit entsprechenden Förder- und Reproduktion betrifft. Bei Be- on gestärkt werden soll. Als NaWik mittelgebern. Und das ist jetzt in der rufungsverfahren könnte beispiels- merken wir schon heute die Aus- Regel nicht schädlich für die Karri- weise auch berücksichtigt werden, wirkungen, indem wir immer wieder ere. Von daher kann ich auch den wenn jemand einen eigenen Blog angefragt werden, ob man uns im Nachwuchswissenschaftler*innen aktiv betreibt oder Interviews gibt. Antrag bereits als Kooperations- immer nur raten, solche Möglich- In der Summe bleibt dieses Feld partner nennen darf, um gemein- keiten wahrzunehmen. schwierig, denn der eine bloggt, die sam ein Kommunikationskonzept andere twittert, eine weitere hat ei- zu erstellen. Da werden wir dann Abseits davon, dass man sich gut nen Stand bei dem Tag der offenen auch beratend aktiv, neben den Se- vernetzen und kennenlernen kann, Tür. Diese Aktivitäten lassen sich minarleistungen, und helfen neuen ist Wissenschaftskommunikation ein nicht so einfach vergleichen wie der Projekten in der Kommunikation auf wichtiger Resonanzbereich. Ob es Impact-Faktor einer Publikation und die Sprünge. jetzt Twitter ist oder ob es der Tag der trotzdem sollte es sich lohnen, sich offenen Tür ist. Mit der Bevölkerung damit zu beschäftigen. In Zukunft wird Wissenschaftskom- zu sprechen, kann wichtige Impulse munikation in den universitären Ein- für die eigene Arbeit geben. Ich habe Ein anderer Schritt ist sicher für die richtungen eine immer größere Rolle schon viele Wissenschaftler*innen Nachwuchswissenschaftler*innen spielen. An der Universität Freiburg erlebt, die nach einer Veranstaltung interessant: Beim BMBF werden beispielsweise ist das Thema in der zu mir kamen und gesagt haben, zukünftig nur noch Anträge ge- Präsidialebene angekommen. Im Fe- 10 | 2021(2)
Hauptbeiträge bruar hat Julia Wandt das Rektorat Gerade im Alter zwischen 25 und Weißkopf: Abgesehen davon, dass des Geschäftsbereichs „Kommuni- 35 Jahren befinden sich die jun- ich denke, dass sich die Nach kation und Strategie“ übernommen. gen Wissenschaftler*innen in ei- wuchsw issenschaftler*innen mit Es gibt immer mehr Universitäten, ner schwierigen Lebensphase. Da mehr Nachdruck zusammenschlie- welche die Kommunikationsabtei- kommt vieles zusammen: private ßen sollten und auf eine Verände- lung nicht nur als Dienstleister be- Umstrukturierungen, Aufbau und rung der Situation drängen sollten, trachten, sondern als Teil des Lei- Pflegen von Beziehungen, Famili- kann ich von meiner Seite nur sa- tungsstabs. Wir merken auch ganz enplanung, Promotion, Weiterqua- gen: Wir setzen uns natürlich dafür klar, dass auch die professionellen lifizierung und vieles mehr. Die 24 ein, dass Wissenschaftskommuni- Wissenschaftsommunikator*innen Stunden am Tag können eben nur kation eine höhere Anerkennung an den Universitäten und den For- einmal verteilt werden. Deshalb bekommt. Beispielsweise indem schungseinrichtungen verstärkt da- müssen wir uns überlegen, wie wir solche Aktivitäten mit Preisen be- rüber nachdenken, wie sie auf die Wissenschaftskommunikation für dacht werden und man auch Förde- Wissenschaftler*innen zugehen und Nachwuchswissenschaftler*innen rungen erhält werden diese Aktivitä- mit ihnen netzwerken können. stärker honorieren, um zusätzliche ten insgesamt mehr wertgeschätzt. Anreize zu