Bdgreport Zukunftstag 02 2021 - Bundesverband der Deutschen Gießerei ...
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02 2021 www.bdguss.de bdgreport 02/2021 Bundesverband der Deutschen bdgreport Gießerei-Industrie (BDG) Zukunftstag Ast. Absägen. Zukunftstag Ihr wisst schon. Ohne Industrie kein Wohlstand. GesMet-AnzeigeHerbst-Elefant-210x297.indd Titel 02-2021.indd 1 1 01.06.2021 12:57:30 12.07.2021 14:47:28
Ihre Ansprechpartner im BDG Hauptgeschäftsführer RA Max Schumacher T: +49 (0) 211/68 71-2 15 max.schumacher@bdguss.de Iron Melting Bereichsleitungen Conference & Mitgliederbetreuung Wirtschaft Technik & Innovation Verwaltung Thomas Krüger Heiko Lickfett Cesare Troglio Jörg Evertz T: +49 (0) 211/68 71-1 48 T: +49 (0) 211/68 71-2 14 T: +49 (0) 211/68 71-3 39 T: +49 (0) 211/68 71-1 63 thomas.krueger@bdguss.de heiko.lickfett@bdguss.de cesare.troglio@bdguss.de joerg.evertz@bdguss.de Exhibition 2021 Referate und Fachgruppen Betriebswirtschaft Dr. Fynn-Willem Lohe Energie Dr. Christian Schimansky Mittelstandsfragen RA Max Schumacher Marktanalysen und Volkswirt- schaft/Statistik für Gießereien Saarbrücken T: +49 (0) 211/68 71-2 77 fynn.lohe@bdguss.de T: +49 (0) 211/68 71-2 00 christian.schimansky@ T: +49 (0) 211/68 71-2 15 max.schumacher@bdguss.de und Abnehmerbranchen Heiko Lickfett 28. bis 29. September 2021 bdguss.de T: +49 (0) 211/68 71-2 14 heiko.lickfett@bdguss.de CCS Congress-Centrum Saar Rohstoffe/Energie Außenwirtschaft und Zoll Umwelt- und Arbeitsschutz Recht Nichteisenmetalle Verkehr und Logistik Elke Radtke RA Max Schumacher Thomas Krüger Martin Rölke T: +49 (0) 211/68 71-2 90 T: +49 (0) 211/68 71-2 15 T: +49 (0) 211/68 71-1 48 T: +49 (0) 211/68 71-2 78 elke.radtke@bdguss.de max.schumacher@bdguss.de thomas.krueger@bdguss.de martin.roelke@bdguss.de BDG-Redaktion/Öffent Forschungsförderung Normung Internationales lichkeitsarbeit Dr. Ingo Steller Dr. Ingo Steller CAEF – The European Martin Vogt T: +49 (0) 211/68 71-3 42 T: +49 (0) 211/68 71-3 42 Foundry Association T: +49 (0) 211/68 71-1 07 ingo.steller@bdguss.de ingo.steller@bdguss.de Dr. Fynn-Willem Lohe martin.vogt@bdguss.de T: +49 (0) 211/68 71-2 77 fynn.lohe@caef.eu Fachgruppe Eisen-/ Fachgruppe NE-Metallguss Fachgruppe Betriebsorgani- Stahlguss, Fachgruppe Tobias Rennings sation und Bildungswesen VDG-Akademie Fertigungstechnik T: +49 (0) 211/68 71-2 89 Christopher Neu Ralf Gorski Dr. Ingo Steller tobias.rennings@bdguss.de T: +49 (0) 211/68 71-3 29 T: +49 (0) 211/68 71-2 66 Konferenzthemen: T: +49 (0) 211/68 71-3 42 christopher.neu@vdg- ralf.gorski@bdg-service.de ingo.steller@bdguss.de akademie.de Kontakt und weitere Informationen: > Effizienter Kupolofenbetrieb VDG Verein Deutscher Giessereifachleute e.V. > Effizienter Betrieb von Induktionsöfen VDG-Akademie Fachverbände (Wirtschaft) Christopher Neu > Gattierungsmaterial (Konventionell, Alternativ) > Maßnahmen zur Steigerung von Energieeffizienz Verb. Dt. Druckgießereien Fachverband NE-Guss Fachverband Fe-Guss Fachverband Stahlguss christopher.neu@vdg-akademie.de und Flexibilität Verb. Dt. Kunst- und Thomas Krüger Heiko Lickfett Martin Rölke BDG Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie Glockengießereien. T: +49 (0) 211/68 71-1 48 T: +49 (0) 211/68 71-2 14 T: +49 (0) 211/68 71-2 78 Foto: Darius Soschinski/BDG Dr. Ingo Steller > Dekarbonisierung, Wasserstoff Thomas Krüger thomas.krueger@bdguss.de heiko.lickfett@bdguss.de martin.roelke@bdguss.de ingo.steller@bdguss.de > Kreislaufwirtschaft T: +49 (0) 211/68 71-1 48 Anmeldung: > Digitalisierung thomas.krueger@bdguss.de christopher.neu@vdg-akademie.de corinna.knoepken@vdg-akademie.de Frühbucherrabatt bis 30. Juni 2021 ironmelting.com Anmeldeschluss: 30. August 2021 TitelIron A4 02-2021.indd 2 Melting deutsch.indd 1 27.05.2021 14:11:10 12.07.2021 14:47:29
Editorial Richtige Rahmenbedingungen von der nächsten Regierung W enn Sie diese Ausgabe unseres Verbandsmagazins erreicht, wird die Bundestagswahl nur noch ein paar Wochen entfernt sein. In welcher Koalition und unter welchem Bundeskanzler auch immer dann die Regierungsgeschäfte weitergehen werden: Themen gibt es reichlich und darun- ter viele mit dringendem Regelungsbedarf, der sehr konkret unsere Branche angeht: Viel zu lange schon zieht sich beispielsweise die Carbon-Leakage- Verordnung hin, wie Referent Christian Schimansky in seinem Update (Seite 36) beschreibt. Mit dem Abklingen der Corona-Krise sind alle Themen rund um Nachhaltigkeit und Klimaschutz wieder mit Wucht in den Fokus gerückt. Anspruch und Tempo haben sich nochmals beschleunigt, Deutschland will bis 2045 klimaneutral wer- den. Dafür braucht es einen echten Plan mit Antworten auf zentrale Fragen. Im Foto: Martin Vogt/BDG Kern: Woher soll die erhebliche Menge regenerativ erzeugten Stroms kommen, der für Industrie und Verkehr benötigt wird? Und mit welchen konkreten Hilfen wird eine künftige Bundesregierung die erforderlichen Investitionen in deutschen Gießereien unterstützen? Dass dies die Branche nicht aus eigener Kraft stemmen kann, steht außer Frage. Deutschlands Gießerei-Industrie erwartet klare Antworten auf klare Anforde- rungen, die wir formulieren. Wir brauchen die richtigen Rahmenbedingungen, die uns den notwendigen unternehmerischen Freiraum lassen, um uns wettbe- werbsfähig aufzustellen. Die Themen zu setzen – auch bereits jetzt im Vorfeld der Bundestagswahl – gehört zu den Aufgaben des Verbandes. Wir machen das auf verschiedene Weise: Mit dem Papier „Handreichung zur Bundestagswahl“, das Ihnen unlängst zugegangen ist. Wir bündeln darin nochmals die aktuellen Themen vom Bürokratieabbau über die sachgerechte Ausgestaltung des nationalen Emissionshandels bis hin zur Abschaffung der EEG-Umlage und Einführung eines Industriestrompreises. Und mit unserem Zukunftstag, der am 29. Juni entschei- dende Akteure zusammenbrachte: Gießer und Politik. Hier kam nicht nur in den Panels zur Sprache, wie die Situation konkret in den Betrieben vor Ort aussieht, sondern dies war bereits Thema in der Auftaktrede unseres neuen Präsidenten: Clemens Küpper, seit 27. Mai Präsident des BDG, ist als erfahrener Eisengießer und Praktiker am Puls der Zeit bei all diesen Themen. Ihr RA Max Schumacher Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Gießerei-Industrie E-Mail: max.schumacher@bdguss.de BDG report 02/20213 Edi_Inhalt 02-2021.indd 3 12.07.2021 14:50:40
