Schule und Unterricht Mit der GEW mehr Zeit gewinnen - GEW Baden-Württemberg

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Schule und Unterricht Mit der GEW mehr Zeit gewinnen - GEW Baden-Württemberg
15. März 2019 | 73. Jahrgang | 4 Euro                                                  Ausgabe 03 / 2019

bildung und wissenschaft –
Zeitschrift der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg

Schule und Unterricht
Mit der GEW mehr Zeit gewinnen

Schulverwaltung                         Schule – Hochschule   Gleichstellungspolitik
Qualität kann nicht                     In Mathe besser auf   An einem Strang
verordnet werden                        die Uni vorbereiten   ziehen
Schule und Unterricht Mit der GEW mehr Zeit gewinnen - GEW Baden-Württemberg
So spannend
                kann Schule sein
                               UNSER
Klassenausflug
                   a n g e b o t :
     üh b u c h e r
Fr             5 .0 4 . 2 019
      bis zum 0 r € ,- € 8,-
             e nnu
                 und                                                  Workshops und
  an m e l d
                         n b e z a h l en!
                   ler/i                                           Wissenswelten im Preis
      pro Schü                                                           enthalten

Ein Schulausflug ins LEGOLAND® Deutschland Resort bietet
                                                                                                  es
jede Menge altersgerechte Attraktionen, LEGO® Bauspaß                         zur Vorbereitung Ihr

                                                                                                                              des Steines und der Noppen, die Minifigur und
                                                             Besuchen Sie uns

                                                                                                                              LEGOLAND sind Marken der LEGO Gruppe.
                                                                               rmationen unte  r:

                                                                                                                              LEGO, das LEGO Logo, die Konfigurationen
und rasante Achterbahnfahrten – 2019 wieder mit spannen-
                                                             Ausflugs! Mehr Info

                                                                                                                              ©2019 The LEGO Group. Stand: 02/2019
den Neuheiten! Auch das Lernerlebnis kommt mit unseren                         e/schulen
                                                             www.LEGOLAND.d
edukativen Programmen nicht zu kurz.                                            GOLAND.de
                                                             E-Mail: schulen@LE
• Aktives Lernen und Handeln
• Förderung von Kreativität und Teamfähigkeit              Bitte Konditionen, Preise und Gültigkeitszeiträume des Schul-
                                                           gruppenangebots beachten auf: www.LEGOLAND.de/schulen.
• Aktive Integration der Kinder in unseren Workshops       Pädagogische Programme nur nach Vereinbarung und Verfüg-
                                                           barkeit. Angebot nicht mit anderen Aktionen oder Rabattvorteilen
Ganz einfach online anmelden unter:                        kombinierbar. Preise können nur bei vorheriger Anmeldung
                                                           gewährt werden. LEGOLAND® Deutschland Resort behält sich
www.LEGOLAND.de/Ausflug2019                                 Änderungen der Preise und Konditionen ausdrücklich vor.

                                      SAISON 2019:
                                      6. APRIL BIS
                                      3. NOVEMBER
                                                                                           www.LEGOLAND.de/schulen
Schule und Unterricht Mit der GEW mehr Zeit gewinnen - GEW Baden-Württemberg
Editorial

                                                                      Doro Moritz,
                                                                      Landesvorsitzende GEW
                                                                      Baden-Württemberg

                   Foto: Michael Bolay

                                         Tarifabschluss ist ein gutes Signal
                                         für Landesbeschäftigte
                                         Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserin, lieber Leser,

                                         die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes       März verhandle ich darüber mit einer DGB-
                                         im Deutschen Gewerkschaftsbund haben die           Delegation mit dem Finanzministerium.
                                         Tarifverhandlungen erfolgreich abgeschlossen.      Alle Beschäftigten des Landes haben eine
                                         Die Beschäftigten bei den Ländern werden           Gehaltserhöhung verdient, die ihnen den Alltag,
                                         wieder an die Einkommensentwicklung bei            das Wohnen und die Freizeit leichter macht.
                                         Bund und Kommunen gekoppelt. Die Gehäl-            Für die GEW ist klar: Die Landesregierung
                                         ter erhöhen sich in drei Schritten um rund         muss weitere wirksame Schritte gehen, damit
                                         8 Prozent. Mit diesem Abschluss im Gepäck          dem öffentlichen Dienst nicht die Leute weg-
                                         ist die baden-württembergische GEW-Dele-           laufen. Die vielen Befristungen an den Schulen
                                         gation von Potsdam nach Hause gefahren.            und Hochschulen, unbezahlte Sommerferien
                                         Von diesem Ergebnis profitieren alle Tarifbe-      an den Schulen und eine restriktive Auslegung
                                         schäftigten der Länder. Alles andere hätten        des Tarifvertrages sind kein attraktives Aus-
                                         die Gewerkschaften angesichts der guten            hängeschild für das Land.
                                         Kassenlage auch nicht akzeptiert. Das Land         Tarif- und Besoldungsrunden sind die ureigene
                                         wird insbesondere im Sozial- und Erziehungs-       gewerkschaftliche Aufgabe. Darin steckt
                                         dienst als Arbeitgeber wieder attraktiver. Die     wesentlich mehr Arbeit als für Warnstreik-
                                         gesellschaftlich wichtige Arbeit wird in Zeiten    aktionen Flyer zu drucken und Fahnen zu trans-
                                         des großen Fachkräftemangels aufgewertet.          portieren. Mein herzlicher Dank gilt deshalb
                                         Spezifische Verbesserungen wurden in Potsdam       allen haupt- und ehrenamtlichen Kolleginnen
                                         auch für die Lehrkräfte erreicht. Die Zulage für   und Kollegen, vor allem den Mitgliedern der
                                         bundesweit rund 50.000 angestellte Lehrkräfte      Tarifkommission, für ihren engagierten und
                                         wird von 30 auf 105 Euro erhöht. Verhandlun-       unermüdlichen Einsatz. Die erfreulich starke
                                         gen über Verbesserungen in der Eingruppierung      Beteiligung von GEW-Mitgliedern an den
                                         konnten verbindlich vereinbart werden, um so       Warnstreiks und den Kundgebungen – tarif-
                                         die Paralleltabelle zu erreichen. Die GEW will     beschäftigte Lehrkräfte, Beschäftigte an den
                                         endlich die niedrigere Eingruppierung der tarif-   SBBZ mit Internat, die Pädagogischen Assis-
                                         beschäftigten Lehrkräfte im Vergleich zu den       tentinnen und Assistenten, Beamtinnen und
                                         Beamtinnen und Beamten überwinden. Bisher          Beamte, Pensionärinnen und Pensionäre –
                                         sind tarifbeschäftigte Grund- und Hauptschul-      waren der Lohn für die Arbeit und ein sichtba-
                                         lehrkräfte eine ganze Entgeltgruppe schlechter     res Signal an die Landesregierung.
                                         eingruppiert als die entsprechenden Beamtin-
                                         nen und Beamte. Das sind bis zu 800 Euro netto     Mit freundlichem Gruß
                                         monatlich weniger. Mit der jahrelangen Hin-        Ihre
                                         haltetaktik der Arbeitgeber ist jetzt Schluss.
                                         Nun muss der Tarifabschluss zeit- und wirkungs-
                                         gleich auf die Beamtinnen und Beamten und
                                         auf die Pensionen übertragen werden. Mitte

bildung & wissenschaft 03 / 2019                                                                                                                     3
Schule und Unterricht Mit der GEW mehr Zeit gewinnen - GEW Baden-Württemberg
12   Tarifergebnis:
                                      8 Prozent mehr Geld    11    10 Jahre nach Amoklauf –
                                                                   Innehalten und vorwärtsschauen

                                                            32   GEW-Lehrerbedarfsprognose
                                                                 bestätigt

S.14 Titelthema
Schule und Unterricht
Mit der GEW mehr Zeit gewinnen

4                                                                  bildung & wissenschaft 03 / 2019
Schule und Unterricht Mit der GEW mehr Zeit gewinnen - GEW Baden-Württemberg
Inhalt

