WUK INFO-INTERN Der Clown Peter Spindler Die Architektin Schütte-Lihotzky Hommage an Stephan Ortbauer WUK retten mit Schmafu
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WUK INFO-INTERN Nummer 3/2019 Der Clown Peter Spindler Juni Die Architektin Schütte-Lihotzky Hommage an Stephan Ortbauer WUK retten mit Schmafu 1 WUK-INFO-INTERN 1/07 März
INHALT EDITORIAL Liebe LeserInnen! T Clown, Theatermacher, Pädagoge – Peter Spindler | Jürgen Plank ................. 3 urbulente Zeiten erleben wir in- Der fliegende Teppich. Bleib in Wien | Eva Schneidhofer, Laleh Monsef ........ 6 nerhalb und außerhalb des Hau- ses. Immer noch ist die Sicherung Für Antisemitismus darf im WUK kein Platz sein | Patricia Hladschik ......... 8 des Gebäudes DAS Thema, zahlreiche Nicht im WUK – Hanin Zoabi im Aktionsradius | Uschi Schreiber .............. 9 Benefizveranstaltungen brachten und bringen Geld – von „We jammin“, das „Ich habe dieses Haus gebaut“ – Schütte-Lihotzky-Raum | Philipp Leeb ...... 12 die BreakdancerInnen des ttp zugunsten Propeller – Kunststudierende in Österreichogalerie Wien | Fotogalerie ......... 14 des Hauses veranstalteten, bis über „WUK retten mit House und Techno“ WUK retten mit dem Club Schmafu | Dieter Breitwieser-Ebster ................. 17 und das noch bevorstehende „WUK ret- Wie eine Insel – Hommage an Stephan Ortbauer | Elisabeth Klocker .......... 18 ten. Das Benefinzkonzert“ anlässlich mei- nes Geburtstags :-), und ab Herbst soll Eine besondere Preisverleihung | Philipp Leeb ............................................ 22 auch wieder gecrowdfundet werden. WUK-GV am 17. November | Einladung des Vorstands.............................. 25 Im Haus selber wird über alles Mögli- che heftig diskutiert. Manche mögen mit den Ergebnissen nicht immer zufrieden Immerda sein, aber da sehen wir wieder mal, dass es auch im WUK zu bestimmten The- men ganz schöne Kontroversen gibt. Die Unter uns über uns | Claudia Gerhartl ...................................................... 24 Welt ist halt nicht entweder schwarz oder WUK-Forum am 1.4. und 6.5. | Rudi Bachmann ..................................... 26 weiß, sondern weist auch noch einen Haufen Zwischentöne auf, die nicht im- WUK-Radio ............................................................................................. 26 mer ganz einfach auseinanderzudröseln Termine, Ankündigungen .......................................................................... 27 sind. Ich finde das spannend. Aber ich bin ja auch nicht bei den nervenaufrei- Topics ....................................................................................................... 28 benden Diskussionen dabei. Ich hab andere Sorgen. Zum Beispiel das Wetter. Ich war heuer noch kein ein- ziges Mal im Gänsehäufel! Aber: Der Sommer kommt bestimmt! Und bis dahin vertreiben wir uns die Zeit Titelblatt: Die Werkstatt von Stephan Ortbauer. mit dem Festival der Nationen in Hirsch- Foto: Elisabeth Klocker. Siehe Seite 18 stetten bzw. beim Ute Bock Cup auf dem Sportclubplatz im 17. Bezirk, beide Ver- Beiträge, Ankündigungen: Mit E-Mail (Text- und Bild-Dateien als Bei- anstaltungen am 9. Juni, der Europride lage) an infointern@wuk.at. Auf CD, Stick oder Papier ins Info-Intern- am 15. Juni auf dem Rathausplatz und Postfach im Informationsbüro. Bitte unbedingt Name und Kontaktmög- dem Festival des politischen Liedes von lichkeiten angeben. 21. bis 23. Juni im Europacamp am At- Gestaltung: Titel und Zwischenüberschriften sollen maximal 30 Zeichen tersee. Ob wir donnerstags noch mar- haben. Fotos, Zeichnungen und Grafiken immer mit Angabe der/des schieren wollen/sollen/werden, werden KünstlerIn. Keine Absatz-Formatierungen (nur Fließtext), keine Tabellen wir sehen. und keine Formatvorlagen (außer Absatz-Standardschriftart und Standard). Derzeit schaut`s aber fast so aus, als Nächster Redaktionsschluss: Freitag, 20. September, 17:00 Uhr könnten wir neue Pläne schmieden! Juni-Ausgabe: Am Freitag, 3. Oktober, im Haus Spenden an das WUK: auf wuk.at/spenden oder Konto Claudia Gerhartl IBAN AT87 1200 0100 2435 5355 (BIC BKAUATWW) Impressum: WUK-INFO-INTERN. Informations- und Diskussionsorgan. Medieninhaber, Herausgeber: WUK – Verein zur Schaffung offener Kultur- und Werkstättenhäuser, 1090 Wien, Währinger Straße 59 (48° 13‘ 23“ N, 16° 21‘ 04“ O). Redak- tion: Claudia Gerhartl, Philipp Leeb, Rudi Bachmann. Gestaltung/Layout: Computer Graphics Assoc. Druck: Robitschek, Wien. GV-Beschlüsse vom 24.6.1992: 1. Einschränkungen freier Meinungsäußerung: a) bei Verletzung von Rechten bzw. Privatsphären von Personen, b) bei Beschimpfungen, c) bei nicht belegten Anschuldigungen, d) bei möglichen straf- oder ver- waltungsrechtlichen Konsequenzen. 2. Bei strittigen Beiträgen gibt es Gegendarstellungen in derselben Ausgabe. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der AutorInnen wieder. Über Kürzungen, Titel, Untertitel, Vorspanne, Zwischen- überschriften und andere Ausstattungen entscheidet die Redaktion. Nicht gekennzeichnete Fotos: Redaktion bzw. Archiv. Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Zu 100 % im Eigentum des Vereins WUK. Info-Intern im Netz: www.wuk.at, Magazin, WUK INFO INTERN
kreativ Clown, Theatermacher, Pädagoge Interview mit Peter Spindler. Von Jürgen Plank Fotos: Jürgen Plank A ufgewachsen ist Peter Spindler in Sommer Zeit habt, helft uns bitte die hat Fotos von den Auftretenden ge- Steyr, Oberösterreich. Sein erster Fenster zu putzen. Wir haben gesagt: Si- macht und danach im Winter Bilder Zugang zum WUK war der als cher, das machen wir. Ohne uns anzu- von ihnen gemalt. Ich habe immer so Gast bei einem Kruder & Dorfmeister- schauen, wie hoch diese Fenster eigent- kleine Szenen vom Straßentheater nach- Konzert im Großen Saal, das war zirka lich sind! So bin ich ins WUK gekom- gespielt und habe mir als kleiner Bub im Jahr 1997. men und bin dann auch ordentliches gedacht: Das möchte ich auch mal ma- Wie hast du das WUK damals und seit- Mitglied im TTP geworden. chen. Ich habe da mal einen Straßen- dem wahrgenommen? künstler aus London gesehen, der sich Immer als Parallelwelt, als Gegenströ- Peter als Fensterputzer auf Scherben gelegt hat und das habe mung, als Insel, in dieser damals für Und ihr habt die Fenster wirklich geputzt? ich später auch einmal gemacht. mich noch viel größeren Stadt. Diesen Ja, ja, das war ein Teil der Abma- Inselcharakter hat es für mich immer chung. Wir waren zu zwölft und haben Clown im Spital noch. Es ist eine Wohlfühloase und ein die Möglichkeit gehabt, das im Sommer Du hast dann verschiedene Ausbildungen Ort, an dem man Kunst erschaffen und im Laufe einer Woche zu machen. Mit durchlaufen, etwa in London, und bist unterschiedliche