Aktien oder Renten? - Das Langfristpotenzial der Best of Two-Strategie

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Anlagestrategie

Aktien oder Renten? – Das Langfristpotenzial
der Best of Two-Strategie
Hubert Dichtl / Christian Schlenger

                                                 Die dramatischen Kapitalmarktent-          da die Aktien/Renten-Allokation die
                                                 wicklungen der letzten Jahre haben         performancebestimmende Entschei-
                                                 viele Anleger hart getroffen, zutiefst     dung für die meisten institutionellen
                                                 verunsichert und damit insbesondere        und privaten Kapitalanleger bleibt.
                                                 auch das notwendige Vertrauen in               Wie schwierig eine erfolgreiche
                                                 die Aktienanlage erschüttert. Selbst       Aktien/Renten-Allokation ist, ver-
                                                 das lange Zeit gepflegte Dogma von         deutlicht c (1) am Beispiel deutscher
                                                 der langfristigen Überlegenheit der        Aktien und Renten. Dargestellt sind
                                                 Aktienanlage gegenüber Renten ist          die p. a.-Renditen für den DAX und
                                                 ins Wanken geraten. Die Erfahrungen        den REX Performanceindex über die
                                                 mit den »traditionellen« Anlagen ha-       letzten fünf Jahre. Während sich Ak-
                                                 ben in jüngster Zeit die Diskussion        tien in den Jahren 1998 und 1999 im
                                                 um alternative Anlagen (z. B. Hedge        Vergleich zu Renten als die überlegene
                                                 Funds, Private Equity) wesentlich sti-     Assetklasse präsentieren, verhält es
                                                 muliert, denen zuweilen unkritisch         sich in den Jahren 2000, 2001 und
                                                 der Charakter von »Heilsbringern« in       2002 umgekehrt. So ließen sich mit
                                                 der Kapitalanlage angetragen wird.         Rententiteln in den letzten drei Jahren
                                                     Dabei müssen folgende Punkte           im Zuge der Zinssenkungen attraktive
                                                 kritisch gesehen werden. Zum einen         Erträge erzielen, während Aktien im
                                                 können sich auch die alternativen          gleichen Zeitraum massive Kursver-
                                                 Anlagen nicht völlig von der realwirt-     luste hinnehmen mussten.
                                                 schaftlichen Entwicklung loslösen, da          Die derzeitigen Probleme vieler
Aktien oder Renten? Diese zentrale Frage
                                                 sie zumeist nur »Derivate« traditio-       Anleger sind wesentlich dadurch be-
der Asset Allocation bleibt für viele institu-   neller Anlagen sind. Zum anderen           dingt, dass ihre Asset Allocation rein
                                                 bringen sie neuartige Risiken (z. B. Li-   statisch angelegt ist und über keinen
tionelle und private Anleger aktuell. Eine       quiditätsrisiken) in ein Portfolio, wel-   Mechanismus verfügt, mit der im Zeit-
                                                 che die potenziellen Diversifikations-     ablauf wechselnden Vorteilhaftigkeit
mögliche Antwort darauf liefert die dyna-
                                                 effekte aufheben können. Aus diesen        von Aktien- und Rentenanlagen um-
mische Best of Two-Strategie, vorgestellt in     und anderen Gründen (z. B. recht-          zugehen. Das Definieren einer strate-
                                                 lichen Restriktionen) werden alter-        gischen Asset Allocation im Sinne
»Die Bank«, Januar 2002. Investoren, die der     native Anlagen auch künftig nur Bei-       einer längerfristigen, an der Risiko-
                                                 mischungscharakter in den Anleger-         tragfähigkeit des Anlegers ausgerich-
Strategie folgten, haben sich seitdem sehr       portfolios aufweisen, so dass ihre         teten Anlagepolitik ist zwar wichtig
gut behauptet. Daran anknüpfend präsen-          Performance für das nachhaltige Er-        und notwendig, auf Grund ihrer Statik
                                                 reichen der Anlegerziele (zumeist          aber nicht hinreichend. Wie aus c (1)
tiert der folgende Beitrag erstmals Langzeit-    dauerhafte Erfüllung der Verbindlich-      ersichtlich ist, bedarf es für eine er-
                                                 keiten) prinzipiell nicht hinreichend      folgreiche Kapitalanlage ergänzend
ergebnisse, die das Performancepotenzial der     sein wird. Der Fokus in der Kapital-       einer dynamischen Asset Allocation-
Best of Two-Strategie gegenüber statischen       anlage muss auf die Positionierung         Komponente, die auf die mittelfristi-
                                                 in den Kern-Assetklassen, insbeson-        gen Renditezyklen der Aktien- und
Anlagealternativen verdeutlichen.                dere Aktien und Renten gerichtet sein,     Rentenmärkte zielt.