                                                                                    In dieser Ausgabe

                                                                                    Titelthema                                   Aus der Arbeit der GEW

                                                                                    Arbeitsbedingungen an Schulen                 8 VHS-Dozent/innen machen
                                                                                    14 Gemeinsam mit der GEW                        sich für bezahlten Urlaub stark
                                                                                       mehr Zeit erringen                        12 Ergebnis Tarifvertrag der Länder:
                                                                                    16 Grund- und Gemeinschaftsschule:              Rund 8 Prozent mehr Geld
                                                                                       Für Austausch und Abstimmungen            30 Kita-Fachkräfte in den
                                                                                       bleibt zu wenig Zeit                         Personalrat wählen
                                                                                    18 Grundschule: Kleine Kinder –              31 Aufwertung für
                                                                                       große Herausforderungen                      Schulkindergärten gefordert
                                                                                    19 Gemeinschaftsschule: Privilegiert         34 Umbau der Schulverwaltung:
                                                                                       sind nur die Schüler/innen                   Qualität kann nicht verordnet werden
                                                                                    20 Werkrealschule: Kollegialer               48 Berufsschultag der GEW:
                                                                                       Zusammenhalt rettet die Schule               Gute berufliche Bildung – nur mit uns!
                                                                                    22 Realschule: Alles eine Frage der Zeit?    50 Für Kita-Fachkräfte viel erreicht
                                                                                    24 SBBZ: „Individualität ist
                                                                                       unsere Herausforderung“
                                                                                    26 Gymnasium: Mehr Zeit für Vorberei-        Gesellschaft
                                                                                       tung, Zuhören und Wertschätzung
                                                                                    28 Berufliche Schulen:                       11 10 Jahre nach dem Amoklauf:
                                                                                       Zeit ist ein wertvolles Gut                  Innehalten und vorwärtsschauen
                                                                                                                                 40 Internationaler Frauentag:
                                                                                                                                    An einem Strang ziehen
                                                                                    Arbeitsplatz Schule /
                                                                                    Kindertageseinrichtung
                                                                                                                                 Rubriken
                                                                                     6 Einstellungschancen
                                                                                       für Gymnasiallehrkräfte                    3   Editorial
                                                                                     7 Einsatz von Apps im Unterricht             6   Aktuell
                                                                                    32 GEW-Lehrerbedarfsprognose bestätigt        9   Glosse
                                                                                    44 Übergang Schule-Hochschule:               51   Kurz berichtet
                                                                                       In Mathe besser auf die Uni vorbereiten   53   Vor Ort
                                                                                                                                 54   Jubilare
                                                                                                                                 55   Totentafel
                                                                                    Aus-, Fort- und Weiterbildung                56   Leserbrief
                                                                                    Hochschule                                   57   Termine
                                                                                                                                 58   Impressum
                                                                                    38 Verbesserungen für Aufbaustudium
                                                                                       Sonderpädagogik geschafft
                                                                                    46 Wer an beruflichen Schulen
                                                                                       unterrichten darf                         Heftmitte: Unterrichtspraxis
Foto: contrastwerkstatt /fotolia (nachträglich bearbeitet)

                                                                                    Recht/Geld

                                                                                    8 Anspruch auf Rückkehr
                                                                                       in Vollzeit jetzt möglich
                                                                                    10 Keine A13–Stellen: Lehrkräfte haben
                                                                                       geliefert, Landesregierung nicht
                                                                                    42 GEW Rechtschutz sorgt für Gerechtig-
                                                                                       keit bei Kindererziehungszeiten           Titelbild: contrastwerkstatt / fotolia
                                                                                                                                 (nachträglich bearbeitet)
                                                                                    43 Beförderung nach A14:
                                                                                       Die Schlange wird immer länger            Redaktionsschluss für die nächste b&w Ausgabe:
                                                                                    49 Patientenverfügung neu formuliert         11. März 2019

                                                             bildung & wissenschaft 03 / 2019                                                                                         5
Schule und Unterricht Mit der GEW mehr Zeit gewinnen - GEW Baden-Württemberg
Aktuell

ZUSATZQUALIFIZIERUNG VON GYMNASIALLEHRKR ÄFTEN

Zusätzliche Einstellungschancen für Gymnasiallehrkräfte
Für das kommende Schuljahr können             übernommen, wenn die beamtenrechtli-           als WHR-Lehrkraft eingestellt werden,
Gymnasiallehrkräfte eine weitere Lehr-        chen Voraussetzungen erfüllt sind (Besol-      behalten die Kolleg/innen ihre Lehrbefä-
befähigung als „Lehrkraft für Werkreal-/      dungsstufe A13; Probezeit drei Jahre).         higung für das Gymnasium und können
Haupt- und Realschule“ erwerben. Das          Wenn die Kolleg/innen als WHR-Lehr-            sich während und nach der Qualifizie-
ist neben der bereits zum zweiten Mal         kraft an einer Gemeinschaftsschule ein-        rung für die Einstellung als Gymnasial-
angebotenen Zusatzqualifizierung für das      gestellt werden, dürfen sie dort nicht als     lehrer/in an einem Gymnasium oder an
Lehramt an Grundschulen eine weitere          Gymnasiallehrkraft unterrichten. Das           einer Gemeinschaftsschule bewerben.
Möglichkeit, Gymnasiallehrkräften eine        klingt absurd – entspricht aber den for-       Die GEW erkennt den Versuch des Kultus-
Perspektive zu bieten und die Lehrerver-      malen Vorgaben des Kultusministeriums.         ministeriums an, mit den beiden Qualifizie-
sorgung der Schulen zu verbessern.            Im Vergleich zur Zusatzqualifizierung von      rungsmaßnahmen dem Lehrkräftemangel
Gymnasiale Lehramtsbewerber/innen kön-        Gymnasiallehrkräften für das Lehramt           an Grundschulen und im Sekundarbe-
nen sich bei den Ausschreibungsstellen,       Grundschule gibt es keine Einstellungszu-      reich 1 entgegenzuwirken. Es ist gut, dass
im Nachrückverfahren (1. bis 5. Juli 2019)    sage in das gymnasiale Lehramt. Die GEW        es für Gymnasiallehrkräfte eine zusätzliche
und bei den Stelleninfos der Regierungs-      hat außerdem kritisiert, dass es keine         Einstellungsperspektive gibt. Im Interesse
präsidien (bis 30. September) auf Stellen     Anrechnungsstunden für die Zusatzquali-        der Schulen und aller Kolleg/innen hofft
für Werkreal-, Haupt- und Realschu-           fizierung als WHR-Lehrkraft geben wird.        die GEW, dass sich die neuen Kolleg/innen
len bewerben, die auch für Gymnasial-         Die Begründung des Kultusministeriums,         an den Schulen gut aufgenommen fühlen
lehrkräfte ausgeschrieben sind. Voraus-       dass der geplante Einsatz in der Sekundar-     und dort zusammen mit allen Kolleg/innen
setzung ist ein Gesamtnotendurchschnitt       stufe 1 hinsichtlich des Alters der Schüler-   gut arbeiten können.
von mindestens 3,5. Die Zusatzqualifizie-     schaft dem des Gymnasiums näher ist als                                    Ricarda Kaiser
rung dauert ein Schuljahr und ermöglicht      in der Primarstufe, überzeugt nicht. Und                         Hauptpersonalrat GHWRGS
bei erfolgreichem Abschluss den Einsatz       die Bewerber/innen müssen sich entschei-
als Lehrkraft an Haupt-, Werkreal-, Real-     den: Entweder für das Lehramt an Grund-
und Gemeinschaftsschulen.                     schulen oder an Werkreal-, Haupt- und
Die Einstellung für das Jahr der Zusatz-      Realschulen.
qualifizierung erfolgt im Beschäftigten-      Gymnasiallehrkräfte werden für die                            Weitere Informationen zu
verhältnis (Eingruppierung in E13; unbe-      Zusatzqualifizierung nur eingestellt,                         der Zusatzqualifizierung
                                                                                                            gibt es unter:
fristeter Vertrag). Nach der Qualifizierung   wenn sich keine ausgebildeten WHR-                            www.Lehrer-online-bw.de
werden die Kolleg/innen dauerhaft in das      Lehrkräfte mit den geforderten Fächern
Beamtenverhältnis (gehobener Dienst)          auf Stellen bewerben. Auch wenn sie

KOMMUNAL- UND EUROPAWAHLEN

Materialien für Schulen, um Erstwähler/innen zu erreichen
Am 26. Mai 2019 stehen zeitgleich Euro-       Württemberg Gemeinde- und Ortschafts-
                                                                                                                                  Kapitel   1
pa- und Kommunalwahlen an. Bei der            räte gewählt. Rund 500.000 Jugendliche
9. Direktwahl zum Europäischen Parla-         ab 16 Jahren sind zum ersten Mal bei den
ment sind rund 400 Millionen Wahlbe-          Kommunalwahlen wahlberechtigt.
rechtigte aufgefordert, über 700 Abgeord-     Mit einer Erstwählerkampagne der Landes-
nete, davon 96 deutsche, zu bestimmen.        zentrale für politische Bildung (LpB) sollen
Die Friedrich-Ebert-Stiftung bietet dazu      möglichst viele Erst- und Jungwähler/
einen 5-stündigen Workshop für Jugend-        innen über ihr Wahlrecht und die Grund-
liche ab Klasse 10 an. Dabei geht es um       lagen der Kommunalpolitik informiert
Fragen wie: Wen oder was wählt man da?        werden. In Veranstaltungen werden spie-
Wieso entscheiden so viele alte Männer        lerische Lernangebote, Planspiele, Lernzir-
in Brüssel? Wie wäre es, wenn alle jun-       kel, Workshops, Großgruppen-Methoden,
gen Frauen und Männer geschlossen zu          Infostände, Testwahlen sowie Diskussions-
Wahl gingen? Kontakt: vinzenz.huzel@          formate mit Kandidierenden von den Par-
fes.de. Informationen auch unter: www.        teien und eigene Ideen der Kommunen
fes.de und www.we-like.com                    oder Schulen bereitgestellt.
Bei den Kommunalwahlen werden in              Siehe auch „Unterrichtspraxis“ in der Heft-                   Erstwählerkampagne unter:
1.101 Städten und Gemeinden in Baden-         mitte.                                 b&w                      www.waehlenab16-bw.de

6                                                                                                           bildung & wissenschaft 03 / 2019
Schule und Unterricht Mit der GEW mehr Zeit gewinnen - GEW Baden-Württemberg
Aktuell

