9 Frau. Vernetzt. Erfolgreich. Im Fokus: IHK Chemnitz

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9 Frau. Vernetzt. Erfolgreich. Im Fokus: IHK Chemnitz
S Ü D W E S T S A C H S E N
                                                                                               92 0 2 0

Investition in Kultur lohnt sich       Auszubildende befragt            Prüfen macht Spaß
                               S. 10                           S. 22                               S. 32

                                                                                    Im Fokus:
                                                                       Frau. Vernetzt.
                                                                          Erfolgreich.

                                                                                    www.chemnitz.ihk24.de
9 Frau. Vernetzt. Erfolgreich. Im Fokus: IHK Chemnitz
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   In vielen haushalten werden zahlreiche„erbstücke“ über Generationen hinweg aufbewahrt. Da die
   meisten schmuckstücke nicht mehr der Mode entsprechen verschwinden ringe, Ketten, armbän-                                              Wir kaufen
   der usw. in einer schublade und geraten nicht selten in Vergessenheit. Dabei sind die„alten schät-
   ze“ meist aus Gold oder silber gefertigt und dementsprechend wertvoll. Warum also die alten
                                                                                                                                         Ihr Zahngold,
   erbstücke nicht zu Geld machen und sich damit einen lang ersehnten Wunsch erfüllen?                                                 auch ungereinigt,
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9 Frau. Vernetzt. Erfolgreich. Im Fokus: IHK Chemnitz
Vorwort          3

 ››      Wir Frauen ticken
         „anders“ – wir führen
         intuitiv, empathisch und
         personenzentriert
         und verleihen dem
         Unternehmertum
         mehr Soft Skills und
         Menschlichkeit.
         Diese Stärke wird
         gesellschaftlich wenig
         wahrgenommen und
         wertgeschätzt.
         Das sollte sich ändern.
                                                ››
                                       Mandy Turreck
                                      Foto: Marcografie

Frau. Vernetzt. Erfolgreich.
Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland beim Thema „Frauen in              führt. Das neue vogtländische Netzwerk verbindet Unternehmerinnen, Frauen
Führung“ immer noch hinterher. Frauen entscheiden sich bundesweit auch            in Führungspositionen, Gründerinnen aller Branchen sowie Multiplikatorinnen
häufiger gegen den Weg in die Selbstständigkeit. (KfW-Studie, Januar 2020.)        aus Politik, Verwaltung und Justiz miteinander. Die IHK schafft einen Raum, in
Woran liegt das? Sind die Ursachen in den Rahmenbedingungen zur Vereinbar-        dem sich Frauen regional vernetzen, voneinander lernen und Stärken entwickeln
keit von Beruf und Familie, dem gesellschaftlichen Rollenbild und der Unterneh-   können.
menskultur zu finden?                                                              Mit den „Frauen Welten“ leistet die IHK einen Beitrag, Frauen näher in den
Die Zeiten, in denen das Unternehmertum als männliches Privileg galt, sind        Mittelpunkt zu stellen, Aufmerksamkeit zu erzeugen, Herausforderungen
längst vorbei. Auch die Politik fordert und fördert Chancengleichheit in der      zu identifizieren und Kooperationen anzuregen. Wir ermutigen Frauen, ehren-
Führung und beim Gründen. Letztendlich lässt sich durchaus feststellen, dass      amtlich aktiv zu sein und sich in unseren Ausschüssen und Arbeitskreisen zu
die Einstellung und die Haltung der Frau einfach einmalig sind. Frauen besitzen   engagieren.
die Bereitschaft, Herausforderungen anzunehmen und zu meistern, ihre Ziele        Was als Herzensprojekt begann, entwickelte sich zu einem Erfolgsformat.
konsequent und mit Mut zu verfolgen, den Ehrgeiz Eigenverantwortung zu über-      Die Initiatorinnen wurden von der geballten Frauenpower in der Region mehr als
nehmen und den Willen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu meistern.       überrascht und freuen sich über die positive Entwicklung im Vogtland.
Auch durch krisenbedingte veränderte Lebens- und Arbeitssituationen finden
Frauen ihren Weg.                                                                 Herzlichst
Deshalb ist es umso verwunderlicher, dass sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch
in Führungsetagen das Potenzial der Frauen noch immer nicht erkannt wird.
Um die Rolle der Frau in der Wirtschaft auch im Vogtlandkreis mehr in den Fokus
zu rücken, wurde auf Anregung engagierter Unternehmerinnen Anfang 2019
ein regionales Netzwerk ins Leben gerufen. Denn die Fachleute sind sich sicher:
Netzwerken ist entscheidend für den Unternehmenserfolg! In Kooperation mit
dem Landratsamt Vogtlandkreis wurden bisher drei erfolgreiche Veranstaltungen     Ihre Mandy Turreck
unter der Marke „Frauen Welten“ mit mehr als 380 Teilnehmerinnen durchge-         Mitglied der Regionalversammlung Plauen
9 Frau. Vernetzt. Erfolgreich. Im Fokus: IHK Chemnitz
4                                                    Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Inhalt

    Im Fokus:

                                                                                       Frau. Vernetzt.
                                                                                       Erfolgreich.
                                                                                       Weibliche Führungskräfte
                                                                                       verbinden sich bei Frauenwelten

    Grafik: Hang Loose Marketing & Consulting                                                                                        Seite 4

    Regional verbunden                                                                 Weitsicht

    Sommer in Chemnitz: Fête de la Musique 2018. Foto: D. Hanus                        Foto: Adobe Stock, googluz

    Warum es sich lohnt, in Kultur zu investieren                   Seite 10           Unternehmen drohen Wettbewerbsnachteile      Seite 16
    Redesign für Hohensteiner Textilstandort                        Seite 11           Die neue Grundsteuer                         Seite 17
    Automation aus dem Erzgebirge                                   Seite 15           Chemnitzer Unternehmen bildet erstmals aus   Seite 23

                                                                           Titelbild
                                                                  Foto: Marcografie
9 Frau. Vernetzt. Erfolgreich. Im Fokus: IHK Chemnitz
Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Inhalt                                                  5

Neu gedacht                                                          Aus- und Weiterbildung

Foto: K. Repert                                                      Foto: Adobe Stock, Vadim Guzhva

Vielfalt in Unternehmen                                 Seite 24     Prüfen macht einfach Spaß                                     Seite 32
Neues Förderprogramm „Digital jetzt“                    Seite 25     Neustart für „Haus der kleinen Forscher“                      Seite 34
Startups vorgestellt                                    Seite 27     Mit Go4Goal zum Zertifikat                                     Seite 35
Vogtland: Fachkräftesuche online                        Seite 29     Weiterbildungsprogramm im Oktober                             Seite 37

Service                                                              Zu guter Letzt

Foto: Adobe Stock, REDPIXEL                                          Chemnitzer Fabriken 1926 von Ernst Ludwig Kirchner

Existenzgründungs- und Nachfolgebörse                   Seite 42     100 Jahre Kunstsammlungen Chemnitz                            Seite 50
Terminkalender                                          Seite 43     Impressum                                                     Seite 50

Unsere IHK-Standorte

Chemnitz                      Annaberg-Buchholz         Freiberg                     Plauen                     Zwickau
Straße der Nationen 25        Geyersdorfer Straße 9a    Halsbrücker Straße 34        Friedensstraße 32          Äußere Schneeberger Str. 34
Tel. 0371/6900-0              Tel. 03733/1304-0         Tel. 03731/79865-0           Tel. 03741/214-0           Tel. 0375/814-0
9 Frau. Vernetzt. Erfolgreich. Im Fokus: IHK Chemnitz
Grafik: Hang Loose Marketing & Consulting

                                           Frau. Vernetzt. Erfolgreich.
                                           Weibliche Führungskräfte im Vogtland
                                           verbinden sich bei „Frauen Welten“
                                           Von Volker Tzschucke
9 Frau. Vernetzt. Erfolgreich. Im Fokus: IHK Chemnitz
Im Fokus: Frau. Vernetzt. Erfolgreich.                                                     7

   Seit Anfang 2019 gibt es die Veranstaltungsreihe
   „Frauen Welten“ im Vogtland. Unter der Trägerschaft
                                                                         ››   Wir schaffen einen Raum, in dem sich Frauen
                                                                              vernetzen, voneinander lernen und Stärken
   der IHK Chemnitz Regionalkammer Plauen und des                             entwickeln können, in dem man sich
   Landratsamts des Vogtlandkreises wurden bisher –                           gegenseitig motiviert und einander Rat gibt,
   zunächst unter dem Namen „Frauen Business Lunch
   Vogtland“ – drei Veranstaltungen durchgeführt,
   zu denen jeweils 100 bis 150 Teilnehmerinnen kamen.
                                                                              um noch erfolgreicher zu sein,
                                                                                                                                              ››
                                                                              beschreibt Yvonne Dölz von der Regionalkammer Plauen die Intention.

