BAUEN UND LEBEN MIT HOLZ - Holzbau Schweiz

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BAUEN UND LEBEN MIT HOLZ - Holzbau Schweiz
BAUEN UND LEBEN MIT HOLZ

X/18
 1/20                      XXXXXXXXXXXX
                            SPANNEND
                           Xxxxxxx
                            Das Tragwerk
                                   xxxxxximXxxxxxx
                                            Fokus xxx

                           www.magazin-first.ch
                            www.magazin-first.ch
BAUEN UND LEBEN MIT HOLZ - Holzbau Schweiz
S
                                                                                        IC   KET
                                                                               C   H/ T
                                                                    DI   NA.
                                                            G   IAR

                                   l
              Holzbautag Bie                     lzbautag
                                    .ch/ahb/ho
              14   . Mai 2020 | bfh

Schöne Aussichten
Unsere vielfältigen Weiterbildungen:

– Digital Planen, Bauen, Nutzen | ab August 2020
– Erdbebengerechte Holzbauten | ab August 2020
– Areal- und Immobilienprojektentwicklung
  ab August 2020

– Holztragwerke | ab September 2020
– Immobilienbewertung | ab Oktober 2020
– Brandschutz für Architektinnen und
  Architekten | ab Januar 2021
                                                            Spannende Kontraste
– Brandschutz im Holzbau | Modulkurse 2020                  Führende Gartengestalter zeigen, wie Stauden,
                                                            Bäume, Skulpturen und Möbel als Objekte
                                                            inszeniert werden und der Einsatz von kon-
                                                            trastreichen Farben, Formen und Materialien
                                                            Spannung erzeugt. Verändern Sie Ihren Blick
bfh.ch/ahb/wb                                               auf den Garten – es erwartet Sie so manch
                                                            Spektakel und Schauspiel der Natur, präsen-
                                                            tiert in beeindruckenden Gartenwelten.

                                        ‣ Weiterbildung
BAUEN UND LEBEN MIT HOLZ - Holzbau Schweiz
INHALT / EDITORIAL

                                 HOLZ.ART4                                                                                                      Liebe Leserinnen
                                                                                                                                                 und Leser
                                 FOKUS.THEMA6
                                 Ekkharthof in Lengwil (TG): Die neue
                                 Cantina steht für den Wandel von der                                                                            Als Möbel oder im Boots-
                             6   Abgeschiedenheit hin zu Inklusion und                                                                           bau: Die Esche wird vor al-
                                 Transparenz. Die Säulenhalle aus                                                                                lem da eingesetzt, wo eine
                                 Eschenholz bietet Ein- und Ausblicke.
                                                                                                                                                 gewisse Zähheit gefragt ist.
                                 BAU.WERK14                                                                                                     Dabei sind sich Experten ei-
                                 Westhalle Thun: Die Architekten haben                                                                           nig: Das robuste Laubholz
                                 aus der ehemaligen Fabrikhalle einen an-                                                                        kann viel mehr als das. Zum
                            14   gesagten Kulturbau gemacht. Raumkör-                                                                            Beispiel in Form eines hoch-
                                 per aus Holz tragen die Transformation.                                                                         leistungsfähigen Holztrag-
                                                                                                                                                 werks. Wie das aussehen
                                 STAND.PUNKT21
                                                                                                                                                 kann, das weiss unsere Au-
                                 LEBENS.RAUM22                                                                                                  torin Helen Oertli. Sie hat mit
                                 Infopavillon in Altenrhein (SG): Der Low-                                                                       dem Architekten eines da-
                                 Tech-Tempel spielt mit Analogien. Blume,                                                                        von besucht und nimmt uns
                                 Faulturm oder Kleinod? Das ist eine                                                                             – sinnbildlich gesprochen –
                            22   Frage der Perspektive.
                                                                                                                                                 mit: zur Akropolis vom Bo-
                                 WELT.WEIT28                                                                                                    densee. Ein guter Vergleich
                                 Odunpazari Modern Museum, Türkei: Der                                                                           für den auf anthroposophi-
                                 japanische Architekt Kengo Kuma stapelt                                                                         schen Grundsätzen fussen-
                                 einen Neubau ins historische Quartier.                                                                          den Gastronomiebau des
                            28                                                                                                                   Ekkharthofs. Eschenholz war
                                 NACH.GEFRAGT30
                                                                                                                                                 die erste Wahl bei dem Rah-
                                 bei Bauingenieur Hermann Blumer. Im Fo-
                                 kus: der «Ring for Peace» in Lindau (D). Die                                                                    mentragwerk – nicht zuletzt
                                 Skulptur sorgte für Zeitdruck. Gut, denn                                                                        auch aus ästhetischen
                                 Blumer bevorzugt Projekte mit einem ge-                                                                         Gründen. Dieses Projekt ist
                                 wissen Risiko.                                                                                                  eines der zeitgenössischen
                            30                                                                                                                   Holzbauten, die wir in dieser
                                 STIL.FORM34
                                                                                                                                                 Ausgabe von FIRST vorstel-
                                 Kulturhaus Rain, Böttstein (AG): Unter
                                 dem Tonnendach ist nun genug Platz für                                                                          len. Wie etwa die Westhalle
                                 Kunst und Kultur. Sein Rautenmuster er-                                                                         Thun oder das Kulturhaus
                                 innert an ein Zollingerdach. Ein Bau zwi-                                                                       Rain. Sie zeigen deutlich,
                                 schen Tradition und Moderne.                                                                                    wie ein für den Ort sorgfältig
                                                                                                                                                 ausgewähltes Holztragwerk
                            34 AUS.BLICK / IMPRESSUM                                                                                            Atmosphäre schafft. Ich
                                                                                                              42
                                                                                                                                                 wünsche Ihnen viel
                                                                                                                                                 Freude damit.

                                                                                                                                                 Sandra Depner,
MIT CROSSMEDIALEM CONTENT                        i+ i+ 1:10 i+
                                           1:10 1:10                                                                                             Redaktorin,
AUF MAGAZIN-FIRST.CH               Fotos   Pläne   Videos Zusatzinfos
                                                       (Reproduktionsgrösse 15–5%)
                                                                                (Reproduktionsgrösse 15–5%)        (Reproduktionsgrösse 15–5%)
                                                                                                                                                 Projektleiterin
                                                                                                                                                 «FIRST»
BAUEN UND LEBEN MIT HOLZ - Holzbau Schweiz
HOLZ.ART

                                                                                                                                                               Detail
   Klybeck

                                                                                                                           ROBOTER UND
                                                                                                                           ALGORITHMEN
                                                                                                                           Wie wirkt sich der Einsatz von Robotern
                                                                                                                           auf die mit ihrer Hilfe entstehenden
                                                                                                                           Bauten aus? Und wie beeinflusst diese
                                                                                                                           Praxis das Denken und Planen der Ar-
                                                                                                                           chitekten? Werden Architekten bald zu
                                                                                                                           Programmierern von Algorithmen? In
                                                                                                                           «Robotic Building» gehen die Herausge-
                                                                                                                           ber Gilles Retsin, Manuel Jimenez Gar-
NUSSBAUM UND BLUMEN                                                                                                        cia, Mollie Claypool und Vicente Soler
Mit seinen drei übereinander angeordneten, 360 Grad drehbaren Platten bietet                                               diesen Fragen nach. Sie untersuchen in
der «Salontisch 63» ein reiches Formspiel. Geschlossen ist er platzsparend. Wie                                            fünf Kapiteln die Möglichkeiten von Ro-
eine Blume geöffnet, vergrössert sich sein Umfang erheblich. Tischplatten aus                                              botern für den Entwurf, die Formgebung
amerikanischem Nussbaum treffen auf ein schlichtes Fussgestell aus pulverbe-                                               und die Konstruktion – mit praktischen
schichtetem Stahl. Urheber ist der Schreiner und Designer Baptiste Ducommun,                                               Beispielen im Fokus. Nur auf Englisch,
dessen Label Klybeck für Holzmöbel mit klaren Linien steht. In kleinen Serien                                              2019, 128 Seiten, CHF 78.93, ISBN: 978-
werden die Stücke in der Werkstatt in Basel hergestellt. klybeck.net           1:10   i+                                  3-95553-424-0. detail.de               1:10 i+
                                                                                         (Reproduktionsgrösse 15–5%)                                                                                (Reproduktionsgrösse
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SCHALL UND LICHT
                                                                                                                                                                Basler & Hofmann AG, Stefan Kubli

Verbindet man parametrische Planung mit Simulationen und digitalen Ferti-
gungstechniken können ästhetisch wie funktional völlig neuartige Bauteile ent-
stehen. Bestes Beispiel: die Akustikwände in der neuen Cafeteria des Erweite-
rungsbaus von Basler & Hofmann in Esslingen (ZH). Die drei Wände bestehen
aus mehr als 8500 identischen Holzelementen, die so angeordnet sind, dass sie
Schall diffundieren und absorbieren. Gleichzeitig kreieren sie im Tagesverlauf ein
architektonisch beeindruckendes Spiel aus Licht und Schatten. Das Projekt ist in
einer Entwicklungspartnerschaft mit Gramazio Kohler Research, der Professur
für Architektur und Digitale Fabrikation und der Professur für Physikalische Che-
mie von Baumaterialien an der ETH Zürich mit dem Unternehmen Erne Holzbau
entstanden. baslerhofmann.ch                                                      1:10 i+
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FEUER UND HIMMEL