INTERNATIONALER FR AUENTAG

Europawahl: Geht wählen!
Am internationalen Frauentag am 8.           Deshalb ist es jetzt wichtig, unsere euro-
März riefen die Frauen im DGB alle           päischen Grundwerte zu verteidigen.
Wahlberechtigten auf, mit ihrer Stimme       Wir Frauen im Deutschen Gewerkschafts-
am 26. Mai die demokratischen Kräfte         bund sind überzeugt: Gleichstellung ist
in Europa zu stärken. Die Gleichstel-        nicht nur eine Frage der sozialen und
lung von Frauen und Männern gehört           wirtschaftlichen Verantwortung. Sie ist
von Anfang an zu den Grundwerten der         vor allem eine Frage der Gerechtigkeit!
Europäischen Union. Sie hat maßgeblich       Wir brauchen ein soziales und gerechtes
dazu beigetragen, dass in den Mitglied-      EUROPA!
staaten die Benachteiligung von Frauen       Wir wollen die Gleichstellung von Frauen
abgebaut, ihre Gesundheit geschützt und      und Männern durch verbindliche und
ihr Recht auf Selbstbestimmung gestärkt      wirksame europäische Regelungen                • für gute öffentliche Dienstleistungen
wird. Europa ist ein Motor der Gleichstel-   • um gleichen Lohn für gleiche und               und gerechte soziale Sicherungssysteme
lungspolitik und ein Bollwerk gegen den        gleichwertige Arbeit durchzusetzen           • für faire Chancen auf eine eigene Exis-
Antifeminismus der Rechtspopulisten.         • für gleiche Chancen auf dem Arbeits-           tenzsicherung, für ein selbstbestimmtes
Der Aufstieg rechtspopulistischer und          markt, auch um Beruf und Familie               Leben.
nationalistischer Kräfte stellt die EU         besser unter einen Hut zu kriegen, unab-     Dafür hat Europa bereits unverzichtbare
vor existenzielle Herausforderungen:           hängig vom gelebten Familienmodell           Impulse geliefert, die wir auch weiterhin
Wo demokratische Errungenschaften            • für mehr Frauen in Führungspositionen        brauchen.
geschliffen werden, stehen auch sicher         und auf allen Führungsebenen in Wirt-                                        Elke Hannack
geglaubte Frauenrechte wieder in Frage.        schaft und Politik                                         Stellvertretende DGB-Vorsitzende

EINSATZ VON APPS IM UNTERRICHT

Bequemlichkeit und Verantwortung
Mit dem zunehmenden Einsatz digitaler        gegen die Kosten abzuwägen, die zumeist        nimmt, gibt es nicht viele Apps, die im
Anwendungen im Unterricht drängen            mit der Währung von Daten und Selbst-          Unterricht eingesetzt werden können.
vor allem private Anbieter in die Schu-      bestimmung der Schüler/innen anfallen.         Noch gibt es kaum eine Alternative.
len. Das Angebot an Apps für den Unter-      Folgende Fragen können dabei gestellt          Lehrkräfte brauchen Rechtssicherheit
richt ist riesig. Damit sind Probleme bei    werden:                                        beim Einsatz digitaler Anwendungen
der Auswahl der Apps und bei den ver-        • Wie frei sind Schüler/innen bei der          im Unterricht. Das Land muss deshalb
wendeten Endgeräten verbunden.                 Wahl der Endgeräte? Sind beispielsweise      attraktive Apps zur Verfügung stellen.
Digitale Medien sind für Kinder und            bestimmte Systeme (z. B. Android/ IOS/       Beim Einsatz digitaler Plattformen sollten
Jugendliche zu einem wichtigen Soziali-        Windows) für die Anwendungen zwin-           offene Standards (z. B. HTML, PDF, Soft-
sationsfaktor geworden. Die Kehrseite          gend nötig?                                  ware im Quelltext) zum Einsatz kommen.
sind Risiken, wie etwa Überwachung           • Welche Zugriffsberechtigungen werden         Mit der Verwendung von Open Educatio-
und Datenraub. Deshalb müssen Schu-            verlangt und welche Daten müssen preis-      nal Resources (OER) können die durch
len einen verantwortungsvollen Umgang          gegeben werden? Auch unscheinbare            die Schule gestellte Hardware und der hei-
damit vermitteln. Um mündige Bürger/           Daten liefern tiefe Einblicke in das Leben   mischen PC oder das eigene Smartphone
innen in einer digitalisierten Welt zu         der Betroffenen.                             genutzt werden. Schule und Nutzer/innen
werden, müssen Kinder und Jugendli-          • Wie steht es um die Datenschutzver-          können dann einfach entscheiden, welche
che lernen, selbstbestimmt mit digitalen       sprechen der Anbieter und wie reagieren      Daten anfallen, wie sie verwendet und
Medien umgehen zu können.                      diese, wenn etwas schief geht?               wann sie wieder gelöscht werden.
Es ist allerdings problematisch, wenn        Das mag anstrengend klingen – aber             Das bedeutet mehr Arbeit als die Verwen-
bestimmte Geräte oder Anwendungen            Lehrkräfte gehen nicht nur mit ihren           dung von Google, Apple und Co. Aber
im Unterricht verwendet werden. Daran        eigenen Daten um. Sie bestimmen über           wenn wir den selbstbestimmten Umgang
ändert auch die Tatsache nichts, dass        die Verwendung von Daten Dritter, zu           mit EDV vermitteln wollen, fangen wir
fast alle Schüler/innen ein Smartphone       denen sie auch noch in einem Autori-           am besten selbst damit an.
besitzen. Dadurch wird die Auswahl der       tätsverhältnis stehen. Das ist eine große                                     David Warneck
Anwendungen meist auf die Angebo-            Verantwortung, die Lehrer/innen nicht             Leiter AK Digitalisierung im Bildungsbereich
te von Google oder Apple reduziert. Es       auf die leichte Schulter nehmen dürfen.                                   Markus Demleitner
ist wichtig, den pädagogischen Nutzen        Wenn man diese Grundsätze ernst                 Landesfachgruppe Hochschule und Forschung

bildung & wissenschaft 03 / 2019                                                                                                         7
Schule und Unterricht Mit der GEW mehr Zeit gewinnen - GEW Baden-Württemberg
Aktuell

                     100 JAHRE VOLKSHOCHSCHULEN (VHS)

                     VHS-Dozent/innen machen sich für bezahlten Urlaub stark
                                                                                                                            Die VHS beschreibt die Dozent/innen
                                                                                                                            als Aushängeschild der Volkshochschu-
                                                                                                                            len. Die Anerkennung dieser guten und
                                                                                                                            wichtigen Arbeit jedoch beginnt mit
                                                                                                                            einer gerechten Bezahlung. Die Gewäh-
                                                                                                                            rung von Urlaubsansprüchen gehört
                                                                                                                            selbstverständlich dazu und ist nur ein
                                                                                                                            Anfang. Sozialleistungen, die für Ange-
                                                                                                                            stellte selbstverständlich sind, erhalten
                                                                                                                            Dozent/innen nicht.
Foto: Maria Jeggle

                                                                                                                            Die GEW und die Dozent/inneninitia-
                                                                                                                            tive der VHS Stuttgart informierten Ende
                                                                                                                            Februar Besucher/innen während der
                     VHS-Dozent/innen diskutieren vor dem Rotebühlbau in Stuttgart über ihre prekären Arbeitsbedingungen.   VHS Schnupperwoche zum 100-jährigen
                                                                                                                            Jubiläum über den Unwillen der VHS
                                                                                                                            Stuttgart, das Urlaubsentgelt zu gewähren.
                     100 Jahre VHS Stuttgart – das kann sich            An der VHS Stuttgart haben Deutsch-                 Die Dozent/innen machten sich für eine
                     sehen lassen. Keinen schönen Anblick               lehrkräfte im November 2017 Anträge                 ordentliche, zeitnahe und diskriminie-
                     bieten allerdings die Arbeitsbedingungen           auf bezahlten Erholungsurlaub gestellt.             rungsfreie Prüfung des Rechtsanspruchs
                     einer Gruppe von Dozent/innen, deren               Dieses Recht steht Freiberufler/innen zu,           stark. Dass dies möglich ist, sieht man an
                     Haupt-Auftraggeber die VHS Stuttgart ist.          wenn sie als „wirtschaftlich abhängig“              der VHS Heidelberg. Dort wird Urlaubs-
                     Sie erwarten bezahlten Urlaub für arbeit-          von einem Haupt-Auftraggeber gelten.                entgelt gezahlt.
                     nehmerähnliche Dozent/innen gemäß                  Die VHS Stuttgart hat die Anträge bis                                         Magdalena Wille
                     Bundesurlaubsgesetz.                               heute nicht abschließend bearbeitet.                            GEW-Referentin für Weiterbildung

