Advanced Studies - MAGAZIN FÜR WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG DER UNIVERSITÄT BASEL - Universität Basel

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Advanced Studies - MAGAZIN FÜR WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG DER UNIVERSITÄT BASEL - Universität Basel
2020 / 2021

         Advanced Studies

MAGAZIN FÜR WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG DER UNIVERSITÄT BASEL
  Gesünder durch persönliche                 Spannende Fragen lösen und mit        Nach der Karriere wieder
  Beratung                                   Glück gewinnen                        studieren
  Im Zentrum des neuen CAS Personal          Der Wettbewerb ist Ihre persönliche   Der Gastartikel beschreibt das An-
  Health Coach steht der Slogan «Ex-         Weiterbildung für zwischendurch.      gebot Studieren 50 Plus des Zentrums
  ercise is Medicine». Im Studiengang        Fragen aus den verschiedensten Wis-   für wissenschaftliche Weiterbildung
  des Departements Sport, Bewegung           sensgebieten bringen Ihnen vergnüg-   der Uni Mainz. Menschen über 50
  und Gesundheit werden von Kranken-         liche Rätselstunden am Sonntagnach-   wollen sich gezielt mit wissenschaft-
  kassen anerkannte Berater/innen aus-       mittag. Mit dem dazu nötigen Glück    lichen Themen auseinandersetzen,
  gebildet, die helfen, gesünder zu leben.   gewinnen Sie sogar einen E-Book-      nicht nur hineinschnuppern.
  Seite 10 –15                               Reader. Seite 27                      Seite 28 – 33
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Ich will
                                          Kunst.

     Nuanciert.

                                  Ausbildungsabo CHF 44.–
                                  Jahresabo CHF 88.–

             Wissen, was läuft.

www.programmzeitung.ch/Abos
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Editorial
2020: ein Basler Weiterbildungsjubiläum
                                                                                                Editorial
                                                                                                Ilja Karenovics

                                                                                                Oncology is undergoing a revolution 4
                                                                                                CAS Personalized Molecular Oncology
                                                                                                Aitana Lebrand, Sacha Rothschild,
                                                                                                Ilaria Alborelli, Thomas Winder
                                                                                                                                           3

                                                                                                Ein gesunder Lebensstil? Eigentlich
                                                                                                schon – aber: keine Zeit, keine Lust 10
Liebe Leserin, lieber Leser                    reflexives Management». Der Titel deutet
                                                                                                CAS Personal Health Coach
                                               an, worum es geht: Nicht um ein Manage-          Xenia Fischer, Claudia Hahn
Die Advanced Studies sind letztes Jahr um-     ment der Kultur, sondern für die Kultur.
gezogen – vom Steinengraben an den Peters­     Hier sind keine «Kulturvorsteher» am Werk,
                                                                                                Sicherheit gewinnen für die Arbeit
graben. Nun können wir ein stolzes Jubi-       sondern vielmehr «Kulturversteher», die          in Apotheken                       16
läum nur noch aus relativer, nicht mehr aus    Kultur ermöglichen und gestalten. Auch
                                                                                                CAS Klinische Pharmazie / DAS Spitalpharmazie
allernächster Nähe gratulierend begleiten:     die (Weiter-)Bildung ist ein Teil des Kultur­    Moritz Strähl
jenes des Studienangebots Kulturmanage-        bereichs, und wie alle Kultur muss sie
ment (SKM). Unser ehemaliger Flurnachbar       wachsen, um zu gedeihen und sich zu ent-
                                                                                                Bildung ist der wichtigste Rohstoff
wird dieses Jahr 20 Jahre alt.                 wickeln. Die Strukturen, in denen sie das        der Schweiz                         22
                                               tun kann, benötigen ein Management.
                                                                                                Ein Gespräch mit der Basler Ständerätin
Kultur managen – ein Widerspruch                                                                Eva Herzog
in sich?                                       Kulturorganisationen brauchen                    Moritz Strähl
In besagtem Flur war an den Wandschränken      Management
eine Art «Wall of Fame» in Form von Zei-       Wie in einem natürlichen Organismus              Wettbewerb                                27
tungsausschnitten zu bewundern. Sie galt       sollten auch in der Gesellschaft die verschie-   Gewinnen Sie einen E-Book-Reader
den zahlreichen mehr oder weniger promi-       denen Bereiche gemäss ihren je eigenen           Daniela G. Brunner
nenten Absolvent/innen des Studiengangs.       Gesetzmässigkeiten arbeiten können – sie
Einer der Berichte trug den Titel: «Kultur     müssen aber auch als Ganzes in der rich-         In den besten Jahren anspruchsvoll
lässt sich nicht managen» – eine vermeint-     tigen Weise zusammenwirken. Hier setzt           studieren                          28
liche Binsenwahrheit, die uns zunächst in-     das Kulturmanagement an, das beide Seiten        Gastartikel Studieren 50 Plus, Zentrum für
tuitiv einleuchtet. Ist also Kulturmanage-     versteht und dafür Sorge trägt, dass die         wissenschaftliche Weiterbildung der Johannes
ment letztlich ein Widerspruch in sich?        Kultur sich auf eine gedeihliche Lebens-         Gutenberg-Universität Mainz
                                                                                                Kathrin Lutz
                                               grundlage verlassen kann.
Verwertbarkeit und Werte
Universitäre Weiterbildung – dabei denken      Vorbild und Vorreiter                            Weiterbildungsstudiengänge der
                                                                                                Universität Basel                         34
viele spontan an etwas Nützliches und prak-    Wie erfolgreich diese Art von Management
tisch Verwertbares. Vielleicht an einen        und die Ausbildung dazu sein kann, zeigt         Übersicht des Angebots 2020/2021
«Master of Business Administration», das       das SKM eindrücklich. Nicht nur seine
Flaggschiff vieler Wirtschaftsuniversitäten.   Absolvent/innen bezeugen es mit ihrer            Impressum                                 35
       Mit dem Begriff «Kultur» hingegen       Arbeit in den verschiedensten Einrich-
bringen wir in der Regel ganz andere Werte     tungen tagtäglich, sondern auch die Tat-
in Verbindung als mit dem Bereich des Ma-      sache, dass dieser erste universitäre Kultur­
nagements – sie sind sozusagen am an-          management-Studiengang der Schweiz in
deren Ende der Skala angesiedelt, sie um-      den letzten 20 Jahren anderen als Vorbild
fassen, was gerade nicht alltagspraktisch      diente. Herzlichen Glückwunsch!
verwertbar ist, stehen für Intuition und
Spontaneität, Kunst und Freiheit.              Ihre Advanced Studies

Spagat oder Brücken                            Werfen Sie einen Blick in das Jubiläumsma-
Wie gelingt diese Verbindung? Eines der        gazin des Studienangebots Kulturmanage-
Module des Studiengangs heisst «Kultu­r-       ment: www.202020.ch                              WWW.ADVANCEDSTUDIES.CH

Titelbild: Eva Herzog (Beitrag S. 22 – 26)
Advanced Studies - MAGAZIN FÜR WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG DER UNIVERSITÄT BASEL - Universität Basel
4   I  ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM

CAS PERSONALIZED MOLECUL AR ONCOLOGY

           Oncology is
undergoing a revolution
                         Cutting-edge technologies, like next-generation            and today alterations in several hundred genes
                                                                                    are known to be implicated in various cancers.
                              sequencing (NGS), and the development of              The lack of scalability in traditional sequencing
                                                                                    was fortunately overcome in the last ten years
                       targeted therapies are now revolutionizing clinical          thanks to next-generation sequencing (NGS),
                                                                                    which enables screening large panels of genes for
                                        practice, bringing new complexity           treatment prediction, diagnosis, and prognosis
                                                                                    within just one analysis. Decreased sequencing
                                                     to the field of oncology.      costs along with increased knowledge and efforts
                                                                                    in characterizing cancer alterations may eventu-
                                                                                    ally shift the focus from gene panels targeting
                            “One size does not fit all.” This is particularly       a broad set of genes to more comprehensive ap-
                            true for cancer, which is recognized as being           proaches, including whole-exome sequencing
                            not one but many diseases, each having its own          (WES) and whole-genome sequencing (WGS). As a
                            risks factors, causes, and treatments. An under-        consequence, molecular profiling based on high-
                            lying reason for this variation, beyond a tumour’s      throughput techniques like NGS has recently be-
                            localization, is that cancer is driven by alterations   come common practice in hospitals all over the
                            in the DNA of some cells that, as a consequence,        world, truly enabling the emergence of what
                            undergo malignant transformation. Two patients          is known today as personalized molecular on-
                            with lung cancer may thus actually have different       cology (PMO).
                            genetic alterations causing their cancer. While in
                            the past, the same standard treatment may have
                            been given to these two patients, today, the mo-        PMO in clinical practice
                            lecular profile of the tumour, comprising its set       In Switzerland, all major hospitals have access
                            of genomic alterations, may be used to improve          to sequencing technology and routinely per-
                            diagnosis, to refine prognosis, to monitor disease      form molecular profiling of patients’ tumours.
                            progression in patients, and to support treatment       Deep sequencing with next-generation se-
                            decisions that specifically target the patient’s        quencing makes it possible to test for known
                            tumour. This is possible thanks to the advent of        targets in specific tumours, for genomic alter-
                            so-called targeted therapies, which target cancer       ations common in other cancer types, and for
                            cells harbouring particular genomic alterations,        alterations with associated therapies currently
                            thereby offering new perspectives in cancer care.       in clinical development. These efforts person-
                                                                                    alize cancer treatment by focusing on and sug-
                                                                                    gesting therapy options for late-stage patients
                            New technologies that scale                             for whom standard treatment is no longer effec-
                            Searching for molecular markers like mutations,         tive. In this context, the success rates of the pro-
                            translocations, or gene amplifications in cancer        posed therapies are reportedly at approximately
                            cells requires several techniques, like DNA             30 per cent. When standard therapy options are
                            sequencing. The technology for sequencing has           also included (for instance, when applied as part
                            been around for decades, which has made se-             of routine diagnostics), therapy recommenda-
                            quencing a few genes fast and cost-effective. But       tions can be made for approximately 60 per cent
                            the human genome has more than 20,000 genes,            of the patients.
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ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM  I   5
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6   I  ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM

                            PMO in clinical research                               disease conditions or the whole process from pa-
                            Personalized molecular oncology is a flagship          thology to oncology. On the other hand, bioinfor-
                            project of personalized medicine, an emerging          matics curricula have also generally lacked the
                            discipline bridging the gap between research           clinical emphasis on diagnostics and have not of-
                            and clinical practice, which attracts many re-         fered students the possibility of understanding
                            searchers from both academia and industry              the experimental and clinical constraints of the
                            around the world. As of today, more than 500,000       medical realm. This is what makes the CAS Per-
                            human genomes have been sequenced according            sonalized Molecular Oncology unique in Switzer-
                            to the leading sequencing company, Illumina,           land. Our programme addresses currently unmet
                            and precision medicine is being supported by           needs and brings together a multidisciplinary
                            numerous national initiatives, like the US Preci-      audience.
                            sion Medicine Initiative and Cancer Moonshot,                While ultimately beneficial to the patients,
                            the Genomics England 100,000 Genomes Proj­             our CAS for professionals focuses on the potential
                            ­ect, and the Swiss Personalized Health Network        and limitations of cutting-edge technologies for
                             (SPHN) led by the Swiss Government. The SPHN          personalized oncology. It is a timely CAS, consid-
                             initiative was launched in 2017 and aims to build     ering the growing interest for personalized med-
                             a nationwide IT and data infrastructure to make       icine at the national level, as exemplified by ini-
                             health data interoperable and shareable for re-       tiatives like the SPHN.
                             search, with the ultimate goal of contributing
                             to personalized health. The main research topics
                             of these various international efforts focus on       Aitana Lebrand & Sacha Rothschild
                             identifying biomarkers for the early detection,
                             diagnosis, and prognosis of cancer, and for pre-
                             dicting treatment success and treatment resi­s­
                             tance. Research has shown that 41 per cent of         The literature references are available upon request from the di-
                             lung tumours, 51 per cent of colorectal tumours,      rector of studies and the programme coordinator.
                             and 73 per cent of melanoma tumours are driven
                             by certain genetic mutations that specific drugs
                             could target.

                                                                                      CAS Personalized Molecular Oncology
                            Training interdisciplinary professionals
                            As a consequence, medical practice in oncology            The CAS Personalized Molecular Oncology aims to provide
                            is undergoing a revolution around personalized            a comprehensive and integrative view of the field by cov-
                                                                                      ering all the aspects along the pipeline: (i) tumour biology
                            medicine. New technologies produce huge quan-
                                                                                      and genetics, (ii) molecular pathology, (iii) clinical bioinfor-
                            tities of data, providing an unprecedented level
                                                                                      matics, and (iv) clinical oncology.
                            of molecular information, but also creating new
                            challenges for clinicians and clinical laboratory         The first of its kind in Switzerland, the CAS focuses on the
                                                                                      methods used to generate, analyse, and interpret patients’
                            professionals. The process of generating, ana-
                                                                                      molecular profiles, while also touching on the associated
                            lysing and interpreting genomic data is indeed
                                                                                      technical, regulatory, and ethical challenges. As an impor-
                            complex, and it calls for a plurality of skills that      tant outcome, this CAS aims to establish a common lan-
                            cannot be acquired during undergraduate studies           guage between the wide range of professionals involved
                            alone. There is therefore a need for continuing           in the personalized oncological process, from biologists,
                            education in this rapidly evolving field. It can en-      bioinformaticians, and pathologists to clinicians. This en-
                            sure that professionals from various backgrounds          ables an efficient and better-informed use of, for example,
                            can communicate and collaborate efficiently to            genomic data, both in routine clinical practice and in clin-
                            optimize the personalized oncological process,            ical research. Moreover, it empowers professionals to de-
                                                                                      velop a vision for their own institution, by critically evalu-
                            ultimately for the benefit of patients. In Switzer-
                                                                                      ating the limitations and potential benefits of current and
                            land, accredited continuing education for MDs
                                                                                      future developments in personalized oncology.
                            and clinical laboratory professionals have not
                            covered the needs of those working in personal-           The CAS is organized jointly by the University of Basel,
                                                                                      the University Hospital of Basel, the University Hospital of
                            ized oncology. Most precision medicine courses
                                                                                      Lausanne, and the Swiss Institute of Bioinformatics (SIB).
                            have focused on clinical oncology for specific tu-
                            mour types but have not taken into account other
Advanced Studies - MAGAZIN FÜR WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG DER UNIVERSITÄT BASEL - Universität Basel
ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM  I   7
Advanced Studies - MAGAZIN FÜR WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG DER UNIVERSITÄT BASEL - Universität Basel
8   I  ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM

“I particularly benefited from the methodolog­
ical background and statistical processing.”

                                                                                  the cooperation of different specialists, as seen
                                                                                  in multidisciplinary tumour boards that are al-
                                                                                  ready a reality in clinical practice. Excluding tu-
                                                                                  mour boards, however, many interactions are left
                                                                                  unstructured, which often makes communica-
                                                                                  tion difficult. An adequate training programme
                                                                                  would thus need to combine molecular biology,
                                                                                  pathology, oncology, radiology, bioinformatics,
                                                                                  and further disciplines, and would likely address
                                                                                  people already specialized in one of these areas.
                                                                                  As an advanced type of education, the CAS Per-
                                                                                  sonalized Molecular Oncology meets these re-
                                                                                  quirements and fills an educational gap.

                                                                                  Expectations were thoroughly met, as both
                                                                                  trainers and trainees had the same interest
                                                                                  in discussing challenges and sharing re-
                                                                                  sources
                                                                                  With my background in molecular diagnostic
                                                                                  tools, I was expecting to expand my expertise
                                                                                  by directly interacting with professionals from
“This CAS has helped me integrate my knowledge in molecular                       different disciplines involved in precision med-
                                                                                  icine. My expectations were thoroughly met, as
 biology into a more comprehensive and structured framework.”
                                                                                  both trainers and trainees had the same interest
                                                                                  in discussing challenges and sharing resources.
                            Ilaria Alborelli I work in the field of molecular     I was happy to learn about the latest initiatives
                            oncology at the Institute of Pathology and Med-       and technologies that are currently employed or
                            ical Genetics of the University Hospital of Basel.    that might make their way into clinics in the fu-
                            Our primary duties are to develop and validate        ture. I valued hearing experts discuss their on-
                            novel molecular assays for cancer diagnostic. We      going research and learning how it may impact
                            work in direct contact with the diagnostic unit       future patient care. Most importantly, I could
                            and the clinicians of our hospital, which is a sig-   take a peek at the process of personalized patient
                            nificant advantage for understanding their con-       care at other Swiss centres.
                            crete needs and challenges.                                 This CAS has helped me integrate my knowl-
                                                                                  edge in molecular biology into a more compre-
                                                                                  hensive and structured framework. Discussing
                            Very few academic programmes offering                 with people from different backgrounds has
                            formal training in personalized medicine              broadened my view about the many aspects that
                            I was looking for a widely recognized certifi-        go into the process of reaching a decision on
                            cation that would attest to my expertise. But         treatments. Through this CAS, I learned about
                            there are very few academic programmes of-            areas that I wanted to approach in my daily work,
                            fering formal training in personalized medicine.      such as machine learning and digital pathology.
                            Professionals working in this field need to learn     I would recommend this programme to profes-
                            by doing, which can lead to considerable per-         sionals who want to learn about all the aspects of
                            sonal growth but also to a lack of standardized       precision medicine by meeting and talking with
                            training and professional recognition. A person-      key experts about future directions.
                            alized approach to cancer treatment requires
Advanced Studies - MAGAZIN FÜR WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG DER UNIVERSITÄT BASEL - Universität Basel
ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM  I   9

