Unverzichtbar - Universität Mannheim
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DAS MAGAZIN VON ABSOLVENTUM UND DER UNIVERSITÄT MANNHEIM AUSGABE 2|2019 Unverzichtbar Über Menschen, ohne die an der Uni Mannheim nichts läuft ENGAGEMENT Mannheimer Absolvent baut Schulen in Nepal SPITZENFORSCHUNG Deutschlands erster BWL-Sonderforschungsbereich
LIEBE Die Universität Mannheim ist eine der besten 20 Hochschulen Europas, exzellent in Forschung und Lehre, die ungeschlagene LESERINNEN deutsche Nummer 1 in den Wirtschafts- und Sozialwissen- schaften – das wissen Sie. Was Sie aber vielleicht nicht wis- UND LESER sen: Das alles wäre undenkbar ohne die vielen guten Geister, die tagtäglich im Hintergrund dafür sorgen, dass der Universi- tätsalltag funkioniert. Genau sie wollen wir deshalb in dieser Ausgabe in den Vordergrund stellen – Lehrstuhlsekretärinnen, Hausmeister, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Re- chenzentrums und der Universitätsbibliothek, die Studienbü- ros und viele mehr. Sie alle sind die kleinen Rädchen, die dazu beitragen, dass sich das große Rad Universität drehen kann. Ohne sie keine zufriedenen Studierenden, kein Internet, keine Bücher – und am Ende auch keine erfolgreiche Universität. Und Erfolge gab es in den vergangenen Monaten reichlich. So hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft den deutsch- landweit ersten BWL-Sonderforschungsbereich bewilligt (S. 7). In dem transregionalen Forschungsverbund von 80 Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftlern stellt die Universität Mannheim die größte Forschergruppe. Mit 2,1 Millionen Euro fördert das Land außerdem die Erforschung der „Gesellschaft im Digitalen Wandel“ – ein Verbund acht universitärer und außeruniversitärer Einrichtungen unter Leitung der Universität Mannheim (S. 8). Und auch ihre Rolle in Europa baut die Uni- versität weiter aus: Als eine von nur vier deutschen Universitä- ten wurde Mannheim in das internationale G7-Hochschulbünd- nis aufgenommen, die U7+ Allianz (S. 10). Viel Spaß beim Lesen wünschen Ihnen Campus Shop Schloss Ostflügel, Schneckenho�oyer Prof. Dr. Thomas Puhl Bismarckstraße 40 Rektor 68161 Mannheim Tel. +49 (621) 181 1215 Ö�nungszeiten CAMPUS SHOP Dr. Peter Merten Mo – Do 08.00 – 18.00 Uhr shop.uni-mannheim.de Präsident von ABSOLVENTUM MANNHEIM Fr. 08.00 – 13.00 Uhr
FORUM 2|2019 4–5 INHALT INHALT FORUM 38 2|2019 CAMPUSLEBEN PU B L I KUMS MAGNETE 60 Mannheim Forum und Q-Summit 52 E N AC TUS GEWI NNT N ATI O NA L CUP Zum 7. Mal für soziale Projekte BILDUNG ausgezeichnet 54 SCHWERPUNKT E I N S TÜCK BULGA RI EN 2 6 4 . E D U C ATI O N I N M A NNHEI M UN VE R Z IC H T B AR 16 Schulen bauen in den Bergen Nepals 38 Die Studierendeninitiative Bai Ganyo 56 Über Menschen, ohne die an der Uni nichts läuft N E U E L E H R B E A U FTR AG TE B I L D E R ZUM FÜ R H O L O C A U S T- N AC H DENK EN FO R S C H U N G Neue Ausstellung im Schloss 56 Dr. Andrea Löw im Interview 40 A L L E S U N T E R KO N T RO L L E VO M KE L L E R S PI E L END FORS CHEN BIS Z U M DAC H 10 JAHRE Escape Room im Schloss eröffnet 57 S PO R TS TI PE N D I U M PROFIL Unterwegs mit den Hausmeistern 14 41 M ATAX EIN G U T E R D R AH T Das Rechenzentrum der Universität Mannheim 16 FORSCHUNG E I N FAC H M A L M AC H E N Praxisseminare in der Lehre 42 4 Millionen für die Steuerforschung 6 POW E R - F R AU E N A R B E I TS PS YC H O L O G I E MENSCHEN S PI T ZE NF ORSCH U N G Eine Lehrstuhlsekretärin bei der Arbeit 18 So wichtig ist das Abschalten Deutschlands erster BWL-Sonder- nach Feierabend 30 NETZWERK PR E I S E UND forschungsbereich 7 WO D IE P O ST AB G E H T A U S Z E ICHNUNGEN 58 Ein Tag in der Poststelle 20 FR A U E N Q U O TE N G E S E LLS CHAFT IM Schaden sie den Unternehmen? 31 M ATH E FÖ R D E R U N G I M PO RTRÄT D I G I TALE N WA N D EL BU C H F Ü R B U C H IN DER REGION Gesundheitspsychologin Land fördert mit über 2 Millionen Euro 8 Die Universitätsbibliothek 22 G E G E N FE H L E N D E Uni Mannheim setzt sich ein 44 Prof. Jutta Mata 60 S TE U E R M O R A L M ANNHE I M E R MO D ELL GE KO MME N , U M Z U B L E IB E N Interview mit Prof. Philipp Dörrenberg 32 R U N D E R G E B U R TS TAG E I N W I EDERS EHEN MI T „Unternehmensjurist/in“ besteht Fremdfirmen, auf die die Uni nicht verzichten kann 24 Prof. Hans Raffée ist 90 geworden 46 Alexander Grimm und Daniel Treiber 62 Testphase 9 A S Y L A N TR ÄG E RE T T E N B IS Z U R L E T Z T E N SE KU N D E Wenn das Geschlecht entscheidet 34 TE I L H A B E N A N D E R W I L L KOMMEN U 7 + ALLI ANZ Wie die Zulassungsstelle die Bewerberflut stemmt 26 W E LT D E R DATE N Neue Professorinnen Uni Mannheim schließt sich B Ü RO S I M U L ATI O N E N Big Data Veranstaltungen an der und Professoren 64 G7-Hochschulbündnis an 10 EIN U N SC H L AG B AR E S T E AM Besser lernen in der Ausbildung 35 Uni Mannheim 48 Das Schlossfest hinter den Kulissen 28 E S WA R EI NMA L … DATA S CI E NCE A U TO N O M E S FA H R E N DREI NEUE SENIOR- Die Edle von der goldenen Profilprofessur eingerichtet 11 Wie ist die öffentliche Akzeptanz? 36 PRO FE S S U R E N 50 Schöpfkelle 66
FORUM 2|2019 6–7 PROFIL 4 MILLIONEN EURO FÜR DIE STEUER- FORSCHUNG Der Leibniz-WissenschaftsCampus Mannheim Taxation (MaTax), ein wis- senschaftliches Gemeinschaftspro- jekt des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und der Universität Mannheim, wird in den kommenden vier Jahren mit rund 4 Millionen Euro gefördert: 1,1 Millionen PROFIL kommen von der Leibniz-Gemeinschaft, 0,6 Millionen vom Land. Universität und ZEW investieren darüber hinaus weitere 2,4 Millionen Euro in die von MaTax ko- 2|2019 ordinierte Steuerforschung am Standort Mannheim. Die Projektverantwortlichen der acht teilnehmenden Institutionen im neuen Transregio „Accounting for Transparency“ / Foto: Christian Sofilkanitsch „MaTax schafft es seit seiner Gründung im Jahr 2014, die besten Köpfe der Wirtschafts-, Rechts- und Politikwis- senschaften aus der Region sowie aus DEUTSCHLANDWEIT ERSTER dem In- und Ausland zu aktuellen und gesellschaftlich relevanten Fragen der SONDERFORSCHUNGSBEREICH Steuerforschung zusammenzubringen“, sagt MaTax-Sprecher Prof. Dr. Christoph MIT BWL-SCHWERPUNKT Spengel, ZEW-Forschungsprofessor sowie Inhaber des Lehrstuhls für Be- triebswirtschaftliche Steuerlehre II an Die Deutsche Forschungsgemeinschaft sensgruppen über den wahren Zustand beiten darum, steuerliche Komplexität der Universität Mannheim. „MaTax ist hat mit dem Projekt „Accounting for eines Unternehmens in Kenntnis zu im weltweiten Vergleich in den Blick zu eine Erfolgsgeschichte. Die im Wettbe- Transparency“ erstmals einen Sonder- setzen? Unter welchen Umständen nehmen. In einem großen Mannheimer werb eingeworbene Förderung von 1,7 forschungsbereich (SFB) mit einem entscheiden sich Unternehmen, steu- Teilprojekt „German Business Panel“ Millionen Euro ist eine Auszeichnung