Projekte machen kann. meinem Labor für kreatives Theater bin zum Clown ausgebildet worden. In weite- Man trifft hier auf Leute, die neugierig ich noch immer im Schulkollektiv, wir rer Folge bist du als CliniClowns aktiv ge- sind und wenig Scheu davor haben zu haben das damals also nicht so schlecht worden. kooperieren. Das sind Dinge, die in gemacht. Wenn es die CliniClowns nicht gäbe, meinem Leben und in meiner Arbeit Du bist auf vielfältige Weise im Bereich müsste man sie erfinden. Ich finde die wichtig sind und deswegen habe ich den Theater tätig. Wie ist dein Interesse am CliniClowns total super! Was machen Weg ins WUK gefunden. Theater entstanden? wir, wie sieht die Ausbildung aus? Das Wie kam das? Von klein auf hatte ich eine Liebe läuft nicht Vollzeit, das macht man ne- Ich bin dann nach Wien gezogen, zum Theater und zum Straßentheater. benher, der erste Schritt zum Clini- habe mir eine Improtheater-Gruppe ge- Mein Vater ist bildender Künstler, und Clown ist eine Audition, bei der man sucht, und so bin ich aufs Schulkollektiv im Alter von 7 Jahren war ich zum ers- ausgewählt wird. gekommen. Die haben gesagt: Ja, nutzt ten Mal beim Straßenkunst-Festival Dann gibt es Workshops mit interna- bitte unsere Räume, und wenn ihr im Pflasterspektakel in Linz. Mein Vater tionalen TrainerInnen, man beschäftigt WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni 33
kreativ sich aber auch mit Musik, mit Zauberei, Mein Zugang zur Oper war im Zuge Künstlerin Hisa Enomoto, eine tolle ja- mit Psychohygiene, mit Supervision. eines Vermittlungskonzeptes für die panische Künstlerin, die auch im WUK Dahinter steckt, Lust auf Lebendigkeit Kammeroper und das Theater an der tätig ist und hier ihr Atelier hat. Wir und auf Lebensfreude zu machen. Toll Wien, da ist es darum gegangen, opern- bauen an dynamischen Papiermasken. ist – und das sehe ich wirklich als großes hafte Momente auf die Bühne zu brin- Sie bringt die Origami-Technik mit ein, Geschenk –, dass wir als Clowns mit gen – etwa zu Themen wie Liebe, Tod, und wir überlegen, wie wir Masken kre- unseren PatientInnen nirgendwo hin Geld und Gier. Wir haben darauf ge- ieren können, die sich bewegen. Wie müssen. schaut, wie wir jungen SchülerInnen können wir die Dynamik des Papiers Wie meinst du das? nahe bringen können, dass Oper nicht mit einbeziehen und mit solchen Mas- Wir können uns auf den Moment etwas Schreckliches ist, sondern durch- ken spielen – sowohl in einem Theater- konzentrieren und darauf, was durch aus in unserer Lebenswelt passieren kontext als auch im öffentlichen Raum. den persönlichen Kontakt entsteht. kann. Da war ich in einer vermittelnden Wenn wir aus dem Zimmer hinausge- Rolle als Theaterpädagoge unterwegs, Alltagsgeschichten für die Bühne hen, gibt es kein Blutbild, und wir ha- Opernsänger bin ich leider keiner. Was machst du zurzeit noch? ben auch keine Infusion gelegt. Mit Womit bist du aktuell beschäftigt? Gerade beschäftigt mich die wunder- Kindern arbeiten wir fantastisch und Ich bin aktuell mit Konzepten für bare Elizabeth T. Spira, die heuer im bauen Spielsachen, wie die Stofftiere, in theatrale Vermittlung beschäftigt. Sei es März verstorben ist, die jahrzehntelang Geschichten mit ein. Wir besuchen jetzt Museen wie das Museum Moderne die „Alltagsgeschichten“ und „Lie- auch Erwachsene. Ich sage immer: Wir Kunst (MUMOK) oder die Kunsthalle besg‘schichten und Heiratssachen“ ge- sind die verrückten Verwandten, die re- oder die Brunnenpassage. Ich bin in der macht hat. Ich schaue jetzt, wo sind diese gelmäßig auf Besuch kommen und Lehre tätig, an der Musik- und Kunst- Geschichten, wie kann man die auf die Leichtigkeit ins Spitalzimmer bringen – Privatuniversität der Stadt Wien. Ich be- Bühne bringen. Da bin ich gerade mit und das ist sehr schön. schäftige mich mit unterschiedlichen meinen StudentInnen an der Universität Wie ist diese Zielgruppe? Darstellungsformen, mit Maskentheater, dabei, dazu etwas zu machen. Ich arbeite mit PatientInnen auf der mit Commedia dell’arte-Masken, mit Im WUK betreibst du das Labor für Station für Strahlentherapie und Kno- balinesischen Masken. kreatives Theater. Welches Angebot ist das? chenmarktransplantation. Die können Und ich kooperiere mit der bildenden Das Labor für kreatives Theater habe nicht am Abend ins Kabarett oder ins Theater gehen, auch wenn sie mitten in Wien sind. Deshalb kommen wir zu ih- nen. Queer Art Space Vienna K Leichtigkeit und Entspannung unst stellt ein wichtiges Me- A.A.M., Julia Faber, Julia Fuchs, Ro- Der Clown, der Spaßmacher hat eine dium zur Schaffung eines kon- bert Gabris, Matthias Herrmann, Ma- Freiheit im Ausdruck und darf auch mal textuellen ethischen Bewusst- rio Kiesenhofer, Jakob Lena Knebl, ein Tabu brechen – sowohl in der Manege seins dar, sei es in sozialen, wissen- Andrew Mezvinsky, Martina Mina & als auch im Spital … schaftlichen, politischen oder kulturel- Sabine Schwaighofer, Roland Reiter, Ja, das ist natürlich eine Faszination: len Zusammenhängen. Die Ausstel- Michal Rutz, Leila Samari & Maryam Dinge zu sagen und anzusprechen, die lung „Queer Art Space Vienna“ ist ein Sehhat, Toni Schmale, Walter Seidl/ man sich sonst nicht zu sagen getraut. Versuch, Einblick in Wiens dyna- Stefan Geissler, Philip Timischl, Vio- Und dadurch oft Leichtigkeit oder Ent- mische queere Kunstszene zu geben. let, Peter Wehinger. Organisiert von spannung zu bringen – endlich spricht Als „queer“ werden dabei jene künst- Gülsen Bal, Michael Kaufmann, Ger- jemand etwas an! lerischen und kulturellen Praktiken hard Pruegger, in Kollaboration mit Kannst du dafür ein Beispiel geben? verstanden, die – indem sie heteronor- der Kunsthalle Exnergasse. mative Machtverhältnisse infrage stel- Ausstellung in der Kunsthalle Ciao bella ciao... len – Interaktionen zwischen Kunst- bis Freitag, 14. Juni Ich erinnere mich an eine Situation auf werk und Betrachter_in forcieren und der Strahlentherapie: Wir kommen ins damit Veränderungen Zimmer, und der Patient schaut uns an im (gesellschafts-) poli- und sagt: Ich möchte sterben. Wow. Ich tischen Kontext provo- schaue ihn an und sage: Ja, aber singen zieren. wir vorher vielleicht noch ein Lied? Er Im Rahmen der Aus- hat gesagt: Okay. Er war Italiener und stellung finden Perfor- hat dann angestimmt: „Ciao, bella ciao, mances, Filmscreenings, Foto: Kunsthalle Exnergasse bella ciao, ciao, ciao“, und wir haben Lectures und Talks das miteinander gesungen. Danach hat statt. er gesagt: Jetzt ist mir leichter! Kunsthalle Exnergasse Solche dramatischen Momente hat man mit Arbeiten sonst maximal in der Oper, auf dieser von Aschka & Kopp, Ebene warst du auch schon aktiv – was Asgar/Gabriel, Assunta hast du da gemacht? 4 WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni
kreativ ich im Jahr 2013 gegründet, nach So wenig braucht es eigentlich, meiner Rückkehr aus London. Ein- um ganz große Themen zu bespie- fach, weil es das Theater, das mich len. Warum Märchen und Mythen? interessiert, in Wien nicht gegeben Weil sie fantastische Geschichten hat – ein Theater, in dem man mu- sind, die alle Lebensthemen ver- tige, neue kreative Wege beschreitet handeln, die zwar alt aber brandak- und selbst im Kollektiv Stücke kre- tuell sind. Das interessiert mich iert. Deswegen habe ich diese einfach. Gruppe ins Leben gerufen und Was interessiert dich noch? habe begonnen, regelmäßige Trai- Wie kann man neue Darstel- nings abzuhalten. Das passiert im lungsformen finden? Wie kann Schulkollektiv. So hat sich eine fixe man abseits der Sprache und der Gruppe herauskristallisiert, und Stimme Geschichten erzählen? Wie mit der haben wir im Raum ein können wir Geschichten mit unse- Stück „geschrieben“, muss man sa- rem ganzen Körper, mit Klängen, gen: „Die Widersprüche sind die mit Bewegungen erzählen? Mich Hoffnung“, haben wir 2016 urauf- interessiert immer wieder, wie wir geführt, und 2017 haben wir eine Bilder kreieren, die größer sind als Wiederaufnahme im Theaterbrett unser eigenes Leben. Oft auf sehr gemacht. Manche vom Kernensem- kleinem Raum Theater kreieren, ble sind immer noch dabei, andere das groß ist. Wie können fünf Per- sind dazu gekommen. im 9. Jahrhundert bei den Berbern so, sonen eine große Welle darstellen oder dass die am Marktplatz einen Teppich wie eine Rakete ins Weltall fliegt – das Urform des Theaters ausgerollt haben und gesagt haben: So, interessiert mich. Womit beschäftigt ihr euch gerade? das ist jetzt meine Bühne. So war klar: peterspindler.com Jetzt beschäftigen wir uns mit Ensem- wenn sie auf diesem Teppich stehen, cliniclowns.at ble-Storytelling, also mit der Frage, wie werden Geschichten erzählt. man in der Gruppe Geschichten erzäh- len kann. Wir beschäftigen uns mit Märchen und Mythen. Da scheint sich dann das Maskentheater gut einzufügen. In Indonesien werden Generationen Campus in Lassee E beim Puppentheater oft Stoffe aus alten nde März war der Marchfelder wie man durch die gezielte Pflanzung Epen erzählt. Nehmt ihr diese inhalt- Genussbus als Botschafter der von Bäumen und Sträuchern Land- lichen Bezüge her oder moderne Themen? Region Marchfeld bei der Prä- schaftsarchitektur und kulinarische Diese Themen der Märchen und My- sentation des Generationen Campus Genüsse verbinden kann. then und das Erzählen dieser Geschich- in Lassee. Bei herrlichem Frühlings- Bei der nächsten Station stellten die ten, das ist wahrscheinlich die Urform wetter folgten zahlreiche Gäste der Architekten des geplanten Öko-Kin- des Theaters überhaupt. Man sagt, dass Einladung des Marchfelder Genussbus dergartens ihr Projekt vor. Theater entstanden ist, weil Menschen und der Gemeinde. Zum Abschluss gab es eine Feier mit zusammen gekommen sind, um einan- Am Gelände der ehemaligen Boden- Verkostung durch den Marchfelder der Geschichten zu erzählen, um einan- schutzstation entsteht eine Begeg- Genussbus mit regionalen Produkten der Mut zu machen und ein Stück weit nungszone für Menschen mit unter- aus der Region für die Menschen in ihre Lebensängste zu überwinden und schiedlichen Interessen. Den Beginn der Region, während sich die Kinder um Wissen weiter zu geben. Da hat hat WUK bio.pflanzen mit der Au- von Lassee an den Schafen von 3E Theater noch lange vor Radio, Fernse- ßenstelle Lassee und den Schafen vom Morawa erfreuen durften. hen und Zeitungen auch einen Bil- Interreg-Projekt 3E-Morava Nature Ursula Königer dungsaspekt. schon 2017 gemacht. Nach der Begrüßung durch Ursula Königer. Foto: WUK bio.pflanzen Mittels Theater aufklären Bürgermeister Karl Gramma- In anderen Weltregionen ist das noch im- nitsch, WUK Geschäftsleiter mer so, da ziehen SchauspielerInnen etwa Christoph Trauner und Projekt- in Afrika oder in Indien durch die Dörfer leiterin Ursula Königer durften und informieren zum Beispiel über AIDS. im Rahmen der Jungbürgerfeier Genau, aber auch bei uns in Wien die Familien der 2018 gebore- gibt es diese Formen, bei denen Schau- nen Kinder einen eigenen Baum spielerInnen herumziehen, etwa an aussuchen und einpflanzen. Schulen, um einfach zu informieren Nun wurde die „Essbare und mit Theater aufzuklären. Dieses Er- Landschaft“ angelegt. Obst- zählen von Geschichten ist für mich experte Siegfried Tatschl zeigte, spannend. Soweit ich weiß war es schon WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni 5
künstlerInnen Der fliegende Teppich. Bitte bleib in Wien Von Eva Schneidhofer (WUK Bildung und Beratung) und Laleh Monsef (Trai- nerin und Fachkoordinatorin von Start Wien – Das Jugendcollege) E ine Ausstellung von Teilneh- gendlichen, der Mitarbeiter_innen des mer_innen des Projekts Start- Jugendcolleges und des Wien Muse- Wien – Das Jugendcollege, ums und die Spuren, die bleiben. kuratiert von Laleh Monsef, Rahman Hawy und Isabel Termini, von 22. Wien und Lieblingsorte Jänner bis 3. Februar im Wien Mu- Als Gründer_innen des Ateliers, in seum: Rund um die Erzählung vom dem die Arbeiten entstanden sind, fliegenden Teppich aus Tausendund- erzählen Laleh Monsef und Rahman einer Nacht haben Jugendliche für Hawy von dem Raum, den sie für das Wien Museum eine Ausstellung und mit den Jugendlichen im Ju- gemacht. Am 22. Jänner gab es eine gendcollege geschaffen haben. Im inspirierende und berührende Eröff- Atelier treffen sich die Jugendlichen nung und gleichzeitig einen gelunge- einmal pro Woche für zwei Stunden. ner Abschluss. „Der fliegende Tep- Es ist für sie ein Ort, an dem sie zur pich“ ist die dritte – und voraussicht- Ruhe kommen und ihre Lebensge- lich letzte – Ausstellung, die mit Ju- schichte mit künstlerischen Mitteln gendlichen aus dem Projekt Start- reflektieren können. Wien - Das Jugendcollege realisiert Im Vorfeld der Ausstellung haben wird. alle Jugendlichen das Wien Museum 2017 zeigten sie ihre Arbeiten be- besucht und sich mit dem histori- reits bei der Ausstellung „Lächeln und schen Wien-Bild auseinandergesetzt. Tränen zwischen Da und Dort“ im Dieser „institutionellen“ Darstellung WUK Projektraum, 2018 bei „Reach setzen sie ihre Installation gegenüber, in, Reach out“ im Spektakel. Und es die die Realität der Flucht und die ist die letzte Ausstellungseröffnung im Erfahrung des Fremdseins in Wien Wien Museum, bevor dieses auf län- thematisiert. gere Zeit wegen Umbaus geschlossen Im zweiten Stock des Museums er- wird. Doch bevor sowohl das Wien hebt sich der fliegende Teppich mit- Museum als auch das Jugendcollege in ten im Raum vom Boden bis zur De- ihrer jetzigen Form die Türen schlie- Foto: Eva Schneidhofer cke und schwebt über den Köpfen ßen, wird gefeiert: die Arbeit der Ju- der Besucher_innen. An den Wän- Wiener Brückencollege E in 12. Schuljahr für Schüler_in- nungstests sollen hier gezielt indivi- weiterführende Möglichkeit gefunden nen mit SPF und mit Autismus- duelle Eignungen und Neigungen für haben, wurde eine gute Anschlussper- Spektrum-Störung: Seit Sep- den Arbeitsmarkt festgestellt werden. spektive entwickelt. Sie haben in die- tember 2018 dürfen Schüler_innen Zeugnisse werden nicht mehr aus- sem Jahr einen riesigen Sprung ge- mit sonderpädagogischem Förderbe- gestellt. macht und auch, den Rückmeldungen darf (SPF) oder mit Autismus-Spek- WUK faktor.c bietet vor Ort das Ju- von außerschulischen Organisationen trum-Störung, denen ein 12. Schuljahr gendcoaching an. Sonja Jackson, die (z.B. Wien Work) zufolge, sich sehr von der Bildungsdirektion Wien bewil- zuständige Beraterin im Jugendcoa- gut weiterentwickelt.