Thomas Winder The CAS Personalized Molec-             Lehrkrankenhaus Feldkirch. A particular focus of
ular Oncology is the first continuing education       my work is the expansion of molecular diagnos-
programme that offers the opportunity to deal         tics and the access to innovative, personalized
with this increasingly important topic on a sci-      cancer treatments. Every patient is treated indi-
entific level. When I heard about it, it was clear    vidually according to his or her individual tumour
to me that I wanted to enrol in the course be-        molecular make-up, because the same cancer can
cause it would ideally complement my profes-          be different for each person. Cooperation with
sional profile. I studied medicine at the Univer-     other disciplines is particularly important in this
sity of Innsbruck and completed my PhD at the         context, of which I became even more aware in
Private University of Liechtenstein and the Norris    the University of Basel programme. Therapy de-
Comprehensive Cancer Center of the University         cisions are based on multi-professional tumour
of Southern California in Los Angeles. I wrote        boards including molecular pathologists and ge-
my habilitation at the University of Zurich in        neticists. In the future, these boards should op-
the field of oncology. Since 2017, I have been the    erate within a network including different hos-
director of the Swiss Tumor Molecular Institute       pitals and for specific types of diseases in the
(Swiss-TMI), and since January 2020, the head of      province of Vorarlberg. The establishment of an
the Department of Internal Medicine II (oncology,     interdisciplinary molecular tumour board and
haematology, gastroenterology, and infectiology)      structured data collection are essential. This will
of the Universitäres Lehrkrankenhaus Feldkirch.       ensure a quality-assured indication and uniformly
                                                      high treatment quality based on database evalu-
                                                      ations. Such ideas were the topic of many talks
Personalized medicine has become                      that I had with other participants of the CAS
a key subject                                         Personalized Molecular Oncology.
In recent years, personalized medicine has be-
come one of the key subjects in medical science.
Targeted cancer therapy based on molecular ge-
netic changes makes treatments more successful
and efficient. This is precisely my research focus,
which is why the CAS was really indispensable
for me. The programme was very useful for my
professional development. The discussions in the
interdisciplinary group were incredibly stimu-
lating and enriching, and they opened many new
perspectives for me. I particularly benefited from
the methodological background and statistical
processing. I attended the first pilot run of the
course, where it was not yet clear how deeply one
should go into each field, but this was in no way
detrimental to its benefits. The structure of the
course in four modules of four days each made it
very easy to combine it with my work in Vorarl-
berg and Zurich.

Cooperation with other disciplines particu-
larly important
I can use all of my newly acquired knowledge in
                                                          “The discussions in the interdisciplinary group were incredibly
my daily work at Swiss-TMI and the Universitäres           stimulating, and they opened many new perspectives for me.”
Advanced Studies - MAGAZIN FÜR WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG DER UNIVERSITÄT BASEL - Universität Basel
10 I  ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM

                           C A S P E R S O N A L H E A LT H C O A C H

                          Ein gesunder Lebensstil?
                          Eigentlich schon – aber:
                          keine Zeit, keine Lust
                            Mehr Sport, ausgewogener essen, mit dem           welche die Menschen bei der Umsetzung ihrer
                                                                              Vorhaben unterstützen.
                                Rauchen aufhören – wer hat nicht schon

                            mindestens einen dieser Vorsätze erfolglos        Verhalten anpassen
                                                                              Eine interdisziplinäre Forschungsgemeinschaft,
                                 wieder ziehen lassen? Mit der richtigen      insbesondere die Arbeitsgruppe um die Psycho-
                                                                              login Susan Michie, Professorin für Gesundheits-
                           Technik und einer professionellen Anleitung        psychologie am University College London, hat
                                                                              in den letzten Jahren zahlreiche Erkenntnisse
                                steigen die Chancen auf eine dauerhafte       zu effektiven Verhaltensänderungen gesam-
                                                                              melt. In verschiedenen Studien wurden Strate-
                           Umstellung zu einem gesünderen Lebensstil.         gien untersucht, die das Gesundheitsverhalten
                                                                              bestimmter Zielgruppen beeinflussen sollen.
                                                                              Solche Methoden werden Verhaltensänderungs-
                                                                              techniken (Behaviour Change Techniques, BCT)
                           Den meisten Erwachsenen ist bekannt, was           genannt – aktuell sind 93 derartige Prinzipien
                           einen gesunden Lebensstil ausmacht. Dennoch        taxonomisch definiert. Eines davon ist etwa das
                           nehmen viele zu wenig Obst und Gemüse zu sich,     Setzen von Zielen. Dabei braucht es sich nicht
                           und ein Drittel der Erwachsenen erreicht das       gleich um einen Marathonlauf zu handeln; ein
                           gesundheitsrelevante Minimum von wöchent-
                           lich 150 Minuten moderater körperlicher Akti-               «Eine Empfehlung allein
                           vität nicht. Ein ungesunder Lebensstil – dazu
                           zählen neben Bewegungsmangel und einer un-
                                                                                     führt selten zu nachhaltigen
                           ausgewogenen Ernährung auch das Rauchen,                    Verhaltensänderungen.»
                           übermässiger Alkoholkonsum und Stress – ist
                           der wichtigste Risikofaktor für das Auftreten      realistisches Ziel wäre es bereits, die vierte Etage
                           von nichtübertragbaren Krankheiten wie Herz-       erklimmen zu können, ohne unterwegs Rast zu
                           Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Diabetes.       machen. Auch Unterstützung aus der Familie,
                           Dass letztere 80 % der Gesundheitskosten in        dem Freundes- oder Kollegenkreis oder Verabre-
                           der Schweiz verursachen, verdeutlicht ihre         dungen zum Sport unterstützen Verhaltensän-
                           Bedeutung.                                         derungen. Im Bereich der Bewegungsförderung
                                 Gesundheitsrelevante Verhaltensweisen zu     belegen Übersichtsarbeiten, dass insbesondere
                           ändern, ist allerdings komplex und betrifft ver-   die Selbstüberwachung zu Anpassungen im Ver-
                           schiedenste Lebensbereiche. Es ist somit wenig     halten führte. Personen, die ihr Tun beobach-
                           verwunderlich, dass eine Empfehlung allein         teten und «schwarz auf weiss» dokumentierten,
                           selten zu nachhaltigen Verhaltensänderungen        gelang es besser, ihre Bewegungsziele zu errei-
                           führt. Vielen fehlen in ihrem überfüllten Alltag   chen. Des Weiteren erwiesen sich eine genaue
                           mit konkurrierenden Prioritäten die Zeit und die   Handlungsplanung, also das Vorausblicken,
                           Motivation, ihre Ziele zu erreichen. Zur Präven-   wann, wo, wie und mit wem etwas gemacht wird,
                           tion und zur Therapie nichtübertragbarer Krank-    sowie das vorausschauende Erkennen und Um-
                           heiten werden daher Programme gefordert,           gehen möglicher Hindernisse (was mache ich,
ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM  I   11

«Man muss sich von allgemeinen Guidelines verabschieden, denn universale Pauschallösungen gibt es nicht.
          Ein persönlich zugeschnittenes Coaching geht auf Bedürfnisse, Vorlieben und Ressourcen ein.»
12 I  ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM

                           wenn es regnet?) als wirkungsvolle BCT. Ebenso      genaue Planen, Analysieren und Überwinden von
                           positiv wirkt sich auch das Erhalten von Feed-      Hindernissen wurde als hilfreich empfunden.
                           back aus. Besonders wirksam waren also stets        Zudem schätzten die Testpersonen die persön-
                           solche Verhaltensinterventionen, bei denen die      liche Beziehung zu ihrem Coach bzw. ihrer Coa-
                           entsprechenden Inhalte individuell angepasst        chin sehr. Rückmeldungen wie: «Es war sehr
                           wurden. Es gibt somit keine «Pauschallösung»:       wertvoll, jemanden zu haben, der auf die per-
                           Persönliche Bedürfnisse, Ressourcen und Hin-        sönlichen Bedürfnisse eingeht, der einen ermu-
                           dernisse müssen vielmehr spezifisch berücksich-     tigt, über sich selbst nachzudenken, und dem
                           tigt werden.                                        gegenüber du nach zwei Wochen Rechenschaft
                                                                               ablegen musst», wurden dem Studienteam mehr-
                                                                               fach mitgeteilt.
                           Health Coaching
                           Strategien zur Verhaltensänderung können auf
                           ganz unterschiedliche Weise, zum Beispiel in        Expertise und Erfahrung
                           einem persönlichen Beratungsgespräch oder in        Die Teilnehmenden des «Movingcall»-Projektes
                           einer schriftlichen Anleitung, vermittelt werden.   wurden von einem interdisziplinären Team aus
                           Um möglichst viele Menschen und insbeson-           Psychologie- und Sportstudierenden betreut. Das
                           dere auch Personen mit wenig Zeit und wenig         im Studium erworbene Wissen der Betreuer/
                           Motivation zu erreichen, eignen sich vor allem      innen wurde im Rahmen eines eigens entwi-
                           telefonische Beratungen. Sie ermöglichen ein        ckelten Coachings durch Inhalte aus den Berei-
                           persönliches Coaching und ein gemeinsames Er-
                           arbeiten individuell angepasster BCT. Die Teil-
                           nehmenden werden zur Verwirklichung ihres
                                                                                      «Durch genaues Planen,
                           Potenzials befähigt, indem ihnen zielorien-            Analysieren und Überwinden von
                           tiert Fragen gestellt werden und noch fehlendes             Hindernissen werden
                           Wissen vermittelt wird.
                                 Am Departement für Sport, Bewegung und
                                                                               Teilnehmende zur Verwirk­lichung ihres
                           Gesundheit der Universität Basel wurde während               Potenzials befähigt.»
                           der letzten Jahre ein telefonisches Coaching zur
                           Bewegungsförderung entwickelt und hinsicht-         chen «Anwendung effektiver BCT», «Theorien der
                           lich seiner Effizienz untersucht. Im Rahmen der     Verhaltensänderung», «autonomieförderndes und
                           Studie «Movingcall» wurde ein alle zwei Wochen      kundenzentriertes Coaching», «individuelle An-
                           stattfindendes Coaching mit einer einmaligen        passung von Interventionsinhalten» und «trai-
                           schriftlichen Empfehlung verglichen. Die Inter-     ningswissenschaftliche Aspekte der Bewegungs-
                           vention bestand aus evidenzbasierten BCT sowie      und Gesundheitsförderung» ergänzt, bevor sie
                           Trainingsempfehlungen und wurde individuell         mit ihrem Coaching begannen. Zusätzlich dazu
                                                                               wurden Fragen, die während des Coachings auf-
                                                                               traten, in regelmässigen Team-Meetings disku-
                                 «Besonders wirksam sind                       tiert und Lösungsstrategien dazu gemeinsam
                            Verhaltensinterventionen, bei denen                erarbeitet.
                                die entsprechenden Inhalte
                              individuell angepasst werden.»                   Auf neuen Wegen
                                                                               Menschen, die ihr Verhalten ändern möchten
                           angepasst. Nach Ende der sechsmonatigen Studie      oder müssen, etwa aufgrund einer Empfehlung
                           zeigte sich, dass zweiwöchentlich gecoachte Per-    durch einen Arzt oder eine Ärztin, sind derzeit
                           sonen 165 Minuten mehr an körperlicher Betäti-      noch häufig ganz auf sich allein gestellt. Ein per-
                           gung pro Woche aufwiesen und somit deutlich         sönliches Coaching kann diese Lücke überbrü-
                           aktiver waren als lediglich einmalig schriftlich    cken. Dadurch würde ein aktuell geforderter
                           gecoachte Studienteilnehmende. Die erreichte        Paradigmenwechsel, weg von einer reinen Re-
                           Zunahme an Bewegung wurde auch sechs Mo-            paraturmedizin hin zur Gesundheitsförderung
                           nate nach dem Ende der Intervention beibe-          und -begleitung, vorangetrieben.
                           halten. Die Befragung der Teilnehmenden zeigte
                           zudem, dass das Coaching nicht nur wirksam
                           war, sondern auch sehr positiv bewertet wurde.      Xenia Fischer
                           Insgesamt unterbrachen nur 14 Prozent aller
                           Teilnehmenden das Coaching. Insbesondere das
ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM  I   13

Persönliche Empfehlungen
sind allgemeinen Vorschlägen
immer überlegen
In der Ausbildung zum Personal Health Coach lernen Teilnehmende mit
verschiedenen Techniken gesundheitsrelevante Verhaltensänderungen bei
Patient/innen zu erreichen. Professor Lukas Zahner und Professor Markus
Gerber erklären die Relevanz dieses neuen Feldes.

Lukas Zahner ist Biologe und Sportwissen-           Komorbiditäten verstärken sich gegenseitig, und
schaftler. Er war 33 Jahre am Departement für       schon geht es mit der Gesundheit immer weiter
Sport, Bewegung und Gesundheit (DSBG) der           bergab.
Universität Basel beschäftigt, zuletzt als Leiter
des Bereichs Bewegungs- und Trainingswissen-        Exercise is Medicine
schaft, bis er in diesem Jahr emeritiert wurde.     Allein 1,6 Millionen Todesfälle jährlich sind di-
Sein Forschungsgebiet findet sich an der Schnitt-   rekt auf unzureichende körperliche Betätigung
stelle von Biologie, Medizin und Trainingswis-      zurückzuführen. Dabei gibt es zahlreiche Stu-
senschaften. Als Initiator der Studie «Moving-      dien, die belegen, dass Sport nicht nur den Schlaf
call» weiss er um die Wirksamkeit von Methoden      verbessert oder die Ausdauer erhöht, sondern
und Techniken, mit denen Menschen nachhaltig        auch die Herzfunktion beeinflusst. Der positive
zu mehr Bewegung angeregt werden können.            Effekt von Bewegung bei koronaren Herzkrank-
Markus Gerber ist Leiter der Abteilung Sport        heiten, Schlaganfällen oder Diabetes ist sogar
und Psychosoziale Gesundheit des DSBG. Er er-       mit der Wirkung von Medikamenten gleichzu-
forscht seit Jahren den Einfluss von körperlicher   setzen. Auch bei psychischen Krankheiten wie
Aktivität auf den Gesundheitszustand des Men-       Depressionen oder Angstzuständen kann Bewe-
schen. Zu seinen Schwerpunktthemen zählen die       gung Linderung verschaffen. Ganz zu schweigen
Effekte von Bewegung auf Personen mit psychi-       vom offensichtlichen Nutzen, wenn es darum
schen Störungen wie Depressionen und die Be-        geht, Einschränkungen am Bewegungsapparat,
handlung eben dieser seelischen Krankheiten
mithilfe von Sport. Schon seit Längerem beob-
achten die beiden Wissenschaftler eine Zunahme
der sogenannten Volkskrankheiten. Dieser Ten-
denz entgegenzuwirken, ist ihr Ziel.

