FORUM UNESCO-SCHULEN ÖSTERREICH - Futures of Education

 
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FORUM UNESCO-SCHULEN ÖSTERREICH - Futures of Education
Heft 33 2021

FORUM
UNESCO-SCHULEN ÖSTERREICH

       Futures of Education
FORUM UNESCO-SCHULEN ÖSTERREICH - Futures of Education
INHALT                                                                                                                                                                                                         EDITORIAL

          2   Akademisches Gymnasium Innsbruck / Tirol                                                                         Liebe Leser*innen!
          3   BAFEP Oberwart / Burgenland
          4   BG/BRG Knittelfeld / Steiermark
                                                                                                                               Ein Schuljahr mit außergewöhnlichen Herausforderungen liegt hinter uns,
          5   BG/BRG Tulln / Niederösterreich
                                                                                                                               die an den Schulen mit viel Organisationsgeschick und großem Engagement
          6   GIBS Graz / Steiermark
                                                                                                                               bewältigt werden mussten.
          7   GTEMS Anton Sattler Gasse, Wien 22
                                                                                                                                   Gerade UNESCO–Schulen sind daher wichtige Bildungseinrichtungen, in
          8   GWIKU 18 Haizingergasse, Wien 18
                                                                                                                               denen der heranwachsende Mensch im Mittelpunkt steht und in all seinen
              BRG 19 Krottenbachstraße, Wien 19
                                                                                                                               Fähigkeiten auch in schwierigen Zeiten gefördert werden soll. Auf wie viel-

                                                                                                                   © eSeL.at
          9   Herta Reich Gymnasium und Realgymnasium Mürzzuschlag / Steiermark
                                                                                                                               fältige Weise das in unserem Schulnetzwerk geschieht, unterstreicht auch
         10   Schulen des BFI Wien, Wien 5
                                                                                                                               diese Ausgabe des FORUMS auf beeindruckende Weise, ein großes DANKE für
         11   JBBZ – Jüdisches Berufliches Bildungszentrum, Wien 20
                                                                                  Mag.a Friederike Koppensteiner               alle Beiträge!
         12   HLW Horn / Niederösterreich
                                                                                                                                   Als Koordinatorin erlaube ich mir, mich an dieser Stelle von Ihnen/Euch
         13   MS Laßnitzhöhe / Steiermark
                                                                                                                               allen zu verabschieden. Seit dem Schuljahr 2003/2004 durfte ich unser Schul-
         14   Pädagogische Hochschule Steiermark
                                                                                                                               netzwerk begleiten und mitentwickeln, von 47 Schulen sind wir nun auf 97
         15   Rudolf-Steiner-Schule Salzburg
                                                                                                                               und mehr als 20 Anwärterschulen angewachsen. Die Jahrestagungen in allen
         16   Stiftsgymnasium Melk / Niederösterreich
                                                                                                                               neun Bundesländern haben sicher wesentlich dazu beigetragen und in ihrer
         17   GRG 12 Rosasgasse, Wien 12
                                                                                                                               vielfältigen Gestaltung immer Höhepunkte für uns Lehrkräfte dargestellt.
         18   Reformpädagogische Volksschule Karl Löwe Gasse, Wien 12
                                                                                                                                   Ich danke an dieser Stelle für eine wunderbare, kontinuierliche Zusammen-
         19   VS Enzersdorf-Margarethen / Niederösterreich
                                                                                                                               arbeit mit vielen so engagierten UNESCO-Schulreferent*innen, für interes-
         20   Pädagogische Hochschule Kärnten
                                                                                                                               sante Begegnungen und außerordentliche Festveranstaltungen an Schulen
         21   Joseph Hadyn Realgymnasium, Wien 5
                                                                                                                               quer durch Österreich. Ein besonderer Dank für viele thematische Anregungen
         22   Europaschule, Wien 20
                                                                                                                               und die Durchführung zahlreicher Workshops für uns Lehrkräfte gilt auch den
         23   BRG Krems / Niederösterreich
                                                                                                                               Kolleg*innen in der ÖUK, allen voran Martina Mertl. Ohne ihr organisatori-
         24   Kirchliche pädagogische Hochschule Wien/Krems
                                                                                                                               sches Geschick wäre unser Netzwerk nicht so kompetent verwaltet. Meiner
              HLW/Bafep Sta. Christiana, Frohsdorf / Niederösterreich
                                                                                                                               Nachfolgerin Mag.a Stephanie Godec wünsche ich viel Erfolg.
         25   BRG 18, Schopenhauerstraße, Wien 18
                                                                                                                                   Ganz besonders danke ich auch allen, die wesentlich zum Aufbau des
         26   BG Tanzenberg / Kärnten
                                                                                                                               österreichischen Netzwerks beigetragen haben und nach langjähriger Tätig-
         27   BASOP/BAfEP St. Pölten / Niederösterreich
                                                                                                                               keit an ihrer Schule die Aufgabe als UNESCO-Verantwortliche*r weitergeben.
         28   BRG Landwiedstraße, Linz / Oberösterreich
                                                                                                                                   Die Leitsätze „learning to know, learning to do, learning to be, learning
         29   Freie Waldorfschule Innsbruck / Tirol
                                                                                                                               to live together“ mögen weiterhin in der pädagogischen Arbeit wirksam
         30   Fachschule für wirtschaftliche Berufe Caritas, Graz / Steiermark
                                                                                                                               werden!
         31   Gymnasium am Augarten, Wien 20
         32   GRG 3 Radetzkystraße, Wien 3
                                                                                                                               Mit allen guten Wünschen für die Zukunft unseres Schulnetzwerkes und
         33   GRG 23, Wien 23
                                                                                                                               herzlichen Grüßen
         34   BHAK/BHAS Hall / Tirol
         35   HLF Krems / Niederösterreich
         36   HLW FW Kufstein / Tirol
         37   HTBLVA Graz – Ortweinschule / Steiermark
         38   MS Dr. Renner, Graz / Steiermark
         39   MS Friesgasse, Wien 15
         40   Mittelschule Purbach / Burgenland
         41   Praxisschule - Verbundmodell MS/BRG, Klagenfurt / Kärnten
         42   VBS Floridsdorf, Wien 21                                                                                         Mag.a Friederike Koppensteiner
         43   VBS Hamerlingplatz, Wien 8
         44   VS Eisteich, Graz / Steiermark
         45   Montessorischule Unterwaltersdorf / Niederösterreich
         46   BG/BRG Judenburg / Steiermark
         47   BHAK Grazbachgasse / Steiermark
         48   VS Sörg / Kärnten
         49   BG/BRG für Slowenen, Klagenfurt / Kärnten
         50   Was ist Immaterielles Kulturerbe (IKE) im Sinne der UNESCO?
         52   Ausblick
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2   AKADEMISCHES GYMNASIUM INNSBRUCK/INTERNATIONAL SCHOOL INNSBRUCK / TIROL                                                                                                                             BAFEP OBERWART / BURGENLAND               3

    Die Donut-Ökonomie                                                                                                      Wir pflanzen Zukunft: Bee-o-diversität
    Ein Nachhaltigkeits-Workshop am Akademischen Gymnasium Innsbruck

