Healthcare Marketing - Multimedial gewinnt! Facharztkommunikation
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Nr. 9 / September 2020 Jahrgang 15 Healthcare Marketing Das Fachmagazin für Gesundheitsmarken Facharztkommunikation Multimedial gewinnt!
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Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, mit Spannung werden alle zwei Jahre die Ergebnisse der LA-Med Facharztstudie erwartet. Die repräsentative Untersuchung gibt Auskunft über das Mediennutzungsverhalten von rund 92.000 Fachärzten aus acht verschiedenen Fachgruppen, die entweder als Niedergelassene oder als Chef- und Oberärzte in Kliniken arbeiten. Das Besondere an dieser Marktforschung ist, dass sie inmitten der Hochphase der Corona-Pandemie fiel. Ausgehbeschränkungen und das Verbot von Großveranstaltungen haben den Medienkonsum bei Verbrauchern über Nacht rapide verändert, wie mehrere Studien in den vergangenen Monaten eindrücklich belegt haben. Nicht so bei der LA- Med Facharztstudie 2020. Hier hat das Mafo-Institut IFAK im Auftrag der LA-Med geprüft, ob es einen Einfluss auf die schriftliche Befragung gegeben hat, und nur minimale Schwankungen festgestellt. Die ausführliche Erklärung lesen Sie im Interview mit LA-Med-Vorstandssprecher Rüdiger Sprunkel ab Seite 52. Im Gegensatz dazu haben viele Pharmamanager zu Beginn des Lockdowns ganz andere Erfahrungen gemacht. Die digitalen Kanäle zum Arzt wurden verstärkt eingesetzt (Newsletter, Webinare, Videocalls). Mit Erfolg. ‚Healthcare Marketing‘ hat diese Entwicklung in den vergangenen Monaten begleitet. Was also tun? In dieser Ausgabe haben wir einschlägige Mediaagenturen befragt, wie sie die aktuellen Ergebnisse der LA-Med bewerten und welche Schlüsse sie daraus für die Facharztkommunikation ziehen. Die lesenswerten Antworten finden Sie ab Seite 54. Die bewährten Kommunikationskanäle zum Arzt behalten nach wie vor ihre Relevanz, aber längst sind auch Healthcare Professionals in sozialen Netzwerken aktiv. Hier braucht es künftig noch mehr Kenntnisse über die Nutzung von Social Media für eine optimale Kampagnenplanung. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen im Namen des gesamten ‚Healthcare Marketing‘-Teams eine interessante Lektüre. Herzlichst Ihre Birte Schäffler Stellvertretende Chefredakteurin schaeffler@healthcaremarketing.eu © Jenny Beyer 3
Inhalt 40 Die Relevanz aller Touch- points zum Arzt nimmt zu Die LA-Med Facharztstudie 2020 belegt die Reichweiten von 75 Zeitschriften in acht Facharztgruppen und zeigt Gewin- ner und Verlierer. Ein zentrales Ergebnis der repräsentativen Erhebung lautet: Fachzeitschriften erreichen konstant ihre Leser – der von vielen erwartete Rück- gang der LpA-Werte ist ausgeblieben. Foto: ©Brian Jackson - stock.adobe.com N Titelthema N Märkte 40 Fachärzte haben hohen Informationsbedarf 14 Auf der Rollbahn zum Start der E-Patientenakte Die LA-Med Facharztstudie 2020 Acht gesetzliche Krankenkassen sprechen über ihre belegt Print-Reichweiten auf hohem Niveau Perspektiven und Kommunikationsideen zum ePA-Start 52 5 Fragen an... 24 Verbrauchererwartungen als Treiber bei der LA-Med-Vorstandssprecher Rüdiger Sprunkel im Kommunikation der Kassen Interview über die LA-Med Facharztstudie 2020 Eine Studie der Boston Consulting Group beleuchtet Trends zum Wandel des Auftretens von Krankenkassen 54 Die optimale Wirkung erzielen In einer ‚Healthcare Marketing‘-Umfrage bewerten 28 Der Kraftstoff des Körpers Mediaagenturen die Ergebnisse der LA-Med-Fach- Trendone greift drei Innovationen rund um Blut auf, arztstudie 2020 etwa eine App, die den Hämoglobinspiegel beurteilt N Kommunikation N News 30 Gold-Gewinner Happybrush setzt auf Design 6 Noventi, Wort & Bild und weitere gründen Digital-Health-Fonds Das Münchner Dental-Unternehmen Happybrush punktet mit einem 3-D-animierten Produktspot 8 Siemens Healthineers bietet 16,4 Milliarden US- Dollar für Strahlentherapie-Spezialisten Varian 36 Auf die Story kommt es an 10 Grey betreut die Marke Thermacare auch Worauf bei der Erstellung von E-Detailings zu achten nach ihrem Besitzerwechsel ist, erläutert Juliane Albert von Spirit Link 11 ePA-Pläne nach Gesetz moniert 12 Kampagnenstarts im Juli/August 2020 4 Healthcare Marketing 9/2020
Inhalt Foto: Screenshot / Gematik Foto: martinjeppp.de 14 Start der geplanten ePA vorbereiten 70 Konsequent aus Kundensicht denken Krankenkassen sollen ab 2021 elektronische Patien- Wandel bei Dr. Kade Health Care: CEO Felix König tenakten anbieten und über die Nutzung aufklären. (Foto) präsentiert nicht nur ein neues Firmendesign, Acht Akteure diskutieren Ziele und Kommunikation. sondern auch moderne Führungsstrategien. 38 Weniger Silodenken – mehr Kollaboration 70 „Die eigene Vorstellungskraft aktivieren In der GWA-Serie schreibt Ingrid Wächter-Lauppe, CEO und die Zukunft näher an sich heranholen“ Wächter & Wächter, über Kultur- und Wertewandel Felix König, CEO von Dr. Kade Health Care, gibt im Porträt Einblicke in die Führungskultur und Handlungs- felder beim mittelständischen OTC-Marken-Anbieter N Medien 73 Personalien 62 „Gleiche Qualität unter neuem Namen“ Anders Fogstrup verstärkt Stadapharm, Dr. Dirk Oebels Kirchheim-Geschäftsführer Kristian Senn im Interview leitet Takeda-Standort in Singen, Wechsel in der Unter- über den Launch der API-Zeitschrift ‚doctors today‘ nehmenskommunikation bei Merck N Karriere N Service 64 Roche stärkt das agilere Arbeiten mit dem 3 Editorial Transformation Office 75 Vorschau/Impressum Die New-Work-Serie beleuchtet den Transformations- prozess zu mehr Agilität bei der Roche Pharma AG 68 Zukunftsfähigkeit setzt volle Vernetzung voraus Die Bereitschaft zum Austausch als Faktor für Transfor- mation – ein Gastbeitrag vom Healthcare Frauen e.V. Healthcare Marketing 9/2020 5
