Aktuell RUBRIK - Bund Deutscher Forstleute
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Ausgabe 1 • 2021 62. Jahrgang ISSN-Nr. 0945-6538 Zeitschrift für Forstleute, Forstpolitik und Wald RUBRIK aktuell ■ Digitalisierung aktuell 1 2021 1
INHALT Ausgabe 1 • 2021 62. Jahrgang ISSN-Nr. 0945-6538 Zeitschrift für Forstleute, Forstpolitik und Wald RUBRIK Digitalisierung im Wald aktuell 5G-Netzausbau 4 5G – Abwägen zwischen Nutzen und Vorsorge 7 GNSS-gestützte Feinerschließung 9 ForestManager – Die Wald App 10 Dies und das Waldbegeisterung 11 UN-Projekt Industriewald Rheinelbe 12 PEFC-Standard-Revision 13 Erzwingungsstreik zum Tarifeinheitsgesetz 14 Holzindustrie unsolidarisch 14 ■ Digitalisierung aktuell 1 2021 1 In eigener Sache Ein 5G-Sendemast im Wald, die Diskussion über Nutzen und Gefah- Rainer Städing – neuer Pressereferent 15 ren für Mensch und Umwelt nimmt Fahrt auf. Foto: Igor Shoshin, Shutterstock.com Aus den Ländern Baden-Württemberg: Glückwünsche 17 Bayern: Zukunftsforst 19 Hessen: Extremwetterrichtlinie 25 Niedersachsen: Gespräch mit MP Weil 27 Nordrhein-Westfalen: DV Heim- u. Telearbeit 29 RLP: Buch „Unser grünes Herz“ 33 Sachsen: Förster im Coronamodus 34 Bundesforst: Aller guten Dinge sind drei! 37 Freud und Leid 38 IMPRESSUM Herausgeber: Bund Deutscher Forstleute (BDF), Friedrichstraße 169, 10117 Berlin, Telefon (0 30) 65 700 102, Telefax (0 30) 65 700 104, Info@bdf-online.de – Fachgewerkschaft für Forstbeamte und -beschäftigte im dbb beamtenbund und tarifunion Verantwortliche Chefredakteurin: Ines v. Keller, c/o BDF Bundes- geschäftsstelle, redaktion@BDF-online.de Gesamtherstellung und Vertrieb: Wilke Mediengruppe GmbH, Hamm, ISSN-Nr.: 0945-6538 Bestellanschrift, Anzeigen: Wilke Mediengruppe GmbH, Oberallener Weg 1, 59069 Hamm, Telefon (0 23 85) 4 62 90-0, Telefax (0 23 85) 7 78 49 89, anzeigen@wilke-mediengruppe.de Bezugsbedingungen: BDF aktuell erscheint monatlich. Bezugspreis monatlich 2,95 € zuzüglich Porto + Verpackung, für BDF-Mitglieder im Beitrag eingeschlossen. Erscheinungsweise: zum 1. jedes Monats. Spruch Redaktionsschluss: am 1. des Vormonats bei der Redaktion. Bestellungen sind an den Verlag zu richten. Landesredakteure: Marlene Schmitt (BW), Robert Nörr (By), Uwe Honke (B, BB), Thomas Götz (He), Peter Rabe (MV), Henning Ibold (Nds.), Ute Messerschmidt (NRW), Thomas Bublitz (RLP), Sybille Rauchheld (Saar), Wanda Kramer (SN), Astrid Eichler (LSA), Christian Rosenow (SH), Jens Düring (Th), Kathrin Müller-Rees (Bundesforst) Bildnachweise: Igor Shoshin-Shutterstock.com (Titelbild), Umomos-Shutterstock.com des Monats (S. 4), www.deutschland-spricht-ueber-5g.de (S. 6), Hans Jacobs (S. 7), Leander Woitas (S. 9), www.NetwakeVision.com (S. 10), rBITech GmbH (S.10 unten), Gerald Klamer (S. 11), Wald und Holz NRW (S. 12), PEFC Deutschland (S. 13), Max Hartung (S. 15), Gerhard In den Wäldern sind Dinge, Lück (S. 16), Despina Parcharidou (S. 17), Georg Jehle (S. 18, 30, 37), Ketterl (S. 22), Nörr (S. 23), Petra Sorgenfrei (S. 27), Preller über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen (S. 28, 32), Ute Messerschmidt (S. 29), Veronika Cleve (S. 29), Gerald könnte. Klamer (S. 40) Franz Kafka Das Kennwort für den geschützten Internetzugang lautet im Januar: digital Benutzername: bdf 2 aktuell 1 2021
EDITORIAL Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zunächst wünsche ich Ihnen und Euch für das neue Was eine Verbesserung der Erlössituation von Forst- Jahr 2021 alles Gute! Mögen wir alle mit entspre- betrieben durch den Holzverkauf angeht, bin ich chender Achtsamkeit und Zuversicht durch die nach eher skeptisch – auch wenn es aus bestimmten Regi- wie vor von der Corona-Pandemie geprägten Zeit onen das ein oder andere Signal für steigende Preise kommen und dabei möglichst unversehrt bleiben! gibt. Mein Vertrauen in eine faire Marktpartnerschaft der Holzindustrie ist stark belastet. Offensichtlich bin Wir werden abwarten müssen, wie sich die Rahmen- ich mit dieser Einschätzung nicht ganz alleine. Martin bedingungen weiterentwickeln werden. Die Interna- Neumeyer, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen tionale Grüne Woche in Berlin als erster Branchen- Staatsforsten, hat gegenüber der Holzseite in seinem treff jeden Jahres fällt in der gewohnten Form leider Grußwort anlässlich des Rohstoffgipfels Ende No- aus. Ich hoffe aber sehr, dass zumindest das Bran- vember klare Worte gefunden. Umgangssprachlich chenhighlight, die 18. KWF-Tagung Anfang Juli in nennt man so etwas wohl nicht nur in Bayern eine Schwarzenborn, stattfinden kann. „Watsche“. Trotzdem bekämpft die Holzindustrie die Aktivierung des Forstschäden-Ausgleichsgesetzes Die persönlichen Begegnungen mit Forstkolleginnen weiterhin mit allen Mitteln. Eine erhebliche und und -kollegen fehlen ja doch irgendwie und zu be- überregionale Störung des Rohholzmarktes wird von sprechen gibt es in der Branche schließlich auch ge- dieser immer noch nicht gesehen. Tja, offenbar lei- nug nach rund drei Krisenjahren in Folge. den ich und viele andere seit drei Jahren also nur an einer Wahrnehmungsstörung, was den Preisverfall Kurz vor dem Jahreswechsel ist das Antragsverfahren angeht. Ganz den Realitätssinn scheint die Holzseite zur „Nachhaltigkeitsprämie Wald“ bei der Fachagen- aber doch noch nicht verloren zu haben. Denn tur Nachwachsende Rohstoffe gestartet. Das erste DeSH-Vizepräsident Steffen Rathke hat sich auf der Geld ist vielleicht jetzt sogar schon ausgezahlt. Über Pressekonferenz des Sägewerkskongresses immerhin den Sinn dieser Prämie wird ja durchaus lebhaft ge- dahingehend geäußert, dass er derzeit kein Waldbe- stritten. Die Lenkungswirkung ist sicher ziemlich sitzer sein möchte. Toll! Wer so agiert, sägt jedenfalls übersichtlich. Aber darum ging es in diesem Fall vor- mittelfristig auf dem Ast, auf dem er sitzt. Aber mit dergründig auch gar nicht. Schließlich ist diese Zah- Sägen kennt man sich ja anscheinend bestens aus … lung Bestandteil des sogenannten Corona-Konjunk- ■ turpaketes. Trotzdem bin ich froh, dass mit der Pflicht zur aktiven Waldbewirtschaftung auf Grundlage ei- Horrido! nes Zertifizierungssystems wenigstens fachliche Min- destanforderungen formuliert worden sind und das Geld nicht voraussetzungslos ausgezahlt wird. Für zukünftig hoffentlich kontinuierlich honorierte Ihr Ökosystemleistungen müssen natürlich anspruchs- Ulrich Dohle vollere Bedingungen formuliert werden. Andererseits darf so etwas auch kein bürokratisches Monster wer- den. Das Ganze ist also durchaus eine Herausforde- rung. Der BDF hat deshalb noch im Dezember einen entsprechenden „Arbeitskreis Ökosystemleistungen“ ins Leben gerufen, um sich aktiv an der Ausgestal- tung zu beteiligen. Wer Lust hat, darin mitzuarbeiten, ist herzlich eingeladen. aktuell 1 2021 3