                                                                                                              Die Bank 12/2003 809
Anlagestrategie

 1. Jahresrenditen von DAX und REXP –                                       Wie in dem Beitrag gezeigt wird, ließ     tenmarkt (REXP) entwickelt, ist man
    in Prozent                                                              sich mit dieser Strategie ein pan-euro-   bereits im »besseren« Markt investiert
                                                                            päisches Balanced Portfolio (abgebil-     und lässt daher die Austauschoption
                                                                     REXP
                     39,10
                                                                     DAX    det durch MSCI Europe und JPMorgan        verfallen. Da sich die Frage nach der
                                                                            Europe) im Zeitraum von Januar 1996       Ausübung der Austauschoption aus-
   17,71                                                                    bis September 2001 unter realitäts-       schließlich am Ende des Strategieho-
           11,24
                                                                     9,02
                                                                            nahen Rahmenbedingungen sehr er-          rizonts zeigt (erst dann weiß man,
                                           6,86         5,62
                                                                            folgreich steuern.                        welche Anlage die bessere ist), han-
                         – 1,94
                                                                                Nachfolgend soll die Frage unter-     delt es sich bei der Austauschoption
                                  – 7,54                                    sucht werden, ob dieses Resultat eher     um eine klassische »Europäische Op-
                                                                            temporärer Natur ist oder ob sich die     tion«. Analog zum Black-Scholes-Mo-
                                                  – 19,79
                                                                            Überlegenheit der Best of Two-Strate-     dell zur Bewertung und Analyse einer
                                                                            gie gegenüber einer statischen Allo-      gewöhnlichen europäischen Kauf-
                                                               – 43,94      kation auch systematisch über einen       option wurde von Margrabe ein Modell
     1998             1999          2000            2001         2002
                                                                            wesentlich längeren Zeitraum nach-        zur Bewertung einer Call-Austausch-
                                                                            weisen lässt. Die zeitlich begrenzte      option entwickelt:4
                       Eine Möglichkeit, dies zu bewerk-                    Datenverfügbarkeit für Pan-Europa             Diese Austauschoption wird in
                   stelligen, besteht darin, die zukünf-                    erfordert das Ausweichen auf ein          Dichtl/Schlenger (2002) im Kontext
                   tige Entwicklung der Aktien- und                         deutsches Anlageuniversum, wobei          der Best of Two-Strategie umfassend
                   Rentenmärkte explizit zu prognosti-                      der Aktienmarkt durch den DAX und         erläutert und ihre Anwendung an-
                   zieren und auf Basis dieser Prognosen                    der Rentenmarkt durch den REXP            hand eines Zahlenbeispiels veran-
                   die Aktien/Renten-Allokation vorzu-                      abgebildet werden. Beide Anlageseg-       schaulicht.
                   nehmen.                                                  mente spielen bei institutionellen und        Da am Markt keine standardisier-
                                                                            privaten Anlegern in Deutschland          ten Austauschoptionen verfügbar und
                   Ansätze zur dynamischen                                  nach wie vor eine zentrale Rolle.         OTC-Optionen mit eigenen Nachteilen
                   Aktien/Renten-Steuerung                                                                            verbunden sind, muss die Best of Two-
                   Wie zahlreiche empirische Untersu-                       Funktionsweise der Best of                Strategie in der Praxis auf alternative
                   chungen und auch die Erfahrung der                       Two-Strategie                             Weise mittels »Optionsreplizierung«
                   Anleger zeigen, ist das Erfolgspo-                       Die Grundidee der Best of Two-Strate-     implementiert werden.5 Hierbei wird
                   tenzial einer solchen prognosebasier-                    gie besteht darin, über einen bestimm-    nach einem bestimmten Verhältnis
                   ten Vorgehensweise in hohem Maße                         ten Anlagehorizont (z. B. Kalender-       derart in die beiden Assetklassen A
                   zufallsabhängig und insgesamt äu-                        oder Geschäftsjahr) eine Portfolioren-    und B investiert, dass mit diesem Port-
                   ßerst gering.1 Auf Grund des dualen                      dite zu erzielen, die der Rendite der     folio das charakteristische Auszah-
                   Charakters der Aktien/Renten-Allo-                       »besseren« von zwei vorab spezifi-        lungsprofil der Option nachgebildet
                   kation mit einer nur geringen Anzahl                     zierten risikobehafteten Anlagekate-      wird, ohne diese selbst halten zu müs-
                   an unabhängigen Prognosen wäre                           gorien entspricht, abzüglich der Stra-    sen. Das jeweilige Anlageverhältnis
                   eine Prognosegüte erforderlich, die                      tegiekosten. Konzeptionell betrachtet     zwischen Aktien und Renten lässt
                   weit über dem liegt, was in der Realität                 erwirbt man dazu einen Basismarkt         sich mit der Optionspreistheorie exakt
                   vorzufinden ist bzw. erwartet werden                     (hier REXP) und gleichzeitig eine         bestimmen. Monte-Carlo-Simulatio-
                   kann.2                                                   Austauschoption, die berechtigt, den      nen haben gezeigt, dass die wesent-
                       Vor diesem Hintergrund wird in                       Basismarkt (REXP) gegen den Aus-          lichen Strategieeigenschaften auch
                   Dichtl/Schlenger (2002) mit der Best                     tauschmarkt (hier DAX) am Ende            dann erhalten bleiben, wenn die An-
                   of Two-Strategie ein Konzept zur Dy-                     des Anlagezeitraums zu tauschen,          passung der Asset Allocation nur mo-
                   namisierung der Asset Allocation vor-                    wenn sich dieser ex-post besser als       natlich erfolgt. Die Ungenauigkeiten,
                   gestellt, das auf einer einfachen, intui-                der Basismarkt entwickelt hat.            die sich dabei gegenüber der theo-
                   tiven Grundidee basiert und keine ex-                        Sofern sich jedoch der Austausch-     retisch korrekten kontinuierlichen
                   pliziten Renditeprognosen erfordert.3                    markt (DAX) schlechter als der Ren-       Portfolioanpassung ergeben, werden