News Digitalisierung Noventi, Wort & Bild und weitere gründen Digital-Health-Fonds Noventi, die Wort & Bild Verlagsgruppe Der Digital-Health-Fonds soll junge und das Family Office des Pharmaher- Start-ups mit Kapital unterstüt- Fotos: Wort & Bild Verlag (l.) / Noventi (r.) stellers Ursapharm haben zusammen mit zen, auch mit Branchenexper- Dieter von Holtzbrinck Ventures einen tise und eigenen Erfahrungen Venture Capital Fonds entwickelt, der mit Start-ups. Hinzu kommt auf Investitionen in digitale Gesundheits- der Zugang zu Gründer- und lösungen fokussiert ist. Der 60 Millionen Investorennetzwerken sowie Euro umfassende Fonds richtet sich an zu Medien-Marken wie junge Unternehmen mit innovativen, ‚Apotheken Umschau‘, ‚Digital digitalen Geschäftsmodellen, um den Ratgeber‘, ‚Baby und Familie‘, Gesundheitssektor im Allgemeinen und ‚Die Zeit‘, ‚Handelsblatt‘ und die Apotheke vor Ort im Besonderen weiteren und somit Reichweite in die zu stärken. Das haben Noventi und die Zielgruppen der Start-ups. Andreas Arntzen, Vorsitzender der Geschäfts- Wort & Bild Verlagsgruppe bekanntge- Mit dem Fonds verfolgte Ziele sind das führung des Wort & Bild Verlags (l.) und geben. Noventi mit Sitz in München ist Bauen von Brücken und der nachhaltige Dr. Hermann Sommer, Vorstandsvorsitzender ein IT-Anbieter, spezialisiert auf Rezept- Know-how-Transfer, erläutern Noventi der Noventi Health SE (r.) fokussieren mit dem Fonds digitale Innovationen abrechnung für Apotheken und Bran- und Wort & Bild Verlag. Die Corona- chensoftware. Der Wort & Bild Verlag Krise habe der Gesundheitsbranche ein- aus Baierbrunn gibt unter anderem das mal mehr vor Augen geführt, wie wich- Dr. Hermann Sommer, Vorstandsvorsit- Apothekenkundenmagazin ‚Apotheken tig digitale Lösungen seien. zender der Noventi Health SE, äußert: Umschau‘ heraus. Beide Unternehmen Andreas Arntzen, Vorsitzender der Ge- „Noventi gibt mit Expertise im Rahmen sind nebendem zwei der fünf Grün- schäftsführung des Wort & Bild Verlags, des Digital Health Fonds all jenen Start- dungspartner der Initiative pro-AvO, die sagt: „Wir brauchen Innovationen, die ups eine Bühne, die unseren Gesund- eine Medikamente-Bestellplattform na- sowohl den stationären Apotheken als heitsmarkt mit innovativen Unterneh- mens Apora plant. auch deren Kunden nutzen.“ mensideen mitgestalten.“ (np) Klinik-Gruppen Fresenius-Tochter Helios will Digital Health stärken Helios Health, die in Berlin ansässige weiter ausbauen. Zu diesem Zweck soll Die Anwendungen sollen in den nächsten Holdinggesellschaft der Helios Kliniken Dr. Dr. Jan Leister ab 1. Januar 2021 die Monaten miteinander verschmolzen und in Deutschland und Spanien, will die Funktion des Executive Director Digital unter Curalie zu einem universellen, digi- eigenen digitalen Gesundheitsangebote Health bei Helios Health übernehmen, talen Gesundheitsangebot für chronisch unter dem Dach der Fresenius-Gruppe zusätzlich zu seiner Rolle als CEO der kranke Menschen ausgebaut werden. digitalen Plattform Curalie. Dr. Francesco De Meo, CEO von Helios Health und Vorstand von Fresenius, sagt: Foto: Fresenius Letztgenannter Digital-Health-Anbieter ist ebenfalls in Berlin ansässig und ein „Telemedizinische Angebote und digitale Tochterunternehmen des Gesundheits- Therapien tragen zu einer modernen, pa- konzerns Fresenius. Es handelt sich um tientenorientierten und effizienten medi- den Anbieter der Curalie-App, eine in zinischen Versorgung bei – und machen 2019 gelaunchte digitale Gesundheitsan- Patienten zufriedener. Das hat sich in wendung für chronisch Kranke. Sie bietet Zeiten der Corona-Pandemie gezeigt.“ Bewegungstherapie, Entspannungsübun- In den vergangenen Monaten wurden bei gen und Gesundheitswissen. Anfang 2020 Helios in Spanien 20.000 Konsultationen übernahm Curalie die Digitale Gesund- telemedizinisch durchführt, berichtet das heitsgruppe (DGG), diese offeriert über Unternehmen. Auch bei Helios Deutsch- die Plattform TeLiPro digitale Patienten- land seien vermehrt Videosprechstunden Management-Programme für Chroniker. für die kontaktlose Betreuung der Pati- enten eingesetzt worden. Curalie habe Die Helios Kliniken und der Gesund- seine digitalen Therapien kostenlos an- heitsapp-Anbieter Curalie gehören zum geboten und mehr als 5.000 Behandlun- Gesundheitskonzern Fresenius. Helios gen durchgeführt. (np) Health plant, eigene digitale Gesund- heitsangebote unter dem Dach der Fresenius-Gruppe weiter auszubauen 6 Healthcare Marketing 9/2020
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News Medizintechnik-Unternehmen Siemens Healthineers bietet 16,4 Milliarden US-Dollar für Strahlentherapie-Spezialisten Varian mens Healthineers anstreben wird, alle Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von Foto: Siemens Healthineers Aktien von Varian für 177,50 US-Dollar 3,2 Milliarden US-Dollar erzielt. Bereits pro Aktie zu erwerben. Das entspricht seit 2012 arbeiten Siemens Healthineers einem Kaufpreis von rund 16,4 Milliar- und Varian im Rahmen der strategischen den US-Dollar, wie Siemens Healthineers Partnerschaft EnVision zusammen, um mit Sitz in Erlangen mitteilt. Seitens die Zukunft der Krebsbehandlung zu des amerikanischen Medizintechnik- gestalten, indem sie die Therapiesyste- Unternehmens Varian hat das Board of me von Varian mit der Bildgebung von Directors der Vereinbarung zugestimmt Siemens Healthineers verbinden. Die und empfiehlt den Varian-Aktionären, Transaktion baut auf dieser langjährigen ebenfalls zuzustimmen. Vorbehaltlich Partnerschaft auf, informiert das Unter- dieser Zustimmung der Aktionäre sowie nehmen weiter. der behördlichen Genehmigungen und Varian biete eine ideale Erweiterung zu des Eintritts anderer üblicher Vollzugs- den Geschäften von Siemens Healthi- bedingungen soll der Erwerb von Varian neers in der medizinischen Bildgebung, voraussichtlich in der ersten Hälfte des der Labordiagnostik und bei interventi- Jahres 2021 vollzogen werden. Nach onellen Eingriffen. Dr. Bernd Montag, Vorstandsvorsitzender der erfolgter Übernahme soll Varian weiter- Dr. Bernd Montag, Vorstandsvorsitzen- Siemens Healthineers AG, erhofft von dem hin unter eigenem Namen als Marke von der der Siemens Healthineers AG, sagt: geplanten Zusammenschluss einen Sprung im Kampf gegen Krebs Siemens Healthineers auftreten. „Durch den Zusammenschluss unserer Varian ist ein Anbieter in der Krebsver- beiden Unternehmen machen wir mit ei- sorgung, mit Lösungen vor allem in der nem Schritt zwei Sprünge nach vorn: ei- Die Siemens Healthineers AG und Vari- Strahlentherapie und der dazugehörigen nen Sprung im Kampf gegen Krebs und an Medical Systems Inc. haben eine Ver- Software. Im Geschäftsjahr 2019 hat das einen Sprung in unserer Bedeutung für die einbarung abgeschlossen, wonach Sie- Unternehmen mit derzeit rund 10.000 Gesundheitsversorgung insgesamt.“ (np) Frauengesundheit Bayer akquiriert Biotech-Unternehmen Kandy Therapeutics Bayer will das britische Biotech-Unter- Gemäß den Vertragsbedingungen werde wicklungsportfolio im Bereich Frauen- nehmen Kandy Therapeutics erwerben, Bayer eine Vorauszahlung von 425 Milli- gesundheit um eine mögliche, neuartige, um sein Entwicklungsportfolio im Seg- onen US-Dollar leisten, potenzielle Mei- nicht-hormonelle, orale Behandlungsop- ment Frauengesundheit auszubauen. lensteinzahlungen in Höhe von bis zu tion für Frauen in der Menopause ergän- Wie das Life-Science-Unternehmen mit 450 Millionen US-Dollar bis zur Markt- zen.