9 Frau. Vernetzt. Erfolgreich. Im Fokus: IHK Chemnitz
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S Ü D W E S T S A C H S E N 92 0 2 0 Investition in Kultur lohnt sich Auszubildende befragt Prüfen macht Spaß S. 10 S. 22 S. 32 Im Fokus: Frau. Vernetzt. Erfolgreich. www.chemnitz.ihk24.de
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Vorwort 3 ›› Wir Frauen ticken „anders“ – wir führen intuitiv, empathisch und personenzentriert und verleihen dem Unternehmertum mehr Soft Skills und Menschlichkeit. Diese Stärke wird gesellschaftlich wenig wahrgenommen und wertgeschätzt. Das sollte sich ändern. ›› Mandy Turreck Foto: Marcografie Frau. Vernetzt. Erfolgreich. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland beim Thema „Frauen in führt. Das neue vogtländische Netzwerk verbindet Unternehmerinnen, Frauen Führung“ immer noch hinterher. Frauen entscheiden sich bundesweit auch in Führungspositionen, Gründerinnen aller Branchen sowie Multiplikatorinnen häufiger gegen den Weg in die Selbstständigkeit. (KfW-Studie, Januar 2020.) aus Politik, Verwaltung und Justiz miteinander. Die IHK schafft einen Raum, in Woran liegt das? Sind die Ursachen in den Rahmenbedingungen zur Vereinbar- dem sich Frauen regional vernetzen, voneinander lernen und Stärken entwickeln keit von Beruf und Familie, dem gesellschaftlichen Rollenbild und der Unterneh- können. menskultur zu finden? Mit den „Frauen Welten“ leistet die IHK einen Beitrag, Frauen näher in den Die Zeiten, in denen das Unternehmertum als männliches Privileg galt, sind Mittelpunkt zu stellen, Aufmerksamkeit zu erzeugen, Herausforderungen längst vorbei. Auch die Politik fordert und fördert Chancengleichheit in der zu identifizieren und Kooperationen anzuregen. Wir ermutigen Frauen, ehren- Führung und beim Gründen. Letztendlich lässt sich durchaus feststellen, dass amtlich aktiv zu sein und sich in unseren Ausschüssen und Arbeitskreisen zu die Einstellung und die Haltung der Frau einfach einmalig sind. Frauen besitzen engagieren. die Bereitschaft, Herausforderungen anzunehmen und zu meistern, ihre Ziele Was als Herzensprojekt begann, entwickelte sich zu einem Erfolgsformat. konsequent und mit Mut zu verfolgen, den Ehrgeiz Eigenverantwortung zu über- Die Initiatorinnen wurden von der geballten Frauenpower in der Region mehr als nehmen und den Willen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu meistern. überrascht und freuen sich über die positive Entwicklung im Vogtland. Auch durch krisenbedingte veränderte Lebens- und Arbeitssituationen finden Frauen ihren Weg. Herzlichst Deshalb ist es umso verwunderlicher, dass sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch in Führungsetagen das Potenzial der Frauen noch immer nicht erkannt wird. Um die Rolle der Frau in der Wirtschaft auch im Vogtlandkreis mehr in den Fokus zu rücken, wurde auf Anregung engagierter Unternehmerinnen Anfang 2019 ein regionales Netzwerk ins Leben gerufen. Denn die Fachleute sind sich sicher: Netzwerken ist entscheidend für den Unternehmenserfolg! In Kooperation mit dem Landratsamt Vogtlandkreis wurden bisher drei erfolgreiche Veranstaltungen Ihre Mandy Turreck unter der Marke „Frauen Welten“ mit mehr als 380 Teilnehmerinnen durchge- Mitglied der Regionalversammlung Plauen
4 Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Inhalt Im Fokus: Frau. Vernetzt. Erfolgreich. Weibliche Führungskräfte verbinden sich bei Frauenwelten Grafik: Hang Loose Marketing & Consulting Seite 4 Regional verbunden Weitsicht Sommer in Chemnitz: Fête de la Musique 2018. Foto: D. Hanus Foto: Adobe Stock, googluz Warum es sich lohnt, in Kultur zu investieren Seite 10 Unternehmen drohen Wettbewerbsnachteile Seite 16 Redesign für Hohensteiner Textilstandort Seite 11 Die neue Grundsteuer Seite 17 Automation aus dem Erzgebirge Seite 15 Chemnitzer Unternehmen bildet erstmals aus Seite 23 Titelbild Foto: Marcografie
Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Inhalt 5 Neu gedacht Aus- und Weiterbildung Foto: K. Repert Foto: Adobe Stock, Vadim Guzhva Vielfalt in Unternehmen Seite 24 Prüfen macht einfach Spaß Seite 32 Neues Förderprogramm „Digital jetzt“ Seite 25 Neustart für „Haus der kleinen Forscher“ Seite 34 Startups vorgestellt Seite 27 Mit Go4Goal zum Zertifikat Seite 35 Vogtland: Fachkräftesuche online Seite 29 Weiterbildungsprogramm im Oktober Seite 37 Service Zu guter Letzt Foto: Adobe Stock, REDPIXEL Chemnitzer Fabriken 1926 von Ernst Ludwig Kirchner Existenzgründungs- und Nachfolgebörse Seite 42 100 Jahre Kunstsammlungen Chemnitz Seite 50 Terminkalender Seite 43 Impressum Seite 50 Unsere IHK-Standorte Chemnitz Annaberg-Buchholz Freiberg Plauen Zwickau Straße der Nationen 25 Geyersdorfer Straße 9a Halsbrücker Straße 34 Friedensstraße 32 Äußere Schneeberger Str. 34 Tel. 0371/6900-0 Tel. 03733/1304-0 Tel. 03731/79865-0 Tel. 03741/214-0 Tel. 0375/814-0
Grafik: Hang Loose Marketing & Consulting Frau. Vernetzt. Erfolgreich. Weibliche Führungskräfte im Vogtland verbinden sich bei „Frauen Welten“ Von Volker Tzschucke
Im Fokus: Frau. Vernetzt. Erfolgreich. 7 Seit Anfang 2019 gibt es die Veranstaltungsreihe „Frauen Welten“ im Vogtland. Unter der Trägerschaft ›› Wir schaffen einen Raum, in dem sich Frauen vernetzen, voneinander lernen und Stärken der IHK Chemnitz Regionalkammer Plauen und des entwickeln können, in dem man sich Landratsamts des Vogtlandkreises wurden bisher – gegenseitig motiviert und einander Rat gibt, zunächst unter dem Namen „Frauen Business Lunch Vogtland“ – drei Veranstaltungen durchgeführt, zu denen jeweils 100 bis 150 Teilnehmerinnen kamen. um noch erfolgreicher zu sein, ›› beschreibt Yvonne Dölz von der Regionalkammer Plauen die Intention. WIRTSCHAFT IN SÜDWESTSACHSEN hat drei der Teilnehmerinnen getroffen. ›› Vermutlich hatte ich auch männliche Konkurrenz. ›› Barbara Zeuner Foto: Marcografie Etwa 113.400 Frauen leben im Vogtland-Kreis. Gut 40.000 von ihnen männliche Konkurrenten ausgestochen. Aber ich kannte mich eben sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Wie viele Frauen es in die auch schon sehr gut im Unternehmen aus“, beschreibt sie die damalige Führungsspitzen der hiesigen Unternehmen geschafft haben, darüber Situation. Dabei habe sie lang mit sich gerungen, ob sie sich überhaupt gibt es keine Statistik. Ein paar müssen es schon sein, legt man die bewerben sollte: „Ich habe mich mit meiner Familie abgestimmt, ich deutschlandweiten Werte zugrunde: Rund 28 Prozent der Jobs im habe auch ganz viel Zuspruch von außen bekommen, dass ich meinen mittleren und höheren Management werden in Deutschland von Frauen Hut in den Ring werfe – sowohl von Kollegen als auch von Mitgliedern besetzt. Und in jedem sechsten kleinen und mittleren Unternehmen steht des Aufsichtsrats.