BULLETIN - Alternative - die Grünen Zug

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ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG

    BULLETIN                                NUMMER 2 | JUNI 2019

*   4 Wahlen – Jetzt sind mir dra *
* 12 Junge Alternative – Netto Null Motivationsverlust *
* 14 ESAF – Fragen zur Nachhaltigkeit *
* 16 Frauenstreik – 15.24 h *
* 24 Transition – Soziales Experiment *
Inhaltsverzeichnis

2   2 Inhaltsverzeichnis                    «Mission statement»
                                            Das BULLETIN ist eine unabhängige Kom­        • Gleichwertigkeit von Geschlecht und
    3 Editorial
                                            munikationsplattform des alternativen Zug       Rasse
    Klimawahl
                                            und wird von folgenden Gruppen getragen:      • Verantwortung des Einzelnen ge­gen­über
                                                                                            der Gesellschaft und Verantwortung der
    4 Wahlen
                                            Alternative – die Grünen Baar                   Gesellschaft gegenüber dem/der
    Jetzt sind mir dra
                                            Alternative – die Grünen Menzingen              Einzelnen.
    6 Wahlen                                Alternative – die Grünen Unterägeri
    Go for it                               Alternative – die Grünen Stadt Zug            Die Redaktion recherchiert zu politischen
                                            Alternative – die Grünen Zug                  und gesellschaftlichen Themen nach bes­
    7 Wahlen                                Forum Oberägeri                               tem Wissen und Gewissen. Sie nimmt
    Generation Zukunft                      Grünes Forum Hünenberg                        aktuelle Themen der alternativen Gruppie­
                                            Grüne Risch-Rotkreuz                          rungen aus den einzelnen Zuger Gemein­
    8 Wahlen                                Grüne Steinhausen                             den auf. Das BULLETIN fördert das poli­
    Das Wahlsystem erklärt                  Krifo Alternative Cham                        tische Bewusstsein der Bevölkerung und
                                                                                          trägt zur Meinungsbildung bei. Autorinnen
    9 Grünspecht                            Das BULLETIN setzt sich mittels seiner        und Autoren der BULLETIN-Beiträge sind
    Nervöse Manne ond Froue                 Publikationen ein für die Förderung und       frei in ihrer Meinungsäusserung.
                                            den Erhalt von Lebensqualität im Sinne von:
    10 Kantonsrat                           • Soziale Gerechtigkeit, Schutz von sozial    Redaktion und Herausgeberverein
    Fraktionsausflug                             Benachteiligten                          «Das BULLETIN»
                                            • Ökologische Nachhaltigkeit, Schutz
    11 Kantonsrat
                                                 von Lebensräumen und der Natur
    Aktionsplan Klima

    12 Junge Alternative
    Netto null Motivationsverlust

    14 ESAF
    Fragen zur Nachhaltigkeit

    16 Frauenstreik
    15.24 h

    18 Politik
    Grenzen der Selbstbestimmung

    20 Flucht
    Alltag im Lager

    22 Energie
    Ein steiniger Weg

    24 Transition
    Soziales Experiment

    25 Service
    Gestreift
    Kino
    Veranstaltungen
    Adressen
    Impressum

    Umschlagbild: Kirschbäume auf dem ESAF-Areal – inzwischen nachhaltig gefällt.

    BULLETIN      |   NUMMER 2   |   JUNI 2019
Editorial

Klimawahl

Andreas Lustenberger, Präsident Alternative – die Grünen Zug

Wow! Was für eindrückliche               Grüne Wirtschaft                                                               3
Proteste, Demonstrationen und            oder der Zersiede-
Streiks, die wir in den vergangenen      lungsinitiative
Monaten weltweit, in der Schweiz         bereits vielseitige
und auch in Zug miterleben               Lösungsvorschläge
durften. Beim Schreiben dieser           präsentiert haben.
Zeilen bin ich immer noch euphori-       Es waren feminis­
siert vom bombastischen natio-           tische Gruppie-
nalen Frauenstreik. Aber auch die        rungen aus un-
Klimabewegung scheint nicht so           seren Reihen, die
einfach zu stoppen sein, wie sich        sich schon vor
das viele bürgerliche Politiker          28 Jahren für die
vielleicht gewünscht hätten.             Gleichstellung
Generell fällt auf, wie stark sich die   eingesetzt haben.
Menschen für eine positive Verän-        Wir zeigen schon
derung engagieren wollen. Dies           seit Jahrzehnten
spüren auch wir als Grüne Partei in      auf, dass die
Zug: Die Mitgliederzahlen wachsen!       ökologische und
Als alternativ-grüne Bewegung            finanzielle Aus-
setzen wir uns in Zug seit Jahr-         beutung rohstoff-
zehnten mit aller Vehemenz für           reicher Länder,
soziale Gerechtigkeit ein. Wir sind      Menschen in
unermüdlich, wenn es darum geht,         Entwicklungslän-
unsere Umwelt und damit unsere           dern regelrecht den
Lebensgrundlage zu schützen. Wir         Boden unter den
wollen eine friedliche Welt, in der      Füssen wegreisst.
alle Menschen eine faire Chance          Und nun sind
auf ein Leben in Freiheit und            diese Themen in der breiten             noch keinen Sommer. Aber ein
Würde haben. Wir sind und waren          Gesellschaft stärker verankert denn     ganzer Schwarm, der in unsere
stets jene Partei, die schonungslos      je. Wir sind die Expert*innen und       Richtung segelt, ist zumindest ein
den Finger in die Wunden gedrückt        unsere Lösungen sind gefragt. Es        gutes Vorzeichen. Vier Jahre lang
hat. Unsere Vorschläge zu einer          braucht massive Investitionen im        dominierte eine Rechtsbürgerliche
nachhaltigen Genesung wurden             Umweltbereich, damit wir die Ziele      Mehrheit die nationale Politik. Vier
belächelt und möglichst klein­           des Pariser Klimaabkommens              Jahre ohne Fortschritt, in grünen
geredet. Nun weht aber ein anderer       erreichen. Es braucht eine offene       und sozialen Themen sogar mit
Wind. Ein Wind, entfacht durch           und solidarische Gesellschaft, die      Rückschritten. Diese Zeit ist nun
eine junge Generation, die die Nase      mutig und innovativ in die Zukunft      vorbei und es braucht frischen
voll hat und das Heft selbst in die      schreitet. Eine Gesellschaft, die       Wind in Bern, auch aus Zug. Das
Hand nimmt. Die Energie, die von         sich auf einen unterstützenden und      schlechte Abschneiden im Umwelt-
dieser jungen Generation versprüht       fördernden Staat berufen kann.          ranking der fünf Zuger Vertreter
wird, belebt und mobilisiert             Einen Staat, der Leitplanken vorgibt,   oder das Nein zum Kompromiss
generationenübergreifend. Es war         wie es zum Beispiel die Konzernver-     der Konzernverantwortungsinitiative
beeindruckend zu sehen, wie              antwortungsinitiative fordert. Vor      verdeutlichen dies. Auf unseren
18-jährige Aktivistinnen gemein-         allem braucht es aber auch genera-      Listen stellen sich für die Wahl am
sam mit altgedienten Frauenrecht-        tionenübergreifende Solidarität.        20. Oktober profilierte Politike-
lerinnen am 14. Juni eine der            Endlich müssen wir die vollstän-        rinnen und Politiker zur Verfügung.
grössten Demonstrationen in der          dige Gleichstellung erreichen. Das      Dank der Listenverbindung mit der
Schweiz auf die Beine gestellt           Geschlecht, das Alter, die Herkunft     SP haben wir 2019 die grosse
haben.                                   oder die religiösen Ansichten einer     Chance, wieder eine links-grüne
Ja, wir Grünen waren es, die den         Person dürfen niemanden benach-         Vertretung aus Zug nach Bern zu
Klimawandel aufs politische              teiligen und alle müssen ihre           schicken. Packen wir gemeinsam
Parkett gebracht haben. Wir waren        Anliegen adäquat vertreten wissen.      diese Chance, die Zeit ist reif
es, die mit der Initiative für eine      Eine Schwalbe macht bekanntlich         dafür. ■

