HRPerformance - HR & New Work - #Netzwerk_für_digitale_HR - HR Performance
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G 25633 · 22,00 Euro · ISSN 1866-3753 · www.datakontext.com Juni 3/2020 HZ203904 HRPerformance #Netzwerk_für_digitale_HR Anbieter HR & New Work • Cloud-Lösungen • HR Outsourcing/ HR on demand • Apps im Personalbereich
EUROPAS FÜHRENDE EXPOS, EVENTS & CONFERENCES FÜR DIE WELT DER ARBEIT ZP 365 CREATING TOUCHPOINTS FOR THE WORLD OF WORK WWW.ZUKUNFT-PERSONAL.COM //360° HR ERLEBEN RECRUITING & ATTRACTION OPERATIONS & SERVICES LEARNING & TRAINING Die Content und Community Plattform mit den News, Faces, Insights, Highlights und Topics rund um die CORPORATE HEALTH digitale und analoge Welt der Arbeit! Networking, Learning, Inspiration & FUTURE OF WORK Information – 365 Tage im Jahr!
Editorial Personalabbau wegen Corona: Das geht gar nicht Sicher kennen auch Sie Menschen, die gerade ihren Arbeitsplatz verlieren. Vielleicht geschieht es sogar in Ihrem Unternehmen. Ist das nur Schicksal oder Pech? Nein, das ist einfach unsolidarisches Handeln. Die EU und unser Staat verschulden sich bis über beide Ohren, um Unternehmen und Arbeits- plätze zu retten. Doch wo bleibt das solidarische Verhalten der Unterneh- men? Warum können sich nicht auch Unternehmen verschulden, um das wertvollste Kapital, das sie haben – ihre Mitarbeiter – zu halten und zu för- dern? Ist das der Dank dafür, dass Menschen unter schwierigen Bedingungen wochenlang im Homeoffice gearbeitet haben? Unternehmen haben erwartet, dass es klappt. Alle haben an der Bürokratie vorbei das Unmögliche möglich gemacht. Selten haben wir so viel Solidarität und persönliches Engagement im Land erlebt wie in dieser Zeit. Von der sozialen zur solidarischen Marktwirtschaft Deutschland ist zu Recht stolz auf seine soziale Marktwirtschaft, die den totalen Absturz verhindert hat. Allen ist klar, ein „Weiter so!“ gibt es nicht. Millionen Menschen engagieren sich tagtäglich über ihr Arbeitssoll hinaus für eine bessere Welt. Aber noch immer fahren wir auf den Gleisen der In- dustriegesellschaft. Und noch immer gelten Wachstum, Gewinn und Markt- macht für viele als oberste Maxime. Seien wir ehrlich: Ist das wirklich der „purpose“, warum wir jeden Morgen aufstehen und mit Begeisterung in die Arbeit gehen? Das mag bis heute funktioniert haben. Der Klimawandel, die sozialen Herausforderungen und die ungerechten Verhältnisse auf unserem Globus zeigen uns, dass wir so nicht weitermachen dürfen und wollen. Wenn Personalverantwortliche sich mit den Mitarbeitern solidarisieren Die Geschichte der Personalarbeit ist voll von sozialen Errungenschaften, die FRANZ LANGECKER man sich früher nicht hätte vorstellen können. Dafür haben Menschen ge- Chefredakteur kämpft und waren innovativ. Vor 30 Jahren kannten Mitarbeiter keine E-Mail und keine Videokonferenz. Damals schien der Chef unentbehrlich zu sein. Heute sind die Mitarbeiter verantwortlich für das Gelingen und den Erfolg des Unternehmens. Doch die Wertschätzung bleibt oftmals auf der Stre- cke. Unternehmen sind soziale Gebilde, die mehr leisten können und wollen, wenn Vertrauen, Glaubwürdigkeit und die Ziele stimmen. Wo sollen die neu- en Ideen, die Kundenorientierung und die Begeisterung für das Unternehmen mit seinen Produkten herkommen, wenn nicht von den eigenen Mitarbeitern? HR kann und muss helfen, die Arbeitswelt umzubauen Das Neue, das wir schaffen wollen, setzt voraus, dass wir die Fesseln der Industriegesellschaft und der globalen Finanzstruktur überwinden. Die soli- darische Gesellschaft tickt anders. Dort heißt es: Planet und Menschen First. Die Pioniere der Digitalisierung im Silicon Valley haben von einer besseren Welt geträumt. Sie wurden belächelt. Doch sie haben die Welt digital berei- chert und dabei unmöglich geglaubtes geschafft. Noch viel mehr können wir schaffen, wenn wir es gemeinsam angehen. Im aktuellen Heft finden Sie da- für viele Impulse. HR Performance 3/2020 3
Inhaltsverzeichnis 10 28 New Work nach Corona Anbieter New Work nach Corona 10 KP: Firmenrad-Leasing für Mitarbeiter 9 „Wir werden tatsächliche Arbeitsorte anders betrachten“ 20 KP: Apps im Personalbereich 37 Zukunft Führung – was zeichnet den Next Leader aus? 21 KP: Mitarbeiterengagement Programme 37 Raus aus der Isolation und Social Distancing HR Outsourcing/HR on demand 44 dank virtueller Welten 24 KP: Cloud & Mobile in HR 49 Der Kompass unseres Handelns 28 KP: HR Service Delivery in der Cloud 49 Corona zwingt Unternehmen zur digitalen Zusammenarbeit 30 Management Praxis Hannes im Lockdown 38 Digitalisierung der HR-Arbeit bei thyssenkrupp Synergien zwischen Mensch und Maschine heben 61 Presta Schönebeck 27 „Wer gut vernetzt ist, kämpft nicht allein.“ 32 Einsatz von Fremdpersonal 46 Cloud/Outsourcing Zeitersparnis bei der Personalauswahl 50 „HR-Inhouse-Lösungen sind nicht am sichersten.“ 40 Ideenmanagement: Kreativität im Workforce HR-Markttrends: Cloud-Services und Outsourcing 42 Management 52 Grün, menschlich, innovativ 64 = Teil einer Serie 4 HR Performance 3/2020
Inhaltsverzeichnis 40 61 Datenschutz und HR ISSN: 1866-3753 · datakontext.com SPECIAL Juni 3/2020 Der Datenschutz schmerzt und hilft HR 54 HRPerformance #Netzwerk_für_digitale_HR Facebook, Instagram, Twitter: Nur noch nach Mitbestimmung? 56 Datenschutz und Geschäftsgeheimnisse im Homeoffice 58 Service Jim Barnett, Editorial: Personalabbau wegen Corona: Das geht gar nicht 3 CEO und Mitbegründer des Unternehmens Glint Feedback Special: Mit Pulsbefragungen zu mehr Mitarbeiterengagement management Drei Fragen an Evelyn Lenz 6 Feedbackmanagement Drei Fragen an Marcel Unterasinger 7 Drei Fragen an Christoph Joos 8 ISSN: 1866-3753 · datakontext.com SPECIAL Juni 3/2020 Vorgestellt: Sabine Bleumortier 66 HRPerformance #Netzwerk_für_digitale_HR Buchvorstellungen 68 Duales Vorschau/Impressum/Veranstaltungen 70 Studium Das Erfolgs- modell für Ihr nachhaltiges Recruiting MANAGEMENT SOZIALES GESUNDHEIT TECHNIK Nachwuchs Wir sind die Experten für Duales Studium. gewinnen Special: Nachwuchs gewinnen HR Performance 3/2020 5