betriebswirtschaftlichen Schwerpunkt erlich transparent zu sein, und welche wird in diesem Zusammenhang ein für die Wissenschaftlerinnen und bewilligt. Sie fördert das Vorhaben mit Folgen hat das für sie? „Mit dem Befragungspanel aufgebaut, um die Wissenschaftler des Campus“, so ZEW- insgesamt zwölf Millionen Euro für zu- Thema unternehmerische Transparenz Einstellung der Unternehmen gegenüber Präsident Prof. Achim Wambach, Ph.D. nächst vier Jahre. In dem transregiona- haben wir einen gesellschaftlichen Nerv der Finanzberichterstattung, der Steuer- len Forschungsverbund von 80 Wissen- getroffen“, erklärt der BWL-Professor gesetzgebung und anderen Regulierun- In der neuen Förderphase konzentriert schaftlerinnen und Wissenschaftlern, Dr. Dirk Simons, der die Beteiligung gen systematisch zu erfassen. sich die Forschung im Wissenschafts- unter Federführung der Universität der Forscherinnen und Forscher an Campus, bei dem rund 15 Profes- Paderborn, stellt die Universität Mann- der Universität Mannheim koordiniert. Neben Paderborn und Mannheim sind sorinnen und Professoren sowie 60 heim die größte Forschergruppe. „Nicht erst seit der globalen Finanzkrise Forscherinnen und Forscher der Ludwig- Nachwuchswissenschaftlerinnen und wird das Thema in der Öffentlichkeit viel Maximilians-Universität München, der Nachwuchswissenschaftler zusammen- Der SFB wird untersuchen, wie Rech- diskutiert. Insbesondere in Deutschland European School of Management and arbeiten, auf folgende Themen: nungswesen und Besteuerung die mangelt es an öffentlichem Vertrauen in Technology Berlin, der Humboldt-Univer- Transparenz von Unternehmen beein- die Wirtschaft.“ sität zu Berlin, der Frankfurt School of • Steuern, Innovationen, flussen und wie wichtig eine transparen- Finance and Management, der Goethe- Digitalisierung und Wachstum te Selbstdarstellung von Unternehmen Neben der Berichterstattung von Un- Universität Frankfurt und der WHU – • Steuervermeidung und -hinterziehung für die Gesellschaft ist. Reichen die ternehmen bildet die Transparenz der Otto Beisheim School of Management • Steuerinzidenz und (Um-)Verteilung klassischen Informationen wie Jahres- Steuersysteme den zweiten Schwer- an dem BWL-Sonderforschungsbereich • Europäische Fiskalpolitik abschlüsse, Quartalsmitteilungen und punkt des neuen SFB. In zumeist beteiligt. (YK) Ad-Hoc-Berichte noch aus, um Mitar- standortübergreifenden Teams geht es www.matax.eu beiter, Investoren und andere Interes- bei den anstehenden Forschungsar-
FORUM 2|2019 8–9 PROFIL GROSSER ERFOLG F Ü R S S TA AT S E X A - MEN NACH „MANN- C U R T- S A N D I G - H A U S HEIMER MODELL“ E R H Ä LT N E U E N NAMEN Im Jahr 2008 als Innovation in der deut- schen Juristenausbildung eingeführt, hat sich der interdisziplinäre Kombinati- Die an der Universität Mannheim an- onsstudiengang „Unternehmensjurist/ gesiedelte Bumiller-Raab-Haus gGmbH in (LL.B./Staatsexamen)“ der Universität hat das Curt-Sandig-Haus, ein von der Mannheim nun bewährt: Nach zehnjähri- Gesellschaft betriebenes Studierenden- ger Testphase hat das „Mannheimer Mo- wohnheim, in „Bumiller-Raab-Haus“ um- dell“ die Evaluation durch das Landes- benannt. Grund für die Namensänderung justizprüfungsamt Baden-Württemberg ist eine studentische Abschlussarbeit erfolgreich bestanden und kann ab aus dem Jahr 2018, die den Lebenslauf sofort unbefristet angeboten werden. des Namensgebers und ehemaligen Rektors der Wirtschaftshochschule und späteren Universität Mannheim, Curt Sandig, systematisch aufarbeitet. Die Erkenntnisse der Arbeit machen das problematische Verhältnis Curt Sandigs zum Nationalsozialismus deutlich, der of- fensichtlich mehr als nur oberflächlich mit In prunkvollem Ambiente feierten rund 180 Gäste den Universitätstag 2019 / Foto: Daniela Haupt der NS-Ideologie sympathisierte und als Hochschullehrer vergleichsweise stark be- lastet war. Nicht nur trat Sandig kurz nach U N I V E R S I TÄT S TA G 2 0 1 9 Der Kombinationsstudiengang "Unternehmensjurist/in" der Machtergreifung durch die Nationalso- hat seine Prüfung bestanden / Foto: Elisa Berdica zialisten 1933 der SA und dem National- sozialistischen Deutschen Dozentenbund Prof. Dr. Thomas Fetzer, Sprecher des Konsortiums Rund 180 geladene Gäste aus Wis- Barockschlosses“, in dessen Rahmen In dem Studiengang, der examensrele- Foto: Elisa Berdica bei und unterzeichnete das „Bekenntnis senschaft, Wirtschaft und Gesellschaft eine Vielzahl von Hörsälen und der Se- vantes juristisches Wissen mit fundierten der Professoren an den deutschen feierten den Universitätstag 2019 der natssaal renoviert wurden. Als Mitglied betriebswirtschaftlichen Kenntnissen kom- Universitäten und Hochschulen zu Adolf Universität Mannheim im Rittersaal des Universitätsrates und als dessen biniert, erwerben Mannheimer Studieren- Hitler und dem nationalsozialistischen LAND FÖRDERT ERFORSCHUNG DER des Schlosses. Im festlichen Rahmen Vorsitzender von 2013 bis 2018 stand de – anders als in der herkömmlichen Staat“. Auch Sandigs wissenschaftliche Arbeit während der 1930er Jahre war „ G E S E L L S C H A F T I M D I G I TA L E N wurden nach einem Jahresrückblick des Rektors die Ehrensenatorenwürden und er der Universität Mannheim stets beratend zur Seite, unterstützte sie und Juristenausbildung – bereits vor dem Staatsexamen einen berufsqualifizie- stark von der nationalsozialistischen WANDEL“ MIT 2,1 MILLIONEN EURO Lehrpreise verliehen. begleitete ihre strukturelle Entwicklung renden Bachelorabschluss, in dessen Ideologie beeinflusst. Als Hochschullehrer konstruktiv. Rahmen sie die zivilrechtlichen Prüfungen legte er mehr als das übliche Maß an Ehrensenatorenwürden ablegen. Die Prüfungen im Öffentlichen Anpassungsbereitschaft an den Tag. Bei der Digitalisierung von Wirtschaft „Gesellschaft im Digitalen Wandel“ Als Absolventin ist Dr. Brigitte Fickel der Preise für herausragende Recht und im Strafrecht nach dem zehnten und Gesellschaft stehen derzeit tech- mit mehr als 2,1 Millionen Euro für die Universität Mannheim seit vielen Jahren Lehrleistungen Fachsemester komplettieren schließlich Obwohl sich Curt Sandig als „Mitläufer nische Fragen wie autonomes Fahren, Dauer von drei Jahren. tief verbunden. Sichtbar wurde dies Als Anerkennung für ihre herausra- das Staatsexamen. Diese „Abschichtungs- der Demokratie“ in der Nachkriegszeit Verwendung von Sensoren in Geräten vor allem in ihrem langjährigen Engage- genden Lehrleistungen erhielten zwei möglichkeit“ unterlag bis vor kurzem einer den demokratisch legitimierten Insti- des täglichen Lebens oder der Einsatz Der Forschungsverbund will den Ein- ment als Präsidentin des Alumnivereins Dozenten den Lehrpreis der Universität Experimentierklausel in der Juristenausbil- tutionen gegenüber loyal verhielt und Künstlicher Intelligenz im Vordergrund. fluss der Digitalisierung auf Mensch ABSOLVENTUM MANNHEIM