810 Die Bank 12/2003
Aktien oder Renten? – Das Langfristpotenzial der Best of Two-Strategie

durch die Vorteile bei den Transak-      gangenen sechs Jahre. Während der          nicht auf eine absolute Wertsiche-
tionskosten kompensiert.                 »bessere« Rentenmarkt in den ver-          rung zielt, vielmehr einen »Total Re-
                                         gangenen drei Jahren (2000 bis 2002)       turn«-Charakter aufweist.
Langfristperformance                     positive Renditen geliefert hat                Jahre mit zweistellig positiver
Um das langfristige Erfolgspotenzial     (+ 6,86%, + 5,62% und + 9,02%), fie-       DAX-Performance hat es in den ver-
der Best of Two-Strategie am Beispiel    len jene der Best of Two-Strategie mit     gangenen 30 Jahren wesentlich häufi-
deutscher Aktien und Renten zu ana-      – 2,06%, – 4,47% und – 2,40% negativ       ger gegeben als solche mit zweistellig
lysieren, wird der 30-Jahres-Zeitraum    aus. Die Prämie der Austauschoption        negativen Jahresrenditen c (2). In die-
von Januar 1973 bis Dezember 2002        bzw. die Kosten der Replizierung kön-
ausgewählt. Die Strategie wird dabei     nen also in einigen Jahren durchaus so      2. Jahresrenditen von Best of Two und der alter-
                                                                                        nativen Anlagestrategien – in Prozent
so implementiert, dass sie in jedem      hoch sein, dass die Best of Two-Stra-
einzelnen Kalenderjahr die Rendite       tegie trotz einer positiven Rendite des              DAX      REXP
                                                                                                                  50 : 50-
                                                                                                                             Best of Two
                                                                                                                Allokation
der jeweils besseren Assetklasse         »besseren« Marktes negativ performt.
                                                                                      1973   – 26,12    3,29    – 12,12        – 4,09
(DAX oder REXP) – abzüglich der          Auf der anderen Seite partizipiert die
Strategie- und Transaktionskosten –      Strategie in den vorangehenden Jah-          1974     1,40     8,21       5,00         2,98

liefern soll. Zu Jahresbeginn wird je-   ren mit einer Rendite von + 38,11%           1975    40,18    13,52     26,76         29,27

weils aus der neutralen 50 : 50-Allo-    (in 1997) bzw. + 28,93 (in 1999) an          1976    – 9,63   11,14       0,43         5,28
kation (DAX : REXP) gestartet. Darauf    der DAX-Hausse. Dies führt dazu,             1977     7,92    13,54     10,81          9,86
folgend werden im Jahresverlauf die      dass die Best of Two-Strategie von           1978     4,70     3,76       4,33         2,28
Allokationsquoten auf monatlicher        1997 bis 2002 eine kumulierte Ren-
                                                                                      1979   – 13,45    0,50     – 6,66        – 3,37
Basis strategiekonform angepasst,        dite von + 73,63% erwirtschaftet, im
                                                                                      1980    – 3,39    3,10     – 0,07        – 0,75
wobei wir Transaktionskosten in          Vergleich zu einer Rendite von (nur)
                                                                                      1981     1,97     5,08       3,79        – 0,68
Höhe von 20 bp (für DAX-Positionen)      + 0,14% im DAX, von + 43,03% im
und 6,25 bp (für REXP-Positionen)        REXP und von + 28,08% in der                 1982    12,72    18,57     15,73         14,05

berücksichtigen. Das Portfolio ist zu    50 : 50-Constant Mix-Allokation.             1983    40,01     4,90     21,59         31,41

jedem Zeitpunkt voll investiert, d. h.       Die Best of Two-Strategie ermög-         1984     6,07    13,19       9,79         7,25
die Aktien- und Rentenquote addieren     licht offensichtlich die nachhaltige         1985    66,43    10,26     36,24         57,50
sich stets zu 100%. Zur Bestimmung       Partizipation an einer positiven Ak-         1986     4,83     8,62       7,25         0,18
der korrekten Allokationsquoten sind     tienmarktentwicklung (so z. B. in            1987   – 30,18    6,81    – 12,35       – 10,03
Risikoschätzer für Volatilitäten und     1997 und 1999 beim DAX) und federt
                                                                                      1988    32,79     4,95     18,54         22,36
Korrelation erforderlich, die wir an-    zugleich die großen Rückschläge (wie
                                                                                      1989    34,83     1,61     17,48         26,51
hand der jeweils aktuellsten 60 Mo-      in 2001 und 2002 beim DAX) deutlich
                                                                                      1990   – 21,90    1,48    – 10,08       – 10,42
natsrenditen (rollierend) berechnen.     ab. Diese Erkenntnis findet man be-
    In c (2) ist der Anlageerfolg der    stätigt, wenn man im Analysezeit-            1991    12,86    10,54     11,87          9,68

