15 Geschäfts-bericht - TR ANS - Stadtwerke Halle
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Titelfoto: Florian Sylvester, Hallesche Wasser und Stadtwirtschaft GmbH; Kristina Bolze, EVH GmbH und Alfred Mayer, Hallesche Verkehrs-AG
Geschäfts- bericht 2015 Wichtige Etappen im Jahr 2015 auf dem Weg zum Stadtwerk von morgen. Energie- wende Seite 25 Ressourcen schonen Seite 12 Vorwort der Mitglieder Interview mit Finanzierungs Geschäfts- des Auf- Katherina fähigkeit führung sichtsrates Reiche stärken Seite 6 Seite 7 Seite 8 Seite 11 Mobilität in der Stadt Seite 19
Inhalt 5 Berufliche Effiziente Perspek- Strukturen tiven Seite 38 Seite 43 2016 Chronik 2015 Impressum Seite 50 Seite 58 Verbraucherschutz Seite 32
6 Vorwort Halles neues Wachstum stärken Bereits seit 2011 ist der Prozess „SWH-Kompass 2020“ Grundlage der Entwicklung unserer Unter- nehmensgruppe. Die Zukunftsfähigkeit der Stadt- werke ist dabei das Ziel. Die Vision dabei: Wir wollen der erfolgreichste Anbieter für kunden- orientierte Produkte sowie vernetzte Lösungen vor Ort sein und garantieren dabei rund um die Uhr res- sourcenschonende Lebens- und Standortqualität für die Menschen in der Region. 2015 sind wir auf die- sem Weg wieder ein gutes Stück voran gekommen. Gleichberechtigt neben unserem im Kompass unseren Kunden und Partnern. Das Attribut 2020-Prozess entwickelten Leitbild und den Füh- gemeinsam gewinnt dabei immer mehr an Wert. rungsgrundsätzen steht nun ein Verhaltens- Gemeinsam suchen wir nach Lösungen bei wich- kodex für die Stadtwerke-Gruppe. In einem kom- tigen Schlüsselthemen der Energiewende: Erzeu- plexer gewordenen Umfeld soll er eine Orien- gung, Integration erneuerbarer Energien, Netz- tierung für unser Handeln sein. Der Kodex bein- ausbau und Versorgungssicherheit. Gemeinsam haltet wichtige Regeln für unser Agieren unterei- stärken wir den Nachhaltigkeitsgedanken, etwa nander, am Arbeitsplatz, im Geschäftsleben und in der Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft oder in der Öffentlichkeit. Loyalität, Kundenorientie- dabei, Mobilität in der Stadt neu zu denken. Und, rung, Verantwortungsbewusstsein und Nachhal- gemeinsam fördern wir Innovationen für mehr tigkeit sind nur vier von vielen Werten und Verbraucherschutz und Lebensqualität. Das Ziel, Prinzipien, die wir für unser Selbstverständnis zufriedene Kunden. formuliert und nun auch schriftlich fixiert haben. Das Bild zukunftsfähiger Stadtwerke für Halle hat All das fließt ein in einen intensiven Dialog mit damit 2015 ein Stück mehr an Kontur gewonnen: Marktorientiert und im Wechselspiel von Da- seinsvorsorge und Rentabilität tragen wir dazu bei, Halles Trend zu neuem Wachstum zu stärken. Matthias Lux Prof. Dr. Matthias Krause René Walther
Mitglieder des Aufsichtsrates 7 Die Mitglieder des Aufsichtsrates Foto (v.l.n.r.): Stefan Hilbig, Dr. Bernd Wiegand Steffen Gärtner Elisabeth Nagel Simona König (Mitglied seit 2016), Vorsitzender des Aufsichtsra- Sachgebietsleiter Gebäudema- Angestellte der BA*, Ulrich Richter, Stephanie Berend, tes, Oberbürgermeister der nagement der EVH GmbH / Regionaldirektion Sachsen- Monika Liedtke, Burkhard Stadt Halle (Saale) Mitglied des Betriebsrates Anhalt-Thüringen Kocian, Johannes Krause, Renate Otto, Andreas Scholtyssek, der EVH GmbH Eberhard Doege, Tom Wolter, Lothar Philipp Renate Otto Dr. Bernd Wiegand. Stellvertretender Vorsitzender Stefan Hilbig Leiterin Rechtsabteilung der Steffen Gärtner, Elisabeth Nagel, Dr. Inés Brock, und Dr. Bodo des Aufsichtsrates, Bezirksge- Fachbereichssekretär der Halleschen Verkehrs-AG Meerheim konnten beim Fototer- schäftsführer der Gewerk- Gewerkschaft ver.di, Bezirk min nicht anwesend sein. schaft ver.di, Bezirk Sachsen-Anhalt Süd Ulrich Richter *Abkürzungen: Sachsen-Anhalt Süd Betriebsratsvorsitzender der HWS: Hallesche Wasser und (bis 18. Dezember 2015) Burkhard Kocian Halleschen Verkehrs-AG Stadtwirtschaft GmbH Betriebsratsvorsitzender der (seit 4. November 2015) MLU: Martin-Luther-Universität Jürgen Allner EVH GmbH Halle-Wittenberg BA: Bundesagentur für Arbeit Stellvertretender Betriebsrats- Andreas Scholtyssek vorsitzender der HWS* Johannes Krause Angestellter, Referent der (bis 4. November 2015) DGB-Regionsvorsitzender IHK Halle-Dessau Sachsen-Anhalt/Süd Stephanie Berend Dietmar Weihrich Betriebsratsvorsitzende der Monika Liedtke Mitglied des Landtages von HWS* Kaufmännische Angestellte Sachsen-Anhalt der HWS* (bis 25. Juni 2015) Dr. Inés Brock Dozentin, Psychotherapeutin Dr. Bodo Meerheim Tom Wolter (ab 25. Juni 2015) Geschäftsführer der SKV Regisseur, Schauspieler Kita gGmbH Eberhard Doege Ruhestandsbeamter
8 Interview mit Katherina Reiche Katherina Reiche zur Zukunftsfähigkeit der Stadtwerke Türen öffnen sich zu neuen Geschäftsmodellen tragbare Lösungen zu finden, stellen Bürgerbetei- ligungen dar. Auch die Stadtwerke Halle haben dies frühzeitig erkannt. Es sollte aber nicht ver- gessen werden, dass kommunale Unternehmen schon in ihrer Natur in Bürgerhand liegen. Was häufig als neuer Trend identifiziert wird, ist in Katherina Reiche, Hauptgeschäftsführerin des Verbands Stadtwerken bereits seit Jahrzehnten gelebte Rea- Kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) lität: die Stärkung des unmittelbaren lokalen Um- felds. ... das passt zu Ihrer These „Regional ist das neue Bio“. Warum lohnt es sich für Kommunen, auch in Frau Reiche, vor geraumer Zeit galten Stadtwerke Zeiten einer oft schwierigen Ertragslage zu ihren noch als Auslaufmodell. Auf der letzten VKU-Ver- Stadtwerken zu stehen? bandstagung stellte Vizekanzler Sigmar Gabriel Die Eigentümerkommunen haben sich daran ge- fest: „Ohne Stadtwerke keine Energiewende!“ Was wöhnt, dass Stadtwerke hohe Gewinne abwerfen, macht Stadtwerke für Deutschland so wertvoll? die fest in den kommunalen Haushalten einge- Die zukünftige Energieversorgung wird dezentral plant sind. In der konventionellen Energieerzeu- sein. Kommunalen Unternehmen kommt hier gung sind diese Zeiten jedoch vorbei. Die eine Schlüsselrolle zu. Sie produzieren 70 Milliar- Stadtwerke haben daher in den letzten Jahren er- den Kilowattstunden Strom pro Jahr. Zudem be- hebliche Anstrengungen unternommen, um wirtschaften sie rund 40 Prozent der Verteilnetze schlanker zu werden, die Kosten zu senken – auch, in Deutschland, in die über 90 Prozent des Erneu- um wieder Investitions-Freiräume zu gewinnen. erbare-Energie-Stroms eingespeist werden. Die Das zahlt sich aus: Kommunale Unternehmen ge- Energiewende ist eine immense Infrastrukturauf- nießen großes Vertrauen bei den Menschen im gabe, die nur gesamtgesellschaftlich zu stemmen Land. In einer repräsentativen forsa-Umfrage im ist. Auch deshalb spielen Stadtwerke beim Gelin- Dezember 2015, sprachen 75 Prozent der Befrag- gen der Energiewende eine besondere Rolle. Ein ten den kommunalen Unternehmen ein großes möglicher Weg, gemeinsame und für alle Akteure oder sehr großes Vertrauen aus. Es überrascht