Inhalt Foto: D. Soschinski/BDG Foto: Martin Vogt/BDG Foto: AdobeStock Der Zukunftstag im HdGI ermöglichte den Die Mobilität der Zukunft erhält durch die Bei InnoGuss sind Daten entscheidend – Austausch von Politik und Gießern. Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten. z.B. die genaue Zahl der Gießereien in NRW. TITELTHEMA: Zukunftstag Eine neue Art der Ver- 12 PREMIERE 26 WISSENSCHAFTLICHER VORTRAG II anstaltung – der Zusammenkommen zum Neue Chancen für die deutsche Zukunftstag – und ein Zukunftstag Gießerei-Industrie neuer Präsident: Im Mit dem digitalen Zukunftstag bot der Prof. Wolfram Volk von der TU München BDG verändert sich der- Verband erstmals eine Veranstaltung an, übernahm es, die Chancen aufzuzeigen, zeit einiges, wie Sie in die wesentliche Themen der Branche die sich für die Branche in Zukunft erge- dieser Ausgabe lesen aufnahm und kontrovers diskutierte. ben. Beispielsweise das Projekt Wind- können. Besonders im Fokus: Klima, Mobilität, melt, das überschüssigen Windstrom Mittelstand. nutzbar macht. 18 DISKUSSION 28 VERANSTALTUNGSKONZEPT Wie kann die Gießerei-Industrie Neuer Geist, neues Konzept die Klimaziele erreichen? Der Weg von der ersten Idee bis zur Kern des Zukunftstages war eine Panel- Umsetzung einer Veranstaltung ist sel- diskussion von Vertretern aus Branche, ten geradlinig, wie auch dieser Zukunfts- Politik und Verbänden, wie die Gießerei- tag zeigt. Industrie die Klimaziele erreichen kann. 30 INTERVIEW 23 WISSENSCHAFTLICHER VORTRAG I „Wir sind eine Branche!“ Mobilitätsgesellschaft der Zukunft Seit dem 27. Mai hat der BDG einen Der Mobilitätsforscher Prof. Andreas neuen Präsidenten. Im Interview gibt Knie, bekannt für seine disruptiven Clemens Küpper einen Einblick in Ideen, stellte seine Vorstellungen zur seinen Werdegang und seine Pläne Mobilität der Zukunft vor. für seine Amtszeit. Titelfoto: Montage BDG 4 BDG report 02/2021 Edi_Inhalt 02-2021.indd 4 12.07.2021 14:50:43
Der GIESSEREI Newsletter Mit brandaktuellen Foto: Martin Vogt/BDG Themen! Beim Carbon-Leakage fehlen weiterhin überzeugende Antwor- ten. Ein Update zum Stand der Klima- und Energiethemen. 36 ENERGIEPOLITIK Update Klimaschutz im Überblick Insbesondere beim Carbon-Leakage-Schutz muss für die Industrie noch einiges passieren. Der Beitrag zeigt, wo wir bei den Klima- und Energiethemen stehen. 40 PROJEKT INNOGUSS Die Krux mit den Daten Basis des Projekts ist die genaue Zahl der Gießereien in NRW. Denn das Projekt will ja zunächst systema- tisch berechnen, wie viel CO2 die Betriebe insge- samt emittieren. 42 BETRIEBSWIRTSCHAFT Kostenentwicklung – Rückblick 2020 FOTO: HANNES EICHINGER - FOTOLIA Nachdem die Kosten aufgrund der Pandemie erst einen Einbruch erlebten, sieht sich die Industrie seit Ende 2020 mit einer ungeahnten Rohstoffrallye konfrontiert. RUBRIKEN: 3 EDITORIAL 6 MAGAZIN 50 51 IMPRESSUM BDG-KONTAKTE Keine Neuigkeit verpassen. Jetzt anmelden! http://tinyurl.com/y455njxy BDG report 02/20215 Edi_Inhalt 02-2021.indd 5 12.07.2021 14:50:44
Magazin Foto: Martin Vogt/BDG Mitgliederversammlung 2021 Präsidium wählt Clemens Küpper als neuen Präsidenten Für den 27. Mai hatte der BDG zur 12. Köln für ein Zukunftsprogramm für Unter TOP 6 wurde die Änderung der ordentlichen Mitgliederversammlung unsere Branche. Damit wollen wir die Satzung einstimmig angenommen. geladen – inklusive Wahl der neuen Bedeutung unserer Industrie für die Ergänzt wurde, dass Sitzungen – kon- Bereichsvorstände und des neuen Prä- Gestaltung der Zukunft nachweisen.“ kret aufgeführt sind Mitgliederver- sidiums. Im Anschluss kürte das neu Der Zukunftstag fand rund vier Wochen sammlung, Bereichsvorstände und gewählte Präsidium den Nachfolger von nach der Sitzung am 29. Juni, statt – die Präsidium – auch virtuell durchgeführt Dr. Erwin Flender: Clemens Küpper ist ausführliche Berichterstattung dazu werden können. TOP 7 betraf die Wahl neuer Präsident des BDG bis 2024. sowie das Interview mit dem neuen der Bereichsvorstände, TOP 8 bestätigt BDG-Präsidenten Clemens Küpper fin- Matthias Kampschulte und Matthias Formal gehörte die Wahl nicht zur den Sie in diesem BDG report. Pampus-Meder als interne Rechnungs- ordentlichen Mitgliederversammlung, Wesentliche Punkte der Mitglieder- prüfer. Als externer Rechnungsprüfer dennoch war sie einer der wesentlichen versammlung waren neben der Wahl wird die Dr. Brandenburg Wirtschafts- Punkte des Tages: Die Präsidiumsmit- der Bereichsvorstände Wirtschaft und beratungs-GmbH gewählt. Unter TOP glieder haben Clemens Küpper zum Technik (vollständiger Überblick am 9 wird der Termin der nächsten Mitglie- Nachfolger von Dr. Erwin Flender Ende dieses Artikels) sowie dem Bericht derversammlung für den 5. oder 6. Mai gewählt. Dr. Flender verabschiedete des noch amtierenden Präsidenten fol- 2022 empfohlen (Gießereitag Münster). sich unter Hinweis auf die Herausfor- gende Tagesordnungspunkte: Unter Nachfolgend das Ergebnis der Wahl derungen der Branche – beispielswei- TOP 3 und 4 wurden die Abrechnungen der Bereichsvorstände für die Amtszeit se die Dekarbonisierung – sowie das für 2019 und 2020 geprüft und einstim- 2021 bis 2024: Zukunftsprogramm. „Wir hatten im mig genehmigt. Unter TOP 5 wurde der Februar 2020 ein Kick-off-Meeting in Etat für 2021 einstimmig angenommen. 6 BDG report 02/2021 Magazin_02-2021.indd 6 12.07.2021 14:52:02
Zusammensetzung des BDG-Präsidiums Dirk Engels Dr. Klaus Lellig Reinhard Tweer Isselguss GmbH Nemak Europe GmbH Reinhard Tweer GmbH Hartmut Fischer Stefan Michel Dr.-Ing. Jens Wiesenmüller* Andreas Stihl AG & Co. KG Magnesi- Ed. Fitscher GmbH & Co. KG GSL GussStahl Lienen GmbH & Co. KG um-Druckguss Josef Ramthun* Hans-Peter Grohmann* Franken Guss GmbH & Co. KG Grohmann Holding GmbH & Co. KG Max Schumacher** * Vizepräsident Clemens Küpper BDG ** kooptiert Eisengiesserei Baumgarte GmbH Folgende Mitglieder bilden den neuen Bereichsvorstand Wirtschaft im BDG Heinrich Beyer Roland Hübner Carlos Santos Mittelrheinische Metallgießerei Kemptener Eisengießerei Adam KSM Castings Group GmbH Heinrich Beyer GmbH & Co. KG Hönig AG Achim Schneider Johannes Buch Erich Jürgens FONDIUM B.V. & Co. KG Karl Buch Walzengiesserei GmbH & BOHAI TRIMET Automotive Dr. Dirk Strassacker Co. KG Holding GmbH Ernst Strassacker GmbH & Co. KG Stephan Buchholz Clemens Küpper Reinhard Tweer Buchholz & Cie. Giesserei GmbH Eisengiesserei Baumgarte GmbH Reinhard Tweer GmbH Felix Casper Dr. Klaus Lellig Folkmar Ukena Karl Casper GmbH + Co. KG Nemak Europe GmbH LEDA WERK GmbH & Co. KG Boekhoff Rolf Cramer Mario Mackowiak & Co. Druckguss Westfalen GmbH & Co. KG Keulahütte GmbH Jörg Wilhelm Doßmann Stephan O. Mayer Dossmann GmbH Eisengiesserei und Stahlwerke Bochum GmbH Maschinenfabrik Stefan Michel Markus-Peter Dürkes Ed. Fitscher GmbH & Co. KG Josef Schonlau Maschinenfabrik u. Josef Ramthun Eisengiesserei GmbH & Co. KG Franken Guss GmbH & Co. KG Thoralf Ewert Franz-Georg Reiners Metallgießerei Franz Dussler GmbH Dietermann GmbH + Co. KG Hartmut Fischer Metallgießerei Andreas Stihl AG & Co. KG Hanns Martin Rincker Magnesium-Druckguss Rincker Glocken- und Kunstgießerei Hans-Peter Grohmann GmbH & Co. KG Johann Grohmann GmbH & Co. KG Gerd Röders Detlev Grüne G.A. Röders GmbH & Co. KG Dillenberg GmbH & Co. KG Sigrid Röth-Ehrmann Andreas Güll Georg Röth Eisengießerei GmbH M. Busch GmbH & Co. KG & Co. KG Johannes Heger Jörg Rumikewitz HegerFerrit GmbH Fritz Winter Eisengießerei GmbH & Co. KG BDG report 02/20217 Magazin_02-2021.indd 7 12.07.2021 14:52:02
