Betriebs-übergabe - Report (+) PLUS
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05 Ausgabe 2019 16. Jahrgang betriebs- übergabe Die Regelung der Nachfolge ist für jedes Unternehmen eine kritische Angelegenheit – egal ob sie innerhalb der Familie oder an Außenstehende erfolgt. 24 30 34 Datenschutz E-Mobility cool stuff Ein Jahr DSGVO – was zeigt die Was sich in Österreich und im Rest Alles, was schön ist und Spaß Praxis? Europas tut. macht – Outdoor-Special.
inhalt > Ein Wort vom REport Plus das unabhängige Wirtschaftsmagazin Al fon s F l ats ch e r kopf des monats. IFN-Chefin Anette Report(+)plus-umfrage. War die Herausgeber 4 Klinger ist WU-Managerin 2019. 10 Aufregung um die DSGVO übertrieben? Kurz & Brüssel Wer zwei Koalitionen innerhalb > von zwei Jahren in die Luft sprengt, darf sich nicht wundern, wenn er am Ende ohne Mehrheit im Parlament dasteht. Das tut nur jemand, der entweder das Spiel nicht beherrscht oder schlicht und einfach 3 ein ganz anderes Spiel spielt. Die Frage, wie es in Österreich wei- tergeht und welche Koalitionen er bil- den kann, könnte für Sebastian Kurz aber völlig irrelevant sein. Bis dahin will er längst nach Brüssel entschwun- 12 24 die zügel weitergeben Ein Jahr DSGVO den sein – und zwar als Kommissions- präsident. Der Ballhausplatz ist nur Die rechtlichen und wirtschaftlichen Die Datenschutzgrundverordnung ist eine Zwischenstation. Der Präsident Fragen einer Betriebsübergabe sind oft seit einem Jahr in Kraft. Report(+)PLUS leichter geklärt als die persönlichen. zieht Bilanz. der Europäischen Kommission wird in der Regel aus der Riege der ehemali- gen Regierungschefs besetzt. E-Mail aus Übersee. Bauen verbin- »Einfachere Ladeinfrastruktur.« Kurz hat jetzt die erste Möglich- 08 det. Vielleicht. 32 Ute Teufelberger im Interview. keit ergriffen, um loszuwerden, was seine Brüssel-Pläne völlig unmöglich »Man muss mental stark sein.« Ivica Cool Stuff. Was schön ist und Spaß 18 Vastic im Interview. 34 macht – das Outdoor-Special. gemacht hätte: den strengen Geruch der Rechtspopulisten. Als Chef einer Ein Thema, das alle betrifft. Nachle- Mitten im Achten. Das Fleming’s Se- Regierung mit der im europäischen 22 se zum Rohstoffsymposium 2019. 36 lection Hotel setzt auf Nachhaltigkeit. Abseits stehenden FPÖ wäre der europäische Aufstieg bestenfalls ein Elektromobilität. Was sich in Öster- Satire. Am Limit. Ein Lamento von 30 reich und im Rest Europas tut. 38 Rainer Sigl. ambitionierter Traum geblieben. Jetzt erntet er Applaus aus Berlin und Paris und wird als Drachentöter gefeiert. Als die FPÖ-Minister ihre IMPRESSUM Sachen packten, um die Büros zu Herausgeber/Chefredakteur: Dr. Alfons Flatscher [flatscher@report.at] Verlagsleitung: Mag. räumen, rief er sie an und bedankte Gerda Platzer [platzer@report.at) Chef vom Dienst: Mag. Bernd Affenzeller [affenzeller@ sich für die gute Zusammenarbeit. report.at] Redaktion: Mag. Angela Heissenberger [heissenberger@report.at], Martin Szelgrad Vielleicht werde man ja nach der Wahl [szelgrad@report.at] AutorInnen: Valerie Hagmann, Mag. Karin Legat, Mag. Rainer Sigl Layout: Report Media LLC Produktion: Report Media LLC, Mag. Rainer Sigl Druck: Styria das Projekt fortsetzen, sagte er. Medieninhaber: Report Verlag GmbH & Co KG, Lienfeldergasse 58/3, A-1160 Wien Als Rückversicherung, für den Fall Telefon: (01) 902 99-0 Fax: (01) 902 99-37 E-Mail: office@report.at dass er mit seiner geheimen Brüssel- Web: www.report.at Agenda einen Bauchfleck landet. www.report.at 05 - 2019 >
> Was brisant ist und was sie wissen mÜssen kurz Zitiert »Der Brexit wird niemanden, der gut vorbereitet ist, komplett aus der Bahn werfen.« Finanzprofis haben den möglichen Austritt längst am Radar, meint Christian Nemeth, Zürcher Kantonalbank Österreich, »Es gibt kein Wunder- mittel zur Beeinflus- Kopf des Monats sung von Konsumen- ten. Es geht immer um Relevanz und Glaub- fest in 4 würdigkeit.« Integral-Geschäftsführer Bertram Barth stimmt die familienhand Selbstinszenierung von Influencern nachdenklich. Seit 20 Jahren leitet Anette Klinger in dritter Generation die international tätige IFN-Unternehmensgruppe, die vor allem für »Best Ager sind erheb- die Marke Internorm bekannt ist. Nun wurde die Unternehmerin lich zufriedener und als »WU Managerin des Jahres 2019« ausgezeichnet. motivierter als alle an- VON ANGELA HEISSENBERGER deren Altersgruppen.« ArbeitnehmerInnen über 50 sind wichtige Leistungsträge- > 1997 überreichte Eduard Klinger jun. bei der Weihnachtsfeier seiner system, das den Ansprüchen der Kunden nach wartungsfreien Holzfenstern ge- rInnen, meint Ingrid Rattinger, Nichte symbolisch den Firmenschlüssel. recht wird. Die Expansion nach Osteuro- Managing Partner bei EY Anette Klinger war damals gerade 28 und pa erlebte Eduard Klinger nicht mehr mit. Österreich. hatte ihr Studium der Handelswissen- 2002 wurde das Internationale Fen- schaften abgeschlossen. »Die Nachfolge sternetzwerk IFN als Dachgesellschaft »Die dauernde Be- im Familienunternehmen anzutreten, für spezialisierte Unternehmen gegrün- schäftigung mit war die bisher mutigste Entscheidung, det, um Wissenstransfer und Innovatio- Awards zwingt dich, im die ich jemals fällen musste, ist diese doch nen voranzutreiben. Zukäufe u.a. in der Training zu bleiben.« mit einer enormen Verantwortung ver- Slowakei, die Beteiligung am dänischen Neue Trends und Technologi- bunden«, erinnert sich die Unternehme- Fensterhersteller Kastrup und der Markt- en halten ganz schön auf Trab, findet Serviceplan-Manager rin. Gemeinsam mit ihren Cousins Chris- eintritt in Skandinavien folgten. Anette Vincent Schmidlin. tian Klinger und Stephan Kubinger Klinger steht als Geschäftsführerin der zeichnet sie seither für die Geschicke des IFN Beteiligungs GmbH, angesiedelt in »Mein ganzes Leben Konzerns verantwortlich. der neuen Konzernzentrale in Traun, war so etwas wie ein Der Ursprung des Unternehmens geht 3.680 MitarbeiterInnen vor. 2018 erziel- auf eine 1931 von Eduard Klinger sen. ge- te das Unternehmen 546 Millionen Euro Spiel. Ich bin immer gründete Bau- und Konstruktionsschlos- Umsatz. Die Managerin will vor allem Risiken eingegangen, serei zurück. Ab 1966 erzeugte der Lin- Frauen ermutigen, sich Führungspositio- Fotos: Internorm da brauche ich kein zer Betrieb unter der Marke »Internorm« nen zuzutrauen: »Niemand ist als Exper- Glücksspiel.« Kunststofffenster. 1997 entwickelte die te geboren. Man lernt nur durch Versuch In memoriam Niki Lauda. Firma ein neuartiges Holz/Alu-Fenster- und Erfolg oder Versuch und Irrtum.« > 05 - 2019 www.report.at