“ Dass sie sich dann schließlich zu dem Schritt ent- hierzulande eine Frau an der Spitze. Angesichts von 50 Prozent Bevölke- schloss, habe vor allem berufliche Gründe gehabt: „Es gab Ziele, die ich rungsanteil sind beide Zahlen nicht eben berauschend. erreichen wollte. Beispielsweise die Zentralisierung der Verwaltung, des Barbara Zeuner hat es geschafft. 110 Menschen arbeiten im Unterneh- Betriebshofes und die Anschaffung von neun niederflurigen Straßenbah- men, dessen Geschäftsführerin sie ist, davon 90 Männer. Zeuner hat die nen.“ Seit sie die Position innehat, ist sie sich sicher: „Frauen müssen Führung der Plauener Straßenbahn GmbH, einer 100-prozentigen städ- den Mut aufbringen, sich auf solche Stellen zu bewerben.“ Der Plauener tischen Gesellschaft, inne. Und das bereits seit 2009. Der Weg war nicht Straßenbahn hat die Kontinuität an der Spitze gutgetan: Die Fahrgast- unbedingt vorgezeichnet, eigentlich ist Zeuner Diplom-Lehrerin. Nach zahlen liegen seit Jahren stabil bei über acht Millionen Passagieren pro wenigen Berufsjahren aber entdeckte sie den ÖPNV für sich und fing Jahr. Der Betriebshof an der Wiesenstraße wurde zum Unternehmenssitz 1987 in der Personalabteilung bei der Plauener Straßenbahn an. 1990 ausgebaut. Gut eine Million Straßenbahn- und zusätzlich 300.000 Buski- wurde ihr die Personalleitung übertragen, 2007 wurde sie Geschäfts- lometer legen die Fahrzeuge des Verkehrsbetriebs jährlich zurück. „Dass führerin einer Tochterfirma, ab 2009 dann schließlich Geschäftsführerin das funktioniert, dafür muss man auch kämpfen“, berichtet sie. „ÖPNV der „großen“ Plauener Straßenbahn. „Vermutlich habe ich damals auch ist ein Zuschussbetrieb, angewiesen auf die öffentliche Hand. Dass wir
8 Im Fokus: Frau. Vernetzt. Erfolgreich. investieren müssen, um die Substanz zu erhalten, ist manchmal schwer zu Plauen zum ersten „Frauen Business Lunch“ luden, war sie dabei. Bei den kommunizieren“, hat sie im Laufe ihrer Berufsjahre festgestellt. Zumal sie Vorträgen und Unternehmensvorstellungen könne man viel lernen, findet es beruflich dann eben oft mit Männern zu tun hat: Sowohl die Entschei- Zeuner. „Wir haben auf diesem Weg zum Beispiel einen neuen Anbieter für der über die öffentlichen Haushalte als auch die Führungsspitzen anderer die Dienstbekleidung unserer Fahrer gefunden“, berichtet sie. Der selbst- Verkehrsunternehmen in der Region seien zumeist männlich: „Aber damit verständliche Umgang junger Frauen mit sozialen Medien oder der Globa- habe ich kein Problem. Wenn man das Wissen, das Herzblut für die Bran- lisierung fasziniere sie, sagt Zeuner. Noch wichtiger aber sei der vertrau- che und Engagement mitbringt, wird man akzeptiert.“ Die Vernetzung ensvolle Umgang miteinander: „Man kann offen sein. Und mit weiblicher mit anderen Frauen sucht sie dennoch. Als das Landratsamt und die IHK Intention und Miteinander reden können wir viel erreichen.“ ›› Frauen haben die Möglich- keit, Dinge anders aus- zubalancieren. ›› Dr. Elvira Hegner Foto: Marcografie „Ein Netzwerk ist dann gut, wenn es ein Nehmen und Geben gibt“, sagt Fähigkeit, Dinge anders auszubalancieren. Gerade im Maklergeschäft, wo Elvira Hegner. Die promovierte Betriebswirtschaftlerin ist seit 1990 als es gleichermaßen um Käufer und Verkäufer geht, ist diese Fähigkeit von Immobilienmaklerin aktiv – und erfahrene Netzwerkerin. Im Verband Nutzen. Wir bleiben länger am Ball, auch wenn die Situation schwierig ist.“ Deutscher Makler übernahm sie schnell Ausbildungsaktivitäten und rückte Dieses Selbstbewusstsein trägt Hegner nach fünf beruflichen Jahrzehnten als eine der wenigen Frauen im Beruf bis in den Bundesvorstand auf. längst in sich – und gibt es auch bereitwillig weiter. Einerseits in bundes- Seit etwa 20 Jahren ist sie ehrenamtlich für die IHKs zunächst in Gera, weiten Frauennetzwerken, andererseits auch bei den vogtländischen später in Plauen aktiv. „Auch wenn dieses Engagement für das eigene „Frauen Welten“. Unternehmen kurzfristig nicht immer förderlich war: von den Kontakten, Sie sagt aber auch: „Ich sehe mich dort nicht als Mentorin, sondern immer die ich damals gesammelt habe, zehre ich noch heute“, berichtet sie. noch als Lernende. Ich höre gern zu, vor allem auch den jüngeren Frauen, Inzwischen könnte sie – Jahrgang 1952 – den Ruhestand genießen, aber: die anders strukturiert sind als ich.“ Es sei wichtig, sich die Zeit dafür „Was ich beruflich mache, macht mir Spaß.“ zu nehmen, nur dann könne man auch etwas zurückgewinnen: Und so managt sie weiter Mehrfamilienhäuser und Gewerbeimmobilien „Es ist wichtig, dass sich Frauen untereinander mit ihrer Empathie oder wird gelegentlich als Maklerin tätig. Hegner hat noch die „gesteuerte ein Umfeld schaffen, das sie weiterbringt.“ Weil viele der Frauen im Dienst- Emanzipation“ zu DDR-Zeiten miterlebt. Heute, findet sie, müssten Frauen leistungssektor tätig sind, könne man auch immer wieder Verbindungen aus sich heraus das Selbstbewusstsein zur Führung mitbringen: „Wenn knüpfen, Kontakte empfehlen. „Ich gehe immer wieder mit freudiger man merkt, dass die eigene professionelle Begleitung gefragt ist, stärkt das Erwartung zu unseren Veranstaltungen. die Persönlichkeit. Man muss das Selbstverständnis entwickeln, dass man Alle Teilnehmerinnen wissen, dass sie längst die ersten Schritte gegangen anderen Menschen oder Unternehmen einen Nutzen bringt“, skizziert sie sind, dass sie schon etwas geleistet haben. Das entspannt die Atmosphäre ein Rezept. Frauen müssten sich dabei nicht verstecken: „Wir haben die und macht die Zusammenkünfte lockerer als in beruflichen Netzwerken.“