“ (np) Sitz in Leverkusen zu der Akquisition einführung sowie mögliche weitere an erläutert, hat Kandy Therapeutics kürz- den Umsatz gekoppelte Meilensteinzah- lich die klinische Phase IIb für einen lungen im dreistelligen Millionenbereich. Lesen Sie aktuelle News Wirkstoff einer neuen Therapieklasse Der Abschluss der Transaktion unterliege auch online unter abgeschlossen, der auf die Behandlung den üblichen Abschlussbedingungen, im healthcaremarketing.eu häufiger Symptome der Wechseljahre, Besonderen der kartellrechtlichen Frei- Ähnliche Beiträge: Hitzewallungen und Nachtschweiß zielt: gabe, und werde bis September 2020 NT-814, ein nicht-hormoneller, oraler, erwartet. Sanofi plant Übernahme von Prin- einmal täglich einzunehmender Antago- Stefan Oelrich, Vorstandsmitglied der cipia Biopharma für 3,7 Milliarden nist der Neurokin-1 und -3-Rezeptoren. Bayer AG und Präsident der Division US-Dollar Der Start der klinischen Phase III werde Pharmaceuticals, sagt: „Bayer fokus- für 2021 erwartet. Nach Zulassung kön- siert sich auf innovative Optionen, um ne der Wirkstoff Umsätze in Höhe von den ungedeckten medizinischen Bedarf Qiagen-Übernahme durch Thermo Fisher Scientific hat Mindestan- mehr als einer Milliarde Euro weltweit von Frauen weltweit zu adressieren. Mit nahmeschwelle verfehlt erzielen, so Bayer. dieser Akquisition wird Bayer sein Ent- 8 Healthcare Marketing 9/2020
News OTC-Etats Grey betreut die Marke Thermacare auch nach ihrem Besitzerwechsel Foto: Grey Germany Grey Germany hat – nach dem Therma- Für Konzeption, Kreation, digitale Exe- care-Verkauf von Pfizer Consumer kution, Media sowie die Produktionsbe- Healthcare an Angelini Pharma mit Sitz gleitung ist ein standortübergreifendes in Rom – den Auftrag erhalten, eine Kam- Team der Düsseldorfer und Hamburger pagne für die Marke Thermacare umzu- Agentur verantwortlich, unter Client setzen. Seit 2008 betreut Grey Germany Service Director Julius Möbius. die Wärmepflaster-Marke, erläutert die Jan-Philipp Jahn, CEO von Grey Germa- Agentur. Der Besitzerwechsel der Brand ny, sagt: „Wir freuen uns, dass uns der war im Frühjahr 2020 bekannt gewor- Kunde auch nach dem Eigentümerwech- den. Jetzt vermeldet die Kreativagentur sel die Treue hält.“ aus dem WPP-Netzwerk, sie habe den Dominic Zimmermann, Head of Marke- Auftrag zu einer 360-Grad-Herbstkam- ting Consumer Healthcare auf der Auf- pagne für Thermacare erhalten, die ab traggeberseite, äußert: „Never Change dem vierten Quartal 2020 laufen soll. a Winning Team. Mit unserer neuen ‚al- ten‘ Agentur sind wir auf der Gewinner- seite. Das zeigen die ersten Arbeiten der 360-Grad-Herbstkampagne, die schon Jan-Philipp Jahn, CEO von Grey vorliegen und ab dem vierten Quartal Germany, freut sich über die Fort- des Jahres ausgespielt werden.“ (np) setzung der Zusammenarbeit Gesetzliche Krankenkassen BIG direkt gesund und Actimonda Krankenkasse wollen fusionieren BIG direkt gesund und Actimonda Kran- öffneten Krankenkassen in Deutschland.“ Foto: Dieter Menne kenkasse planen ihre Fusion. Die Ver- Der Markt der Krankenkassen konsoli- schmelzung soll zum 1. Januar 2021 er- diere sich seit Jahrzehnten, heißt es zum folgen. Vorgesehen ist, dass die fusionierte Hintergrund. Im Jahr 1970 habe es noch Kasse die 728 Mitarbeiter der BIG und 1.815 Krankenkassen gegeben, heute sei- die 215 Mitarbeiter der Actimonda über- en es 105. „Diesen Prozess können wir nimmt. Unter den dann bundesweit 35 nicht aufhalten, wir können jedoch da- geöffneten gesetzlichen Krankenkassen für sorgen, dass wir ein wichtiger Spieler würde die neue BIG direkt gesund mit in diesem dynamischen Markt bleiben“, rund 520.000 Versicherten auf Platz 16 äußert Kaetsch. rangieren. Die Verwaltungshauptsitze der Josef Alt, Vorstand der Actimonda, legt BIG in Dortmund und der Actimonda in dar: „Wenn wir bisher auch zwei unter- Aachen sollen unverändert erhalten blei- schiedlichen Kassenarten angehört haben, ben. Das haben beide Krankenkassen an- die BIG den Innungskrankenkassen und gekündigt. wir den Betriebskrankenkassen, verbindet Peter Kaetsch, Vorstandsvorsitzender der uns doch vieles.“ BIG direkt gesund, sagt: „Die Größe einer Beide Kassen sind bundesweit geöffnet, Kasse ist wichtig, um sich im Wettbewerb haben jedoch einen regionalen Schwer- der gesetzlichen Krankenkassen optimal punkt in NRW. Die Versichertenstruktu- zu positionieren. Finanzielle Stabilität, ren ähneln sich laut den Angaben eben- eine stärkere Marktposition, eine schlag- falls. „Beide Kassen stehen auch für einen kräftigere Organisation und eine bessere hohen Qualitäts- und Serviceanspruch. Peter Kaetsch, Vorstandsvorsitzender Versorgung gehen damit einher. Mit der Eine sinnvolle Digitalisierung werden wir der BIG direkt gesund, nennt als Hin- Fusion stabilisieren wir unsere Marktposi- künftig gemeinsam vorantreiben“, fügt tergrund der geplanten Fusion tion unter den Top 20 der bundesweit ge- Alt hinzu. (np) den dynamischen GKV-Markt 10 Healthcare Marketing 9/2020
Datenschutz-Debatte ePA-Pläne nach Gesetz moniert Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die In- formationsfreiheit mit Büro in Bonn, Prof. Ulrich Kelber, hat vor einer europarechtswidrigen Verarbeitung perso- nenbezogener Gesundheitsdaten als Folge des Patienten- daten-Schutz-Gesetzes (PDSG) gewarnt. Seiner Auffas- sung nach verstößt eine Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) ausschließlich nach den Vorgaben des PDSG an wichtigen Stellen gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung. Kelber äußerte: „Mei- ne Behörde wird aufsichtsrechtliche Maßnahmen gegen die gesetzlichen Krankenkassen in meiner Zuständigkeit ergreifen müssen, wenn das PDSG in seiner derzeitigen Fassung umgesetzt werden sollte.