Kranke Gesellschaft
Laut der WHO sterben jährlich etwa 41 Millionen
Menschen an sogenannten nichtübertragbaren
Krankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
chronischen Atemwegserkrankungen, Diabetes
oder Krebs. Das entspricht etwa 71 % aller To-
desfälle weltweit. Rauchen, schädlicher Alko-
holkonsum, ungesunde Ernährung und Bewe-
gungsmangel führen im menschlichen Körper
zu erhöhtem Blutdruck, steigendem Blutzucker-
spiegel, zu hohem Blutfettgehalt und zu Überge-
wicht – alles Risikofaktoren, die die Entstehung
von Herz-Kreislauf-Krankheiten begünstigen.
Und das schon, wenn sie einzeln auftreten;
meist aber tauchen diese Symptome nicht ge-
sondert auf, sondern in Kombination. Diese
14 I  ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM

                           wie Hüft- oder Knieschmerzen, durch regelmäs-       wie Medikamente wirken. Und das kostenfrei
                           siges Dehnen und Krafttraining vorzubeugen.         und ganz ohne Nebenwirkungen.
                           Eine ausgewogene Ernährung ist ein Schlüssel-             Aufgrund der vielen wissenschaftlichen
                           faktor für einen gesunden Körper – das ist im Be-   Studien zu den positiven Auswirkungen von Be-
                           wusstsein der Menschen längst angekommen.           wegung auf den Gesundheitszustand des Men-
                           Aber Bewegung spielt keine geringere Rolle,         schen wurde bereits 2015 durch das American
                           wenn es um das körperliche und geistige Wohl-       College of Sports Medicine die globale Initiative
                           ergehen geht. Es ist wie in einem Uhrwerk: Es       «Exercise is Medicine» ins Leben gerufen. Sie hat
                           müssen alle Räder aufeinander abgestimmt sein,      sich der Überzeugung verschrieben, dass körper-
                           damit die Uhr richtig läuft. Momentan fehlt aber    liche Aktivität ein integraler Bestandteil der Prä-
                           oft noch das Bewusstsein für die Bedeutung der      vention und der Behandlung von Krankheiten
                                                                               ist und als Teil der gesamten Gesundheitsversor-
                            «Ernährungsberater/innen gibt es wie               gung gelten sollte. Infolgedessen muss körper-
                                                                               liche Aktivität von allen Leistungserbringern des
                             Sand am Meer, Bewegungs­berater/                  Gesundheitswesens als ein lebenswichtiges Zei-
                                innen gibt es noch gar keine.»                 chen betrachtet werden. Patient/innen müssen
                                       Markus Gerber                           wirksam beraten und auf ihre Bewegungs- und
                                                                               Gesundheitsbedürfnisse hingewiesen werden.
                           Bewegung für das Gesundheits-Uhrwerk des            Es ist wichtig, Patient/innen mithilfe von Coa-
                           Menschen. Dabei ist es kein Geheimnis, dass         chings zu unterstützen. Bewegungspläne, bei
                           körperliche Betätigung gut ist und vielen gesund-   denen Rücksicht auf persönliche Vorlieben oder
                           heitlichen Problemen entgegenwirken kann.           Abneigungen genommen wird und die regel-
                           Aber woher weiss ich, wie ich mich richtig be-      mässig angepasst werden, sind das Werkzeug,
                           wege? Wer korrigiert meine Fehler? Und wie soll     mit dem Coaches und Coachinnen die Motivation
                           ich neben Arbeit, Familie und Hobbys auch noch      der Patient/innen steigern, und sie helfen dabei,
                           Zeit für Sport finden? Hinzu kommt, dass der in-    das Aktivitätslevel nachhaltig zu erhöhen. Am
                           nere Schweinehund erst einmal überwunden            Ende sollte körperliche Betätigung so natürlich
                           und die Sportschuhe geschnürt werden müssen.        in den Alltag integriert sein wie Zähneputzen
                           «Deshalb bewegen sich viele Menschen lieber         oder Händewaschen.
                           gar nicht, zu wenig oder eben falsch», meint
                           Markus Gerber. Dabei kann Training ebenso gut       «Eine Empfehlung ist wie ein Medika-
                                                                                    ment, bei dem man wissen
                                                                               muss, wie es richtig zu dosieren ist.»
                                                                                          Lukas Zahner
                                                                               In der «Movingcall»-Studie zeigte sich bereits,
                                                                               dass Bewegung mithilfe eines regelmässigen
                                                                               Coachings leicht und nachhaltig in das tägliche
                                                                               Leben eingebaut werden kann. Für Lukas Zahner
                                                                               war aufgrund der Eindeutigkeit der Ergebnisse
                                                                               klar, dass aus dieser Studie keine Schubladen-
                                                                               arbeit werden durfte – und so machte er sie zum
                                                                               Grundstein eines neuen Weiterbildungsstudien-
                                                                               gangs: Er baute auf dem Konzept «Exercise is Me-
                                                                               dicine» und den Inhalten der Coaching-Ausbil-
                                                                               dung, die eigens für die Studie konzipiert wurde,
                                                                               den CAS Personal Health Coach auf.

                                                                               Körper und Geist
                                                                               Bei psychischen Störungen, vor allem bei Depres-
                                                                               sionen, fehlt oftmals der Antrieb. Personen, die
                                                                               an dieser Krankheit leiden, neigen zu sozialem
                                                                               Rückzug, haben weniger Selbstvertrauen und
ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM  I   15

schätzen Barrieren und die «Kosten», die mit kör-    Coaching zahlt sich aus
perlicher Bewegung verbunden sind, hoch ein.         «An Diabetes Erkrankte beispielsweise kosten die
Zahlreiche Studien belegen indessen den Erfolg       Krankenversicherer im Schnitt 15 000 Franken
von körperlicher Aktivität bei der Behandlung        pro Jahr und Person», rechnet Lukas Zahner
von Depressionen. Markus Gerber ist bewusst,         vor. Die Therapie dieser Volkskrankheit belastet
dass in diesen Fällen nicht nur die Bewegungs-       das Schweizer Gesundheitssystem somit jähr-
förderung, sondern allein schon die Teilnahme        lich mit etwa sechs Milliarden Franken. Eine be-
an einem Coaching ein sensibles Thema ist. Hier      trächtliche Summe. Ein dreimonatiges Health
ist es von Vorteil, dass Ansätze zur Fernberatung    Coaching dagegen beläuft sich auf weniger als
                                                     700 Franken. Ein gesunder Lebensstil kann in
    «Personen, die überfordert sind,                 vielen Fällen die Krankheit verhindern oder
                                                     deren Verlauf positiv beeinflussen. Die Präven-
         machen lieber nichts                        tion benötigt also nur einen Bruchteil der der-
         als etwas Falsches.»                        zeitigen Kosten. Es scheint eine simple Rech-
            Markus Gerber                            nung zu sein, aber von der Zukunftsvision, die
                                                     Lukas Zahner hegt, ist das Schweizer Gesund-
(etwa per Telefon) ebenso viel Erfolg versprechen    heitssystem noch weit entfernt.
wie Face-to-Face-Coachings. Dabei reicht in vielen         Momentan liegt der Fokus der Gesellschaft
Fällen schon moderate Bewegung bei einem Spa-        auf der Reparaturmedizin. Präventive Mass-
ziergang oder sogar die Bewegung bei der Haus-       nahmen, wie der Einsatz von Coachings, er-
arbeit, um das Wohlbefinden zu steigern.             fahren erst langsam Anerkennung. Dabei würde
                                                     die Unterstützung der Menschen bei der Verant-
Anerkennung bei den Krankenkassen                    wortung über ihren eigenen Körper langfristig
Per 1. Januar 2021 wird die Ausbildung zum Per-      auch das Gesundheitssystem entlasten. Mit der
sonal Health Coach dank des Engagements von          Ausbildung von Personal Health Coaches gehen
Lukas Zahner in den Katalog des Erfahrungs-          Lukas Zahner und Markus Gerber einen Schritt
Medizinischen Registers (EMR) aufgenommen,           in die richtige Richtung und agieren als Vorreiter
und Personal Health Coaches können sich mit          für eine gesunde Zukunft.
dem EMR-Qualitätslabel auszeichnen lassen. Das
EMR ist eine Interessengemeinschaft der grossen      Claudia Hahn
Schweizer Krankenkassen und prüft die Qualifi-
kation von Therapeut/innen. Fast alle dieser Or-
ganisationen entscheiden über die Vergütung
                                                       CAS Personal Health Coach
von Leistungen im Rahmen einer privaten Zu-
satzversicherung auf Grundlage des EMR-Quali-          Im Mittelpunkt des CAS Personal Health Coach steht das
                                                       Erlernen von Interventionsstrategien in den Bereichen Be-
                                                       wegung und Sport, Ernährung und Stressregulation. Absol-
«Aus Krankenkassen werden Gesund-                      vent/innen des Studiengangs sind in der Lage, verschiedene
    heitskassen.» Lukas Zahner                         Zielgruppen beim Erreichen lebensstilbezogener Ziele pro-
                                                       fessionell zu begleiten. Im Vordergrund der Arbeit steht die
                                                       Betreuung von Menschen mit nichtübertragbaren Krank-
tätslabels. Für Lukas Zahner ist das ein grosser
                                                       heiten wie Übergewicht, Depressionen, Krebs, kardiovas-
Schritt in die richtige Richtung. Durch die An-
                                                       kulären Erkrankungen, muskuloskelettalen Beschwerden
erkennung der Coaches und Coachinnen, die prä-         oder Diabetes.
ventive Ansätze und Alternativen zu medikamen-
tösen Therapien bieten, wird Patient/innen und         Neben körperlicher Aktivität werden auch weitere gesund-
                                                       heitsrelevante Verhaltensweisen, wie die Aufnahme einer
Interessierten die Möglichkeit einer gesundheits-
                                                       ausgewogenen Ernährung, thematisiert. Zu den Fähigkeiten
orientierten Versorgung ermöglicht. Ähnlich wie
                                                       eines Personal Health Coach zählen das Durchführen von
beim Fitness-Abo, für das Krankenkassen teil-          Fitness- und Gesundheitsanamnesen, die Kenntnis effek-
weise die Kosten übernehmen, um in die Gesund-         tiver Techniken der Verhaltensänderung und das dynamische
heit und das Aktivbleiben ihrer Versicherten zu        Anpassen individueller Coachingstrategien. Der Weiterbil-
investieren. Das allein motiviert schon unge-          dungsstudiengang richtet sich an Fachpersonen aus dem Be-
mein, zudem bleiben der Krankenversicherung            reich Sport und Bewegung, wie Turn- und Sportlehrer, Physio-
durch das Gesundbleiben der Versicherten deut-         therapeuten oder Personen mit äquivalenten Ausbildungen.
lich höhere Kosten erspart.
16 I  ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM

                           C A S K L I N I S C H E P H A R M A Z I E / D A S S P I TA L P H A R M A Z I E

                          Sicherheit gewinnen
                          für die Arbeit in
                          Apotheken
                           Basel als Zentrum der Weiterbildung im Fach Pharmazie

                      Das Medizinalberufegesetz schreibt strukturierte                   Am 1. Januar 2018 trat das revidierte eidgenössi-
                                                                                         sche Medizinalberufegesetz in Kraft. In diesem
                            Weiterbildungen für die Spezialisierung von                  ist klar festgehalten, dass es für gewisse Spezia-
                                                                                         lisierungen in diesen Berufsfeldern strukturierte
                 Apothekerinnen und Apothekern vor. Das Departement                      Weiterbildungen braucht. Das Departement Phar-
                                                                                         mazeutische Wissenschaften der Universität
                             Pharmazeutische Wissenschaften der Uni-                     Basel hatte das Thema schon im Vorfeld der Ge-
                                                                                         setzeserneuerung aufgegriffen. Christoph Meier:
                     versität Basel hat in Zusammenarbeit mit verschie-                  «Wir hatten schon lange Fortbildungskurse an-
                                                                                         geboten, mit denen für Tätigkeiten in Spitalapo-
                         denen Partnern erfolgreiche Studien­angebote                    theken notwendige FPH-Weiterbildungspunkte
                                                                                         (Foederatio Pharmaceutica Helvetiae) gesam-
                     aufgebaut. Im Gespräch mit dem Studiengangleiter                    melt werden konnten. Die Arbeitsgruppe mit
                                                                                         Spitalapothekerinnen und Spitalapothekern aus
                        Professor Christoph Meier und der Apothekerin                    Basel, Schaffhausen, Solothurn und weiteren
                                                                                         Städten hat dafür toll zusammengearbeitet, und
                            und Studiengangkoordinatorin Esther Indra.                   wir haben dann befunden, dass wir ein Weiter-
                                                                                         bildungsprogramm, wie es das Bundesamt für
                                                                                         Gesundheit neu inzwischen forderte, aufbauen
                                                                                         könnten.»

                                                                                         Aufbau eines modularisierten Studiengangs
                                                                                         In Basel hat man sich entschieden, einen modu-
                                                                                         larisierten Studiengang anzubieten. Zuerst ab-
                                                                                         solviert man den CAS Klinische Pharmazie und
                                                                                         dann den darauf aufbauenden DAS Spitalphar-
                                                                                         mazie. Der CAS besteht aus ungefähr 15 Kurs-
                                                                                         tagen, verteilt auf drei Semester. Die Themen
                                                                                         des Studiengangs sind praxisorientiert: Krank-
                                                                                         heitsbilder und die entsprechende Therapie,
                                                                                         Gruppenarbeiten, in denen Fallbeispiele gelöst
                                                                                         werden müssen, et cetera. In den CAS werden
ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM  I   17
18 I  ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM

                           maximal 30 Personen aufgenommen. Zu den er-         Erfolgreicher CAS Klinische Pharmazie
                           wähnten Tagen kommen pro Jahr zwei grössere         Der CAS ist sehr erfolgreich. Esther Indra strahlt:
                           Biotech-Foren in Bern und Zürich mit etwa 100       «Es war ursprünglich geplant, den Studiengang
                           Teilnehmenden, an denen innovative, eher tech-      alle eineinhalb Jahre durchzuführen. Jetzt wird
                           nische Themen abgehandelt werden. Als weiteres      er einmal pro Jahr angeboten. Die nächste Durch-
                           Format ergänzen klinisch-pharmazeutische Fall-      führung ist bereits seit Längerem ausgebucht.
                           kolloquien den CAS, in denen Fallbeispiele oder     Der Studiengang war eigentlich nur für in Spi-
                           Journalbeiträge besprochen werden. Das Beson-       talapotheken tätige Personen gedacht. «Wir sind
                           dere dabei ist, dass man entweder vor Ort dabei     aber überrannt worden von vielen jungen Leuten,
                           sein, die Diskussion online mitverfolgen oder       die draussen in öffentlichen Apotheken arbeiten»,
                           später aufgezeichnet im Internet abrufen kann.      sagt Christoph Meier. Und Esther Indra weiter:
                           Alle Kurstage des Studiengangs können auch ein-     «Das Pharmaziestudium in der Schweiz ist theorie-
                           zeln gebucht und für die persönliche Fortbildung    lastig. Die Studienabgänger haben viel Fachwissen,
                           absolviert werden. Dies ist ein grosser administ-   aber die Praxis fehlt ihnen. Bei uns können sie Si-
                           rativer Aufwand, der sich des Austauschs wegen      cherheit gewinnen für die Zusammenarbeit mit
                           aber auf jeden Fall lohnt.                          den Ärzten und die Beratung der Kunden.»

                                                                                     «Die nächste Durchführung
                                                                                 des CAS Klinische Pharmazie ist be-
                                                                                  reits seit Längerem ausgebucht.»
                                                                                              Esther Indra

                                                                               Spezialisierter DAS Spitalpharmazie
                                                                               Der auf dem CAS Klinische Pharmazie aufbau-
                                                                               ende DAS Spitalpharmazie ist kleiner und spe-
                                                                               zialisierter. Man muss in einer Spitalapotheke
                                                                               arbeiten, um ihn belegen zu können. Im Stu-
                                                                               diengang werden die theoretischen Grundlagen
                                                                               für die praktische Tätigkeit behandelt: Logistik,
                                                                               Lager, Versorgung der Stationen, Herstellung
                                                                               kleiner und grosser Mengen von Arzneimitteln
                                                                               und die dabei so wichtige Arzneimittel-Sicher-
                                                                               heit. Die wissenschaftlichen Anforderungen sind
                                                                               dabei etwas höher als im CAS. Dazu kommen
                                                                               Kurstage in Management und persönlichen Kom-
                                                                               petenzen. «Wir hätten gerne mehr Studierende
                                                                               als die gegenwärtig 15 Immatrikulierten. Es ist
                                                                               aber nicht einfach, Leute für die dreijährige auf-
                                                                               wendige Qualifizierung zu gewinnen. Und Wei-
                                                                               terbildungsstellen an Spitalapotheken, welche die
                                                                               Kombinierbarkeit von Studium und praktischer
                                                                               Tätigkeit einfacher machen, gibt es nicht viele»,
                                                                               erklärt der Studiengangleiter. Man versucht nun,
                                                                               den DAS Spitalpharmazie mit einer Änderung
                                                                               des Studiengangreglements weiter zu öffnen. Die
                                                                               Ansprüche an den Abschluss mit eidgenössisch
                                                                               anerkanntem Fachtitel sind sehr hoch. Dazu Es-
                                                                               ther Indra: «Wir haben immer wieder Leute, die
                                                                               in einer Spitalapotheke arbeiten und die Weiter-
                                                                               bildung machen wollen, aber nicht den Fachapo-
«Wir sind überrannt worden von vielen jungen Leuten, die draussen              thekertitel brauchen, sondern den universitären
in öffentlichen Apotheken arbeiten.» Christoph Meier                           Abschluss möchten. Im neuen Reglement haben
ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM  I   19