“ ligt wurde, das Wiener Brückencollege ching berichtet: „Dieses erste Projekt- Wir freuen uns, dass Jugendliche mit besuchen. Das Brückencollege wird jahr hat gezeigt, dass es für benachtei- SPF und mit Autismus-Spektrum-Stö- vom SPZ Rosasgasse betreut und dis- ligte Jugendliche eine tolle neue Mög- rung wieder die Chance eines 12. loziert in zwei Klassen am Polytech- lichkeit ist, ein weiteres und zugleich Schuljahres geboten wird! nikum Neubau, PTS 7, Burggasse 14- letztes Schuljahr zu absolvieren, um Sonja Jackson und Eva Stocker 16, abgehalten. nachzureifen. Für die Jugendlichen, die WUK faktor.c Auf Basis des HAMET-Berufseig- nach dem 11. Schuljahr keine passende 6 WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni
künstlerInnen den hängen rund 20 weitere Gemälde nicht mit einer Geschichte. Das wollen ger“ sind. Dabei könnte – wie in dieser und Video-Installationen der jungen wir ändern. Ausstellung sichtbar ist – in so einem Künstler_innen. In den Werken der Die Jugendlichen stehen unter einem Atelier so großartige Kunst geschaffen jungen Erwachsenen, die über verschie- extremen Leistungsdruck. Sie haben viel werden. dene Routen geflüchtet sind, geht es um weniger Chancen-Gleichheit. Sie sollen Last but not least: Kunst sollte und Wien als ihren jetzigen Lebensmittel- auch ein Raum bekommen, um kurz zu könnte als Beruf gewählt werden. Sie punkt. sich kommen zu können. Sie sollen müssen nicht alle Bäcker_in und Me- In den Arbeiten beschäftigen sie sich auch diverse Optionen ausprobieren, chaniker_in werden. Österreich braucht mit ihren Lieblingsorten, in Wien oder um sich weiterzuentwickeln. Kunst wird auch Vielfalt in der Kunstszene. Das anderswo. Sie zeigen uns Orte, die sie immer als Erstes gestrichen, weil muss promotet werden, und das ist un- an ihr ursprüngliches Zuhause erinnern, Deutsch, Mathe und Englisch „wichti- sere Botschaft. und Plätze, an denen sie sich heute gerne treffen. Dabei verweben sie Orte, Zeiten, Wirklichkeit und Fantasie mitei- nander. Viele Kunstwerke sind „work in pro- WUK auf Facebook E gress“, d.h. sie sind unvollendet. Das hat s gibt mittlerweile einige interes- Follower (zum Vergleich: Trans damit zu tun, dass die Jugendlichen oft sante WUK-Seiten auf Facebook, Europe Halles hat nur halb so viele). nicht mehr zum Kurs kommen dürfen. denen es sich zu folgen lohnt. So WUK Bildung und Beratung (und Nicht alle Jugendlichen werden in Wien beispielsweise Made in WUK, wo Ar- ihre Unterseiten, unter anderem space- bleiben dürfen. Dass der fliegende Tep- beiten und Veranstaltungen der Auto- lab und WUK Jugendcoaching West) pich in Wien bleibt, ist ihr Wunsch. nomie regelmäßig gepostet werden. und das Statt-Beisl (je ca. 1.500 Follo- Der Betrieb selbst hat eine professio- wer) sind ebenfalls sehr fleißig. Blick hinter die Kulissen nelle Seite mit immerhin über 25.000 Philipp Leeb Die Jugendcollege-Trainerin und Aus- stellungs-Kuratorin Laleh Monsef er- klärt, was den Kurator_innen und Künstler_innen wichtig war: Die Aus- Das weite Land, woher sie kommt H stellung haben wir nur für diesen Raum inter dem Knaben aber Ausgehend von Kraus‘ Tanzstück kuratiert. Was bedeutet das konkret? schreitet lautlos die Nacht „Die Stadt wartet“ untersucht Isa Ro- Die Kunstwerke korrespondieren mit einher und breitet den senbergers Projekt, wie die sozialrefor- Gegenständen und Gemälden aus der schwarzen Mantel der Vergessenheit merische Geschichte der VHS Ottak- Sammlung des Wien Museums: Die über das weite Land, woher er kommt ring und die damit verknüpfte Ge- große Installation des fliegenden Tep- (Maxim Gorki: Musik der Großstadt). schichte des (politisch engagierten) pichs, die bei der Flucht-Türe des Aus- 1934 war im Volksheim Ottakring Ausdruckstanzes in Österreich unter stellungs-Raums beginnt, wird von ei- Gertrud Kraus’ Tanzstück „Die Stadt den Vorzeichen der heutigen Zeit ins nem Modell der Stadt Wien aus dem wartet“ zu sehen, das auf das Märchen Gedächtnis gerufen, aktualisiert und Jahr 1852 empfangen. Wir wollten da- „Musik der Großstadt“ basierte. kontextualisiert werden können. Tanz mit die Fluchtwege der Jugendlichen Kraus’ Choreografie reflektierte Ängste wird als besonderer poetischer Raum und die Brücke zwischen ihrer ehemali- und Faszination eines Jugendlichen verstanden, in dem sich Kunstformen, gen und jetzigen Heimat symbolisieren. gegenüber dem Leben in der großen Zeiten und Bilder vermischen und Es gibt Verbindungen zwischen den Bil- Stadt. Gesellschaftspolitisch interes- neue Bezüge und Querverweise her- dern der Jugendlichen und jenen der siert und durch ihre jüdische Herkunft stellen lassen. Dauerausstellung. So korrespondiert zunehmend unter Druck, entwickelte Neben ihren Workshops belegen etwa das Bild von Fahad Alsamarai mit Kraus als eine der wenigen Exponen- auch Rosenbergers eingehende Re- einem Gemälde aus der Biedermeierzeit. tinnen des Ausdruckstanzes Werkfor- cherchen über Gertrud Kraus in Wien Darüber hinaus ist es die erste Ausstel- men und Choreografien, die politi- und Tel Aviv eine Spurensuche nach lung im Wien Museum, bei der Bildbe- sches Engagement zeigten. geografischen Bewegungen und der schreibungen in vier Sprachen vorhan- Das Volksheim Ottakring (heute Migration von Gedankengut, über den sind. Damit ist die Ausstellung für VHS Ottakring) wurde 1901 gegrün- Länder hinweg und entlang gegenläu- diverse Zielgruppen besser zugänglich. det und war vor allem in der Zwi- figer Routen: die Migration des Aus- schenkriegszeit von großer kultureller druckstanzes von Österreich bzw. Mit- Und wieder: Abschiebungen und politischer Bedeutung. Volks- teleuropa nach Israel oder auch die Abschiebungen sind ein ganz wichtiges hochschulen waren wichtige Dreh- Migrationsrouten der jungen Schüler_ Thema. Wir haben das auch in Form scheiben alternativer Bildungs- und innen in den Workshops vom Nahen von Video-Porträts mitgeteilt, da wir Wissensvermittlung und spielten bei Osten nach Österreich. dieser Problematik ein Gesicht geben der Popularisierung von Avantgarde- Isa Rosenberger in der wollten. Unsere Jugendlichen integrie- Kunst und Kultur eine zentrale Rolle Kunsthalle Exnergasse ren sich eine Zeit lang in Österreich und – das Motto lautete: Das Wissen für Donnerstag, 27. Juni werden abgeschoben. Darüber wird je- alle, jenseits der bürgerlichen Salons. bis Freitag, 19. Juli doch nur mit Zahlen gesprochen und WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni 7