Service Drei Fragen an … ? … Evelyn Lenz, seit dem 1. Februar 2020 Personalleiterin bei Delabo Gut geschulte Mitarbeiter sowie die passende Persönlichkeit am richtigen Ort bei reibungslosen Verwaltungsabläufen sind dafür maßgeblich. HRP: Welche Tools, Apps oder Produkte sind für Sie in der Personalarbeit wichtig? Lenz: In meiner alten Position bei der METRO AG war ein digita- les HR-Verwaltungssystem Alltag. In meiner neuen Rolle habe ich schnell gelernt, dass vor allem in kleinen Betrieben, wie sie unsere Labore darstellen, ein solches Tool völlig neu ist und ? großen Mehrwert bieten kann. Wir möchten daher ein flexib- les und einfaches Personal-Gesamtpaket installieren, das von der Lohnbuchhaltung bis hin zum Talentmanagement alles ab- decken kann, dabei cloudgesteuert und mobil erreichbar ist. Für große Unternehmen nichts Neues, für uns aber der erste HRP: Welche Veränderungen streben Sie bei Delabo an, spe- Schritt, Mitarbeiterdaten intelligent zu vernetzen und automa- ziell im HR-Bereich? tische Prozesse zu implementieren. Evelyn Lenz: Wir sind ein sehr junges Unternehmen und wur- den erst 2019 gegründet. Somit heißt es nicht verändern, son- HRP: Wie sieht für Sie die Personalarbeit zukünftig aus? dern etwas neu schaffen. Dafür möchten wir als Team alle Lenz: Zuhören, verstehen, gemeinsam die Sache anpacken. In wesentlichen Schlüsselkomponenten für unsere Standorte einem so jungen Unternehmen ist Allrounder-Geschick gefragt. abdecken, sodass sich die Geschäftsführer in unseren Zahn- Von arbeitsrechtlichen Fragestellungen über Gesundheitsthe- techniklaboren unbesorgt auf das Kerngeschäft konzentrie- men bis hin zu unserem Social-Media-Auftritt – für mich wird ren können. Eine wichtige Komponente bildet dabei die Perso- kein Tag wie der andere aussehen. Aus diesem Grund bedeutet nalverwaltung, die Rekrutierung von geeigneten Mitarbeitern für mich die zukünftige Personalarbeit: weg vom Nischenden- sowie die Aus- und Weiterbildung unserer Nachwuchskräf- ken, flexibel sein und immer weiter lernen. te und Mitarbeiter. Hier möchte ich ansetzen, Synergien und Best-Practice-Szenarien schaffen, um gemeinsam zu wachsen. HRP: Frau Lenz, vielen Dank für das Gespräch. Unsere Mitarbeiter sind der entscheidende Faktor zum Erfolg. Bundesverfassungsgericht zum lungsgrundsatz dem Arbeitgeber bezie- Damit würden die Verwerfungen durch Versorgungsausgleich hungsweise dem Träger der betrieblichen die Zinsentwicklung zwischen Schei- bei Scheidungen Altersvorsorge zusätzliche Ausgleichs- dung und Renteneintritt deutlich verrin- zahlungen aufgeben. Das stellt die Fa- gert. Wir haben die Bundesregierung be- Zum Urteil des Bundesverfassungsge- miliengerichte vor enorme Herausforde- reits aufgefordert, diesen Weg näher zu richts zu § 17 VersAusglG erklärt Katja rungen, die in der Praxis nur schwer zu prüfen, um den Versorgungsausgleich Keul, Sprecherin für Rechtspolitik: bewältigen sein werden – was zu weiterer insgesamt weniger fehleranfällig und „Das Verfassungsgericht hat heute den Rechtsunsicherheit im Versorgungsaus- rechtssicherer zu machen. § 17 VersAusglG zum Versorgungsaus- gleichsverfahren führen wird. Es ist auch gleich bei betrieblicher Altersvorsorge davon auszugehen, dass die arbeitgeber- Dem Gesetzgeber bleibt es im Übrigen für verfassungsgemäß erklärt und den seitigen Versorgungsträger gegen solche unbenommen, den § 17 VersAusglG ab- Familiengerichten die verfassungsgemä- erhöhten Ausgleichszahlungspflichten re- zuschaffen, auch wenn er nicht verfas- ße Auslegung und Anwendung der Norm gelmäßig Rechtsmittel einlegen werden. sungswidrig ist. Das halten wir nach wie auferlegt. Dazu müssen die Familienrich- vor für sinnvoll und geboten, auch gerade terinnen und Familienrichter künftig Al- Ein Weg, diese Unsicherheiten zu vermei- im Hinblick auf die drohende Benachteili- ternativberechnungen für verschiedene den, wäre stattdessen die Verschiebung gung von Frauen bei der Altersvorsorge.“ Versorgungsträger anstellen und bei ei- der Berechnung des Ausgleichswertes ner relevanten Abweichung vom Halbtei- auf den Zeitpunkt des Renteneintritts. Quelle: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6 HR Performance 3/2020
Service ? Drei Fragen an … … Marcel Unterasinger, seit dem 1. Februar 2020 neuer HR-Leiter bei der Schweizer Paraplegiker-Gruppe ? HRP: Welche Tools, Apps oder Produkte sind für Sie in der Personalarbeit wichtig? Unterasinger: Im Bereich des Employee Self Service haben wir gute erste Schritte gemacht, hier wollen wir noch weiterkom- men. Generell versuchen wir, viele Prozesse digitaler zu ge- stalten und Papier zu reduzieren. Sowohl im Alltäglichen mit dem Ersatz von Formularen durch elektronische Workflows als auch bei Initiativen wie Mitarbeiterumfragen, die wir nur noch online führen wollen. Unsere Mitarbeitenden wollen sich auf ihre Kernaufgaben fokussieren. Administratives muss leicht ? und schnell gehen, Wissen und Kompetenzen sollen auf Abruf so individuell wie möglich bereitgestellt werden. HRP: Wie sieht für Sie die Personalarbeit zukünftig aus? Unterasinger: HR ist erfolgreich, wenn die Mitarbeitenden und HRP: Welche Veränderungen streben Sie bei der Schweizer damit die ganze Organisation erfolgreich ist. Wir sind Partner Paraplegiker-Gruppe an, speziell im HR-Bereich? aller internen Leistungserbringer. Wir müssen deren Aufga- Marcel Unterasinger: In der Schweizer Paraplegiker-Gruppe ben und Herausforderungen verstehen, um ideale Lösungen versuchen wir die digitale Transformation, welche im Gesund- mit möglichst geringem Nebenaufwand zu bieten. Das braucht heitswesen noch eher zögerlich Einzug genommen hat, ver- Präsenz und Weitsicht. Unser Anspruch ist, als Vorreiter Ent- stärkt voranzutreiben. Zum einen, um unserem Ruf als Kom- wicklungen vorauszusehen und unsere Organisation und die petenzzentrum auch in Zukunft gerecht zu werden, aber auch Kultur entsprechend zu formen. um als Arbeitgeberin weiterhin attraktiv für gute Fachkräfte zu sein. Als HR-Team gehen wir mit gutem Beispiel voran. Wir HRP: Herr Unterasinger, vielen Dank für das Gespräch. investieren in unsere Fähigkeiten für die Arbeitswelt 4.0 und stellen uns und unsere Abläufe laufend auf agilere Formen der Organisation um. 20.05.04_hr_performance.pdf 1 30.03.20 15:48
Service Drei Fragen an … ? … Christoph Joos, seit dem 1. Januar 2020 Mitglied der Geschäftsleitung von INFOMOTION und verantwortlich für die Bereiche Human Resources, Talent Acquisition und Marketing HRP: Welche Tools, Apps oder Produkte sind für Sie in der Personalarbeit wichtig? Joos: Ich bin hier ein absoluter Fan von innovativen Kommu- nikations-, Kollaberations-, Analytics- und funktionalen Tools und Lösungen. Gern auch mal „Trial-and-Error“ – aber immer mit maximalem Anspruch an die User Experience. Und werde aber auch regelmäßig von unserer IT-Architekten und Sicher- heitsexperten gebremst. Aber es gilt: Um den Fokus auf die richtigen und wichtigen Aufgaben richten zu richten, aber auch um diese einfach gut und differenzierend zu tun, müssen wir ? Tools, Apps und Lösungen maximal für uns nutzen. HRP: Wie sieht für Sie die Personalarbeit zukünftig aus? Joos: „Personal“ ist in diesem Zusammenhang schon viel zu einschränkend. Letztendlich geht es immer um Menschen, mit HRP: Welche Veränderungen streben Sie bei INFOMOTION an, denen wir kommunizieren und in irgendeiner Form zusammen- speziell im HR-Bereich? arbeiten. Dies muss maximal flexibel und dynamisch gestaltet Christoph Joos: Es gilt, die gesamte Organisation und jedes In- werden – und immer mit dem großen Ziel, all diese Menschen dividuum für die gegenwärtigen und zukünftigen Herausfor- für INFOMOTION zu gewinnen, zu begeistern und zu binden. derungen (Disruption, Digitalisierung, Virtualisierung und New Und hier muss HR eine stark proaktive, treibende und gestal- Work) zu befähigen und somit die bisherige beeindruckende Er- tende Rolle spielen. folgs- und Wachstumsstory von INFOMOTION fortzusetzen zu können. Und das natürlich bei unserer unveränderten HR-Kern- HRP: Herr Joos, vielen Dank für das Gespräch. aufgabe: Menschen für INFOMOTION zu gewinnen, (immer wie- der) zu begeistern und zu binden. Helfen Sie unter www.dkhw.de Ihre Spende gibt Kindern ein gutes Bauchgefühl. Zu viele arme Kinder sind übergewichtig oder ernähren sich einseitig. Für diese Kinder setzen wir uns ein. Nur mit guter Ernährung können sich Kinder körperlich gesund entwickeln. Spendenkonto • IBAN: DE23 1002 0500 0003 3311 11 • Bank für Sozialwirtschaft 8 HR Performance 3/2020