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Im US-Bundesstaat Nevada findet jedes Jahr das Festi-
val Burning Man statt. Im Mittelpunkt steht eine Skulp-
tur, die in einer spirituellen Zeremonie verbrannt wird.
Die Organisatoren haben nun deren Design für das kom-
mende Festival im Spätsommer vorgestellt: Der Tempel
«Empyrean» greift die mittelalterliche Kosmologie auf, in
der das Empyreum den höchsten Teil des Himmels dar-
stellt. In Form eines achtzackigen Sterns nimmt die Bur-
ning-Man-Skulptur einen Durchmesser von 60 Metern
ein. Im Zentrum erhebt sich aus der Mitte des Tempels
eine Holzskulptur, die Flamme. Mit einer Höhe von 20
Metern kann sie vom gesamten Gelände aus gesehen
werden. Das Festival lebt von der Idee des Kollektivs und
der Kollaboration. Interessierte, die am Projekt Empy-
rean mitwirken wollen, können sich über die offizielle
Website bewerben. burningman.org, bit.ly/2uAszgJ
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HOLZ UND SPIELE
Im Südwesten Englands in der Grafschaft Gloucestershire ist der Startschuss für ein Stadion komplett aus Holz gefallen. In einem zweiten
Anlauf erhielt das Büro Zaha Hadid Architects (ZHA) Ende 2019 die Baugenehmigung. Das Stadion ist 20 Meter hoch und bietet Platz für 5000
Zuschauer. Sein Dach ist mit einer transparenten Membran versehen. Standort ist das 100 Hektar grosse Areal «Eco Park»: ein Gebiet, das zu
einer Hälfte nachhaltige Technologien beherbergen soll, zur anderen Hälfte moderne Sportanlagen. Deren Herzstück ist das Stadion des eng-
lischen Viertligisten Forest Green Rover. Voraussichtlich ab 2023 kann der Fussballclub darin um den Aufstieg spielen. Platz gäbe es für den
Fall genug: Das Stadion lässt sich ohne grosse Umbauten auf bis zu 10 000 Sitzplätze erweitern. zaha-hadid.com                               1:10          i+
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BAUEN UND LEBEN MIT HOLZ - Holzbau Schweiz
FOKUS.THEMA

    1 «Akropolis vom Bodensee» nennen die Leute
      vom Dorf das neue Gastronomiegebäude. Doch
      die Cantina ist weder Festung noch Machtde-
      monstration – im Gegenteil. Die Säulenhalle steht
      exemplarisch für den Wandel hin zu Offenheit und
      Transparenz.

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AKROPOLIS VOM BODENSEE
Lange wohnten und arbeiteten die Menschen auf dem Ekkharthof zurückgezogen von der Welt. Nach vierzig Jahren Betriebs-
zeit will der Trägerverein die anthroposophische Einrichtung öffnen – auch baulich. Die neue Cantina steht exemplarisch für
den Wandel hin zu Transparenz und Inklusion. Text Helen Oertli | Fotos Lucas Peters, Hannes Heinzer | Pläne Lukas Imhof Architektur GmbH
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FOKUS.THEMA

Oberhalb des Bodensees, am Dorfrand von                Gutsbetrieb, woher auch ein grosser Teil der          untergebracht. Chefkoch Manuel Müller
Lengwil, liegt der Ekkharthof. Erst wenn man           Lebensmittel für die Kantine stammt. Lange            führt durch die Kühlzellen, in denen Obst und
von der Schnellstrasse auf die schmale Land-           war die Abgeschiedenheit gesucht. Mittler-            Gemüse vom Hof, sackweise Kräuter und
strasse abbiegt, wird die Ansiedlung hinter den        weile hat sich die Betreuungsphilosophie ge-          auch Milch und Joghurt von der eigenen Mol-
dichten Hecken sichtbar. Markant hebt sich zu-         ändert – von der Absonderung hin zu Offenheit         kerei lagern. Gekocht wird in der Gastrono-
vorderst ein Kamin ab, dahinter steht auf einem        und Inklusion. Als nach 40 Jahren Betriebszeit        mieküche im Sockelgeschoss, wo Müller mit
Betonsockel, der aus dem leicht fallenden Ter-         die Gebäude den neuen Bedürfnissen und ge-            seiner zwanzigköpfigen Küchenequipe täg-
rain wächst, eine Säulenhalle aus Eschenholz:          setzlichen Vorschriften angepasst werden              lich für rund 300 Personen Menüs zubereitet.
die neue Cantina. Massive, kantige Säulen tra-         sollten, war es dem Trägerverein ein Anliegen,        Ein Grossteil des Essens wird direkt an die
gen ein weit auskragendes Dach. Komplett               dass die angestrebte Öffnung der Einrichtung          Wohngruppen verteilt. In der Cantina, oben
ausgefacht mit Glas wirkt die wuchtige Holz-           auch baulich sichtbar würde.                          im Hochparterre, essen das Personal und Be-
konstruktion – knapp dreissig Meter lang und                                                                 treute, die von auswärts kommen. Rund 200
fünfzehn Meter breit – dennoch offen und licht.        Für die Um- und Neubauten im Gesamtwert               Sitzplätze fasst der Speisesaal.
                                                       von 24 Millionen Franken wurde ein selekti-
In den 1970er Jahren entstand im thurgaui-             ver Wettbewerb lanciert, bei dem die Lukas            DIE FORM FOLGT DER STATIK
schen Lengwil die Heil- und Bildungsstätte Ekk-        Imhof Architektur GmbH aus Zürich mit ihrem           Wie bei einer Scheune ist der Innenraum
harthof. Rund zweihundert Menschen mit Be-             Entwurf überzeugte. Ende 2018 konnte nach             symmetrisch aufgebaut und das Vordach ge-
treuungsbedarf wohnen und arbeiten hier                der ersten Bauetappe das Gastronomiege-               gen den Innenhof so weit heruntergezogen,
nach anthroposophischen Grundsätzen. Ne-               bäude in Betrieb genommen werden. Im Un-              dass es die Terrasse überdacht. Das massive
ben einer Sonderschule, einem Wohnheim                 tergeschoss sind die Garderoben für das Per-          Rahmentragwerk aus Esche ist selbstaus-
und zahlreichen Werkstätten gibt es einen              sonal sowie die Technik und die Lagerräume            steifend ausgebildet, auf Wände wurde kom-

2 Die Gebäude gruppieren sich wie eine Wagenburg um den Innenhof. Das neue Gastronomiegebäude
  fasst den Platz gegen Süden und schliesst gleichzeitig den Hof zur umliegenden Landwirtschaftszone.
3 Die Glasfront, umrahmt von wuchtigen Holzsäulen, lässt den Blick unverstellt auf die ländliche Umgebung.

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                                                                                             Verlan                  nzopf.
                                                                                                 e n F is o lan Fuge
                                                                                               d                       838 40 3
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                                                                                                          fisolan.c
                                                                                               fisolan@

                                                                                   3
                                                                                       FUGENZOPF 100%
                                                                                       SCHAFWOLLE
Das Projekt – die Fakten
Objekt: Ekkharthof, Neubau eines Gastronomie- und Mehrzweckgebäudes
mit 200 Restaurantplätzen und Gastroküche                                              Passend für Fugenbreiten
Standort: Lengwil (TG)                                                                 von 10 – 35 mm bei Fenstern
Auftragsart: selektiver Projektwettbewerb                                              und Türen verwendbar.
Baujahr: 2018
                                                                                       Dank innovativer Aufwicklung,
Bauherrschaft: Ekkharthofverein Lengwil / Hochbauamt Kanton Thurgau
                                                                                       einfach abwickelbar und kein Ver-
Architektur: Lukas Imhof Architektur GmbH, Zürich;
                                                                                       knoten. Zopf ist mit sehr dünnem
Lukas Imhof, Caroline Schillinger und Carlos Wilkening (Projektleitung)
                                                                                       Faden gebunden.
Holzbauingenieur: Josef Kolb AG, Romanshorn (TG)
                                                                                       Brandkennziffer 5.2 schwer
Vorfertigung Holztragkonstruktion: Neue Holzbau AG, Lungern (OW)
                                                                                       brennbar
Holzbau Ausführung: Kifa AG, Aadorf (TG)
                                                                                       Mit Mottenschutz ausgerüstet
Baukosten: CHF 8 Mio.
                                                                                       Bestes Preis- Leistungsverhältnis
Dimensionen (Vordach): Länge 35,54 m, Breite 15,36 m, Höhe (OG bis First) 5,80 m
Gebäudevolumen (SIA 416): 4748 m3
                                                                                       und ab sofort über den Grosshandel
Nettogeschossfläche (SIA 416): 1005 m2                                                 in der Schweiz verfügbar.
Holzvolumen: BSH Esche 58 m³, Eschendecke 400 m²,                                      FISOLAN AG | fisolan@fisolan.ch
BSH und Rahmenholz Fichte 35 m³, DSP-Fichte 205 m²
                                                                                       Biglenstrasse 505 | CH-3077 Enggistein
BAUEN UND LEBEN MIT HOLZ - Holzbau Schweiz
FOKUS.THEMA

