WUK INFO-INTERN Kamasutra der Delfine Antikriegstag mit viel Musik Innenhof reloaded Mafiaboss und Staubsauger

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WUK INFO-INTERN
 Nummer 4/14
   Oktober

               Kamasutra der Delfine
               Antikriegstag mit viel Musik
               Innenhof reloaded
               Mafiaboss und Staubsauger
Inhalt                                                                                                                    EDITORIAL
  Antikriegstag am 1. September im WUK | Margit Wolfsberger ..................... 3                                          Liebe LeserInnen!

                                                                                                                             I
  WUK Lights 5. bis 7. Dezember | Heini Flickschuh, Jürgen Plank ............... 6                                                m Oktober findet im WUK eine span­
  Das Kamasutra der Delfine – Sex Matters | Maria Bergstötter ...................... 8                                            nende Idee ihre konzertante Interpre­
                                                                                                                                  tation. Eines der Hauptwerke von
  Nervous System | Fotogalerie Wien ............................................................ 10                          Herbert Marcuse, „Der eindimensionale
  Die Lebenszeit ist abgelaufen – Erika Kysela | Margit Wolfsberger .............. 12                                        Mensch“, wird von vier Künstlern auf die
                                                                                                                             Bühne gebracht. In einem 1967 gehalte­
  WUK-Anlaufstellen ................................................................................. 14                     nen Vortrag zitiert der Philosoph den
  Hullaza Real | Aline Kristin Mohl, Regina Picker ..................................... 17                                  Frühsozialisten Charles Fourier. Dieser
                                                                                                                             „habe die Differenz zwischen einer freien
  Innenhof reloaded | Jürgen Plank .............................................................. 19                         und einer unfreien Gesellschaft erstmals
  Mafiabosse, Staubsauger, deftige Melodien | Armin Bahrambeiguy ............. 22                                            deutlich gemacht, indem er eine Gesell­
                                                                                                                             schaft in Aussicht stellte, in der selbst ge­
  WUK Jugendcoaching neu organisiert | WUK Bildung Beratung ................ 24                                              sellschaftlich notwendige Arbeit im Ein­
  Blitzlicht: Marjo Rauhala | Claudia Gerhartl ........................................... 25                                klang mit den befreiten, eigenen Bedürf­
                                                                                                                             nissen der Menschen organisiert werden
  WUK-Forum am 2.6., 7.7., 8.9. | Rudi Bachmann .................................. 26                                        kann.“
  WUK-Radio ............................................................................................ 26                     Bei diesen Worten fallen mir ganz
                                                                                                                             schnell Heinz Granzer und Erika Kysela
  Termine, Ankündigungen ........................................................................ 27                         ein. Erika wird in dieser Ausgabe des
  Topics ..................................................................................................... 28            Info-Intern zweimal gedacht. Heinz
                                                                                                                             wurde in einer schönen Feier beim Anti­
                                                                                                                             kriegstag Anfang September geehrt, auch
                                                                                                                             dazu ein Artikel von einer ebenso wun­
  Meinung                                                                                                                    derbaren WUKtätigen.
                                                                                                                                Vor 15 Jahren bin ich zum Info-Intern
  Nicht nur „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ | Philipp Leeb ..................... 16                                         gestoßen und habe, noch grün hinter den
                                                                                                                             Ohren, lustige Interviews geführt. Seitdem
  Über uns unter uns | Claudia Gerhartl ..................................................... 18                             hat sich im Redaktionsteam nicht wirklich
                                                                                                                             viel verändert, die schon erwähnte Margit
                                                                                                                             Wolfsberger, Annika Mayer und Vincent
                                                                                                                             Holper waren dabei. Sonst ist unsere
                                                                                                                             Gruppe nicht wirklich großen Veränder­
                                                                                                                             ungen ausgesetzt gewesen.
                                                                                                                                Es wird Zeit, neue Gesichter zu finden.
                                                                                                                             Das zeitlose Medium selbst, Eure Li­
                                                                                                                             eblingszeitschrift, ist ein wichtiger Be­
                                                                                                                             itrag, um ein wenig Einblick in das
                                                                                                                             Hausgeschehen zu bekommen. Darüber
   Titelblatt: Die Amplitude in Arbeit und schon genutzt                                                                     hinaus gibt es natürlich noch vieles, das
   Foto: Rudi Bachmann. Siehe Seite 19                                                                                       berichtenswert ist. Schön wären auch
                                                                                                                             mehr Beiträge außerhalb der Redaktion.
                                                                                                                             Jürgen Plank ist ein treuer Weggefährte,
   Beiträge, Ankündigungen: Mit E-Mail (Text- und Bild-Dateien als                                                           weitere werden gesucht.
   Beilage) an infointern@wuk.at. Auf CD, Stick oder Papier ins Info-Intern-                                                    Wir werden nicht jünger, was angesichts
   Postfach im Informationsbüro. Bitte unbedingt Name und Kontakt­                                                           des eingekehrten Herbstes etwas melan­
   möglichkeiten angeben.                                                                                                    cholisch klingt, trotzdem sind frischer
   Gestaltung: Titel und Zwischenüberschriften sollen maximal 30 Zeichen                                                     Wind und neue Ideen und Energien ein
   haben. Fotos, Zeichnungen und Grafiken immer mit Angabe der/des Kün­                                                      wichtiger Motor für Weiterentwicklung.
   stlerIn. Keine Absatz-Formatierungen (nur Fließtext) und keine Format­                                                       Denkt drüber nach und gebt uns Be­
   vorlagen (außer Absatz-Standardschriftart und Standard).                                                                  scheid. In diesem Sinne!
   Nächster Redaktionsschluss: Montag, 17. November, 17:00 Uhr
   Dezember-Ausgabe: Am Donnerstag, 27. November, im Haus                                                                       Philipp Leeb

Impressum: WUK-INFO-INTERN. Informations- und Diskussionsorgan. Medieninhaber, Herausgeber: WUK – Verein zur Schaffung offener Kultur- und Werkstättenhäuser, 1090 Wien,
Währinger Straße 59 (48° 13‘ 23“ N, 16° 21‘ 04“ O). Redaktion: Claudia Gerhartl, Philipp Leeb, Rudi Bachmann. Gestaltung/Layout: Computer Graphics Assoc. Druck: Remaprint, 1160 Wien.
GV-Beschlüsse vom 24.6.1992: 1. Einschränkungen freier Meinungsäußerung: a) bei Verletzung von Rechten bzw. Privatsphären von Personen, b) bei Beschimpfungen, c) bei nicht belegten An­
schuldigungen, d) bei möglichen straf- oder verwaltungsrechtlichen Konsequenzen. 2. Bei strittigen Beiträgen gibt es Gegendarstellungen in derselben Ausgabe. Namentlich gekennzeichnete Beiträge
geben die Meinung der AutorInnen wieder. Über Kürzungen, Titel, Untertitel, Vorspanne, Zwischenüberschriften und andere Ausstattungen entscheidet die Redaktion. Nicht gekennzeichnete Fotos:
Redaktion bzw. Archiv. Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Zu 100 % im Eigentum des Vereins WUK. Info-Intern im Netz: www.wuk.at, Das WUK, WUK-Info-Intern
friedensarbeit

oben Helga Porpazy und Peter Czermak        rechts Das Plakat des Friedenstags
Foto: Margit Wolfsberger                    1982 im WUK

Antikriegstag 1.9. im WUK
Eine Gedenkveranstaltung für Heinz Granzer. Von Margit Wolfsberger

H
           einz Granzer hat uns im GPI      Friedensarbeit im WUK – einst              Plakolm (mit Plakaten) in Erinnerung
           in regelmäßigen Abständen        Bei der Programmierung wurde ein Mix       gerufen.
           mit der Abhaltung des Anti­      versucht, zwischen Gruppen, die einst        Im WUK-Kulturbericht von 1985,
kriegstages am 1. September, fast           und heute im WUK tätig waren und           der im Nachlass von Heinz Granzer
möchte ich sagen, „gequält“. Wir fan­       sind und sich der Antikriegs- und Frie­    auftauchte, ist eine Reihe von Gruppen
den alle, dass der 1. September ein         densarbeit widmeten bzw. widmen und        aufgelistet, die mit Friedensaktivitäten
denk­bar ungünstiger Termin ist, um das     Gästen von außerhalb des WUK, die in       im Zusammenhang standen. Das PÄZ –
vielfältige, bunte, umfassende Pro­         diesem Bereich aktiv sind. Eine erste      Pädagogische Zentrum nannte sich im
gramm auf die Beine zu stellen, das sich    Recherche brachte das heute vielen         Untertitel etwa: „Initiativkreis Lehrer
Heinz – vielleicht in gewisser Verk­        WUKtätigen vermutlich unbekannte           für den Frieden“. Es gab 1985 zumind­
lärung der Anfangszeiten im WUK –           „Friedenskomitee Alsergrund“ zutage.       est auch „Echo – Friedensgruppe und
immer für den Hof wünschte. Uns war         Es wurde 1982 gegründet – und es           Gebetskreis“ im WUK, die Alternativ-
die historische Bedeutung des Tages –       wurde bei der Veranstaltung am 1.9.        Video-Gruppe erwähnte in ihrem Tätig­
Einfall der Nazi-Truppen in Polen, Be­      von Reinhard Herrmann und Leonard          keitsbericht die Produktion von zwei
ginn des 2. Weltkriegs – bewusst, den­
noch haben wir Heinz die längste Zeit
mit wenigen Ausnahmen in seinem Be­
mühen ignoriert.
  2014 kam er schon Anfang des Jahres
                                             Zu wenig Christlichkeit?
                                             A
unbeirrt mit seiner Idee daher, und dies­            lso schreibt uns ein Leser als    seitdem ohnehin das gesamte Chris­
mal begannen Gespräche zwischen                      Reaktion auf die letzte Ausgabe   tentum It. letzter EU-Wahl aus ganz
Gruppen zur Teilnahme, und wir                       unter anderem: „Die WUK als       Europa hinaus gepöbelt worden ist
wollten in größerer Zahl dabei sein.         ein Ort der Sozialhilfe ist nicht         und die Frage auftritt, was ihr noch
Dann ist Heinz Granzer im März ver­          schlecht, aber ich lehne es ab, tenden­   wollt. Ist euch vielleicht die Welt zu
storben, und der GPI beschloss, mit          ziös-feindselige Artikel in der WUK-      wenig links?“
Unterstützung des Hauses den Anti­           Zeitung zu haben wie der ‚über die          Also was mich betrifft, so kann ich
kriegstag im Gedenken an Heinz Gran­         Kernfamilie und anderes Obst‘, in         diese Frage mit einem eindeutigen Ja
zer zu veranstalten. Am 1. September         dem die Linken hetzen gegen andere        beantworten.
2014 ging die Veranstaltung im Foyer         Bevölkerungsgruppen, insbesondere           Rudi Bachmann
über die Bühne.