                     BRÜCKENTEIL ZEIT

                     Anspruch auf Rückkehr in Vollzeit jetzt möglich
                     Die Bundesregierung ist mit dem Ver-                 auf eine befristete Teilzeitphase, die              zeitbeschäftigter können einer Rückkehr
                     sprechen angetreten, dafür zu sorgen,                zwischen einem und fünf Jahren dau-                 in Vollzeit ebenfalls entgegenstehen.
                     dass Familienarbeit nicht zur Teilzeitfalle          ern kann.                                         • Eine Übertragung des Rechts auf
                     wird. Ab 2019 haben nun alle Arbeit-               • Für Unternehmen, die zwischen 46 und                Brückenteilzeit für Beamt/innen folgt.
                     nehmer/innen das Recht, nach Teilzeit                200 Arbeitnehmer/innen haben, soll es             Frauen verdienen nicht nur durch-
                     wieder in Vollzeit zu arbeiten, und zwar             eine Quote geben: Pro 15 Mitarbeiter/             schnittlich 21 Prozent weniger als ihre
                     ohne dass sie dafür Gründe angeben                   innen müssen sie nur einem den Anspruch           männlichen Kolleg/innen, sie arbeiten
                     müssen. Für Beschäftigte in Schulen und              auf Brückenteilzeit gewähren. Weitere             auch oft in Teilzeit. Von den knapp neun
                     Kitas ist die Rückkehr bzw. das Aufsto-              Anträge können abgelehnt werden.                  Millionen Beschäftigten mit sozialversi-
                     cken auf Vollzeit derzeit oft kein Prob-           • Anträge auf Brückenteilzeit können nur            cherungspflichtigen Teilzeitjobs sind fast
                     lem, da dort Personalmangel herrscht.                Arbeitnehmer/innen stellen, die länger            80 Prozent weiblich. Eine geringere Betei-
                     In der Erwachsenenbildung und im                     als sechs Monate im Unternehmen                   ligung der Frauen an der Erwerbsarbeit,
                     Hochschulbereich sieht es anders aus.                beschäftigt sind. Bestimmte Gründe für            ein hoher Teilzeitanteil, häufige und län-
                     Dort ist für einige sogar Zwangsteilzeit             die Reduzierung, etwa die Pflege von              gere Erwerbsunterbrechungen, niedriges
                     Arbeitsrealität. Dennoch ist diese Aus-              Angehörigen oder die Erziehung von                Einkommen, sowie die Beschäftigung
                     weitung der Arbeitnehmer/innenrechte                 Kindern, müssen nicht angeben werden.             in nicht sozialversicherungspflichtigen
                     ein kleiner Fortschritt in der Gleichstel-         • Das Rückkehrrecht gilt nicht uneinge-             Minijobs haben Armut im Alter zur
                     lungspolitik.                                        schränkt: Will der Arbeitgeber einem              Folge. Das Gesetz zur Brückenteilzeit
                     Das sind die Neuregelungen der Brücken-              Teilzeitbeschäftigten die Aufstockung             wird diese Probleme alleine nicht lösen
                     teilzeit:                                            der Arbeitszeit verweigern, muss er               können. Dennoch ist die Gesetzesände-
                     • Das Recht auf Brückenteilzeit gilt für             darlegen, dass es keine entsprechende             rung ein begrüßenswerter Schritt.
                       Betriebe mit mehr als 45 Arbeitnehmer/             freie Stelle gibt. Dringende betriebliche                                     Cendrese Sadiku
                       innen. Beschäftigte bekommen Anspruch              Gründe oder die Interessen anderer Teil-

                     8                                                                                                                     bildung & wissenschaft 03 / 2019
Schule und Unterricht Mit der GEW mehr Zeit gewinnen - GEW Baden-Württemberg
Aktuell

                    KL AUSUR DER L ANDESSPITZE DER GE W-FR AUENPOLITIK
                                                                                                                          GEW lädt ein
                    Stärkung der Frauenrechte                                                                             Fachtag für Senior/innen

                                                                                                                          Alt werden und jung bleiben
                                                                                                                          27. Mai 2019, ab 10:00 – 16:30 Uhr

                                                                                                                          JuBez Karlsruhe

                                                                                                                          „Psychologie des Alterns.
Foto: Carolin Fey

                                                                                                                          Die neue Alters- und Alternskultur“

                                                                                                                          Impulsvortrag und Diskussion
                    Von links: Manuela Reichle, Ute Cardinal von Widdern, Elke Gärtner, Daniela Weber, Bärbel Etzel-      mit Prof. Dr. Hans-Werner Wahl.
                    Paulsen, Monika Sulzberger, Petra Kilian                                                              Anschließend zwei Workshop-Runden
                                                                                                                          mit verschiedenen Expert/innen

                    Anfang Februar 2019 tagte die GEW-Frau-            Stärkung der Frauenrechte durch Wahl-
                    enpolitik im Bildungshaus der evangeli-            rechtsreformen und die Weiterentwick-
                    schen Landeskirche in Stuttgart. Bei ihrer         lung des Landesgleichstellungsrechts
                    zweitägigen Klausur berieten die Kollegin-         arbeitet die GEW eng vernetzt mit den                            Anmeldung unter:
                                                                                                                                        www.gew-bw.de/
                    nen thematische Schwerpunkte der GEW-              Abteilungen Frauenpolitik des DGB
                                                                                                                                        gesundheitstag
                    Frauenpolitik für die nächsten Jahre.              Baden-Württemberg und der GEW auf
                    Bei Themen wie Rechtspopulismus, Digi-             Bundesebene.
                    talisierung aus Frauenperspektive sowie                                         Manuela Reichle

                     Glosse          Beim nächsten Gongschlag ist es 26:67 Uhr

                      „Papa“, rief mein Sohn in diesem nöhli-          Mein Sohn saß am Schreibtisch über              paar Legos hin und her. „Warten wir
                      gen Tonfall. Ich reagierte heftiger, als ich     einem Mathearbeitsblatt. „Ich blick das         einfach, bis Mama kommt, die weiß,
                      mir selber zugetraut hätte. „Ja“, kreischte      nicht“, sagte er. „Ach komm“, rang ich          wie das geht“, schlug er vor. Welche
                      ich, und stand auf. Und während ich die          mir ein paar aufmunternde Worte ab,             Schmach! „Nein, nein, nein“, murmelte
                      Treppe zu seinem Zimmer hinaufstieg              „du bist doch gut, das kriegen wir hin,         ich, „Moment noch, ich hab‘s gleich.“ Ich
                      schimpfte ich noch vor mich hin „Papa            zeig mal die Aufgabe.“                          rechnete. Das Ergebnis war 26 Uhr und
                      kommt schon, Papa kommt gleich, was              Er schob mir das Blatt hin und ich las.         67 Minuten. „Papa, das ist doch Käse“,
                      soll er denn auch sonst machen, wozu ist         Dann las ich nochmal. Es hatte etwas            sagte der Bub, als er sich von hinten zu
                      denn sonst da…“                                  mit Uhrzeiten zu tun und man sollte eine        mir beugte.
                      Man kann seine eigene Begrenztheit in            Zeitspanne ausrechnen. Aber irgend-             Später hat meine Frau die Aufgabe
                      vielerlei Hinsicht erfahren. Bei einer Berg-     wie konnte ich nicht erfassen, wie ich          schnell im Kopf gerechnet und dem
                      tour. Beim Kreuzworträtsel der „Zeit“. Oder      das hätte tun sollen. „Wie rechnet man          Buben so erklärt, dass er sie selber
                      man hilft seinem Kind bei den Hausauf-           sowas?“, fragte ich meinen Sohn. Er hatte       machen konnte. „Du weißt schon, dass
                      gaben. Mein Sohn ist Viertklässler. Er muss      den Zenit seiner Konzentrations- und            eine Stunde 60 Minuten hat, nicht hun-
                      viele Hausaufgaben machen. Hausaufga-            Frustrationstoleranz bereits hinter sich        dert“, sagte meine Frau, nachdem sie
                      ben sind nicht seine Stärke. Wir machen          und sagte patzig: „Was weiß ich, du bist        meine Rechnung analysiert hatte. „Logo“,
                      das immer so: Ich sitze im Arbeitszimmer         doch hier der Lehrer!“                          sagte ich beschäftigt. Aber mir dämmer-
                      und arbeite. Er sitzt in seinem Zimmer am        Ich konzentrierte mich und las nochmal.         te, wo das Problem gelegen hatte.
                      Schreibtisch und arbeitet auch. Wenn er          „Ich versteh das nicht“, sagte ich, wäh-        „Beim nächsten Gongschlag ist es 26:67
                      Hilfe braucht, ruft er. Eigentlich macht er      rend der Bub seinen Blick aus dem Fens-         Uhr“, sagte sie und schüttelte den Kopf.
                      alle Schulfächer sehr selbstständig. Hin         ter schweifen ließ. „Steh mal auf“, sagte       Ich blieb an meinem Schreibtisch sitzen
                      und wieder braucht er einen Schub, aber          ich, was er tat. Ich setzte mich auf seinen     und beschloss zwei Dinge: Keine Mathe-
                      dann läuft es. Nur in Mathe hakt es. Das         Stuhl, nahm Blatt und Bleistift und kon-        hausaufgaben mehr. Und außerdem:
                      hat nichts mit seiner Lehrerin zu tun, sie ist   zentrierte mich. Nichts zu machen.              Keine Mathehausaufgaben mehr.
                      toll. Es hat mit Mathe zu tun.                   Mein Sohn schob auf dem Boden ein                                          Jens Buchholz

                    bildung & wissenschaft 03 / 2019                                                                                                               9
Schule und Unterricht Mit der GEW mehr Zeit gewinnen - GEW Baden-Württemberg
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                                                                                                                                KEINE A13–STELLEN