                                                                         BULLETIN     |   NUMMER 2    |   JUNI 2019
Wahlen

    Jetzt sind mir dra

    Redaktion BULLETIN

4   Am 20. Oktober 2019 sind nationale Wahlen, das eidgenössische Parla-                war Andi in seinen jungen Jahren
    ment wird gewählt. Es wird sich zeigen, ob die StimmbürgerInnen die                 noch nicht politisch aktiv. Sein po­
    Grünen – Alternativen dafür belohnen, dass Klima- und Frauenthemen                  litisches Interesse wurde durch ein
                                                                                        einjähriges Praktikum beim katho­
    nicht erst seit gestern in ihrem Parteiprogramm stehen. Wir stellen unsere
                                                                                        lischen Hilfswerk Fastenopfer ge­
    Kandidierenden für den Nationalrat auf diesen beiden Seiten vor.
                                                                                        weckt. Dort war Andi auch zustän­
                                                                                        dig für die Klimakampagne, er reiste
                                                                                        2009 als Vertreter an die Klimakon­
    Manuela Weichelt-Picard                  jeden Regierungsrätin und war die          ferenz in Kopenhagen. Politisiert
    Manuela Weichelt wurde 1967 ge­          zweite Frau Landammann überhaupt           durch die grosse Ungleichheit auf
    boren und ist vor knapp 30 Jahren        im Kanton Zug.                             unserer Welt, entschloss sich Andi
    in den Kanton Zug gezogen. Sie trat      Mit Manuela Weichelt würde das             für ein Geografie-Studium an der
    damals der Frischen Brise (heute         erste Mal seit dem Frauenstimmrecht        Universität Zürich.
    Grüne Steinhausen) bei und wurde         eine Frau den Kanton Zug in Bern           Als Nebenjob führte er das Sekreta­
    auf Anhieb (1994) als jüngste Frau       vertreten. Sie hat vor 20 Jahren auf ei­   riat der Jungen Grünen Zürich und
    in den Kantonsrat gewählt. Seither       ner gemeinsamen Liste mit der SP für       wurde 2012 zum Co-Präsidenten der
    politisiert Manuela Weichelt im Kan­     den Nationalrat kandidiert, um Armin       Jungen Grünen Schweiz gewählt.
    ton Zug als Legislativmitglied und       Jans zu unterstützen, und vor 16 Jah­      Herauszustreichen sind in dieser
    später in der Exekutive. Sie kandi­      ren hat sie mit ihrer Nationalratskan­     vierjährigen Tätigkeit sein unermüd­
    diert 2019 als Nationalrätin für die     didatur wesentlich dazu beigetragen,       licher Einsatz für die Schwächsten.
    Alternativen – die Grünen!               dass Jo Lang gewählt wurde.                Dazu gehörte auch die Arbeit für
                                             Während des letzten Vierteljahrhun­        das Referendum gegen die Asylge­
    Nach 8 Jahren Kantonsrat (davon 6        derts hat Manuela ihr politisches          setzverschärfung. Zudem war Andi
    Jahre als Fraktionschefin) und dem       Können im Kantonsparlament, als            massgeblich an der Ausarbeitung
    Erleben oder Überleben des Zuger         Parteipräsidentin und als Exekutiv­        und Lancierung der Zersiedelungs­
    Attentats entschloss sie sich im Jahre   politikerin unter Beweis gestellt.         initiative beteiligt. Seit 2013 politi­
    2002 zu einer politischen Pause. Doch    Kein Wunder hat die «NZZ» und              siert Andi nun im Zuger Kantonsrat
    schnell hat sie die Politik vermisst.    der «Tages-Anzeiger» ihren Namen           und seit drei Jahren amtet er als Prä­
    Sie übernahm 2005 das Parteipräsidi­     bereits ins Spiel gebracht, als sie        sident der Alternativen – die Grünen
    um der neu gegründeten kantonalen        sich noch in den wohlverdienten            des Kantons Zug.
    Partei. Im Jahre 2006 wurde sie mit      Ferien (oder wie sie selber sagen wür­     Freiwilliges Engagement zieht sich
    39 Jahren als erste Frau der Alterna­    de: «in der politischen Reinigung»)        wie ein roter Faden durch sein bis­
    tiven – die Grünen (und der CSP) in      nach Beendigung ihrer dritten und          heriges Leben. Dazu gehören sein
    den Regierungsrat gewählt, wo sie        letzten Legislatur als Regierungsrä­       langjähriges Engagement in der Pfa­
    vom Zuger Volk zweimal wiederge­         tin befand. Im 2019 ist die Zeit nun       di, seine Tätigkeiten im Verein Dro­
    wählt (Proporz und Majorz) wurde.        überreif, dass der Kanton Zug mit ei­      genforum Zug oder die Gründung
    Sie vertrat insgesamt während 12 Jah­    ner weiblichen grünen und sozialen         des Baarer Asylnetzes. Aktuell ist
    ren die Linke im Regierungsrat. Grü­     Stimme in Bern vertreten wird.             sein Leben nebst Politik und seiner
    ne Themen waren ihr immer wichtig                                                   beruflichen Tätigkeit als Teamlei­
    und sie konnte ihr Departement mit                                                  ter bei der Caritas Schweiz geprägt
    dem Forst, der Fischerei und der Jagd    Andi Lustenberger                          vom Eidgenössischen Schwing- und
    auch nachhaltig prägen. Alle diese       Andi ist 1986 in Bern geboren, jedoch      Älplerfest. Mit einem kompetenten
    Bereiche sind nicht zuletzt durch        bereits 1987 mit seinen Eltern und         Team ist er hauptverantwortlich
    den Klimawandel seit längerem ge­        den beiden älteren Geschwistern in         für das Thema Nachhaltigkeit und
    fordert. Sie war auch die erste und      Baar gelandet. Dort hat er alle Stufen     konnte hier einige Pflöcke einschla­
    einzige Direktion im Kanton, welche      der Schule durchlaufen und nach sei­       gen. Andi kandidiert für den Natio­
    eine Umweltzertifizierung einführte.     nem Sekundarabschluss die KV-Lehre         nalrat und bringt trotz jugendlichem
    Dank ihr konnte der Kanton Zug           auf der Gemeindeverwaltung Baar ab­        Alter viel Wissen mit.
    die hohe Zahl an Asylsuchenden           solviert. Er kandidiert 2019 als Natio­
    im 2015/2016 mit grosser Unterstüt­      nalrat für die Alternativen – Grünen!      Vroni Straub-Müller
    zung aus der Bevölkerung sehr gut                                                   Vroni Straub-Müller wurde 1963 in
    organisieren. Die letzten zwei Jahre     Trotz seiner politisch versierten Eltern   der Stadt Zug geboren – und ist zu­
    meisterte sie den Höhepunkt einer        und seiner Lehre auf der Gemeinde          sammen mit drei Geschwistern in der

    BULLETIN    |   NUMMER 2     |   JUNI 2019
5

Vroni Straub-Müller, Andi Lustenberger, Manuela Weichelt-Picard.

Stadt aufgewachsen. Vroni war eine        Anhieb in beide Räte gewählt. Seither     Sie setzt sich seit jeher für sozial
quirlige Jugendliche und in der Pfadi     politisiert die dort an der Seite der     Schwächere ein, Frauen- und Fami­
und in der Kadettenmusik engagiert.       Alternativen – Grünen. Seit 1996 gibt     lienanliegen sind ihr wichtig und die
Als Ende der 70er Jahre viele Tibeter     es eine Fraktionsgemeinschaft zwi­        Erhaltung einer lebenswerten Stadt
nach Zug kamen, organisierte sie          schen den Alternativen und der CSP        ebenfalls.
Unterkünfte für diese Einwanderer –       (und die CSP ist assoziiertes Mitglied    Wenn Vroni im Kantonsrat ans Red­
ihre soziale Ader war schon damals        bei den Alternativen – die Grünen).       nerpult tritt, dann trifft sie den Nagel
sehr ausgeprägt. Sie kandidiert 2019      Vor 8 Jahren wurde Vroni eben­            jeweils in einer ruhigen und kom­
als Nationalrätin für die CSP!            falls auf Anhieb in den Stadtrat          petenten Art auf den Kopf. Vroni ist
                                          gewählt. Für das Stadtpräsidium hat       nicht die «grösste» Politikerin im
Nach einem Abstecher nach Zürich,         es letztes Jahr nicht gereicht – allein   Kanton Zug, aber der Schein trügt.
wo sie als Praxisassistentin in einem     gegen die drei bürgerlichen Parteien      Mit grosser Bewunderung konnte
Spital arbeitete, zog es Vroni wieder     samt GLP und ohne Unterstützung           man in den letzten Jahren verfolgen,
zurück nach Zug, wo sie die Ausbil­       durch andere Parteien – das war           mit welchem Power Vroni ihre Ziele
dung zur Hebamme absolvierte. Vroni       nicht zu schaffen und in Anbetracht       und Anliegen vertritt und mit wel­
arbeitete viele Jahre als Hebamme         dieser Übermacht war ihr Resultat         chem unglaublichen Elan sie jeweils
zuerst im Spital, später freiberuflich.   super. Vroni führt im Stadtrat das        ihren Wahlkampf betreibt. Wir sind
Vor 14 Jahren wurde sie angefragt, ob     Bildungsdepartement und hat mit           überzeugt, dass Vroni alles dazu
sie nicht im Namen der CSP für den        ihrer Ruhe, ihrer hohen Präsenz und       mitbringt, was es für eine sehr gute
GGR und den KR antreten möchte.           ihrem Sachverstand ein geordnetes         Nationalrätin braucht. ■
Vroni hat zugesagt und wurde auf          und gut strukturiertes Departement.