Magazin Folgende Mitglieder bilden den neuen Bereichsvorstand Technik im BDG Prof. Dr. Andreas Bührig-Polaczek, Dr.-Ing. Andreas Huppertz Norbert Stein RWTH AachenGiesserei-Institut Gebr. Tigges GmbH & Co. Leichtmetallgießerei Bad Langensalza Dr. Georg Dieckhues Ernst-Rudolf Kallien GmbH Ohm & Häner Metallwerk GmbH Stachelhaus KG Giesserei-Rohstoffe Professor Wolfram Volk & Co. KG Dr. Steffen Klan Lehrstuhl für Umformtechnik und Dr. Roberto dos Santos Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Giessereiwesen utg – TU München Gienanth GmbH Composite- und Dr.-Ing. Jens Wiesenmüller, Jörg Wilhelm Doßmann Verarbeitungstechnik IGCV GSL GussStahl Lienen GmbH & Co. KG Dossmann GmbH Eisengiesserei und Dr.-Ing. Carsten Kuhlgatz Maschinenfabrik Albertuswerke GmbH Dirk Engels Dr. Klaus Lellig Das ausführliche Protokoll wird auf Isselguss GmbH Giessereierzeugnisse Nemak Europe GmbH Wunsch gerne zur Verfügung gestellt Prof. Dr. Franz-Josef Feikus Dr.-Ing. Wolfgang Lenz – wenden Sie sich an: Nemak Europe GmbH Marco Matthies Rita Hebben Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Erwin Flender Matthies Druckguss GmbH & Co. KG Telefon: (02 11) 6871-217 MAGMA Gießereitechnologie GmbH Michael Neubert E-Mail: rita.hebben@bdguss.de Matthias Heinrich Metallgießerei Chemnitz GF Casting Solutions Leipzig GmbH Tino Noack Nachruf Ehemaliger DGV-Präsident Erwin Hauschild gestorben Bis zu seiner Pensionierung Ende 1995 kirchen/Siegerland. Ab 1976 war er leitete Erwin Hauschild als Geschäfts- Leiter des Produktbereiches Feinguss führer die Ingolstädter Feingießerei bei der Schubert & Salzer Maschinen- Schubert & Salzer GmbH. Präsident fabrik AG in Ingolstadt und nach Aus- des Deutschen Gießereiverbandes gliederung der Guss und Armaturen- (DGV) war er von 1993 bis 1996. Für bereiche Geschäftsführender Gesell- seine gro ßen Verdienste um die schafter der Schubert & Salzer Feinguss Gestaltung der technisch-wissen- GmbH. Nach der Verlagerung der schaftlichen Gemeinschaftsarbeit auf Feingießerei nach Lobenstein 1993 war dem Gebiet des Feingusses wurde er er Geschäftsführer der Schubert & Sal- 1996 auf der Großen Gießereitech- zer GmbH, bis er Ende 1995 in den nischen Tagung in Würzburg mit der Ruhestand wechselte. Bernhard-Osann-Medaille geehrt. Hauschild studierte von 1952 bis Erwin Hauschild hat sich neben seinen 1957 Maschinenbau an der Tech- beruflichen Aufgaben intensiv für die nischen Hochschule in Karlsruhe. Sei- technisch-wissenschaftliche Gemein- Foto: Privat nen beruflichen Werdegang begann schaftsarbeit eingesetzt, was schließ- er als Konstrukteur im Industrieofen- lich zu seiner Ernennung zum DGV- bau bei der Firma Unitherm in Heidel- Präsidenten führte. 1966 wurde er Der ehemalige DGV-Präsident und berg und Wien. Von 1966 bis 1973 war Mitglied im Verein Deutscher Giesse- Bernhard-Osann-Medaillen-Träger Erwin Hauschild Betriebsleiter der reifachleute (VDG). Von 1981 bis 1996 Dipl.-Ing. Erwin Hauschild ist Ende Mai Feingießerei der Fürstlich Hohenzol- war er Leiter des Fachausschusses im Alter von 88 Jahren gestorben. lernschen Hüttenverwaltung Laucher- Feinguss sowie ab 1979 Leiter des thal GmbH in Sigmaringen und von Arbeitskreises Feinguss im DGV-Fach- 1974 bis 1975 Technischer Leiter der verband Stahlguss. Freier Grunder Eisenwerke in Neun- 8 BDG report 02/2021 Magazin_02-2021.indd 8 12.07.2021 14:52:02
Foto: AdobeStock Die Bewerbungsfrist für den 1. Europäischen Druckgusswettbewerb läuft noch bis zum 30. September. EUROGUSS 2022 Neuer Wettbewerb für Druckgussteile Premiere für den 1. Europäischen Druck- Ausgezeichnet werden die besten ner, Aluminium Rheinfelden Alloys gusswettbewerb: Auf der EUROGUSS 2022 Druckgussprodukte in den Materialien GmbH und Franz-Josef Wöstmann, werden die innovativsten und technisch Aluminium, Magnesium und Zink. Die Fraunhofer IFAM. herausragendsten Druckguss-Produkte aus Wettbewerbsbeiträge werden in den Im Rahmen der Eröffnungsveranstal- den Materialien Aluminium, Magnesium Werkstoffen einzeln begutachtet und tung der EUROGUSS 2022 am 17. Janu- und Zink ausgezeichnet. Den Wettbewerb im Hinblick auf Innovation, Qualität, ar 2022 werden die Preisträger bekannt führen der Verband Deutscher Druckgieße- Wirtschaftlichkeit, ressourceneffiziente gegeben. Zur Siegerehrung am 18. Janu- reien (VDD) und die Fachmesse EURO- Konstruktion und Schwierigkeitsgrad ar 2022 findet die Preisübergabe im GUSS, Nürnberg, gemeinsam durch. Die bewertet. Im Anschluss werden für jeden Rahmen des Presserundgangs mit einer Fachjury steht jetzt. Werkstoff die drei besten Einsendungen Urkunde und der EUROGUSS-Auszeich- prämiert. Die Begutachtung und eine nung statt. Zusätzlich wählen die Teil- Das Formgebungsverfahren Druckgie- Auswahl der zur Prämierung vorgese- nehmer der Eröffnungsveranstaltung ßen ist vielfältig, innovativ, erfüllt hohe henen Gussstücke wird von einer kom- von den Plätzen 1 bis 3 der jeweiligen Qualitätsstandards und ist besonders petenten zehnköpfigen Jury aus For- Werkstoffe einen Publikumspreis am leistungsfähig. Viele Komponenten in schung und Praxis am 7. Oktober vor- Abend des 17. Januar 2022. Maschinen und sogar Alltagsgegenstän- genommen. Zur Jury gehören: Prof. den werden durch Druckgießen herge- Dr.-Ing. Martin Fehlbier, Universität Unterstützt wird der Wettbewerb zudem stellt. Viele weitere Produkte könnten Kassel, Dr.-Ing. Götz Hartmann, MAGMA vom Bundesverband der Deutschen durch Druckgussteile sogar noch besser Gießereitechnologie GmbH, Prof. Dr.- Gießerei-Industrie e.V. (BDG) und dem gemacht werden. Um den Kunden der Ing. Lothar Kallien, Hochschule Aalen, Gesamtverband der Aluminiumindustrie Branche und auch der Öffentlichkeit zu Martin Lagler, Bühler AG Die Casting, Dr. e.V. (GDA) und der Europäischen For- zeigen, was das Druckgießen kann, ver- Tim Nikolaou, Oskar Frech GmbH + Co. schungsgemeinschaft Magnesium e.V. anstaltet der Verband Deutscher Druck- KG, Tobias Rennings, BDG, Dr.-Ing. (EFM). gießereien e.V. (VDD) gemeinsam mit Didier Rollez, Grillo-Werke AG, Dr.-Ing. der Fachmesse EUROGUSS den 1. Euro- Martin Tauber, IMA International Magne- Thomas Krüger, BDG päischen Druckgusswettbewerb. sium Association, Dr.-Ing. Stuart Wies- E-Mail: thomas.krueger@bdguss.de BDG report 02/20219 Magazin_02-2021.indd 9 12.07.2021 14:52:02
