WUK INFO-INTERN Der Clown Peter Spindler Die Architektin Schütte-Lihotzky Hommage an Stephan Ortbauer WUK retten mit Schmafu

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WUK INFO-INTERN
     Nummer 3/2019
                     Der Clown Peter Spindler
         Juni

                     Die Architektin Schütte-Lihotzky
                     Hommage an Stephan Ortbauer
                     WUK retten mit Schmafu

1                                       WUK-INFO-INTERN 1/07 März
INHALT                                                                                                               EDITORIAL
                                                                                                                      Liebe LeserInnen!

                                                                                                                      T
  Clown, Theatermacher, Pädagoge – Peter Spindler | Jürgen Plank ................. 3
                                                                                                                              urbulente Zeiten erleben wir in-
  Der fliegende Teppich. Bleib in Wien | Eva Schneidhofer, Laleh Monsef ........ 6                                            nerhalb und außerhalb des Hau-
                                                                                                                              ses. Immer noch ist die Sicherung
  Für Antisemitismus darf im WUK kein Platz sein | Patricia Hladschik ......... 8
                                                                                                                      des Gebäudes DAS Thema, zahlreiche
  Nicht im WUK – Hanin Zoabi im Aktionsradius | Uschi Schreiber .............. 9                                      Benefizveranstaltungen brachten und
                                                                                                                      bringen Geld – von „We jammin“, das
  „Ich habe dieses Haus gebaut“ – Schütte-Lihotzky-Raum | Philipp Leeb ...... 12
                                                                                                                      die BreakdancerInnen des ttp zugunsten
  Propeller – Kunststudierende in Österreichogalerie Wien | Fotogalerie ......... 14                                  des Hauses veranstalteten, bis über
                                                                                                                      „WUK retten mit House und Techno“
  WUK retten mit dem Club Schmafu | Dieter Breitwieser-Ebster ................. 17
                                                                                                                      und das noch bevorstehende „WUK ret-
  Wie eine Insel – Hommage an Stephan Ortbauer | Elisabeth Klocker .......... 18                                      ten. Das Benefinzkonzert“ anlässlich mei-
                                                                                                                      nes Geburtstags :-), und ab Herbst soll
  Eine besondere Preisverleihung | Philipp Leeb ............................................ 22
                                                                                                                      auch wieder gecrowdfundet werden.
  WUK-GV am 17. November | Einladung des Vorstands.............................. 25                                     Im Haus selber wird über alles Mögli-
                                                                                                                      che heftig diskutiert. Manche mögen mit
                                                                                                                      den Ergebnissen nicht immer zufrieden
  Immerda                                                                                                             sein, aber da sehen wir wieder mal, dass
                                                                                                                      es auch im WUK zu bestimmten The-
                                                                                                                      men ganz schöne Kontroversen gibt. Die
  Unter uns über uns | Claudia Gerhartl ...................................................... 24                     Welt ist halt nicht entweder schwarz oder
  WUK-Forum am 1.4. und 6.5. | Rudi Bachmann ..................................... 26                                 weiß, sondern weist auch noch einen
                                                                                                                      Haufen Zwischentöne auf, die nicht im-
  WUK-Radio ............................................................................................. 26          mer ganz einfach auseinanderzudröseln
  Termine, Ankündigungen .......................................................................... 27                sind. Ich finde das spannend. Aber ich
                                                                                                                      bin ja auch nicht bei den nervenaufrei-
  Topics ....................................................................................................... 28   benden Diskussionen dabei.
                                                                                                                        Ich hab andere Sorgen. Zum Beispiel
                                                                                                                      das Wetter. Ich war heuer noch kein ein-
                                                                                                                      ziges Mal im Gänsehäufel!
                                                                                                                        Aber: Der Sommer kommt bestimmt!
                                                                                                                      Und bis dahin vertreiben wir uns die Zeit
  Titelblatt: Die Werkstatt von Stephan Ortbauer.                                                                     mit dem Festival der Nationen in Hirsch-
  Foto: Elisabeth Klocker. Siehe Seite 18
                                                                                                                      stetten bzw. beim Ute Bock Cup auf dem
                                                                                                                      Sportclubplatz im 17. Bezirk, beide Ver-
 Beiträge, Ankündigungen: Mit E-Mail (Text- und Bild-Dateien als Bei-                                                 anstaltungen am 9. Juni, der Europride
 lage) an infointern@wuk.at. Auf CD, Stick oder Papier ins Info-Intern-                                               am 15. Juni auf dem Rathausplatz und
 Postfach im Informationsbüro. Bitte unbedingt Name und Kontaktmög-                                                   dem Festival des politischen Liedes von
 lichkeiten angeben.                                                                                                  21. bis 23. Juni im Europacamp am At-
 Gestaltung: Titel und Zwischenüberschriften sollen maximal 30 Zeichen                                                tersee. Ob wir donnerstags noch mar-
 haben. Fotos, Zeichnungen und Grafiken immer mit Angabe der/des                                                      schieren wollen/sollen/werden, werden
 KünstlerIn. Keine Absatz-Formatierungen (nur Fließtext), keine Tabellen                                              wir sehen.
 und keine Formatvorlagen (außer Absatz-Standardschriftart und Standard).                                               Derzeit schaut`s aber fast so aus, als
 Nächster Redaktionsschluss: Freitag, 20. September, 17:00 Uhr                                                        könnten wir neue Pläne schmieden!
 Juni-Ausgabe: Am Freitag, 3. Oktober, im Haus
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Impressum: WUK-INFO-INTERN. Informations- und Diskussionsorgan. Medieninhaber, Herausgeber: WUK – Verein zur
Schaffung offener Kultur- und Werkstättenhäuser, 1090 Wien, Währinger Straße 59 (48° 13‘ 23“ N, 16° 21‘ 04“ O). Redak-
tion: Claudia Gerhartl, Philipp Leeb, Rudi Bachmann. Gestaltung/Layout: Computer Graphics Assoc. Druck: Robitschek,
Wien. GV-Beschlüsse vom 24.6.1992: 1. Einschränkungen freier Meinungsäußerung: a) bei Verletzung von Rechten bzw.
Privatsphären von Personen, b) bei Beschimpfungen, c) bei nicht belegten Anschuldigungen, d) bei möglichen straf- oder ver-
waltungsrechtlichen Konsequenzen. 2. Bei strittigen Beiträgen gibt es Gegendarstellungen in derselben Ausgabe. Namentlich
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kreativ

Clown, Theatermacher, Pädagoge
Interview mit Peter Spindler. Von Jürgen Plank

                                                                                                    Fotos: Jürgen Plank

A
        ufgewachsen ist Peter Spindler in    Sommer Zeit habt, helft uns bitte die        hat Fotos von den Auftretenden ge-
        Steyr, Oberösterreich. Sein erster   Fenster zu putzen. Wir haben gesagt: Si-     macht und danach im Winter Bilder
        Zugang zum WUK war der als           cher, das machen wir. Ohne uns anzu-         von ihnen gemalt. Ich habe immer so
Gast bei einem Kruder & Dorfmeister-         schauen, wie hoch diese Fenster eigent-      kleine Szenen vom Straßentheater nach-
Konzert im Großen Saal, das war zirka        lich sind! So bin ich ins WUK gekom-         gespielt und habe mir als kleiner Bub
im Jahr 1997.                                men und bin dann auch ordentliches           gedacht: Das möchte ich auch mal ma-
  Wie hast du das WUK damals und seit-       Mitglied im TTP geworden.                    chen. Ich habe da mal einen Straßen-
dem wahrgenommen?                                                                         künstler aus London gesehen, der sich
  Immer als Parallelwelt, als Gegenströ-     Peter als Fensterputzer                      auf Scherben gelegt hat und das habe
mung, als Insel, in dieser damals für        Und ihr habt die Fenster wirklich geputzt?   ich später auch einmal gemacht.
mich noch viel größeren Stadt. Diesen          Ja, ja, das war ein Teil der Abma-
Inselcharakter hat es für mich immer         chung. Wir waren zu zwölft und haben         Clown im Spital
noch. Es ist eine Wohlfühloase und ein       die Möglichkeit gehabt, das im Sommer        Du hast dann verschiedene Ausbildungen
Ort, an dem man Kunst erschaffen und         im Laufe einer Woche zu machen. Mit          durchlaufen, etwa in London, und bist
unterschiedliche Projekte machen kann.       meinem Labor für kreatives Theater bin       zum Clown ausgebildet worden. In weite-
Man trifft hier auf Leute, die neugierig     ich noch immer im Schulkollektiv, wir        rer Folge bist du als CliniClowns aktiv ge-
sind und wenig Scheu davor haben zu          haben das damals also nicht so schlecht      worden.
kooperieren. Das sind Dinge, die in          gemacht.                                       Wenn es die CliniClowns nicht gäbe,
meinem Leben und in meiner Arbeit              Du bist auf vielfältige Weise im Bereich   müsste man sie erfinden. Ich finde die
wichtig sind und deswegen habe ich den       Theater tätig. Wie ist dein Interesse am     CliniClowns total super! Was machen
Weg ins WUK gefunden.                        Theater entstanden?                          wir, wie sieht die Ausbildung aus? Das
  Wie kam das?                                 Von klein auf hatte ich eine Liebe         läuft nicht Vollzeit, das macht man ne-
  Ich bin dann nach Wien gezogen,            zum Theater und zum Straßentheater.          benher, der erste Schritt zum Clini-
habe mir eine Improtheater-Gruppe ge-        Mein Vater ist bildender Künstler, und       Clown ist eine Audition, bei der man
sucht, und so bin ich aufs Schulkollektiv    im Alter von 7 Jahren war ich zum ers-       ausgewählt wird.
gekommen. Die haben gesagt: Ja, nutzt        ten Mal beim Straßenkunst-Festival             Dann gibt es Workshops mit interna-
bitte unsere Räume, und wenn ihr im          Pflasterspektakel in Linz. Mein Vater        tionalen TrainerInnen, man beschäftigt

WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni                                                                                                        33
kreativ

sich aber auch mit Musik, mit Zauberei,        Mein Zugang zur Oper war im Zuge          Künstlerin Hisa Enomoto, eine tolle ja-
mit Psychohygiene, mit Supervision.          eines Vermittlungskonzeptes für die         panische Künstlerin, die auch im WUK
Dahinter steckt, Lust auf Lebendigkeit       Kammeroper und das Theater an der           tätig ist und hier ihr Atelier hat. Wir
und auf Lebensfreude zu machen. Toll         Wien, da ist es darum gegangen, opern-      bauen an dynamischen Papiermasken.
ist – und das sehe ich wirklich als großes   hafte Momente auf die Bühne zu brin-        Sie bringt die Origami-Technik mit ein,
Geschenk –, dass wir als Clowns mit          gen – etwa zu Themen wie Liebe, Tod,        und wir überlegen, wie wir Masken kre-
unseren PatientInnen nirgendwo hin           Geld und Gier. Wir haben darauf ge-         ieren können, die sich bewegen. Wie
müssen.                                      schaut, wie wir jungen SchülerInnen         können wir die Dynamik des Papiers
   Wie meinst du das?                        nahe bringen können, dass Oper nicht        mit einbeziehen und mit solchen Mas-
   Wir können uns auf den Moment             etwas Schreckliches ist, sondern durch-     ken spielen – sowohl in einem Theater-
konzentrieren und darauf, was durch          aus in unserer Lebenswelt passieren         kontext als auch im öffentlichen Raum.
den persönlichen Kontakt entsteht.           kann. Da war ich in einer vermittelnden
Wenn wir aus dem Zimmer hinausge-            Rolle als Theaterpädagoge unterwegs,        Alltagsgeschichten für die Bühne
hen, gibt es kein Blutbild, und wir ha-      Opernsänger bin ich leider keiner.          Was machst du zurzeit noch?
ben auch keine Infusion gelegt. Mit            Womit bist du aktuell beschäftigt?           Gerade beschäftigt mich die wunder-
Kindern arbeiten wir fantastisch und           Ich bin aktuell mit Konzepten für         bare Elizabeth T. Spira, die heuer im
bauen Spielsachen, wie die Stofftiere, in    theatrale Vermittlung beschäftigt. Sei es   März verstorben ist, die jahrzehntelang
Geschichten mit ein. Wir besuchen            jetzt Museen wie das Museum Moderne         die „Alltagsgeschichten“ und „Lie-
auch Erwachsene. Ich sage immer: Wir         Kunst (MUMOK) oder die Kunsthalle           besg‘schichten und Heiratssachen“ ge-
sind die verrückten Verwandten, die re-      oder die Brunnenpassage. Ich bin in der     macht hat. Ich schaue jetzt, wo sind diese
gelmäßig auf Besuch kommen und               Lehre tätig, an der Musik- und Kunst-       Geschichten, wie kann man die auf die
Leichtigkeit ins Spitalzimmer bringen –      Privatuniversität der Stadt Wien. Ich be-   Bühne bringen. Da bin ich gerade mit
und das ist sehr schön.                      schäftige mich mit unterschiedlichen        meinen StudentInnen an der Universität
   Wie ist diese Zielgruppe?                 Darstellungsformen, mit Maskentheater,      dabei, dazu etwas zu machen.
   Ich arbeite mit PatientInnen auf der      mit Commedia dell’arte-Masken, mit             Im WUK betreibst du das Labor für
Station für Strahlentherapie und Kno-        balinesischen Masken.                       kreatives Theater. Welches Angebot ist das?
chenmarktransplantation. Die können            Und ich kooperiere mit der bildenden         Das Labor für kreatives Theater habe
nicht am Abend ins Kabarett oder ins
Theater gehen, auch wenn sie mitten in
Wien sind. Deshalb kommen wir zu ih-
nen.                                          Queer Art Space Vienna
                                              K
Leichtigkeit und Entspannung                           unst stellt ein wichtiges Me-     A.A.M., Julia Faber, Julia Fuchs, Ro-
Der Clown, der Spaßmacher hat eine                     dium zur Schaffung eines kon-     bert Gabris, Matthias Herrmann, Ma-
Freiheit im Ausdruck und darf auch mal                 textuellen ethischen Bewusst-     rio Kiesenhofer, Jakob Lena Knebl,
ein Tabu brechen – sowohl in der Manege       seins dar, sei es in sozialen, wissen-     Andrew Mezvinsky, Martina Mina &
als auch im Spital …                          schaftlichen, politischen oder kulturel-   Sabine Schwaighofer, Roland Reiter,
  Ja, das ist natürlich eine Faszination:     len Zusammenhängen. Die Ausstel-           Michal Rutz, Leila Samari & Maryam
Dinge zu sagen und anzusprechen, die          lung „Queer Art Space Vienna“ ist ein      Sehhat, Toni Schmale, Walter Seidl/
man sich sonst nicht zu sagen getraut.        Versuch, Einblick in Wiens dyna-           Stefan Geissler, Philip Timischl, Vio-
Und dadurch oft Leichtigkeit oder Ent-        mische queere Kunstszene zu geben.         let, Peter Wehinger. Organisiert von
spannung zu bringen – endlich spricht         Als „queer“ werden dabei jene künst-       Gülsen Bal, Michael Kaufmann, Ger-
jemand etwas an!                              lerischen und kulturellen Praktiken        hard Pruegger, in Kollaboration mit
  Kannst du dafür ein Beispiel geben?         verstanden, die – indem sie heteronor-     der Kunsthalle Exnergasse.
                                              mative Machtverhältnisse infrage stel-       Ausstellung in der Kunsthalle
Ciao bella ciao...                            len – Interaktionen zwischen Kunst-        bis Freitag, 14. Juni
Ich erinnere mich an eine Situation auf       werk und Betrachter_in forcieren und
der Strahlentherapie: Wir kommen ins          damit Veränderungen
Zimmer, und der Patient schaut uns an         im (gesellschafts-) poli-
und sagt: Ich möchte sterben. Wow. Ich        tischen Kontext provo-
schaue ihn an und sage: Ja, aber singen       zieren.
wir vorher vielleicht noch ein Lied? Er          Im Rahmen der Aus-
hat gesagt: Okay. Er war Italiener und        stellung finden Perfor-
hat dann angestimmt: „Ciao, bella ciao,       mances, Filmscreenings,
                                                                                                                                       Foto: Kunsthalle Exnergasse

bella ciao, ciao, ciao“, und wir haben        Lectures und Talks
das miteinander gesungen. Danach hat          statt.
er gesagt: Jetzt ist mir leichter!               Kunsthalle Exnergasse
  Solche dramatischen Momente hat man         mit Arbeiten
sonst maximal in der Oper, auf dieser         von Aschka & Kopp,
Ebene warst du auch schon aktiv – was         Asgar/Gabriel, Assunta
hast du da gemacht?