Im Fokus: Frau. Vernetzt. Erfolgreich. 9 ›› Die regionale Zusammen- arbeit stärkt den Zusammen- halt. ›› Sara Blechschmidt Foto: Chris Gonz Sara Blechschmidt muss eine der jungen Frauen sein, die kann, lässt sich das viel besser mit der Familie vereinbaren und ist Barbara Zeuner faszinieren. „Ich arbeite aktuell als Digitale zudem effizienter.“ Das Landratsamt des Vogtlandkreises, die Stadt Nomadin, genauso wie viele meiner Freelancer“, Plauen, die IHK, Anwälte und andere Dienstleister, aber auch viele gast- sagt die Diplom-Betriebswirtin schon bei der Terminvereinbarung am ronomische Unternehmen begleitet sie bei der Entwicklung der Marken- Telefon. Und deshalb trifft man sich schließlich nicht im Büro, sondern identität oder bei Social Media-Kampagnen. Sie ist sicher: in einem Café in der Plauener Innenstadt. „Ich arbeite von Zuhause aus. „Ein Vogtländer weiß am besten, was ein Vogtländer will – Treffe Kunden vor Ort in deren Unternehmen, um ein besseres Gespür und die regionale Zusammenarbeit stärkt den Zusammenhalt und für sie zu bekommen, oder im Café.“ Gern begleite sie Kunden auch die Außenwirkung des Vogtlands.“ auf einen Spaziergang und entführe sie aus dem Unternehmeralltag. Darum geht es ihr auch, wenn sie netzwerkt: „Ich bin viel auf Veranstal- „So gewinnt man Abstand zum Tagesgeschäft und kann sich dem tungen unterwegs, suche neue Impulse bei Seminaren. Aber die ‚Frauen Thema besser öffnen.“ Welten‘ sind etwas ganz Besonderes.“ Die Veranstaltungsreihe habe Die 31-jährige Blechschmidt ist Marketing-Spezialistin, nach elf Jahren einen guten Rhythmus, biete abwechslungsreiche Inhalte und als Angestellte entschloss sie sich 2018 zum Schritt in die Selbststän- sei eine tolle Plattform für vogtländische Frauen in Führungspositionen. digkeit und gründete ihre eigene Werbeagentur und Unternehmensbe- Vor allem gefällt Blechschmidt der Austausch mit anderen Unterneh- ratung: Hang Loose Marketing & Consulting. Damit gehört sie zu einer merinnen. Man lerne spannende Persönlichkeiten kennen und unterhält recht seltenen Spezies: Frauen gründen seltener Unternehmen als Män- sich auch über private Themen. „Als Unternehmerin und Mutter hat ner, vor allem in Zeiten mit guten Arbeitsmarktaussichten. Gründungen man ja eigentlich nie Ruhe. Aber diese Veranstaltungen gönne ich mir.“ von Frauen erfolgen oft eher nebenberuflich – oder in Form von Genauso wie die Reisen mit der Familie in ferne Länder: „Wir reisen Nachfolgeregelungen in Familienunternehmen. Blechschmidt aber woll- dann mit leichtem Gepäck – aber suchen die Unterkünfte so aus, dass te das volle Programm, nahm die Gründungsberatung der IHK Plauen in ich gegebenfalls auch weiterarbeiten kann von unterwegs, zum Beispiel Anspruch – und betreute nach kurzer Zeit Kunden aus ganz am Strand mit Blick auf das Meer und dem Geräusch der Brandung im Deutschland. Für sie steht die Verknüpfung von Vertrieb, Marketing und Hintergrund.“ dem Mindset der jeweiligen Kunden im Vordergrund. Weshalb viele Sie halte sich dabei an das Zitat der amerikanischen Schriftstellerin ihrer Kunden Meetings auch als Coaching betiteln. Die Mutter eines und Bürgerrechtlerin Maya Angelou: „Leben wird nicht an der Zahl der dreijährigen Kindes fokussiert sich mittlerweile stärker auf Kunden in Atemzüge gemessen, die wir nehmen, sondern an den Momenten, die der Region: „Wenn man von Termin zu Termin gefühlt zu Fuß gehen uns den Atem rauben.“
10 Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Regional verbunden Warum es sich lohnt, in Kultur zu investieren Der KLUB 2025 betreibt Projektförderung nicht nur im Rahmen der Kulturhauptstadt- Bewerbung Sommer in Chemnitz: Fête de la Musique 2018. Foto: D. Hanus Dass Kultur die Wirtschaft braucht, steht wohl au- sind bereits über 20 Kulturprojekte direkt durch den KLUB 2025 gefördert worden. ßer Frage. Gerade in der aktuellen Bewältigung der Unterstützung gab es zudem für das spontan ins Leben gerufene Autokino und Corona-Folgen wird deutlich, wie labil die finanzielle für den Erhalt des Areals Karl Schmidt-Rottluff. „Uns liegt dabei die gesamte Re- Situation von Kulturakteuren ist – obwohl sie eine so gion am Herzen“, sagt Antje Felber von der Volksbank Chemnitz eG. Und eben wichtige Position im gesamtgesellschaftlichen Gefüge diese Region ist Schwerpunkt der aktuellen Landesausstellung „Boom. 500 Jahre einnehmen. Aber kann man diese Frage auch anders- Industriekultur in Sachsen.“ Begleitend dazu und im Hinblick auf die Bewerbung rum stellen? „Benötigt unsere Wirtschaft eigentlich der Stadt Chemnitz als Kulturhauptstadt haben die IHK Chemnitz und der KLUB Kultur?