                                                                                                                            ES GING UNS wohl ähnlich wie vielen anderen Schulen auch.       Doch das soll nur der Anfang sein. Denn das Projekt
                                                                                                                            Die schwierigen Bedingungen ab Ende der Herbstferien        „Wir pflanzen Zukunft“ steht erst am Beginn. Im Herbst
                                                                                                                            führten dazu, dass zahlreiche Projekte abgesagt werden      wollen wir wieder selbst Hand anlegen, zum Spaten
          „Das Ziel ist es, im Donut zu leben, d.h. bei              Dazu wählten wir zuerst unterschiedliche Indikato-     mussten. Besonders schade war, dass der fesselnde           greifen und Bäume pflanzen. Bäume stehen für Hoffnung,
          gleichzeitiger Sicherung sozialer Grundbedürfnisse     ren aus, die einerseits die ökologische Grenze, anderer-   Theatermonolog „Name: Sophie Scholl“, inszeniert von        davon können wir ja genug brauchen. Bäume sind natür-
          innerhalb der Grenzen des Planeten zu handeln          seits das soziale Fundament eines Landes beschreiben.      Michael Muhr, wegen der neuen Beschränkungen nicht in       lich auch gut für das Klima – und für das gemeinsame
          und zu wirtschaften.“                                  So wählten wir z.B. Bildung, Geschlechtergerechtigkeit,    der Schule aufgeführt werden konnte.                        Schulklima.
          Anna Oberrauch, PHT Fachdidaktik Geographie            leistbares Wohnen als Aspekte für das soziale Fundament.       Was also sollte unser UNESCO-Beitrag im Schuljahr
                                                                 Treibhausgasemissionen, Artenvielfalt und Flächenver-      2020/21 sein? Die Antwort darauf fanden wir, kurz bevor     Mag.a Barbara Marti
    Leben wir in unseren ökologischen Grenzen? Haben wir         siegelung waren Punkte für die ökologische Decke. Im       der „normale“ Schulbetrieb wieder startete. Anregung bot
    alle sozialen Grundbedürfnisse erfüllt? Das Modell der       Weiteren suchten wir nach Daten, die wir vor allem aus     der Slogan „Life is better together“, zu dem die UNESCO     PS: Wer pflanzt noch Bäume? Es besteht Interesse an
    „Donut-Ökonomie“ von Kate Raworth (doughnut economics)       der Onlinedatenbank „Gapminder“ bezogen. Als nächster      einlädt. Zu diesem Zeitpunkt waren unsere Schüler*innen     Austausch und Vernetzung: barbara.marti@bgld.gv.at
    ist aktuell das in Debatten am intensivsten genutzte Nach-   Schritt mussten wir Grenzen festlegen, ab wann die öko-    durch die herausfordernde Situation sichtbar belastet.
    haltigkeitsmodell. Es bringt die soziale und ökologische     logischen oder sozialen Grenzen überschritten sind.        Wir brauchten etwas Aufmunterndes. Eine gemeinsame
    Ebene zusammen und gibt ein alternatives Ziel für den        Die Werte stellten wir graphisch im Mathematik-Program     Aktion. Etwas Sinnstiftendes. Weg von der Pandemie.
    Zustand unserer Erde wieder, abseits von reinen Wirt-        „Geogebra“ dar. Damit konnten wir einzelne Länder mit-     Hin zu Lebendigkeit, Gemeinsamkeit, hin zu: sich mit-
    schaftsdaten.                                                einander vergleichbar machen und klar sehen, welche        einander wohlzufühlen und anzupacken. Wir wollten
        Im Wahlpflichtfach Geographie arbeiteten wir, Judith,    Länder eher in den Grenzen handeln und welche weit         beginnen, gemeinsam den Außenraum rund um die Schule
    Anna, Finn, Markus, Marius, Tobias, Nicolas und Matthias     außerhalb davon agieren.                                   zu gestalten.
    aus der 7cd, gemeinsam mit der PHT direkt mit dem Modell         In einem weiteren Schritt werden wir noch die Nach-        Das Motto der BAFEP Oberwart: „Wir pflanzen Zukunft“.
    und fragten uns, wo wir uns mit unserem Leben im Rahmen      haltigkeit unserer Schule analysieren.                     Innerhalb von 10 Tagen halfen zahlreiche Klassen (Bewe-
    der Nachhaltigkeit gerade befinden. Dazu fragten wir uns,                                                               gung und Sport einmal anders) mit, einen 30 Meter langen
    welche Faktoren sind wichtig für ein gutes Leben? Was                                                                   Streifen (ca. 30 Quadratmeter) umzustechen, es wurde
    brauchen wir als Gesellschaft für ein gutes Leben? Welche                                                               Erde zerkleinert, Wiesenhumus aufgetragen, gerecht,
    Auswirkungen hat unser menschliches Handeln auf den                                                                     Blumensamen gesät … und der Wettergott angefleht. Ja,
    Planeten? In welchen Bereichen belasten wir durch unsere                                                                er schuf optimale Bedingungen, viel Regen! In nur 5 Tagen
    Lebens- und Wirtschaftsweise die Umwelt?                                                                                keimten die ersten Samen. In Biologie wurden zudem
        Im Weiteren wendeten wir das Donut-Modell auf                                                                       Schilder gestaltet: „Bee-o-diversität“, „Bee-Point BAFEP
    unterschiedliche Länder an.                                                                                             Oberwart“ und „Wir pflanzen Zukunft“. Spätestens im
                                                                                                                            Sommer wird die neu angelegte Blumenwiese (Daumen
                                                                                                                            halten!) eine blühende Bienenweide sein.
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4   BG/BRG KNITTELFELD / STEIERMARK                                                                                                                                                                          BG/BRG TULLN / NIEDERÖSTERREICH                5

                                                                                                                                 BGreen Tulln
                                                                                                                                 1.000 Bäume für eine grünere Zukunft

    SDGs im Unterricht                                                                                                           IM HERBST 2020 hat die 8A Klasse beschlossen, als Zeichen     als die Schüler*innen selbst einen Baum pflanzen durften!
                                                                                                                                 für den Umwelt- und Klimaschutz 1.000 Bäume setzen            Am 27.Mai 2021 konnten weitere Bäume in der Tullner Au
    Globale Nachhaltigkeitsziele praxisnahe                                                                                      zu wollen. Unzählige neue Aufgaben warteten auf alle          von den Schüler*innen der 7A gepflanzt werden.
                                                                                                                                 Beteiligten: Gespräche, Telefonate und Emailverkehr mit
                                                                                                                                 dem Bürgermeister und der Stadtgemeinde Tulln, mit            Rund um das Baumpflanzprojekt BGreen Tulln gab es eine
                                                                                                                                 diversen Baumschulen in der Region, Einrichten von social     bunte und umfangreiche Palette an Aktivitäten und Bei-
    Ziel 15: Landökosysteme schützen, wiederherstellen und        Ziel 13: Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des                 media Kanälen, etc. Ein Gewinnspiel wurde durchgeführt,       trägen, die die Schüler*innen, inspiriert von ihren
    ihre nachhaltige Nutzung fördern, ...                         Klimawandels und seine Auswirkungen ergreifen                  um den Projektnamen zu eruieren, den schließlich Linnea       Lehrer*innen, mit Enthusiasmus durchgeführt haben:
                                                                                                                                 Brunner für sich entschied mit dem Namen „BGreen Tulln“.      • Spenden für den Regenwald in Costa Rica, um die
    Die Stadtgemeinde Knittelfeld orientiert sich als Agenda      Sehr viele Schüler*innen der Oberstufe des BG/BRG Knittel-         Trotz Distance Learning und Schichtbetrieb wurden die       Aufforstung des Regenwaldes zu unterstützen
    2030-Gemeinde an 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten       feld nahmen im heurigen Schuljahr im Homeschooling             knapp 1.000 Schüler*innen des BG/BRG Tulln mithilfe einer     • die Erstellung von Baumtagebüchern
    Nationen, wovon eines „Leben am Land“ ist, das auch im        an Videochats von Expert*innen teil, die vom Umwelt-           Powerpoint-Präsentation über das Projekt informiert. Die      • die Erstellung eines Herbariums
    Projekt „Knittelfeld summt“ abgebildet wird. Dabei geht       Bildungs-Zentrum Steiermark organisiert wurden.                Stadtgemeinde Tulln erlaubte die Pflanzung der Bäume auf      • Zeichnung und Beschriftung von Baumteilen auf Englisch
    es primär um den Schutz von Bienen und anderen Insekten          Die Vortragsreihe „Ich tu‘s für unsere Zukunft“ mit einer   Gemeindegrund und unterstützte unser Projekt auch noch        • Übersetzung der lateinischen Baumnamen
    sowie um die Rekultivierung von Streuobstwiesen.              Diskussionsrunde beschäftigte sich mit diversen Themen         durch die Kostenübernahme aller Pflanzungen; diverse          • Gedanken zu “My deepest hope for the future and the
        In diesem Zusammenhang beschäftigten sich Schüler*in-     wie der klimaschonenden Ernährung im Zusammenhang              Baumschulen aus der Region haben Baumspenden beige-             world is … ”: a message that I would post on the trees
    nen der 6B Klasse im Rahmen des Physikunterrichts mit         mit Bio-Landbau, dem fairen Handel am Beispiel Kakao,          steuert; alle Klassen (Schüler*innen und Eltern) des BG/        that I planted … und zu “I believe that the purpose of
    dieser Thematik. Die Auseinandersetzung mit dem Thema         dem Verlust an Biodiversität als eine Auswirkung des Kli-      BRG Tulln, die Lehrerkollegien des BG/BRG Tulln als auch        planting trees is … “
    der Nachhaltigkeit von Landökosystemen stand im Vorder-       mawandels, der zunehmenden Umweltmigration und den             der HLW Tulln konnten mit Geldspenden zum Gelingen des        • Besuch des Workshops mit dem Thema „Deine Rechte,
    grund und wurde durch online-Veranstaltungen mit              Möglichkeiten, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu          Projektes beitragen. Insgesamt wurden € 4.050 gesam-            Deine Welt!“ mit den Schwerpunkten Menschenrechte,
    Verantwortlichen der Stadtgemeinde vertieft. Schließlich      reduzieren. Abgerundet wurde diese Reihe durch einen           melt, mit denen elf stattliche Bäume, Laubbäume und             die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) im Rahmen
    wurde das Ziel, die Produktion eines Kurzfilms, realisiert.   Vortrag von Frau Univ. Prof.in Dr.in Helga Kromp-Kolb zur      Obstbäume, vor der Schule gepflanzt werden konnten, 576         interaktiver Workshops
    Für die Umsetzung war ein vom Land Steiermark geförder-       Gesundung unseres Planeten als Voraussetzung für               Au-Bäume finden in der Tullner Au ein neues Zuhause. Vier     • intensive Recherche: z.B. welche Bäume nehmen wie
    tes Projektteam zuständig. Der Kurzfilm wurde sowohl auf      gesunde Menschen.                                              Obstbäume, gespendet von der Stadtgemeinde Tulln, und           viel CO2 auf, welche Baumarten sind für die Standorte im
    der Website zur Nachhaltigkeit des Landes Steiermark als         Das Ergebnis dieser Vortragsreihe lässt sich wie folgt      ein Baum, der von „Natur im Garten“ auf der Garten Tulln        Stadtgebiet, welche für die Au geeignet
    auch in sozialen Netzwerken veröffentlicht.                   zusammenfassen: Noch können wir es schaffen, unseren           für unser UNESCO Projekt BGreen Tulln gepflanzt wird,         • Teilnahme an einem zweistündigen Webinar zum Thema
        Für ein verantwortungsvolles Leben jetzt und in           Planeten zu retten, doch müssen wir so schnell wie mög-        ergeben die beachtliche Summe von 600 Bäumen!!!                 Baumpflanzungen
    Zukunft müssen wir die Natur schützen und die Arten-          lich die richtigen Maßnahmen hierzu setzen und unser               Am 6. Mai 2021 konnten wir in einem kleinen, aber         • eine künstlerische Umsetzung der Kurzgeschichte
    vielfalt erhalten.                                            Verhalten zum Zwecke der Gesundung unseres Planeten            würdigen Rahmen vor dem Bundesschulzentrum Tulln diesen         „L’homme qui plantait des arbres“ („Der Mann, der
                                                                  ändern.                                                        ersten Erfolg im Beisein einiger Ehrengäste feiern: Bürger-     Bäume pflanzte“) des französischen Autors Jean Giono
                                                                                                                                 meister Mag. Peter Eisenschenk, Frau Mag. Koppensteiner,      • Analyse des Gedichtes „Neue Naturdichtung“ von
                                                                  Prof.in Mag.a Roswith Koch                                     Koordinatorin der österreichischen UNESCO-Schulen, Frau         Erich Fried
                                                                  OSTR.in Mag.a Brigitta Cede (UNESCO Schulkoordinatorin)        Kramer, Herr Starkl, beide von den jeweiligen Baumschulen,    • Produktion eines Videos über den positiven Einfluss von
                                                                                                                                 Frau Lackner von „Natur im Garten“, Frau Direktorin             Bäumen auf den Menschen
                                                                                                                                 Mag. Schlager vom BG/BRG Tulln und Frau Direktorin Mag.
                                                                                                                                 Längauer von der HLW Tulln. Der krönende Abschluss war,       Mag.a Martina Spielauer
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6   GIBS GRAZ / STEIERMARK                                                                                                                                                                                                         GTEMS ANTON SATTLER GASSE, WIEN 22                  7
                                                                                                              erences between            the 1960s
                                                                                 r: What are the biggest diff
                                                     Temuu len Ga ntu mu
                                                     and today?                                                                        rious. They
                                                                                                             sti ll new and myste
                                                                                     ff. Before cars were
                                                     Uncle Pu je: Lots of stu                                           eve ry no  w an  d then in the
                                                                      en   spa  ces  hip  s tha t we cou ld on ly see                        touch it
                                                     were like    ali                                              would run to it and
                                                               ysi de,  if we   wo  uld  see a car, everybod y                       s a car  . Of cou rse
                                                     cou ntr                                                 now everybod y ha
                                                                                    to let us sit in it, but                                      vil lage
                                                      and plead the driver                                                    I thi nk  eve   ry
                                                                          wa  s  ver  y ex  pen siv e and rare back then,                          in the
                                                      the telephone                                                     a smartphone. Ba ck
                                                                   st  on  e tel eph   on e, now everybod y ow ns                          peo  ple lived
                                                      ha d at lea                                              untouched and most
                                                             Mo  ng oli  a wa  s  pea  cef ul, beauti ful and                        an   Ba  ato r (ca  pi-
                                                      da y,                                                     nts to live in Ula
                                                                                     de, now everybod y wa
                                                      in the va st cou ntr ysi
                                                       tal city of Mongoli a).                              ies like in the 1960s?
                                                                                    r: What were the cit
                                                       Temuu len Ga ntu mu                                          s 6 yea rs old. But the
                                                                                                                                                1964
                                                                Pu  je: I  vis ite d Ula  an Ba ator when I wa                        pit e tha  t Ula an
                                                        Uncle                                                     e today, but des
                                                                                      ch smaller tha n its siz                                    ust ria li-
                                                       Ula an Ba ator wa s mu                                                   t sta rte d  ind
                                                                             y  big  to  me  . Ba ck then Mongoli a ha d jus                         actu-
                                                        Ba ator wa s ver                                                   me. The cit ies were
                                                                  see   ing  fac  tor  ies wa  s a new ex per ience for                   ch  bet  ter  back
                                                        zin g, so                                                   r used to look mu
                                                              a lot  gre  ene  r tha   n today, so Ula an Ba ato
                                                        all y
                                                                                                                                         ntr y, wa s it
                                                        then.                                                 a wa s a social ist cou
                                                                                     r: Ba ck then Mongoli
                                                        Temuu len Ga ntu mu