   WIRTSCHAFT IN SÜDWESTSACHSEN hat drei der Teilnehmerinnen getroffen.

›› Vermutlich
  hatte ich
  auch
  männliche
  Konkurrenz.                              ››
                                    Barbara Zeuner
                                    Foto: Marcografie

   Etwa 113.400 Frauen leben im Vogtland-Kreis. Gut 40.000 von ihnen          männliche Konkurrenten ausgestochen. Aber ich kannte mich eben
   sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Wie viele Frauen es in die   auch schon sehr gut im Unternehmen aus“, beschreibt sie die damalige
   Führungsspitzen der hiesigen Unternehmen geschafft haben, darüber          Situation. Dabei habe sie lang mit sich gerungen, ob sie sich überhaupt
   gibt es keine Statistik. Ein paar müssen es schon sein, legt man die       bewerben sollte: „Ich habe mich mit meiner Familie abgestimmt, ich
   deutschlandweiten Werte zugrunde: Rund 28 Prozent der Jobs im              habe auch ganz viel Zuspruch von außen bekommen, dass ich meinen
   mittleren und höheren Management werden in Deutschland von Frauen          Hut in den Ring werfe – sowohl von Kollegen als auch von Mitgliedern
   besetzt. Und in jedem sechsten kleinen und mittleren Unternehmen steht     des Aufsichtsrats.“ Dass sie sich dann schließlich zu dem Schritt ent-
   hierzulande eine Frau an der Spitze. Angesichts von 50 Prozent Bevölke-    schloss, habe vor allem berufliche Gründe gehabt: „Es gab Ziele, die ich
   rungsanteil sind beide Zahlen nicht eben berauschend.                      erreichen wollte. Beispielsweise die Zentralisierung der Verwaltung, des
   Barbara Zeuner hat es geschafft. 110 Menschen arbeiten im Unterneh-        Betriebshofes und die Anschaffung von neun niederflurigen Straßenbah-
   men, dessen Geschäftsführerin sie ist, davon 90 Männer. Zeuner hat die     nen.“ Seit sie die Position innehat, ist sie sich sicher: „Frauen müssen
   Führung der Plauener Straßenbahn GmbH, einer 100-prozentigen städ-         den Mut aufbringen, sich auf solche Stellen zu bewerben.“ Der Plauener
   tischen Gesellschaft, inne. Und das bereits seit 2009. Der Weg war nicht   Straßenbahn hat die Kontinuität an der Spitze gutgetan: Die Fahrgast-
   unbedingt vorgezeichnet, eigentlich ist Zeuner Diplom-Lehrerin. Nach       zahlen liegen seit Jahren stabil bei über acht Millionen Passagieren pro
   wenigen Berufsjahren aber entdeckte sie den ÖPNV für sich und fing          Jahr. Der Betriebshof an der Wiesenstraße wurde zum Unternehmenssitz
   1987 in der Personalabteilung bei der Plauener Straßenbahn an. 1990        ausgebaut. Gut eine Million Straßenbahn- und zusätzlich 300.000 Buski-
   wurde ihr die Personalleitung übertragen, 2007 wurde sie Geschäfts-        lometer legen die Fahrzeuge des Verkehrsbetriebs jährlich zurück. „Dass
   führerin einer Tochterfirma, ab 2009 dann schließlich Geschäftsführerin     das funktioniert, dafür muss man auch kämpfen“, berichtet sie. „ÖPNV
   der „großen“ Plauener Straßenbahn. „Vermutlich habe ich damals auch        ist ein Zuschussbetrieb, angewiesen auf die öffentliche Hand. Dass wir
9 Frau. Vernetzt. Erfolgreich. Im Fokus: IHK Chemnitz
8                                                        Im Fokus: Frau. Vernetzt. Erfolgreich.

investieren müssen, um die Substanz zu erhalten, ist manchmal schwer zu        Plauen zum ersten „Frauen Business Lunch“ luden, war sie dabei. Bei den
kommunizieren“, hat sie im Laufe ihrer Berufsjahre festgestellt. Zumal sie     Vorträgen und Unternehmensvorstellungen könne man viel lernen, findet
es beruflich dann eben oft mit Männern zu tun hat: Sowohl die Entschei-         Zeuner. „Wir haben auf diesem Weg zum Beispiel einen neuen Anbieter für
der über die öffentlichen Haushalte als auch die Führungsspitzen anderer       die Dienstbekleidung unserer Fahrer gefunden“, berichtet sie. Der selbst-
Verkehrsunternehmen in der Region seien zumeist männlich: „Aber damit          verständliche Umgang junger Frauen mit sozialen Medien oder der Globa-
habe ich kein Problem. Wenn man das Wissen, das Herzblut für die Bran-         lisierung fasziniere sie, sagt Zeuner. Noch wichtiger aber sei der vertrau-
che und Engagement mitbringt, wird man akzeptiert.“ Die Vernetzung             ensvolle Umgang miteinander: „Man kann offen sein. Und mit weiblicher
mit anderen Frauen sucht sie dennoch. Als das Landratsamt und die IHK          Intention und Miteinander reden können wir viel erreichen.“

                                                                                               ›› Frauen haben
                                                                                                         die Möglich-
                                                                                                         keit, Dinge
                                                                                                         anders aus-
                                                                                                         zubalancieren.                                      ››
                                                                                               Dr. Elvira Hegner
                                                                                               Foto: Marcografie

„Ein Netzwerk ist dann gut, wenn es ein Nehmen und Geben gibt“, sagt           Fähigkeit, Dinge anders auszubalancieren. Gerade im Maklergeschäft, wo
Elvira Hegner. Die promovierte Betriebswirtschaftlerin ist seit 1990 als       es gleichermaßen um Käufer und Verkäufer geht, ist diese Fähigkeit von
Immobilienmaklerin aktiv – und erfahrene Netzwerkerin. Im Verband              Nutzen. Wir bleiben länger am Ball, auch wenn die Situation schwierig ist.“
Deutscher Makler übernahm sie schnell Ausbildungsaktivitäten und rückte        Dieses Selbstbewusstsein trägt Hegner nach fünf beruflichen Jahrzehnten
als eine der wenigen Frauen im Beruf bis in den Bundesvorstand auf.            längst in sich – und gibt es auch bereitwillig weiter. Einerseits in bundes-
Seit etwa 20 Jahren ist sie ehrenamtlich für die IHKs zunächst in Gera,        weiten Frauennetzwerken, andererseits auch bei den vogtländischen
später in Plauen aktiv. „Auch wenn dieses Engagement für das eigene            „Frauen Welten“.
Unternehmen kurzfristig nicht immer förderlich war: von den Kontakten,         Sie sagt aber auch: „Ich sehe mich dort nicht als Mentorin, sondern immer
die ich damals gesammelt habe, zehre ich noch heute“, berichtet sie.           noch als Lernende. Ich höre gern zu, vor allem auch den jüngeren Frauen,
Inzwischen könnte sie – Jahrgang 1952 – den Ruhestand genießen, aber:          die anders strukturiert sind als ich.“ Es sei wichtig, sich die Zeit dafür
„Was ich beruflich mache, macht mir Spaß.“                                      zu nehmen, nur dann könne man auch etwas zurückgewinnen:
Und so managt sie weiter Mehrfamilienhäuser und Gewerbeimmobilien              „Es ist wichtig, dass sich Frauen untereinander mit ihrer Empathie
oder wird gelegentlich als Maklerin tätig. Hegner hat noch die „gesteuerte     ein Umfeld schaffen, das sie weiterbringt.“ Weil viele der Frauen im Dienst-
Emanzipation“ zu DDR-Zeiten miterlebt. Heute, findet sie, müssten Frauen        leistungssektor tätig sind, könne man auch immer wieder Verbindungen
aus sich heraus das Selbstbewusstsein zur Führung mitbringen: „Wenn            knüpfen, Kontakte empfehlen. „Ich gehe immer wieder mit freudiger
man merkt, dass die eigene professionelle Begleitung gefragt ist, stärkt das   Erwartung zu unseren Veranstaltungen.
die Persönlichkeit. Man muss das Selbstverständnis entwickeln, dass man        Alle Teilnehmerinnen wissen, dass sie längst die ersten Schritte gegangen
anderen Menschen oder Unternehmen einen Nutzen bringt“, skizziert sie          sind, dass sie schon etwas geleistet haben. Das entspannt die Atmosphäre
ein Rezept. Frauen müssten sich dabei nicht verstecken: „Wir haben die         und macht die Zusammenkünfte lockerer als in beruflichen Netzwerken.“
9 Frau. Vernetzt. Erfolgreich. Im Fokus: IHK Chemnitz
Im Fokus: Frau. Vernetzt. Erfolgreich.                                                   9