“ 2025 in Zusammenarbeit mit der Firma PS Media Point ein kurzweiliges Video Der KLUB 2025, der sich im vergangenen Jahr vor dem Hintergrund der Kultur- erstellen lassen. hauptstadt-Bewerbung gründete, antwortet mit einem ganz klaren „Ja“. „Wirt- „Uns war es wichtig, die Industriekultur in den Mittelpunkt zu rücken und vor schaft braucht Kultur. Kultur braucht Wirtschaft“, so das Motto, unter dem sich die allem Jugendliche an die Schauplätze der reichen Industriegeschichte zu führen. in Chemnitz ansässigen Unternehmen Volksbank, Sparkasse, Handwerkskammer, Die Schule spielt dabei eine wichtige Rolle, deshalb bietet der Film natürlich auch IHK, tradu4you, Haus E und CWE zusammengeschlossen haben. Lehrern Anregungen für einen lebendigen Unterricht“, erläutert Hans-Joachim Bis Juli dieses Jahres sind bereits 26 kleine, mittlere und größere Unternehmen Wunderlich, Hauptgeschäftsführer der IHK Chemnitz. Entstanden ist ein knapp zum KLUB 2025 dazugekommen. Ihr Ziel: Mit gemeinsamen Geld- und Sachmit- 12-minütiger Streifzug durch 500 Jahre Industriegeschichte. Anhand ausgewähl- teln die Kultur in ihrer ganzen Breite unterstützen. Warum? „Unsere Kultur be- ter Exponate wird auf die Historie eingegangen und zugleich ein Bogen in die stimmt darüber, wie wir denken, woran wir glauben, worüber wir streiten und was Zukunft gespannt. uns antreibt. Sie ist verantwortlich dafür, wie wir miteinander leben und arbeiten. Antje Felber: „Wir wollen vor allem jungen Menschen zeigen, welches Potenzial Mit Kultur entsteht gesellschaftliches Leben, das eine Region für Arbeitskräfte aus ihre Region seit jeher hat. Viele wissen gar nicht, welche Perlen an Unternehmen nah und fern attraktiv macht.“ es auch heute noch hier gibt – von Weltmarktführern bis zu innovativen Start- Unter dieser Maßgabe unterstützt der KLUB 2025 aber nicht nur Ideen im Rah- ups.“ men der Kulturhauptstadt-Bewerbung, wie Nimm-Platz-Projekte zur Verschöne- rung von Chemnitzer Plätzen oder die kulturellen Mikroprojekte. Darüber hinaus Den Film-Link gibt es unter: www.chemnitz.ihk24.de/landesausstellung
Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Regional verbunden 11 Redesign für Hohensteiner Textilstandort Modedesignerin Sara Linke sichert sächsisches Textil-Know-how: Mit dem Erwerb des insolventen Fertigungsstandortes Roland Sauer in Hohenstein-Ernstthal gin- gen Mitte Juni alle elf Mitarbeiter, der komplette Maschinen-, Waren- und Ma- terialbestand sowie die Markenrechte für Jado und Graziella an die Sara Linke GmbH über. Mit finanzieller und strategischer Unterstützung eines zweiten Ge- sellschafters aus Baden-Württemberg sollen Produktportfolio und Branding wei- terentwickelt werden. Bewerkstelligen will dies die Zwickauer Gründerin u.a. mit einem Relaunch für Jado (die Herrenlinie wird um Damenbekleidung ergänzt) und Graziella (deutlichere Zielgruppenausrichtung). Dem Trend nach Hochwertigkeit und fairer Produktion möchte Sara Linke mit funktionaler und biozertifizierter Be- kleidung „made in Germany“ Rechnung tragen. Kompetenzen in Produktion und Design wird das Unternehmen darüber hinaus für weitere Markenhersteller bzw. Lizenzen einsetzen. Die Absolventin der Westsächsischen Hochschule Zwickau, Studiengang Modedesign, bringt internationale Erfahrungen aus dem Design-, Produkt- und Markenmanagement in das neu gegründete Unternehmen ein. „Ich freue mich, wieder in der Heimat angekommen zu sein und Verantwortung zu In Pariser Ateliers sowie bei süddeutschen Markenherstellern hat Sara Linke jede Menge übernehmen“, sagt die 28-Jährige: „Produkt, Qualität und Location passen. Die Inspirationen, Kenntnisse und Fertigkeiten für ihre neue Aufgabe gewinnen können. Mitarbeiter geben alles. Das hat mich überzeugt.“ www.saralinke.de Foto: Sara Linke GmbH Sonderschau mit modernen Textilprodukten in Crimmitschau Unter dem Titel „Textil? Zukunft!“ lädt seit kurzem im Rahmen der Sächsi- Raphael freut sich, dass mit der Sonderschau - ganz dem Slogan der Stadt „Aus schen Landesausstellung eine Sonderschau mit modernen Produkten aus der Tradition innovativ“ entsprechend - in der Tuchfabrik erstmals ein neues Kapitel heimischen Textil- und Bekleidungsbranche in die zum Sächsischen Industrie- der Museumsgeschichte begonnen hat. „An diesem bedeutsamen Ort wird nun museum gehörende Tuchfabrik Gebr. Pfau in Crimmitschau ein. Zu sehen sind die historische Produktion mit den heutigen Möglichkeiten textiler Hochtechno- High-Tech-Textilien aller Art – vom Snowboard über Leuchtfassaden und Carbon- logie verknüpft. Wir möchten uns dafür bei den Organisatoren der Ausstellung fensterrahmen für den Airbus A350 bis hin zu „hängenden Gärten“, Möbeln ganz herzlich bedanken“. www.vti-online.de/textilzukunft aus Textilbeton, persönlichen Schutzausrüstungen und textilen Materialien, die effizient gegen Viren und Bakterien wirken. Die Ausstellung wurde vom Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. (vti) konzipiert und vom Freistaat Sachsen gefördert. Insgesamt unterstützen 40 Partner aus Industrie und Forschung. „Sachsen war, ist und bleibt eine der großen deutschen Textil- regionen“, erläutert vti-Hauptgeschäftsführer Dr.-Ing. Jenz Otto. „Nicht von un- gefähr befindet sich der Schauplatz ‚TextilBoom‘ der 4. Landesausstellung ‚500 Jahre Industriekultur in Sachsen‘ in der Tuchfabrik Gebr. Pfau. Dort sind nunmehr Geschichte, Gegenwart und Zukunft unserer Branche auf einzigartige Weise ver- eint.“ Jung und Alt können sich in der Ausstellung auch zu den verschiedenen Berufsbildern der Branche informieren. Unter dem Motto „Auf den Spuren der Superhelden“ gibt es spezielle Angebote für Heranwachsende. Das neu gestaltete Ausstellungsareal verfügt zudem über Kommunikationszonen, die sich hervor- ragend für Fach- und Firmenveranstaltungen eignen. Oberbürgermeister André Crimmitschauer Schüler in der Sonderschau „Textil? Zukunft!“. Foto: vti/W. Schmidt Kernthema Krisenbewältigung Einen lebhaften Austausch lieferten sich Vertreter aus Wirtschaft, Verwal- Der Diskussion stellten sich Carsten Körber (Mitglied des Deutschen Bun- tung und Politik zur Zwickauer Regionalversammlung am 14. Juli im Haus destages/CDU), Carsten Michaelis (Beigeordneter des Landrates), Kathrin der Sparkasse. In Berichten bzw. Wortmeldungen der Teilnehmer ging es um Köhler (Baubürgermeisterin der Stadt Zwickau), Prof. Dr. Lothar Ungerer wirtschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie in der Region, um er- (Bürgermeister Meerane) und Andreas Fleischer (Geschäftsführer Arbeitsagen- folgreiche und weniger funktionierende Hilfsmaßnahmen bzw. Angebote, tur Zwickau). Zur nächsten Regionalversammlung Zwickau lädt die IHK am um individuelle Sichtweisen und Erfahrungen sowie um das „Wie weiter?“ 3. November 2020 ein.