4                                                                                         WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni
kreativ

ich im Jahr 2013 gegründet, nach                                                              So wenig braucht es eigentlich,
meiner Rückkehr aus London. Ein-                                                            um ganz große Themen zu bespie-
fach, weil es das Theater, das mich                                                         len. Warum Märchen und Mythen?
interessiert, in Wien nicht gegeben                                                         Weil sie fantastische Geschichten
hat – ein Theater, in dem man mu-                                                           sind, die alle Lebensthemen ver-
tige, neue kreative Wege beschreitet                                                        handeln, die zwar alt aber brandak-
und selbst im Kollektiv Stücke kre-                                                         tuell sind. Das interessiert mich
iert. Deswegen habe ich diese                                                               einfach.
Gruppe ins Leben gerufen und                                                                  Was interessiert dich noch?
habe begonnen, regelmäßige Trai-                                                              Wie kann man neue Darstel-
nings abzuhalten. Das passiert im                                                           lungsformen finden? Wie kann
Schulkollektiv. So hat sich eine fixe                                                       man abseits der Sprache und der
Gruppe herauskristallisiert, und                                                            Stimme Geschichten erzählen? Wie
mit der haben wir im Raum ein                                                               können wir Geschichten mit unse-
Stück „geschrieben“, muss man sa-                                                           rem ganzen Körper, mit Klängen,
gen: „Die Widersprüche sind die                                                             mit Bewegungen erzählen? Mich
Hoffnung“, haben wir 2016 urauf-                                                            interessiert immer wieder, wie wir
geführt, und 2017 haben wir eine                                                            Bilder kreieren, die größer sind als
Wiederaufnahme im Theaterbrett                                                              unser eigenes Leben. Oft auf sehr
gemacht. Manche vom Kernensem-                                                              kleinem Raum Theater kreieren,
ble sind immer noch dabei, andere                                                           das groß ist. Wie können fünf Per-
sind dazu gekommen.                         im 9. Jahrhundert bei den Berbern so,     sonen eine große Welle darstellen oder
                                            dass die am Marktplatz einen Teppich      wie eine Rakete ins Weltall fliegt – das
Urform des Theaters                         ausgerollt haben und gesagt haben: So,    interessiert mich.
Womit beschäftigt ihr euch gerade?          das ist jetzt meine Bühne. So war klar:      peterspindler.com
   Jetzt beschäftigen wir uns mit Ensem-    wenn sie auf diesem Teppich stehen,       cliniclowns.at
ble-Storytelling, also mit der Frage, wie   werden Geschichten erzählt.
man in der Gruppe Geschichten erzäh-
len kann. Wir beschäftigen uns mit
Märchen und Mythen.
   Da scheint sich dann das Maskentheater
gut einzufügen. In Indonesien werden
                                             Generationen Campus in Lassee
                                             E
beim Puppentheater oft Stoffe aus alten              nde März war der Marchfelder     wie man durch die gezielte Pflanzung
Epen erzählt. Nehmt ihr diese inhalt-                Genussbus als Botschafter der    von Bäumen und Sträuchern Land-
lichen Bezüge her oder moderne Themen?               Region Marchfeld bei der Prä-    schaftsarchitektur und kulinarische
   Diese Themen der Märchen und My-          sentation des Generationen Campus        Genüsse verbinden kann.
then und das Erzählen dieser Geschich-       in Lassee. Bei herrlichem Frühlings-       Bei der nächsten Station stellten die
ten, das ist wahrscheinlich die Urform       wetter folgten zahlreiche Gäste der      Architekten des geplanten Öko-Kin-
des Theaters überhaupt. Man sagt, dass       Einladung des Marchfelder Genussbus dergartens ihr Projekt vor.
Theater entstanden ist, weil Menschen        und der Gemeinde.                          Zum Abschluss gab es eine Feier mit
zusammen gekommen sind, um einan-               Am Gelände der ehemaligen Boden- Verkostung durch den Marchfelder
der Geschichten zu erzählen, um einan-       schutzstation entsteht eine Begeg-       Genussbus mit regionalen Produkten
der Mut zu machen und ein Stück weit         nungszone für Menschen mit unter-        aus der Region für die Menschen in
ihre Lebensängste zu überwinden und          schiedlichen Interessen. Den Beginn      der Region, während sich die Kinder
um Wissen weiter zu geben. Da hat            hat WUK bio.pflanzen mit der Au-         von Lassee an den Schafen von 3E
Theater noch lange vor Radio, Fernse-        ßenstelle Lassee und den Schafen vom Morawa erfreuen durften.
hen und Zeitungen auch einen Bil-            Interreg-Projekt 3E-Morava Nature          Ursula Königer
dungsaspekt.                                 schon 2017 gemacht.
                                                Nach der Begrüßung durch        Ursula Königer. Foto: WUK bio.pflanzen
Mittels Theater aufklären                    Bürgermeister Karl Gramma-
In anderen Weltregionen ist das noch im-     nitsch, WUK Geschäftsleiter
mer so, da ziehen SchauspielerInnen etwa     Christoph Trauner und Projekt-
in Afrika oder in Indien durch die Dörfer    leiterin Ursula Königer durften
und informieren zum Beispiel über AIDS.      im Rahmen der Jungbürgerfeier
  Genau, aber auch bei uns in Wien           die Familien der 2018 gebore-
gibt es diese Formen, bei denen Schau-       nen Kinder einen eigenen Baum
spielerInnen herumziehen, etwa an            aussuchen und einpflanzen.
Schulen, um einfach zu informieren              Nun wurde die „Essbare
und mit Theater aufzuklären. Dieses Er-      Landschaft“ angelegt. Obst-
zählen von Geschichten ist für mich          experte Siegfried Tatschl zeigte,
spannend. Soweit ich weiß war es schon

WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni                                                                                                     5
künstlerInnen

Der fliegende Teppich. Bitte bleib in Wien
Von Eva Schneidhofer (WUK Bildung und Beratung) und Laleh Monsef (Trai-
nerin und Fachkoordinatorin von Start Wien – Das Jugendcollege)

E
         ine Ausstellung von Teilneh-                                                        gendlichen, der Mitarbeiter_innen des
         mer_innen des Projekts Start-                                                       Jugendcolleges und des Wien Muse-
         Wien – Das Jugendcollege,                                                           ums und die Spuren, die bleiben.
kuratiert von Laleh Monsef, Rahman
Hawy und Isabel Termini, von 22.                                                             Wien und Lieblingsorte
Jänner bis 3. Februar im Wien Mu-                                                            Als Gründer_innen des Ateliers, in
seum: Rund um die Erzählung vom                                                              dem die Arbeiten entstanden sind,
fliegenden Teppich aus Tausendund-                                                           erzählen Laleh Monsef und Rahman
einer Nacht haben Jugendliche für                                                            Hawy von dem Raum, den sie für
das Wien Museum eine Ausstellung                                                             und mit den Jugendlichen im Ju-
gemacht. Am 22. Jänner gab es eine                                                           gendcollege geschaffen haben. Im
inspirierende und berührende Eröff-                                                          Atelier treffen sich die Jugendlichen
nung und gleichzeitig einen gelunge-                                                         einmal pro Woche für zwei Stunden.
ner Abschluss. „Der fliegende Tep-                                                           Es ist für sie ein Ort, an dem sie zur
pich“ ist die dritte – und voraussicht-                                                      Ruhe kommen und ihre Lebensge-
lich letzte – Ausstellung, die mit Ju-                                                       schichte mit künstlerischen Mitteln
gendlichen aus dem Projekt Start-                                                            reflektieren können.
Wien - Das Jugendcollege realisiert                                                            Im Vorfeld der Ausstellung haben
wird.                                                                                        alle Jugendlichen das Wien Museum
   2017 zeigten sie ihre Arbeiten be-                                                        besucht und sich mit dem histori-
reits bei der Ausstellung „Lächeln und                                                       schen Wien-Bild auseinandergesetzt.
Tränen zwischen Da und Dort“ im                                                              Dieser „institutionellen“ Darstellung
WUK Projektraum, 2018 bei „Reach                                                             setzen sie ihre Installation gegenüber,
in, Reach out“ im Spektakel. Und es                                                          die die Realität der Flucht und die
ist die letzte Ausstellungseröffnung im                                                      Erfahrung des Fremdseins in Wien
Wien Museum, bevor dieses auf län-                                                           thematisiert.
gere Zeit wegen Umbaus geschlossen                                                             Im zweiten Stock des Museums er-
wird. Doch bevor sowohl das Wien                                                             hebt sich der fliegende Teppich mit-
Museum als auch das Jugendcollege in                                                         ten im Raum vom Boden bis zur De-
ihrer jetzigen Form die Türen schlie-     Foto: Eva Schneidhofer                             cke und schwebt über den Köpfen
ßen, wird gefeiert: die Arbeit der Ju-                                                       der Besucher_innen. An den Wän-

