Betriebs-übergabe - Report (+) PLUS

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05    Ausgabe 2019
                                                                                  16. Jahrgang

                     betriebs-
                     übergabe
                     Die Regelung der Nachfolge ist für jedes
                     Unternehmen eine kritische Angelegenheit –
                     egal ob sie innerhalb der Familie oder an
                     Außenstehende erfolgt.

                24                                 30                             34
Datenschutz                      E-Mobility                           cool stuff
Ein Jahr DSGVO – was zeigt die   Was sich in Österreich und im Rest   Alles, was schön ist und Spaß
Praxis?                          Europas tut.                         macht – Outdoor-Special.
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Ein Wort vom                              REport Plus das unabhängige Wirtschaftsmagazin

        Al fon s F l ats ch e r                kopf des monats. IFN-Chefin Anette                             Report(+)plus-umfrage. War die
                            Herausgeber   4    Klinger ist WU-Managerin 2019.                          10     Aufregung um die DSGVO übertrieben?

Kurz & Brüssel
      Wer zwei Koalitionen innerhalb
 >    von zwei Jahren in die Luft
sprengt, darf sich nicht wundern,
wenn er am Ende ohne Mehrheit im
Parlament dasteht. Das tut nur
jemand, der entweder das Spiel nicht
beherrscht oder schlicht und einfach                                                                                                                              3
ein ganz anderes Spiel spielt.
   Die Frage, wie es in Österreich wei-
tergeht und welche Koalitionen er bil-
den kann, könnte für Sebastian Kurz
aber völlig irrelevant sein. Bis dahin
will er längst nach Brüssel entschwun-
                                           12                                                         24
                                           die zügel weitergeben                                        Ein Jahr DSGVO
den sein – und zwar als Kommissions-
präsident. Der Ballhausplatz ist nur       Die rechtlichen und wirtschaftlichen                         Die Datenschutzgrundverordnung ist
eine Zwischenstation. Der Präsident        Fragen einer Betriebsübergabe sind oft                       seit einem Jahr in Kraft. Report(+)PLUS
                                           leichter geklärt als die persönlichen.                       zieht Bilanz.
der Europäischen Kommission wird in
der Regel aus der Riege der ehemali-
gen Regierungschefs besetzt.                     E-Mail aus Übersee. Bauen verbin-                            »Einfachere Ladeinfrastruktur.«
   Kurz hat jetzt die erste Möglich-      08     det. Vielleicht.                                     32      Ute Teufelberger im Interview.
keit ergriffen, um loszuwerden, was
seine Brüssel-Pläne völlig unmöglich             »Man muss mental stark sein.« Ivica                          Cool Stuff. Was schön ist und Spaß
                                          18     Vastic im Interview.                                 34      macht – das Outdoor-Special.
gemacht hätte: den strengen Geruch
der Rechtspopulisten. Als Chef einer             Ein Thema, das alle betrifft. Nachle-                        Mitten im Achten. Das Fleming’s Se-
Regierung mit der im europäischen         22     se zum Rohstoffsymposium 2019.
                                                                                                      36      lection Hotel setzt auf Nachhaltigkeit.
Abseits stehenden FPÖ wäre der
europäische Aufstieg bestenfalls ein             Elektromobilität. Was sich in Öster-                         Satire. Am Limit. Ein Lamento von
                                          30     reich und im Rest Europas tut.                       38      Rainer Sigl.
ambitionierter Traum geblieben.
   Jetzt erntet er Applaus aus Berlin
und Paris und wird als Drachentöter
gefeiert. Als die FPÖ-Minister ihre              IMPRESSUM
Sachen packten, um die Büros zu                  Her­­aus­­ge­­ber/Chefredakteur: Dr. Al­­fons Flat­­scher [flatscher@report.at] ­­Verlagsleitung: Mag.
räumen, rief er sie an und bedankte              Gerda Platzer [platzer@report.at) Chef vom Dienst: Mag. Bernd Affenzeller [affenzeller@
sich für die gute Zusammenarbeit.                report.at] ­­Re­­dak­­ti­­on: Mag. Angela Heissenberger [heissenberger@report.at], Martin Szelgrad
Vielleicht werde man ja nach der Wahl            [szelgrad@report.at] AutorInnen: Valerie Hagmann, Mag. Karin Legat, Mag. Rainer Sigl
                                                 Lay­­out: Report Media LLC Produktion: Report Media LLC, Mag. Rainer Sigl Druck: Styria
das Projekt fortsetzen, sagte er.
                                                 Me­­dien­­in­­ha­­ber: Re­­port Ver­­lag GmbH & Co KG, Lienfeldergasse 58/3, A-1160 Wien
   Als Rückversicherung, für den Fall            Te­­le­­fon: (01) 902 99-0 Fax: (01) 902 99-37 E-Mail: office@report.at
dass er mit seiner geheimen Brüssel-             Web: www.re­­port.at
Agenda einen Bauchfleck landet.

                                                                                                                        www.report.at             05 - 2019   >
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                                           Was brisant ist und
                                           was sie wissen mÜssen

        kurz
                Zitiert
                »Der Brexit wird
             niemanden, der gut
                  vorbereitet ist,
                komplett aus der
                  Bahn werfen.«
              Finanzprofis haben den
          möglichen Austritt längst am
                Radar, meint Christian
                    Nemeth, Zürcher
            Kantonalbank Österreich,

          »Es gibt kein Wunder-
            mittel zur Beeinflus-            Kopf des Monats
           sung von Konsumen-
          ten. Es geht immer um
           Relevanz und Glaub-              fest in
4
                     würdigkeit.«
              Integral-Geschäftsführer
             Bertram Barth stimmt die
                                            familienhand
                Selbstinszenierung von
             Influencern nachdenklich.      Seit 20 Jahren leitet Anette Klinger in dritter Generation die
                                            international tätige IFN-Unternehmensgruppe, die vor allem für
          »Best Ager sind erheb-            die Marke Internorm bekannt ist. Nun wurde die Unternehmerin
            lich zufriedener und            als »WU Managerin des Jahres 2019« ausgezeichnet.
          motivierter als alle an-          VON ANGELA HEISSENBERGER

          deren Altersgruppen.«
           ArbeitnehmerInnen über 50
          sind wichtige Leistungsträge-
                                             >    1997 überreichte Eduard Klinger
                                                  jun. bei der Weihnachtsfeier seiner
                                                                                           system, das den Ansprüchen der Kunden
                                                                                           nach wartungsfreien Holzfenstern ge-
         rInnen, meint Ingrid Rattinger,    Nichte symbolisch den Firmenschlüssel.         recht wird. Die Expansion nach Osteuro-
              Managing Partner bei EY       Anette Klinger war damals gerade 28 und        pa erlebte Eduard Klinger nicht mehr mit.
                            Österreich.
                                            hatte ihr Studium der Handelswissen-              2002 wurde das Internationale Fen-
                                            schaften abgeschlossen. »Die Nachfolge         sternetzwerk IFN als Dachgesellschaft
             »Die dauernde Be-              im Familienunternehmen anzutreten,             für spezialisierte Unternehmen gegrün-
                schäftigung mit             war die bisher mutigste Entscheidung,          det, um Wissenstransfer und Innovatio-
         Awards zwingt dich, im             die ich jemals fällen musste, ist diese doch   nen voranzutreiben. Zukäufe u.a. in der
           Training zu bleiben.«            mit einer enormen Verantwortung ver-           Slowakei, die Beteiligung am dänischen
         Neue Trends und Technologi-        bunden«, erinnert sich die Unternehme-         Fensterhersteller Kastrup und der Markt-
         en halten ganz schön auf Trab,
           findet Serviceplan-Manager       rin. Gemeinsam mit ihren Cousins Chris-        eintritt in Skandinavien folgten. Anette
                     Vincent Schmidlin.     tian Klinger und Stephan Kubinger              Klinger steht als Geschäftsführerin der
                                            zeichnet sie seither für die Geschicke des     IFN Beteiligungs GmbH, angesiedelt in
            »Mein ganzes Leben              Konzerns verantwortlich.                       der neuen Konzernzentrale in Traun,
           war so etwas wie ein                Der Ursprung des Unternehmens geht          3.680 MitarbeiterInnen vor. 2018 erziel-
                                            auf eine 1931 von Eduard Klinger sen. ge-      te das Unternehmen 546 Millionen Euro
             Spiel. Ich bin immer
                                            gründete Bau- und Konstruktionsschlos-         Umsatz. Die Managerin will vor allem
           Risiken eingegangen,             serei zurück. Ab 1966 erzeugte der Lin-        Frauen ermutigen, sich Führungspositio-
                                                                                                                                       Fotos: Internorm

             da brauche ich kein            zer Betrieb unter der Marke »Internorm«        nen zuzutrauen: »Niemand ist als Exper-
                     Glücksspiel.«          Kunststofffenster. 1997 entwickelte die        te geboren. Man lernt nur durch Versuch
              In memoriam Niki Lauda.       Firma ein neuartiges Holz/Alu-Fenster-         und Erfolg oder Versuch und Irrtum.«

    >   05 - 2019   www.report.at
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                                                                     AKUT       >
                                                                                                   Der Servomotor AM8000
                                                                                                   integriert das Feedbacksignal
                                                                                                   in das Standard-Motorkabel.

