BILDENDE KUNST - LITERATUR - MUSIK - WISSENSCHAFT - Nachrichten der Regionalclubs Ausgabe Nr. 3, 2019 - Internationaler Bodensee-Club
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BILDENDE KUNST – LITERATUR – MUSIK – WISSENSCHAFT Nachrichten der Regionalclubs Ausgabe Nr. 3, 2019 © Frank Müller, M. Hagemann Losgelöst 4
Editorial Verehrte Mitglieder und Freunde des IBC hat der Anschlag von Georg Elsner Im November 1938 in München und seine Verhaftung direkt an der Grenze. In all In den letzten Wochen gab es wieder einige besondere "Le- diesen Themen sind wir mittendrin und in der Diskussion. ckerbissen" von Erinnerungsdaten, die auch in unsere Re- gion hineinwirkten. Als Ausgangspunkt bzw. Ausgangsper- Ebenfalls mittendrin ist unser langjähriges Mitglied Bruno sönlichkeit wähle ich Alexander von Humboldt, "der erste Epple, dem das Bundesverdienstkreuz am Bande für sein Naturschützer" (Die ZEIT), der schon vor über 200 Jahren Werk, das mit seiner Doppelbegabung verknüpft ist, verlie- die Zerstörung der Landschaft kritisierte. Für Humboldt ist hen wurde. nicht das Anhäufen von Wissen, sondern dessen Verknüp- Gefreut haben wir uns auch am Büchner-Preis, den Lukas fung, das Denken in Zusammenhängen anzustreben. "Alles Bärfuss nach Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt und Adolf Mu- ist Wechselwirkung", soll er im Reisetagebuch festgehalten schg erhalten hat. haben. Die Natur als lebendiges Ganzes wahrzunehmen und ihren Zauber wertzuschätzen und festzustellen, dass Alles Ich wünsche Ihnen schöne Herbsttage und freue mich auf mit Allem zusammenhängt (auch Die ZEIT). die LiteraTour mit Ihnen, Neben diesem deutschen Weltthema ist der Excellence-Wett- bewerb der Universitäten seit 2004 ein Thema. Nicht nur Wil- helm Humboldt, sondern auch sein Bruder Alexander haben für die Menschheit Hervorragendes geleistet und dies eben Josef Bieri auch für die Wissenschaft. Damit gibt es sicher auch etli- Präsident che Zusammenhänge und Beeinflussungen mit der aktuellen Situation der Uni. 2010 gab es die Vorgabe der Regierung mehr Unternehmertum, mehr Wettbewerb, mehr Innovation. Bachelor und Masterstudiengänge sowie die Junior-Professur wurden erfunden. Die Studierendenzahlen explodierten und die Grundfinanzierung nahm ab. Um als erfolgreich zu gelten, erwartete man ein unternehmerisches Handeln. Für die Regi- on entscheidend ist, dass es unserer Uni gelang, die Experten und den Wissenschaftsrat von den eingereichten Unterlagen zu überzeugen. 2007, 2012 und 2019 ist dies gelungen und der Excellence-Status erneut erreicht worden. Ein weiteres Thema, das auch ganz direkt nach Kons- tanz-Kreuzlingen führt, ist die 75-Jahrerinnerung an die Ver- schwörer des 20. Juli und die Basisfrage "warum tun sich die Deutschen mit dem Widerstand so schwer". Die Antworten darauf sind sehr vielfältig. Ganz direkt mit der Region zu tun 2
INTERNATIONALER BODENSEE CLUB e.V. Der EROS in der Kunst Kunst und Eros hatten schon immer eine besonders enge schaft des Kunstwerkes, kann er sich einer emotionalen Bin- Beziehung. Dabei geht es nicht nur um die Darstellung von dung oft nicht mehr entziehen. Es ist dabei im Prinzip Sinnlichkeit, Liebe und Sexualität. Es geht grundsätzlich um unwichtig, ob das Kunstwerk aus der Hand eines berühmten Leidenschaft, Faszination und Hingabe, um bedingungsloses Künstlers stammt, oder von einem unbekannten Maler, ob die Engagement und Identifikation. All das sind die Triebfedern Arbeit hochgelobt und teuer gehandelt wird, oder günstig in bei der Entstehung von Kunstwerken, aber auch das, was regionalen Ausstellungen erworben werden kann. Galeristen schließlich den Betrachter bewegt, ihn in eine heftige, emoti- und Sammler berichten immer wieder über magische Mo- onale Beziehung zum Kunstwerk bringen kann und man ist mente, in denen sie, angezogen vom Werk eines völlig unbe- versucht, Parallelen zu menschlichen Begegnungen zu zie- kannten Künstlers, sich der Faszination nicht mehr entziehen hen. Oft geschieht es spontan, absichtslos und unerwartet. konnten, was hin und wieder durchaus der Startschuss für Das „Herz” ist mehr daran beteiligt, als der Kopf. Man ist be- eine vielversprechende Karriere des Künstlers sein kann, in- geistert und tief berührt, fasziniert von der Einzigartigkeit sofern weitere, maßgebliche Voraussetzungen für eine und Stimmigkeit der „gestalterischen Lösung”, was den „Marktfähigkeit” erfüllt sind. Wunsch nach Nähe, nach Besitz auslöst. Kaufen führt oft zum „Liebe” mit Vorlauf Sammeln, Treue ist aber unproduktiv, Vielfalt erwünscht, Trennungen sind einkalkuliert und hin und wieder ausgespro- Die Begegnung mit einem Kunstwerk ist immer auch abhän- chen „bereichernd”. gig von Vorbedingungen wie Sehgewohnheiten, Bildung, Umgebung und Erziehung, Erfahrungen mit Kunst aus unter- Wie kommt der EROS in die Kunst? schiedlichen Stilepochen und Prägung durch einen bestimm- Seit je her ist ein Kunstwerk von der Aura des Einzigartigen, ten Zeitgeist. So entwickeln sich nach und nach Vorlieben für Einmaligen und Schöpferischen umgeben, purer Ausdruck bestimmte Darstellungsstile, Themen und Techniken. Im individueller, menschlicher Kreativität, die weit über das Volksmund wird dann vielfach von unterschiedlichen „Ge- Nützliche, Gebrauchsmäßige hinausgeht. Das authentische schmäckern” gesprochen, womit die emotionale Verankerung Unikat mit Alleinstellungsmerkmal schafft eine unvergleich- gemeint ist. Wissen und Vorerfahrungen grenzen also im liche Präsenz, eine geradezu magische Intensität und Faszi- Prinzip unseren Horizont ein, schaffen Schwerpunkte, Vorlie- nation. Der Schöpfer In einem ersten Akt ist es der Künst- ler selbst, der Begeisterung und Be- friedigung darin erfährt, dass sein Werk mit seinen Absichten, Fähig- keiten und Gefühlen in Einklang steht. Er tritt aus dem Schatten der Genügsamkeit mit den realen Gege- benheiten heraus, zeigt seine ganz individuelle Sicht und Interpretation der Welt. Andererseits gibt er aber auch Einblicke in seine Innenwelt, seine Gefühle und Gedanken, seine Vorstellungen und Utopien. In ei- nem mutigen Akt der Selbstdarstel- lung outet er sich gewissermaßen dem Betrachter gegenüber, riskiert es, geliebt oder abgelehnt zu wer- den. Eine gelungene Kommunikati- on mit dem Betrachter ist schließlich Bestätigung und Motivation zu- gleich. Der Betrachter In einem zweiten Schritt kommt dann der Betrachter ins Spiel. Ange- Herz-Kirsche © Erwin Niederer zogen von Machart, Inhalt und Bot- 3
