Auf dem Weg B Erzabtei St.Martin - Erzabtei Beuron

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Auf dem Weg B Erzabtei St.Martin - Erzabtei Beuron
B Auf dem Weg
Erzabtei St.Martin
              Pfingsten 2021                    Nr. 57

        zu Beuron

     In dieser Ausgabe:
     Wo Gott wohnt:
     Immer nach
     oben offen

              Verein der Freunde der Erzabtei
              St. Martin zu Beuron e.V.
Auf dem Weg B Erzabtei St.Martin - Erzabtei Beuron
Editorial                                                                                                                                              B         B Vorwort des Vorsitzenden
                                                                                                                                          ErzabteiErzabtei
                                                                                                                                                   St.Martin
                                                                                                                                                           St.Martin
                                                                                                                                                         zu Beuron zu Beuron
    SEELENSTÄRKUNG ist mehr als notwendig in
    Zeiten, die sich ausschließlich auf das Wohl
                                                                                neuen Anfang. Also ans Werk! Mit ebenso
                                                                                symbolhaft frischem Grün und bunten Blick-                                                 Liebe Freunde,
    und Wehe unserer körperlichen Befindlich-                                   fängen. Unser Redaktions-Team will Ihren
    keit konzentrieren. Gerade jetzt dürfen wir                                 Blick auf die immerwährenden klösterlichen
    in dieser Hinsicht so einige Erwartungen an                                 Gaben lenken. Ganz im Sinne der Klosterge-
    „unser Kloster“ binden. Einen „Kraftort“, wie                               meinschaft, die das winterlich eisige Tal end-                                             seit über einem Jahr befinden wir uns nun        Umso wichtiger ist es, dass die Mönche als
    wir es treffend nennen. Der geeignete Platz,                                lich hinter sich lassen und die Augen hinauf-                                              schon in einem Ausnahmezustand, bedingt          Seelsorgeeinheit da sind, Angebote schaffen
    um unser Seelenheil wieder auf Vordermann                                   heben mag in die unterm strahlenden Azur                                                   durch die Corona-Pandemie. Es gibt zwar          und für unsere Anliegen erreichbar sind. Sie
    zu bringen. Gerne knüpfen wir sowohl an die                                 frühlingshaft geschmückten Höhen.                                                          mit der Impfung die klare Aussicht auf eine      sind in diesen schwierigen Zeiten verlässlich
    sakralen Gemäuer, die wundervolle Natur                                                                                                                                Verbesserung der jetzigen Situation, aber        da und sie haben stets ein offenes Ohr für
    rundum und vor allem auch an die Mönche                                     WO GOTT WOHNT, kann nur erkennen, wer                                                      nicht so schnell wie wir es uns wünschen,        die Gläubigen, bieten offene Kirchentüren für
    unsere Hoffnungen nach Ruhe und inneren                                     den Blick nach oben richtet. In „unserem                                                   und es bleibt abzuwarten, ob es ein vollstän-    eine Zeit des Rückzugs und des Gebets um
    Frieden. Vielleicht sogar ein bisschen Glück-                               Kloster“ – einem Kraftort per se – ist das                                                 diges „zurück zu vorher“ geben wird. Neben       Kraft zu tanken. Auch der ständige Beicht-
    seligkeit.                                                                  immer und überall möglich. Hier ist „Immer                                                 den wirtschaftlichen Problemen machen sich       dienst ist wichtig für uns Christen und gibt
                                                                                nach oben offen“. Selbst wenn viele der ge-                                                nun auch langsam gesellschaftliche und so-       uns darüber hinaus ein Stück Normalität.
    VOM SCHWARZ-WEISS-KONTRAST des nach                                         wohnten Anreize und Angebote aktiver Kom-                                                  ziale Probleme bemerkbar – die Solidarität       Dafür möchte ich einmal herzlich „Danke“
    wie vor eingeschränkten Corona-Lebensall-                                   munikation noch eingeschränkt sind oder                                                    nimmt ab, es gibt eine unschön geführte De-      sagen!
    tags umfangen – mit dem Druck unserer                                       ganz fehlen müssen. Schauen Sie hin! Neh-                                                  batte um den sogenannten „Impfneid“ und
    Ausgabe vom Dezember des vergangenen                                        men Sie wahr! Lassen Sie sich inspirieren!                                                 mehr Rechte für Geimpfte und die Anspan-         Gerade der christliche Glauben kennt sich
    Jahres haben wir sie unseren Lesern ganz                                    „Auf dem Weg“ wünscht viel Anregung.                                                       nung nimmt allgemein zu. Ich selbst merke        aus mit Leid und Not. Er sagt uns immer wie-
    bewusst symbolhaft bildlich präsentiert –                                                                                                                              immer mehr, wie im beruflichen aber auch         der, dass wir mit Gottvertrauen und Glauben
    sehnen wir uns nun dringend nach dem                                                                                      Notburg Geibel                              im privaten Alltag die Aggression und Un-        durch dunkle Zeiten kommen. Dass uns der
                                                                                                                                                                           geduld zunimmt und bei allen die Toleranz        Glauben Kraft geben kann und dass es im-
                                                                                                                                                                           abnimmt; schon kleinste Unstimmigkeiten          mer Hoffnung gibt. Dass wir die Möglichkeit
                                                                                                                                                                           können zu größeren Auseinandersetzungen          haben, durch einen Moment des Innenhal-
                                                                                                                                                                           oder Verwerfungen führen.                        tens, des Glaubens und des Abtauchens aus
                                                                                                                                                                                                                            der – zur Zeit sehr harten – Realität gestärkt
     Vorwort des Vorsitzenden................................................................................................................. 3                           Das liegt natürlich hauptsächlich daran, dass    und mit neuer Kraft hervorgehen können. Ich
     Im Gespräch mit Erzabt Tutilo: Unser Klosterort Beuron tut jedem gut ............................................... 4                                                unser soziales und gesellschaftliches Leben      hoffe sehr, dass auch mehr Menschen in die-
     Wie lange noch? Stabat Mater.......................................................................................................... 7                              stark eingeschränkt ist und bei einigen sicher   ser für uns alle schwierigen Zeit wieder mehr
     Wallfahrt: Gesichter der Wallfahrt ................................................................................................... 10
                                                                                                                                                                           auch finanzielle und wirtschaftliche Sorgen      zum Glauben und zu Gott finden und daraus
     Kommt wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn! .............................................................................. 11
                                                                                                                                                                           dazukommen. Und diese Einschränkungen            Zuversicht schöpfen.
     ....gewähren wir 40 Tage Ablass für schwere Sünden..................................................................... 14
     Auf dem Weg ins Liebfrauental ...................................................................................................... 16
                                                                                                                                                                           machen sich auch im christlichen bzw.
     „Ein Segen sollst du sein“............................................................................................................... 18                          geist­lichen Leben bemerkbar: Gottesdienste      In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns
     Der hl. Benedikt weist den Weg ins Kloster..................................................................................... 19                                    sind in ihrer Zeit und Gestaltung stark einge-   allen, dass wir gemeinsam und mit großer
     St. Maurus im Felde: Das "Tempelchen" wird 150 Jahre alt ........................................................... 20                                               schränkt, Kommunions- und Firmunterricht         Solidarität untereinander gesund durch diese
     Über den Maurus-Segen ................................................................................................................ 22                             kann nicht mehr persönlich stattfinden, viele    schwere Zeit kommen. Dass wir es schaffen,
     Menschen: Die Beuroner Oblaten.................................................................................................... 24                                 Treffen von Gruppen finden oft nur noch in       zusammenzuhalten und wir wieder zu einem
     Zum 100. Todestag von Bischof Willbrord Benzler OSB ................................................................... 26                                            digitalen Formaten statt. Gerade die Nähe,       freundlichen und menschlichen Miteinander
     In memoriam ................................................................................................................................. 28                      das Miteinander, die Begegnung und die Ge-       finden.
     Personalia und Termine .................................................................................................................. 30                          meinschaft sind Dinge, die unseren gelebten
     Wer ist Jesus für mich? Die Hand auf der Schulter ......................................................................... 32                                        Glauben auch ausmachen, und diese fallen
     Ostern 2021: Festtage unter Pandemievorzeichen .......................................................................... 34                                          vielerorts zurzeit weg und hinterlassen neue     Ihr
     Beitrittserklärung............................................................................................................................ 35                     Nöte und Sorge.                                  Thomas Bareiß

2                                                                                                                                                                                                                                                                            3
Auf dem Weg B Erzabtei St.Martin - Erzabtei Beuron
Im Gespräch mit Erzabt Tutilo                                                                   B       B
                                                                                        ErzabteiErzabtei
                                                                                                 St.Martin
                                                                                                         St.Martin
                                                                                                zu Beuron zu Beuron