| AT12-10G | AKUT > Der Servomotor AM8000 integriert das Feedbacksignal in das Standard-Motorkabel. Franz Weis, Comgest: »Keine kurzfristigen Wetten mit hoher Fehlerwahrscheinlichkeit.« Langfristige Investments Die Fondsgesellschaft Comgest wählt ihr Portfolio nicht nach politischen oder makro- www.beckhoff.at/AM8000 ökonomischen Faktoren, sondern setzt auf Mit der Beckhoff „One Cable Technology“ (OCT) lassen sich Material- nachhaltige Wertschöpfung. und Inbetriebnahmekosten deutlich reduzieren: Die neuen Servomo- toren AM8000 kombinieren Power- und Feedbacksignale in einem > »Vertrauen Anleger weiterhin auf europäi- sche Aktien?« Dieser Frage ging die internatio- Standard-Motorkabel. Damit sind sie ideal zur Konstruktion kompakter und leichter Maschinen geeignet. Die AM8000-Serie verfügt über nale Fondsgesellschaft Comgest im Mai bei einer ein optimales Verhältnis von Dreh- zu Trägheitsmoment sowie hohe Veranstaltung in Wien nach. »Die politische und Energieeffizienz und niedrige Lifecycle-Kosten. Die Entwicklung und wirtschaftliche Lage in Europa bleibt höchst unsi- Produktion in Deutschland garantiert – neben hoher Verfügbarkeit cher«, kann Franz Weis, Portfoliomanager und und Flexibilität – eine konstant hohe Qualität: Teamleiter Europa-Aktien bei Comgest, vorerst keine 6 Baugrößen mit einem Stillstandsdrehmoment von 0,5 – 90 Nm Entwarnung für Störgeräusche auf den Märkten Geringe Verlustleistung durch neues Wicklungskonzept geben. Unternehmen, die in den Comgest-Fonds und Statorvollverguss vertreten sind, erwarten für 2019 trotz der gesamt- Bis zu 5-fache Überlastfähigkeit wirtschaftlichen Herausforderungen ein stabiles Bis zu 50 % höhere Kugellagerbelastung Gewinnwachstum von 7 bis 8 %, vielfach sogar im 50 % längere Betriebsdauer (30.000 h) zweistelligen Bereich. Pulverbeschichtetes Gehäuse »Wir halten nach Geschäftsmodellen mit über- Integrierter Temperatursensor durchschnittlicher Vorhersehbarkeit Ausschau«, Elektronisches Typenschild erklärte Weis. Beispiele für nachhaltige Wachstums- Energiesparende, spielfreie Permanentmagnet-Haltebremse treiber sind etwa Ambu, ein dänischer Anbieter von Einwegprodukten für Krankenhäuser, oder das Schweizer Unternehmen Straumann, Weltmarktfüh- rer bei Zahnimplantaten. Auch Amadeus aus Spa- nien, Technologieführer für Flugbuchungssysteme, gewinnt stetig Marktanteile. Die Auswahl der Unternehmen erfolgt nach stren- gen Qualitätskriterien. Titel, die z.B. durch Änderung des Geschäftsmodells oder Wechsel im Management Foto comgest nicht mehr den Erwartungen entsprechen, werden verkauft oder reduziert. www.report.at 05 - 2019 >
> AKUT Kreislauf buchTIpp Nachhaltige Tuben Mit Herz und Daniela Chirkova: »Viele Banken Seele stehen vor einer strategischen Pünktlich zum Start der Grill- saison ließ der österreichi- Transformation.« > Es sind nie ge- sche Senfproduzent Mautner hörte Berufsbe- Markhof seine Verpackungen zeichnungen, die von den Circular-Design-Ex- beim Lesen die- pertInnen der Altstoff Recy- ses wunderschön cling Austria (ARA) hinsicht- gestalteten Bu- lich Ressourcenschonung ches Staunen ma- untersuchen. »Mindestens chen: Federkiel- ebenso wichtig wie ›Design sticker, Steinkugel-Mahler for Recycling‹ ist ›Design from oder Zuckerbläser. Sie be- Recycling‹, um den Einsatz herrschen ein Handwerk, von Recyclingmaterial signi- das langsam in Vergessen- fikant zu steigern – und das heit gerät. Manche zählen bei voller Funktionalität und zu den letzten VertreterIn- Attraktivität der Verpackung«, nen ihrer Zunft, wie der sagt ARA-Vorstand Christoph Kupferstecher Thomas Schmidt oder Margarethe Bankeninsel der Scharff. Überprüft wurde das Verhal- und Franz Mörzinger, die eine Waldviertler Papier- Seligen ten der Verpackung im auto- matischen Sortierprozess, die mühle am Leben erhalten. Die heimischen Banken verzeichnen noch Gewinne. stoffliche Verwertbarkeit der Materialien sowie mögliche 6 Oftmals liegen interessan- Das Filialsterben ist aber nicht mehr aufzuhalten. Verbesserungen zur Ressour- te Lebenswege hinter den Protagonisten. So verzich- > Trotz steigender Erträge schrumpft das Filialnetz der Banken jährlich um zwei bis drei Prozent, auch die Mitar- censchonung. Schon jetzt beträgt die durch- tete die Juristin Barbara beiterzahl sinkt. Der »Retail Banking Radar« der Management- schnittliche Recyclingfähig- Schmidt auf die Karriere und webt seither Teppiche. beratung A.T. Kearney weist zwar ein Allzeithoch bei den Ge- Unzählige Arbeitsstunden winnen auf, dieses ist jedoch auf das positive wirtschaftliche und Handgriffe sind nötig, Umfeld und die geringeren Risikokosten zurückzuführen. Die bis ein Werkstück entsteht Erträge stagnieren oder entwickeln sich in einigen großen – die Mühsal wird in den Märkten sogar rückläufig. Geschichten und Fotos Die Analyse stützt sich auf die Daten von 92 Privatkunden- nachvollziehbar. banken in 22 europäischen Ländern. Studienautorin Daniela Die nostalgische Reise Chikova, Partner Financial Services bei A.T. Kearney Österreich, beginnt in der Vergangen- zieht eine durchwachsene Bilanz: »Der Bankensektor ist heute heit, doch sie führt in die stärker als vor zehn Jahren, aber stagniert, was Profitabilität Zukunft. Denn unter den und Kosteneffizienz betrifft. Viele Banken stehen vor einer stra- Porträtierten sind auch ei- tegischen Transformation.« Seit der Krise mussten europaweit nige junge Menschen, die 24,6 % der Banken schließen. In den nordischen Ländern ver- ihr Handwerk als ihre Beru- schwand bereits jede zweite Filiale. Diese Marktkonsolidierung fung sehen, obwohl es nicht werde sich weiter fortsetzen, so Chikova: »Jede zehnte Bank Jürgen Brettschneider, Mautner wird in den nächsten fünf Jahren schließen.« Markhof, freut sich über eine immer »goldenen« Boden Recyclingfähigkeit von 80 % und hat. Ein faszinierender Ein- In Österreich stellt sich dieses Szenario noch weniger dra- will weiter optimieren. blick, ein Plädoyer gegen die matisch dar. Mit einem Ertragsplus von 7,2 % sind die heimi- Wegwerfgesellschaft – ab- schen Banken einer der wenigen Ausreißer des Trends. Chikova keit der Aluminium-tuben von solut lesenswert. spricht von einer »Bankeninsel der Seligen« in Österreich, aller- Mautner Markhof rund 80 %, dings sei die Situation trügerisch. Bisher habe nur die Bawag zeigt sich Jürgen Brettschnei- Fotos: Konstantin Reyer, AT Kearne > Achim Schneyder: Das ihre Kostenstruktur verbessert. Dazu komme die wachsende der, Geschäftsführer von große Buch vom Handwerk. Konkurrenz durch »Neobanken« wie Revolut, Monzo oder das Mautner Markhof, erfreut: Fast vergessen, neu entdeckt österreichische Start-up N26: »In den nächsten fünf Jahren »Nun werden alle ausgear- Servus Verlag 2018 werden 50 bis 85 Millionen Kunden zu Neobanken wechseln. beiteten Optimierungsmög- ISBN: 978-3-710-40170-1 Um im Privatkundengeschäft bestehen zu können, müssen sich lichkeiten geprüft. Eine kleine traditionelle Banken den vielfältigen, neuen Bankangeboten auf Steigerung könnte noch mög- dem Markt stellen.« lich sein.« > 05 - 2019 www.report.at