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4 Das Tragwerk erinnert an ein Vierendeelsystem. Es ist selbstaussteifend gebaut, ohne Wände.
  Die Knotenpunkte sind massgebend für die Momentbeanspruchung.
5 Der Architekt Lukas Imhof nahm beim Entwurf Bezug auf das Goetheanum in Dornach (SO).
  Charakteristisch für das Bauwerk sind abgeschrägte Ecken und trapezförmige Pfeilerköpfe.

plett verzichtet. Aufgrund der biegesteifen           KONSTRUKTIVER HOLZSCHUTZ                       Bereits früh im Projekt war klar, dass der Ent-
Ausführung ist die Beanspruchung der Rah-             Auf die Frage nach den Besonderheiten die-     wurf mit Holz umgesetzt werden sollte. Die
menecken, die zugleich Knotenpunkte sind,             ses Bauprojekts weiss Christoph Angehrn,       Strukturen wären weder in Beton noch Stahl
besonders hoch. Entsprechend ist über den             Projektleiter bei Kolb Ingenieure, auf zahl-   möglich gewesen. Laubhölzer haben Festig-
Stützen auch die Geometrie der Bauteile               reiche Details hinzuweisen, wie den kon-       keitswerte, die über jenen der heute am häu-
stärker – die Form folgt der Logik, schafft           struktiven Holzschutz. Zwar schützen die       figsten eingesetzten Konstruktionshölzer
Platz für Metallverbinder und ist gleichzeitig        Vordächer das Tragwerk vor Nässe, den-         aus Nadelholz liegen. Vor allem die Quer-
architektonischer Ausdruck.                           noch galt es, die Verbindung zwischen den      druck- und die Querzugfestigkeit, aber auch
                                                      Stützen und dem Sichtbetonmauerwerk so         die Schub- und die Zugfestigkeit parallel zur
Insbesondere am weit auskragenden Vor-                zu detaillieren, dass das Regenwasser ab-      Faser liegen wesentlich über dem Niveau der
dach wird dieses Prinzip ablesbar. Nach               läuft. Sehr präzise mussten der Baumeister     Nadelhölzer. Dazu kommt die höhere Leis-
vorne, wo die Belastung tief ist, verjüngen           und Zimmermann die Stahlteile setzen,          tung der Verbindungsmittel im Laubholz.
sich die vier Träger und Dachstützen sowohl           denn nach oben liessen die Holzstützen
in der Höhe als auch seitlich. Die Träger lau-        keine Toleranzen zu. Auf der Baustelle war     Der Vorschlag, Esche für den Bau einzuset-
fen durchgehend von innen nach aussen.                entsprechend viel Kommunikation gefor-         zen, kam von den Bauingenieuren. Die heimi-
Linear zu den Fenstern sind die Träger dop-           dert. «Auch wenn es auf den ersten Blick       sche Baumart ist noch wenig bekannt als
pelt ausgeführt und dazwischen gedämmt.               einfach aussieht, haben doch nahezu alle       Konstruktionsholz. Lange wurde Esche auf-
Überbreite Fensterrahmen verhindern er-               Stützfüsse eine leicht unterschiedliche        grund der hohen Festigkeit und Elastizität
gänzend die Wärmebrücke, womit die gefor-             Geometrie», beschreibt der Architekt Lukas     mehrheitlich für Werkzeugstiele, Sportge-
derte Energieeffizienz eingehalten wird.              Imhof die komplexe Ausgangslage.               räte oder Dielenböden verwendet. Die Neue

                                                                         10 / 11
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                                                                                                               ANZEIGE

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FOKUS.THEMA

Holzbau AG in Lungern hat sich auf die Her-        sich an dem, was mit dem zweiten Bau des                                       6 Mit der Cantina ist ein Ort der Ge-
                                                                                                                                    borgenheit entstanden, wo man
stellung von Brettschichtholz aus Laubholz         Goetheanums in Dornach als anthroposophi-
                                                                                                                                    gerne isst, plaudert und darüber
spezialisiert und lieferte das Primärtragwerk      scher Stil bekannt war: auffällige Dach-                                         auch mal die Zeit vergisst.
in Esche, mit Rahmen, welche teilweise be-         formen, abgeschrägte Winkel – auf rechte                                       7 Ansicht Nord: Beim Entwurf für das
reits im Werk zusammengebaut wurden.               Winkel wird weitgehend verzichtet – und unter-                                   Gastronomiegebäude übersetzte
                                                   schiedliche Farbtöne. Trotz dieses prägnanten                                    Lukas Imhof einen Entwurf aus Be-
                                                                                                                                    ton in ein Holzgebäude – auch weil
«EIN EHRLICHER ANSATZ»                             Kontexts fügt sich die Cantina harmonisch in
                                                                                                                                    es die bauphysikalischen Anforde-
Für Esche entschied sich Imhof aber auch we-       das bestehende Ensemble ein. Imhof nahm                                          rungen bedingten.
gen der Ästhetik, die er jener von Buche, die      dabei Bezug auf die ursprünglichen Überle-
ähnliche Festigkeitswerte hat, vorzog. In der      gungen von Rudolf Steiner, dem Begründer
Cantina wirkt das Tragwerk raumbildend – die       der Anthroposophie, dessen erstes Goethea-
Stützen sind Statik, Architektur und Innenaus-     num in Holz gebaut war.
bau in einem. Deshalb wurde selbst die Art,
wie das Holz geschichtet und verleimt ist, ei-     MEHR ALS EINE KANTINE
gens diskutiert. Gut sichtbar heben sich bei der   Den Architekten gelang mit ihrem Entwurf,
Verbreiterung der Stützen dunkle Leimfugen         das Gelände für die Ankommenden zu öffnen
vom hellen Holz ab und zeigen die typische Be-     und gleichzeitig einen Ort zu schaffen, an
schaffenheit des Materials. «Ein ehrlicher An-     dem es sich behaglich essen, treffen und auf-
satz», findet Holzbauingenieur Angehrn.            halten lässt. So wohlig, dass bald nach der
                                                   Einweihung eine knapp metergrosse Uhr
Esche findet sich auch in der Möblierung wie-      über dem Eingang angebracht werden
der. Weil die Architekten keine Produkte fan-      musste, um die hier Sitzenden daran zu erin-
den, die ihren Ansprüchen genügten – der           nern, sich nach der Mittagspause wieder ans
Tisch klappbar, die Stühle stapelbar und bei-      Tagwerk zu machen. Die Cantina ist längst
des dennoch solide und wohnlich wie in einer       mehr als eine Kantine. Hier treffen sich Par-
Beiz –, entwarfen Lukas Imhof und Carlos           teimitglieder zur Vorstandssitzung, lädt das
Wilkening, Leiter des Projekts, kurzerhand         Dorf zum Herbstfest und tanzen ganze Hoch-
selber eine Möbelserie. Die Möbel sollten in       zeitsgesellschaften. ekkharthof.ch,
den hauseigenen, betreuten Werkstätten des         lukasimhof.ch, kolbag.ch,
Ekkharthofs hergestellt werden können,             neueholzbau.ch, wimm.ch                  1:10 i+
weshalb die technischen und handwerkli-                                                             (Reproduktionsgrösse 15–5%)

chen Möglichkeiten des Herstellungsprozes-
ses schon bei der Gestaltung berücksichtigt
wurden: Die Zahl der Einzelteile ist reduziert
und diese sind hochpräzise CNC-vorfabri-
ziert, die Arbeitsschritte simpel. Kantig,
schlicht und robust wie die Säulen fügt sich
das Mobiliar harmonisch in den Raum ein.

Zu dieser wohnlichen Atmosphäre trägt auch
die Holzdecke bei. Hinter der Akustikbeklei-
dung befinden sich vorgefertigte, ausge-
dämmte Deckenelemente, die neben den tra-
genden Sparren auch Lüftung und diverse
Technik enthalten. Im Dachreiter verlaufen die
Luftkanäle – die Frischluft wird oberhalb der
Fenster eingeblasen und am First wieder ab-
gesaugt. Jeder Anschluss, jede Leuchte ist
sorgfältig gefasst und ausdetailliert. Von der
ganzen Technik nimmt man kaum etwas wahr.