               Franz Weis, Comgest: »Keine kurzfristigen Wetten mit hoher
               Fehlerwahrscheinlichkeit.«

               Langfristige
               Investments
               Die Fondsgesellschaft Comgest wählt ihr
               Portfolio nicht nach politischen oder makro-                                        www.beckhoff.at/AM8000
               ökonomischen Faktoren, sondern setzt auf
                                                                                                   Mit der Beckhoff „One Cable Technology“ (OCT) lassen sich Material-
               nachhaltige Wertschöpfung.                                                          und Inbetriebnahmekosten deutlich reduzieren: Die neuen Servomo-
                                                                                                   toren AM8000 kombinieren Power- und Feedbacksignale in einem
                >     »Vertrauen Anleger weiterhin auf europäi-
                      sche Aktien?« Dieser Frage ging die internatio-
                                                                                                   Standard-Motorkabel. Damit sind sie ideal zur Konstruktion kompakter
                                                                                                   und leichter Maschinen geeignet. Die AM8000-Serie verfügt über
               nale Fondsgesellschaft Comgest im Mai bei einer
                                                                                                   ein optimales Verhältnis von Dreh- zu Trägheitsmoment sowie hohe
               Veranstaltung in Wien nach. »Die politische und
                                                                                                   Energieeffizienz und niedrige Lifecycle-Kosten. Die Entwicklung und
               wirtschaftliche Lage in Europa bleibt höchst unsi-
                                                                                                   Produktion in Deutschland garantiert – neben hoher Verfügbarkeit
               cher«, kann Franz Weis, Portfoliomanager und
                                                                                                   und Flexibilität – eine konstant hohe Qualität:
               Teamleiter Europa-Aktien bei Comgest, vorerst keine
                                                                                                      6 Baugrößen mit einem Stillstandsdrehmoment von 0,5 – 90 Nm
               Entwarnung für Störgeräusche auf den Märkten
                                                                                                      Geringe Verlustleistung durch neues Wicklungskonzept
               geben. Unternehmen, die in den Comgest-Fonds
                                                                                                      und Statorvollverguss
               vertreten sind, erwarten für 2019 trotz der gesamt-
                                                                                                      Bis zu 5-fache Überlastfähigkeit
               wirtschaftlichen Herausforderungen ein stabiles
                                                                                                      Bis zu 50 % höhere Kugellagerbelastung
               Gewinnwachstum von 7 bis 8 %, vielfach sogar im
                                                                                                      50 % längere Betriebsdauer (30.000 h)
               zweistelligen Bereich.
                                                                                                      Pulverbeschichtetes Gehäuse
                  »Wir halten nach Geschäftsmodellen mit über-
                                                                                                      Integrierter Temperatursensor
               durchschnittlicher Vorhersehbarkeit Ausschau«,
                                                                                                      Elektronisches Typenschild
               erklärte Weis. Beispiele für nachhaltige Wachstums-
                                                                                                      Energiesparende, spielfreie Permanentmagnet-Haltebremse
               treiber sind etwa Ambu, ein dänischer Anbieter
               von Einwegprodukten für Krankenhäuser, oder das
               Schweizer Unternehmen Straumann, Weltmarktfüh-
               rer bei Zahnimplantaten. Auch Amadeus aus Spa-
               nien, Technologieführer für Flugbuchungssysteme,
               gewinnt stetig Marktanteile.
                  Die Auswahl der Unternehmen erfolgt nach stren-
               gen Qualitätskriterien. Titel, die z.B. durch Änderung
               des Geschäftsmodells oder Wechsel im Management
Foto comgest

               nicht mehr den Erwartungen entsprechen, werden
               verkauft oder reduziert.

                                               www.report.at        05 - 2019   >
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>         AKUT

                                                                                                             Kreislauf
        buchTIpp
                                                                                                             Nachhaltige Tuben
        Mit Herz und
                                          Daniela Chirkova: »Viele Banken
        Seele                             stehen vor einer strategischen
                                                                                                             Pünktlich zum Start der Grill-
                                                                                                             saison ließ der österreichi-
                                          Transformation.«
                     > Es sind nie ge-                                                                       sche Senfproduzent Mautner
                     hörte Berufsbe-                                                                         Markhof seine Verpackungen
                     zeichnungen, die                                                                        von den Circular-Design-Ex-
                     beim Lesen die-                                                                         pertInnen der Altstoff Recy-
                     ses wunderschön                                                                         cling Austria (ARA) hinsicht-
                     gestalteten Bu-                                                                         lich     Ressourcenschonung
                     ches Staunen ma-                                                                        untersuchen.       »Mindestens
                     chen: Federkiel-                                                                        ebenso wichtig wie ›Design
         sticker, Steinkugel-Mahler                                                                          for Recycling‹ ist ›Design from
         oder Zuckerbläser. Sie be-                                                                          Recycling‹, um den Einsatz
         herrschen ein Handwerk,                                                                             von Recyclingmaterial signi-
         das langsam in Vergessen-                                                                           fikant zu steigern – und das
         heit gerät. Manche zählen                                                                           bei voller Funktionalität und
         zu den letzten VertreterIn-                                                                         Attraktivität der Verpackung«,
         nen ihrer Zunft, wie der                                                                            sagt ARA-Vorstand Christoph
         Kupferstecher         Thomas
         Schmidt oder Margarethe
                                         Bankeninsel der                                                     Scharff.
                                                                                                             Überprüft wurde das Verhal-
         und Franz Mörzinger, die
         eine Waldviertler Papier-
                                         Seligen                                                             ten der Verpackung im auto-
                                                                                                             matischen Sortierprozess, die
         mühle am Leben erhalten.        Die heimischen Banken verzeichnen noch Gewinne.                     stoffliche Verwertbarkeit der
                                                                                                             Materialien sowie mögliche
6        Oftmals liegen interessan-      Das Filialsterben ist aber nicht mehr aufzuhalten.
                                                                                                             Verbesserungen zur Ressour-
         te Lebenswege hinter den
         Protagonisten. So verzich-      >     Trotz steigender Erträge schrumpft das Filialnetz der
                                               Banken jährlich um zwei bis drei Prozent, auch die Mitar-
                                                                                                             censchonung.
                                                                                                             Schon jetzt beträgt die durch-
         tete die Juristin Barbara
                                         beiterzahl sinkt. Der »Retail Banking Radar« der Management-        schnittliche Recyclingfähig-
         Schmidt auf die Karriere
         und webt seither Teppiche.      beratung A.T. Kearney weist zwar ein Allzeithoch bei den Ge-
         Unzählige Arbeitsstunden        winnen auf, dieses ist jedoch auf das positive wirtschaftliche
         und Handgriffe sind nötig,      Umfeld und die geringeren Risikokosten zurückzuführen. Die
         bis ein Werkstück entsteht      Erträge stagnieren oder entwickeln sich in einigen großen
         – die Mühsal wird in den        Märkten sogar rückläufig.
         Geschichten und Fotos              Die Analyse stützt sich auf die Daten von 92 Privatkunden-
         nachvollziehbar.                banken in 22 europäischen Ländern. Studienautorin Daniela
            Die nostalgische Reise       Chikova, Partner Financial Services bei A.T. Kearney Österreich,
         beginnt in der Vergangen-       zieht eine durchwachsene Bilanz: »Der Bankensektor ist heute
         heit, doch sie führt in die     stärker als vor zehn Jahren, aber stagniert, was Profitabilität
         Zukunft. Denn unter den         und Kosteneffizienz betrifft. Viele Banken stehen vor einer stra-
         Porträtierten sind auch ei-     tegischen Transformation.« Seit der Krise mussten europaweit
         nige junge Menschen, die        24,6 % der Banken schließen. In den nordischen Ländern ver-
         ihr Handwerk als ihre Beru-     schwand bereits jede zweite Filiale. Diese Marktkonsolidierung
         fung sehen, obwohl es nicht     werde sich weiter fortsetzen, so Chikova: »Jede zehnte Bank         Jürgen Brettschneider, Mautner
                                         wird in den nächsten fünf Jahren schließen.«                        Markhof, freut sich über eine
         immer »goldenen« Boden                                                                              Recyclingfähigkeit von 80 % und
         hat. Ein faszinierender Ein-       In Österreich stellt sich dieses Szenario noch weniger dra-
                                                                                                             will weiter optimieren.
         blick, ein Plädoyer gegen die   matisch dar. Mit einem Ertragsplus von 7,2 % sind die heimi-
         Wegwerfgesellschaft – ab-       schen Banken einer der wenigen Ausreißer des Trends. Chikova        keit der Aluminium-tuben von
         solut lesenswert.               spricht von einer »Bankeninsel der Seligen« in Österreich, aller-   Mautner Markhof rund 80 %,
                                         dings sei die Situation trügerisch. Bisher habe nur die Bawag       zeigt sich Jürgen Brettschnei-
                                                                                                                                               Fotos: Konstantin Reyer, AT Kearne