AKUT > Nische mit »viel Potenzial« Technologie Der österreichische E-Government- und Cloud-Dienstleister Fabasoft erwirbt die Mehrheit an dem deutschen Softwarespezialisten Xpublisher Startschuss für Chip-Forschung mit dem Ziel, Publishing- und Cloud-Werkzeuge sicher zu verknüpfen. Fabasoft hat einen Kauf- und Beteili- 26 Partner aus neun Ländern > gungsvertrag über den Erwerb von 60 % forschen unter der Leitung der Geschäftsanteile an dem Münchner Unter- von Infineon Austria in den nehmen Xpublisher abgeschlossen. Die Fa- kommenden drei Jahren an basoft-Manager Helmut Fallmann und Walter der nächsten Energiespar- Schill wollen die Xpublisher-Geschäftsführung chip-Generation basierend auf dem neuen Halbleiter- beratend unterstützen sowie das Unterneh- material Galliumnitrid (GaN). men mit entsprechend finanziellem Back- Dieses Material kann Strom ground auf eine europäische Cloud-Ebene hie- weitaus effizienter wandeln ven, betont Fabasoft-Gründer Fallmann als bisher, wodurch der CO2- gegenüber dem Report. Die Xpublisher- Fußabdruck deutlich mini- Gesellschafter rund um CEO Matthias Kraus miert wird. halten weiterhin 40 % der Unternehmensan- Helmut Fallmann geht mit Fabasoft eine strategische Ziel ist es, diese Leistungs- teile und werden die Expansion des Soft- halbleiter zu wettbewerbsfä- Mehrheitsbeteiligung bei dem deutschen Crossmedia- warespezialisten in Europa und Nordamerika Spezialisten Xpublisher ein. higen Kosten für eine Vielzahl vorantreiben. von Anwendungen bereitzu- Xpublisher hat im Jahr 2018 mit rund 25 Cloud-Plattform angeboten. »Damit wird für stellen. »Neue Materialien Mitarbeitern einen Umsatz von 1,7 Mio. Euro Teams die gemeinsame Arbeit an Inhalten auch und effiziente Chiplösungen erwirtschaftet. Das Unternehmen ist auf mit allen Vorgaben von Compliance und Gover- spielen dabei eine Schlüssel- durchgängige Publishing-Werkzeuge für Print nance möglich«, sieht der Fabasoft-Manager rolle«, erklärt Sabine Her- und Online spezialisiert. Man fokussiert damit die deutsch-österreichische Zusammenarbeit litschka, Vorstandsvorsitzen- auf Verlagshäuser, Inhalte effizient und ohne als Alternative zu den Collaboration-Sets der 7 de der Infineon Technologies Medienbrüche in unterschiedlichen Vertriebs- US-dominierten Anbieterszene wie beispiels- Austria AG. »Wir bündeln die kanälen zu publizieren. weise Google. Zudem soll künftig die Such- Kräfte sowohl inhaltlich wie Der browserbasierte XML-Editor »Xeditor« maschinen-Technologie der Fabasoft-Tochter auch finanziell.« soll nun in die Produktpalette der E-Govern- Mindbreeze weitere Funktionalitäten für Xpu- Mit einem Volumen von 48 ment- und Cloud-Palette der Österreicher blisher beisteuern. Fallmann spricht von einer Millionen Euro zählt Ultima- integriert werden. Gleichzeitig wird das Xpu- »strategischen Dimension« des Deals der bei- teGaN zu einem der größten blisher-Redaktionssystem künftig auch als den Unternehmen und einer »wunderschönen europäischen Forschungspro- Software-as-a-Service auf einer europäischen Nische mit viel Potenzial«. jekte. Disruption als treibende Kraft Umbrüche und damit verbundene Herausforderungen standen im Mittelpunkt der 17. Country Risk Conference von Coface. 230 Gäste kamen am »Durch disruptive Prozes- > 22. Mai ins Novomatic schließenden Diskussion die Macht der Disruption in se kann Neues entstehen.« In der Podiumsdiskussion zum Forum zur Jahreskonferenz Frage: »Wenn wir so viele Franz Schellhorn, Agenda Thema »Mythos Disruption« des Kreditversicherers Co- angeblich disruptive Ver- Austria, relativierte: »Die gingen die Meinungen der ExpertInnen auseinander. face. Bestseller-Autor Dirk änderungen haben, warum Garantie, dass ein neues Pro- Müller kam in der Keynote stehen wir dann vor einer dukt in zehn Jahren noch re- mit diesen Risiken deutlich gleich auf »die größte Wirt- Rezession?« Für FoodNotify- levant ist, gibt es nicht.« zugenommen. Die finale In- schaftskrise aller Zeiten« zu Gründer Thomas Primus ist Declan Daly, CEO Co- spiration lieferte der norwe- Fotos: Milena Krobath, leadersnet.at/A.Felten sprechen und kritisierte die Disruption ein »natürlicher face in CEE, nannte als die gische Wirtschaftsphilosoph passive Rolle Europas. Präsi- Prozess«: »Der Versuch vier großen Risikofaktoren Anders Indset: »Wir haben dent Trump sitze als Einziger dagegen anzukämpfen, ist die politische Situation, das heute mehr Experten und im »Driver's Seat«: »Niemand ziemlich aussichtslos und Aufkommen des Protektio- weniger Antworten. Projekte weiß, was er macht.« kostet Energie.« Christina nismus, die Auswirkungen sind die neuen Chefs.« Er er- Michael Tawrowsky, Wilfinger, Geschäftsführerin der Technologie und die mutigte, neue Fragen zu stel- Country Manager Coface von Microsoft Österreich, globale Verschuldung. Die len: »Wir brauchen ein ›Why‹ Austria, stellte in der an- hob das Positive hervor: Zahl der Insolvenzen habe im Leben.« www.report.at 05 - 2019 >
> aus übersee Bauen verbindet. Vielleicht... Von Alfons Flatscher, New York Washington ist paralysiert. Das Klima ist völlig vergif- tet, Demokraten fahren schwere Geschütze gegen Prä- sident Donald Trump auf. Aber über ein Thema gibt es konstruktive Gespräche: die Infrastruktur. > Ende April waren die Spitzen der gestellten Mittel und erst dann über die zu Demokratischen Partei zu einem verwirklichenden Projekte geredet wird. seltenen Besuch im Weißen Haus. Prompt kommt Kritik – unter anderem Und anders als sonst zeigte sich Nancy Pelosi, auch von Mick Mulvaney, dem Stabschef des die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Präsidenten, der öffentlich erklärte, dass in ziemlich angetan: Es sei überraschenderwei- Woher die zwei Washington zurzeit jedes Projekt schwierig se ein sehr konstruktives Gespräch gewesen. Billionen kommen umzusetzen sei und eines dieser Größenord- Thema war ein Plan, die darniederliegende nung erst recht. US-Infrastruktur zu modernisieren. Straßen, sollen, steht in den Über Twitter rüffelte Trump seinen Mit- Brücken, Eisenbahnlinien, Flughäfen sind in Sternen. arbeiter: »Natürlich ist der Infrastruktur-Plan einem erbärmlichen Zustand. Die Dämme in nicht einfach umzusetzen, vor allem deshalb 8 New Orleans wurden nach dem katastro- nicht, weil wir in den vergangenen 19 Jahren phalen Sturm Kathrina im Jahr 2005 nur not- erstaunliche sieben Billionen im Mittleren dürftig