    Unser Klosterort Beuron
    tut jedem gut
    In Zeiten wie diesen haben wir sie beson-      geben von einer herrlichen Landschaft. Der                     auch wir Mönche untereinander voneinander
    ders nötig, die Wege zu innerer Harmonie.      von Gott und den Menschen geprägte Ort                         erwarten können, besteht in dem Ernst und
    Und so rückt – bestärkt von der derzeit        bildet mit dem Tal eine einmalige Kombina-                     der Wahrhaftigkeit im Bemühen, unsere Ge-
    so aktuellen Diskussion um das Für und         tion von Schönheit und Harmonie, die wohl                      lübde im Alltag umzusetzen und zu leben.
    Wider offener Kirchentüren – das Thema         jeden Besucher anspricht. Beuron „gehört“
    „Spiritualität als Lebenshilfe?“ für viele     den Ausflüglern ebenso wie den Wallfahrern.                    Ein besonderer Anziehungspunkt Ihres Klo-
    Menschen ins Blickfeld. Damit auch das         Nicht nur der Beter, der gezielt in die Kirche                 sters liegt in seiner Geschichte. Sie sind Er-
    Angebot unseres Klosters in seiner so au-      geht, sondern auch der absichtslose Tourist                    ben der Augustiner-Chorherren und gleich­­-
    ßergewöhnlichen Kombination von Natur          sollte in Beuron auf Möglichkeiten stoßen,                     zeitig die der größten und ältesten Ordens­
    und Geist, Religion und Kunst, kontempla-      wo er Informationen über das Kloster und die                   gemeinschaft des hl. Benedikt. Wie äußert
    tivem Ruhepol und geistigem Impulsgeber,       Mönche erhalten kann. Unsere Angebote im                       sich das im Kloster-Alltag von heute?
                                                   Gästeflügel oder in der Buchhandlung möch-
    historischem und regionalem Gewicht. Ob
                                                   ten den Fragen der interessierten Besucher                     Das Erbe der Augustiner-Chorherren haben
    Kirchgänger, Wallfahrer, Pilger, Touristen     entgegenkommen.                                                wir ganz konkret 1863 vor allem im Immo-
    – die Erzabtei St. Martin ist für viele das                                                                   bilienbestand der Klosteranlage übernom-
    Top-Ziel im Donautal. Sie hat allen etwas      Die Erwartung der meisten Besucher ist                         men. Auch das Wallfahrtsbild der Beuroner
    zu bieten. In einer Phase der äußeren Ein-     hoch: Da ist die Neugier auf eine besondere                    Schmerzensmutter gehört dazu. Dieses Erbe
    schränkung ist das besonders spürbar.          Lebensform. Da ist die Faszination einer so                    verlangt von uns die Mühe der Pflege und
    Worauf sich unser Augenmerk richten            ganz anderen Aufgabe als sie dem „Normal-                      des Erhalts, stellt uns aber auch einen an-
    kann und sollte, lässt uns Erzabt Tutilo im    menschen“ im Alltag begegnet. Da ist die le-                   genehmen Lebensraum zur Verfügung und
    Gespräch wissen.                               benslange Suche nach dem Bleibenden. Ver-                      lässt uns teilhaben an einer langen Tradition
                                                   langt das Ihrer Gemeinschaft wie auch jedem                    geistlichen Lebens.
                                                   Einzelnen eine besondere Verantwortung ab?
    Kloster Beuron ist aus ganz unterschied-       Wenn ja, wie werden Sie dieser gerecht?                        Beuron ist fast schon von Natur aus ein
    lichen Gründen ein Besuchermagnet. Worauf                                                                     geistlicher Ort. Das hat sicher auch dazu bei-
    führen Sie das zurück und wie vertragen        Es fällt mir schwer, mich in eine Erwartung                    getragen, dass Männer, die sich dieser Ge-
    sich die teilweise doch sehr weit auseinan-    hinein zu denken, die andere auf uns als                       meinschaft angeschlossen haben, ihre be-
    derdriftenden Interessen der sehr heterogen    Mönche richten. Allerdings empfinde ich                        sonderen Fähigkeiten gerade als „Beuroner“       Wo Gott wohnt, muss man im Klosterort Beuron
    zusammengesetzten Zielgruppe mit dem           durchaus eine besondere Verantwortung da-                      so beispielhaft entfalten konnten. Ich denke     nicht erst lang fragen. Der Blick ist immer nach
    Auftrag und den Möglichkeiten der Mönche?      für, dass wir für unseren Glauben an Jesus                     dabei an die Wissenschaftler und Hochschul-      oben offen – im Freien oder im Raum laden
                                                   Christus eine organisierte, verbindliche und                   lehrer in Theologie, Philosophie oder Musik-     Kreuze und Bildstöcke, Kapellen und Kirche zum
    Der Klosterort Beuron tut fast jedem gut,      kirchlich geprägte Lebensform gewählt ha-                      wissenschaft, an die Gründer und mitarbei-       meditativen Austausch.
    der hier Halt macht. Oft bestehen die Motive   ben. Mönche und Nonnen bilden ja nur eine                      tenden Künstler der Beu­roner Kunstschule,
    für einen Besuch bei uns aus einer Kombi-      ganz kleine Minderheit unter den Christen.                     überhaupt die Künstler und Handwerker.           aus Stolz über die eigenen Kräfte, aber si-
    nation aus sehr persönlichen Absichten und     Solch eine kleine Gruppe ist kaum in der                                                                        cherlich auch aus Freude daran, an etwas
    Fragen. Wer nach Beuron kommt, stößt auf       Lage, den Mainstream der Christenheit zu                       Die große Mehrheit der Mitbrüder hat durch       mitzuwirken, das sich zu einem Opus Dei, zu
    einen bezaubernden Abschnitt des Donau-        prägen und schon gar nicht, viele Erwar-                       die vergangenen fünfzehn Jahrzehnte immer        einem Werk für Gott, zu einem Gottesdienst
    tales. Die Kirche und das Kloster sind um-     tungen zu erfüllen. Was aber jeder Christ und                  versucht, das Beste zu geben, gewiss auch        zusammenfügt.

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Auf dem Weg B Erzabtei St.Martin - Erzabtei Beuron
B       B
                                                                                             ErzabteiErzabtei
                                                                                                      St.Martin
                                                                                                              St.Martin
                                                                                                     zu Beuron zu Beuron
                                                     Die spätbarocke Heiterkeit des Augustiner-
                                                     Erbes, vereint mit dem faszinierend eigen-
                                                     willigen Formenkanon der Beuroner Kunst-
                                                     schule machen Ihre Erzabtei selbst ohne
                                                     Liturgie zu einem Gottesdienst. Mit ihrem
                                                     so ausgeprägten Akzent auf das gesungene
                                                     Chorgebet wird dieses Vermächtnis aus der
                                                     Klostergeschichte zum lebendigen Ereig-
                                                     nis nicht nur für ausgewiesene „Beuroner
                                                     Klosterfans“. Ein auf Dauer zukunftsfähiges
                                                     Modell?
                                                                                                                                                                       Wie lange noch?
                                                     Ob Ordensgemeinschaften auch in Zukunft
                                                     lebbar und lebendig sein werden, hängt
                                                     sicher von mehreren Faktoren ab. Die Ge-
                                                     schichte – auch und gerade die des Klosters
                                                     Beuron – zeigt ganz eindeutig, dass es be-                        Stabat Mater                                              von Pater Sebastian Haas-Sigel
                                                     sonders begabter Persönlichkeiten bedurfte,                       
                                                                                                                       Es ist nur schwer auszuhalten: Das Auf und    Stabat Mater – sie stand da(bei), die Mutter,
                                                     damit eine Gemeinschaft entstehen oder
                                                                                                                       Ab der Inzidenzwerte, das Mehr und Weni-      so heißt es im Leidensbericht des Johannes-
                                                     nach einer gewissen Dauer der Gewöhnung                                                                         Evangeliums (Joh 19,25). Gemeint ist Maria,
                                                                                                                       ger bei den Öffnungen; es ist nur schwer
                                                     wieder neu aufblühen konnte.                                                                                    die Mutter Jesu, die in dieser Szene ihren
                                                                                                                       auszuhalten, wenn eine klare Perspektive
                                                                                                                       fehlt, wenn Unsicherheit und offene Fragen    Platz unter dem Kreuz hat; die mitansehen
                                                     Dass eine Ordensgemeinschaft allerdings                                                                         muss, wie der eigene Sohn brutal hingerich-
                                                     durch die Jahrhunderte hindurch bestehen                          vorherrschen – und auch die eigene Hilf-
                                                                                                                       losigkeit; es ist nur schwer auszuhalten,     tet wird; die in dieser unerträglichen Situ-
                                                     kann, verdankt sie zweifellos auch jenen                                                                        ation nichts tun kann, außer da zu bleiben,
                                                     Kräften, die mit langem Atem Entschei-                            wenn man an die Situation der Pflegenden
    Das Auge Gottes im Strahlenkranz wacht über                                                                        denkt, an das Leid der Kranken, an die        auszuhalten. Auch diese Vorstellung ist nur
                                                     dungen durchtragen und unspektakulär das                                                                        schwer auszuhalten, wenn man sie nah an
    dem sternenübersäten Himmel, vor dem Jesus,      Überleben des Gewöhnlichen über die Zeiten                        Einsamkeit derer, die in Quarantäne sit-
    der Sohn Gottes, seine Mutter zur Himmels-                                                                         zen oder einfach so durch die allgemeinen     sich herankommen lässt; der Schmerz, den
                                                     garantieren.                                                                                                    diese Erfahrung bedeuten mag – für die Mut-
    königin krönt. Das Altarbild im Chor unserer                                                                       Umstände isoliert sind; es ist nur schwer
    Klosterkirche hat Symbolcharakter: Beuroner                                                                                                                      ter damals unter dem Kreuz, für Menschen
    Kunst, eingebettet im opulenten Barockpro-       Ich sehe es als eine Art Pflicht der Klöster, die                 auszuhalten, sich vorzustellen, wie es in     heute.
    spekt der Augustiner Chorherrn. Zwei Stilepo-    Gottesfrage in ihrer Umwelt offen oder wach                       dieser Ausnahmesituation der aktuellen
    chen begegnen sich. Unterschiedlicher könnten    zu halten. Es wird immer Menschen geben,                          pandemischen Krise denen ergehen mag,         Stabat Mater – die Schmerzhafte Mutter
    sie nicht sein und doch vereinen sie sich hier   die nach Gott fragen, auch wenn ihre Zeit-                        die außerhalb der Komfortzone „Europa“        unter dem Kreuz, den toten Sohn auf dem
    zu einem Kunstwerk sakraler Schönheit. Dieses    genossen bei ihm keine Antworten suchen                           leben und überleben müssen – in den           Schoß: Dieses Bild ist seit Jahrhunderten
    Miteinander zweier Stilrichtungen ist es, was    wollen.                                                           unzähligen Krisen-, Kriegs- und Hunger-       Ziel der Beuroner Wallfahrt. Die benedik-
    Beuron aus dem Reigen der Klosterbauwerke                                                                          gebieten, ohne jede soziale Absicherung
    hervorhebt. Dass die Väter der benedikti-                                                                                                                        tinischen Gründerväter haben die von den
                                                     Die Fragen stellte Notburg Geibel.                                und wirtschaftliche Rettungsschirme, ohne     Augustinern-Chorherren ererbte Tradition
    nischen Wiedergründung so zielsicher das von
    den Vorgängern Überkommene bewahrten und                                                                           funktionierendes Gesundheitssystem; in        der „Schmerzhaften Mutter von Beuron“ von
    es deshalb zu einem Alleinstellungsmerkmal                                                                         Armut, Arbeitslosigkeit, auf der Flucht und   Anfang an aufgegriffen und in den vergange-
    werden konnte, gibt Kloster Beuron und seiner                                                                      in den Lagern und Auffangstationen. Es ist    nen 158 Jahren seit der Wiederbegründung
    Mönchsgemeinschaft bis zum heutigen Tag das                                                                        nur schwer auszuhalten – das Leid des an-     von Kloster und Wallfahrt weitergeführt;
    Flair des Außergewöhnlichen.                                                                                       dern, das je eigene.                          auch in den schwierigen Zeiten von Kloster­