wir das klar getrennt, und es ist beides möglich.    werden soll. Da könnte ein weiteres Angebot
Der Unterschied liegt vor allem in den unter-        durchaus genügend Studierende finden. Und da
schiedlichen Vorgaben für die Abschlussarbeit.»      war doch kürzlich diese Anfrage aus der neu be-
Für die Weiterbildung an der Universität Basel ist   lebten Pharmazie der Universität Bern, die gerne
das eine Neuheit.                                    mit dem Basler Departement einen CAS in einem
                                                     immer wichtiger werdenden Gebiet des Faches
                                                     aufbauen möchte: Basel wird wohl seine Stel-
Vielfältige Zusammenarbeit                           lung als Zentrum der Weiterbildung Pharmazie
Damit die parallele Vergabe von universitärem        weiter ausbauen? Christoph Meier: «Dann sollten
Abschluss und Fachtitel überhaupt möglich ist,       wir uns die Gründung einer Dachorganisation
arbeitet der Studiengang eng mit der Fachgesell-     überlegen!»
schaft FPH Spital zusammen. Es besteht auch
eine gut funktionierende Kooperation mit der         Moritz Strähl
ETH Zürich. Eine Professorin ist Mitglied der
Studiengangkommission, die das Angebot fach-
lich begleitet, gewisse Kurstage finden in Zürich
                                                       DAS Spitalpharmazie
statt, und man unterstützt sich auch in weiteren
Belangen. Christoph Meier: «Der Markt ist zu           Der DAS Spitalpharmazie richtet sich an im Spital tätige
klein, als dass jede Universität Eigenes anbieten      Apothekerinnen und Apotheker. Er wird im Rahmen der
könnte. Ich darf mit ruhigem Gewissen sagen,           Weiterbildung zum «Fachapotheker Spitalpharmazie» ab-
                                                       solviert, kann aber auch zur persönlichen Weiterbildung
                                                       ohne Fachapothekertitel abgeschlossen werden.
   «Die Nachfrage hat uns recht ge-
                                                       Der Studiengang trägt dem Umstand Rechnung, dass die
       geben.» Christoph Meier                         Aufgaben der Pharmazeutinnen und Pharmazeuten im
                                                       Spital im Wandel sind. Der wachsende Kostendruck und
dass Basel im Augenblick das Zentrum der uni-          die Bestrebungen, die Aufenthaltsdauer im Spital zu ver-
versitären Weiterbildung im Fach Pharmazie in          kürzen, verlangen Massnahmen, die die Effizienz bei der
                                                       Anwendung und der Therapie von Arzneimitteln steigern.
der Deutschschweiz ist.» In der Romandie wird
                                                       Immer mehr beteiligen sich Apothekerinnen und Apotheker
ein Studiengang in französischer Sprache an-
                                                       an klinischen Prozessen und tragen damit zu einer effizi-
geboten. Studierende über die Sprachgrenze             enten, ökonomischen und sicheren Arzneimitteltherapie
hinweg gibt es aber nur wenige.                        bei. Auch die Herstellung von Arzneimitteln entwickelt sich
                                                       dynamisch. Heute werden mittels moderner Produktionsan-
                                                       lagen Medikamente hergestellt, die auf die Bedürfnisse der
Nähe von Departement Pharmazeutische                   einzelnen Patienten angepasst sind, so zum Beispiel in der
Wissenschaften und Spital-Pharmazie Basel              modernen Tumortherapie (vgl. den Beitrag zum CAS Per-
Ein Teil des Basler Erfolgs darf wohl auch der         sonalized Molecular Oncology ab Seite 4).
Nähe des Departements Pharmazeutische                  Die Teilnehmenden lernen, als Spezialisten in Spitalphar-
Wissenschaften zur Spital-Pharmazie zuge-              mazie die korrekte Anwendung von Heilmitteln und eine
schrieben werden – Professor Meier ist seit un-        möglichst effiziente und kostengünstige Arzneimittelthe-
gefähr 10 Jahren Leiter beider Institutionen. Die      rapie im Spitalalltag sicherzustellen. Dazu gehören zum
                                                       Beispiel auch die Schulung des Pflegepersonals oder die
Entscheidung hat sich bewährt: Die Theorie kam
                                                       Mithilfe bei medizinischen Visiten am Krankenbett.
damit näher an die Praxis, das grundständige
Studium näher an die Weiterbildung, die Uni-           Das Curriculum ist multidisziplinär aufgebaut; der DAS
versität näher an die Menschen, alles fügt sich        besteht aus dem CAS Klinische Pharmazie und den wei-
besser zusammen.                                       teren Themenbereichen pharmazeutische Herstellung,
                                                       Heilmittelbewirtschaftung, Management und persönliche
                                                       Kompetenzen. Qualitätssicherung in der Herstellung, Ver-
Pläne und innovative Ideen                             haltensstrategien für den Berufsalltag oder Arzneimittel-
                                                       verblisterung sind nur einige der behandelten Themen.
Esther Indra und Christoph Meier sind glücklich
                                                       Die Inhalte werden stets praxisorientiert präsentiert und
über das gute Gelingen der Studiengänge: «Die
                                                       schaffen Bezug zum Alltag in einer Spitalapotheke. Die Auf-
Nachfrage hat uns recht gegeben.» Und es werden
                                                       arbeitung der Themen in Workshops bildet einen metho-
schon weitere Pläne geschmiedet. Das neue Me-          dischen Schwerpunkt. Die geforderten Transferaufgaben
dizinalberufegesetz schreibt auch für Offizin-         ermöglichen den Teilnehmenden, die gelernten Inhalte pra-
apotheker einen Fachtitel vor, der im Rahmen           xisnah anzuwenden und umzusetzen.
einer strukturierten Weiterbildung erworben
20 I  ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM

«Es ist spannend, mit jemandem aus der Spital­
apotheke in Solothurn zu fachsimpeln.»

                           Samuel Widmer studierte Pharmazie an der          zusammengesetzte Mittel für Chemotherapien.
                           ETH in Zürich. In einem Praktikum während         Samuel Widmer sagt: «Ich weiss wenig über ver-
                           des Studiums kam er auf den Geschmack: Die        schiedene Pflastersorten und im Bereich Kosme-
                           Arbeit in einer Spitalapotheke gefiel ihm. Man    tika kenne ich mich nicht aus.»
                           hat dort zwar keinen direkten Kundenkontakt,            Nach dem Staatsexamen fand Widmer
                           dafür ist man auf den Visiten zusammen mit den    eine Anstellung im Spital in Langenthal. Der
                           Ärzten nah an den Patienten. Man schaut Kran-     Job passte ihm, aber schon nach kurzer Zeit
                           kenakten an, beurteilt Medikationen und gibt
                           Empfehlungen ab. Eine Spitalapotheke hat im
                           Gegensatz zu einer öffentlichen Apotheke viel     «Ich weiss wenig über verschiedene
                           weniger, dafür hoch spezialisierte Arzneimittel   Pflastersorten und im Bereich Kosme-
                           im Sortiment.
                                                                                 tika kenne ich mich nicht aus.»
                           Spezialmedikamente für Kinder in einer            packte ihn eine Vor-Midlifekrise: «Jetzt arbeite
                           Spitalapotheke wichtig                            ich hier und lerne nicht mehr viel Theoretisches
                           Ebenso ist die Herstellung von Medikamenten       dazu.» Er wollte sich weiterbilden, solange er
                           viel wichtiger als in einer Offizinapotheke,      nicht allzu weit vom Studium entfernt war. Er
                           vor allem solche für Kinder, aber auch eigens     fühlte auch, dass ihm die akademischen Grund-
                                                                             lagen für die spezialisierte Arbeit in einer Spi-
                                                                             talapotheke fehlten. So wurde er auf die an der
                                                                             Universität Basel angebotenen Weiterbildungen
                                                                             CAS Klinische Pharmazie und DAS Spitalphar-
                                                                             mazie aufmerksam.

                                                                             Weiterbildungsstelle am Universitätsspital
                                                                             Basel
                                                                             Als er dann die vom Universitätsspital Basel ausge-
                                                                             schriebene Weiterbildungsstelle sah, die ermög-
                                                                             licht, dass man neben der Arbeit die beiden Stu-
                                                                             diengänge absolviert, zögerte er keine Sekunde,
                                                                             sich zu bewerben. Jetzt ist er schon fast am Ende
                                                                             seiner weiteren beruflichen Qualifizierung mit
                                                                             eidgenössisch anerkanntem Fachapothekertitel.