schaffen. Aktuell ist es Mein Gefühl ist, dass sich da auch Wissenschaftskommunikation ist eher so, dass davon ausgegangen was tut. Das Reputationssystem relevant, aber auch aufwändig. Das wird, dass sie erst einmal das Fach- wird sich sicher verändern, so dass stellt insbesondere für Nachwuchs liche lernen müssen, bevor sie an- es die Anerkennung für Kommuni- wissenschaftler*innen eine große fangen, zu kommunizieren. Es sollte kationsaktivitäten geben wird, ge- Herausforderung dar. Angesichts ein Anreizsystem geschaffen wer- rade auch im Nachwuchsbereich. endlicher Zeitressourcen stellt sich den, dass auch so etwas wie ein Inwieweit sich systemische Voraus- für Nachwuchswissenschaftler*innen eigener Blog honoriert wird. setzungen ändern, das muss man - trotz der dargestellten Relevanz - sehen. Das ist vielleicht eine andere immer die Frage, welche Prioritäten In Berufungsverfahren stehen meist Diskussion, die wir auch versuchen, sie setzen sollten, um die Chancen sehr konkrete Anforderungen an die zu befeuern. Beispielsweise könnte für eine Weiterbeschäftigung im Wis- fachliche Qualifikation, während zur man sagen, dass man Leute eben senschaftssystem zu erhöhen. Kommunikation eher weiche Formu- nicht nur nach dem Hirsch-Index lierungen gewählt werden. Genau auswählen kann, sondern vielleicht Bös: Ich sehe die Notwendigkeit, das muss sich ändern. Diese An- noch andere Kriterien dazugehö- schon früh Kontakte zu Gremien forderungen an die Fähigkeit und ren. und Organen der Wissenschafts- Bereitschaft zur Wissenschaftskom- kommunikation aufzubauen. Als munikation müssen konkretisiert Uns haben zum Schluss noch ganz Nachwuchswissenschaftler*in soll- werden. Denn solange dies nicht konkrete Tipps und Hinweise – ge- te man sich schon früh damit be- der Fall ist, werden die rein fach- rade für Neulinge in der Wissen- schäftigen, wem man die Ergebnis- lichen Punkte dominieren. Solan- schaftskommunikation – interes- se anbieten kann und wie man sie ge der Impactfaktor ein Vielfaches siert. Hier fassen wir die wichtigsten anbieten kann. Allerdings sehe ich mehr Gewicht hat als ein Blog oder potentiellen Fallstricke, Unterstüt- hier auch ein zeitliches Problem. Ich die Aktivität in sozialen Medien und zungsmöglichkeiten und Tipps un- selbst habe pro Woche drei bis vier diese eventuell sogar von der scien- serer Interviewpartner*innen zu- Anfragen von Journalist*innen, die tific community belächelt werden, ist sammen. mich interviewen möchten. Da ich das schwierig. Sowohl universitäre hierzu relativ viel Erfahrung habe, Gremien, aber auch andere Insti- Welche Fallstricke sollte man geht das bei mir relativ schnell. tutionen wie die dvs müssen sich kennen und vermeiden? Aber wenn ich mir vorstelle, dass Gedanken über den Stellenwert von jemand der gerade erst mit seiner Wissenschaftskommunikation ma- Lugger: Ein klassischer Fallstrick, Forschung begonnen hat mit die- chen. Erst wenn diese Dinge besser der häufig diskutiert wird, ist, dass sen Fragen konfrontiert wird, dann festgeschrieben sind, ist der Stellen- Themen manchmal als super vielver- kostet das sehr viel Zeit, um sich wert von Wissenschaftskommunika- sprechend „überverkauft“ werden. darauf vorzubereiten. Und diese tion besser definiert. Im Moment ist Deshalb gilt es, das wissenschaftli- Zeit fehlt dann an einer anderen Wissenschaftskommunikation