›› Die regionale
  Zusammen-
  arbeit stärkt
  den Zusammen-
  halt.           ››
                                  Sara Blechschmidt
                                     Foto: Chris Gonz

  Sara Blechschmidt muss eine der jungen Frauen sein, die                     kann, lässt sich das viel besser mit der Familie vereinbaren und ist
  Barbara Zeuner faszinieren. „Ich arbeite aktuell als Digitale               zudem effizienter.“ Das Landratsamt des Vogtlandkreises, die Stadt
  Nomadin, genauso wie viele meiner Freelancer“,                              Plauen, die IHK, Anwälte und andere Dienstleister, aber auch viele gast-
  sagt die Diplom-Betriebswirtin schon bei der Terminvereinbarung am          ronomische Unternehmen begleitet sie bei der Entwicklung der Marken-
  Telefon. Und deshalb trifft man sich schließlich nicht im Büro, sondern     identität oder bei Social Media-Kampagnen. Sie ist sicher:
  in einem Café in der Plauener Innenstadt. „Ich arbeite von Zuhause aus.     „Ein Vogtländer weiß am besten, was ein Vogtländer will –
  Treffe Kunden vor Ort in deren Unternehmen, um ein besseres Gespür          und die regionale Zusammenarbeit stärkt den Zusammenhalt und
  für sie zu bekommen, oder im Café.“ Gern begleite sie Kunden auch           die Außenwirkung des Vogtlands.“
  auf einen Spaziergang und entführe sie aus dem Unternehmeralltag.           Darum geht es ihr auch, wenn sie netzwerkt: „Ich bin viel auf Veranstal-
  „So gewinnt man Abstand zum Tagesgeschäft und kann sich dem                 tungen unterwegs, suche neue Impulse bei Seminaren. Aber die ‚Frauen
  Thema besser öffnen.“                                                       Welten‘ sind etwas ganz Besonderes.“ Die Veranstaltungsreihe habe
  Die 31-jährige Blechschmidt ist Marketing-Spezialistin, nach elf Jahren     einen guten Rhythmus, biete abwechslungsreiche Inhalte und
  als Angestellte entschloss sie sich 2018 zum Schritt in die Selbststän-     sei eine tolle Plattform für vogtländische Frauen in Führungspositionen.
  digkeit und gründete ihre eigene Werbeagentur und Unternehmensbe-           Vor allem gefällt Blechschmidt der Austausch mit anderen Unterneh-
  ratung: Hang Loose Marketing & Consulting. Damit gehört sie zu einer        merinnen. Man lerne spannende Persönlichkeiten kennen und unterhält
  recht seltenen Spezies: Frauen gründen seltener Unternehmen als Män-        sich auch über private Themen. „Als Unternehmerin und Mutter hat
  ner, vor allem in Zeiten mit guten Arbeitsmarktaussichten. Gründungen       man ja eigentlich nie Ruhe. Aber diese Veranstaltungen gönne ich mir.“
  von Frauen erfolgen oft eher nebenberuflich – oder in Form von               Genauso wie die Reisen mit der Familie in ferne Länder: „Wir reisen
  Nachfolgeregelungen in Familienunternehmen. Blechschmidt aber woll-         dann mit leichtem Gepäck – aber suchen die Unterkünfte so aus, dass
  te das volle Programm, nahm die Gründungsberatung der IHK Plauen in         ich gegebenfalls auch weiterarbeiten kann von unterwegs, zum Beispiel
  Anspruch – und betreute nach kurzer Zeit Kunden aus ganz                    am Strand mit Blick auf das Meer und dem Geräusch der Brandung im
  Deutschland. Für sie steht die Verknüpfung von Vertrieb, Marketing und      Hintergrund.“
  dem Mindset der jeweiligen Kunden im Vordergrund. Weshalb viele             Sie halte sich dabei an das Zitat der amerikanischen Schriftstellerin
  ihrer Kunden Meetings auch als Coaching betiteln. Die Mutter eines          und Bürgerrechtlerin Maya Angelou: „Leben wird nicht an der Zahl der
  dreijährigen Kindes fokussiert sich mittlerweile stärker auf Kunden in      Atemzüge gemessen, die wir nehmen, sondern an den Momenten, die
  der Region: „Wenn man von Termin zu Termin gefühlt zu Fuß gehen             uns den Atem rauben.“
9 Frau. Vernetzt. Erfolgreich. Im Fokus: IHK Chemnitz
10                                            Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Regional verbunden

Warum es sich lohnt, in Kultur zu investieren

                 Der KLUB 2025
                         betreibt
                Projektförderung
                        nicht nur
                  im Rahmen der
               Kulturhauptstadt-
                     Bewerbung

                        Sommer in Chemnitz:
                    Fête de la Musique 2018.
                               Foto: D. Hanus

                             Dass Kultur die Wirtschaft braucht, steht wohl au-       sind bereits über 20 Kulturprojekte direkt durch den KLUB 2025 gefördert worden.
                             ßer Frage. Gerade in der aktuellen Bewältigung der       Unterstützung gab es zudem für das spontan ins Leben gerufene Autokino und
                             Corona-Folgen wird deutlich, wie labil die finanzielle    für den Erhalt des Areals Karl Schmidt-Rottluff. „Uns liegt dabei die gesamte Re-
                             Situation von Kulturakteuren ist – obwohl sie eine so    gion am Herzen“, sagt Antje Felber von der Volksbank Chemnitz eG. Und eben
                             wichtige Position im gesamtgesellschaftlichen Gefüge     diese Region ist Schwerpunkt der aktuellen Landesausstellung „Boom. 500 Jahre
                             einnehmen. Aber kann man diese Frage auch anders-        Industriekultur in Sachsen.“ Begleitend dazu und im Hinblick auf die Bewerbung
                             rum stellen? „Benötigt unsere Wirtschaft eigentlich      der Stadt Chemnitz als Kulturhauptstadt haben die IHK Chemnitz und der KLUB
                             Kultur?“                                                 2025 in Zusammenarbeit mit der Firma PS Media Point ein kurzweiliges Video
Der KLUB 2025, der sich im vergangenen Jahr vor dem Hintergrund der Kultur-           erstellen lassen.
hauptstadt-Bewerbung gründete, antwortet mit einem ganz klaren „Ja“. „Wirt-           „Uns war es wichtig, die Industriekultur in den Mittelpunkt zu rücken und vor
schaft braucht Kultur. Kultur braucht Wirtschaft“, so das Motto, unter dem sich die   allem Jugendliche an die Schauplätze der reichen Industriegeschichte zu führen.
in Chemnitz ansässigen Unternehmen Volksbank, Sparkasse, Handwerkskammer,             Die Schule spielt dabei eine wichtige Rolle, deshalb bietet der Film natürlich auch
IHK, tradu4you, Haus E und CWE zusammengeschlossen haben.                             Lehrern Anregungen für einen lebendigen Unterricht“, erläutert Hans-Joachim
Bis Juli dieses Jahres sind bereits 26 kleine, mittlere und größere Unternehmen       Wunderlich, Hauptgeschäftsführer der IHK Chemnitz. Entstanden ist ein knapp
zum KLUB 2025 dazugekommen. Ihr Ziel: Mit gemeinsamen Geld- und Sachmit-              12-minütiger Streifzug durch 500 Jahre Industriegeschichte. Anhand ausgewähl-
teln die Kultur in ihrer ganzen Breite unterstützen. Warum? „Unsere Kultur be-        ter Exponate wird auf die Historie eingegangen und zugleich ein Bogen in die
stimmt darüber, wie wir denken, woran wir glauben, worüber wir streiten und was       Zukunft gespannt.
uns antreibt. Sie ist verantwortlich dafür, wie wir miteinander leben und arbeiten.   Antje Felber: „Wir wollen vor allem jungen Menschen zeigen, welches Potenzial
Mit Kultur entsteht gesellschaftliches Leben, das eine Region für Arbeitskräfte aus   ihre Region seit jeher hat. Viele wissen gar nicht, welche Perlen an Unternehmen
nah und fern attraktiv macht.“                                                        es auch heute noch hier gibt – von Weltmarktführern bis zu innovativen Start-
Unter dieser Maßgabe unterstützt der KLUB 2025 aber nicht nur Ideen im Rah-           ups.“
men der Kulturhauptstadt-Bewerbung, wie Nimm-Platz-Projekte zur Verschöne-
rung von Chemnitzer Plätzen oder die kulturellen Mikroprojekte. Darüber hinaus        Den Film-Link gibt es unter: www.chemnitz.ihk24.de/landesausstellung
Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Regional verbunden                                                         11