“ Mit seiner Kritik hat sich der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit am 19. August 2020 an die Öffentlichkeit gewandt. Bei einer Pressekonferenz waren neben Kelber weitere Experten zugegen, etwa Dagmar Hartge, Landesbeauftragte für den Datenschutz und für das Recht auf Akteneinsicht Brandenburg, Barbara Thiel, Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen, und Stefan Brink, Landesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Baden- Württemberg (vgl. phoenix.de, ‚Pressekonferenz zum Patientendatenschutzgesetz‘). Sean Gladwell - Fotolia Zu den Kritikpunkten des Bundesdatenschutzbeauf- tragten gehört unter anderem, dass in der ersten Aus- baustufe 2021 noch keine feingranulare Steuerung auf Dokumentenebene für die User vorgesehen ist. Des 12.0005 Weiteren moniert er, dass keine Einsichtsmöglichkeit und Prüfung von Zugriffen für diejenigen Menschen geregelt ist, die das sogenannte Frontend auf Handy oder Tablet nicht nutzen können oder wollen. Ein weiterer Punkt ist das Authentifizierungsverfahren für die ePA. Dieses sei bisher aus Datenschutzsicht nicht ausreichend sicher und entspreche nicht den Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung. Vor diesem Hintergrund warnte Kelber die seiner Auf- sicht unterliegenden 65 gesetzlichen Krankenkassen formell davor, die ePA nur nach den Vorgaben des PDSG umzusetzen. Er bereite Maßnahmen vor, um einer europarechtswidrigen Umsetzung der ePA abzu- helfen. „Nach der Datenschutz-Grundverordnung ste- hen mir dazu neben Anweisungen auch Untersagungen zur Verfügung“, konkretisierte Kelber. In einer ersten Reaktion äußerte Dr. Doris Pfeiffer, Vor- standsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Berlin: „Im Rahmen der heutigen Pressekonferenz hat sich gezeigt, dass die Krankenkassen in eine Dilemma-Situ- ation aus gesetzlicher Verpflichtung einerseits und Da- tenschutzbedenken andererseits geraten sind. Die ge- setzlichen Krankenkassen brauchen unbedingt Klarheit und Rechtssicherheit, um den Aufbau und die Einfüh- rung der elektronischen Patientenakte weiter vorantrei- ben zu können. Wir appellieren dringend an die Politik, diese Klarheit rasch herzustellen.“ (np)
News – Kampagnen Kampagnenstarts im Juli/August 2020 Monat Gefangen im Smartphone Die Return Fachstelle für Mediensucht, Hannover, und WEFRA Life, Neu-Isenburg, machen sich für einen gesunden Umgang mit digitalen Medien stark und wollen auf die Gefahren und Folgen hinweisen, die das ständige Online-Sein birgt. Die Kreativ-Idee der Kampagne thematisiert den ständigen Griff zum Smartphone eindringlich: Vier Kinder und Jugendli- che sind hier buchstäblich in ihren Handys gefangen. Die Kampagne ist im Juli mit einem Praxisposter gestartet, welches den Zeitschriften ‚Kinderärztliche Praxis‘ und ‚Medical Tribune‘ beigelegt ist. Auf der Landing-Page von Return gibt es zusätzliche Infor- mationsmaterialien zum Thema Medienkonsum im Kindesalter und bei Jugendlichen. Foto: WEFRA Life Foto: Brand Health Am Ende des Tunnels Foto: Bayer Holsten Pharma, Frankfurt, arbeitet für eine Kommunikations- strategie im Themenfeld Depressionstherapie mit der Kreativ- und Digitalagentur Brand Health zusammen. Die Frankfurter ‚wertvollER‘ thematisiert Lebensqualität Agentur hat für den Launch des Rx-Präparats Milnacipran von Prostatakrebs-Patienten Holsten diverse Materialien, unter anderem ein Anzeigenmo- tiv für Fachmedien, eine Mailingserie an Fachkreise und ein Bayer, Leverkusen, hat die Aufklärungskampagne ‚wertvollER‘ ini- Patiententagebuch entwickelt. Die Maßnahmen stehen unter tiiert, um Patienten mit fortschreitendem Prostatakrebs und ihren dem Claim ‚Damit das Ende der Depression ein guter Anfang Angehörigen eine Plattform zu bieten. Auf der Kampagnen-Website wird‘. Die Botschaft zielt auf die erfolgreiche Beendigung der sind Informationen rund um die Krankheit aufbereitet. Zudem ist Depressionstherapie ab, soll aber auch auf die Problematik des eine Facebook-Präsenz zum Austausch für Patienten und Angehöri- Absetzsyndroms aufmerksam machen. ge entstanden. Die Kampagne stelle den Bedarf einer kontinuierli- chen medizinischen Behandlung auch in symptomfreien Stadien in den Mittelpunkt sowie die Bedeutung der Lebensqualität für eine aktive Teilhabe der Patienten. Die Kölner Agentur Goerke PR hat Bayer bei der Entwicklung der Kampagne unterstützt. Sie ist auch Weitere Kampagnen- und Agentur-News finden Sie auf für die Umsetzung der Kommunikationsmaßnahmen im Rahmen unserer Website unter der Rubrik Kommunikation: einer Multi-Channel-Strategie verantwortlich. www.healthcaremarketing.eu/kommunikation 12 Healthcare Marketing 9/2020
- Anzeige - $ #! Kunstaktion von Phil L. Herold zum SMA-Monat Foto: Biogen/ Phil L. Herold Das forschende Pharmaunternehmen Biogen in München enga- giert sich im Rahmen einer Kunstaktion des Pop-Art-Künstlers Phil L. Herold. Ziel ist, die Aufmerksamkeit für spinale Muskel- atrophie (SMA), eine seltene, neurodegenerative Muskelerkran- kung, zu erhöhen. Herold, selbst einer von ca. 1.500 SMA-Patien- ten in Deutschland, enthüllte im SMA-Awareness-Monat August zwei seiner Kunstwerke mit den Namen ‚YES‘ und ‚SMAmazing‘, die großflächig an zwei Häuserfassaden in Münchnen zu sehen sind. Über QR-Codes gelangen Nutzer zu digitalen Angeboten des Münchner Künstlers. Passanten erfahren zudem mehr zu SMA auf einer Infotafel zwischen den beiden Kunstwerken. Auch hier führt ein QR-Code zu weiterführenden Informationsmateria- lien auf der Biogen-Website www.lebenmitsma.de. %" Abbott 12.0005 Agenturen in Kürze +++ Havas Life Düsseldorf überzeugte The Fertility Partner- ship, einen europäischen Anbieter von Fertilitätsdienst- leistungen, Ultraschall-Schwangerschaftsuntersuchungen sowie Hormonbehandlungen. Zunächst geht es um das Brand Development für die neunzehn Kliniken in Großbri- tannien, Polen, Österreich, Dänemark, den Niederlanden ! und Deutschland. In einem zweiten Schritt soll in 2021 die kommunikative Umsetzung dieser Arbeiten anschließen. +++ MCG Medical Consulting Group hat die Entwicklung $ der internen und externen Kommunikationsstrategie für Questalpha übernommen. Der Hintergrund: Kettenbach Medical ist jetzt Questalpha – ein aus der Medical Sparte von Kettenbach neu gegründetes Unternehmen mit Sitz in Eschenburg nahe Marburg. Bei dem Hersteller medizi- nischer Schwammstoffe begleitet die Düsseldorfer Agen- tur nun den internen und externen Change Prozess. Die ebenfalls zur Vendus Gruppe gehörende Kreativagentur Brandpepper verantwortet unter anderem die Erstellung der neuen Unternehmenswebsite von Questalpha. +++ ABC Healthcare ist in eine Zusammenarbeit mit Mooci gestartet. Die Düsseldorfer Kommunikationsagentur begleitet das österreichische Start-up bei seinem Ziel, in Deutschland an Bekanntheit zu gewinnen. Mooci ist Anbie- ter einer Arztempfehlungsplattform in den Fachrichtungen plastische Chirurgie, Dermatologie und Zahnmedizin. Weiter vereinbart ist, dass ABC Healthcare für die auf Mooci gelisteten Ärzte PR-Leistungen anbietet.