12 Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Regional verbunden Mit „Köpfchen“ in die Selbstständigkeit geben ihm recht, denn Bestellungen kommen aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Die Idee, das bekannteste Motiv seiner Heimatstadt für Kleidung zu nut- zen, kam dem gebürtigen Karl-Marx-Städter und bekennenden Fan ausgefallener T-Shirts bereits 2012 während des Studiums in Münster. Mit einem befreundeten Kunststudenten setzte er diesen Einfall um und der „chillende“ Karl Marx, der mit seiner leuchtend blauen Sonnenbrille entspannt die Welt betrachtet, war geboren. Aus diesem ersten Motiv sind mittlerweile 19 geworden. Und weitere sollen fol- gen, denn Martin König sprudelt geradezu vor Kreativität. Zu jedem Motiv gibt es eine eigene Geschichte, die auf einem kleinen Kärtchen gedruckt jedem Shirt beiliegt. Eines ist ihm dabei aber besonders wichtig: Neutralität. „Meine Kunden identifizieren sich mit dem Motiv, nicht mit politischen Ideolo- gien. Skater greifen zum Beispiel gern zum ‚Chiller‘, während besonders an der Küste der maritime Marx gefragt ist“, erläutert König. Direkt im Haupterwerb in die Selbstständigkeit zu starten, ist eine besondere He- rausforderung. König wollte erstmal im Nebenerwerb testen, wie seine Idee bei Kunden ankommt. Er ist einer von 3105 Gründern im Kammerbezirk Chemnitz, die im Jahr 2019 auf diesem Weg erste Erfahrungen mit dem Thema Selbst- ständigkeit sammelten. „Man muss einfach den Mut fassen, sich selbstständig zu machen, auch wenn eine Menge Papierkram und Arbeit darin steckt“, meint Martin König in seinem Geschäft auf dem Chemnitzer Brühl. Foto: IHK König. Die IHK Chemnitz unterstützte ihn dabei tatkräftig, gab Tipps, Hinweise und erstellte Stellungnahmen, die bei Banken und für Fördermittelprogramme Dass Karl Marx bis heute nichts an Aktualität verloren hat, beweist Martin König notwendig sind. mit seinem Label „karlskopf“. Auf T-Shirts prangt das Konterfei des großen Phi- Bereut hat er seinen Schritt in die Selbstständigkeit bis heute nicht. Noch ist losophen mal mit Sonnenbrille, mal als Matrose oder mal als Wikinger. Die Idee er zwar halbtags fest angestellt, aber seine eigene Existenzgründung benötigt dahinter ist so einfach wie genial: Martin König versetzt Karl Marx einfach in das immer mehr Zeit um neue Motive zu erstellen, Siebe für den Druck anzufertigen hier und heute oder lässt ihn gänzlich in andere Jahrhunderte abtauchen. und sich auf Kundenakquise zu begeben. Deshalb hat Martin König nun das Ziel, Das Ergebnis sind originelle T-Shirts, Sweatshirts, Hoodies und Socken, die der sein Unternehmen im Haupterwerb zu führen. „Im Herbst soll es soweit sein“, 30-jährige Betriebswirt online vertreibt und seit Anfang Juni auch in seinem eige- meint der Existenzgründer zuversichtlich und seine Planungen sehen sogar einen nen Laden auf dem Chemnitzer Brühl anbietet. Die steigenden Kundenanfragen Mitarbeiter für sein Ladengeschäft vor. www.karlskopf.de Die Box: Unternehmer auf Zeit gesucht Kurzzeitladengeschäfte befördern Existenzgründungen und schaffen neue Anzie- hungspunkte in den Stadtzentren. Mit einem eigens für die Region entwickelten Konzept will die AG Zwickau an vier Standorten Impulse setzen. Erste Geschäf- te wurden in Limbach-Oberfrohna (Jägerstraße 11-17) und Glauchau (Leipziger Straße 76) eingeweiht. Zwei weitere Boxen für Crimmitschau und Zwickau sind geplant. Das „Box“-Konzept haben Akteure aus dem Landkreis Zwickau bei Kollegen in Belgien kennen gelernt. Gründer oder interessierte Unternehmer können ein kom- plett eingerichtetes Ladengeschäft für zwei bis 12 Wochen anmieten und ihre Geschäftsidee testen. Die Vorteile: • Keine langfristige Vertragsbindung • Überschaubare Kosten • Unterstützung und Beratung durch Projektpartner • Weitervermittlung für Gewerbeflächen und Kontakte Projektpartner vor der am 1. September eröffneten Box Glauchau: Landkreis-Wirtschafts- Das Box-Projekt ist eine Maßnahme der AG Zwickau im Landkreis Zwickau mit förderin Birgit Vorratz, BIC-Geschäftsführer Andreas Sobe, Wirtschaftsförderin Astrid Mitteln von Bund und Land. Das Projekt wird koordiniert von der BIC Zwickau Modrack und IHK-Referatsleiterin Kathrin Stiller. Foto: IHK GmbH. www.bic-zwickau.de
Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Regional verbunden 13 Mit Hindernissen Nachgefragt bei zum Erfolg Regina Ludwig Regina Ludwig ist seit vielen Jahren im Ehrenamt und seit 2017 Vizepräsi- dentin der IHK Chemnitz Regionalversammlung Mittelsachsen. Foto: E. S. Wolf Sie lebt in Rossau im Land- kreis Mittelsachsen und hat eine Unternehmensberatung. Was ist Ihr Lieblingsort in der Region, den Sie auch Gästen zeigen? Ich unterscheide nach den Jahreszeiten. Im Sommer würde ich das romantische Zschopautal zeigen und mit dem Besuch der Burg Kriebstein abschließen. Bei schlechten Witterungsverhältnissen würde ich den Gästen die Terra Mineralia in Freiberg empfehlen mit einem anschließenden Bummel durch die Altstadt mit Dombesichtigung. Regionalpräsident Gert Bauer (l.) gratuliert Busunternehmer René Lang. Foto: IHK Welchen Tipp würden Sie einem Azubi oder einem neuen Mitarbeiter an seinem ersten Arbeitstag geben? Die Geschichte von LANG Reisen beginnt 1990, als Angelika Lang ein kleines Reise- Pünktlich in ordentlicher Kleidung erscheinen, freundlich und büro im eigenen Wohnzimmer und danach in einer umgebauten Garage im erzge- höflich sein, aufmerksam zuhören. birgischen Grünstädtel eröffnete. Drei Jahre später tüftelte man bereits an eigenen Reiseprogrammen und schaffte sich die ersten beiden Reisebusse an. Man investierte Wofür steht die IHK in Ihren Augen? in weitere Fahrzeuge, eröffnete zusätzliche Reisebüros in der Umgebung und auch Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, das heimische Wohnzimmer musste nicht mehr als Büro herhalten. sich ehrenamtlich in der IHK zu engagieren? Das Betätigungsfeld dehnte sich aus, seit 1994 war das Unternehmen am Stadtver- Sie vertritt – wie der Name schon sagt – die Interessen der Un- kehr der Stadt Schwarzenberg beteiligt. Ende der 90er wendete sich das Blatt und ternehmerschaft aus Industrie und Handel inklusive Banken- und das Geschäft geriet in eine schwere Krise. Zusätzlich fügte das Hochwasser von 2002 Versicherungswesen. Die Anliegen werden an die richtigen Stellen dem Unternehmen massive Schäden zu. Trotz der Umstände entscheiden sich René weiter getragen mit dem Ziel der Förderung der wirtschaftlichen und Rico Lang 2004 zur Übernahme des elterlichen Betriebes. Entwicklung in der Region. Die Mitglieder erhalten Rat, z.B. bei Fragen zur Exporttätigkeit, zur Im Laufe der folgenden Jahre investierte man kräftig und entwickelte das eigene Zeit Ratschläge für Hygienekonzepte und Verhaltensdetails bei dem Reiseprogramm weiter. Mit Erfolg, denn die Gästezahlen steigen stetig an und LANG Umgang mit den Folgen der Verbreitung von Covid 19. Wer verei- Reisen mauserte sich zu einem der führenden Reiseveranstalter im Erzgebirgskreis. digte Sachverständige benötigt, fragt bei der IHK an, und die Prü- Über 50 Mitarbeiter und zwei Azubis kümmern sich um die Belange der Gäste. Im fungsausschüsse für vielfältige Berufe fungieren unter der Hoheit Frühjahr 2020 geriet die Erfolgsgeschichte des Unternehmens erneut ins Wanken. der IHK. Da Fachwissen aus der Praxis in den diversen Ausschüssen zu Spe- Die Auswirkungen der Corona-Krise stellen insbesondere die Reisewirtschaft auf zialthemen, z.B. für die Digitalisierung, für das Gelingen der Ener- eine harte Probe. Monatelang kämpfte René Lang für Unterstützung und Perspek- giewende oder für die Innenstadtentwicklung benötigt wird, sind tiven auf allen Ebenen – nicht nur für sein Geschäft, sondern für eine ganze Bran- Kompetenz und Engagement nötig. Nur so können auch die rich- che. Inzwischen hat der Reisebetrieb wieder Fahrt aufgenommen. Auch ein neuer tigen und wichtigsten Schwerpunkte u.a. für Infrastrukturentwick- 4-Sterne-Doppelstockbus bringt die Reisenden ans Ziel. lung, für förderpolitische Weichenstellungen, für Bürokratieabbau herausgearbeitet werden. Den Vertretern des Ehrenamtes wieder- Die IHK Chemnitz wünscht weiterhin viel Durchhaltevermögen und gratuliert herzlich um hilft diese Tätigkeit bei der Knüpfung von Netzwerken und dem zum 30-jährigen Firmenjubiläum. www.lang-reisen.com Erfahrungsaustausch mit anderen Mitgliedern.