                        A13 FÜR ALLE
                                                                                                                                Lehrkräfte haben
                        Lehrkräfte an Werkrealschulen mitnehmen                                                                 geliefert,
                                                                                                                                Landesregierung nicht
                                                                                                                                Die Absolventinnen und Absolventen der
                                                                                                                                Gruppe 3 des horizontalen Laufbahnwech-
                                                                                                                                wechsels (Hauptschullehrkräfte an Ge-
                                                                                                                                meinschaftsschulen oder an HS/WRS, die
                                                                                                                                an eine GMS oder RS wechseln wollen)
                                                                                                                                können 2019 nicht nach A13 aufsteigen.
                                                                                                                                Die Kolleg/innen haben die Qualifizie-
                                                                                                                                rung zwar erfolgreich abgeschlossen, die
                                                                                                                                Landesregierung stellt 2019 aber keine
                                                                                                                                A13-Stellen dafür zur Verfügung. Diese
                                                                                                                                Nachricht hat bei der GEW und bei den
Foto: Evi Maziol

                                                                                                                                Betroffenen großen Unmut, Enttäuschung
                                                                                                                                und Verärgerung ausgelöst. Das Kultusmi-
                                                                                                                                nisterium (KM) teilte dem Hauptpersonal-
                        Von links: Brigitte Lösch, Dominik Ohly, Doro Moritz, Julian Maus, Andrea Skillicorn, Martin Brenken,   rat GHWRGS mit, dass im Landeshaushalt
                        Katharina Miller, Karin Raaf                                                                            für diese Gruppe keine Stellenhebungen
                                                                                                                                vorgesehen seien. Das KM hat immerhin
                                                                                                                                angekündigt, dass es die Stellenhebungen
                        Wir sind keine Lehrkräfte zweiter Klasse,           noch von der Perspektive, nach A13 besol-           für den Haushalt 2020/2021 erneut bean-
                        wir wollen ebenfalls nach A13/E13 kom-              det zu werden, ausgeschlossen. Den                  tragen werde. Wenn der Landtag diese Stel-
                        men können. Mit dieser klaren Position              vagen Absichtserklärungen der Kultus-               len beschließt, sollen die Absolvent/innen
                        überreichte eine Delegation aus Lehr-               ministerin fehlt jede rechtliche Grund-             der Gruppe 3 sobald wie möglich 2020 in
                        kräften der Stuttgarter Werkrealschulen             lage. Die von Doro Moritz koordinierte              ihrem neuen Amt ernannt werden. Erst
                        im Landtag eine Resolution an Brigitte              Arbeitsgruppe aus Lehrkräften der                   dann erhalten sie die Besoldung nach A13.
                        Lösch (MdL Grüne, Vorsitzende des Bil-              Stuttgarter Werkrealschulen wird jeden              Der Gehaltsunterschied zwischen A12
                        dungsausschusses des Landtags) und an               Monat mit einer Aktion gegen ihre inak-             und A13 (Stufe 6) beträgt monatlich
                        Dominik Ohly (Parlamentarischer Berater             zeptable Benachteiligung aufmerksam                 465,99 Euro. Für die betroffenen Lehr-
                        der CDU-Landtagsfraktion).                          machen und protestieren.                            kräfte ist jeder Monat, den sie warten
                        Lehrkräfte an Werkrealschulen sind immer                                                        b&w     müssen, ein massiver Gehaltsverlust.
                                                                                                                                Dieser Entscheidung fehlt jegliche Wert-
                                                                                                                                schätzung. Sie untergräbt das Vertrauen
                        GE W IM GESPR ÄCH                                                                                       der Beschäftigten in ihren Dienstherrn.
                                                                                                                                Die fehlenden Stellenhebungen werden
                        Arbeits- und Gesundheitsschutz nach vorne bringen                                                       erhebliche negative Auswirkungen auf
                                                                                                                                weitere Bewerbungen in allen Gruppen
                                                                                                keiten für den AGS              des horizontalen Laufbahnwechsels haben.
                                                                                                und die Maßnahmen               Die GEW hat Ministerpräsident Kretsch-
                                                                                                des KM zur Gesund-              mann, Finanzministerin Sitzmann und
                                                                                                heitsprävention.                Kultusministerin Eisenmann aufgefordert,
Foto: Martin Schommer

                                                                                                Die GEW-Vertreter/              die erforderlichen Stellenhebungen im
                                                                                                innen thematisierten            August 2019 möglich zu machen. Das ist
                                                                                                Schwachstellen wie              die Landesregierung diesen Lehrkräften
                                                                                                Lärmschutzprobleme              schuldig.
                                                                                                und die Frustration vie-                                         Doro Moritz
                        Von links: Ricarda Kaiser (GEW), Georgia Kolb (GEW), Marie-Luise Bethke ler Kolleg/innen über
                        (KM), Jürgen Stahl (GEW), Martin Schommer (GEW), Günther Thum-Stoerk    hohe Arbeitsbelastung
                        (GEW), Petra Utsch-Müller (KM), Martin Morgen (GEW)                     und krankmachende
                                                                                                Arbeitsbedingungen.
                        Anfang Februar trafen sich GEW und Mit- Für die GEW ist klar, dass die hohe Arbeits-
                                                                                                                                               Hinweis, wie man auf die
                        arbeiter/innen des Kultusministeriums belastung nachhaltig und effektiv nur                                            Bewerungsliste kommt
                        zu einem Gedankenaustausch über den durch eine Reduzierung der Arbeitszeit                                             www.gew-bw.de/
                        Arbeits- und Gesundheitsschutz (AGS) an möglich ist und hierfür neue Lehrer/innen                                      bewerbungsliste
                        den Schulen. Themen waren unter ande- eingestellt werden müssen.                                                       (nur für GEW-Mitglieder)
                        rem die Neustrukturierung der Zuständig-                                      Martin Schommer

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Gesellschaft

10 JAHRE NACH DEM AMOKL AUF IN WINNENDEN

Innehalten und vorwärtsschauen
Zum 10. Mal jährt sich in diesem Monat        der Beratungslehrer/innen erhöht, die der       Arbeiten von Schüler/innen aus dem
der Amoklauf in Winnenden und Wend-           Schulpsycholog/innen auf 200 verdoppelt,        Projekt „SaVe – Stories against Violence“
lingen. Am 11. März 2009 tötete ein auf-      Präventionsprogramme eingerichtet. Das          bildete den Rahmen am 10. Jahrestag. Es
fällig unauffälliger ehemaliger Schüler       war richtig und notwendig. Nachhaltig           gab Raum für Gespräche, Gedenken,
der Albertville-Realschule mit der Waffe      verbessert hat das die schulische Realität      Hoffnung, Trauer. Das Leben geht weiter.
seines Vaters acht Schülerinnen, einen        leider nicht. Einige Jahre nach dem Amok-       Die Erinnerung motiviert uns, Schulen,
Schüler, drei Lehrerinnen und drei wei-       lauf musste 2016 sogar verhindert werden,       Kitas und alle Bildungseinrichtungen zu
tere Menschen außerhalb der Schule            dass Stellen für Schulpsycholog/innen           besseren Orten zu entwickeln.
und in Wendlingen.                            gestrichen werden.                                                           Doro Moritz
Ich erinnere mich – wie viele Menschen
im Land – an die unfassbaren Nachrich-
ten dieses Tages. Menschen wurden durch
grausame Gewalt aus dem Leben geris-
sen, Mütter, Väter, Geschwister und ihre
Familien haben unfassbares Leid erfah-
ren. Die Tat, die Trauer, der Verlust wird
sie ihr Leben lang nicht loslassen. Viele
Beteiligte leiden noch heute unter den
psychischen Belastungen des Amoklaufs.
Die Schulgemeinschaft war verstört, ihre
Seelen verletzt, viele sind bis heute trau-
matisiert. Sie müssen gemeinsam einen
Weg des Trauerns, des Gedenkens und
des Weiterlebens finden. Bei ihnen sind
an diesem Jahrestag meine Gedanken.

                                                                                                                                           Foto: imago
Neben den seelischen Belastungen sind
zahlreiche Lehrkräfte auch beruflich
betroffen. Das Land Baden-Württemberg         Der gebrochene Ring in Winnenden erinnert an die Opfer des Amoklaufs.
hat sich ihnen gegenüber nicht immer für-
sorglich gezeigt. Sie mussten über Jahre –
und müssen teilweise immer noch – ihre        Der Amoklauf mahnt uns, allen Schüle-
Ansprüche einklagen. Dies gilt vor allem      rinnen und Schülern mit Wertschätzung
für diejenigen, die zunächst weiter unter-    und Achtsamkeit zu begegnen, ihnen
richten wollten und bei denen später die      Unterstützung und Zuwendung zu bie-
posttraumatische Belastung dazu führte,       ten. Wie schaffen wir es, Versagenserleb-
dass sie nicht mehr arbeiten konnten.         nisse und Diskriminierung zu vermeiden
                                              und frühzeitig auf Kinder und Jugend-
Stiftung gegen Gewalt an Schulen              liche aufmerksam zu werden, die in Not
Mütter und Väter, die ihr Kind bei dieser     sind und sich abgrenzen, die Bereitschaft
sinnlosen Tat verloren haben, gründeten       zu Gewalt und Extremismus erkennen
die „Stiftung gegen Gewalt an Schulen“,       lassen? Dafür brauchen die Lehrkräfte
der die GEW Baden-Württemberg als             deutlich mehr Zeit und weitere professio-
Stiftungsgründer beigetreten ist. Viele       nelle Hilfe. Mehr Zeit, um einzelne Schü-
Menschen hatten das Bedürfnis, dieser         ler/innen unterstützen, herausfordernde
Tat etwas entgegenzusetzen, psychische        Situationen wahrnehmen und bewältigen
und körperliche Gewalt zu verhindern,         zu können. Zeit, damit Schule nicht nur
der Entwicklung von Kindern und Jugend-       Lernanstalt, sondern auch Ort eines guten
lichen in der Schule mehr Aufmerksamkeit      Miteinanders sein kann. Dafür kann und
und Unterstützung zu geben und Schule         muss auch die Landesregierung sehr viel
sicherer zu machen. Der Landtag hat den       mehr tun.
Sonderausschuss „Konsequenzen aus dem         Die Schulgemeinschaft in Winnenden
Amoklauf in Winnenden und Wendlin-            hat einen Weg gefunden, mit der
gen: Jugendgefährdung und Jugendgewalt“       Erinnerung an den Amoklauf umzu-
eingesetzt. Als Ergebnis wurde die Zahl       gehen. Eine Ausstellung künstlerischer

bildung & wissenschaft 03 / 2019                                                                                                     11
Aus der Arbeit der GEW