leitbild Für Antisemitismus darf im WUK kein Platz sein Eine wichtige und richtige Entscheidung des Vorstands. Von Patricia Hladschik A m 6. Mai beschloss der WUK Plattform unterstützt. Daher gibt es müssen. Im Fall des BDS war es leider Vorstand in einer außerordentli- großes Verständnis seitens des Vor- bereits das zweite Mal nötig. Jedenfalls chen Vorstandssitzung, dass die stands, dass die kurzfristige Absage für wird der Vorstand seine Entscheidun- für 9. Mai geplante Veranstaltung mit den GPI naturgemäß sehr unangenehm gen auch weiterhin im Sinne des WUK dem Titel „Kolonialismus und/oder De- und mit organisatorischem Ungemach und des WUK-Leitbilds treffen. Und mokratie. Vortrag & Diskussion mit der verbunden ist, weil Menschen verstän- wir regen eine Diskussion darüber an, Knesset-Abgeordneten Hanin Zoabi“ digt und Informationen an ReferentIn- wie wir sicherstellen können, dass der nicht in den Räumen des WUK stattfin- nen und TeilnehmerInnen weiter gege- wichtige Diskurs zum Nahost-Konflikt den würde, da in allen Ankündigungen ben werden mussten. im WUK weder von antisemitischen zur Veranstaltung die BDS-Bewegung Aufgrund der Dringlichkeit musste und antizionistischen Bewegungen in- (boycott divestment and sanctions) als die Entscheidung sehr kurzfristig und strumentalisiert wird, noch die Gren- Unterstützer genannt war. ohne Möglichkeiten intensiverer Dis- zen, die das WUK-Leitbild setzt, außer Die Entscheidung fiel so knapp vor kussion getroffen werden. Darum war es Kraft setzt. dem tatsächlichen Veranstaltungsdatum, uns auch wichtig, in den nachfolgenden weil diese Unterstützung erst zu dieser Tagen mit allen Beteiligten in ausführli- Zeit in allen Ankündigungen auf- cher Weise in Dialog zu treten. getaucht war, zuvor war nur das ver- Wir sind froh, dass wir Entscheidun- anstaltende Bündnis „Palästina Solidari- gen dieser Art im WUK selten fällen tät Österreich“ genannt, das im März 2019 gegründet und daher vom Vor- stand auch noch nicht im Hinblick auf seine Mitglieder überprüft worden war. Vernebelung in der Kunstzelle N Gemeinderatsbeschluss ein, es wurde kein Grundlage und Vorbild für den Vor- neuer Papst gebraucht. standsbeschluss ist unter anderem der Für Nebel hat in den Wiener Gemeinderatsbeschluss vom 27. letzten Wochen die Künstlerin Juni 2018 betreffend keiner Zusammen- Sandra Fockenberger in der arbeit mit der antisemitischen BDS-Be- Kunstzelle gesorgt: ihre Installa- wegung: „Die Stadt Wien verurteilt den tion „Schleichend“ hat die weltweit verbreiteten Antisemitismus Kunstzelle mit Rauch – aus ei- aufs Schärfste, stellt sich gegen die anti- ner Nebelmaschine – gefüllt. semitische BDS-Kampagne, stellt städti- „Mir gefällt das Temporäre, das sche Räume nicht für BDS-Kampagnen Vergängliche an Installationen oder Veranstaltungen, Ausstellungen wie dieser“, sagt Fockenberger oder Demonstrationen zur Verfügung, im Gespräch mit WUK-Info-In- welche die Ziele von BDS verfolgen, tern. unterstützt keine Veranstaltungen, die „Schleichend“ bezieht sich für BDS werben.“ nicht nur auf den Nebel, der Weiters gingen der Absage intensive durch die Ritzen der Kunstzelle Beratungen voraus, unter anderem mit entweicht, sondern auf schlei- dem Dokumentationsarchiv des Öster- chende gesellschafts-politische reichischen Widerstands, die für uns Veränderungen in Österreich. Foto: Jürgen Plank unangefochtenen, unabhängigen und Unwichtige Themen würden vertrauenswürdigen ExpertInnen in Sa- von den Herrschenden aufge- chen Antisemitismus und Rechtsextre- bauscht, um im Hintergrund mismus in Österreich. möglichst unbemerkt, eben schleichend, entscheidende Wei- Naturgemäß unangenehm chen zu stellen. Gleichzeitig würden Eine spielerische Arbeit mit Leich- Die Intention des Bereichs GPI, eine Ängste vor dem „Anderen“ geschürt tigkeit, die gleichzeitig dramatisch auf- Diskussion zur Situation im Nahen Os- werden, und im aufziehenden Nebel geladen ist. ten durch Bereitstellung von Räumen zu würden wir den Blick auf das Wesent- sandrafockenberger.com ermöglichen, wurde vom Vorstand bis liche verlieren, so Fockenberger. Jürgen Plank zur Kenntnis der Zusammensetzung der 8 WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni
meinungsfreiheit Nicht im WUK Hanin Zoabi im Aktionsradius Augarten. Von Uschi Schreiber A m 9. Mai haben Menschen aus dem GPI und Gäste noch einmal engagiert nächste Veranstaltung ist der Wider- über die Absage diskutiert während die Veranstaltung (Vortrag von Hanin standskämpferin Irmgard Schwager ge- Zoabi), die im WUK nicht stattfinden konnte, im Aktionsradius Augarten widmet. stattfand, einem wie das WUK von der Stadt Wien geförderten Raum. Auszüge aus Wir haben die Turbulenzen rund um der bemerkenswerten Einleitungsrede der Leiterin DI Uschi Schreiber des Aktionsradius diese Veranstaltung mitverfolgt, wir Augarten möchte ich euch nicht vorenthalten, sie regt zum Nachdenken an, wie ich sind auch aktiv dafür eingetreten, wir finde. Helga Hiebl. haben auch an die Verantwortlichen appelliert, die Veranstaltung wie ge- plant im WUK stattfinden zu lassen. Wir bedauern die Absage des WUK sehr und sind beschämt darüber, vor allem gegenüber unserem Gast Hanin Zoabi, dass auch in unserer Stadt poli- tische Intervention und politischer Druck die Meinung- und Diskussions- freiheit gefährden. Wir haben in den letzten Jahren ab und zu ähnliche Vorfälle als Außenbeob- achter mitverfolgt, einmal hat es eine Absage im Amerlinghaus gegeben, auch anderswo, und auch wir selbst haben in den letzten Jahren einige Male einen Shitstorm auf Facebook erlebt und wa- ren auch mit Antisemitsmus- und Ras- sismusvorwürfen konfrontiert. Gleiche Rechte für alle Was hat uns bewegt hier heute einzu- springen? Zum einen sind wir neugierig und gespannt auf die auf die Erzählun- Hanin Zoabi bei einer Rede in der Knesset. Foto: Internet gen von Hanin Zoabi. Sie setzt sich für gleiche Rechte für alle ein, insbesondere für Frauen, und sie tritt für friedliche W ir dürfen Sie heute als spon- 1990 haben wir uns intensiv und regel- Lösungen im Nahostkonflikt ein. Wir