WUK-Info-Intern 4/14 Oktober                                                                                                    3
friedensarbeit

Filmdokumentationen über Friedens­
veranstaltungen (1982 und 1984), und
auch das Aktionstheater im WUK trat
mit der „Friedensrevue“ (1982) und
weiteren Stücken mit Antikriegscharak­
ter in Erscheinung.
  Auch die beiden damals im WUK an­
gesiedelten Umweltgruppen Greenpeace
und Global 2000 werden als gewaltfreie
Organisationen, die auch gegen Aufrüs­
tung agierten, porträtiert. Aus all dem
geht hervor, dass Mitte der 1980er-
Jahre die Bedrohung durch die Aufrüs­
                                                                                                            Die Mittelhaus-
tung der NATO in Europa und ein                                                                             Wand, einst mit
damit einhergehendes Nachrüsten auf                                                                         Friedenszeichen
Seiten der UdSSR eine reale Bedrohung                                                                       Foto: Archiv
darstellte und Friedensarbeit einer brei­
ten Masse als notwendig erschien.
  Heinz Granzer war als Chronist hier
bei vielen Aktionen dabei, und die          gen wurde, zu entsprechen, und heute       FanatikerInnen auch in Österreich auf.
langjährigen und heute noch aktiven         verdanken wir ihm ein umfangreiches        Das Kurdische Zentrum berichtete von
Mitglieder der Alternativvideogruppe –      Videomaterial, das er in den letzten       seiner Unterstützung für die von den
Georg Bacarjescu und Thomas Re­             Jahren noch selbst digitalisiert und dem   IS-Truppen vertriebenen Menschen in
idinger – stellten die Gruppe und mit       Verein WUK übergeben hat.                  den kurdischen Gebieten im Irak. An­
einem kurzen Videoclip einige der von                                                  drea Hiller von KuKeLe (KulturenKen­
Heinz gefilmten Friedensdemos dar.          Friedensarbeit heute                       nenLernen) stellte die Verbindung der
                                            Es hätte aber Heinz nicht entsprochen,     heutigen Situation mit den derzeit
Was bleibt?                                 trotz seiner ausgeprägten Geschichtek­     laufenden Ausstellungen zum Ersten
Rudi Bachmann, Gerhard Taschler –           enntnisse nur in der Vergangenheit zu      Weltkrieg her.
ein ehemaliger Berufsschullehrer, der       verharren, und so präsentierten sich         Von den Gästen, die am 1.9. zum An­
mit den Jugendlichen im Haus Repara­        auch Gruppen und Initiativen, die          tikriegstag ins WUK kamen, stellte
turen durchführte und selbst an Ak­         heute einen Beitrag zu Friedens- und       Alois Reisenbichler kurz die Geschichte
tionstheateraufführungen teilnahm –,        Antikriegsarbeit leisten. Den Anfang       des österreichischen Friedensbüros und
Regina Kaiser, die Lebensgefährtin von      machte hier Michael Genner von Asyl        seine Forderungen etwa zur Bewahrung
Heinz, Erika Parovsky vom Wiener Se­        in Not, der den manchmal notwendigen       der Neutralität der Ukraine nach öster­
niorInnen-Zentrum und Lesetheater­          Kampf gegen Unterdrückung ansprach.        reichischem Vorbild zur Lösung des ge­
kollegin von Heinz und Hermann              Auch Yoosef Mojab (Iran SOS) rief zu       genwärtigen Konflikts mit Russland dar.
Hendrich vom Aktions- und Straßen­          gemeinsamen Aktionen gegen die be­         Der im 9. Bezirk angesiedelte und von
theater, erinnerten sich und das Publi­     drohliche Zunahme von religiösen           Cecilia Heiss vorgestellte Verein He­
kum an Heinz Granzers vielfältige Ar­
beits- und Interessensbereiche. Es
wurde allen klar, dass Heinz ein
großartiger aber auch schwieriger Zeit­
genosse gewesen ist.
                                             Schneeweißchen und Rosenrot
                                             P
  Seine Vision der lückenlosen „Doku­                rinzessinnen müssen nicht au­     Schwestern nicht zum Zug, und auch
mentation von fortschrittlichen Initia­              fräumen! Prinzessinnen sind       der garstige Zwerg hat ein haariges
tiven in- und außerhalb des WUK“ und                 schön! Prinzessinnen haben        Problem …
das Anlegen eines Videoarchivs hatten        alles, was sie wollen, sogar einen          Amai-Figurentheater. Amai ist ein
einen hohen Preis an Ressourceneinsatz,      Prinzen! Aber das mit den Prinzen ist     japanisches Wort und bedeutet süß.
Beharrlichkeit, Rückzug von Familie,         nicht so leicht. Die einen sind           Und würde man das i weglassen heißt
Freunden und Freuden des Lebens ge­          Frösche, die anderen Bären, und alle      es Ama. Amas sind in Japan Frauen,
fordert. Die Probleme in der Zusam­          wollen erlöst werden!                     die nach einer alten Tradition ohne
menarbeit mit anderen, die nicht so            Aber im Märchen, da geht alles! Da      Sauerstoffgerät minutenlang unter
einen hohen Preis zahlen wollten oder        gibt es Schneeweißchen und Rosenrot,      Wasser bleiben können, um nach
konnten oder Heinz in einer anderen          die unbeschwerte Wintertage mit ei­       kostbaren Perlen und Austern zu
Art und Weise enttäuschten, führten zu       nem zottigen Bären verleben und           tauchen.
einer gewissen misstrauischen Grund­         haarscharf an einem Kuss vorbeis­           Dauer 60 Minuten. Für Kinder ab 6
haltung gegenüber allen im WUK.              chrappen. Aber der Bär muss fort, in        Von Mittwoch, 29. Oktober,
  Andererseits war er bereit, jeglicher      den Wald, zu den Zwergen. Der Bär         bis Sonntag, 2. November,
Anfrage zur Videodokumentation einer         kommt nicht aus seiner Haut, die          im Museum
Aktion im WUK, die an ihn herangetra­

4                                                                                      WUK-Info-Intern 4/14 Oktober
friedensarbeit

mayat betreut Kriegsflüchtlinge und          Ohne Kunst geht nichts                     von den Kindergruppen gemeinsam mit
leistet Trauma-Aufarbeitung. Ein             Die ganze Veranstaltung wurde auch im      dem Verein Großes Schiff am Nachmit­
Schüler des Erich-Fried-Gymnasiums           Gedenken an Heinz Granzer mit künst­       tag gestalteten Fahnen mit Friedens-
sprach über die von den SchülerInnen         lerischen Beiträgen aufgewertet. Erika     und Zukunftswünschen zu sehen. Alle
gemeinsam mit dem Bezirksmuseum              Parovsky und Thomas Schmid lasen           Künste und alle Generationen waren
Alsergrund gestaltete Ausstellung über       Antikriegstexte von Berta von Suttner,     beim Antikriegstag 2014 im WUK da­
den vergessenen Wiener Friedensnobel­        Jean Jaurès und Erich Mühsam. Helga        bei. Zum Gedenken an Heinz Granzer
preisträger Alfred H. Fried im Erinner­      Porpaczy und Peter Czermak boten An­       und für eine friedlichere Zukunft für
ungsbunker im Arne-Carlsson-Park. Die        tikriegslieder von Bertolt Brecht dar.     alle.
Friedensmahnwachen, eine neuere Be­          Si.Si. Klocker und Andreas Kunzmann           Danke für die Zusammenarbeit allen
wegung von unterschiedlichsten Men­          und Andreas Dworak von Maschinisti         Beteiligten.
schen, die sich jeden Montag vor dem         performten einen selbstverfassten Anti­       Links zu beteiligten Gastgruppen:
Parlament trifft, wurde von Stephan          kriegstext. Zum Abschluss zeigte Dance­    www.hemayat.org
Bartunek präsentiert. Zuletzt kam noch       ability ebenfalls eine Performance zu      www.friedensbewegung.at.tf
Wolf Hoog zu Wort, der ein Kunstpro­         Antikriegsliedern, die noch mit Heinz      www.friedensnews.at
jekt im Augarten umsetzen und einen          Granzer vereinbart worden war und den      www.friedensmahnwachen.at
der Flaktürme in den „Friedensturm           Kreis sowohl zu seiner Theater- als auch   friedensturm.hoog.at
Wien“ als weithin sichtbares Mahnmal         zur Friedensarbeit schloss.
verwandeln möchte.                             An den Wänden gab es übrigens die