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Warnstreik in Stuttgart Ende Februar

ERGEBNIS TARIFVERTR AG DER L ÄNDER (T V-L)

Rund 8 Prozent mehr Geld
„Wir haben rund acht Prozent mehr erreicht. Das ist ein gutes Ergebnis, mit dem unsere GEW-
Delegation am Fasnetsonntag aus Potsdam zurück nach Baden-Württemberg kam“, sagte die
GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz. Die Gehälter steigen in drei Schritten. Darin enthalten ist eine
soziale Komponente von 240 Euro über die Vertragslaufzeit von 33 Monaten.

Die Gehälter der Beschäftigten steigen      portional. Der Vertrag hat eine Laufzeit       beamteten Kolleg/innen. Unsere Erzie-
nach der Einigung mit den Arbeitge-         von 33 Monaten und endet am 30. Sep-           herinnen und Erzieher im Landesdienst,
bern am 2. März in drei Schritten: Rück-    tember 2021. Die Zulage, die rund 50.000       vor allem an den SBBZ mit Internat (frü-
wirkend zum 1. Januar 2019 um durch-        angestellte Lehrkräfte erhalten, steigt von    her Heimsonderschulen) werden künftig
schnittlich 3,2 Prozent (Mindestbetrag      derzeit 30 Euro um 75 auf 105 Euro.            wie ihre Kolleg/innen in den Kommunen
100 Euro), zum 1. Januar 2020 um weitere    „Alle Kolleginnen und Kollegen erhalten        bezahlt. Das ist ein deutliches Zeichen der
3,2 Prozent (90 Euro Mindestbetrag), und    ein starkes Lohnplus. Für unsere 12.000        Anerkennung der gesellschaftlich wich-
zum 1. Januar 2021 nochmals um 1,4 Pro-     angestellten Lehrkräfte ist es ein wichtiges   tigen Arbeit, die Erzieher/innen sowie
zent (50 Euro Mindestbetrag). Die Stufe 1   Signal, dass Verbesserungen in der Ein-        Sozialarbeiter/innen und Sozialpädagog/
in den Entgeltgruppen des Tarifvertrages    gruppierung kommen und eine Parallel-          innen leisten“, sagte Moritz.
des Länder (TV-L) steigt überall mit gut    tabelle erreicht werden kann. Dann             Die GEW erwartet von der Landesregie-
11 Prozent in diesem Zeitraum überpro-      wären sie genauso eingruppiert wie die         rung, das Ergebnis auf die Beamtinnen

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Aus der Arbeit der GEW

                                   Bild links: Demozug in Stuttgart. Bild rechts: Kundgebung in Stuttgart (von links) Gabi Frenzer-Wolf (stellvertretende
                                   DGB-Vorsitzende), Martin Gross (Verdi-Vorsitzender), Hans-Jürgen Kirstein (Vorsitzender GdP), Doro Moritz (GEW-Vorsitzende)

und Beamten sowie Versorgungsemp-                      gleiche Höhergruppierung leider nicht                Kleinteilige Betrachtung
fänger/innen zeit- und wirkungsgleich                  durchsetzen. Allerdings werden Garantie-             der Arbeitsschritte abgewendet
zu übertragen. Sie muss auch wirksame                  beträge erhöht, die eine Mindestanhebung             Die Arbeitgeber wollten ursprünglich an
Schritte gegen die hohe Zahl von                       der Gehälter bei der Höhergruppierung                den Grundfesten des Tarifrechts im öffent-
Befristungen unternehmen. An den Schu-                 sicherstellen. Für die Entgeltgruppen 1              lichen Dienst rütteln. Im Tarifvertrag
len in Baden-Württemberg ist jede dritte               bis 8 betragen sie 100 Euro und 180 Euro             TV-L ist festgeschrieben, dass für die Ein-
tarifbeschäftigte Lehrkraft nur befristet              für die Entgeltgruppen 9 bis 14. Die                 gruppierung immer das Ziel bei Arbeits-
angestellt, deren Sommerferien werden                  Kommunal- und Bundesbeschäftigten                    vorgängen entscheidend ist. Diese Rege-
nicht bezahlt. An den Hochschulen liegt                sind hier einen Schritt weiter. Dort gibt            lung wollten die Arbeitgeber schleifen.
die Befristungsquote sogar bei 80 Pro-                 es die stufengleiche Höhergruppierung                Sie forderten, dass die Arbeitsvorgänge
zent. „Wenn junge Leute in den Medien                  bereits, die zu deutlich besseren Gehalts-           atomisiert betrachtet werden müssten.
lesen, dass das Land jedes Jahr im Juli                steigerungen führt. Mit den Länderarbeit-            Dies hätte eine kleinteilige Betrachtung
tausende Beschäftigte in die Arbeitslo-                gebern war diese überfällige Reform auch             jedes einzelnen Arbeitsschrittes bedeu-
sigkeit schickt, nützen auch acht Prozent              in dieser Tarifrunde nicht zu machen.                tet und damit die Eingruppierungen ver-
mehr Gehalt nicht viel, um sich als attrak-            Fortschritte bei der Paralleltabelle für die         schlechtert. Trotz eindeutiger Rechtspre-
tiver Arbeitgeber zu zeigen“, sagte Moritz.            tarifbeschäftigten Lehrer/innen waren                chung durch das Bundesarbeitsgericht
In Baden-Württemberg sind 10 Prozent                   der GEW sehr wichtig. 2015 hat der                   bestanden die Arbeitgeber zunächst auf
der rund 120.000 Lehrer/innen Angestellte.             Beamtenbund einen Eingruppierungs-                   einer Änderung dieses Paragrafen. Für
Außerdem arbeiten als Tarifbeschäftigte                tarifvertrag unterschrieben, nach dem                die Gewerkschaften war klar: hier kann es
im Landesdienst knapp 800 Pädagogische                 bestimmte Entgeltgruppen eine Anglei-                keine gewerkschaftlichen Zugeständnisse
Assistent/innen an Schulen und gut 600                 chungszulage von 30 Euro erhalten soll-              geben. Nach langem Ringen konnte sich
Erzieher/innen unter anderem an SBBZ                   ten. Der Abstand zur Zielentgeltgruppe               das Lager der Realisten bei den Arbeit-
mit Internat.                                          beträgt aber mehr als 300 Euro. Deshalb              gebern durchsetzen.
                                                       hatte die GEW diesen Tarifvertrag von                Fazit: Die Gewerkschaften gingen zuver-
Was noch fehlt                                         2015 nicht abgeschlossen. Jetzt wollte die           sichtlich in die Verhandlungen. Sie wurden
Ein Gesamtpaket enthält natürlich auch                 GEW die Paralleltabelle erreichen. Nach              von den Forderungen der Arbeitgeber
Punkte, die Bauchschmerzen bereiten.                   langem Hin und Her wird die Anglei-                  überrascht. Aber dank der eindrucksvollen
So ist es für die Gewerkschaften bei                   chungszulage immerhin um 75 Euro auf                 Warnstreiks konnten sie letztendlich mit
der Jahressonderzahlung. Hier mussten                  105 Euro erhöht. Und die Arbeitgeber                 dem Ergebnis zufrieden sein. Das bewies
die Arbeitnehmervertreter/innen die                    haben zugesagt, dass es nach dieser Tarif-           auch das Abstimmungsergebnis in der
Kröte schlucken, dass für die Jahre 2019,              runde in Tarifverhandlungen zu einer                 Tarifkommission.
2020, 2021 und 2022 dieser Betrag auf                  Verständigung über die Einführung der                                                Klaus Willmann
dem Niveau von 2018 eingefroren wird.                  Paralleltabelle kommen soll. Hier ist auf
Allerdings ist anders als bei den Beschäf-             die Wortwahl zu achten! Bisher sprach
tigten der Kommunen und des Bundes                     der Text von „Gesprächen“, jetzt akzep-                                Infos zum Tarifabschluss:
das Ende absehbar. Nach 2022 wird die                  tieren die Arbeitgeber „Verhandlungen“!                                www.gew.de/troed2019/
Jahressonderzahlung wieder an den Ent-                 Ohne die GEW würden die betroffenen                                    fragen-und-antworten/
gelterhöhungen teilnehmen.                             Kolleginnen und Kollegen weiterhin mit
Die Gewerkschaften konnten die stufen-                 30 Euro abgespeist werden.