         > Achim Schneyder: Das          ihre Kostenstruktur verbessert. Dazu komme die wachsende            der, Geschäftsführer von
         große Buch vom Handwerk.        Konkurrenz durch »Neobanken« wie Revolut, Monzo oder das            Mautner Markhof, erfreut:
         Fast vergessen, neu entdeckt    österreichische Start-up N26: »In den nächsten fünf Jahren          »Nun werden alle ausgear-
         Servus Verlag 2018              werden 50 bis 85 Millionen Kunden zu Neobanken wechseln.            beiteten Optimierungsmög-
         ISBN: 978-3-710-40170-1         Um im Privatkundengeschäft bestehen zu können, müssen sich          lichkeiten geprüft. Eine kleine
                                         traditionelle Banken den vielfältigen, neuen Bankangeboten auf      Steigerung könnte noch mög-
                                         dem Markt stellen.«                                                 lich sein.«

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                                                Nische mit »viel Potenzial«                                                                            Technologie
                                                Der österreichische E-Government- und Cloud-Dienstleister Fabasoft
                                                erwirbt die Mehrheit an dem deutschen Softwarespezialisten Xpublisher                                  Startschuss  für
                                                                                                                                                       Chip-Forschung
                                                mit dem Ziel, Publishing- und Cloud-Werkzeuge sicher zu verknüpfen.
                                                      Fabasoft hat einen Kauf- und Beteili-                                                            26 Partner aus neun Ländern
                                                >     gungsvertrag über den Erwerb von 60 %                                                            forschen unter der Leitung
                                                der Geschäftsanteile an dem Münchner Unter-                                                            von Infineon Austria in den
                                                nehmen Xpublisher abgeschlossen. Die Fa-                                                               kommenden drei Jahren an
                                                basoft-Manager Helmut Fallmann und Walter                                                              der nächsten Energiespar-
                                                Schill wollen die Xpublisher-Geschäftsführung                                                          chip-Generation     basierend
                                                                                                                                                       auf dem neuen Halbleiter-
                                                beratend unterstützen sowie das Unterneh-
                                                                                                                                                       material Galliumnitrid (GaN).
                                                men mit entsprechend finanziellem Back-
                                                                                                                                                       Dieses Material kann Strom
                                                ground auf eine europäische Cloud-Ebene hie-
                                                                                                                                                       weitaus effizienter wandeln
                                                ven, betont Fabasoft-Gründer Fallmann
                                                                                                                                                       als bisher, wodurch der CO2-
                                                gegenüber dem Report. Die Xpublisher-
                                                                                                                                                       Fußabdruck deutlich mini-
                                                Gesellschafter rund um CEO Matthias Kraus
                                                                                                                                                       miert wird.
                                                halten weiterhin 40 % der Unternehmensan-
                                                                                                 Helmut Fallmann geht mit Fabasoft eine strategische   Ziel ist es, diese Leistungs-
                                                teile und werden die Expansion des Soft-                                                               halbleiter zu wettbewerbsfä-
                                                                                                 Mehrheitsbeteiligung bei dem deutschen Crossmedia-
                                                warespezialisten in Europa und Nordamerika       Spezialisten Xpublisher ein.                          higen Kosten für eine Vielzahl
                                                vorantreiben.                                                                                          von Anwendungen bereitzu-
                                                   Xpublisher hat im Jahr 2018 mit rund 25       Cloud-Plattform angeboten. »Damit wird für            stellen. »Neue Materialien
                                                Mitarbeitern einen Umsatz von 1,7 Mio. Euro      Teams die gemeinsame Arbeit an Inhalten auch          und effiziente Chiplösungen
                                                erwirtschaftet. Das Unternehmen ist auf          mit allen Vorgaben von Compliance und Gover-          spielen dabei eine Schlüssel-
                                                durchgängige Publishing-Werkzeuge für Print      nance möglich«, sieht der Fabasoft-Manager            rolle«, erklärt Sabine Her-
                                                und Online spezialisiert. Man fokussiert damit   die deutsch-österreichische Zusammenarbeit            litschka, Vorstandsvorsitzen-
                                                auf Verlagshäuser, Inhalte effizient und ohne    als Alternative zu den Collaboration-Sets der                                                7
                                                                                                                                                       de der Infineon Technologies
                                                Medienbrüche in unterschiedlichen Vertriebs-     US-dominierten Anbieterszene wie beispiels-           Austria AG. »Wir bündeln die
                                                kanälen zu publizieren.                          weise Google. Zudem soll künftig die Such-            Kräfte sowohl inhaltlich wie
                                                   Der browserbasierte XML-Editor »Xeditor«      maschinen-Technologie der Fabasoft-Tochter            auch finanziell.«
                                                soll nun in die Produktpalette der E-Govern-     Mindbreeze weitere Funktionalitäten für Xpu-          Mit einem Volumen von 48
                                                ment- und Cloud-Palette der Österreicher         blisher beisteuern. Fallmann spricht von einer        Millionen Euro zählt Ultima-
                                                integriert werden. Gleichzeitig wird das Xpu-    »strategischen Dimension« des Deals der bei-          teGaN zu einem der größten
                                                blisher-Redaktionssystem künftig auch als        den Unternehmen und einer »wunderschönen              europäischen Forschungspro-
                                                Software-as-a-Service auf einer europäischen     Nische mit viel Potenzial«.                           jekte.

                                                 Disruption als treibende Kraft
                                                 Umbrüche und damit verbundene Herausforderungen standen im Mittelpunkt
                                                 der 17. Country Risk Conference von Coface.
                                                       230 Gäste kamen am                                           »Durch disruptive Prozes-
                                                  >    22. Mai ins Novomatic
                                                                                 schließenden     Diskussion
                                                                                 die Macht der Disruption in        se kann Neues entstehen.«          In der Podiumsdiskussion zum
                                                 Forum zur Jahreskonferenz       Frage: »Wenn wir so viele          Franz Schellhorn, Agenda           Thema »Mythos Disruption«
                                                 des Kreditversicherers Co-      angeblich disruptive Ver-          Austria, relativierte: »Die        gingen die Meinungen der
                                                                                                                                                       ExpertInnen auseinander.
                                                 face. Bestseller-Autor Dirk     änderungen haben, warum            Garantie, dass ein neues Pro-
                                                 Müller kam in der Keynote       stehen wir dann vor einer          dukt in zehn Jahren noch re-       mit diesen Risiken deutlich
                                                 gleich auf »die größte Wirt-    Rezession?« Für FoodNotify-        levant ist, gibt es nicht.«        zugenommen. Die finale In-
                                                 schaftskrise aller Zeiten« zu   Gründer Thomas Primus ist             Declan Daly, CEO Co-            spiration lieferte der norwe-
Fotos: Milena Krobath, leadersnet.at/A.Felten

                                                 sprechen und kritisierte die    Disruption ein »natürlicher        face in CEE, nannte als die        gische Wirtschaftsphilosoph
                                                 passive Rolle Europas. Präsi-   Prozess«: »Der Versuch             vier großen Risikofaktoren         Anders Indset: »Wir haben
                                                 dent Trump sitze als Einziger   dagegen anzukämpfen, ist           die politische Situation, das      heute mehr Experten und
                                                 im »Driver's Seat«: »Niemand    ziemlich aussichtslos und          Aufkommen des Protektio-           weniger Antworten. Projekte
                                                 weiß, was er macht.«            kostet Energie.« Christina         nismus, die Auswirkungen           sind die neuen Chefs.« Er er-
                                                    Michael        Tawrowsky,    Wilfinger, Geschäftsführerin       der Technologie und die            mutigte, neue Fragen zu stel-
                                                 Country Manager Coface          von Microsoft Österreich,          globale Verschuldung. Die          len: »Wir brauchen ein ›Why‹
                                                 Austria, stellte in der an-     hob das Positive hervor:           Zahl der Insolvenzen habe          im Leben.«

                                                                                                                                                          www.report.at       05 - 2019   >
Betriebs-übergabe - Report (+) PLUS
>                    aus übersee

        Bauen verbindet.
        Vielleicht...
          Von Alfons Flatscher, New York
                                                             Washington ist paralysiert. Das Klima ist völlig vergif-
                                                             tet, Demokraten fahren schwere Geschütze gegen Prä-
                                                             sident Donald Trump auf. Aber über ein Thema gibt es
                                                             konstruktive Gespräche: die Infrastruktur.