Best of Two-Strategie für jedes ein-     raum alle Jahre mit zweistellig positi-      1992    – 2,09   13,97       5,93         6,06
zelne Jahr im Analysezeitraum auf-       ven oder negativen Jahresrenditen im         1993    46,71    14,67     30,05         38,54
geführt. Neben der Rendite des DAX       DAX betrachtet. Werden die Renditen          1994    – 7,06   – 2,51    – 4,52        – 8,50
und des REXP ist dort zum Vergleich      der Anlagealternativen in jenen Jah-         1995     6,99    16,69     12,04         10,17
auch die Rendite eines 50 : 50-Port-     ren betrachtet, in denen der DAX
                                                                                      1996    28,17     7,54     17,60         21,54
folios angegeben, das monatlich auf      eine zweistellig negative Rendite er-
                                                                                      1997    47,11     6,56     26,35         38,11
die 50 : 50-Allokation (DAX : REXP)      zielt hat, erweist sich die Best of Two-
                                                                                      1998    17,71    11,24     15,57          6,78
zurückgeführt wird (Constant Mix-        Strategie in den Jahren mit hohen
Strategie).6                             Kursrückgängen am Aktienmarkt so-            1999    39,10    – 1,94    17,65         28,93

    Interessante Einsichten in die       wohl einer reinen Aktienanlage wie           2000    – 7,54    6,86     – 0,14        – 2,06
Funktionsweise und das Erfolgs-          auch einer 50 : 50-Constant Mix-Allo-        2001   – 19,79    5,62     – 6,86        – 4,47
potenzial der Best of Two-Strategie      kation als überlegen c (2). Allerdings       2002   – 43,94    9,02    – 19,84        – 2,40
liefert zunächst eine Analyse der ver-   wird auch deutlich, dass die Strategie