Anbieter Firmenrad-Leasing für Mitarbeiter company bike solutions GmbH Kistlerhofstraße 75 81379 München Tel.: 089/24 29 41 50 E-Mail: info@company-bike.com www.company-bike.com Produkte/Dienstleistungen: Full-Service-Firmenradlösungen für Kon- zerne und große Mittelständler – im Einsatz seit: 2012 Kurzbeschreibung: Company Bike ist einer der führenden Anbieter für Dienstfahrräder und Experte für große Unternehmen. Durch digitale Prozesse und einen zentralen Ansprechpartner hält das Münchener Unternehmen den Auf- wand für die Personalabteilung sehr gering und bietet großen Unter- nehmen mit mehreren Standorten deutschlandweit ein einheitliches Angebot. Company Bike sorgt für einen Rundum-Service – mit indivi- dualisiertem Online-Portal, persönlicher Beratung und Auslieferung, mobilem Reparaturservice vor Ort, einem effizienten Rücknahmepro- zess und besten Konditionen. Unsere Pläne für die Zukunft: Wir von Company Bike engagieren uns für eine nachhaltigere Mobili- tät und eine gesündere Gesellschaft. In Zukunft möchten wir durch die Verbreitung von Diensträdern noch mehr Menschen zum Radfahren motivieren. Referenzkunden: Unternehmen, wie arvato Bertelsmann, DB Schenker, DPD oder Motel One, haben mit Company Bike bereits erfolgreiche Firmenradprogramme eingeführt und ihre Mitarbeiter zu einer nachhaltigeren Mobilität motiviert. Foto: Rawpixel.com Entgelt- abrechnung aus erster Hand Online-Schulungen für Ihre professionelle Weiterbildung W live W interaktiv W dialogorientiert Alle digitalen Angebote finden Sie unter: www.datakontext.com/online-angebote
New Work nach Corona Wie arbeiten wir am besten/am produktivsten/am kooperativsten in der derzeitigen Krise? Wie nachhaltig beeinflusst Corona unsere Mitarbeiter und unser Arbeiten? Wir haben dazu Personalern, Wissenschaftlern und Unternehmen drei Fragen gestellt.
New Work nach Corona HRP: Welche Veränderungen bemerken und erwarten Sie in puncto New Work mit bzw. nach Corona? Faehling: Bei den BG-Kliniken führte die aktuelle Krise nicht zu einer wahrnehmbaren Veränderung der Unternehmens- kultur, vielmehr stieg die Akzeptanz für virtuelle und digitale Zusammenarbeit. Das Festhalten an „altbekannten“ Arbeitsmodellen wird in Zukunft nicht mehr möglich sein. Auch der letzte Skepti- ker sollte in den Wochen der Krise erkannt haben, dass die Arbeit aus dem Homeoffice heraus verbunden mit flexible- ren Arbeitszeitmodellen nicht zu einem Kontrollverlust und schlechteren Ergebnissen führt. HRP: Wird Homeoffice auch nach der Krise das überwie- Interview mit Stephanie Faehling, Ressortleite- gende Arbeitsmodell bleiben? rin Personal bei den BG Kliniken – Klinikverbund Faehling: Das kommt ein bisschen auf die Definition von der gesetzlichen Unfallversicherung gGmbH Homeoffice an! Aufgrund der gesteigerten Akzeptanz wird HRP: Was ist für Sie der beste Hinweis, um möglichst gut der Anteil der zu 100 Prozent aus dem Homeoffice heraus ge- durch die Krise zu kommen? leisteten Arbeit weiter steigen, zum überwiegend zur Anwen- Stephanie Faehling: Aus meiner Sicht lässt sich diese Frage dung kommenden Modell wird es aus meiner Sicht jedoch nur sehr individuell beantworten; letztlich muss jeder für sich nicht. Dies hat vor allem mit einer ganzen Reihe von weiteren seinen eigenen Weg finden. Mir persönlich half es sehr, klare Einflussfaktoren zu tun. Strukturen und einen organisatorischen Rahmen zu schaffen. Mit fest etablierten Routinen ließ es sich vermeiden, 24 Stun- Sprechen wir hingegen über Modelle, die zwei bis drei Tage den „gedanklich“ mit zu Arbeit zu verbringen und dennoch für im Homeoffice ermöglichen, so glaube ich, dass sich diese mein Team und mich einen virtuellen Büroalltag zu gestalten. aufgrund der in der Krise gemachten positiven Erfahrungen Natürlich möchte ich an dieser Stelle auch gutes Essen er- mehr und mehr durchsetzen werden. wähnen. ;) HRP: Vielen Dank für das Gespräch. fene, transparente Kommunikation in Richtung der Mitarbei- tenden, die auch Unsicherheiten einräumt, um so Vertrauen in Entscheidungen zu gewinnen. HRP: Welche Veränderungen bemerken und erwarten Sie in puncto New Work mit bzw. nach Corona? Rosteck: Digitale Formate und Kommunikationskanäle sind in ihrer Bedeutung und Nutzung sprungartig gestiegen, da sich aufgrund der Reduzierung der Belegungsdichte in den Büros mobile und zeitlich entzerrte Arbeitsmodelle gefunden ha- ben. Was in der Krise unter Druck mit wenig Planung funktio- niert, kann in Normalzeiten im VUCA-Kontext funktionieren. HRP: Wird Homeoffice auch nach der Krise das überwie- gende Arbeitsmodell bleiben? Interview mit Heiko Rosteck, Rosteck: Ich erwarte eine deutliche Zunahme. Da jedoch Personalleiter der ABLE-Group nicht jeder ein optimales Arbeitsumfeld zu Hause gewähr- HRP: Was ist für Sie der beste Hinweis, um möglichst gut leisten kann, ist für viele die Präsenz im Betrieb weiterhin die durch die Krise zu kommen? bessere und sozial verträglichere Option. Außerdem wird es Heiko Rosteck: Ich beobachte, dass eine Umstellung von weiterhin Arbeitsbereiche geben, in denen eine Präsenz oder mittel- und langfristig orientierten Strategieplänen auf ein Zusammenarbeit vor Ort erforderlich bleibt. besonnenes „Fahren auf Sicht“ bei der Krisenbewältigung unterstützt. In diesem Zusammenhang empfehle ich eine of- HRP: Vielen Dank für das Gespräch. HR Performance 3/2020 11