                                                                                                                               Einer unserer Schüler
                                                                                                                               hat seinen Onkel, der in
                                                                                                                               den 60er Jahren in der
                                                                                                                               Mongolei gelebt hat,
                                                                                                                               interviewt

    Wie wild waren die wilden 60er Jahre?                                                                                                                       Zivilcourage und Kreativität
    Interviewprojekt der GIBS Graz

                                                                                                                                                                DA WIR IN DIESEM Jahr UNESCO-Schule geworden sind,             Des Weiteren haben sich die Schüler*innen verschie-
                                                                                                                                                                haben wir uns zur Aufgabe gemacht, unseren Kindern         dener Schulstufen im Rahmen des Pride-Monats mit dem
    IM SINNE VON Berthold Brechts Fragen eines lesenden                    Ernährung erfuhren wir, dass er als Schüler im Kärntner                              die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten     Thema Toleranz, Akzeptanz und Zivilcourage auseinander-
    Schülers (Arbeiters) soll diese Broschüre die „Historie des            Internat noch Lebensmittel aus CARE-Paketen bekam, rote                              Nationen vorzustellen. Die Schüler*innen der GTEMS         gesetzt.
    Alltags“ widerspiegeln. Sie soll also von jenen Menschen               Marmelade etwa, deren Erinnerung bei ihm noch heute                                  Anton-Sattler-Gasse 93, 1220 Wien, haben gemeinsam             Dieses Jahr wurde zum ersten Mal die Regenbogen-
    handeln, die nicht als König*innen, Herrscher*innen oder               einen Würgereflex auslöst. Er berichtete auch von seiner                             mit ihren Lehrer*innen besprochen, wie sich die Themen     fahne vor der Schule gehisst, auch viele Klassengemein-
    Politiker*innen in die Geschichtsbücher eingegangen sind.              aktiven Teilnahme an der Demonstration gegen den Schah                               der 17 Ziele in unserem täglichen Leben widerspiegeln.     schaften haben eine Fahne im Klassenzimmer aufgehängt.
    Sie soll ihre persönliche Geschichte basierend auf den                 von Persien in Wien, bei der er verletzt wurde. Eine Schü-                           Bei einem Projekttag haben wir große Banner am Schul-      Mit der Regenbogenfahne hatte die Schulgemeinschaft
    bahnbrechenden Ereignissen der 1960er Jahre erzählen.                  lerin interviewte ihren in Teheran geborenen Großvater                               zaun befestigt, damit auch die Menschen in Schulumge-      die Möglichkeit das Thema Sexualität zu reflektieren und
    Mongolei, Brasilien, USA, Kroatien, Türkei, Iran, Spanien,             und auch er berichtete von der Stimmung gegen den Schah                              bung an unserem Schaffen teilhaben können, auch SQM        Akzeptanz allen Geschlechtsidentitäten und sexuellen
    … Die Graz International School wird von Schüler*innen                 und von den enormen Unterschieden vor und nach der                                   Rudolf Rainer war mit Begeisterung dabei. Gegen Ende des   Orientierungen gegenüber zu fördern. Anhand von mode-
    aus mehr als 40 verschiedenen Ländern besucht, deren                   Iranischen Revolution. Professor Konrad stellte auch einen                           Tages erstellten manche Klassen eine Wortwolke mit rele-   rierten Diskussionen, World Cafés und Videopräsentationen
    Familien in den 1960er Jahren auf der ganzen Welt zu                   Bezug zur Gründung der GIBS und den 1960er Jahren her,                               vanten Begriffen. Außerdem haben Kinder der 4. Klassen     von Kindern für Kinder wurden diese Themen erarbeitet
    Hause waren.                                                           indem er die Aufbruchsstimmung im Bildungsbereich                                    passend dazu als Abschlussgeschenk an die Schule einen     und vertieft. Jeder und jede darf seinen oder ihren Platz
        Das UNESCO Projekt Memory of the worlds „DOK.MOMENTS“              beschrieb. Ein neuer Geist sei durch Schulen und Univer-                             Poetry-Slam-Beitrag erarbeitet und aufgenommen. Dieser     in der Schule und in unserer Gesellschaft haben und wird
    soll den Dialog zwischen den Generationen anregen und                  sitäten geweht und eine Demokratisierung habe in den                                 wird zu Beginn des nächsten Schuljahres für ihre Nach-     vorurteilslos in die Gemeinschaft eingebunden.
    die Enkel*innen dazu ermutigen, in den Familienalben der               vormals sehr autoritär geführten Institutionen Einzug                                folgerinnen und Nachfolger auf unserem Schul-YouTube-
    Groß- und Urgroßmütter und -väter zu stöbern. Es soll                  gehalten. Die Umsetzung der Idee, eine bilinguale Schule                             Kanal und auf unserer Homepage veröffentlicht.             Eva Geider
    dazu anregen, ins Gespräch zu kommen, um herauszufinden,               in Graz zu gründen, dauerte zwar noch bis 1991, wurde
    wie „wild“ die „Wilden 60er“ Jahre von Zeitzeug*innen                  aber als Zeichen für Weltoffenheit und moderne Lehr- und
    empfunden wurden. Hielt der Zeitgeist des Widerspruchs                 Lernmethoden gewertet. Prof. Konrads Sohn war Schüler
    Eingang ins Familienleben? Sprach man über politische                  in der Pionierklasse der GIBS und wir danken ihm für seine
    Aktionen (Stichwort Vietnamkrieg, Sit-ins, Proteste an den             Verbundenheit zu unserer Schule.
    Universitäten) am Küchentisch? Gab es einen kritischen                     Wir freuen uns über viele Leser*innen der Broschüre,
    Diskurs über politische Entscheidungen? Oder aber domi-                die in der Bibliothek der GIBS aufliegt und den Geschichts-
    nierte der arbeitsreiche Alltag? Wir konnten Univ.-Prof.               unterricht der nächsten Jahre bereichern wird. Das wunder-
    Helmut Konrad für ein Impulsreferat gewinnen und seine                 bare Layout haben wir Frau Mag. Ulrike Saringer-Maier zu
    Ausführungen und Antworten auf Schüler*innenfragen                     verdanken.
    zu wichtigsten historischen Ereignissen der 1960er Jahre
    bildeten die Basis für die Interviewfragen. Dabei waren                Dr.in Martina Pfistermüller-Czar
    seine persönlichen Antworten auf scheinbar banale Fragen
    sehr spannend. Bei der Frage nach dem Unterschied in der
FORUM UNESCO-SCHULEN ÖSTERREICH - Futures of Education
8   GWIKU 18 HAIZINGERGASSE, WIEN 18                              BRG 19 KROTTENBACHSTRASSE, WIEN 19                                                   HERTA REICH GYMNASIUM UND REALGYMNASIUM MÜRZZUSCHLAG / STEIERMARK                                9