ben und damit aber auch Spaltung. Die unbeschwerte Frei- Akt der Bestimmung. Das bildnerische Mittel ist der Gedanke heit und Unbekümmertheit geht meist verloren. In der Kunst selbst. Eine ähnliche Entwicklung haben wir in der Arte-Po- entstehen schnell sich gegenseitig „bekämpfende” und aus- vera oder der Konzeptkunst. Das Kunstwerk ist lediglich der schließende Maßstäbe, Wertungen und Ordnungssysteme materielle Fallout einer Idee, ein flüchtiges Sinnbild, von sei- (Hobby-, Amateur- und Profisegment). nem Erscheinungsbild her eigentlich „unverliebbar”. Kunst wird zur Kopfsache, ein Bewusstseins- und Denkvorgang. Die Der programmierte EROS emotionale Bindung und Faszination, der EROS, hat sich vom Internet-Partnerbörsen wie Parship, Elite Partner oder LoveS- Herz in die „grauen Zellen” verschoben, ist zu einer philoso- cout-24 versprechen die „programmierte” Liebe. EROS auf phischen Konstruktion mutiert. Aber auch hier sind begeis- Bestellung. Computer-Algorithmen verschalten Wünsche und ternde Höhenflüge möglich! Kann man sich in eine Konzepti- Vorgaben und errechnen schließlich eine Partner-Hitliste. on, eine Idee, verlieben? Warum eigentlich nicht, ablesbar an der bedingungslosen Hingabe von Menschen gegenüber so Auch in der Kunst laufen derzeit die ersten Versuche, Kunst- mancher Ideologie, Religion oder Wissenschaft, auch eine werke automatisiert durch Computer erstellen zu lassen, also Form von EROTIK. Man mag die Entwicklung hin zu konzep- basierend auf einer Fülle von Algorithmen, die der Rechner tueller Kunst bedauern, sich die „alten” Zeiten zurückwün- dann kombiniert, wohl bemerkt, nicht komponiert, denn das schen, als Kunst noch begreifbar, schön und vertraut, stabili- wäre ja ein bewusster, kreativer Akt, bisher noch dem Men- sierend, emotional und gefällig, konstruktiv, gut gemacht schen vorbehalten. Das vom Computer geschaffene Werk und zum Verlieben intensiv war. Doch man darf nicht verges- wird zum reinen Rechenexempel, das lediglich eine visuelle sen, dass auch eine kritisierende, bewusstmachende, unbe- Oberfläche erschafft, die aber durchaus ihren ästhetischen queme und antiästhetische Kunst durchaus den Blick nach Reiz haben kann. Auf dem internationalen Kunstmarkt haben vorne wendet, sich aber nicht in schönen Heilsversprechen sich erste computergenerierte Arbeiten als Innovation mit Al- und emotionsschwangeren Sentimentalitäten verirrt. Provo- leinstellungsmerkmal inzwischen erfolgreich positioniert. kation erzwingt Aufmerksamkeit, braucht Publikum und Kon- Auch bietet die hochtechnisierte und perfektionierte Druck- frontation. branche Kopien von Gemälden an, die auf den ersten Blick von den Originalen kaum zu unterscheiden sind. All diese Zitat von Berthold Brecht: "Kunst ist nicht, wenn man in die Machwerke haben aber lediglich Stellvertreterfunktion, be- Stube scheißt. Kunst ist, wenn man unter Beifall in die Stube friedigen zwar das Auge, nicht aber unser inneres Werteemp- scheißt." finden. Wir unterliegen also einer Täuschung, die unweiger- Erwin Niederer, Kunstpädagoge und Kunstkritiker, Überlingen lich in die Enttäuschung führen muss, sofern man sich dessen nicht von Anfang an im Klaren war und lediglich nach einer überzeugenden, gut gemachten und bezahlbaren „Dekora- tion” gesucht hat. Kompromiss: Durchnummerierte Serigrafien mit Original- unterschrift des Künstlers bilden ein Medium zwischen Unikat und Kopie und werden auf dem Markt als Originale in einem reduzierten Preissegment gehandelt. Ohne EROS! Marcel Duchamps hat Anfang des 20. Jahrhundert den Pro- zess der Infragestellung und Neubewertung künstlerischer Arbeit demonstrativ vorgeführt, indem er Objekte aus der industriellen Produktion direkt und unbearbeitet in die Zone der Kunst versetzte (Pissoire/Fontaine - 1915). Seine Ready- mades „erschrecken” mit der aussichtslosen Suche nach ei- ner individuellen, emotionalen, authentischen und hand- werklichen Qualität der Arbeit. Ihre Kraft und Bedeutung liegen einzig in der Konzeption, in ihrer Absicht und einem 4
INTERNATIONALER BODENSEE CLUB e.V. Buchempfehlung: Ulrike Blatter „Der Hütejunge. Eine Kindheit im Krieg” Eine Mischung aus Roman und eigenen Recherchen verwoben und daraus ein dichtes und Dokumentation ist dieses und eindringliches Werk geschaffen. Zwanzig Jahre lang hat Buch: Ein namenloser Junge sie an diesem Buch gearbeitet. verbringt seine Kindheit in ei- nem kleinen Eifeldorf wäh- „Schwer und dunkel klangen auch die Lieder, die sie nun lern- rend des Zweiten Weltkrieges. ten. Von eisenharten Tritten und dem Boden, der dröhnte Erlebt Hunger, Soldaten, und „heilige” Erde war, von „geschlossenen Reihen” und von Kriegsgefangene, Grausam- Blicken hörten sie, die „fest und in Treue” auf die „Fahne” keit, Bombardierungen, den gerichtet waren, des Vaterlandes „höchste Zier”. Kampf ums Überleben. Und, in Schule und Umfeld, halten Ulrike Blatters Buch ist auch eine Warnung. Vor den Fallstrik- die Nazis Einzug. Die Gefühle ken eines hässlichen Nationalismus, der immer und überall des Jungen schwanken zwi- neu auftreten kann. Und vor seinen schrecklichen Folgen, schen Bewunderung, Angst, nicht zuletzt für die Schwächsten einer Gesellschaft, die Kin- Neugier und Abenteuerlust. der. Sein Vater ist vor seiner Geburt gestorben. Einzig seine reso- lute Mutter, seine Geschwister und ein Märchenbuch geben Ulrike Blatter ihm Halt. Der Junge ohne Namen steht für eine ganze Gene- Der Hütejunge. Eine Kindheit im Krieg ration der Verstummten und Verschwiegenen, die sich lange Verlag CMZ scheuten, über den Krieg und seine Folgen zu reden. Ulrike ISBN: 978-3-870622-95-4 Blatters Buch ist ein Mix aus Fakten und Fiktion; sie hat die Geschichte ihres Vaters mit anderen Zeitzeugenberichten Buchempfehlung: Ralf Seuffert „Konstanz – Mehr als 2000 Jahre Geschichte” Konstanz: Vom römischen mit dem Konzil sogar