New Work nach Corona Interview mit Dr. Julia Schäfer, Interview mit Norma Schöwe, Leiterin der Abteilung Personalentwicklung Geschäftsführerin der DGFP beim Universitätsklinikum Bonn HRP: Was ist für Sie der beste Hinweis, um möglichst gut HRP: Was ist für Sie der beste Hinweis, um möglichst gut durch die Krise zu kommen? durch die Krise zu kommen? Norma Schöwe: Abstand halten, zuhause bleiben. Und Dr. Julia Schäfer: Transparente Kommunikation an direk- nicht vergessen: Auch auf die Chancen schauen und das te Mitarbeiter und regelmäßige Updates in allgemein ver- Beste daraus machen, zum Beispiel, wenn es um die Nut- ständlicher Sprache zu personal-/arbeitsrechtlichen The- zung neuer Medien und Arbeitsweisen geht. men (FAQs) für die gesamte Belegschaft. Wenn große Teile der Belegschaft im Homeoffice sind, dann ist ein struktu- HRP: Welche Veränderungen bemerken und erwarten Sie rierter Umgang mit Videokonferenzen unerlässlich, idea- in puncto New Work mit bzw. nach Corona? lerweise mit Netikette. Schöwe: Die Krise ist der Reality Check für New Work. Sie zeigt, wo die Bekenntnisse zu neuem und mobilem Arbei- HRP: Welche Veränderungen bemerken und erwarten Sie ten nur Lippendienst waren. Sie macht uns bewusst, dass in puncto New Work mit bzw. nach Corona? Menschen zu viel mehr autonomem Arbeiten und Selbst- Dr. Schäfer: New Work in der Krankenhauswelt ist ein steuerung in der Lage sind, als wir möglicherweise vor der Fremdwort. Da Corona aber viele eingeschliffene Struk- Krise angenommen haben. Sie zeigt uns aber auch Heraus- turen aufgeweicht und übergangen hat, sind lineare Füh- forderungen: technischer Art, wenn ein fehlendes VPN die rungsmodelle zunehmend ins Wanken geraten. Gerade Datensicherheit gefährdet oder das Meeting an der Kapazi- agile Formen der Selbstorganisation blühen in dieser Krise tät des Netzwerks scheitert. Grenzen bei Leadership, wenn auf, da langwierige Abstimmungswege weder zeitlich noch die Führungskraft nicht ohne Kontrolle kann. Oder das Di- inhaltlich zweckmäßig erscheinen. Dies fordert im Binnen- lemma der Homeworker, wenn z.B. der zweijährige Nach- verhältnis auch die Zusammenarbeit mit der Arbeitneh- wuchs keine Rücksicht auf die Telko mit dem Kunden neh- mervertretung, die hier in puncto Flexibilität und Pragma- men mag. tismus gefragt ist. HRP: Wird Homeoffice auch nach der Krise das überwie- HRP: Wird Homeoffice auch nach der Krise das überwie- gende Arbeitsmodell bleiben? gende Arbeitsmodell bleiben? Schöwe: Es gibt viele Menschen, die hervorragend zuhau- Dr. Schäfer: Ich denke ja. Dies stellt aber die Führungskräf- se arbeiten können und deren Tätigkeit das gut erlaubt. Ich te vor einen Veränderungsprozess: Dezentrale, virtuelle vermute aber auch, dass überraschend viele Menschen Führung, die auch wirksam sein sollte, muss erlernt wer- nach der Krise gern wieder ins Büro zurückkehren werden, den. weil Präsenz ihre Zusammenarbeit mit anderen erleichtert, weil sie die Arbeit vom Privaten trennen wollen oder weil Durch Corona haben viele unserer Mitarbeiter wahrge- die Nähe zu einer Gruppe für sie identitätsstiftend ist. An- nommen, dass Homeoffice eine reizvolle Option ist, nicht gezeigt ist sicher eine gute Mischung, die den Bedürfnis- für die Fünf-Tage-Woche, aber als frei zu gestaltender Tag. sen des Unternehmens wie der Mitarbeitenden Rechnung Dadurch ist in unserem Fall die Raumproblematik, etwa im trägt. Personalbereich, behoben und die Zufriedenheit gestiegen, ohne Leistungseinbußen. HRP: Vielen Dank für das Gespräch. HRP: Vielen Dank für das Gespräch. 12 HR Performance 3/2020
New Work nach Corona art aufzubereiten, dass man bei der nächsten Krise nicht wieder zu den ersten Einsparopfern zählt. •• Als staatliche Bildungseinrichtung (z.B. die Leuphana Uni- versität Lüneburg, an der ich lehre) sollte man alles unter- nehmen, um das Sommersemester nicht zu einem „verlo- renen“ Semester für die Studierenden werden zu lassen. Für uns an der Leuphana bedeutete dies die Umstellung von fast 2.000 Veranstaltungen für 9.000 Studierende in- nerhalb von drei Wochen auf Online-Formate. Am 6.4.2020 ist unser Sommersemester planmäßig gestartet – Zoom sein Dank. Das setzt natürlich großes persönliches Enga- gement, didaktische Toleranz und zeitliche Flexibilität vo- raus. Außerdem sind wir Beamte (keine Kurzarbeit, keine Gehaltskürzung), von denen man gerade in solchen Kri- sensituation erwarten kann, dass sie ihren Job machen. Interview mit Prof. Dr. Mathias Groß, Professur für Wirtschaftsinformatik, HRP: Welche Veränderungen bemerken und erwarten Sie insbesondere E-Business und Wissensmanage- in puncto New Work mit bzw. nach Corona? ment, Leuphana Universität Lüneburg Prof. Groß: Homeoffice wird selbstverständlicher, Video-Con- HRP: Was ist für Sie der beste Hinweis, um möglichst gut ferencing wird zum Alltag gehören, aber die Bedeutung und durch die Krise zu kommen? Wertschätzung des persönlichen (realen) Austausches wer- Prof. Dr. Mathias Groß: Es ist abhängig von der persönlichen den ebenfalls steigen. Situation: HRP: Wird Homeoffice auch nach der Krise das überwie- •• Als Trainer/in wird mir vielleicht jetzt besonders bewusst, gende Arbeitsmodell bleiben? wie wichtig es gewesen wäre, schon früher den Umgang Prof. Groß: Das glaube ich nicht. Alle, mit denen ich derzeit mit neuen Technologien zu üben. über Videokonferenzen in Kontakt bin, freuen sich wieder auf •• Als Personalentwickler/in bin ich derzeit eventuell von den Bürokaffee mit den Kollegen im Büro, die schnelle Klä- Kurzarbeit betroffen, während dies zum Beispiel für meine rung einer Frage zwischen Tür und Angel, den gemeinsamen Kollegen aus dem Vertrieb nicht gilt. Vielleicht kann man Mittagsspaziergang über die Binnenalster und vieles mehr. daher diese Krise nutzen und messbare Lernerfolge aus der Vergangenheit ermitteln, um dies als „Munition“ der- HRP: Vielen Dank für das Gespräch. HRP: Was ist für Sie der beste Hinweis, um möglichst gut durch die Krise zu kommen? Prof. Dr. Karsten Müller: Ich glaube, dass die derzeitige Si- tuation von vielen Menschen höchst unterschiedlich erlebt wird. Für einige Menschen ist die aktuelle Situation mit es- senziellen Ängsten verbunden, andere erleben sie vor al- lem mit einem Gefühl der Monotonie oder gar Einsamkeit und wiederum andere haben das Gefühl, dass die Arbeit und Anforderungen extrem zugenommen haben. Entsprechend unterschiedlich müssten die Hinweise ausfallen. Was uns, glaube ich, allen gut tut momentan ist ein besonders wert- schätzender Umgang miteinander. HRP: Welche Veränderungen bemerken und erwarten Sie in puncto New Work mit bzw. nach Corona? Interview mit Prof. Dr. Karsten Müller, Prof. Müller: Durch die Erfahrungen in der Krise wird die Ak- Work- and Organizational Psycholo- zeptanz neuer Arbeitsformen grundsätzlich steigen. Damit gy – E mphasis Cross-Cultural Psychologie, verbunden ist in vielen Fällen ein technologischer Sprung. Die Universität Osnabrück HR Performance 3/2020 13