 Zum Tod von zwei Freunden
 I
      n nur einer Woche sind zwei wun­       hend unbekannt war, realisierten Flo­
      derbar kreative Menschen verstor­      rian und Pepi mit Super 8-, 16mm-,
      ben. Florian Flicker, Filmregisseur,   Video- und Diaprojektoren die legen­
 bekannt durch Filme wie „Halbe              dären Filmdiscos, die auch im WUK
 Welt“, „Suzie Wong“, „Der Überfall“         stattfanden und ein begeistertes Publi­
 oder „Grenzgänger“ verstarb am 26.          kum staunen ließen.
 August mit 49 Jahren an einer Kreb­           Fritz Fitzke zählte ebenfalls zu den     Florian Flicker Foto: Internet
 serkrankung. Und Fritz Fitzke, Foto­        Pionieren des projizierten Lichtdesigns.
 graf und Projektionskünstler, erlag am      Er entwickelte für die verschiedenen
 1. September seiner schweren                Clubsounds großartige Live-Visuals.
 Krankheit im Alter von 53 Jahren.           Als langjähriger Visualist von Kruder
   In den späten 1980er-Jahren grün­         & Dorfmeister, aber auch bei den
 dete Florian die Expanded Cinema-           Shows DJ Battle, Cosmic Space Discos
 Gruppe „Pension Export“, zu der auch        u.a. war er auch immer wieder im
 Maz Lauterer, damaliger WUK-                WUK tätig.
 Musikprogrammierer, und Pepi Öttl             Sehr traurig verabschieden wir uns
 gehörten. Zu Beginn der 1990er-Jahre,       von zwei ganz besonderen Menschen.
 als der Begriff visual arts noch weitge­      Vincent Abbrederis                       Fritz Fitzke Foto: Internet

 Der eindimensionale Mensch wird 50
 A
        nno 1964 erschien Herbert            Jahren erschienenen „Klassiker“ des        Ausweg aus der „Hölle der Gesellschaft
        Marcuses systemkritische             Widerstands in einem Konzert-Theater       im Überfluss“.
        Schrift „Der eindimensionale         auf seine Gültigkeit zu prüfen.               Mit Thomas Ebermann, Kristof
 Mensch“, mit der der Soziologe die            Das Quartett verspricht einen Abend      Schreuf, Robert Stadlober, Andreas
 Idee von der großen Verweigerung            inszenierter Disharmonie mit Songs,        Spechtl. Bühne und Kostüm: Astrid
 entwarf und nicht zuletzt die 68er-Be­      die auf Passagen aus „Der eindimensio­     Noventa. Dramaturgie: Miriam
 wegung inspirierte. Nun machen sich         nale Mensch“ basieren. Dabei rezitie­      Schmidt. Eine Koproduktion von stei­
 der Autor Thomas Ebermann und An­           ren, dialogisieren und streiten sie, was   rischer herbst Graz und Polittbüro
 dreas Spechtl, Kopf der Diskurspop­         das Zeug hält. Sie geben sich der Hoff­    Hamburg.
 band Ja, Panik, gemeinsam mit dem           nung hin, dass der Traum von der              Ein Konzert-Theater
 Schauspieler und Musiker Robert             großen Verweigerung noch nicht aus­        Am Mittwoch, 15. Oktober,
 Stadlober sowie mit Kristof Schreuf,        geträumt ist. Selbst Marcuse zeichnete     und Donnerstag, 16. Oktober,
 dem ehemaligen Frontmann der Band           Anfang der 1970er-Jahre in seinem Es­      um 20:00 Uhr, im Saal
 Kolossale Jugend, auf, um den vor 50        say-Versuch über die Befreiung einen

WUK-Info-Intern 4/14 Oktober                                                                                                     5
markt

WUK Lights 5. bis 7. Dezember
Von Heini Flickschuh und Jürgen Plank

D
         er Kunst- und Designmarkt im         Standplätze                               rer Teilnahme und detaillierte Infos zu
         WUK geht in die neunte               Für Bewerbung für einen Standplatz sen­   Aufbau, Marktöffnungszeiten etc. erfol­
         Saison. Im Sinne des WUK             det bitte digital drei Produktfotos und   gen bis Mitte Oktober.
schafft Lights im Projektraum eine            Produktbeschreibung bis 6. Oktober an        Standkosten für drei Tage: Wand,
Präsentations- und Verkaufsplattform          lights@wuk.at. Wird der Standplatz von    Fenster, Säule: 140,-. In der Mitte €
für NeustarterInnen und kleine Labels,        mehreren Personen genützt, bitte alle     120,-. Platzwünschen kommen wir gerne
die ihre Produkte selbst erzeugen. Für        Teilnehmenden und deren Produkte auf      entgegen, können sie aber aus organisato­
die bewährt-geschätzte Wohnzimmerat­          einem Anmeldeformular bekannt geben,      rischen Gründen nicht garantieren.
mosphäre sorgen gemütliche Sofas und          gerne auch mit mehreren Fotos. Wir be­       Stand und Verkaufsfläche: Maximale
Kerzenlicht, ein sehr feines Buffet sowie     halten uns vor, im Sinne der Idee, der    Tischgröße: ca.150 x 85 cm. Wichtig:
das musikalische Rahmenprogramm               Qualität und der Verkaufsfähigkeit eine   Tische und Tischbeleuchtung sind mit­
mit DJs und Live-Musik.                       Auswahl zu treffen. Die Bestätigung eu­   zubringen.
                                                                                           Anmeldeformular auf
                                                                                        wuk.at/WUK/WERKSTATTEN/
                                                                                        lights_2014
    Kleine Bezirkskunde                                                                    Infos: lights@wuk.at oder
                                                                                        Heini Flickschuh 0650 484 22 22

    D
             ie Lazarettgasse wurde 1862        Die Wilhelm-Exner-Gasse wurde
             nach einem ehemaligen Laza­      1930 nach dem Technologen und             Musikprogramm, immer ab 20:00 Uhr
             rett benannt. Wo heute Spital­   Forstwissenschaftler Wilhelm Exner        Freitag, 5.12.: Magdalena Piatti. „Die
    gasse, Währinger Straße und Nussdor­      (1840–1931) benannt. Er war Initia­       harmonievolle österreichische Antwort
    fer Straße zusammentreffen, stand im      tor und 1879–1904 erster Direktor         auf große weibliche Klassikpopvor­
    13. Jahrhundert am Ufer der Als ein       des Technologischen Gewerbemuse­          bilder angloamerikanischer Prägung“
    Siechenhaus. Um Kirchlein und Spital      ums in Wien, einer höheren Lehr-          (the gap) „Jedes Lied auf dem neuen
    entstand die Ortschaft Siechenals, die    und Versuchsanstalt. 1908 war er an       Album habe ich für einen soulmate,
    1529 während der Ersten Türkenbela­       der Gründung des Technischen Muse­        einen Seelenverwandten, geschrieben“,
    gerung zerstört wurde. 1540 ließ die      ums für Industrie und Gewerbe in          sagt Magdalena Piatti. Seelenverwandte
    Stadt Wien gegenüber (auf dem rech­       Wien maßgeblich beteiligt, das 1918       sind Menschen, zu denen die Singer-
    ten Ufer) ein „Lazareth“ bauen. 1784      eröffnet wurde. Die Gasse hieß 1855–      Songwriterin eine Verbindung spürt –
    übergab man das Lazarett dem Allge­       1862 Quergasse und 1862–1930              wie zu alten Bekannten, die man von
    meinen Krankenhaus (AKH) zur Be­          Eisengasse, nach den dort befindlichen    früher kennt und plötzlich wieder
    nützung; 1858 wurde es abgetragen.        Eisengießereien.                          trifft. Einige dieser Begegnungen sind
    An seiner Stelle breitet sich seit 1928     Philipp Leeb                            auf Reisen passiert, unterwegs in Süd­
    der Arne-Carlsson-Park aus.                                                         amerika.
                                                                                          Samstag, 6.12.: The Wichita. Das
                                                                                        Duo The Wichita besteht aus Jürgen
    Die Räume des WUK                                                                   Plank (voc., git.) und Heike Mangold
                                                                                        (voc., perc.). Die Band bewegt sich

