#2 Forschung und Entwicklung - Hochschule Niederrhein
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Hochschule Niederrhein University of Applied Sciences Forschung und Entwicklung Hochschule Niederrhein #2 07/2012-06/2014
FORSCHUNGS- SCHWERPUNKTE Forschungsschwerpunkte Funktionale Oberfläche Netzhautprüfgeräte und Gesundheitslogistik werden in anwen- dungsorientierter Entwicklung und Transfer die Grundlagen der / Funktionale Oberflächen Die Hochschule Niederrhein hat allein aufgrund ihrer langen Medizin- und Ernährungsforschung in marktnahe Innovationen / Angewandte Gesundheits- und Ernährungsforschung Tradition sowie unter Einschluss ihrer Vorgängereinrichtungen umgesetzt. / IT- und Logistikkonzepte einen starken Fokus auf oberflächenrelevante Technologien Unterstützend wirken hier die Institute für Arbeitssicherheit Um- / Innovative Produkt- und Prozessentwicklung und Methoden gelegt. Als textile Hochschule, verteilt auf vier weltschutz, Gesundheitsförderung und Effizienz (A.U.G.E.), das / Soziale und ökonomische Innovationen Fachbereiche der Ingenieurwissenschaften (Textil und Beklei- Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung (FTB), das Institut / Energieeffizienz dung, Textilmaschinenbau, Textildesign, Textilchemie) und in für Nano- und optische Technologien (iNano) sowie das Kompe- Kombination mit den ebenfalls seit langem bestehenden Kom- tenzzentrum Forschung für intelligente Assistenzsysteme (FAST) petenzbereichen Lackchemie und Oberflächenanalytik in der mit zahlreichen Einzelforscherinnen und Einzelforscher. Institute Chemie sowie dem Studiengang Reinigungstechnologie des / Institut für Arbeitssicherheit, Umweltschutz, Gesundheitsförderung und Effizienz (A.U.G.E.) Fachbereichs Ingenieurwissenschaften, war die Hochschule Niederrhein schon immer eine starke Keimzelle der Oberflächen- IT- und Logistikkonzepte / Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung (FTB) forschung. Der Niederrhein und somit seine Hochschule liegen mitten in der / Institut für Geschäftsprozessmanagement und IT (GEMIT) Diese wurde ständig ausgebaut, so dass sich heute die Exper- zentralen Logistikregion im Herzen Europas. Aus diesem Grunde / Institut für Lacke und Oberflächenchemie (ILOC) tise auf mehrere Institute und Kompetenzzentren sowie einige gibt es auch eine enge Kooperation mit den Logistikaktivitäten in / Institut für Modellbildung und Hochleistungsrechnen (IMH) Einzelforscherinnen und Einzelforscher erstreckt. Insbesondere den unmittelbar benachbarten Niederlanden. / Institut für Mustererkennung (iPattern) das Institut für Lacke und Oberflächenchemie (ILOC) sowie das Ebenfalls hat die Hochschule Niederrhein eine lange Tradition / Institut für angewandte Nano- und optische Technologien (iNano) Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung (FTB), das Kompe- im Bereich der angewandten Informatik in mehreren Fachberei- / Niederrhein Institut für Regional- und Strukturforschung (NIERS) tenzzentrum Surface Technologie and Research (STAR), aber chen. Überdies sind IT-relevante Fragestellungen in Forschung / Social Concepts - Institut für Forschung und Entwicklung in der Sozialen Arbeit (SO.CON) auch das Institut für Nano- und optische Technologien und das und Entwicklung in jeglicher angewandter Disziplin von Bedeu- Institut für Modellbildung und Hochleistungsrechnen beschäfti- tung. Hier stehen im Mittelpunkt die beiden Forschungsinstitute gen sich mehr und mehr mit oberflächenrelevanten Themen. für Geschäftsprozessmanagement und IT (GEMIT) und für Mus- Kompetenzzentren Mittlerweile reichen die FuE-Ansätze vom Produktdesign über Plasma- und Nanotechnologien, Klebstofftechnologien, techni- tererkennung (iPattern) sowie die Kompetenzzentren Forschung für intelligente Assistenzsysteme und -technologien (FAST) und / Competence Center eHealth (CCeHealth) schen Textilien über Fügetechnologien und Mikroverzinkung, bis das eWeb Research Center zur Erforschung des Online-Handels / Competence Center Microbiology and Biotechnology (CCMB) hin zu modernem Reinigungsmanagement. Jüngste Einrichtung bzw. des eCommerce. / Kompetenzzentrum EthNa Corporate Social Responsibility (CSR) ist der Deutsch-Niederländische Technologiekompetenzverbund Darüber hinaus beschäftigen sich auch viele weitere Institute / Kompetenzzentrum eWeb-Research-Center Funktionale Oberfläche in der Hochschule Niederrhein. und Kompetenzzentren der Hochschule mit dieser Thematik, / Kompetenzzentrum Forschung für intelligente Assistenzsysteme und -technologien (FAST) unter anderem das Institut für Modellbildung- und Hochleis- / Kompetenzzentrum Frau und Auto tungsrechnen (IMH). Die Themenbreite erstreckt sich von der IT- / Kompetenzzentrum Intelligente Systemlösungen für die Automatisierung (ISA) Angewandte Gesundheits- Sicherheit über Optimierung von Datennetzen bis zur Entwick- / Kompetenzzentrum Kindheitspädagogik in Bewegung / Kompetenzzentrum Ressourcenorientierte Alter(n)sforschung (REAL) und Ernährungsforschung lung von Softwarelösungen für fast jeden Anwendungsfall. / Kompetenzzentrum Routinedaten im Gesundheitswesen Eine optimale Verbindung zwischen langjähriger Erfahrung bzw. / Kompetenzzentrum Social Design Expertise und aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen Innovative Produkt- und / Kompetenzzentrum Surface Technology Applied Research (STAR) / Kompetenzzentrum SWK-Energiezentrum E² stellt der Forschungsschwerpunkt Gesundheits- und Ernäh- rungsforschung dar. Dieser manifestiert sich von außen gut sicht- Prozessentwicklung bar im Kompetenzzentrum Routinedaten im Gesundheitswesen Eine ureigenste Aufgabe einer ingenieurwissenschaftlich aus- des Fachbereichs Gesundheitswesen und im Fachbereich Öko- gerichteten Fachhochschule wie der Hochschule Niederrhein trophologie durch das Kompetenzzentrum für Mikrobiologie und ist die angewandte wissenschaftliche Entwicklung von neuen Biotechnologie (CCMB). Produkten und Prozessen mit unmittelbarem Verwertungs- und In vielen Feldern wie Medizintechnik, Gesundheitsökonomie, Ar- daher Marktbezug. beits- und Gesundheitsschutz, Lebensmittelhygiene, Gesund- Gerade die Stärkung der zentralen Zielgruppe, des regionalen heitstextilien, gesundheitsbewusste Ernährung, Hygienemanage- Mittelstandes für den globalen Wettbewerb, setzt schnelle Ap- ment in Krankenhäusern, Optimierung von Hygieneprodukten, plied-Science-to-Business-Umsetzungen voraus. Entwicklung von bakteriologischen Schnelltests, innovative
5 Forschung und Entwicklung #2 / Inhalt FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG #2 Die Produktentwicklung findet hauptsächlich in den technisch- ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen Elektrotechnik, Maschi- Energieeffizienz Vorwort / 6 nenbau, Textil- und Bekleidungstechnik sowie Chemie statt. Aber auch die Produktentwicklungsaspekte des Designs sind Im jüngsten Forschungsschwerpunkt der Hochschule Nieder- rhein sind fast alle Facetten des aktuellen Themenkreises Ener- Einführung / 8 von enormer Bedeutung. Die Prozessentwicklung findet auch gie abgebildet. Hier werden einerseits unmittelbar innovative Energietechnologien und neue Managementansätze entwickelt Unsere Erfolge / 12 hier in den obigen Fachgebieten Anwendung. Zusätzlich aber auch in der Verfahrenstechnik, der Informatik und dem Wirt- bzw. konzipiert. Andererseits behandeln zunehmend viele For- Unser Erfolgsmodell / 43 schungs- und Entwicklungsprojekte anderer Themenfelder schaftsingenieurwesen, welches auch die gesellschaftlichen Faktoren mit einbezieht. energierelevante Fragestellungen. So werden Prozessteue- Unsere Erfolgsgaranten / 54 Insbesondere ist dieser Schwerpunkt in den