e.V. Während Mannheim: Prof. Dr. Jutta Mata, In- dungs- und Prüfungsordnung. sein Handeln von den Interessen der Damit dies gelingt, muss man den Blick und Gesellschaft identifizieren und ihrer Amtszeit 2012 bis 2018 stieg die haberin des Lehrstuhls für Gesundheits- Universität Mannheim und ihrer Studie- auch auf die Auswirkungen richten, die interdisziplinär analysieren. „Viele An- Zahl der Mitglieder spürbar und damit psychologie, sowie Dr. Tobias Vogel, Das Ergebnis der Überprüfung: Die renden leiten ließ, machen die neuen solche Neuerungen auf den Einzelnen wendungen und digitale Technologien, auch die Bindung der Alumni an ihre Alma Mitarbeiter am Lehrstuhl für Konsu- Qualifikation von Volljuristen, die im Erkenntnisse deutlich, dass er aufgrund sowie auf die Gesellschaft insgesamt die wir heute schon kennen, weisen Mater. Darüber hinaus förderte Brigitte mentenpsychologie und Ökonomische Rahmen des gestuften Kombinations- seiner moralischen Belastung als haben. Das soll das neue wissen- eine hohe Ambivalenz auf“, erläutert Fickel in ihrer Präsidentschaft die Aus Psychologie. Die Geehrten zeichnen studiengangs ausgebildet werden, ist Namensgeber eines Wohnheims und schaftliche Konsortium leisten, in dem Prof. Dr. Thomas Fetzer, Inhaber des weitung des Mentoring-Programms für sich durch hervorragende Evaluationen der herkömmlichen Juristenausbildung somit als Vorbild für Studierende nicht sich unter der Leitung der Universität Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Studierende sowie die Unterstützung durch die Studierenden aus und ver- ebenbürtig. Auch bei den Studierenden geeignet ist. Da im Dezember 2018 Mannheim acht universitäre und außer- Regulierungsrecht und Steuerrecht von Studierendenprojekten und studen- mitteln die jeweiligen Inhalte praxisnah kommt der Studiengang sehr gut an: Die auch die ehemalige Dr.-Kurt-Hamann- universitäre Einrichtungen der Geistes-, an der Universität Mannheim und tischen Initiativen. mit großem Einsatz und didaktisch große Mehrheit der Mannheimer Absol- Stiftung aufgrund der Beteiligung ihres Sozial-, Rechts-, Wirtschafts-, Medien- Sprecher des Konsortiums. „Wir wollen abwechslungsreich. Darüber hinaus ventinnen und Absolventen, die zwischen Namensgebers an nationalsozialis- und Kommunikationswissenschaften, Entscheidungsgrundlagen für Politik und Dr. John Feldmann ist der Universität gelingt es ihnen, die Studierenden in 2011 und 2015 befragt wurden, würde tischem Unrecht umbenannt worden der Ethik und der Informatik sowie der Gesellschaft liefern, damit die unbe- seit vielen Jahren eng verbunden. besonderem Maße zu motivieren und sich wieder für den Mannheimer „Un- war, prüft die Universität Mannheim interdisziplinären Technikbewertung aus streitbaren Chancen der Digitalisierung Bereits als Mitglied des Vorstands der sehr gute Lernerfolge zu erzielen. (LS) ternehmensjuristen“ entscheiden – vor derzeit sämtliche Biografien potenziell ganz Baden-Württemberg zusammenge- ergriffen, aber die möglichen Gefahren BASF SE förderte er die Universität allem wegen der hervorragenden Verzah- historisch belasteter Ehrenträger und schlossen haben. Das Landeswissen- und Nachteile so weit wie möglich mini- nachhaltig und unterstützte insbeson- Ein ausführliches Porträt über Prof. Dr. nung juristischer sowie wirtschaftswis- Rektoren aus der Vergangenheit. (LS) schaftsministerium fördert das Projekt miert werden können.“ (YK) dere das Projekt „Renaissance des Jutta Mata finden Sie auf Seite 60. senschaftlicher Inhalte. (LS)
FORUM 2|2019 10–11 PROFIL D I E U N I V E R S I TÄT MANNHEIM IN DEN AKTUELLEN RANKINGS Shanghai-Ranking CHE-Ranking: Psychologie behaup- PROFILPROFESSUR Das aktuelle Academic Ranking of World tet bundesweite Spitzenposition F Ü R D ATA S C I E N C E Universities 2019, auch Shanghai- Im Fach Psychologie bestätigt die Ranking genannt, bestätigt abermals die Universität Mannheim ihre Position als EINGERICHTET deutsche Spitzenposition der Universität einer der besten Ausbildungsstandorte Mannheim in den Wirtschafts- und Deutschlands. Rein nach Punkten er- Die Auswertung der stetig wachsenden Sozialwissenschaften. In sieben der ins- reichte sie wieder die beste Bewertung Datenberge ist nicht nur für Unterneh- gesamt vierzehn Fächer in der Kategorie aller Universitäten: Sie liegt in 15 von men, sondern auch für die Erforschung „Social Sciences“, die auch Betriebs- 21 Kategorien in der Spitzengruppe. wirtschafts- und sozialwissenschaftli- und Volkswirtschaftslehre sowie Kommu- Keine andere Hochschule erhielt in so cher Fragen relevant: So kann sie unter nikation beinhalten, zählt die Universität vielen Einzelkriterien die Bestbewer- anderem dabei helfen, das Verhalten Mannheim zu den besten Universitäten tung. Bestnoten bekam die Mannhei- von Kunden vorherzusagen, künstliche in Deutschland. In „Political Sciences“ mer Psychologie unter anderem für Intelligenzen zu trainieren oder ge- und „Business Administration“ liegt die „allgemeine Studiensituation“, die sellschaftliche Phänomene besser zu die Universität Mannheim als beste „Betreuung durch Lehrende“ sowie verstehen. Aus diesem Grund baut die deutsche Universität an der Spitze. in der „Unterstützung fürs Auslands- Universität Mannheim ihre Forschung In „Finance“ und „Communication“ studium“ und beim „Berufsbezug“. im Bereich Data Science mit der inter- ist jeweils nur eine Universität besser Auch bei der „Studieneingangsphase disziplinär angelegten Profilprofessur bewertet. Das Shanghai-Ranking ist ein - Gesamtergebnis“ und dem „Wissen- „Data Science in den Wirtschafts- und weltweites Hochschulranking, das seit schaftsbezug“ gehört die Universität Sozialwissenschaften“ weiter aus. Rektor Prof. Dr. Thomas Puhl (hinten links) mit den anderen teilnehmenden Universitätsrektorinnen und -rektoren beim U7+ Gipfel in Paris / Foto: Sciences Po 2003 von der Jiaotong-Universität in Mannheim zur Spitzengruppe. Ziel der neuen Professur soll es sein, Shanghai durchgeführt wird. Über 1.200 Methoden der Datenanalyse und des Hochschulen weltweit werden jährlich auf maschinellen Lernens auf sehr große U N I V E R S I TÄT M A N N H E I M Basis verschiedener Kriterien bewertet. CHE-Ranking: Anglistik mehr Spit- Datenmengen anzuwenden und so zenplatzierungen als alle anderen Antworten auf wirtschafts- und sozial- S C H L I E S S T S I C H I N T E R N AT I O N A L E R anglistischen Fachbereiche wissenschaftliche Fragestellungen zu G7-HOCHSCHULALLIANZ AN WirtschaftsWoche-Ranking: Mann- finden. Die inhaltliche Ausrichtung der heimer Alumni haben hervorragende Von allen untersuchten Universitäten Professur war durch einen fakultäts- Karrierechancen mit anglistischen Fachbereichen erhielt übergreifenden Wettbewerb bestimmt Antworten auf globale Herausforderun- pflichten sich auch dazu, Best Practices In der aktuellen Personalerbefragung der die