    E
            inerseits: Was geben die Künst­   sehr lang im Haus sind: Soll ihr          zwischen Country- Pop- und World­
            lerInnen und Gruppen, die im      WUK-Dasein befristet werden oder          music und lässt sich im Genre Alterna­
            Haus tätig sind, dem WUK          endlos sein?                              tive Country verorten. „Super Debüt!
    „zurück“? Präsentieren sie ihre Arbei­      Mit diesen und ähnlichen Fragen         Hier funktioniert Musikhören als Reise
    ten? Unterstützen sie andere Gruppen      wollte sich die Klausur des WUK-Fo­       im Kopf“, meinte Martin Zellhofer im
    oder Menschen hier?                       rums am 13. Juni beschäftigen. Keine      Magazin UNIQUE dazu und das
      Andererseits: Warum sollen grad die     dieser (oder anderer) Fragen wurde        deutsche Online-Magazin gaesteliste.de
    KünstlerInnen und Gruppen, die jetzt      wirklich beantwortet. Aber es wurde       schreibt: „Das wird dann alles un­
    da sind, da sein? Machen nicht auch       beschlossen, dass das Thema weiter in     scheinbar simpel präsentiert und klingt
    andere (besonders: Junge) Kunst bzw.      den Bereichen besprochen werden           ganz unprätentiös und bescheiden. Das
    gesellschaftlich wertvolle Arbeit – und   soll.                                     Überraschende dabei ist dann, wie
    sollten unsere Unterstützung (unsere        Also bitte, liebe WUKtätige …           gerne man dieser liebevoll aufberei­
    Räume) bekommen? Und da ja viele            (red)                                   teten, aber eben sparsam gestalteten
    KünstlerInnen und Gruppen schon                                                     Liedermacher-Folklore mit Alt-Country-
                                                                                        Touch zuhört …“

6                                                                                       WUK-Info-Intern 4/14 Oktober
markt

                            Sonntag, 7.12.: Duo Kaleidoscope.        Lieder, großteils in Mundart, und an­
                          „Als Kind habe ich ein Kaleidoskop ge­
                          habt“, sagt Renate Obermayer vom
                                                                     dererseits die folkigen, auf Englisch
                                                                     vorgetragenen Stücke Obermayers.
                                                                                                                 Kulinaria
                          Duo Kaleidoscope. „Auch heute schaue
                          ich mir die Welt gerne aus verschie­
                                                                     Ernst Schriefl schreibt seine Texte zum
                                                                     überwiegenden Teil in österreichischer
                                                                                                                 Caviidae
                                                                                                                 D
                          denen Perspektiven an.” So ist der         Mundart: „Dialekt ist meine Mutter­                   er Mensch isst, was er ist.
                          Bandname rasch erklärt, denn auch          sprache.“                                             Ebenso das Meersch­
                          musikalisch wählt das Duo verschie­                                                              weinchen. Der Mensch isst
                          dene Perspektiven: Da sind einerseits                                                  nämlich auch das Meerschweinchen,
                          die von Ernst Schriefl komponierten                                                    genauer gesagt das bis zu 4 Kilo
                                                                                                                 schwere „Cuy“. Zumindest an der
                                                                                                                 Westküste Südamerikas werden die
                                                                                                                 kleinen durchaus nahrhaften Pelz­
                                                                                                                 viecher im Sack präsentiert und dann
                                                                                                                 am Grill gebraten und mit lecker
                                                                                                                 Erdnüssen und Pellerdäpfeln gefut­
                                                                                                                 tert. Hierzulande werden Meersch­
                                                                                                                 weinchen eher gefüttert.
                                                                                                                    Und das ist eine Wissenschaft,
                                                                                                                 denn das süße Tier aus den Anden
                                                                                                                 frisst halt nicht alles. Dem „Guinea
                                                                                                                 Pig“ kann Gurke, Tomate, Karotte,
                                                                                                                 Fenchel, Stangensellerie und Paprika
                                                                                                                 ins Gehege gelegt werden. Sie leben
                                                                                                                 gerne im Rudel und streiten sich zum
                                                                                                                 Spaß der sie umgebenden Riesen
                                                                                                                 recht oft. Das Gequieke kann recht
                                                                                                                 laut werden, vor allem wenn sie
Foto: Christine Baumann

                                                                                                                 frisches Gras bekommen. Dabei muss
                                                                                                                 auf die eine oder andere Giftpflanze
                                                                                                                 geachtet werden, auch Hundewiesen
                                                                                                                 sollten da eher gemieden werden.
                                                                                                                    Den ganzen lieben Tag wird Heu
                                                                                                                 gefressen, bei Trockenfutter können
                                                                                                                 die Verwandten des Aguti ebenfalls
                           Schulkollektiv, behördlich genehmigt                                                  recht wählerisch sein. Aufgepasst bei
                                                                                                                 Salat, das kann sie recht blähen und

                           E
                                   ndlich behördlich abgenom­         seitige Entwicklung zu bestaunen.          ihre Furze und Rülpser kommen
                                   mene Turngeräte, siehe rechts        Fest festerprobt ohne Plan und An­       knall­echt daher. Das Meersch­
                                   und oben auf dem Foto! Grund       sage ein tolles Büffet aufzubauen und      weinchen ist übrigens recht schreck­
                           genug für eine Menge Exen und Ak­          komplett zu verspeisen zeugt von einer     haft und daher gar nicht als Streichelt­
                           tive, bestehend aus Eltern, SchülerIn­     hohen Selbstorganisationsreife. Und        ier geeignet. Zum Zuschauen sind die
                           nen, LehrerInnen und Zivildienstleis­      das ist es doch, was wir alle mal          manchmal wie Popcorn hüpfenden
                           tenden, sich am 21. Juni im Schul­         wollten, oder?                             Dichromatiker aber sehr geeignet.
                           kollektiv zu treffen und die gegen­          Uli Göttke-Krogmann                         Der Köchin

                           Bericht eines Specialisterne-Teilnehmers
                           A
                                    ls mir das Programm von Spe­     lungsgesprächen hinter mir. Der posi­     Asperger. Nach der ersten Woche ha­
                                    cialisterne vorgestellt wurde,   tivste Unterschied zu vielen anderen      ben bereits alle gesagt, dass sie sich in
                                    dachte ich mir spontan: „Wie     Firmen besteht darin, dass sie mit den    der Gruppe wohlfühlen – selbst die
                           soll sich das in 20 Wochen ausgehen?      Stärken statt mit den Schwächen arbei­    beiden, die erst nach zwei oder drei
                           Das ist doch Wahnsinn!“ Aber es geht:     ten, es geht nicht um Inklusion,          Tagen überhaupt zu sprechen begon­
                           Der Vogel kann fliegen.                   sondern um Integration.                   nen haben. Ich wiederhole: In der
                             Ich war schon in relativ vielen Job­      Nachdem ich hier keine Werbung          Gruppe offen sprechen und sich
                           vermittlungen, einige davon für „Men­     betreibe, sondern nur meinen persönli­    wohlfühlen. Und das von Autisten! Ich
                           schen mit speziellen Fähigkeiten“, wie    chen Eindruck wiedergeben möchte,         bin wirklich positiv überrascht.
                           es heutzutage so schön heißt, und habe    füge ich noch hinzu, dass wir 8 Leute       Patrick Ettlinger
                           auch schon eine Unmenge an Vorstel­       im Kurs sind, alles Autisten, viele mit

                          WUK-Info-Intern 4/14 Oktober                                                                                                     7
sexmatters

Das Kamasutra der Delfine
Ein Rückblick und Gespräch mit Barbara Giovanelli. Von Maria Bergstötter

G
          eschlechterrollen werden häu­      um Sexualität vom 5. bis 9. Juni im         sexuell unterdrückt oder eingeschränkt
          fig biologistisch hergeleitet.     WUK statt. Organisiert wurde es vom         fühlten. Danach einigten sie sich auf
          Der Theater-Workshop:„Wie          Theater der Unterdrückten Wien, das         eine der geschilderten Szenen, die dann
die Tiere oder Ist die Natur un­             seinen Sitz im WUK hat und Mitglied         von allen gemeinsam theatralisch umge­
natürlich?“, hinterfragt diesen Ansatz       des Tanz-Theater-Performance-Bereichs       setzt, untersucht und bearbeitet wurde.
auf spielerische Weise. Die Theater­         ttp und des Bereichs gesellschaftspoli­     Sie erzählte von einer Frau, der davon
pädagogInnen Brigitte Moscon und Ja­         tischer Initiativen GPI ist. Das Festival   abgeraten wurde, ihren Schwarm an­
kob Scholz ließen die TeilnehmerInnen        zielte auf Ermächtigung und verstärkte      zurufen, um ihn auf ein Date einzu­
von drei Tieren mit interessantem Fort­      sexuelle Selbstbestimmung. Die Teilne­      laden – solche Schritte müssten von den
pflanzungs- und Sexualverhalten aus­         hmerInnen hatten die Möglichkeit,           Männern kommen. Den Stimmen, die
wählen. Gekürt wurden die die Ane­           durch künstlerisch-kreative Prozesse ei­    dabei in den Köpfen der Figuren spuk­
mone, weil sie sich sowohl sexuell als       gene Identitäten zu erforschen, Ängste      ten, wurden „Konzerne“ zugeordnet,
auch durch Teilung vermehren kann,           und Bedürfnisse zu erkennen und im          z.B. Heidi Klum oder die katholische
der Clownfisch, weil er sein Geschlecht      Dialog mit anderen neue Hand­               Kirche.
umwandeln kann und der intelligente          lungsspielräume für stimmige Um­
und soziale Delfin, weil er den Großteil     gangsformen mit sich selbst zu finden.      Polyamorie
seiner Zeit mit kreativem bisexuellem                                                    Besonders gut besucht war der Work­
Sex verbringt.                               Konzerne in unseren Köpfen                  shop „Polyamorie“, der vom Verein
  Die WorkshopteilnehmerInnen er­            „Du willst es doch auch / So ist es gut –   Schwelle7 abgehalten wurde. Polyamo­
fanden Sprechtexte und kleine Szenen         Konzerne in unseren Köpfen“, so hieß        rie heißt „viele lieben“ und steht für die
und entwickelten ein Theaterstück, das       ein Mitspiel-Theater-Workshop von           Idee, zur gleichen Zeit mehrere Men­
noch am selben Abend aufgeführt              Florencia Benitez-Schaefer und Rainer       schen zu lieben und mit ihnen parallele
wurde. „Es hat mir heute großen Spaß         Rathmayr, in dem es um Klischees, Rol­      Beziehungen leben zu können. In einem
gemacht, einen sexsüchtigen Delfin zu        lenbilder und mediale Botschaften ging,     Redekreis wurden viele Aspekte offener
spielen, eine völlig andere Rolle als die,   die unsere persönliche Selbstwahrnehm­      Beziehungsformen angesprochen. Das
die ich sonst als Frau lebe!“, sagte eine    ung beeinflussen, und darum, diese          Bedürfnis nach Austausch über Erfah­
Teilnehmerin.                                Zwänge zu dekonstruieren. Die Teilne­       rungen von Eifersucht, das Verständnis
  Der Workshop fand im Rahmen des            hmerInnen des Workshops wurden auf­         von Treue und die Bedeutung von Si­
fünftägigen Festivals „sex matters“ zur      gefordert, sich an Momente in ihrem         cherheit erwiesen sich dabei als sehr
Förderung von kreativem Dialog rund          Leben zu erinnern, in denen sie sich        groß. Conny Maikisch und Reinhard