Redesign für Hohensteiner Textilstandort
Modedesignerin Sara Linke sichert sächsisches Textil-Know-how: Mit dem Erwerb
des insolventen Fertigungsstandortes Roland Sauer in Hohenstein-Ernstthal gin-
gen Mitte Juni alle elf Mitarbeiter, der komplette Maschinen-, Waren- und Ma-
terialbestand sowie die Markenrechte für Jado und Graziella an die Sara Linke
GmbH über. Mit finanzieller und strategischer Unterstützung eines zweiten Ge-
sellschafters aus Baden-Württemberg sollen Produktportfolio und Branding wei-
terentwickelt werden. Bewerkstelligen will dies die Zwickauer Gründerin u.a. mit
einem Relaunch für Jado (die Herrenlinie wird um Damenbekleidung ergänzt) und
Graziella (deutlichere Zielgruppenausrichtung). Dem Trend nach Hochwertigkeit
und fairer Produktion möchte Sara Linke mit funktionaler und biozertifizierter Be-
kleidung „made in Germany“ Rechnung tragen. Kompetenzen in Produktion und
Design wird das Unternehmen darüber hinaus für weitere Markenhersteller bzw.
Lizenzen einsetzen. Die Absolventin der Westsächsischen Hochschule Zwickau,
Studiengang Modedesign, bringt internationale Erfahrungen aus dem Design-,
Produkt- und Markenmanagement in das neu gegründete Unternehmen ein. „Ich
freue mich, wieder in der Heimat angekommen zu sein und Verantwortung zu
                                                                                     In Pariser Ateliers sowie bei süddeutschen Markenherstellern hat Sara Linke jede Menge
übernehmen“, sagt die 28-Jährige: „Produkt, Qualität und Location passen. Die             Inspirationen, Kenntnisse und Fertigkeiten für ihre neue Aufgabe gewinnen können.
Mitarbeiter geben alles. Das hat mich überzeugt.“          www.saralinke.de                                                                            Foto: Sara Linke GmbH

Sonderschau mit modernen Textilprodukten in Crimmitschau
Unter dem Titel „Textil? Zukunft!“ lädt seit kurzem im Rahmen der Sächsi-           Raphael freut sich, dass mit der Sonderschau - ganz dem Slogan der Stadt „Aus
schen Landesausstellung eine Sonderschau mit modernen Produkten aus der             Tradition innovativ“ entsprechend - in der Tuchfabrik erstmals ein neues Kapitel
heimischen Textil- und Bekleidungsbranche in die zum Sächsischen Industrie-         der Museumsgeschichte begonnen hat. „An diesem bedeutsamen Ort wird nun
museum gehörende Tuchfabrik Gebr. Pfau in Crimmitschau ein. Zu sehen sind           die historische Produktion mit den heutigen Möglichkeiten textiler Hochtechno-
High-Tech-Textilien aller Art – vom Snowboard über Leuchtfassaden und Carbon-       logie verknüpft. Wir möchten uns dafür bei den Organisatoren der Ausstellung
fensterrahmen für den Airbus A350 bis hin zu „hängenden Gärten“, Möbeln             ganz herzlich bedanken“.                    www.vti-online.de/textilzukunft
aus Textilbeton, persönlichen Schutzausrüstungen und textilen Materialien, die
effizient gegen Viren und Bakterien wirken. Die Ausstellung wurde vom Verband
der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. (vti) konzipiert und
vom Freistaat Sachsen gefördert. Insgesamt unterstützen 40 Partner aus Industrie
und Forschung. „Sachsen war, ist und bleibt eine der großen deutschen Textil-
regionen“, erläutert vti-Hauptgeschäftsführer Dr.-Ing. Jenz Otto. „Nicht von un-
gefähr befindet sich der Schauplatz ‚TextilBoom‘ der 4. Landesausstellung ‚500
Jahre Industriekultur in Sachsen‘ in der Tuchfabrik Gebr. Pfau. Dort sind nunmehr
Geschichte, Gegenwart und Zukunft unserer Branche auf einzigartige Weise ver-
eint.“ Jung und Alt können sich in der Ausstellung auch zu den verschiedenen
Berufsbildern der Branche informieren. Unter dem Motto „Auf den Spuren der
Superhelden“ gibt es spezielle Angebote für Heranwachsende. Das neu gestaltete
Ausstellungsareal verfügt zudem über Kommunikationszonen, die sich hervor-
ragend für Fach- und Firmenveranstaltungen eignen. Oberbürgermeister André               Crimmitschauer Schüler in der Sonderschau „Textil? Zukunft!“. Foto: vti/W. Schmidt

Kernthema Krisenbewältigung
Einen lebhaften Austausch lieferten sich Vertreter aus Wirtschaft, Verwal-          Der Diskussion stellten sich Carsten Körber (Mitglied des Deutschen Bun-
tung und Politik zur Zwickauer Regionalversammlung am 14. Juli im Haus              destages/CDU), Carsten Michaelis (Beigeordneter des Landrates), Kathrin
der Sparkasse. In Berichten bzw. Wortmeldungen der Teilnehmer ging es um            Köhler (Baubürgermeisterin der Stadt Zwickau), Prof. Dr. Lothar Ungerer
wirtschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie in der Region, um er-              (Bürgermeister Meerane) und Andreas Fleischer (Geschäftsführer Arbeitsagen-
folgreiche und weniger funktionierende Hilfsmaßnahmen bzw. Angebote,                tur Zwickau). Zur nächsten Regionalversammlung Zwickau lädt die IHK am
um individuelle Sichtweisen und Erfahrungen sowie um das „Wie weiter?“              3. November 2020 ein.
12                                             Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Regional verbunden