5G-Netzausbau: Risiko oder Innovation der Zukunft? Deutschland spricht über 5G © Umomos-Shutterstock.com Nestbau ungeachtet 5G macht vieles möglich: künstliche Intelligenz, compu- Lage, auch kabellos schneller zu reagieren als der möglicher Gefahren … tergesteuerte Operationen in der Medizin. Schnelle Lade- Mensch – in Echtzeit. zeiten, Smart-Home-Lösungen und autonomes Fahren. Der neue Mobilfunkstandard soll Verbraucherinnen und Sprachassistenten helfen Millionen Menschen im Verbrauchern das Leben erleichtern. Neben den Chancen, Alltag. Und sie werden immer besser. Die kleinen die neue Technologien stets bieten, bestehen aber immer Lautsprecher zeigen uns heute schon in vielen auch Risiken. Der folgende Beitrag soll in das Thema ein- Haushalten und bei der Bedienung von Fahrzeu- führen und einen Überblick geben. gen, wie künstliche Intelligenz (KI) im kleinen Maßstab funktioniert – je smarter sie werden, Die Technik desto praktischer und hilfreicher sollen sie eines Tages für uns sein. Mit der neuen 5G-Technik schaltet die Industrie 4.0 in den nächsten Gang. Eine Voraussetzung da- Geräte, die mit KI arbeiten, sammeln externe Da- für sind moderne Maschinen mit künstlicher In- ten. Das können Dateien oder Aufzeichnungen telligenz (KI). Über 5G sind KI-Systeme in der von Sensoren sein, Bilder ebenso wie Sprache. Die 4 aktuell 1 2021
DIGITALISIERUNG Geräte verarbeiten die Daten: Auf der Grundlage Menschen und Maschinen von vorher festgelegten Handlungsanweisungen Die schnelle 5G-Datenübertragung soll auch so- führen Geräte, die KI integriert haben, diese aus. genanntes Machine-Learning in Echtzeit möglich Mit der Zeit passen die Algorithmen, basierend machen. Ein Beispiel für lernende Maschinen ist auf den gesammelten Daten, die Datenverarbei- die zunehmende Selbstwartung. Melden Sensoren tung an. Sie können dann immer bessere oder ein Problem, können manche Maschinen schon eher zutreffende Ergebnisse liefern – bei Sprachas- heute präventiv Ersatzteile bestellen. Wenn Teile sistenten zum Beispiel genauere Antworten auf dann abgenutzt sind, liegt Ersatz schon bereit. Die die Nutzerfragen geben. Maschine steht nur für kurze Zeit still. Mit einer 5G-Anbindung könnte sich diese vorausschauen- de Wartung (englisch: predictive maintenance) weiterverbreiten. KI kann auch zum Beispiel im medizinischen Be- reich einen Beitrag zur besseren Versorgung leis- ten. Dazu gehört unter anderem, dass moderne Technologie die Ärztinnen und Ärzte immer besser bei der Diagnose und bei der Wahl der richtigen Therapie unterstützen kann. Das Wissen über den Menschen wächst immer schneller, sodass kaum ein Mensch alleine den Überblick behalten kann. Der Einsatz innovativer Technologien soll die Ärz- tinnen und Ärzte nicht ersetzen. KI unterstützt und ergänzt, sie leistet einen Beitrag zu einer prä- ziseren und persönlicheren Versorgung. Die Tech- nologie dient und unterstützt den Menschen, nicht umgekehrt. Chancen in der Landwirtschaft 5G soll in der Landwirtschaft flächendeckend ver- fügbar werden. Bislang abgeschlagene Regionen schließen zu anderen auf, wodurch alle Bäuerin- nen und Bauern vom neuen Mobilfunkstandard profitieren sollen. Bei der Weidetierhaltung bietet ein 5G-Halsband beispielsweise mehr Möglichkei- ten: Die Suche nach einem Tier läuft schneller und genauer ab, da sich der Standort in Echtzeit feststellen lässt. Auch erstellen smarte Kuhglo- cken ein Bewegungsprofil, das Informationen über den Weg der Tiere sowie über deren Gesund- heitszustand liefert. Bleibt eine Kuh auffällig lan- ge an einem Fleck, übermittelt der Sender ein Sig- nal – und ein Mensch kann nach dem Rechten Mobilfunktechnik 5G – Faktencheck Die meisten Smartphone-Nutzer verbinden mit der funktechnik 5G – Chancen und Risiken im Fakten- Einführung der 5G-Technologie positive Erwartungen. check“ herausgegeben. Darunter auch Fragen und Aber es werden auch immer wieder Sorgen und Be- Antworten zu den Auswirkungen von 5G auf Umwelt fürchtungen laut, die sich auf die Folgen der damit ver- und Gesundheit. bundenen Strahlung für die menschliche Gesundheit beziehen. Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Hier geht es zum Download: https://www.umwelt.nrw. Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nord- de/fileadmin/redaktion/Broschueren/Mobilfunktech- rhein-Westfalen hat deshalb eine Broschüre „Mobil- nik-5G.pdf aktuell 1 2021 5
Die gegenwärtigen sehen. Das 5G-Halsband hat außerdem Sensoren, Forschung zur Umweltbelastung Mobilfunktechniken die das Nahrungsverhalten der Tiere auswerten Die Entwicklung und der Ausbau von 5G, die der- nutzen Frequenzen im und ihre Körpertemperatur messen. Wann immer zeit wie auch die bisherigen Mobilfunknetze im Bereich zwischen 800 Megahertz und 2,6 ein Tier gemolken werden möchte, begibt es sich Frequenzbereich bis 7 Gigahertz stattfinden, hat Gigahertz (GHz). selbstständig zu einem Melkroboter. So ein Robo- hier das beste Potenzial, alte ineffiziente Technik Bei 5G kommen weitere ter produziert eine durchschnittlich sieben Pro- abzulösen und mit effektiveren neuen Netzen Bereiche in höheren zent höhere Milchmenge. Auch auf bewirtschafte- mittelfristig den Mobilfunk umweltfreundlicher zu Frequenzen dazu: 3,4 bis 3,8 GHz und später ten Feldern stehen Veränderungen an: Drohnen gestalten. Im Forschungsvorhaben „Technikfol- auch im wesentlich und Sensoren liefern Informationen über Pflan- genabschätzung der Veränderungsprozesse für höheren Frequenzbereich zenwachstum und den Nährstoffgehalt von Boden den Bereich der Netzinfrastrukturen des Mobil- von 24,25 bis 27,5 und Pflanze. Auf Basis dieser Daten erhält die funks inklusive der Endgeräte und der sich daraus GHz, dem sogenannten 26-Gigahertz-Bereich. Landwirtin oder der Landwirt Vorschläge für eine ergebenden Umweltbelastung“, das das Fraunho- ideale Düngermischung und erfährt auf wenige fer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegrati- Zentimeter genau, wo diese anzuwenden sind. on im Auftrag des Umweltbundesamtes durch- Dadurch lassen sich Ressourcen einsparen. führt, wird die Entwicklung des Energie- und Gleichzeitig ist eine verbesserte Ernte möglich. Rohstoffbedarfs der neuen Mobilfunkgeneration Der digitale Bauernhof rückt mit der 5G-Techno- untersucht. Neben dem Energiebedarf der künfti- logie in greifbare Nähe. gen Mobilfunkinfrastruktur wird auch