ANTHROPOSOPHISCHE ARCHITEKTUR
In den 1970er Jahren baute der Architekt Rex
Raab den Ekkharthof. Dabei orientierte Raab

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BAU.WERK

TRANSFORMATION IM
INDUSTRIEQUARTIER
Im Westquartier der Stadt Thun prägen Industrie- und Bürobauten das Ortsbild. Hier steht auch die denkmalgeschützte West-
halle. Ihre Transformation hat das Architekturbüro Lanzrein + Partner mit viel Sorgfalt umgesetzt. Eingebaute Raumkörper
aus Holz erweitern die Funktionalität der Räume – und nehmen in ihrer rohen Qualität den Industriecharme des Bestands auf.
Text Lukas Bonauer, SD | Fotos Christian Helmle | Pläne Lanzrein + Partner Architekten AG

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1 Alt und neu, massiv und leicht treffen in der neuen
  Westhalle Thun aufeinander. Was gebraucht werden
  konnte, wurde unbehandelt belassen. Die neuen
  Einbauten sind um die Oblichter und das denkmal-
  geschützte Tragwerk arrangiert.
                                                                        1
BAU.WERK

Die Westhalle Thun ist ein Zentrum für kultur-   dazugehörigen Galerie mit 650 Sitz- oder 1000
übergreifende Anlässe und Begegnungen.           Stehplätzen und einer dafür entsprechend di-     Das Projekt – die Fakten
Ein bunter Mix aus unterschiedlichen, frei-      mensionierten Bühne statt. Des Weiteren be-      Objekt: Westhalle Thun
kirchlichen und sozial engagierten Mietern       finden sich im Erdgeschoss ein Foyer mit Bis-    Standort: Thun (BE)
hat sich unter dem Verein Westhalle grup-        tro, zwei Büros, Sanitäranlagen und ein Sozi-    Baujahr: Grundstruktur / Buckelschalen-
piert, um in der Halle neben regelmässigen       alraum. Im Obergeschoss des Foyers stehen        konstruktion Heinz Isler von 1958/1963;
Gottesdiensten sozial nachhaltige Projekte       zwei Multifunktionsräume sowie ein Sitzungs-     Planung Umbau: Jan. 2018 – März 2019
umzusetzen. Der Verein liess dafür die ehe-      raum zur Verfügung.                              Ausführung Umbau: März 2019 – Juli 2019
malige Kunststofffabrik Eschmann AG für 1,5                                                       Bauherrschaft: Verein Westhalle, Thun
Millionen Franken umbauen. Nach einem hal-       Statische Eingriffe benötigte es beim Umbau      Architektur und Bauleitung:
ben Jahr Bauzeit wurde die neue Westhalle        kaum. Der Eventsaal kommt ohne Stützen           Lanzrein + Partner Architekten AG, Thun;
Thun im Sommer 2019 eröffnet.                    aus. Entfernt wurde ein alter Kran mit Lauf-     Thomas Baumann (Projekt- und Bauleitung)
                                                 katze. An seiner Stelle sind die Bühnentech-     Holzbauingenieur und Brandschutz:
Das Tragwerk der alten Halle stammt vom          nik und Kronleuchter aus Holz in das beste-      Indermühle Bauingenieure GmbH, Thun
Schweizer Ingenieur Heinz Isler. Es handelt      hende Tragwerk an den oberen Enden der           Bauingenieur: Theiler Ingenieure AG, Thun
sich um einen Betonskelettbau mit Kuppel-        Betonstützen aufgehängt. Der Saal nutzt die      Holzbau Ausführung:
deckung, bestehend aus vier stützenfreien        komplette Raumhöhe von maximal sieben            Gfeller Holzbau GmbH, Worb (BE)
Buckelschalen, jeweils 14 mal 20 Meter           Metern bis zur Betonschale aus.                  Brettstapeldecke Bresta (Herstellung / Lie-
gross – und das bei einer Betondicke von                                                          ferung): Tschopp Holzbau, Hochdorf (LU)
etwa acht Zentimetern. Die Westhalle Thun        UM DEN BESTAND HERUM                             Trag- und Binderkonstruktion:
zählt zu den wenigen Bauobjekten Islers, bei     Die Statik und die gewölbte Form der beste-      Neue Holzbau AG, Lungern (OW)
denen die Kraftableitung durch zulaufende        henden Betonschale beeinflussten den Ent-        Bar: Hossmann Küchen AG,
Stützen erfolgt. Das Betontragwerk ist auch      wurf und inspirierten die Architekten. So        Gerzensee (BE)
der Grund, weshalb das 1958 erbaute und          dient etwa die vorhandene und einfache Hal-      Schreinerarbeiten: Peter Holzbau AG,
1963 erweiterte Fabrikgebäude zum Inven-         lenraumstruktur dazu, die unterschiedlichen      Blumenstein (BE)
tar schützenswerter Bauten des Kantons           Nutzungen respektive Raumsequenzen zu            Baukosten: BKP 2 CHF 0,98 Mio.;
Berns gehört.                                    gliedern. Die Mietfläche der Industriehalle      BKP 1 – 9 CHF 1,47 Mio.
                                                 unterteilt sich – unter je einer Betonschale     Gebäudevolumen (SIA 416): 7700 m3
HOCHWERTIG UND PREISWERT                         – in vier Raumabschnitte, wobei zwei Ab-         Nettogeschossfläche (SIA 416): 1750 m2
Der Entwurf der Architekten Daniel C. Suter      schnitte den Saal mit Empore, ein weiterer       Hauptnutzfläche: 1550 m2
und Bruno Stettler (Lanzrein + Partner Ar-       den Sozialraum mit Galerie und der vierte        Holz: vorwiegend Fichtenholz unbehan-
chitekten AG) sah einen mit viel Sorgfalt ein-   Abschnitt das Foyer bilden.                      delt in Industriequalität
gebauten Raumkörper aus Holz vor, der sich
in das bereits vorhandene Tragwerk aus Be-       Die in die Kuppeldeckung eingelassenen,
ton fügt. Die Vorgabe war, eine preiswerte,      runden doppelwandigen Polyesterschalen
nachhaltige, hochwertige sowie barriere-         stammen aus dem Bestand. Der Entwurf sah
freie Architektur mit Mehrfachnutzung aller      vor, die Einbauten von der denkmalgeschütz-
Räume zu entwickeln. Grosse Veranstaltun-        ten Substanz der Buckelschalen Islers klar
gen finden heute in der Eventhalle und der       abzulösen und die riesigen Oblichter, die alle

                                                                                                                                           2

SCHNITT SAAL - FOYER                                              16 / 17
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2 Schnitt Saal – Foyer: Rot markiert sind die Arbeiten, die im Rahmen des Umbaus 2019 erfolgten.
3 Foyer OG: Die knappe Raumhöhe erforderte eine kreative Lösung, bei der die Dachform konstruktiv aus der
  klassischen Binderkonstruktion heraus entwickelt wurde. Formal erinnert sie an die Unterseite eines Schiffes.
BAU.WERK

                                                                                             vier Hallenteile zenital belichten, nicht mit
                                                                                             den Einbauten zu verdecken.

                                                                                             NEUE DACHFORM GEFORDERT
                                                                                             Der Bestand stellte die Planer vor Herausfor-
                                                                                             derungen. Der neue Einbau im Foyer sollte
                                                                                             zweigeschossig gebaut werden – in einen
                                                                                             Bestand mit einer Raumhöhe von fünf Metern
                                                                                             am Rand der Betonkuppel. Um die Oblichter
                                                                                             im Foyer optisch nicht zu verdecken, sind die
                                                                                             Obergeschossräume um den zentralen, sie-
                                                                                             ben Meter hohen Eingangsraum unter der
                                                                                             Kuppel organisiert. Gemeinsam mit dem Holz-
                                                                                             bauingenieur Hansueli Bühlmann vom Thu-
                                                                                             ner Ingenieurbüro Indermühle wurde für das
                                                                                             Obergeschoss eine Dachform entwickelt, die
                                                                                             dem traditionellen Prinzip einer Binderkon-
                                                                                             struktion folgt. Sie erinnert an die Innenseite
                                                                                             eines Holzschiffs. Diese schiffsartige Über-
                                                                                             deckung gibt den Räumen, die am Rand nur
                                                                                             210 Zentimeter lichte Höhe aufweisen, die
                                                                                             nötige Grosszügigkeit: Am höchsten Punkt
                                                                                             messen sie 335 Zentimeter.

                                                                                             Die Träger werden zur Raummitte hin immer
                                                                                             steiler, die Horizontalkräfte minimieren sich.
                                                                                             Dadurch ist es möglich, die Zugstäbe, die die
                                                                                             Horizontalkräfte aufnehmen, im Verhältnis im-
                                                                                             mer höher anzuordnen. Mit einem leichten
                                                                                             Schwung folgen sie horizontal dem vertikalen
                                                                                             Bogen – mit einfachsten Mitteln und standardi-
                                                                                             sierten Holzquerschnitten. Zwischen den Trä-
                                                                                             gern wurden CNC-gefräste Querträger einge-
                                                                                             baut, die unten und oben mit Dachlatten verklei-
                                                                                             det sind. Mit den Überlappungen der Dachlatten
                                                                                             werden die gekrümmten Flächen der Felder ge-
                                                                                             bildet. Unter den Räumen entstand durch einen
                                                                                             minimierten Boden- respektive Deckenaufbau
                                                                                        4    mittels Holzträger, Brettstapeldecke und Unter-
                                                                                             lagsboden eine Raumhöhe von 245 Zentimetern.

                                                                                             SOZIALRAUM TRÄGT MIT
Lanzrein + Partner Architekten AG                                                            Die Wände, die den Sozialraum vom Saal und
Seit Oktober 2017 führen Daniel C. Suter und Bruno Stettler das Architekturbüro Lanzrein +   Foyer trennen, sind in Holzständerbauweise
Partner Architekten in Thun. Mit der Westhalle Thun ist nach einer Primarschule und ei-      erstellt, beplankt mit Gipsfaserplatten und
nem Arztpraxis-Umbau das dritte Projekt in Thun entstanden, bei dem Arbeiten mit rohen,      auf Seiten des Sozialraums mit OSB-Platten
unbehandelten Materialien zentral waren. Dabei kam vorwiegend Holz zum Einsatz. Die          versehen. Dank entsprechender Planung der
Projekte mit jeweils sehr unterschiedlichen Hintergründen haben eines gemeinsam: Suter       Ständer und Verbindungen sowie spezieller
und Stettler ging es darum, auszuloten, wo zwischen «roh, unfertig, ungewohnt» und           Verankerungen in die Betonstützen und Scha-
«sorgfältig, detailliert, schön» die goldene Mitte liegt, um einen stimmigen Gesamtein-      lenunterzüge besteht ein statisch wirksamer
druck der Räume und Raumabfolgen zu erzielen. Eine weitere Parallele zwischen den drei       Verbund, der die Erdbebensicherheit des Ge-
Projekten ist das bewusst unterschiedliche Gestalten von Raumsequenzen, die das räum-        bäudes wesentlich verbessert. Damit wurde
liche Erlebnis vielfältiger macht. lanzrein-partner.ch                                       auf einfache Weise den seit 2019 geltenden
                                                                                             Vorschriften entsprochen.