New Work nach Corona Erfahrungen waren für viele aber auch mit Schwierigkeiten sondern darum, Arbeitsformen wo immer möglich zu flexibi- verbunden und für manche hat es gewisse Ressentiments lisieren, um besser auf individuelle Lebenswelten der Men- eher noch verstärkt als reduziert. schen einzugehen. Wichtig ist, dass es auch beim einzelnen Arbeitsplatz meist nicht um ein absolutes „Entweder-Oder“ Dem technologischen Sprung muss aus meiner Sicht der psy- geht, sondern um die Möglichkeiten in Abhängigkeit be- chologische folgen. Aus arbeitspsychologischer Perspektive stimmter Tätigkeiten oder eigener Präferenzen, Tage vor Ort sind hierbei Fragen in puncto Anforderungen der Tätigkeit, und im Homeoffice flexibel und sinnvoll zu kombinieren und sowie der individuellen Präferenzen der Mitarbeitenden und diese Möglichkeiten auch konsequent zu verfolgen und zu der Unternehmens- und Führungskultur entscheidend. ermöglichen. Denn auch unter der gesamtgesellschaftlichen Perspektive der Nachhaltigkeit spielen die Digitalisierung HRP: Wird Homeoffice auch nach der Krise das überwie- und damit verbundene Homeoffice-Modelle eine zunehmend gende Arbeitsmodell bleiben? wichtige Rolle. Prof. Müller: Es geht aus meiner Sicht weniger um die Frage, ob Homeoffice das dominante Arbeitsmodell der Zukunft ist, HRP: Vielen Dank für das Gespräch. beitsformen als Teil von New Work gesehen. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass die Digitalisierung konsequenter und schneller umgesetzt wird. Da allerdings in Zukunft wahr- scheinlich die finanziellen Mittel eher beschränkt sein wer- den, werden die Digitale Transformation und die Umsetzung von New Work mit einer fundierten Prioritätenliste verbun- den sein. HRP: Wird Homeoffice auch nach der Krise das überwie- gende Arbeitsmodell bleiben? Prof. Rump: Die Corona-Krise treibt mobile, virtuelle Organi- sations-, Arbeits- und Lernformen. Während Homeoffice vie- le Jahre eine Arbeitsform für bestimmte Beschäftigtengrup- pen mit „Sonderstatus“ war, ist daraus innerhalb kürzester Zeit eine Arbeitsform für alle geworden. Eine Rückkehr in die Interview mit Prof. Dr. Jutta Rump, Professo- alte Welt der Präsenzkultur im Sinne der Monopoly-Regel rin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre „Kehre zurück auf Los“ ist eher unwahrscheinlich. Natürlich mit Schwerpunkt Internationales Personal- werden wir nicht alle zu 100 Prozent im Homeoffice bleiben, management und Organisationsentwicklung, wenn die Krise vorbei ist, aber es ist doch sehr wahrschein- Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft lich, dass wir mehr und mehr in Mischformen arbeiten wer- Ludwigshafen den. Ist uns dabei bewusst, dass sich jetzt schon Unterneh- HRP: Was ist für Sie der beste Hinweis, um möglichst gut menskultur verändert hat, Führungsstile angepasst worden durch die Krise zu kommen? sind und die Arbeitsorganisation anderen Regeln folgt? Prof. Dr. Jutta Rump: Den Spagat zwischen akutem Handeln und perspektivischem Denken zu beherrschen. Eine ziemli- HRP: Vielen Dank für das Gespräch. che Herausforderung! HRP: Welche Veränderungen bemerken und erwarten Sie in puncto New Work mit bzw. nach Corona? Prof. Rump: Die Corona-Krise wird als Treiber für die nach- haltige Implementierung von neuen Organisations- und Ar- 14 HR Performance 3/2020
New Work nach Corona Interview mit Univ.-Prof. Dr. Volker Stein, Interview mit Prof. Dr. Simon Werther, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, Professor für Innovations- und Projekt insb. Personalmanagement und Organisation, management an der Hochschule der Medien Universität Siegen HRP: Was ist für Sie der beste Hinweis, um möglichst gut HRP: Was ist für Sie der beste Hinweis, um möglichst gut durch die Krise zu kommen? durch die Krise zu kommen? Prof. Dr. Simon Werther: Flexibilität, Kommunikation und Univ.-Prof. Dr. Volker Stein: Auch wenn sich der betriebli- Feedback jeden Tag aktiv mit Leben füllen! Gerade in Zei- che Körper gerade atomisiert: Schaut, dass ihr euer Zusam- ten der Krise ist ein konsequentes Hinterfragen bisheriger mengehörigkeitsgefühl bewahrt! Dass unternehmensweit Routinen und vermeintlicher „Selbstverständlichkeiten“ ähnliche Arbeitsbedingungen herrschen, dass gerade die wichtig. Das klappt nur mit transparenter Kommunikation, Führungskräfte sichtbar für alle das Gleiche durchleben damit eine neue Kultur entsteht und Austausch möglich ist. wie die übrige Belegschaft – und dass bewusst Foren ge- Und begleitend braucht es verschiedenste kontinuierliche schaffen werden, wo mal nicht über Dienstliches geredet. Feedbackformate – sowohl informell als auch systema- tisch. HRP: Welche Veränderungen bemerken und erwarten Sie in puncto New Work mit bzw. nach Corona? HRP: Welche Veränderungen bemerken und erwarten Sie Univ.-Prof. Stein: Im Homeoffice mit anstrengenden On- in puncto New Work mit bzw. nach Corona? line-Meetings fällt den Akteuren auf, dass sie Probleme Prof. Werther: Meine große Hoffnung ist, dass die drama- zusammen mit anderen viel schneller lösen können: „Du tischen Entwicklungen der letzten Wochen zumindest dazu kriegst die Leute, sie sind plötzlich verfügbar!“. Offensicht- führen, dass etablierte Muster, wie Kontrollstrukturen und lich sind viele Entscheider*innen im Normalarbeitsmodus die vorherrschende Präsenz-Kultur, langfristig hinterfragt der kooperativen Arbeit entzogen – sie sind auf Dienst- werden. Die Bedürfnisse der Mitarbeitenden sollten wirk- reisen unterwegs, sitzen in endlosen Meetings oder ein- lich im Mittelpunkt stehen, wenn es um die Gestaltung der gepresst in die standardisierten Prozess-Korsetts, die Arbeitswelt geht. Das bedeutet allerdings auch, dass An- ironischerweise ausgerechnet im Schlepptau von Agilitäts- sätze in Richtung New Work nicht einfach allen Mitarbei- konzepten Einzug gehalten haben. Wie gut ihnen doch das tenden übergestülpt werden. gegenwärtige Bürokratie-Detox tut! HRP: Wird Homeoffice auch nach der Krise das überwie- HRP: Wird Homeoffice auch nach der Krise das überwie- gende Arbeitsmodell bleiben? gende Arbeitsmodell bleiben? Prof. Werther: Das ist eine sehr spannende Frage, bei der Univ.-Prof. Stein: Auch wenn einige den eingetretenen Fle- ich sehr auf die weiteren Entwicklungen gespannt bin! xibilitätsnutzen wertschätzen – das Pendel wird zurück- Meine Hypothese ist, dass es mehr Homeoffice als vor der schwingen. Die Mitarbeiter*innen haben langfristig gar Krise geben wird. Allerdings erlebe ich auch eine gewis- kein Interesse daran, Privatleben und Arbeit so weit zu se Sehnsucht nach „früher“, als man sich einfach in einem verschmelzen, dass sie selbst für die Arbeitsinfrastruktur Raum gegenübersitzen konnte und informell persönlich aufkommen und auch noch glauben, rund um die Uhr er- ohne Monitore dazwischen austauschen konnte. Mögli- reichbar sein zu müssen, während ihr Unternehmen seine cherweise bekommen Präsenzarbeit und sozialer Kontakt Mietkosten einspart und elegant von der in Kauf genomme- also eine ganz neue Bedeutung, so dass es ein Hybrid nen Umgehung des Arbeitszeitgesetzes profitiert. modell einer neuen Arbeitswelt wird. HRP: Vielen Dank für das Gespräch. HRP: Vielen Dank für das Gespräch. HR Performance 3/2020 15