    Gehört gelesen                                                Die Welt des Sounds –
    Eine Textausstellung in der Haizingergasse                    Von Geräuschen und dem
                                                                  Bewegen von Bildern
    Gehört gelesen ist eine Ausstellung der besonderen Art:
                                                                  Sound Workshop mit Aram Zarikian
    sie ist eine Textausstellung mit Arbeiten von Schüler*innen
    und Lehrer*innen.
        Geboren wurde diese Idee aus dem Wunsch, die vielen,
    spannenden, bewegenden, berührenden und kreativen             IM SCHULJAHR 2021/21 haben wir so viele großartige
    Texte von Kindern und Jugendlichen, die während ihrer         Futures of Education Projekte am BRG 19 gesehen...
    Schullaufbahn entstehen, zu sammeln und vor allem sicht-      Folgendes Projekt wollen wir näher vorstellen:
    bar zu machen. Gearbeitet wird mit dem, was ohnehin               Vom 30.4. bis zum 14.5. kam die 6c in den Genuss mit
    bereits vorhanden ist. Eine sehr nachhaltige Methode!         Aram Zarikian, ein international tätiger Musiker (Schlag-
    Über MS Teams wurde eine Gruppe erstellt, wo alle Kolle-      zeug, Percussion), Sound Artist und Lecturer (BIMM London
    g*innen Texte bzw. Fotos davon (z.B. Stammbaum auf            und Royal Academy of Music), einen Workshop zur Welt des
    Französisch) hochladen konnten, Schüler*innen wurden          Sounds zu veranstalten.
    gebeten ihre Texte zuzusenden.                                    Die Schüler*innen waren davor mit ihren Animations-
        Das Ergebnis von gehört gelesen kann sich sehen           filmen (großes Semesterprojekt der 6. Klasse unter der
    lassen: über 20 Texte wurden geschickt, ausgegraben,          Leitung von Prof. Lassnig) sowie den dazugehörigen Story-
    Lehrer*innen verfassten welche eigens dazu. Dialoge,          boards beschäftigt. Um auf der Film-Sound-Ebene nun
    Geschichten, Beschreibungen, Briefe, Gedichte zu allen        eine angemessene Einführung zu bekommen, konnten             Ostersteine – Hoffnungssteine
    Themen aus dem Schul- und Lebensalltag hängen nun in          wir Aram Zarikian für einen Workshop gewinnen. Das Ziel
    der Ausstellung, auf der gehört-gelesen-Wand. Sie soll        war, dass die Schüler*innen einen Einblick in die Arbeit     Eine Aktion des Herta Reich BG/BRG Mürzzuschlag zum Mitmachen
    als Quelle der Inspiration und des Gedankenaustausches        mit Sound zu bewegten Bildern bekommen – von der
    innerhalb der Schulgemeinschaft dienen und andere dazu        Aufnahme, über kreative Strategien, Experimenten, bis
    ermutigen, sich noch einmal mit den eigenen Arbeiten          zum Schnitt und der Verbindung von Sound und Film.
    auseinanderzusetzen und sie eventuell zu präsentieren.            Alle Termine fanden in der Zeit des Distance Learnings   SCHÜLER*INNEN VON der ersten bis zur achten Klasse des      Ursprünglich kommt diese Idee aus England und ist nun in
    Die Ausstellung wird fortlaufend erweitert.                   statt – wir versuchten das Beste aus der aktuellen           Herta-Reich-Gymnasiums Mürzzuschlag haben im Religi-        Deutschland im schleswig-holsteinischen Lauenburg
        Auch künstlerische Werke der Kinder und Jugendlichen      Situation zu machen und arbeiteten intensiv via MS Teams     onsunterricht in den Wochen vor Ostern mehr als 1000        beheimatet. Dort entwickelte sich eine Initiative mit
    (Zeichnungen zum Thema Lesen, Playmobil-Standbilder,          oder Zoom.                                                   Steine mit Bildern bemalt, die sie mit dem Begriff „Hoff-   unterschiedlichen Facetten:
    Photoshop-Kunstwerke, one-minute-sculptures etc.)                 Begonnen wurde die Projektarbeit mittels Padlet zu       nung“ verbanden. Es gab Steine mit einem Kreuz, mit         • Zum einen verbinden sich Menschen, indem sie
    wurden zur Auflockerung und optischen Verschönerung           „inner and outer creative spaces“, das gleich großen         einem Anker, beliebt war das Motiv des Regenbogens, aber      gemeinsam Steine bemalen – diese Tätigkeit ist nicht
    inkludiert.                                                   Anklang fand. Nach diesem partizipativen Prozess aller       auch das Herz und viele andere Symbole und Zeichen der        besonders voraussetzungsreich, fast jeder kann
        Eine schöne Weiter-Entwicklung des Projekts: Einer        Schüler*innen ging es weiter mit einer inhaltlichen          Hoffnung waren zu sehen.                                      mitmachen.
    Schülerin gefiel die Ausstellung und sie entschied sich,      Vertiefung zu Klang und Musik, wozu Aram einigen Input           Die Steine sind als Ostersteine zu lebendigen Steinen   • Zum anderen verbinden sich auch unbekannte
    ihren Radiobeitrag dazu zu gestalten und die Kinder aus       gab. Auch die wichtigsten Websites und Audiosoftwares        geworden, indem sie im Mürztal auf Wegen, Plätzen, vor        Menschen, indem sie über die Steine miteinander
    der Tagesbetreuung lasen die Texte dazu kurzerhand ein.       wurden vorgestellt. Danach waren wieder die Schüler*innen    Kirchen, Ämtern, Geschäften und Wohnhäusern „ver-             kommunizieren und auf kunstvolle Weise Symbole
                                                                  an der Reihe und machten sich auf die Suche nach verfüg-     steckt“ wurden, damit sie gefunden und mitgenommen            oder Botschaften in die Welt bringen, die ihnen etwas
                                                                  barem „Sound Material“ und zogen los um unterschied-         werden und Freude bereiten.                                   bedeuten.
                                                                  liche Sounds aufzunehmen.                                        Viele Mürztaler*innen sind der Aufforderung nach-       • Den theologischen Hintergrund bildet die Erkenntnis,
                                                                      Daraufhin begeisterte Aram die Klasse mit den vielen     gekommen, ihren gefundenen Osterstein zu fotografieren        dass der Stein ein religiöses Symbol ist: Am Ostermorgen
                                                                  Möglichkeiten von Audiosoftwares. Er stellte einige          und uns ein Mail mit ihren Gedanken zur Frage „Was gibt       fanden die Frauen den weggerollten Stein und das leere
                                                                  Programme vor und zeigte, wie man tatsächlich mit so         uns Hoffnung?“ zu schicken.                                   Grab Jesu. Der Stein, der ein Zeichen der Ohnmacht war,
                                                                  einer Software arbeitet. Darauf fanden sich die Schüle-          Groß war unsere Freude über die vielen bunten Nach-       wird nun ein Zeichen der Hoffnung auf neues Leben.
                                                                  r*innen in ihren Gruppen in Konferenzräumen zusammen,        richten, die während der Karwoche als Osterüberraschung
                                                                  wo sie schon konkret mit ihren mitgebrachten Sounds          bei uns ankamen. Die Menschen brachten darin ihren          Brigitte Rinnhofer
                                                                  arbeiteten.                                                  Dank und die Freude über den Fund des Steines sowie ihre
                                                                                                                               Hoffnungsgedanken oft auf berührende und sehr persön-
                                                                  Mag. Philipp Huber                                           liche Art zum Ausdruck. In vielen Mails wurden auch die
                                                                                                                               Pandemie und das Frühlingserwachen der Natur angespro-
                                                                                                                               chen.
FORUM UNESCO-SCHULEN ÖSTERREICH - Futures of Education
10   SCHULEN DES BFI WIEN, WIEN 5                                                                                                                                           JBBZ – JÜDISCHES BERUFLICHES BILDUNGSZENTRUM, WIEN 20                   11

     #hiergeboren                                                                                                        Dokumentationsfilm: Das JBBZ in der Pandemie
     JA zur Einbürgerung hier geborener Kinder!