Forschungsinstituten für Modellbildung und Hochleistungsrechnen (IMH), für Nano- rungs- und Planungsaufgaben aktuell auch immer unter Ener- gieeinsparpotentialen betrachtet. Unsere Partner / 76 und optische Technologien (iNano), aber auch für Geschäftspro- Hauptsächlich beschäftigt sich das Lehr- und Forschungszen- trum Energiemanagement und Energietechnik der Hochschule Unsere Zahlen / 80 zessmanagement und IT (GEMIT) sowie für Arbeitssicherheit, Umweltschutz, Gesundheitsförderung und Effizienz (A.U.G.E.) Niederrhein (SWK-Energiezentrum E²) mit den Themenfeldern: und in fast allen Kompetenzzentren verortet. Anlagenbau und -planung, mechanische und thermische Ver- Die Themenfülle erstreckt sich von der Mechatronik über die fahrenstechnik, Prozesstechnik, statistische Verfahren, Umwelt- Kunststofftechnologie, das Objektdesign, der Theorie des erfin- technik und Verfahrensentwicklung. Zudem liegt auch bei den derischen Problemlösens, der Prozessteuerung bis zur strate- Instituten für Geschäftsprozessmanagement und IT (GEMIT), für gischen Patententwicklung. Arbeitssicherheit, Umweltschutz, Gesundheitsförderung und Ef- fizienz (A.U.G.E.), beim Institut für Textil und Bekleidung (FTB) sowie beim Competence Center for Microbiology & Biotechno- Soziale und ökonomische logy (CCMB) ein Fokus auf die wissenschaftliche Betrachtung Innovationen von Energieeffizienzmaßnahmen. Ein großer Teil der innovativen Forschung und Entwicklung der Hochschule Niederrhein findet in den zahlreichen gesell- schaftswissenschaftlichen Disziplinen statt. Gerade diese Hochschule besitzt neben den Sozialwissenschaften und den Wirtschaftswissenschaften in fast jedem Fachgebiet Gesellschaftswissenschaftler, welche interdisziplinär mit den Ingenieuren und Naturwissenschaftlern gemeinsam for- schen und entwickeln. Die Bandbreite erstreckt sich von direkter sozialwissenschaftlicher Forschung über Marke- ting, Controlling, Mittelstand und Management bis hin zu regionalpolitischen Analysen, Machbarkeitsstudien und Gut- achten in den technischen Bereichen sowie Forschungs- gebieten der Pädagogik, Psychologie und Gerontologie. Es sind vor allen Dingen die Institute wie Social Concepts (So. Con), Niederrhein Institut für Regional- und Strukturforschung (NIERS) sowie die prozessorientierten Einrichtungen GEMIT und A.U.G.E., die auf eine langjährige Erfahrung und Expertise auf- bauen können. Die weiterhin im Fokus stehenden Kompetenz- zentren sind die für angewandtes Marketing, Personalführung und Management (KPM), Frau und Auto, das eWeb Research Center sowie Kindheitspädagogik in Bewegung und Ressour- cenorientierte Alter(n)sforschung (REAL).
6 7 Forschung und Entwicklung #2 / Vorwort Forschung und Entwicklung #2 / Vorwort Dr. Ernst Grigat Currenta GmbH & Co. OHG forschungsintensive und höherwertige Produkte, wie Spezialche- Letzterer ist sowohl für die HN als auch für Currenta ein wichti- mikalien und -kunststoffe. Currenta GmbH & Co. OHG betreibt ger Kooperationspartner. den Chempark mit den Standorten Leverkusen, Krefeld-Uer- dingen und Dormagen und bietet den dort ansässigen Kun- Ebenso fördert Currenta im Bereich Nachwuchsqualifizierung den Infrastruktur- und Dienstleistungen an. Das Unternehmen Studierende an der HN mit einem Deutschlandstipendium und ist in die sechs Geschäftsfelder Energie, Umwelt, Sicherheit, gestaltet somit aktiv die Zukunft des Standorts. Ein weiterer CHEMPARK, Analytik und Bildung gegliedert und beschäftigt wichtiger Teil des Branchen-Netzwerkes ist die Ausbildung von ca. 3.400 Mitarbeiter. Currenta betreibt für die Bayer-Gesell- Fach- und Führungskräften. Dabei rücken die dualen Studien- schaften, für Lanxess, für CURRENTA selbst sowie für andere gänge immer mehr in den Fokus. Die Auszubildenden schließen Partnerunternehmen die Ausbildung junger Menschen. So wer- nach sieben Semestern die praktische Ausbildung ab, und nach den jährlich insgesamt rund 800 neue Auszubildende in über 20 einem oder zwei weiteren Semestern beenden sie als Bachelor Berufen ausgebildet. ihrer Fachrichtung das Studium an der HN. Dies insbesondere im Fachbereich Chemie-Ingenieurswesen Die Hochschule Niederrhein (HN) folgt dieser Ausrichtung in ihrem wichtigsten Forschungsschwerpunkt Funktionale Ober- Gemeinsam ist beiden Organisationen auch das Thema Bürger- flächen. Beide Unternehmen arbeiten in ihren Kernkompe- nähe, bei Currenta durch die Einrichtung des Nachbarschafts- tenzen eng zusammen, denn für die Hochschule Niederrhein büros, bei der HN durch ihren transdisziplinären Forschungs- sowie für Currenta ist es eine wichtige Aufgabe, den Wirt- ansatz, der gesellschaftlichen Einbindung in die Forschung. schaftsstandort Niederrhein bzw. Rheinland zu stärken. Analog verfolgen die Kooperationspartner auch den erweiterten Nachhaltigkeitsansatz der chemischen Industrie, insbesondere Allein aufgrund ihrer langen Tradition sowie unter Einschluss in ihren Forschungs- und Entwicklungsprojekten. ihrer Vorgängereinrichtungen hat die HN einen starken Fokus auf oberflächenrelevante Technologien und Methoden gelegt. Innovation hält Produkte jung – wie beispielsweise Eisenoxide. Dies zeigt sich in allen vier relevanten Bereichen: Als textile So haben der Anstrich des Eiffelturms in Paris, die Fassade des Hochschule, verteilt auf vier Fachbereiche der Ingenieurwissen- Soccer City WM-Stadions im südafrikanischen Johannesburg schaften (Textil und Bekleidung, Textilmaschinenbau, Textilde- und der royale Asphalt vor dem Londoner Buckingham Palast sign, Textilchemie) sowie in Kombination mit den ebenfalls seit eines gemeinsam: Farbpigmente vom Niederrhein. langem bestehenden Kompetenzbereichen Lackchemie und Oberflächenanalytik in der Chemie, dem Reinigungs- und Hy- Sehr geehrte Damen und Herren, gienestudiengang des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und der Oberflächentechnologie im Fachbereich Maschinen- mit dem Ihnen nun vorliegenden Forschungsbericht #2 freue bau und Verfahrenstechnik, besaß die HN schon immer eine ich mich, Sie auf eine spannende Reise in die Innovationsland- starke Keimzelle der Oberflächenwissenschaften. schaft des Niederrheins bzw. des Rheinlandes einzustimmen. Dr. Ernst Grigat Innovationen kommen unter anderem aus der Chemie und ihren Die Kooperation mit der Hochschule zeigt sich anhand vieler vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und Synergismen mit Beispiele. So fand u. a. unter dem Motto „Modifizierte Oberflä- anderen Disziplinen und Branchen. So übernimmt Nordrhein- chen und Materialien für neue Werkstoffeigenschaften“ der 11. Westfalen eine Führungsrolle als bedeutendster Chemiestand- ChemCologne-Kooperationstag am 28. November 2012 an der ort Deutschlands. Das gleiche gilt für den Niederrhein, hier ist HN statt. Eine große Anzahl an Teilnehmern aus Wissenschaft die chemische Industrie zu Hause. Ein Drittel aller Industrieum- und Wirtschaft war der Einladung nach Krefeld gefolgt. sätze der Region entfallen auf chemische Erzeugnisse, die Pro- duktvielfalt und Fertigungstiefe sind enorm. „Innovative Werkstoffe“ sind eine strategisch bedeutsame Quer- schnittstechnologie: Werkstoffforschung und -nutzung sind Ein exponiertes Netzwerk-Beispiel sind die unmittelbar am wichtige Grundlagen für Leistungsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit Rhein gelegenen CHEMPARK-Standorte Krefeld-Uerdingen und Ressourceneffizienz industrieller Produkte. So ist die HN und Dormagen. Dabei liegt die Strategie des Standorts Nie- auch im Beirat des Vereins Netzwerk Oberfläche NRW vertreten, derrhein bzw. Rheinland in der Fokussierung vor allem auf ebenso wie der Verband der Chemischen Industrie NRW (VCI).