                                                                                 «Die beiden aufeinander abge-
                                                                             stimmten Studiengänge bilden die be-
                                                                                     rufliche Tätigkeit ab.»
                                                                             Samuel Widmer ist froh, den Schritt nach Basel
                                                                             gemacht zu haben, und ist zufrieden mit dem
                                                                             Studium: «Der fachlich breitere CAS Klinische
                                                                             Pharmazie und der darauf aufbauende DAS Spi-
                                                                             talpharmazie bilden die berufliche Tätigkeit ab.
                                                                             Man diskutiert echte Probleme aus dem Alltag,
                                                                             das ist sehr positiv.»
ADVANCED STUDIES  I  STUDIUM  I   21

Er findet, dass sich Theoretisches und Praktisches
gut die Waage halten. Man hat Vorlesungen mit
grundlagenorientiertem Inhalt, die Nachberei-
tung ist dann auf die Anwendung ausgerichtet.
Er stellt auch fest: «Dozierende, die sowohl im
CAS wie im DAS unterrichten, setzen die wissen-
schaftliche Latte in Letzterem durchaus höher.
Das gefällt mir, weil ich es mag, bei einem Thema
gedanklich tiefer zu gehen.»

Bunte Durchmischung der Gruppe im CAS
Klinische Pharmazie
Mit seinen Mitstudierenden versteht sich
Widmer gut. Im grösseren CAS Klinische Phar-
mazie ist die Gruppe der Teilnehmenden bunt
durchmischt: von der Studienabgängerin bis hin
zum älteren Offizinapotheker. Im DAS Spital-
pharmazie sind 15 Personen eingeschrieben, die
alle in einer Spitalapotheke arbeiten, das ist Vo-
raussetzung. Die Leute kommen vorwiegend aus
der deutschen Schweiz, 60 Prozent der Teilneh-
menden sind Frauen.

Anforderungen an die Abschlussarbeit
recht hoch
In seiner Abschlussarbeit beschäftigt sich der in
Aarau aufgewachsene Apotheker mit dem Thema             «Die wissenschaftliche Latte ist hoch gesetzt. Das gefällt mir,
der mikrobiellen Qualität der nichtsterilen Arz-        weil ich es mag, bei einem Thema gedanklich tiefer zu gehen.»
neimittel, die in der Spitalapotheke des hiesigen
Universitätsspitals fabriziert werden. Widmer:
«Die Mittel, die wir hier machen, müssen sauber       Bereichernder Austausch im Studiengang
sein. Ich mache jetzt eine Art Überprüfung der        Samuel Widmer macht seinen Abschluss im Früh-
GMP, Good Manufacturing Practice, im Kleinen.         jahr 2021. Auf die Frage, was denn das Schönste
Ich filtere Lösungen und schaue, ob auf dem           an seiner Weiterbildung sei, kommt die Ant-
Filterpapier etwas wächst. Sollte das wider Er-       wort sehr schnell – der Austausch mit den Do-
warten passieren, würde ich den Herstellungs-         zierenden und den Mitstudierenden: «Es ist span-
prozess anschauen und Verbesserungsvorschläge         nend, mit jemandem aus der Spitalapotheke in
erarbeiten.» Er ist froh, dass er seine Arbeit hier   Solothurn oder Interlaken zu fachsimpeln. Es tut
im universitären Umfeld machen kann, denn             gut, mit anderen, die in der gleichen Situation
er findet, dass die wissenschaftlichen Anfor-         sind, über alltägliche Probleme bei der Arbeit zu
derungen daran recht hoch sind. «Man ist in           reden oder Ideen zu spinnen.» Und er hofft auch
den meisten Fällen nicht in einer Forschungs-         sehr, dass die Kontakte nach Ende des Weiterbil-
gruppe verankert. Und es könnte nur auch schon        dungsstudiums bestehen bleiben.
schwierig werden, wenn man nicht alle hier in
der Spital-Pharmazie verfügbaren Gerätschaften
hat», sagt er.                                        Moritz Strähl
22 I  ADVANCED STUDIES  I  GESELLSCHAFT

                           BILDUNGSPOLITIK

                          Bildung ist der wichtigste
                          Rohstoff der Schweiz
                          Ständerätin Eva Herzog erzählt von ihren ersten Erfahrungen
                          im Berner Bundeshaus, ihren bildungspolitischen Zielen, der
                          Bedeutung der Universität Basel und ihren persönlichen Er-
                          fahrungen in Sachen Weiterbildung

                           Eva Herzog kennen in Basel alle. Von 2005 bis          28 Milliarden Franken für Bildung, Forschung und
                           Anfang 2020 war sie Finanzdirektorin von Basel-        Innovation
                           Stadt. Und dies sehr erfolgreich – zusammen mit        Die kleine Kammer des Schweizer Parlaments
                           ihren Regierungsratskolleginnen und den Mit-           möchte in den nächsten vier Jahren fast 28,1 Mil-
                           arbeitenden des Departements hatte sie die kan-        liarden Franken, gut 188 Millionen mehr als vom
                           tonalen Finanzen gut im Griff. Ein ihr liebes Fort-    Bundesrat vorgeschlagen, in die drei Bereiche in-
                           bewegungsmittel ist das Fahrrad – man konnte           vestieren; das Geschäft liegt jetzt im Nationalrat.
                           sie in der Zeit immer wieder in der Velostation        Mit dem Geld finanziert der Bund unter anderem
                           am Bahnhof SBB sehen, wenn sie wohl auf dem            den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und
                           Weg zu wichtigen Terminen im Rahmen der Kon-           der Innosuisse – der Schweizerischen Agentur
                           ferenz der kantonalen Finanzdirektorinnen in
                           Bern war.
                                                                                   «Die Beratung war sehr konstruktiv,
                           Von der Exekutive in die Legislative                   wir haben uns bei Erhöhungsanträgen
                           Nun hat sie die Seite gewechselt – von der Exe-
                           kutive in die Legislative. Bei den eidgenössischen
                                                                                        gegenseitig unterstützt.»
                           Wahlen im Oktober 2019 wurde sie zur Stän-
                           derätin gewählt und vertritt den Kanton Basel-         für Innovationsförderung – verpflichtete För-
                           Stadt in der 51. Legislaturperiode der Schwei-         deragenturen. Letztere setzt dabei den Schwer-
                                                                                  punkt auf die anwendungsorientierte Forschung
                                                                                  aus Wissenschaft und Wirtschaft, der SNF auf
                             «Der Umgang im Ständerat ist sehr                    die freie Grundlagenforschung und den wissen-
                                 angenehm und respektvoll,                        schaftlichen Nachwuchs. Viele finanzielle Mittel
                                                                                  fliessen aber auch in die Ausbildung von pra-
                              über die Parteigrenzen hinweg.»                     xisorientierten Fachkräften. Gefördert werden
                                                                                  innovative Projekte, die die Berufsbildung für
                           zerischen Bundesversammlung. Sie hat sich in           den digitalen Wandel und für das lebenslange
                           Bundesbern gut eingelebt. «Der Umgang im Stän-         Lernen fit machen. Ebenso werden Millionen in
                           derat ist sehr angenehm und respektvoll, über          die Weiterbildung investiert, wobei es dabei vor
                           die Parteigrenzen hinweg. Man diskutiert ruhig,        allem um Angebote zur Stärkung der Grund-
                           sachlich, klar positioniert. Der Nationalrat ist ein   kompetenzen von Erwachsenen in den Berei-
                           härteres Pflaster», erzählt Herzog.                    chen Sprache, Informations- und Kommunika-
                                 Sie ist unter anderem Mitglied der stände­       tionstechnologie sowie Alltagsmathematik geht.
                           rätlichen Kommission für Wissenschaft, Bil-            Herzog sagt: «Die Beratung war sehr konstruktiv,
                           dung und Kultur (WBK). Ein erstes grosses              wir haben uns gegenseitig unterstützt bei Erhö-
                           Geschäft in ihrem ersten halben Jahr als Stän-         hungsanträgen. Nun hoffe ich, dass uns der Na-
                           derätin war die Behandlung der Botschaft zur           tionalrat folgt, aus Sicht der Region vor allem bei
                           Förderung von Bildung, Forschung und Innova-           der Aufstockung der Beiträge für das Schweizeri-
                           tion (BFI-Botschaft).                                  sche Tropen- und Public Health-Institut.»
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