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Auf dem Weg B Erzabtei St.Martin - Erzabtei Beuron
B         B
                                                                                              ErzabteiErzabtei
                                                                                                       St.Martin
                                                                                                               St.Martin
                                                                                                     zu Beuron zu Beuron

    aufhebung und Kirchenkampf – die
                                                                                                                       einem fällt sie vielleicht gar nicht auf; einer      Szene steht dem Beuronbesucher in der
    „Exilwallfahrtsstätte“ im Wald, das
                                                                                                                       anderen mag sie fremd bleiben. Und doch:             Abteikirche im Deckenfresko in der Mitte
    Liebfrauental mit der von Br. Markus
                                                                                                                       Sie ist für alle da und ist da mit allen, die Leid   über dem Choraltar vor Augen. Die Sendung
    Hummel gefertigten Kopie des Beuroner
                                                                                                                       tragen, durchhalten, aushalten müssen – all-         des Gottesgeistes, das Ereignis des Neuan-
    Gnadenbildes in der Felsnische unter-
                                                                                                                       zu oft im Verborgenen, unausgesprochen,              fangs, das Geschenk der Hoffnung und des
    halb der Lourdes-Grotte bezeugt es
                                                                                                                       allein.                                              neuen Lebens erfahren und erleben wie sie
    anschaulich.
                                                                                                                                                                            jene, die mit ihr aushalten: Türen und Fen-
                                                                                                                       Stabat Mater – sie steht da und lädt den             ster, die aufspringen; die Erfahrung neuen
                                                                                                                       Pilger ein, sich einzulassen, sich zu öffnen,        Verstehens, lebendiger Verbundenheit und
                                                                                                                       sich zu identifizieren. Sie ermutigt, das ei-        Gemeinschaft; einer Freude innen drin und
                                                                                                                       gene Leid ernst zu nehmen, es ins Auge zu            pulsierenden Lebens drum herum – unfass-
                                                                                                                       fassen und zu betrachten, es vielleicht auch         bar, unvorstellbar. Ein Ereignis, das bis heute
                                                                                                                       annehmen zu können. In jedem Fall, es IHM            weiterwirkt und hilft, auszuhalten.
                                                                                                                       hinzuhalten, den SIE im Arm und auf dem
                                                                                                                       Schoß hält; den sie MIR hinhält: JESUS, ihren        Auch dafür steht sie, die Gnadenmutter von
                                                                                                                       Sohn, der sich so sehr mit dem Menschen              Beu­ron.
                                                                                                                       identifiziert und solidarisiert hat, dass er den
    Stabat Mater – sie steht da                                                                                        größten Schmerz, das tiefste Leid, die letzte
    und hält aus, während andere                                                                                       Einsamkeit angenommen, durchlebt, aus-
    kommen und gehen: Generati-                                                                                        gehalten hat – aus Liebe. In ihrem
    onen von Mönchen; Menschen mit                                                                                     unerträglichen Leid vertraut sich
    Sorgen, Leid, Schmerz, mit Bitte und                                                                               Maria dieser Liebe an und
    Dank; als einzelne oder gemeinsam,                                                                                 der Verheißung,
    festtäglich gestimmt in Prozession                                                                                 dass aus dem
    und zum Klang der Orgel, oder auch still und   – aus Oberschwaben, aus Süd-, Mittel und                            Kreuz und Leid
    im Geheimen. Die Gnadenkapelle ist beides:     Nordbaden, ja sogar aus dem Ermland. Sie                            Jesu neues Le-
    Feierlicher Saal für den Festtag – bergender   begrüßt auch die Heutigen: Menschen, für                            ben ersteht, wie
    Raum für das stille Gebet; Resonanzraum für    die Beuron Ort des Gebets und des Gottes-                           es das Apsis-
    Jubel und Dank – Schutzraum der Klage, für     dienstes ist; jene, die pilgernd zu Fuß auf                         bild über dem
    das Gebet, dem die Worte fehlen, auch für      der Via Beuronensis in Richtung Santiago de                         Gnadenaltar
    das Verstummen angesichts von Leid und         Compostela unterwegs sind, oder andere,                             eindrücklich
    Trauer.                                        die den Spuren des heiligen Mönches und                             bezeugt.
                                                   Einsiedlers Meinrad auf dem MeinRad-Weg
    Stabat Mater – das Gnadenbild steht da und     von Rottenburg-Sülchen nach Einsiedeln                              Stabat     Ma-
    begrüßt die Pilger – heute wie damals. Die     folgen. Und auch jene, die eher zufällig den                        ter – Maria hält
    Schmerzensmutter hat sie alle gesehen: Die     Weg in die Gnadenkapelle finden, erwartet                           aus, bleibt da-
    Bewohner der Umgegend, die am Sonntag          die Schmerzensmutter: Wanderer, Ausflügler,                         bei, geht mit
    oder zu den Festtagen jahrein jahraus nach     Touristen; Menschen mit unterschiedlichs-                           bis unters Kreuz.
    Beuron pilgerten – nicht wenige zu Fuß; die    ter kultureller, religiöser und konfessioneller                     Als solche ist sie dann
    Zigtausenden, die zu Blütezeiten an den        Herkunft, Geschichte, Prägung und Bindung                           auch diejenige, die am Pfingst-
    großen Wallfahrtstagen den Pilgerzug mit       – das Corona-Fürbittbuch vor dem Gna-                               tag den Mittelpunkt der betenden
    der Destination Beuron bestiegen haben         denbild gibt hiervon beredt Zeugnis. Manch                          Jüngerschar bildet – auch diese

8                                                                                                                                                                                                                             9
Auf dem Weg B Erzabtei St.Martin - Erzabtei Beuron
Wallfahrt                                                                                           B         B
                                                                                           ErzabteiErzabtei
                                                                                                    St.Martin
                                                                                                            St.Martin
                                                                                                       zu Beuron zu Beuron