repariert und ein großer Teil des Osten ausgegeben haben. Ich bemühe mich Stadtgebietes ist immer noch hochgradig ge- ernsthaft um einen überparteilichen Plan …« fährdet. Der erste Gegner dabei sind die Konser- Im Jahr 2012 verwüstete der Sturm San- vativen, die argumentieren, das aus allen Fu- dy die Küstengebiete von New Jersey und gen geratene Defizit erlaube keine derartigen New York. Bis heute ist die Bahnverbindung Ausgaben – und Steuererhöhungen kämen zwischen beiden Bundesstaaten nicht voll- auf keinen Fall infrage. Zumindest nicht, ständig wieder instandgesetzt. wenn es um Körperschafts- und Einkom- Das Kanalisationssystem in Detroit, die menssteuern geht. Die wurden erst deutlich U-Bahn in Los Angeles, der Hudson Tunnel gekürzt und das als großer Erfolg verkauft. in New York, der Flughafen in Chicago, der Das sehen die Demokraten natürlich anders Verbindungszug am Flughafen LaGuardia, und wollen die erst eingeführten Steuerer- das Stromnetz in New England, die Hochge- leichterungen ersatzlos streichen. Ein Kom- schwindigkeitsbahnlinien in Texas und zwi- promiss scheint hier schwer möglich. schen Las Vegas und Kalifornien stehen ganz Worauf man sich vermutlich rasch eini- oben auf der Liste der strategisch dringend gen könnte, hat das Congressional Budget notwendigen Projekte. Office (CBO) aufgezeigt: die Treibstoffsteu- Die Experten des Center for American er. Sie liegt im Moment bei fünf Cent pro Li- Progress schätzen allein den Investitions- ter Benzin und eine Verdoppelung brachte rückstau auf 1,5 Billionen. Das müsste aus- schon einmal rund 500 Milliarden US-Dollar gegeben werden, um aufzuholen, was in den über zehn Jahre. vergangenen 30 Jahren versäumt wurde. In- Woher die restlichen 1, 5 Billionen kom- vestitionen in die Infrastruktur der Zukunft men sollen, steht allerdings in den Sternen. gar nicht eingerechnet. Die beiden Parteien haben sich zu sehr in Es muss dringend Geld in die Hand ge- ihren ideologischen Schützengräben ver- nommen werden, nur um den Verfall zu schanzt. »Keine neuen Steuern!« ist der stoppen. Das wissen alle Seiten. Schlachtruf der Republikaner und die De- Zwei Billionen US-Dollar sollen bereit- mokraten erwidern: »Besteuert die Reichen!« gestellt werden. Präsident Trump will sich Die Gefahr ist groß, dass in dem Umfeld Fotos:iStock mit den Demokraten auf ein Paket einigen, selbst das absolut Notwendige nicht realisier- indem zunächst nur über die zur Verfügung bar ist. n > 05 - 2019 www.report.at
Die Fachmedien des Report Verlag informieren: IFES-Studie: Welche der folgenden Informationsquellen haben Entscheider in den letzten zwölf Monaten aus Worauf beruflichen Gründen genutzt? Entscheidungsträger Fachzeitschriften Print & digital 95 % Gedruckte Fachzeitschriften 92 % vertrauen Digitale Angebote von Unternehmen Gedruckte Kundenzeitschriften von Unternehmen 80 % 70 % Digitale Angebote von Fachzeitschriften 69 % Veranstaltungen 60 % Fachmedien haben bei Österreichs Ent- Außendienst-/Vertreterbesuche 57 % scheidungsträgern einen ausgezeichne- Fachmessen 48 % ten Ruf. Sie dienen als seriöse Informati- Quelle: IFES Fachzeitschriften-Entscheiderstudie 2018 onsquelle, zeigen aktuelle Trends auf und liefern Unterstützung bei Investitionsent- Informationsquellen, die Neuheiten, Trends und scheidungen. Zu diesem Ergebnis kommt Marktentwicklungen aufzeigen eine Studie des Instituts für empirische Fachzeitschriften Print & digital 91 % Sozialforschung IFES. Gedruckte Fachzeitschriften 78 % Digitale Angebote von Fachzeitschriften 77 % Fachzeitschriften sind für Österreichs Entscheider Fachmessen 74 % eine wesentliche Informationsquelle. Zu diesem Veranstaltungen 71 % Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des renom- Digitale Angebote von Unternehmen 64 % mierten Instituts für empirische Sozialforschung Kundenzeitschriften von Unternehmen 61 % Außendienst- und Vertreterbesuche 58 % (IFES) im Auftrag des Österreichischen Zeitschrif- Quelle: IFES Fachzeitschriften-Entscheiderstudie 2018 ten- und Fachmedienverbands ÖZV. Fachmedien halten Entscheider über aktuelle Entwicklungen Fachmedien... der Branche auf dem Laufenden (96 Prozent) und ... nutze ich, um über aktuelle Entwicklungen der Branche 96 % werden für ihre ausführliche Berichterstattung und am Laufenden zu sein Hintergrundinformationen geschätzt (88 Prozent). ... schätze ich für ausführliche Berichterstattung und 88 % Für 63 Prozent sind Fachmedien für die kontinu- Hintergrundinformation ierliche Information über Produkte und Anbieter ... nutze ich, um neutrale Produktvergleiche und Tests zu 77 % lesen wichtig. 49 Prozent der Entscheider setzen bei ... bieten Argumentationen für innerbetriebliche Diskussi- 76 % bedeutenden Investitionsentscheidungen auf In- onen und Neuerungen formationen aus Fachmedien. Sie liefern laut den Quelle: IFES Fachzeitschriften-Entscheiderstudie 2018 Entscheidern Impulse für Kaufentscheidungen (62 Prozent), zeigen Neuheiten, Trends und Marktent- Quellen für glaubwürdige, seriöse Informationen wicklungen (91 Prozent), werden als glaubwürdige Fachzeitschriften Print & digital 61 % Quellen, die neutrale und seriöse Informationen Gedruckte Fachzeitschriften 52 % liefern (61 Prozent), wahrgenommen, schaffen Veranstaltungen 52 % Markttransparenz (57 Prozent) und stärken die ei- Fachmessen 51 % gene Fachkompetenz (65 Prozent). Digitale Angebote von Fachzeitschriften 42 % Digitale Angebote von Unternehmen 32 % Zur Studie: Die Grundgesamtheit der Studie sind 350.000 Ent- Außendienst-/Vertreterbesuche 31 % scheidungsträger aus der Privat- und Gemeinwirtschaft. Mit einer repräsentativen Stichprobe von 500 Entscheidungsträgern wurden im Gedruckte Kundenzeitschriften von Unternehmen 29 % Fotos: iStock Frühjahr 2018 telefonische Interviews durchgeführt. Quelle: IFES Fachzeitschriften-Entscheiderstudie 2018