Mannheimer Anglistik die meisten worden. Die Stelle soll bis spätestens gen finden und den Regierungschefs der auf dem eigenen Campus umzusetzen. Zeitschrift WirtschaftsWoche schneidet Spitzenbewertungen, darunter für die Ende 2020 besetzt werden. G7-Länder wichtige Handlungsimpulse „Ich freue mich sehr, dass die Univer- die Universität Mannheim erneut hervor- „allgemeine Studiensituation“, die geben – das sind die Ziele der U7+ sität Mannheim als eine von nur vier ragend ab: 29,5 Prozent der Befragten „Studienorganisation“ und die „Un- Die Professur für Data Science ist an Allianz, einem internationalen Hochschul- deutschen Universitäten in die U7+ bescheinigen den BWL-Absolventinnen terstützung im Studium“. Insgesamt der Fakultät für Betriebswirtschafts- bündnis im Rahmen des G7-Prozesses, Allianz aufgenommen wurde. Das Bünd- und -Absolventen der Universität Mann- überzeugen die Angebote der Philoso- lehre angesiedelt, soll jedoch – unter zu dem sich 48 Universitäten aus 18 nis ermöglicht es uns, voneinander zu heim, dass sie ihre Erwartungen am phischen Fakultät vor allem in den Ka- anderem durch die Anbindung an das Ländern zusammengeschlossen haben. lernen und effektiver an der Bewältigung besten erfüllen. Damit liegen die Mann- tegorien „Internationale Ausrichtung“ neu gegründete, fakultätsübergreifende globaler Probleme zu arbeiten“, sagt heimer Betriebswirtschaftler zum fünf- sowie in der Bewertung der Angebote Mannheim Data Science Center – eng Beim ersten Gipfel der U7+ Allianz unter Rektor Thomas Puhl. zehnten Mal seit 2002 auf Platz eins. in der Studieneingangsphase. Das mit den Sozialwissenschaften, der der Schirmherrschaft des französischen VWL und Wirtschaftsinformatik erreichen CHE-Ranking ist das umfassendste Wirtschaftsinformatik und der Wirt- Präsidenten Emmanuel Macron unter- Die U7+ Allianz wurde auf Initiative der jeweils Platz 2 und Platz 3. Gut 650 Ranking im deutschsprachigen Raum. schaftsmathematik zusammenarbeiten. zeichneten die Universitätsrektorinnen- französischen Universität Sciences Po Personalverantwortliche aus kleinen, Mehr als 140 Universitäten und 250 „Nur durch ein interdisziplinäres Ver- und -rektoren des Bündnisses, darunter ins Leben gerufen und versteht sich als mittleren und großen Unternehmen hat Hochschulen in Deutschland, Öster- ständnis können wir das Potenzial von Prof. Dr. Thomas Puhl für die Universität Handlungskoalition von Universitäten die Beratungsgesellschaft Universum im reich, der Schweiz und den Niederlan- Big Data in der Forschung tatsächlich Mannheim, im Pariser Elysée-Palast über die Grenzen von Staaten und Konti- Auftrag der WirtschaftsWoche befragt, den werden regelmäßig vom Centrum realisieren“, sagt Prof. Dr. Michael sechs Handlungsvereinbarungen zu nenten hinweg. Eingeladen waren neben von welchen Universitäten sie am für Hochschulentwicklung untersucht. Diehl, Dekan der Fakultät für Sozialwis- globalen Herausforderungen wie die Universitäten der G7-Länder auch Univer- liebsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter senschaften. Zudem soll die Ausbildung zunehmende Polarisierung der Gesell- sitäten aus Marokko, dem Senegal, der rekrutieren. Dabei zählte für sie unter des wissenschaftlichen Nachwuchses schaften, Teilhabe, Klimaschutz oder Elfenbeinküste, Kenia, Nigeria, Ghana, anderem, ob die Absolventen Praxiser- in aktuellen Data-Science-Methoden technologischer Wandel. Diese sollen Südafrika, Australien, Indien, Südkorea, fahrung haben, zweisprachig ausgebildet durch die Einbindung der Professur an den Universitäten nicht nur vermehrt Singapur, Mexiko und Argentinien. Ein sind und ob sie die aktuellen Probleme in die Graduate School of Economic erforscht und Lösungsansätze entwickelt jährliches Gipfeltreffen der Allianz im der Branche kennen und Lösungsansät- and Social Sciences (GESS) gestärkt werden, sondern die Universitäten ver- Vorfeld der G7-Gipfel ist vereinbart. (LS) ze anbieten. werden. (YK)
FORUM 2|2019 12–13 SCHWERPUNKT SCHWERPUNKT 2|2019 FOTOGRAF: SIMON HOFMANN Als Kind spielte der Weinheimer Simon Hofmann leidenschaftlich Handball. Heute betrachtet er Bälle nur noch durch die Linse, wenn er für seine Arbeit durch die Welt reist und von Champions League über Bundesliga bis Welt- und Europameisterschaften schwitzende Sportlerinnen und Sportler ablichtet. Oder Landschaften. Oder Menschen. Oder Dinge. Denn auf eine Sache festlegen will sich der 32-Jährige, der seit seinem Abitur 2007 als freier Foto graf arbeitet, nicht. Simon Hofmanns Leidenschaft heute: Berge und Klettern. Damit war er gut für das Shooting der Unverzichtbar aktuellen FORUM-Ausgabe vorbereitet, denn auch hier ging es sportlich zu. Mal musste der Fotograf hoch hinaus, mal Über Menschen, ohne die an der Uni Mannheim nichts läuft ganz runter in den Keller, um die Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter der Universi- Text: Nadine Diehl tät Mannheim an ihren Arbeitsplätzen in Szene zu setzen. W er hält unseren Professorinnen und Professoren Um alle vorzustellen, bräuchte es mehrere Ausgaben. Verges- den Kopf frei, damit sie ungestört auf Spitzenni- sen haben wir die Fehlenden nicht: Rund 12.000 Studieren- veau forschen und lehren können? Wer kämpft de werden von den Studienbüros und am Express-Schalter sich durch die Flut an Studienplatzbewerbungen, damit die betreut und versorgt. In der Personalabteilung wurden allein Universität Mannheim jedes Jahr über 3.000 Erstsemester im Jahr 2018 fast 50.000 Personalvorgänge wie Arbeitsver- aufnehmen kann? Und wer zieht all die Büros um, wenn träge, Dienstreisen und Reisekostenerstattungen bearbeitet teilweise ganze Fachbereiche wegen Renovierungsarbeiten – um nur einen Bruchteil zu nennen. Über 40.000 Anfragen eine neue Heimat bekommen? In dieser FORUM-Ausgabe erreichen die Hotline der Universität Mannheim pro Jahr. rücken wir diejenigen ins Rampenlicht, die oft im Hintergrund 116.000 Quadratmeter pflegt das Reinigungspersonal – eine arbeiten – die aber für den Unialltag unverzichtbar sind. All Fläche, die sechs Mal so groß ist wie das Bundeskanzleramt die Rädchen, ohne die sich das große erfolgreiche Rad Uni- in Berlin. Unterstützt wird das gesamte universitäre System versität Mannheim nicht drehen kann. So wie Corinna Jann- zusätzlich von über 1.000 studentischen Hilfskräften. Und Grahovac, eine von über 100 Lehrstuhlsekretärinnen und noch immer sind nicht alle erwähnt. Vielleicht ist das aber Lehrstuhlsekretären. Oder die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- auch gar nicht nötig. Denn wer mit offenen Augen und Ohren ter der Universitätsbibliothek, die ganze 70 Kilometer Bücher über den Campus läuft, wird sie finden – die Menschen, verwalten. Von den Hausmeistern über die Poststelle bis zum ohne die an der Universität Mannheim nichts läuft. e Rechenzentrum – wir haben sie bei ihrer Arbeit begleitet.