weltpolitische Aufmerksamkeit. Ralf Kastell zur größten Stadt Seuffert führt seine Leser*innen auf eine historische Tour am Bodensee. Ralf Seuf- durch die Stadt Konstanz – von deren Gründung bis in die fert führt in „Konstanz – Neuzeit. „Konstanz – Mehr als 2000 Jahre Geschichte” er- Mehr als 2000 Jahre scheint am 24. Juni 2019 im Südverlag. Geschichte” durch Ver- Mit mehr als 250 zumeist farbigen Fotografien und Zeichnun- gangenheit und Gegen- gen lässt Ralf Seuffert die Stadtgeschichte zur anschaulichen wart der Stadt Konstanz Spurensuche werden. Gesonderte Themenseiten, eine klare Strukturierung und die verständliche Sprache tragen dazu Wer heute in Konstanz bei, dass auch Nicht-Konstanzer die Stadt und ihre Eigenhei- durch die historischen ten schnell für sich entdecken können. Ralf Seuffert legt in Einkaufsstraßen schlen- „Konstanz – Mehr als 2000 Jahre Geschichte” den Fokus nicht dert, wird sich kaum vor- nur auf die Geschichte der Stadt, sondern wagt auch einen stellen können, was für Blick in die Gegenwart und die Zukunft: Welche Probleme gilt einen Wandel die Stadt es in Konstanz aktuell zu lösen und wie wird sich der Weg in innerhalb von mehr als 2000 Jahren Stadtgeschichte durch- die Zukunft für die größte Stadt am Bodensee gestalten? lebt hat. Als die Römer hier ein Kastell errichteten und der Stadt die ersten infrastrukturellen Prägungen gaben, war es Ralf Seuffert noch ein weiter Weg, bis Konstanz zur größten Stadt am Bo- Konstanz – Mehr als 2000 Jahre Geschichte densee werden sollte. Bereits im frühen Mittelalter wurde 224 Seiten, ca. 250 farb. und s/w Abb., Hardcover. Konstanz zum Bischofssitz und entwickelte sich zu einer be- Südverlag deutenden Kaufmannsstadt, die bald zur Reichsstadt aufstei- ISBN 978-3-87800-125-6 gen sollte. Anfang des 15. Jahrhunderts erlangte Konstanz € 24,90 5
LiteraTour 2019 LiteraTour 2019 mit Buchpreis-Trägerin Inger-Maria Mahlke und dem 2. IBC-Kurzgeschichtenwettbewerb Das LiteraTour-Schiff des Internationalen Bodensee-Clubs Abfahrtszeiten des MS Seestern: fährt wieder! Am Samstag, den 12. Oktober 2019 wird es die • Konstanzer Hafen: 14.00 Uhr Schweiz und Deutschland literarisch miteinander verbinden. • Kreuzlingen (Liegeplatz 2 oder 3): 14.10 Uhr Mit dabei: Schriftstellerin Inger-Maria Mahlke, die im vergan- • Meersburg (Platz 2 oder 3): 14.50 Uhr genen Jahr für ihren Teneriffa-Roman Archipel mit dem Deut- Die Veranstaltung endet gegen 19.00 Uhr; die Ausstiegsstel- schen Buchpreis ausgezeichnet wurde. Die Jury begründete len werden auf dem Rückweg in umgekehrter Reihenfolge ihre Entscheidung folgendermaßen: angefahren. „Archipel ist eine große Reise durch die Zeit und bis ans Ende Vorverkaufsstellen: Europas. Die Städte Teneriffas atmen ihren ewigen Sommer, Konstanz: aber zwischen all den Gerüchen und Geräuschen des Südens Homburger & Hepp, Münsterplatz 7, Tel. 0049(0)7531-90810 spürt man den Luftzug eines ganzen Jahrhunderts. Während Bücherschiff, Paradiesstraße 3, Tel. 0049(0)7531-26007 in einem Altenheim die Menschen ihre letzten Wege gehen, Meersburg: versuchen es die Jungen mit neuer Hoffnung. Es ist der Zyk- Linzgau Buchhandlung, Michael Schlageter lus des Privaten, den Inger-Maria Mahlke auf grandiose Wei- Steigstraße 10, Tel. 0049(0)7532-6118 se mit dem Politischen verknüpft. Und so blättert man durch Überlingen: hundert Jahre wie durch ein Album voll schmerzhaft schöner BuchLandung, Landungsplatz, und genauer Bilder. Sieht Abkömmlinge der spanischen Kon- Ecke Jacob Kessenring-Str. 38, Tel. 0049(0)7551/9456515 quistadoren und majestätische Putzfrauen, Aufstieg und Ab- Kreuzlingen: stieg, Liebe und Korruption.” Buchhandlung Bodan AG, Hauptstraße 35, Auf dem Schiff werden außerdem die besten Texte des zwei- Tel. 0041(0)71 411026 ten IBC-Kurzgeschichtenwettbewerbs vorgestellt. Frei nach Eintrittspreise: der Lyrikerin Nora Bossong lautete das diesjährige Thema: • Mitglieder und Südkurierabonnenten 23 €/CHF 26 Der Sommer vor den Mauern. • Nichtmitglieder 28 €/CHF 31 Das LiteraTour-Schiff fährt am 12. Oktober von 14 bis 19 Uhr. • Schüler/Studenten 15 €/CHF 18 Auch in diesem Jahr kann in Konstanz, Kreuzlingen und Im Eintrittspreis ist ein Glas Prosecco enthalten. Meersburg zu- bzw. ausgestiegen werden. 6
INTERNATIONALER BODENSEE CLUB e.V. "Es ist der 9. Juli 2015, vierzehn Uhr und zwei, drei kleinliche Minuten. In La Laguna, der alten Hauptstadt des Archipels, beträgt die Lufttemperatur 29,1 Grad. Der Himmel ist klar, wolkenlos und so hellblau, dass er auch weiß sein könnte". Damit fängt es an. Und mit Rosa, die zurückkehrt auf die Insel und in das heruntergewirtschaftete Haus der vormals einflussreichen Bernadottes. Rosa sucht. Was, weiß sie nicht genau. Doch für eine Weile sieht es so aus, als könnte sie es im Asilo, dem Altenheim von La Laguna, finden. Ausgerech- net dort, wo Julio noch mit über neunzig Jahren den Posten des Pförtners innehat. Julio war Kurier im Bürgerkrieg, war Gefangener der Faschisten, er floh und kam wieder, und heu- te hütet er die letzte Lebenspforte der Alten von der Insel. Julio ist Rosas Großvater. Von der mütterlichen Seite. Einer, der Privilegien nur als die der anderen kennt. Inger-Maria Mahlke ist in nur wenigen Jahren zu einer der renommiertes- ten deutschen Schriftstellerinnen avanciert und hat sich mit jedem ihrer Bücher thematisch und formal weiter vorgewagt. In "Archipel" führt sie rückwärts durch ein Jahrhundert voller Umbrüche und Verwerfungen, großer Erwartungen und klei- ner Siege. Es ist Julios Jahrhundert, das der Bautes und Ber- nadottes, der Wieses, der Moores und González' – Familien- namen aus ganz Europa. Aber da sind auch die, die keine Namen haben: Die Frau etwa, die für alle nur 'die Katze' war: unverheiratete Mutter, Köchin, Tomatenpackerin - und ir- Foto © Dagmar Morath gendwann verschwunden. Denn manchmal bestimmen Willkür, Laune, Zufall oder Inger-Maria Mahlke schlicht: mitreißende Erzähl- Archipel kunst über das, was geht, Roman und das, was kommt. Ein Originalausgabe 432 Seiten großer europäischer Roman € 20,00 (D)/ € 20,60 (AT) ISBN: 978-3-498-04224-0 von der Peripherie des Kon- Auch als E-Book erhältlich: ISBN: 978-3-644-00128-2 tinents: der Insel des ewi- gen Frühlings, Teneriffa. Inger-Maria Mahlke wuchs in Lübeck und auf Te- neriffa auf, studierte Rechts- wissenschaften an der FU Berlin und arbeitete dort am Lehrstuhl für Kriminologie. 2009 gewann sie den Ber- liner Open Mike. Ihr Debütroman "Silberfischchen" wurde ein Jahr später mit dem Klaus-Michael-KühnePreis ausgezeich- net. Für einen Auszug aus ihrem Roman "Rechnung" offen bekam sie beim Wettbewerb um den IngeborgBach- mann-Preis den Ernst-Willner-Preis zugesprochen; 2014 er- hielt sie den KarlArnold-Preis der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Ihr Roman "Wie Ihr wollt" gelangte unter anderem auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises, den sie 2018 für den Roman "Archi- pel" dann erhielt Inger-Maria Mahlke lebt in Berlin. Samstag, 12.10.2019, 14-19 Uhr 7