                                                                            BULLETIN     |   NUMMER 2      |   JUNI 2019
Wahlen

    Go for it

    Redaktion BULLETIN

6   Tabea Zimmermann Gibson kandidiert als Ständerätin für die Alter-                  Stadt Zug und als kantonales Vor­
    nativen – die Grünen des Kantons Zug. In Zug geboren, in Hünenberg                 standsmitglied der ALG. Auch aus
    aufgewachsen und heute ist sie wieder in Zug wohnhaft. Ausser berufsbe-            beruflichen Gründen schon lange an
                                                                                       kantonalem Geschehen interessiert,
    dingten Auslandaufenthalten hat Tabea Zimmermann Gibson immer im
                                                                                       kam letzten Herbst noch die Wahl in
    Kanton Zug gewohnt. Trotz ihrer Berner Wurzeln und ihres Ehemanns,
                                                                                       den Kantonsrat dazu.
    der aus England kommt, ist sie demnach eher eine «Hiesige» als eine                Tabea Zimmermann engagiert sich
    Zugewanderte, was im weltoffenen Zug mit den vielen Zugezogenen ein                auch erfolgreich in der Freiwilligen­
    Vorteil ist.                                                                       arbeit. Als Präsidentin der Freiwilli­
                                                                                       genorganisation KISS Zug hat sie die
                                                                                       Zeitgutschriftenorganisation in der
    Tabea Zimmermann will in den Stän­       Politisches Engagement                    Stadt Zug aufgebaut. Dies zeigt klar,
    derat, ins Chambre de Réflexion. Der     Womit wir bei Tabeas politischem          dass Tabea nicht einfach von Dingen
    Ständerat heisst nicht nur so, weil er   Lebenslauf sind. Rein an der Zeit         spricht, die gemacht werden sollten.
    fast immer der Zweitrat ist, sondern     gemessen, wie lange Tabea sich aktiv      Vielmehr packt sie an und setzt die
    weil hier Leute mit vielfältiger Le­     am politischen Leben beteiligt, ist       Dinge in die Tat um.
    benserfahrung Einsitz haben. Wenn        die Liste noch nicht sehr lang, dafür     Mit ihrer Ständeratskandidatur will
    wir einen Blick auf Tabea Zimmer­        aber umso intensiver. Die ersten po­      Tabea Zimmermann die Themen So­
    manns Lebensstationen werfen, ver­       litischen Schritte waren beruflicher      lidarität und Nachhaltigkeit in den
    fügt sie über einen breiten beruf­
    lichen Fussabdruck. Sie war nicht nur
    als Kioskverkäuferin tätig, sondern
    hat auch in einem Versandhaus und
    als Kellnerin gearbeitet. Seit ihrem
    Studium in Geschichte und Englisch
    ist sie in Luzern als Kantonsschul­
    lehrerin tätig und bringt den Gymna­
    siastInnen bei, wie man sich in der
    Weltsprache Englisch korrekt aus­
    drückt und wie man durch Literatur
    Einblicke in sich selbst und die Welt
    gewinnen kann.
    Die Sensibilisierung fürs Politische
    zeigte sich bei Tabea Zimmermann
    schon früh. Ihre Lizenziatsarbeit un­
    tersucht die Entscheidungsfindungs­
    prozesse zur «Personenfreizügigkeit in
    der Europadiskussion der SP Schweiz
    und der Zürcher SVP vor der EWR-
    Abstimmung 1989 bis 1992». Bei den
    wissenschaftlichen Recherchen hat
    Tabea einiges mitbekommen über die       Natur: Tabea war sechs Jahre Präsi­       Wahlkampf einbringen. Zug ist nicht
    politische DNA der untersuchten Par­     dentin des KantonsschullehrerInnen­       nur bürgerlich, Zug ist auch vielfäl­
    teien. Das Wissen um die Ausrichtung     vereins Alpenquai und dadurch auch        tig und offen für neue nachhaltige
    der politischen Mitbewerber wird         Vorstandsmitglied des Verbandes Lu­       Lösungen. Tabea will eine Schweiz,
    Tabea auch in Zukunft hilfreich sein.    zerner MittelschullehrerInnen. Im         die nicht nur gut ist für diejenigen,
    Heute schon ist Tabea politisch breit    Kanton Zug war sie zuerst als Mit­        welche nur aufs eigene Portemon­
    abgestützt, auch was den Zuspruch        glied der politischen Arbeitsgruppe       naie schauen – denn die, die schon
    aus anderen Parteien anbelangt. Ihr      von Pro Velo Zug politisch tätig. Seit    viel haben, haben auch ohne zwei
    sensationelles Wahlresultat als Vize­    2014 ist sie parteipolitisch aktiv: ne­   bürgerliche Zuger Ständeräte genug.
    präsidentin des Grossen Gemeinde­        ben dem bereits erwähnten Sitz im         Deshalb ist es wichtig, aus Zug auch
    rates der Stadt Zug (GGR) zeigt das      GGR auch als Co-Präsidentin bei der       eine linke Stimme in den Ständerat
    deutlich.                                Ortsgruppe Alternative – die Grünen       zu schicken! ■

    BULLETIN    |   NUMMER 2     |   JUNI 2019
Wahlen

Generation Zukunft

Gurbetelli Yener, Co-Präsidentin Junge Alternative Zug

Die aktuelle Zuger Vertretung im Nationalrat ist männlich, bürgerlich und       Startkapital                                7
alt. Weder Frauen noch junge Menschen sind angemessen vertreten. Die            Dank dem kreativen Crowdfunding
Junge Alternative Zug möchte für frischen, ökologischen Wind sorgen und         konnte bereits ein «Startkapital» für
                                                                                den Nationalratswahlkampf gesammelt
schickt drei motivierte und engagierte Kandidierende ins Rennen um die
                                                                                werden. Spenden sind natürlich auch
begehrten Nationalratssitze: Julia Küng (18), Michèle Willimann (28) und
                                                                                weiterhin sehr willkommen – mit Dei­
Luzian Franzini (23).                                                           ner Hilfe holen wir uns den linken Sitz
                                                                                zurück!

                                                                                Junge Alternative Zug,
                                                                                Metallstrasse 5
                                                                                6300 Zug
                                                                                PC 80-192-9
                                                                                IBAN: CH50 0078 7007 7135 7461 0