FORUM 2|2019 14–15 SCHWERPUNKT Alles unter Menschen zu tun haben, „verließ“ den PC und wechselte zu IKEA, zunächst in die Logistik und dann in den Verkauf, auch im Gartenbau arbeitete sie einige Jahre. „Die Liebe zur Kontrolle Kunst ist aber immer geblieben, deshalb freue ich mich, in den Gebäuden der Uni mit ihren unterschiedlichen Baustilen zu arbeiten“, sagt Ulrike Schütz. vom Keller Zur selben Zeit ist am anderen Ende des Campus Haus meister Markus Seelinger damit beschäftigt, alle Seminar- bis zum Dach räume für die heutigen Vorlesungen aufzuschließen – seine erste Aufgabe jeden Morgen. Über 50 Türen muss er in A5 und B6 öffnen, in seinem gesamten Bezirk ist er Herr über Ulrike Schütz und Markus Seelinger: Sie ist Hausmeisterin fast 2.000 Schlösser. „Da ist man schon mal gut zwei Stun- in den Gebäuden am Mannheimer Hauptbahnhof, er am den unterwegs“, sagt er und zückt einen der vielen farbigen anderen Ende des Campus in A5 – zwei Bezirke mit unter- Schlüssel an seinem Bund. Dabei kontrolliert er auch, ob schiedlichen Herausforderungen. FORUM hat die beiden bei alle Tische und Stühle an Ort und Stelle stehen – wenn nicht, der Arbeit begleitet. muss er sie suchen gehen. Was fehlt, schreibt er sich in sein Notizbuch. „Die Studierenden holen gerne mal Stühle Text: Nadine Diehl aus einem Raum in den anderen oder schieben Tische nach draußen. Aber ich will nicht jammern, schließlich ist das S ie trägt die blaue Arbeitskleidung der Universität, um die unser Job“, sagt der 58-Jährige. Hüften eine Tasche mit ihren wichtigsten Werkzeugen, an ihren Füßen Arbeitsschuhe. Ulrike Schütz ist die einzige Markus Seelinger ist eigentlich gelernter Industriebetriebs- Frau unter den neun Hausmeistern der Universität. „Wenn Hand- schlosser – wie sein Vater. Bevor er vor vier Jahren an die Uni- werker bei mir anrufen, um den Hausmeister zu sprechen, den- versität Mannheim kam, montierte er Hochkräne. Aufgewach- ken sie oft, ich sei die Sekretärin“, erzählt sie. „Dann sage ich: sen ist er auf der ganzen Welt, lebte als Kind mehrere Jahre 'Der Hausmeister' – das bin ich.“ Verteilt sind die Teams auf drei in Libyen, Tansania und Brasilien, wo sein Vater auf Montage „‚Der ,Hausmeister‘ – Bezirke mit ihren jeweils eigenen Besonderheiten. Während die war. „In den Camps habe ich immer in der Werkstatt meines das bin ich.“ Hausmeister vom Ehrenhof neben ihren eigentlichen Tätigkeiten auch bei großen Events gefragt sind, haben die Kollegen im Ost- Vaters gespielt und wollte in seine Fußstapfen treten“, erzählt Seelinger. „Meine Kindheit hat mich sehr geprägt und zu dem flügel regen Kontakt mit den Studierenden, die auch gemacht, was ich heute bin.“ schon mal wegen eines platten Fahrradreifens oder Das heißt: Geht nicht, gibt es eines kaputten Schlosses an die Tür klopfen. Perso- nicht bei Markus Seelinger. nen aus Aufzügen retten, Studierenden dabei helfen, Wo er aufwuchs, musste man ihren Geldbeutel wiederzufinden, oder weggeworfene auf Ersatzteile oft Monate Lebensmittel vor einer Einfahrt wegkratzen – wie an warten – das macht erfinde- diesem Morgen – all das kommt noch hinzu. Einmal risch. musste Ulrike Schütz in einem der Bibliotheksflure so- gar eine Fledermaus retten, die sich dort verirrt hatte. Markus Seelinger dreht weiter seine Runde. An die Außen- Ulrike Schütz‘ Bezirk hat durch die Nähe zum Bahn- wand von B6 hat jemand Graf- hof außerdem ein besonderes Problem. „Vor den Ein- fiti gesprüht, das will er später gängen übernachten Obdachlose – im Sommer sogar entfernen. Bevor er das mehr als im Winter. Wir müssen sie dann aufwecken, Gebäude betritt, wirft er noch denn bleiben dürfen sie dort nicht“, sagt sie. Im Winter einen Blick in die Mülleimer. sei außerdem der Schneedienst eine besondere Her- Insgesamt 28 Stück leeren ausforderung für alle. „Vor ein paar Jahren haben ein er und seine Kollegen jede Kollege und ich mit der Schneeschippe vom Bahnhof Woche – allein in ihrem Bezirk bis zum Schloss die Wege freigeräumt, das hat Stun- bis A3. Als nächstes geht es den gedauert. Die anderen Kollegen waren krank oder auf das Dach von B6, von hier hatten Urlaub. Aber zum Glück haben wir in Mannheim aus habe er einen guten Blick eher selten Schneefall.“ Ihren Job liebt Ulrike Schütz – auf die umliegenden Gebäu- an jedem Tag muss sie andere Aufgaben und Arbeiten de. „So kann ich kontrollieren, erledigen. Natürlich gibt es auch Routine, aber wenn ob irgendwelche Jalousien nichts Dringliches ansteht, wie zum Beispiel flackernde Lampen, kaputt sind“, sagt er. „Einen guten Hausmeister sollte man leere Papierdepots oder laufende WC-Spülungen, kann sie sich nie bemerken, aber es sollte trotzdem alles funktionieren.“ ihre Arbeit selbst einteilen. „Ich bin außerdem froh, mich den Dass es jedoch keineswegs unbemerkt bleibt, wie viel Mühe ganzen Tag bewegen zu können und zu Fuß oder mit dem Fahrrad sich Seelinger und seine Kollegen geben, freut ihn. „Nicht sel- zu den Gebäuden unterwegs zu sein“, sagt Ulrike Schütz. ten bringen uns Sekretärinnen Kuchen oder Wurstsalat vorbei, wenn wir ihnen bei einem Problem geholfen haben“, sagt er Ulrike Schütz auf dem Dach des Universitätsgebäudes Nach der Ausbildung zur Holzbildhauerin studierte sie Kunst und hofft deshalb, dass der Job als Hausmeister an der Uni- in L15 gegenüber dem Hauptbahnhof und Kommunikationsdesign. Aber sie wollte mehr mit versität Mannheim bis zur Rente sein letzter sein wird. e