                                                                                                                               „Ich habe gesehen, wie stark sich unser Alltag           1. Genehmigung der Zeitperioden für Interviews
                                                                                                                               im Vergleich zu vor der Pandemie verändert hat.             und Aufnahmen
     DIE ÖSTERREICHISCHE Einbürgerungspolitik ist eine der          „Ich lebe seit meiner Geburt hier und könnte mir           Ich konnte beobachten, wie unglaublich mutig,            2. Aufnahmen am JBBZ
     restriktivsten in ganz Europa. Mehr als 220.000 Menschen       auch nicht vorstellen, in Serbien zu leben, da             kreativ und divers wir Menschen sein können,                (nur bei einem Präsenzunterricht möglich)
     sind hier geboren und besitzen keine österreichische Staats-   Österreich meine Heimat ist und ich mich einfach           wenn wir zusammenhalten. Unsere Existenz beruht          3. Interviews von Lehrlingen und Trainer*innen am Haus
     bürgerschaft. Betroffen von diesen unsozialen und aus-         wie eine Österreicherin fühle. Ich bin mit der             nun einmal auf Zusammenhalt.“                            4. Fortsetzung digital durchgeführter Interviews
     grenzenden Einwanderungshürden sind vor allem Kinder           österreichischen Kultur aufgewachsen […].                  Der Leiter des Projekts „Das JBBZ in der Pandemie“.
     und Jugendliche. Sie gelten dann oft bis ins Erwachsenen-      Ich bin mit Österreichern aufgewachsen, nicht                                                                       Zum Schluss meint der Projektleiter:
     alter als „Fremde“ im Staat, obwohl sie bereits seit der       mit Serben. Ich bin in österreichischen Schulen      Worum geht es?                                                 „Wir möchten zukünftigen Lehrlingen und Lehrenden
     Geburt hier leben. Dadurch werden sie massiv in ihren          zur Schule gegangen, nicht in serbischen.            Das Projekt, das von zwei Lehrlingsgruppen initiiert           zeigen, wie Ausbildung in einer Pandemie aussieht bzw.
     Rechten eingeschränkt und aktiv von der demokratischen         Und trotzdem bin ich keine Österreicherin laut       wurde, dient dazu, verschiedene Aspekte des Distance-          aussah, wie man mit schwierigen Situationen umgeht und
     Teilhabe an der Gesellschaft ausgeschlossen und in ihrer       dem Gesetz. Ich habe alle Kriterien erfüllt, um      Learning sowie daraus gewonnene Erfahrungen aus der            komplexe Probleme in den verschiedenen Lebensbereichen
     Integration zu ihrem Heimatland Österreich gehemmt.            eine Österreicherin zu sein. Außer eben, dass ich    Perspektive von Lehrlingen und Trainer*innen in einem          lösen kann. Meine Motivation, das Projekt zu starten, war
         Um dies aufzuzeigen startete SOS Mitmensch am              keine österreichische Staatsbürgerschaft habe.“      Dokumentationsfilm zu erfassen.                                es aufzuzeigen, dass man mit dem richtigen Mindset in
     26. Jänner 2021 im Zuge einer Pressekonferenz die erste        Mirjana Milenkovic                                                                                                  eine bessere Zukunft starten kann.“
     große Einbürgerungskampagne. Viele Schüler*innen unserer                                                            Was ist bisher geschehen?
     Schule sind von dieser massiven Ungleichbehandlung             „In Österreich bin ich geboren und aufgewachsen      Gestartet hat das Projekt im Oktober 2020. Gleich zu           Wir freuen uns auf das Ergebnis!
     betroffen. Merime Merlaku und Mirjana Milenkovic konnten       und möchte in Zukunft weiterhin hier leben, weil     Beginn wurden ein Zeitplan mit konkreten Zielen erstellt
     ihre sehr starken, berührenden Statements bei dieser           Österreich, trotz meines albanischen Migrations-     sowie die Zeitperioden, an denen gefilmt werden könnte,
     Pressekonferenz abgegeben. Es kostet sehr viel Courage         hintergrundes, meine Heimat ist und ich mich hier    festgesetzt. Ebenso wurden erste Testinterviews organi-
     sich vor die Öffentlichkeit zu stellen und auf diese unfaire   wohl fühle. Jedoch habe ich leider bis jetzt immer   siert und digital durchgeführt.
     Nicht-Einbürgerungspraxis aufmerksam zu machen.                noch nicht die österreichische Staatsbürgerschaft
                                                                    bekommen […]. Somit bin ich […] automatisch vom      Was bleibt noch zu tun?
                                                                    Wahlrecht und der österreichischen Demokratie        Aufgrund der vielen coronabedingten Pausen des Präsenz-
                                                                    ausgeschlossen, obwohl ich […] seit über 18 Jahren   unterrichts gab es keine ganz so schnellen Fortschritte,
                                                                    hier lebe.“                                          wie sie geplant waren und so steht noch einiges an und
                                                                    Merime Merlaku                                       aus:

                                                                    Mag.a Ulrike Spuller
FORUM UNESCO-SCHULEN ÖSTERREICH - Futures of Education
12   HLW HORN / NIEDERÖSTERREICH                                                                                                                   MS LASSNITZHÖHE / STEIERMARK                                                   13

                                                                                                                                                                                                   Fotos: W. Elisabeth Schmickl
     Spendenaktion für das St. Anna Kinderspital                  BREATHE - Luft holen im [Wood of Fame]
                                                                  „A Headphone Theatre“ - Im Rahmen der International UNESCO ARTS Education WEEK 2021
                                                                  im Kunsthaus Graz
     DIE PANDEMIEBEDINGT sehr schwierige Situation brachte es
     auch mit sich, dass die traditionelle Benefizveranstaltung
     der 3. Fachschule in diesem Jahr abgesagt werden musste.
     Die Schüler*innen haben sich gemeinsam mit ihrer Klas-
     senvorständin Barbara Riemer-Frühauf eine Alternative        Gestaltung von Bildungsprozessen – analog & digital.          Drehbuch zum „Headphone Theatre“!
     einfallen lassen.                                            Die Mittelschule Laßnitzhöhe ist ÖKOLOG und UNESCO-Schule.    Im Englischunterricht (auch in Form von Video Chats –
         In der Wirtschaftswerkstatt, der kreativen Gastronomie   Eine künstlerische sowie digitale Umsetzung dient dazu, die   im Distance Learning!) bietet sich die Chance einer selbst-
     und auch in der freien Zeit stellten die Schüler*innen       Herzensbildung mittels partizipativer Lehr- und Lernformen    ständigen Auseinandersetzung und Gestaltung von Audio
     Liköre, Sirupe und Gelees her, verpackten diese dann nett    zu fördern und emotionale Betroffenheit zu erzeugen.          Files in Kooperation mit Radio Helsinki.
     und versahen die fertigen Produkte mit Etiketten und         If not us! WHO? If not here! WHERE? If not now! WHEN?             On the Red Carpet: Das Drama & Dance Ensemble präsen-
     einem selber kreierten Logo. Im Rahmen einer Spenden-                                                                      tiert in Form einer szenischen Interpretation. Beim Betrachten
     aktion vor den Osterferien wurden diese Spezialitäten        Der ÖKOLOG-Tag am 11.11.2020 als Kick Off Meeting:            der 11 überdimensionalen Pappfiguren, jede mit QR Code
     dann an Mitschüler*innen der HLW und FW, Lehrer*innen        WALDBADEN: der Schul-Wald wird zur Wellnessoase               bzw. einer Botschaft, sind Stimmen der 4B English Class
     und das Personal verkauft.                                   • die angenehme Atmosphäre genießen – die Heilkraft           über „Headphones“ zu hören. (binaurale Aufnahme)
         Der Reingewinn von 900 Euro wurde der St.Anna              der Bäume spüren und ATMEN!                                     Auftritt der Kunst-Figuren im Rahmen der International
     Kinderkrebsforschung übergeben.                              • „Szenen im Wald“ – Climate Change, ...                      UNESCO Arts Education Week (28. Mai 2021), anlässlich
                                                                  • Weckruf an die Menschheit: There’s NO planet B!             Lendwirbel Graz und im Schulwald im Mai/ Juni 2021. Am
     Mag.a Irene Hofbauer                                           Was können wir tun? Jetzt aber ALLE.                        Tag der Sprachen, 26. September 2021 sind die Pappfiguren
                                                                  • Eine Klima-Lesung im Schulwald. – ÖKOLOG Urkunde            ein weiteres Mal im öffentlichen Raum zu sehen/ihre Bot-
                                                                    und ÖKOLOG Box mit biofairen Schokoladen vom 		             schaften zu hören.
                                                                    Umweltbildungszentrum (UBZ) im Mittelpunkt des                  Dieses Projekt ermöglicht, die Entwicklung von flexiblem
                                                                    Geschehens.                                                 Denken und die Trennung von Lernen und praktischem
                                                                                                                                Handeln zu überwinden - respektvoll, emotional! Wesent-
                                                                                                                                lich dabei ist es, sich als Teil der Welt zu erfahren und
                                                                                                                                Handlungsspielräume zu nutzen, damit wir dem Ziel einer
                                                                                                                                lebenswerten und menschenwürdigen Zukunft näherkommen.