     Gesichter der Wallfahrt                                                                                             Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg
     In Zeiten der Mund-Nasen-Bedeckung hat das Wort vom „Gesicht zeigen“ eine ganz neue
     Bedeutung bekommen. Auch in der Kirche und in den Gottesdiensten wird erfahrbar, wie we-
                                                                                                                         des Herrn! 
     sentlich wir Menschen angewiesen und ausgerichtet sind auf das Gegenüber, den anderen,
     der uns anblickt und uns nicht nur mit Worten allein etwas zu sagen hat. Mit der jüngst                             Mit diesem biblischen Aufruf zur Wallfahrt     dem lebendigen Treiben berichten, illustriert
     erfolgten Neuverteilung der Aufgabenfelder bekommt das vielgestaltige Feld der Beuroner                             verbinden sich bei vielen der älteren Mit-     durch die ein oder andere Anekdote, die sich
     Wallfahrt neue Gesichter.                                                                                           brüder auch heute lebendige Erinnerungen       mit diesen Erfahrungen verbindet. Bruder
                                                                                                                         an die Zeit, als die Wallfahrt zur Gnaden-     Burchard, seinerzeit Klostermetzger und Lie-
                                                                                                                         mutter von Beuron noch boomte: Tausen-         ferant für die damals existierenden Pilger­
                                                                                                                         de kamen mit dem Bau der Eisenbahnlinie        unterkünfte und Gasthöfe am Ort, bekommt
                                                                                                                         über Jahrzehnte mit den Pilgerzügen aus        leuchtende Augen, wenn er von den „alten
                                                                                                                         allen Himmelsrichtungen nach Beuron,           Zeiten“ berichtet.
                                                                                                                         um hier zu beten, geistlich aufzutanken,
                                                                                                                         Gemeinschaft zu erleben; sicher auch um        Nicht erst Corona hat all dem (bis auf wei-
                                                                                                                                                                        teres) einen Dämpfer gegeben. Der Wandel
                                                                                                                         ganz einfach Abwechslung und Erholung
                                                                                                                                                                        zeichnete sich spürbar ab – auch durch
     P. Mauritius Sauerzapf OSB,      P. Pirmin Meyer OSB,            P. Sebastian Haas-Sigel OSB,                       zu finden in einer Zeit, in der das Reisen     die Veränderungen im Bereich der Mobili-
     1980 bis 2010 Wallfahrtspater    2012 bis 2021 Wallfahrtspater   2010 bis 2012; seit 2021                           etwas Besonderes war, und die das heute
                                                                      wieder Wallfahrtspater                                                                            tät, die zu einer Individualisierung auch der
                                                                                                                         zum Problem gewordene Phänomen von             Wallfahrt führte. Die Neuauflage des Ulmer
                                                                                                                         Fern- und Billigflügen noch nicht kannte.      Pilgerzuges zum jährlichen Anna-Tag am
                                                                                                                                                                        26. Juli, die Pater Mauritius im Jahr 2006 in
                                                                                                                         Noch in den 70er- und 80er-Jahren fuhren       Kooperation mit der Deutschen Bahn starten
                                                                                                                         mehrmals im Jahr Pilgersonderzüge das Ziel     konnte, war ein letztes Aufleuchten in der
                                                                                                                         Beuron an – aus Richtung Elztal-Freiburg,      langen Geschichte der Pilgerzüge, die bis in
                                                                                                                         Tübingen, Karlsruhe, Ulm und Hohenzollern.     die Zeit vor 1900 zurückreicht. Damals stand
                                                                                                                         Pater Mauritius Sauerzapf, der diese letz-     die Beuroner Brüderblaskapelle am heute
                                                                                                                         te Phase einer zu Ende gehenden großen         verschwundenen Pilgerbahnhof vor dem Fri-
     Br. Markus Alber OSB,            P. Severin Stenkamp OSB,        P. Martin Kreuzburg OSB,                           Tradition als Wallfahrtspater erlebt und be-   dinger Tunnel zum Empfang bereit und führte
     verantwortlich für Kirchen-      Ansprechpartner für             Ansprechpartner für Ehe-                           gleitet hat, kann noch heute begeistert von    die Pilgerschar in Prozession der Donau ent-
     führungen                        Gedenken P. Gregor Sorger       jubiläen                                                                                          lang und über die Holzbrücke hinauf in die
                                      und Gebetsanliegen                                                                                                                Abteikirche. Doch auch der Anna-Pilgerzug
                                                                                                                                                                        ist nun wohl endgültig Geschichte: Nachdem
                                                                                                                                                                        das Projekt 2020 der Pandemie zum Opfer
                                                                                                                                                                        gefallen war, hat die Bahn ihre Zusammen-
                                                                                                                                                                        arbeit nun aufgekündigt – auch das ein Aus-
                                                                                                                                                                        druck einer sich wandelnden Zeit.

                                                                                                                                                                        Die Zeit der Volkskirche ist im Niedergang
                                                                                                                                                                        begriffen; auch in Beuron wird das greif- und
     Br. Siegfried Studer OSB,        P. Landelin Fuß OSB, als        Br. Eugen Kuhn OSB, immer                                                                         sichtbar, nicht erst mit Blick auf die aktuelle
     verantwortlich für die Gebets-   Sakristan verantwortlich        aktiv in der Kerzenkapelle und                                                                    Corona-Krise und die zu bewältigenden He-
     stätte im Liebfrauental          für die Gnadenkapelle           im „Weihwasser-Apostolat“                                                                         rausforderungen der Umstrukturierung der

10                                                                                                                                                                                                                        11
Auf dem Weg B Erzabtei St.Martin - Erzabtei Beuron
B       B
                                                                                           ErzabteiErzabtei
                                                                                                    St.Martin
                                                                                                            St.Martin
                                                                                                   zu Beuron zu Beuron
                                                                                                                     Ort ist, an dem das, was mich bewegt, da       einzigartige Mensch in den Blick kommt,
                                                                                                                     sein darf und aufgehoben ist: Die Antwort in   herausgehoben aus der Menge und wahrge-
                                                                                                                     Freude, der Dank; die Trauer, das Leid und     nommen, angesprochen und persönlich ge-
                                                                                                                     die offenen Fragen.                            meint, das ist Herausforderung und Chance
                                                                                                                                                                    angesichts der gravierenden Veränderungen
                                                                                                                     Beuron als Kloster und Wallfahrtsort ist       im Raum von Kirche und Glauben. Dass
                                                                                                                     und bleibt Ort der Begegnung mit dem           Gottes Zusage mich meint und mir gilt, das
                                                                                                                     Schönen: In der umgebenden Natur, in den       will an diesem Ort Ausdruck finden: in der
                                                                                                                     Bildern und Farben der Kunst- und Bau-         Feier der Sakramente; in der seelsorger-
                                                                                                                     werke, in der Bewegung und im Klang von        lichen Zuwendung und Begleitung; in der
                                                                                                                     Musik und Gesang. All das spricht Menschen     persönlichen Zusage des Segens, der auf-
                                                                                                                     an, erzeugt eine Resonanz, die Anknüp-         richtet, stärkt und Zukunft eröffnet.
                                                                                                                     fungspunkte bietet für tiefergehende und
     Seelsorge in den Diözesen, im Erzbistum          mer und Herbst ins Donautal strömen: Zum
                                                                                                                     erschließende Deutung. Hier aus dem Glau-      Dass Gott immer und überall da ist und wirkt,
     Freiburg unter dem Stichwort Pastoral 2030.      Spaziergang und zum Wandern in der ein-
                                                                                                                     ben Antwort anzubieten – ob im gepredigten     das ist eine der Grundüberzeugungen christ-
     Kirche muss sich neu besinnen, definieren,       zigartigen Landschaft des Oberen Donautals;
                                                                                                                     Wort, im Rahmen einer (auch kateche-           lichen Glaubens und benediktinischen Le-
     verorten – als Institution, als Struktur, und    auf dem Drahtesel oder mit dem Motorrad;
                                                                                                                     tischen) Kirchenführung, die über das rein     bens. Dass ER auch heute und hier da ist und
     auch als Gemeinschaft im Glauben. Das hat        kunst- und kulturbeflissen oder einfach als
                                                                                                                     Historisch-künstlerische hinausgeht, oder in   wirkt, dass der Mensch, dass auch jeweils
     Auswirkungen auf die Art, wie der Einzelne       Tourist; in der Gruppe oder auch allein.
                                                                                                                     der persönlichen Begegnung am Rande –, ist     ich IHM an diesem Ort begegnen kann, wenn
     den Glauben praktisch lebt. In diesem Pro-
                                                                                                                     und bleibt eine wichtige Aufgabe.              ich da und offen bin, dafür steht Beuron. Das
     zess steht auch die Beuroner Wallfahrt.          Es stellt sich immer neu die Frage, mit wel-
                                                                                                                                                                    zu bezeugen und zu Bewusstsein zu bringen,
                                                      chem Angebot und in welcher Haltung wir
                                                                                                                     Beuron als Kloster- und Wallfahrtsort ist      ist Berufung derer, die an diesem Ort leben.
     Auf diesem Hintergrund sind der Wandel und       Mönche all diesen Menschen begegnen kön-
                                                                                                                     und bleibt Ort der Seelsorge und des Se-       Vielleicht dürfen dann jene, die des Weges
     die Herausforderungen an diesem Gnadenort        nen. Diese Frage betrifft auch das Selbstver-
                                                                                                                     gens: Nicht das massenbewegende Wunder         kommen, spüren, was dem Patriarchen Ja-
     zu verstehen, der zwar bleibt, was er immer      ständnis der Beuroner Wallfahrt. Würde sie
                                                                                                                     steht am Beginn der Beuroner Wallfahrt. Das    kob im Traum aufgegangen ist, und was die
     schon war – Ort des Gebetes, des Gottes-         sich allein am Vorbild der „guten alten Zeit“
                                                                                                                     Gnadenbild war immer schon vor allem auch      Beuroner Künstler in der Vorhalle der Kirche
     dienstes, der Einkehr, des Kraftschöpfens        orientieren, führte dies auf kurz oder lang in
                                                                                                                     Einladung zur persönlichen Begeg-                  neben dem Eingang an der Wand ins Bild
     und des Durchatmens – der aber nicht um-         die Resignation. Eine Neuauflage des „alten
                                                                                                                     nung mit dem Gott, der                                           gebracht haben:
     hin kann, anschlussfähig zu bleiben für die      Beuron“ wird es aller Voraussicht nach nicht
                                                                                                                     Liebe ist und Leben                                                    Ja, hier wohnt Gott!
     Lebenswirklichkeit und die Lebenspraxis des      geben. Was also bleibt – als Gabe und als
                                                                                                                     schenkt. Dass                                                               
     heutigen Menschen. Dieser ist längst nicht       Aufgabe?
                                                                                                                     der kon-                                                                                 PS
     mehr selbstverständlich der bekennende,
                                                                                                                     krete
     kirchlich sozialisierte und praktizierende Ka-   Beuron als Kloster- und Wallfahrtsort
                                                                                                                     und
     tholik.                                          ist und bleibt Ort des Gebets: Der täglich
                                                      gefeierte Gottesdienst der Klostergemein-
     Die Beweggründe, die Menschen nach Beu­          schaft in Stundenliturgie und Eucharistiefei-
     ron und in die Abteikirche führen, sind un-      er macht das auch für den „unerfahrenen“
     terschiedlich wie die Menschen selbst. Die       Besucher spürbar. Die Gnadenkapelle und
     Pilgerschaft des Zeitgenossen ist heute nicht    das Liebfrauental eröffnen einen Raum, der
     unbedingt religiös motiviert. Die Scharen von    Menschen einlädt, innezuhalten, sich zu
     Pilgern und Gottesdienstbesuchern wurden         besinnen, durchzuatmen und zu beten – ob
     abgelöst von den Hunderten, die bei gutem        bewusst oder vorbewusst, ob ausdrücklich
     Wetter an den Sonn- und Feiertagen und           oder (noch) ohne Worte; vielleicht auch ein-
     während der Feriensaison im Frühjahr, Som-       fach die Erfahrung zu machen, dass hier ein