Ankündigung: Gesprochene Anthologie auf der Meersburg Mitglieder der „Meersburger Autorenrunde” stellen Autorin- nen und Autoren vor und lesen aus ihren Werken Programm: Monika Taubitz liest Gedichte und Essays des kürzlich ver- storbenen Lyrikers und Literaturkritikers Peter Hamm aus sei- nem Buch „Den Traum bewahren” und erzählt von ihren Be- gegnungen mit dem in Weingarten aufgewachsenen Literaten. Volker Sieber liest Gedichte der wieder zu entdeckenden polnischen Literaturnobelpreisträgerin Maria Wisława Anna Szymborska, die den Menschen und den methodischen Zwei- fel an politischen Ideologien in den Mittelpunkt stellt. Dorothea Neukirchen liest aus dem Roman „Stillhalten” von Nina Jaeckle, der um ein Modell von Otto Dix und das Stillhalten beim Aufkommen des Nationalsozialismus kreist. Pause Elli Mattar liest aus „Käsebier erobert den Kurfürstendamm” von Gabriele Tergit, die diesen Roman selbst als Bekenntnis gegen die Reklame für einen schnell hochgejubelten und wieder fallen gelassenen „Star der Saison” verstand. Meersburg © RalfStaiger Oliver Gassner liest Texte von Kurt Tucholsky, der vor 1914 und 1933 für Emanzipation unabhängig von Rasse und Ge- schlecht und gegen Krieg und Nationalismus eingetreten ist. Samstag, 16.11.2019, 19.30 Uhr, Eine Veranstaltung der „Meersburger Autorenrunde” in Burg-Café der Meersburg Zusammenarbeit mit der Burg Meersburg Eintritt frei - Einlass ab 19 Uhr Weitere Infos unter Tel: 07532/80000 Anlässlich der Drostetage: Lesung im „Fürstenhäusle” mit Silke Knäpper An den diesjährigen Drostetagen beteiligte sich der Interna- tionale Bodensee-Club im Mai mit einer Lesung im „Fürsten- häusle”. In stimmungsvollem Ambiente las die Ulmer Autorin Silke Knäpper aus ihrem aktuellen Roman „Das Lieben der Anderen”. © RalfStaiger © RalfStaiger 8
INTERNATIONALER BODENSEE CLUB e.V. Bruno Epple erhält das Bundesverdienstkreuz Landrat Danner würdigte Bruno Epple in seiner Laudatio für seine „heimatverbundene Kunst, sein außergewöhnliches Talent und Engagement, Geschichte, Kultur und Sprache un- serer Region weit über die Grenzen hinauszutragen, neu zu entdecken und zu erhalten.” (Zeno Danner, 18.07.2019) Der IBC verdankt dem Jubilar viele wunderbare Lesungen wie z.B. aus „Walafried Strabos Lob der Reichenau”, aus dem Gedichtband „Blatt um Blatt” oder der „Hirtenweihnacht” um nur einige Bücher zu nennen. Bruno Epple ist mit seiner Doppelbegabung als Maler ein Dichter, als Dichter ein Maler. Auch als Maler ist er weit über den Bodenseeraum hinaus bekannt und begeistert mit seinen Bildern viele Menschen. „Bruno Epple macht aus einer Welt, die alles andere als heil ist, eine schönere Welt, und das ohne zu fälschen. Er entdeckt die Schönheits-Chance in jeder Er- scheinung. Ohne ihn wäre manche Schönheits-Chance uner- kannte verflogen. Die Welt kann sich gratulieren zu diesem Dichter, der auch als Maler ein Dichter ist.” (Martin Walser, Erntedankfest, ein Lesebuch, S. 13) Nicht unerwähnt bleiben sollte sein vielfältiges Engagement in literarischen Zirkeln wie z.B. dem Forum Allmende oder in diversen Narrenvereinen. Dieser persönliche Einsatz in un- serer Gesellschaft verdient unser aller Respekt und höchste Bewunderung. Im Namen des IBC möchte ich dir lieber Bruno für all das Bruno Epple © Gudrun Bublitz danken. Wir freuen uns auf weitere Lesungen und wünschen, dass deine Schaffenskraft noch lange erhalten bleiben möge. Wir gratulieren ganz herzlich unserem langjährigen IBC-Mit- Auf kleinstem, begrenzten Feld schaffe ich himmlische Weite, glied, Bruno Epple zum Bundesverdienstkreuz am Bande des auf Leinwand das Bild, auf dem Bogen Papier das Gedicht Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, das ihm von Landrat Zeno Danner feierlich verliehen wurde. Bruno aus Bruno Epple „Blatt um Blatt, Gedichte eines Malers” Epple wurde diese Auszeichnung von Bundespräsident Frank- Walter Steinmeier auf Vorschlag unseres Ministerpräsidenten Winfrid Kretschmann für sein vielseitiges künstlerisches Tal- Für den IBC, Regionalclub Konstanz ent als Maler und Autor sowie für sein großes Engagement Paula Trepulka für die Region Hegau verliehen. 9
REGIONALCLUB WESTLICHER BODENSEE e.V. 11
Regionalclub Westlicher Bodensee e.V. Kunstausstellung ?Kein Titel! Mit Vorträgen und Musik VERNISSAGE So. 06.10.2017, 11.00 Uhr Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 11.00 – 18.30 Uhr, Sa. Und So. 11.00 – 17.00 Uhr Begrüßung: Präsident Josef Bieri und Paula Trepulka Einführende Worte: Dr. Schnekenburger Musik: Liaison Tangonale BEGLEITPROGRAMM Mittwoch, 09.10.2019 Lesung im Bürgersaal Konstanz im Rahmen der Kulturwoche des IBC 19.30 Uhr Leben und Werk der Schriftstellerin Marlene Stenten Dr. Madeleine Marti aus Zürich gibt einen Einblick in Leben und Werk von Marlene Stenten. Kulturwoche Während vierzig Jahren hat die Schriftstellerin Marlene Sten- 06. bis 13. Oktober 2019 ten in Konstanz gelebt. 