         >
                   Ende April waren die Spitzen der                                  gestellten Mittel und erst dann über die zu
                   Demokratischen Partei zu einem                                    verwirklichenden Projekte geredet wird.
                   seltenen Besuch im Weißen Haus.                                        Prompt kommt Kritik – unter anderem
        Und anders als sonst zeigte sich Nancy Pelosi,                               auch von Mick Mulvaney, dem Stabschef des
        die Sprecherin des Repräsentantenhauses,                                     Präsidenten, der öffentlich erklärte, dass in
        ziemlich angetan: Es sei überraschenderwei-      Woher die zwei              Washington zurzeit jedes Projekt schwierig
        se ein sehr konstruktives Gespräch gewesen.      Billionen kommen            umzusetzen sei und eines dieser Größenord-
        Thema war ein Plan, die darniederliegende                                    nung erst recht.
        US-Infrastruktur zu modernisieren. Straßen,      sollen, steht in den             Über Twitter rüffelte Trump seinen Mit-
        Brücken, Eisenbahnlinien, Flughäfen sind in      Sternen.                    arbeiter: »Natürlich ist der Infrastruktur-Plan
        einem erbärmlichen Zustand. Die Dämme in                                     nicht einfach umzusetzen, vor allem deshalb
8
        New Orleans wurden nach dem katastro-                                        nicht, weil wir in den vergangenen 19 Jahren
        phalen Sturm Kathrina im Jahr 2005 nur not-                                  erstaunliche sieben Billionen im Mittleren
        dürftig repariert und ein großer Teil des                                    Osten ausgegeben haben. Ich bemühe mich
        Stadtgebietes ist immer noch hochgradig ge-                                  ernsthaft um einen überparteilichen Plan …«
        fährdet.                                                                          Der erste Gegner dabei sind die Konser-
            Im Jahr 2012 verwüstete der Sturm San-                                   vativen, die argumentieren, das aus allen Fu-
        dy die Küstengebiete von New Jersey und                                      gen geratene Defizit erlaube keine derartigen
        New York. Bis heute ist die Bahnverbindung                                   Ausgaben – und Steuererhöhungen kämen
        zwischen beiden Bundesstaaten nicht voll-                                    auf keinen Fall infrage. Zumindest nicht,
        ständig wieder instandgesetzt.                                               wenn es um Körperschafts- und Einkom-
            Das Kanalisationssystem in Detroit, die                                  menssteuern geht. Die wurden erst deutlich
        U-Bahn in Los Angeles, der Hudson Tunnel                                     gekürzt und das als großer Erfolg verkauft.
        in New York, der Flughafen in Chicago, der                                   Das sehen die Demokraten natürlich anders
        Verbindungszug am Flughafen LaGuardia,                                       und wollen die erst eingeführten Steuerer-
        das Stromnetz in New England, die Hochge-                                    leichterungen ersatzlos streichen. Ein Kom-
        schwindigkeitsbahnlinien in Texas und zwi-                                   promiss scheint hier schwer möglich.
        schen Las Vegas und Kalifornien stehen ganz                                       Worauf man sich vermutlich rasch eini-
        oben auf der Liste der strategisch dringend                                  gen könnte, hat das Congressional Budget
        notwendigen Projekte.                                                        Office (CBO) aufgezeigt: die Treibstoffsteu-
            Die Experten des Center for American                                     er. Sie liegt im Moment bei fünf Cent pro Li-
        Progress schätzen allein den Investitions-                                   ter Benzin und eine Verdoppelung brachte
        rückstau auf 1,5 Billionen. Das müsste aus-                                  schon einmal rund 500 Milliarden US-Dollar
        gegeben werden, um aufzuholen, was in den                                    über zehn Jahre.
        vergangenen 30 Jahren versäumt wurde. In-                                         Woher die restlichen 1, 5 Billionen kom-
        vestitionen in die Infrastruktur der Zukunft                                 men sollen, steht allerdings in den Sternen.
        gar nicht eingerechnet.                                                      Die beiden Parteien haben sich zu sehr in
            Es muss dringend Geld in die Hand ge-                                    ihren ideologischen Schützengräben ver-
        nommen werden, nur um den Verfall zu                                         schanzt. »Keine neuen Steuern!« ist der
        stoppen. Das wissen alle Seiten.                                             Schlachtruf der Republikaner und die De-
            Zwei Billionen US-Dollar sollen bereit-                                  mokraten erwidern: »Besteuert die Reichen!«
        gestellt werden. Präsident Trump will sich                                        Die Gefahr ist groß, dass in dem Umfeld
                                                                                                                                       Fotos:iStock

        mit den Demokraten auf ein Paket einigen,                                    selbst das absolut Notwendige nicht realisier-
        indem zunächst nur über die zur Verfügung                                    bar ist.                                    n

    >   05 - 2019   www.report.at
Betriebs-übergabe - Report (+) PLUS
Die Fachmedien des Report Verlag informieren:

 IFES-Studie:                                                        Welche der folgenden Informationsquellen haben
                                                                     Entscheider in den letzten zwölf Monaten aus
 Worauf                                                              beruflichen Gründen genutzt?

 Entscheidungsträger
                                                                        Fachzeitschriften Print & digital                           95 %
                                                                        Gedruckte Fachzeitschriften                                 92 %

 vertrauen                                                              Digitale Angebote von Unternehmen
                                                                        Gedruckte Kundenzeitschriften von Unternehmen
                                                                                                                                    80 %
                                                                                                                                    70 %
                                                                        Digitale Angebote von Fachzeitschriften                     69 %
                                                                        Veranstaltungen                                             60 %
Fachmedien haben bei Österreichs Ent-                                   Außendienst-/Vertreterbesuche                               57 %
scheidungsträgern einen ausgezeichne-                                   Fachmessen                                                  48 %
ten Ruf. Sie dienen als seriöse Informati-                            Quelle: IFES Fachzeitschriften-Entscheiderstudie 2018

onsquelle, zeigen aktuelle Trends auf und
liefern Unterstützung bei Investitionsent-                           Informationsquellen, die Neuheiten, Trends und
scheidungen. Zu diesem Ergebnis kommt                                Marktentwicklungen aufzeigen
eine Studie des Instituts für empirische                              Fachzeitschriften Print & digital                             91 %
Sozialforschung IFES.                                                 Gedruckte Fachzeitschriften                                   78 %
                                                                      Digitale Angebote von Fachzeitschriften                       77 %
 Fachzeitschriften sind für Österreichs Entscheider                   Fachmessen                                                    74 %
 eine wesentliche Informationsquelle. Zu diesem                       Veranstaltungen                                               71 %
 Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des renom-                       Digitale Angebote von Unternehmen                             64 %

 mierten Instituts für empirische Sozialforschung                     Kundenzeitschriften von Unternehmen                           61 %
                                                                      Außendienst- und Vertreterbesuche                             58 %
 (IFES) im Auftrag des Österreichischen Zeitschrif-
                                                                      Quelle: IFES Fachzeitschriften-Entscheiderstudie 2018
 ten- und Fachmedienverbands ÖZV. Fachmedien
 halten Entscheider über aktuelle Entwicklungen                      Fachmedien...
 der Branche auf dem Laufenden (96 Prozent) und                        ... nutze ich, um über aktuelle Entwicklungen der Branche      96 %
 werden für ihre ausführliche Berichterstattung und                    am Laufenden zu sein
 Hintergrundinformationen geschätzt (88 Prozent).                      ... schätze ich für ausführliche Berichterstattung und         88 %
 Für 63 Prozent sind Fachmedien für die kontinu-                       Hintergrundinformation

 ierliche Information über Produkte und Anbieter                       ... nutze ich, um neutrale Produktvergleiche und Tests zu      77 %
                                                                       lesen
 wichtig. 49 Prozent der Entscheider setzen bei
                                                                       ... bieten Argumentationen für innerbetriebliche Diskussi-     76 %
 bedeutenden Investitionsentscheidungen auf In-                        onen und Neuerungen
 formationen aus Fachmedien. Sie liefern laut den                    Quelle: IFES Fachzeitschriften-Entscheiderstudie 2018

 Entscheidern Impulse für Kaufentscheidungen (62
 Prozent), zeigen Neuheiten, Trends und Marktent-                    Quellen für glaubwürdige, seriöse Informationen
 wicklungen (91 Prozent), werden als glaubwürdige                     Fachzeitschriften Print & digital                             61 %
 Quellen, die neutrale und seriöse Informationen                      Gedruckte Fachzeitschriften                                   52 %
 liefern (61 Prozent), wahrgenommen, schaffen                         Veranstaltungen                                               52 %
 Markttransparenz (57 Prozent) und stärken die ei-                    Fachmessen                                                    51 %
 gene Fachkompetenz (65 Prozent).                                     Digitale Angebote von Fachzeitschriften                       42 %
                                                                     Digitale Angebote von Unternehmen                             32 %
 Zur Studie: Die Grundgesamtheit der Studie sind 350.000 Ent-
                                                                      Außendienst-/Vertreterbesuche                                 31 %
 scheidungsträger aus der Privat- und Gemeinwirtschaft. Mit einer
 repräsentativen Stichprobe von 500 Entscheidungsträgern wurden im    Gedruckte Kundenzeitschriften von Unternehmen                 29 %
                                                                                                                                             Fotos: iStock

 Frühjahr 2018 telefonische Interviews durchgeführt.                 Quelle: IFES Fachzeitschriften-Entscheiderstudie 2018
Betriebs-übergabe - Report (+) PLUS
>    O-töne

       > die Grosse
         Umfrage

      Ein Jahr
      DSGVO
     Am 25. Mai 2018 trat die Datenschutzgrundverordnung in Kraft. Viele Unternehmen
     befürchteten einen Super-GAU. Die große Bußgeldwelle blieb jedoch aus, in Österreich
     wurden bisher nur wenige Strafen – vorwiegend wegen Videoüberwachung – ausge-
     sprochen. Die französische Datenschutzbehörde CNIL verurteilte Google zur Zah-
     lung von rund 50 Millionen Euro; der Konzern ging in Berufung. Auch wenn sich die
     Aufregung inzwischen gelegt hat, ist die Kritik nicht verstummt. Report(+)PLUS hat
     ExpertInnen um eine erste Bilanz gebeten.