Mit „Köpfchen“ in die Selbstständigkeit
                                                                                         geben ihm recht, denn Bestellungen kommen aus ganz Deutschland und darüber
                                                                                         hinaus. Die Idee, das bekannteste Motiv seiner Heimatstadt für Kleidung zu nut-
                                                                                         zen, kam dem gebürtigen Karl-Marx-Städter und bekennenden Fan ausgefallener
                                                                                         T-Shirts bereits 2012 während des Studiums in Münster. Mit einem befreundeten
                                                                                         Kunststudenten setzte er diesen Einfall um und der „chillende“ Karl Marx, der mit
                                                                                         seiner leuchtend blauen Sonnenbrille entspannt die Welt betrachtet, war geboren.
                                                                                         Aus diesem ersten Motiv sind mittlerweile 19 geworden. Und weitere sollen fol-
                                                                                         gen, denn Martin König sprudelt geradezu vor Kreativität. Zu jedem Motiv gibt
                                                                                         es eine eigene Geschichte, die auf einem kleinen Kärtchen gedruckt jedem Shirt
                                                                                         beiliegt. Eines ist ihm dabei aber besonders wichtig: Neutralität.
                                                                                         „Meine Kunden identifizieren sich mit dem Motiv, nicht mit politischen Ideolo-
                                                                                         gien. Skater greifen zum Beispiel gern zum ‚Chiller‘, während besonders an der
                                                                                         Küste der maritime Marx gefragt ist“, erläutert König.
                                                                                         Direkt im Haupterwerb in die Selbstständigkeit zu starten, ist eine besondere He-
                                                                                         rausforderung. König wollte erstmal im Nebenerwerb testen, wie seine Idee bei
                                                                                         Kunden ankommt. Er ist einer von 3105 Gründern im Kammerbezirk Chemnitz,
                                                                                         die im Jahr 2019 auf diesem Weg erste Erfahrungen mit dem Thema Selbst-
                                                                                         ständigkeit sammelten. „Man muss einfach den Mut fassen, sich selbstständig
                                                                                         zu machen, auch wenn eine Menge Papierkram und Arbeit darin steckt“, meint
Martin König in seinem Geschäft auf dem Chemnitzer Brühl. Foto: IHK                      König. Die IHK Chemnitz unterstützte ihn dabei tatkräftig, gab Tipps, Hinweise
                                                                                         und erstellte Stellungnahmen, die bei Banken und für Fördermittelprogramme
Dass Karl Marx bis heute nichts an Aktualität verloren hat, beweist Martin König         notwendig sind.
mit seinem Label „karlskopf“. Auf T-Shirts prangt das Konterfei des großen Phi-          Bereut hat er seinen Schritt in die Selbstständigkeit bis heute nicht. Noch ist
losophen mal mit Sonnenbrille, mal als Matrose oder mal als Wikinger. Die Idee           er zwar halbtags fest angestellt, aber seine eigene Existenzgründung benötigt
dahinter ist so einfach wie genial: Martin König versetzt Karl Marx einfach in das       immer mehr Zeit um neue Motive zu erstellen, Siebe für den Druck anzufertigen
hier und heute oder lässt ihn gänzlich in andere Jahrhunderte abtauchen.                 und sich auf Kundenakquise zu begeben. Deshalb hat Martin König nun das Ziel,
Das Ergebnis sind originelle T-Shirts, Sweatshirts, Hoodies und Socken, die der          sein Unternehmen im Haupterwerb zu führen. „Im Herbst soll es soweit sein“,
30-jährige Betriebswirt online vertreibt und seit Anfang Juni auch in seinem eige-       meint der Existenzgründer zuversichtlich und seine Planungen sehen sogar einen
nen Laden auf dem Chemnitzer Brühl anbietet. Die steigenden Kundenanfragen               Mitarbeiter für sein Ladengeschäft vor.                      www.karlskopf.de

Die Box: Unternehmer auf Zeit gesucht
                                                                                         Kurzzeitladengeschäfte befördern Existenzgründungen und schaffen neue Anzie-
                                                                                         hungspunkte in den Stadtzentren. Mit einem eigens für die Region entwickelten
                                                                                         Konzept will die AG Zwickau an vier Standorten Impulse setzen. Erste Geschäf-
                                                                                         te wurden in Limbach-Oberfrohna (Jägerstraße 11-17) und Glauchau (Leipziger
                                                                                         Straße 76) eingeweiht. Zwei weitere Boxen für Crimmitschau und Zwickau sind
                                                                                         geplant.
                                                                                         Das „Box“-Konzept haben Akteure aus dem Landkreis Zwickau bei Kollegen in
                                                                                         Belgien kennen gelernt. Gründer oder interessierte Unternehmer können ein kom-
                                                                                         plett eingerichtetes Ladengeschäft für zwei bis 12 Wochen anmieten und ihre
                                                                                         Geschäftsidee testen.

                                                                                         Die Vorteile: •   Keine langfristige Vertragsbindung
                                                                                                       •   Überschaubare Kosten
                                                                                                       •   Unterstützung und Beratung durch Projektpartner
                                                                                                       •   Weitervermittlung für Gewerbeflächen und Kontakte

Projektpartner vor der am 1. September eröffneten Box Glauchau: Landkreis-Wirtschafts-   Das Box-Projekt ist eine Maßnahme der AG Zwickau im Landkreis Zwickau mit
förderin Birgit Vorratz, BIC-Geschäftsführer Andreas Sobe, Wirtschaftsförderin Astrid    Mitteln von Bund und Land. Das Projekt wird koordiniert von der BIC Zwickau
Modrack und IHK-Referatsleiterin Kathrin Stiller. Foto: IHK                              GmbH.                                                www.bic-zwickau.de
Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Regional verbunden                                             13

Mit Hindernissen                                                                             Nachgefragt bei

zum Erfolg                                                                                   Regina Ludwig

                                                                                             Regina Ludwig ist seit
                                                                                             vielen Jahren im Ehrenamt
                                                                                             und seit 2017 Vizepräsi-
                                                                                             dentin der IHK Chemnitz
                                                                                             Regionalversammlung
                                                                                             Mittelsachsen.

                                                                                                                                                                     Foto: E. S. Wolf
                                                                                             Sie lebt in Rossau im Land-
                                                                                             kreis Mittelsachsen und hat
                                                                                             eine Unternehmensberatung.

                                                                                             Was ist Ihr Lieblingsort in der Region,
                                                                                             den Sie auch Gästen zeigen?

                                                                                             Ich unterscheide nach den Jahreszeiten. Im Sommer würde ich das
                                                                                             romantische Zschopautal zeigen und mit dem Besuch der Burg
                                                                                             Kriebstein abschließen.
                                                                                             Bei schlechten Witterungsverhältnissen würde ich den Gästen die
                                                                                             Terra Mineralia in Freiberg empfehlen mit einem anschließenden
                                                                                             Bummel durch die Altstadt mit Dombesichtigung.

          Regionalpräsident Gert Bauer (l.) gratuliert Busunternehmer René Lang. Foto: IHK   Welchen Tipp würden Sie einem Azubi oder einem neuen
                                                                                             Mitarbeiter an seinem ersten Arbeitstag geben?
Die Geschichte von LANG Reisen beginnt 1990, als Angelika Lang ein kleines Reise-
                                                                                             Pünktlich in ordentlicher Kleidung erscheinen, freundlich und
büro im eigenen Wohnzimmer und danach in einer umgebauten Garage im erzge-
                                                                                             höflich sein, aufmerksam zuhören.
birgischen Grünstädtel eröffnete. Drei Jahre später tüftelte man bereits an eigenen
Reiseprogrammen und schaffte sich die ersten beiden Reisebusse an. Man investierte
                                                                                             Wofür steht die IHK in Ihren Augen?
in weitere Fahrzeuge, eröffnete zusätzliche Reisebüros in der Umgebung und auch
                                                                                             Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig,
das heimische Wohnzimmer musste nicht mehr als Büro herhalten.
                                                                                             sich ehrenamtlich in der IHK zu engagieren?