    Wiener Brückencollege
    E
            in 12. Schuljahr für Schüler_in-   nungstests sollen hier gezielt indivi-     weiterführende Möglichkeit gefunden
            nen mit SPF und mit Autismus-      duelle Eignungen und Neigungen für         haben, wurde eine gute Anschlussper-
            Spektrum-Störung: Seit Sep-        den Arbeitsmarkt festgestellt werden.      spektive entwickelt. Sie haben in die-
    tember 2018 dürfen Schüler_innen           Zeugnisse werden nicht mehr aus-           sem Jahr einen riesigen Sprung ge-
    mit sonderpädagogischem Förderbe-          gestellt.                                  macht und auch, den Rückmeldungen
    darf (SPF) oder mit Autismus-Spek-            WUK faktor.c bietet vor Ort das Ju-     von außerschulischen Organisationen
    trum-Störung, denen ein 12. Schuljahr      gendcoaching an. Sonja Jackson, die        (z.B. Wien Work) zufolge, sich sehr
    von der Bildungsdirektion Wien bewil-      zuständige Beraterin im Jugendcoa-         gut weiterentwickelt.“
    ligt wurde, das Wiener Brückencollege      ching berichtet: „Dieses erste Projekt-      Wir freuen uns, dass Jugendliche mit
    besuchen. Das Brückencollege wird          jahr hat gezeigt, dass es für benachtei-   SPF und mit Autismus-Spektrum-Stö-
    vom SPZ Rosasgasse betreut und dis-        ligte Jugendliche eine tolle neue Mög-     rung wieder die Chance eines 12.
    loziert in zwei Klassen am Polytech-       lichkeit ist, ein weiteres und zugleich    Schuljahres geboten wird!
    nikum Neubau, PTS 7, Burggasse 14-         letztes Schuljahr zu absolvieren, um         Sonja Jackson und Eva Stocker
    16, abgehalten.                            nachzureifen. Für die Jugendlichen, die    WUK faktor.c
       Auf Basis des HAMET-Berufseig-          nach dem 11. Schuljahr keine passende

6                                                                                           WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni
künstlerInnen

den hängen rund 20 weitere Gemälde            nicht mit einer Geschichte. Das wollen        ger“ sind. Dabei könnte – wie in dieser
und Video-Installationen der jungen           wir ändern.                                   Ausstellung sichtbar ist – in so einem
Künstler_innen. In den Werken der               Die Jugendlichen stehen unter einem         Atelier so großartige Kunst geschaffen
jungen Erwachsenen, die über verschie-        extremen Leistungsdruck. Sie haben viel       werden.
dene Routen geflüchtet sind, geht es um       weniger Chancen-Gleichheit. Sie sollen          Last but not least: Kunst sollte und
Wien als ihren jetzigen Lebensmittel-         auch ein Raum bekommen, um kurz zu            könnte als Beruf gewählt werden. Sie
punkt.                                        sich kommen zu können. Sie sollen             müssen nicht alle Bäcker_in und Me-
  In den Arbeiten beschäftigen sie sich       auch diverse Optionen ausprobieren,           chaniker_in werden. Österreich braucht
mit ihren Lieblingsorten, in Wien oder        um sich weiterzuentwickeln. Kunst wird        auch Vielfalt in der Kunstszene. Das
anderswo. Sie zeigen uns Orte, die sie        immer als Erstes gestrichen, weil             muss promotet werden, und das ist un-
an ihr ursprüngliches Zuhause erinnern,       Deutsch, Mathe und Englisch „wichti-          sere Botschaft.
und Plätze, an denen sie sich heute
gerne treffen. Dabei verweben sie Orte,
Zeiten, Wirklichkeit und Fantasie mitei-
nander.
  Viele Kunstwerke sind „work in pro-
                                               WUK auf Facebook
                                               E
gress“, d.h. sie sind unvollendet. Das hat            s gibt mittlerweile einige interes-   Follower (zum Vergleich: Trans
damit zu tun, dass die Jugendlichen oft               sante WUK-Seiten auf Facebook,        Europe Halles hat nur halb so viele).
nicht mehr zum Kurs kommen dürfen.                    denen es sich zu folgen lohnt. So     WUK Bildung und Beratung (und
Nicht alle Jugendlichen werden in Wien         beispielsweise Made in WUK, wo Ar-           ihre Unterseiten, unter anderem space-
bleiben dürfen. Dass der fliegende Tep-        beiten und Veranstaltungen der Auto-         lab und WUK Jugendcoaching West)
pich in Wien bleibt, ist ihr Wunsch.           nomie regelmäßig gepostet werden.            und das Statt-Beisl (je ca. 1.500 Follo-
                                                 Der Betrieb selbst hat eine professio-     wer) sind ebenfalls sehr fleißig.
Blick hinter die Kulissen                      nelle Seite mit immerhin über 25.000           Philipp Leeb
Die Jugendcollege-Trainerin und Aus-
stellungs-Kuratorin Laleh Monsef er-
klärt, was den Kurator_innen und
Künstler_innen wichtig war: Die Aus-
                                               Das weite Land, woher sie kommt
                                               H
stellung haben wir nur für diesen Raum                    inter dem Knaben aber                Ausgehend von Kraus‘ Tanzstück
kuratiert. Was bedeutet das konkret?                      schreitet lautlos die Nacht       „Die Stadt wartet“ untersucht Isa Ro-
Die Kunstwerke korrespondieren mit                        einher und breitet den            senbergers Projekt, wie die sozialrefor-
Gegenständen und Gemälden aus der              schwarzen Mantel der Vergessenheit           merische Geschichte der VHS Ottak-
Sammlung des Wien Museums: Die                 über das weite Land, woher er kommt          ring und die damit verknüpfte Ge-
große Installation des fliegenden Tep-         (Maxim Gorki: Musik der Großstadt).          schichte des (politisch engagierten)
pichs, die bei der Flucht-Türe des Aus-          1934 war im Volksheim Ottakring            Ausdruckstanzes in Österreich unter
stellungs-Raums beginnt, wird von ei-          Gertrud Kraus’ Tanzstück „Die Stadt          den Vorzeichen der heutigen Zeit ins
nem Modell der Stadt Wien aus dem              wartet“ zu sehen, das auf das Märchen        Gedächtnis gerufen, aktualisiert und
Jahr 1852 empfangen. Wir wollten da-           „Musik der Großstadt“ basierte.              kontextualisiert werden können. Tanz
mit die Fluchtwege der Jugendlichen            Kraus’ Choreografie reflektierte Ängste      wird als besonderer poetischer Raum
und die Brücke zwischen ihrer ehemali-         und Faszination eines Jugendlichen           verstanden, in dem sich Kunstformen,
gen und jetzigen Heimat symbolisieren.         gegenüber dem Leben in der großen            Zeiten und Bilder vermischen und
Es gibt Verbindungen zwischen den Bil-         Stadt. Gesellschaftspolitisch interes-       neue Bezüge und Querverweise her-
dern der Jugendlichen und jenen der            siert und durch ihre jüdische Herkunft       stellen lassen.
Dauerausstellung. So korrespondiert            zunehmend unter Druck, entwickelte              Neben ihren Workshops belegen
etwa das Bild von Fahad Alsamarai mit          Kraus als eine der wenigen Exponen-          auch Rosenbergers eingehende Re-
einem Gemälde aus der Biedermeierzeit.         tinnen des Ausdruckstanzes Werkfor-          cherchen über Gertrud Kraus in Wien
   Darüber hinaus ist es die erste Ausstel-    men und Choreografien, die politi-           und Tel Aviv eine Spurensuche nach
lung im Wien Museum, bei der Bildbe-           sches Engagement zeigten.                    geografischen Bewegungen und der
schreibungen in vier Sprachen vorhan-            Das Volksheim Ottakring (heute             Migration von Gedankengut, über
den sind. Damit ist die Ausstellung für        VHS Ottakring) wurde 1901 gegrün-            Länder hinweg und entlang gegenläu-
diverse Zielgruppen besser zugänglich.         det und war vor allem in der Zwi-            figer Routen: die Migration des Aus-
                                               schenkriegszeit von großer kultureller       druckstanzes von Österreich bzw. Mit-
Und wieder: Abschiebungen                      und politischer Bedeutung. Volks-            teleuropa nach Israel oder auch die
Abschiebungen sind ein ganz wichtiges          hochschulen waren wichtige Dreh-             Migrationsrouten der jungen Schüler_
Thema. Wir haben das auch in Form              scheiben alternativer Bildungs- und          innen in den Workshops vom Nahen
von Video-Porträts mitgeteilt, da wir          Wissensvermittlung und spielten bei          Osten nach Österreich.
dieser Problematik ein Gesicht geben           der Popularisierung von Avantgarde-             Isa Rosenberger in der
wollten. Unsere Jugendlichen integrie-         Kunst und Kultur eine zentrale Rolle         Kunsthalle Exnergasse
ren sich eine Zeit lang in Österreich und      – das Motto lautete: Das Wissen für          Donnerstag, 27. Juni
werden abgeschoben. Darüber wird je-           alle, jenseits der bürgerlichen Salons.      bis Freitag, 19. Juli
doch nur mit Zahlen gesprochen und

WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni                                                                                                            7
leitbild

Für Antisemitismus darf im WUK kein Platz sein
Eine wichtige und richtige Entscheidung des Vorstands. Von Patricia Hladschik

A
        m 6. Mai beschloss der WUK            Plattform unterstützt. Daher gibt es        müssen. Im Fall des BDS war es leider
        Vorstand in einer außerordentli-      großes Verständnis seitens des Vor-         bereits das zweite Mal nötig. Jedenfalls
        chen Vorstandssitzung, dass die       stands, dass die kurzfristige Absage für    wird der Vorstand seine Entscheidun-
für 9. Mai geplante Veranstaltung mit         den GPI naturgemäß sehr unangenehm          gen auch weiterhin im Sinne des WUK
dem Titel „Kolonialismus und/oder De-         und mit organisatorischem Ungemach          und des WUK-Leitbilds treffen. Und
mokratie. Vortrag & Diskussion mit der        verbunden ist, weil Menschen verstän-       wir regen eine Diskussion darüber an,
Knesset-Abgeordneten Hanin Zoabi“             digt und Informationen an ReferentIn-       wie wir sicherstellen können, dass der
nicht in den Räumen des WUK stattfin-         nen und TeilnehmerInnen weiter gege-        wichtige Diskurs zum Nahost-Konflikt
den würde, da in allen Ankündigungen          ben werden mussten.                         im WUK weder von antisemitischen
zur Veranstaltung die BDS-Bewegung              Aufgrund der Dringlichkeit musste         und antizionistischen Bewegungen in-
(boycott divestment and sanctions) als        die Entscheidung sehr kurzfristig und       strumentalisiert wird, noch die Gren-
Unterstützer genannt war.                     ohne Möglichkeiten intensiverer Dis-        zen, die das WUK-Leitbild setzt, außer
  Die Entscheidung fiel so knapp vor          kussion getroffen werden. Darum war es      Kraft setzt.
dem tatsächlichen Veranstaltungsdatum,        uns auch wichtig, in den nachfolgenden
weil diese Unterstützung erst zu dieser       Tagen mit allen Beteiligten in ausführli-
Zeit in allen Ankündigungen auf-              cher Weise in Dialog zu treten.
getaucht war, zuvor war nur das ver-            Wir sind froh, dass wir Entscheidun-
anstaltende Bündnis „Palästina Solidari-      gen dieser Art im WUK selten fällen
tät Österreich“ genannt, das im März
2019 gegründet und daher vom Vor-
stand auch noch nicht im Hinblick auf
seine Mitglieder überprüft worden war.          Vernebelung in der Kunstzelle
                                               N
Gemeinderatsbeschluss                                    ein, es wurde kein
Grundlage und Vorbild für den Vor-                       neuer Papst gebraucht.
standsbeschluss ist unter anderem der                    Für Nebel hat in den
Wiener Gemeinderatsbeschluss vom 27.           letzten Wochen die Künstlerin
Juni 2018 betreffend keiner Zusammen-          Sandra Fockenberger in der
arbeit mit der antisemitischen BDS-Be-         Kunstzelle gesorgt: ihre Installa-
wegung: „Die Stadt Wien verurteilt den         tion „Schleichend“ hat die
weltweit verbreiteten Antisemitismus           Kunstzelle mit Rauch – aus ei-
aufs Schärfste, stellt sich gegen die anti-    ner Nebelmaschine – gefüllt.
semitische BDS-Kampagne, stellt städti-        „Mir gefällt das Temporäre, das
sche Räume nicht für BDS-Kampagnen             Vergängliche an Installationen
oder Veranstaltungen, Ausstellungen            wie dieser“, sagt Fockenberger
oder Demonstrationen zur Verfügung,            im Gespräch mit WUK-Info-In-
welche die Ziele von BDS verfolgen,            tern.
unterstützt keine Veranstaltungen, die            „Schleichend“ bezieht sich
für BDS werben.“                               nicht nur auf den Nebel, der
  Weiters gingen der Absage intensive          durch die Ritzen der Kunstzelle
Beratungen voraus, unter anderem mit           entweicht, sondern auf schlei-
dem Dokumentationsarchiv des Öster-            chende gesellschafts-politische
reichischen Widerstands, die für uns           Veränderungen in Österreich.
                                                                                                                                      Foto: Jürgen Plank

unangefochtenen, unabhängigen und              Unwichtige Themen würden
vertrauenswürdigen ExpertInnen in Sa-          von den Herrschenden aufge-
chen Antisemitismus und Rechtsextre-           bauscht, um im Hintergrund
mismus in Österreich.                          möglichst unbemerkt, eben
                                               schleichend, entscheidende Wei-
Naturgemäß unangenehm                          chen zu stellen. Gleichzeitig würden         Eine spielerische Arbeit mit Leich-
Die Intention des Bereichs GPI, eine           Ängste vor dem „Anderen“ geschürt          tigkeit, die gleichzeitig dramatisch auf-
Diskussion zur Situation im Nahen Os-          werden, und im aufziehenden Nebel          geladen ist.
ten durch Bereitstellung von Räumen zu         würden wir den Blick auf das Wesent-         sandrafockenberger.com
ermöglichen, wurde vom Vorstand bis            liche verlieren, so Fockenberger.            Jürgen Plank
zur Kenntnis der Zusammensetzung der

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meinungsfreiheit

Nicht im WUK
Hanin Zoabi im Aktionsradius Augarten. Von Uschi Schreiber

A
        m 9. Mai haben Menschen aus dem GPI und Gäste noch einmal engagiert               nächste Veranstaltung ist der Wider-
        über die Absage diskutiert während die Veranstaltung (Vortrag von Hanin           standskämpferin Irmgard Schwager ge-
        Zoabi), die im WUK nicht stattfinden konnte, im Aktionsradius Augarten            widmet.
stattfand, einem wie das WUK von der Stadt Wien geförderten Raum. Auszüge aus                Wir haben die Turbulenzen rund um
der bemerkenswerten Einleitungsrede der Leiterin DI Uschi Schreiber des Aktionsradius     diese Veranstaltung mitverfolgt, wir
Augarten möchte ich euch nicht vorenthalten, sie regt zum Nachdenken an, wie ich          sind auch aktiv dafür eingetreten, wir
finde. Helga Hiebl.                                                                       haben auch an die Verantwortlichen
                                                                                          appelliert, die Veranstaltung wie ge-
                                                                                          plant im WUK stattfinden zu lassen.
                                                                                          Wir bedauern die Absage des WUK
                                                                                          sehr und sind beschämt darüber, vor
                                                                                          allem gegenüber unserem Gast Hanin
                                                                                          Zoabi, dass auch in unserer Stadt poli-
                                                                                          tische Intervention und politischer
                                                                                          Druck die Meinung- und Diskussions-
                                                                                          freiheit gefährden.
                                                                                             Wir haben in den letzten Jahren ab
                                                                                          und zu ähnliche Vorfälle als Außenbeob-
                                                                                          achter mitverfolgt, einmal hat es eine
                                                                                          Absage im Amerlinghaus gegeben, auch
                                                                                          anderswo, und auch wir selbst haben in
                                                                                          den letzten Jahren einige Male einen
                                                                                          Shitstorm auf Facebook erlebt und wa-
                                                                                          ren auch mit Antisemitsmus- und Ras-
                                                                                          sismusvorwürfen konfrontiert.