8                                                                                        WUK-Info-Intern 4/14 Oktober
sexmatters

links Workshop „Wie die Tiere“             Festivals. Das WUK habe sich als ide­        phie, ein Ausflug an einen FKK-Strand
unten Sprechende Hände                     aler Austragungsort erwiesen, der die        an der Donau, ein literarisches
Fotos: Lucile Tillet                       passende offene Atmosphäre dafür bot.        Gespräch über Sexualität bei Stefan
                                           Auch das Ziel von Vernetzung und Ko­         Zweig und eine Reflexionsrunde über
                                           operation von Organisationen und Indi­       Sexismus in der Musik.
                                           viduen sei erreicht. worden Viel Dank           Mit einem Fest im Replugged und
                                           gebühre den zahlreichen und verlässli­       einer ironischen Performance über die
                                           chen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen,        Pick-Up Szene (sich als Pick-Up Artists
                                           die einen reibungslosen Ablauf des           bezeichnende Männer, die in einschlä­
                                           spannenden Festivals ermöglichten.           gigen Seminaren einstudierte Tricks an­
                                             Am letzten Tag des Festivals hatten        wenden, um möglichst viele Frauen zu
                                           die TeilnehmerInnen und BesucherIn­          verführen) vom Münchner Kün­
                                           nen die Möglichkeit, selbst die Initiative   stlerkollektiv „Die Brunft“ klang „sex
                                           zu ergreifen. Dabei entstanden unter         matters“ aus.
                                           anderem ein Redekreis über Pornogra­            sexmattersvienna.wordpress.com

                                            Edible City – Grow the Revolution
                                            A
                                                    nlässlich des Welternähr­ungs­      Edible City den Geist einer Bewegung
                                                    tages am 16. Oktober zeigen         ein, die grundlegende Veränderungen
                                                    WUK und Attac eine unter­           vorantreibt und etwas wirklich Revo­
Gaida betonten die Wichtigkeit von          haltsame Reise durch die Good Food-         lutionäres macht: Sie entwickelt Mo­
Kommunikation in Beziehungen.               (Gutes Essen-) Bewegung, die sich in        delle für gesunde und nachhaltige lo­
„Beziehungen können nur dann auf            der San Francisco Bay Area, in den          kale Nahrungsmittelsysteme, die sozial
einer gesunden Basis wachsen und le­        gesamten USA und überall auf der            gerecht, umweltfreundlich und krisen­
bendig bleiben, wenn es Reflexion und       Welt verbreitet. Die zahlreichen por­       resistent sind.
Austausch darüber gibt. Gerade daran        trätierten AktivistInnen, Initiativen          Filmabend und Diskussion
scheitern monogame Beziehungen häu­         und engagierten BürgerInnen zeigen,         von WUK und Attac
fig, da sie sich mit einem vorgegebenen     wie sich jede/r von uns an der Verän­          Im Anschluss gibt es ein Filmgespräch
Konzept abfinden, das nicht hinterfragt     derung unseres zerstörerischen Nah­         mit AktivistInnen der Bewegung für
wird.“ Beziehung würde Arbeit und Be­       rungsmittelsystems beteiligen kann.         Ernährungssouveränität in Österreich.
mühung erfordern und dazu böten               Edible City stellt außergewöhnliche          Edible City
polyamore Beziehungen durch ihren of­       Menschen vor, die die Missstände des        USA 2011, 70 Min,
fenen und nicht von vornherein fest­        Systems aufzeigen und zukunfts­             engl OF mit dt UT
gelegten Charakter einen ständigen An­      weisende Alternativen praktizieren und      2. Oktober, 20:00 Uhr
reiz. Sicherheit kann in polyamoren         weiterentwickeln. Der Film gewährt          Einlass um 19:30 Uhr
Beziehungen erreicht werden, indem          Einblick in ihre persönlichen Sicht­        im Foyer
sich die PartnerInnen durch eine ge­        weisen und in ihre gesellschaftsverän­         Eintritt: freie Spende
meinsame Reflexion von Beziehung auf        dernde Arbeit und zeigt, wie sie mit           Der Filmabend wird von der Attac-
stimmige Abmachungen einigen, die           Graswurzel-Aktivismus, inspirierender       Inhaltsgruppe AgrarAttac organisiert,
beide einhalten wollen.                     Ernährungspädagogik und dem Aufbau          ist Teil der Kooperation „WUK – At­
   Das Festival „sex matters“ wurde mit     lokaler Wirtschaftskreisläufe Lösungen      tac“ und findet in Zusammenarbeit
einem Fest im Statt-Beisl eröffnet und      für globale Probleme finden.                mit FIAN Österreich und ÖBV-Via
bot neben Workshops, Vorträgen und            Bodenständig und humorvoll fängt          Campesina Austria statt.
Redekreisen auch Konzerte, Tanz- und
Theateraufführungen, Performances,
Poetry Slams, Stadtspaziergänge und
Fotoausstellungen. Als Beispiele
genannt seien hier nur Sue Solo, Singer-
Songwriterin und Kabarettistin aus Ber­
lin, der Flaniergang mit Conny T., Ra­
dio Jalousy und die Performance Sex
Acts.

Offene Atmosphäre im WUK
Alles war ohne Eintritt frei zugänglich
und erfreute sich regen Zuspruchs. Bar­
bara Giovanelli, eine der OrganisatorIn­
nen berichtete vom guten Gelingen des

WUK-Info-Intern 4/14 Oktober                                                                                                       9
kunst

D                                            Nervous System
           ie künstlerische Produktion ist
           ebenso wie das Leben der
           Küns­tlerInnen maßgeblich von
ökonomischen Rahmenbedingungen
bestimmt, was sich nicht nur in der je­
weiligen Präsenz innerhalb des Kunst­        Ausstellung in der Fotogalerie
marktsystems äußert, sondern häufig
auch in den Arbeiten selbst kritisch re­
flektiert wird. Für die Ausstellung wur­     einen radikalen Bruch – durch ihr Mut­       Matthias Krinzingers Arbeit
den junge Positionen von KünstlerIn­         ter-Werden –, sondern macht gleichzei­     „€ 92.000,- (Große Kinigat)“ schließt
nen, die kürzlich ihr Studium absolviert     tig Strategien im geschlossenen System     an die seinem Schaffen immanente sub­
haben, ebenso herangezogen wie solche,       des Kunstbetriebes sichtbar, wenn sie      versive Auseinandersetzung mit dem
die schon zu einem integralen Bestand­       selbst abgepumpte Milch sowohl trinkt      Kunstmarkt an, wenn sein am Ostti­
teil jenes Systems geworden sind,            als auch in Gläser abfüllt.                roler Berg Große Kinigat angebrachter
welches in der Schau hinterfragt werden         Das polnische Künstlerkollektiv         roter (Verkaufs-) Punkt-Emblem der
soll.                                        Grupa Azorro setzt sich schon lange mit    Ökonomisierung des Kunstbetriebes ab­
   Die Gruppenausstellung wird von           dem Kunstbetrieb auseinander. In der       fotografiert wird. Der im Bild inszeni­
einer Podiumsdiskussion begleitet, in        Arbeit “Portrait with a Curator“ begibt    erte Verkauf des Berges beruht auf der
der die Ökonomisierung der Kunst un­         sich die Gruppe in Galerien und Aus­       wahren Begebenheit seiner tatsächlichen
ter Teilnahme mehrerer Personen aus          stellungshäusern in eine Position, deren   Veräußerung: In seiner Gleichsetzung
dem Kunst- und Kulturbereich thema­          räumliche Konstellation es zulässt, je­    mit dem Feld der Kunst wird dessen
tisiert und aufgearbeitet werden soll.       weils kurzfristig ein gemeinsames Grup­    singulärer Besitzanspruch dem allge­
   Isabel Czerwenka-Wenkstettens Pro­        penbild mit einem nichtsahnenden Ku­       meinen Kulturgut gegenübergestellt und
jekt “Künstlermilch/Artist’s Milk“, von      rator filmisch festzuhalten. Derart wird   damit neu verhandelt. Die Arbeit wird
dem ein Auszug fotografisch präsentiert      spielerisch auf eine zusätzliche diskur­   ergänzt durch weitere installative Inter­
wird, zeigt die Künstlerin in einem arti­    sive Metaebene des Kunstbetriebes –        ventionen zum Thema.
fiziellen Setting mit ihrem Kind, mit        nebst der formalen Qualität künst­           Die Fotoserie “Experimental Sets“
dem der Arbeit die soziologische             lerischer Produktion – hingewiesen, die    von Sigrid Kurz führt ihr Schaffen im
Grundbedingung eingeschrieben wird:          sich aber realiter im zeitgenössischen     Bereich der Institutionskritik fort, in­
Sie durchleuchtet nicht nur das delikate     Verständnis über die jeweilige kün­        dem die Künstlerin nicht die Ausstel­
Verhältnis von Familie und künst­            stlerische Repräsentation in Netzwerken    lung selbst, sondern deren Strukturen
lerischem Schaffen und insbesondere          manifestiert.                              zum Kern ihrer Arbeit macht. Im Mit­