Märkte Die geplante elektronische Patientenakte soll an jedem Ort den Einblick in Gesundheitsdaten ermöglichen, wie erste YouTube- Videos der Gematik illustrieren Foto: Screenshot / Gematik Gesetzliche Krankenkassen Auf der Rollbahn zum Start der E-Patientenakte Ab Januar 2021 sollen gesetzliche Krankenkassen in Deutschland ihren Versicherten eine elektronische Patientenakte anbieten und sie über die Nutzung aufklären. Acht Krankenkassen schildern in ‚Healthcare Marketing‘ ihre Perspektiven und bisherigen Kommunikationsplanungen zum Thema. Die elektronische Patientenakte kommt Dokumente. Doch das waren meist Pi- regeln, das im Juli 2020 den Deutschen ab 2021, das E-Rezept ab 2022. Das lotprojekte und Einzellösungen. Jetzt Bundestag passierte. Unter anderem geht sind aus Verbraucher-Perspektive zwei geht es um die elektronische Patienten- es darin um die Ausbaustufen der ePA, Kernanwendungen, die es nun mit An- akte (ePA) nach Gematik-Standards. den Datenschutz und auch um die Auf- bindung an die Telematik-Infrastruktur Alle gesetzlichen Krankenkassen hier- klärung der Versicherten. geben soll, um die Digitalisierung in der zulande sollen ihren Versicherten nach Der Datenschutz wurde sowohl im Gesundheitsversorgung voranzutreiben. bisheriger Planung kommendes Jahr eine Vorfeld als auch im Nachgang der Ge- Zwar haben viele Krankenkassen bereits ePA anbieten. Wie die Umsetzung und setzesverabschiedung diskutiert. So mel- digitale Lösungen angeboten, auch soge- Ausgestaltung der ePA aussehen soll, dete der Bundesdatenschutzbeauftragte nannte elektronische Gesundheitsakten will das Bundesgesundheitsministerium Prof. Ulrich Kelber mehrfach Kritik an, (eGA) als Plattformen für medizinische mit dem Patientendaten-Schutz-Gesetz im Frühjahr während der Diskussion des Gesetzesvorhabens sowie jüngst am 19. August 2020 gegenüber der Presse Foto: Screenshot / Gematik (vgl. ‚Heise online‘ – 7. April 2020: ‚Da- tenschützer droht mit Stopp der elekt- ronischen Patientenakte‘ und ‚Pharma- zeutische Zeitung‘ online – 19. August 2020: ‚PDSG auf Kollisionskurs mit Auf ihrem YouTube-Kanal klärt die Gematik mit ersten Videos über die Elektronische Patientenakte (ePA) auf 14 Healthcare Marketing 9/2020
Märkte EU-Recht‘). Das Justizministerium hatte Folgender Beitrag beleuchtet daher Service-Angebot gab. Ein Beispiel ist allerdings laut ‚Handelsblatt‘ bereits ei- mögliche Themen der Krankenkassen- die elektronische Gesundheitsakte Vivy gene Bedenken abgelegt, nachdem es zu- Kommunikation zum ePA-Start in ei- von dem gleichnamigen Start-up Vivy nächst etwa das grobgranulare Berechti- nem Planungsstadium. Veränderungen aus Berlin, ein 70-prozentiges Tochter- gungskonzept der ePA im ersten Jahr im Prozess der ePA-Umsetzung sind unternehmen der Allianz. Als eine sys- bemängelte (‚Handelsblatt‘ online – 31. möglich, zudem gibt es weitere Akteure temübergreifende eGA-Lösung arbeitet März 2020: ‚Bundesdatenschutzbeauf- der Kommunikation. Dazu gehört die Vivy mit verschiedenen Versicherungen tragter: Regierung verstößt mit geplan- Gematik, Berlin, die für die Konzeption zusammen, darunter private Versicherer ter Datenspende gegen Datenschutz‘). der Telematikinfrastruktur verantwort- wie Allianz, Gothaer oder Barmenia und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn lich ist. Die Gematik formuliert es als ihr gesetzliche Krankenkassen wie DAK- betonte am Tag der Billigung des Geset- Ziel, die Digitalisierung des deutschen Gesundheit, IKK classic, Pronova BKK zes im Bundestag in seiner Rede, man Gesundheitswesens durch eine wertge- oder Siemens Betriebskrankenkasse. wolle mit dem Patientendaten-Schutz- schätzte Telematikinfrastruktur sicher Solche Lösungen von einem Drittanbieter Gesetz dafür sorgen, dass Digitalisierung zu stellen. Im Patientendaten-Schutz- soll es nach dem Gesetzgebungswillen im Gesundheitswesen bei den Patienten Gesetz sind Informationspflichten der wohl zunächst nicht als ePA geben: Diesen ankommt. „Die elektronische Patienten- Gesellschaft für Telematik vorgesehen. Umstand kritisierte der Bundesverband akte wird nicht ab dem ersten Januar bei Die Gematik soll auf ihrer Internetseite Gesundheits-IT (bvitg), Berlin, anlässlich allen Anwendungen gleich perfekt sein“, Informationen für die Versicherten in der Verabschiedung des Gesetzes. Durch sagte Spahn mit Blick auf die vorgesehe- präziser, transparenter, verständlicher, letzte Änderungen am Gesetzesentwurf nen Ausbaustufen. „Bei der Patientenak- leicht zugänglicher und barrierefreier sei klargestellt worden, dass nur die ge- te wird nicht alles gleich ab dem 1. Januar Form anbieten, unter anderem über die setzlichen und privaten Krankenkassen gehen. Aber wir müssen mal anfangen.“ Telematikinfrastruktur, die Funktiona- eine durch die Gematik zertifizierte Akte litäten der elektronischen Patientenakte anbieten dürften. Sebastian Zilch, Ge- sowie die Rechte der Versicherten im schäftsführer des bvitg, sagte: „Das ist Kommunikationsauftrag Umgang mit Daten in der ePA. eine bewusste Entscheidung gegen den an die Krankenkassen Bisher ist auf Gematik.de in der Themen- Wettbewerb.“ Der bvitg forderte eine rubrik Anwendungen ein Beitrag über Öffnung des Marktes für Drittanbieter Der geplante Einführungstermin der ePA die ePA erschienen, in dem YouTube- nach der Einführung der ePA, spätestens ist nun noch wenige Monate entfernt. Videos eingebunden sind. Die Videos er- aber ab Januar 2022. Ein relevanter Aspekt der Umsetzung ist, klären beispielsweise: ‚Die elektronische Mit dem Angebot von Vivy haben die wer die Versicherten über ePA aufklärt Patientenakte – Was ist das?‘ und ‚Die betreffenden Kassen bereits digitale Er- und wie sie funktioniert. Die Kranken- ePA-App – Was kann sie?‘. fahrungen gesammelt. Stefan Schellberg, versicherungen sind hier gefragt. Im Ge- Chief Digital Officer der IKK classic, setzentwurf heißt es unter anderem, dass bilanziert: „Bei der elektronischen Ge- jede Krankenkasse eine Ombudsstelle Schritt von der eGA zur ePA sundheitsakte Vivy gehörten wir zu den einrichtet, die Versicherte bei allen Fra- Vorreitern, seit September 2018 über- gen und Problemen bei der Nutzung der Bei den Krankenkassen stehen einige nun nehmen wir die Kosten, wenn unsere elektronischen Patientenakte berät. Des offensichtlich vor der Aufgabe, ihren Kunden Vivy einsetzen möchten. Das Weiteren beinhaltet das Gesetz einen Ab- Versicherten eine ePA zu präsentieren, tun derzeit 9.000 Versicherte unserer schnitt über die Informationspflichten nachdem es zuvor auch eine eGA im Kasse, weitere 22.000 von ihnen nutzen der Krankenkassen, wonach sie umfas- den kostenfreien Bereich dieser App.