                                                                                10 Jahre Junge Alternative
                                                                                Im Herbst 2019 jährt sich die Gründung
                                                                                der Jungen Alternative Zug zum 10. Mal.
                                                                                Diesen Anlass wollen wir gebührend
                                                                                feiern und laden deshalb herzlich zur
                                                                                grossen Jubiläumsfeier ein: am Samstag,
                                                                                28. September im Jugendkulturzentrum
                                                                                i45 in Zug. Ab 16.30 h sind alle Mitglie­
Julia Küng               Michèle Willimann         Luzian Franzini              der und Sympathisant*innen eingela­
                                                                                den, mit uns auf die erfolgreiche zehn­
«Als junge Klimaaktivistin möchte       Mit Crowdfunding zum Wahl­erfolg        jährige Geschichte der Jungpartei zu­
ich dafür sorgen, dass auch kommen­     Für eine aktive Wahlkampagne braucht    rückzublicken und anzustossen.
de Generationen noch eine Zukunft       es nicht nur Motivation und Engage­     Abends lassen wir dann an unserer
auf unserer Erde haben!», meint Julia   ment, sondern auch entsprechende        spektakulären, öffentlichen Jubiläums­
Küng. Deshalb kandidiert die 18-jäh­    Geldmittel. Um ihren Wahlkampf          party die Korken knallen und feiern mit
rige Zugerin für den Nationalrat. Für   zu finanzieren, haben die jungen        Musik von Fratelli-B (Hiphop), Jazzmin
Raumplanerin Michèle Willimann          Alternativen deshalb ein Crowdfun­      (Experimental Soul&Funk), R we alone?
stehen die Wahlen im Herbst ganz        ding lanciert, welches potentielle      (Blues/Rock), Rising Fyah (Reggae) und
im Zeichen der Frauen. «Leider sit­     Spenderinnen und Spender durch          OG Florin (Hiphop) in die Nacht hinein.
zen im Parlament auch 2019 noch         kreative und attraktive Belohnungen     Alle Generationen sind willkommen.
mehrheitlich ältere Herren. Es ist an   anlockte. So gab es für 20 gespendete
der Zeit, dass wir Frauen auch im na­   Franken zwei Flaschen Bier, gebraut
tionalen Parlament würdig vertreten     von einem Gründungsmitglied der
sind!» Luzian Franzini, Co-Präsident    Jungen Alternativen Zug. Für 100
der Jungen Grünen Schweiz, wid­         Franken bot die Jungpartei zum Dank
met sich neben dem ökologischen         einen Veloputzservice an und wer
Schwerpunktthema auch dem The­          150 Franken spendete, bekommt am
ma Transparenz. «Gerade in einem        Wahlsonntag ein Zmorgechörbli vor­
Wahljahr fliessen wieder Millionen­     beigebracht. ■
beträge in politische Kampagnen.
Die Stimmbevölkerung hat dabei das
Recht auf mehr Transparenz!»

                                                                        BULLETIN     |   NUMMER 2       |    JUNI 2019
Wahlen

    Das Wahlsystem erklärt

    Tim Kilchsperger, Vorstandsmitglied Junge Alternative

8   Im Folgenden wird in aller Kürze erklärt, worauf man beim Wählen ach-                 auch ähnliche Interessen vertreten.
    ten sollte, damit die eigene Stimme vollumfänglich dort landet, wo man                Diese Verbindungen werden gegen­
    sie haben möchte.                                                                     über anderen Listen als eine eigene
                                                                                          Liste gewertet.
                                                                                          Zur Feststellung des Wahlergeb­
    In erster Linie müssen wir unter­          erster Linie Personen im absoluten         nisses werden erst anhand der gül­
    scheiden zwischen Mehrheits- und           Mehr gewählt, sondern es werden In­        tigen Parteistimmen die verschie­
    Verhältniswahl, also Majorz- und Pro­      teressensvertretungen bestimmt. Zur        denen Mandate im Verhältnis zu
    porzwahlverfahren. Beginnen wir            Wahl stehen verschiedene Listen.           den Listen (und dann innerhalb der
    mit dem Majorz: Das Majorzwahl­            Diese Listen bilden Wahlvorschläge,        Listenverbindungen) zugeteilt – ge­
    verfahren gilt auf nationaler Ebene        welche den Stimmberechtigten meist         wählt ist dann die Kandidatur mit
    bei der Wahl für die Vertretungen          von Parteien, aber auch von Gruppie­       den meisten Personenstimmen in­
    des Ständerats. Im Ständerat sind          rungen unterbreitet werden.                nerhalb der Liste.
    alle Kantone mit zwei Personen ver­        Zur Differenzierung Ihres Wahlvor­         Wie kann man gültig wählen? Es
    treten – Halbkantone mit je einer          schlags kann eine Partei zusätzlich        besteht die Möglichkeit, eine Liste
    Person. Im Majorz werden die Per­          zur Hauptliste auch Unterlisten auf­       unverändert zu wählen, eine an­
    sonen gewählt, welche das absolute         stellen. Unterlisten unterscheiden         zupassen oder eine eigene zusam­
    Mehr erreicht haben. Sollten mehr          sich beispielsweise im Zusatz nach         menzustellen. Es können Personen
    als zwei Personen das absolute Mehr        Geschlecht, Alter oder durch Zu­           gestrichen werden, es können Vor­
    erreicht haben, dann sind die beiden       gehörigkeit zu den Flügeln einer           geschlagene zweimal hingeschrie­
    Personen mit den meisten Stimmen           Partei. Die gesamten Stimmen von           ben werden (kumulieren) und es
    gewählt.                                   Haupt- und allen Unterlisten die­          können Personen aus anderen Listen
    Im Gegensatz zum Ständerat wird            nen der Partei als Parteistimmen.          hinzugefügt werden (panaschieren).
    der Nationalrat im Proporzwahlsys­         Die Anzahl der Parteistimmen ist           Beim Panaschieren gilt es darauf zu
    tem gewählt. Den Kantonen werden           entscheidend für die Verteilung der        achten, dass man aus Listen wählt,
    im Verhältnis zu ihrer Wohnbevöl­          verfügbaren Nationalratssitze. Durch       welche miteinander verbunden (Li­
    kerung eine entsprechende Anzahl           Listenverbindungen mit anderen Par­        sten- oder Unterlistenverbindungen)
    Sitze zugeteilt – der Kanton Zug           teien oder Gruppierungen können            sind – sonst gibt man allenfalls ver­
    hat bekanntlich drei Sitze. Bei der        die Wahlchancen erhöht werden;             schiedenen Interessengruppen seine
    Proporzwahl werden nicht mehr in           dies ist sinnvoll, sofern die Parteien     Stimme. ■

    Empfehlung der Redaktion: Idealerweise werfen Sie eine           Empfehlung der Redaktion: Beim Panaschieren gilt es darauf
    unveränderte Liste der Alternativen – die Grünen (oder Listen-   zu achten, dass man aus Listen wählt, welche miteinander
    oder Unterlistenverbindungen) ein. Damit unterstützt man         verbunden (Listen- oder Unter­listenverbindungen) sind – sonst
    die Ziele der ALG am effektivsten.                               verlieren wir eine Stimme.