FORUM 2|2019 16–17 SCHWERPUNKT auf den Philippinen. Auf den Dörfern und ländlichen Gebieten gibt es keinen Zugang zum Internet. Ihre Befragungen könnten sie ohne die technische Unterstützung von Thomas Behles deshalb nicht durchführen. „Ich bereite die Tablets so vor, dass das Forscherteam auch ohne Verbindung zu unserem Umfrageserver seine Arbeit machen kann“, sagt Behles, der vor allem den persönlichen Kontakt zu den Nutzern schätzt. Mit einem vergleichbaren Job in der Wirtschaft würde er viel mehr verdienen, doch Behles gefällt die familiäre Atmosphäre. „Hier kann ich außerdem zu besserer Forschung und Bildung beitragen“, sagt er. „Geld sollte nicht der Hauptmotivator sein, Ein guter Draht weshalb man einen Job macht.“ Das sieht auch Martin Stachniss so. Er hat 2006 seine Mit innovativen Projekten und neuen IT-Services begleitet Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration am Re- das Rechenzentrum die Universität Mannheim in einer chenzentrum der Universität abgeschlossen und es seitdem digitalisierten Welt. Dazu sind um die 30 verschiedene keine Sekunde bereut. Martin Stachniss – das ist ein Gesicht, Business-Services in Lehre, Forschung sowie der Verwaltung das man kennt. Wenn er über die Flure der Verwaltung huscht, in Betrieb. 568 WLAN-Accesspoints, PCs von rund 1.600 um neue Rechner zu installieren, Drucker auszutauschen oder Beschäftigten sowie Technik in fast 150 Hörsälen muss PC-Probleme zu lösen, wird er deshalb meist aufgehalten. außerdem funktionieren. FORUM hat vier Menschen getrof- „Gut, dass ich Sie sehe, können Sie mal kurz schauen“ ist ei- fen, die dafür sorgen, dass an der Uni Mannheim alles läuft. ner der häufigsten Sätze, die er hört. Die meisten technischen Probleme an den Verwaltungsrechnern lassen sich einfach Text: Nadine Diehl lösen. Zum Glück – findet Stachniss: „Besser, es ist nur eine Kleinigkeit, anstatt einer Katastrophe wie beispielsweise der E s ist laut wie in einem Maschinenraum, Hightech Verlust von Daten.“ stellt man sich leiser vor. Doch die will gekühlt werden. Es ist ein heißer Sommertag – im Serverraum des Nicht immer ist eine kaputte Festplatte daran schuld, wenn Rechenzentrums läuft in L15 im elften Stock die Klimaanlage Daten verloren gehen. Im Netz sind viele Hacker unterwegs, auf Hochtouren. „Nur einmal ist die gesamte Klimatechnik die technischen Geräte zu testen, die PCs zu aktualisieren die mit ausgefeilten Methoden und Spam-Mails gutgläubige ausgefallen und das war über Weihnachten. Da haben wir alle – damit im laufenden Betrieb alles reibungslos funktioniert. Nutzer in die Falle tappen lassen. Martin Stachniss sendet Fenster geöffnet und die Server mit Naturkühlung gefahren“, Ohne Hörsaal-Support würden so manche Professorinnen nicht nur Warnmails an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sagt David Liedke von der Abteilung Datennetz und Medien- und Professoren wahrscheinlich verzweifeln. „Gerade zu der Verwaltung, sondern gibt auch Schulungen, die mittlerweile technik. „Wir hatten großes Glück, im Sommer hätten wir ein Vorlesungsbeginn kann auch schon mal Panik ausbrechen, für sie alle verpflichtend sind. Hier klärt er über die neuesten echtes Problem gehabt.“ Denn hier, wo es überall so schön wenn die Dozierenden vor einem vollen Hörsaal stehen und Tricks der Internet-Betrüger auf und sensibilisiert für einen bunt blinkt, liegt das Herzstück des Rechenzentrums – sämt- dann an der Technik scheitern“, sagt sie. Meist kann das vorsichtigeren Umgang mit den eigenen Daten und Passwör- liche Daten und die Mutter aller Router, die über eine dicke Team vom Hörsaal-Support telefonisch helfen. Vor allem tern. „Seit wir diese Grundimmunisierung durchführen, sind Glasfaserleitung im Boden über Stuttgart ins weltweite Netz Anja Beher kennt jeden Hörsaal wie ihre Westentasche. Kein die Nutzerinnen und Nutzer spürbar aufmerksamer geworden führt. Wenn hier die Lampen ausgehen, ist aber noch nicht Wunder: Als die ehemalige Hörfunktechnikerin vor 19 Jahren und informieren uns, wenn ihnen etwas komisch vorkommt“, alles verloren. „Dann springt das Notfallrechenzentrum im an die Universität Mannheim kam, war sie für gerade mal „Hier kann ich erzählt er. Vor ein paar Monaten wurde es dann doch mal Keller des Ostflügels ein“, fügt Liedke hinzu. „Der Endnutzer bekommt davon überhaupt nichts mit. Das Netz haben wir sechs Hörsäle zuständig. Heute sind es fast 150, die techni- sche Ausstattung jedes einzelnen hat sie miterlebt. Wenn je- zu besserer brenzlich: Mit täuschend echten Bewerbungen auf aktuelle Stellenausschreibungen der Uni versuchen Hacker immer wie- so designt, dass Totalausfälle ausbleiben.“ doch nichts hilft, flitzt sie mit dem Fahrrad über den Campus. „Im Winter oder bei Regen macht das keinen Spaß – vor Forschung und Bildung der so genannte Krypto-Trojaner auf die Rechner zu spielen, die sämtliche Dateien darauf unwiderruflich verschlüsseln. Ein Dieses erstreckt sich über den gesamten Campus vom Kaiser- allem nicht, wenn ich klitschnass in den Hörsaal komme beitragen." Mitarbeiter hatte solch eine Bewerbung geöffnet, das Rechen- ring bis in den Parkring und geht über in viele kleine Netze, an und das Problem sich bereits von selbst gelöst hat“, sagt zentrum jedoch umgehend informiert. Die rund 400.000 ver- denen die einzelnen Gebäude angeschlossen sind. Jedes Büro, Anja Beher und lacht. schlüsselten Dateien auf dem Abteilungslaufwerk konnte das jede elektrische Tür, jedes Zeiterfassungsterminal und jeder Team wiederherstellen. „Das hat uns zumindest gezeigt, dass Aufzug ist darüber mit dem Rechenzentrum verbunden. Auf Thomas Behles hat da kürzere Wege. Er arbeitet im so ge- (v.l.) Anja Beher, Martin Stachniss und David Liedke wir für den Ernstfall gut gewappnet sind“, sagt Stachniss. im Serverraum des Rechenzentrums Liedkes Computer laufen alle diese Verbindungen zusammen. nannten Premium-Support für die Abteilung Volkswirtschafts- So sieht er sofort, wo es Probleme gibt. Auf dem Monitor sei- lehre in L7, 3-5. Seit 2008 kann jede Fakultät oder größere Bei allem Service und Support hat das Rechenzentrum auch nes Überwachungssystems leuchten mehrere Fehlermeldungen Einrichtung vom Rechenzentrum persönliche Fachinformatiker stets die Zukunft im Blick. Das Rechenzentrum als ein mo- rot auf: In den L-Quadraten läuft gerade ein Server auf zu hoher vor Ort erhalten, die mit den speziellen Bedürfnissen der derner und kundenorientierter IT-Dienstleister für Forschung, Temperatur. Woanders ist in einem Hörsaal das WLAN seit 10 dortigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vertraut Lehre und Verwaltung versorgt die Universität mit qualitativ Uhr offline – das sei jedoch wegen Wartungsarbeiten so gewollt. sind. Behles‘ Service reicht von Hard- und Softwareberatung, hochwertigen IT-Services. Ein wichtiges neues Projekt ist der über PC-Reparaturen bis hin zur Unterstützung bei der Ausbau des WLAN-Netzes, damit die wachsende Zahl an End- Für die sind Anja Beher und ihre Kollegen vom Hörsaal-Support Aufzeichnung von Vorlesungen. Interessant wird es für ihn, geräten Platz hat. Es wird auf eine neue IP-Adressen-Version zuständig. In den Semesterferien nutzt das vierköpfige Team wenn er Wissenschaftler bei ihren Projekten unterstützt: Ein umgestellt und sich auf einen neuen Bürofunkstandard fürs die vorlesungsfreie Zeit, um Beamerlampen auszutauschen, VWL-Lehrstuhl forscht in Entwicklungsländern in Afrika und Internet vorbereitet – damit auch in Zukunft alles läuft. e