Interview mit Katherina Reiche 9 daher nicht, dass 81 Prozent der Deutschen die ermöglichen. Mit den vorliegenden Plänen pas- Versorgung mit Wasser, Gas und Strom in kom- siert aber immer noch genau das Gegenteil. Durch munaler Hand sehen wollen. Die Menschen im die deutlichen Verschlechterungen der Regulie- Land stehen hinter ihren kommunalen Unterneh- rungsbedingungen würden hunderte Verteilnetz- men. Die Kommunen tun das ebenfalls. betreiber und deren Anteilseigner, die Kommu- nen, in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen. Sie betonen im Zusammenhang mit der Energie- Hohe Verluste und die schleichende Entwertung wende immer wieder die Chancen von Stadtwer- kommunalen Vermögens würden damit billigend ken, worin liegen die genau? in Kauf genommen. Kommunale Parlamente entscheiden über die zukünftige Ausrichtung ihrer Unternehmen mit. Die Energiewende bestimmt die öffentliche Debatte Datensicherheit, Schutz der Privatsphäre und die gegenwärtig stark. Aber kommunale Daseinsvor- Ausgestaltung künftiger Geschäftsfelder haben sorge umfasst weit mehr. Wo liegen hier die größten unter dieser Prämisse höchsten Stellenwert und Herausforderungen der kommenden Jahre? sind ein echter Wettbewerbsvorteil. Insbesondere Über die nächsten Jahre werden uns zwei Mega die Digitalisierung öffnet Türen zu neuen Ge- trends begleiten: Digitalisierung und Dekarboni- schäftsmodellen. Neben der klassischen und zu- sierung. Bei der allgemeinen Fokussierung auf die nehmend austauschbaren Lieferung von Roh- Energiewende dürfen wir daher die Wärmewende stoffen stehen künftig moderne Dienstleistungen nicht vergessen. Allein hier wird fast die Hälfte im Mittelpunkt. Neue Geschäftsfelder werden unserer Energie verbraucht. Diese Megatrends möglich, die uns neben Umsatz und Gewinn überstrahlen häufig andere – ebenso wichtige – auch neue Arbeits- und Lebensqualität bringen. Themen. Hier denke ich etwa an den Gewässer- In Zukunft kennen Stadtwerke ihre Kunden bes- schutz. Auf lange Sicht brauchen wir auch eine ser als je zuvor. In nie dagewesener Qualität gesellschaftliche Debatte darüber, wie wir mit können sie Produkte und Dienstleistungen indi- Spurenstoffen in Gewässern umgehen. viduell zuschneiden. Kundenbeziehungen wer- den so weiter vertieft, Prozesse schlanker und In der netzgebundenen Wasser- und Abwasserwirt- umweltschonender. schaft beispielsweise wird das Thema „Kosteneffi- zienz in Betrieb und bei Investitionen“ zunehmend Von wachsender Bedeutung für die Versorgungs- wichtiger. Welche Rolle spielt dabei und generell die sicherheit sind die Netze. Wo besteht in diesem Innovationskraft der kommunalen Unternehmen? Spannungsfeld Handlungsbedarf? Demografie, Klimawandel, neue Anforderungen Deutschland ist das Land mit der höchsten Ver- für Abwasserentsorgung: Derzeit wandelt sich sorgungssicherheit. Damit dies so bleibt, muss vieles. Das stellt unsere Unternehmen vor große dringend in den Ausbau und die Digitalisierung Aufgaben. Vor allem, da es Anspruch unserer der Netze investiert werden. Sie erreichen zuneh- Mitgliedsunternehmen ist, die hohe Dienstleis- mend eine Altersstruktur, die Ersatzinvestitionen tungsqualität und Versorgungssicherheit bei sta- dringend erforderlich machen. Deshalb ist es un- bilen Entgelten zu erhalten. Transparenz und verantwortlich, dass derzeit keine Rahmenbedin- Effizienz sind ein Schlüssel dazu und Kernthemen gungen geschaffen werden, die Investitionen der Wasser- und Abwasserwirtschaft. Der VKU
10 Interview mit Katherina Reiche Wertstoffe schwanken. Ein Verlust der Wertstoff- erlöse hätte dagegen spürbare Erhöhungen der unterstützt deshalb zum Beispiel die Fortent- Abfallgebühren zur Folge. wicklung von Benchmarking als Schlüssel instrument. Kommunale Unternehmen sind Inwieweit ist die zunehmende Symbiose mit dem innovative Problemlöser, die passgenaue Lösun- ÖPNV ein Modell mit Zukunft für Stadtwerke? gen vor Ort liefern. Vor allem im Bereich der Elektromobilität erge- ben sich hier zukunftsfähige Geschäftsfelder. Wie entscheidend ist dabei das Tempo, Innovati- Kommunale Unternehmen sind als Anbieter so- onen in den Alltag zu integrieren, für die „Überle- wohl von Ökostrom-Produkten und Mobilitäts- bensfähigkeit“ der Unternehmen? dienstleistungen prädestiniert für die Umsetzung Nicht nur bei Betrieben der Wasser- und Abwas- konkreter Vorhaben. Elektromobilität gekoppelt serwirtschaft gilt, dass sich die Infrastruktur der mit Angeboten für Carsharing und der Nutzung Daseinsvorsorge durch Langlebigkeit auszeich- der öffentlichen Verkehrsmittel – hier sind die net. Investitionen in solche Infrastrukturen wer- Stadtwerke Halle mit ihrem Projekt „neogrün“ den auch für die nachfolgenden Generationen für umweltfreundliche Mobilität ein vorbildliches getätigt. Doch die Schnelligkeit von Verände- Beispiel. rungsprozessen hat erheblich zugenommen. Me- gatrends wie Digitalisierung, demografischer Wandel und Urbanisierung machen auch vor Kurzvita – Katherina Reiche kommunalen Unternehmen nicht Halt. Umso mehr ist die Innovationskraft kommunaler Un- Die Diplom-Chemikerin Katherina Reiche ist seit ternehmen gefordert, um diese Entwicklungen dem 1. September 2015 Hauptgeschäftsführerin und Herausforderungen vor Ort zu gestalten. des Verbandes kommunaler Unternehmen e.V. Auch das bedeutet gelungene Daseinsvorsorge für (VKU) in Berlin. Sie war lange Zeit in der Politik die Bürgerinnen und Bürger heute. in verschiedenen Funktionen aktiv. Von 1998 bis 2015 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, Wo sehen Sie in Zukunft die Rolle der kommunalen von 2005 bis 2009 stellvertretende Vorsitzende Entsorger im Spannungsfeld wachsenden Ertrags- der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, zuständig für drucks und der Aufforderung, Preise für die Öffent- Bildungs- und Forschungspolitik sowie für die lichkeit bezahlbar zu halten? Bereiche Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi- Die Sammelverantwortung gehört in kommunale cherheit. Von 2009 bis 2013 war Katherina Reiche Hände. Das ist unsere klare Forderung bei den Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundes- aktuellen Diskussionen um ein Wertstoffgesetz. minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi- Dabei wissen wir unsere kommunalen Eigentü- cherheit, von 2013 bis 2015 Parlamentarische mer fest an unserer Seite. Nur so kann sicherge- Staatssekretärin beim Bundesminister für Ver- stellt werden, dass große Mengen Wertstoffe kehr und digitale Infrastruktur. Ihre große kom- verwertet werden. Und diese Sicherheit gilt bei munalpolitische Erfahrung erlangte sie durch ihr Kommunen auch dann, wenn die Marktpreise für langjähriges Engagement in Potsdam.