Magazin D ie Veranstaltung schafft in unsicheren Zeiten Orientierung und bereitet Ihre unternehmerischen Zukunftsentscheidungen für wichtige Investitionen vor. Sie liefert Antworten auf Ihre Fra- gen und ist ein Muss für Eisen- gießer. Seien Sie vor Ort dabei, wenn wir in acht spannenden Sessions über die Zukunft spre- chen – selbstverständlich mit augeklügeltem Hygienekon- zept. Am Abend geht es zum bekannten Weltkulturerbe Völk- linger Hütte (Bild rechts). Nachhaltigkeit und Klimaschutz haben im Wahljahr 2021 nochmals deutlich an Brisanz und Relevanz zugenommen. Kon- sequent fokussiert die Iron Melting Con- ference & Exhibition auf Status quo und Zukunft der energieintensiven Prozesse insbesondere in Eisengießereien. In ins- gesamt acht Sessions beleuchtet die Ver- anstaltung am 28. und 29. September den Status quo und die Perspektiven des Eisengießerei-Schmelzbetriebs und the- matisiert Kupol- wie auch Induktionsöfen vor dem Hintergrund der Klimaziele der EU und Deutschlands, denn die ange- strebte Klimaneutralität stellt die mittel- ständische Gießerei-Industrie vor enorme Herausforderungen. Namhafte Experten auf ihrem Gebiet, darunter mehrere Fachreferenten des BDG, tragen ihre Themen in den Sessions wird es neue Bauformen für den Kupolo- den. Ein Weg ist die vorbeugende Instand- vor. So ist die grundlegende Frage, die sich fen geben? Über allem steht die Frage, haltung. durch alle Programmpunkte zieht: Wie kann wie der Schmelzbetrieb der Eisengießerei Nicht von ungefähr kommt der Unter- die Transformation zur klimaneutralen von morgen aussehen wird. Viel diskutiert titel „The Future of Cast Iron Melting“. Wir Industrie erreicht werden? Die Konferenz wird die Umstellung vom Kupolofen auf freuen uns, wenn wir Sie auf diesem in der CCS Kongresshalle Saarbrücken den Induktionsofen. Aktuelle Beispiele spannenden Weg mitnehmen können. schließt gewissermaßen an die Kupolofen- lassen erkennen, mit welchem Aufwand Die Themen erfordern eine intensive konferenz von 2017 an, steckt aber entspre- dies verbunden ist. Die Transformation in fachliche Diskussion, der wir ausreichend chend der gerade skizzierten dramatischen die klimaneutrale Fertigung ist machbar, Zeit einräumen werden. Eine Fachaus- Weiterentwicklung der Themen den Rah- erfordert aber verlässliche Rahmenbe- stellung mit innovativen Produkten und men anders und weiter. dingungen der Politik, ganz besonders Lösungen rundet die Veranstaltung ab. Kann Erdgas als Brückentechnologie im Hinblick auf erschwingliche Strom- helfen? Haben biogene Brennstoffe eine preise. Digitalisierung wird zur Prozess- Melden Sie sich unter Chance? Ist grüner Wasserstoff die steuerung eingesetzt, doch hier können www.ironmelting.de an. Zukunft? Wenn ja, woher kommt er? Und noch weitere Potenziale gehoben wer- Die Plätze sind begrenzt! 10 BDG report 02/2021 Magazin_02-2021.indd 10 12.07.2021 14:52:02
Ein Branchen-Muss im Nachhaltigkeits-Trend Iron Melting Conference & Exhibition Foto: Weltkulturerbe Völklinger Hütte/Gerhard Kassner Inhalte: > Konjunktur und politische Rahmenbedin- Session 5: Wasserstoff: von der Stahl > gungen (Carbon Leakage, EU, weltweit) industrie zu potentiellen Gießereianwen- dungen > S ession 1: Effizienter Betrieb: Optimie- rungen, Abwärmenutzung > S ession 6: Einsatzstoffe: Verknappung von Stahlschrotten, Alternativen > Session 2: Innovation: alternative Konzepte zum klimaneutralen Schmelzen > Session 7: F&E: Dekarbonisierungsprojekt > Session 3: Biokoks: Konzepte mit verschie- > Session 8: Digitalisierung (vorbeugende denen Reifegraden Instandhaltung, Automatisierung, Edge C.) > Session 4: Transformation: Umstellung vom Kupolofen auf den Induktionsofen BDG report 02/202111 Magazin_02-2021.indd 11 12.07.2021 14:52:03
Titelthema | Zukunftstag Premieren-Veranstaltung des BDG Zusammenkunft zum Zukunftstag Premieren sind grundsätzlich besonders. Der Zukunftstag des BDG markiert indes eine Zeitenwende – in mehrfacher Hinsicht. In der Spitze knapp 400 Teilnehmer verfolgten eine sechsstündige Premieren- Veranstaltung, die wesentliche Themenkreise der Branche thematisierte: Mittelstand, Mobilität, Klimaschutz. Botschaft an die Branche wie auch an die Politik: Guss ist unverzichtbarer Bestandteil vieler Produkte. Die Veranstaltung, soviel zur Rezeption vorab, überraschte – und zwar positiv. Alles zum Zukunftstag des BDG lesen Sie in mehreren Artikeln auf den kommenden Seiten. Autoren: Berit Franz, Robert Piterek, Martin Vogt, Dr. Monika Wirth, Laura Wöller Fotos: Martin Vogt/BDG 12 BDG report 02/2021 Haupttexte_Piterek_Vogt neu.indd 12 12.07.2021 14:59:21
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Titelthema | Zukunftstag BDG-Präsident Clemens Küpper, selbst Gießer, in der Mittelstands-Diskussi- on mit Otto Fricke, haus- haltspolitischer Sprecher der FDP im Bundestag W enn am Ende des wichtigsten Pro- nen grammpunktes am Zukunftstag, des Zukunfts- Panels zum Klimaschutz mit fünf workshop hat- Gästen, noch minutenlang Gießer und Grüne ten sich Präsi zusammenstehen und engagiert diskutieren ist dium und Refe- das der versinnbildlichte Erfolg der Veranstal- renten bereits 2020 tung: Dr. Ludger Ohm, investitionsfreudiger grundlegende Gedanken über die Gießerei- Gießer, und Mona Neubaur, Vorsitzende des Branche gemacht und dabei nicht nur die mächtigen NRW-Landesverbandes von Bündnis Bedingungen reflektiert, unter denen die 90/Die Grünen waren ins Gespräch vertieft. Betriebe in Deutschland unternehmerisch tätig Branche und Politik im Dialog – das war genau sind, sondern auch in die Zukunft geblickt. das, was wir als ein Ziel des Zukunftstages anvi- Erkenntnis: Unter den Prämissen von Nachhal- siert hatten. „Insgesamt war der Tag ein voller tigkeit und Klimaschutz werden deutschland- Erfolg. Wir haben viele interessante Gespräche weit Lebensstile und auch Industrieproduktion geführt und neue Impulse erhalten, die es jetzt hinterfragt. Eine zukunftsfähige, aktiv diese weiterzuverfolgen gilt“, resümierte BDG-Haupt- gesellschaftlichen und politischen Impulse auf- geschäftsführer Max Schumacher später und nehmende Ausrichtung von Unternehmen und hatte dabei gewiss auch das Nachmittagspanel Wirtschaft ist deswegen erforderlich – und sie mit seinen Teilnehmern vor Augen (siehe eige- muss ganzheitlich sein. Nachhaltige Entwick- ner Text Seite 18). lung fußt auf allen drei Säulen – auf Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Das Zukunftsprogramm des BDG Wir wollen auf allen Feldern als Branche aktiver, sichtbarer, selbstbewusster agieren, die Doch bevor wir Ablauf und Inhalte vertiefen, Themen für die Branche angehen, moderieren, lohnt noch mal der Blick zurück: Was war das kommunizieren – idealerweise auch in einer eigentlich, der Zukunftstag? Und wie waren Idee eigenen Veranstaltung. Damit waren dann und Konzept entstanden? Bereits im digitalen Überlegungen verworfen, den für Ende Mai Tätigkeitsbericht, veröffentlicht zum 27. Mai, geplanten Deutschen Gießereitag in Aachen haben wir ebenso wie in diesem BDG report zu nutzen, dessen Rahmen als technisch-wis- über das Zukunftsprogramm des BDG ausführ- senschaftliche, nach innen gekehrte Branchen- lich berichtet. Im Kern an dieser Stelle deswegen veranstaltung wenig passend erschien, um über noch mal einige Grundgedanken: In einem eige- das größere Ganze zu reflektieren. 14 BDG report 02/2021 Haupttexte_Piterek_Vogt neu.indd 14 12.07.2021 14:59:50