1979 ist sie von Berlin her zu ihrer im Bürgersaal, Freundin an den Bodensee gezogen und ist hier geblieben. Den See, die Landschaft und die Menschen hat sie sehr ge- St. Stephans-Platz, Konstanz mocht, ist viel gelaufen und geschwommen. Am 2. Mai 19xx ist sie im Alter von 84 Jahren in Konstanz gestorben. Vernissage: „Salomé 89”, „Albina” und „Hallo Mäuschen”. Geboren wurde Marlene Stenten am 3. Januar 1935 in Aa- So. 06.10.2019, 11.00 Uhr Bis auf ihre beiden ersten Publikationen hat Marlene Stenten chen. Nach Berlin zog sie 1969, wo sie als Buchhändlerin ar- in ihrem Werk stets lesbische Frauen ins Zentrum gestellt, beitete und schrieb. Ihre ersten beiden Bücher erschienen bei Di. bis Fr. 11.00 - 18.30 Uhr, Sa. und So. 11.00 - 17.00 Uhr dabei auch autobiografisches Material eingefügt und dies Montags geschlossen Luchterhand: „Grosser Gelbkopf” (1971) und „Baby” (1973) „funkelnd ironischwww.intbodenseeclub.com bis liebevoll bissig und spöttisch” präsen- In „Grosser Gelbkopf” erzählt Stenten vom homosexuellen tiert. Ihr Humor ist bisweilen „wohltuend bösartig”. So for- Erwachen eines Volksschullehrers, „Baby” beinhaltet Erzäh- muliert die Ich-Erzählerin: „Ich schaue gerne in den Spiegel. lungen (1973). Sie galt als Talent und erhielt literarische Sti- Ich blecke die Wolfszähne. Ich reisse den Wolfsrachen auf.” pendien. In der Lesung werden Ausschnitte aus den Erzählungen und Als sie Mitte der 1970er Jahre jedoch einen Roman „Puppe Romanen von Marlene Stenten vorgestellt. Die Bücher von Else” mit lesbischen Hauptfiguren vorlegte, lehnte Luchter- Marlene Stenten sind lieferbar im Eco-Verlag/Edition8 und hand die Veröffentlichung dieses Manuskripts ab, die Stipen- Fischer-Verlag. dien blieben fortan aus. Es brauchte die Frauenbewegung, in deren Umfeld Verlage, Zeitschriften und Buchhandlun- gen, politische und literarische Texte von Frauen zugänglich Donnerstag, 10.10.2019 machten und Raum für lesbische Perspektiven und Themen Lesung – 19.30 Uhr, Bürgersaal schufen Jochen Kelter „Sprache ist eine Wanderdüne”, Essays Schliesslich erschien „Puppe Else” 1978 im kleinen Berliner zu Literatur und Gesellschaft Sudelbuchverlag. In Konstanz fand Marlene Stenten ein freundschaftliches Klima, z.B. im Frauencafé Belladonna oder In seinen neuen Essays beschäftigt sich Jochen Kelter mit der im Umfeld der Universität. Vom Bodensee aus wurde Mar- Literatur in einer sich zunehmend verändernden Gesellschaft, lene Stenten auch zu Lesungen in die Schweiz eingeladen. deren Verwerfungen auch in seinen Erinnerungen an die Vier Romane und Erzählbände erschienen, je zwei im Berliner Grenzregion am Bodensee seit den 70er-Jahren aufscheinen. Sudelbuchverlag und im Zürcher Eco-Verlag. „Die Brünne”, Er liefert einen Abriss der Geschichte des Urheberrechts, er- 12
REGIONALCLUB WESTLICHER BODENSEE e.V. Foto © Fraktura Verlag Zagreb zählt augenzwinkernd von Literaturpreisen, die er (nie) er- gau (1987). Jochen Kelter war von 1988 bis 2001 Geschäfts- halten hat und vom ersten Literaturhaus der Ostschweiz im führer der Schweizer Autorinnen und Autorengruppe Olten, idyllischen Gottlieben und konstatiert den ökonomisch bed- von 1989 bis 2003 Präsident des European Writers’ Congress, ingten schleichenden «Tod der Literatur» in den letzten 25 der Föderation der europäischen Schriftstellerverbände und Jahren. Und er berichtet von seinem akademischen Lehrer von 2002 bis 2010 Präsident der Schweizer Urheberrechtsge- Hans Robert Jauss, dem hoch gerühmten Begründer der sellschaft Pro Litteris. Konstanzer Rezeptionsästhetik und früheren Offizier der Waffen-SS. Kritisch beschäftigt er sich, bedingt nicht zuletzt durch eine hybride Biographie, mit den Themen Heimat und Finissage Sprache. Durch die neoliberalen Verwerfungen und Migra- Sonntag, 13.10.2019 tionsströme «global heimatlos» geworden , flüchtet er sich in die Sprache als eine letzte «wirkliche Heimat». Aber er kom- Ausstellende Künstler: mt auch zu dem Schluss: «Sprache ist eine Wanderdüne. Und Heidi Busch, Renate Eckert, Monika Heitmann, Rupert Hil- ich bewege mich in diesen Dünen aus verschiedenen debrand, Jürgen Kempter, Mimi Manzecchi, Fery Müller, Tho- Sprachen und und ihren Bewegungen.» mas Notheisen, Iris Olschowski, Marianne Riexinger, Frie- Jochen Kelter der Schindele, Rosemarie Stuckart-Schnorrenberg, Helga Rost-Haufe, Ulrich Riebe, Klaus Rothe, Josch Schuster, Peter *1946 in Köln. Studium in Deutschland und Frankreich. Lebt Tandler, Jürgen Tirschmann und Gastkünstler. seit 50 Jahren auf der Schweizer Seite des Bodensees (von 1993 bis 2014 zudem in Paris). Seine Lyrik und Prosa wurden 06. bis 13. Oktober 2019, mit verschiedenen Auszeichnungen bedacht, darunter der im Bürgersaal, St. Stephans-Platz, Literaturförderpreis New York (1982), der Literaturpreis der Konstanz Stadt Stuttgart (1984) und der Kulturpreis des Kantons Thur- Ausstellung Eli Brünning Eli Brüning wird vom 18. bis 27. Oktober 2019 bei der 12. Biennale in Florenz im Fortezza da Basso teilnnehmen. Die hier gezeigte Installation mit der weiblichen Figur aus Papiermaché im Zentrum in Kombination mit den "ART-shop- ping Tüten" ist ein Kommentar zur heutigen Konsumgesell- schaft und der Ökonomiesierung des Kunstmarktes als auch zur allgegenwärtigen Nutzung von Smartphones. Dies ist nicht nur amüsant und clever, es ist auch gesellschaftlich rel- evant. Sollte sich ein IBC-Mitglied zur selben Zeit in Florenz auf- halten, freut sich Eli Brüning über einen Besuch. 13
Lider – Togbuch (Lieder Tagebuch) Kulturzentrum am Münster Lider – Togbuch (Lieder Tagebuch) Zuhörer durch den Tag des Dichters führen. Fragen an sich In memoriam Michael Hofmann (1960 - 1997) selbst, über die künstlerische Schöpfung wie direkte Fragen nach Dichtungen von Abraham Sutzkever an den Schöpfer der Welt sind nur ein Teil des Innenlebens mit Prof. Gilead Mishory dieser Texte. Sie setzen sich mit dem Überleben des Holo- caust, mit Schmerzen und Tod auseinander, sind aber voller Aus den Schriften des großen jiddischen Lyrikers Abraham Sinnlichkeit und Bejahung des Lebens. Der Zyklus, ein Auftrag Sutzkever (1913-2010) hat Prof. Mishory 13 Gedichte aus- der Stadt München, wurde 1998 im Rahmen der Literatur- gewählt, die den Zuhörer durch den Tag des Dichters führen. woche dort uraufgeführt. Der Komponist am Flügel spielt, Sie setzen sich mit dem Überleben des Holocaust, mit rezitiert und singt. Das Publikum kann die Texte in jiddischer Schmerzen und Tod auseinander, sind aber voller Sinnlichkeit Sprache im Original (Umschrift) und in deutscher Überset- und Bejahung des Lebens. Der Komponist am Flügel spielt, zung verfolgen. Dauer: etwa 60 Minuten (ohne Einführung). rezitiert und singt. Das Publikum kann die Texte in jiddischer Der Bayerische Rundfunk, in Zusammenarbeit mit der Liter- Sprache im Original (Umschrift) und in deutscher Überset- aturZeitschrift „Metaphorà”, hat 1999 eine CD mit „Lider-Tog- zung verfolgen. buch” produziert. Seit der Uraufführung wurde der Zyklus mehrmals in Deutschland, Italien. Frankreich, Schweiz und den USA aufgeführt, u.a. bei der „Yiddish Summit” in Straß- burg, 2001, zur Eröffnung der „Woche der Brüderlichkeit” in Freiburg und zur Eröffnung der Tagung der Universität Hei- delberg: „Formen künstlerischer Erinnerung”, 2003. 