Das Betätigungsfeld dehnte sich aus, seit 1994 war das Unternehmen am Stadtver-              Sie vertritt – wie der Name schon sagt – die Interessen der Un-
kehr der Stadt Schwarzenberg beteiligt. Ende der 90er wendete sich das Blatt und             ternehmerschaft aus Industrie und Handel inklusive Banken- und
das Geschäft geriet in eine schwere Krise. Zusätzlich fügte das Hochwasser von 2002          Versicherungswesen. Die Anliegen werden an die richtigen Stellen
dem Unternehmen massive Schäden zu. Trotz der Umstände entscheiden sich René                 weiter getragen mit dem Ziel der Förderung der wirtschaftlichen
und Rico Lang 2004 zur Übernahme des elterlichen Betriebes.                                  Entwicklung in der Region.
                                                                                             Die Mitglieder erhalten Rat, z.B. bei Fragen zur Exporttätigkeit, zur
Im Laufe der folgenden Jahre investierte man kräftig und entwickelte das eigene              Zeit Ratschläge für Hygienekonzepte und Verhaltensdetails bei dem
Reiseprogramm weiter. Mit Erfolg, denn die Gästezahlen steigen stetig an und LANG            Umgang mit den Folgen der Verbreitung von Covid 19. Wer verei-
Reisen mauserte sich zu einem der führenden Reiseveranstalter im Erzgebirgskreis.            digte Sachverständige benötigt, fragt bei der IHK an, und die Prü-
Über 50 Mitarbeiter und zwei Azubis kümmern sich um die Belange der Gäste. Im                fungsausschüsse für vielfältige Berufe fungieren unter der Hoheit
Frühjahr 2020 geriet die Erfolgsgeschichte des Unternehmens erneut ins Wanken.               der IHK.
                                                                                             Da Fachwissen aus der Praxis in den diversen Ausschüssen zu Spe-
Die Auswirkungen der Corona-Krise stellen insbesondere die Reisewirtschaft auf               zialthemen, z.B. für die Digitalisierung, für das Gelingen der Ener-
eine harte Probe. Monatelang kämpfte René Lang für Unterstützung und Perspek-                giewende oder für die Innenstadtentwicklung benötigt wird, sind
tiven auf allen Ebenen – nicht nur für sein Geschäft, sondern für eine ganze Bran-           Kompetenz und Engagement nötig. Nur so können auch die rich-
che. Inzwischen hat der Reisebetrieb wieder Fahrt aufgenommen. Auch ein neuer                tigen und wichtigsten Schwerpunkte u.a. für Infrastrukturentwick-
4-Sterne-Doppelstockbus bringt die Reisenden ans Ziel.                                       lung, für förderpolitische Weichenstellungen, für Bürokratieabbau
                                                                                             herausgearbeitet werden. Den Vertretern des Ehrenamtes wieder-
Die IHK Chemnitz wünscht weiterhin viel Durchhaltevermögen und gratuliert herzlich           um hilft diese Tätigkeit bei der Knüpfung von Netzwerken und dem
zum 30-jährigen Firmenjubiläum.                         www.lang-reisen.com                  Erfahrungsaustausch mit anderen Mitgliedern.
14                                          Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Regional verbunden

                                                                                    Lehre mit Praxis verknüpft
                                                                                    Studierende der Fakultät Elektrotechnik der Westsächsischen Hochschule Zwickau
                                                                                    lernen seit dem Sommersemester 2020 das passgenaue Designen von Gehäusen
                                                                                    für elektronische Komponenten. Angeregt und unterstützt wurde der neue Lehrin-
30 Jahre Bustouristik Hühn                                                          halt vom Softwareunternehmen N+P-Informationssysteme Meerane. Spannend
                                                                                    auch für Norman Brauns: Der angehende Ingenieur für Informations- und Kommu-
                                                                                    nikationstechnik nahm am neu gestalteten Modul „Systemdesign von Wearables“
                                                                                    teil. „Ich interessiere mich sehr für elektronische Komponenten“, so der Student
                                                                                    im vierten Semester. „Mit dem Studiengang Elektrotechnik gestartet, wurde mir
                                                                                    schnell klar, dass ich bei Digitaltechnik, Nachrichtentechnik, Mikroprozessoren
                                                                                    oder eben beim Systemdesign von Wearables besser aufgehoben bin.“ Entwickelt
                                                                                    hat die neue Lehrveranstaltung Dr. Rigo Herold, Professor für Digitale Systeme an
                                                                                    der WHZ. Die Anregung dazu kam aus der N+P Informationssysteme GmbH, die
                                                                                    einen engen Kontakt zur Hochschule hat. Vor allem dank des geschäftsführenden
                                                                                    Gesellschafters Jens Hertwig, der selbst vor mehr als 30 Jahren sein Maschinen-
                                                                                    baustudium an der Zwickauer Hochschule abgeschlossen hat und der Lehranstalt
                                                                                    eng verbunden blieb. „Die Lehre mit praxisorientierten Anteilen bereits an der
                                                                                    Hochschule zu verknüpfen und dafür regionale Partner sowie Unternehmen mit
                                                                                    einzubeziehen bringt für alle Beteiligten Vorteile mit sich“, erklärt Jens Hertwig.
                                                                                    „Dies führt beispielsweise auch dazu, dass die Studenten im Rahmen ihrer In-
Unternehmer Jens Hühn (l.) ist Mitglied der Regionalversammlung Zwickau, der IHK-
Vollversammlung, des Prüfungsausschusses sowie des DIHK Verkehrsausschusses.        genieurausbildung bereits frühzeitig lernen, mit 3D-Konstruktions- sowie auch
Foto: IHK                                                                           virtuellen Techniken umzugehen.“                                   www.nupis.de

Am 1. August 2020 feierte Bustouristik Hühn e.K. mit „einer Fahrt ins
Blaue“ nach Oberhof sein 30-jähriges Firmenjubiläum. Mit 23 Jahren
                                                                                    Polizeiliche Beratungsstelle
startete Jens Hühn als damals jüngster Busunternehmer Deutschlands mit
einem Bus, den er kurz nach der Wiedervereinigung aus den alten Bundes-
                                                                                    feiert 30-jähriges Jubiläum
ländern mitgebracht hatte. Im Jahr 1995 verlegte er den Firmensitz aus sei-         Im August 1990, also noch vor Währungsunion und Wiedervereinigung, nahm
nem Elternhaus ins Gewerbegebiet nach Steinpleis/Werdau und zwei Jahre              die Polizeiliche Beratungsstelle in Chemnitz ihre Tätigkeit auf. Die IHK gratuliert
später gab es dann endlich einen Telefonanschluss. „Die Corona-Pandemie             der Einrichtung zum Jubiläum und bedankt sich für die gute Zusammenarbeit!
hat die Reisebusbranche hart getroffen. Die Auswirkungen werden wohl in             So unterstützt die Beratungsstelle die Unternehmen schon seit vielen Jahren mit
den nächsten Jahren spürbar bleiben. Daher gilt es das Unternehmen für              Informations- und Schulungsveranstaltungen in der IHK, mit individuellen Bera-
die Zukunft zu stabilisieren und den Marktgegebenheiten anzupassen“, so             tungen bei den Firmen vor Ort oder in der Beratungsstelle. Themen waren und
Jens Hühn. Von der Politik wünscht sich der Unternehmer daher besonders             sind dabei u. a. Verhinderung von Einbrüchen, Prävention gegen Ladendiebstahl,
eine Verlängerung des Kurzarbeitergeldes. Für die Unternehmen bedeute               Verhalten beim Aufdecken von Diebstahl im Ladengeschäft oder Falschgelder-
dies mehr Flexibilität und für seine 18 Mitarbeiter mehr Sicherheit. Die IHK        kennung. Für unternehmensspezifische Anfragen steht die Polizeiliche Bera-
Chemnitz gratuliert zum Jubiläum und dankt Jens Hühn für seine Tätigkeit            tungsstelle weiterhin gern zur Verfügung.
im Ehrenamt.                                 www.bustouristikhuehn.de                                     www.chemnitz.ihk24.de/beratungsstelle-jubilaeum