taner Gastgeber hier im Akti- mäßig mit der jüdischen Geschichte der sehen das als Gelegenheit, ihre Erfah- onsradius begrüßen, weil wir Stadt auseinander gesetzt, vor allem mit rungen und Einschätzungen zu hören vor zwei Tagen kurzfristig als Veranstal- der jüdischen Geschichte unseres Stadt- und aus erster Hand die Situation aus tungsort für den Vortrag von Hanin teils, wir haben jüdische Schicksale the- ihrem Land kennen zu lernen. Zoabi eingesprungen sind und der Ver- matisiert, auch das Thema Minderhei- Aber der wohl wichtigste Punkt für anstaltung quasi ein Notquartier ermög- ten, Menschenrechtsfragen, Vertreibung, uns, heute einzuspringen war, wir licht haben. Hanin Zoabi, herzlich will- Unterdrückung. möchten uns die Freiheit des Denkens, kommen in Wien! Schön, dass Sie da des Sprechens und des Schreibens nicht sind. Frau Zoabi ist Knesset Abgeord- Die Turbulenzen im WUK nehmen lassen, und wir möchten dage- nete und erste arabische Frau im israe- Wir beleuchten auch immer wieder gen halten, wenn politischer und öffent- lischen Parlament, sie wird heute darü- weltpolitische Konflikte und Konflikt- licher Druck Menschen zum Schweigen ber einen Vortrag halten. felder, wie z.B. Israel/Palästina, Balkan, bringen will. In diesem Sinne waren wir Für alle die den Aktionsradius nicht Ukraine/Russland/USA, etc. Wir be- uns in unserem kleinen Team einig und kennen: Wir bezeichnen uns selbst gern leuchten diese Themen von unterschied- haben die Entscheidung, unseren Veran- als Freiraum des Denkens, als Ort für lichen Perspektiven in Form dieses offe- staltungsort heute anzubieten, einstim- offenen Diskurs der Wiener Salons. Ne- nen Raumes und durch unterschiedliche mig getroffen. ben Kunst- und Stadtthemen nehmen Kunstformen, Kunstvermittlung, Dis- Denn wenn solch ein Abend in Wien wir auch immer wieder gesellschaftspoli- kussionen, Filmabende, künstlerische nicht mehr möglich sein sollte, und tische Brennpunktthemen in unser Pro- Umsetzungsformen. Im Mai ist das wenn wir zu feige dafür sind, dann kön- gramm auf. Seit unseren Anfängen um Thema „Lebensgeschichten“, die nen wir uns als gesellschaftspolitischer WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni 9
meinungsfreiheit Akteur und als Freiraum des Denkens Einschränkungen bis zu Veranstaltungs- sind, hierzu schweigen und keine An- abmelden. absagen. fänge sehen wollen oder können, das Und als Beispiel hat er ein kürzlich stimmt nicht gerade zuversichtlich.“ Der Hass auf die Freiheit stattfindendes Symposium in Frankfurt In diesem Sinne ist es für uns auch Für Bruno Kreisky war es selbstver- zitiert, das von einer renommierten Is- doppelt wichtig und erfreulich, dass ständlich mit beiden Seiten des Nahost- lamwissenschaftlerin organisiert wurde. Hanin Zoabi heute spricht. Gerade bei konfliktes zu sprechen, Österreich und Weil auch eine bekannte Islamkritikerin Konflikten und Konfliktthemen ist es Wien haben sich damit weltweit Aner- eingeladen war, wurde die Absage des wichtig, dass alle Seiten und Meinungen kennung als Friedensstifter und Ver- Symposiums, ja sogar die Entlassung der zugelassen und gehört werden. Das ist mittler erworben. Professorin gefordert. Lissmann das Wesen von Demokratie und Frie- Heute leben wir in einer Zeit, in der schreibt: „Der Vorwurf des antiislami- densarbeit. Wenn freier Meinungsaus- wir um Meinung- und Diskussionsfrei- schen Rassismus – umgelegt auf die tausch und Verständigung nicht mehr heit wieder kämpfen müssen, Ende heutige Veranstaltung könne man sagen möglich sind und unterbunden werden, April hat Konrad Paul Lissmann in der der Vorwurf des Antisemitismus –, die- dann hat der Friede keine Chance. Zürcher Zeitung die Frage gestellt: Wo- ser Vorwurf ist in diesem Zusammen- her kommt dieser fanatische Hass auf hang zwar vollkommen unzutreffend, Die rote Linie Israels jene, die für sich die Freiheit des Den- zeigt aber, dass die Denunziation, die Zuletzt hat hier im Aktionsradius am kens noch in Anspruch nehmen wollen? sich als Empörung tarnt, mittlerweile in 19. März die israelische Schriftstellerin Er hat aus dem Bereich der Universitä- bestimmten Kreisen zum Common Lizzi Doron gesprochen, eine faszinie- ten berichtet, über einen besorgniserre- Sense geworden ist. Weiter schreibt er, rende Frau, Tochter einer Holocaust- genden Ungeist, der sich breitmacht, dass jene, die sonst mit der Phrase ‚weh- Überlebenden. Sie hat hier im Aktions- vom Ruf nach Vorschriften, Verboten, ret den Anfängen‘ schnell bei der Hand radius darüber berichtet, dass sie selbst Reaktionen Was ist jetzt mit anderen Aktionen, die der Gemeinde nicht gefallen – sind Das Stattfinden der Veranstaltung hätte unmittelbare, unabsehbare und N ach der Absage des für 9.5. die jetzt alle verboten? – müssen wir schwerwiegende Folgen für den Verein vorgesehenen Vortrags von jetzt immer um Erlaubnis fragen? WUK zur Folge gehabt. Die Existenz Hanin Zoabi durch den Vor- Die Gäste von den Veranstaltern wa- des Vereins, der Raum für Arbeit der stand – und vor allem nach der emo- ren ja ordentlich emotionalisiert – na WUKtätigen und die Arbeitsplätze vie- tionalen Debatte im WUK-Forum am ja, so ganz sachlich war der Vorstand ler Menschen wären riskiert worden. 6.5. – gab es noch viele Reaktionen. auch nicht immer, die Drohung mit Hätte die Veranstaltung im WUK Hier eine kleine Auswahl (gesammelt Rücktritt war schon ziemlich daneben. stattgefunden, wäre genau nichts von Rudi Bachmann; ungeordnet): Maßgebliche Leute aus dem Bezirk passiert. Ich kann und will es mir nicht leis- und der Stadt wollten die Absage und Was bedeutet das jetzt für das Ver- ten, mit dem BDS in Verbindung ge- sind froh darüber. hältnis Vorstand und Autonomie? bracht zu werden. Das Schicksal von unterdrückten Müssen wir jetzt damit rechnen, dass Drohungen, Einschüchterungen und Menschen kümmert weniger als ein der Vorstand auch andere Veranstal- Erpressungen wirken leider. Gratulation paar Schrammen auf unserem Image. tungen der Bereiche und Gruppen ge- an jene militanten Israel-LobbyistInnen, Zurückweichen ist natürlich sicherer nehmigt oder verbietet? die das Leid der PalästinenserInnen un- als Flagge zeigen und kämpfen. Sind wir nur dann politisch korrekt ter den Tisch gekehrt wissen wollen. Warum schreiben die Komiker auch und zeigen Haltung wenn‘s um nichts Was wir gelernt haben: Die Mächti- „BDS“ als Unterstützer auf die Ein- geht? gen wähnen sich im alleinigen Besitz ladung – es wissen doch alle, dass das Ich war immer der Annahme, das der Wahrheit und verstehen Diskus- in der Gemeinde und auch im WUK WUK sei ein Ort, an dem Diskurse sion nur als Erklärung ihrer Entschei- ein rotes Tuch ist. möglich, ja erwünscht sind. Bei Orga- dungen – wenn der Vorstand