8 9 Forschung und Entwicklung #2 / Einführung Forschung und Entwicklung #2 / Einführung DIE IDEENSCHMIEDE AM NIEDERRHEIN Anwendungsorientiert in Forschung und Lehre Wir möchten Ihnen zum zweiten Mal die Bandbreite der For- forschungsrelevanten Ausstattung aufgebaut und erhalten wer- schung anhand von Projekten und der Forschungseinrichtungen den. Dies erhöht zusätzlich die übrigen forschungsreputativen exemplarisch darstellen. Umfangreiche Forschungsaktivitäten Faktoren, wie Publikationen und kooperative Promotionen und der Hochschule Niederrhein (HN) machen uns zu einer der for- trägt zu einer aktiven, gelebten Forschungs- und Wissenskultur schungsstarken Fachhochschulen in Nordrhein-Westfalen und in den Arbeitsgruppen, den Fachbereichen und damit in der belegen eindrucksvoll, welche Entwicklung die praxisorientierte Hochschule bei. Forschung an Fachhochschulen in den vergangenen Jahren genommen hat. In den letzten 3,5 Jahren konnte die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung, Die HN sieht Forschung und Wissenstransfer als wichtige stra- die mehrheitlich über Drittmittelprojekte finanziert sind, um rund tegische Ziele. Die HN positioniert sich als typischer Vertreter 300% auf knapp 100 gesteigert werden. Ein weiteres Indiz für des Hochschultyps an der Nahtstelle zwischen angewandter den zunehmenden Aufbau eines wissenschaftlichen Mittel- Forschung und Unternehmenspraxis. Im Betrachtungszeitraum baus sind die 52 Promovenden der HN im Rahmen koopera- (07/2012-06/2014) konnten insgesamt 264 Forschungs- und tiver Promotionsverfahren. Die HN hat sich zum Ziel gesetzt, Entwicklungsprojekte und damit eine Gesamtsumme von 19,2 die Forschungskultur an der Hochschule zu stärken und seine Mio. € akquiriert werden. Derzeit laufen 112 Projekte, davon 45 exzellenten Absolventen zu fördern und somit für nachfolgen- öffentliche und 67 private. Der positive Trend der letzten Jahre de Karrierewege in der Wirtschaft oder in der Wissenschaft zu konnte damit bestätigt werden (Abb. 1). qualifizieren. Das Promotionskolleg unserer Hochschule leistet im Bereich der „ideellen Förderung“ der kooperativen Promo- Die Forschungsstärke der HN spiegelt sich besonders in den vierenden hier einen wichtigen Beitrag. Forschungs- und Entwicklungsprojekten wider, die aus öffent- licher Hand gefördert werden, oftmals mit einer finanziellen Neben der angewandten Forschung haben wir einen hohen Beteiligung von Kooperationspartnern aus der unternehmeri- Anspruch an unser Selbstverständnis einer Ausbildungseinrich- schen Wirtschaft, aus Kommunen und Verbänden. tung. Diesem folgend sind unsere Absolventen praxisnah und akademisch exzellent ausgebildet. Dazu bieten wir seit 30 Jah- Dabei sind uns nicht nur monetäre Größen wichtig. Durch die ren das duale Studium nach dem Krefelder Modell der koope- Zunahme von Drittmitteln kann eine effektive Forschungs-In- rativen Ingenieurausbildung an. Dabei ist ein stets wachsender frastruktur in Form von wissenschaftlichem Personal und einer Bedarf an dual ausgebildeten Studierenden zu verzeichnen. 10 9 Prof. Dr. Dr. Alexander Prange, Vizepräsident für Forschung und Transfer 8 7 6 5 4 3 2 1 0 2010 2011 2012 2013 2014* Abb. 1. Akquirierte Forschungsdrittmittel in Mio. €. * Stand 06/2014 mit farblich abgesetzter Prognose
10 11 Forschung und Entwicklung #2 / Einführung Forschung und Entwicklung #2 / Einführung PRÄSIDIUMSBEIRAT Gerade die Verzahnung von Forschung und Lehre ist essentiell. Forschungs- und Entwicklungsfragen, insbesondere für die Eine gute Masterausbildung einer Fachhochschule kann nur Wirtschaft und Institutionen der Region. Seit 2012 wurden an auf dem Fundament einer innovativen, mit Fragestellungen aus der HN drei neue Kompetenzzentren gegründet, das ISA (In- der Wirtschaft angereicherten, angewandten Forschung und telligente Systemlösungen für die Automatisierung), EthNa Entwicklung aufbauen. Kompetenzzentrum CSR (Corporate Social Responsibility) und FORSCHUNG UND eHealth (siehe Kapitel 3). Nachhaltigen Erfolg konnte das neue Wir integrieren Forschungsprojekte in die Lehre und unter- Kompetenzzentrum EthNa erzielen und mit ihrem interdiszipli- stützen über die enge Verknüpfung von Lehre und Forschung nären und hochschulumspannenden Ansatz mit dem Projekt die Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses durch „CSR und Ethik: Ethisches Unternehmerhandeln im Span- ENTWICKLUNG die Identifikation mit aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen. nungsfeld zwischen Kundenerwartungen und Lieferkettenma- Exemplarisch institutionalisiert im neuen Kompetenzzentrum nagement“ die Jury des Programms FH-Struktur des Ministe- ISA und dem FutureIng-Konzept (s. Seite 60), indem der Fo- riums für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes kus auf der engen Verzahnung von Industrie, Forschung und Nordrhein-Westfalen überzeugen. Lehre liegt. Ziel ist, neben der marktgerechten Ausbildung die Qualifizierung des Nachwuchses durch die Nähe zu aktuellen Ich bedanke mich an dieser Stelle bei allen Kolleginnen und Fragestellungen des Marktes. Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hochschule Der Präsidiumsbeirat setzt sich aus insgesamt acht Mitgliedern zusammen. Dabei sind sowie bei allen Projektpartnern für das Engagement und die Forschungsexperten der Hochschule Niederrhein ebenso vertreten wie Mitglieder der re- Wir pflegen eine enge Bindung und arbeiten mit unseren Part- erfolgreiche Zusammenarbeit, die unsere Projekte ermöglichen. gionalen Forschung und der Wirtschaft. nern in unterschiedlicher Form und sehr oft über Jahrzehnte Ihnen wünsche ich viele spannende Einblicke in die Forschungs- vertrauensvoll zusammen. Dieses Erfolgsmodell stellen wir Ihnen aktivitäten der HN und hoffe auf viele weitere Kooperationen in Prof. Dr. Dr. Dr. habil. Alexander Prange (Vorsitz) in Kapitel 2 an Beispielen vor. Neben einer exzellenten Lehre dem Bereich Forschung. Herr Prof. Dr. Dr. Prange ist Vorsitzender des Beirates und Vizepräsident für Forschung und und Ausbildung und darüber hinaus durch den Transfer unsere Transfer der Hochschule Niederrhein. Prof. Dr. Dr. Prange ist Professor für Mikrobiologie Forschungserfolge und -ergebnisse prägen wir als Hochschule Viel Spaß bei der Lektüre! und Lebensmittelhygiene am Fachbereich Oecotrophologie sowie Leiter des Competence die Region. Center for Microbiology & Biotechnology (CCMB). Darüber hinaus forscht er regelmäßig als Professor-Research an der Louisiana State University in Baton Rouge, LA (USA). Aktuell verfügt die Hochschule Niederrhein über neun For- schungsinstitute und 13 Kompetenzzentren sowie zahlreiche Prof. Dr. Hans-Günter Hirsch „Einzelforscher“. Diese arbeiten in allen Fachbereichen der HN Herr Prof. Dr. Hirsch ist Leiter des Instituts für Mustererkennung (iPattern) der Hochschule anwendungsorientiert und praxisnah an der Lösung aktueller Prof. Dr. Dr. Alexander Prange Niederrhein. Zu seinen individuellen Forschungsschwerpunkten gehören unter anderem die digitale Sprach- und Audiosignalverarbeitung sowie die automatische Spracherkennung. Er ist Professor für Nachrichtenübertragung, lineare Systeme und Netzwerke am Fachbereich Elektrotechnik und Informatik. Prof. Dr. Beate Küpper Frau Prof. Dr. Küpper ist Professorin im Fachbereich Sozialwesen mit dem Schwerpunkt Soziale Arbeit für Gruppen und Konfliktsituationen. Zu ihren Forschungsgebieten gehören Vorurteile, Diskriminierung, Diversity und Integration in Gesellschaft, sozialen Einrichtungen und Unternehmen. Dipl.-Oek. Markus Menkhaus-Grübnau Herr Menkhaus-Grübnau ist Referent für Forschung und Transfer im Ressort Forschung und Transfer der Hochschule Niederrhein sowie persönlicher Referent des Vizepräsidenten Forschung und Transfer. Dipl.-Ing. Susanne Merl Frau Merl ist geschäftsführende Gesellschafterin der Edmund Merl GmbH & Co. KG Fein- kostfabriken mit Sitz in Brühl. Das inhabergeführte Familienunternehmen stellt hochwertige Feinkostsalate und Patisseriedesserts ohne Zusatz von Konservierungsstoffen her. Sie ver- antwortet unter anderem den Bereich Produktentwicklung und Qualitätssicherung. Prof. Dr. Wilhelm Mülder Herr Prof. Dr. Mülder ist Leiter des Forschungsinstituts GEMIT (Geschäftsprozessmanage- ment und IT) der Hochschule Niederrhein, Professor für Wirtschaftsinformatik am Fachbe- reich Wirtschaftswissenschaften und früherer Vizepräsident Forschung und Transfer. Dr. Sebastian Potyka Herr Dr. Potyka ist Geschäftsführer der van Laack GmbH, Mönchengladbach. Michael Rühlemann Herr Rühlemann ist Hauptabteilungsleiter bei der 3M Deutschland GmbH, Neuss.
12 13 Forschung und Entwicklung #2 / Unsere Erfolge Forschung und Entwicklung #2 / Unsere Erfolge Internationale Wissenschaftler diskutieren an der UNSERE ERFOLGE Hochschule Niederrhein 3. ERSA International Workshop | 59. Frühjahrskongress der GfA INTERNATIONALE WISSENSCHAFTLER DISKUTIEREN AN Die Hochschule Niederrhein richtete 2013 zwei internationale Tagungen aus und konnte nationale und internationale Wissen- Insgesamt stellten Referenten aus sechs Nationen in über 170 Referaten, zehn Workshops und vier Plenarvorträgen das ge- schaftlerinnen und Wissenschaftler aus 14 Ländern in Krefeld samte Spektrum der Arbeitswissenschaften sowie aktuelle DER HOCHSCHULE NIEDERRHEIN / und in Mönchengladbach begrüßen. Trends vor. Unter dem Titel „Chancen durch Arbeits-, Pro- dukt- und Systemgestaltung – Zukunftsfähigkeit für Produk- NEW-BLAUHAUS / Im Oktober vergangenen Jahres war das Niederrhein Institut tions- und Dienstleistungsunternehmen“ ging es bei dem 59. für Regional- und Strukturforschung (NIERS) Gastgeber des Frühjahrskongress primär um die Frage, wie Arbeit menschen- EIGENSTÄNDIGE VERSORGUNG IN ZEITEN DES dritten Workshops der European Regional Science Association gerecht gestaltet werden kann. (ERSA). Die ERSA ist eine der beiden renommierten europaweit DEMOGRAFISCHEN WANDELS / agierenden Scientific Communities zur Regionalforschung. Der Eröffnet wurde der Kongress vom Staatssekretär im Ministeri- zweitätige Workshop befasste sich mit dem Thema: „Higher um für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein- VON TÜR ZU TÜR / Education Institutions and Regional Development“ und ging der Frage nach, auf welche Weise Hochschulen Einfluss auf die Westfalen, Dr. Wilhelm Schäffer. Insgesamt waren über 400 Teilnehmer angemeldet. MÖNCHENGLADBACH 3.0 / ökonomischen und sozialen Entwicklungen in ihrer Standort- region nehmen können. Insgesamt waren 54 Wissenschaftler Im Fokus standen insbesondere Unternehmer, die Anregun- GRÜN AUFGETISCHT / aus 14 unterschiedlichen Ländern nach Mönchengladbach gekommen, die nach einem Einführungsreferat von Prof. Dr. gen und Strategien für die eigene Praxis bekamen. In Zeiten des anhaltenden wirtschaftlichen Strukturwandels brauchen DEUTSCH – MEDIZIN // MEDIZIN – DEUTSCH / Michael Fritsch (Friedrich-Schiller Universität und Max Planck Institute for Economics, Jena) den knapp 30 Vorträgen folgten Unternehmen Anpassungsstrategien, um sich für die Zukunft positionieren zu können. Herausforderungen gibt es viele – sei DORT, WO ES AM SCHÖNSTEN IST / und diese diskutierten. Das Institut nutzte den Workshop als ausgezeichnete