                                                                                          Gleiche Rechte für alle
                                                                                          Was hat uns bewegt hier heute einzu-
                                                                                          springen? Zum einen sind wir neugierig
                                                                                          und gespannt auf die auf die Erzählun-
Hanin Zoabi bei einer Rede in der Knesset. Foto: Internet                                 gen von Hanin Zoabi. Sie setzt sich für
                                                                                          gleiche Rechte für alle ein, insbesondere
                                                                                          für Frauen, und sie tritt für friedliche

W
             ir dürfen Sie heute als spon-   1990 haben wir uns intensiv und regel-       Lösungen im Nahostkonflikt ein. Wir
             taner Gastgeber hier im Akti-   mäßig mit der jüdischen Geschichte der       sehen das als Gelegenheit, ihre Erfah-
             onsradius begrüßen, weil wir    Stadt auseinander gesetzt, vor allem mit     rungen und Einschätzungen zu hören
vor zwei Tagen kurzfristig als Veranstal-    der jüdischen Geschichte unseres Stadt-      und aus erster Hand die Situation aus
tungsort für den Vortrag von Hanin           teils, wir haben jüdische Schicksale the-    ihrem Land kennen zu lernen.
Zoabi eingesprungen sind und der Ver-        matisiert, auch das Thema Minderhei-            Aber der wohl wichtigste Punkt für
anstaltung quasi ein Notquartier ermög-      ten, Menschenrechtsfragen, Vertreibung,      uns, heute einzuspringen war, wir
licht haben. Hanin Zoabi, herzlich will-     Unterdrückung.                               möchten uns die Freiheit des Denkens,
kommen in Wien! Schön, dass Sie da                                                        des Sprechens und des Schreibens nicht
sind. Frau Zoabi ist Knesset Abgeord-        Die Turbulenzen im WUK                       nehmen lassen, und wir möchten dage-
nete und erste arabische Frau im israe-      Wir beleuchten auch immer wieder             gen halten, wenn politischer und öffent-
lischen Parlament, sie wird heute darü-      weltpolitische Konflikte und Konflikt-       licher Druck Menschen zum Schweigen
ber einen Vortrag halten.                    felder, wie z.B. Israel/Palästina, Balkan,   bringen will. In diesem Sinne waren wir
   Für alle die den Aktionsradius nicht      Ukraine/Russland/USA, etc. Wir be-           uns in unserem kleinen Team einig und
kennen: Wir bezeichnen uns selbst gern       leuchten diese Themen von unterschied-       haben die Entscheidung, unseren Veran-
als Freiraum des Denkens, als Ort für        lichen Perspektiven in Form dieses offe-     staltungsort heute anzubieten, einstim-
offenen Diskurs der Wiener Salons. Ne-       nen Raumes und durch unterschiedliche        mig getroffen.
ben Kunst- und Stadtthemen nehmen            Kunstformen, Kunstvermittlung, Dis-             Denn wenn solch ein Abend in Wien
wir auch immer wieder gesellschaftspoli-     kussionen, Filmabende, künstlerische         nicht mehr möglich sein sollte, und
tische Brennpunktthemen in unser Pro-        Umsetzungsformen. Im Mai ist das             wenn wir zu feige dafür sind, dann kön-
gramm auf. Seit unseren Anfängen um          Thema „Lebensgeschichten“, die               nen wir uns als gesellschaftspolitischer

WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni                                                                                                      9
meinungsfreiheit

Akteur und als Freiraum des Denkens         Einschränkungen bis zu Veranstaltungs-      sind, hierzu schweigen und keine An-
abmelden.                                   absagen.                                    fänge sehen wollen oder können, das
                                              Und als Beispiel hat er ein kürzlich      stimmt nicht gerade zuversichtlich.“
Der Hass auf die Freiheit                   stattfindendes Symposium in Frankfurt          In diesem Sinne ist es für uns auch
Für Bruno Kreisky war es selbstver-         zitiert, das von einer renommierten Is-     doppelt wichtig und erfreulich, dass
ständlich mit beiden Seiten des Nahost-     lamwissenschaftlerin organisiert wurde.     Hanin Zoabi heute spricht. Gerade bei
konfliktes zu sprechen, Österreich und      Weil auch eine bekannte Islamkritikerin     Konflikten und Konfliktthemen ist es
Wien haben sich damit weltweit Aner-        eingeladen war, wurde die Absage des        wichtig, dass alle Seiten und Meinungen
kennung als Friedensstifter und Ver-        Symposiums, ja sogar die Entlassung der     zugelassen und gehört werden. Das ist
mittler erworben.                           Professorin gefordert. Lissmann             das Wesen von Demokratie und Frie-
  Heute leben wir in einer Zeit, in der     schreibt: „Der Vorwurf des antiislami-      densarbeit. Wenn freier Meinungsaus-
wir um Meinung- und Diskussionsfrei-        schen Rassismus – umgelegt auf die          tausch und Verständigung nicht mehr
heit wieder kämpfen müssen, Ende            heutige Veranstaltung könne man sagen       möglich sind und unterbunden werden,
April hat Konrad Paul Lissmann in der       der Vorwurf des Antisemitismus –, die-      dann hat der Friede keine Chance.
Zürcher Zeitung die Frage gestellt: Wo-     ser Vorwurf ist in diesem Zusammen-
her kommt dieser fanatische Hass auf        hang zwar vollkommen unzutreffend,          Die rote Linie Israels
jene, die für sich die Freiheit des Den-    zeigt aber, dass die Denunziation, die      Zuletzt hat hier im Aktionsradius am
kens noch in Anspruch nehmen wollen?        sich als Empörung tarnt, mittlerweile in    19. März die israelische Schriftstellerin
Er hat aus dem Bereich der Universitä-      bestimmten Kreisen zum Common               Lizzi Doron gesprochen, eine faszinie-
ten berichtet, über einen besorgniserre-    Sense geworden ist. Weiter schreibt er,     rende Frau, Tochter einer Holocaust-
genden Ungeist, der sich breitmacht,        dass jene, die sonst mit der Phrase ‚weh-   Überlebenden. Sie hat hier im Aktions-
vom Ruf nach Vorschriften, Verboten,        ret den Anfängen‘ schnell bei der Hand      radius darüber berichtet, dass sie selbst

 Reaktionen                                   Was ist jetzt mit anderen Aktionen,
                                            die der Gemeinde nicht gefallen – sind
                                                                                          Das Stattfinden der Veranstaltung
                                                                                        hätte unmittelbare, unabsehbare und

 N
           ach der Absage des für 9.5.      die jetzt alle verboten? – müssen wir       schwerwiegende Folgen für den Verein
           vorgesehenen Vortrags von        jetzt immer um Erlaubnis fragen?            WUK zur Folge gehabt. Die Existenz
           Hanin Zoabi durch den Vor-         Die Gäste von den Veranstaltern wa-       des Vereins, der Raum für Arbeit der
 stand – und vor allem nach der emo-        ren ja ordentlich emotionalisiert – na      WUKtätigen und die Arbeitsplätze vie-
 tionalen Debatte im WUK-Forum am           ja, so ganz sachlich war der Vorstand       ler Menschen wären riskiert worden.
 6.5. – gab es noch viele Reaktionen.       auch nicht immer, die Drohung mit             Hätte die Veranstaltung im WUK
    Hier eine kleine Auswahl (gesammelt     Rücktritt war schon ziemlich daneben.       stattgefunden, wäre genau nichts
 von Rudi Bachmann; ungeordnet):              Maßgebliche Leute aus dem Bezirk          passiert.
    Ich kann und will es mir nicht leis-    und der Stadt wollten die Absage und          Was bedeutet das jetzt für das Ver-
 ten, mit dem BDS in Verbindung ge-         sind froh darüber.                          hältnis Vorstand und Autonomie?
 bracht zu werden.                            Das Schicksal von unterdrückten           Müssen wir jetzt damit rechnen, dass
    Drohungen, Einschüchterungen und        Menschen kümmert weniger als ein            der Vorstand auch andere Veranstal-
 Erpressungen wirken leider. Gratulation    paar Schrammen auf unserem Image.           tungen der Bereiche und Gruppen ge-
 an jene militanten Israel-LobbyistInnen,     Zurückweichen ist natürlich sicherer      nehmigt oder verbietet?
 die das Leid der PalästinenserInnen un-    als Flagge zeigen und kämpfen.                Sind wir nur dann politisch korrekt
 ter den Tisch gekehrt wissen wollen.         Warum schreiben die Komiker auch          und zeigen Haltung wenn‘s um nichts
    Was wir gelernt haben: Die Mächti-      „BDS“ als Unterstützer auf die Ein-         geht?
 gen wähnen sich im alleinigen Besitz       ladung – es wissen doch alle, dass das        Ich war immer der Annahme, das
 der Wahrheit und verstehen Diskus-         in der Gemeinde und auch im WUK             WUK sei ein Ort, an dem Diskurse
 sion nur als Erklärung ihrer Entschei-     ein rotes Tuch ist.                         möglich, ja erwünscht sind. Bei Orga-
 dungen – wenn der Vorstand offen da-         Auf der WUK-Website ist schon „ab-        nisationsformen, die solche verbieten,
 für gewesen wäre, wären auch kreati-       gesagt“ gestanden, da hat der zustän-       befindet sich das WUK in äußerst
 vere Lösungen möglich gewesen.             dige Bereich noch gar nichts entschie-      zweifelhafter Gesellschaft totalitärer
    Beim WUK-Forum war ich erst             den, das nenne ich effektive Zensur.        Regimeformen. Egal von welcher Seite.
 schockiert von der Vorstands-Message,      Und warum hat man da nicht wenigs-            Das WUK eine Versuchsanstalt für
 dann habe ich mich von der Angst ums       tens dazugeschrieben, dass die Absage       immer? Das war einmal.
 Haus anstecken lassen, jetzt, mit Ab-      wegen Interventionen von außen ge-            Falls Freiheit überhaupt etwas bedeu-
 stand, sehe ich, dass die Absage wahr-     schehen ist?                                tet, dann bedeutet sie das Recht darauf,
 scheinlich ein Fehler war.                   Unsere Situation ist prekär und die       den Leuten das zu sagen, was sie nicht
    Die Anwesenheit von gleich drei         Verantwortung groß; ich wollte die          hören wollen. (George Orwell, aus
 WUK-fremden Gästen hat mich irri-          Veranstaltung auch, aber ich weiß           dem Nachwort zu „Animal Farm: A
 tiert – wie soll man da offen diskutie-    nicht, wie ich als Vorstand entschieden     Fairy Story“, 1945)
 ren?                                       hätte.