                                                                                                                 Die Bank 12/2003 811
Investment

             sen positiven Aktienmarktszenarien                   raum deutlich. Während mit Best of         (im Jahre 1990), ist dieser bei der
             erweist sich die Best of Two-Strategie               Two eine durchschnittliche Rendite         50 : 50-Allokation mit – 19,84% p. a.
             in der Regel sowohl der reinen Ren-                  von 9,59% p. a. erreicht wird, liegt       (2002) nahezu doppelt so hoch. Der
             tenanlage wie auch der 50 : 50-Con-                  die Rendite einer reinen DAX-Anlage        maximale Verlust (maximaler Draw-
             stant Mix-Allokation als überlegen.                  bei 5,78% p. a., diejenige einer reinen    down) der 50 : 50-Allokation über-
             Dies trifft insbesondere für jene Jahre              REXP-Anlage bei 7,56% p. a. und jene       steigt jenen der Best of Two-Strate-
             zu, in denen der DAX extreme positive                einer 50 : 50-Constant Mix-Allokation      gie sogar um das Zweieinhalbfache
             Kurssprünge vollzogen hat (so 1983,                  bei 7,22% p. a.                            (– 25,44% von 2000 bis 2002 im Ver-
             1985, 1993, 1997, 1999). In diesen                       In c (4) sind die Renditen der ver-    gleich zu – 10,42 im Jahre 1990). Den-
             Jahren gelingt eine überdurchschnitt-                schiedenen Strategien für den gesam-       noch bleibt das geringe Ausfallrisiko
             liche Partizipation an der positiven                 ten Zeitraum und separat für die drei      der reinen Rentenanlage (REXP) er-
             DAX-Entwicklung, während reine                       10-Jahres-Zeiträume aufgeführt. Da-        wartungsgemäß unerreicht. Dies ist
             Rentenanlagen weit zurückbleiben.                    bei zeigt sich, dass die Best of Two-      darauf zurückzuführen, dass der
                 Vor dem Hintergrund der temporä-                 Strategie mit einer Rendite von 5,08%      REXP in den vergangenen 30 Jahren
             ren Vorteilhaftigkeit der jeweils einen              p. a. nur im ersten 10-Jahres-Zeit-        nur in zwei Jahren eine negative Ren-
             oder anderen Anlagealternative stellt                raum (1973 bis 1982) hinter einer rei-     dite geliefert hat (in 1994 mit – 2,51%
             sich die Frage, welche Strategie sich                nen REXP-Anlage (mit einer Rendite         und 1999 mit – 1,94%).
             langfristig als überlegen erweist. In                von 7,93% p. a.) zurückliegt. Sowohl
             c (3) ist die kumulierte Wertentwick-                im zweiten 10-Jahres-Zeitraum (1983        Best of Two als flexibles Total
             lung der einzelnen Strategien im Zeit-               bis 1992) als auch im dritten 10-Jah-      Return-Konzept
             raum von 1973 bis 2002 dargestellt.                  res-Zeitraum (1993 bis 2002) domi-         Wie der unter realen Bedingungen
             Demnach schlägt die Best of Two-                     niert Best of Two mit einer Rendite        durchgeführte Backtest über die ver-
             Strategie die drei Anlagealternativen                von + 12,43% p.a. bzw. + 11,41%            gangenen 30 Jahre zeigt, führt die dy-
             über den 30-jährigen Gesamtzeit-                     p. a. alle Alternativen deutlich.          namische Allokation zwischen DAX