Gelegenheit, um die eigenen Forschungskom- es die Globalisierung, die Ressourcenknappheit, klimatische Veränderungen, technologischer Fortschritt, der demografi- GUTES KLIMA FÜR PFLANZEN / petenzen vorzustellen, sich über den aktuellen Forschungs- stand zu informieren sowie gemeinschaftliche Projektanträge sche Wandel oder die Zunahme von Burnout und psychischen Erkrankungen. DEM KEIM AUF DER SPUR / anzubahnen. HOCHSCHULE NIEDERRHEIN SETZT DEN „HUT“ AUF / Zudem konnte das Institut für Arbeitssicherheit, Umweltschutz, Gesundheitsförderung und Effizienz (A.U.G.E.) der Hochschule Niederrhein zum ersten Mal den Frühjahrskongress der Gesell- DIE HOCHSCHULE ZIEHT AN / schaft für Arbeitswissenschaft nach Krefeld holen, um den Aus- tausch zwischen Wissenschaft und Unternehmen der Region DEN AKKU WIEDER AUFLADEN / weiter zu stärken. TEXTILE FILTER / EINZELHANDEL GEHT ONLINE / FRAUEN STEIGEN EIN! / DURCH LICHT ZUM ZIEL / DIE HOCHSCHULE VERBINDET /
14 15 Forschung und Entwicklung #2 / Unsere Erfolge Forschung und Entwicklung #2 / Unsere Erfolge NEW-Blauhaus Symbol für die gute Verbindung zwischen Hochschule Niederrhein und NEW Prof. Dr. Ulrich Nissen, Stiftungsprofessor am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften / NEW-Blauhaus am Campus Mönchengladbach (©kadawittfeldarchitektur) Jahre Professor für Controlling und Betriebswirtschaftliches Das NEW-Blauhaus und die Stiftungsprofessur sind deutlich Energiemanagement an der TH Mittelhessen in Gießen, leitete sichtbar gesetzte Meilensteine der engen Kooperation zwischen sieben Jahre die Controllingabteilung eines mittelständischen der NEW und der HN. 3.500 Quadratmeter Netto-Nutzfläche Unternehmens in der Büromöbelindustrie, war wissenschaft- wird das Gebäude nach Fertigstellung haben. Die Hochschule licher Mitarbeiter bei der Fraunhofer-Gesellschaft in Stuttgart wird zwei Drittel der Fläche nutzen. Neben der NEW-Stiftungs- sowie Marketing-Assistent bei einem Software-Unternehmen professur ziehen die Forschungsinstitute NIERS (Niederrhein in den USA. Institut für Regional- und Strukturforschung), GEMIT (Institut für Geschäftsprozessmanagement und IT) und die Bibliothek der In Modellform wurde das NEW-Blauhaus auf dem Campus Für NEW-Vorstand Dr. Rainer Hellekes stellt die Zusammen- „Die Stiftungsprofessur wird künftig einen wichtigen Beitrag HN in das neue Gebäude ein. Die NEW wird ein Drittel belegen Mönchengladbach bereits enthüllt. Den Baustart für das mo- arbeit mit der Hochschule Niederrhein eine „win-win-Situation für mehr Innovation im Bereich regenerativer Energien und und dort Büroräume für die Abteilung „Energienahe Dienst- derne Energieeffizienz-Zentrum feierten die NEW Niederrhein für alle Beteiligten“ dar. „Als regionaler Versorger ist es uns ein Energieeffizienz – auch für die Bürger und Firmen in der Re- leistungen“ schaffen. Außerdem sollen für Existenzgründer Energie und Wasser GmbH (NEW) und die Hochschule in An- großes Anliegen, das Thema Energieeffizienz in der Region zu gion leisten“, sagt Dr. Hellekes. Dementsprechend engagiert aus dem Bereich Energieeffizienz Büros vorgehalten werden. wesenheit zahlreicher Gäste, unter ihnen der neue Oberbürger- bearbeiten und zu fördern“. sich die Professur über die reine Lehrtätigkeit hinaus, durch For- Zur gemeinsamen Nutzung von NEW und Hochschule wird es meister Hans Wilhelm Reiners. Das Blauhaus steht symbolisch schungs- und Beratungsaktivitäten auf dem Gebiet der Ener- einen Kommunikationsraum mit angeschlossenem Konferenzbe- für das Selbstverständnis der HN als transferorientierte Hoch- Zuvor wurde – initiiert durch die NEW – bereits eine neue Stif- gieeffizienz und der regenerativen Energien. Dabei sollen sowohl reich geben. Weiterhin ist geplant, eine Forschungseinheit des schule, die eng mit der regionalen Wirtschaft kooperiert. tungsprofessur „Controlling, insbesondere in der Energiewirt- Industrieunternehmen als auch private Haushalte hinsichtlich Fraunhofer-Instituts im NEW-Blauhaus anzusiedeln. Nach einer schaft und Betriebswirtschaftliches Energiemanagement“ ein- ihres Energieverbrauchs und potenzieller Einsparmaßnahmen rund vierzehnmonatigen Bauzeit wird das NEW-Blauhaus im Es wird ein städtebauliches Highlight in Mönchengladbach: Zur gerichtet, die in das Blauhaus einziehen wird. Im März 2013 beraten werden. Im September 2014 erschien dazu das erste September 2015 bezugsfertig sein. ressourcenschonenden Energiegewinnung benötigte Elemente startete Prof. Dr. Ulrich Nissen seine am Fachbereich Wirt- im Rahmen der Stiftungsprofessurtätigkeit bereits erarbeitete werden direkt in die Fassade integriert. Durch den Wechsel von schaftswissenschaften angesiedelte Tätigkeit. „Energie wird zu Fachbuch mit dem Titel „Energiekostenmanagement – eine Glas- und Photovoltaikelementen an drei Gebäudeseiten und einem immer wichtigeren Kostenfaktor für die Unternehmen“, Einführung für Controller, Manager und Techniker“ im Schäffer- emailliertes Glas an der vierten ensteht der Eindruck eines sagt Prof. Dr. Nissen. „Da benötigen Unternehmen Controller, Poeschel-Verlag. In der Lehre werden Prof. Dr. Nissen und sein blauen Hauses. „Die Innovation wird unmittelbar visualisiert“, die sich auch in dem Bereich Energieeffizienz und Energie- Team die Studierenden mit den speziellen Erfordernissen der sagt Armin Marx, Geschäftsführer der Bauherrin NEW mobil kostensteuerung auskennen – und diese Leute wollen wir hier Energiewirtschaft und des Energie(kosten)managements ver- und aktiv Mönchengladbach GmbH. am Fachbereich ausbilden.“ Prof. Dr. Nissen war davor sechs traut machen.