offen da- Auf der WUK-Website ist schon „ab- nisationsformen, die solche verbieten, für gewesen wäre, wären auch kreati- gesagt“ gestanden, da hat der zustän- befindet sich das WUK in äußerst vere Lösungen möglich gewesen. dige Bereich noch gar nichts entschie- zweifelhafter Gesellschaft totalitärer Beim WUK-Forum war ich erst den, das nenne ich effektive Zensur. Regimeformen. Egal von welcher Seite. schockiert von der Vorstands-Message, Und warum hat man da nicht wenigs- Das WUK eine Versuchsanstalt für dann habe ich mich von der Angst ums tens dazugeschrieben, dass die Absage immer? Das war einmal. Haus anstecken lassen, jetzt, mit Ab- wegen Interventionen von außen ge- Falls Freiheit überhaupt etwas bedeu- stand, sehe ich, dass die Absage wahr- schehen ist? tet, dann bedeutet sie das Recht darauf, scheinlich ein Fehler war. Unsere Situation ist prekär und die den Leuten das zu sagen, was sie nicht Die Anwesenheit von gleich drei Verantwortung groß; ich wollte die hören wollen. (George Orwell, aus WUK-fremden Gästen hat mich irri- Veranstaltung auch, aber ich weiß dem Nachwort zu „Animal Farm: A tiert – wie soll man da offen diskutie- nicht, wie ich als Vorstand entschieden Fairy Story“, 1945) ren? hätte. 10 WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni
meinungsfreiheit als eine preisgekrönte Repräsentantin „Wenn Sie mich im Zusammenhang sche Kraft dazu, aber ich weiß, ich muss der jüdischen-israelischen Second Gene- des israelisch-palästinensischen Konflikt darauf bestehen, zumindest zu wissen, ration Literatur in Israel quasi zur Verrä- nach meinem größten Wunsch fragen, was passiert, welche Dinge in meinem terin geworden ist, weil sie als engagierte würde ich natürlich sagen, dass er gelöst Namen getan werden, an denen ich, so Friedensaktivistin in ihren letzten bei- wird, dass Frieden herrscht. Doch dann sehr ich sie auch ablehne, dennoch be- den Büchern nicht nur die jüdische, würden Sie vielleicht weiter fragen, ge- teiligt bin. Ich muss diese Dinge sehen, sondern auch die palästinensische Tra- hen wir davon aus, das geschieht noch um zu reagieren, um mir und anderen gödie beleuchtet hat. lange nicht, was wäre bis dahin Ihr zu sagen was ich ihnen gegenüber emp- Damit hat sie in Israel eine rote Linie größter Wunsch? Nach einem Schmerz, finde, ich muss sie beim Namen nennen überschritten, ihre beiden letzten Bü- den ich wegen dieser Annahme in Ihrer mit meinen Worten und mich nicht cher haben in Israel keinen Verlag mehr Frage sicher spüren würde, würde ich von den Wörtern und Formulierungen gefunden, ihr Mann hat als Steuerbera- antworten: Ich würde gerne lernen, verführen lassen, die mir Regierung, Ar- ter seine Klienten verloren, die meisten mich all dem Entsetzlichen, all dem Un- mee oder meinen eigenen Ängsten dik- Freunde haben sich abgewandt. Lizzi recht, das dieser Konflikt uns im Gro- tieren wollen.“ Doron lebt heute in Berlin und kann ßen und im Kleinen jeden Tag beschert, Uschi Schreiber hat auch einen Offenen nur mehr in Deutschland publizieren. so weit wie möglich auszusetzen, mich Brief an GR.in Birgit Hebein geschrieben. Wie man sieht, die Vorwürfe und Zen- nicht davor zu verschließen, mich nicht Nachzulesen unter surversuche machen auch nicht Halt vor zu schützen, nicht aufzuhören mich von antiimperialista.org/de/ jüdischen FriedensaktivistInnen. ihm verletzen zu lassen. In einem andauernden Konflikt wie Die Dinge beim Namen nennen diesem Mensch zu sein, bedeutet für Abschließend ein Auszug aus einer Dan- mich vor allem hinschauen, die Augen kesrede des israelischen Autors David offen halten, die ganze Zeit, so gut ich Grossmann: kann. Nicht immer habe ich die seeli- Neuigkeiten aus der SchülerInnenschule H in und wieder darf man/frau So fand mit professioneller Hilfe von aufzuführen und aufzunehmen. Was sich auch selber loben. Damit Elternseite ein unglaublich cooles Mu- für ein Gefühl! meine ich aber nicht mich sikprojekt statt, wo die SchülerInnen Und gleich ging’s weiter mit einem persönlich, sondern die SchülerInnen- nicht nur ganz viele verschiedene In- engagierten Meeresbiologieprojekt, schule, denn die hat heuer schon aller- strumente ausprobieren konnten, son- wieder unterstützt von Eltern, Profis, hand auf die Beine gestellt. Wir sind dern wo sie auch einen gemeinsamen die sich Zeit nahmen, Material an- schon eine verdammt leiwande Initia- Song mit einem sehr engagierten Text schleppten, Versuche durchführten tive, mit verdammt und uns zum Schluss leiwanden Menschen! noch auf die Universität Das Crowdfunding einluden. zugunsten unserer sy- Unsere Schule ist ein- rischen SchülerInnen fach wunderbar, das muss war überaus erfolg- einmal gesagt werden. reich. Nicht wenige Weil wir eine gemein- Eltern, die ohnehin same Vision haben, weil monatlich einen nicht Eltern mitanpacken, mit- so kleinen finanziellen gestalten, unterstützen. Beitrag leisten, haben An dieser Stelle möchte auch hier wieder mit- ich mich bedanken: bei geholfen, gespendet den KöchInnen, bei de- und beworben. Ein nen, die immer alles re- Ausruhen gibt es dies- parieren, bei denen, die bezüglich nur vorläu- sich tolle Angebote für fig, im Herbst starten Generalprobe des Songs „Ausländer beißen nicht“. Foto: Robert Six die Kinder ausdenken, wir mit einer neuen die schleppen, putzen, Kampagne auf respekt.net. produzierten. Was am Anfang noch waschen und sich Zeit nehmen. Nur Aber alle Mitglieder der Schule sind eine Utopie war, wurde Schritt für weil wir zusammenhalten und fürei- nicht nur dann ein gutes Team, wenn Schritt und Tag für Tag umgesetzt. nander da sind, ist diese Schule, was sie es um Solidarität mit anderen geht. Sie Und am Schluss standen 65 SchülerIn- ist! stellen auch Projekte auf die Beine, die nen und mehrere Erwachsene im Turn- Claudia Gerhartl sich sehen und hören lassen können. saal, um das gemeinsam Erarbeitete WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni 11