 Spacelab hat einen vierten Standort
 M
              it spacelab_gestaltung ent­    in Land- und Street-Art-Projekten, in      CNC-Fräse etc.) vertraut zu machen.
              stand am Sachsenplatz im       der Video- und Photodokumentation          Mit diesen computergesteuerten
              20. Bezirk in den ehemaligen   der laufenden Projekte und der Gestal­     Geräten, die eine unkomplizierte An­
 Räumlichkeiten des Springer-Verlags         tung des Präsentationsmaterials ent­       fertigung von hoch individualisierten
 der vierte Standort des Kooperations­       wickeln. Die Ergebnisse der Projekte       Einzelstücken erlauben, können eine
 projekts spacelab. Als Ergänzung zu         präsentieren die Jugendlichen in Form      große Anzahl an unterschiedlichen
 den inhaltlichen Schwerpunkten der          von Ausstellungen, Veranstaltungen,        Materialien und Werkstücken bear­
 bisherigen Standorte „spacelab_kreativ“,    Radiosendungen und Theaterstücken          beitet werden. Die Jugendlichen
 „spacelab_umwelt“ und „spacelab_girls“      der Öffentlichkeit.                        eignen sich in der Werkstatt vielseitige
 können Jugendliche und junge Erwach­          Im Rahmen des technischen Schwer­        zukunftsrelevante Kompetenzen an
 sene hier berufliche Arbeitserfahrungen     punktes stehen in der Experimentier­       und können ihre Kreativität und Pro­
 und Kenntnisse in den Bereichen Kul­        werkstatt Maschinen und Werkzeuge          blemlösungsfähigkeit im Rahmen von
 tur und Technik sammeln.                    zur Verfügung, um eigene Projekte zu       spannenden Projekten erproben.
   Ein Schwerpunkt der Kulturwerk­           verwirklichen. Im Mittelpunkt steht          Mitte September 2014 zogen die
 statt liegt auf der kulturellen Produk­     die Vermittlung von Einblicken in die      MitarbeiterInnen des vierten Stand­
 tion im öffentlichen Raum unter Ver­        Welt der digitalen Produktionstech­        ortes in die neuen Räumlichkeiten ein.
 wendung theaterpädagogischer Ele­           nologien, die immer stärker an Bedeu­      Ende September nahmen die fünf
 mente. Ihre kreativen, technischen und      tung gewinnen. Ziel ist es, die Teilne­    spacelab-Module „Offene und Auf­
 organisatorischen Fähigkeiten können        hmerInnen nach dem Prinzip eines           suchende Jugendarbeit“, „Perspe­
 die TeilnehmerInnen in vielfältigen         „FabLabs“ (engl. „fabrication labora­      ktivencoaching“, „Tagestraining“,
 Angeboten wie im spacelab_radio (In­        tory“) spielerisch und projektorientiert   „Werkstättentraining“ und „Bildung“
 ternet Podcast), im Poetry Slam (Dich­      mit neuen Technologien und digitalen       ihre Arbeit auf.
 terwettstreit) und auf der Lesebühne,       Produktionsmaschinen (3D-Drucker,            Susanne Senekowitsch

10                                                                                      WUK-Info-Intern 4/14 Oktober
kunst

                                                                                                   links Isabel Czerwenka-
                                                                                                   Wenkstetten in der
                                                                                                   Fotogalerie Wien:
                                                                                                   Artist Milk #14,
                                                                                                   2012, Lambda C-Print,
                                                                                                   60 x 80 cm

                                                                                                   unten Roman Pfeffer in
                                                                                                   der Fotogalerie Wien:
                                                                                                   Waiting, 2011,
                                                                                                   Video, 3:20 min.

                                          links Hyo Lee in der
                                          Fotogalerie Wien:
                                          100 Days of Mad Rush,
                                          2014, Video, 160 min.

                                                                     links Angelika Wischermann in der Fotogalerie Wien:
                                                                     Oneironaut, 2012, Video, 5:27 min.

telpunkt stehen Aufnahmen von Be­         kritisch auf die Verschulung von Kunst     seiner Umsetzung harrt. Das Video re­
leuchtungssystemen wie sie in Ausstel­    zu einer angepassten Übung hinweisen.      flektiert somit paradigmatisch das ge­
lungsräumen, bei Displays und Shows         Die 3 Kanal-Videoinstallation „The       sellschaftliche Bild eines Künstlers auf
Verwendung finden. Diese sind in          Connection of Three Spaces“ von Suzie      Abruf, dessen ideell-kreatives Vermögen
Szene gesetzt, indem ihre Position        Léger ist eine Übersetzung ihrer gleich­   allein von wirtschaftlicher Nachfrage
verändert wurde und die ursprüngliche     namigen Performance, in der sich die       bestimmt zu sein scheint.
Deckenansicht zur Bodenfläche wird.       Künstlerin die Sprache eines bekannten        Angelika Wischermanns Video
Dadurch werden die Scheinwerfer selbst    Konzeptkünstlers angeeignet hat. Mit       “Oneironaut“ zeigt die Künstlerin in ei­
zu Ausstellungsinstallationen, und sys­   dieser beschreibt sie ein Raumkonzept,     nem Unterwasserparcours zwischen
temimmanente Begriffe von Produktion      wobei sich jene Sprache in ihrer Ver­      Luftballons. Das lebensbedrohliche Set­
und Präsentation werden dadurch auch      wendung austauschbarer Worthülsen          ting, in das sie sich freiwillig begibt,
inhaltlich thematisiert.                  auf ein selbstreferenziell gewordenes      versteht sich hier als metaphorische Fra­
  Die Videoinstallation „100 Days of      Kunstsystem bezieht und somit dieses       gestellung zur Existenz als Künstlerin,
Mad Rush“ von Hyo Lee setzt sich mit      schließlich enttarnt.                      wenn sie mit Gewichten beladen von ei­
dem selbst auferlegten Drill aufgrund       In Roman Pfeffers Videoarbeit            nem Ballon zum anderen wandert, um
des Leistungsdrucks im Kunstbetrieb       “Waiting“ bedient sich der Künstler –      mit der Luft eines jeden nur wenig län­
auseinander. In nur 100 Tagen hat die     gemäß seiner üblichen Arbeitsweise –       ger unter Wasser atmen zu können.
Künstlerin – ohne Vorkenntnisse – das     eines Wortspieles (Waiting/Waiter), mit       Nervous System. Mit Isabel Czerwenka-
namensgebende Klavierstück von Philip     dem er Warten mit Bedienen ver­            Wenkstetten (AT), Grupa Azorro (PL),
Glass erlernt und ihr Unterfangen dabei   schränkt. Er hält zwei Weingläser in den   Matthias Krinzinger (AT), Sigrid Kurz
akribisch in Text und Bild dokumenti­     Händen, die von Wasserstrahlen getrof­     (AT), Hyo Lee (KR/AT), Suzie Léger
ert. Das Video, das am Ende sie selbst    fen werden. Die Tatsache, dass er sie      (AT), Roman Pfeffer (AT), Angelika Wis-
spielend zeigt, wird ergänzt durch Ori­   nicht servieren kann, ohne sich vom        chermann (AT)
ginalfilmaufnahmen von Pianisten,         Zulaufstrom zu entfernen, beschreibt          Ausstellung von 7. bis 31. Oktober
deren nicht enden wollende fragmen­       das Gleichnis eines überquellenden         in der Fotogalerie Wien
tarisch-collagenhafte Wiederholungen      künst­lerischen Potentials, das noch       Eröffnung: Montag, 6.10., 19:00 Uhr

WUK-Info-Intern 4/14 Oktober                                                                                                11
abschied

Die Lebenszeit ist abgelaufen
Erinnerungen an Erika Kysela von Margit Wolfsberger

E
         rika Kysela wurde 1924 in Nie­
         derösterreich geboren, mit fünf
         Jahren übersiedelte sie nach
Wien, in den Karl-Marx-Hof. Ihr Vater
war lange Zeit arbeitslos, danach als Sol­
dat eingezogen, und die Mutter musste
die Familie – es gab insgesamt drei
Kinder – als Bedienerin durchbringen.
   Erika arbeitete während des Kriegs als
Lohnverrechnerin in einem Rüstungsbe­
trieb, nach dem Krieg 37 Jahre bis zu
ihrer Pensionierung in der Papierindus­
trie als Buchhalterin und Sekretärin.
Beide Tätigkeiten prägten auch ihre Ar­
beit im Wiener SeniorInnen-Zentrum
im WUK.