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Auf dem Weg B Erzabtei St.Martin - Erzabtei Beuron
Wallfahrt                                                                                      B       B
                                                                                         ErzabteiErzabtei
                                                                                                  St.Martin
                                                                                                          St.Martin
                                                                                                zu Beuron zu Beuron

     …gewähren wir 40 Tage Ablass
             für schwere Sünden
     Ein uraltes Pergament – geschmückt mit
     farbiger Initiale und von gewichtigem In-
     halt – zeugt von den Anfängen der Beu-
                                                      w             ir wünschen also, dass das
                                                      Kloster zu Beu­ron a.d. Donau, vom Orden
                                                                                                                  a          llen, die wahrhaftig reuig und
                                                                                                                  bußfertig gebeichtet haben und… an den
     roner Wallfahrt. Papst Innozenz VI. selbst
     hat diesen Ablassbrief am 23. Mai „im            der regulierten Chorherrn des hl. Augusti-                  Festen… und Sonntagen zu Andacht, Ge-
                                                      nus, und die ihm angeschlossene Pfarr-                      bet oder Wallfahrt kommen oder Messen,
     Jahre des Herrn 1362“ mit seinem Siegel
                                                      kirche daselbst…, geweiht zu Ehren der                      Vesper, Predigt beiwohnen… oder beim
     und Unterschrift bekräftigt, den 25 Bi-          seligen Jungfrau Maria, des heiligen Bi-                    Abendläuten des Klosters oder der Kirche
     schöfe und Erzbischöfe ausgestellt hatten.       schofs Martinus, des hl Johannes des Täu-                   sechs Ave Maria beten, oder die zur Erhal-
     In der Ausgabe XXII von 1946 der „Bene-          fers und des hl. Nikolaus und aller übrigen                 tung der genannten Kapellen und Altäre
     diktinischen Monatsschrift zur Pflege re-        Heiligen, deren Reliquien sowohl in den                     Lichter, Schmuck Stoffe, Bücher, Kelche,
     ligiösen und geistigen Lebens“ – heraus-                                                                                                                   Wir wollen auch, dass jeder, der Gefun-
                                                      Kapellen als auch in den Altären daselbst                   Gold, Silber, Tiere vermachen oder schen-     denes oder unrecht Erworbenes… wenn
     gegeben von der Erzabtei Beuron, (heute          ruhen, immerfort mit geziemender Ehr-                       ke... oder zur Wiederherstellung der Mau-     es sich um Wucher, Wegnahme, Diebstahl,
     „Erbe und Auftrag“) –, findet sich der über-     furcht besucht und von Christgläubigen                      ern, Wände und anderer Baulichkeiten          Raub handelt… wenn er derartiges zur
     setzte Text dieser noch stückweise vorhan-       verehrt werden sollen…                                      im Kloster... Irgendeinen Liebesdienst er-    Kirchenpflege bringt, soll er die aufgezähl-
     denen Bulle. Pater Gallus Gschwind hat sie                                                                   weisen oder Holz, Steine, Kalk, Sand oder     ten Ablässe erlangen. Wir wollen auch,
     in Zusammenhang mit einem Aufsatz von                                                                        sonst etwas Benötigtes herbeibringen oder     dass jene, die zur Pfarrkirche des hl Petrus
     Pater Gallus Gschwind über das Beuroner                                                                      Felder, Weinberge, sonstigen Besitz des       in Irrendorf und zur Kirche in Buchheim…
     Gnadenbild zitiert.                                                                                          Klosters ...treulich behüten, bearbeiten      die besagten Ablässe vollständig gewinnen,
                                                                                                                  oder bebauen oder … für die Seelen ihrer      wenn nur Wille und Zustimmung des Diö-
     Das wohl älteste Zeugnis aus der das Auf                                                                     Herren … und all ihrer Wohltäter fromm        zesanbischofs dazukommt…
     und Ab von Jahrhunderten Augustiner-Chor-                                                                    zu Gott beten:
     herren-Klostergeschichte überdauernden,
     nach der Säkularisation 1862 von den Be-
     nediktinern wiederbelebten Wallfahrts-Tra-
     dition öffnet ein Fenster in eine Zeit, in der                                                               g        ewähren wir… von den ihnen
                                                                                                                                                                d           as vom Papst unterzeichnete
                                                                                                                                                                altehrwürdige Schriftstück bezeugt einen
     katholisch-christlicher Glaube den Alltag der                                                                auferlegten Bußen 40 Tage Ablass für          Ablassbrief des Bischofs Heinrich von
     meisten Menschen in Europa bestimmte.                                                                        schwere Sünden und ein Jahr für lässliche     Konstanz, der „von frommer Absicht ge-
                                                                                                                  und eine Fastenzeit; außerdem Nachlass        leitet unsere ordentliche Zustimmung und
     Wir zitieren auszugsweise:                                                                                   der vergessenen Sünden, der gebrochenen       Gutheißung zu allen Ablässen gegeben,
                                                                                                                  Gelübde, der Verfehlungen gegen Vater         welche durch die genannten in Christo
                                                                                                                  und Mutter ohne Tätlichkeit, der leichtsin-   ehrwürdigen Herren Bischöfe, unsere Brü-
                                                                                                                  nig geleisteten Eide und anderer Sünden.      der, gewährt worden sind.

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Auf dem Weg B Erzabtei St.Martin - Erzabtei Beuron
Wallfahrt                                                                                      B       B
                                                                                        ErzabteiErzabtei
                                                                                                 St.Martin
                                                                                                         St.Martin
                                                                                                zu Beuron zu Beuron

     Auf dem Weg ins                                                                                              Schwäbisch, Badisch, Bayerisch vortragen
                                                                                                                  und auch ihre Lieblingslieder singen.
                                                                                                                                                                    lenglöcklein geläutet und das Lied „Segne
                                                                                                                                                                    Du, Maria“ tönt durch den Wald…

     Liebfrauental                                                                                                An den Sonn- und Ausflugstagen sind oft
                                                                                                                  ganze Familiengruppen beisammen, nach              Die Gebetsstätte mitten in der Natur, an
     „Von Kind auf bin ich mit den Eltern, der                                                                    dem Beten und Singen werden die Rucksä-            der auch ein viel begangener Wanderweg
     Tante, der Freundin, hierher gekommen                                                                        cke geöffnet und ein handfestes Vesper ein-        und der Jakobus-Pilgerweg vorbeiführt,
     und habe mich an diesem stillen Ort wohl-                                                                    genommen. Die Kinder können unbeschwert            ist stark den Naturgewalten ausgesetzt:
     gefühlt.“ Kaum einer in der ungezählten                                                                      herumspringen und spielen ohne dauernd             Wind und Wetter hinterlassen ihre Spuren.
     Vielzahl und Vielfalt von Klosterfreunden                                                                    ermahnt zu werden. Seid still, seid ruhig, wir     So sind jährlich mancherlei Reparaturen
     wird bei einem Beuron-Besuch auf den                                                                         sind in einer Kirche. Und selbst der Lieblings-    notwendig: der Gartenzaun, die maroden
                                                                                                                  hund darf an dieser „Wallfahrt“ teilnehmen.        Wasserrinnen, die Decken- und Wand-
     Weg ins Liebfrauental verzichten. Die Beu­
                                                                                                                  In der Morgenfrühe und am Abend ist die            malereien bedürfen immer wieder einer
     roner Lourdesgrotte, eingebettet in die
                                                                                                                  Lourdesgrotte ein Ort für das stille Gebet         Erneuerung. Die Klostergemeinschaft ist
     romantische Waldschlucht Richtung Buch-                                                                      von einzelnen Pilgerinnen und Pilgern, die         den privaten Spendern aber auch den Fir-
     heim und Schloss Bronnen, ist neben Ab-                                                                      dort ihre Sorgen, Nöte und Ängste aus dem          men für ihre tätige und verlässliche Hilfe
     teikirche und Gnadenkapelle, Krypta und                                                                      eigenen Lebensbereich ausbreiten und um            sehr dankbar. Der Grotten-Mesmer führt
     St. Maurus das am stärksten frequentierte                                                                    Hilfe bitte können: Familiensorgen, Bezie-         hier als herausragend beispielhaft eine
     Ziel einer unmittelbaren Begegnung mit         bingen übernehmen die Ministrantendienste.                    hungs- und Berufsprobleme, Krankheiten. Im         Familie aus Ubstadt-Weiher-Stettfeld bei
     Gott. „Ein einladender Ort für das persön-     Weitere spontane Prozessionen und Andach-                     aufgelegten Buch über Gebetsanliegen kann          Bruchsal an, die mehrmals im Jahr die
     liche Gebet“ nennt dies in bescheidener        ten werden von Pfarreien und Gebetsgrup-                      man all diese Probleme des menschlichen            weite Fahrt nach Beuron auf sich nimmt,
     Zurückhaltung Bruder Siegfried, der schon      pen das Jahr über abgehalten.                                 Daseins nachlesen. Manche Menschen sit-            um frische Blumen und Sträucher zu
     seit Jahren die Grotte betreut. Seine Ge-                                                                    zen still in der Kapelle, um sich ohne Worte       pflanzen und sagt allen Pilgern, Helfern
     danken zu diesem wichtigen Dienst für das      Gewiss sind diese offiziellen Termine für                     mit Gott zu verständigen, andere suchen das        ein herzliches „Vergelt’s Gott“.
     Kloster hat er in einem mehrseitigen Artikel   Wallfahrten und Prozessionen Höhepunkte                       Gespräch. Und am Schluss wird das Kapel-
                                                    im Jahreskalender. Doch auch als stiller
     über die Geschichte der Lour­desbewegung
                                                    und naturnaher Ort für das persönliche Ge-
     allgemein und die der Beu­     roner Lieb-
                                                    spräch mit Gott und der Fürbitterin Maria
     frauen-Grotte speziell niedergelegt. Wir zi-   ist die Lour­desgrotte mit Kapelle besonders
     tieren aus dem Kapitel „Begegnungen am         geeignet. In den Anfängen der Wallfahrt galt
     Gebetsort Lourdesgrotte“.                      das vor allem für die frommen Beuron-Pilger,
                                                    die in der Abteikirche die durchweg in latei-
     „Die Einweihung der Lourdesgrotte erfolgte     nischer Sprache gehaltenen Gottesdienste
     am Dreifaltigkeitssonntag 1892. Seit dieser    besucht haben. Von der Mehrzahl der Be-
     Zeit finden regelmäßig Prozessionen und        sucher wurde diese Sprache nicht verstan-
     Andachten ins Liebfrauental statt. Im Mari-    den, die einfachen Besucher – Handwerker,
     enmonat Mai, im Rosenkranzmonat Oktober        Bauersleute, Hausfrauen, hatten deswegen
     und vor allem am Vorabend des 15. August,      ihre Andachtsbüchlein in deutsche Sprache
     dem Hochfest der Aufnahme Mariens in die       dabei, in denen sie während der Messe lasen
     himmlische Herrlichkeit, findet die große      und beteten. Auf den Pilgerweg zur Lourdes-
     Prozession zu Ehren der Muttergottes statt.    grotte und im Frauental, da konnten sie nun
     Daran beteiligen sich seit dem Zweiten Welt-   mit dem Herrgott und mit der Muttergot-
     krieg der Musikverein Irndorf und der Kir-     tes reden, wie sie es von Kind an gewohnt
     chenchor Buchheim. Junge Männer aus Kol-       waren, ihre Sorgen und Bitten in Deutsch,
16                                                                                                                                                                                                                17
Auf dem Weg B Erzabtei St.Martin - Erzabtei Beuron
B       B
                                                                    ErzabteiErzabtei
                                                                             St.Martin
                                                                                     St.Martin
                                                                            zu Beuron zu Beuron