eher che Fundament von Aussagen stets Stelle. Gerade in der Lebensphase, auf der Ebene von Schlüsselqua- zu prüfen und nur Aussagen auf dem in der man sich fachlich qualifizie- lifikationen angesiedelt. Wenn das aktuellen Stand gegenwärtigen vali- ren muss. Deshalb müssen wir uns mehr Stellenwert und mehr Aner- den Wissens zu treffen. Sprich: Es überlegen, welche Anerkennungs kennung hat, dann ändert sich die muss zunächst gute Wissenschaft mechanismen wir aufbauen können. Bedeutung automatisch. basierend auf guter wissenschaft- 2021(2) | 11
Hauptbeiträge licher Praxis stattfinden und die den Universitäten oder in anderen Die Ergebnisse der großen Umfrage Ergebnisse müssen gesetzt sein. Einrichtungen. zur Wissenschaftskommunikation in Forscher*innen können darüber hi- Deutschland sind in verschiedenen naus natürlich durchaus erzählen, Aber auch die Pressestellen der Beiträgen zusammengefasst (htt- woran sie forschen, was es bedeu- Universitäten sind dazu da, zu hel- ps://www.wissenschaftskommuni- tet, wie die Prozesse sind, auch fen. Wenn ich einen Anlass sehe, kation.de/thema/umfrage/). Hier welche Probleme auftauchen. Aber zum Beispiel, wenn ich ein neues knüpft auch der Artikel von Birte es müssen wirklich wissenschaft- Paper habe und denke, “das ist ei- von Haaren-Mack und Christina liche haltbare Inhalte sein, die ich gentlich ganz cool und könnte für Niermann in diesem Heft an. am Ende kommuniziere. Ein weite- andere Menschen relevant sein”, rer Fallstrick ist leider auch häufig, dann kann ich damit zur Presse- Zum Abschluss: Was sind dass viele Wissenschaftler*innen stelle gehen und mir Unterstützung Ihre wichtigsten Tipps zur die Haltung haben „ich bin doch Ex- suchen. Da würde ich auch immer Wissenschaftskommunikation? perte“ und sich damit auf eine hö- mal anklopfen. Ich glaube, das ist here Stufe stellen. Dadurch entsteht die Hauptunterstützungsstruktur für Lugger: Grundsätzlich empfehle automatisch eine „top-down Situa- Nachwuchswissenschaftler*innen. ich, sich themenspezifisch schlau tion“, die eine Kommunikation auf zu machen, was es denn für hilfrei- Augenhöhe unmöglich macht. Es ist Außerdem gibt es verschiedene che Seminare und Tools gibt. Wir nämlich auch wichtig, die Bürger Wettbewerbe und Preise. Wir ha- haben bei uns den sogenannten Na- expert*innen zu hören, die eine Mei- ben zum Beispiel hier bei Wis- Wik-Pfeil, das ist unser Kernelement nung und eine Haltung haben und senschaft im Dialog zu jedem der Lehre. Damit fassen wir fünf Di- Erfahrungswissen besitzen. Da soll- Wissenschaftsjahr den Hochschul- mensionen der Wissenschaftskom- te man sich nicht darüber stellen. wettbewerb, bei dem sich Teams von munikation zusammen, um sich auf Dialog bedeutet eben auch zuhören. Nachwuchswissenschaftler*innen jedwede kommunikative Situation bewerben können, mit einem sehr vorzubereiten aber sogar auch um Bös: Journalist*innen wollen häu- schlanken Verfahren. Einreichen eine Kommunikationsstrategie zu fig einfache Botschaften haben. muss man erstmal nur eine halbe entwickeln. Und natürlich empfeh- Wissenschaftler*innen schreiben Seite und wenn man dann ausge- le ich unsere Konferenz „Wisskon“, differenzierte Artikel, in denen vie- wählt wird, muss man fünf Seiten ver- die Konferenz für kommunizierende les diskutiert wird. Journalisten wol- fassen. Das ist nicht