                                                                 18 / 19
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                                                                                                                                                                  aus Holz spenden im Saal Licht und
                                                                                                                                                                  werden zur Verdunkelung behangen.
                                                                                                                                                                5 Grundriss Erdgeschoss: Die neuen
                                                                                                                                                                  Räume orientieren sich an den vier
                                                                                                                                                                  Kuppeln des Bestands.

                                                                                                                                                   5

       ERDGESCHOSS
                                                                                                                                                                                             ANZEIGEN

                                                            Von der Natur inspiriert.

                                                                                            Ausbau Westhalle Industriestrasse 5, Thun

       0             5          10m     M. 1:250                                             LANZREIN+PARTNER ARCHITEKTEN AG

            Arbezol Aqualin Pro                                                              Daniel C. Suter | Bruno Stettler | www.lanzrein-partner.ch

            Wässrige «3in1»-Öllasur
            Schützt Ihr Holz umfassend vor Feuchtigkeit, Bläue,
            Fäulnis und Schimmel. Eignet sich für lasierende
            Aussenanstriche auf einheimischen und tropischen
            Holzarten. Arbezol Aqualin Pro ist Grundierung, Lasur
            und Holzschutzimprägnierung in einem.

                                                                                                                                                       Erhalten liegt uns
                                                                                                                                                       am Herzen.
                                                                                                                                                       Natürlich und nachhaltig aus Holz.
            www.bosshard-farben.ch                                                                                                                     www.sht.ch

bosshard-arbezol-aqualin-pro-first-88x132-20.07.18.indd 1                   23.07.2018 17:00:42
BAU.WERK

                                                                                                        So manche Veranstaltung verlangt einen
                                                                                                        stockdunklen Raum. Für solche Einsätze las-
                                                                                                        sen sich die Oblichter im Saal mobil verdun-
                                                                                                        keln – mithilfe der dekorativen Kronleuchter
                                                                                                        unterhalb. Über ein Flaschenzugsystem mit
                                                                                                        vier Kurbeln fährt der Kronleuchter auf bis zu
                                                                                                        einem Meter über Bodenniveau hinab. An-
                                                                                                        schliessend wird ein schwarzes Tuch mit ei-
                                                                                                        nem Durchmesser von sechs Metern von
                                                                                                        Hand eingehängt. Wieder hochgezogen ver-
                                                                                                        deckt der Kronleuchter die Kuppelöffnung.
                                                                                                        Nicht nur Licht, sondern auch Akustik und
                                                                                                        Schallschutz spielen bei Veranstaltungsräu-
                                                                                                        men eine grosse Rolle. Aufgrund der Ansprü-
                                                                                                        che an die Raumakustik für Musik ist der Saal
                                                                                                        mit Molton ummantelt, eine Kunstfaser, die
                                                                                                        mittelfrequente und hohe Tonlagen absor-
                                                                                                        biert. Die Empore ist hinter den Holzlamellen
                                                                                                        mit Dämmplatten verkleidet, was die tiefen
                                                                                                        Frequenzen dämpft.

                                                                                                        ROHE FLÄCHEN UND MINIMALER AUFWAND
                                                                                                        Sämtliche Eingriffe bei der Westhalle Thun
                                                                                                        erfolgten mit möglichst kleinem Aufwand.
                                                                                                        Was auch daran liegt, dass die Finanzierung
                                                                                                        des Umbaus komplett über Spenden, Darle-
                                                                                                        hen und Sponsorengelder erfolgte. Nichts-
                                                                                                        destotrotz lautete eine Vorgabe, Einbauten
                                                                                                        mit einer stark anziehenden Raumwirkung
                                                                                                        für die unterschiedlichen Mieter sowie Be-
                                                                                                        sucher zu entwerfen.

                                                                                                        Das unbehandelte Fichtenholz und die OSB-
                                                                                                        Platten des Einbaus nehmen den Indus-
                                                                                                        triecharme der Umgebung auf. Die Anhydrit-
                                                                                                        Unterlagsböden sind leicht angeschliffen und
                                                                                                        mit Steinöl behandelt. Diese Veredelung ver-
                                                                                                        leiht den neuen Räumen im Obergeschoss ei-
                                                                                                        nen industriellen Charakter, was sie stark mit
                                                                                                        dem Bestand verbindet. Für Lanzrein + Partner
                                                                                                        Architekten galt es, das Gleichgewicht zu fin-
                                                                                                        den zwischen einem gesunden Mass an mögli-
                                                                                                        chen Lösungen und der geforderten Qualität.
                                                                                                        Die Integration roher Oberflächen und unkon-
                                                                                                        ventioneller Lösungen gibt der Westhalle Thun
                                                                                                        ihren unverkennbaren Ausdruck. westhalle.ch,
                                                                                                        i-b.ch, gfeller-holzbau.ch, neueholzbau.ch,
                                                                                                        tschopp-holzbau.ch                       1:10 i+
                                                                                                                                                         (Reproduktionsgrösse 15–5%)

                                                                                                   6

6 Die Einbauten nähern sich an den Bestand an – ohne an der denkmalgeschützten Kuppel anzuschliessen.

                                                                         20 / 21
STAND.PUNKT

                                      KOORDINIERTE ERNEUERUNG
                                      DES GEBÄUDEPARKS
                                      Im Gebäudepark steckt gesellschaftliches und wirtschaftliches Kapital. Zugleich verursachen
                                      Gebäude und Infrastruktur 40 Prozent der Treibhausgase sowie einen wesentlichen Anteil des
                                      Energieverbrauchs. Im Gebäudepark 2020 steht ein Prozent Neubauten 99 Prozent Bestand
                                      gegenüber. Wie können Bestandsbauten so erneuert werden, dass sie dem Klimaziel 2050 ent-
                                      sprechen? Diese Frage wurde an der diesjährigen Swissbau auf der Focus-Veranstaltung «Koor-
                                      dinierte Erneuerung des Gebäudeparks» diskutiert. Einschätzungen über die Rolle des Holzbaus
                                      lieferte Hansjörg Steiner, Präsident von Holzbau Schweiz. Text Sandra Depner | Foto Daniel Knecht

                                      Ganz grundsätzlich gefragt: Wo und wie wird         geht. Holzbauten aber sind günstiger, wenn
Hansjörg Steiner                      Holz in der Erneuerung von Bestandsbauten           man die graue Energie – also den Energieein-
Hansjörg Steiner ist seit 2019 Zen-   eingesetzt, Herr Steiner?                           satz aller angewandten Produktionsprozesse
tralpräsident von Holzbau Schweiz,    Es gibt keine Grenzen. Holz kann überall einge-     – mit einberechnet. Diese Nachhaltigkeit
zuvor hatte er ab 2012 das Amt des    setzt werden: als Stütze und Träger im Primär-      sollte heute eigentlich für alle Bauherrschaf-
Vizepräsidenten inne. Er ist diplo-   tragwerk, bei Aussen- und Innenwänden in-           ten einen hohen Stellenwert haben.
mierter Zimmermeister, Gründer und    klusive Fenster oder Decken mit fertiger Ober-
Mitinhaber der Schäfer Holzbau-       fläche, beim Innenausbau für Verkleidungen,         Neben der Kostenfrage ist die Verfügbarkeit
technik AG und seit 2003 CEO und      Böden, Küchen, Treppen beim Geländer …              von Schweizer Holz ein weiterer Faktor. Sind
Delegierter des Verwaltungsrats.                                                          wir schon am Ziel der Verfügbarkeit angelangt?
holzbau-schweiz.ch                    Wo sehen Sie das Potenzial des Holzbaus, ei-        Wir nutzen die Menge des nachwachsenden
                                      nen signifikanten Beitrag zur Erreichung der        Holzes in der Schweiz nicht aus. Das Holznut-
                                      CO2-Ziele in der Sanierung zu leisten?              zungspotenzial beträgt 8,2 Mio. Kubikmeter
                                      Jedes verbaute Stück Holz leistet einen Bei-        pro Jahr, geerntet werden aber durchschnitt-
                                      trag. Holz entzieht der Atmosphäre Kohlen-          lich nur fünf bis sechs Millionen Kubikmeter.
                                      stoffdioxid und lagert verbaut circa 1400 Kilo-     Bei Halbfabrikaten besteht ein Engpass von in
                                      gramm CO2 pro Kubikmeter ein. Hingegen              der Schweiz geerntetem und verarbeitetem
                                      werden bei der Produktion einer Tonne Beton         Holz. Einige Produkte werden in der Schweiz
                                      zwischen 600 und 1000 Kilogramm CO2 ausge-          gar nicht mehr hergestellt. Da haben wir inner-
                                      stossen, bei Stahl sind es zwischen 1000 und        halb der gesamten Holzkette Potenzial.
                                      1700 Kilogramm. Weitere Vorteile von Holz
                                      sind beispielsweise das geringe Gewicht so-         Die Erneuerungsrate liegt bei einem Prozent.
                                      wie der trockene Einbau, wodurch sich die           Zu wenig, dass der Gebäudebestand 2050
                                      Dauer der Sanierung verkürzt. Kurz: Sanie-          das Ziel einer Netto-Null-Emission erfüllen
                                      rungen mit Holz sind vielfach energiegünstig.       könnte. Was sind Ihrer Meinung nach die
                                                                                          Gründe für die Stagnation?
                                      «Ein Holzbau ist zu teuer», so lautete ein kriti-   Im Gegensatz zum Neubau ist Sanieren auf-
                                      scher Publikumsbeitrag an der Swissbau bei          wendiger in der Planung, im Bewilligungsver-
                                      der Podiumsdiskussion. Es handelt sich um ei-       fahren sowie beim Berechnen der Kosten.
                                      nen häufigen Einwand gegen Holzbau. Was ist         Hier kann etwa die Politik mithelfen. Bei-
                                      dran an diesem Vorbehalt?                           spielsweise mit zügigeren Prozessen bei den
                                      Die reinen Baukosten dürfen mit Blick auf den       Bewilligungen, Fördergeldern und in der Auf-
                                      gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes                klärung, warum Sanieren Sinn ergibt. Greifen
                                      nicht relevant sein. Ein Massivbau mit einer        diese Massnahmen, wird meines Erachtens
                                      fossilen Aussendämmung ist sicher billiger,         die Erneuerungsrate in den nächsten Jahren
                                      wenn es um die reinen Erstellungskosten             steigen.
LEBENS.RAUM