> O-töne > die Grosse Umfrage Ein Jahr DSGVO Am 25. Mai 2018 trat die Datenschutzgrundverordnung in Kraft. Viele Unternehmen befürchteten einen Super-GAU. Die große Bußgeldwelle blieb jedoch aus, in Österreich wurden bisher nur wenige Strafen – vorwiegend wegen Videoüberwachung – ausge- sprochen. Die französische Datenschutzbehörde CNIL verurteilte Google zur Zah- lung von rund 50 Millionen Euro; der Konzern ging in Berufung. Auch wenn sich die Aufregung inzwischen gelegt hat, ist die Kritik nicht verstummt. Report(+)PLUS hat ExpertInnen um eine erste Bilanz gebeten. 10 1 War die Aufregung um die DSGVO übertrieben? > Ferdinand Pongracz > Sylvia Dellantonio CIO Artus Unternehmensberatung Geschäftsführerin willhaben internet service GmbH Österreich hatte hinsichtlich des Da- tenschutzes eigentlich immer eine »Vor- Die Verordnung und die intensive zugsschüler-Rolle« und war mit den Re- Berichterstattung hatte den positiven gelungen aus dem seit den 70er-Jahren Effekt, eine breite Masse an Unterneh- geltenden Datenschutzgesetz und dem men, aber auch Konsumenten für das Telekommunikationsgesetz sehr bedacht wichtige (Zukunfts-)Thema Daten- auf die Betroffenenrechte im Datenschutz. schutz und persönliche Daten zu in- Die DSGVO hat nun insbesondere durch teressieren und sensibilisieren. User- hohe Strafandrohungen dazu beigetragen, Zufriedenheit ist für willhaben ein sehr dass sich Gewerbetreibende endlich ernst- hohes Gut. Wir haben daher im Zuge haft mit dem Thema auseinandersetzen der Entwicklungen mit datenschutz. und sich genau überlegen, welche Daten willhaben.at einen eigenen Info-Be- sie verarbeiten und wem sie diese weiter- reich für unsere User eingerichtet, um geben. Daher halte ich die Aufregung für möglichst offen und breit zu informie- angemessen. ren. Fotos:iStock, luxundlumen, willhaben, dataprivacy > Gabriele Davies Geschäftsführerin dataprivacy consulting GmbH Naja, die Aufregung rund um die DSGVO war, so wie es sich tiv besetzt ist und die Unternehmer und Unternehmerinnen sich rückblickend darstellt, doch ziemlich übertrieben. Vor dem Inkraft- am liebsten so wenig wie möglich damit befassen wollen. Man kann treten der DSGVO im Mai letzten Jahres gab es enorm viel Medi- auch das Gefühl bekommen, dass das Thema DSGVO in den letz- enberichterstattung dazu. Es wurde vielfach Panikmache betrieben ten Monaten medial nahezu in Vergessenheit geraten ist. Auch von und das Schreckgespenst von exorbitant hohen Strafen beschworen. der Arbeit der Datenschutzbehörde oder von interessanten Fällen, Das hat leider dazu geführt, dass das Thema Datenschutz sehr nega- die bearbeitet werden, hört man kaum etwas. > 05- 2019 www.report.at
O-töne > 2 Welche Schwierigkeiten gab es bei der Umsetzung? 3 Was sollte verbessert werden? > Ferdinand Pongracz > Ferdinand Pongracz Die höchste Herausforderung besteht hier für Berater und Im Zeitalter der Digitalisierung und der ansteigenden Auto- Klienten gleichermaßen darin, den Aufwand für die Maßnahmen matisierung wird die Verarbeitung und Analyse personenbezo- möglichst realistisch zu halten und keinesfalls den Kopf in den genen Daten zu einem zentralen Bestandteil unserer Gesellschaft. Sand zu stecken. Wir sehen immer wieder, dass es Unternehmer Nachdem inzwischen die erste DSGVO-Euphorie abgeflaut ist, gibt, die sich aufgrund der scheinbar überbordenden Aufwände könnte es passieren, dass die Sorgfalt langsam nachlässt und das gar nicht mit der Materie auseinandersetzen. Wenn man sich auf Thema Datenschutz bei innovativen Neuprojekten wieder in die wesentlichen Punkte konzentriert und ein paar Stunden in- den Hintergrund gedrängt wird. Hier wäre es wichtig, dass pra- vestiert, kann man meist mit geringem Aufwand seiner Sorgfalts- xisorientierte Leitfäden und Werkzeugkästen für Unternehmer pflicht ausreichend nachgehen. zur Verfügung stehen und weiterhin das Bewusstsein für Daten- schutz hoch gehalten wird. > Sylvia Dellantonio > Sylvia Dellantonio Wir wollen unseren Usern alle Serviceleis Das Thema betrifft eine enorm große und tungen möglichst schnell und unkompliziert inhomogene Gruppe an Unternehmen. In- anbieten, die Verordnung verlangt aber recht sofern ist es wichtig, ein entsprechendes Au- komplexe Schritte. Es war und ist eine inten- genmaß nicht zu verlieren und auch stark zu 11 sive Aufgabe, gute Lösungen zu finden, vor differenzieren. Was für manche Firmen, vor allem bei der Vielfalt an Nutzungsmöglich- allem internationale Konzerne relativ einfach keiten auf willhaben. Schwierig war aber auch zu bewältigen ist, kann für andere Betriebe die Tatsache, dass nicht alles ganz eindeutig einen immensen Mehraufwand – bis hin zur formuliert und damit großer Interpretations- Existenzbedrohung – bedeuten. Und ich wür- spielraum gegeben war. Das hat leider viele de mir gern mehr Klarheit in der Ausformu- leere Kilometer erzeugt. lierung wünschen. > Gabriele Davies > Gabriele Davies Unserer Erfahrung nach zeigten sich bei vielen Ge- Meiner Meinung nach muss sprächen mit unseren Kunden unterschiedlichste The- es eine kontinuierliche Sensibili- men bei der Umsetzung. Diese sind natürlich von der sierung zum Datenschutz geben. Art des Geschäftsfelds, des Umfangs von Datenverar- Die Wichtigkeit und die positive beitungen sowie zum Beispiel von der Betriebsgröße Grundidee der DSGVO für prak- abhängig. Schwierig war meist der Einstieg, beginnend tisch jedes Unternehmen in Europa mit der Erfassung wirklich aller personenbezogenen muss auch betriebsintern präsent Datenanwendungen im Unternehmen. Hatte man sich bleiben. Mehr Begleitung und in- einmal aufgerafft, war die Erstellung des Verfahrensver- tensive Aufklärung durch professi- zeichnisses zum Beispiel mit unserer Webapp datadoku. onelle Kommunikation seitens der at kaum ein Problem. Auch die Gewährleistung und Um- Datenschutzbehörde wäre wün- setzung der technischen und organisatorischen Maß- schenswert. nahmen bis hin zur Datensicherheit, Prozessdefinition bei Auskunftsbegehren, Löschkonzepten etc. sind doch wirklich wichtig und müssen konzentriert abgearbei- tet werden. Viele Fragen und Unklarheiten gab und gibt es weiterhin bei diversen marketing- und vertriebsrele- vanten Datenanwendungen. Das wird sich auch nicht so schnell ändern. www.report.at 05 - 2019 >
> Nachfolge 80 % der österreichischen Unternehmen befinden sich in Familienbesitz. Nur noch die Hälfte findet jedoch einen Nachfolger in der Familie. 12 Die Zügel weitergeben Die Betriebsübergabe ist für jedes Unternehmen eine kritische Phase – egal ob sie inner- halb der Familie oder an Außenstehende erfolgt. Die rechtlichen und wirtschaftlichen Regelungen sind dabei nur eine Seite, die persönliche Ebene geht oft noch tiefer. Von Angela Heissenberger > Gedanken über die Nachfolge in rend ein besonnener Firmenchef sonst jede rend früher rund drei Viertel einen Nachfol- der Unternehmensleitung verschie- Entscheidung mit Weitblick trifft, wird ausge- ger in der Familie fanden, gelingt dies mitt- ben viele Eigentümer auf einen un- rechnet der Weiterbestand des aufgebauten lerweile nur noch der Hälfte aller Familien- bestimmten Zeitpunkt – »wenn es so weit ist«. Unternehmens dem Zufall überlassen. Ein Pa- betriebe. Die Kinder wollen nicht mehr in Doch Unfälle oder schwere Krankheiten kün- tentrezept gibt es nicht. Doch wird rechtzeitig die Fußstapfen der Eltern treten, sondern digen sich selten vorher an. Ist es »so weit«, mit der Planung begonnen, verläuft die Nach- schlagen oft einen ganz anderen Weg ein. Die könnte es gleichzeitig »zu spät« sein für eine folge in der Regel reibungsloser. Elterngeneration ist somit gezwungen, ihr geordnete Übergabe. Selbst wenn kein Un- Lebenswerk an einen externen Nachfolger glück eintritt, stehen noch im Pensionsalter >> Die liebe Familie 05 - 2019 www.report.at