Nur ein Zukunftstag als eigene und komplett ell auf konkrete Themen – etwa den Wechsel neu gedachte Veranstaltung versprach die von fossilen zu elektrischen Schmelzprozessen, erforderliche konzeptionelle Bewegungsfrei- die Entlastung des Strompreises von der EEG- heit, um die Erkenntnisse des Zukunftspro- Umlage, eine wirksame Carbon-Leakage- grammes auch konsequent umzusetzen: Es Regelung, die Verfügbarkeit von Schrott, die würde darum gehen, die Themen wie Mittel- Regelung von Carbon Contracts for Difference, stand, Mobilität und Klimaschutz vor dem Hin- allgemein auch bürokratische Lasten und lan- tergrund der Nachhaltigkeitssäulen Ökonomie, ge Genehmigungsverfahren. Schließlich auch: Ökologie und Sozialem modern darzustellen die Verfügbarkeit von genügend grünem Strom. und einen Diskurs zu beginnen. Damit setzte der Präsident den Rahmen für die folgenden Diskussionen des Zukunftstages. Zukunftstag folgte klarem Konzept Erste Antwort der Politik auf die Fragen war der Vortrag von Otto Fricke, haushaltspoli- Dieser klaren konzeptionellen Konzentration tischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, entsprachen dann auch Programm und Ablauf der den bevorstehenden Strukturwandel mit der Veranstaltung. Für Branche und Verband den Säulen Digitalisierung, Dekarbonisierung bedeutete der Tag im Düsseldorfer Haus der und Demografie beschrieb und für enge Gießerei-Industrie am 29. Juni eine Zeiten- Zusammenarbeit warb: „Machen Sie uns Poli- wende in doppelter Hinsicht. Die Themen- tiker schlau mit ihrer Sachkenntnis.“ kreise haben sich in den vergangenen Mona- In der Diskussion zwischen Fricke, Küpper ten nochmals verdichtet. Der lange Primat der und Moderatorin Judith Schulte-Loh im Corona-Krise sowie die Bundestagswahl brin- Anschluss folgte ein Beispiel: Wegen der EEG- gen Klima- und Nachhaltigkeitsthemen mit Umlage fallen Millionenkosten an. Kosten, die besonderer Macht auf die Agenda. Unabhän- ausländische Gießereien nicht haben – ein gig von der momentanen Verdichtung hat die offensichtliches Ungleichgewicht, wie Küpper Branche, moderiert durch den Verband, ihr betonte. „Bei einer grünen Wirtschaft muss der Profil geschärft. Ein Durchfliegen unter dem Industriestrompreis sinken“, stimmte ihm Radar ist keine Option, „die Branche muss Fricke zu. sichtbarer werden“, so BDG-Hauptgeschäfts- Beim Thema Mobilität hatte der BDG mit führer Max Schumacher zu Beginn des digi- Prof. Andreas Knie, Leiter der Forschungsgrup- talen Events. pe „Digitale Mobilität“ am Wissenschaftszen- trum Berlin (WZB), bewusst auf einen Redner Clemens Küpper setzt mit disruptiven Ideen gesetzt. „Die Alter- klare Botschaften native zum Auto kann nur das besse- re Auto sein“, betonte er und meint Entsprechend nutzte BDG-Präsident Clemens damit seinen Fokus auf autonom Küpper, frisch gewählt am 27. Mai, seine Rede fahrende Shuttles mit der zu einem genauen programmatischen Entwurf. Abkehr vom bisherigen Indi- Küpper setzt klare Bot- „Wir als Pioniere der Circular Economy ermög- vidualverkehr. Eine These schaften und benennt, lichen die Energiewende. Wir schaffen mit mit kontroversem Poten- Technik und Innovation die Voraussetzung für zial. Viele Zuschauer, dass die mittelständische die Transformation zu einer CO2-neutralen symbolisiert durch Ava- Gießerei-Industrie in Welt. Wir garantieren attraktive Arbeitsplätze tare auf dem Anzeigen- Deutschland unverzicht- in der Industrie, in unseren Betrieben“, zitierte board, kommentierten Küpper die zentrale Selbstsicht der Branche, mittels gesenktem Daumen. bar ist. Aber die Branche wie sie im Prozess der Strategiefindung definiert Diese Feedback-Möglich- braucht klare Rahmenbe- und jetzt kommuniziert wird. Die 70 000 Men- keit folgte der Erkenntnis aus dingungen ihrer Arbeit schen und Mitarbeiter, die unsere Gießerei- der Corona-Krise, nach der Ver- Branche bilden, erwähnte Küpper mehrfach. anstaltungen mit ausschließlich Der neu gewählte BDG-Präsident führte in langen Vorträgen digital noch sehr seiner Rede auch die drei Säulen der Nachhal- viel stärker als in Präsenz ermüdend tigkeit an. Küpper: „Nachhaltigkeit kann nur wirken und Zuschauer abspringen lassen. Der Sinn machen, wenn alle drei Säulen bedient Zukunftstag musste also anders und besser werden. Nur eine starke Wirtschaft und eine funktionieren. Tatsächlich blieb die Zahl der Fotos: Martin Vogt/BDG starke Industrie können die Kraft aufbringen, Zuschauer lange weitgehend konstant. Neben die ökologischen, sozialen und natürlich die den richtigen, weil aus Branchensicht rele- ökonomischen Ziele zu erreichen.“ Diese vanten inhaltlichen Punkten trug die durchaus grundsätzlichen Überzeugungen treffen aktu- aufwendige Choreografie zum Spannungsbo- BDG report 02/202115 Haupttexte_Piterek_Vogt neu.indd 15 12.07.2021 14:59:51
Titelthema | Zukunftstag Wir als Pioniere der Circu- lar Economy ermöglichen die Energiewende. Wir schaffen mit Technik und Innovation die Vorausset- zung für die Transformati- on zu einer CO2-neutralen Welt gen bei: Mit Moderatorin Judith Schulte-Loh gebaute Gießerei haben wir schon zwei Mal führte ein starker Profi durch den Tag, profes- bezahlt“, betonte er. Einig waren sich die Gie- sionelle Einspieler und der weiterentwickelte ßer mit Neubaur und Maggioni, dass es beim Branchenfilm „Wir“ brachten mit dem Filmfor- Weg in die Klimaneutralität nicht mehr um das mat und starken Bildern Abwechslung und fri- „ob“, sondern nur noch um das „wie“ geht. „Eine sche Akzente in den Programmablauf. neue Regierung muss die Trasse anpacken“, so Dr. Ohm mit Blick auf Bundestagswahl und Höhepunkt Paneldiskussion verfügbaren grünen Strom. mit Gießern Prof. Wolfram Volk, TU München, präsen- tierte abschließend das Projekt Windmelt. Den inhaltlichen Kern und Höhepunkt des Schmelzen an Windrädern sollen mit Energie- Zukunftstags (siehe auch eigener Text dazu) überschüssen schmelzen und Flüssigmetall an bildete das Nachmittags-Panel, eingeleitet von Gießereien verteilen. Ein positiver und gleich- Mona Neubaur, der NRW-Landesvorsitzenden zeitig sehr geerdeter, unaufgeregter