deren Roh- stoffbedarf, insbesondere an kritischen Rohstof- Und im Wald? fen wie Gallium, Germanium oder Indium, analysiert. Das Forschungsvorhaben wird voraus- In der Landwirtschaft stehen Aspekte der Steige- sichtlich Ende 2021 mit Maßnahmenempfehlun- rung der Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Oft gen abgeschlossen, die den Energie- und Ressour- verbunden mit einem noch geringeren Personal- cenbedarf der Mobilfunkinfrastruktur effektiv einsatz. Ob dies hinsichtlich der bereits jetzt spür- reduzieren. Dabei kann man es durchaus kritisch baren Kritik an moderner Landwirtschaft (Massen- sehen, dass diese Forschungen und Risikoabschät- tierhaltung, industrielle Produktion, hoher zungen erst während des laufenden Netzausbaus Technisierungsgrad usw.) gesellschaftliche Akzep- stattfinden. tanz finden wird, ist durchaus fraglich. Welche Chancen die 5G-Technik für die Forstwirtschaft Mitdiskutieren bieten wird, bleibt abzuwarten. Wird es zukünftig neben einem „digitalen Bauernhof“ womöglich Zur weitergehenden Information hat die Bundes- auch den „digitalen Wald“ geben? Ähnlich wie in regierung das Informationsportal www.deutsch- der Medizin die Ärzte wird die KI hoffentlich nicht land-spricht-ueber-5g.de eingerichtet. Daraus die Forstleute ersetzen. Klar ist, dass auch die Ur- stammen auch wesentliche Inhalte dieses Beitra- produktion von technologischen Weiterentwick- ges. Hier können auch Fragen gestellt oder Anre- lungen nicht abgekoppelt werden kann und darf. gungen gegeben werden sowie ein Austausch mit Aber wer den Wald und die Forstwirtschaft ohne Expertinnen und Experten oder anderen Interes- die Ansprüche der Menschen denkt, macht bereits sierten erfolgen. ■ heute einen großen Fehler. Assistenzsysteme und Ulrich Dohle zusätzliche Daten für ein naturverträgliches Wald- management sind dagegen sicher sehr hilfreich. 6 aktuell 1 2021
DIGITALISIERUNG 5G im Wald – Abwägen zwischen Nutzen und Vorsorge Das Thema Digitalisierung begleitet uns mittlerwei- le permanent durch den Alltag. Beruflich und auch privat scheint die Thematik übermächtig geworden zu sein. In diversen Veröffentlichungen wird kom- muniziert, dass Menschen, Wirtschaftszweige und Regionen abgehängt sein werden, wenn sie sich nicht dem Digitalisierungsprozess anschließen wür- den. Als dann kürzlich Forderungen wie „5G an je- dem Baum“ in der forstlichen Fachpresse zu lesen waren, wurde deutlich, dass es hier offenbar eine Vermischung digitaler Anwendungsmöglichkeiten im Cluster Forst und Holz mit der Art und Weise der Datenübertragung gibt. Vieles ist unklar und man- ches wird verwechselt. Erwartungen an neue Tech- nologien sind daher nicht immer richtig. Die Nutzung digitalisierter Anwendungen innerhalb der Clusters Forst und Holz ist erforderlich, um Pro- zesse zu verschlanken und vor allem auch in Krisen- und anderen Ländern nimmt man aus den gleichen Im Wald sollte nur die zeiten schnell reagieren zu können. Die derzeit be- Gründen regional Abstand vom Ausbau des 5G-Net- Sonne strahlen. reits möglichen digitalen Anwendungen kommen zes. Es stellt sich immer mehr die Frage, ob 5G der längst nicht in allen Betrieben unseres Clusters zur Weg zu einer umweltschonenden Mobilfunk-Infra- Anwendungen, da die Einführungen dieser Prozesse, struktur ist. wie in anderen Branchen auch, auf finanzielle und sicher auch personelle Engpässe trifft. Die Forde- Aus Verantwortung für den Wald sollten wir Forst- rung nach mehr Digitalisierung innerhalb des Clus- leute uns mit der Frage beschäftigen, wie sich zu- ters bedeutet daher zunächst die Auflösung eines nehmender Elektrosmog auf die bereits gestressten Anwendungsdefizits. Sie bedeutet jedoch nicht, dass Waldökosysteme auswirkt. Und auf seine Besucher. dieser Prozess mit einem 5G-Ausbau verbunden Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland sein muss. Das Schließen von Funklöchern kann (BUND) formulierte bereits 2008 in seinem auch zukünftig nur über den Mobilfunkstandard 4G Positionspapier „Zukunftsfähige Funktechnologie“ die erfolgen, welcher alle Mobilfunkanwendungen er- Notwendigkeit zur Begrenzung der Gefahren und möglicht, sodass der generelle Vorteil von 5G in der Risiken durch hochfrequente elektromagnetische Felder: Fläche zu hinterfragen wäre. „Lebende Organismen sind auf ein funktionsfähi- Die geplante Netzabdeckung mit dem Mobil- ges, möglichst ungestörtes bioelektrisches System funkstandard 5G wird in Deutschland zu einer Ver- und damit auf die natürlich vorkommenden elektri- zehnfachung der Sendeanlagen führen. Das Bun- schen, magnetischen und elektromagnetischen Fel- desamt für Strahlenschutz geht davon aus, dass die der angewiesen. Aufgrund technischer Entwicklun- Streubreite möglicher Expositionen zunehmen wird. gen wird heute durch verschiedene Felder störend Aufgrund offener wissenschaftlicher Fragen rät das bis schädigend in diese Systeme eingegriffen. Die Bundesamt für Strahlenschutz zur Vorsorge. Diese bereits vorliegenden Erkenntnisse, Erfahrungen und Vorsorge sollte nach unserem Verständnis natürlich Beobachtungen zeigen unmissverständlich, dass auch unbedingt das Waldökosystem mit seiner Tier- dringend eine drastische Reduzierung bzw. Mini- und Pflanzenwelt einbeziehen. mierung der anthropogen verursachten elektroma- gnetischen Felder erreicht bzw. wirksame Schutz- Für den neuen Mobilfunkstandard 5G gibt es bisher und Vorsorgemaßnahmen für das Wohl von aber keine Technologiefolgeabschätzung.1 Aufgrund Menschen, Tieren und Pflanzen ergriffen werden offener Gesundheits- und Umweltfragen haben sich müssen. Die bereits eingeleiteten Entwicklungen daher in Deutschland bereits einige Gemeinden ge- zum Ausbau weiterer Funknetze und Funktechnolo- gen einen ungeprüften Ausbau von 5G ausgespro- gien geben Anlass zu größter Sorge, da zukünftig chen. In der Schweiz, in Frankreich, Italien, Belgien noch intensiver auf die biologische Regulation von aktuell 1 2021 7