viel. Man kann Wissenschaftler*innen, wo wir un- len dann Zahlen haben. Und diese dann mit 10.000 € ein Kommunika- ter anderem auch über Themen wie Zahl suggeriert immer Kausalität. tionsprojekt umsetzen und hat darü- Anerkennung und Reputation disku- Kausalität haben wir aber so gut ber auch Kontakt zum Projektträger tieren. Es ist wiederum für uns als wie nie. Da tappt man schnell in und zum BMBF. Es gibt außerdem NaWik sehr interessant, wiederholt die Falle. Am Ende wird man auf verschiedene Stiftungen, die Preise reinzuhorchen, was sich verbessert eine Zahl reduziert, wobei man in verleihen. Zum Beispiel Körber oder oder verschlechtert. Insgesamt hal- Wirklichkeit ganz viele Hypothesen die Klaus Tschira Stiftung. Wichtig te ich das voneinander Lernen für und Fragestellungen aufgestellt dabei ist, dass man an Netzwerken sehr wertvoll. und untersucht hat. Das muss man partizipiert, Leute kennenlernt, sich lernen. Es ist viel wichtiger, zu Be- austauscht und Kontakte knüpft. Von Ansonsten würde ich empfehlen, ginn viel zuzuhören und viel Er- daher kann ich nur allen raten, diese sich umzusehen. Das heißt, zu fahrung zu sammeln bevor man Möglichkeiten wahrzunehmen. überlegen, was einem selbst an sich in dieses Haifischbecken der medialem Konsum oder Austausch Wissenschaftskommunikation be- Lugger: In einer Umfrage von mit anderen Spaß macht, um dann gibt, denn da kann man sich auch uns (NaWik) gemeinsam mit WiD herauszufinden welcher Kommuni- schnell schaden. Gerade als Nach und DZHW hat sich gezeigt, dass kationstyp man ist. Und dann geht wuchswissenschaftler*in. Wissenschaftler*innen sich mehr es um das Netzwerken. Man sollte Unterstützung wünschen. Wir brau- sich Feedback von anderen holen, Welche Unterstützungsstrukturen chen mehr Unterstützungsstruktu- Sparringspartner*innen finden und gibt es? Wer kann mir helfen, ren und etablierte Wege, damit klar sich gegenseitig in Kommunikations- mein Kommunikationsprojekt ist, an wen ich mich wenden kann, situationen unterstützen. Es ist natür- umzusetzen? wenn ich Hilfe benötige. Diese Ver- lich auch in der Kommunikation sehr änderungen sind angestoßen und hilfreich, gute Freunde zu haben. Weißkopf: Es gibt immer mehr nie- es gibt Hochschulen die schneller derschwellige Kurse zur Wissen- sind als andere, aber man merkt, Bös: Generell finde ich es wichtig, schaftskommunikation, sei es in dass sich im Moment vieles bewegt. dass jede*r das was er oder sie in 12 | 2021(2)
Hauptbeiträge einem Artikel verfasst hat, auf einer nutzen, die da sind. Also wirklich Kontakt Seite zusammenfassen oder in drei zu sagen, „hey, ich hab eine Press- Minuten mündlich erklären kann. Es stelle vor Ort, es gibt sowas, wie » Dr.in Christina Niermann, Medi- ist äußerst wichtig, dass ich jeman- wissenschaftskommunikation.de wo cal School Hamburg dem in einer beliebigen Zeit, egal man ganz viele Tricks und Tipps ab- E-Mail: christina.niermann@ ob eine, zwei, drei Minuten sagen holen kann”. Nutzt das! medicalschool-hamburg.de kann, was ich im letzten halben Jahr Twitter: @ChrNiermann geforscht habe. Das Wichtigste ist, Literatur » Hannah Kron, Karlsruher Insti- dass man selbst gute Forschung tut für Technologie betreibt. Bevor ich mich an die Öf- Hochschulrektorenkonferenz (1999) . E-Mail: hannah.kron@kit.edu fentlichkeit wende, muss ich das Dialog Wissenschaft