       „Ein Segen sollst du sein”                                                             Der hl. Benedikt
                                                                                              weist den Weg
       
                                                                                                                                              Die lateinische Inschrift auf dem Sockel der
                                                                                                                                              Statue lautet:

         Dieses Wort aus       Leben fruchtbar wird – alle Vorbehalten und                    ins Kloster                                    Am 18. Oktober 1901 widmeten die welt-
                                                                                                                                              lichen Oblaten der Klöster der Kongregation
         der     Erzählung     Bedenken zum Trotz; dass er Segen erfährt                                                                      dem Erzabt Placidus zu seinem in voller Ge-
         von der Beru-         und zum Segen wird für die, die ihm begeg-                                                                     sundheit erreichten 50jährigen Priester-Jubi-
         fung       Abrams     nen.                                                           Pater Landelin Fuss hat für unsere Leser        läum, ihm, dem lebendigen Vater, Glück wün-
          durch Gott (Gen                                                                     im Kloster-Archiv Wissenswertes über die        schend, dies Erzbild des Vaters Benediktus.
          12) ist einer der    Benedikt, nicht nur dem Namen nach ein                         Benediktus-Statue am Eingang zum Pfor-
          Grundtexte be-       Gesegneter, steht als Beispiel dafür, dass                     tenvorplatz zusammengetragen.                    Aus der Chronik für September 1901:
          nediktinischer       Gottes Verheißung eines gesegneten Lebens                                                                       Am 21. (dem Primiztag Vater Erzabts) fand
          Berufung. Nicht      bleibt und wirklich werden will für jeden, der                                                                  die Enthüllung eines von den Oblaten der
         ohne Grund wird       sich dafür öffnet: „Höre, mein Sohn, meine                     „Am 21.9.1901 konnte Erzabt Placidus Wol-        Kongregation gestifteten überlebensgroß-
         er am Hochfest        Tochter…!“ (RB Prol. 1). Segen zu werden,                      ter die ihm anlässlich seines silbernen Prie-    en Standbildes des hl. Vaters Benediktus
        des Heimgangs          segnend (und hoffentlich auch segensreich)                     sterjubiläums von den Beuroner Weltoblaten       vor der Wandelbahn des neuen Gartens
      des heiligen Bene-       zu wirken – in der Gemeinschaft der Brüder                     gestiftete Benediktus-Statue feierlich ent-      statt. Man zog nach der Vesper aus der
      dikt, am 21. März,       und/oder Schwestern, in und für die Kirche,                    hüllen und segnen. Nach Zeichnungen von          Kirche in den Garten, die Äbte nahmen
      in der Eucharistie­      in der Begegnung mit den Menschen –,                           P. Desiderius Lenz durch Br. Fidelis Feiler      vor dem auf einem runden Hügel aufge-
      feier als Lesung         gehört damit zum Grundauftrag benedikti-                       modelliert und in Geislingen an der Steige       stellten Denkmal Platz, dahinter stellten
     vorgetragen: Ist der      nischen Lebens. Segnen, Gutes sagen und                        gegossen, fand sie zunächst ihren Ehren-         sich rechts die Communität, links die Ob-
     Weg des Ordensva-         zusprechen (lat. bene-dicere), weil auch                       platz ungefähr in der Mitte der großen Wan-      laten auf. P. Sebastian als Leiter der Ob-
     ters, wie Papst Gre-      ich mich als gesegnet, bejaht, beschenkt                       delhalle, die später einem Bauplatz für einen    laten übergab zunächst eine Adresse mit
     gor d. Große (*um         erfahre. Dass wir auf dieses gute Wort, auf                    geplanten Werkstättenbau weichen musste.         den Namen derselben, die Hülle fiel unter
     540, † 604) ihn im        den bedingungslosen Zuspruch angewie-                          1933 bis 1936 war ihr Platz unter der Ter-       Böllerschüssen; wir sangen eine Antiphon
     2. Buch der Dialoge       sen sind, wird mit Blick auf die vielfältigen                  rasse im mittleren Bogen unter dem Kleri-        und Rms V. Erzabt sprach die Weihege-
     nachzeichnet, doch        Infragestellungen, mit denen sich Menschen                     ker-Rekreationsplatz. Nachdem sich der ge-       bete. Dann hielt P. Sebastian eine kurze
     nichts anderes als        konfrontiert sehen und zu kämpfen haben,                       plante Werkstättenbau als nicht realisierbar     Ansprache, um das Bild unseres hl. Vaters
     die      anschauliche     existentiell erfahrbar – nicht erst in Coro-                   erwiesen hatte, ebnete man den Boden bei         als Ausdruck der Segenswünsche der Ob-
     Darstellung Beru-         nazeiten. Zukunftsängste, Versagen und                         der Bibliothek ein und gestaltete dort eine      laten darzustellen und für diese um V. Erz-
      fungsdynamik        –    Schuld, Leistungsdruck und Erwartungen                         bescheidene Gartenanlage, in deren Mitte         abts Segen zu bitten. Der Pontifikalsegen
      dass da einer im         (von außen und von innen und oft schon von                     dann die Statue wieder ihren Platz fand.         und ein neu komponiertes Lied zum hl.
          Vertrauen auf        Kindertagen an), ein Krankheit – die Infrage-                  1963 kam die Statue unter Erzabt Benedikt        Vater Benediktus schlossen die kleine Fei-
            Gottes Anruf       stellung hat viele Stimmen. Der Segen setzt                    Reetz auf den weiträumigen Pfortenvorplatz.      er. Die schöne, von Br. Fidelis modellierte
            hin     Familie,   dem etwas entgegen und er gilt mir, dem                        Da sich im Laufe der Zeit viele Rostrisse ge-    und in Geißlingen angefertigte Statue hat
           Vaterhaus und       konkreten Menschen – ganz persönlich. Im                       bildet hatten, wurde sie Ende der Achtziger      einen herrlichen Platz: segnend blickt der
        Heimat verlässt,       Segensgestus – in den ausgebreiteten oder                      Jahre gebeizt. Ihren heutigen Platz nimmt        hl. Vater hinaus in das anmutige Donautal,
        sich auf den Weg       auf den Kopf aufgelegten Händen oder auch                      sie nahe der Straße seit 2003 ein. Hier emp-     sie ist von der Bahn und den umliegenden
        macht und im           im auf die Stirn gezeichneten Kreuz – be-                      fängt St. Benedikt nun als allzeit wachsamer     Höhen aus sichtbar; ihre Errichtung war
        Hören auf Gottes       kommt diese Zuwendung einen leiblichen                         Hausvater gütig die von auswärts heim            seit lange ein Wunsch des hochwürdigsten
        Verheißung erfah-      Ausdruck, wird sichtbar, spürbar und be-                       kommenden Mönche wie auch alle Gäste             Vaters. Dieser empfing hierauf die anwe-
        ren darf, dass sein    rührt.                                    PS                  und Besucher des Klosters.“                      senden Oblaten im Sprechzimmer. […]

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St. Maurus im Felde                                                                          B         B
                                                                                      ErzabteiErzabtei
                                                                                               St.Martin
                                                                                                       St.Martin
                                                                                                zu Beuron zu Beuron