14 Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Regional verbunden Lehre mit Praxis verknüpft Studierende der Fakultät Elektrotechnik der Westsächsischen Hochschule Zwickau lernen seit dem Sommersemester 2020 das passgenaue Designen von Gehäusen für elektronische Komponenten. Angeregt und unterstützt wurde der neue Lehrin- 30 Jahre Bustouristik Hühn halt vom Softwareunternehmen N+P-Informationssysteme Meerane. Spannend auch für Norman Brauns: Der angehende Ingenieur für Informations- und Kommu- nikationstechnik nahm am neu gestalteten Modul „Systemdesign von Wearables“ teil. „Ich interessiere mich sehr für elektronische Komponenten“, so der Student im vierten Semester. „Mit dem Studiengang Elektrotechnik gestartet, wurde mir schnell klar, dass ich bei Digitaltechnik, Nachrichtentechnik, Mikroprozessoren oder eben beim Systemdesign von Wearables besser aufgehoben bin.“ Entwickelt hat die neue Lehrveranstaltung Dr. Rigo Herold, Professor für Digitale Systeme an der WHZ. Die Anregung dazu kam aus der N+P Informationssysteme GmbH, die einen engen Kontakt zur Hochschule hat. Vor allem dank des geschäftsführenden Gesellschafters Jens Hertwig, der selbst vor mehr als 30 Jahren sein Maschinen- baustudium an der Zwickauer Hochschule abgeschlossen hat und der Lehranstalt eng verbunden blieb. „Die Lehre mit praxisorientierten Anteilen bereits an der Hochschule zu verknüpfen und dafür regionale Partner sowie Unternehmen mit einzubeziehen bringt für alle Beteiligten Vorteile mit sich“, erklärt Jens Hertwig. „Dies führt beispielsweise auch dazu, dass die Studenten im Rahmen ihrer In- Unternehmer Jens Hühn (l.) ist Mitglied der Regionalversammlung Zwickau, der IHK- Vollversammlung, des Prüfungsausschusses sowie des DIHK Verkehrsausschusses. genieurausbildung bereits frühzeitig lernen, mit 3D-Konstruktions- sowie auch Foto: IHK virtuellen Techniken umzugehen.“ www.nupis.de Am 1. August 2020 feierte Bustouristik Hühn e.K. mit „einer Fahrt ins Blaue“ nach Oberhof sein 30-jähriges Firmenjubiläum. Mit 23 Jahren Polizeiliche Beratungsstelle startete Jens Hühn als damals jüngster Busunternehmer Deutschlands mit einem Bus, den er kurz nach der Wiedervereinigung aus den alten Bundes- feiert 30-jähriges Jubiläum ländern mitgebracht hatte. Im Jahr 1995 verlegte er den Firmensitz aus sei- Im August 1990, also noch vor Währungsunion und Wiedervereinigung, nahm nem Elternhaus ins Gewerbegebiet nach Steinpleis/Werdau und zwei Jahre die Polizeiliche Beratungsstelle in Chemnitz ihre Tätigkeit auf. Die IHK gratuliert später gab es dann endlich einen Telefonanschluss. „Die Corona-Pandemie der Einrichtung zum Jubiläum und bedankt sich für die gute Zusammenarbeit! hat die Reisebusbranche hart getroffen. Die Auswirkungen werden wohl in So unterstützt die Beratungsstelle die Unternehmen schon seit vielen Jahren mit den nächsten Jahren spürbar bleiben. Daher gilt es das Unternehmen für Informations- und Schulungsveranstaltungen in der IHK, mit individuellen Bera- die Zukunft zu stabilisieren und den Marktgegebenheiten anzupassen“, so tungen bei den Firmen vor Ort oder in der Beratungsstelle. Themen waren und Jens Hühn. Von der Politik wünscht sich der Unternehmer daher besonders sind dabei u. a. Verhinderung von Einbrüchen, Prävention gegen Ladendiebstahl, eine Verlängerung des Kurzarbeitergeldes. Für die Unternehmen bedeute Verhalten beim Aufdecken von Diebstahl im Ladengeschäft oder Falschgelder- dies mehr Flexibilität und für seine 18 Mitarbeiter mehr Sicherheit. Die IHK kennung. Für unternehmensspezifische Anfragen steht die Polizeiliche Bera- Chemnitz gratuliert zum Jubiläum und dankt Jens Hühn für seine Tätigkeit tungsstelle weiterhin gern zur Verfügung. im Ehrenamt. www.bustouristikhuehn.de www.chemnitz.ihk24.de/beratungsstelle-jubilaeum IHK gratuliert: Herzlichen Glückwunsch! Zum 30-jährigen Firmenjubiläum gratulieren wir Verpackungsmittel GmbH, Markneukirchen – Bräuer Systemtech- herzlich: Erzgebirgische Landbäckerei GmbH,Dre- nik GmbH, Mildenau – Baugeschäft Dietmar Landgraf GmbH & bach, DPFA Akademiegruppe GmbH, Zwickau – Co. KG, Niederfrohna – Bustouristik Hühn e. K., Inhaber Jens Hühn, Zabag Security Engineering GmbH, Grünhainichen – Jürgen Thiele Werdau – fugmann + fugmann architekten und ingenieure gmbh, Schuhe & Lederwaren, Inhaberin Isabel Thiele,Annaberg-Buchholz Falkenstein – VSTR AG Rodewisch – KS-Handels GmbH, Ehrenfrie- – Reisebüro Otto & Schütz GmbH, Kirchberg – fm control GmbH, dersdorf – richter & heß VERPACKUNGS-SERVICE GmbH, Chemnitz Plauen – Spedition Körner Transportgesellschaft mbH, Lotten- Zum 15-jährigen Firmenjubiläum gratulieren wir herzlich: Pyral AG, grün – Bauplanungsbüro Süß GmbH, Schwarzenberg – Metallrecy- Freiberg und zum 10-jährigen Firmenjubiläum: Sonnenscheinreisen, cling Reiner Gränz GmbH, Niederdorf – Actech GmbH, Freiberg – Frau Ulrike Jurk, Freiberg
Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Regional verbunden 15 Automation aus dem Erzgebirge Mit der Anmeldung eines Ingenieurbetriebes als Einzelunternehmen durch An- men Mitarbeiter mit ihren Familien sowie weitere wichtige Wegbegleiter zu ei- dreas Bräuer im April 1990 beginnt die Firmenhistorie, gefolgt von der Anmel- nem Fest unter freiem Himmel. Bei sonnigem Wetter, musikalischer Begleitung dung der „Schweißtechnik Bräuer GmbH i. G.