10
      1         War die Aufregung um die DSGVO übertrieben?

                                                   > Ferdinand Pongracz                               > Sylvia Dellantonio
                                                  CIO Artus Unternehmensberatung                     Geschäftsführerin
                                                                                                     willhaben internet service GmbH
                                                      Österreich hatte hinsichtlich des Da-
                                                  tenschutzes eigentlich immer eine »Vor-                Die Verordnung und die intensive
                                                  zugsschüler-Rolle« und war mit den Re-             Berichterstattung hatte den positiven
                                                  gelungen aus dem seit den 70er-Jahren              Effekt, eine breite Masse an Unterneh-
                                                  geltenden Datenschutzgesetz und dem                men, aber auch Konsumenten für das
                                                  Telekommunikationsgesetz sehr bedacht              wichtige (Zukunfts-)Thema Daten-
                                                  auf die Betroffenenrechte im Datenschutz.          schutz und persönliche Daten zu in-
                                                  Die DSGVO hat nun insbesondere durch               teressieren und sensibilisieren. User-
                                                  hohe Strafandrohungen dazu beigetragen,            Zufriedenheit ist für willhaben ein sehr
                                                  dass sich Gewerbetreibende endlich ernst-          hohes Gut. Wir haben daher im Zuge
                                                  haft mit dem Thema auseinandersetzen               der Entwicklungen mit datenschutz.
                                                  und sich genau überlegen, welche Daten             willhaben.at einen eigenen Info-Be-
                                                  sie verarbeiten und wem sie diese weiter-          reich für unsere User eingerichtet, um
                                                  geben. Daher halte ich die Aufregung für           möglichst offen und breit zu informie-
                                                  angemessen.                                        ren.
                                                                                                                                                  Fotos:iStock, luxundlumen, willhaben, dataprivacy

         > Gabriele Davies
         Geschäftsführerin dataprivacy consulting GmbH

             Naja, die Aufregung rund um die DSGVO war, so wie es sich         tiv besetzt ist und die Unternehmer und Unternehmerinnen sich
         rückblickend darstellt, doch ziemlich übertrieben. Vor dem Inkraft-   am liebsten so wenig wie möglich damit befassen wollen. Man kann
         treten der DSGVO im Mai letzten Jahres gab es enorm viel Medi-        auch das Gefühl bekommen, dass das Thema DSGVO in den letz-
         enberichterstattung dazu. Es wurde vielfach Panikmache betrieben      ten Monaten medial nahezu in Vergessenheit geraten ist. Auch von
         und das Schreckgespenst von exorbitant hohen Strafen beschworen.      der Arbeit der Datenschutzbehörde oder von interessanten Fällen,
         Das hat leider dazu geführt, dass das Thema Datenschutz sehr nega-    die bearbeitet werden, hört man kaum etwas.

 >   05- 2019    www.report.at
O-töne         >

2         Welche Schwierigkeiten gab es bei
          der Umsetzung?                                          3           Was sollte verbessert werden?

> Ferdinand Pongracz                                              > Ferdinand Pongracz

    Die höchste Herausforderung besteht hier für Berater und          Im Zeitalter der Digitalisierung und der ansteigenden Auto-
Klienten gleichermaßen darin, den Aufwand für die Maßnahmen       matisierung wird die Verarbeitung und Analyse personenbezo-
möglichst realistisch zu halten und keinesfalls den Kopf in den   genen Daten zu einem zentralen Bestandteil unserer Gesellschaft.
Sand zu stecken. Wir sehen immer wieder, dass es Unternehmer      Nachdem inzwischen die erste DSGVO-Euphorie abgeflaut ist,
gibt, die sich aufgrund der scheinbar überbordenden Aufwände      könnte es passieren, dass die Sorgfalt langsam nachlässt und das
gar nicht mit der Materie auseinandersetzen. Wenn man sich auf    Thema Datenschutz bei innovativen Neuprojekten wieder in
die wesentlichen Punkte konzentriert und ein paar Stunden in-     den Hintergrund gedrängt wird. Hier wäre es wichtig, dass pra-
vestiert, kann man meist mit geringem Aufwand seiner Sorgfalts-   xisorientierte Leitfäden und Werkzeugkästen für Unternehmer
pflicht ausreichend nachgehen.                                    zur Verfügung stehen und weiterhin das Bewusstsein für Daten-
                                                                  schutz hoch gehalten wird.

> Sylvia Dellantonio                                                                 > Sylvia Dellantonio

    Wir wollen unseren Usern alle Serviceleis­                                          Das Thema betrifft eine enorm große und
tungen möglichst schnell und unkompliziert                                          inhomogene Gruppe an Unternehmen. In-
anbieten, die Verordnung verlangt aber recht                                        sofern ist es wichtig, ein entsprechendes Au-
komplexe Schritte. Es war und ist eine inten-                                       genmaß nicht zu verlieren und auch stark zu           11
sive Aufgabe, gute Lösungen zu finden, vor                                          differenzieren. Was für manche Firmen, vor
allem bei der Vielfalt an Nutzungsmöglich-                                          allem internationale Konzerne relativ einfach
keiten auf willhaben. Schwierig war aber auch                                       zu bewältigen ist, kann für andere Betriebe
die Tatsache, dass nicht alles ganz eindeutig                                       einen immensen Mehraufwand – bis hin zur
formuliert und damit großer Interpretations-                                        Existenzbedrohung – bedeuten. Und ich wür-
spielraum gegeben war. Das hat leider viele                                         de mir gern mehr Klarheit in der Ausformu-
leere Kilometer erzeugt.                                                            lierung wünschen.

> Gabriele Davies                                                                              > Gabriele Davies

    Unserer Erfahrung nach zeigten sich bei vielen Ge-                                             Meiner Meinung nach muss
sprächen mit unseren Kunden unterschiedlichste The-                                            es eine kontinuierliche Sensibili-
men bei der Umsetzung. Diese sind natürlich von der                                            sierung zum Datenschutz geben.
Art des Geschäftsfelds, des Umfangs von Datenverar-                                            Die Wichtigkeit und die positive
beitungen sowie zum Beispiel von der Betriebsgröße                                             Grundidee der DSGVO für prak-
abhängig. Schwierig war meist der Einstieg, beginnend                                          tisch jedes Unternehmen in Europa
mit der Erfassung wirklich aller personenbezogenen                                             muss auch betriebsintern präsent
Datenanwendungen im Unternehmen. Hatte man sich                                                bleiben. Mehr Begleitung und in-
einmal aufgerafft, war die Erstellung des Verfahrensver-                                       tensive Aufklärung durch professi-
zeichnisses zum Beispiel mit unserer Webapp datadoku.                                          onelle Kommunikation seitens der
at kaum ein Problem. Auch die Gewährleistung und Um-                                           Datenschutzbehörde wäre wün-
setzung der technischen und organisatorischen Maß-                                             schenswert.
nahmen bis hin zur Datensicherheit, Prozessdefinition
bei Auskunftsbegehren, Löschkonzepten etc. sind doch
wirklich wichtig und müssen konzentriert abgearbei-
tet werden. Viele Fragen und Unklarheiten gab und gibt
es weiterhin bei diversen marketing- und vertriebsrele-
vanten Datenanwendungen. Das wird sich auch nicht so
schnell ändern.

                                                                                                      www.report.at       05 - 2019   >
>    Nachfolge

                                                                                           80 % der österreichischen Unternehmen
                                                                                           befinden sich in Familienbesitz. Nur noch
                                                                                           die Hälfte findet jedoch einen Nachfolger
                                                                                           in der Familie.