Lebewesen eingewirkt werden wird. Eine Wende in welt-, Gesundheits- und Ressourcenschutz einbezie- der Kommunikationstechnik ist daher dringend er- hen muss, um als zukunftsfähig bewertet werden zu forderlich und wird mit dieser Position skizziert.“2 können. Die Schnelligkeit von Wirtschaftsprozessen oder die Echtzeitverfügbarkeit von Daten sollte Alain Thill (2020) kommt in seiner Studie „Biologi- nicht allein Maßstab unseres Denkens sein. sche Wirkungen elektromagnetischer Felder auf In- sekten“ durch Hochspannung, Mobilfunk und Die digitale Transformation unserer Gesellschaft WLAN zu dem Ergebnis, dass neben Pestiziden und wird vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesre- dem Verlust von Lebensräumen auch Mobil- gierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) funkstrahlung negative Effekte auf Insekten hat und als ein Beschleuniger der Umwelt- und Klimakrise damit ein weiterer Faktor für die Schwächung der bezeichnet. Das Umweltbundesamt hat aktuell die Insektenwelt ist. Analyse „Energie- und Ressourceneffizienz digitaler Infrastrukturen“ veröffentlicht und der Politik Die Strahlungsbelastung führt u. a. zur Einschrän- empfohlen, die Umweltwirkungen digitaler Infra- kungen des Orientierungssinns, zu reduzierter Fort- strukturen sichtbarer zu machen und einzudäm- pflanzungsfähigkeit und Fruchtbarkeit, Lethargie, men. Veränderungen der Flugdynamik, im Erfolg der Nahrungssuche, bei Reaktionsgeschwindigkeiten, Nachhaltiges Denken in der Forstwirtschaft kann im Fluchtverhalten, Störung der circadianen Rhyth- sich somit zukünftig nicht mehr allein auf den Wald mik, Blockierung der Atmungskette und Schädigung i. e. S. beschränken, sondern muss auch die Prozesse der Mitochondrien, Fehlaktivierungen im Immun- einbeziehen, die mit der Bewirtschaftung des Wal- system, erhöhte Anzahl von DNA-Strangbrüchen.3 des einhergehen. Ulrich Warnke (2007 und 2009) beschreibt in sei- In Anbetracht der massiven Auswirkungen, die mit nen Veröffentlichungen „Die Zerstörung der Natur der weiteren Zunahme künstlicher Strahlung ver- durch Elektrosmog“ sowie „Die Auswirkung elektro- bunden sind, und der zunehmenden Ressourcenbe- magnetischer Felder auf Tiere“ negative Auswirkun- anspruchung für digitale Prozesse wäre es nicht von gen der zunehmenden Elektrosmogbelastung auf Nachteil, einen Abwägungsprozess zuzulassen und Bienen, Vögel und Menschen und legt dar, wie zer- nach verträglichen Lösungen zu suchen – für störerisch die wachsende Dichte künstlicher elekt- Mensch, Tier und Umwelt. romagnetischer Felder in den natürlichen biophysi- kalischen Haushalt von Menschen und Tieren Solange hier die Unklarheiten und Zweifel überwie- eingreift.4 gen, sollten wir den Wald, seine Arten und seine Besucher von unsicheren Strahlen bewahren. Wir In unterschiedlichen Studien wurde gezeigt, dass brauchen den Wald. Wir schützen den Wald. Wir hochfrequente Felder unter Laborbedingungen bei nutzen den Wald, das geht auch ohne 5G. „Lücken“ Pflanzen Stressreaktionen auslösen und das Wachs- sollten aber geschlossen werden, damit wir im Wald tum beeinflussen können. Das Bundesamt für Strah- erreichbar sind und andersrum. ■ lenschutz hält aufgrund widersprüchlicher Aussagen weitere Forschung für erforderlich.5 Hella Stein und Peter Rabe Während das Bundesamt für Strahlenschutz lediglich ¹ www.diagnose-funk.org/1436 weiteren Forschungsbedarf formuliert, folgert der ² https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_ BUND bereits 2008 mit Bezug auf die gesamte Na- bund/publikationen/bund/position/ressourcen_elek- tur, dass die Funk-Politik nicht zukunftsfähig ist. Der trosmog_fuer_zukunftsfaehige_funktechnologien_ BUND fordert einen Mindest-Vorsorgegrenzwert, der position.pdf weit unter dem heute gültigen Grenzwert liegt, sowie ³ https://www.diagnose-funk.org/publikationen/ eine diesbezügliche Anpassung der BImSchV.6 artikel/detail&newsid=1607 ⁴ https://kompetenzinitiative.com/wp-content/ Der Wald ist derzeit ein strahlungsfreier bzw. strah- uploads/2019/08/heft1_bienen-broschuere_ lungsarmer Lebensraum, der aktuell im Zusammen- screen.pdf hang mit Ansätzen der Waldtherapie besondere Be- https://kompetenzinitiative.com/wp-content/ deutung erfährt. Vor dem Hintergrund der uploads/2019/08/warnke_tiere-forschungsbe- Beachtung des Vorsorgeprinzips ist es geboten, zu- richt.pdf künftige Belastungen des Waldökosystems zu ver- 5 https://www.bfs.de/SharedDocs/Pressemitteilun- meiden und den Wald als unbelasteten Erholungs- gen/BfS/DE/2019/022.html ort zu erhalten. 6 https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_ bund/publikationen/bund/position/ressourcen_elek- Aus den bereits vorhandenen Veröffentlichungen trosmog_fuer_zukunftsfaehige_funktechnologien_ wird deutlich, dass die Frage der Digitalisierung Um- position.pdf 8 aktuell 1 2021
DIGITALISIERUNG GNSS-gestützte Neuanlegung einer Feinerschließung Der wichtigste Produktionsfaktor der forstlichen Rohholzerzeugung ist der Boden. Dementsprechend ausgeprägt ist das Interesse der Forstwirtschaft, die natürliche Bodenbeschaffenheit so weit wie mög- lich zu erhalten. Eine qualitativ hochwertige und systematische Erschließung, die den Ansprüchen von Umweltschutz und Gesellschaft an die forstli- che Praxis entspricht, ist damit Grundvoraussetzung für die ökonomische, ökologische und soziale Be- wirtschaftung unserer Wälder. Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurde ein Fahrver- such zur Anlage eines Feinerschließungssystems mit der GNSS(Globales Navigationssatellitensystem)-ge- stützten Planungssoftware „NetwakeVision“ durch- geführt. 78,6 %. Die größte Zeitersparnis ist auf den Verzicht Screenshot der der visuellen Markierung im Bestand zurückzufüh- Arbeitsoberfläche, wobei die blauen Linien Durch eine Gegenüberstellung mit dem herkömmli- ren, was neben der Ergonomie und Arbeitssicher- den idealen (an die chen Verfahren der Bussole konnten anhand der heit für den Forstbediensteten auch der Ästhetik des Kranreichweite aufgenommenen Parameter (Zeitaufwand, körperli- Waldes zugutekommt. Einbußen gab es jedoch bei angepassten) che Belastung und Qualität der angelegten Gassen) der Qualität (Gradlinigkeit, Parallelität) der realen Gassenverlauf zeigen und die schwarze Linie Aussagen über Ergonomie, Arbeitssicherheit, Praxis- Gassenverläufe, die auf den stellenweisen Verlust den realen Gassen- tauglichkeit und mögliche Kostenersparnisse getrof- des Satelliten- und Mobilfunkempfangs zurückzu- verlauf, also die fen werden. führen waren. Folglich kam es wiederholt zu einem Fahrlinie des Harvesters. sprunghaften Positionsversatz in der Kartendarstel- Ergebniszusammenfassung lung, wodurch mehrfach ein Orientierungsverlust des Harvesterfahrers verursacht wurde. Die Folge Durch den simplen und bedienerfreundlichen Auf- waren kurvenreiche, im Mittel auf 43,1 % ihrer bau der „NetwakeVision-App“ ergaben sich für die Wegstrecke neben der Ideallinie verlaufende Rücke- vorbereitenden Planungsarbeiten im Vergleich zur gassen (vgl. Bussole: 21,9 % der realen Rückegassen Bussole Zeit- und damit Lohnkostenersparnisse von neben der Ideallinie). Wir bewegen Holz, Holz bewegt uns Mercer Holz - Dem Waldbesitzer ein verlässlicher Partner Mercer Holz GmbH | T.: +49 36642 8 2314 | info.mh@mercerint.com Zentrale Rosenthal | Hauptstraße 16 | 07366 Rosenthal am Rennsteig Niederlassung Arneburg | Goldbecker Straße 38 | 39596 Arneburg www.mercerint.com Niederlassung Friesau | Am Bahnhof 123 | 07929 Saalburg-Ebersdorf aktuell 1 2021 9