Abschluss von Bündnis 90/Die Grünen. Sie würdigte in eines Zukunftstages, der einen neuen Level im ihrem Impuls Guss als Stützpfeiler der Wind Auftritt von Branche und Verband markiert. energie sowie die Bemühungen der Branche bei der Emissionsreduzierung und sicherte Kommunikativ und selbstbewusst günstigeren Strom im Gegenzug für den kli- mafreundlichen Gießereiumbau zu. Die Diskus- Was also wird bleiben von sechs Stunden sionsrunde mit Neubaur, Lukas Maggioni, Fri- Zukunftstag? Er könnte als Zäsur in die days for Future, Holger Lösch, stellvertretender Geschichte von Branche und Verband einge- Hauptgeschäftsführer BDI, sowie den Gießern hen. Er markiert das Ende des „unter dem Radar Dr. Christiane Heunisch-Grotz und Dr. Ludger durchfliegens” und den Beginn eines emanzi- Ohm folgte ihrer Rede. Dr. Heunisch-Grotz pierten und selbstbewussten Auftritts. Wir als rechnete den hohen Investitionsbedarf für den Branche sind auf Augenhöhe, wir sind nicht Austausch ihres Kupolofens vor und kritisierte scheu, wir verstecken uns nicht, wir sind lange Genehmigungsverfahren und den zöger- modern, aufgeschlossen, sprechen die Themen lichen Ausbau der erneuerbaren Strominfra- aktiv an und wir sprechen dabei mit allen Grup- struktur. Dr. Ohm stellte den massiv gestie- pen – das war eine wichtige Botschaft des genen Energiekosten die niedrige Gewinnmar- Tages. Eine Botschaft, die ankommt. So schrieb ge in der Branche entgegen. „Unsere 2008 Mona Neubaur in ihrem Facebook-Profil zum 16 BDG report 02/2021 Haupttexte_Piterek_Vogt neu.indd 16 12.07.2021 14:59:53
BDG-Hauptge- schäftsführer Max Schumacher zog ein positives Fazit des Zukunftstages Zukunftstag: „Die Einladung des Deutschen Politik bekannter machen, Gießerei-Verbands atmet den Geist der Dialog- auch präsent, miteinander bereitschaft und des Veränderungswillens … ins Gespräch kommen, sich Die gesamte Branche wartet auf klare Rahmen- austauschen, sich verstehen, bedingungen, damit ihr Weg zum Erfolg führt. vernetzen – darin hat der Wir machen der Industrie ein Angebot: Mit Zukunftstag die Branche vorangebracht. einem Industriepakt, der für bezahlbaren Diesen Faden gilt es aufzugreifen! erneuerbaren Strom sorgt.” Die Branche in der BDG report 02/202117 Haupttexte_Piterek_Vogt neu.indd 17 12.07.2021 14:59:57
Titelthema | Zukunftstag Gießer Dr. Ludger Ohm im Gespräch mit Politikerin Hauptpanel Mona Neubaur, Bündnis 90/Die Wie kann die Gießerei- Grünen Industrie die Klimaziele erreichen? Das Nachmittagspanel läutete den Kern des Zukunftstags ein. Eingeleitet von einem Impulsvortrag von Mona Neubaur von den Grünen, disku tierten Vertreter aus Branche sowie Politik und Verbänden, wie die Gießerei-Industrie die Klimaziele erreichen kann. Es wurde ausgeteilt und eingesteckt. Einigkeit bestand darin, dass die Branche auf einem guten Weg ist – und konkrete Unterstützung aus der Politik benötigt. I n ihrem Impulsvortrag zu Energiewende und Weg in die Klimaneutralität nicht mehr über das Klimaschutz gab sich die NRW-Landesvor- „ob“, sondern nur über das „wie“ zu streiten. Im sitzende von Bündnis 90/Die Grünen Mona Zuge dessen verwies sie auf thyssenkrupp, wo Neubaur von Anfang an offen für den Dialog: sich kürzlich die gesamte Führungsriege zur „Wir sind uns selbst nicht mehr genug, sondern CO2-Reduktion von 30 Prozent bis 2030 ver- diskutieren und handeln Konzepte aus und pflichtet hatte. Die Politikerin machte im entwickeln uns weiter“, versicherte sie, bemüht Anschluss deutlich, dass ihre Partei den Klima- Skeptiker am Kurs der Ökopartei zu besänftigen. schutz nicht nur aus gesellschaftlicher Verant- In der Sache blieb sie hart und bat darum, beim wortung heraus betreibt, sondern ihn auch als 18 BDG report 02/2021 Haupttexte_Piterek_Vogt neu.indd 18 12.07.2021 14:59:59
Heiß diskutiert – Thema Planungssi- cherheit und Ener- gieversorgung in der Gießerei Geschäftsmodell sieht. Hier brachte sie Guss klimaneutral, warum sind die Grünen dagegen?“ als Stützpfeiler der Windenergie ins Gespräch Neubaur konterte mit den Ewigkeitskosten von und sicherte der Branche günstigeren Strom Atomstrom und der „überdeutlichen Mehrheit“ und Entlastungen im Gegenzug für den klima- in der Bevölkerung gegen die Atomenergie. freundlichen Gießereiumbau zu. Die Transfor- „Zurück geht nicht, auch nicht in die Kohle“, mation zur Klimaneutralität führt ihr zufolge zu zog sie eine rote Linie. Stattdessen müsse es nichts Geringerem als einem Strukturwandel. einen Verbund erneuerbarer Energien in Euro- „Manche Regionen müssen sich komplett neu pa und Kooperationen mit Nordafrika zur erfinden, wir planen 15 Milliarden Euro im Jahr Gewinnung grünen Wasserstoffs geben. Was für wettbewerbsfähigen Strukturwandel ein“, Fridays for Future-Aktivist Lukas Maggioni sagte sie. Die Investitionen sollen aus einem unterstützte. „Die billigsten Energieformen sind Fonds kommen, der nicht an eine einzige Legis- Wind und Sonne. Es spricht nichts dagegen, die- laturperiode gebunden ist, sondern langfristig se Energieträger hier bei uns auszubauen“, argu- gilt. Befürchtungen zu schwindender Wettbe- mentierte er. Hierzu wurde BDI-Vertreter Hol- werbsfähigkeit setzte sie entgegen, dass künf- ger Lösch virtuell zugeschaltet. „Wovon hängt tig Importprodukte in die EU „Quoten von CO2- eine erfolgreiche Transformation zu einer neutralen Anteilen“ haben müssten. erneuerbaren Stromwirtschaft ab?“, fragte er und wies darauf hin, dass der größte Teil der Zurück geht nicht – erforderlichen Stromversorgung bei einem auch nicht in die Kohle Anteil von jetzt 43 Prozent erneuerbarer Ener- gie noch aussteht. „0-Emission ist unverzicht- Die Diskussionsrunde mit Neubaur, Lukas Mag- bar, aber verdammt schwierig“, zitierte er den gioni, Fridays for Future, Holger Lösch, stellver- Microsoft-Mitgründer Bill Gates. Um Wettbe- tretender Hauptgeschäftsführer BDI (aus Ber- werbsnachteile für Staaten wie Deutschland lin zugeschaltet), sowie den Gießern Dr. beim Weg in die CO2-Neutralität zu verhindern Christiane Heunisch-Grotz und Dr. Ludger Ohm „müssen wir zu einer vergleichbaren Argumen- folgte ihrem Impuls. Dr. Heunisch-Grotz kriti- tation in den G-20-Staaten kommen“, forderte sierte den zögerlichen Ausbau der erneuerbaren er. Neubaur stimmt ihm in Sachen internatio- Strominfrastruktur und fragte: „Atomstrom ist nalem Verhandlungsbedarf zu. BDG report 02/202119 Haupttexte_Piterek_Vogt neu.indd 19 12.07.2021 15:00:10