geschichte „Ich habe dieses Haus gebaut“ Philipp Leeb besucht eine denkwürdige Erinnerungsausstellung österreichischer Architektur-Pionierinnen im Schütte-Lihotzky-Raum Ein Bild von sie von 1919 bis 1923 lebte. 1931 eröff- Margarete Schütte-Lihotzky. nete sie ihr eigenes Atelier in Wien, aber Fotos: Philipp Leeb schon 1934 emigrierte sie nach Prag und später ins ebenfalls tschechische Hronov. 1942 wurde sie nach Theresienstadt weitere Frauen porträtiert: deportiert und schließlich nach Ausch- Ella Briggs-Baumfeld, Friedl witz, wo sie 1944 ermordet wurde. Dicker-Brandeis, Helene Roth und Liane Zimbler. Helene Roth Die Mährin Roth, geboren 1904, war Ella Briggs-Baumfeld die erste Frau, die die II. Staatsprüfung Die 1880 in Wien geborene für Architektur in Wien 1926 ablegte. Architektin lernte Malerei Sie war für Wohnungseinrichtungen be- bei Koloman Moser und war kannt, die in den frühen 1930ern bei I n einem Fernsehbeitrag von 1981 in den Kriegsjahren 1916 – 1918 außer- den Führungen „Modernes Wohnen“ zu sitzt die österreichische Architektin ordentliche Gasthörerin an der heutigen besichtigen waren. Ab 1934 arbeitete sie Margarete Schütte-Lihotzky, damals TU Wien, ihr Studium schloss sie aller- mit dem deutschen Emigranten Alfred 84 Jahre alt, auf einer Bank vor dem von dings 1920 als Diplom-Ingenieurin an Abraham im Büro „Abraham and Roth ihr geplanten Otto-Haas-Hof und plau- der Technischen Hochschule München Interior Decoration“ in Tel Aviv, wo sie dert mit anderen älteren Frauen, man- ab. 1936 emigrierte sie nach Großbri- 1995 starb. che vermutlich sogar jünger als sie, de- tannien, wo sie 1977 starb. Im damaligen Palästina unter briti- nen sie preisgibt, dass sie die Architektin Von ihr erhalten sind noch der Döb- schem Mandat (1920-1948) waren ne- des Hauses ist, in dem die anwesenden linger Pestalozzi-Hof und das Ledigen- ben Roth vierzehn weitere deutsche und Frauen wohnen. Von einer dieser Frauen heim (Einzelhaushalte mit Gemein- österreichische Architektinnen tätig. befragt, wo sie im Krieg war, erzählt sie schaftsbereichen), beide aus den munter, dass sie zuerst in der Türkei ar- 1920ern. Liane Zimbler beitete, und dann wieder in Österreich Eine weitere Mährin ist die 1882 in Pre- zurück ins Gefängnis kam, weil „der Friedl Dicker-Brandeis rau geborene Juliane Angela Fischer Hitler sie eingesperrt hat“. Zwei sehr schöne Bauten der ebenfalls (später Liane Zimbler). Sie war unter Schütte-Lihotzky saß für ihre Wider- 1899 in Wien geborenen Dicker sind anderem an den Umbauten im Wiener standstätigkeiten von 1941 bis 1945 in noch 1938 zerstört worden. Ein wun- Bankhaus Ephrussi (Schottentor) in den Gefängnissen in Wien und im bayri- derschönes Hietzinger Tennisclubhaus 1920ern beteiligt. Mit 30 wurde sie schen Aichach. Die seit den 1950ern sowie der Kindergarten im Goethe-Hof Mutter einer Tochter, Eva Huebscher- vielgereiste und frauenbewegte Zivil- in der Donaustadt. Dicker-Brandeis war Zimbler, mit der sie ab den 1960ern zu- technikerin überlebte das NS-Regime Mitglied des Bauhauses in Weimar, wo sammenarbeitet. 1938 legte sie als erste und starb hochbetagt Frau die Ziviltechnikerinprüfung ab. Sie im Jahr 2000. floh noch im selben Jahr in die USA, Margarete Schütte-Li- wo sie 1987 starb. Das von ihr entwor- hotzky ist immer noch fene Haus Wetzler in der Silbergasse, die bekannteste österrei- Wien 19, gibt es auch nicht mehr. chische Architektin, All diese Frauen erreichten Anfang des aber sie war auch schon 20. Jahrhunderts auf unterschiedlichen damals nicht die ein- Wegen den Einstieg in den Architektur- zige. Aber die einzige, beruf. Erst ab 1919 waren Frauen als die in Österreich blieb. Hörerinnen auf der „Technischen In der Ausstellung Hochschule Wien“ (die heutige TU „Pionierinnen – Hel- Wien) zugelassen und ein Jahr später an dinnen der Architek- tur“, konzeptioniert Ein nicht mehr vorhandenes und gestaltet von Chris- Bauwerk von Friedl tine Zwingl, werden Dicker-Brandeis 12 WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni
geschichte WUK-Schafe mähen die Donauinsel I m Rahmen des EU-Projekts LIFE Opfer fallen, werden geschont. DICCA, das die Auswirkungen Gemäht werden muss die Donauin- des Klimawandels auf der Donau- sel, denn ohne Wiesenpflege würde insel bekämpft und das Ökosystem die Insel verbuschen und schließlich der Insel schonen will, sind bis zum zu Wald werden, was nicht erwünscht Herbst Schafe von WUK-bio.pflanzen ist, denn in erster Linie wurde die Do- auf dem nördlichen Teil der Donau- nauinsel ja zum Schutz vor Hochwas- insel im Einsatz. Die MA45 hat sie als ser errichtet. tierische Leiharbeiter unter Vertrag ge- Die Schafe, so lieb sie auch ausse- nommen, weil sie die umweltfreundli- hen, sind aber keine Streicheltiere und che Alternative zum Rasenmäher sind. dürfen auch nicht gefüttert werden. Außerdem verursachen sie weder Lärm Dafür, dass es den Schafen auch gut noch Schadstoffe, und sie lassen den geht, sorgt der Schäfer Reinhard Ma- Pflanzen Zeit zu wachsen und sich niszewska, den wir schon im Info-In- wieder zu erholen. Auch kleinere tern vorgestellt haben. Tiere, die sonst den Maschinen zum Claudia Gerhartl Theresa Häfeles Wanderausstellung der Akademie der Bildenden Künste Wien, wohingegen Frauen an der k.k. Kunstgewerbschule (heute Universität für angewandte Kunst) schon seit der Grün- dung 1867 regulär studieren durften – al- lerdings nur Malerei oder Kunstgewerbe. Unter den Professoren Oskar Strnad und Heinrich Tessenow durften Frauen Ulli Sima schließlich auch Architektur studieren. (Stadträtin) von der Seite, Gerhard Zoubek (Adamah) Frau Architekt von hinten. Foto: Ein empfehlenswertes Buch über Frauen WUK bio.pflanzen in der Architektur ist „Frau Architekt“ 2017 im Wasmuth-Verlag, herausgege- ben von Mary Pepchinski, Christina Budde, Wolfgang Voigt und Peter Ca- Das Schulkollektiv wird 40! U chola Schmal. nglaublich, aber wahr! Das schukollektiv@wuk.at Zu sehen ist übrigens auch bis Ende Schulkollektiv (WUK-Volks- Wir sagen Happy Birthday und September die beeindruckende aktionis- schule) feiert im kommenden freuen uns auf ein rauschendes Fest im tische Wanderausstellung „Margarete Herbst seinen 40. Geburtstag. Und WUK. und ihre Schwestern – Heldinnen der lädt natürlich ganz herzlich dazu ein. Freitag, 18. Oktober, 16:00 Uhr Architektur“ von Theresa Häfele, die Also notiert schon mal das Datum, im Projektraum auch schon auf den Vorplätzen der Ar- den Ort und die Uhrzeit. Rahmenprogramm, Musik, chitekturuniversitäten Wiens aufgestellt Das Schulkollektiv ist eine der ältes- Essen, Trinken, Party! war. ten Gruppen im Haus, gegründet Claudia Gerhartl Die unter anderem von Maria Lauti- wurde es 1979 mit zwei Gruppen im scher begleitete Ausstellung läuft noch Amerlinghaus, nach einigen Übersied- (Juli und August geschlossen) und lungen ist es seit 1983 im WUK. schließt mit dem Tag des Denkmals am Wurde zuerst noch auf der Basis häus- 29. September. lichen Unterrichts unterrichtet, besitzt In einem weiteren Raum wird der es seit 1985 das Öffentlichkeitsrecht 2018 verstorbenen Fotografin und „ma- auf Grundlage des Glocksee-Lehr- triarchalen Kunstutopistin“ Aloise Roth plans. gedacht, erstellt von der IntAkt-Küns- Solltet ihr zuhause Fotos oder sons- terlin Susanne Kompast. tiges Material haben, das zum Gelin- Foto: Internet schuette-lihotzky.at gen des Geburtstagsfestes beitragen theresahaefele.at kann, meldet euch doch bitte unter tagdesdenkmals.at WUK-INFO-INTERN 3/2019 Juni 13
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