“ sendes Informationsmaterial bereithalten Die Innungskrankenkasse mit Sitz in sollen. Dresden hat 3,2 Millionen Versicherte. ‚Healthcare Marketing‘ hat sich per 14. Ihre künftige ePA will die Kasse in ihre Foto: Vivy August 2020 bei gesetzlichen Kranken- App einbetten. „Zum Start am 1. Januar versicherungen umgehört, wie ihre ePA 2021 bieten wir unseren Versicherten die heißen könnte und welche Kommuni- ePA als Einzelanwendung an, der Name kationsaktivitäten sie bislang planen. In den Antworten vonseiten der Barmer, der IKK classic, der AOK Nordost, der Mit dem Angebot der elektroni- AOK Baden-Württemberg, der Siemens schen Gesundheitsakte (eGA) Betriebskrankenkasse, der Viactiv, der Vivy haben einige Kassen digitale Hanseatischen Krankenkasse und der Erfahrungen gesammelt Pronova BKK geht es außerdem um den erwarteten Informationsbedarf der Ver- sicherten und um bisherige Erfahrungen mit digitalen Angeboten, speziell mit der Nutzung während der Corona-Pandemie. Healthcare Marketing 9/2020 15
Märkte steht derzeit noch nicht fest“, kündigt für die technische Unterstützung erhielt diesem Zuge spielt auch der finale Name Schellberg an. „Wir planen, im Laufe das IT-Unternehmen IBM. eine zentrale Rolle, den wir rechtzeitig des Jahres 2021 die ePA in die Service- Die Barmer zählt etwa neun Millionen kommunizieren werden.“ Die Kasse mit App der IKK classic zu integrieren, um Versicherte. In den vergangenen Jahren Sitz in Potsdam hat etwa 1,75 Millionen damit viele nutzwertige Angebote für hat sie verschiedene Angebote für di- Versicherte. In der Vergangenheit war sie unsere Kunden bequem an einem Ort gitale Gesundheitskonten getestet. Dr. in die Entwicklung einer digitalen Patien- verfügbar zu machen.“ Regina Vetters, Leiterin der Digitalunit tenakte für AOK-Versicherte involviert: Auch die Pronova BKK ist bei Vivy da- Barmer.i, erinnert: „Im Jahr 2007 hatten das sogenannte Gesundheitsnetzwerk. bei. Sie hält sich mit der Bewerbung des wir schon einmal eine Gesundheitsakte. Dieses hatte die AOK Nordost Anfang Dienstes derzeit zurück. Joseph Meiser, Damals war der Markt allerdings noch 2017 federführend gestartet, unter Betei- Digital Health Expert bei der Pronova nicht reif dafür, und es gab keine dafür ligung weiteret AOKen sowie des AOK- BKK, erläutert: „Wir bewerben die Nut- vorgesehene Telematikinfrastruktur. Bundesverbandes (vgl. ‚Healthcare Mar- zung von Vivy derzeit nicht aktiv, da un- Es fehlte eine tatsächliche Vernetzung keting‘ online – Juni 2017: ‚AOK treibt sere ePA dieser Anwendung gegenüber zwischen Patienten und Ärzten.“ Daher eigenes Gesundheitsnetzwerk voran‘). deutliche Vorteile für unsere Kunden habe die Barmer entschieden, ihre Leis- Die Website gesundheitsnetzwerk.de mitbringen wird und die Einführung ja tungen erst dann in eine offizielle elek- kommuniziert nun das Betriebsende des zeitnah erfolgen wird.“ Die Betriebs- tronische Patientenakte zu überführen, Projekts: „Der Gesetzgeber sieht vor, krankenkasse aus Ludwigshafen bietet wenn kassenübergreifende Richtlinien dass alle Krankenkassen ihren Versi- ihren mehr als 650.000 Versicherten vorhanden sind. „Wir haben dennoch cherten ab 2021 eine elektronische Pa- bereits seit einiger Zeit die kostenfreie diverse digitale Gesundheits-Services tientenakte nach Vorgaben der Gematik Nutzung von Vivy an. Nun plant sie ihre entwickelt“, hält Vetters fest. zur Verfügung stellen. Deshalb wird die elektronische Patientenakte. „Der Name Seit drei Jahren gibt es bei der Barmer Pilotphase zum 31.08.2020 enden.“ Ab unserer ePA, unter der diese dann in den einen Gesundheitsmanager als Teil der 2021 sollen demnach AOK-Versicherte verschiedenen App-Stores zu finden sein Barmer-App. Vetters berichtet: „Mitt- bundesweit eine elektronische Patienten- wird, ist noch nicht veröffentlicht. Wir lerweile planen mehr als 400.000 Versi- akte der AOK nutzen können. werden dieses kleine Geheimnis im vier- cherte damit online ihre Vorsorgetermi- Vonseiten der AOK Baden-Württemberg, ten Quartal lüften“, verrät Meiser. ne und Impfungen und dokumentieren Stuttgart, ist zu erfahren: „Die ePA der ihren Zahnbonus. Sie können auch ein- AOK Baden-Württemberg wird ‚AOK sehen, welche Beträge die Barmer bisher Mein Leben‘ heißen und als gleichnamige ePA-Planungen laufen für sie ausgegeben hat.“ Die rege Nut- App zum ersten Januar 2021 verfügbar zung der digitalen Services werde ent- sein.“ In der Krankenkasse sind über Zu dem vom Gesetzgeber angestrebten scheidend zu einer schnellen Akzeptanz 4,5 Millionen Menschen versichert. Start der ePA in 2021 haben die Kassen der ePA beitragen. also ihre Planungen in Angriff genom- Die AOK Nordost steckt ebenfalls in men. den Planungen, um ihre Lösung vorzu- Weitere Kassen verfolgen Bekannt ist der Name der eigenen Lö- stellen. Matthias Gabriel, Pressesprecher ihre Ansätze sung beispielsweise bei der Barmer. Die der AOK Nordost, die für die Region Krankenversicherung mit Sitz in Berlin Berlin, Brandenburg und Mecklenburg- Die SBK Siemens-Betriebskrankenkasse hat im Oktober 2019 angekündigt, mit Vorpommern zuständig ist, informiert: mit Sitz in Heidenheim nahe Ulm will dem Aufbau ihrer ePA unter dem Namen „Wir befinden uns derzeit in der Konzep- der Namen ihrer ePA noch bestimmen. Barmer eCare zu beginnen. Den Zuschlag tionsphase für die Kommunikation. In Franziska Herrmann, Stab Unterneh- menskommunikation bei der SBK, ver- antwortet die Kommunikationsmaßnah- men rund um die ePA und erzählt: „Wir werden den Namen gemeinsam mit un- Foto: Screenshot Gesundheitsnetzwerk.de / Sigeso seren Versicherten aussuchen – schließ- lich ist es ihre Akte.“ Bei dem derzei- tigen digitalen Angebot der Kasse mit rund 1,1 Millionen Versicherten steht die Online-Geschäftsstelle Meine SBK im Zentrum. „Es gibt eine Web-Version und eine App. Nahezu jeder zweite Ver- Das Digitale Gesundheitsnetzwerk war ein digitales Angebot zur Kommunikation zwischen Patienten, Ärzten sowie Kran- kenhäusern, das federführend die AOK Nordost initiierte 16 Healthcare Marketing 9/2020