Rückegassenfläche erreicht werden, die sich denen der manuellen Gassenplanung mittels Bussole bis auf 3,7 Prozentpunkte annäherten. Abschließend ist festzuhalten, dass das „NetwakeVi- sion-System“ dem Waldbesitzer, neben einigen wei- teren Funktionen, die Planung eines Feinerschlie- ßungssystems im virtuellen Raum ermöglicht, das (bei ausreichender Satelliten- und Mobilfunkabde- Bestandteile des „NetwakeVision-Sys- ckung) ohne optische Nachweise über die unter- tems“ und deren schiedlichen Waldentwicklungsphasen hinweg wie- Funktion der auffindbar und nutzbar ist. ■ War der notwendige Datentransfer des „NetwakeVi- Leander Woitas sion-Systems“ hingegen beständig, so konnten Forststudent an der Uni Göttingen Übereinstimmungsprozente der idealen zur realen Digitalisierung Hand in Hand „Wir wollen weg von der Zettelwirtschaft der Forst- branche und die Bäume von der Wurzel bis zur Kro- ne digital sichtbar machen.“ Das sagen die Gründe- rinnen Melanie Bachinger und Birgit Oylum der Firma GEOrt GmbH. Ziel der Digitalisierung im Wald ist, Arbeitsprozesse Ein Anwendungsbeispiel ist die Käferplage. Gesich- zu vereinfachen und effektiv Schäden zu beheben, tete Bäume können mit genauer Position und sagt Melanie Bachinger, Mitgründerin der GEOrt. Schadzustand erfasst, der Verlauf der befallenen Ein 5-köpfiges Team kümmert sich um die Entwick- Bäume auf der Karte angezeigt und zeitnah optima- lung des ForestManagers. „Wir stehen unseren Nut- le Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. zern mit Rat und Tat zur Seite, um aus der App das Beste rauszuholen“, erklärt Birgit Oylum. In der Als externe Unterstützung können Drohnen, externe Forstbranche ist noch viel zu tun, bis das Niveau der Empfangsverstärker und Flurkarten als Layer auf das Landwirtschaft erreicht ist. Die Nöte und Probleme Kartenmaterial gelegt werden. sind jedoch ebenso dringend zu lösen. Den ForestManager kann man im Google Play Store In der früheren Version konnten Nutzer Daten erhe- runterladen und in einer kostenlosen Version tes- ben, Kategorien zuordnen, um Cluster und Verläufe ten. Für Kleinstwaldbesitzer haben wir die Premium im zeitlichen Verlauf zu sehen. Aus den Datenerhe- Version für 20 € / Jahr entwickelt. Sollte ein Team bungen werden Aufträge generiert und als PDF mit- den Wald bewirtschaften, so kann man dies mit un- tels Mail, WhatsApp oder anderer Lösungen an Auf- serer Synchronisation für 90 € / Jahr. Preisstaffelun- tragnehmer versandt. Seit August bietet der gen für WBV/FBG sind nach Vereinbarungen möglich. ForestManager zusätzlich die Synchronisation in eine Cloud an. Es verbindet als „vernetzte Software“ Der Weg ist noch lange nicht zu Ende. Das Team hat Nutzer schnell und unkompliziert miteinander. Da- noch viele Pläne, um die Arbeitsabläufe so automa- durch ist es möglich, dass eine Vielzahl an Mitarbei- tisiert wie möglich zu digitalisieren. ■ tern oder Mitgliedern von Verbänden gleichzeitig Daten erfassen und bearbeiten können. Birgit Oylum 10 aktuell 1 2021
WALDBEGEISTERUNG Wald begeisterung Ich bin Förster und werde im März 2021 von mei- nem Wohnort Marburg aus zu einer etwa 8-monati- gen Wanderung durch die Wälder Deutschlands aufbrechen. Unterwegs will ich meine Beobachtun- gen in Fotos, Texten und Videos auf den sozialen Medien, aber auch über Zeitungen, Magazinartikel, Fernsehbeiträge usw. der Öffentlichkeit mitteilen. Ich möchte Forstbetriebe besuchen und erkunden, wie weit es bereits naturschonende Bewirtschaf- tungsmethoden gibt, die einen Beitrag zur Stabilisie- rung des Waldes leisten, aber auch dokumentieren, was an der aktuellen Forstwirtschaft verbesserungs- würdig ist. Waldbesucher, die ich unterwegs treffe, möchte ich gezielt zu ihren Ansichten über und Ansprüchen an den Wald befragen, um auch hierzu ein Bild zu er- halten. Ich bin der Meinung, dass unbewirtschaftete Wäl- Zwar habe ich schon jetzt eine Menge Anlaufpunk- Gerald Klamer will der, die „Urwälder von morgen“, einen besonders te, die ich besuchen möchte, aber dennoch bin ich 6.000 Kilometer durch Deutschlands Wälder wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität, am Austausch mit den Kollegen sehr interessiert laufen. aber auch als Lernobjekt zur Anpassung unserer na- und werde daher versuchen, wann immer möglich, türlichen Wälder an den Klimawandel leisten kön- weitere Stationen in meine Route einzubauen. Mei- nen. Diese werden insbesondere in den National- ne Kontaktdaten finden sich auf dem Blog zum Pro- parks geschützt. Um festzustellen, wie der aktuelle jekt sowie auf der Facebookseite (siehe Heftrücksei- Zustand dieser Gebiete ist, aber auch, welche Leh- te). ren sie uns jetzt schon vermitteln können, möchte ich auf meiner Wanderung alle Waldnationalparks Wie jeder von uns derzeit bemerkt, befindet sich der und anderen großen Waldschutzgebiete besuchen. Wald in einer Phase der intensiven Veränderungen. Am Ende des Projekts soll schließlich ein Buch ent- Wir Förster haben die Möglichkeit, diese zu gestal- stehen, das die Beobachtungen und Erkenntnisse ten! ■ zusammenfasst. Gerald Klamer Die vollautomatische Holzheizung Jetzt Förderung FÜR HOLZHEIZTECHNIK Made in Germany SICHERN! CO2-neutral und regenerativ Profi Holzhackmaschinen Bis zu 45 % Förderung auf heizen mit für Hand- und Ihre Heizomat-Anlage! ENERGIE IM KREISLAUF DER NATUR Kranbeschickung HEIZOMAT - Gerätebau + Energiesysteme GmbH Maicha 21 • 91710 Gunzenhausen • Tel.: 09836 97 97 - 0 • www.heizomat.de aktuell 1 2021 11