nachfolge > rinnen ins Führungsteam. Ein Familienko- dex, der unter partizipativer Beteiligung aller Familienmitglieder erstellt wird, schreibt die strategische Grundausrichtung, Leitbilder und Werte fest, die der Eigentümerfamilie wichtig sind. »Familienunternehmen verän- dern sich von Generation zu Generation. Die zentrale Frage ist: Was nehmen wir uns für die Zukunft mit?«, sagt Ludwiger-List. »Ich bin überzeugt, dass der Familienkodex eine sehr gute Basis für diesen Change-Prozess ist.« Das Bankhaus Carl Spängler beglei- tet seit 15 Jahren Familienunternehmen in Übergabeprozessen. Der »Governance Ko- dex«, in dem die Familie gemeinsame Wer- te und Ziele in einem Regelwerk schriftlich festhält, bringt Klarheit, einen strategischen Rahmen über die weitere Entwicklung, wirt- schaftliche Stabilität sowie Sicherheit in kri- Theresa Ludwiger-List (re.) holte mit Gabriela Zraunig und Ursula Leinemann zwei familienfremde Führungskräfte ins Management der List GC. Fragen an den/ die Übergeber dafür einen ordentlichen Preis zu zahlen«, Konflikten zudem eine neutrale Position ein- umreißt Josef Rumpl, Partner bei Uniconsult nehmen und den Weg zu einer versöhnlichen n Wann wollen Sie sich zurückzie- Corporate Finance, die Problematik. Lösung ebnen. hen? n Wen wünschen Sie sich als Nach- 13 Aber unabhängig davon, ob die Nach- Drei Interessen gilt es hier zu berücksich- folge in der Familie erfolgt oder in einen tigen: Eigentümern, die das Unternehmen folger? Verkauf des Unternehmens mündet – die mit viel Herzblut selbst aufgebaut haben, n Soll das Unternehmen in der Übergabe ist meist eine sehr emotionale An- fällt das Loslassen verständlicherweise nicht Familie bleiben oder an Dritte gelegenheit. Spezialisierte Experten stehen immer leicht. Nachfolger, die neue Pläne ver- übergeben werden? den Eigentümern deshalb nicht nur bei be- wirklichen wollen, fühlen sich in ihrer Tat- n Haben Sie Vertrauen in ihre/seine triebswirtschaftlichen Fragen, sondern auch kraft mitunter gebremst. Nicht zuletzt müs- Führungsqualitäten? bei strategischen Entscheidungen und zwi- sen aber strukturelle Veränderungen an Ge- n Sind Sie bereit, Ihr Wissen weiter- schenmenschlichen Aspekten beratend zur schäftspartner, Lieferanten und Kunden so zugeben? kommuniziert werden, dass diese weiterhin n Möchten Sie nach der Übergabe auf verlässliche, professionelle Geschäftsbe- weiter im Unternehmen tätig sein? Viele Unternehmer ste- ziehungen vertrauen. n Ist Ihre Altersvorsorge gesichert? hen noch im Pensions- >> Werte festgeschrieben
> nachfolge buchTIpp Dickes Blut > Die österreichische Unternehmenslandschaft ist stark von Familienunterneh- men geprägt. Viele davon blicken auf eine langjährige Firmengeschichte zurück und beeindrucken durch Unterneh- mergeist und umfassendes Know-how. Doch während die Nachfolge innerhalb der Familie früher selbstverständ- lich war, bröckelt die Bereit- schaft der jüngeren Generatio- nen, den Betrieb ohne Wenn und Aber weiterzuführen, zusehends. Der Struktur- und Durch die plötzliche Erkrankung von Nikolaus Hilscher musste Sohn Sebastian überraschend die Leitung der Wertewandel macht auch vor Overtec GmbH übernehmen. Der eigentliche Übergabeprozess begann erst nach der Genesung des Vaters. traditionsreichen Betrieben nicht Halt. Die Autoren gehen tischen Situationen. Überdies hat sich der in sein Lebensmittelpunkt plötzlich in Attnang- in Porträts und Interviews den der Regel in langen Diskussionen erarbeitete Puchheim. Zeit für Überlegungen blieb nicht Erfolgsrezepten und Krisen- Konsens zur Prävention von Konflikten bestens – es galt wirtschaftlichen Schaden abzuwen- herden in heimischen Familien- bewährt, wie Elisabeth Kastler, Geschäftsführe- den und Verantwortung für die Mitarbeiter zu 14 unternehmen auf den Grund. rin der Spängler M&A GmbH, weiß: »Unter- tragen. Die Overtec GmbH, 1978 von Nikolaus So unterschiedlich wie die schiedliche Erwartungshaltungen spielen ei- Hilscher gegründet, war im Kerngeschäft lan- Betriebe sind die Persönlichkei- ne Rolle, wenn man sich über die strategische ge auf den Dämmstoffhandel konzentriert und ten dahinter. Überraschend Ausrichtung nicht einig wird. Das wirkt sich auf etablierte sich nach und nach mit der Entwick- offen gestehen sie Unstimmig- die wirtschaftliche Entwicklung des Unterneh- lung von patentierten Fertigteilen für die Bauin- keiten ein, wie Ernst Mayr, Chef mens aus: Wichtige Investitionen werden nicht dustrie. Die freie Handhabe durch die Erkran- des Modeunternehmens Fussl: getätigt, die anfängliche Motivation wechselt in »Mein Bruder und ich sind oft Frustration.« konträrer Meinung und Auch in einer Studie wurde die positive Wir- kung des Familienkodex bestätigt. Gemeinsam Ein externer Experte diskutieren sehr viel. Das erhöht die Qualität der mit dem Bankhaus Spängler nahm Joshua Con- kann den Weg zu einer sulting Unternehmen unter die Lupe, die bereits Entscheidungen, auch wenn es manchmal mühsam ist.« Ohne über mehrere Generationen bestehen. Unab- versöhnlichen Lösung gegenseitigen Respekt geht es hängig vom Führungsmodell oder der Unter- ebnen. nicht – vielleicht mit ein Grund, nehmensgröße wurden drei Erfolgsfaktoren weshalb nur noch 5 % den identifiziert: das Bewahren der Werte in einem Übergang von der dritten zur Familienkodex, die Regelung der Nachfolge und vierten Generation schaffen. die strategische Planung. 38 % der befragten kung des Vaters nützte der Junior-Chef für um- Unternehmen haben alle drei Instrumente im fangreiche Modernisierungen. Der eigentliche Werner Beutel- Einsatz, 47 % mindestens zwei. Übergabeprozess, inklusive einiger Vater-Sohn- meyer, Christian Konflikte, begann erst nach der Genesung von Fuchs (Hg.): >> Nachfolger in Aussicht 05 - 2019 www.report.at