Foto: Barmer Märkte sicherte nutzt sie inzwischen“, betont unsere Service-App an.“ Die HEK zählt Herrmann. Die Nutzer können unter mehr als 530.000 Versicherte und blickt anderem ihre Kontaktdaten ändern, auf verschiedene Erfahrungen mit di- Rechnungen hochladen oder Auslands- gitalen Lösungen zurück. Laut Schultz krankenscheine und Mitgliedsbescheini- hat sie bereits im Jahr 2004 einmal über gungen herunterladen. Herrmann fügt das damalige Online-Kundenzentrum hinzu: „Aktuell entwickeln wir gerade HEK24 ein digitales Gesundheitskonto ein digitales Bonusprogramm.“ angeboten. Zum aktuellen Angebot sagt Bei der Viactiv Krankenkasse, Bochum, Schultz: „Seit Oktober 2018 bieten wir ist die Umsetzung der ePA auch in Arbeit. unseren Kunden über die HEK Service- Viactiv-Pressesprecher Georg Stamelos App eine Gesundheitsakte an. Aktuell ” kündigt an: „Die elektronische Patien- nutzen mehr als 15.000 Kunden diesen tenakte der Viactiv wird in eine App Service aktiv.“ eingebettet, die wir unter dem Namen Wenn wir uns Von den per 14. August 2020 befragten ‚meine Gesundheit‘ einführen.“ Für Vertrauen von unse- acht gesetzlichen Krankenkassen können ihre ca. 700.000 Versicherten bietet die sich also fast alle auf Erfahrungen mit Kasse bisher eine Service-App an. „Ak- ren Versicherten und elektronischen Gesundheitsakten, digi- tuell nutzen aktiv mehr als 33.500 Ver- die aktive Nutzung talen Geschäftsstellen und Service-Apps sicherte unsere Viactiv-App“, berichtet stützen. Im Vergleich zur jeweiligen Stamelos. „Wir haben die elektronische der eCare wünschen, Gesamtzahl der Versicherten stellen die Gesundheitsakte von IBM für unsere müssen wir auch aktiven Nutzer allerdings häufig noch Kunden eingeführt und damit die An- nicht die Mehrheit dar. gebote der Viactiv-App ausgebaut.“ Mit selbst Vorbild sein Zum tatsächlichen Start der ePA wird der Service-App können die Versicherten und uns weiter sich zeigen müssen, wie groß das Interes- beispielsweise Dokumente und Arbeits- se der Versicherten an den sogenannten unfähigkeitsbescheinigungen einreichen öffnen. Daher trei- offiziellen Lösungen ist, die nun mit der oder persönliche Daten ändern. ben wir Transparenz Anbindung an die Telematik-Infrastruk- Die HEK – Hanseatische Krankenkasse tur kommen sollen. plant in ähnlicher Weise, ihre ePA in ihre in unseren eigenen Service-App einzubinden. Sven Schultz, Prozessen voran. Chief Digital Officer der HEK mit Sitz Barmer will Vertrauen und in Hamburg, konkretisiert zu dem Na- Dr. Regina Vetters, Akzeptanz stärken men des Angebots: „Genau wie unsere Leiterin der Digitalunit Gesundheitsakte bieten wir unseren Barmer.i bei der Barmer Aus Sicht der Barmer gilt es, als Kran- Kunden ab erstem Januar 2021 die ePA kenkasse selbst voranzugehen und bei- unter dem Namen ‚Smarthealth‘ über spielsweise Transparenz zu schaffen, um - Anzeige - Spürbar, unvergessen! Und merk Wir liefern Lösungen: +49 911 9954290. ka-brandresearch.com Healthcare Marketing 9/2020 17
Foto: IKK classic Märkte das Vertrauen für die neue technische In Stufen planen und Lösung zu gewinnen und infolgedessen eine rege Nutzung der elektronischen funktionale Anreize setzen Patientenakte zu erreichen. Die Leiterin der Digitalunit Barmer.i, Vetters, sagt: Vetters macht außerdem bewusst, wel- „Wenn wir uns Vertrauen von unseren che Schritte in den Verwender-Ziel- Versicherten und die aktive Nutzung der gruppen nötig sind: „Die Versicherten eCare wünschen, müssen wir auch selbst müssen sich registrieren, ihre eCare akti- Vorbild sein und uns weiter öffnen. Da- vieren und sie dann regelmäßig befüllen, her treiben wir mehr Transparenz in un- sodass sie auch genutzt werden kann. seren eigenen Prozessen voran.“ Zudem spielen Ärzte eine Schlüsselrolle ” Bei ihren derzeitigen digitalen Services in der Einführung der ePA. Sie müssen ermöglicht die gesetzliche Krankenkasse ihren Versicherten zum Beispiel, mithilfe Bereits vom Start sich technisch ausstatten, lernen, wie sie mit diesem neuen Arbeitsinstrument des sogenannten Kompass in der Barmer- an muss für die Ver- umgehen, und ihre Patienten begleiten.“ App den Bearbeitungsstatus ihres Kran- Diese Parameter könne die Barmer als kengeldes live zu verfolgen. „Mehr als sicherten die integ- Kasse nicht beeinflussen. „Den Erfolg 100.000 Nutzer haben ihn bereits akti- rative Wirkung der in Anzahl oder Häufigkeit der Nutzung viert. Zukünftig werden weitere Prozes- zu beziffern, ist daher momentan noch se wie Mutterschaftsgeld, Haushaltshilfe ePA wahrnehmbar nicht möglich.“ und Hilfsmittel ebenfalls im Kompass sein. Das erfordert Um zu unterstützen, dass die Nutzer- zu verfolgen sein“, legt Vetters dar. Die zahlen steigen, will die Barmer sich nach Barmer lerne laufend aus der Produkt- eine Einführungs- dem Thema Sicherheit vor allem auf entwicklung der digitalen Services sowie kommunikation, die zusätzliche Funktionen konzentrieren. aus Versicherten-Feedbacks und lasse Diese sollen individuell für die Barmer dieses Wissen in die Entwicklung der zwischen Kranken- eCare in den Folgejahren nutzerzent- elektronischen Patientenakte eCare ein- kassen, Leistungs- riert entwickelt werden. „Der Plan da- fließen. für steht schon, wir müssen das nur ein Ein weiterer Faktor ist das aktuelle erbringern und der bisschen staffeln und natürlich auch tes- Umfeld. Das Interesse der Versicherten Gematik ten, welche Angebote wie ankommen“, an digitalen Kanälen ist während der merkt Vetters an. Corona-Pandemie gestiegen. In der Bran- abgestimmt ist. Je nach Phase der ePA-Einführung will che geht das Wort von einem Digitalisie- Stefan Schellberg, die Barmer somit ihre Kommunikations- rungsschub um. ‚Healthcare Marketing‘ Chief Digital Officer schwerpunkte setzen. „Zum Start der hat nachgefragt, ob das auch die Erfah- der IKK classic ePA ist Aufklärung das A und O. Die rung der Krankenkassen ist. Priorität wird sein, Versicherten dieses Vetters bestätigt: „Wir können tatsäch- neue Produkt und den Registrierungs- lich von einem Digitalschub sprechen. prozess zu erklären. Aus Sicherheits- Unsere Versicherten haben durch Coro- gründen ist dieser relativ komplex, das na noch mehr Vorgänge online erledigt.“ schafft natürlich auch Hürden“, erör- Insbesondere die Anträge auf Mutter- Services vertraut sind und offen für die tert die vormals im Journalismus tätige schaftsgeld und Bescheinigungen seien eCare sein werden, startet mit der Ein- Abteilungsleiterin. Es komme darauf viel häufiger online abgerufen worden. führung der ePA erstmal eine entschei- an, dass die Nutzer lernen, wie sie mit Die Chefin der Digitalunit bilanziert zu- dende Lernphase für alle Beteiligten. der ePA umgehen und diese regelmäßig dem: „Im ersten Halbjahr ist die Zahl Diese wird Zeit in Anspruch nehmen.“ befüllen. „Ab dem zweiten Halbjahr der Downloads der Barmer-App um Es werde dauern, den Punkt zu errei- 2021 werden wir dann die Funktionen mehr als 20 Prozent gestiegen.