                                                                      Neben der Rendite spielt das Risiko    und REXP auf Basis der Best of Two-
 3. Kumulierte Wertentwicklung von Best of                        eine entscheidende Rolle bei der Beur-     Strategie zu einem sehr attraktiven
    Two und der alternativen Strategien
                                                                  teilung von Kapitalanlagestrategien.       Rendite/Risiko-Profil. Neben dem ho-
  1800       DAX                                                  Zur Analyse der Anlagealternativen         hen Performancepotenzial und den
  1600       REXP                                                 unter dem Aspekt des Verlust- bzw.         inhärenten Risikoreduktionseigen-
  1400       Best of Two
             50:50-Allokation                                     Ausfallrisikos sind in c (5) die Semiva-   schaften liegt ein weiterer wesent-
  1200
                                                                  rianz, der maximale Jahresverlust und      licher Vorteil der Strategie in ihrer gro-
  1000
   800                                                            der maximale Drawdown ausgewie-            ßen Flexibilität.
   600                                                            sen.7 Die Best of Two-Strategie hat            So kann das Konzept beispiels-
   400                                                            demnach ein wesentlich geringeres          weise mit einer passiven »Core«-An-
   200
                                                                  Ausfallrisiko als eine reine DAX-An-       lage (z. B. fixer Rentendirektbestand)
     0
             75   78   81   84   87   90    93     96   99   02   lage oder auch eine 50 : 50-Constant-      kombiniert werden, so dass die Ak-
                                                                  Mix-Strategie. Der Vorteil reflektiert     tien/Renten-Allokation in einer belie-
                                                                  sich sowohl in der Semivarianz, im         bigen Bandbreite gesteuert werden
 4. Durchschnittliche Renditen p. a. der Anlage-                  maximalen Jahresverlust wie auch im        kann. Damit ist die Strategie auch
    alternativen
                                                                  maximalen Drawdown.                        dann einsetzbar, wenn die mögliche
  Zeitraum         DAX       REXP
                                        50 : 50-        Best of       Interessant ist dabei insbesondere     Aktienquote auf Grund gesetzlicher
                                      Allokation         Two
                                                                  der Vergleich mit der 50 : 50-Alloka-      Vorschriften oder sonstiger Restrik-
  1973–1982       0,30%     7,93%          4,29%        5,08%
                                                                  tion, die von institutionellen Anlegern    tionen begrenzt ist. Als Basismärkte
  1983–1992       10,83%    7,55%          9,76%        12,43%    häufig bei Balanced-Mandaten zur Ri-       können je nach Strategischer Asset
  1993–2002       6,47%     7,21%          7,68%        11,41%    sikokontrolle gewählt wird. Während        Allocation generell zwei beliebige
  1973–2002       5,78%     7,56%          7,22%        9,59%     der maximale Jahresverlust der Best of     risikobehaftete Assetklassen gewählt
                                                                  Two-Strategie bei – 10,42% p. a. lag       werden, also nicht nur DAX und