Auszeichnung als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt Industriewald Rheinelbe selbstverständlich war, stellt sich der Alltag vieler Kinder heute im Zuge zunehmender Urbanisie- rung, Digitalisierung, Technisierung und Ganztags- schule ganz anders dar. Die auch daraus resultierende zunehmende Natur- entfremdung steht dem angeborenen Grundbe- dürfnis nach Naturerfahrung gegenüber. „Dieser Naturentfremdung zu begegnen ist jede Anstren- gung wert“, so der Laudator der UN-Dekade Ulrich Dohle, der den weiten Weg aus Mecklenburg-Vor- pommern nach Gelsenkirchen zur Auszeichnung angereist war. Das freie Spiel in der Natur, das Entdecken mit al- Preisverleihung, Das Projekt „Industriewald Rheinelbe – Wildnis- len Sinnen, Begreifen, Toben, Klettern und Bauen, coronabedingt im und Naturerfahrungsraum im Ruhrgebiet“ des Lan- das Sich-ausprobieren-Können sind für eine gesun- kleinsten Kreise, am desbetriebes Wald und Holz NRW wurde im Rah- de kindliche Entwicklung unersetzlich wichtig. 7.12.: Oberbürgermeis- terin Karin Welge (Stadt men des Sonderwettbewerbs „Soziale Natur – Natur Naturerfahrungen fördern die Fantasie und Kreati- Gelsenkirchen), Ulrich für alle“ als offizielles Projekt der UN-Dekade Bio- vität, die Sozialkompetenz, die Konzentrationsfä- Dohle (UN-Dekaden-Ju- logische Vielfalt ausgezeichnet. Die Auszeichnung higkeit sowie die motorischen Fähigkeiten. Sie leis- ror), Oliver Balke (Leiter wird an vorbildliche Projekte verliehen, die auf die ten zudem nachweislich einen erheblichen Beitrag der Forststation Rheinelbe/Industrie- Chancen aufmerksam machen, welche die Natur zur Sprachförderung und Integration, wirken waldprojekt) und Peter für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesell- manchmal geradezu therapeutisch, so auch bei Bergen (Leiter des schaft bietet. Nach der Begrüßung und einer kur- Kindern mit Flüchtlingsbiografie. Regionalforstamtes zen Projektvorstellung durch Peter Bergen, Leiter Ruhrgebiet, v. l.) des Regionalforstamtes Ruhrgebiet, richtete die Wissenschaftliche Begleitung Oberbürgermeisterin der Stadt Gelsenkirchen Ka- rin Welge ihr Grußwort an den Teilnehmerkreis. Das Projekt wurde wissenschaftlich begleitet, die Die Laudatio und Auszeichnung erfolgten durch gewonnenen Erkenntnisse sind und werden in Leit- Ulrich Dohle, in seiner Funktion als Juror der fäden zum Nachahmen zusammengefasst, so z. B. UN-Dekade. Ein Rundgang durch den Industrie- in dem Buch „Der Wald ist voller Wörter“. wald mit Erläuterungen direkt vor Ort rundete das Auszeichnungsprogramm ab. Verdiente Auszeichnung Hintergrund Es war zukunftsorientiert, dass sich bereits vor über 20 Jahren die gesellschaftlichen Institutionen, die 1996 startete das heutige Industriewaldprojekt im im pädagogischen Bereich für die Bildung und Er- Rahmen der Internationalen Bauausstellung Em- ziehung von Kindern verantwortlich waren, ge- scherpark mit dem Ziel, den Strukturwandel auch meinsam mit der Forstverwaltung und weiteren als Chance zu nutzen und Industriebrachen des Partnern wie dem Umweltministerium und der Ruhrgebiets durch natürliche Sukzession hin zu NRW Urban auf den Weg gemacht haben, Waldbe- Wald und biologisch vielfältigen und wertvollen suche zu verstetigen und Naturerfahrungen in den Lebensräumen für Flora und Fauna wie auch für Kita- und Schulalltag zu integrieren. Der „Förster die Menschen vor Ort zu entwickeln. Das Herz- vor Ort“ ist dabei Ansprechpartner, Kümmerer und stück des Industriewaldprojektes ist der Industrie- Vermittler. Daher ist diese Auszeichnung mehr als wald Rheinelbe mit der gleichnamigen Forststation verdient und wir gratulieren den ForstkollegInnen auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Rheinelbe der Schwerpunktaufgabe (SPA) Urbane Wälder von südlich des Gelsenkirchener Stadtzentrums. Wald und Holz NRW! ■ Wald und Holz NRW, vK Wichtige Naturerfahrung Während das Spielen im ortsnahen Wäldchen für die heutigen Eltern- und Großelterngenerationen 12 aktuell 1 2021
BDF bei der PEFC-Standard-Revision Ein Jahr voller Diskussion. Eigentlich fragt sich so manches Mitglied bei uns: Warum ist der BDF bei den zwei großen Zertifizierungssystemen FSC und PEFC vertreten? Ganz einfach – es geht in beiden Systemen um zukunftsfähige Waldwirtschaft. Einerseits sind wir ja oft auch fachlich für den uns anvertrauten Wald unterwegs. Andererseits bedeutet Zertifizierung auch immer, soziale Belange zu be- rücksichtigen. Und anders als die großen Natur- schutzverbände versuchen wir unsere Belange insge- samt in Zertifizierung einzubringen und nicht nur ein System zu präferieren. Ende aber auch hier ein Kompromiss zwischen tradi- Die Standard-Revision unter Coronabedingun- Revision tionellem Handeln und zukünftigem Anspruch. De- gen als hybride mokratie ist manchmal ganz schön schwer auszuhal- Veranstaltung Eine Grundforderung von Zertifizierungssystemen ist ten – für beide Seiten. Insgesamt ein Fortschritt, kein die regelmäßige Überprüfung der anzulegenden Prüf- riesiger, aber ein gemeinsam getragener. standards und -verfahren. Regelmäßig heißt alle 4–5 Jahre, möglichst unter breiter Beteiligung der Öffent- Altes und Neues lichkeit (heutzutage im Internet kein Problem). Ei- gentlich denkt man, naja, da kann ja nach so vielen Und wichtig, unseren Hauptgrundsatz, nur fachlich Jahren nicht mehr viel kommen. Vergangenes Jahr im qualifiziertes Personal in und an den Wald zu lassen, Herbst war dann die erste Sitzung der einberufenen findet ihr weiterhin unter Punkt 6 des Standards. Die Arbeitsgruppe dazu. Da sie zu groß war, wurden Un- Beachtung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes terarbeitsgruppen für einzelne Themenbereiche ge- wurde jetzt explizit betont. Gerade in Angesicht der bildet. Mitte dieses Jahres trafen wir uns dann wieder Nutzung des Kalamitätsholzes aus meiner Sicht eine in großer Runde, z. T. online, z. T. in Präsenz mit wichtige Priorisierung. Auch im dazu anzuwenden- Mundschutz und Online-Zuschaltung als Hybrid-Ver- den Leitfaden 8 erfolgten keine Aufweichungen, son- anstaltung. Und es gab wieder viel Diskussion. Die dern eher Präzisierungen dazu. So fiel bei den priva- Frage zur ökologischen Wertigkeit und Abbaubarkeit ten Selbstwerbern der Passus „Erfahrungen beim von Hydraulikölen erforderte sogar ein von PEFC fi- Umgang mit der Motorsäge“ nun endgültig heraus. Es nanziertes externes Gutachten. Aber der Grundsatz, gilt jetzt klar der „Nachweis über die Teilnahme an voranzugehen, miteinander zu reden und auch Kom- einem qualifizierten Motorsägenlehrgang“. promisse einzugehen, war immer wieder zu spüren, auch wenn es oft nicht leicht fiel. Allianzen Privatwald unter Druck Interessant ist für mich immer wieder, dass wir (die IG BAU und der BDF) hier an diesem Strang nicht al- Gerade bei der Fraktion der Waldbesitzer, stark ge- leine ziehen, sondern oft die Unternehmerverbände beutelt durch die derzeitigen Waldschutzprobleme, an unserer Seite haben. entsteht der Eindruck: wie das Kaninchen vor der Schlange. Selbst im Angesicht der Klima- und Folge- Aber auch die Waldbesitzerverbände haben mittler- schäden, insbesondere in der Fichte, fällt es ihnen weile erkannt, dass nur qualifizierte Arbeit gut und schwer, das Ruder weit genug in eine andere Rich- zukunftsfähig ist. Das zu regeln und trotzdem den tung zu bewegen. vielen kleinen einzelnen Waldbesitzern (von 1 bis 5 ha) ihre eigenständige Bewirtschaftung im Rahmen Natürlich ist es für die vielen kleinen Waldbesitzer der Zertifizierung zu ermöglichen, ist sehr anspruchs- schwierig, mehr Vielfalt in die eigene kleine Fläche zu voll und – wie beschrieben – nicht immer einfach. ■ bringen. Aber im Rahmen von FBGs müssen da ein- fach neue Wege gegangen werden. Da gab es sehr Gerd Klötzer viele und lange Diskussionen um wenige Punkte. Am BDF-Vertreter bei PEFC aktuell 1 2021 13