nachfolge > Möglichkeiten der Übergabe n Schenkung n Übertragung gegen Rente n Übertragung gegen Fruchtgenuss oder Wohnrecht n Übertragung durch gesetzliche Erbfolge oder Testament n Übertragung eines Mitun- ternehmer- oder Kapitalanteils n Verkauf n Umgründung n Verpachtung n Betriebsaufgabe Erich, Christoph und Walter Polz (v.li.) führen die Familientradition des Weinguts Polz in der Südsteier- mark fort. gutem Grund keine Bedenken: Der südstei- sich die Familientradition leider als weniger rische Betrieb heimste in den vergangenen tragfähig. Mit 78 Jahren bemüht sich heute Jahren zahlreiche internationale Auszeich- Innerhalb der Familie Wilhelm Kirstein, das Erbe seines Urgroß- nungen ein. Für das Hochzeitsdinner der gehen meist alle von vaters vor dem Vergessen zu bewahren. Lud- schwedischen Prinzessin Madeleine lieferte wig Kirstein, gelernter Konditor, hatte vor das Weingut Polz 160 Großflaschen Sauvi- einer problemlosen 140 Jahren erstmals Zuckerl hergestellt. Sein gnon Blanc an das Königshaus. Nun ist mit Erichs Sohn Christoph, der Übergabe aus. Das Sohn Emil errichtete 1912 in Wien für die Er- zeugung eine der modernsten Fabriken Eu- im Sommer 2011 die Funktion des Winema- Gegenteil ist der Fall. ropas und machte das dunkle Milchzuckerl 15 kers übernahm, bereits die vierte Generation – auch als »bewährte Hustenhilfe« bewor- an Bord. Auch für ihn steht die Fortführung ben – weit über die Grenzen Österreichs hi- der Familientradition an oberster Stelle: sich die Einbindung von Übergabeexperten naus bekannt. Als Emil Kirstein, ein leiden- »Unser Gedanke ist es, langfristig eine qua- nicht nur bei Nachfolgelösungen mit Drit- schaftlicher Geschäftsmann, starb, war sein litative Wertsteigerung der natürlichen Ge- ten, sondern gerade auch innerhalb von Enkel Wilhelm Anfang 30 und hatte durch- gebenheiten zu erzielen und nicht das Aus- Familien bezahlt. Im Falle der legendären aus große Pläne. Der Vater hielt davon nichts schlachten in einer Generation. Die Rebstö- Malzzuckerl »Kirstein-Blockmalz« erwies und verkaufte sämtliche Anteile und Mar- cke am Hochgrassnitzberg sind zwischen 1985 und 1986 gesetzt worden. Ich zehre im- mer noch davon. Wenn ich jetzt neue Reb- UnternehmEN im Lebenszyklus stöcke setze, hoffe ich, dass in 30 Jahren je- 2 (Neu-) Gründungsphase mand anderer davon zehren kann.« 1 >> Unterstützung von außen
> nachfolge nach- folge in kenrechte an den Grazer Konkurrenten der familie: Englhofer. »Ich wurde vor vollendete Tat- Wer führt das sachen gestellt«, erinnert sich Wilhelm Kir- Unternehmen in stein mit Wehmut. Zukunft? Wer besitzt Das beliebte Blockmalz verschwand nach Übernahme durch Nestlé und später es? Storck aus den Regalen. Nach einer langen internationalen Managerkarriere in der In- dustrie holte sich Wilhelm Kirstein 2017 die Markenrechte zurück. Ein bayerischer Fa- milienbetrieb produziert die Zuckerl, der Vertrieb erfolgt über Salzburg Schokolade. Einige hundert Händler nahmen Blockmalz ins Sortiment auf. Damit die Erfolgsge- schichte nicht wieder ein jähes Ende findet, sucht »Österreichs ältester Jungunterneh- mer«, wie ihn Der Standard titulierte, drin- gend Partner oder Nachfolger. Kirsteins ei- gene Kinder schätzen zwar sein Engagement – in seine Fußstapfen treten möchten sie je- doch nicht. n Fest in Männerhand 16 > Laut EY Global Familiy Business Index 2019 erzielten die 500 größten Familienunternehmen der Welt in den letzten beiden Jahren ein Gesamtumsatzplus von 9,9 %. Das Ranking der Top-500 führen Walmart, Volkswagen und Berkshire Hathaway an. Europa stellt fast die Hälfte der umsatzstärksten Familienun- ternehmen. Fünf der Top-Ten-Platzier ten kommen aus den USA, vier aus Deutschland. Auch sechs österreichis- che Unternehmen schafften es in die Rangliste: die Holding Benteler International AG mit Sitz in Salzburg (Platz 187) sowie Red Bull, Novomatic, Porr, Swarovski und Alpla. > (+) plus: Worauf muss bei einer dann ein zeitlicher Rahmen fixiert werden. Die Konzernspitzen sind stark männlich dominiert: Nur 3 % der 500 Betriebsübergabe geachtet wer- Parallel dazu beginnt die steuerliche und Familienbetriebe haben eine Frau als den? rechtliche Umsetzung. CEO, das sind exakt 17 Unternehmen. Elisabeth Kastler: Bei einer Betriebsnach- Neun dieser Frauen stammen aus der folge ist es ganz wichtig, dass man sie recht- (+) plus: Bleiben Unternehmen heu- Familie, acht sind externe Managerin- zeitig, geplant und strukturiert angeht. Wir te seltener in der Familie? nen. Insgesamt betrachtet sind 55 % empfehlen, das Gespräch in der Familie ak- Kastler: Früher war die Nachfolge der CEOs keine Familienmitglieder. tiv zu suchen und das Thema Nachfolge als aufgrund der Rollenbilder oft schon vor- »Dass mittlerweile immerhin fast schon Projekt zu betrachten. Zwei zentrale Fra- gegeben. Heute sind Eltern bestrebt, ih- jedes zweite Familienunternehmen gen müssen zunächst geklärt und disku- re Kinder möglichst frei zu erziehen und von einem externen CEO geführt wird, tiert werden: Wer führt das Unternehmen eine breite Ausbildung verbunden mit steht für eine gesteigerte Profession- in Zukunft? Wer besitzt das Unternehmen Auslandsaufenthalten genießen zu lassen. alisierung«, sagt Erich Lehner, Manag- ing Partner Markets bei EY Österreich. in Zukunft? Da ist es manchmal schwierig, die Jungen Foto: Bankhaus Spängle »Durch die familiäre Führung werden Oft folgt nur eine Person in die Geschäfts- wieder zurückzuholen. Große Konzerne über Generationen weitergegebene führung nach, die Anteile werden aber ge- locken mit Anreizen, das Interesse am Fa- Werte vermittelt, während der Blick meinsam mit den Geschwistern gehalten. milienbetrieb ist dann nicht mehr so ge- von außen Innovation und Fortschritt Die Interessen klaffen mitunter weit aus- geben. Auch die Work-Life-Balance ist ein vorantreibt.« einander. Anhand eines Fahrplans sollte Thema. Die Kinder bekommen von klein > 05 - 2019 www.report.at
Nachfolge > »Die Familie kann Kraftquelle oder Störfaktor sein« Elisabeth Kastler, Geschäftsführerin der Spängler M&A GmbH, berät Familienunternehmen bei Fragen zu Führung, Strategie und Unternehmensnachfolge. Sie empfiehlt einen »Familienkodex« als Bindeglied zwischen den Generationen. Eine klare Aufgabenverteilung ist auf mit, wie viel Einsatz die Eltern erbrin- gen und was es erfordert, Unternehmer zu sein. Wenn der Betrieb überwiegend als Belastung empfunden wird und immer fi- notwendig: Zwei Fremde würden nanzielle Sorgen mitschwingen, wird die Begeisterung nicht größer. nie so streiten wie Geschwister. (+) plus: Sind Übergaben innerhalb (+) plus: Dauert die rechtliche und Generation heranzuführen – der Kodex der Familie schwieriger als an Außenste- steuerliche Abwicklung ebenso lang? soll schließlich als Bindeglied fungieren. hende? Kastler: Das ist ein parallel laufender Beispielsweise kann festgelegt werden, 17 Kastler: In der Familie sind Emotionen Prozess. Oft wird zuerst die Führung des unter welchen Bedingungen ein Famili- immer sehr präsent. Ist der geschäftsfüh- Unternehmens übergeben und erst suk- enmitglied im Unternehmen mitarbei- rende Gesellschafter das Familienober- zessive die Beteiligung. Wird die Übergabe ten kann. Das betrifft etwa ein Praktikum haupt, fällt es oft schwer zu