“ im Juli desselben Jahres. Die und liebevoller Ausgestaltung des festlichen Abends feierte man das Jubiläum Erfolgsgeschichte entsteht mit der Fertigung und dem Vertrieb von Schweiß- gebührend. www.braeuersysteme.de produkten. Zwei Jahre später wird der Grundstein für die Produktionsstätte im Gewerbegebiet Schönfeld gelegt. Es folgt die Serienfertigung von Elektrodenkap- penfräsgeräten, die Entwicklung und Produktion von Sonderanlagen, Kombige- räten für automatisiertes Elektrodenkappenfräsen und -wechseln sowie Wider- standsschweißwerkzeugen. Die Umfirmierung der Schweißtechnik GmbH in die Bräuer Systemtechnik GmbH erfolgte 2011. Foto: Bräuer Systemtechnik GmbH Das weltweit agierende Unternehmen mit einem Team von 42 Mitarbeitern pro- duziert nunmehr seit Mitte 2013 im Gewerbegebiet in Mildenau. Rund zwei Jah- re später zieht auch die Verwaltung von Schönfeld nach Mildenau um. Nach über 25 Jahren entschied sich Andreas Bräuer, die Geschäftsleitung an ein junges, engagiertes und erfahrenes Führungsteam abzugeben. Geschäftsführer Michael Faßbinder sowie Prokuristin Karolin Wolf haben die Führung zu Beginn 2018 übernommen. Zum 30-jährigen Firmenjubiläum im Juli lud das Unterneh- Schuhliebe im Herzen von Burgstädt Im März 2020 eröffnete Laura Scheibe (l.) als Filiale des Modehauses ihrer Mut- nitz nutzen: Informationen zu individuellen Beratungsterminen, Existenzgründer- ter ihr erstes eigenes Geschäft in Burgstädt. Nur sechs Tage war der Laden offen, treffs und Workshops gibt es auf der Webseite der IHK Chemnitz unter „Starthilfe dann musste die „Schuhliebe“ coronabedingt in den Zwangsurlaub gehen. In der und Unternehmensförderung“. www.schuh-liebe.com Zeit des „Lockdown“ hatten die Kunden die Möglichkeit, Schuhe zur Auswahl nach Hause geliefert zu bekommen. Mittlerweile ist der Laden wieder regulär geöffnet und die Burgstädter und ihre Gäste haben die Qual der Wahl: Von Bal- lerina über Highheels bis hin zu Sandalen, Sport- und Trekkingschuhen bietet das Geschäft eine breite Auswahl an Damen- und Herrenschuhwerk. Das neue Ladengeschäft knüpft an Altbewährtes an, ist trotzdem anders und trägt die individuelle Handschrift von Laura Scheibe. Am gleichen Standort gab es vorher auch ein Schuhgeschäft, welches die damalige Inhaberin nach 25 Jah- ren aus Altersgründen aufgab. Laura Scheibe entschloss sich, mit neuem Namen und frischem Design, das Geschäft wieder zu nutzen und damit die Burgstädter Innenstadt zu beleben. Die IHK Chemnitz begrüßt den Unternehmergeist der jungen Burgstädterin und Foto: Laura Scheibe wünscht ihr viel Erfolg. Laut aktuellem DIHK-Gründungsreport wollen 84 Prozent der Gründungsinteressierten ein Unternehmen im Handel oder in den Dienstleis- tungsbranchen beginnen. Um gut vorbereitet in die Selbstständigkeit zu starten, können Gründungsinteressierte die Unterstützungsmöglichkeiten der IHK Chem- 10 Jahre Kleintierbestattung „Emily“ Die Zufriedenheit seiner Kunden und der würdevolle Abschied von Haustieren Die Zahl der von einem Tierbestatter durchgeführten Bestattungen ist stark stehen im Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit von Steffen Jungnickl, der bereits ansteigend. In Deutschland sterben etwa 1,4 Millionen Katzen und Hunde seit über 10 Jahren eine Kleintierbestattung in Plauen betreibt. Die Tierbestat- im Jahr. Inzwischen stehen für die Bestattung dieser Tiere bundesweit etwa tung ist eine vertrauensvolle und sensible Dienstleistung, die viel Verständnis und 120 Tierfriedhöfe zur Verfügung, dabei gibt es auch die Möglichkeit, das Empathie verlangt. Dabei stehen die Wünsche und Anforderungen der Tierhalter Tier in einem Friedwald für Tiere bestatten zu lassen. Für die Übernahme der stets im Vordergrund. www.tierbestattung-emily-plauen.de Bestattungsleistungen gibt es etwa 180 Tierbestatter. (Quelle: wikipedia.de)
16 Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Weitsicht Neues aus Berlin und Brüssel Investitionsbeschleunigungsgesetz bleibt hinter Erwartungen zurück Maßnahmen, die der Beschleunigung von Projekten im Infrastrukturbereich die- sollte der vorgelegte Entwurf aus aktuellem Anlass auch der Planbeschleunigung nen, werden von den deutschen Kammern grundsätzlich befürwortet. Dazu hatte beim Ausbau des Mobilfunks dienen. Der 5G-Standard, für den Deutschland im der Deutsche Industrie- und Handelskammertag bereits im November 2019 in Koalitionsvertrag den Leitmarkt anstrebt, bedarf einer Verdichtung der Sendein- seinem Positionspapier „Bremsen für Infrastrukturausbau und Gewerbeansied- frastruktur. lung lösen“ Forderungen an die Politik erhoben, um die Verfahren deutlich zu be- Der Bund könnte mit dem vorgelegten Investitionsbeschleunigungsgesetz mehr schleunigen. Der jetzt durch das Bundesverkehrsministerium vorgelegte Entwurf Gesetzgebungskompetenz zur Beschleunigung der Mobilfunkinfrastruktur er- des Investitionsbeschleunigungsgesetzes geht in die richtige Richtung, bleibt langen, indem beispielsweise die Grundlagen für eine Musterbauordnung zur aber hinter den Erwartungen der Wirtschaft zurück. Harmonisierung des Länderrechts gelegt werden könnten. Im Rückschluss würde Die sächsischen Industrie- und Handelskammern haben in ihrer Stellungnahme sich dies auch beschleunigend auf den Betrieb der Schieneninfrastruktur beim insbesondere darauf hingewiesen, dass analog der Änderungen im Allgemeinen autonomen Fahren auswirken, da die Ausrüstung von Schienenstrecken mit 5G Eisenbahngesetz auch Änderungen des Bundesfernstraßengesetzes notwendig sonst zwangsläufig unterschiedlichem Bauordnungsrecht unterliegt. Mit dem wären. Diese sollten damit auch der Beschleunigung der dringend notwendigen „Investitionsbeschleunigungsgesetz“ sollen unter anderem der Instanzenweg bei Ersatzneubauten von Brücken im Autobahn- und Bundesstraßennetz dienen. Hin- den Gerichten verkürzt, die Elektrifizierung von Schienenstrecken beschleunigt, sichtlich der Zuständigkeit des Ministeriums auch für die digitale Infrastruktur sowie Raum- und Planfeststellungsverfahren effizienter gestaltet werden. Unternehmen drohen Wettbewerbsnachteile Ein Eckpunktepapier des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales beschreibt die Unternehmen würde durch das Gesetz ein erheblicher bürokratischer und die Idee eines Gesetzes über die Stärkung der unternehmerischen Sorgfaltspflich- finanzieller Mehraufwand entstehen. Auch Zulieferer unter 500 Angestellten