New Work nach Corona stützen, waren die vergangenen Wochen voll ausgelastet – gerade durch Rückfragen zum Thema Kurzarbeit. Die Pro- duktivität hat im Homeoffice also nicht gelitten. Lediglich systemische Abbrüche, die dem privaten Internet der Mit- arbeiter geschuldet waren, mussten gelegentlich in Kauf ge- nommen werden. In der Vergangenheit haben wir als Unternehmen auf Präsenz unserer Mitarbeiter im Bürogebäude gesetzt. Corona hat uns beim Thema Homeoffice zu einem Feldversuch geführt. Wir haben uns so in eine neue Arbeitswelt bewegt. Zoom und Skype gehören nun noch mehr zu unserem Arbeitsalltag. So ist ein großes Stück der digitalen Transformation gelun- gen. Jetzt sind wir dabei, uns schrittweise auf die Arbeit der nächsten Monate mit Vor-Ort-Präsenzen einzurichten. Das Interview mit Melanie Gauland, geht einher mit Hygieneregeln und einer Maskenpflicht. Das Personalleiterin bei Agenda Informations erfordert ein hohes Maß an Vor- und Rücksicht im täglichen systeme (www.agenda-software.de) Miteinander in puncto Infektionsschutz, um wieder in den HRP: Was ist für Sie der beste Hinweis, um möglichst gut „normalen“ Arbeitsalltag zu finden. durch die Krise zu kommen? Melanie Gauland: Schnell und flexibel zu reagieren. Das ha- HRP: Wird Homeoffice auch nach der Krise das überwie- ben wir getan und gleich zu Beginn der Corona-Krise knapp gende Arbeitsmodell bleiben? die Hälfte unserer Angestellten ins Homeoffice geschickt. Gauland: Wir als Arbeitgeber waren und sind technisch gut Dort waren binnen einer Woche über 150 Mitarbeiter voll ar- auf das Homeoffice vorbereitet. Nun müssen wir für die Zu- beitsfähig. Als Hersteller für betriebswirtschaftliche Soft- kunft regeln, dass Führungskräfte gute Beurteilungskriterien ware kommen wir dank unserem Vertriebsmodell des Tele- erhalten, die es ihnen ermöglichen, fair und transparent über und Online-Sales sehr gut im Homeoffice zurecht, auch gelegentlich mobiles Arbeiten von zu Hause aus zu entschei- hinsichtlich der Technik: VPN-Telefonie, Zugang zu Firmen- den und so nach der Corona-Krise mehr Selbstorganisation system etc. möglich bleibt. HRP: Welche Veränderungen bemerken und erwarten Sie HRP: Vielen Dank für das Gespräch. in puncto New Work mit bzw. nach Corona? Gauland: Unsere Mitarbeiter in der Hotline, die derzeit unse- re Kunden vor allem beim Thema Entgeltabrechnung unter- 16 HR Performance 3/2020
New Work nach Corona Interview mit Dr. Michael Link, Interview mit Günter Hofmann, Geschäftsfüh- Personalchef der DATEV eG (www.datev.de) rer, fecher GmbH (www.hunter-software.eu) HRP: Was ist für Sie der beste Hinweis, um möglichst gut HRP: Was ist für Sie der beste Hinweis, um möglichst gut durch die Krise zu kommen? durch die Krise zu kommen? Dr. Michael Link: Schnelligkeit und Flexibilität in der An- Günter Hofmann: Social Distancing vermeiden! Abstand zu passung an sich ändernde Rahmenbedingungen sind nicht halten ist natürlich wichtig – aber das bedeutet ja nur Physi- erst seit Corona wichtige Anforderungen an Unternehmen. cal Distancing. Zum Ausgleich ist momentan sogar viel mehr Betriebe, die schon länger auf Eigenverantwortung und Kommunikation gefragt als früher. Faktenorientiert, sonst große Entscheidungsspielräume ihrer Mitarbeiter setzen, kann man kein auf Homeoffices verteiltes Team führen, aber profitieren jetzt umso mehr davon. Für Unternehmen, die eben auch sozial, als Ersatz für das zwanglose Gespräch in da Nachholbedarf haben, ist die Krise ein gewaltiger An- der Kaffeepause und für den zu Unrecht verrufenen „Flurfunk“ stoß. Den sollten sie dazu nutzen, nicht nur die technische – alles das erfüllt eine wichtige Funktion für den Zusammen- Ausstattung für flexibles Arbeiten anzuschaffen, sondern halt und die Informationsverteilung im Unternehmen. auch Prozesse und Entscheidungswege zu überdenken. HRP: Welche Veränderungen bemerken und erwarten Sie HRP: Welche Veränderungen bemerken und erwarten Sie in puncto New Work mit bzw. nach Corona? in puncto New Work mit bzw. nach Corona? Hofmann: Nun kommen all die „neuen Kommunikationsmit- Dr. Link: Corona hat viele Organisationen gewissermaßen tel“ zum Einsatz, die uns bereits seit Jahren zur Verfügung ste- über Nacht in ein breites Experimentierfeld gezwungen. hen. Und überraschenderweise funktionieren sie, zumindest Sie beschäftigen sich nun mit New-Work-Konzepten, um in Branchen wie unserer, in der Softwareentwicklung: Statt überhaupt arbeitsfähig zu bleiben. Die Erfahrungen, die sie langatmiger Termine vor Ort wird jetzt in einer gut vorberei- damit machen, nehmen Skeptikern in der Regel die Argu- teten Videokonferenz kurz und knapp das besprochen, was mentationsgrundlage. Sie er-fahren in der Praxis beispiels- es zu klären gilt. Das Team kann sich mit Collaboration-Werk- weise, dass Zusammenarbeit auch ohne direkte Kontrolle zeugen viel besser organisieren als bislang auf Zuruf. Dann durch den Chef vor Ort gut funktionieren kann. Dement- bleibt auch Luft für die sozialen Kontakte: In unseren Kaf- sprechend wird New Work durch die Krise eine noch brei- fee-Chat-Räumen beispielsweise tauschen sich die Mitarbei- tere Zustimmung erfahren. ter standortübergreifend über alles aus, was sie bewegt. HRP: Wird Homeoffice auch nach der Krise das überwie- HRP: Wird Homeoffice auch nach der Krise das überwie- gende Arbeitsmodell bleiben? gende Arbeitsmodell bleiben? Dr. Link: Ich würde nicht so weit gehen, von überwiegend Hofmann: Homeoffice ist selbstverständlicher geworden zu sprechen. Aber die positiven Erfahrungen der letzten und wird es bleiben. Vor allem aber ist auf allen Seiten das Wochen mit Homeoffice haben dieses Arbeitsmodell defi- Vertrauen gewachsen, das für die neue Art zu arbeiten er- nitiv salonfähiger gemacht. Chefs, die sich vorher massiv forderlich ist – bei Arbeitgeber und Mitarbeitern, aber auch dagegen gesträubt haben, gehen die Argumente aus. Und bei den Kunden. Die Kommunikation wird persönlicher, das gilt auch unabhängig davon, ob die aktuell von der Po- wenn gelegentlich ein Kind durchs Bild huscht oder sich litik geäußerten Ideen zur gesetzlichen Verankerung eines Arbeitszeiten verschieben. Die schon lange beschworene Rechts auf Homeoffice letztlich umgesetzt werden oder Flexibilisierung der Arbeitswelt wird jetzt erzwungene Re- nicht. alität. Langfristig können wir davon nur profitieren! HRP: Vielen Dank für das Gespräch. HRP: Vielen Dank für das Gespräch. HR Performance 3/2020 17