unterscheiden, verschleppt, weil man nicht loslassen kann und geht hinauf bis zur Geschäftsführung: welche Rolle er bzw. sie gerade einnimmt – oder kein geeigneter Nachfolger da ist, Welche Voraussetzungen muss man dafür als Chef/Chefin oder als Vater/Mutter. Die läuft die Zeit davon. Manche Eigentümer mitbringen? Wer kann Gesellschafter wer- Grenzen verschwimmen, nicht nur bei Ge- haben die 70 schon deutlich überschritten. den? Wie wird mit (Ehe-)Partnern um- sprächen am Mittagstisch, sondern auch Das Unternehmen ist ihr Lebenswerk, das gegangen? Vieles davon steht auch in den im Unternehmen. alles dominiert. Erfahrungsgemäß wird es Gesellschafterverträgen. Der Familienko- Die Familie kann eine starke Kraft- aber immer schwieriger. Unter Geschäfts- dex geht aber darüber hinaus und legt eine quelle sein, aber auch schnell zum Störfak- partnern und Mitarbeitern können dann Art Leitbild fest und für welche Werte die tor werden. Die Kommunikation ist des- Unsicherheiten entstehen. Familie steht. halb besonders wichtig und muss manch- mal in bestimmte Bahnen gelenkt wer- (+) plus: Welche Erfahrungen haben (+) plus: Zieht mit der jüngeren Ge- den. Aus der Kindheit heraus bestehen vor Sie mit dem Familienkodex gemacht? neration ein neuer Führungsstil ein? allem zwischen Geschwistern Verhaltens- Kastler: Der erste »Governance Kodex Kastler: Teamarbeit gewinnt an Be- muster – der Ältere, der Jüngere, der Flei- für Familienunternehmen« als Leitlinie er- deutung. Die klassischen Patriarchen, die ßige –, die in die Nachfolge hineinwirken. schien 2005 und hat sich seither sehr gut allein alle Entscheidungen diktieren, gibt bewährt. Wenn das Unternehmen nicht es kaum noch. Viele Übergeber verfügen (+) plus: Wann ist der richtige Zeit- mehr zu 100 % von einer Person getra- über umfangreiches Wissen, sie haben punkt? gen wird, sondern mehrere Geschwister schließlich das Unternehmen aufgebaut. Kastler: Wenn der Übergeber vorhat, oder andere Familienmitglieder mitre- Für Nachfolger ist es nicht ganz einfach, sich in fünf bis sieben Jahren zurückzuzie- den, kann man gemeinsam ein individu- in diese großen Fußstapfen zu treten. Die hen, wäre es jetzt an der Zeit, mit der Vor- elles Regelwerk erstellen, wie mit konflikt- Komplexität nimmt sehr stark zu – schon bereitung zu beginnen. Die junge Gene- trächtigen Themen umgegangen werden allein um alle Kompetenzen abzudecken, ration kann dann langsam in diese Rolle soll. Der Kodex stärkt den Zusammenhalt, ist es notwendig, gute Mitarbeiter einzu- hineinwachsen, es bleibt aber auch noch fördert die Kommunikation und weckt das beziehen. Eine klare Aufgabenverteilung genügend Raum für die Suche nach Alter- Verständnis fürs Unternehmen. Das Erar- ist unbedingt notwendig, insbesondere nativen, sollte diese Lösung doch nicht zu- beiten erfolgt im Rahmen von Workshops, wenn sich Geschwister die Verantwortung stande kommen, weil sich die Kinder zum die wir moderieren. Die Regeln werden in in der Geschäftsführung teilen. Das sehen Beispiel doch für einen anderen Lebens- regelmäßigen Abständen aktualisiert und wir immer wieder: Zwei Fremde würden weg entscheiden. in Erinnerung gerufen, um die nächste nie so streiten wie Geschwister. n www.report.at 05 - 2019 >
> Interview »Man muss mental stark sein« Von Angela Heissenberger Ivica Vastic war einer der erfolgreichsten Fußballspieler Österreichs und ist heute als Trainer tätig. Über Geld und Konkurrenz, ungerechte Entscheidungen und warum Fuß- ball so viele Menschen bewegt und vereint, erzählt der ge- bürtige Kroate im Report(+)PLUS-Interview. (+) plus: Sie kamen 1991 nach Österreich > sport – die Maßnahmen müssen in der Gruppe funk und sind seit 1996 österreichischer Staats tionieren. Jeder Spieler schaut jedoch in erster Linie 18 bürger. Als Sie bei der WM 1998 gegen Chi auf sich selbst. Es wird immer schwerer, Charaktere le ein Tor schossen, titelte die Kronen Zeitung »Ivo, zu finden, die mannschaftsdienlich denken. Wie in jetzt bist Du ein echter Österreicher«. Was dachten der Gesellschaft wird alles egoistischer. In den Fuß Sie sich damals? ball fließt sehr viel Geld; viele Spieler haben Sorge, Ivica Vastic: Ich war damals schon längst Österrei nicht gut genug abzuschneiden. Unter der Woche cher, aber das muss man sich anscheinend verdienen. sind sie Konkurrenten, aber am Wochenende beim Erst wenn man Leistung bringt, wird man akzeptiert. Match sollen sie gemeinsam als Mannschaft auftre Die Schlagzeile ist in der Euphorie der Weltmeister ten. schaft passiert. Ich habe das gar nicht so beachtet. (+) plus: Gehen Sie mit den Spielern eher (+) plus: Sie wurden mit Sturm Graz unter Trai freundschaftlich um? ner Ivica Osim zweimal Meister. Haben Sie sich von Vastic: Ich gehe menschlich mit ihnen um. Man ihm etwas abgeschaut? muss eine klare Linie haben. Meine Entscheidungen Vastic: Mir hat immer seine Art imponiert, wie sind nicht immer populär. Es gibt nur elf Plätze, aber er mit den Spielern umgegangen ist. Seine Mensch 20 Spieler. Nicht jeder hat die gleiche Ansicht wie ich, lichkeit und Fairness und natürlich seine sensatio alle wollen spielen. Aber ich versuche, zu erklären, nellen Fußballkenntnisse – ich habe ihm immer voll warum einer spielt und der andere nicht. Ob er das als vertraut. Ich versuche auch, in diese Richtung zu den gerecht empfindet oder als Motivation nimmt, muss ken und meinen Spielern eine klare Linie vorzuge er selbst wissen. ben. Das ist nicht immer leicht, heute ist der Trainer job viel schnelllebiger. Wenn es nicht nach Wunsch (+) plus: Haben Sie sich als Spieler auch manch läuft, muss der Trainer sofort gehen. Die Strukturen mal ungerecht behandelt gefühlt? im Verein bleiben aber gleich. Vastic: In Deutschland herrschte in der Mann schaft ein riesiger Konkurrenzkampf. Ein Spieler (+) plus: Welche Eigenschaften und Fähigkei war ein bisschen angeschlagen, er wollte es trotz ten sollte ein guter Trainer mitbringen? dem probieren. Ich habe mich vor dem Spiel aufge Vastic: Der Trainer sollte authentisch auftreten wärmt. Sollte er nicht spielen können, hätte ich statt und natürlich gute Fußballkenntnisse haben: eine ei ihm begonnen. Schließlich saß ich aber nicht einmal gene Idee, einen eigenen Stil und die Gabe, aus den als Wechselspieler auf der Bank, sondern musste so vorhandenen Spielern das Beste herauszuholen. Das gar auf die Tribüne. Mit solchen Situationen muss ist immer ein schmaler Grat. Man muss mit den Spie man umgehen und am nächsten Tag trotzdem wieder Foto: iStock lern kommunizieren können. Es ist ein Mannschafts Leistung bringen. Man muss mental stark sein. > 05 - 2019 www.report.at
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