und Gesellschaft. Twitter: @Hannah_Kron Hochschulrektorenkonferenz: Bonn. was ich gemacht habe, verständ- » Dr.in Birte von Haaren-Mack, Retzbach, J. (2020). Wie viel Pressetext lich artikulieren können und da hilft Deutsche Sporthochschule Köln steckt im Wissenschaftsjournalismus? der NaWik-Pfeil ganz erheblich. Das Abgerufen am 03.12.202 unter https:// E-Mail: b.vonhaaren-mack@ muss man erstmal gelernt haben. www.wissenschaftskommunikation.de/ dshs-koeln.de wie-viel-pressetext-steckt-im-wissens » Dr.in Julia Lohmann, Universität Weißkopf: Naja, machen! Ich glau- chaftsjournalismus-40559/) Augsburg be das ist so die erste Empfehlung. Schäfer, S. (2018) . Wissenschafts E-Mail: julia.lohmann@uni-a.de Spaß dran haben, sich auszuprobie- kommunikation ist Wissenschafts Twitter: @juliamlohmann j o u rn a l i s m u s , W i s s e ns c h a f t s - ren und die Erfahrung machen. Klar, PR … und mehr. Abgerufen am Kommunikation kann mal schief ge- 03.12.2021 unter ht tps ://www. hen. Aber in der Regel ist das Feed- wissenschaftskommunikation.de/ back positiv und von daher nehmt w i s s e n s c h a f t s ko m m u n i k a t i o n - dieses positive Feedback mit, das ist - w is sensc haf t sjournalismus - tut auch manchmal ganz gut. Und wissenschafts-pr-und-mehr-3337/ das Zweite: Dabei die Ressourcen Save the date! 10. dvs-Nachwuchsakademie „Wissenschaftskommunikation“ Vom 21. bis 23. März 2023 findet die 10. Nachwuchsakademie an der Medical School Hamburg statt! Die Nachwuchsakademie richtet sich an Nachwuchswissenschaftler*innen in der Postdoc-Phase oder in der Endphase der Promotion. Merkt euch diesen Termin vor, weitere Infos folgen über die Kanäle der dvs und der Kommission sportwissenschaftlicher Nachwuchs – wir freuen uns auf euch! 21.–23.03.2023, MSH Medical School Hamburg 2021(2) | 13
Hauptbeiträge Wissenschaftskommunikation in der Sportwissenschaft – status quo von Birte von Haaren-Mack & Christina Niermann1 „Fake News“, die sich rasant über Befragung und führten diese bei hofer-, Leibniz- und Helmholtz- soziale Medien verbreiten und Sportwissenschaftler*innen durch. Gemeinschaft) erfolgte, wurde sich standhaft haltende, abstru- Vorteile dieses Vorgehens sahen die hier berichtete Umfrage bei se Verschwörungstheorien ha- wir unter anderem darin, dass per- Sportwissenschaftler*innen aus- ben dazu beigetragen, dass Wis- spektivisch auch ein Vergleich mit schließlich in Deutsch über die senschaftskommunikation – nicht den Daten der Originalumfrage Mailingliste „Sportwiss“ (3.500 zuletzt vor dem Hintergrund der möglich wäre. Abonnent*innen Stand März 2019), Corona-Pandemie – mehr in den den Newsletter der Deutschen Ver- Fokus der gesellschaftlichen Wahr- Der vorliegende Beitrag hat das einigung für Sportwissenschaft nehmung gerückt ist. Neben die- Ziel, einen Überblick zu zwei Kern- (dvs) sowie über die Social Me- ser medialen Präsenz ist Wissen- fragen zu geben. Dabei fokussieren dia Kanäle der dvs und der dvs- schaftskommunikation aber auch wir die folgenden beiden Hauptbe- Kommission „Wissenschaftlicher verstärkt ins Blickfeld von Poli- reiche: Nachwuchs“ beworben. Zudem tik und Wissenschaft, Universitä- wurde sie über die Nachwuchs- ten, Fördermittelgebern und auch 1. Wo steht die Sportwissenschaft Netzwerker*innen direkt an die Wissenschaftler*innen selbst ge- in Bezug auf Wissenschaftskom- sportwissenschaftlichen Standor- rückt, wie z. B. in dem Artikel „Die munikation? te in Deutschland, Österreich und Bühne ist gebaut – Wo sind die 2. Welche Einstellung und welches der Schweiz verteilt. Die Fragen sportwissenschaftlichen Akteure?