2004, auf Einladung des Goethe-Instituts, hat es das Festival „Mi- tOst” in Sutzkevers Geburtsstadt, Vilnius, eröffnet. 2011 wurde „LiderTogbuch” u.a. in Los-Angeles, San Francisco und live beim Deutschlandfunk aufgeführt. Reaktionen: „Mishory hat Gedichte ... von Sutzkever zu einem Zyklus zusammengefasst. Die Expressivität, den Surrealismus, mit dem Sutzkever die Shoah reflektiert, in eine bizarre, verstörte Musiksprache übersetzt. Ein Höhepunkt dieser überaus span- nenden Musikwoche.” (R. Jungwirth, Bayerischer Rundfunk, über die Musikwoche in Elmau, Juli 1998) „Mishory liefert sich in seinem „Lider-Togbuch” ... klavier- spielend, singend, die Wort-Musik rezitierend schonungslos einem „wunden Gebiet” (Einführungsworte) aus: Seine Musik brennt sich klirrend, dissonant, im Pedal nachhallend, auch geistreich gedankenlosen Musikkonsum parodierend (‚Am Tag ein Begräbnis, zur Nacht ein Konzert‘) ins Gedächtnis”. (E. Kohlhaas, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Juli 1998) Foto © Gilead Mishory „Der Zyklus lebt von der spannenden Wechselwirkung eines rezitativischen Textvortrages, der nur an exponierten Stellen sanglich wird, mit einer harmonisch dichten, fast atonalen Prof. Gilead Mishory, Pianist, Komponist, lehrt an der Harmonik, die aber außer Akkordschlägen auch einem auss- Musikhochschule Freiburg, führt er weltweit Werke aller Sti- chweifenden Musizierstil frönt. Hierbei wird oft die Tex- lepochen auf. Dabei legt er einen besonderen Akzent auf die taussage direkt musikalisch umgesetzt ... Ein Abschlußabend, Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. der mit seinem musikalisch hochwertigen aber doch un- gewöhnlichen und nachdenklich stimmenden Inhalt wiede- Gilead Mishory Lider-Togbuch (Lieder-Tagebuch) rum neue Perspektiven für ein außergewöhnliches Musi- Aus den Schriften des großen jiddischen Lyrikers Abraham kangebot offerierte.” Sutzkever (geboren 1913 in Vilnius, gestorben 2010 in Tel (EG, Ruhr-Nachrichten, zum Abschluss der Dortmunder Aviv) hat Gilead Mishory dreizehn Gedichten gewählt, die den „Mommenta”, 2001) 14
REGIONALCLUB WESTLICHER BODENSEE e.V. „The songs have a tremendous dramatic power... It was mov- zu lassen. Dennoch, man kann Gilead Mishory, der die Musik- ing and sad, profound and shaking”. geschichte kennt, keinen Eklektiker nennen. Er suchte und (The Lantern, Columbus, Ohio. April 2007) fand die kongeniale musikalische Entsprechung für das jew- eilige Gedicht. Das ist viel.” „Der Lieder-Zyklus Beginnt mit klirrenden Akkorden – ein (Eva-Elisabeth Fischer, Süddeutsche Zeitung, März 2011) Sonnenaufgang wie splitterndes Glas. Dieses schmerzende Vorspiel verweist auf die nur angedeutete Düsternis unter Eine gemeinsame Veranstaltung von Deutsch-Israelische dem Sonnenglast und erfasst damit das vieldeutig Schil- Gesellschaft Bodensee-Region, Gesellschaft für Christlich-Jü- lernde. Mishory selbst singt die Gedichte. Bei den ersten dische Zusammenarbeit Konstanz e.V., Jüdische Gemeinde könnte man meinen, er habe Schönbergs Sprechgesang fort- Konstanz e.V. , vhs Landkreis Konstanz e.V. , Internationaler geschrieben. Stimmt. Aber seine Komposition kennt viele Bodensee- Club e.V – Konstanz Regionalclub Westlicher Farben und Schichten. Bei der „Abgehackten Hand”, einer Bodensee – Kulturamt der Stadt Konstanz gruseligen Ballade, schwingt er scharfe Konsonanten statt einer Axt. Dem Vokalisen-Crescendo eines Klagegesangs Samstag, 09.11.2019, 20 Uhr - 21.30 Uhr setzt er Johann Strauß als wiegendes Walzerzitat entgegen, Wolkenstein-Saal, Kulturzentrum am Münster um beim „Gebet für einen kranken Freund” ein EKG als Signal Wessenbergstraße 43, Kostanz, Eintritt frei für den Stillstand eines Lebensmetronoms bedrohlich ticken Buchempfehlung: Katrin Seglitz „Schweigenberg” den Menschen macht. Eindringlich verwebt Katrin Seglitz in ihrem neuen Roman ganz unterschiedliche Perspektiven und wirft gleichzeitig unbequeme Fragen auf. Zum Beispiel, wie man selbst reagieren würde, wenn einem alte Feinde über den Weg laufen, mit denen man noch eine Rechnung offen hat. Wieviel Sozialismus und Kapitalismus Menschen und Ge- sellschaften vertragen. Warum die Vergangenheit nicht ein- fach liegengelassen werden kann. Und ob die eigene Warte nicht doch öfter hinterfragt werden sollte als einem lieb ist. Gestalterisch gelungen ist dieses Buch auch für alle lesenswert, die mehr über leckeren Unstrutwein, gute Schuhe und eine Region in Ostdeutschland erfahren wollen, die trotz ihrer landschaftlichen Schönheit allzu vielen Menschen leider © Katrin Seglitz noch immer unbekannt ist. „Die Trauben fühlen sich wohl in ihrer Haut. Sie werden täglich runder, praller, saftiger. Der August macht wett, was Katrin Seglitz hat Literatur, Philosophie und Kunstgeschich- das Frühjahr vermasselt hat. Der Winter war lang, der Juni te in München und Tübingen studiert. Ihr erster Roman „Der verregnet, aber der August ist traumhaft.” Bienenkönig” erschien 2009 und erzählt eine deutsch- deutsche Familiengeschichte. „Schweigenberg” ist ihr zweiter Dreißig Jahre nach dem Mauerfall legt die Ravensburger Au- Roman. Katrin Seglitz ist Mitherausgeberin des Literarischen torin Katrin Seglitz „Schweigenberg” vor, ihren zweiten Ost- Jahreshefts „Mauerläufer‟. 2018 erschien der Erzählband: West-Roman seit dem „Bienenkönig”. Dreißig Jahre sind also „Meine traurige Heimat war das schönste Land der Welt. vergangen, doch die Verwundungen und Enttäuschungen vor Jetzt ist es das Unglücklichste.” Geflüchtete erzählen von und nach der Wende noch längst nicht aufgearbeitet. Arne, Syrien. ein Böttcher, hat einen Weinberg an der Unstrut. In der DDR war er wegen versuchter Republikflucht zu drei Jahren Ge- Katrin Seglitz fängnis verurteilt worden, von einem Richter und SED- Schweigenberg. Roman Genossen, den er nun nach Jahren wieder trifft. Schuhmach- Verlag osbert + spenza erin Nora wurde nach der Wende arbeitslos und verbringt ISBN 978-3-947941-01-8 ihre Tage mit Traubenpflücken und dem Besticken ihrer www.Katrin-Seglitz.de Decke mit Schuhen. Ihre Enkelin Iris ist im Westen aufge- wachsen und beobachtet genau, was der Kapitalismus mit 15