     Das „Tempelchen“ wird                                                                                        Die Fürstin war nach dem Tode ihres Ge-
                                                                                                                  mahls in ein Kloster in Rom eingetreten,
     150 Jahre alt                                                                                               dort – einem Giftanschlag zufolge – schwer
                                                                                                                  erkrankt und dank des von einem Mönch er-
                                                                                      Foto FW                     teilten Maurus-Krankensegens geheilt wor-
                                                                                                                  den. Nachdem sie erfahren hatte, dass ihr
     Geschehnisse und Geschichte, Beteiligte      Am 25. Mai 1868 wurde der Grundstein von                        geistlicher Berater, Abt Prosper Guéranger
     und Bedeutung seiner Existenz haben alle     „St. Maurus im Felde“ gelegt. Nach den Plä-                     aus Solesmes in Frankreich, von einer töd-
     Komponenten einer spannenden, ganz und       nen des Haigerlocher Bildhauers Peter Lenz                      lichen Krankheit heimgesucht worden war,
     gar außergewöhnlichen Kloster-Saga. Die      – ab seinem Klostereintritt 1871 Pater De-                      hatte sie den Bau einer Kapelle zu Ehren des
     Protagonisten: eine Fürstin, soeben in Rom   siderius Lenz – erstellt und gemeinsam mit                      heiligen Maurus gelobt. Der Auftrag an Peter
     einem Anschlag auf Leib und Leben ent-       Jakob Wüger (P. Gabriel) und dessen Gehilfen                    Lenz markiert heute noch sichtbar die An-
     kommen… Ihr Gelöbnis, dem geistlichen        Fridolin Steiner (P. Lukas) ausgemalt, wurde                    fänge der Beuroner Kunstschule als einer ei-
     Führer ein Kirchlein zu widmen, wenn Gott    die Kapelle am 5. September 1871 vom Frei-                      genständigen Sakralkunst-Epoche, die über
     ihm Genesung gewährt von seiner töd-         burger Weihbischof Lothar v. Kübel geweiht.                     die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert
     lichen Pocken-Krankheit… Der rastlose                                                                        rund 70 Jahre der Kirchenkunst in aller Welt   tet. Mein erster Gedanke war: Weshalb hat
                                                  Ihr Entstehen verdankt sie Fürstin Katharina                    ganz neue Akzente setzte.                      man hier so ein „griechisches Ding“ hinge-
     Bildhauer, mit seinen Maler-Freunden auf
                                                  von Hohenzollern, die sich auf St. Maurus im                                                                   setzt…. Lange schaute ich die Fresken der
     der Suche nach neuen Formen christlicher     Donaubogen auch ein Landhaus im Schwei-                         Das in Künstler- wie Kirchenkreisen aufse-     Mauruskapelle an. Ergriffen war ich nicht,
     Kunst… Eine atemberaubende Natur-Ku-         zer Stil erbauen ließ. Die zweite Gattin des                    henerregende sakrale Kunstwerk wurde von       aber voller Respekt für die Hand, die so Ed-
     lisse aus Fels, Fluss und Flur, der Burgen   Fürsten Carl von Hohenzollern-Sigmaringen                       Anfang an unterschiedlich beurteilt. Dazu      les geschaffen hatte…. Auf dem Heimwege
     und Kalkriffe das krönende Ausrufezei-       – Stifterin des neuebesiedelten Klosters Beu­                   Zitate des Malermönches Wilibrord Verka-       schaute ich mich mehrmals um. Die Kapelle
     chen setzen.                                 ron – erfüllte mit dem heiligen Maurus ge-                      de in seiner Biografie „Die Unruhe zu Gott“:   passte, genau betrachtet, doch sehr gut zur
                                                  widmeten Kirchlein ihr Gelöbnis.                                „Nachdem ich, ohne einem Menschen zu be-       Landschaft, ja belebte sie wunderbar.“
                                                                                                                  gegnen, eine halbe Stunde die Donau entlang
                                                                                                                  gegangen war, tauchte die Kapelle plötzlich    Mit seiner Würdigung des Bauwerks und sei-
                                                                                                                  aus dem Nebel auf. Sie war im Tempelstil       ner Geschichte in einem Faltblatt für die Be-
                                                                                                                  gebaut. Ich hatte etwas ganz anderes erwar-    sucher der Kapelle gibt Pater Albert Schmidt
                                                                                                                                                                 uns seine Sicht wider: „Dieser Bau wurde
                                                                                                                                                                 von Anfang an unterschiedlich beurteilt. Viel-
                                                                                                                                                                 leicht verstehen wir ihn am besten, wenn wir
                                                                                                                                                                 ihn ganz in die geistigen Strömungen des 19.
                                                                                                                                                                 Jahrhunderts hineinstellen: er ist eher Denk-
                                                                                                                                                                 mal als Kirche, mehr nach dem Vorbild des
                                                                                                                                                                 antiken Tempels geplant als für die Bedürf-
                                                                                                                                                                 nisse einer Gottesdienst feiernden Gemein-
                                                                                                                                                                 de gedacht… Die Kapelle will das „Credo“
                                                                                                                                                                 einer Kunsttheorie sein. Der kühne Traum,
                                                                                                                                                                 durch diese Theorie die christliche Kunst von
                                                                                                                                                                 Grund auf zu erneuern, hat sich nicht erfüllt;
                                                                                                                                                                 so ist die Mauruskapelle das erste größere
                                                                                                                                                                 Werk der Beuroner Kunstschule und zugleich
                                                                                                                                                                 bereits ihr Höhepunkt.“                   NG
20                                                                                                                                                                                                                21
St. Maurus im Felde                                                                               B       B
                                                                                           ErzabteiErzabtei
                                                                                                    St.Martin
                                                                                                            St.Martin
                                                                                                   zu Beuron zu Beuron

     Über den Maurus-Segen
     Der sogenannte Maurus-Segen ist, der              Situation – im Fall des Maurus-Segens ist
     Name deutet es an, mit der Gestalt des            das die Erfahrung von Krankheit – im Se-
     heiligen Mönches Maurus verbunden                 genswort zugesprochen wird.
     (*500/512, † um 584). Dieser war, wie
     Gregor d. Große in den Dialogen berich-           Gerade im Kranksein erfährt der Mensch,
     tet, einer der ersten Jünger Benedikts            wie anfällig und gefährdet sein Leben ist.
     und später wahrscheinlich als Nachfolger          Krankheit reißt den Menschen aus dem Le-
     des Mönchsvaters Abt von Subiaco (vgl. 2.         ben der Gemeinschaft heraus und macht
     Buch der Dialoge 3,14). Sein liturgisches         ihn zugleich besonders der Gemeinschaft
     Gedächtnis wird am 15. Januar gefeiert.           bedürftig – die Pandemie lässt uns das ein-
                                                       drücklich erfahren. Im Krankensegen drückt
     Die Tradition sieht im Mönch Maurus einen
                                                       die Gemeinschaft dem Kranken ihre Anteil-
     geistbegabten Mann, den viele Menschen            nahme und Nähe aus, möchte ihm Hoffnung
     in seiner Zuwendung, seinem Gebet und             machen und erbittet für ihn Heil und Wohl-
     seinem Zuspruch als einen erfahren ha-            ergehen von Gott. Wirkung des Segens kann
     ben, der ausstrahlte und spürbar werden           es auch sein, in versöhnter und guter Weise
     ließ: Gott schenkt Heil, macht gesund und         mit dem eigenen Schicksal umgehen zu kön-
     ganz.                                             nen und in diesem Sinne, trotz fortdauernder
                                                       Krankheit und Leiden, heiler zu werden. Der
     Der Thaumaturg, der Wundertäter, wird Mau-        Krankensegen, so sehr er auf Gottes Güte
     rus genannt, und bis heute verbindet sich die     und Wirkmacht vertraut, ist kein Zaubertrick;
     Spendung des Maurus-Krankensegens, der            und so sehr er das Heilwerden des einzelnen
     insbesondere im benediktinischen Umfeld           im Blick hat, geht es dabei doch nicht um
     gepflegt wird, mit dem Vertrauen auf die Für-     – wenn auch fromme – Selbstbezogenheit                        Ölgemälde an der nördlichen Seitenwand         dich glauben, hat er Heil und Leben verhei-
     sprache und Solidarität dieses großen Bru-        und Selbstgenügsamkeit. Der Segen, den                        unter der Empore der Abteikirche mehrfach      ßen. Deshalb bitten wir voll Zuversicht: Se-
     ders im Glauben. Die Kreuzreliquie, die beim      der Mensch für sich empfängt, der ihm oder                    präsent gehalten wird, will in diesem Sinne    gne + N.N. und lass ihn/sie nicht allein. Sei
     Segen gewöhnlich verwendet wird, ist dabei        ihr zugesprochen und zu Teil wird, will den                   beides: Zuspruch, Ermutigung und Stärkung      ihm/ihr nahe, wenn er/sie mutlos wird. Stär-
     mehr als ein frommes Accessoire oder ein          Gesegneten befähigen, auch selbst Segen                       für den konkreten Menschen in einer exi-       ke auf die Fürsprache des heiligen Maurus
     Wunderding, das der geistlichen Handlung          zu spenden, Segen zu leben, Segen zu sein                     stentiell schwierigen Lage und Zuspruch, Er-   seine/ihre Hoffnung auf Besserung und Hei-
     größere Kraft verleiht. Sie macht deutlich,       – für andere. All das ist angesichts der ak-                  mutigung und Stärkung, die eigene Berufung     lung. Mehre seinen/ihren Glauben an dich,
     dass alles Heil und aller Segen – das unbe-       tuellen Pandemie von großer Bedeutung und                     als Gesegnete(r) neu zu entdecken und zu       dem nichts unmöglich ist. Bewahre ihn/sie
     dingte und unüberbietbare Ja, das Gott dem        wird von unzähligen Menschen auf meist                        leben.                                  PS    in deiner Liebe, die sichtbar geworden ist in
     Menschen, jedem einzelnen, mir zuspricht, –       selbstverständliche und unspektakuläre Wei-                                                                  deinem Sohn Jesus Christus, der mit dir lebt
     seinen Grund und seinen tiefsten Ausdruck         se ganz konkret gelebt – den Menschen zum                     Barmherziger Gott, wir vertrauen auf dich.     und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.
     im Kreuz Jesu, in seiner Hingabe aus Liebe,       Segen. Die Feier des Maurus-Krankensegens                     Aus Güte und Menschenfreundlichkeit hast
     gefunden hat. Jeder Segen ist Zeichen und         in Beuron, wo das Gedächtnis des heilige                      du deinen Sohn als Erlöser und Heiland in      Text Maurus-Segen nach: Monastisches Rituale, hrsg.
     Aktualisierung der Liebe, die Gott ein für alle   Maurus mit dem Patronat der Maurus-Ka-                        die Welt gesandt. Er hat Kranke geheilt und    von der Salzburger Äbtekonferenz, EOS Verlag, 1988.
     Mal geschenkt hat, und die jetzt dem kon-         pelle, mit dem ihm geweihten rechten Sei-                     sich der Notleidenden erbarmt. Denen, die an   - S. 219f.
     kreten Menschen in einer ganz konkreten           tenaltar der Gnadenkapelle und dem großen
22                                                                                                                                                                                                                        23
Menschen                                                                                              B
                                                                                               Erzabtei St.Martin
                                                                                                       zu Beuron