    BULLETIN     |   NUMMER 2      |   JUNI 2019
Grünspecht

Nervöse Manne ond Froue

Grünspecht – ein kritischer Vogel

Die SVP, die von Wahl zu Wahl, von Erfolg zu Erfolg, zur stärksten Partei       durchgesetzt. Auf einmal entdeckten    9
des Landes aufgestiegen ist, ist ins Taumeln geraten. Anti-EU, Anti-Klima-      diese dann ihr Herz für die Versi­
politik, Anti-Ausländer – das ist etwas gar wenig für eine Partei, die sich     cherten und liessen den Paragrafen
                                                                                35 wieder fallen, nach welchem die
als «schweizerisch» brüstet.
                                                                                Versicherungsgesellschaft die Ver­
                                                                                tragsbedingungen einseitig zu ihren
Nach den Mandatsverlusten bei           schlicht den fahrenden Zug. Nach        Gunsten hätten ändern können.
den Wahlen in die kantonalen Par­       dem Motto, was nicht in mein ideo­
lamente von Zürich, Luzern und          logisches Konzept passt, existiert      Im Dienste der Goldküste
Basel-Landschaft haben die rechten      nicht.                                  Der Druck von grün-links hat – dies
Ideologen in der Volkspartei schnell                                            zeigen die beiden Beispiele – das
eine Schuldige gefunden. Sie ist        Hüst und Hott zu Lasten der Bürger      Schlimmste verhindert. Die kom­
16-jährig und heisst Greta. Oder wie    So beschwört die Volkspartei bei je­
ein User in den sozialen Medien         der Gelegenheit ihre Anti-EU-Politik
spöttisch bemerkte: «Warum soll         mit der gefährdeten Unabhängigkeit
man eine Partei wählen, welche kei­     und Freiheit der Schweiz. Abge­
ne Erfolge, dafür nur Ausreden prä­     sehen von diesem automatischen
sentieren kann. Neuerding soll eine     Reflex gibt die Partei ein leeres und
16-jährige Schülerin am Niedergang      chaotisches Bild ab. Zwei Beispiele:
der SVP schuld sein. Echt jetzt?»       In der letzten Frühlingssession ging
                                        es im Nationalrat um die Erhöhung
Programmatische Leere                   der Franchisen in der Krankenkas­
Schuld ist nicht die rasante Klima­     se; diese sollten um 50 Franken
erwärmung. Schuld ist die fehlende      steigen, allenfalls in Zukunft sogar
politische Antwort. Wer für die Sor­    automatisch der Kostenentwicklung
gen der Menschen (und der Natur         angepasst werden. Die bürgerlichen
und des Planeten überhaupt) keine       Parteien SVP, FDP und CVP stimm­
Visionen und Lösungen präsentieren      ten im Nationalrat in der Beratung
kann, der hat schon verloren. In der    für die Erhöhung und damit die
Klimapolitik zeichnet sich die SVP      Mehrbelastung der Prämienzahle­
durch programmatische Leere aus;        rinnen und Prämienzahler. Grüne
etwa so leer wie die Wüste Sahara,      und SP kündigten ein mögliches
die sich in Folge der Klimaerwär­       Referendum an. Zwei Tage vor der        menden Wahlen respektive die Angst
mung immer mehr in Richtung Mit­        Gesamtabstimmung dann die Kehrt­        davor haben auch dazu beigetragen.
telmeer ausdehnen wird.                 wende. Die SVP sagte auf einmal         Aber der Grünspecht ist sicher; die
Das Einzige, was bei der SVP im­        Nein; es sei eine Gesamtschau im        konsumentenfeindlichen Attacken
mer funktioniert hat, ist der Reflex,   Gesundheitswesen nötig, verkün­         von rechts auf den Geldbeutel der
die anderen zu verunglimpfen und        dete Fraktionschef Thomas Aeschi.       sozialschwachen, der Familien,
den Kalten Krieg aus der Mottenki­      Die Parteielite um Milliardär Chri­     der Seniorinnen und Senioren und
ste zu holen. Anders ist der Tweet      stoph Blocher hat gemerkt, dass die     des Mittelstandes werden nach den
von Roger Köppel nicht zu inter­        «Froue und Manne» andere Sorgen         Wahlen wieder einsetzen. Hinter der
pretieren: «Unter der Tarnkappe des     drückt als die EU.                      Anti-EU-Rhetorik der SVP versteckt
Klimawandels holen die grünroten        Gleiches Vorgehen bei der Revi­sion     sich nämlich ein Programm der
Ideo­logen ihre uralten marxistischen   des Versicherungsgesetzes in der Son­   Spaltung der Gesellschaft und des
Rezepte aus der Gruft.» Wie soll Mi­    dersession im Mai. Die Bürgerlichen     Sozialabbaus. Ein Programm für die
chael Gorbatschow, der Generalse­       in der vorberatenden Kommission         Goldküste – und nicht für die «Frou­
kretär der untergegangenen Sowje­t­     wollen die Rechte der Versicherten      en und Mannen», die täglich in
union, doch einmal formuliert haben     zum Vorteil der Versicherungsge­        Familie und Gesellschaft ihr Bestes
(die genauen Umstände des Zitats        sellschaften schmälern. Die Versi­      geben. ■
sind nicht ganz klar): «Wer zu spät     cherungslobby hatte sich bei SVP-
kommt, den bestraft das Leben.» In      Bundesrat Ueli Maurer und den
der Klimapolitik will die SVP nicht     rechtsbürgerlichen Parteien Ge­
einmal zu spät kommen, sie negiert      hör verschafft und ihre Interessen

                                                                        BULLETIN     |   NUMMER 2    |   JUNI 2019
Kantonsrat

     Fraktionsausflug

     André Guntern, ALG Baar, Präsident Pro Natura Zug

10   Klimaverträglicher geht’s kaum: Auf dem diesjährigen Ausflug wanderte                 Beim Restaurant Freimann in der
     die Fraktion ab Baar der Lorze entlang nach Zug. Die Teilnehmenden lies-              Letzi wechselte die Gruppe das Lor­
     sen sich darüber orientieren, wie die Lorzenebene in den letzten hundert              zenufer – und damit auch das Thema.
                                                                                           Vor 4 Jahren standen an gleicher Stelle
     Jahren verändert wurde, und welche Veränderungen das Schwingfest
                                                                                           rund 20 Personen der Alternative, um
     noch diesen Sommer mit sich bringen wird.
                                                                                           über das eben beschlossene Eidgenös­
                                                                                           sische Schwingfest zu diskutieren.
     Anhand der Lorze lässt sich die für        als Kompensation für die Nordzufahrt       Dass für den dreitägigen Anlass 30
     viele Gewässer typische natürliche         führten zur Besserung. Mit einem           Hochstamm­   obstbäume gefällt wur­
     und anthropogene Landschaftsverän­         langen Überlaufrohr wurde Wasser           den, hatte breite Empörung ausgelöst.
     derung zeigen.                             von der neuen zur alten Lorze geführt.     Um bei den Umweltauswirkungen
     Nach dem Ende der letzten Eiszeit          Heute ist wieder ein ökologisches          frühzeitig Position zu beziehen, wur­
     erstreckte sich der Zugersee bis nach      Gleichgewicht in der alten Lorze er­       de ein umfangreicher Forderungskata­
     Baar. Seither hat die Lorze mit ihrem      reicht. Mit dem alten Baumbestand          log zu Handen des OK erstellt. Es lag
                                                               und dem idyllischen         nun an Andreas Lustenberger, seinen
                                                               Spazierweg kommt ihr        Kantonsratskolleginnen und -kollegen
                                                               als Natur- und Erho­        zu erläutern, wie das Schwingfest
                                                               lungsraum eine hohe         dem Anspruch an die Nachhaltig­
                                                               Bedeutung zu.               keit gerecht werden soll. Als Leiter
                                                                                           der Stabstelle Nachhaltigkeit setzte er
                                                                 Beharrlichkeit nützt      sich zusammen mit Kantonsrätin Sté­
                                                                 Die neue Lorze ver­       phanie Vuichard und zwei weiteren
                                                                 fügt zwar über brei­      Personen dafür ein, dass die Emis­
                                                                 te und artenreiche        sionen reduziert, Material wiederver­
                                                                 Ufer­gehölze, der Bö­     wertet und sämtliche Emissionen der
                                                                 schungsquerschnitt ist    Veranstalter und Besucher zusammen
                                                                 aber sehr gleichförmig.   mit MyClimate kompensiert werden
                                                                 Deshalb wur­  de er in    (siehe Seite 14f.). Der Nachmittags­
                                                                 den vergangen 10 Jah­     spaziergang hat an zwei praktischen
                                                                 ren an verschiedenen      Beispielen gezeigt, dass es sich bei
     Beim Blick auf das riesige Stadiongelände des ESAF erklärt Stellen aufgebrochen:      Bauprojekten und Grossanlässen
     Andreas Lustenberger, wie der Grossanlass möglichst kli­   Bei der Baarer Ziegel­     lohnt, sich beharrlich für umweltver­
     maneutral durchgeführt werden soll. Bild: André Guntern    hütte, den Familien­       träglichere Lösungen einzusetzen. ■
                                                                gärten im Jöchler und
      Geschiebe aus dem Lorzentobel die nördlich der Autobahnauffahrt wurde
      gesamte Lorzenebene bis zum heu­ der Lorze ein Teil des früher abge­
      tigen Seeufer aufgefüllt. Die unge­ rungenen Landes zurückgegeben und
      zähmte Lorze führte in früheren Jahr­ umfangreiche Renaturierungen reali­
      hunderten in Baar immer wieder zu siert. Sie erfüllen heute die wasserbau­
      Überschwemmungen. Einzelne Mass­ liche Funktion als Retentionsräume
      nahmen konnten das Problem nicht und leisten dank der Struktur- und
      lösen. Nach der letzten verheerenden Artenvielfalt einen wichtigen Beitrag
      Überschwemmung 1934 dauerte es an die Biodiversität in der Lorzenebe­
      noch 40 Jahre, bis die Gefahr gebannt ne. Die Flächen stellen im Vergleich
      war. Die Lorze musste der Autobahn zu den ehemals riesigen Sumpfgebie­
      weichen und wurde ab dem Jöchler ten und Riedwiesen nur eine geringe
      bis zum Brüggli in ein neues Flussbett Kompensation für die seit 120 Jahren
      mit genügend Kapazität für grosse verschwundenen naturnahen Lebens­
      Hochwasser verlegt. Bei der alten räumen dar. Mit dem Siedlungs- und
      Lorze, die weiter Richtung Choller Strassenbau sind inzwischen auch viele            Anhand von Karten und Luftbildern zeigt
      floss, fehlte nun aber das Wasser und Landwirtschaftsflächen verschwunden.           André Guntern, wie sich der Lauf der
      sie wurde zu einem übelriechenden Ein Vergleich der Landeskarten von                 Lorze seit 1890 verändert hat.
      Rinnsal. Erst die Aufwertungsprojekte 1890–2010 zeigt dies eindrücklich.             Bild: Hanni Schriber-Neiger