Konzert für Tuba und Klavier cher-Duo, 2015 bekamen ihre Schülerinnen ebenfalls einen 1. Bundespreis bei diesem Wettbewerb. Tang erhielt als Pia- nistin den 2. und den Publikumspreis beim Rotary-Ju- gend-Musikpreis Lindau 2011, den 1. Preis beim Art- hur-Lepthien Klavierwettbewerb Freiburg 2013 und den 1. Preis beim Landolt Wettbewerb 2017 in Zürich. Neben ihrer Solokarriere sammelte Tang auch diverse Erfahrungen in der Kammermusik. Mit dem „Quartetto Mobile” und später mit dem „Wandel-Trio” gab sie in ganz Europa Konzerte. 2014 erhielt sie als Kammermusikerin ein Stipendium bei "Yehudi Menuhin Live Music Now", 2016 gewann ihr „Wandel-Trio” den Carl-Seemann-Preis Freiburg. 2019 gewann Tang einen 1. Preis beim Duttweiler-Hug-Wettbewerb in Zürich. Darüber hinaus hegt Tang großes Interesse an Neuer Musik. Unter anderem wurde sie mit ihrer Professorin Pi-Hsien Chen nach Taiwan eingeladen, wo sie im Rahmen des "New Music Festi- val Taipei 2013" Karlheinz Stockhausens Stück "Mantra" für zwei Klaviere und Elektronik aufführten. 2019 wurde Tang mit einem Stipendium des Richard-Wagner-Verbands Kons- tanz e.V. ausgezeichnet. Neben ihrem Studium an der Zür- cher Hochschule der Künste ist die 24-jährige Musikerin sehr aktiv als Orchestermusikerin, Kammermusikerin, Korrepetito- rin, Solistin und private Lehrerin. Ihre Konzerttourneen füh- ren sie nach Asien und durch ganz Europa. Henrique dos Santos Costa Nachdem der portugiesische Tubist Henrique dos Santos Costa bei Anne Jelle Visser bis 2019 an der Zürcher Hoch- schule der Küste studierte, wurde er mit 25 Jahren Assistent Shih-Yu Tang © Akvilé Sileikaité dieser Tubaklasse. Musikalische Ausbildung machte er zuvor an der Academia Nacional Superior de Orquestra da Metro- Shih-Yu Tang polotana in Lissabon bei Adélio Carneiro. Weitere Einflüsse Mit zwölf Jahren entschloss sich die taiwanesische Musikerin bekam er von Roger Bobo, Ricardo Carvalhoso und Daniel Shih-Yu Tang, alleine nach Deutschland zu ziehen, um ihr Perantoni. Als ein sehr aktiver Tubist gab er zahlreiche Rezi- Leben der Musik zu widmen. Tang bekam ihren ersten Musik- tale und trat mehrfach als Solist mit dem Gulbenkian Orches- theorieunterricht im Alter von vier Jahren. Später folgten Kla- ter, dem Zürcher Kammerorchester, dem Musikkollegium vier-, Geigen-, Bratschen- und Kompositionsunterricht. Nach- Winterthur und dem Orchester des Maggio Musicale Fiorenti- dem sie 2008 ihr Zuhause verließ, war sie zuerst Schülerin im no, unter der Leitung von Riccardo Muti und Zubin Mehta, Rahmen der Freiburger Akademie zur Hochbegabtenförde- auf. Mehrmals erhielt er internationale Auszeichnungen, un- rung, anschließend studierte sie als Bachelor-Studentin im ter anderem den 1. Preis beim Internationalen Solo-Wettbe- Hauptfach Klavier und Bratsche an der Musikhochschule Frei- werb von Markneukirchen in Deutschland 2016, den 1. Preis burg im Breisgau in den Klassen von Pi-Hsien Chen und Syl- beim "Città di Porcia" Pordenone in Italien 2016 und im Juni vie Altenburger. Nach ihrem Bachelorabschluss 2016 führte 2019 den 4. Preis beim „XVI Internationale Tchaikovsky Com- Tang ihren Ausbildungsweg mit Prof. Konstantin Scherbakov petition” in Moskau in der dort neu eingeführten Katergorie an der Zürcher Hochschule der Künste fort. Momentan stu- Blechbläser. Stipendien erhielt er von der Calouste Gulbenki- diert sie im Master-Studiengang „Specialized Solist”. an Foundation und der Marguerite-Meister-Stiftung. Sie war mehrfach 1. Bundespreisträgerin bei „Jugend musi- ziert” in Deutschland in den Kategorien Klaviersolo, Brat- schensolo, Streichquartett, Klavierquintett und Klavier-Strei- 16
REGIONALCLUB WESTLICHER BODENSEE e.V. Programm 20.10.2019 T. Madsen: Sonate für Tuba und Klavier op. 34 - Andante sostenuto - Allegro energico - Allegro moderato S. Prokofiev: 6 Szenen aus der Ballet „Romeo und Julia” - Introduktion - Julia, das Junge Mädchen - Tanz der Ritter - Romeo bei Pater Lorenzo - Mercutio - Abschied vor der Trennung ------ Pause ------ R. Schumann: Fantasiestücke op. 73 - Zart und mit Ausdruck - Lebhaft, leicht - Rasch und mit Feuer P.I. Tchaikovsky: Andante Cantabile aus dem Streich- quartett Nr. 1, Op. 11 A. Glazunov: Chant du Menestrel Sonntag, 20.10.2019, 18.00 Uhr Henrique dos Santos Costa Musiksaal der Musikschule Konstanz, © Raphael Ammann Benediktinerplatz 6 17
Stipendiatenkonzert mit der Cellistin Flora Csöke Am Sonntag, 17.11.2019 lädt der Richard-Wagner-Verband Sol Gabetta. Im März 2015 trat sie zusammen mit ihrer Mut- zusammen mit dem IBC, Regionalclub Konstanz zum Stipen- ter im Ungarischen Rundfunk auf. Im Mai 2015 gewann sie diatenkonzert mit der Cellistin Flora Csöke in den Weissen den ersten Preis beim Internationalen Wettbewerb "Talents Saal auf der Insel Mainau alle Musikinteressierte sehr herzlich for Europe". Dieses Jahr spielte sie das C-Dur Cellokonzert ein. Auf dem Programm stehen u.a. Werke von Beethoven, von Joseph Haydn mit den Slowakischen Symphonikern un- Brahms, Schumann, Faurè. ter der Leitung von Sergiy Khorovets. Im 2016 gewann sie einen Preis von der Neu Europischen Stiftung, womit sie ihr Flóra Csőke wurde 2000 in Budapest (Ungarn) geboren. Mit Meister-Cello finanzierte. Im November 2016 nahm sie ihre vier Jahren begann sie ihre Celloausbildung. 2008 gewann erste CD mit romantischer Kammermusik auf. Im Juli 2017 sie beim Ungarischen Cellowettbewerb "Antal Friss" den drit- gewann sie das Stipendium für einen Meisterkurs nach Bloo- ten Preis. 