Titelthema | Zukunftstag Mithilfe von Ava- taren konnten die Teilnehmer direktes Feedback zu einzel- nen Redebeiträgen geben Hoher Investitionsbedarf für Klima- Prozent höheren Strombedarf gegenüber heu- ziele te auszugehen. Zu konkreten Themenstellungen für Gießer Energiekosten schlucken gelangte die Diskussionsrunde durch die Frage Gewinnmarge nach der Zukunft von Kupolöfen, die Dr. Chris- tiane Heunisch-Grotz stellte. Sie rechnete den Im Anschluss stellte Dr. Ohm, Geschäftsführer mit 15 Millionen Euro sehr hohen Investitions- der Aluminiumsand- und Kokillengießerei Ohm bedarf für den Austausch des Kupolofens bei & Häner, den massiv gestiegenen Energiekosten Heunisch Guss vor. Statt des wirtschaftlichen die niedrige Gewinnmarge in der Branche ent- Kupolofens müsste eine neue Halle mit zwei gegen: Der Bedarf der 2008 neu gebauten Alu- Induktionsöfen und 16 Millionen Kilowattstun- miniumsandgießerei von Ohm & Häner beträgt den Strombedarf errichtet werden, so die Ohm zufolge 25 Millionen Kilowattstunden Geschäftsführende Gesellschafterin von zwei Strom, dessen Preis seither von fünf auf 17 Cent deutschen und zwei tschechischen Gießereien gestiegen ist. Damit macht der Kostenanstieg und Bearbeitungsbetrieben. „Projekte dieser Art eine Belastung von drei Prozent entsprechend erfordern langjährige Genehmigungsverfahren“, der durchschnittlichen Gewinnmarge in der kritisierte Heunisch-Grotz. „Wir bauen gerade Branche aus. „Unsere Gießerei haben wir damit eine Deponie – die Genehmigung dauert schon schon zwei Mal bezahlt“, beanstandete der Gie- drei Jahre“, nannte sie ein Beispiel und ver- ßereimanager und ergänzte: „Diese Last zu schul- schaffte ihrer Sorge Ausdruck, dass bei solchen tern wird immer schwerer – wir hätten das Geld bürokratischen Hemmnissen auch der Weg in investieren können.“ Abschließend verwies er auf die Klimaneutralität viel zu lange dauern wür- die Niederlande, wo der Industriestrompreis bei de. Schließlich sei 2030 sogar von einem um 60 20 BDG report 02/2021 Haupttexte_Piterek_Vogt neu.indd 20 12.07.2021 15:00:13
ZUKUNF TSTAG IM STENO: Wann: 29. Juni 2021, 10:00 Uhr bis 16:00 Uhr Wo: Haus der Deutschen Gießerei-Industrie (Technikum), Düsseldorf Wie: Moderiertes Live-Event mit Einspielern, digital übertragen, Beteiligung der Gäste über FeedBeat Wer (Reihenfolge): Max Schumacher, Hauptgeschäftsführer BDG, Judith Schulte-Loh, Mode- ratorin, Siegfried Russwurm, BDI-Präsident, Clemens Küpper, BDG-Präsident, Otto Fricke, haushaltspolitischer Sprecher FDP-Bundestagsfraktion, Prof. Andreas Knie, Forschungsgruppe „Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung“ am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB), Dr. Christiane Heinisch-Grotz, geschäftsführende Gesellschafterin Gießerei Heunisch GmbH, Dr. Ludger Ohm, Ohm & Häner Metallwerk, Mona Neubaur, Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen in NRW, Lukas Maggioni, Fridays for Future, Holger Lösch, stell. Haupt- geschäftsführer BDI, Prof. Wolfram Volk, Lehrstuhl für Umformtechnik und Gießereiwesen utg TU München/Garching Was: Begrüßung/Abschlussgespräch (Schumacher, Schulte-Loh), Rede „Die Zukunft der deut- schen GießereiIndustrie“ (Küpper), Impulsvortrag „Rahmenbedingungen Mittelstand“ (Fricke) und „Energiewende & Klimaschutz“ (Neubaur), Dialogrunde Mittelstand (Fricke/Küpper), Panel- diskussion „Wie kann die GießereiIndustrie die Klimaziele erreichen?“ (HeunischGrotz, Ohm, Maggioni, Neubaur, Lösch), Wissenschaftlicher Vortrag (Volk), BranchenImagefilm „Wir“ und Video-Einspieler (Thieme, Vogt, Wöller) Weitere Informationen: www.guss.de zehn Cent je Kilowattstunde liegt – ein Wettbe- der Klimaneutralität mitmacht, wird eine deut- werbsnachteil für die deutsche Industrie. liche Reduktion der Umlage bekommen. Im Gegenzug bezeichnete Dr. Ohm den bereits Zusage für Investitionsförderung hohen Anteil von erneuerbaren Energien im Strommix als ermutigenden Schritt in die rich- Neubaur gab sich in der Folge konziliant, tige Richtung. gestand Fehler im Erneuerbare-Energien- Dr. Heunisch-Grotz reichte das nicht: Ihr Gesetz ein und würdigte den Induktionsofen- fehlte es an Planungssicherheit, zudem machte betrieb bei Ohm & Häner. „Es passiert ja schon sie deutlich, dass die Produktion in der Tsche- viel“, so die Politikerin. Ihr Angebot: Wer bei chischen Republik um 25 Prozent billiger ist. „Nicht alle sind bereit, den Preis zu zahlen“, so die Unternehmerin und zielte damit auf die Gefahr einer Abwanderung von Industriebe- trieben ab. Auch der BDG arbeitet an diesem eminent wichtigen Thema. Nötig sind unter anderem kalkulierbare und wettbewerbsfähige Industriestrompreise. Ansonsten wird die Gefahr einer Schwächung des industriellen Mittelstandes sehr schnell real. Was auch BDI-Mann Lösch unterstrich: „Mit einer geschwächten Industrie kommen wir nir- gendwohin“, betonte er. „Politik hat doch das Recht zu sagen, macht euch auf den Weg. Ich glaube, es ist richtig, Anreize zu setzen und Investitionen für Transformationsprozesse ein- zufordern – die Gießereibranche profitiert ja auch davon“, entgegnete Neubaur. BDG report 02/202121 Haupttexte_Piterek_Vogt neu.indd 21 12.07.2021 15:00:16
Titelthema | Zukunftstag auf Abitur und Studium. Da ist vieles schiefge- laufen.“ Sorgen im Chat: Stromverfügbarkeit und Stromtrasse Im Chat hatten sich viele Zuschauer skeptisch gezeigt, wie die Klimaneutralität mit den der- zeitigen Mitteln gestemmt werden kann. Wo soll der Strom herkommen, wie sollen die Stromtrassen realisiert werden, lauteten die Fra- gen. Einig waren sich die Teilnehmer, dass Elek- trifizierung der Königsweg ist und Wasserstoff eine mögliche Lösung für den Schmelzbetrieb der Zukunft sein kann. „Die generelle Akzep- tanz ist doch da. Um Windräder zu realisieren – besonders in Bayern – müsse Bürgerbeteili- gung umgesetzt werden“, so Lukas Maggioni zum Ausbau der Windenergie. Neubaur verwies auf die Bundestagswahl im September. „Ich Ein Aspekt der merke: „Wir wollen erneuerbare Energie. Hel- fen Sie uns dabei“, bat sie um Unterstützung aus Paneldiskussion: Der vierte im Diskus- der Branche. Ein schnellerer Ausbau der Wind- der durch Verren- sionskreis, Lukas Mag- energie könne durch die Beteiligung von Bür- tung drohende gioni von Fridays for gern durch Windbausparverträge erfolgen, Fachkräftemangel Future, bekam anschlie- sagte sie. ßend die Gelegenheit zu in Deutschland seinem ausführlichen Klares Konzept muss her Statement. Wie er die Diskussion um Klimaschutz In den Schlussworten wurden Forderungen, aber einschätze, wollte Moderatorin auch Zuversicht geäußert. Dr. Ohm forderte eine Judith Schulte-Loh nun von ihm wissen. neue Bundesregierung auf, die Trasse anzupa- „Die Diskussion geht in die richtige Richtung, cken. Dr. Heunisch-Grotz charakterisierte die kommt nur 20 Jahre zu spät. Klimaneutralität Gießereibranche als innovativ und entwick- für 2045 anzupeilen ist eigentlich auch nicht lungsfähig. Viel Kreativität werde sich entwi- schnell genug“, so die Einschätzung des jungen ckeln, für die viele Investitionen erforderlich Aktivisten. seien, so ihr Resümee. Lösch erneuerte seine Hoffnung auf Einigungen auf internationaler Fachkräfte werden knapp Ebene zur Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit und kündigte an: „Der Dialog über das ,wie‘ darf Während sich BDG-Umweltreferentin Elke scharf und kritisch sein.