12

     Die Zügel
     weitergeben
     Die Betriebsübergabe ist für jedes Unternehmen eine kritische Phase – egal ob sie inner-
     halb der Familie oder an Außenstehende erfolgt. Die rechtlichen und wirtschaftlichen
     Regelungen sind dabei nur eine Seite, die persönliche Ebene geht oft noch tiefer.
     Von Angela Heissenberger

      >
               Gedanken über die Nachfolge in         rend ein besonnener Firmenchef sonst jede         rend früher rund drei Viertel einen Nachfol-
               der Unternehmensleitung verschie-      Entscheidung mit Weitblick trifft, wird ausge-    ger in der Familie fanden, gelingt dies mitt-
               ben viele Eigentümer auf einen un-     rechnet der Weiterbestand des aufgebauten         lerweile nur noch der Hälfte aller Familien-
     bestimmten Zeitpunkt – »wenn es so weit ist«.    Unternehmens dem Zufall überlassen. Ein Pa-       betriebe. Die Kinder wollen nicht mehr in
     Doch Unfälle oder schwere Krankheiten kün-       tentrezept gibt es nicht. Doch wird rechtzeitig   die Fußstapfen der Eltern treten, sondern
     digen sich selten vorher an. Ist es »so weit«,   mit der Planung begonnen, verläuft die Nach-      schlagen oft einen ganz anderen Weg ein. Die
     könnte es gleichzeitig »zu spät« sein für eine   folge in der Regel reibungsloser.                 Elterngeneration ist somit gezwungen, ihr
     geordnete Übergabe. Selbst wenn kein Un-                                                           Lebenswerk an einen externen Nachfolger
     glück eintritt, stehen noch im Pensionsalter     >> Die liebe Familie    05 - 2019   www.report.at
nachfolge               >

                                                                                                     rinnen ins Führungsteam. Ein Familienko-
                                                                                                     dex, der unter partizipativer Beteiligung aller
                                                                                                     Familienmitglieder erstellt wird, schreibt die
                                                                                                     strategische Grundausrichtung, Leitbilder
                                                                                                     und Werte fest, die der Eigentümerfamilie
                                                                                                     wichtig sind. »Familienunternehmen verän-
                                                                                                     dern sich von Generation zu Generation. Die
                                                                                                     zentrale Frage ist: Was nehmen wir uns für
                                                                                                     die Zukunft mit?«, sagt Ludwiger-List. »Ich
                                                                                                     bin überzeugt, dass der Familienkodex eine
                                                                                                     sehr gute Basis für diesen Change-Prozess
                                                                                                     ist.«
                                                                                                          Das Bankhaus Carl Spängler beglei-
                                                                                                     tet seit 15 Jahren Familienunternehmen in
                                                                                                     Übergabeprozessen. Der »Governance Ko-
                                                                                                     dex«, in dem die Familie gemeinsame Wer-
                                                                                                     te und Ziele in einem Regelwerk schriftlich
                                                                                                     festhält, bringt Klarheit, einen strategischen
                                                                                                     Rahmen über die weitere Entwicklung, wirt-
                                                                                                     schaftliche Stabilität sowie Sicherheit in kri-

Theresa Ludwiger-List (re.) holte mit Gabriela Zraunig und Ursula Leinemann zwei familienfremde
Führungskräfte ins Management der List GC.
                                                                                                       Fragen an den/
                                                                                                       die Übergeber
dafür einen ordentlichen Preis zu zahlen«,        Konflikten zudem eine neutrale Position ein-
umreißt Josef Rumpl, Partner bei Uniconsult       nehmen und den Weg zu einer versöhnlichen            n Wann wollen Sie sich zurückzie-
Corporate Finance, die Problematik.               Lösung ebnen.                                        hen?
                                                                                                       n Wen wünschen Sie sich als Nach-               13
    Aber unabhängig davon, ob die Nach-                Drei Interessen gilt es hier zu berücksich-
folge in der Familie erfolgt oder in einen        tigen: Eigentümern, die das Unternehmen              folger?
Verkauf des Unternehmens mündet – die             mit viel Herzblut selbst aufgebaut haben,            n Soll das Unternehmen in der
Übergabe ist meist eine sehr emotionale An-       fällt das Loslassen verständlicherweise nicht        Familie bleiben oder an Dritte
gelegenheit. Spezialisierte Experten stehen       immer leicht. Nachfolger, die neue Pläne ver-        übergeben werden?
den Eigentümern deshalb nicht nur bei be-         wirklichen wollen, fühlen sich in ihrer Tat-         n Haben Sie Vertrauen in ihre/seine
triebswirtschaftlichen Fragen, sondern auch       kraft mitunter gebremst. Nicht zuletzt müs-          Führungsqualitäten?
bei strategischen Entscheidungen und zwi-         sen aber strukturelle Veränderungen an Ge-           n Sind Sie bereit, Ihr Wissen weiter-
schenmenschlichen Aspekten beratend zur           schäftspartner, Lieferanten und Kunden so            zugeben?
                                                  kommuniziert werden, dass diese weiterhin            n Möchten Sie nach der Übergabe
                                                  auf verlässliche, professionelle Geschäftsbe-        weiter im Unternehmen tätig sein?
    Viele Unternehmer ste-                        ziehungen vertrauen.                                 n Ist Ihre Altersvorsorge gesichert?

    hen noch im Pensions-                         >> Werte festgeschrieben
>    nachfolge

     buchTIpp
      Dickes Blut
      > Die österreichische
      Unternehmenslandschaft ist
      stark von Familienunterneh-
      men geprägt. Viele davon
      blicken auf eine langjährige
      Firmengeschichte zurück und
      beeindrucken durch Unterneh-
      mergeist und umfassendes
      Know-how. Doch während die
      Nachfolge innerhalb der
      Familie früher selbstverständ-
      lich war, bröckelt die Bereit-
      schaft der jüngeren Generatio-
      nen, den Betrieb ohne Wenn
      und Aber weiterzuführen,
      zusehends. Der Struktur- und        Durch die plötzliche Erkrankung von Nikolaus Hilscher musste Sohn Sebastian überraschend die Leitung der
      Wertewandel macht auch vor          Overtec GmbH übernehmen. Der eigentliche Übergabeprozess begann erst nach der Genesung des Vaters.
      traditionsreichen Betrieben
      nicht Halt. Die Autoren gehen         tischen Situationen. Überdies hat sich der in       sein Lebensmittelpunkt plötzlich in Attnang-
      in Porträts und Interviews den      der Regel in langen Diskussionen erarbeitete          Puchheim. Zeit für Überlegungen blieb nicht
      Erfolgsrezepten und Krisen-         Konsens zur Prävention von Konflikten bestens         – es galt wirtschaftlichen Schaden abzuwen-
      herden in heimischen Familien-      bewährt, wie Elisabeth Kastler, Geschäftsführe-       den und Verantwortung für die Mitarbeiter zu
14
      unternehmen auf den Grund.          rin der Spängler M&A GmbH, weiß: »Unter-              tragen. Die Overtec GmbH, 1978 von Nikolaus
      So unterschiedlich wie die          schiedliche Erwartungshaltungen spielen ei-           Hilscher gegründet, war im Kerngeschäft lan-
      Betriebe sind die Persönlichkei-    ne Rolle, wenn man sich über die strategische         ge auf den Dämmstoffhandel konzentriert und
      ten dahinter. Überraschend          Ausrichtung nicht einig wird. Das wirkt sich auf      etablierte sich nach und nach mit der Entwick-
      offen gestehen sie Unstimmig-       die wirtschaftliche Entwicklung des Unterneh-         lung von patentierten Fertigteilen für die Bauin-
      keiten ein, wie Ernst Mayr, Chef    mens aus: Wichtige Investitionen werden nicht         dustrie. Die freie Handhabe durch die Erkran-
      des Modeunternehmens Fussl:         getätigt, die anfängliche Motivation wechselt in
      »Mein Bruder und ich sind oft       Frustration.«
      konträrer Meinung und                   Auch in einer Studie wurde die positive Wir-
                                          kung des Familienkodex bestätigt. Gemeinsam
                                                                                                    Ein externer Experte
      diskutieren sehr viel. Das
      erhöht die Qualität der             mit dem Bankhaus Spängler nahm Joshua Con-                kann den Weg zu einer
                                          sulting Unternehmen unter die Lupe, die bereits
      Entscheidungen, auch wenn es
      manchmal mühsam ist.« Ohne          über mehrere Generationen bestehen. Unab-                 versöhnlichen Lösung
      gegenseitigen Respekt geht es       hängig vom Führungsmodell oder der Unter-                 ebnen.
      nicht – vielleicht mit ein Grund,   nehmensgröße wurden drei Erfolgsfaktoren
      weshalb nur noch 5 % den            identifiziert: das Bewahren der Werte in einem
      Übergang von der dritten zur        Familienkodex, die Regelung der Nachfolge und
      vierten Generation schaffen.        die strategische Planung. 38 % der befragten          kung des Vaters nützte der Junior-Chef für um-
                                          Unternehmen haben alle drei Instrumente im            fangreiche Modernisierungen. Der eigentliche
                     Werner Beutel-
                                          Einsatz, 47 % mindestens zwei.                        Übergabeprozess, inklusive einiger Vater-Sohn-
                     meyer, Christian
                                                                                                Konflikte, begann erst nach der Genesung von
                     Fuchs (Hg.):
                                          >> Nachfolger in Aussicht    05 - 2019   www.report.at
nachfolge                 >