FORUM 2|2019 18–19 SCHWERPUNKT Power-Frauen Corinna Jann-Grahovac ist eine von 108 Lehrstuhlsekre- tärinnen und Lehrstuhlsekretären an der Universität. Ihre Chefs: Die VWL-Professoren Tom Krebs und Michèle Tertilt. Als Sekretärin der diesjährigen Leibnizpreisträgerin hat sie einiges zu tun. Text: Nadine Diehl E s ist der 6. Dezember 2018 – Nikolaustag. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft verkündet die Mannheimer Volkswirtin Michèle Tertilt als Trägerin des Leibnizpreises 2019, der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung im deutschsprachigen Raum. Regionale und überregionale Medien wollen über die Ausnahmeforscherin berichten. Die erste Stimme, die sie bei ihrem Anruf hören, ist die von Corinna Jann-Grahovac. Michèle Tertilt soll auf die Titelseite eines großen Wirtschaftsmagazins, ein Fern- sehsender möchte einen Beitrag über sie drehen. Corinna „Für Sekretärinnen ist es nicht ungewöhn- Jann-Grahovac kümmert sich darum, dass die Forscherin dafür professionell gestylt wird. Für sie kein Problem: Bevor lich, studiert zu haben. Auch bei uns an der sie Sekretärin wurde, arbeitete sie als Redakteurin bei einem Magazin in Hannover und kennt die Medienwelt. „Das große Universität Mannheim gibt es viele.“ Medieninteresse an meiner Chefin merkt man ihr aber nicht an. Sie ist immer dankbar für Feedback und sehr bodenstän- dig“, sagt Jann-Grahovac, die auch stets Tertilts Vorträge auf Corinna Jann-Grahovac, Sekretärin in der Abteilung VWL Verständlichkeit gegenliest und ihre Powerpoint-Folien für die Vorlesungen kontrolliert. Seit der ersten Stunde ist Corinna Jann-Grahovac ihre Jann-Grahovac schätzt das internationale Klima an der Univer- sie sich. Die Leidenschaft für Russland ist nie erloschen, „Natürlich unterstütze ich jeden, wo ich nur kann. Ich helfe Sekretärin, damals als sie von Stanford nach Mannheim sität Mannheim, auch wenn es den Beruf der Sekretärinnen immer wieder arbeitete sie als Reiseleiterin – bis heute: Im den internationalen Wissenschaftlern, sich ins deutsche kam als erste und einzige Professorin in der VWL-Abteilung. und Sekretäre an den Lehrstühlen grundlegend verändert hat: vergangenen Jahr begleitete sie eine Journalistin für einen Hochschulsystem einzuarbeiten oder mit Problemen bei Michèle Tertilt – das ist auch eine Garantin für Großprojekte Vielerorts läuft fast die gesamte Kommunikation auf Englisch Reiseblog nach Sibirien und in der Transsibirischen Eisen- der Suche nach einer Kinderbetreuung oder einem Park- mit Millionenförderung, die ebenfalls Corinna Jann-Grahovac – eine Herausforderung für viele. In der VWL-Abteilung rief sie bahn nach Moskau. Auch ihren Mann, einen Maschinenbau- platz. Die Mama der Abteilung will ich jedoch nicht sein“, verwaltet: „Das ist alles weit weg von dem Stereotyp der kaf- deshalb einen Englischkurs ins Leben. „Die Englischlehrerin ingenieur, hat sie in einem Zug kennengelernt – damals als sagt sie selbstbewusst. Jann-Grahovac rechnet. So um die feekochenden Sekretärin, die Kekse in Besprechungen ser- hat den Inhalt auf unsere speziellen Bedürfnisse zugeschnitten, sie mit 27 Jahren und einem weiteren Stipendium im ehema- 500 Menschen hat sie schon kommen und gehen sehen. viert. Darauf legt meine Chefin, die sich sehr in der Frauen- viele meiner Kolleginnen machten mit. Den Kurs gibt es noch ligen Jugoslawien studierte. Als die gemeinsame Tochter zur „Viele der Juniorprofs sind mir besonders ans Herz ge forschung engagiert, großen Wert.“ Natürlich mache sie auch heute“, sagt die Sekretärin, die mittlerweile selbst nicht mehr Welt kam, schaute sich die Redakteurin nach einem Job um, wachsen. Mit einigen stehe ich immer noch in Kontakt. die typischen Sekretariatsaufgaben wie Reisekostenabrech- daran teilnimmt. Denn üben kann sie hier jeden Tag genug. der mit der Familie vereinbar ist und wurde so Sekretärin der Sie rufen an, schreiben eine E-Mail und viele trifft man hier nungen, Vorbereitungen für bevorstehende Lehrveranstaltun- Frauenvertreterin an der Universität Ulm. „Für Sekretärinnen auch persönlich wieder“, erzählt sie. Auch, dass man über gen und organisiert Tagungen und Forschungsseminare mit. Fremdsprachen sind für sie außerdem nichts Neues. Neben ist es nicht ungewöhnlich, studiert zu haben. Auch bei uns so viele Jahre mit zwei Professoren zusammenarbeitet, Eine weitere Besonderheit sei jedoch die Internationalität der Germanistik hat sie Slawistik auf Magister studiert. Mit an der Universität Mannheim gibt es viele“, sagt sie. sei etwas Besonderes. Zufriedenheit herrscht also offen- beiden Lehrstühle. Viele internationale Wissenschaftlerinnen einem Stipendium verbrachte sie ein halbes Jahr an der sichtlich auf beiden Seiten. e und Wissenschaftler betreut Jann-Grahovac pro Jahr und Universität im früheren Leningrad, noch während des Kalten Seit 17 Jahren arbeitet sie nun in Mannheim, erst als auch die meisten wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Krieges. „Meinen Eltern war das natürlich überhaupt nicht Sekretärin der Philosophischen Fakultät und dann in der Mitarbeiter kommen aus dem Ausland. recht, für mich war es aber ein großes Abenteuer“, erinnert VWL. Wer so lange hier ist, wird gerne nach Rat gefragt.