16 17 Forschung und Entwicklung #2 / Unsere Erfolge Forschung und Entwicklung #2 / Unsere Erfolge Eigenständige Versorgung in Zeiten des demografischen Wandels Das Interreg Projekt FooDS an der Hochschule Niederrhein Lange wurde geplant, vorbereitet und gefeilt. Die Hürden waren Im Verlauf dieses umfangreichen FooDS-Projekts werden nicht hoch, die Vorbereitungen manchmal schwer, doch die Ziele nur bestehende Möglichkeiten analysiert und optimiert, sondern sind ambitioniert: Das Interreg-Projekt FooDS (Food and Delivery auch völlig neue, bedarfsorientierte Produkte generiert. In Zu- Solutions) bei dem die Hochschule Niederrhein erneut Lead- sammenarbeit mit der Universität Maastricht entwickelt der partner eines großen Interreg-Projekts ist, vereint grenzüber- Fachbereich Oecotrophologie der Hochschule Niederrhein an- schreitend Wissenschaftler und Unternehmen, um der wachsen- gereicherte Nahrungsmittel, die durch die industriellen Partner den Herausforderung des demografischen Wandels mit neuen produziert und, dank der grenzübergreifenden Zusammenar- Lösungsansätzen zu begegnen. beit, an verschiedenen Institutionen getestet werden. Das Projekt fokussiert die Versorgungsproblematik älterer und Über soziologische Studien unterstützt die Hochschule des immobiler Menschen und verfolgt hierbei drei Zielstellungen. Weiteren die Verbreitung spezieller Versorgungspunkte, an denen Erstens die Entwicklung von angereicherten Lebensmitteler- Menschen in unmittelbarer Nähe zu ihren Wohnungen eine um- zeugnissen und ausgewogenen Menüs unter Berücksichtigung fassende Versorgung erhalten können. Auf diese Weise soll ei- möglicher Kau- und Schluckbeschwerden. Die zweite Zielstel- nerseits ermöglicht werden, dass man sich auch in strukturell lung beschreibt die Optimierung von Bestell- und Liefersystemen benachteiligten Regionen (z.B. in ländlichen Gebieten) mög- für eine wirtschaftliche Heimbelieferung von Einzelpersonen und lichst lange selbständig versorgen kann und andererseits auch Gruppen. Drittens steht die Ausweitung von Nahversorgungs- eine zentrale Anlaufstelle für verschiedene Dienstleistungen zentren, die vor allem in ländlichen und strukturell benachteilig- sowie sozialen Austausch erhält. ten Regionen die Bewohner mit Gütern und Dienstleistungen versorgen, auf der Agenda. Das Projekt FooDS wird im Rahmen des INTERREG IV A-Pro- gramms Deutschland-Nederland mit Mitteln des Europäischen Die aus dem Projekt hervorgehenden Ergebnisse sollen Pflege- Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), dem Wirtschaftsmi- einrichtungen, Lebensmittelproduzenten sowie Transport- und nisterium NRW, dem Ministerie van Economische Zaken sowie Cateringunternehmen neue Möglichkeiten eröffnen. Besonders der Provincie Limburg kofinanziert. Es wird begleitet durch das hervorzuheben ist bei diesem Projekt der direkte Alltagsbezug Programm-Management bei der Euregio Rhein-Maas-Nord. und die Zukunftsrelevanz der behandelten Themen. Konnten bisher Wissenschaft und Praxis den demografischen Wandel Die Projektpartner auf deutscher Seite sind: DORV-Zentrum als eine künftige Prognose betrachten, so ist man heute an einem GmbH, GAMU GmbH, Gebr. Bertrams GmbH & Co. KG, Ge- Punkt angekommen, wo Lösungen nicht mehr aufgeschoben meinde Brüggen, Grafschafter Diakonie GmbH, IFF GmbH und werden können. Industrie und auch Handel werden auf die ver- Mühlhäuser GmbH. Die Partner aus den Niederlanden sind: änderten Konsumstrukturen reagieren müssen. Hutten Catering, Janssen Distribution, Munchhof groep, NV In- dustriebank LIOF, Universiteit Maastricht, Rendiz BV, Gemeende Projektgruppe FooDS (v.l.): Projektmanagerin Özlem Güler-Usak, Prof. Dr. Reinhard Hambitzer, Peel Maas, Fresh Park Venlo. Dr. Martina Sokolowsky, Katrin Korsten, Miriam Sari, Sandra Schoemackers und Projektleiter Prof. Dr. Dr. Alexander Prange
18 19 Forschung und Entwicklung #2 / Unsere Erfolge Forschung und Entwicklung #2 / Unsere Erfolge Von Tür zu Tür Mobile überwindet Hürden im öffentlichen Nahverkehr Millionen Menschen nutzen in Deutschland täglich den öffent- Ziel ist, dass in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen den lichen Personenverkehr. Für diese Gruppe hat das Bundesmi- öffentlichen Personennahverkehr problemlos nutzen können. nisterium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die Initiative „Von Häufig bestehen Ängste, den Bus zu verpassen oder nicht zu Tür zu Tür - eine Mobilitätsinitiative für den öffentlichen Perso- wissen, wohin man fahren muss oder wann man aussteigen nenverkehr der Zukunft“ gestartet. Im Rahmen dieser Initiative soll. Die Busfahrt führt so zu Stress, weshalb viele den ÖPNV wird das Projekt „Mobile – Mobil im Leben“ über drei Jahre gar nicht nutzen und auf Hilfe durch Dritte angewiesen sind. mit einer Fördersumme von 2,7 Mio. € unterstützt. „Mobile“, ein Diese Hürden sollen durch technische Hilfsmittel abgebaut wer- Akronym für Mobil Im Leben, ist ein Forschungsprojekt an der den, indem den Betroffenen die nötigen Informationen an die Hochschule Niederrhein im Verbund mit der Hochschule Rhein- Hand gegeben werden und ihnen gemeldet oder gezeigt wird, Waal, den Mobilitätsdienstleistern SWK Mobil GmbH in Krefeld wann man aufstehen und zum Ausgang gehen sollte. So soll und moBiel in Bielefeld, dem Gesundheitsdienstleister inoges es Auskunft über spezielle Barrieren oder auch Barrierefreiheit AG mit Schwerpunkt Reha-Einrichtungen der Marke „SALVEA“ auf dem Reiseweg geben (z. B. Hochbahnsteige, Rolltreppen, sowie Bethel.regional, eine gemeinnützige Organisation, die mit Lifte). Oder auf einem Display wird angezeigt, in welcher Rich- Menschen mit geistiger Einschränkung arbeitet. tung vom Sitzplatz aus der nächste Ausstieg der Bahn ist. An- gestrebt ist auch eine Kommunikation mit dem Netzwerk des Mobilität ist eine Grundvoraussetzung für die Teilhabe am ge- Busses, um dem Fahrer melden zu können, dass eine körper- sellschaftlichen Leben. Der öffentliche Personennahverkehr lich beeinträchtigte Person an Bord ist und es beim Aussteigen spielt dabei eine zentrale Rolle. Gemeinsam mit Kolleginnen länger dauern könnte. Der Grundgedanke dabei ist, dass ein und Kollegen der Hochschule Rhein-Waal forschen in Krefeld Navigationssystem, das für Menschen mit Behinderungen nütz- und Mönchengladbach Prof. Dr. Gudrun Stockmanns (Prak- lich ist und diese mobiler und selbständiger macht, allen Men- tische Informatik), Prof. Dr.-Ing. Edwin Naroska (Technische schen zu Gute kommt. Informatik) und Prof. Dr. Berthold Stegemerten (Wirtschaftsin- formatik) mit ihren Teams an Lösungen, die in Zukunft gerade Ein besonderes Augenmerk verlangt hierbei die Heterogenität älteren und in ihrer Beweglichkeit/Mobilität und/oder kognitiv der Zielgruppe. Das zu entwickelnde Navigationssystem soll auf eingeschränkten Menschen die Fahrt mit Bussen und Bahnen die individuellen Bedürfnisse von Menschen mit andauernden erleichtern soll. Denn hierfür fehlt bislang ein leicht zu bedie- oder temporären körperlichen, psychischen und kognitiven nender „Navigator“ durch den öffentlichen Personenverkehr, Beeinträchtigungen zugeschnitten und besonders einfach zu der während der Fahrt Informationen über den Verlauf der Reise bedienen sein. Auch die Anforderungen an die Hardware sind und erforderliche Änderungen der Route bereitstellt. beachtlich: Jemand, der auf Gehilfen wie Krücken angewiesen ist, kann beim Stehen oder Gehen nicht gleichzeitig sein Smart- phone oder Tablet PC festhalten. Erste technische Lösungen auf Basis von Smartphones, Tablets Teil der Projektgruppe Mobile (v.l.): Ralph Radmacher (Wiss. MA), Prof. Dr. Edwin Naroska, und Smart Watches wurden bereits mit Probanden aus Bethel Andreas Kitzig (Wiss. MA) Doktorand, Prof. Dr. Gudrun Stockmanns, Oliver Christen (Wiss. MA) Doktorand und Juliane Pechmann (WHK) (Bielefeld) und des Reha-Zentrums SALVEA in Krefeld getestet. Ziel sind individuelle und maßgeschneiderte Lösungen, um die Mobilität und Navigation von Tür zu Tür mit dem ÖPNV zu ver- einfachen. Die Bedienung des Systems soll besonders einfach und selbsterklärend sein, auch für Personen ohne Lesekennt- nisse. Viele Teilnehmer der ersten Tests zeigen sich begeistert und freuen sich bereits, mit Hilfe des Systems in Zukunft auch ohne Betreuer oder Begleiter sicher unterwegs zu sein.