Ich war immer sehr beschäftigt
                                             Foto: Archiv
Privat war Erika mit ihrem zweiten
Ehemann sehr aktiv beim Öster­
reichischen Gebirgsverein – Bergsteiger­                       Erika Kysela in jungen
bund Enzian. Sie erzählte begeistert von                       Jahren Foto: Archiv Kysela
der Errichtung eines Gipfelkreuzes
durch ihre Gruppe, wo ihr Mann das
Kreuz mitgestaltete. Wandern, Bergstei­
gen, Klettern, Singen, Tanzen waren die
gemeinsamen Hobbies, bis Fritz Kysela
                                               Kinder an die Macht!
                                               E
1990 nach 30 Jahren Ehe an Krebs ver­                  igentlich sollte ich etwas über      nen zu uns und turnten mit Philipps
starb.                                                 das Hoffest am 6. Juni schrei­       Töchtern auf den von den StudentIn­
   Daraufhin begann Erika ihr ehrenamt­                ben, aber: Das ist wirklich          nen entworfenen Sitzgelegenheiten.
liches Engagement für die Frauenselbst­        schon sehr lange her, ich hoffe, ihr er­       Was denn mit den Armbändern sei,
hilfe nach Krebs und richtete eine Bib­        innert euch trotzdem. Es war ein super       fragte ich, ob die nun unbeaufsichtigt
liothek ein. Auch eine Tätigkeit, die sie      netter Tag! Zum Glück sind uns ei­           auf dem Tisch lägen? Achselzucken
im WUK wieder einholte. Nach dem               nige der umgesetzten Ideen der Archi­        eine erfrischende Antwort: „Wir ha­
Tod des Bruders lud Walter Hnat, ein           tektur-StudentInnen erhalten geblie­         ben schon genug verdient. Die restli­
enger Freund des Bruders, Erika 1991           ben – sämtliche Bänke und auch die           chen Armbänder sind gratis, wer will,
zum Besuch ins WUK ein und da „habe            gemütliche Hängematte werden                 soll sie nehmen.“
ich gleich bleiben dürfen“, meinte sie in      fleißig genutzt! Und natürlich gibt es         Wie weise. Erwachsene, vor allem
einem Radiointerview 2004.                     auch noch jede Menge Pflanzen, ess­          die, die unserer Meinung nach längst
                                               bare und auch nur solche zum An­             genug von allem haben, wollen immer
Kultur- und Sozialarbeit                       schauen.                                     mehr, können nie genug kriegen, wol­
Das vielfältige Programm des Wiener               Eine kleine Anekdote, die mir den         len nichts für andere übrig lassen.
SeniorInnen-Zentrums stellte die Bil­          Abend des 6. Juni sehr versüßt hat,            Die beiden Mädchen mit den selbst­
dungsarbeit für SeniorInnen in das             will ich euch trotzdem nicht vorent­         geknüpften Armbändern wussten: Wir
Zentrum der Arbeit, dies aber in sehr          halten. Ich war mit Philipp Leeb, mei­       haben heute ein gutes Geschäft
vielfältiger Weise. Von Gedächtnistrai­        nem lieben Redaktionskollegen und            gemacht. Das reicht uns. Mehr brau­
ning über Theaterbesuche, gemeinsame           Freund, und dessen Töchtern im Hof           chen wir nicht. Ihr Vorteil? Den Rest
Wanderungen bis zu politischen Vorträ­         unterwegs, wo diese zwei Mädchen             des Abends frei! Herumturnen und
gen reicht das Angebot. Erika ver­             kennenlernten, die einen kleinen             Spaß haben und sich sogar freuen,
brachte für die – kaum von öffentlicher        Verkaufsstand mit selbstgemachten            wenn jemand mit einem ihrer Arm­
Seite her geförderte – Arbeit jeden Tag        Armbändern unterhielten. Nach einer          bänder vorbeikommt.
im WSZ und unterstützte Walter Hnat            Weile gesellten sich die Verkäuferin­          Claudia Gerhartl
bei seinen Projekten und Aktivitäten.

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abschied

   Manchmal stöhnte sie über seine           bekommen, aber für mich bleibt sie           Hörtipp: WUK-RADIO-Interview mit
neuen Ideen, die wieder zusätzliche Ar­      einer der wichtigsten Menschen, denen      Erika Kysela vom August 2004:
beit verursachten, und gelegentlich strit­   ich im WUK begegnet bin.                   http://cba.fro.at/265359
ten sie auch, aber insgesamt bildeten sie      Liebe Erika – mögest du deinen             Am Montag, 27. Oktober, um 14:30
ein kongeniales Team. Andere Mitglie­        gelieb­ten Mann wiedergetroffen haben      Uhr, wird im großen Saal im Rahmen
der des WSZ unterstützten die beiden         und deine kleinen Scharmützel mit          des „Tags der älteren Generation“ eine
tatkräftig, aber niemand war bereit,         Walter, wo immer du bist, fortsetzen       Gedenkfeier für Erika stattfinden. Alle,
ähnlich viel Lebenszeit dem WUK zu           und uns gelegentlich dein charakterist­    die sie gekannt und geliebt haben, sind
widmen, was Erika einerseits verstand,       isches Kichern hören lassen, wenn das      herzlich eingeladen.
andererseits aber bedauerte.                 WUK mal wieder zum Verzweifeln ist!
   Und obwohl sie viele Jahre über die
zu große Belastung jammerte und als al­
leinige Leiterin nach dem etappen­
weisen Rückzug von Walter Hnat im­
mer wieder mit dem Aufhören spekulie­
                                              Kunstzelle
                                              M
rte, war der mit sanftem Druck                           an Machine ist ein selbstge­   Matthias Guido Braudisch
erzwung­ene Ausstieg im Sommer 2009                      bauter, halbautomatischer      Eröffnung 20. November, 19:00 Uhr
für sie und die Übergabe an ein neues                    Schwarz-Weiss-Portrait-        Im Rahmen von eyes on,
Team unter der Leitung von Erika              Fotoautomat. Der Automat ist neben        Monat der Fotografie
Parovsky nicht leicht.                        der Kunstzelle im WUK aufgebaut           von 20.11. bis 31.12. 2014
   Im WUK war sie danach nur noch             und dient als Kamera und Dun­               Die genauen Öffnungszeiten werden
selten, obwohl sie zu vielen SeniorInnen      kelkammer. Die zu portraitierende         Ende November vor dem Automat im
und anderen WUKtätigen einen guten            Person nimmt in der Zelle auf einem       WUK und auf der WUK-Homepage
Kontakt hielt.                                Hocker Platz und wirft einen Euro in      bekannt gegeben.
                                              den Münzschlitz ein. Der Künstler ist       www.wuk.at/WUK/Kunst/Kunstzelle
Italienisch als Ziel für die Pension          in der Dunkelkammer anwesend. Er          eyes-on.at/2012/de/logo
Woran ich mich persönlich an Erika er­        belichtet und entwickelt jeweils ein        Kunstzelle
innere? An ein immer freundliches Gesi­       Portrait-Foto von der jeweiligen Per­     Ein Projekt im WUK
cht, eine Trösterin im ganz normalen          son auf ein Direktpositivpapier mit       von Christine Baumann
WUK-Wahnsinn, die immer eine Tasse            Hilfe von einer Mittelformatkamera        christine.baumann@wuk.at
Kaffee parat hatte, die aber auch selbst      und Blitz. Es wird direkt auf das
manchmal Hilfe benötigte und mich am          Papier belichtet, wodurch die Ab­
Sonntag anrief und verzweifelt nach ei­       bildung seitenverkehrt ist. Das
nem Rat für die Computerarbeit fragte.        macht das Portrait zu einem
Meistens war es mir unmöglich, Erika          außergewöhnlichen Foto, da es
am Telefon zu erklären, welchen Klick         die Person so abbildet, wie sie
sie mit der Mouse machen musste, und          sich selbst am besten kennt, näm­
so fuhr ich rasch ins WUK. Wir haben          lich spiegelverkehrt.
dann oft über Gott und die Welt ge­              Da immer nur ein Foto (6 x 6
plaudert, und ich habe immer bewun­           cm) gemacht wird und es kein
dert, wie positiv Erika das Leben trotz       Negativ gibt, ist jedes Bild ein
ihrer körperlichen Beschwerden sah und        Unikat und kann sofort mitge­
annahm.                                       nommen werden. Der Entwick­
   Diese positive Energie hat sie an alle     lungsprozess dauert von der Auf­
BesucherInnen des WSZs weitergege­            nahme bis zum fertigen Foto ca.
ben, und dies war neben der Vermitt­          5 Minuten.
lungsarbeit eine mindestens ebenso               Man Machine
zentrale Funktion dieser wichtigen
WUK-Gruppe – eine soziale Kontakt­
möglichkeit zu bieten, sich Zeit für eine
Tasse Kaffee zu nehmen, für alle Men­
schen ein offenes Herz und Ohr zu ha­
                                              Türkisches Kinderfest
                                              D
ben und SeniorInnen mit sanfter                       er türkische Verein (Vereini­        Programm: Schminken, Mal- und
Strenge zu Veranstaltungen und Akti­                  gung der Studenten und Ju­        Bastelecke, Percussion für Kinder,
vitäten zu animieren.                                 gendlichen aus der Türkei in      Kinderlieder mit der Gitarre, Leseecke
   Ihr persönliches Ziel – in der echten      Wien) veranstaltet am 5. Oktober ein      (deutsch und türkisch), türkische Kin­
Pension dann endlich italienisch zu ler­      Kinderfest, das von der MA7 gefördert     derbuchautorin erzählt Geschichten
nen –, hat Erika meines Wissens nicht         wird.                                     (türkisch)
mehr umgesetzt, und ob sie im Se­               Sonntag, 5. Oktober                        Alle Kleinen und Großen sind herz­
niorInnenheim zuletzt glücklich war,          zwischen 13:00 und 18:00 Uhr              lich eingeladen.
habe ich leider auch nicht mehr mit­