KLEINOD ZWISCHEN
FAULTÜRMEN UND ABWASSER
Angrenzend an den Wald öffnet sich der Pavillon als gedeckter Aussenraum. Architekt Lukas Imhof liess sich beim Ent-
wurf von kleinen Parkbauten inspirieren, das Bild eines Tempiettos im Hinterkopf. Einzig ungewöhnlich: sein Standort.
Text Sandra Depner | Fotos Hannes Heinzer | Pläne Lukas Imhof Architektur

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                    Zur Linken erstreckt sich die Landebahn des
                    Flughafens St. Gallen-Altenrhein. Es geht
                    weiter auf einer schmalen Strasse im Nie-
                    mandsland, einen Steinwurf von der Landes-
                    grenze zu Österreich entfernt. Ein Schild deu-
                    tet die Richtung zum Campingplatz «Idyll».
                    Doch das ist nicht das Ziel dieser Reise. Das
                    gesuchte Kleinod liegt versteckt. Auf dem
                    Areal des Abwasserverbands Altenrhein,
                    kurz AVA Altenrhein. Die dortige Kläranlage
                    zählt zu den modernsten Europas. Und sie
                    ist die Einzige, auf der die «Blume» zum Ste-
                    hen kommt – ein Bild, das Architekt Lukas
                    Imhof gern verwendet, wenn er den Pavillon
                    beschreibt.

                    Die AVA Altenrhein stellt im Auftrag ihrer
                    17 Verbandsgemeinden die Ableitung des
                    Schmutzwassers und die Reinigung des Ab-
                    wassers sicher. Daneben befasst sie sich mit
                    der Schlammbehandlung und produziert
                    Energie – unter anderem durch das Vergären
                    von Klärschlamm und biogenen Abfällen in
                    Faultürmen. Bei der Reinigung werden Grob-
                    stoffe, Sand und Fette, Kohlenstoff, Stick-
                    stoff und Phosphor sowie organische Stoffe

                    1 Ein Pavillon an der Schnittstelle von Kläranlage
                      und Naturraum. Auf 60 Quadratmetern ist er
                      Unterwarte sowie Aufenthaltsraum für Mitar-
                      beitende und Besucher. Zuvor stand hier ein
                      Baucontainer.

                    Das Projekt – die Fakten
                    Objekt: Pavillon
                    Standort: Altenrhein (SG)
                    Fertigstellung: 2019
                    Bauherrschaft:
                    Abwasserverband Altenrhein (AVA)
                    Architektur: Lukas Imhof Architektur GmbH,
                    Zürich; Lukas Imhof und David Brückmann
                    Holzbau: Eilinger Holzbau AG, Goldach (SG)
                    Baukosten: k. A.
                    Gebäudevolumen (SIA 416): 425 m3
                    Nettogeschossfläche (SIA 416): 60 m2
                    Holz: Tanne / Fichte
                1
LEBENS.RAUM

aus dem Abwasser entfernt. Und seit Neues-
tem auch winzig kleine Mikroverunreinigun-
gen und Spurenstoffe etwa von Chemikalien,
Antibiotika oder Bioziden, die mithilfe von
Ozon und Aktivkohle eliminiert werden. In
diese neue, vierte Reinigungsstufe inves-
tierte die AVA Altenrhein 20 Millionen Fran-
ken. Seit 2019 ist sie in den Kreislauf der Ab-
wasserreinigung integriert.

WIE EINE STADT MIT GASSEN,
HÖFEN UND PLÄTZEN
Das Büro von Architekt Lukas Imhof aus Zü-
rich wurde zur architektonischen Gestaltung
des für die vierte Reinigungsstufe geforder-
ten Neubaus (EMV) hinzugezogen. Aus die-
sem heraus ergab sich für Imhof eine weitaus
umfassendere Arbeit: Der Entwurf einer Ge-
samtstrategie für das Areal der AVA Alten-
rhein, deren Bestand aus den 1970er Jahren
stammt. Imhof vergleicht die über die Jahre
gewachsene Kläranlage, ihre Bauten und die
Zwischenräume mit einer kleinen Stadt: «Es
gibt Gassen, Strassen, Höfe und Plätze und
eine klare Grenze zum umgebenden Natur-
raum des Alten Rheins. Die einzelnen Bauten
dieser ‹Kleinstadt› haben eigene Identitäten,
Adressen und zuweilen auch Innenhöfe.» Im-
hofs Strategie setzt dabei nicht auf Kontraste
oder Konfrontation von Alt und Neu: «Viel-
mehr versuchten wir, die Qualitäten des Be-
stands zu suchen, zu stärken und in neuer
Form weiterzuentwickeln.»

Der EMV-Neubau bildet nun zusammen mit
dem Bestand einen neuen Raum. In dessen
Fluchtpunkt steht, auf einer leichten Anhöhe,
der neue Infopavillon und schliesst den Platz
zum angrenzenden Wald ab. Zwischen all den
umliegenden technischen Bauten aus Stahl
und Beton handelt es sich bei dem schmu-
cken Tempel um den ersten Holzbau auf dem
gesamten Areal. Er zeigt einen Wandel an:
«Die neuen Hallen werden sehr wahrschein-
lich auch in Holz realisiert. Ich denke, dass
aus Umweltschutzgründen und in Bezug auf
CO2-Emmissionen grundsätzlich mehr in Holz
gebaut wird», stellt Imhof hinsichtlich des
Gesamtkonzepts in Aussicht.

MULTIFUNKTIONELLER RAUM FÜR
BESUCHER UND BELEGSCHAFT
Der Infopavillon stellt im Grunde ein Neben-
produkt dar, das im Verlauf des EMV-Neu-

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    2 Das Stabtragwerk ist ausge-       baus entstand. Damals äusserte die Bau-          knapp drei Monate und wurde im Sommer
      facht mit Brettschicht-           herrschaft den Wunsch nach einem multi-          2019 abgeschlossen. Die längste Zeit fiel für
      holzplatten. Drei gekippte
                                        funktionellen Raum. Dessen 60 Quadratmeter       das Betonieren der Bodenplatte an. In nur
      Fenster unterhalb des Zelt-
      dachs ermöglichen eine natür-     vereinen heute viele Funktionen: Er ist die      zwei Wochen richtete dann das Team die Eilin-
      liche Konvektion im Sommer.       Unterwarte, von der ausgehend der Techni-        ger Holzbau aus Goldach (SG) den vorgefertig-
      Durch sie zieht die kühle Luft,   ker via Tablet Zugriff auf die Schaltkreise im   ten Holzbau auf. Was auf den Plänen, jedoch
      die über die vier Schachtdeckel   EMV-Neubau hat. Und er ist Dreh- und An-         noch nicht auf den Bildern zu sehen ist: das
      in den Raum gedrungen ist.
                                        gelpunkt für Vorträge. Dann, wenn Schul-         Cheminée, das sich bis hoch zur Decke des Pa-
    3 Der Grundriss zeigt einen Aus-
      schnitt des weitläufigen Areals   klassen oder Delegationen anreisen, um sich      villons zieht. Er wurde erst später eingebaut.
      der Kläranlage. Dabei schliesst   einen Eindruck von der Anlage zu verschaf-
      der Pavillon den Raum zum         fen, die jährlich knapp zehn Millionen Kubik-    ZWEI ANALOGIEN
      Wald hin ab.                      meter Schmutzwasser säubert. Auch dient          UND ZWEI BLUMEN
                                        der Pavillon nicht zuletzt als Sozialraum für    Architektonisch vereint der Pavillon zwei
                                        die Mitarbeitenden. Hier kann grilliert und      Analogien. «Aus der Ferne erscheint der Bau
                                        gegessen werden.                                 technisch. Ähnlich wie die benachbarten
                                                                                         Faultürme», beschreibt ihn Imhof. «Erst auf
                                        Nach der ersten Entwicklung einer Idee da-       den zweiten Blick erinnert er auch an das dia-
                                        von, wie der Pavillon aussehen könnte – das      metral entgegengesetzte Spektrum architek-
                                        war Ende 2018 –, ging es im darauffolgenden      tonischer Analogien: an ein Tempietto.» Ein
                                        Jahr sehr schnell. Die Bauzeit belief sich auf   kleiner Rundtempel also, ausgeführt als Holz-

2                                                                                                                                    3
LEBENS.RAUM

              stabwerk, isoliert mit Steinwolle, ausgefacht
              mit Brettschichtholzplatten und umhüllt von
              einer vorvergrauten Fichtenschalung.