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meinungsfreiheit

als eine preisgekrönte Repräsentantin           „Wenn Sie mich im Zusammenhang            sche Kraft dazu, aber ich weiß, ich muss
der jüdischen-israelischen Second Gene-       des israelisch-palästinensischen Konflikt   darauf bestehen, zumindest zu wissen,
ration Literatur in Israel quasi zur Verrä-   nach meinem größten Wunsch fragen,          was passiert, welche Dinge in meinem
terin geworden ist, weil sie als engagierte   würde ich natürlich sagen, dass er gelöst   Namen getan werden, an denen ich, so
Friedensaktivistin in ihren letzten bei-      wird, dass Frieden herrscht. Doch dann      sehr ich sie auch ablehne, dennoch be-
den Büchern nicht nur die jüdische,           würden Sie vielleicht weiter fragen, ge-    teiligt bin. Ich muss diese Dinge sehen,
sondern auch die palästinensische Tra-        hen wir davon aus, das geschieht noch       um zu reagieren, um mir und anderen
gödie beleuchtet hat.                         lange nicht, was wäre bis dahin Ihr         zu sagen was ich ihnen gegenüber emp-
  Damit hat sie in Israel eine rote Linie     größter Wunsch? Nach einem Schmerz,         finde, ich muss sie beim Namen nennen
überschritten, ihre beiden letzten Bü-        den ich wegen dieser Annahme in Ihrer       mit meinen Worten und mich nicht
cher haben in Israel keinen Verlag mehr       Frage sicher spüren würde, würde ich        von den Wörtern und Formulierungen
gefunden, ihr Mann hat als Steuerbera-        antworten: Ich würde gerne lernen,          verführen lassen, die mir Regierung, Ar-
ter seine Klienten verloren, die meisten      mich all dem Entsetzlichen, all dem Un-     mee oder meinen eigenen Ängsten dik-
Freunde haben sich abgewandt. Lizzi           recht, das dieser Konflikt uns im Gro-      tieren wollen.“
Doron lebt heute in Berlin und kann           ßen und im Kleinen jeden Tag beschert,         Uschi Schreiber hat auch einen Offenen
nur mehr in Deutschland publizieren.          so weit wie möglich auszusetzen, mich       Brief an GR.in Birgit Hebein geschrieben.
Wie man sieht, die Vorwürfe und Zen-          nicht davor zu verschließen, mich nicht     Nachzulesen unter
surversuche machen auch nicht Halt vor        zu schützen, nicht aufzuhören mich von      antiimperialista.org/de/
jüdischen FriedensaktivistInnen.              ihm verletzen zu lassen.
                                                In einem andauernden Konflikt wie
Die Dinge beim Namen nennen                   diesem Mensch zu sein, bedeutet für
Abschließend ein Auszug aus einer Dan-        mich vor allem hinschauen, die Augen
kesrede des israelischen Autors David         offen halten, die ganze Zeit, so gut ich
Grossmann:                                    kann. Nicht immer habe ich die seeli-

  Neuigkeiten aus der SchülerInnenschule
 H
           in und wieder darf man/frau      So fand mit professioneller Hilfe von aufzuführen und aufzunehmen. Was
           sich auch selber loben. Damit Elternseite ein unglaublich cooles Mu- für ein Gefühl!
           meine ich aber nicht mich      sikprojekt statt, wo die SchülerInnen     Und gleich ging’s weiter mit einem
 persönlich, sondern die SchülerInnen- nicht nur ganz viele verschiedene In-      engagierten Meeresbiologieprojekt,
 schule, denn die hat heuer schon aller- strumente ausprobieren konnten, son- wieder unterstützt von Eltern, Profis,
 hand auf die Beine gestellt. Wir sind    dern wo sie auch einen gemeinsamen      die sich Zeit nahmen, Material an-
 schon eine verdammt leiwande Initia-     Song mit einem sehr engagierten Text    schleppten, Versuche durchführten
 tive, mit verdammt                                                                             und uns zum Schluss
 leiwanden Menschen!                                                                            noch auf die Universität
    Das Crowdfunding                                                                            einluden.
 zugunsten unserer sy-                                                                            Unsere Schule ist ein-
 rischen SchülerInnen                                                                           fach wunderbar, das muss
 war überaus erfolg-                                                                            einmal gesagt werden.
 reich. Nicht wenige                                                                            Weil wir eine gemein-
 Eltern, die ohnehin                                                                            same Vision haben, weil
 monatlich einen nicht                                                                          Eltern mitanpacken, mit-
 so kleinen finanziellen                                                                        gestalten, unterstützen.
 Beitrag leisten, haben                                                                         An dieser Stelle möchte
 auch hier wieder mit-                                                                          ich mich bedanken: bei
 geholfen, gespendet                                                                            den KöchInnen, bei de-
 und beworben. Ein                                                                              nen, die immer alles re-
 Ausruhen gibt es dies-                                                                         parieren, bei denen, die
 bezüglich nur vorläu-                                                                          sich tolle Angebote für
 fig, im Herbst starten Generalprobe des Songs „Ausländer beißen nicht“. Foto: Robert Six       die Kinder ausdenken,
 wir mit einer neuen                                                                            die schleppen, putzen,
 Kampagne auf respekt.net.                produzierten. Was am Anfang noch        waschen und sich Zeit nehmen. Nur
    Aber alle Mitglieder der Schule sind  eine Utopie war, wurde Schritt für      weil wir zusammenhalten und fürei-
 nicht nur dann ein gutes Team, wenn      Schritt und Tag für Tag umgesetzt.      nander da sind, ist diese Schule, was sie
 es um Solidarität mit anderen geht. Sie Und am Schluss standen 65 SchülerIn- ist!
 stellen auch Projekte auf die Beine, die nen und mehrere Erwachsene im Turn-       Claudia Gerhartl
 sich sehen und hören lassen können.      saal, um das gemeinsam Erarbeitete

WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni                                                                                                     11
geschichte

„Ich habe dieses Haus gebaut“
Philipp Leeb besucht eine denkwürdige Erinnerungsausstellung
österreichischer Architektur-Pionierinnen im Schütte-Lihotzky-Raum

                                                         Ein Bild von                   sie von 1919 bis 1923 lebte. 1931 eröff-
                                                         Margarete
                                                         Schütte-Lihotzky.
                                                                                        nete sie ihr eigenes Atelier in Wien, aber
                                                         Fotos: Philipp Leeb            schon 1934 emigrierte sie nach Prag
                                                                                        und später ins ebenfalls tschechische
                                                                                        Hronov.
                                                                                          1942 wurde sie nach Theresienstadt
                                                        weitere Frauen porträtiert:     deportiert und schließlich nach Ausch-
                                                        Ella Briggs-Baumfeld, Friedl    witz, wo sie 1944 ermordet wurde.
                                                        Dicker-Brandeis, Helene
                                                        Roth und Liane Zimbler.         Helene Roth
                                                                                        Die Mährin Roth, geboren 1904, war
                                                          Ella Briggs-Baumfeld          die erste Frau, die die II. Staatsprüfung
                                                          Die 1880 in Wien geborene     für Architektur in Wien 1926 ablegte.
                                                          Architektin lernte Malerei    Sie war für Wohnungseinrichtungen be-
                                                          bei Koloman Moser und war     kannt, die in den frühen 1930ern bei