WUK-Info-Intern 4/14 Oktober                                                                                                  13
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     Telefon: 01 401 21-0
                                           Fax -66                             236 72 74, coachingplus@wuk.at    Mo 19:00-19:30
     Fax: 01 401 21-66                     Karin Oswald 01 401 21-35           WUK faktor.c                      Musik-Tonstudio
     E-Mail: info@wuk.at                   Lohnverrechnung                     1070 Kaiserstraße 45/2/3          Werner Angerer 0676 535 36 17
     Web: www.wuk.at                       Barbara Heidinger 01 401 21-27      01 236 72 74, faktorc@wuk.at      Maciek Dabek 0676 311 56 90
                                           EDV                                 WUK Jugendarbeitsassistenz        wukmusik@wuk.at
     Informationsbüro
     Beate Arth, Christine Baumann,        Gerhard Pinter 01 401 21-59         1160 Thaliastr 85/2, 236 61 51    Offene Keramik
     Johannes Benker, Valerie              06991 401 21 59, edv@wuk.at         arbeitsassistenz@wuk.at           Doris Winkler
     Kattenfeld Andreas Schmid             Johannes Blaas                      WUK Jugendcoaching West           06991 713 01 24
                                           Martin Fierlinger 01 401 21-71      1160 Thaliastraße 85/2            Offener Projektraum
     Öffnungszeiten
     Mo-Fr 09:00-20:00                     THR Technik, Schlüssel              01 236 61 51, jucowest@wuk.at     Hannes Simmerl-Burgis
     Sa, So, Fei 15:00-20:00               Philip Abbrederis 01 401 21-33      WUK m.power                       06991 717 17 55
                                           Martin Lorenz (Assistenz) -46       1120 Niederhofstraße 26-28        projektraum@wuk.at
     E-Mail an Angestellte:                Schlüssel: Termin vereinbaren                                         Mo-Fr 09:00-16:00
     vorname.familienname@wuk.at                                               01 812 57 22, mpower@wuk.at
     Dienst-Handys: 06991 401 21           Haustechnik                         WUK Monopoli                      Statt-Beisl Cafe-Restaurant
     und die Klappennummer                 Oscar Saucedo-Müller                1120 Pachmüllergasse 22           Evelyne Dittrich, Rolf Dittrich
                                           401 21-86, Mo-Fr 9-13               01 812 57 21, monopoli@wuk.at     01 408 72 24, info@statt-beisl.at
     VORSTAND                              Architektin (MA34)                                                    www.statt-beisl.at
     WUK-FORUM ETC.                                                            Selbstvertretungszentrum
                                           DI Monika Putz (Putz Consult)       06991 401 21 38                   BEREICHE
     WUK-Vorstand                          1030, Ungargasse 56/14              selbstvertretungszentrum@wuk.at
     E-Mail: vorstand@wuk.at               01 710 15 70, Fax 715 15 70                                           BBK Bildende Kunst
     Rudi Bachmann (Obmann)                putz.consult@chello.at              spacelab Leitung, Verwaltung      Christine Baumann
     0676 630 64 33                                                            06991 401 21 26                   06991 061 40 89
                                           Kunsthalle Exnergasse               alle spacelab: info@spacelab.cc   christine.baumann@wuk.at
     Maria Bergstötter (Obmann-Stv)        Andrea Löbel, Klaus Schafler (PR)
     0680 301 23 51                                                            spacelab_gestaltung               Andreas Dworak 0664 111 24 71
                                           01 401 21-41, -42, Fax -67                                            andreas_dworak@a1.net
     Rene Fischer (Kassier)                www.kunsthalleexnergasse.wuk.at     1200 Sachsenplatz 4-6
     06991 420 00 31                                                           06991 401 21 73                   Susanne Gamauf 06991 841 02 23
                                           kunsthalle.exnergasse@wuk.at                                          01 408 54 62, gamauf@gmx.com
     Gabriele Gerbasits (Kassier-Stv)      Di-Fr 13:00-18:00                   spacelab_kreativ                  Sigmund Lasselsberger
     0650 503 71 20                        Sa 11:00-14:00                      1100 Knöllgasse 2                 0688 818 11 72
     Elisabeth Klocker (Schriftführerin)
                                           Veranstaltungen Musik               06991 401 21 71
     0676 920 39 29                                                                                              GPI Gesellschaftspolitische
     Michael Delorette (Schriftf.-Stv)     Hannes Cistota 01 401 21-53         spacelab_umwelt                   Initiativen
     0664 110 22 93                        Daniel Eberharter (PR) -43          1210 Dr. Albert Geßmann-G 38      Aktionskomitee
                                           WUK performing arts                 06991 401 21 72                   gpi.akom@yahoo.de
     WUK-Forum
     wukforum@wuk.at                       Bettina Kogler 01 401 21-50         Specialisterne Qualifizierung     Helga Hiebl 06991 083 96 32
                                           Helma Bittermann (PR) -96           1040 Weyringergasse 28a-30/3      helga.hiebl@gmx.at
     Vereinsprüfung                                                                                              Wolfgang Rehm 01 479 24 80
                                           Veranstaltungen Kinderkultur        06991 401 21 01
     Heini Flickschuh 0650 484 22 22                                                                             wolfgang.rehm@wuk.at
                                           Saskia Schlichting 01 401 21-36     office@specialisterne.at
     heinrich.flickschuh@wuk.at                                                                                  Margit Wolfsberger
     Helga Smerhovsky 0664 176 46 25       Abendkassa (kein Vorverkauf)        OFFENE RÄUME                      06991 233 25 66
     helga.smerhovsky@chello.at            01 401 21-70, tickets@wuk.at                                          m.wolfsberger@gmx.at
                                                                               Event- und Catering-GmbH
     KULTUR UND                            Ticket-Vorverkauf                   01 401 21-55, bar@wuk.at          IKB Interkulturell
     VERWALTUNG                            täglich 15:00-20:00                                                   01 402 01 68,
                                           im Informationsbüro                 Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt     interkulturell@wuk.at
     Geschäftsleitung                                                          Laboratorium für Humankinetik     Cheikh M’Boup 0664 826 92 15
     Kultur und Verwaltung                 BILDUNG UND                         01 401 21-60, fahrrad@wuk.at      06991 902 23 80, afcu@wuk.at
     Vincent Abbrederis 01 401 21-32       BERATUNG                            Mo,Di,Mi 15:00-19:00              Morteza Dehghan 0650 681 77 27
     06991 401 21 32                                                           Fotogalerie Wien                  Nasir Dogru 06991 133 23 35
                                           wenn nicht anders angegeben:
     Assistenz GL, Hauptkassa              im WUK, Währinger Straße 59         Verein zur Förderung künstl.      dogrunasir@hotmail.com
     Heidi Stadlmann 01 401 21-31                                              Fotografie und neuer Medien       Afshin Saade 06991 015 01 40
                                           Geschäftsleitung                    01 408 54 62, Fax 403 04 78       afshin2005@yahoo.de
     Kommunikation, Marketing              Bildung und Beratung                fotogalerie-wien@wuk.at           KJB Kinder und Jugend
     Hanna Sohm 01 401 21-44               Ute Fragner 01 401 21-93            www.fotogalerie-wien.at           Rudi Bachmann 0676 630 64 33
     (Monatsfolder, Kooperationen,
                                           Assistenz GL                        Fotolabor Lumen X                 rudi.bachmann@gmx.at
     Fundraising/Sponsoring)
                                           Brigitte Bachmann -94               Thomas Linton 0664 530 99 18      Maamoun Chawki
     Susanna Rade 01 401 21-56
                                           Philip König -78                    th.linton@gmail.com               06991 599 00 40
     (Autonomie, Mitglieder)
     Christine Baumann 01 401 21-56        Bildungsberatung in Wien         Holz- und Design-Werkstatt           maamoun@ mk-n.org
     (Website Autonomie)                   06991 401 21 95                  Gerhard Brandstötter                 Josefine Liebe 0676 577 04 44
                                           bilungsberatung@wuk.at           01 320 33 73, 0681 102 20 878        liebejosefine@hotmail.com
     Finanzen, Rechnungswesen
                                           WUK bio.pflanzen                 Reinhard Herrmann                    Judith Nicolussi 0650 400 49 91
     Klara Mündl-Kiss 01 401 21-29
                                           2230 Gänserndorf, Novofermstr 11 0664 500 84 37                       judith@sil.at
                                           06991 401 21 95                  rei.herrmann@aon.at
                                           biopflanzen@wuk.at

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