“ Verhältnis haben Sportwissen und Antwortmöglichkeiten der Ori- beschrieben. schaftler*innen zu Wissen ginalumfrage wurden 1:1 übernom- schaftskommunikation? men und durch die Frage „Welche Wir beleuchten in diesem Heft die dvs-Sektion spiegelt am besten Wissenschaftskommunikation in den von Ihnen primär bearbeite- der Sportwissenschaft. Natürlich Beschrieben werden zum einen die ten Themenbereich wider?" sowie haben wir uns auch die Frage ge- bisherigen Erfahrungen mit und eine offene Frage mit der Möglich- stellt, wie die Sportwissenschaft Gelegenheiten zu Wissenschafts- keit zu Anmerkungen oder Anre- zur Wissenschaftskommunikation kommunikation sowie die Kanäle, gungen rund um das Thema Wis- steht bzw. wo sie in Sachen Wis- die bisher genutzt wurden. Zum an- senschaftskommunikation in der senschaftskommunikation aktuell deren werden die Bewertung der Sportwissenschaft ergänzt. steht. Neben der Idee, sich die Ein- Relevanz und des bisherigen En- schätzung von Expert*innen (siehe gagements in der Wissenschafts- Der Link zur online Befragung Artikel zu Interview „Die Bühne ist kommunikation, sowie Barrieren wurde von 219 Teilnahmen ange- gebaut…“) und Akteur*innen der und Wünsche bezüglich zukünfti- klickt, davon füllten 155 Sport Wissenschaftskommunikation in ger Entwicklungen in der Wissen- wissenschaftler*innen (weiblich = der Sportwissenschaft einzuholen, schaftskommunikation in den Blick 57, männlich = 42, divers = 2) den entstand so der Gedanke, eine Be- genommen. Fragebogen vollständig aus. Die fragung zu diesem Thema in der meisten Teilnehmer*innen sind den Sportwissenschaft durchzuführen. Wie sind wir vorgegangen und Sektionen Sportpädagogik (n = 38) In unseren Recherchen stießen wir wer hat unseren Fragebogen und Sportpsychologie (n = 29) zu- auf die Ergebnisse einer Befragung beantwortet? zuordnen, die allein 43% der Ge- zur Wissenschaftskommunikation samtstichprobe ausmachten. Da- bei Wissenschaftler*innen aller Basierend auf der Originalumfrage neben waren die Sportsoziologie Fachrichtungen, die im Jahr 2020 des WiD, DZHW und NaWik wur- (n = 17), die Trainingswissenschaft durchgeführt wurde. In Absprache de im Zeitraum vom 05.08.2021 (n = 14), die Sportmedizin (n = 12) mit den für die Originalumfrage ver- bis zum 31.10.2021 eine Online- und die Sportmotorik (n = 12) rela- antwortlichen Institutionen, Wissen- Befragung (QuestorPro, Blubbsoft tiv häufig vertreten. Weniger häufig schaft im Dialog (WiD), dem Deut- GmbH) durchgeführt. Während bzw. gar nicht vertreten waren die schen Zentrum für Hochschul- und die Originalumfrage in deutscher Biomechanik (n = 7), Sportökono- Wissenschaftsforschung (DZHW) und englischer Sprache unter ex- mie (n = 5), Sportinformatik und und dem Nationalen Institut für pliziter Einladung von außeruniver- Sporttechnologie (n = 5), Sportge- Wissenschaftskommunikation (Na- sitären Forschungsinstitutionen schichte (n = 2) und Sportphiloso- Wik), nutzten wir die bestehende (Max-Planck-Gesellschaft, Fraun- phie (n = 0). Ca. 8 % der Befragten 14 | 2021(2)
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