                       Möglichkeiten
                       der Übergabe
                       n Schenkung
                       n Übertragung gegen Rente
                       n Übertragung gegen Fruchtgenuss
                       oder Wohnrecht
                       n Übertragung durch gesetzliche
                       Erbfolge oder Testament
                       n Übertragung eines Mitun-
                       ternehmer- oder Kapitalanteils
                       n Verkauf
                       n Umgründung
                       n Verpachtung
                       n Betriebsaufgabe                              Erich, Christoph und Walter Polz (v.li.) führen die Familientradition des Weinguts Polz in der Südsteier-
                                                                      mark fort.

                     gutem Grund keine Bedenken: Der südstei-                                                                sich die Familientradition leider als weniger
                     rische Betrieb heimste in den vergangenen                                                               tragfähig. Mit 78 Jahren bemüht sich heute
                     Jahren zahlreiche internationale Auszeich-
                                                                          Innerhalb der Familie                              Wilhelm Kirstein, das Erbe seines Urgroß-
                     nungen ein. Für das Hochzeitsdinner der              gehen meist alle von                               vaters vor dem Vergessen zu bewahren. Lud-
                     schwedischen Prinzessin Madeleine lieferte                                                              wig Kirstein, gelernter Konditor, hatte vor
                     das Weingut Polz 160 Großflaschen Sauvi-             einer problemlosen                                 140 Jahren erstmals Zuckerl hergestellt. Sein
                     gnon Blanc an das Königshaus.
                          Nun ist mit Erichs Sohn Christoph, der
                                                                          Übergabe aus. Das                                  Sohn Emil errichtete 1912 in Wien für die Er-
                                                                                                                             zeugung eine der modernsten Fabriken Eu-
                     im Sommer 2011 die Funktion des Winema-              Gegenteil ist der Fall.                            ropas und machte das dunkle Milchzuckerl
                                                                                                                                                                                  15
                     kers übernahm, bereits die vierte Generation                                                            – auch als »bewährte Hustenhilfe« bewor-
                     an Bord. Auch für ihn steht die Fortführung                                                             ben – weit über die Grenzen Österreichs hi-
                     der Familientradition an oberster Stelle:        sich die Einbindung von Übergabeexperten               naus bekannt. Als Emil Kirstein, ein leiden-
                     »Unser Gedanke ist es, langfristig eine qua-     nicht nur bei Nachfolgelösungen mit Drit-              schaftlicher Geschäftsmann, starb, war sein
                     litative Wertsteigerung der natürlichen Ge-      ten, sondern gerade auch innerhalb von                 Enkel Wilhelm Anfang 30 und hatte durch-
                     gebenheiten zu erzielen und nicht das Aus-       Familien bezahlt. Im Falle der legendären              aus große Pläne. Der Vater hielt davon nichts
                     schlachten in einer Generation. Die Rebstö-      Malzzuckerl »Kirstein-Blockmalz« erwies                und verkaufte sämtliche Anteile und Mar-
                     cke am Hochgrassnitzberg sind zwischen
                     1985 und 1986 gesetzt worden. Ich zehre im-
                     mer noch davon. Wenn ich jetzt neue Reb-
                                                                       UnternehmEN im Lebenszyklus
                     stöcke setze, hoffe ich, dass in 30 Jahren je-                                                      2            (Neu-) Gründungsphase
                     mand anderer davon zehren kann.«                                                                    1

                     >> Unterstützung von außen
>    nachfolge
                                                        nach-
                                                       folge in
     kenrechte an den Grazer Konkurrenten
                                                      der familie:
     Englhofer. »Ich wurde vor vollendete Tat-           Wer führt das
     sachen gestellt«, erinnert sich Wilhelm Kir-      Unternehmen in
     stein mit Wehmut.                                Zukunft? Wer besitzt
         Das beliebte Blockmalz verschwand
     nach Übernahme durch Nestlé und später                   es?
     Storck aus den Regalen. Nach einer langen
     internationalen Managerkarriere in der In-
     dustrie holte sich Wilhelm Kirstein 2017 die
     Markenrechte zurück. Ein bayerischer Fa-
     milienbetrieb produziert die Zuckerl, der
     Vertrieb erfolgt über Salzburg Schokolade.
     Einige hundert Händler nahmen Blockmalz
     ins Sortiment auf. Damit die Erfolgsge-
     schichte nicht wieder ein jähes Ende findet,
     sucht »Öster­reichs ältester Jungunterneh-
     mer«, wie ihn Der Standard titulierte, drin-
     gend Partner oder Nachfolger. Kirsteins ei-
     gene Kinder schätzen zwar sein Engagement
     – in seine Fußstapfen treten möchten sie je-
     doch nicht.                                n­

      Fest in
      Männerhand
16     >     Laut EY Global Familiy Business
             Index 2019 erzielten die 500
      größten Familienunternehmen der
      Welt in den letzten beiden Jahren ein
      Gesamtumsatzplus von 9,9 %. Das
      Ranking der Top-500 führen Walmart,
      Volkswagen und Berkshire Hathaway
      an. Europa stellt fast die Hälfte der
      umsatzstärksten Familienun-
      ternehmen. Fünf der Top-Ten-Platzier­
      ten kommen aus den USA, vier aus
      Deutschland. Auch sechs österreichis-
      che Unternehmen schafften es in die
      Rangliste: die Holding Benteler
      International AG mit Sitz in Salzburg
      (Platz 187) sowie Red Bull, Novomatic,
      Porr, Swarovski und Alpla.

                                                       >
                                                                  (+) plus: Worauf muss bei einer      dann ein zeitlicher Rahmen fixiert werden.
          Die Konzernspitzen sind stark
      männlich dominiert: Nur 3 % der 500                         Betriebsübergabe geachtet wer-       Parallel dazu beginnt die steuerliche und
      Familienbetriebe haben eine Frau als                        den?                                 rechtliche Umsetzung.
      CEO, das sind exakt 17 Unternehmen.             Elisabeth Kastler: Bei einer Betriebsnach-
      Neun dieser Frauen stammen aus der              folge ist es ganz wichtig, dass man sie recht-        (+) plus: Bleiben Unternehmen heu-
      Familie, acht sind externe Managerin-           zeitig, geplant und strukturiert angeht. Wir     te seltener in der Familie?
      nen. Insgesamt betrachtet sind 55 %             empfehlen, das Gespräch in der Familie ak-            Kastler: Früher war die Nachfolge
      der CEOs keine Familienmitglieder.              tiv zu suchen und das Thema Nachfolge als        aufgrund der Rollenbilder oft schon vor-
      »Dass mittlerweile immerhin fast schon          Projekt zu betrachten. Zwei zentrale Fra-        gegeben. Heute sind Eltern bestrebt, ih-
      jedes zweite Familienunternehmen                gen müssen zunächst geklärt und disku-           re Kinder möglichst frei zu erziehen und
      von einem externen CEO geführt wird,
                                                      tiert werden: Wer führt das Unternehmen          eine breite Ausbildung verbunden mit
      steht für eine gesteigerte Profession-
                                                      in Zukunft? Wer besitzt das Unternehmen          Auslands­aufenthalten genießen zu lassen.
      alisierung«, sagt Erich Lehner, Manag-
      ing Partner Markets bei EY Österreich.          in Zukunft?                                      Da ist es manchmal schwierig, die Jungen
                                                                                                                                                    Foto: Bankhaus Spängle

      »Durch die familiäre Führung werden             Oft folgt nur eine Person in die Geschäfts-      wieder zurückzuholen. Große Konzerne
      über Generationen weitergegebene                führung nach, die Anteile werden aber ge-        locken mit Anreizen, das Interesse am Fa-
      Werte vermittelt, während der Blick             meinsam mit den Geschwistern gehalten.           milienbetrieb ist dann nicht mehr so ge-
      von außen Innovation und Fortschritt            Die Interessen klaffen mitunter weit aus-        geben. Auch die Work-Life-Balance ist ein
      vorantreibt.«                                   einander. Anhand eines Fahrplans sollte          Thema. Die Kinder bekommen von klein

 >   05 - 2019   www.report.at
Nachfolge            >

»Die Familie kann Kraftquelle
oder Störfaktor sein«
  Elisabeth Kastler, Geschäftsführerin der Spängler M&A GmbH,
  berät Familienunternehmen bei Fragen zu Führung, Strategie und
  Unternehmensnachfolge. Sie empfiehlt einen »Familienkodex« als
  Bindeglied zwischen den Generationen.