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Titelthema
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                                                    Bildunterschrift

                                                                                                      SCHULE UND UNTERRICHT

                                                                          Gemeinsam mit der GEW
                                                                            mehr Zeit erringen
                                                           Lehrerinnen und Lehrer wollen trotz widriger Rahmenbedingungen in allen Schularten
                                                        gute Arbeit leisten. Dafür gilt es, danke zu sagen. Die GEW setzt sich dafür ein, dass Lehrkräfte
                                                                         gesund bleiben, Lust zum Arbeiten und Zeit zum Leben haben.

                                                    Schule hat sich verändert. „Ich wäre froh, wenn ich in Ruhe        und Jugendlichen ohne ausreichende Deutschkenntnisse und
                                                    unterrichten könnte“, sagen Lehrkräfte oft. Der Satz ist typisch   mit Fluchterfahrungen und nicht zuletzt für die notwendigen
                                                    für die Stimmung bei vielen Lehrkräften. Auch wenn jede            Veränderungen an den Realschulen. Die unbefriedigende
                                                    Schule, jede Schulart ihre Besonderheiten hat, die Herausfor-      und kurzfristige Kommunikation von Neuerungen durch das
                                                    derungen ähneln sich. Die Aufgaben außerhalb des Unterrichts       Kultusministerium sind ein weiterer Stressfaktor.
                                                    haben zugenommen. Es ist wissenschaftlich belegt, dass die         Schulleitungen beklagen fehlende Zeit für Qualitäts- und Per-
                                                    reine Unterrichtszeit vor Jahrzehnten noch einen deutlich höhe-    sonalentwicklung, für Gespräche, für Reflexion. Das ist ein
                                                    ren Anteil an der Gesamtarbeitszeit von Lehrkräften ausmachte.     ernstzunehmendes Alarmsignal. Seit Jahren stellt das Kul-
                                                    Umgang mit Konflikten, Elternarbeit, Konferenzen, Kooperati-       tusministerium die Stärkung der Schulleitungen in Aussicht.
                                                    onen, Dokumentationen, Datenschutz, Digitalisierung, Team-         Deren Bedeutung für Schulqualität ist offensichtlich. Dennoch
                                                    besprechungen, außerunterrichtliche Veranstaltungen, Projekte      will Kultusministerin Susanne Eisenmann die Leitungszeit erst
                                                    und vor allem viel Unvorhergesehenes gehören zum Schulall-         ab 2022 erhöhen.
                                                    tag. Zunehmend steigt die Belastung durch Vertretungsunter-        Wissenschaftliche Studien im Auftrag der GEW belegen, wie
                                                    richt. Erziehung und Beratung kosten viel Kraft. Alle Lehrkräfte   groß der Lehrkräftebedarf aufgrund der steigenden Schüler-
                                                    und Schulleitungen wünschen sich mehr Zeit für die Schüle-         zahlen und des Bedarfs für Verbesserungen ist. Dafür müssen
                                                    rinnen und Schüler und für konzeptionelles Arbeiten. Deshalb       umgehend Studienplätze geschaffen werden. Es ist ein erster
                                                    muss die Unterrichtsverpflichung gesenkt werden.                   Schritt, dass das Kultusministerium den massiven Stellen-
                                                    Die Rahmenbedingungen haben sich schleichend, aber deut-           bedarf anerkennt. Andere Maßnahmen zur Gewinnung von
                                                    lich verschlechtert. Auch Schulleitungen können ein Lied           Lehrkräften müssen zeitnah folgen. Die bisherigen Ankündi-
                                                    davon singen. An Schulen bekommen Lehrkräfte mit beson-            gungen von Kultusministerin Eisenmann reichen nicht aus.
                                                    deren Aufgaben wegen der Kürzung des Allgemeinen Entlas-           Fehlende Zeit und mangelnde Unterstützung belasten alle, die
                                                    tungskontingents weniger Zeit. Das belastet und wird als man-      an Schulen arbeiten. Das unbefriedigende Gefühl, Schüler/
Foto: Rawpixel / iStock (nachträglich bearbeitet)

                                                    gelnde Wertschätzung wahrgenommen. Die Kürzungen sollen            innen nicht ausreichend gerecht zu werden, nehmen viele
                                                    zurückgenommen werden – allerdings erst 2023.                      auch mit nach Hause. Ein entspannter Feierabend, ein ruhiges
                                                    Neue Aufgaben und Herausforderungen werden nicht mit               Wochenende fällt dann schwer.
                                                    Zeit ausgestattet. Das gilt vor allem für die Organisation des     Qualität in der Schule braucht mehr Zeit. Die GEW sorgt
                                                    Ganztags, für den Umgang mit der Individualität und Viel-          dafür – kontinuierlich seit Jahren mit starker Öffentlichkeits-
                                                    falt der Schülerinnen und Schüler, für die Schulentwicklung        und Lobbyarbeit und mit tatkräftigen Personalrätinnen und
                                                    in inklusiven Bildungsangeboten und das fehlende Zwei-             Personalräten. Geben Sie Ihre Stimmen bei den Personalrats-
                                                    Pädagogen-Prinzip. Es gilt auch für den Aufbau der Gemein-         wahlen der GEW.
                                                    schaftsschulen und ihrer Oberstufen, für die Neukonzeption                                                            Doro Moritz
                                                    der Oberstufe an den Gymnasien, die Arbeit mit Kindern                                                       GEW-Landesvorsitzende

                                                    bildung & wissenschaft 03 / 2019                                                                                                15
Titelthema

                                            GRUND- UND GEMEINSCHAFT SSCHULE

Für Austausch und Abstimmungen
       bleibt zu wenig Zeit
     Schulen sollen Zusatzaufgaben wie Inklusion und Schulentwicklung übernehmen, doch dafür
      fehlt ihnen oft Zeit und Personal. Für Abstimmungsgespräche und Austausch beispielsweise
     vermissen sie Anrechnungsstunden. Das ist auch an der Anne-Frank-Schule in Karlsruhe, einer
                             Grund- und Gemeinschaftsschule, ganz ähnlich.

Inmitten von Wohnblocks liegt die Schule im Westen von              Teilhabe nicht erfüllen, schlussfolgert Schwarz-Hemmerling.
Karlsruhe. Containerbauten, die vor Jahren als Provisorium          Nicht nur für den Austausch mit den Sonderpädagog/innen,
gedacht waren, wirken wie bunte Farbtupfer auf dem großzü-          auch für anderen Gesprächs- und Abstimmungsbedarf wün-
gigen Schulgelände. Die einstöckigen Gebäude, in denen die          schen sich Schwarz-Hemmerling und Corinna Blume mehr
Eingangsklassen der Grundschule untergebracht sind, bieten          Zeit. Sie fänden mehr Präsenszeiten für Lehrkräfte hilfreich.
kleine, geschützte Einheiten, in denen sich Lehrkräfte wie          „Wenn wir ein gemeinsames Zeitfenster hätten, an dem alle
Schüler/innen wohlfühlen. Auch mit der Unterrichtsversor-           Lehrkräfte an der Schule sind, hätten wir auch mehr Zeit für
gung ist die Schule momentan zufrieden. „Wir haben Glück            Qualitätssteigerung, abgestimmte Unterrichts- und Erzie-
gehabt“, freut sich Johann Schwarz-Hemmerling, denn alle            hungsarbeit und für die geforderte Schulentwicklung“, führt
Lehrerstellen an der Anne-Frank-Schule sind besetzt. Wenn           der Schulleiter aus. Mehr Zeit an der Schule würde auch die
von den rund 60 Kolleg/innen der Grund- und Gemein-                 Sicht auf Schule verändern, ergänzt Blume. Beide wissen, dass
schaftsschule keine Lehrkraft unverhofft länger ausfällt, lässt     die Realisierung innerhalb der aktuellen Rahmenbedingungen
sich der Schulalltag bewältigen.                                    und dem momentanen Arbeitszeitmodell nicht zumutbar ist.
                                                                    Es wäre Zusatzaufwand vor allem für Kolleg/innen, die in Teil-
Wünschenswert sind multiprofessionellen Teams                       zeit arbeiten. Es mangelt auch an Arbeitsplätzen für die Lehr-
„Wir müssen vor allem in der Grundschule viel Erziehungs-           kräfte. Wie an vielen Schulen steht den Lehrkräften nur ein
arbeit stemmen“, erzählt die Konrektorin Corinna Blume.             großes Lehrerzimmer und ein kleiner Lehrerarbeitsraum zur
Zunehmend würden Kinder die Verhaltensformen nicht mit-             Verfügung. Ein Kaffeeautomat mit Milchschäumer ist schon
bringen, die fürs schulische Miteinander nötig seien. Das sei       Luxus.
teilweise sehr anstrengend. „Auch wenn wir einen Bildungs-
und Erziehungsauftrag haben, arbeiten wir doch hauptsächlich        Ungleiche Bezahlung nicht gerechtfertigt
als Lehrkräfte und nicht als Erzieher/innen“, erklärt der Schul-    „Die A12-Besoldung für Grundschullehrer/innen ist nicht
leiter Schwarz-Hemmerling. Er wünscht sich mehr Unterstüt-          gerechtfertigt“, kritisiert der Schulleiter. „Sie verrichten
zung durch multiprofessionelle Teams. In Zusammenarbeit             schließlich eine wichtige Basisarbeit.“ Dass Lehrkräfte in ver-
mit Erzieher/innen, Schulsozialarbeiter/innen und Schulpsy-         schiedenen Gehaltsklassen an seiner Schule arbeiten, miss-
cholog/innen könnten sich Lehrkräfte mehr um individuali-           fällt ihm sehr. Besonders ungerecht empfindet er, dass Haupt-
sierte Bildung kümmern.                                             schullehrkräfte, die seit Jahren an der Schule arbeiten, weniger
Bei der Frage „Wofür hätten Sie gerne mehr Zeit?“ muss der          Gehalt bekommen, als junge Kolleg/innen, die seit neuestem
Schulleiter nicht lange überlegen. „Vor allem für die Inklusion“,   mit A13 eingestellt werden. Auch die Aufstiegsmöglichkeiten,
und er vermittelt eine Ahnung, wie aufwändig die Umsetzung          die mit dem Horizontalen Laufbahnwechsel (Hola) je nach
dieser wichtigen Aufgabe ist. 28 inklusive Kinder besuchen          Schulart unterschiedlich aufwändig geregelt sind, bemängelt
die Grundschule. Rund 36 Unterrichtsstunden pro Woche               der Rektor. „Das ist mangelnde Wertschätzung“, findet er.
verbringt jedes Kind in der Grundschule im Ganztag. Den             Noch eine 10. Klasse mit Werkrealschüler/innen gibt es an der
inklusiven Kindern stehen dafür knapp 8 Stunden sonderpä-           Schule, nach deren Abschluss ist diese Schulart ausgelaufen.
dagogische Unterstützung zu, die restlichen 28 Stunden über-        Die Gemeinschaftsschule startete mit dem Schuljahr 2014/15,
nehmen die Grundschullehrkräfte. „Viele Lehrkräfte unter-           die ältesten 46 Schüler/innen sind in der 9. Klasse angekom-
richten inklusive Kinder aus Überzeugung, bekommen dafür            men. Knapp die Hälfte der Neuntklässler/innen wird noch in
aber für den zieldifferenten Unterricht mit lernbehinderten         diesem Schuljahr die Hauptschulabschlussprüfung ablegen.
Kindern keine Entlastung und keine Anrechnung. Auch für             Nur wenige Schüler/innen lernen auf dem erweiterten Niveau,
den Austausch mit den Sonderpädgog/innen sind keine Zeiten          rund die die Hälfte auf mittlerem Niveau. Wenn man bedenkt,
vorgesehen.“ So könne Inklusion seinen Grundgedanken der            dass 65 Prozent der Schüler/innen mit einer Hauptschul-