     BULLETIN      |   NUMMER 2     |   JUNI 2019
Kantonsrat

Aktionsplan Klima

Stéphanie Vuichard, Kantonsrätin Alternative – die Grünen

Am 7. Februar 2007 (!) wurde eine Motion der alternativen Fraktion betref-         besser konkrete Massnahmen bringen        11
fend «Aktionsplan Klima» im Kanton Zug eingereicht. Verlangt wurde ein             sollen, möchte ich sagen: Es soll nicht
Massnahmenkatalog. Es sollten alle auf kantonaler Ebene möglichen Mass-            die Aufgabe von Schüler und Schüle­
                                                                                   rinnen sein und auch nicht von drei
nahmen zur Verminderung des Klimawandels aufgezeigt werden. Damals
                                                                                   Kantonsrätinnen, einen Massnahmen­
wurde die Motion aufgrund der bürgerlichen Mehrheit nicht überwiesen.
                                                                                   katalog zu erstellen. Dies würde unsere
Zwölf Jahre später sieht es nun doch endlich etwas besser aus.                     Kapazitäten übersteigen. Ausserdem ist
                                                                                   es weniger klug und weniger effizient,
Anna Spescha, Isabel Liniger (bei­        forderte keine Symbolpolitik, sondern    wenn jede Partei einzelne Massnah­
de SP) und ich wollten den Kli­           wollte gleich konkrete Massnahmen        men als Vorstoss einreicht, ohne dass
mastreikenden Gehör verschaffen und       hören und auch der Name «Klimanot­       die Massnahmen untereinander koor­
haben ihre Forderungen als Postulat       stand» wurde kritisiert.                 diniert wurden. Es ist besser, zuerst
in den Kantonsrat eingebracht. Wir        Die vielen Klimastreikenden welt­        auf einer höheren Ebene einen Mass­
forderten: «Der Kanton Zug ruft den       weit, die tausenden Teilnehmenden        nahmenplan zu erarbeiten. Dieser soll
                                                                                   zeigen, was auf kantonaler Ebene alles
                                                                                   gemacht werden kann und soll, um die
                                                                                   Forderung der Klimastreikenden zu
                                                                                   erfüllen, den CO2-Ausstoss auf netto
                                                                                   null bis 2030, spätestens bis 2050 zu
                                                                                   reduzieren. Beispiele von möglichen
                                                                                   Massnahmen sind:

                                                                                   • Verbesserte Heizungen und
                                                                                     Wärmedämmungen bei Gebäude­
                                                                                     sanierung und Neubauten.
                                                                                   • Förderung der erneuerbaren
                                                                                     Energien wie Solaranlagen auf
                                                                                     gewissen kantonalen Gebäuden.
                                                                                   • Höhere Abgaben für fossile
Am 11. April wurde die Ausrufung des nationalen Klimanotstandes dem Kantonsrat       Energieträger und Motorfahrzeuge.
übergeben.                                                                         • Förderung von Langsamverkehr
                                                                                     und öffentlichem Verkehr.
symbolischen Klimanotstand aus und        in der Schweiz und auch die rund         • CO2-Senken fördern durch eine
anerkennt damit die Eindämmung des        300 Personen in Zug bewirken etwas.        erhöhte Moorregeneration, bessere
Klimawandels und seiner schwerwie­        Und der Hitzesommer 2018 hat wohl          Nutzung von Schweizer Holz oder
genden Folgen als Aufgabe höchster        auch nachgeholfen. Das Thema Kli­          Humusaufbau in Böden.
Priorität.» Uns war klar, dass es sehr    mawandel und die Notwendigkeit           • Stärkere Umweltbildung in
schwierig wird, den Vorstoss über­        zu handeln ist endlich in der breiten      Schulen und stärkere Sensibilisie­
haupt erst mal überweisen zu können.      Bevölkerung angekommen.                    rung der Bevölkerung.
Umso mehr freuten wir uns, als der                                                 • Klimaneutrale Finanzierung bei
Kantonsrat dank der Alternativen –        Blosse Symbolpolitik?                      Pensionskassen und weiteren
die Grünen, der SP und, für mich          An dieser Stelle möchte ich noch­          Geldanlegern.
doch sehr überraschend, praktisch         mals betonen, dass es sich hier um
der ganzen CVP-Fraktion das Postulat      einen symbolischen Notstand handelt,     Nachdem der Regierungsrat einen
überwiesen hat. Der Kantonsrat hat        die Demokratie wird nicht ausgehe­       Massnahmenplan erstellt hat, kom­
den Klimawandel und seine schwer­         belt. Mit dem Begriff «Klimanotstand»    men wohl die einzelnen, konkreten
wiegenden Folgen auf die Natur und        wollten wir uns einer internationalen    Massnahmen wieder in den Kantons­
uns Menschen weltweit wie auch in         Bewegung anschliessen und setzen         rat. Dann kann wieder debattiert wer­
der Schweiz anerkannt. Zwei Par­          dies als Titel für einen Massnahmen­     den. Ich bin gespannt, wie sich einzel­
teien stellten sich dagegen. Die SVP      plan. Vielleicht passt einigen der Ti­   ne Parteien bis dahin entwickelt haben
schien noch etwas am Klimawandel          tel nicht, doch das Entscheidende ist    und welche Massnahmen schlussen­
zu zweifeln, weil es so ein kalter,       hier der Inhalt. Zur Kritik, dass es     dlich durchkommen und umgesetzt
regnerischer Mai war. Und die FDP         nur Symbolpolitik sei und wir doch       werden. ■

                                                                            BULLETIN    |   NUMMER 2      |   JUNI 2019
Junge Alternative

     Netto null Motivationsverlust

     Julia Küng und Delia Meier, Junge Alternative

12   Seit einem halben Jahr schlägt die Klimastreikbewegung in der Schweiz             noch an organisatorischem Geschick.
     ihre Wellen. Ein guter Zeitpunkt, um kurz Luft zu holen, einen Blick in           Trotz unserer bunten Massen auf
     die Vergangenheit und vor allem auch in die Zukunft zu werfen, denn für           den Strassen besteht die Bewegung
                                                                                       vorwiegend aus Schüler*innen und
     diese kämpfen wir schliesslich.
                                                                                       Studierenden. Für unseren weiteren
                                                                                       Erfolg ist es zentral, dass wir noch
     Schon jetzt haben die Klimastreiks        Bahnen zu lenken (IPCC 2018). Des­      mehr Auszubildende und Menschen
     durch ihre Präsenz auf den Strassen       wegen brauchen wir ein Parlament,       aus älteren Generationen erreichen,
     und in den Medien viel erreicht, in       das diese Verantwortung wahrnimmt.      denn die Klimakrise betrifft uns alle.
     der Politik sowie in den Köpfen der       Trotz der Entschlossenheit und der      Nebst der Mobilisierung zeigt auch
     Menschen. Davon zeugen die Wahler­        Notwendigkeit weiter zu kämpfen, ist    die interne Organisation an manchen
     gebnisse in Zürich und Luzern sowie       diese Phase der Klimastreiks in der     Stellen Schwächen auf. Die nationale
     erste Schritte in Richtung des Netto-     Schweiz von grossen Fragen geprägt.     Koordination ist auf Grund des Kon­
     null-Zieles bis 2030 in diesen bei­       Wo stehen wir als Bewegung? Wo lie­     sensprinzips sehr langsam und trotz
                                                                                       der Ablehnung von Hierarchien hat
                                                                                       sich eine inoffizielle Führung heraus­
                                                                                       kristallisiert. Da die lokalen Gruppen
                                                                                       vorwiegend autonom sind, war dies
                                                                                       bis jetzt kein grosses Problem, doch
                                                                                       müssen wir unbedingt offen über
                                                                                       die Probleme sprechen und entspre­
                                                                                       chende Lösungen suchen. Gar nicht
                                                                                       so einfach, wenn der Konsens durch
                                                                                       einen Konsensentscheid abgeschafft
                                                                                       werden soll.