Finanzierungsfähigkeit stärken 11 Bonität durch die Brille der Banken bewertet Mit optimaler Balance Finanzierungsfähigkeit stärken Peter Hülsbusch, Leiter Konzerncontrolling der Stadtwerke-Gruppe, hebt zwei Aspekte der vor- ausgegangenen Finanzmarktentwicklung hervor. Für das Finanzmanagement bedeutet dieses Zum einen ist die Kreditvergabebereitschaft der praktisch, mit Blick über die gesamte Gruppe Banken in Europa seit der Finanzkrise deutlich Ergebniserwartungen, Wachstumsinvestitionen/ zurückgegangen, zum anderen wird die Kapitalbe- Investitionsstau und Investmentgrade in eine schaffung im Hinblick auf Basel III nicht weniger möglichst optimale Balance zu bringen. Alles das herausfordernd. hat das Finanz management der Stadtwerke-Gruppe weiter geschärft. Zusammengefasst zielt es auf: Sein Fazit: „Ohne neues Kernkapital müssen Ban- ken das Kreditgeschäft zurückfahren oder Kun- • das Bündeln aller Aufgaben zur Sicherung der den schlechter durch Kunden hoher Bonität mittel- und langfristigen (Fremd-)Kapitalver- ersetzen. Für uns heißt das, weiter neue Finanzie- sorgung der Stadtwerke-Gruppe; rungsquellen wie Schuldscheindarlehen und Na- • eine zentrale Kommunikation und Informa- mensschuldverschreibung zu erschließen und an tion der Geschäftsbanken über Regeltermine unserer Bonität zu arbeiten. Für das Konzerncon- und Finanzinformationen; trolling standen 2015 dabei vor allem die Fragen • die Weiterentwicklung der Mess-, Kontroll- im Mittelpunkt: Nach welchen Kriterien schätzt und Steuerinstrumente der Finanzierungs- uns der Finanzsektor ein und wie können wir fähigkeit der Gruppe, darunter Bonität, diese Kriterien in die Unternehmenssteuerung Verschuldungsobergrenze, Kapitaldienst integrieren?“ fähigkeit; Im engen Dialog mit der Norddeutschen Landes- • die Entwicklung eines Konzeptes zur Bemes- bank und der Commerzbank spiegelte das Stadt- sung der Höhe finanzieller Mittel für Investi- werke-Controlling das eigene Unternehmen tionen der unterschiedlichen Arten verbunden durch die Brille der Banker: Umsatzwachstum, mit dem Aufbau einer Tragfähigkeits- und EBITA-Marge, Eigenkapitalquote, Net Debt/ Deckungsfähigkeits-Analyse der Investiti- EBITA sowie EBIT/Zinsdeckung. Verbunden mit onsbedarfe und Ableitung von Programment- möglichen Zukunftsszenarien und einem Ver- scheidungen auf Konzernebene; gleich zu den TOP 25 der Branche. „Im Ergebnis • ein Initiieren und Begleiten von wiederkeh- unserer Diskussion steht eine klare unternehme- renden Langfristfinanz- und Investitionspla- risch-finanzwirtschaftliche Zielstellung für die nungen für die Gruppe; nächsten Jahre“, sagt Peter Hülsbusch. „Um die • die Planung und Optimierung des Kapital Liquiditätsversorgung der Stadtwerkeunternehmen geber-Mix sowie jederzeit zu gewährleisten, bedarf es der Sicherstel- • die Führung und weitere Optimierung des lung einer guten Bonität der Stadtwerke-Gruppe.“ gruppenweiten Cash-Pools und Eine Kerngröße hierbei ist die Kennzahl Net • eine Zinsrisikostrategie, die das Zinsrisiko Debt/EBITA, weil damit zugleich auch das Ver- der Gruppe misst und überwacht sowie geeig- schuldungspotenzial und die Kapitaldienstde- nete Managementmaßnahmen entwickelt ckungsfähigkeit gleichgerichtet verändert werden. und umsetzt.
12 Ressourcen schonen Ein Plus für die Investitionskraft der Region Stadtwerke setzen auf starke regionale Wirtschaftskreisläufe Die Kommunalwirtschaft ist ein Leistungsträger für Deutschland. Auf jeden Vollzeitbeschäftigten eines Mitglieds im Verband Kommunaler Unterneh- men entfallen nahezu zwei weitere Beschäftigte. Jedes Einkommen generiert fast ein weiteres. Wie Standorte darüber hinaus von starken kommuna- len Unternehmen profitieren, zeigt die Entwicklung des Kreislauf- und Ressourcenwirtschaftsparks der subaquatischen Deponie vor Ort und Verstro- Halle-Lochau. mung des entstehenden Deponiegases in Regie der Abfallwirtschaft Halle-Lochau GmbH (AWH), einem Unternehmen der Stadtwerke Reichlich zwanzig Jahre ist es her, dass die euro- Halle GmbH. Das führte weitere Unternehmen päische Abfallrahmenrichtlinie und das in auf das Areal, die für die Lieferung von Material Deutschland folgende Kreislaufwirtschaftsgesetz für die Deponiestilllegung gebraucht wurden. den Weg für einen Paradigmenwechsel ebneten. Hinzu kamen Technologie-, Analytik- und Ent- Wurden anfallende Abfälle bis dahin vorwiegend sorgungsdienstleistungen und mit der Zeit engere beseitigt, setzte mit den neuen Regelungen ein Verflechtungen und Standortsynergien. Heute Umdenken ein. Abfälle wurden immer mehr zur arbeiten über 250 Mitarbeiter in den angesiedel- wichtigen Ressource für die Wirtschaft. Und mo- ten Unternehmen, die einen Umsatz von etwa tivierten unternehmerisches Handeln, im öffent- 63,6 Millionen Euro erwirtschaften. lichen wie im privatwirtschaftlichen Bereich. Heute, sagt Jörg Schulze, Vorsitzender des Kom- petenznetzwerkes Betrachtet man den regionalen Gesamteffekt inklu- sive indirekter und induzierter Effekte sichert der Park über 800 Menschen Beschäftigung bei einer „Mitteldeutsche Entsorgungswirtschaft“, ist der Strukturwandel im Bruttowertschöpfung von fast 52 Millionen Euro. vollen Gange. Das Netzwerk hat es sich zum Ziel gesetzt, energeti- sche und stoffliche Ressourcen über vernetzte Innovations- und Ko- Nicht weniger wichtig, in Lochau ist ein ökolo- operationspotenziale besser zu erschließen. Gelingt das, fördert das gisch nachhaltiges und sicheres Entsorgungssys- neben dem Wachstum der Beteiligten auch die Innovationsstrategie tem für die gesamte Region entstanden. Das fußt des Landes Sachsen-Anhalt. auf einer Vielzahl gewachsener Kompetenzen vor Ort: der Erzeugung regenerativer Energien in Besonders deutlich wird die Herangehensweise Form von Bio- und Deponiegas, der Herstellung am Beispiel des Kreislauf- und Ressourcenwirt- von Ersatzbrennstoffen, unter anderem aus Ab- schaftsparks Halle-Lochau. Ausgangspunkt der fällen, der Gewinnung von Wertstoffen sowie Entwicklung war die Stilllegung und Nachsorge Erzeugung von Fest- und Flüssigdünger. Hinzu