                                                                                                                                Drama & Dance Ensemble 1A - Künstler*innen/Tänzer*innen und
                                                                                                                                Schüler*innen der 4B Klasse – Sprecher*innen
                                                                                                                                Eva Scheibelhofer-Schroll – Idee, Konzeption, Regie, Dramaturgie
                                                                                                                                Radio Helsinki Walther Moser – Schnitt und Technik
                                                                                                                                Ein Kooperationsprojekt im Rahmen von culture connected
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14   PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE STEIERMARK, GRAZ                                                                                                                                                                       RUDOLF-STEINER-SCHULE, SALZBURG                  15

                                                                                                                                                                                                                                                       Foto: Heine
                                                                                                                                 Waldorfcampus Salzburg                                        Fremdkörpervorstellung

                                                                                                                                 Unterricht auf neuen Wegen im Corona-Jahr

                                                                                                                                 Philosophie – eine Epoche / 12. Schulstufe                          Sortieren lernen und die Klarheit in der Sprache zu entde-
                                                                                                                                 Philosophie wird in der Waldorfschule in Epochen gegeben,           cken stand im theoretischen Zentrum der Arbeit.
                                                                                                                                 drei Wochen täglich morgens eine Doppelstunde. Die täglich              Wir hatten die Gelegenheit, den Diskurs zu üben, um
                                                                                                                                 sich wiederholende Fokussierung auf ein Fach ermöglicht             von „Weil ich denke, habe ich recht!“ – wie es in den
                                                                                                                                 projektmäßiges Arbeiten und viel Eigentätigkeit der                 Kindern am Übergang zur Jugend oft spürbar ist – in ein
                                                                                                                                 Schüler*innen und hat sich gerade für den Online-Unter-             „Weil ich mich austauschen kann, finde ich, was richtig
                                                                                                                                 richt mit MS Teams besonders bewährt.                               ist!“ zu wachsen.
                                                                                                                                     Es war sehr schön zu erleben, dass die Schüler*innen in             Wir hatten die Gelegenheit, die verschiedenen Ansichten
                                                                                                                                 der Waldorfschule gelernt haben, selbstständig zu arbeiten.         und Lebenskonzepte, die sich in dieser Zeit scheinbar
     Locked in Art                                                                                                               Die anspruchsvollen Aufgaben führten sie zuverlässig und            ausschlossen, miteinander abzuwägen und für jeden die
                                                                                                                                 je nach Persönlichkeit in vielfältigen unterschiedlichen            bestmögliche Bewältigung der Situation zu finden. Wo ist
     Ausstellung an der PH Steiermark, Hochschulgalerie, 5. März 2021 – 5. Oktober 2021                                          Formen aus. Die Schwerpunktthemen erarbeiteten sie                  meine Freiheit? Wo endet sie? Wie finden wir einen gemein-
                                                                                                                                 gründlich, manche der Essays waren von herausragender               samen Weg?
                                                                                                                                 gedanklicher Qualität.                                                   In der Praxis entwickelten wir sehr viel Fantasie,
                                                                                                                                     Neben dieser zuhause geleisteten eigenständigen Arbeit          einerseits mit einem Brief an unser zukünftiges Ich, dann
     Die Schließtage im Bereich Kunst und Kultur durch den             In den Werken der 17 Künstler*innen lassen sich           gab es immer wieder Höhepunkte im Online-Unterricht, da             mit dem Future Game 2050 und mit einer dazugehörigen
     wiederholten Lock-Down lassen sich nicht mehr zählen,         unterschiedliche Zugangsweisen und (bild)sprachliche          einige Schüler*innen ihre Schwerpunktthemen mit Power-              Fantasiegeschichte. Den Aufbau solcher Erzählungen klar
     ebenso wenig sind die Tage zu beziffern, seit an der          Ausdrücke finden: Von zarter grafischer Bearbeitung, über     point graphisch, inhaltlich und sprachlich außergewöhn-             zu spüren, einen Spannungsbogen zu entwickeln und die
     Pädagogischen Hochschule wie an allen österreichischen        abstrakte Antworten in Form von Malerei bis hin zu Skulp-     lich gut präsentierten. Bei den Präsentationen waren die            Geschichte nicht zu kurz, nicht zu lang zu entwickeln,
     Universitäten fast ausschließlich im Distance Learning mit    tur und Performance reicht die Bandbreite. Dabei zeigen       Zuhörer*innen daher ganz bei der Sache, was sich auch in            stand im Zentrum dieser Arbeit.
     digitalen Geräten gearbeitet wird.                            sich gegenständliche Darstellungen neben Utopisch-Phan-       den daran anschließenden vertiefenden Gesprächen zeigte.                Biographiearbeit war dazu gedacht, immer wieder die
         Dieser Herausforderung stellt sich die Hochschulgalerie   tasievollem und surreale Fotografien neben dem Bronze-            Die Ergebnissicherung wurde in Tests als Quiz über MS           Menschen ins Zentrum zu holen - Individuen und ihr
     in Form einer Ausstellung, die unter den Rahmenbedin-         guss.                                                         Teams organisiert. Dabei wiesen die meisten Schüler*innen           Lebensweg waren in vielen anderen Epochen Thema. Auch
     gungen der erzwungenen Distanz und Isolation entstand             Als anregendes Lebenszeichen der weggesperrten            unerwartet gute Kenntnisse nach.                                    die eigene, zukünftige und vergangene Biographie zu
     und die die Einschränkungen des Lebens auf den Privatbe-      Kunst und Kunstschaffenden wird die Ausstellung, kura-            Für mich als Lehrer war es meine erste Online-Epoche            erspüren wurde in diesem Zusammenhang thematisiert.
     reich thematisiert. Die Ausstellung „Locked in Art“ ist ein   tiert von HS-Prof.in Mag.a DIin Dr.in Marion Starzacher und   und ich musste mich erst technisch in MS Teams einarbeiten.             Gerade in diesem Jahr war es sehr wichtig, den Diskurs
     gesellschaftspolitisches Statement zur Situation von          Mag. Albert Ecker, noch bis Oktober 2021 zu sehen sein.       Dass die Epoche unter den schwierigen Bedingungen so                und die Debatte zu üben, und sich mit den sogenannten
     Künstler*innen in der COVID-Pandemie, steht aber symbo-       Vereinzelt kommen bereits die Lehrenden und Studieren-        außergewöhnlich gut gelungen ist, war für mich eine                 „neuen Medien“ auseinander zu setzen. Dazu hatten wir
     lisch auch für die Situation der ausgesperrten Studieren-     den wieder in die leeren Gänge der Universitäten und          beglückende Erfahrung.                                              online Debatten, was sehr schwierig für uns alle war und
     den und Lehrenden. Die Werke veranschaulichen, wie            staunen darüber, dass in den letzten Monaten vieles gleich                                                                        wir hatten auch einen Gast bei uns - Holger Volland,
     Kunst mit den Einschränkungen des Lockdowns umgehen           geblieben ist und manches sich doch aktiv-produktiv neu-      Deutsch / 7.Schulstufe                                              gefragter Vortragsredner und Buchautor zu den Themen
     und diesen bildhaft verarbeiten kann. Die Arbeiten wer-       gestaltet mit den geänderten Rahmenbedingungen prä-           Die eigenartigen, unberechenbaren Schulschließungen                 Digitalisierung und Kreative künstliche Intelligenz.
     den als Zeugnis, manifestes Zeichen, Statement und Pro-       sentieren kann.                                               machten Neues nötig.
     test gegen den viralen Notstand in der Hochschulgalerie           Weitere Informationen dazu unter                              Das Motiv des heurigen Schuljahres „Entdeckung von              Mag. Michael Walter
     ausgestellt und in Form einer virtuellen Präsentation vor-    https://hochschulgalerie.phst.at/ausstellungen/ongoing/       Neuland“ mussten wir aufgrund der Situation der Welt
     gestellt. Neben der erzwungenen Einsamkeit wird inhalt-                                                                     heuer erweitert interpretieren. Oftmals konnten wir uns
     lich in vielen Werken das Spannungsverhältnis zwischen        Prof.in Dr.in Monika Gigerl                                   nicht sehen, und mussten die Technologie zu Hilfe holen.
     Mensch, Umwelt und Technik beleuchtet.
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16   STIFTSGYMNASIUM MELK / NIEDERÖSTERREICH                                                                                                                                                     GRG 12 ROSASGASSE, WIEN 12   17