              Und dann bringt Imhof einen Vergleich, der
              auf dem Gelände einer Kläranlage zwischen
              Faultürmen überraschen mag – mit einer
              Blume. Im Sommer erfährt der kleine Nutz-
              bau eine Metamorphose. Wenn seine Fens-
              tertüren weit offen stehen und die roten Son-
              nenstoren unten sind, verwandelt sich der
              vermeintlich technische Faulturm zu einer
              Blume. Die Inszenierung des Kleinods setzt
              sich im Inneren fort: Mittelpunkt sind die
              Streben des flach geneigten Zeltdachs. Da-
              durch, dass die Leuchten direkt unter den
              Balken montiert wurden, werfen sie einen
              faszinierenden Schatten an die Decke: Er
              zeichnet das Bild einer Schattenblume.
        4
              WENIG TECHNIK,
              DAFÜR MEHR PHYSIK
              Der Betrieb des Pavillons soll sich so unkom-
              pliziert und günstig wie möglich gestalten.
              Einem Simplizitätsgedanken entsprechend
              verfolgte Imhof deshalb einen Low-Tech-An-
              satz. Weniger Technik, dafür mehr Physik.
              Die Lüftung und die Kühlung des Raumes er-
              folgen über natürliche Konvektion: «Von
              Schächten ausserhalb des Gebäudes verlau-
              fen vier Rohre unter der Bodenplatte zur
              Raummitte, wo sie durch eine Art Lüftungs-
              gitter – handelsübliche gusseisernen Schacht-
              deckel – in den Raum münden.» Die drei
              Fenster im oberen Bereich sind im Sommer
              immer gekippt. Ein wichtiges Detail: «Das er-
              zeugt einen Kamineffekt, eine natürlich Kon-
              vektion. Das heisst, dass durch die erdver-
              legten Leitungen die Luft kühl durch den Bo-
              den ins Innere dringt und dann oben durch
              die Fenster wegzieht.» Zentrum des Raums
              ist das offene Cheminée. Während im Som-
              mer in ihm grilliert werden soll, kann es bei
              kalten Temperaturen den sonst unbeheizten
              Raum wärmen.

              Ganz ohne Technik kommt der Pavillon aber
              doch nicht aus: Dank automatischer Sensoren
              schliessen die Fenster bei Regen. Auch die ro-
              ten Storen lassen sich per Knopfdruck steu-
              ern. Funktional lautete der Ansatz auch bei
              den Materialien im Innenraum: Da treffen die
              hellen, sichtbar belassenen Brettschichtholz-
        5     platten an der Wand auf einen grauen Holz-

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zementboden, der leicht dämmt und fuss-                  in vorvergrautem Lärchenholz. Zum Schutz
warm ist. Die moderne Küchenzeile umrahmt                dieser Holzfassaden werden Vordächer aus                                          Lukas Imhof
das Cheminée im Halbkreis.                               Beton eingesetzt. Imhof zielt auf eine Reduk-                                     Lukas Imhof (*1974) schloss 2001 sein
                                                         tion ab und bevorzugt wenige, aber technisch                                      Architekturstudium an der ETH Zürich ab.
ANNÄHERUNG ZWISCHEN                                      und ökologisch sinnvolle Elemente. «Sodass                                        Im Anschluss daran ging er mit dem
BESTAND UND NEUBAU                                       die Anlage der AVA Altenrhein bei zukünfti-                                       Büro Imhof Nyffeler Architekten der
Imhofs Gesamtstrategie für die Anlage der                gen Erweiterungen immer mehr an gestalteri-                                       selbstständigen Tätigkeit nach. Seit 2014
AVA Altenrhein versucht, Bestand und Neu-                scher Qualität gewinnt – und zwar als Ganzes,                                     führt er sein eigenes Büro, Lukas Imhof
bau einander anzunähern. Es sind Details, die            nicht als Ansammlung von Einzelobjekten.»                                         Architektur, in Zürich. Zu seinen Lehr-
die Verbindungen zwischen den Bauten                     lukasimhof.ch, ava-altenrhein.ch        1:10 i+                                  und Forschungsaufträgen zählen die
schaffen und der gewachsenen Stadt am Al-                                                                                                  Lehre an der HSLU Luzern sowie das En-
                                                                                                                   (Reproduktionsgrösse 15–5%)

ten Rhein ein einheitliches Erscheinungsbild                                                                                               gagement als Gastkritiker an unter-
verleihen: dunkel gestrichene Putze, Sicht-                                                                                                schiedlichen Hochschuleinrichtungen.
beton und vertikal gegliederte Holzfassaden

4 Das Stabtragwerk steht auf einem Fundament aus Beton. Der vertikale Lastabtrag erfolgt über die biegesteifen Ecken und Stützen
  aus Fichte / Tanne. Nicht zu sehen: die zwei mit Holz verkleideten Stahlstützen. Sie schaffen Platz für die verdeckt geführten Regenrinnen.
5 Die Beleuchtung ist so angebracht, dass die Streben einen kaleidoskopartigen Schatten an die Decke werfen.

                                                                                                                                                                            ANZEIGEN

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WELT.WEIT

                                                                                                                                                              1

1 In elf quadratischen Blöcken ausformuliert, greift das neue Odunpazari Modern Museum den Stil der traditionellen Auskragungen der umliegenden Bauten auf.
  Es öffnet sich zu einem grossen Platz mit Stufen, die die osmanischen Holzhäuser mit dem Neubau verbinden.
2 Schnitt: Die Ausstellungsfläche erstreckt sich auf drei Ebenen über 4500 Quadratmeter.
3 Im Zentrum des Gebäudes liegen vier der Boxen übereinander. Verbindendes Glied ist das Atrium mit Dachfenster.

KISTE AUF KISTE
Das Odunpazari Modern Museum zeigt zeitgenössische Werke türkischer sowie internationaler Künstler. Das von Kengo Kuma and Associates
(KKAA) entworfene Bauwerk stapelt sich Kiste um Kiste ins historische Quartier der Universitätsstadt Eskisehir im Nordwesten der Türkei.
Text PD, SD | Fotos und Plan KKAA

«Wir wollen die internationale Kunstwelt hier-        OSMANISCHE UND JAPANISCHE ELEMENTE                     dungen erinnern. Der Entwurf von KKAA ver-
herbringen», sagte der Gründer Erol Tabanca           Das Design des neuen OMM liess sich von der            sucht, das Strassenbild aufzunehmen und
bei der offiziellen Eröffnung des Odunpazari          traditionellen Struktur der umliegenden Häu-           den Neubau im Quartier zu integrieren. Die
Modern Museum, kurz OMM, im September                 ser inspirieren, erinnert aber auch an die japa-       gestapelten Kisten auf Strassenebene ste-
2019. «Und wir wollen junge Künstler aus der          nische Architektur. Die Konstruktion aus Stahl         hen im Massstab der umliegenden Häuser
Region mit internationalen Künstlern verbin-          und Beton ist dabei ganz in Holz gehüllt. Das          und wachsen zur Mitte des Museums hin hö-
den.» Das Museum zeigt abwechselnd Ausstel-           Ensemble aus elf aufeinandergestapelten,               her. Die ineinandergreifenden Kisten sind in
lungen sowie einen Grossteil der Privatsamm-          verdrehten Kisten verdichtet das Volumen.              verschiedenen Grössen entworfen. Im Inne-
lung Tabancas: etwa 1000 Werke von den                Diesen Eindruck verstärkt die vorgehängte              ren schaffen sie so sehr unterschiedliche
1950er Jahren bis heute, wobei der Schwer-            Fassade aus massiven, ineinandergesteckten             Ausstellungsräume. Die Boxen auf dem Bo-
punkt auf der türkischen Kunst liegt. Tabanca ist     Balken, die an japanische Holz-Holz-Verbin-            denniveau bieten Möglichkeiten für grossfor-
in der Stadt Eskisehir aufgewachsen. Mit dem
Neubau will er die türkische Kunst fördern und
einen kulturellen Beitrag für die Stadt leisten.