812 Die Bank 12/2003
Aktien oder Renten? – Das Langfristpotenzial der Best of Two-Strategie

 5. Verlust- bzw. Ausfallrisiken der Anlagealternativen                             1 Siehe dazu beispielsweise Sharpe (1975):
                                                                                    Likely Gains from Market Timing, in: Financial
                                                   50 : 50-Alloka-                  Analysts Journal, March-April, S. 60–69 und
  Risikomaß            DAX            REXP                           Best of Two
                                                         tion
                                                                                    Ebertz/Kosiolek/Schmidt-von Rhein (2002):
  Semivarianz        159,7086         0,3355          30,2173         11,3507       Benchmarktiming: Eine sinnvolle Anlagestra-
                                                                                    tegie?, in: Handbuch Portfoliomanagement,
  Maximaler Jah-     – 43,94%        – 2,51%         – 19,84%         – 10,42%
  resverlust           (2002)         (1994)           (2002)           (1990)      hrsg. von J. M. Kleeberg und H. Rehkugler,
                                                                                    2. Auflage, Bad Soden/Ts., S. 205–223.
  Maximaler Draw-     – 58,42%       – 2,51%          – 25,44%        – 10,42%
  down              (2000–2002)       (1994)        (2000–2002)         (1990)
                                                                                    2 Diese These leitet sich unmittelbar aus dem
                                                                                    sog. »Fundamentalen Gesetz des aktiven
                                                                                    Managements« ab, vgl. Grinold/Kahn (2000):
                                                                                    Active Portfolio Management, 2nd edition,
REXP, sondern z. B. auch Renten Eu-       nanzberater selbst nicht bzw. nur un-     New York et al.
roland und Aktien Welt. Auch der          zureichend in der Lage, eine entspre-     3 Siehe Dichtl/Schlenger (2002): Aktien oder
Strategiehorizont stellt einen frei       chende Allokationsstrategie erfolg-       Renten? Die Best of Two-Strategie, in: Die
                                                                                    Bank, Januar 2002, S. 30–35.
wählbaren Parameter dar.                  reich zu implementieren. Neben der
                                                                                    4 Siehe Margrabe (1978): The value of an op-
    Die Umsetzung der ermittelten Al-     dynamischen Aktien/Renten-Steue-          tion to exchange one asset for another, in:
lokation kann in den jeweiligen Kas-      rung wären im Retail-Bereich aber         Journal of Finance, Volume 33, S. 177–186.
samärkten oder auch transaktions-         auch weitere attraktive Produkte auf      5 Zur Replizierung von Optionen siehe Rubin-
                                                                                    stein/Leland (1981): Replicating Options with
kostenschonend mit Hilfe liquider Ak-     Basis der Best of Two-Strategie denk-     Positions in Stock and Cash, in: Financial Ana-
tien- und Rentenfutures durchgeführt      bar.                                      lysts Journal, July-August, S. 63–72.
werden, sofern solche verfügbar sind.         Für institutionelle Anleger mit ih-   6 Im Gegensatz zur Best of Two-Strategie wer-
                                                                                    den bei der 50 : 50-Constant Mix-Strategie die
Während bei unseren Analysen von          rem grundsätzlich langfristigen Fo-       monatlichen Anpassungen nicht mit Trans-
einer passiven Abbildung der Basis-       kus bei zugleich überlagernden mit-       aktionskosten belastet, so dass Best of Two
                                                                                    diesbezüglich strenger behandelt wird.