Ressourcen schonen 13 kommen die Aufbereitung von aus diesen Kontakten immer Stadtwerke Halle GmbH: Abfällen zur stofflichen Verwer- häufiger Anregungen, gemein- Halle baut auf Zukunft tung und die Behandlung von sam Angebote für den Markt zu Sonderabfällen. entwickeln.“ In den Stadtwerken betreiben wir die wirt- schaftlichen Aktivitäten der kommunalen Ver- und Entsorgung, des Nahverkehrs sowie Thomas Brockmeier sieht in einem konstruktiven Miteinander von öf- weiterer Infrastrukturaufgaben. Unser Ziel: fentlicher Daseinsvorsorge und privatwirtschaftlichem Engagement ei- bezahlbare Lebensqualität in allen relevanten nen wichtigen Schlüssel für die weitere Regionalentwicklung. Als Haupt- Bereichen der Daseinsvorsorge. Unsere Philo- geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau vertritt sophie: Über Wettbewerbsfähigkeit sowie ste- er die Überzeugung: „So privat wie möglich, so öffentlich wie nötig.“ tige Leistungs- und Prozessoptimierung wol- len wir langfristige Ertragskraft in einem sich Die Stadtwerke Halle schätzt er Ein zusätzliches Plus für die In- schnell veränderndem Marktumfeld schaffen dabei als fairen Partner, wichti- novationskraft der Region, das und sichern. Allein im Ergebnis der konzern- gen Investitionsmotor und ge- auch die ISW-Wissenschaftler internen Exzellenz-Initiative wurden über 180 rade in der Energiewende als (Institut für Strukturpolitik Projekte identifiziert und bereits weitgehend regionalen Stabilitätsanker. und Wirtschaftsförderung ge- umgesetzt. Für dieses Engagement danke ich Matthias Lux, Geschäftsführer meinnützige Gesellschaft mbH) allen Stadtwerkern. Dass wir dabei mit der der Stadtwerke Halle GmbH, den Stadtwerken bescheinigen. Entscheidung für ein neues Ausbildungszen- greift den Faden auf: „Die Ver- Seit 2011 betrachten sie regel- trum auch einen Akzent im Wettbewerb um ankerung in der Region ist da- mäßig die Standortbilanz von junge Talente gesetzt haben, freut mich beson- bei Teil unserer Existenz. Das einem der größten Arbeitgeber ders. Das ist ein deutliches Signal: Halle gestal- zielstrebig weiter auszubauen, Sachsen-Anhalts. Dabei messen tet Zukunft. halten wir für einen Schlüssel, sie unter Beschäftigungs- und um die Unternehmensgruppe fit Wertschöpfungsaspekten di- Dr. Bernd Wiegand, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Halle GmbH für die nächsten Jahre zu ma- rekte, indirekte, induzierte und chen.“ Drei Überlegungen hält fiskalische Effekte. Die fiskali- er dabei für maßgeblich: „In- schen Effekte werden als Steuer- dem wir regionale Wirtschafts- aufkommen berechnet. Für den kreisläufe stärken, setzen wir aktuellen Untersuchungszeit- selbst Wachstumsimpulse, von raum, der die Ergebnisse für denen wir dann wieder profitie- 2014 dokumentiert, ergibt sich: ren können. Wenn wir dabei Die gesamtwirtschaftlichen Ef- unseren Kunden noch genauer fekte lagen bei fast 550 Millio- zuhören, können wir zielorien- nen Euro. Die Zahl der Ar- tierter investieren, sowohl in die beitsplätze, die durch Vorleis- Ver- und Entsorgungsinfra- tu ngsbezug u nd pr ivaten struktur und die Mobilität als Verbrauch der Beschäftigten ge- auch in unser Leistungsangebot. sichert wurde, belief sich auf Und nicht zuletzt gewinnen wir 6.651.
14 Ressourcen schonen
Ressourcen schonen 15 Von meinen Stadtwerken wünsche ich mir eine starke Ausstrahlung auf die Region und eine gute Kooperation mit der Privatwirtschaft. Prof. Dr. Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der IHK Halle-Dessau
16 Ressourcen schonen Der Wald wächst Seit 2010 wurden auf der stillgelegten Deponie 27.000 Halle-Lochau bereits elf Hektar mit Bäumen wie Ahorn, Linde und Vogelkirsche aufgeforstet. Auf insgesamt 110 Hektar ehemaliger Deponiefläche entsteht ein Laubwald auf der eigens dazu herge- richteten Wasserhaushaltsschicht aus Bodenmate- Vogelkirschen rial. Um diese Flächen kümmern sich Mitarbei- ter der Abfallwirtschaft GmbH Halle-Lochau. 15.000 Spitzahorne 110 Hektar geplante Waldfläche Bepflanzung Bepflanzung Bepflanzung 2011 2014 2010 2010 2016 Beginn der Pflanzarbeiten Bepflanzung von auf 3 Hektar Fläche insgesamt 10 Hektar Aufforstung der Deponie Halle-Lochau
Ressourcen schonen 17 19.900 Winterlinden 5900 22.700 Bergahorne Eschen 2018 2020 2023 vorraussichtlich 40 Hektar etwa 68 Hektar Abschluss der Aufforstung Waldfläche bepflanzt Fläche bepflanzt mit 110 Hektar Waldfläche
18 Ressourcen schonen Eigenkapitalquote verbessert Das langfristige Anlagevermö- beispielsweise bei allen repara- gen ist die dominierende Größe turwürdigen 42 Haltungen, den in der Bilanz von Ver- und Ent- Verbindungsstrecken von Ab- sorgungsunternehmen wie der wasserkanälen zwischen zwei Halleschen Wasser und Stadt- Schächten, die Zustandsklassen wirtschaft GmbH (HWS). Ebenso nach der Reparatur zu verbes- charakteristisch sind die Fix- sern. Und das mit vergleichs- kostenintensität und die lang- weise niedrigem Aufwand. Hier fristig angelegte Kapitalstruk- wird kontinuierlich das Ziel tur. Bei diesen strukturellen verfolgt, mit vergleichbar ge- Grundlagen ist die Fähigkeit, ringem Mitteleinsatz möglichst die zukünftigen Investitionen viele Netzmeter in bessere Zu- finanzieren zu können, naturge- standsklassen zu versetzen. Sy- mäß eines der Hauptziele. Dazu nergien ergeben sich aus einer dient unter anderem das Ent- verstärkten interkommunalen wicklungs- und Effizienzpro- Kooperation mit dem Abwas- +++Wertvolle Rohstoffe gramm HWS 2020. „Im Blick serzweckverband Elster-Kabels- Mit einer mechanischen Behand- haben wir dabei neben der Si- ketal (AZV). Strukturverände- lungsanlage gewinnt die RAB cherung der Anlagensubstanz, rungen im Klärwerk sowie die Halle GmbH auf der Deponie der Finanzierungsfähigkeit und technische und personelle Zu- Halle-Lochau hochwertige Roh- Liquidität der HWS, eine ange- sammenlegung der Leitwarten stoffe aus Industrie- und Haus- messene Preisgestaltung in allen Wasser und Abwasser führten haltsabfällen. 2015 waren es 1.726 Angebotssegmenten und einen u. a. zu einem effizienteren Mit- Tonnen Sekundärrohstoffe, da- stabilen Beitrag zum Ergebnis teleinsatz, weniger Schichtar- von allein 1.107 Tonnen Eisen- der Stadtwerke-Gruppe“, sagt beit sowie wachsendem Eigen- metalle. Das entspricht 64 LKW- HWS-Geschäftsführer Jörg anteil bei Reparatur- und In- Ladungen. Schulze. Ende 2015 waren ins- standhaltungsleistungen. Eine gesamt etwa 70 Maßnahmen steigende Effizienz im Con +++ Effizienter Wechsel aktiv bearbeitet, die meisten bei tainerdienst und eine wachsende Schneller, als der Gesetzgeber der Betriebsoptimierung sowie Anzahl von Innovationen mit es verlangt, entfernte die SHS den Themen Geschäftsentwick- Partnern runden die Habenseite Energiedienste GmbH alle um- lung und Wachstum. In diesen 2015 ab. So wird es gelingen, der weltschädigenden Quecksilber- Bereichen konzentrieren sich Langfristigkeit der Investitionen dampf-Hochdrucklampen aus folglich auch wichtige Meilen- und des Anlagevermögens mit- Halles Straßenbeleuchtung. Ins- steine im Geschäftsjahr 2015. tels passender Finanzierung gesamt spart die Stadt dank Bei dem neuen Projekt „lebens- auch in Zukunft Rechnung zu solcher Energieeffizienzmaßnah- dauerverlängernde Instandhal- tragen. men pro Jahr 1.133 Tonnen CO2 tungen im Kanalnetz“ gelang es ein.