“ Neubaur erneuerte ihr Radtke für das Einbringen von Zuschauerfra- Angebot zur Investitionsförderung und sicher- gen in Stellung brachte, widmete sich die Run- te zu, dass die Deindustrialisierung angesichts de abschließend dem Thema Fachkräfte. Dr. der Bemühungen der Branche ausbleiben wer- Ohm äußerte sich als erster zu dem Thema: acht de. So unterschiedlich die Positionen auch bis zehn Millionen Menschen würden in waren, Maggioni sagte schließlich, was wohl die Deutschland in den nächsten Jahren in den meisten in der Runde und am Rechner unter- Ruhestand gehen, in seinem Unternehmen streichen konnten: „Die Entscheidungen wer- arbeiteten Menschen aus vielen Ländern „ohne den jetzt getroffen. Wir haben lose Brainstor- die wir nicht weiterexistieren können“. Er for- ming-Ideen. Da muss jetzt ein klares Konzept derte die Politik dazu auf, die Bedingungen für stehen!“ die Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer sicherzustellen. Bestätigung erhielt er von Christiane Heunisch-Grotz: „Bei uns arbeiten Menschen aus 19 Nationen.“ Das Anwerben von Fachkräften sei in Deutschland schwierig, in der Tschechischen Republik noch schwieriger. Ihre Überzeugung: „Wir konzentrieren uns zu stark 22 BDG report 02/2021 Haupttexte_Piterek_Vogt neu.indd 22 12.07.2021 15:00:16
Vision Mobilitätsgesellschaft der Zukunft Die Alternative zum Auto ist das bessere Auto, das sich nicht mehr im Privatbesitz des Nutzers befindet und mithilfe der Digitalisierung ganz neue Strukturen für den Verkehr von morgen ermöglicht – das sind die Thesen von Mobilitätsforscher Prof. Dr. Andreas Knie in seinem Vortrag auf dem Zukunftstag. D er Sozialwissenschaftler ist einer der Weiter führt er an, dass Wirtschaft und Gesell- Leiter der Forschungsgruppe „Digitale schaft seit fast 100 Jahren rund um das Ver- Mobilität und gesellschaftliche Diffe- kehrsmittel Auto konzipiert seien – angefangen Ein Auto steht fast 95 % renzierung“ am Wissenschaftszentrum Berlin beim priorisierten Verkehrswegebau und dem für Sozialforschung (WZB). Knie stellte seinen Vorrang des Autos in der Straßenverkehrsord- Thesen erst einmal eine Reihe Zahlen und Fak- nung über besondere Förderungen Mitte des ten zur Mobilität in Deutschland voran: letzten Jahrhunderts bis hin zu dem Privileg, es > Noch immer ist der gesamte Verkehr für auf öffentlichen Straßen überall abstellen zu seiner Zeit. Fährt es, rund ein Drittel der CO2-Emissionen verant- dürfen. Es gäbe keine gesetzlichen Regelungen, ist es statistisch mit nur wortlich, eine Reduktion in den letzten Jah- welche die Attraktivität des Autos einschränken einer Person besetzt. ren ist praktisch nicht gelungen würden. Noch immer ist für die OECD die Zahl > Der Autoverkehr verursacht pro Jahr Kosten der zugelassenen Pkw ein Wohlstandsindikator. von 110 Mrd. Euro (Quelle: EU) Das Auto hat es in Deutschland ermöglicht, Fotos: WZB gGmbH, AdobeStock > Es gibt 48 Mio. Verbrenner-Pkw, aber nur mehr Fläche zu erschließen – schließlich zählen 333 000 BEV und 40 000 Ladepunkte 60 bis 65 % in unserem Land zum ländlichen > Jeden Tag werden rund 22 Hektar für Ver- Raum – und so Wohnen und Arbeiten zu tren- kehrsflächen versiegelt nen. Die Kehrseite ist, dass nun viele Orte zu > Ein Auto steht 94,8 % seiner Zeit, fährt es, reinen Schlafstätten werden, in denen Läden ist es statistisch mit nur einer Person besetzt. und Kneipen „dicht“ machen. Die Pendelgesell- BDG report 02/202123 BZT_02 30 Knie.indd 23 12.07.2021 15:06:00
Titelthema | Zukunftstag Die Pendelgesellschaft steckt in einer durch die Priorisierung des Autos schaft stecke daher, so Knie, in einer durch die Priorisierung des Autos selbst gestellten Falle. selbst gestellten Falle Corona hat Umdenken eingeleitet Die Corona-Pandemie erforderte dann ein kurzfristiges Umdenken, mit dem Ergebnis, dass die Verkehrsleistung nur noch rund 66 % im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr betrug. Für mehr als 40 % der sozialversicherungspflichti- gen Arbeitsplätze plus Freiberufler war es auf- morgen möglich ist. Sein Credo: Die einzige grund der neuen Situation plötzlich möglich, Alternative zum Auto ist das „bessere“ Auto, das zeit- und ortsflexibel zu arbeiten, sodass Knie die maximale Flexibilität ohne ein permanentes prognostiziert, dass sich auch in Zukunft die Vorhalten eines eigenen Fahrzeugs verspricht. arbeitsbedingt zurückgelegten Strecken (Pen- Er fordert die Gesellschaft auf, zu überlegen, deln, Dienstreisen) verringern werden. ob jeder ein eigenes Auto haben müsse und wie Aber Corona hat auch die Zusammenset- es möglich wäre, die Belegungsdichte beim Ein- zung der gewählten Verkehrsmittel verändert: satz zu erhöhen. Die Digitalisierung stellt seiner So werden mehr Wege zu Fuß zurückgelegt Ansicht nach mithilfe des Smartphones jedem (ca. 30 %), auch das Fahrrad hat gewonnen eine Privatsphäre auch im öffentlichen Raum zur (12 %), obwohl hier die Verkehrspolitik mehr Verfügung, sodass Privates, aber auch Arbeit symbolisch sei und sich dessen Nutzung mehr unterwegs möglich sei. Also bräuchte niemand in den Kernstädten konzentriere. Der ÖPV ist mehr einen eigenen Raum um sich herum, d. h. von 16 % auf 8 % gesunken, sodass das Auto kein eigenes Auto. Um den Privatbesitz vom Auto seinen Anteil mit rund 50 % noch einmal erhö- zu lösen, aber trotzdem mobil zu sein, propagiert hen konnte, was Knie natürlich bedauerte. er On-Demand-Shuttles, die anfangs bemannt, später autonom Fahrgäste entweder von Tür zu Das „bessere“ Auto Tür oder zu größeren Verkehrsknotenpunkten befördern sollen. Als Beleg, dass dies funktioniert, Knie stellte die Forderung, dass in der Klima- führte er Städte in den USA und China an und krise im Kampf um bessere Lebensgrundlagen berichtete von einem Pilotprojekt in Paderborn, alles getan werden müsse – koste es, was es das so ein Konzept umsetzen soll. wolle. Er fragte dann, ob Deutschland die Kraft Als Problem erkennt Knie, dass ein Akteur hat, sich dafür aus bisherigen Denkmustern und fehlt, der dieses Konzept umsetzen könne. Den Strukturen zu lösen. Aber auch dem Berliner ÖPV sieht er hier nicht, da dieser nicht unter- Knie ist klar, dass ein Umstieg auf Bus und Bahn nehmerisch aufgestellt sei und nur in Fahrplä- gerade im ländlichen Raum nicht von heute auf nen denken könne. Auch die deutsche Auto 24 BDG report 02/2021 BZT_02 30 Knie.indd 24 12.07.2021 15:06:03
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