20 21 Forschung und Entwicklung #2 / Unsere Erfolge Forschung und Entwicklung #2 / Unsere Erfolge Mönchengladbach 3.0 Eine mobile Denkfabrik für offene Planungskultur Anhand eines abstrahierten Umgebungsmodells wurden Anregungen aus der Bevölkerung diskutiert und gesammelt. verbessern sollte oder welche Werte prägnanter herausgestellt Abwandlung der Methode „planning for real“ hat sich im Einsatz werden müssen. bewährt. In einem Dreischritt konnte man gezielt mit Bürgern ins Gespräch über ihre Anliegen kommen: In der mobilen Denkfabrik wurden im Sommer 2014 Gestal- tungsanforderungen und Nutzungsszenarien für das öffentliche 1. regte der Bus durch seine Fernwirkung und Leben rund um den Abteiberg und das Gladbachtal, insbe- einladende Geste dazu ein, sich zu nähern, sondere den Geropark erarbeitet. Bis Ende des Jahres wer- 2. bot das Modell einen ruhigen Moment, den daraus Empfehlungen an die Stadt und den Verein MG 3.0 sich selbst in der Stadt zu verorten, ausgearbeitet. 3. konnte diese Annäherung aufgegriffen werden, um direkt ins Gespräch einzusteigen. Von Studierenden der Fachbereiche Design und Textil wur- den im Sommersemester einzelne Themen aufgegriffen und in Die Kombination der quartiersbezogenen Standorte der mobilen möglichen Zukunftsszenarien visualisiert. Durch Fotomontagen Denkfabrik ermöglichte es, nicht nur politisch und planerisch in- visualisierte Konzepte alternativer Wegeführungen am Abtei- teressierte Menschen in den Dialog einzubeziehen, sondern eine Die mobile Denkfabrik ist ein Gemeinschaftsprojekt des Vereins als Regiebuch für die zukünftige Stadtentwicklung Mönchen- berg oder neue Aufenthaltsqualitäten im Geropark eröffnen breite Bevölkerung zu erreichen. MG 3.0 e.V., der Stadtverwaltung Mönchengladbach und des gladbachs. Er zeigt eine Vision für die Stadt, die nun Wirklich- sich neue Perspektiven. Stadtentwickler, Bürger und Politiker Kompetenzzentrums Social Design der Hochschule Nieder- keit werden soll. erkennen hierdurch das detaillierte Potential, das erst durch Mit ihrem öffentlichen Auftritt dient die mobile Denkfabrik nicht rhein. Gemeinsam mit den Bürgern von Mönchengladbach wird eine geduldige und empathisch gestalterische Ortsannäherung nur zur weiteren Stadtplanung Mönchengladbachs, sondern auf Augenhöhe zusammen gedacht und diskutiert und somit Damit sich die Stadtentwicklung nah am Bürger und der Stadt- sichtbar wird. Die studentischen Erkenntnisse und Impulse zur indirekt auch zur allgemeinen Bildung und Sensibilisierung für eine offene Planungskultur gefördert. gesellschaft orientiert, vertieft die mobile Denkfabrik den Dialog Stadtgestaltung wurden öffentlich vor Politik und Bürgerschaft eine partizipative StadtBauKultur. zwischen den lokalen Akteuren und konkretisiert die Anforde- im Museum Abteiberg und an der ersten Station der mobilen Die mobile Denkfabrik ist ein „Pilotprojekt der Nationalen Stadt- rungen an die nächsten Planungsgebiete. Die mobile Denkfab- Denkfabrik präsentiert. entwicklungspolitik des Bundes“ und wird gefördert durch das rik nähert sich den Bürgern an, sie positioniert sich einladend im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktor- öffentlichen Raum und fordert zum Austausch über Stadtraum- Im September 2014 lud die mobile Denkfabrik mit einem um- sicherheit. nutzungen und Stadtgestalt auf. Es geht darum, durch intensives gestalteten Nahverkehrsbus zum direkten Mitdenken vor Ort Zuhören mehr Einsicht in die Perspektiven der Stadtraumnutzer ein. An fünf Stationen im Planungsgebiet wurden Bürger dazu In 2012 wurde den Bürgerinnen und Bürgern Mönchengladbachs zu erhalten, besser zu verstehen, weshalb manche Stadträume aufgefordert, an einem Arbeitsmodell Anregungen zu geben. ein städtebaulicher Masterplan vorgestellt. Der Masterplan gemieden oder andere geschätzt werden. Gleichzeitig werden Bewusst wurde das Modell sehr roh gehalten, um die Schwelle MG 3.0 des Londoner Architekturbüros Grimshaw Architects gilt Anregungen aus der Bevölkerung gesammelt, was sich wie zum Mitmachen niedrig zu halten. Dieses Vorgehen – eine
22 23 Forschung und Entwicklung #2 / Unsere Erfolge Forschung und Entwicklung #2 / Unsere Erfolge Grün aufgetischt Grüne Logistik im Agrobusiness Links (v.l.): Christian Schäfer, Janine Bruchmann und Amir Scheulen, wissenschaftliche Mitarbeiter, bzw. wissenschaftliche Hilfskraft am SWK-Energiezentrum E² Oben (v.l.): Thomas Waaden, Nicole Spielmann und Raphael Heereman von Zuydtwyck, wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut GEMIT Um alle Aspekte einer Agrar-Lieferkette zu berücksichtigen, der vorhandenen Kühlhäuser erhöht werden kann. Zukünftig betrachtet Green² neben der außerbetrieblichen auch die Opti- sollen Leerstände im Kühllager eines Unternehmens mit dem mierung der innerbetrieblichen Logistik. In diesem Zusammen- Kühlflächenbedarf eines zweiten Unternehmens kurzfristig aus- hang werden Prozesse und verwendete Technik in Lager- und geglichen werden können. Somit würde die in der Region vor- Produktionseinrichtungen untersucht. Energieeinsparungen handene Kühlfläche effizienter genutzt werden. können beispielsweise durch den Einsatz verbrauchsarmer LED als Lagerbeleuchtung erzielt werden. Auch der Wech- Die Hochschule Niederrhein ist Lead-Partner des mit insge- sel auf neue Antriebsmotoren für Förderanlagen kann sich oft samt 963.000 € geförderten Interreg-IV-A-Projekts. In Green² schon nach wenigen Jahren durch den niedrigeren Verbrauch arbeiten das Institut GEMIT und das SWK-Energiezentrum E² amortisieren. So können selbst durch einfache Maßnahmen eng mit insgesamt 20 Partnern aus Deutschland und den Nie- sowohl der CO2-Ausstoß als auch die Energiekosten gesenkt derlanden zusammen. Im Projekt beschäftigen die beiden Hoch- werden. schulinstitute unter der Leitung von Prof. Dr. Holger Beckmann zurzeit fünf Professoren, acht wissenschaftliche Mitarbeiter und Jedem von uns sind mittlerweile die negativen Auswirkungen Das Projekt „Green²: Green Logistics in Agrobusiness“ verfolgt Im technischen Bereich des Projekts geht es um die Verbesserung zahlreiche Studierende. Kontaktdaten und Informationen sind von Treibhausgasen auf die Umwelt und die Notwendigkeit das