Mobilität in der Stadt 19 Rendezvous am Steintorplatz Halles neue Mitte nimmt Gestalt an Für Fachleute ist der Umbau des Steintorplatzes in Halle eines der spannendsten Verkehrsbauprojekte in Sachsen-Anhalt. Und das nicht nur wegen oder dank seiner baulichen Dimension, sondern weil er vie- le Facetten aktueller städtebaulicher Fragestellungen aufwirft: das Miteinander unterschiedlicher Nut- zungsarten ebenso wie das von öffentlichem und Individualverkehr oder der Entwicklung von örtlichem Handel und Gewerbe in Zeiten wachsenden Internetshoppings. „Das Programm STADTBAHN Halle bietet die einmalige Möglichkeit, die Infrastruktur der HAVAG nachhaltig weiterzuentwickeln. Die HAVAG wird damit den Anforderungen an den ÖPNV der nächsten Jahre gerecht. Parallel kön- Steintorcampus. Einiges ist bereits zu sehen: Hin- nen wir in diesem Kontext die Versorgungsinfra- ter dem ältesten Varieté Deutschlands erstreckt strukturen ertüchtigen“, sagt Prof. Dr. Matthias sich heute der neue Campus des Geistes- und So- Krause, Geschäftsführer der Stadtwerke Halle zialwissenschaftlichen Zentrums der Martin- GmbH. „Dass sich die Diskussion in diese Rich- Luther-Universität. Dieser und der neue Platz tung entwickelt, ist ganz in unserem Sinne“, meint werden ab Sommer 2016 über eine attraktive Pas- Vinzenz Schwarz, Vorstand der Halleschen Ver- sage miteinander verbunden sein. Wer das ge- kehrs-AG (HAVAG), „denn das gesamte STADT- samte Areal im Blick hat, erkennt schnell: „Halles BAHN-Programm zielt ja auf mehr Qualität im neue Mitte“, wie der Platz schon genannt wird, öffentlichen Verkehr.“ nimmt Gestalt an, lässt immer mehr Konturen erkennen und weckt Erwartun- gen. Rudenz Schramm vom Der fortschreitende Umbau am Steintor war 2015 eines der wich- Steintor-Varieté etwa freut sich tigsten Vorhaben im Programm STADTBAHN Halle, das dank der mit seinem Team auf einen mo- ÖPNV-Förderung durch das Bundesministerium für Verkehr und dernen, barrierefreien Platz, der digitale Infrastruktur (BMVI) und das Ministerium für Landesent- Besucher auf einer großzügigen wicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (MLV) überhaupt Freifläche mit vielen attraktiven ermöglicht wird. Angeboten zum Verweilen ein- lädt. Dabei sieht er sich auch Die Gesamtkosten des Steintorumbaus betragen selbst in der Pflicht. Gemeinsam mit anderen 21 Millionen Euro. Hiervon werden etwa zwei Anrainern. Für Andrea Holz, Geschäftsführerin Millionen Euro durch die Stadt Halle für die Ge- des am Platz ansässigen Behinderten- und Reha- staltung der Grünbereiche und Platzflächen an- bilitationssportverbandes Sachsen-Anhalt e. V. ist teilig über die Städtebauförderung investiert. wichtig, dass der Platz barrierefrei wird. Hans- Zeitgleich entsteht neben dem Steintor-Varieté Joachim Berkes, der Sprecher des Fahrgastbeira- ein Wohn- und Geschäftshaus mit Passage zum tes der HAVAG begrüßt vor allem, dass die einst
20 Mobilität in der Stadt Von meinen Stadtwerken wünsche ich mir, dass der Öffentliche Nah- verkehr gut funktioniert und dass sie Mobilität in der Stadt neu denken! Rudenz Schramm, Geschäftsführer des Steintor-Varietés
Mobilität in der Stadt 21
22 Mobilität in der Stadt stehen sichere Überquerungsmöglichkeiten. In der oberen Ludwig-Wucherer-Straße wird darü- gefährliche Kreuzung, vor allem vor dem Hinter- ber hinaus eine neue Fußgängerzone eingerich- grund wachsenden Verkehrs, entschärft wird. tet und begrünt. Große Fußgängeraufenthalts- „Nicht mehr sichtbar, wurden 2015 zunächst die flächen im Bereich der Läden und des Steintor- unterirdischen Versorgungstrassen über das ge- Varietés in der Großen Steinstraße laden zum samte Baufeld auf einen modernen Stand ge- Verweilen ein. Hinzu kommen separate Radwege. bracht und auch alle Hausan- schlüsse im nötigen Umfang erneuert. Für Ampeln, Straßen- Am Ende werden drei Gleisdreiecke mit 14 Weichen entstanden, beleuchtung, Bahnstrom und 4.550 Meter Schienen und 18.000 Meter Versorgungsleitungen neu Telekommunikation wurden verlegt sein. Außerdem 13.000 Kubikmeter Asphaltbefestigungen, zusätzliche Kabeltrassen ver- 15.000 Quadratmeter gestaltete Freifläche und 169 Neupflanzungen legt“, rekapituliert Matthias in Grünbereichen. Krause. Daneben standen zwei weitere Schwerpunkte im Mittelpunkt des Bauge- Uwe Stäglin, Beigeordneter der Stadt Halle für schehens 2015: der Knoten Ludwig-Wuche- Stadtentwicklung und Umwelt, sprach dem Land rer-Straße und der Knoten im Platzbereich des Dank aus, als er Ende letzten Jahres Dr. Klaus Steintors. Wichtige Ziele sind die klare Gestal- Klang, Staatssekretär im Ministerium für Lan- tung der neuen Verkehrsanlagen für eine kon- desentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen- fliktfreie Lenkung des Straßenbahn- und Auto- Anhalt über die Baustelle führte. Nur mit der verkehrs sowie die sichere Führung der Fußgän- ÖPNV-Förderung durch das Bundesministerium ger und Radfahrer. für Verkehr und digitale Infrastruktur und das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt werden diese Vorha- Von Woche zu Woche lässt sich inzwischen mehr erahnen, wie sich ben möglich. Für Halle eine Chance, den Spagat zu die eingangs erwähnte neue städtebauliche Qualität für die unter- schaffen zwischen einer geordneten und sicheren schiedlichen Nutzer darstellen wird, wenn der wesentliche Umbau Verkehrsführung sowie der städtebaulichen Auf- 2016 abgeschlossen ist. wertung der Platzgestaltung bei gleichzeitiger neuer Aufenthaltsqualität. Und das bei einer Fre- Straßenbahnen und Busse erhalten eine Bevor- quenz von 700 Straßenbahn- und 33.000 Autoque- rechtigung an Ampeln, um eine zügige Fahrt zu rungen täglich. Vor dem Umbau. gewährleisten. Die Haltestellen werden behinder- Für Rudenz Schramm ein guter Anlass, das tengerecht ausgebaut und mit Fahrgastinformati- Thema Mobilität in der Stadt neu zu denken. Die onssystemen ausgestattet. Der Kfz-Verkehr wird Stadtwerke sieht er dabei als wichtigen Partner. Er neu organisiert: Der Platz vor dem Steintor-Va- ist froh über die gute ÖPNV-Anbindung, sieht rieté und die obere Ludwig-Wucherer-Straße sind aber auch Chancen, Elektromobilität in Halles zukünftig verkehrsberuhigt. Lichtsignalanlagen neuer Mitte zu verankern. Seine Vision: privile- an allen Knotenpunkten erhöhen die Sicherheit giertes Parken für Elektroautos mit Lademög- und gewährleisten einen schnellen Durchfluss des lichkeit, dazu eine Leihfahrradstation mit stadt- Kfz-Verkehrs. Für Radfahrer und Fußgänger ent- weitem Netz.