“ chen, an dem die ePA regelmäßig be- der eCare weiterentwickeln und entspre- Die Zielsetzungen zum offiziellen Start füllt und abgerufen wird. Das zeigen chend unsere Versicherten regelmäßig der ePA sieht Vetters vielschichtig. „Im laut Vetters die Beispiele Estland und über neue Services informieren.“ ersten Schritt geht es erstmal um die Dänemark, diese Länder hätten eine Den Informations- und Beratungsbedarf grundsätzliche Akzeptanz und die Etab- elektronische Akte schon vor über zehn zum ePA-Start schätzt Vetters als sehr lierung einer sicheren Infrastruktur, die Jahren eingeführt. „Mehrere Jahre sind groß ein, da die elektronische Patien- von Patienten, Ärzten, Krankenhäusern vergangen, bevor die Nutzung der ePA tenakte für Versicherte und Behandler und Apotheken gleichermaßen genutzt dort selbstverständlich geworden ist“, ein völlig neues Instrument sei. „Die werden kann“, erörtert die promovierte unterstreicht die Politik-Expertin mit ePA wird regelmäßig in den Medien er- Politikwissenschaftlerin, die im April einer Dekade Erfahrung als Unterneh- wähnt. Es geht aber immer um übergrei- 2017 die Leitung von Barmer.i über- mensberaterin im Gesundheitswesen fende Themen wie Datensicherheit und nahm. Sie verdeutlicht: „Auch wenn vie- bei McKinsey. Technik. Sie sind zwar wichtig, erklären le unserer Kunden bereits mit digitalen aber nicht konkret, wie die ePA funktio- 18 Healthcare Marketing 9/2020
Märkte niert und was man darin machen kann“, Versicherten die integrative Wirkung der nutzbringend, die Daten- und Betriebs- beschreibt die Barmer-Digitalmanagerin ePA wahrnehmbar sein. Das erfordert sicherheit als zuverlässig erlebt würden. als Hintergrund. „Unsere Versicherten eine Einführungskommunikation, die „Diese Erfahrung gilt es zu vermitteln fragen sich, was ihnen die digitale Akte zwischen Krankenkassen, Leistungser- und zu verstärken“, ist Schellberg über- bringen wird. Uns ist es wichtig, diese bringern und der Gematik abgestimmt zeugt. Mediziner und Therapeuten seien Fragen schon jetzt zu beantworten, denn ist.“ Vom Erfolg der gemeinsamen Kom- als Berater der Patienten für den Erfolg eine App wird nur gerne benutzt, wenn munikation werde die User-Zahl zum mit verantwortlich und würden die Ein- sie gut verstanden wird und sich in den Start abhängen. Ein Aspekt der Wahr- führung „hoffentlich tatkräftig unter- Alltag der Menschen integriert.“ nehmung sei es, dass die Interaktion stützen“. Die Barmer hat laut Vetters bereits vor zwischen ePA und Praxissoftware als Im ersten Schritt werde die ePA dem Ver- mehreren Monaten angefangen, über die sicherten sein Dokumentenmanagement ePA zu informieren, etwa über die eige- erleichtern und die Kommunikation ne Webseite und die Mitgliederzeitung. im Behandlungsfall vereinfachen. „Ich Foto: AOK Nordost „Für unsere Versicherten sowie für Ärzte rechne mit großem Interesse zum Start stehen online FAQ zur Verfügung sowie der ePA, aber wie bei allen Innovationen Informationen, die die ePA und ihren wird es kritische Stimmen geben, die konkreten Nutzen erklären. Je näher wir wir auch ernst nehmen“, sagt der Chief zum Start kommen werden, desto um- Digital Officer der IKK classic. fangreicher wird das Informationsan- gebot werden.“ Die Information werde über alle Kanäle erfolgen, die Barmer- Awareness erzeugen Versicherte nutzen, sowohl offline als auch online, beispielsweise über Social Die Dresdener Kasse will die Aufmerk- Media. „Die Barmer-Mitarbeiter wer- samkeit für die ePA nachhaltig stärken. den auch eine wichtige Rolle spielen“, Schellberg argumentiert: „Die ePA wird ergänzt Vetters. Sie seien am Telefon perspektivisch das zentrale Medium oder vor Ort die Anlaufstelle der Versi- im digitalen Ökosystem des Gesund- cherten und würden sie beraten. heitswesens. Daher ist eine nachhaltige, ” adressatengerechte Kommunikation erforderlich.“ Diese Kommunikation IKK classic fokussiert Insgesamt wird erfolge zunächst interdisziplinär durch nutzvolle ePA-Erfahrung sich die entstehende die Kassen und die Gematik. „Als IKK classic sprechen wir unsere Kunden par- Ihre Kommunikation zum ePA-Start Transparenz positiv allel dazu ab dem vierten Quartal 2020 plant ebenfalls die IKK classic. Ihr Chief auf die Versorgung aktiv an“, äußert Schellberg. „Dazu nut- Digital Officer, Schellberg, beschreibt zen wir neben digitalen Medien unsere die Zielsetzungen der ePA-Einführung der Patienten aus- vielen Beratungsanlässe.“ Des Weiteren dabei als eine gemeinschaftliche Aufga- wirken, wie wir als will sich die Krankenkasse gezielt an die be: „Nach dem Willen der Politik soll Nutzer ihrer digitalen Services wenden. die ePA die Digitalisierung im Gesund- AOK Nordost in digi- „Das Interesse an unseren digitalen Pro- heitswesen beschleunigen. Krankenkas- talen Vernetzungs- dukten entwickelt sich rasant. Bei deren sen und Leistungserbringer stellen laut gegenwärtigen Usern werden wir zum gesetzlichem Auftrag die erforderliche projekten in unserer ePA-Start mit Extra-Impulsen Awareness Infrastruktur sicher. Alle Kassen arbei- Region bereits zei- für das neue Produkt schaffen“, kündigt ten hier systemübergreifend eng zusam- der Krankenkassenbetriebswirt an. men.“ Der Leiter des Unternehmensbe- gen konnten. Da die Den Digitalschub in Zeiten der Corona- reichs IT und Infrastruktur bei der IKK elektronische Patien- Pandemie hat der Chief Digital Officer classic ist auch ein Mitglied im Präsi- auch beobachtet. „In der medizinischen dium des Aufsichtsrats von Bitmarck. tenakte eine echte Versorgung ist die Nachfrage nach di- Dieses IT-Unternehmen mit Sitz in Es- Verbesserung der gital gestützten Angeboten wie Online- sen beschreibt sich als Managed Service Sprechstunden beim Arzt durch Corona Provider im IT-Markt der gesetzlichen Versorgung ermögli- deutlich gewachsen, auch deren generelle Krankenversicherung. Nach eigenen An- chen kann, wird das Akzeptanz steigt“, fasst Schellberg zu- gaben entwickelt Bitmarck mit seinem sammen und berichtet: „Die Nutzerzah- Partner RISE die ePA für mehr als 80 auch die Versicher- len unserer eigenen Online-Filiale haben gesetzliche Krankenkassen. ten überzeugen. seit Beginn der Pandemie ebenfalls spür- Zu den allgemeinen Zielsetzungen bei bar angezogen. Statt den vor Corona der ePA-Einführung umreißt Schell- Matthias Gabriel, Presse- üblichen 5.000 Neu-Usern pro Monat berg: „Bereits vom Start an muss für die sprecher der AOK Nordost zählen wir jetzt monatlich gut 8.000 Healthcare Marketing 9/2020 19
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