                                                                                                                                   Future for Education

                                                                                                                                   „FLASH – Cooking“, „Nachhaltig leben und der Umwelt
                                                                                                                                   guttun: So einfach geht’s!“, „Süß & Salzig – Kulinarisch um
                                                                                                                                   die Welt“ – so einige Titel von Projekten der AP-Gruppe
                                                                                                                                   der 7.Klassen. Insgesamt 14 Schüler*innen führten je ein
                                                                                                                                   individuell ausgewähltes Projekt durch. Von Workshops
                                                                                                                                   und Lernzettel über eine kurze Doku und Kulinarisches war
                                                                                                                                   alles dabei.
                                                                                                                                       Von der berühmten „Corona-Bildungslücke“ war in
                                                                                                                                   der Rosasgasse keine Spur. Ein Schüler organisierte einen
                                                                                                                                   Workshop, in dem er Jüngeren den Umgang mit Power-
                                                                                                                                   point lehrte.
                                                                                                                                       Des Weiteren wurde ein Logiktunier veranstaltet, wobei
                                                                                                                                   die Unterstufen Schüler*innen ihre geistigen Fähigkeiten
                                                                                                                                   unter Beweis stellen konnten.
                                                                                                                                       In einem spannenden Video über Nachhaltigkeit erzählt
                                                                                                                                   eine ambitionierte Schülerin über alternative Verpackun-
                                                                                                                                   gen und erklärt, wie wir umweltfreundlicher leben kön-
                                                                                                                                   nen.
                                                                                                                                       Zur optimalen Vorbereitung auf Schularbeiten und Tests
     Im Lockdown …                                                                                                                 schrieb eine Schülerin für mehrere Fächer zu zahlreichen
                                                                                                                                   Themen Lernzettel, um Lernenden den Schreibkampf vor
     Schüler*innen des Stiftsgymnasiums Melk erzählen                                                                              Prüfungen zu ersparen.
                                                                                                                                       Um eine übersichtliche Organisation zu ermöglichen,
     Ein Oral-History-Interviewprojekt der Geschichte-Wahlmodulgruppe am STG Melk                                                  erstellte eine Siebtklässlerin Vorlagen von ToDo Listen,
                                                                                                                                   Wochenplanern & Co, die jeder/e herunterladen und indi-
                                                                                                                                   viduell ausfüllen kann.
                                                                                                                                       Zwei sehr ähnliche Projekte widmen sich der Kulinarik.
     • Familienfeste wie Ostern oder Weihnachten                        Schüler*innen aus allen Klassen – von den Erstkläss-       Eine Schülerin präsentiert in einem Koch- und Backblog
       per Videokonferenz.                                          ler*innen bis zu den Maturant*innen – waren eingeladen,        einfache Rezepte mit wenig Zutaten, die blitzschnell nach-
     • Schulschikurse und Sprachwochen … heuer leider nicht.        über ihre Erfahrungen in den ersten beiden Lockdowns in        gemacht sind. Das zweite Projekt dreht sich um geschicht-
     • Unterrichtsstunden in der Schule mit Maske oder online       ihrem Privat- und Schulleben zu erzählen. In Einzelinter-      liche Hintergründe von internationalen Gerichten und
       über den Computer.                                           views, die – natürlich nur mit Einverständniserklärung –       deren Zubereitung.
                                                                    aufgezeichnet wurden, erfuhren die Interviewenden bei-             Die Vielfältigkeit dieser Projekte zeigt, dass sich
     Unser aller Leben wurde in der Pandemie auf den Kopf           spielsweise, wie ihre Mitschüler*innen mit dem Distance        Jugendliche durch eine Pandemie in ihrer Kreativität nicht
     gestellt. Eine Gruppe besonders interessierter Schüler*innen   Learning umgingen, wie plötzlich ihre Freizeit auf den         einschränken lassen und ihren Ideenhorizont durch diese
     hat sich diesem Stück gelebter Zeitgeschichte gewidmet.        Kopf gestellt worden war, weil Treffen mit Freunden nicht      Umstände sogar noch erweitern können. Denn Erziehung
         Oral History bedeutet „erzählte Geschichte“. Es ist eine   erlaubt waren und weil das Fußballtraining verboten war.       bedeutet nicht nur klassischen Schulstoff durchzunehmen,
     Methode der Geschichtswissenschaft, bei der Zeitzeug*innen         Sie erzählten, wie sie plötzlich viel mehr Zeit zu Hause   sondern auch, sich Hindernissen und Problemen zu stellen
     zu bestimmten Ereignissen befragt und von den Inter-           mit ihren Eltern und Geschwistern verbrachten, Brett-          und dadurch neue Erfahrungen zu sammeln.
     viewenden möglichst wenig beeinflusst werden sollen.           spiele plötzlich wieder angesagt waren, sie miteinander
         Im Corona-Wintersemester 2021 waren persönliche            wanderten und plauderten und einander bisweilen auch           Helen Kerstin Baron & Pia Christina Schmidt;
     Interviews allerdings zunächst nur erschwert, dann auf-        viel näher kamen.                                              Schülerinnen der 7a
     grund der sich verschärfenden Infektionslage unmöglich.            Das und vieles mehr verpackte die Wahlmodulgruppe
     Die Wahlmodulgruppe machte aus der Not eine Tugend             in einen halbstündigen Film, der über folgenden Link
     und führten ein Interviewprojekt über das mittlerweile         angesehen werden kann: https://youtu.be/bTWfFbfqIOo
     zum Alltag gewordene Tool von Microsoft Teams durch.
                                                                    Mag.a Doris Sommer
18   REFORMPÄDAGOGISCHE VOLKSSCHULE KARL LÖWE GASSE, WIEN 12                                                                                                                              VS ENZERSDORF-MARGARETHEN / NIEDERÖSTERREICH                      19

                                                                                                                              Earth Hour                                                               Insektenhotel

     Naturnaher Schulhof                                                                                                      Umweltbotschafter unterwegs!
     Ein Prozess der Neugestaltung