                                                       Eine klare Aufgabenverteilung ist
auf mit, wie viel Einsatz die Eltern erbrin-
gen und was es erfordert, Unternehmer zu
sein. Wenn der Betrieb überwiegend als
Belastung empfunden wird und immer fi-                 notwendig: Zwei Fremde würden
nanzielle Sorgen mitschwingen, wird die
Begeisterung nicht größer.
                                                       nie so streiten wie Geschwister.
    (+) plus: Sind Übergaben innerhalb             (+) plus: Dauert die rechtliche und        Generation heranzuführen – der Kodex
der Familie schwieriger als an Außenste-       steuerliche Abwicklung ebenso lang?            soll schließlich als Bindeglied fungieren.
hende?                                             Kastler: Das ist ein parallel laufender    Beispielsweise kann festgelegt werden,
                                                                                                                                                17
    Kastler: In der Familie sind Emotionen     Prozess. Oft wird zuerst die Führung des       unter welchen Bedingungen ein Famili-
immer sehr präsent. Ist der geschäftsfüh-      Unternehmens übergeben und erst suk-           enmitglied im Unternehmen mitarbei-
rende Gesellschafter das Familienober-         zessive die Beteiligung. Wird die Übergabe     ten kann. Das betrifft etwa ein Praktikum
haupt, fällt es oft schwer zu unterscheiden,   verschleppt, weil man nicht loslassen kann     und geht hinauf bis zur Geschäftsführung:
welche Rolle er bzw. sie gerade einnimmt –     oder kein geeigneter Nachfolger da ist,        Welche Voraussetzungen muss man dafür
als Chef/Chefin oder als Vater/Mutter. Die     läuft die Zeit davon. Manche Eigentümer        mitbringen? Wer kann Gesellschafter wer-
Grenzen verschwimmen, nicht nur bei Ge-        haben die 70 schon deutlich überschritten.     den? Wie wird mit (Ehe-)Partnern um-
sprächen am Mittagstisch, sondern auch         Das Unternehmen ist ihr Lebenswerk, das        gegangen? Vieles davon steht auch in den
im Unternehmen.                                alles dominiert. Erfahrungsgemäß wird es       Gesellschafterverträgen. Der Familienko-
    Die Familie kann eine starke Kraft-        aber immer schwieriger. Unter Geschäfts-       dex geht aber darüber hinaus und legt eine
quelle sein, aber auch schnell zum Störfak-    partnern und Mitarbeitern können dann          Art Leitbild fest und für welche Werte die
tor werden. Die Kommunikation ist des-         Unsicherheiten entstehen.                      Familie steht.
halb besonders wichtig und muss manch-
mal in bestimmte Bahnen gelenkt wer-                (+) plus: Welche Erfahrungen haben             (+) plus: Zieht mit der jüngeren Ge-
den. Aus der Kindheit heraus bestehen vor      Sie mit dem Familienkodex gemacht?             neration ein neuer Führungsstil ein?
allem zwischen Geschwistern Verhaltens-             Kastler: Der erste »Governance Kodex           Kastler: Teamarbeit gewinnt an Be-
muster – der Ältere, der Jüngere, der Flei-    für Familienunternehmen« als Leitlinie er-     deutung. Die klassischen Patriarchen, die
ßige –, die in die Nachfolge hineinwirken.     schien 2005 und hat sich seither sehr gut      allein alle Entscheidungen diktieren, gibt
                                               bewährt. Wenn das Unternehmen nicht            es kaum noch. Viele Übergeber verfügen
    (+) plus: Wann ist der richtige Zeit-      mehr zu 100 % von einer Person getra-          über umfangreiches Wissen, sie haben
punkt?                                         gen wird, sondern mehrere Geschwister          schließlich das Unternehmen aufgebaut.
    Kastler: Wenn der Übergeber vorhat,        oder andere Familienmitglieder mitre-          Für Nachfolger ist es nicht ganz einfach,
sich in fünf bis sieben Jahren zurückzuzie-    den, kann man gemeinsam ein individu-          in diese großen Fußstapfen zu treten. Die
hen, wäre es jetzt an der Zeit, mit der Vor-   elles Regelwerk erstellen, wie mit konflikt-   Komplexität nimmt sehr stark zu – schon
bereitung zu beginnen. Die junge Gene-         trächtigen Themen umgegangen werden            allein um alle Kompetenzen abzudecken,
ration kann dann langsam in diese Rolle        soll. Der Kodex stärkt den Zusammenhalt,       ist es notwendig, gute Mitarbeiter einzu-
hineinwachsen, es bleibt aber auch noch        fördert die Kommunikation und weckt das        beziehen. Eine klare Aufgabenverteilung
genügend Raum für die Suche nach Alter-        Verständnis fürs Unternehmen. Das Erar-        ist unbedingt notwendig, insbesondere
nativen, sollte diese Lösung doch nicht zu-    beiten erfolgt im Rahmen von Workshops,        wenn sich Geschwister die Verantwortung
stande kommen, weil sich die Kinder zum        die wir moderieren. Die Regeln werden in       in der Geschäftsführung teilen. Das sehen
Beispiel doch für einen anderen Lebens-        regelmäßigen Abständen aktualisiert und        wir immer wieder: Zwei Fremde würden
weg entscheiden.                               in Erinnerung gerufen, um die nächste          nie so streiten wie Geschwister.       n

                                                                                                                 www.report.at      05 - 2019   >
>    Interview

           »Man muss
                        mental
                    stark sein«
                        Von Angela Heissenberger

                     Ivica Vastic war einer der erfolgreichsten Fußballspieler
                     ­Österreichs und ist heute als Trainer tätig. Über Geld und
                      Konkurrenz, ungerechte Entscheidungen und warum Fuß-
                      ball so viele Menschen bewegt und vereint, erzählt der ge-
                      bürtige Kroate im Report(+)PLUS-Interview.

                                   (+) plus: Sie kamen 1991 nach Österreich

                         >
                                                                                  sport – die Maßnahmen müssen in der Gruppe funk­
                                   und sind seit 1996 österreichischer Staats­    tionieren. Jeder Spieler schaut jedoch in erster Linie
18
                                   bürger. Als Sie bei der WM 1998 gegen Chi­     auf sich selbst. Es wird immer schwerer, Charaktere
                        le ein Tor schossen, titelte die Kronen Zeitung »Ivo,     zu finden, die mannschaftsdienlich denken. Wie in
                        jetzt bist Du ein echter Österreicher«. Was dachten       der Gesellschaft wird alles egoistischer. In den Fuß­
                        Sie sich damals?                                          ball fließt sehr viel Geld; viele Spieler haben Sorge,
                        Ivica Vastic: Ich war damals schon längst Österrei­       nicht gut genug abzuschneiden. Unter der Woche
                        cher, aber das muss man sich anscheinend verdienen.       sind sie Konkurrenten, aber am Wochenende beim
                        Erst wenn man Leistung bringt, wird man akzeptiert.       Match sollen sie gemeinsam als Mannschaft auftre­
                        Die Schlagzeile ist in der Euphorie der Weltmeister­      ten.
                        schaft passiert. Ich habe das gar nicht so beachtet.
                                                                                      (+) plus: Gehen Sie mit den Spielern eher
                            (+) plus: Sie wurden mit Sturm Graz unter Trai­       freundschaftlich um?
                        ner Ivica Osim zweimal Meister. Haben Sie sich von            Vastic: Ich gehe menschlich mit ihnen um. Man
                        ihm etwas abgeschaut?                                     muss eine klare Linie haben. Meine Entscheidungen
                            Vastic: Mir hat immer seine Art imponiert, wie        sind nicht immer populär. Es gibt nur elf Plätze, aber
                        er mit den Spielern umgegangen ist. Seine Mensch­         20 Spieler. Nicht jeder hat die gleiche Ansicht wie ich,
                        lichkeit und Fairness und natürlich seine sensatio­       alle wollen spielen. Aber ich versuche, zu erklären,
                        nellen Fußballkenntnisse – ich habe ihm immer voll        warum einer spielt und der andere nicht. Ob er das als
                        vertraut. Ich versuche auch, in diese Richtung zu den­    gerecht empfindet oder als Motivation nimmt, muss
                        ken und meinen Spielern eine klare Linie vorzuge­         er selbst wissen.
                        ben. Das ist nicht immer leicht, heute ist der Trainer­
                        job viel schnelllebiger. Wenn es nicht nach Wunsch            (+) plus: Haben Sie sich als Spieler auch manch­
                        läuft, muss der Trainer sofort gehen. Die Strukturen      mal ungerecht behandelt gefühlt?
                        im Verein bleiben aber gleich.                                Vastic: In Deutschland herrschte in der Mann­
                                                                                  schaft ein riesiger Konkurrenzkampf. Ein Spieler
                             (+) plus: Welche Eigenschaften und Fähigkei­         war ein bisschen angeschlagen, er wollte es trotz­
                        ten sollte ein guter Trainer mitbringen?                  dem probieren. Ich habe mich vor dem Spiel aufge­
                             Vastic: Der Trainer sollte authentisch auftreten     wärmt. Sollte er nicht spielen können, hätte ich statt
                        und natürlich gute Fußballkenntnisse haben: eine ei­      ihm begonnen. Schließlich saß ich aber nicht einmal
                        gene Idee, einen eigenen Stil und die Gabe, aus den       als Wechselspieler auf der Bank, sondern musste so­
                        vorhandenen Spielern das Beste herauszuholen. Das         gar auf die Tribüne. Mit solchen Situationen muss
                        ist immer ein schmaler Grat. Man muss mit den Spie­       man umgehen und am nächsten Tag trotzdem wieder
                                                                                                                                             Foto: iStock

                        lern kommunizieren können. Es ist ein Mannschafts­        Leistung bringen. Man muss mental stark sein.

 >   05 - 2019   www.report.at
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