                                      IHK gratuliert: Herzlichen Glückwunsch!
                      Zum 30-jährigen Firmenjubiläum gratulieren wir                Verpackungsmittel GmbH, Markneukirchen – Bräuer Systemtech-
                      herzlich: Erzgebirgische Landbäckerei GmbH,Dre-               nik GmbH, Mildenau – Baugeschäft Dietmar Landgraf GmbH &
                      bach, DPFA Akademiegruppe GmbH, Zwickau –                     Co. KG, Niederfrohna – Bustouristik Hühn e. K., Inhaber Jens Hühn,
     Zabag Security Engineering GmbH, Grünhainichen – Jürgen Thiele                 Werdau – fugmann + fugmann architekten und ingenieure gmbh,
     Schuhe & Lederwaren, Inhaberin Isabel Thiele,Annaberg-Buchholz                 Falkenstein – VSTR AG Rodewisch – KS-Handels GmbH, Ehrenfrie-
     – Reisebüro Otto & Schütz GmbH, Kirchberg – fm control GmbH,                   dersdorf – richter & heß VERPACKUNGS-SERVICE GmbH, Chemnitz
     Plauen – Spedition Körner Transportgesellschaft mbH, Lotten-                   Zum 15-jährigen Firmenjubiläum gratulieren wir herzlich: Pyral AG,
     grün – Bauplanungsbüro Süß GmbH, Schwarzenberg – Metallrecy-                   Freiberg und zum 10-jährigen Firmenjubiläum: Sonnenscheinreisen,
     cling Reiner Gränz GmbH, Niederdorf – Actech GmbH, Freiberg –                  Frau Ulrike Jurk, Freiberg
Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Regional verbunden                                                   15

Automation aus dem Erzgebirge
Mit der Anmeldung eines Ingenieurbetriebes als Einzelunternehmen durch An-            men Mitarbeiter mit ihren Familien sowie weitere wichtige Wegbegleiter zu ei-
dreas Bräuer im April 1990 beginnt die Firmenhistorie, gefolgt von der Anmel-         nem Fest unter freiem Himmel. Bei sonnigem Wetter, musikalischer Begleitung
dung der „Schweißtechnik Bräuer GmbH i. G.“ im Juli desselben Jahres. Die             und liebevoller Ausgestaltung des festlichen Abends feierte man das Jubiläum
Erfolgsgeschichte entsteht mit der Fertigung und dem Vertrieb von Schweiß-            gebührend.                                       www.braeuersysteme.de
produkten. Zwei Jahre später wird der Grundstein für die Produktionsstätte im
Gewerbegebiet Schönfeld gelegt. Es folgt die Serienfertigung von Elektrodenkap-
penfräsgeräten, die Entwicklung und Produktion von Sonderanlagen, Kombige-
räten für automatisiertes Elektrodenkappenfräsen und -wechseln sowie Wider-
standsschweißwerkzeugen. Die Umfirmierung der Schweißtechnik GmbH in die
Bräuer Systemtechnik GmbH erfolgte 2011.

                                                                                                                                                                         Foto: Bräuer Systemtechnik GmbH
Das weltweit agierende Unternehmen mit einem Team von 42 Mitarbeitern pro-
duziert nunmehr seit Mitte 2013 im Gewerbegebiet in Mildenau. Rund zwei Jah-
re später zieht auch die Verwaltung von Schönfeld nach Mildenau um.
Nach über 25 Jahren entschied sich Andreas Bräuer, die Geschäftsleitung an ein
junges, engagiertes und erfahrenes Führungsteam abzugeben. Geschäftsführer
Michael Faßbinder sowie Prokuristin Karolin Wolf haben die Führung zu Beginn
2018 übernommen. Zum 30-jährigen Firmenjubiläum im Juli lud das Unterneh-

Schuhliebe im Herzen von Burgstädt
Im März 2020 eröffnete Laura Scheibe (l.) als Filiale des Modehauses ihrer Mut-       nitz nutzen: Informationen zu individuellen Beratungsterminen, Existenzgründer-
ter ihr erstes eigenes Geschäft in Burgstädt. Nur sechs Tage war der Laden offen,     treffs und Workshops gibt es auf der Webseite der IHK Chemnitz unter „Starthilfe
dann musste die „Schuhliebe“ coronabedingt in den Zwangsurlaub gehen. In der          und Unternehmensförderung“.                            www.schuh-liebe.com
Zeit des „Lockdown“ hatten die Kunden die Möglichkeit, Schuhe zur Auswahl
nach Hause geliefert zu bekommen. Mittlerweile ist der Laden wieder regulär
geöffnet und die Burgstädter und ihre Gäste haben die Qual der Wahl: Von Bal-
lerina über Highheels bis hin zu Sandalen, Sport- und Trekkingschuhen bietet das
Geschäft eine breite Auswahl an Damen- und Herrenschuhwerk.
Das neue Ladengeschäft knüpft an Altbewährtes an, ist trotzdem anders und
trägt die individuelle Handschrift von Laura Scheibe. Am gleichen Standort gab
es vorher auch ein Schuhgeschäft, welches die damalige Inhaberin nach 25 Jah-
ren aus Altersgründen aufgab. Laura Scheibe entschloss sich, mit neuem Namen
und frischem Design, das Geschäft wieder zu nutzen und damit die Burgstädter
Innenstadt zu beleben.
Die IHK Chemnitz begrüßt den Unternehmergeist der jungen Burgstädterin und
                                                                                                                                                                         Foto: Laura Scheibe

wünscht ihr viel Erfolg. Laut aktuellem DIHK-Gründungsreport wollen 84 Prozent
der Gründungsinteressierten ein Unternehmen im Handel oder in den Dienstleis-
tungsbranchen beginnen. Um gut vorbereitet in die Selbstständigkeit zu starten,
können Gründungsinteressierte die Unterstützungsmöglichkeiten der IHK Chem-

10 Jahre Kleintierbestattung „Emily“
Die Zufriedenheit seiner Kunden und der würdevolle Abschied von Haustieren              Die Zahl der von einem Tierbestatter durchgeführten Bestattungen ist stark
stehen im Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit von Steffen Jungnickl, der bereits         ansteigend. In Deutschland sterben etwa 1,4 Millionen Katzen und Hunde
seit über 10 Jahren eine Kleintierbestattung in Plauen betreibt. Die Tierbestat-        im Jahr. Inzwischen stehen für die Bestattung dieser Tiere bundesweit etwa
tung ist eine vertrauensvolle und sensible Dienstleistung, die viel Verständnis und     120 Tierfriedhöfe zur Verfügung, dabei gibt es auch die Möglichkeit, das
Empathie verlangt. Dabei stehen die Wünsche und Anforderungen der Tierhalter            Tier in einem Friedwald für Tiere bestatten zu lassen. Für die Übernahme der
stets im Vordergrund.                 www.tierbestattung-emily-plauen.de                Bestattungsleistungen gibt es etwa 180 Tierbestatter. (Quelle: wikipedia.de)
16                                             Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Weitsicht

                                        Neues aus Berlin und Brüssel

Investitionsbeschleunigungsgesetz bleibt
hinter Erwartungen zurück
Maßnahmen, die der Beschleunigung von Projekten im Infrastrukturbereich die-       sollte der vorgelegte Entwurf aus aktuellem Anlass auch der Planbeschleunigung
nen, werden von den deutschen Kammern grundsätzlich befürwortet. Dazu hatte        beim Ausbau des Mobilfunks dienen. Der 5G-Standard, für den Deutschland im
der Deutsche Industrie- und Handelskammertag bereits im November 2019 in           Koalitionsvertrag den Leitmarkt anstrebt, bedarf einer Verdichtung der Sendein-
seinem Positionspapier „Bremsen für Infrastrukturausbau und Gewerbeansied-         frastruktur.
lung lösen“ Forderungen an die Politik erhoben, um die Verfahren deutlich zu be-   Der Bund könnte mit dem vorgelegten Investitionsbeschleunigungsgesetz mehr
schleunigen. Der jetzt durch das Bundesverkehrsministerium vorgelegte Entwurf      Gesetzgebungskompetenz zur Beschleunigung der Mobilfunkinfrastruktur er-
des Investitionsbeschleunigungsgesetzes geht in die richtige Richtung, bleibt      langen, indem beispielsweise die Grundlagen für eine Musterbauordnung zur
aber hinter den Erwartungen der Wirtschaft zurück.                                 Harmonisierung des Länderrechts gelegt werden könnten. Im Rückschluss würde
Die sächsischen Industrie- und Handelskammern haben in ihrer Stellungnahme         sich dies auch beschleunigend auf den Betrieb der Schieneninfrastruktur beim
insbesondere darauf hingewiesen, dass analog der Änderungen im Allgemeinen         autonomen Fahren auswirken, da die Ausrüstung von Schienenstrecken mit 5G
Eisenbahngesetz auch Änderungen des Bundesfernstraßengesetzes notwendig            sonst zwangsläufig unterschiedlichem Bauordnungsrecht unterliegt. Mit dem
wären. Diese sollten damit auch der Beschleunigung der dringend notwendigen        „Investitionsbeschleunigungsgesetz“ sollen unter anderem der Instanzenweg bei
Ersatzneubauten von Brücken im Autobahn- und Bundesstraßennetz dienen. Hin-        den Gerichten verkürzt, die Elektrifizierung von Schienenstrecken beschleunigt,
sichtlich der Zuständigkeit des Ministeriums auch für die digitale Infrastruktur   sowie Raum- und Planfeststellungsverfahren effizienter gestaltet werden.