ten zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen in globalen Wertschöp- wären durch ihre Abnehmer mittelbar zur Anwendung des Gesetzes gezwun- fungsketten. Die Neuregelung soll Unternehmen mit mehr als 500 Arbeitnehmern gen. Die entstehenden Kosten würden in der Lieferkette durchgereicht und sich verpflichten, ihrer Verantwortung in Wertschöpfungsketten nachzukommen. schlussendlich beim Endabnehmer niederschlagen. Zudem bestehen seitens der Dem Papier nach sollen sich die in Deutschland ansässigen Unternehmen be- EU gleichartige Bestrebungen zur Rechtssetzung. mühen, Internationale Menschenrechte zu wahren und weitere Risikofelder zu Ein deutscher Alleingang muss in der Frage unbedingt vermieden werden! Eine vermeiden. Die Wirtschaftsakteure sollen hierzu die potenziellen Gefahren ihres Regelung mit derartigen Auswirkungen kann nur europaweit einheitlich geschaf- Handelns analysieren und angemessene und geeignete Maßnahmen zur Vorbeu- fen und effizient umgesetzt werden, um Wettbewerbsnachteile für deutsche Un- gung, Minimierung oder Beseitigung von negativen Auswirkungen ergreifen. Für ternehmen zu vermeiden. Hierfür setzt sich die IHK Chemnitz ein. Wasserstoff: Problemlöser der Energiewende? Die Bundesregierung hat Mitte Juni die lang erwartete Nationale Wasserstoffstra- de hier kann Wasserstoff eine Lösung zur Senkung der Treibhausgasemissionen tegie vorgelegt. Sie beschreibt, wie Wasserstoff als Energieträger und Rohstoff sein. Zudem bietet Wasserstoff den Herstellern von Maschinen und Anlagen die die Klimaschutzanstrengungen in Deutschland unterstützen und den Industrie- Chance, neue Geschäftsfelder zu entwickeln und die starke Position von Techno- standort voranbringen soll. Denn eines steht fest: Ohne Wasserstoff dürften die logien „made in Germany" auf den Weltmärkten auszubauen. Doch dafür muss ambitionierten Klimaziele Deutschlands und Europas kaum erreichbar sein. Öl, zunächst ein effizienter und liquider Markt geschaffen werden. Die IHK-Organi- Gas und Kohle werden nicht nur für die Erzeugung von Strom, sondern auch für sation hat zum Thema Wasserstoff ein Positionspapier mit zwölf Handlungsemp- die Wärmeversorgung und als Einsatzstoffe in Industrieprozessen genutzt. Gera- fehlungen erarbeitet. www.dihk.de
Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Weitsicht 17 IHK in Sachsen Die neue Grundsteuer Dass die neue Grundsteuer in Sachsen nicht besonders wirtschaftsfreundlich aus- dern auf Basis des Jahres 1935, in den alten Bundesländern auf Basis des Jahres sehen würde, war leider abzusehen. Eine halbwegs belastungsneutrale Lösung 1964) für verfassungswidrig erklärt hatte. wäre daher von der sächsischen Wirtschaft schon begrüßt worden, gerade in der Jeder Grundstückseigentümer muss Grundsteuer zahlen und auf dem Wege der gegenwärtigen, schwierigen Zeit. Der Anfang Juli veröffentlichte Gesetzentwurf Umlage auch jeder Mieter. Die Steuer wird von den Gemeinden erhoben; das der Staatsregierung ist davon aber weit entfernt. Demnach soll die neue Grund- Aufkommen liegt bundesweit bei ca. 14 Mrd. Euro und macht 10 % bis 15 % steuer in Sachsen die Wohnungsmieter entlasten, die Wirtschaft aber einseitig der kommunalen Einnahmen aus. belasten. Diese Logik ist gefährlich für die Unternehmen und langfristig auch für das Gemeinwesen insgesamt. Die Hebesätze für die Grundsteuer B (bebaute Grundstücke) in Sachsen sind bis- Die Neuregelung ist notwendig, nachdem das Bundesverfassungsgericht im Jahr her bereits im bundesweiten Vergleich recht hoch, die effektive Steuerbelastung 2018 die Bemessung der Grundsteuer (Einheitswerte in den neuen Bundeslän- ist es mindestens im ostdeutschen Vergleich: Gewogene Durchschnittshebesätze Grundsteuer B 2018 der Flächenländer im Bundesvergleich (Quelle: Statistisches Bundesamt, GENESIS-Datenbank, www.genesis-destatis.de / eigene Darstellung) 600 570 550 498 500 473 450 439 435 431 427 419 408 402 397 394 393 400 350 300 250 200 n en en d n n n lt g lz rg n ein ale hs ss lan ge se er ha ur fa be er stf ac He ar rin ac h m m An enb d-P m Bay olst e S a ü s - e H W S Th er po en nd an ür tt ig- in- ied Vor c hs B ra einl W s w e - - rh N rg Sa Rh n hle ord nbu ade Sc N B kle ec M Der Gesetzentwurf der sächsischen Staatsregierung knüpft an das sogenannte reicht. Dies ist nicht akzeptabel, zumal sich damit auch die Wettbewerbssituation Bundesmodell an, das heißt es wird eine Neubewertung aller Grundstücke unter der sächsischen Unternehmen verschlechtert, da es derartige Mehrbelastungen Berücksichtigung der Bodenrichtwerte und der statistischen Nettokaltmiete, der in den anderen Bundesländern so nicht geben wird. Fläche, der Immobilienart und des Alters der Gebäude geben. Zudem erfolgt eine Die sächsischen IHKs, die im Vorfeld bereits der Staatsregierung alternative, aus- Verschärfung durch die Splittung und Erhöhung der einheitlichen (im Bundesmo- gewogenere Ansätze aufgezeigt haben, werden jetzt zum Gesetzentwurf ange- dell auf 0,34 ‰ abgesenkten) Steuermesszahl (0,36 ‰ für Wohngrundstücke hört. und 0,72 ‰ für Geschäftsgrundstücke). Neben grundsätzlicher Kritik wird die Wirtschaft auch weiterhin konstruktive Das sächsische Modell soll Wohnungsmieter entlasten und das Grundsteuerauf- Vorschläge unterbreiten, um nunmehr zumindest eine Entschärfung des vorlie- kommen insgesamt sichern, ohne dass die Gemeinden nennenswerte Hebesatz- genden Gesetzentwurfs zu bewirken. Ansatzpunkte könnten hier ggf. die Steu- erhöhungen vornehmen müssen. ermesszahl sowie die mit der Neubewertung verbundenen Mitwirkungspflichten Ob das zuletzt genannte Kalkül aufgeht, bleibt abzuwarten. Die Aufkommens- der Grundstückseigentümer sein, um wenigstens die bürokratischen Lasten zu neutralität aber wird durch eine einseitige, stärkere Belastung der Wirtschaft er- begrenzen.
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