märkte ausgegangen wird, könnten          telfristigen Renditezielen bietet die
                                                                                    7 Da es sich bei der Best of Two-Strategie um
diese auch jeweils aktiv verwaltet        Best of Two-Strategie ebenfalls ein       ein asymmetrisches Anlagekonzept zur relati-
werden, um mit einer gezielten Titel-     systematisches Konzept zur Steue-         ven Wertsicherung handelt, ist die Quantifi-
                                                                                    zierung des Risikos mit Hilfe der Varianz bzw.
selektion Zusatzerträge zu erwirt-        rung der Aktienquote.8 Dies gilt in be-   der Standardabweichung (Volatilität) nicht
schaften.                                 sonderem Maße für Spezialfondsanle-       sachgerecht. Die Semivarianz misst die mitt-
                                          ger, die bereits über eine Masterfonds-   lere quadratische Abweichung all jener Rendi-
                                                                                    ten von einer vorgegebenen Zielrendite, die
Management von Publikums-                 Struktur mit mehreren Advisory-Seg-       unter dieser Zielrendite liegen. Als Zielrendite
und Spezialfonds                          menten verfügen. Hierbei werden           wird hier eine Rendite von 0% (nominaler Ka-
                                                                                    pitalerhalt) zugrunde gelegt. Der maximale
Auf Grund des nachgewiesenen Per-         spezifische Aktien- und Rentenseg-        »Drawdown« gibt den maximalen möglichen
formancepotenzials und der großen         mente mit einem Best of Two-Segment       Verlust innerhalb des gesamten Analysezeit-
Flexibilität in der Umsetzung bietet      kombiniert, mit dessen Hilfe die Ak-      raums an.
                                                                                    8 Siehe dazu Dichtl/Petersmeier/Schlenger
sich die Best of Two-Strategie für        tien/Renten-Allokation als Overlay        (2003): Dynamische Asset Allocation im Lichte
das Management von Publikums-             dynamisch und regelgebunden ge-           der Präferenzen institutioneller Anleger, in:
und Spezialfonds an. So wäre bei-         steuert wird. Die Größe des Best of       Handbuch Asset Allocation, hrsg. von H. Dichtl,
                                                                                    J. M. Kleeberg und Ch. Schlenger, Bad Soden/
spielsweise ein Publikumsfonds auf        Two-Segments wird im Rahmen einer         Ts., S. 179–202.
Basis der hier betrachteten Variante      Strategischen Asset Allocation-Ana-
»Best of DAX vs. REXP« für viele pri-     lyse ermittelt, die konkrete Aussagen
vate Anleger in Deutschland eine          über die minimale Aktienquote (z. B.
sinnvolle Anlagealternative. Sie hät-     erforderliche Quote zur langfristigen
ten damit die Möglichkeit, ein syste-     Erfüllung der Verpflichtungen) und
matisches und professionelles Ma-         die maximal mögliche Aktienquote
nagement des »Aktien/Renten-Expo-         (z. B. höchste tolerierbare Quote zur
                                                                                     Autoren:
sures« als einen integralen Baustein      Vermeidung von Abschreibungsrisi-
                                                                                     Dr. Hubert Dichtl ist Partner, Dr. Christian
für ihr Depot zuzukaufen. Wie die         ken) liefert. Damit wird die wichtige      Schlenger ist geschäftsführender Gesell-
jüngste Vergangenheit gezeigt hat,        Integration von Strategischer und Dy-      schafter bei alpha portfolio advisors
                                                                                     GmbH, in Bad Soden am Taunus.
sind viele Privatanleger und ihre Fi-     namischer Asset Allocation erreicht.

                                                                                                                       Die Bank 12/2003 813
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