Erzwingungsstreik zum Tarifeinheitsgesetz Die Schlichtung zwischen der Gewerkschaft Deut- Einordnung scher Lokomotivführer (GDL) und der DB / dem Ar- beitgeberverband MOVE ist am 11.11.2020 ge- Das Tarifeinheitsgesetz ist eine ersthafte Bedrohung scheitert. In der Schlichtung machte die DB die für die Fachgewerkschaften unter dem gemeinsa- Anwendung der Tarifverträge der GDL von der Zu- men Dach von dbb beamtenbund und tarifunion – stimmung der EVG abhängig. Das aber stellt die Ei- so auch für den BDF. Deshalb haben wir uns auch genständigkeit der Tarifpartei GDL infrage und ist im Jahr 2015 klar dagegen positioniert. Es ist trotz- daher unannehmbar. Die DB verlangt ein trilatera- dem beschlossen worden und in Kraft getreten. In- les Abkommen mit der EVG – auch hier mit dem klusive aller rechtlich offenen Fragen, was eine klaren Ziel, die Tarifautonomie der GDL zu eliminie- praktikable und rechtssichere Umsetzung angeht. ren. Im Übrigen betonte die DB stets, sich an Geset- Die öffentlichen Arbeitgeber haben das Thema – ze und Tarifverträge halten zu müssen, meinte da- vermutlich wegen der politischen und rechtlichen mit aber vorrangig die Anwendung des Brisanz – bisher nicht angefasst. Nun scheint die Tarifeinheitsgesetzes gegen die GDL. Deutsche Bahn bzw. der Arbeitgeberverband MOVE ein Exempel statuieren zu wollen. Das ist ein Schlag ins Gesicht der GDLer, die mit den Segnungen der „Einkommens-Verringerungs-Ge- Die GDL wird den Kampf um die Tarifautonomie werkschaft“ (EVG) in Höhe von einmalig 1,5 Pro- und gegen eine faktische Abschaffung des Gewerk- zent zum 1. Januar 2022 abgespeist werden sollten. schaftspluralismus aufnehmen, z. B. Erzwingungs- Auch die unmittelbar nach dem Schlichterspruch streiks. Der BDF wird zusammen mit den weiteren Die Langversion des folgende Tarifverhandlung endete deshalb ergebnis- Fachgewerkschaften unter dem Dach des dbb soli- Artikels samt weiterer los. Die GDL hat daraufhin in einer bemerkenswer- darische Unterstützung der in Zukunft zu erwarten- den Aktionen der GDL leisten. ■ Links der GDL finden Sie unter ten Resolution beschlossen, die selbst auferlegte www.BDF-online.de/ Mitgliederbeschränkung auf das Zugpersonal aufzu- UD artikel. geben. Holzindustrie unsolidarisch Die Landesregierung NRW hatte Ende Oktober die setzes ausgesprochen, er befürchtet einen Frisch- Bundesratsinitiative zum „Forstschäden-Ausgleichs- holzmangel. gesetz“ auf den Weg gebracht. Kernpunkt ist eine bundesweite befristete Beschränkung des Fällens Solidarität gefordert von gesunden Fichten auf 70 % gegenüber dem Nor- maleinschlag bis zum 30.9.2022, um den Absatz Martin Neumeyer, Vorstandsvorsitzender der Bayeri- von Schadholz zu stärken. Zugleich können Verkäu- schen Staatsforsten, hat am 19.11.2020 in seinem ferInnen dann ermäßigte Sätze für Schadhölzer bei Grußwort beim „AGR-Rohstoffgipfel 2020“, dem der Einkommenssteuer geltend machen. Kongress der Säge- und Holzindustrie, Solidarität mit der Forstwirtschaft gefordert. Die dramatische Lage Der zuständige Ausschuss für Agrarpolitik und Ver- der Forstbetriebe könne nicht im Sinn der Säger, braucherschutz hat dem Bundesrat die Beschrän- Holzkunden und Holzverbraucher sein. Säger und kung des ordentlichen Holzeinschlags nur auf das Holzkunden brauchten eine leistungsfähige und le- Forstwirtschaftsjahr 2021 empfohlen. Außerdem bensfähige Forstwirtschaft, wie auch die Forstseite sollte diese auf 85 % gegenüber dem Normalein- verlässliche, starke Partner auf der Holzseite brauche. schlag (und nicht auf 70 % wie im Antrag vorgese- hen) erfolgen. Den Link zu dem gesamten Video samt der Langversion des Artikels finden Sie unter www.BDF-online.de/artikel. Der Deutsche Holzwirtschaftsrat DHWR hat sich ge- ■ gen die Aktivierung des Forstschäden-Ausgleichsge- UD 14 aktuell 1 2021
IN EIGENER SACHE Rainer Städing – der neue BDF-Pressereferent stellt sich vor Bürgernähe liegt mir am Herzen Vom langjährigen und verdienten BDF-Presserefe- renten Jens Düring habe ich die Aufgabe des BDF-Pressereferenten im Bundesverband übernom- men. Die Anfrage aus dem Bundesvorstand hat mich einerseits gefreut, andererseits weiß ich, dass mein Vorgänger Maßstäbe gesetzt hat, die gehalten werden wollen. Nun einige Worte zu meiner Person: Mit 16 Jahren habe ich 1972 in Niedersachsen die verwaltungsin- terne Forstausbildung begonnen, der Jahrhundert- sturm Quimburga hat in dem Jahr die Forstwirtschaft in Niedersachsen einschneidend umgekrempelt. Nach der Revierförsterprüfung zog es mich mit dem Deutschen Entwicklungsdienst nach Westafrika, be- vor ich in den niedersächsischen Forstdienst einge- treten bin. Nach einer weiteren Tätigkeit als Förster im damaligen Nordjemen wurde ich dann mit Fami- lie sesshaft. Zunächst im Weserbergland und dann für zwei Jahrzehnte in einem wunderschönen Revier am Stadtrand von Braunschweig. Hier erlebte ich die Wende hautnah mit, wuchsen unsere Töchter auf und naturnahe eichengeprägte Laubwälder in öffent- lichem Besitz und in bäuerlich geprägten Genossen- Seit nunmehr elf Jahren arbeite ich im Nordwesten Rainer Städing sieht in schaften waren mein tägliches Revier. Wie es damals Niedersachsens als regionaler Pressesprecher für die der bürgernahen Waldwirtschaft seine für viele Revierförster üblich war, waren im Sommer Landesforsten und freue mich auf den Unruhestand Berufung. Waldjugendspiele und Waldführungen angesagt. mit 65 und auf eine gute Zusammenarbeit mit den Später übernahmen Waldpädagogen diesen Part und engagierten Kolleginnen und Kollegen im BDF. ■ wir gründeten mit Gleichgesinnten einen Förderver- ein, der noch heute ein erfolgreiches Bindeglied zwi- Rainer Städing schen Forstamt und den Waldpädagogen und den BDF-Pressereferent Zielgruppen bildet. Ehrenamtliche Arbeit lernte ich schon früh in der anderen Forstgewerkschaft und im örtlichen Perso- nalrat kennen. NOCH MEHR STAATLICHE RIESTER-ZULAGEN! Mehr Infos hier: http://goto.bdf-sozialwerk.de/mehrriester Am Weingarten 18 · 90518 Altdorf info@bdfsozialwerk.de www.bdf-sozialwerk.de http://goto.bdf-sozialwerk.de/riester SOZIALWERK DES BUNDES DEUTSCHER FORSTLEUTE UND DER ANGESCHLOSSENEN VERBÄNDE GMBH aktuell 1 2021 15