Ziel, diese komplexen Prozesse entlang der Lieferkette der Energieeffizienz von Kühl- und Lagerhäusern. Dazu werden auf der Internetseite des Projekts (www.green2logistics.de) und Energie zu sparen bekannt. Gleichzeitig verlangen Gesellschaft ökonomisch und ökologisch nachhaltig zu gestalten. die Bereiche Strom, Wärme und Kälte gemeinsam betrachtet, auf Twitter (@green2logistics) zu finden. und Wirtschaft eine optimale Verfügbarkeit von Gütern zu nied- um Effizienzmaßnahmen zu definieren. In Kühlhäusern bie- rigen Preisen. Grüne Logistik beschäftigt sich damit, diese oft So wird im Projekt beispielsweise untersucht, ob der Transport tet die Integration der Kraft-Wärme-Kältekopplung ein großes gegenläufigen Ziele in Einklang zu bringen. Die ökologische von Tiefkühlerbsen von Skandinavien an den Niederrhein anstatt Einsparpotenzial. Um dabei vorhandene Abwärme energetisch Bilanz in Unternehmen soll also verbessert werden, ohne jedoch per LKW über die Schiene abgewickelt werden kann. Hierbei effizient zu nutzen, werden Absorptionskältemaschinen (AKM) dabei ökonomische Nachteile herbeizuführen. werden unter anderem Transportkosten, Transportzeit, Ausfallri- eingesetzt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt deshalb auf der ener- siko und Flexibilität der einzelnen Verkehrsträger bewertet so- getischen Optimierung der AKM mit alternativen Kühlmitteln, Ob Tulpen aus Holland oder Getreide aus Ungarn; im Agrobusi- wie CO2-Emission und Energieressourcenverbrauch berechnet. z.B. ionischen Lösungen, so dass Waren energieeffizient mit ness wird mit unterschiedlichsten und hoch sensiblen Gütern Die Bewertung erfolgt dabei praxisnah auf Basis realer Ange- vorhandener Abwärme gekühlt werden können. hantiert. So sind gerade in dieser Branche die Anforderungen bote von Logistikdienstleistern. Ausgehend von diesen Daten an die Logistik besonders hoch. Die Qualität muss zu jedem kann das Unternehmen anschließend selbstständig entschei- Da gerade für die Lagerung von Kühlgütern viel Energie not- Zeitpunkt gesichert sein, sei es Schütt-, oder Stückgut, gekühlte den, ob es den Transport verlagern möchte. wendig ist, wird zudem in Green² untersucht, ob mit Hilfe eines oder ungekühlte Produkte. elektronischen Marktplatzes für Kühlkapazitäten die Auslastung
24 25 Forschung und Entwicklung #2 / Unsere Erfolge Forschung und Entwicklung #2 / Unsere Erfolge Deutsch – Medizin // Medizin – Deutsch Standards zur Unterstützung von eCommerce im Gesundheitswesen Wenn Mediziner sich miteinander unterhalten, verstehen Laien Ein drittes Forschungsprojekt widmet sich der Notfallmedizin. oft nur „Bahnhof“. Aber auch Mediziner verstehen sich unter- Dort gibt es Begriffe, die einen gewissen Interpretationsspiel- einander nicht immer hundertprozentig. Das Problem: In der raum lassen, wie zum Beispiel der GCS (Glasgow Coma Scale), Medizin verwendete Begrifflichkeiten sind häufig ungenau oder mit dem Parameter „Augen öffnen prompt“, einem medizi- können unterschiedliche Bedeutungen haben. Zur Fehlerver- nischen Ausdruck, um die Ansprechbarkeit des Patienten zu meidung ist daher eine exakte Sprache, die bei allen Beteiligten verifizieren. Was mit „prompt“ genau gemeint ist, bleibt dabei gleich verstanden wird, wichtig. Am Fachbereich Gesundheits- unklar. Interpretationsoffene Begriffe müssen eindeutig definiert wesen beschäftigen sich drei Forschungsprojekte damit, eine werden, nur dann ist die semantische Interoperabilität gewähr- einheitliche, international gültige und auf Codierungen aufbau- leistet. Bei einem Notfall verfassen Ärzte und das medizinische ende Medizin-Sprache zu etablieren. Geleitet werden sämtliche Fachpersonal ein aufwendiges Aufnahmeprotokoll. Durch die Projekte, die sich alle mit den Themen Wissensmanagement neu entwickelte Methode wird dieses im Hintergrund in die Me- und Kommunikation in der Medizin beschäftigen, von Prof. Dr. dizin-Sprache codiert. Dadurch ist das Protokoll zwischen zwei Sylvia Thun, Professorin für Informations- und Kommunikati- Menschen, zwei Rechnern oder Mensch und Rechner interope- onstechnologie im Gesundheitswesen, die am Fachbereich Ge- rabel anwendbar. Eine Reihe von Fehler-Quellen wird durch die sundheitswesen der Hochschule Niederrhein lehrt und forscht. klare und eindeutige Benennung ausgeschlossen. Ein wichti- ger Bereich dabei ist die Anwendung international gültiger Ein- Das mit 1,5 Mio € Volumen größte Projekt von Prof. Dr. Thun heiten oder Begriffe für Diagnosen. Für die Ärzte bedeutet die ist „Standards zur Unterstützung von eCommerce im Gesund- Einführung der Terminologien und Schnittstellen eine Entbüro- heitswesen“. Bei diesem durch das Bundesministerium für kratisierung; die Codierung in die einheitliche Medizinsprache Wirtschaft und Technologie geförderten Forschungsprojekt erfolgt im Hintergrund. geht es darum, Einkaufsprozesse im Gesundheitswesen zu ver- einheitlichen und transparenter zu gestalten. Ziel ist es, Wissen aus dem medizinischen Prozess direkt in den Bestellprozess zu integrieren. So sollen etwa für eine anstehende Operation die benötigten Instrumente erfasst werden – falls diese nachbe- stellt werden müssen, erfolgt dies automatisch. Im Fokus steht hierfür die Herstellung einer Interoperabilität unterschiedlicher eBusiness-Standards im Gesundheitswesen. Mit automati- sierten Bestellprozessen können sich Kliniken wieder stärker auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Bei einem weiteren Projekt geht es um das Infektionsschutzgesetz, das Ärzte ver- pflichtet, bestimmte Erreger zeitnah an die Landesgesundheits- ämter und das Robert-Koch-Institut zu melden. Diese Mel- dungen werden in der Regel gefaxt, der Meldeprozess dauert oft lange. Dies zeigte sich zuletzt bei einem Legionellen-Fall in Warstein, bei dem vom Zeitpunkt der Erkennung der Krankheit bis zur vollständigen Meldung mehrere Tage vergingen. Im Pro- jekt eCommerce im Gesundheitswesen wird daher an einem elektronischen Meldesystem gearbeitet, das exakte Bezeich- nungen verschiedener Erreger mit einer weltweit angewandten Terminologie codiert. Prof. Dr. Sylvia Thun, Professorin am Fachbereich Gesundheitswesen
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