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Fotos: Maria Jeggle                                                                                                                                Titelthema

                      empfehlung an der Anne-Frank-Schule gestartet sind, haben
                      sich viele Schüler/innen gut entwickelt. Käme eine Oberstufe
                      hinzu, würde sich der Schulleiter einen weiteren Schub für die
                      Schule versprechen. „Wir hätten sofort eine stärkere Durchmi-
                      schung der Schülerschaft“, ist der Schulleiter überzeugt. Auch
                      für den Stadtteil, in dem es kein Gymnasium gibt, wäre eine
                      Oberstufe attraktiv.

                      Aufbauleistung sollte honoriert werden
                      Der Aufbau der neuen Schulart bedeutet allerdings für Schul-
                      leitung und Lehrkräfte viel Aufwand und Kraft. Die zusätzli-
                      chen Stunden, die die ersten drei Jahre als „Anschubfinanzie-
                      rung“ den Gemeinschaftsschulen für die Entwicklungsarbeit
                      zugestanden werde, müsste nach Meinung von Schwarz-Hem-
                      merling weitergeführt werden. Auch für einen zweiten Durch-        Rektor Johann Schwarz-Hemmerling und Konrektorin Corinna Blume,
                      lauf, in dem das pädagogische Konzept nachjustiert werden          ÖPR-Vorsitzende am SSA Karlsruhe
                      kann, sollte Zeit zur Verfügung gestellt werden. „Das ist eine
                      Aufbauleistung, die andere Schularten nicht bewerkstelligen        oben: Provisorische Container, in denen die Grundschule
                                                                                         untergebracht ist.
                      müssen, daher halte ich die zeitliche Entlastung für gerechtfer-
                      tigt“, sagt der Rektor.
                      Warum es für das individuelle Coaching der Schüler/innen
                      in der Gemeinschaftsschule keine Anrechnung gibt, bleibt
                      ebenfalls unverständlich. Die regelmäßigen Einzelgespräche
                      zwischen Lehrkraft und Schüler/in erleben viele als großen
                                                                                                           Maria Jeggle
                      Gewinn, und wie die zahlreichen Teambesprechungen unter                              b&w-Redakteurin
                      den Lehrkräften ist dieser Zusatzaufwand in der Gemein-
                      schaftsschule für viele schon selbstverständlich geworden.
                      Gerade deshalb dürfen die Forderungen nach einer Entlastung
                      nicht verstummen.

                      bildung & wissenschaft 03 / 2019                                                                                                     17
Titelthema

                                                          GRUNDSCHULE

                         Kleine Kinder – große
                          Herausforderungen
 Die Grundschule besuchen alle Kinder. Hier werden die Grundlagen für das ganze Leben gelegt.
Trotzdem fehlt der Schulart Wertschätzung, Personal und Ausstattung. Ricarda Kaiser, Vorsitzende
  der Landesfachgruppe Grundschule und Mitglied im Hauptpersonalrat GHWRGS berichtet vom
             Schulalltag und was sie mit einem Zauberstab gerne verändern würde.

In öffentlichen Reden bekommt die Grund-                                                               An den Grundschulen gibt es sehr viele Kin-
schule viel Wertschätzung. Merkt man das                                                               der mit Fluchterfahrungen und schlech-
auch bei den Bedingungen vor Ort?                                                                      ten Deutschkenntnissen. Sind die Grund-
Ricarda Kaiser: Auch in den gesellschaft-                                                              schulen dafür angemessen ausgestattet?
lichen und politischen Diskussionen                                                                    Das Konzept der Vorbereitungsklassen
fehlen oft die Wertschätzung und vor                                                                   muss grundlegend überarbeitet werden.
allem das Wissen, wie es an den Grund-                                                                 Viel zu oft werden nicht ausgebildete
schulen aussieht. Als „Schule für alle“ ist                                                            Lehrkräfte eingesetzt. Solange die Grund-
die Grundschule schon immer heterogen.                                                                 schulen nicht wesentlich bessere Bedingun-
Die Elternarbeit und die Beratungs- und                                                                gen bekommen, gehen viele dieser Kinder
Diagnosekompetenz der Lehrkräfte sind                                                                  verloren. Es gibt viel zu wenig Fortbildung
in dieser Altersstufe besonders wichtig.                                                               und Entlastung für die Lehrer/innen.
Ohne Differenzierung geht gar nichts.
Der Unterricht muss aufwändig vorberei-                                                                Wenn du einen Zauberstab hättest: Was
                                                                                        Foto: privat

tet werden – sonst wird man den Schüler/                                                               würdest du sofort an den Grundschulen
innen nicht gerecht. Das braucht viel Zeit.                                                            ändern?
Aber die Grundschullehrkräfte haben mit                                                                Kleinere Klassen, kindgerechte Schulhäu-
28 Stunden ein viel zu hohes Deputat.                                                                  ser und Pausenhöfe, A13 für alle und viel
Und mich ärgert, dass sie keinerlei Aus-                                                               Zeit für ergänzende Angebote und Förder-
sicht auf eine höhere Besoldung haben.          „Es gibt Unterrichts-                                  stunden. Ich wünsche mir mehr Südtirol
                                                                                                       in Baden-Württemberg. Was ich dort
Es gibt viele Stichworte, die die Heraus-
                                                 stunden, die berühren                                 gesehen habe, hat mich motiviert, mich
forderungen an der Grundschule beschrei-         und in denen Kinder                                   weiter gewerkschaftlich zu engagieren.
                                                                                                       Veränderungen sind möglich.
ben: Ganztagesschule, Unterricht darf
nicht ausfallen, keine Förderstunden – was
                                                 berührt werden.
sind für dich die größten Belastungen?           Das prägt fürs Leben.“                                Was ist für dich das Schöne der Arbeit an
Am schwierigsten ist der volle Alltag.                                 Ricarda Kaiser                  einer Grundschule?
Die Dichte eines Schulvormittages mit                                                                  Die Offenheit und Begeisterungsfähig-
hunderten von kleinen Entscheidun-                                                                     keit der Kinder. Es gibt Unterrichtsstun-
gen kann man sich kaum ausmalen. An           Schüler/innen können auch nicht nach                     den, die berühren und in denen Kinder
Ganztagesschulen verschärft sich das          Hause geschickt werden. Wenn eine                        berührt werden. Das prägt fürs Leben.
noch. Oft haben die Lehrer/innen nicht        Lehrkraft für mehrere Klassen zuständig                            Das Interview führte Michael Hirn
einmal Zeit, auf die Toilette zu gehen        ist, wird keine Klasse qualifiziert unter-
oder etwas zu trinken. Das können sich        richtet und die Lehrkräfte sind überlas-
Außenstehende nicht vorstellen. Die           tet. Mit Qualität hat das nichts zu tun.

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