BADEN-WÜRTTEMBERG Wir gratulieren! Forstpräsident i. R. Erwin Lauterwasser feiert seinen 90. Geburtstag Erwin Lauterwasser entwickelte eine intensive Zu- sammenarbeit mit den waldbesitzenden Gemein- den und betrieb die Gründung einer der ersten Forstbetriebsgemeinschaften in Baden-Württem- berg. Als Mitverfasser der damaligen „Denkschrift für das Wiesental“ erkannte er schon sehr früh die Bedeutung der bäuerlichen Kulturlandschaft. Nicht zuletzt nutzte er die vor der Tür liegenden Möglichkeiten des Schwarzwälder Wintersports. Sei- ne Ideen und Aktivitäten in diesem Bereich sind bis heute sichtbar und präsent. Erwin Lauterwasser erkannte schon damals die Not- wendigkeit einer integrativen Umweltschutzarbeit und so ist es nicht verwunderlich, dass er mit dem Aufbau der ersten Umweltabteilung im damaligen Landwirtschaftsministerium in Stuttgart beauftragt wurde. Seine breit gefächerten Interessen befähig- ten ihn zu dieser fachübergreifenden Aufgabe, die allerdings nur von kurzer Dauer war. Der Jubilar Denn bereits 1973 wurde Erwin Lauterwasser mit Erwin Lauterwasser 42 Jahren zum Präsidenten der Forstdirektion Frei- burg berufen, die er bis Ende 1995 sehr erfolgreich Der BDF Baden-Württemberg gratuliert Forstpräsi- führte. dent i. R. Erwin Lauterwasser zum 90. Geburtstag. Wir wünschen ihm weiterhin viel Gesundheit und Erwin Lauterwasser ist der Prototyp des profilierten, Tatendrang und schließen uns den nachfolgenden modernen und politisch denkenden Forstmanns. Er Glückwünschen der Landesforstverwaltung Ba- erkannte die Zusammenhänge und Verflechtungen den-Württemberg an: und hat sich schon damals bemüht, die Forstwirt- schaft in eine breite gesellschaftspolitische Diskussi- Am 16. Dezember vollendet Forstpräsident i. R. Erwin on einzubinden. Hierbei kamen ihm als Netzwerker Lauterwasser in bewundernswerter Frische und Fit- seine Kontaktfreude, sein Einfallsreichtum und sei- ness sein 90. Lebensjahr. Als echter Schwarzwälder in ne außergewöhnlichen kommunikativen Fähigkei- Neustadt im Schwarzwald geboren und aufgewach- ten zugute. sen, hat er sich früh und konsequent für die Natur und den Forstberuf begeistert und damit den Grundstein Besondere Verdienste hat sich Erwin Lauterwasser für ein bemerkenswertes Berufsleben gelegt. im Rahmen der Naturschutzgebietsausweisung des „Taubergießen“ erworben. Mit Ausdauer und diplo- Nach dem Studium in Freiburg, Referendarzeit und matischem Geschick hat er die Verhandlungen mit der Großen Forstlichen Staatsprüfung 1957 begann der elsässischen Gemeinde Rhinau zu einem bis er seine Laufbahn zunächst als 2. Beamter beim heute gültigen Vertragswerk geführt. Forstamt Neustadt. Früh erfolgte eine weitere Ver- wendung in der Forsteinrichtung – der Grundlage Das Bild von Erwin Lauterwasser wäre unvollstän- forstlicher Nachhaltigkeit. dig, würde man nicht sein Engagement für den deutschen und internationalen Skisport erwähnen. Die Leitung des Forstamtes Todtnau im Jahr 1966 Er war Vizepräsident des Deutschen Skiverbands ist ein Meilenstein in seinem beruflichen Werde- und ist Ehrenvorsitzender des Umweltbeirats des gang. Als Schwarzwälder mit Leib und Seele war er Deutschen Skiverbands sowie Vorsitzender der in diesem bis hinauf auf den Feldberg reichenden Freunde des Skisports (FdS). Forstbezirk am richtigen Platz: Er hat sich einen Wir- kungskreis ausgesucht, dessen bestimmende Ele- Sein Anliegen war es, den von ihm so geliebten Ski- mente Waldwirtschaft, Kulturlandschaft und Touris- sport mit den wachsenden Erfordernissen des Na- mus einen stimmigen Dreiklang bildeten. tur- und Umweltschutzes in Einklang zu bringen. 16 aktuell 1 2021
BADEN-WÜRTTEMBERG Sein Rat in ökologischen Fragen ist in der FIS und täten in herausgehobenen Ehrenämtern hat sich damit weltweit bis heute gefragt. Die Stiftung „Si- Erwin Lauterwasser weit über die Grenzen der Lan- cherheit im Skisport“ (SIS), die sich insbesondere desforstverwaltung Baden-Württemberg hinaus ei- mit Umweltfragen beschäftigt, wurde von ihm mit nen Namen gemacht. Das hohe Ansehen, das er bis aufgebaut und maßgeblich geprägt. Das „Modell- heute genießt, kam in der Verleihung des Bundes- projekt Rohrhardsberg“ ist ein Beispiel dieser Arbeit verdienstkreuzes 1990 zum Ausdruck. und maßgeblich dafür verantwortlich, dass wir dort auch heute noch Auerwild beobachten und schüt- Die Forstverwaltung des Landes sowie Freunde und zen können. KollegInnen der Forstdirektion in Freiburg danken Erwin Lauterwasser für eine außerordentlich konst- Nicht zuletzt sei erwähnt, dass Erwin Lauterwasser mit ruktive, zugleich fordernde und fördernde und da- Freunden und Mitstreitern die Forstlichen Skiwett- mit sehr erfolgreiche Zusammenarbeit. kämpfe auf nationaler und internationaler Ebene ini- tiiert und begründet hat. Nachdem 1969 die ersten Wir gratulieren herzlich und wünschen ihm den Er- Wettkämpfe am Herzogenhorn ausgetragen wurden, halt seiner beneidenswerten Fitness und von Her- konnten wir 2019 in Antholz gemeinsam mit Erwin zen alles Gute, vor allem Gesundheit! ■ Lauterwasser das 50-jährige Jubiläum feiern. Für die Landesforstverwaltung Baden-Württemberg Durch sein Wirken als Präsident der Forstdirektion Martin Strittmatter Freiburg, aber auch durch seine vielseitigen Aktivi- Herzlichen Glückwunsch Minister Peter Hauk MdL Am 24. Dezember wurde Minister Peter Hauk MdL 60 Jahre jung. Der BDF-Landesvorstand gratuliert ihm recht herz- lich und wünscht für das neue Lebensjahr alles er- denklich Gute und Gesundheit. Als Minister und Aufsichtsratsvorsitzender hat Peter Hauk stets ein offenes Ohr für gewerkschaftliche Anliegen. Unter anderem hat er die Laufbahn des technischen Dienstes eingeführt, den „Notfallplan Wald“ auf den Weg gebracht – mit zusätzlichen Personalstellen im gehobenen Dienst, bei den Forstwirten und im hö- heren Dienst. Man sieht auch an „Kleinigkeiten“, wie er seine Wertschätzung den Mitarbeitenden gegenüber zum Ausdruck bringt: Sei es die übertarifliche Ent- lohnung der Forstwirte, die Regelung zur Jagdaus- übung der LandesforstverwaltungskollegInnen im Staatswald oder die Voraussetzungen für den ver- günstigten Bezug von Brennholz für den Eigenbe- darf für ForstBW- und LFV-Beschäftigte. Nicht zu- letzt sei erwähnt, dass er die Ausbildung von Forstwirten weit über Bedarf der AÖR fortführt und im ForstBW-Gesetz eine Zielsetzung für die AÖR Minister formuliert hat, die nicht nur ökonomische Belange Peter Hauk MdL aktuell 1 2021 17
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