Das OMM beherbergt neben Ausstellungsräu-
men auch Werkstätten, ein Café und eine Bou-
tique. Der Standort des Museums liegt im
Quartier Odunpazari: ein Areal an der Schwelle
zu einem sich neu entwickelnden, urbanen Ge-
biet mit Wurzeln in einer kleinräumigen Stadt-
landschaft. Hier stehen die traditionellen os-
manischen Holzhäuser mit ihren auskragenden
Obergeschossen, die in Linien entlang der
mäandernden kleinen Strassen gebaut wurden.                                                                                                                   2

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                                                               Das Projekt – die Fakten
                                                               Projekt: Kunstmuseum Odunpazari Modern Museum (OMM)
                                                               Standort: Odunpazari Eskisehir (TUR)
                                                               Baujahr: 2019
                                                               Bauherrschaft: privat
                                                               Architektur: Kengo Kuma and Associates, Tokio / Paris
                                                               Bauherrschaft und Generalunternehmer: Polimeks Holdings, Istanbul (TUR)
                                                               Ausstellungsfläche: 4500 m2
                                                               Fassadenmaterial: Brettschichtholz Kiefer
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matige Kunstwerke und Installationen. Auf                  HOMMAGE AN DEN ALTEN HOLZMARKT                   guchi, Projektleiterin bei KKAA: «Wir hoffen,
den oberen Ebenen werden die Kisten klei-                  Der Name des Quartiers «Odunpazari» ist Tür-     dass das Museum der Stadt Eskisehir neues
ner – hier ist der Ausstellungsraum für inti-              kisch und bedeutete «Holzmarkt». Die Aussen-     Leben einhauchen und zu einem zentralen und
mere Kunstwerke gedacht. Das zentrale Atri-                hülle aus Holz nimmt die Geschichte und die      einladenden Treffpunkt für die Stadt wird.»
um, das den Stil der Fassade aus Holzblöcken               Erinnerung an diesen Ort auf, der früher als     omm.art, kkaa.co.jp                     1:10 i+
fortführt, verbindet die einzelnen Ebenen                  Holzhandelsmarkt fungierte. Den Architekten                                                       (Reproduktionsgrösse 15–5%)

und lässt von oben Tageslicht in das Ge-                   lag aber auch die Zukunft des Quartiers am
bäudeinnere dringen.                                       Herzen. An der Eröffnungsfeier sagte Yuki Ike-

                                                                                                                                                   ANZEIGE
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                                                                                                                 Der natürliche Baustoff
                                                                                                                 Holz ist flexibel, nachhaltig
                                                                                                                 und universell einsetzbar.
                                                                                                                 Pur oder in Verbindung mit
                                                                                                                 Stahl und Beton.

                                                                                                                 Ihre Architekturidee bearbei-
                                                                                                                 ten wir als Holzbaupartner
                                                                                                                 mit Leidenschaft, Verstand
                                                                                                                 und Liebe zum Detail.

                                                                                                                 www.renggli.swiss
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VERBINDENDES ELEMENT
Der «Ring for Peace» in Lindau (DE) steht sinnbildlich für die Gesamtheit der Weltreligionen. Der deutsche Künstler Gisbert Baarmann erhielt den Auftrag,
für den Weltkongress den einem Möbiusband nachempfundenen Ring zu bauen. Das Projekt war schon fast zum Scheitern verurteilt. Dann ergriff der Schwei-
zer Ingenieur Hermann Blumer das Ruder und aktivierte sein Netzwerk. Text Hermann Blumer, Sandra Depner | Fotos und Pläne Holzbau Amann GmbH

Der Luitpoldpark bildet auf der Insel Lindau        Der 7,5 Meter hohe Ring bildet die Form ei-          streifens nach mindestens einer einmaligen
ein Kleinod zwischen dem Bodensee und               nes Möbiusbands. 36 Hölzer aus aller Welt            Verdrillung miteinander verbunden.
den Eisenbahngleisen. Die gepflegte Grün-           wurden an den Stirnen der Spannten auf-
fläche in ruhiger Lage ist eine der Erho-           gebracht.                                            Was mit Papier so einfach geht, ist mit Holz in
lungszonen der Stadt. Ausgebaute Wege                                                                    diesen Dimensionen nicht so leicht zu reali-
säumen das Ufer, hier und da erleichtern            Das Möbiusband gilt als eine besondere ma-           sieren. Insbesondere bei zeitlichen Engpäs-
Stufen den Zugang in den See. An diesem             thematische, zweidimensionale Fläche: Sie            sen, die Herausforderungen auf mehreren
Ort unweit der Wasserkante steht der Ring           ist nicht orientierbar – was bedeutet, dass          Ebenen schaffen. Vier Monate bilden ein en-
for Peace: eine Holzskulptur als Symbol für         nicht zwischen unten und oben oder zwi-              ges Fenster für ein solches Bauvorhaben.
Frieden, in Auftrag gegeben von der Stif-           schen innen und aussen unterschieden wer-            Verständlich, dass der Brandenburger Künst-
tung Friedensdialog der Weltreligionen und          den kann – und sie besteht nur aus einer             ler Gisbert Baarmann im April 2019 mit Zeit-
Zivilgesellschaft. Anlass der Installation          Kante und Seite. Wer will, kann das Band             druck in die Schweiz reiste. Sein Ziel:
war die zehnte Weltversammlung «Reli-               ganz leicht selber herstellen. Dafür werden          Bauingenieur Hermann Blumer in Herisau
gions für Peace» (RFP) im Sommer 2019.              die beiden Enden eines rechteckigen Papier-          (AR). Dieser gründete 2003 das Unterneh-

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men mit dem Namen Création Holz: eine
Gruppe speziell für Bauentwicklungen kom-
plexer Holzbaulösungen. Baarmann brannte
eine Frage unter den Nägeln: «Lässt sich die
Skulptur in Lärchenholz herstellen – bis Au-
gust?» Seine bisherigen Erkundigungen im
Raum Berlin hätten nur zu Kopfschütteln ge-
führt. Blumer sah sich den 3D-Ausdruck und
die Zeichnungen an. Und in ihm fing es an zu
rattern und zu rechnen.

SECHS WOCHEN FÜR PLANUNG
UND FERTIGSTELLUNG
Blumer übernahm im Anschluss die Abklä-
rungen hinsichtlich Machbarkeit, Herstellung
und Montage. Mittels Rhino für die Geome-
triefindung und R-Stab für die statische Be-
messung erbrachte er in wenigen Tagen den
Machbarkeitsbeweis. Das Ergebnis präsen-
tierte der Bauingenieur bei der Kick-off-
Sitzung Ende Juni 2019 in Lindau. Hier wurde
klar, wie eng der Zeitplan tatsächlich war: Bis
zur Fertigstellung blieben noch sechs Wo-
chen. Die technische Planung mit der Geome-
triefindung, der Statik und der Datenaufbe-
reitung für die CNC-Maschinen mussten in
maximal drei Wochen abgeschlossen sein.                                                                                                         2

Gleiches galt für die Beschaffung des Holzes.
Des Weiteren fehlten Bewilligungen sowie
die Prüfstatik für die Baubewilligung. Und zu-
allerletzt mussten Unternehmer gefunden            1 Der Ring aus Lärche ist über 14 Edelstahlrohre mit einer Fundamentplatte (3,2 m × 3,2 m)
werden, die Zeit und das Know-how hatten,            verbunden, die auf vier 2,10 Meter tiefen Einschraubfundamenten gründet.
                                                   2 Bereits in der Planung wurde der Ring in vier Segmente eingeteilt, um den späteren
dieses Konstrukt in weniger als drei Wochen
                                                     Transport und die Montage zu vereinfachen.
zu fertigen und aufzustellen.

Die exakte Geometrieplanung erfolgte durch
die Zürcher Firma Design-to-Production, die
die nötige Präzision für die Bearbeitung der
einzelnen Bauteile auf den numerisch gesteu-
erten Maschinen lieferte. Die abschliessenden      Das Projekt – die Fakten
ausführlichen statischen und dynamischen           Objekt: Skulptur «Ring for Peace»
Nachweise erstellte das Büro SJB Kempter           Standort: Luitpoldpark, Lindau (DE)
Fitze. Ingenieur Blumer bevorzugt es, auf stati-   Fertigstellung: 2019
scher Seite in mindestens zwei Schritten vor-      Bauherrschaft: Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft
zugehen. Zuerst die Entwurfsstatik, wie er sie     Entwurf: Gisbert Baarmann, Werkstatt für Holzgestaltung, Templin (DE)
vor der Kick-off-Sitzung erstellte: Sie erbringt   Architektur und örtliche Bauleitung:
bei einem vergleichsweise geringen Aufwand         Elwert & Stottele Architektur, Ravensburg (DE); Wolff Stottele
den Beweis der Machbarkeit. Oft müssen da-         Machbarkeitsstudie: Création Holz AG, Herisau (AR)
nach noch Varianten – beispielsweise infolge       Digitale Planung: Design-to-Production GmbH, Erlenbach (ZH)
architektonischer Sonderwünsche oder Anre-         Holzbau: Holzbau Amann GmbH, Weilheim (DE)
gungen des Prüfingenieurs – nachgereicht           Holzbauingenieur: SJB Kempter Fitze AG, Frauenfeld (ZH)
werden. So wird ein optimales Zusammenspiel        Baukosten: EUR 120 000 für Holzbauarbeiten inkl. Statik und CAD-Planung
zwischen Künstler und Statiker zum Laufen          Holz: Engadiner Lärche, 3,2 m3 Spannten, 8,5 m3 Rohlingbretter für die Bänder
gebracht. In einem zweiten Schritt können
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