                                                                                       Den Druck aufrechterhalten
                                                                                       Wir werden nicht von unseren For­
                                                                                       derungen abweichen, da sie auf dem
                                                                                       aktuellen Stand der Wissenschaft ba­
                                                                                       sieren und durchaus erreichbar sind,
                                                                                       wie auch ein Massnahmenplan zur Er­
                                                                                       reichung des Netto-null-Ziels bis 2030
                                                                                       der Jungen Grünen zeigt. Doch wir
                                                                                       müssen uns überlegen, ob die Streiks
     Einen Systemwechsel fordern auch die Klimastreikenden auf dem Zuger Postplatz.    und Demos weiterhin zielführend
                                                                                       sind. Als Klimastreikbewegung haben
     den Städten und die Ausrufung des         gen unsere Stärken und Schwächen?       wir keineswegs an Power verloren, je­
     Klimanotstandes in zwei Kantonen.         Und vor allem: Wie geht es weiter?      doch geht das Medieninteresse und die
     Auch im Kanton Zug ist die Ausru­                                                 Teilnehmer*innenzahl unserer Kund­
     fung des Klimanotstandes Thema. Die       Reichen Streiks und Demos?              gebungen zurück. Dies ist nicht weiter
     Klimastreikbewegung kann eindeutig        Um unsere Forderungen nach einer        erstaunlich, die Menschen haben sich
     erste Erfolge verzeichnen – doch dies     nachhaltigen Klimapolitik durch­        schnell daran gewöhnt, dass sich die
     reicht noch lange nicht. Bis ihre For­    setzen zu können, müssen wir uns        Jugend fürs Klima einsetzt. Umso wich­
     derungen umgesetzt werden, werden         bewusst sein, wie es aktuell um uns     tiger ist es, dass wir den Druck auf die
     die Klimastreikenden nicht Ruhe ge­       steht. Nur so kann es uns gelingen      Politik weiter aufrechterhalten können.
     ben. Dafür sind vor allem die natio­      erfolgversprechende Strategien zu       Neben Streiks und Demos wird es in
     nalen Wahlen diesen Herbst entschei­      finden. Wir sind eine internatio­nale   Zukunft vermehrt auch kleinere Ak­
     dend. Aufgrund des Zeitdrucks in der      Bewegung mit starkem Rückhalt in        tionen, wie zum Beispiel Flashmobs,
     Klimafrage müssen diese unbedingt         der Bevölkerung, wir haben klare        geben. Auch sind der Aufbau von al­
     Klimawahlen sein. Laut der Wissen­        Ziele und es fehlt uns, wie die Ver­    ternativen Systemen, wie zum Beispiel
     schaft bleiben uns noch elf Jahre Zeit,   gangenheit gezeigt hat, weder an        klimaneutrale Wohnungen sowie Barri­
     um die Klimapolitik in die richtigen      Mut, Willenskraft und Kreativität       kaden und Sit-Ins in Planung.

     BULLETIN     |   NUMMER 2     |   JUNI 2019
bunten Klimastreikbewegung viele         13
                                                                               Ideen. Egal wie der Systemwandel
                                                                               aussehen wird, wir müssen uns mit
                                                                               der Frage auseinandersetzen, wie
                                                                               wir uns ein nachhaltiges, demokra­
                                                                               tisches und gerechtes Zusammen­
                                                                               leben und Wirtschaften in Zukunft
                                                                               wünschen. Dabei sei nicht zu ver­
                                                                               nachlässigen, dass die Klimakrise
                                                                               auch eine soziale Krise ist. Deswe­
                                                                               gen kämpft die Klimastreikbewe­
                                                                               gung genauso für soziale Gerech­
                                                                               tigkeit wie für den Schutz unserer
                                                                               Lebensgrundlage.

                                                                               Jetzt erst recht
                                                                               Die Klimastreikbewegung gibt noch
                                                                               lange keine Ruhe. Auch wenn die
                                                                               Teilnehmer*innenzahlen der Streiks
                                                                               und die Medienaufmerksamkeit
                                                                               leicht zurückgehen, unsere Ent­
                                                                               schlossenheit bleibt. Denn die Kli­
                                                                               makrise ist und bleibt die grösste He­
Klimaverantwortung                     Massnahmen, die nur auf Freiwillig­     rausforderung unserer Zeit und ohne
Grundlegend für den zukünftigen        keit basieren, nicht funktionieren.     massiven Druck aus der Bevölkerung
Erfolg der Klimastreikbewegung         Nur klare politische Richtlinien für    werden die tiefgreifenden, notwen­
ist es, dass uns bewusst ist, wer      die Wirtschaft und die Bevölkerung      digen Veränderungen nicht umge­
in der Klimafrage die Verantwor­       werden zu einer nennenswerten Re­       setzt werden. In zwei Kantonen und
tung trägt. Dies sind nicht Einzel­    duktion der Treibhausgasemissionen      mehreren Städten wurde bereits der
personen, sondern politische Ent­      führen. Trotzdem sind wir der Kli­      Klimanotstand ausgerufen. Darüber
scheidungsträger*innen. Die Fragen,    makrise nicht machtlos ausgeliefert.    und über alle Aufmerksamkeit, die
ob wir mit dem Flugzeug in die         Wir können und sollen durch unser       die Klimastreikbewegung und die
Ferien fliegen oder Fleischkonsum      politisches Engagement einen ent­       Klimakrise in den letzten Monaten
vertretbar ist, haben ihre Daseins­    scheidenden Beitrag leisten.            bekommen haben, freuen wir uns
berechtigung, sind jedoch im Hin­                                              sehr. Doch was wir bereits erreicht
blick auf die Lösung der Klimakrise    System change, not climate change       haben, reicht noch lange nicht und
zweitrangig. Das Märchen, dass wir     Die Klimakrise wird drastische          es müssen endlich konkrete Mass­
mit unserem individuellen Verhal­      Veränderungen für das Leben al­         nahmenpläne durchgesetzt werden.
ten die Klimakrise aufhalten kön­      ler Menschen herbeiführen. Wenn         Ausschlaggebend für die Zukunft
nen, wurde uns jahrelang von den       wir dies verhindern wollen, muss        von uns allen sind die kommenden
Reichen und Mächtigen eingetrich­      das jetzt bestehende System verän­      nationalen Wahlen. Diese Wahlen
tert, die mit ihrem klimaschädlichen   dert werden. Die Forderung nach         müssen zwingend Klimawahlen
Verhalten grosse Profite machen.       einem Systemwandel ist nicht eine       sein. Denn die Herausforderungen
Nur 100 Firmen sind für mehr als       aus der Luft gegriffene Überdrama­      sind gross und uns läuft die Zeit da­
70% der weltweiten Treibhausgase­      tisierung, sondern zeugt lediglich      von. Die Klimastreikbewegung wird
missionen verantwortlich (Carbon       vom Wunsch, den unumgänglichen          alles daransetzen, weiterhin gehört
Majors Report, CDP, 2017). Weil        Wandel mitgestalten zu wollen. Uns      zu werden und gerade vor den Wahl­
die eingesparten Emissionen einer      bleiben zwei Möglichkeiten: Entwe­      en noch einmal Vollgas zu geben.
Einzelperson kaum ins Gewicht fal­     der lassen wir alles, wie es ist, und   Wir sind viele, wir sind wütend und
len und wir Menschen aufgrund von      die Klimakrise wird den Wandel          wir sind laut. Gestärkt durch unsere
sozialen Umständen nicht so frei       bestimmen. Oder wir verändern den       ersten Erfolge und die Notwendig­
in unseren Entscheidungen sind,        Status quo aktiv und bestimmen          keit unseres Engagements werden
wie wir dies häufig denken, werden     den Wandel mit. Dazu gibt es in der     wir jetzt erst recht weitermachen. ■