Mobilität in der Stadt 23 Ticketkauf ohne Hürden Hallesche Verkehrs-AG: Mehr Fahrgäste hinzu René Brandenburg erinnert sich sehr aufgeräumt, sehr intuitiv. gewonnen noch gut an den Sommer 2013. Anregungen der Tester nahm Nach Jahren des Rückgangs an Fahrgästen Gemeinsam mit Kollegen aus die HAVAG-Projektgruppe auf, ist es der HAVAG gelungen, eine Trendwende dem Kunden- und Vertriebsser- um sie soweit wie möglich um- zu vollziehen. Um dabei die Qualität des An- vice definierte der gelernte In- zusetzen. gebots sowie dessen Wirtschaftlichkeit zu dustriekaufmann und heutige Nach dieser Vorbereitungs- und sichern, hat das Unternehmen 2015 seine Fachbetreuer für IT und Bereichs Testphase rüstet die HAVAG, Strategie weiterentwickelt. Sie setzt Schwer- prozesse bei der HAVAG sieben beginnend ab Sommer 2016, punkte bei der Erlössteigerung mittels Tarif Prämissen für das neu zu erar- alle mobilen Fahrscheinauto- und Vertrieb, Angebotsplanung sowie In- beitende Vertriebskonzept des maten um und erleichtert so standhaltung und Barrierefreiheit. Abgerun- Unternehmens. zukünftig den Zugang zum Ti- det von ersten Ansätzen für inter- und multi- Ganz obenan stand dabei der cketkauf in allen Straßenbah- modulare Angebote soll der ÖPNV in Halle Anspruch: An jeder Haltestelle nen und Bussen. Die neuen mit all dem attraktiv bleiben. Rund um die Uhr können Kunden zukünftig Automaten punkten mit einer für Halle da – dafür sage ich den engagierten einen Fahrschein erwerben. vereinfachten Bedieneroberflä- Mitarbeitern danke. Aus dem Anspruch wurde nur che und akzeptieren – im Ge- ein Jahr später ein Investitions- gensatz zu den Vorgängerauto- Egbert Geier, Aufsichtsratsvorsitzender programm von vier Millionen maten – auch Bargeld, Bankno- der Halleschen Verkehrs-AG (HAVAG) Euro für mobile und statio- ten sowie EC- und Kreditkar- näre Fahrscheinautomaten. In ten. Parallel zu den verbesserten Andreas Kleint, Abteilungslei- mobilen Angeboten werden ter Kommunikationssysteme, auch stationäre Automaten an fand er den richtigen Spar- den Haltestellen nach und nach ringspartner. Die Ergebnisse technisch erneuert. +++ Busflotte erneuert des folgenden Entwicklungs- Für René Brandenburg liegen Mit weiteren sechs Bussen des prozesses können sich sehen die Vorteile der neuen Lösung Typs Citaro 2 fahren nun schon lassen. auf der Hand: Die Zugangshür- zwölf dieser hochmodernen Einfacher, logischer, kunden- den zum Fahrscheinerwerb Busse durch Halle. Allesamt freundlicher – dieses Verspre- werden durch marktübliche tragen übrigens Namen von chen testeten fast 100 Hallen- Bezahlsysteme und dank einfa- Persönlichkeiten, die hier ge- serinnen und Hallenser im cher Bedienstruktur der Auto- lebt, gewirkt oder Außerordent- Vorfeld. Im Juli 2015 verwan- maten gesenkt, mobile wie liches für Halle geleistet haben. delte sich der Platz vor dem stationäre Geräte sind gleich HAVAG-SERVICE-CENTER aufgebaut und die Tarifauswahl +++ Angebote erweitert auf dem Markt deshalb in ein wird dank zusätzlicher Verbin- Die Bedürfnisse von Zielgruppen Freiluft-Testlabor. Für die neue dungsauskunft einfacher. Au- im Blick hat die HAVAG bei der Benutzerführung der Automa- ßerdem sichert die Anbindung Entwicklung neuer Ticket-Ange- ten wurden Testszenarien vor- an das Tarifsystem des MDV bote. So gibt es nun neben Schü- gegeben, die jeder Nutzer mei- etwa beim eTicketing den ler- und Schnuppertickets auch stern sollte. Der Grundtenor Wiedererkennungswert und unterschiedliche Abo-Varianten der Tester stand fest: Sehr gut, damit Lerneffekt beim Kunden. sowie ein Jobticket.
24 Mobilität in der Stadt Halle fährt grün 10 An den inzwischen 13 Elektroladesäulen in der Stadt und den zwei Elektroladesäulen in Stolberg an den Hotels Freiberg und Schindelbruch kön- nen pro Säule zwei Autos mit einer Ladeleistung Elektroautos von je 22 Kilowatt angeschlossen werden. Zudem beschafften die Stadtwerke zehn Elektroautos. Sieben davon sind an die Stadt Halle vermietet. 15 Elektroladesäulen 22 Kilowatt Leistung 2006 2009 2012 2014 2015 2016 Mitarbeiter der EVH EVH schafft 50 EVH bietet Hallensern SWH starten SWH überge- SWH weihen nutzen 2 Elektrofahr- Elektrofahrräder geführte Pedelec-Touren das Projekt ben 7 E-Autos 16 Ladesäulen räder für dienstliche an zu Stadtwerke-Standorten Grüne Mobili- an die Stadt in und um Zwecke tätskette Halle Halle ein Elektromobilität in Halle (Saale)
Energiewende 25 Energiewende entscheidet sich EVH GmbH: vor Ort Aktivitäten für Erfolg in der Energiewende gebündelt Halle setzt auf Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung Der Rahmen für Energieversorgungsunter- nehmen hat sich sowohl bei Netzregulierung wie auch Vertriebs- und Großhandelsmärkten Mehr aus Energie machen will die Bundesregierung mit dem Nati- fundamental verändert. Um dabei Risiken und onalen Aktionsplan Energieeffizienz. Das Senken des Energiever- Chancen besser bewerten zu können und mög- brauchs gehört ebenso dazu wie verbesserte Energieeffizienz und lichst optimale Zeitpunkte für Energiebeschaf- der stete Ausbau der erneuerbaren Energien. So will Deutschland fung und Vermarktung zu bestimmen, hat die den Primärenergieverbrauch bis 2020 gegenüber 2008 halbieren. EVH ihre damit verbundenen Aktivitäten 2015 in einem strategischen Geschäftsfeld gebün- Soll das gelingen, braucht vor zu verbinden, dass Energie für delt. Gemeinsam mit anderen Maßnahmen ein allem das Thema Wärme einen den Verbraucher bezahlbar wichtiger Meilenstein, die Energiewende vor größeren Stellenwert im Kon- bleibt.