     Die Beuroner Oblaten                                                       von P. Franziskus Berzdorf         bens. Man muß nicht weiter begründen, daß
                                                                                                                    dies kein Thema für die weitere Öffentlich-
     Was sind Oblaten? Es sind Männer und               Das heutige Siegel der Beuroner Oblatengemein-              keit ist.
     Frauen, die ihr Leben nach der Regel des           schaft. Es wurde von Pater Andreas Oberländer
                                                                                                                                                                     Frauen, Priester und Laien, berufstätig oder
     hl. Benedikt ausrichten wollen, obwohl sie         gestaltet. (Der älteste Mitbruder der Beuroner              Ein wesentlicher Unterschied zu Vereinen,
                                                        Mönchsgemeinschaft ist am 9. März diesen Jah-                                                                nicht mehr im Arbeitsleben stehend) ganz
     nicht im Kloster leben. Das klingt wider-                                                                      etwa dem Verein der Freunde der Erzab-
                                                        res verstorben. s. S. 29)                                                                                    verschieden. Danach wird sich auch die Art
     sprüchlich, ist es aber nicht. Jeder Christ                                                                    tei St. Martin zu Beuron, ist, daß man nicht
                                                                                                                                                                     und Weise richten, wie ein Oblate seinen
     muß ja seine Art und Weise finden, wie er                                                                      Mitglied einer Oblatengemeinschaft werden
                                                                                                                                                                     Glauben lebt. Es gibt Oblaten, vor allem äl-
                                                        ten zu halten, die weiter weg wohnten. Seit                 kann durch einfachen Beitritt. Man wird Ob-
     die Nachfolge Christi ganz persönlich ge-                                                                                                                       tere, die mehr oder weniger das gesamte
                                                        dem II. Vatikanischen Konzil bilden die Obla-               late nach einer längeren Probezeit und mit
     staltet, wenn er denn wirklich als Christ le-                                                                                                                   Stundengebet der Mönche und Nonnen für
                                                        ten untereinander eine Gemeinschaft, auch                   der Begleitung durch den Oblatenrektor. Die-
     ben will. Oblaten eines Benediktinerklosters                                                                   se Probezeit ist dem Noviziat eines Mönches
                                                                                                                                                                     sich privat übernehmen und sich manch-
     orientieren sich bei ihrem konkreten Ver-          wenn jeder Oblate sich unabhängig von den                                                                    mal auch in der Zeitwahl ganz nach dem
                                                        anderen an sein Kloster bindet. Verantwort-                 nachgebildet. In dieser Zeit soll man z.B.
     such der Nachfolge Christi an der Regel des                                                                                                                     Beuroner Tageslauf ausrichten. Andere Ob-
                                                        lich für die Gemeinschaft ist der sogenannte                lernen, einen Zugang zu den Psalmen zu
     hl. Benedikt. Diese Regel enthält natürlich                                                                                                                     laten, die im Beruf stark beansprucht sind,
                                                        „Oblatenrektor“. Dies war viele Jahre lang P.               finden; ihr reicher Inhalt erschließt sich ja
     viele Regelungen, die nur Mönche in einem                                                                                                                       die mehrere Kinder haben, o.ä., werden froh
                                                        Martin Kreuzburg; seit Oktober 2020 ist dies                nicht unbedingt beim einfachen Lesen. Eine
     Kloster betreffen, aber sie spricht ebenso                                                                                                                      sein, wenn sie sich mit einer einzelnen Ge-
                                                        P. Franziskus.                                              gewisse Kenntnis der Bibel insgesamt sollte
     an vielen Stellen ganz allgemein mensch-                                                                                                                        betszeit am Tage der klösterlichen Gemein-
                                                                                                                    hinzukommen, dann auch der Ordensge-
     liche Fragen an – und daran kann man sich                                                                                                                       schaft innerlich verbinden können.
                                                          Die meisten Benediktinerklöster haben Ob-                 schichte. Weiters wird man sich mit der Re-
     als „Christ in der Welt“ orientieren.                latengemeinschaften, jedenfalls in Deutsch-               gel des hl. Benedikt beschäftigen, mit ihrer
                                                                                                                                                                     Viele Oblaten engagieren sich im Leben
                                                          land; dabei nehmen einige Klöster auch                    Entstehung, aber auch der Frage, wie man
     Oblaten gibt es in Beuron schon seit 1885. evangelische Christen als Oblaten an. Be-                                                                            ihrer Pfarrei oder arbeiten bei einem sozia-
                                                                                                                    zeitbedingte Regelungen heute sinnvoll in-
     Damals kamen sie zunächst vorrangig aus nediktinerklöster in aller Welt verzeichnen                                                                             len Projekt mit, soweit dies von ihrem Alter
                                                                                                                    terpretieren kann.
     der näheren Umgebung. Seit dieser Zeit ver- wachsende Zahlen in ihren Oblatengemein-                                                                            her möglich ist. Benediktinerklöster wollen
     sammeln sie sich in Beuron, später auch an schaften – und unterscheiden sich damit                                                                              mit den Oblaten ja keine „Ersatzmönche“
                                                                                                                    In den letzten Jahrzehnten mehren sich die
     anderen Orten zum gemeinsamen Gebet, zu von den Konventen. Andere Orden kennen                                                                                  oder „Ersatznonnen“ rekrutieren, die sich
                                                                                                                    Wünsche von Christen, Oblaten zu werden,
     Vorträgen und geistlicher Fortbildung sowie ebenfalls Laiengemeinschaften, die an Klö-                                                                          aus ihren Pfarreien zurückziehen, sondern
                                                                                                                    die mehr oder weniger lange Zeit ihren
     zum persönlichen Austausch. Ab 1918 wur- ster angeschlossen sind und die jeweilige                                                                              im Gegenteil die Oblaten zu einem bewußt
                                                                                                                    Glauben nicht mehr praktizierten, dann aber
     den „Beuroner Oblatenbriefe“ vom Kloster Spiritualität im Alltag zu leben suchen. Der                                                                           christlichen Leben befähigen und stärken.
                                                                                                                    zurückfanden und jetzt diesen Glauben ver-
     aus versendet, um den Kontakt zu den Obla- bekannteste „Drittorden“ ist vermutlich der-                                                                         Dies gilt insbesondere heute, wenn die pfarr-
                                                                                                                    tiefen wollen. Konnte man in früheren Zeiten
                                                                                                                                                                     lichen Strukturen dünner werden und nicht
                                                                     jenige der Franziskaner. War es                von einem Grundwissen ausgehen, vermit-
                                                                                                                                                                     mehr den Halt wie in früheren Zeiten bieten
                                                                     zu bestimmten Zeiten für einen                 telt durch den Religionsunterricht und den
                                                                                                                                                                     können.
                                                                     praktizierenden Christen üblich,               gelebten Glauben der Eltern und in der Fami-
                                                                     zu einer frommen Bruderschaft                  lie, ist dies heute so nicht mehr gegeben. Der
                                                                                                                                                                     Die Beuroner Oblatengemeinschaft zählt
                                                                     zu gehören, einem Drittorden                   Unterricht vor der Oblation kann somit auch
                                                                                                                                                                     derzeit 67 Oblaten. Zwei sind in der Probe-
                                                                     o.ä., ohne daß man dies nach au-               dazu dienen, Lücken beim Glaubenswissen
                                                                                                                                                                     zeit, dazu kommen einige Interessenten. Nä-
                                                                     ßen hin erkennen ließ, so ist diese            zu schließen.
                                                                                                                                                                     here Informationen zur Oblatengemeinschaft
                                                                     Zurückhaltung heute nicht mehr
                                                                                                                                                                     gibt P. Franziskus: Tel. 07466/17-0, e-Mail:
                                                                     üblich. Allerdings wird man sein               Eine oft gestellte Frage ist, „was man denn
                                                                                                                                                                     franziskus@erzabtei-beuron.de
                                                                     Oblate-Sein auch heute nicht an                als Oblate tun müsse“. Es ist fast unmöglich,
                                                                     die große Glocke hängen. Es ist                diese Frage zu beantworten, sind doch die        P. Franziskus Berzdorf, ist Sekretär der Beuroner Kon-
     Diese anschauliche Grafik zierte in den Zwanziger Jahren die ein persönlicher Schritt zur Ver-                 Lebensverhältnisse der einzelnen Oblaten         gregation und war von 1997 bis 2017 Oblatenrektor in
                              Titelseite der Beuroner Oblatenbriefe. tiefung des eigenen Glaubensle-                (verheiratet oder alleinstehend, Männer und      Maria Laach und seit Oktober 2020 in Beuron.

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