FORUM 2|2019 20–21 SCHWERPUNKT Wo die Post einen Brief aus Zamalek, einem Kairoer Stadtbezirk, in der Hand“, erzählt die Poststellenleiterin nostalgisch. „Mit zwölf Jahren ging ich dort zur Schule, weil die Firma meines Vaters abgeht ihn dorthin versetzte – eine wunderschöne Zeit.“ 6:30 Uhr: Ein Mann zieht einen mit Kisten beladenen Rollwa- Ohne sie würde an der Universität Mannheim kein Lehr- gen in die Poststelle – es ist Fahrer Klaus Ringhof. Gerade stuhl und kein Mitarbeiter einen Brief erhalten oder ver- kommt er vom Verteilzentrum der Deutschen Post im Mannhei- senden können – die Poststelle. Pro Jahr werden hier über mer Stadtteil Farlach, wo er die Briefe abgeholt hat, die heute 126.000 Postsendungen frankiert und abgeschickt. Seit an die über 194 Lehrstühle, Institute und die Verwaltung verteilt über 20 Jahren ist das der Job von Leiterin Iris Gerloff und werden müssen. Schon immer hat der 58-Jährige sein Geld mit ihrem Team. FORUM hat sie einen Tag lang begleitet. Fahren verdient: Früher arbeitete er als LKW-Fahrer und hatte später sogar ein eigenes Taxi-Unternehmen, schuftete Tag und Text: Nadine Diehl Nacht. „Ich bin froh, seit fünf Jahren für die Universität arbeiten zu dürfen. Ich kann mir keinen besseren Arbeitsplatz vorstellen. 6 Uhr morgens: Langsam erhebt sich die Sonne über Ich bin die ganze Zeit unterwegs, anstatt im Büro zu sitzen. Ich dem menschenleeren Ehrenhof und taucht die habe zum ersten Mal im Leben geregelte Arbeitszeiten und Schlossfassade in blutrote Farbe. Es ist der Moment, auch als ich einen Herzinfarkt erlitt, bekam ich weiter mein wenn Iris Gerloff die Tür zu ihrem Reich aufschließt, zur Post- Gehalt – für mich alles andere als selbstverständlich“, sagt er. stelle im Verwaltungsgebäude in L1, 1. Während andere noch Auch in seiner Freizeit fahre er viel – vor allem im Wohnwagen schlafen, ist sie bereits putzmunter auf den Beinen – eine zu Flüssen in ganz Europa, wo er an Goldschürfmeisterschaften der ersten jeden Morgen auf dem Campus. 164 Postfächer teilnimmt – seine große Leidenschaft. Kaum ist Klaus Ringhof und verschiedene Postkübel warten hier darauf, befüllt zu in der Poststelle angekommen, muss er auch schon die erste werden. Wie ein Uhrwerk verteilt sie Briefe, Umschläge und Campus-Tour vorbereiten. Das heißt Briefe und Hauspost- Hauspost an ihre Adressaten. Einen Brief wirft sie in eine Umschläge sortieren und in Postkisten packen. Große Einrich- gelbe Kiste, auf der mit Edding „Irrläufer“ steht. „Teilweise tungen wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Sozial- bekommen hier ehemalige Professorinnen und Professoren forschung oder die Universitätsbibliothek beliefert er. Vor der Briefe, die schon seit Jahren verstorben sind. Manchmal Poststelle hievt Ringhof die Kisten in seinen Sprinter, dreht den erreicht uns sogar noch Post, die an Leute geht, die schon vor Zündschlüssel um, der Motor brummt. Als erstes fährt er in die meiner Zeit aufgehört haben, hier zu arbeiten”, erzählt Gerloff. Bibliothek in A3, über A5 und B6 zurück in die L-Quadrate. Die Postfächer befinden sich in Zimmern auf den Fluren, aber auch Das war 1999. Damals hatte die Poststelle ihr Quartier teils versteckt in Putzräumen und Tiefgaragen. Ringhof kennt noch im Ehrenhof Ost – ohne Computer, aber dafür mit einer sie alle und auch jeden Namen, den er auf den Umschlägen ständig laufenden Kaffeemaschine. „Wir waren schon immer findet. Persönlich kennengelernt hat er jedoch die wenigsten. die erste Anlaufstelle des Tages für viele Mitarbeiterinnen und Wenn er unterwegs ist, sind die Büros meist noch leer. Mitarbeiter – nicht nur um Post aufzugeben oder abzuholen, auch um sich auszutauschen, einen Kaffee zu trinken und 9:30 Uhr: Mittlerweile hat auch für die restlichen Mitarbeiterin- eine Zigarette zu rauchen. Teilweise hat man die Hand vor nen und Mitarbeiter der Universität der Arbeitstag begonnen. Augen nicht mehr gesehen, so verraucht war unser Büro”, In der Poststelle herrscht reges Treiben. Gesichter strecken erinnert sich die 58-Jährige und lacht. Eine Pinnwand mit alten sich von außen in die Postfächer, um nach Briefen Ausschau und neuen Fotos von aktuellen und ehemaligen Kollegen, die zu halten. Sekretärinnen kommen mit Stoffbeuteln bepackt, Gerloff liebevoll aufbewahrt hat, zeugt noch von dieser Zeit. Es falls mal wieder besonders viele Sendungen für ihren Lehr- gibt nichts, was die gebürtige Weimaranerin in der Poststelle stuhl dabei sind. Eine von ihnen will wissen, ob Willi da ist noch nicht gesehen hat. „Von essbarerer Unterwäsche, über – Gerloffs 14 Jahre alter Malteser-Rüde, der nur noch aus sei- Bobby-Cars bis zu mehreren Waschpulver-Paletten – hier kom- nem Körbchen herauskommt, um sich streicheln oder füttern men Lieferungen in jeder Größenordnung an“, sagt Iris Gerloff zu lassen. Dann kommt Christine Müller hereinspaziert. Die schmunzelnd. Auch wenn das so nicht gedacht sei. Botin der Universität verteilt mehrmals am Tag Briefe an die Verwaltungsabteilungen und das Rektorat. Bereits um diese Vor neun Jahren ist die Poststelle in das Verwaltungsgebäude Uhrzeit zeigt ihr Fitnessband am Handgelenk 2.600 Schritte, in L1 umgezogen. Die Herzlichkeit und das offene Ohr von Iris sechs Kilometer kommen so am Tag zusammen. „Als ich vor Gerloff sind jedoch geblieben. Noch immer ist die Poststelle ein sieben Jahren hier angefangen habe, fragte man mich beim Treffpunkt, um über Probleme zu sprechen. Was andere beim Arbeitsamt, ob ich gut zu Fuß sei. Meine Schuhsohlen laufen Friseur tun, tun die Uni-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter bei Iris sich jedenfalls sehr schnell ab“, sagt sie und lacht. Gerloff. Nebenbei scannt sie Pakete und lässt Ausgangspost durch die Frankiermaschine laufen. Heute ist es einigermaßen 12 Uhr: Eine halbe Stunde hat Iris Gerloff Zeit, um mit Hund „Dieser Job ist ruhig, an anderen Tagen ist sie neun Stunden am Stück auf Willi im Schillerpark eine Runde zu drehen. Jeder Tag läuft so einfach wie für mich den Beinen. „Wenn die Studierenden ihre Immatrikulationsbe- scheinigungen zugeschickt bekommen, ist bei uns die Hölle los. ab – Gerloff gefällt die Routine. „Dieser Job ist einfach wie für mich gemacht“, sagt sie. Kurz vor 15 Uhr fährt Klaus Ringhof gemacht.“ Im August frankieren wir bis zu 15.000 Briefe.” Verschickt und nochmal zur Postzentrale, um die letzten Briefe zu versenden, erhalten wird Post rund um den Globus. Bei den Millionen von während Iris Gerloff noch ausrechnet, wie viel Portokosten die (v. l.) Poststellen-Hund Willi, Iris Gerloff, Klaus Ringhof und Christine Müller Briefen, die Gerloff angenommen und abgeschickt hat, bleiben Universität heute gezahlt hat. Dann schließt sich die Tür zur manche trotzdem in besonderer Erinnerung. „Einmal hatte ich Poststelle, bis morgen wieder alles von vorne losgeht. e
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