“ Olaf Schneider sieht in Ort ökonomisch und ökologisch zu meistern. zept der Energiewende. Um- der Verbindung von beidem die Den Mitarbeitern spreche ich dafür meinen fassen doch Wärmekosten in wichtigste Herausforderung der Dank aus. vielen deutschen Haushalten nächsten Jahre. Der Geschäfts- mehr als die Hälfte des Ener- führer der EVH GmbH wirbt Egbert Geier, Aufsichtsratsvorsitzender der EVH GmbH giebudgets. Praktisch heißt das, deshalb für den Ausbau der den Fokus stärker als bisher auf Fernwärme in der Saalestadt. die Wärmeerzeugung in den Dafür hat er gute Gründe, wie Regionen zu richten. Das hat ein Blick auf die Marktentwick- worden. Bei Neubau und bei auch Bundeswirtschaftsminis- lung zeigt. größeren Sanierungen, beginnt ter Sigmar Gabriel getan. Für Die großen Um- bzw. Rückbau- gerade eine zweite Welle der ihn sind Stadtwerke „Vorreiter maßnahmen in den halleschen „Nach-Wende-Modernisierun- und Grundpfeiler der Energie- Wohngebieten sind überwie- gen“. Aufgrund der gesetzlichen wende“. Und das nicht nur in gend abgeschlossen. Auflagen gewinnt die Fern- Sachen Energieeffizienz, son- dern auch bei der Integration In einem großen Teil des Bestandes, insbesondere der großen Woh- von erneuerbaren Energien in nungsunternehmen, sind die Modernisierungsmaßnahmen mit Ein- die Stromversorgung. fluss auf den Wärmebedarf umgesetzt. Weitere Senkungen des Die Erwartungen des Netz- Wärmeenergiebedarfs werden zukünftig vorrangig über den Einsatz werkes „Stadtentwicklung“, in „intelligenter“ Regelsysteme erfolgen. dem in Halle sechs große Wohnungsunternehmen ver- Es wird daher im Bestand mit wärme dank des sehr niedri- treten sind, gehen in eine ähn- einem Rückgang zwischen fünf gen Primärenergiefaktors hier liche Richtung. Moderator Dr. und zehn Prozent in den nächs- und ist derzeit bei Bauherren Michael Schädlich formuliert ten zehn Jahren gerechnet, ein wieder mehr gefragt. Aus all es so: „Von den Stadtwerken stabil positives politisches sowie dem kommt Olaf Scheider zu wünscht sich die Wohnungs- regulatorisches Umfeld für die dem Schluss: Mit den genannten wirtschaft in der Energiewen- Fernwärme vorausgesetzt. Rahmenbedingungen für den de vor allem, dass sie Ideenge- Hinzu kommt, gegen den Trend Wärmemarkt sowie in Verbin- ber für lokale Innovationen im des vergangenen Jahrzehnts ist dung mit den seit 2014 verstärk- Quartier sind und es gelingt, der Wohnungsneubau wieder zu ten Verdichtungsbemühungen Ökologie und Ökonomie so einer signifikanten Größe ge- für Fernwärmeanschlüsse ist
26 Energiewende Von den Stadtwerken wünscht sich die Wohnungswirtschaft in der Energiewende vor allem, dass sie Ideengeber für lokale Innovationen im Quartier sind und es ge- lingt, Ökologie und Ökono- mie so zu verbinden, dass Energie für den Verbrau- cher bezahlbar bleibt. Dr. Michael Schädlich, Moderator des Netzwerkes „Stadtentwicklung“
Energiewende 27
28 Energiewende davon auszugehen, dass in der Stadt der derzei- die Chance, gemeinsam etwas für den Klima- tige Absatz von etwa 600 Gigawattstunden kon- und Ressourcenschutz in der Stadt zu tun.“ Halle stant gehalten wird. Dieses Ziel korrespondiert eng setzt dabei auf einen Trend, den das Hamburger mit dem Energie- und Klimapolitischen Leitbild Institut Research (HIR) so beschreibt: „Für einen Halles, das der Stadtrat Ende 2015 beschlossen und Ausbau (der Fernwärme/ d.A.) muss eine neue das die Weichen für eine erfolgreiche Energiewen- Kultur der Transparenz, der aktiven Beteiligung de vor Ort gestellt hat. Und das mit dem Anspruch und des Verbraucherschutzes gelebt werden.“ einer Politik, die Gebäudeeffizienz, Anlagentech- Weil dafür neben der Detaillösung im Quartier nik und soziale Aspekte miteinander verbindet. eine Gesamtbetrachtung des Versorgungsnetzes Der Kraft-Wärme-Kopplung kommt dabei auch maßgeblich ist, sind Stadtwerke, EVH und die zukünftig eine Schlüsselfunktion zu. Gesellschafterin Stadt diesem Ansatz immer ge- Das sieht auch Daniel Zwick so. Für den Leiter folgt. Allen Beteiligten war dabei klar, dass die- des Dienstleistungszentrums Klimaschutz in ses Herangehen angesichts der vielen Umbrüche Halles Stadtverwaltung dient das vom Stadtrat innerhalb der Energiewende Verlässlichkeit und 2015 verabschiedete Energie- und Klimapoliti- einen breiten gesellschaftlichen Konsens braucht. sche Leitbild Halles als Impuls für die Stadtent- Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie sich wicklung und Fahrplan für die Energiewende vor möglichst viel Wärme sicher im System halten Ort. Orientiert an den deutschen Klimazielen lässt, um u. a. attraktive Preise für diese Versor- will die Stadt ihre CO2-Emissionen gegenüber gungsform zu sichern. 1990 deutlich reduzieren. Olaf Scheider ist überzeugt, dass dafür 2015 wichtige Eckpunkte fixiert werden konnten und sich ein konsequenter Schulterschluss für alle Kraft-Wärme-Kopplung und der Anteil erneuerbarer Energien werden Beteiligten, wie gerade von der Wohnungswirt- erhöht. Kern ist der zukunftsweisende Ausbau des Fernwärme-Sys- schaft angeregt, auszahlt. Das Unternehmen tems mit seinen hocheffizienten Erzeugungsanlagen. Diese Entwick- setzt folglich darauf, die wichtigsten Fernwär- lung will die Stadt sozial, ökonomisch und ökologisch verträglich vor- me-Haupttrassen abschnittsweise weiter zu er- antreiben, ergänzt von einem ganzen Bündel weiterer Maßnahmen tüchtigen, wie das 2015 mit dem Start des Er- von Energieeffizienz bis hin zu klimafreundlicher Mobilität. satzes der Trasse 11 gelungen ist. Hinzu kamen beispielsweise Netzverdichtungen in der Innen- Für Daniel Zwick mehr als eine Absichtserklä- stadt, der Vogelweide oder dem Weinberg Cam- rung, „denn im Zuge unserer Leitbilddiskussi- pus. on ist es gelungen, städtische Ziele mit den Überlegungen der wichtigsten beteiligten Ferner wird das vorhandene Leitungsnetz modernisiert, neue städ- Partner so zu verzahnen, dass tische Areale mit Fernwärme erschlossen und das Heizkraftwerk daraus eine gemeinsame Stra- Dieselstraße bis Ende 2021 modernisiert. Auf dem Kraftwerksgelän- tegie entstanden ist. Von unten de soll außerdem ein Energiespeicher entstehen, der die Fahrweise gewachsen.“ optimiert und erneuerbare Energie aufnimmt. „Die Wohnungswirtschaft sieht sich als Teil dieses Gesamtprozesses“, sagt Dr. Wo keine Fernwärme angeboten werden kann, Michael Schädlich, „weil sich auch dank verschie- sollen Blockheizkraftwerke und Brennwert-Heiz- dener Vergleiche und intensiver Kommunikation kessel für effiziente und kostengünstige Wärme beispielsweise herausgestellt hat, dass gerade die sorgen. Fortgesetzt werden außerdem Investitio- Fernwärme im Vergleich nicht nur ressourcen- nen in Wind- und Photovoltaik-Projekte und den schonend, sondern auch kostengünstig ist. Au- Ausbau der Stromnetze, um sie für die Energie- ßerdem bietet ihr langfristiger Erhalt und Ausbau wende fit zu halten.