New Work nach Corona HRP: Welche Veränderungen bemerken und erwarten Sie in puncto New Work mit bzw. nach Corona? Seidel: Unserer Wahrnehmung nach war es für einige Unter- nehmen durchaus eine Herausforderung, innerhalb sehr kur- zer Zeit einen Großteil der Prozesse auf remote und mobiles Arbeiten umzustellen. Gleichzeitig haben viele Betriebe aber auch die Chancen erkannt, die diese Arbeitsmodelle bieten. Mehr Flexibilität, höhere Produktivität und eine bessere Ver- einbarkeit von Beruf und Familie sind in dieser Hinsicht nur einige Beispiele. Wir erwarten vor diesem Hintergrund, dass viele Betriebe aus der gegenwärtigen Situation lernen und die Chance nutzen werden, ihre Prozesse weiter zu moderni- sieren und digitalisieren. HRP: Wird Homeoffice auch nach der Krise das überwie- Interview mit Simone Seidel, Director People gende Arbeitsmodell bleiben? Central Europe bei Sage (www.sage.com) Seidel: Ob die Mehrheit der Betriebe Homeoffice als ihr be- HRP: Was ist für Sie der beste Hinweis, um möglichst gut vorzugtes Arbeitsmodell implementieren wird, wird in ers- durch die Krise zu kommen? ter Linie von den Produkten und Services abhängen, die das Simone Seidel: Arbeitgeber sollten in dieser herausfordern- jeweilige Unternehmen für den Markt bereitstellt. In stärker den Zeit ein besonderes Augenmerk auf die Motivation ihrer dienstleistungsbezogenen Branchen werden flexible Arbeits- Mitarbeiter legen. Eine wichtige Maßnahme ist dabei, auch modelle mit ort- und zeitungebundenem Arbeiten sicherlich im Homeoffice einen regelmäßigen direkten Austausch mit mehr Potenzial zur Durchsetzung haben als beispielsweise den Arbeitskollegen zu ermöglichen, beispielsweise via Vi- in der produzierenden Industrie. Was wir aber branchenüber- deo-Chat. Dabei muss es nicht immer um fachliche Themen greifend feststellen ist, dass die Akzeptanz von Homeoffice gehen, auch Coffee-Chats oder virtuelle Feierabendmeetings und Co. größer geworden ist. Hier waren aus unserer Sicht helfen dabei, räumliche Distanzen zu überwinden und die vor der Krise mehr Vorbehalte vorhanden. Motivation hochzuhalten. HRP: Vielen Dank für das Gespräch. 18 HR Performance 3/2020
New Work nach Corona xis nur in wenigen Unternehmen umgesetzt beziehungswei- se versucht wurden. In unzähligen Unternehmen werden aktuell höchst unterschiedliche Formate der Arbeitsorgani- sation und Zusammenarbeit kreativ entwickelt, welche für die zukünftigen Diskussionen um New Work sehr inspirieren- de Bedeutung erlangen können. In diesen Tagen und Wochen werden viele moderne Ideen einem Praxistest unterworfen und viele dieser Ideen werden auch nach Corona Bestand ha- ben können. HRP: Wird Homeoffice auch nach der Krise das überwie- gende Arbeitsmodell bleiben? Dr. Gräßler: Die Antwort ist ungewiss und heute noch nicht absehbar. Homeoffice ist für viele im Moment nicht Ausdruck von Selbstbestimmung, sondern ist in Zeiten von Corona eher Interview mit Dr. Ralf Gräßler, fremdbestimmt zustande gekommen. Die Realität ist oft sehr Geschäftsführender Gesellschafter anstrengend, weil nicht die Menschen die Handlungshoheit der VEDA GmbH (www.veda.net) haben und fühlen. Die notwendigen Maßnahmen zur Bewäl- HRP: Was ist für Sie der beste Hinweis, um möglichst gut tigung der Corona-Krise diktieren viel mehr das Leben vieler durch die Krise zu kommen? Menschen. Für viele ist Homeoffice aktuell auch nicht unter Dr. Ralf Gräßler: Die letzten Wochen zeigen, dass neben der den für sie optimalen Bedingungen möglich, sondern fin- Problematik einer aggressiven Virus-Erkrankung die Men- det für sehr viele Menschen unter eher erschwerten Bedin- schen insbesondere unter emotionalen Befindlichkeiten lei- gungen statt. So fehlt es in vielen Fällen aktuell an arbeits- den, die durch die aufgezwungenen Verhaltensänderungen optimalen Räumlichkeiten zuhause und viele müssen auf ausgelöst werden. Es ist daher schon jedem zu empfehlen, Kleinst- und Kleinkinder aufpassen, was mit dem Ziel eines auf entsprechende Symptomatik bei sich und auch dem eige- entspannten und gleichermaßen konzentrierten Arbeitens nen sozialen Umfeld zu achten und das eigene Verhaltensre- nur schwer zu vereinbaren ist. Gleichermaßen stellen wir pertoire zu erweitern. Die Corona-Krise macht überaus deut- jedoch alle fest, dass die Digitalisierung für uns eine große lich, wie viele Menschen große emotionale Schwierigkeiten Chance ist, besser durch diese Krisenzeit zu kommen. Inso- bekommen, da sie im Augenblick von ihren üblichen Gewohn- fern wurden jetzt viele Themen weiter und schneller voran- heiten Abstand nehmen müssen. Meine Empfehlung daher: getrieben. Vor diesem Hintergrund wird Arbeiten von zuhau- Cool bleiben, auch wenn’s schwer fällt! se oder eben mobil in Zukunft mehr an Bedeutung gewinnen und damit auch und vor allem, das Digitalisieren von Prozes- HRP: Welche Veränderungen bemerken und erwarten Sie sen in HR. in puncto New Work mit bzw. nach Corona? Dr. Gräßler: New Work war bislang insbesondere durch be- HRP: Vielen Dank für das Gespräch. eindruckende theoretische Konzepte geprägt, die in der Pra- HR Performance 3/2020 19
New Work nach Corona „Wir werden tatsächliche Arbeitsorte anders betrachten“ Interview mit Tanja Friederichs, Vice President Human Resources, PULS GmbH HRP: Was gelingt Ihnen beim Meistern der Coro- HRP: Wie gehen Sie mit Berufen und Tätigkeiten na-Krise schon gut, was noch nicht so gut? in Ihrem Unternehmen um, die nicht im Home Tanja Friederichs: Dank der Erfahrungswerte aus office erledigt werden können? unserem Produktionswerk in China war klar, dass Friederichs: Unsere Entwicklungsabteilung, die wir schnell und konsequent handeln müssen, um auf spezielle Laboraufbauten angewiesen ist, einen hohen Sicherheitsstandard für unsere Mit- arbeitet im Schichtmodell. Wir haben ermittelt, arbeiter zu gewährleisten. Maßnahmen dazu wa- wer welchen Raum nutzt, Kaffeeküchen inklusi- ren u.a. Homeoffice, iPhones für alle Mitarbeiter, ve. In HR wechseln wir uns ab, sodass jeder aus Nutzung von Poolwagen statt ÖPNV, Masken- dem Team alle zwei Wochen für einen Tag im Büro pflicht im Büro und verstärkte Hygienemaßnah- vor Ort ist. Unser Office Management ist nur mit men. Für eine effiziente Kommunikation und für einer Person besetzt und unterstützt auch ande- die Entwicklung weiterer Maßnahmen haben wir re Abteilungen, die etwas aus dem „Büro“ benö- ein Corona-Team etabliert. tigen oder beim Versand. Wir nutzen individuelle Tanja Friederichs, Maßnahmen und behalten dabei auf jeden Fall im Vice President Unsere stärkste Herausforderung: Die sponta- Auge, wer an welchem Tag im Unternehmen ist. Human Resources, ne Umstellung auf (fast) ausschließliche Arbeit PULS GmbH im Homeoffice, toll unterstützt dank schneller HRP: Wie können in bzw. nach dieser Zeit Perso- Einführung von MS-Teams und der Nutzung be- nalberater und Interimsmanager helfen? reits etablierter Online-Tools. Unser Arbeitsstil Friederichs: Sicherlich in Projekten, wo spezielle und Themen wie digitale Führung entwickeln sich Fachkenntnisse notwendig sind oder auch um fixe dank Austausch und Zusammenhalt enorm weiter. Kosten zu reduzieren. Bei unserer SAP-Einführung werden wir auf entsprechendes Know-how zu- HRP: Was sind für Sie Faktoren, die