                                                                       BULLETIN     |   NUMMER 2     |   JUNI 2019
ESAF

     Fragen zur Nachhaltigkeit

     Redaktion BULLETIN

14   Im Gespräch mit Andreas Lustenberger wollte das BULLETIN mehr erfah-               über mindestens zwanzig ökologische
     ren über die Nachhaltigkeitsfragen im Zusammenhang mit dem Eidgenös-               Ziele rapportieren. Um auch bezüg­
     sischen Schwing- und Älplerfest ESAF. Es wurde im Vorfeld verkündet, es            lich Zielerreichung ein abschlies­
                                                                                        sendes Urteil fällen zu können, for­
     würde das erste klimaneutrale Eidgenössische Schwing- und Älplerfest.
                                                                                        dert zudem MyClimate Berichterstat­
     Andi konnte diesbezüglich einige wichtige Erfolge aufzeigen, machte sich
                                                                                        tung über sehr viele Teilziele. Der
     aber auch Gedanken zu solchen Grossanlässen generell.                              ökologische Fussabdruck des ganzen
                                                                                        Anlasses wird berechnet. Er wird dem
     Zuerst einmal zur Klärung: Andi hat      werten, 4. Kompensieren. Die Kom­         Eidgenössischen Schwingerverband
     das Schwingfest nicht nach Zug ge­       pensation in Zusammenarbeit mit           als Basis für (wo nötig strengere) Vor­
     holt. Erst als schon klar war, dass      der Stiftung Myclimate unterstützt        gaben bei künftigen Schwingfesten
     der Grossanlass nach Zug kommt,          viele gute Projekte in den Bereichen      dienen. Bereits heute kann jedoch
     bot sich ihm die Chance, als Leiter      Energieeffizienz, Schadstoffvermei­       festgestellt werden, dass Veranstal­
     der Stabsstelle Nachhaltigkeit an der    dung, Bildung und Entwicklung. Aus        tende anderer Grossanlässe nicht nur
     Vorbereitung mitzuwirken. Ihn reizte     den Einnahmen des grossen Festes          am ESAF mit allem Drum und Dran
     grundsätzlich das Planen und Orga­       werden auch Umweltprojekte im In-         Interesse zeigen, sondern auch zu
     nisieren für einen Anlass dieser Grös­   und Ausland unterstützt. Trotzdem         konkreten Themen der Nachhaltig­
     senordnung. Und er wollte sich dafür     bleibt ein bitterer Nachgeschmack,        keit Fragen stellen und Lösungen
     einsetzen, dass die Fragen der Um­       wenn von «klimaneutral» gesprochen        übernehmen wollen. Dazu kommt,
     welt und Nachhaltigkeit einen hohen      wird, weil man sich eine Kompensa­        dass bei vielen an der Planung und
     Stellenwert erhalten. Immerhin war       tion «erkauft» hat bzw. sich den Kauf     Vorbereitung des Anlasses Beteiligten
     eine Basis gelegt, indem eine Stabs­     leisten konnte.                           eine Sensibilisierung stattgefunden
     stelle Nachhaltigkeit überhaupt vor­                                               hat, weil die Nachhaltigkeit bei allen
     gesehen wurde und diverse Pflöcke        Auch Sponsoren in die Pflicht             Teilprozessen zum Thema wurde.
     in dieser Sache bereits eingeschlagen    nehmen
     waren. Dies war die Grundlage für        Andi ist beeindruckt, wie viel Geld       Problembereich Festbetrieb und
     weitere Massnahmen. So konnte er         für einen solchen Anlass fliesst und      Publikum
     noch einiges bewirken. Durch das         was dank Sponsoren alles möglich          Für die durch die offiziellen Gaststät­
     Bestehen der Stabsstelle seien zudem     wird. Es wurde mit den Sponsoren          ten verkauften Getränke wird ein Fla­
     andere Personen im Organisations­        vereinbart, auf flächendeckendes          schendepot erhoben. Da ausschliess­
     komitee (OK) angeregt worden, in         Samp­  ling (Verteilen von Mustern)       lich für die grosse Arena Eintrittskar­
     ihren Zuständigkeitsbereichen Ideen      zu verzichten. Die Stabsstelle Nach­      ten nötig sind, wird sich zahlreiches
     für mehr Nachhaltigkeit einzubringen     haltigkeit hat aber auch noch wei­        zusätzliches Publikum auch in der so­
     und zu realisieren.                      tergehend Einfluss genommen. Sie          genannten Festmeile bewegen. Da die­
                                              war beispielsweise für Prüfung und        se Leute selber Getränke mitbringen
     CO2-Kompensation                         Freigabe aller durch Sponsoren ver­       können, ist eine flächendeckende Lö­
     Ein wesentlicher Erfolg der Stabsstel­   teilten «Give-aways» zuständig. Die       sung mit Depot auf alle Verpackungen
     le Nachhaltigkeit ist sicher das Be­     Sponsoren müssen sich an den Ent­         nicht möglich. Hier hängt dann wohl
     kenntnis des OK zu einer kompletten      sorgungs- und Umweltgebühren be­          bei der Entsorgung sehr viel von der
     Kompensation der CO2-Schuld. In          teiligen. Das hat bereits dazu geführt,   Disziplin der Gäste ab. Da erwartet das
     die Berechnung auf der Basis eines       dass bei diversen Sponsoren die be­       OK bezüglich Abfalltrennung viel von
     Beurteilungskatalogs von MyClimate       auftragten Mitarbeitenden sich selber     der grossen Besuchermasse.
     fliessen alle Emissionen inklusive       Gedanken zur Umweltverträglichkeit
     Transportwege für die vom OK ver­        und Nachhaltigkeit ihrer «Give-­          Der beanspruchte Boden
     gebenen Aufträge ein. Da stellt sich     aways» gemacht haben, was ihnen           Der Boden für das Festgelände wird
     natürlich die Frage, wie sinnvoll        auch für künftige Aktionen anderswo       stark beansprucht, sodass das bis­
     denn eigentlich solche Kompensati­       nützlich sein wird.                       her landwirtschaftlich genutzte Land
     onen sind. «Es ist nicht die Lösung,                                               mit ziemlich viel Aufwand wieder­
     aber eine hilfreiche Massnahme. Im       Langzeitwirkung möglich                   hergestellt werden muss (Schotter
     Vordergrund muss die konkrete Re­        Die Bilanzierung der Nachhaltigkeits­     entfernen, Boden lockern und rekul­
     duktion der CO2 -Belastung stehen.»      massnahmen nach Abschluss der Ver­        tivieren, Ersatzbäume pflanzen). Zu
     Auch für das ESAF gilt die Regel: 1.     anstaltung wird in einem Bericht          diesem Zweck wurde ein Wiederher­
     Vermeiden, 2. Minimieren, 3. Ver­        per Ende Jahr präsentiert und wird        stellungsvertrag unterzeichnet.

     BULLETIN    |   NUMMER 2     |   JUNI 2019
Verkehr und Unterkunft                                                                                                     15
Das Ziel: Weniger als 20 Prozent der
Gäste reisen mit Privatfahrzeugen an.
Besuchende des ESAF werden auf­
gefordert, mit öffentlichen Verkehrs­
mitteln anzureisen. Die Fahrt mit
dem öffentlichen Verkehr nach Zug
ist im Eintrittspreis inbegriffen. Die
Verwendung privater Motorfahrzeuge
wird durch verschiedene Massnah­
men unattraktiv gemacht. Die Park­
plätze im Gebiet Kollermühle wer­        Gestandene Bäume, 2013. Welche sind      Ein schwacher Trost: Die Natur kämpft.
den teuer sein, vom Parkplatz zum        verurteilt?
Festgelände wird es keinen Shuttle­
betrieb geben. Die Veranstalter gehen
davon aus, dass auf dem temporär
eingerichteten Campingplatz bis zu
20 000 Personen untergebracht sein
werden.

Recycling
Das Sägemehl wird nach dem Anlass
eingesetzt für die laufende Hoch­
moorregeneration auf dem Zugerberg,
denn dort wurde vor 80 Jahren mit        Für die Planierung und Vorbereitung      Ob von diesem hier sauber begrenzten
dem Torfabbau sehr viel Biomasse         des Bodens wird schweres Geschütz        Grün nach dem Fest noch etwas zu
entnommen und Ried entwässert. Bei       aufgefahren.                             sehen sein wird?
der sogenannten Zuger Methode er­
setzt Sägemehl in Kombination mit
eingerammten Holzbrettern Torf als
Füllmaterial für Entwässerungsgrä­
ben. Damit wird eine weitere Ent­
wässerung des Moors reduziert oder
verhindert.

Ausblick, Lehren für die Zukunft
Megaanlässe mit derart hohen Besu­
cherzahlen (300 000) sind grundsätz­
lich zu vermeiden. Ein ESAF jeweils      18 000 Kubikmeter: Die Mengen von        Wunden sehen wir überall.
am gleichen Austragungsort würde         Schotter und Kies sind imposant.
bezüglich Organisation und Ressour­
cenverschleiss Vorteile bringen.                                                    Medienmitteilung
                                                                                    Die Medienmitteilung zum
Was wurde leider nicht erreicht?                                                    Nachhaltigkeitskonzept:
Die Stoffflüsse während der Veran­                                                  esafzug.ch, Medienmitteilungen,
staltung sind nicht nachhaltig. Das                                                 21.01.2019, Nachhaltigkeitskonzept
Recycling von mitgenommenen Ver­
packungen ist nicht sichergestellt.
Und von den offiziellen Gaststätten
werden zwar Depotgebühren auf Fla­
schen erhoben, nicht jedoch auf Be­
cher, Teller und Bestecke. ■             Einzelne Bäume durften (bisher) auch
                                         überleben.

                                                                             BULLETIN   |   NUMMER 2      |    JUNI 2019
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