                                                                                                                              BEI DER PLANUNG im Vorjahr ahnten wir schon, dass uns               Ganz besondere Momente entstanden, als diese Über-
                                                                                                                              die Begleiterscheinungen dieser Pandemie doch etwas             legungen dann laut wurden und es zu richtigen philoso-
     MIT DER UMGESTALTUNG zur naturfreundlichen Umgebung          und Brombeersträuchern wird den Gaumen der Schüle-          länger heimsuchen würden und versuchten deshalb ein             phischen Gesprächen kam. Jede Woche gab es im Logbuch
     und Bewirtschaftung der Hochbeete in unserem Schulhof        r*innen verwöhnen. Mittels mobiler „Kistengärten“ für       Jahresthema zu finden, das wir in der Schule und auch           nämlich eine ganz besondere „Wochen-Challenge“, wie
     möchte das Pädagog*innen-Team der Volksschule Karl           kleinere Nutzpflanzen ist die punktuelle Auseinander-       zuhause gut bearbeiten könnten. So waren alle Mitglieder        z.B. „Ich motiviere viele Leute bei der „Earth Hour“ mit-
     Löwe Gasse in einem partizipativen Prozess mit den           setzung mit thematischen Inhalten auch in den Räumen        der Schulschiff-Besatzung Enzersdorf-Margarethen mit            zumachen“. Bei dieser Aufgabenstellung kamen unsere
     Schüler*innen den Schulhof zu neuem Leben erwecken.          der Klassen möglich.                                        Feuer und Flamme dabei, als die „Umweltbotschafter              Umweltbotschafter auf die Idee in der Gemeindezeitung
     Als reformpädagogischer Schulstandort sehen wir uns dem        Der sensible Umgang mit selbst angebauten Lebens-         unterwegs“ mit ihrem Jahres-Logbuch im September mit            Kinderbriefe als Appell an die Erwachsenen zu veröffent-
     Leitprinzip „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ verpflichtet.   mitteln wirkt sich nachhaltig auf das Konsumverhalten der   dem Schulschiff lossegelten. Wir Erwachsene hatten uns          lichen und an jeden Haushalt zu schicken. Viel mehr Leute
     Die Förderung von Kompetenzen erfolgt durch einen            Heranwachsenden aus. Die Kinder lernen auf diesem Weg,      als Wegbegleiterinnen dabei das Ziel gesetzt, Vorbild zu        als sonst haben deshalb bei der Earth Hour mitgemacht,
     ganzheitlichen Zugang.                                       sorgfältig mit Lebensmitteln umzugehen und gesunde          sein, zu unterstützen und anzuleiten, damit unsere Kinder       da die Kinder ankündigten, sogar Kontrollspaziergänge zu
       Bezugnehmend auf unser Projekt des „Naturnahen             Ernährung wertzuschätzen. So wächst das Bewusstsein         zu kritischen, bewussten und selbstständigen Welt-              machen!
     Schulhofes“ werden die Bereiche gesunde Ernährung,           dafür, wie massiv sich unsere Ernährungsweise auf die       bürger*innen heranwachsen. Sie sollen ihre Umwelt                   Unsere Herausforderungen waren so gewählt, dass man
     Sozialkompetenz, Umweltschutz, ökologische Zusammen-         Umwelt auswirkt.                                            schätzen und schützen und über globale Ereignisse und           sie sowohl in der Schule, als auch beim „Distance Learning“
     hänge und Nachhaltigkeit fokussiert. Unser Schulgarten         Die Leitung des Projektes liegt in den Händen von         Entwicklungen in adäquatem, kindgerechtem Ausmaß                zuhause machen konnte, wie z.B. unser Insektenhotel.
     schafft in diesem Kontext für alle Akteur*innen eine         Kollegin Marion Janisch-Leitgeb. Bedingt durch die Pande-   informiert sein. Wir sind fest davon überzeugt, dass            Jeder durfte entscheiden, ob er/sie diese Ich-Botschaften
     Erfahrungswelt, welche in der Großstadt Wien keine           mie kann der Start der Projektrealisierung frühestens im                                                                    annehmen wollte. Gekoppelt war jede Challenge auch mit
     Selbstverständlichkeit darstellt und die den Unterricht      Juni 2021 erfolgen.                                         „viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine   einer Sachinformation, die man jede Woche im Logbuch
     fächerübergreifend, anschaulich und sinnvoll ergänzt.                                                                    Dinge tun, das Gesicht der Welt verändern können“.              nachlesen konnte, damit sich den Kindern und Eltern
     Die Schüler*innen entwickeln soziale, motorische und                                                                                                                                     auch der Hintergrund dazu erschloss. Und der Erfolg gab
     psychomotorische Kompetenzen. Durch das Gärtnern                                                                         Und genau darauf wollten wir heuer hinaus! Wir können           uns Recht! Miteinander leben wir jetzt deutlich umwelt-
     kommt es zu einer Stärkung des Selbstwertgefühls und                                                                     etwas bewegen! Wir können etwas verändern! Auf uns              bewusster als noch vor einem Jahr.
     Forschertriebs. Die Zielsetzungen der Pädagogik und der                                                                  kommt es an!                                                        Dabei versuchen wir, mit den Kindern die Lern-, Spiel-
     Umwelterziehung gehen Hand in Hand und tragen                                                                                                                                            und Homeschoolingzeiten so unbelastet und eindrucksvoll
     wesentlich zur Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden                                                                                                                                  wie möglich zu erleben. Es ist uns wichtig, weiterhin eine
     bei. Ein Teilbereich der bestehenden Hecke wird durch                                                                                                                                    Schule zum Wohlfühlen und Lernen zu sein, in der jede/r
     vogel- und insektenfreundliche Sträucher ersetzt, da die                                                                                                                                 Einzelne sich weiterentwickelt. Und das ist auch in einer
     vorhandenen Forsythien Hybride sind und keinen Wert für                                                                                                                                  Pandemie möglich!
     Insekten darstellen. In einem kleinen Areal des Schulhofes
     soll eine Blumenwiese angesät werden. Kräuter, Wurzel-,
     Frucht- und Blattgemüse werden das Erscheinungsbild der
     Hochbeete prägen. Ein kleiner Naschgarten mit Himbeer-
20                                                                      PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE KÄRNTEN                                                                                                                                                                    JOSEPH HAYDN REALGYMNASIUM, WIEN 5   21
     Foto: Pädagogische Hochschule Kärnten - Viktor Frankl Hochschule

                                                                        Erinnerungskultur im Unterricht                                                                                                       Haydngym –
                                                                        Weshalb und Wie?                                                                                                                      Nachhaltigkeitslandschaft

                                                                        DER NATIONALSOZIALISMUS und Zweite Weltkrieg werden            hausen Komitee oder erinnern.at vermitteln zumeist                     GREENWASHING, Wegwerfgesellschaft, Recycling oder
                                                                        auch gegenwärtig im Unterricht behandelt. Doch für sehr        kostenlose oder günstige „Guides“. Der Widerstand gegen                Unternehmensverantwortung sind Schlagworte, die eng
                                                                        viele Jugendliche scheinen sie nur noch vergangene             den Nationalsozialismus oder das Leid von Minderheiten                 mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ zusammenhängen.
                                                                        Themen unter vielen zu sein – ein abgeschlossenes Kapitel      im NS-System sind ebenfalls Themen, die – wie auch                     Für das diesjährige UNESCO-Schulprojekt wurde gemeinsam
                                                                        der Zeitgeschichte, genau wie viele andere.                    bspw. Flucht damals und heute – sehr gut Anknüpfungs-                  mit den Klassen 3A, 3C, 5C und 6B eine „Nachhaltigkeits-
                                                                            Dabei birgt die Erinnerungskultur gerade heute, bald       punkte in die Gegenwart bieten. Auf dass Ähnliches nie                 landschaft“ entwickelt.
                                                                        80 Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation der             wieder geschehe.                                                           Die Schüler*innen arbeiteten mit großem Engagement
                                                                        Nationalsozialist*innen, vielfältiges Potential um bspw.                                                                              zusammen und setzten sich hierbei mit dem Thema
                                                                        Menschenrechte, Demokratieverständnis, Vielfalt und            Empfohlene Literatur:                                                  Sustainability auseinander. Es wurden verschiedenste
                                                                        Heterogenität in einer Gesellschaft, Mehrheiten- und           Wutti, D., Danglmaier, N. & Hartmann, E. (Hg./Izd.) (2020):            (Fach-)Begriffe gesammelt, geordnet, recherchiert,
                                                                        Minderheitenverhältnisse und Multi- bzw. Transkultura-         Erinnerungskulturen im Grenzraum – Spominske kulture na                definiert und bewertet. Die Schüler*innen beschäftigten
                                                                        lität zu bearbeiten.                                           obmejnem območju. Klagenfurt/Celovec: Mohorjeva/Hermagoras,           sich außerdem damit, welche Rolle und Verantwortung
                                                                                                                                       online verfügbar unter: https://doi.org/10.5281/zenodo.4013404
                                                                            Zwei jüngere Studien an der Pädagogischen Hochschule                                                                              sie selbst, aber auch die Schule, Gesellschaft und Politik
                                                                        Kärnten (2020) und der Alpen-Adria-Universität Klagen-         Danglmaier, N., Hudelist, A., Wakounig, S. & Wutti, D. (Hg.) (2017):   spielen. Anschließend wurde das gesammelte Material
                                                                        furt (2017) zeigten, dass sich gegenwärtige Jugendliche        Erinnerungsgemeinschaften in Kärnten/Koroška. Eine empirische          nach verschiedenen Themen in Form einer word cloud
                                                                                                                                       Studie über gegenwärtige Auseinandersetzungen mit dem
                                                                        besonders für die Erinnerungskultur interessieren (lassen),    Nationalsozialismus in Schule und Gesellschaft. Klagenfurt/
                                                                                                                                                                                                              graphisch dargestellt. Zur Visualisierung des Projekts
                                                                        wenn Spuren des Nationalsozialismus „vor Ort“, d.h. etwa       Celovec: Mohorjeva/Hermagoras, online verfügbar unter:                 wurde in der Schule ein großes Plakat aufgehängt.
                                                                        im unmittelbaren Umfeld des Heimatorts oder der Schule         https://doi.org/10.48415/2020/isbn.978-3-7086-0955-3                       Weitere Schüler*innen und Klassen hatten ebenfalls
                                                                        in Projektgruppen „erforscht“ werden können oder die                                                                                  die Möglichkeit, sich auf dem Plakat zu verewigen und ihre
                                                                        jungen Menschen auch selbst in ihrer eigenen Familien-         Dr. Daniel Wutti                                                       eigenen Schlagworte, Fragen und Ideen aufzuschreiben.
                                                                        geschichte diesbezüglich nachforschen können (Täter-/                                                                                     Eine Schülerin fasste das Projekt folgendermaßen
                                                                        Mitläufer- und Opfergeschichten sowie jegliches „Dazwi-                                                                               zusammen: „Es geht darum, die Welt der nächsten Gene-
                                                                        schen“ und „sowohl – als auch“). Lehrer*innen nehmen                                                                                  ration ohne schlechtes Gewissen zu hinterlassen.“
                                                                        dabei eher die Rolle von Begleiter*innen und (sich zurück-
                                                                        haltenden) Expert*innen ein und diesbezüglicher Unter-                                                                                Mag.a Katarzyna Huzar & Mag. Martin Sigmund
                                                                        richt ist gewiss nicht nur im Geschichtsunterricht sinnvoll,
                                                                        sondern sollte „interdisziplinär“ angelegt werden. So sind
                                                                        bspw. ehemalige Außenlager des KZ Mauthausen in den
                                                                        Bundesländern mit vergleichsweise geringem Aufwand
                                                                        von Schulgruppen besuchbar und Vereine wie das Maut-
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