I
     n einem Fernsehbeitrag von 1981          in den Kriegsjahren 1916 – 1918 außer-    den Führungen „Modernes Wohnen“ zu
     sitzt die österreichische Architektin    ordentliche Gasthörerin an der heutigen   besichtigen waren. Ab 1934 arbeitete sie
     Margarete Schütte-Lihotzky, damals       TU Wien, ihr Studium schloss sie aller-   mit dem deutschen Emigranten Alfred
84 Jahre alt, auf einer Bank vor dem von      dings 1920 als Diplom-Ingenieurin an      Abraham im Büro „Abraham and Roth
ihr geplanten Otto-Haas-Hof und plau-         der Technischen Hochschule München        Interior Decoration“ in Tel Aviv, wo sie
dert mit anderen älteren Frauen, man-         ab. 1936 emigrierte sie nach Großbri-     1995 starb.
che vermutlich sogar jünger als sie, de-      tannien, wo sie 1977 starb.                 Im damaligen Palästina unter briti-
nen sie preisgibt, dass sie die Architektin      Von ihr erhalten sind noch der Döb-    schem Mandat (1920-1948) waren ne-
des Hauses ist, in dem die anwesenden         linger Pestalozzi-Hof und das Ledigen-    ben Roth vierzehn weitere deutsche und
Frauen wohnen. Von einer dieser Frauen        heim (Einzelhaushalte mit Gemein-         österreichische Architektinnen tätig.
befragt, wo sie im Krieg war, erzählt sie     schaftsbereichen), beide aus den
munter, dass sie zuerst in der Türkei ar-     1920ern.                                  Liane Zimbler
beitete, und dann wieder in Österreich                                                  Eine weitere Mährin ist die 1882 in Pre-
zurück ins Gefängnis kam, weil „der           Friedl Dicker-Brandeis                    rau geborene Juliane Angela Fischer
Hitler sie eingesperrt hat“.                  Zwei sehr schöne Bauten der ebenfalls     (später Liane Zimbler). Sie war unter
  Schütte-Lihotzky saß für ihre Wider-        1899 in Wien geborenen Dicker sind        anderem an den Umbauten im Wiener
standstätigkeiten von 1941 bis 1945 in        noch 1938 zerstört worden. Ein wun-       Bankhaus Ephrussi (Schottentor) in den
Gefängnissen in Wien und im bayri-            derschönes Hietzinger Tennisclubhaus      1920ern beteiligt. Mit 30 wurde sie
schen Aichach. Die seit den 1950ern           sowie der Kindergarten im Goethe-Hof      Mutter einer Tochter, Eva Huebscher-
vielgereiste und frauenbewegte Zivil-         in der Donaustadt. Dicker-Brandeis war    Zimbler, mit der sie ab den 1960ern zu-
technikerin überlebte das NS-Regime           Mitglied des Bauhauses in Weimar, wo      sammenarbeitet. 1938 legte sie als erste
und starb hochbetagt                                                                    Frau die Ziviltechnikerinprüfung ab. Sie
im Jahr 2000.                                                                           floh noch im selben Jahr in die USA,
  Margarete Schütte-Li-                                                                 wo sie 1987 starb. Das von ihr entwor-
hotzky ist immer noch                                                                   fene Haus Wetzler in der Silbergasse,
die bekannteste österrei-                                                               Wien 19, gibt es auch nicht mehr.
chische Architektin,                                                                       All diese Frauen erreichten Anfang des
aber sie war auch schon                                                                 20. Jahrhunderts auf unterschiedlichen
damals nicht die ein-                                                                   Wegen den Einstieg in den Architektur-
zige. Aber die einzige,                                                                 beruf. Erst ab 1919 waren Frauen als
die in Österreich blieb.                                                                Hörerinnen auf der „Technischen
  In der Ausstellung                                                                    Hochschule Wien“ (die heutige TU
„Pionierinnen – Hel-                                                                    Wien) zugelassen und ein Jahr später an
dinnen der Architek-
tur“, konzeptioniert
                                                                                        Ein nicht mehr vorhandenes
und gestaltet von Chris-                                                                Bauwerk von Friedl
tine Zwingl, werden                                                                     Dicker-Brandeis

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geschichte

                                            WUK-Schafe mähen die Donauinsel
                                            I
                                                 m Rahmen des EU-Projekts LIFE          Opfer fallen, werden geschont.
                                                 DICCA, das die Auswirkungen               Gemäht werden muss die Donauin-
                                                 des Klimawandels auf der Donau-        sel, denn ohne Wiesenpflege würde
                                            insel bekämpft und das Ökosystem            die Insel verbuschen und schließlich
                                            der Insel schonen will, sind bis zum        zu Wald werden, was nicht erwünscht
                                            Herbst Schafe von WUK-bio.pflanzen          ist, denn in erster Linie wurde die Do-
                                            auf dem nördlichen Teil der Donau-          nauinsel ja zum Schutz vor Hochwas-
                                            insel im Einsatz. Die MA45 hat sie als      ser errichtet.
                                            tierische Leiharbeiter unter Vertrag ge-       Die Schafe, so lieb sie auch ausse-
                                            nommen, weil sie die umweltfreundli-        hen, sind aber keine Streicheltiere und
                                            che Alternative zum Rasenmäher sind.        dürfen auch nicht gefüttert werden.
                                            Außerdem verursachen sie weder Lärm         Dafür, dass es den Schafen auch gut
                                            noch Schadstoffe, und sie lassen den        geht, sorgt der Schäfer Reinhard Ma-
                                            Pflanzen Zeit zu wachsen und sich           niszewska, den wir schon im Info-In-
                                            wieder zu erholen. Auch kleinere            tern vorgestellt haben.
                                            Tiere, die sonst den Maschinen zum             Claudia Gerhartl
Theresa Häfeles Wanderausstellung

der Akademie der Bildenden Künste
Wien, wohingegen Frauen an der k.k.
Kunstgewerbschule (heute Universität für
angewandte Kunst) schon seit der Grün-
dung 1867 regulär studieren durften – al-
lerdings nur Malerei oder Kunstgewerbe.
Unter den Professoren Oskar Strnad und
Heinrich Tessenow durften Frauen            Ulli Sima
schließlich auch Architektur studieren.     (Stadträtin) von
                                            der Seite, Gerhard
                                            Zoubek (Adamah)
Frau Architekt                              von hinten. Foto:
Ein empfehlenswertes Buch über Frauen       WUK bio.pflanzen
in der Architektur ist „Frau Architekt“
2017 im Wasmuth-Verlag, herausgege-
ben von Mary Pepchinski, Christina
Budde, Wolfgang Voigt und Peter Ca-
                                            Das Schulkollektiv wird 40!
                                            U
chola Schmal.                                         nglaublich, aber wahr! Das        schukollektiv@wuk.at
   Zu sehen ist übrigens auch bis Ende                Schulkollektiv (WUK-Volks-          Wir sagen Happy Birthday und
September die beeindruckende aktionis-                schule) feiert im kommenden       freuen uns auf ein rauschendes Fest im
tische Wanderausstellung „Margarete         Herbst seinen 40. Geburtstag. Und           WUK.
und ihre Schwestern – Heldinnen der         lädt natürlich ganz herzlich dazu ein.        Freitag, 18. Oktober, 16:00 Uhr
Architektur“ von Theresa Häfele, die        Also notiert schon mal das Datum,           im Projektraum
auch schon auf den Vorplätzen der Ar-       den Ort und die Uhrzeit.                      Rahmenprogramm, Musik,
chitekturuniversitäten Wiens aufgestellt       Das Schulkollektiv ist eine der ältes-   Essen, Trinken, Party!
war.                                        ten Gruppen im Haus, gegründet                Claudia Gerhartl
   Die unter anderem von Maria Lauti-       wurde es 1979 mit zwei Gruppen im
scher begleitete Ausstellung läuft noch     Amerlinghaus, nach einigen Übersied-
(Juli und August geschlossen) und           lungen ist es seit 1983 im WUK.
schließt mit dem Tag des Denkmals am        Wurde zuerst noch auf der Basis häus-
29. September.                              lichen Unterrichts unterrichtet, besitzt
   In einem weiteren Raum wird der          es seit 1985 das Öffentlichkeitsrecht
2018 verstorbenen Fotografin und „ma-       auf Grundlage des Glocksee-Lehr-
triarchalen Kunstutopistin“ Aloise Roth     plans.
gedacht, erstellt von der IntAkt-Küns-         Solltet ihr zuhause Fotos oder sons-
terlin Susanne Kompast.                     tiges Material haben, das zum Gelin-
                                                                                                                                   Foto: Internet

   schuette-lihotzky.at                     gen des Geburtstagsfestes beitragen
theresahaefele.at                           kann, meldet euch doch bitte unter
tagdesdenkmals.at

WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni                                                                                                   13
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