einige Un- rückgreifen. Auch bei der Wissensvermittlung über ternehmen in dieser Krise besser machen als Online-Tools benötigen wir darin qualifizierte Trai- andere? ner. Grundsätzlich erwarte ich aber einen Rück- Friederichs: In einem mittelständischen, inhaber- gang bei der Nutzung von externen Anbietern. geführten Unternehmen können wir schnell und flexibel aufgrund unserer kurzen Entscheidungs- HRP: Was sind für Sie die wesentlichen Merk- wege reagieren und diese Stärke nutzen. So hat- male von „New Work nach Corona“? ten wir in Verbindung mit dem Homeoffice einen Friederichs: Eine deutliche, andauernde Wei- Ausgleich aller entstehenden Minusstunden bis terentwicklung der digitalen Arbeitswelt – da- Ende Mai zugesagt. Uns war klar, dass Mitarbeiter bei ist es für mich völlig unerheblich, ob wir es mit Familien vor besonderen Herausforderungen „New Work“ oder anders nennen. Unterschiedli- stehen, weshalb wir Sicherheit vermitteln: Der Job che Möglichkeiten zur Arbeitserleichterung wer- ist sicher; wir sind finanziell abgesichert. den sich etablieren, je nach Unternehmen und Geschäftsmodell. Daher gilt für mich hier ein Unser Social-Collaboration-Tool ermöglicht allen „sowohl als auch“. Sicherlich werden wir die Fle- Mitarbeitern einen schnellen Austausch zu wich- xibilität von mobiler Arbeit stärker nutzen und tigen Informationen. Schritte zum Wiederaufle- tatsächliche Arbeitsorte anders betrachten. Ge- ben unseres Büros entscheiden wir gemeinsam schäftsreisen werden überprüft und in virtuellen, mit unseren Mitarbeitern. cloudbasierten Workspaces stattfinden können. Die Themen IT-Sicherheit und Schulung der Mit- Unser Corona-Team hat in kürzester Zeit eigene arbeiter darin werden wichtiger denn je, ebenso Stoffmasken fertigen lassen – noch lange bevor wie vernetzte Arbeitsweisen stärker in den Mit- die Mund-Nasen-Bedeckung deutschlandweit zur telpunkt rücken und veraltete Führungsverhalten Pflicht wurde. Die ersten selbst genähten Stoff- aufbrechen werden. masken haben wir von unserem Werk in Tschechi- en geschenkt bekommen. HRP: Vielen Dank für das Gespräch. 20 HR Performance 3/2020
New Work nach Corona Zukunft Führung – was zeichnet den Next Leader aus? Zehn Impulse für die Führung und Führungskräfteentwicklung von morgen Die Gesellschaft von morgen entwickelt sich von einer Indus- tionskraft und Souveränität beinhaltet. Der Next Leader wird trie- zu einer Wissensgesellschaft. Dem damit einhergehen- seine Legitimation aus Veränderungsbewegungen mit sinnstif- den Wertewandel muss sich auch das klassische Konzept von tender Orientierung erhalten. Arbeit anpassen. Globalisierung und Digitalisierung eröffnen neue Chancen der zeitlichen, räumlichen und organisatori- 2. Der Next Leader unterstützt die Orientierungs- schen Flexibilität. Aus diesem Grund werden sich Arbeitsräu- bewegung seiner Mitarbeiter. me und Unternehmensstrukturen in Zukunft verändern müs- sen, bis hin zu neuen Modellen, etwa zur Arbeitswelt 4.0 nach Derzeit verläuft Orientierung (geben) eher in eine Richtung. Die dem Vorbild der New-Work-Bewegung. Diese befasst sich mit Führungskraft gibt vor und der Mitarbeiter (be-)folgt. Idealer- organisationaler Veränderung und neuen Strukturen. Dahinter weise unterstützt der Next Leader die aktive Entwicklungsbe- liegt aber häufig ein kultureller Wandel, der durch die organi- strebung des Mitarbeiters. sationalen Strukturanpassungen erst sichtbar wird. Es ist nicht ratsam, New Work auf die äußeren Veränderungen zu reduzie- Das ist neu: Den Mitarbeiter befähigen, seine Orientierung ren. Daher liegt ein Hauptaugenmerk auf dem Wertewandel der selbst zu entwickeln. Das Ziel: Der Mitarbeiter soll sich am Grundwerte „Selbstständigkeit, Freiheit und Teilhabe“. Wie wir- Markt, mit Kunden und im Unternehmen sicher und selbststän- ken sich die Werte konkret auf Führung aus? Welchen Charak- dig bewegen, sich selbst Orientierung verschaffen und sich da- ter wird Führung innerhalb von New Work bekommen? durch sein Karrierepotenzial erschließen und sogar erhöhen. So werden auch die Unternehmensinteressen berücksichtigt. Im Rahmen unserer #Next-Leader-Forschung gehen wir diesen Fragen nach und geben zehn Impulse, um die Führung von mor- Den Herausforderungen von Entwicklung begegnet der Next gen erfolgreich zu gestalten. Leader am besten, indem er die Mitarbeiter berechtigt (em power) und befähigt (enable), mehr Verantwortung und größe- re Aufgaben zu übernehmen. Deshalb werden für den Next Lea- 1. Der Next Leader hat permanent der neue Führungsrollen, wie Berater und Coach, bedeutsam. mit Veränderungen zu tun. Der heutigen Führungskraft fällt bereits die Aufgabe zu, die Führung erhält ihre Berechtigung erst durch Veränderung – Be- Befähigung des Mitarbeiters zu organisieren und ihn zu neuen wegung von einem Ist- zu einem gewünschten Soll-Zustand – Fähigkeiten hinzuführen. Dem Next Leader wird immer stärker und ist die Kernaufgabe des Next Leaders. die Aufgabe zukommen, dem Mitarbeiter Perspektiven aufzu- zeigen, innovative Lösungen zu vermitteln und unterstützend Die Führungskraft hat sich mit drei Aufgaben auseinanderzu- diese Orientierungsbewegung in eine gemeinsame Richtung zu setzen: lenken. Schließlich ist der Next Leader nicht nur für den Mit- arbeiter da, sondern bildet die Verbindung vom Unternehmen •• Führung als Kern einer erfolgreichen Veränderung: Die Füh- zum Mitarbeiter. rungskraft benötigt einen klaren Fokus, um den Überblick zu behalten. 3. Der Next Leader benötigt natürliche •• Der Next Leader muss über ein hohes Bewusstsein und eine Führungsautorität. geschärfte Sensitivität verfügen sowie über die Fähigkeit, die Veränderungsimpulse zu deuten, zu interpretieren und Führungskräfte von heute tendieren dazu, vor allem ihre Stärke dann richtig zu entscheiden. auszuspielen und die Beziehungskompetenz hintanzustellen. •• Der nextMitarbeiter wünscht keine starre Richtung, sondern Das ist aber der falsche Weg. Der Next Leader sollte zualler- möchte lieber mitdenken und eingebunden sein. Aufgaben erst als warmherzig und menschenfreundlich wahrgenommen des Next Leaders: Perspektiven aufzeigen, innovative Lö- werden. Denn nur auf diesem Weg kann Einflussnahme gelin- sungen vermitteln und vorrangig unterstützend die Orien- gen. Ehrliches Interesse am Menschen sowie Beziehungskom- tierungsbewegung in eine gemeinsame Richtung lenken. petenz schafft Vertrauen und fördert die Kommunikation sowie die Aufnahme von Ideen. Dazu bedarf es einer besonderen Kompetenz, die im Begriff „Führungsweisheit“ eine Komposition aus Weitblick, Deutungs- Hohe Menschenfreundlichkeit auf Seiten der Führungskraft ge- kompetenz, Gespür für Menschen und ihre Bedarfe, Inspira- paart mit hoher Kompetenz sorgt bei den Mitarbeitern für Ach- HR Performance 3/2020 21
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