Unternehmen drohen Wettbewerbsnachteile
Ein Eckpunktepapier des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales beschreibt      die Unternehmen würde durch das Gesetz ein erheblicher bürokratischer und
die Idee eines Gesetzes über die Stärkung der unternehmerischen Sorgfaltspflich-    finanzieller Mehraufwand entstehen. Auch Zulieferer unter 500 Angestellten
ten zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen in globalen Wertschöp-           wären durch ihre Abnehmer mittelbar zur Anwendung des Gesetzes gezwun-
fungsketten. Die Neuregelung soll Unternehmen mit mehr als 500 Arbeitnehmern       gen. Die entstehenden Kosten würden in der Lieferkette durchgereicht und sich
verpflichten, ihrer Verantwortung in Wertschöpfungsketten nachzukommen.             schlussendlich beim Endabnehmer niederschlagen. Zudem bestehen seitens der
Dem Papier nach sollen sich die in Deutschland ansässigen Unternehmen be-          EU gleichartige Bestrebungen zur Rechtssetzung.
mühen, Internationale Menschenrechte zu wahren und weitere Risikofelder zu         Ein deutscher Alleingang muss in der Frage unbedingt vermieden werden! Eine
vermeiden. Die Wirtschaftsakteure sollen hierzu die potenziellen Gefahren ihres    Regelung mit derartigen Auswirkungen kann nur europaweit einheitlich geschaf-
Handelns analysieren und angemessene und geeignete Maßnahmen zur Vorbeu-           fen und effizient umgesetzt werden, um Wettbewerbsnachteile für deutsche Un-
gung, Minimierung oder Beseitigung von negativen Auswirkungen ergreifen. Für       ternehmen zu vermeiden. Hierfür setzt sich die IHK Chemnitz ein.

Wasserstoff: Problemlöser der Energiewende?
Die Bundesregierung hat Mitte Juni die lang erwartete Nationale Wasserstoffstra-   de hier kann Wasserstoff eine Lösung zur Senkung der Treibhausgasemissionen
tegie vorgelegt. Sie beschreibt, wie Wasserstoff als Energieträger und Rohstoff    sein. Zudem bietet Wasserstoff den Herstellern von Maschinen und Anlagen die
die Klimaschutzanstrengungen in Deutschland unterstützen und den Industrie-        Chance, neue Geschäftsfelder zu entwickeln und die starke Position von Techno-
standort voranbringen soll. Denn eines steht fest: Ohne Wasserstoff dürften die    logien „made in Germany" auf den Weltmärkten auszubauen. Doch dafür muss
ambitionierten Klimaziele Deutschlands und Europas kaum erreichbar sein. Öl,       zunächst ein effizienter und liquider Markt geschaffen werden. Die IHK-Organi-
Gas und Kohle werden nicht nur für die Erzeugung von Strom, sondern auch für       sation hat zum Thema Wasserstoff ein Positionspapier mit zwölf Handlungsemp-
die Wärmeversorgung und als Einsatzstoffe in Industrieprozessen genutzt. Gera-     fehlungen erarbeitet.                                           www.dihk.de
Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2020 · Weitsicht                                                        17

                                                     IHK in Sachsen

Die neue Grundsteuer
Dass die neue Grundsteuer in Sachsen nicht besonders wirtschaftsfreundlich aus-        dern auf Basis des Jahres 1935, in den alten Bundesländern auf Basis des Jahres
sehen würde, war leider abzusehen. Eine halbwegs belastungsneutrale Lösung             1964) für verfassungswidrig erklärt hatte.
wäre daher von der sächsischen Wirtschaft schon begrüßt worden, gerade in der          Jeder Grundstückseigentümer muss Grundsteuer zahlen und auf dem Wege der
gegenwärtigen, schwierigen Zeit. Der Anfang Juli veröffentlichte Gesetzentwurf         Umlage auch jeder Mieter. Die Steuer wird von den Gemeinden erhoben; das
der Staatsregierung ist davon aber weit entfernt. Demnach soll die neue Grund-         Aufkommen liegt bundesweit bei ca. 14 Mrd. Euro und macht 10 % bis 15 %
steuer in Sachsen die Wohnungsmieter entlasten, die Wirtschaft aber einseitig          der kommunalen Einnahmen aus.
belasten. Diese Logik ist gefährlich für die Unternehmen und langfristig auch für
das Gemeinwesen insgesamt.                                                             Die Hebesätze für die Grundsteuer B (bebaute Grundstücke) in Sachsen sind bis-
Die Neuregelung ist notwendig, nachdem das Bundesverfassungsgericht im Jahr            her bereits im bundesweiten Vergleich recht hoch, die effektive Steuerbelastung
2018 die Bemessung der Grundsteuer (Einheitswerte in den neuen Bundeslän-              ist es mindestens im ostdeutschen Vergleich:

Gewogene Durchschnittshebesätze Grundsteuer B 2018 der Flächenländer im Bundesvergleich

                                                                                                                                                                        (Quelle: Statistisches Bundesamt, GENESIS-Datenbank, www.genesis-destatis.de / eigene Darstellung)
                  600       570
                  550
                                      498
                  500                          473
                  450                                    439       435       431       427      419       408       402      397       394       393
                  400
                  350
                  300
                  250
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                                                            M

Der Gesetzentwurf der sächsischen Staatsregierung knüpft an das sogenannte             reicht. Dies ist nicht akzeptabel, zumal sich damit auch die Wettbewerbssituation
Bundesmodell an, das heißt es wird eine Neubewertung aller Grundstücke unter           der sächsischen Unternehmen verschlechtert, da es derartige Mehrbelastungen
Berücksichtigung der Bodenrichtwerte und der statistischen Nettokaltmiete, der         in den anderen Bundesländern so nicht geben wird.
Fläche, der Immobilienart und des Alters der Gebäude geben. Zudem erfolgt eine         Die sächsischen IHKs, die im Vorfeld bereits der Staatsregierung alternative, aus-
Verschärfung durch die Splittung und Erhöhung der einheitlichen (im Bundesmo-          gewogenere Ansätze aufgezeigt haben, werden jetzt zum Gesetzentwurf ange-
dell auf 0,34 ‰ abgesenkten) Steuermesszahl (0,36 ‰ für Wohngrundstücke                hört.
und 0,72 ‰ für Geschäftsgrundstücke).                                                  Neben grundsätzlicher Kritik wird die Wirtschaft auch weiterhin konstruktive
Das sächsische Modell soll Wohnungsmieter entlasten und das Grundsteuerauf-            Vorschläge unterbreiten, um nunmehr zumindest eine Entschärfung des vorlie-
kommen insgesamt sichern, ohne dass die Gemeinden nennenswerte Hebesatz-               genden Gesetzentwurfs zu bewirken. Ansatzpunkte könnten hier ggf. die Steu-
erhöhungen vornehmen müssen.                                                           ermesszahl sowie die mit der Neubewertung verbundenen Mitwirkungspflichten
Ob das zuletzt genannte Kalkül aufgeht, bleibt abzuwarten. Die Aufkommens-             der Grundstückseigentümer sein, um wenigstens die bürokratischen Lasten zu
neutralität aber wird durch eine einseitige, stärkere Belastung der Wirtschaft er-     begrenzen.
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