Energiewende 29 Netzsicherheit rund um die Uhr Denis Vattes lässt die aktuellen konsequenter mit der Netzaus- sieht Heike Göpfert im erfolg- Zahlen in die Übersicht einflie- bauplanung verbinden. Investi- reich eingeführten Block-Trun- ßen. Er ist bei der Energieversor- tions- und Instandhaltungs- cation-Coding (BTC)-Leit- gung Halle Netz GmbH ver- maßnahmen lassen sich damit system innerhalb der IT-Archi- antwortlich für die Abwicklung noch punktgenauer steuern.“ tektur, das einen schnelleren der Anmeldung von Energieer- Hinzu kommt das handwerkli- Zugriff auf Informationen er- zeugungsanlagen, deren Leis- che Geschick der Netzfachleute möglicht, und in ersten Maß- tung in das allgemeine Netz bei der laufenden Überwachung nahmen zur Fernwärme-Netz- eingespeist wird. wesentlicher Netzparameter in verdichtung. 2015 kamen zu den bestehenden Netzleitsystemen mit „intelli- 637 weitere 50 hinzu. Halles genter“ Messtechnik sowie die Stromnetz erhielt damit Ende stete Optimierung der Daten- des Geschäftsjahres aus 687 systeme und -schnittstellen. So „Quellen“ Energie mit einer lässt sich die Netzfahrweise Kapazität von 24.376 Kilowatt. auch bei schwankenden Wetter- Was der Verbraucher nicht be- bedingungen kurzfristig an- merkt, egal wie stark der Wind passen. Ein weiteres Erfolgskri- +++ Modernes BHKW bläst oder die Sonne scheint, terium sieht Heike Göpfert in „Möbel Biller“ im bayrischen eine steigende Anzahl von Ein- gut funktionierenden Arbeits- Weixerau entschied sich für eine speisepunkten stellt wachsende gremien zur Stadtentwicklung. effiziente Energiegewinnung Anforderungen an die Netzsta- „Hier kommt Wesentliches zur made by EVH. Dank des mo- bilität. Deutschlandweit über- Anpassung oder zum Ausbau dernen Blockheizkraftwerkes stiegen die Kosten aller Maß- der technischen Infrastruktur erhält das Möbelhaus nun um- nahmen zur Stromnetzstabili- in der Stadt auf den Tisch. Je weltfreundlich Strom und Wär- sierung 2015 allein bei den frühzeitiger, umso besser kön- me. Jährliches Einsparpotenzi- großen Übertragungsnetzbe- nen wir mit Lösungsvorschlä- al: 110.000 Euro Energiekosten treibern erstmals die Milliar- gen darauf reagieren, die mög- und 600.000 Kilogramm CO2. dengrenze. Dass sich die lichst langfristig tragen.“ Netzstabilität in Halle trotz Diese Herangehensweise hat +++ Jubiläum im Kraft- wachsender Einspeisung stetig sich 2015 einmal mehr bewährt. werk verbessert, ist für Geschäftsfüh- Vor allem bei der Umsetzung Das Kraftwerk Dieselstraße rerin Heike Göpfert das Ergeb- von Verkehrsprojekten wie dem nutzt bis zu 90 Prozent der im nis einer immer engeren Ver- Programm STADTBAHN Halle Brennstoff Erdgas erhaltenen knüpfung verschiedener Instru- der SWH oder dem Ausbau des Energie sinnvoll. Den 10. Ge- mente. „Das beginnt damit, „Netzknotens Halle“ der Deut- burtstag des Kraftwerkes feier- dass wir Netzzustands- und schen Bahn AG (DB). Weitere ten die Hallenser bei einem Tag Schwachstellenanalyse immer Meilensteine des Jahres 2015 der offenen Tür.
30 Energiewende Wärme aus Halle 80% des Eigen- strombedarfs durch BHKWs produziert In drei Jugendherbergen in Berlin, Wernigerode und Halle genießen die Gäste umweltfreundli- che Wärme mit Lösungen aus Halle. In Berlin und Wernigerode erzeugen neue Blockheizkraft- werke etwa 80 Prozent des bisher aus dem Netz bezogenen Stroms selbst. In der Jugendherberge Halle-Steintorschule sorgt Fernwärme für woh- lige Wärme und warmes Duschwasser rund um die Uhr. 24 2 BHKWs Stunden Wärme Fernwärme 300.000 v. Chr. 8. Jahrhundert 15. Jahrhundert 18. Jahrhundert Zum Heizen wird ein Der Kamin löst offene Feuer Eisen- und Kachelöfen Als vorrangiger Energieträger Holzfeuer gemacht. stellen ab. Damit lassen sich etablieren sich. löst Kohle Holz ab. nun Etagen beheizen. Heizen im Laufe der Zeit
Energiewende 31 1916 1920 2005 Das erstes Fernwärmenetz in Mit ersten Pumpenwarmwasserhei- Fernwärme in Halle erzielt Halle versorgt über ein Dampf- zungen setzen sich Öl und Gas als dank Kraft-Wärme-Kopplung netz städtische Einrichtungen Heizenergieträger durch. einen sehr hohen Wirkungs und Kaufhäuser. grad von bis zu 89%.
32 Verbraucherschutz Mit Teamwork zu mehr Sicherheit Stadtwerke setzen komplexes Regelwerk um Sicherheit in der Informationstechnologie (IT) wird häufig auf den Schutz persönlicher Daten redu- ziert. Dabei hat das Thema längst eine größere Halle GmbH (ITC). Ein anderer Teil hat die Siche- Dimension erreicht. Gerade wichtige Infrastruk- rung kritischer Geschäftsprozesse im Blick, die turdienstleister stehen angesichts wachsender zunehmend enger mit funktionierender IT ver- Cyber-Kriminalität vor der Herausforderung, ihre bunden sind. Dass eine wachsende Sensibilität bei Sicherheitsstrategien zu überprüfen und weiter der Informationssicherheit dringend geboten ist, zu entwickeln. Die Stadtwerke Halle haben dafür zeigt schon ein einziger Fakt, der viele über- 2015 wichtige Meilensteine gesetzt. rascht. Allein 95 Prozent aller bei den Stadtwer- ken Halle eingehenden E-Mails sind sogenannte Spam-Mails. Daneben verzeichnet das Bundes- Datenschutz und Informationssicherheit beglei- amt für Sicherheit in der Informationstechnik ten Verbraucher zumindest medial fast täglich. (BSI) deutschlandweit eine wachsende Anzahl Und so verwundert es nicht, dass vier von fünf von Cyber-Angriffen und fordert vor allem Be- deutschen Internetnutzern der Privatsphäre ei- treiber von sogenannter kritischer Infrastruktur nen hohen Stellenwert beimessen, der Großteil auf, sich angesichts der Bedeutung ihrer Versor- von ihnen aber befürchtet, dass zu viele persönli- gungsdienstleistungen mit dem damit verbunde- che Daten in sozialen Netzwerken abgelegt sind. nen Gefährdungspotenzial stärker als bisher „Der daraus resultierenden Anforderung, Kun- auseinander zu setzen und Vorsorge zu treffen. dendaten auf technisch hohem Niveau zu sichern, Die Prognose des Amtes: sind wir uns bei den Stadtwer- ken Halle nicht nur bewusst, wir haben einen wichtigen Teil Cyber-Angriffe werden auch in Zukunft eine Bedrohung sein, auf die unserer IT-Strategie genau auf sich Wirtschaft, Staat und Gesellschaft einstellen müssen. Neben der diesen Aspekt ausgerichtet“, Prävention sollte zum Risikomanagement einer Organisation auch sagt Jörg Siebenhüner, Ge- gehören, sich darauf vorzubereiten, dass ein IT-Sicherheitsvorfall schäftsführer der IT-Consult eintritt oder ein Cyber-Angriff erfolgreich ist.
Sie können auch lesen