2009 setzte sie ihre Ausbildung bei der berühmten mington (USA) in die Jacobs School. Im August 2017 gewann Cellolehrerin Erika Mezey (Mutter und Lehrerin von László sie das Hermann Stipendium, um in Bergen (Holland) beim Fenyő) fort. Seit 2013 studiert Flóra in der Vorklasse für Ta- International Festival teilzunehmen. 2018 trat sie im Ungari- lentierte Junge Musiker der Franz‐Liszt‐Musikakademie in schen Rundfunk und mit dem Orchester der Musikakademie Budapest bei Professor György Déri. Im Oktober 2013 ge- auf und gewann ein Stipendium von der Bank of China. 2019 wann sie den zweiten Preis beim Internationalen David Pop- wurde sie vom RWV Konstanz e.V. als Bayreuth-Stipendiatin per‐Wettbewerb. Sie gibt regelmäßig Kammermusik‐Konzer- für das Jahr 2020 ausgewählt. te als Duo zusammen mit ihrer Mutter Angelika Hámori (Klavier) und Solo‐Konzerte mit verschiedenen Orchestern in Bilder: Gergő Oláh Ungarn. Flóra nahm erfolgreich bei verschiedenen Meister- Programm kursen teil: bei László Fenyő, Miklós Perényi, Ditta Rohmann, István Varga, Onczay Csaba, Matias de Oliveira Pinto, Susan Beethoven :F-dur Variationen Op 34 Moses, Peter Stumpf, Amir Eldan, Reinhard Latzko, Lluís Cla- Schumann :Adagio und Allegro Op 70 ret, Mrs. Professor María de Macedo Alexander Gebert und Csajkovszkij: Notturno Op 19. No. 4. Popper: Ungarische Rhapsody Op 68 Pause Brahms Sonate für Klavier und Violoncello e- Moll Op 38 Allegro manontroppo Allegretto quasi Menuetto Allegro Fauré: Élégie Op 24 Eintrittspreis: 24.- €, IBC- und RWV-Mitglieder 14.- €, Schüler und Studenten 10.- €. Die Karten können telefonisch (07531- 991990) oder am besten per Mail (markushorsch@t-online. de) reserviert werden. Am sichersten ist es, wenn der Kar- tenpreis schon im Voraus auf das Konto des Richard-Wag- ner-Verbands (Richard-Wagner-Verband Konstanz e.V. IBAN DE90690500010001239722) eingezahlt oder überwiesen wurde. Dann liegen die bezahlten Karten auf den jeweiligen Namen an der Abendkasse. Mit dem Kartenpreis ist der Ein- tritt auf die Mainau ab 17 Uhr frei und man hat freie Zufahrt zum Parkplatz Schwedenschenke. Sonntag, 17.11.2019, 18.00 Uhr Weisser Saal, Insel Mainau © Gergő Oláh Konstanz 18
REGIONALCLUB WESTLICHER BODENSEE e.V. Lesung Dorothea Neukirchen „Eine Winteraffäre” Passend zum November liest IBC Mitglied Dorothea Neukir- chen am 04.11. aus ihrem Roman „Eine Winteraffäre”: Im Spätherbst lernen sich Clare, eine Hamburger Werbetexterin und Xu Lin, ein chinesischer Chi Gong Meister kennen. Zwei Welten treffen aufeinander… Montag, 04.11.2019, 20 Uhr, FREIRÄUME, Vor der Halde, Konstanz Termine Regionalclub Westlicher Bodensee e.V. Sonntag, 06.10.2019 bis Sonntag 13.10.2019 Sonntag, 17.11.2019 KULTURWOCHE 18:00 Uhr Stipendiatenkonzert, Konstanz, Bürgersaal, Stephansplatz Klavierabend mit der Cellistin Flora Csöke Weisser Saal, Schloss Mainau Samstag, 12.10.2019 LITERATOUR auf dem Bodensee Dezember 2019 Montag, 02.12.2019 Sonntag, 20.10.2019 18.30 Uhr Künstlertreffen 18.00 Uhr Konzert für Tuba und Klavier 20.00 Uhr Lesung NN Shih-Yu Tang und Henrique dos Santos Costa Konstanz, FREIRÄUME, Hofhalde, Ecke vor der Halde Musiksaal der Musikschule Konstanz, Benediktinerplatz 6 Montag, 04.11.2019 18.30 Uhr Künstlertreffen 20.00 Uhr Lesung Dorothea Neukirchen „Eine Winter Affäre” Konstanz, FREIRÄUME, Hofhalde, Ecke vor der Halde Samstag, 09.11.2019 20.00 bis 21.30 Uhr Lider – Togbuch (Lieder Tagebuch) In memoriam Michael Hofmann (1960 - 1997) nach Dichtungen von Abraham Sutzkever mit Prof. Gilead Mishory Wolkenstein-Saal, Kulturzentrum am Münster, Wessenbergstraße 43 Eintritt frei 19
Peter Kaptiza, Ina-Maria Schindele „Farbradierungen und Terrakotten”, Galerie Gunzoburg zurückzuführen. Bildnerische Mittel in unterschiedlichsten Techniken dienen ihm als Grundlage eigene Bildabsichten zu verwirklichen. Auf eine Metallplatte ritzt oder ätzt er Vertiefungen und diese werden mit Farbe ausgefüllt. Nach dem Einreiben der Farbe wird in einer Druckpresse das Motiv auf ein eingefeuchtetes Papier übertragen. Die Radiertechnik hat sich seit der Entste- hungszeit weiterentwickelt. Heute ist es möglich ein einziges Motiv auf einer Platte zu weiteren überraschenden Bildeindrü- cken zu bearbeiten. Der Künstler geht oft von realistischen Themen für seine Arbeiten aus und weiß aus Erfahrung, was er für ein Ergebnis zu erwarten hat. Bei der Herstellung von Mehrfarbendrucken aus zwei Farbplatten ergeben sich jedoch oft überraschende Farbmischungen und er findet zum Weiter- arbeiten die entstandenen Zufallspuren besonders anregend. Kapitza meint, „es würde der Fantasie Tür und Tor geöffnet. Ein freies Spiel der Gedanken teile sich ihm und dem Betrach- ter mit. Seine Begleiter bis zur Fertigstellung des Werkes seien geduldiges Zeichnen, umfangreicher technischer Aufwand, Neugier und freies Spiel”. Relativ neu sind seine Fotoradierun- gen. Fotografien (Gegenstände) werden auf eine Folie zusam- menkomponiert und in die Radierung eingesetzt. Gerne gibt der Künstler dazu während der Ausstellung Auskünfte. Peter Kapitza © Jungmann Peter Kapitza geboren in Gleiwitz studierte nach seiner Aus- bildung zum Chemigrafen in Braunschweig und Hannover Kunst. Er arbeitete als Kunsterzieher in Pfullendorf und lebt und arbeitet seit 1996 in Sigmaringen. Seine Ehefrau Ina- Maria Schindele studierte Religionspädagogik, Deutsch und Kunst und nach dem Masterstudium Kunsttherapie arbeitet sie heute als Realschullehrerin und Kunsttherapeutin. Ihre Werke entstehen im eigenen Atelier in Sigmaringen. Peter Kapitzas künstlerische Schwerpunkte liegen in Grafik, Zeichnungen, Ra- dierungen und der Malerei. In dieser Ausstellung zeigt er aus- schließlich Farbradierungen. Die Farbradierung ist ein Tief- druckverfahren, mit der man mehrere gleichartige Bilder einer Ina-Maria Schindele © Jungmann Zeichnung erzielen kann. Diese Technik ist bereits im 16. Jhd. entwickelt worden, ist technisch aufwendig und lässt der Ex- Ina-Maria Schindeles künstlerische Schwerpunkte liegen in perimentierfreudigkeit des Künstlers viel Raum. In der Fläche der Bildhauerei in Terrakotta und in der Druckgrafik, den arbeitet Kapitza mit Aquatinta. So bringt er neben Schwarz mehrfarbigen, großen Linoldrucken. In der Ausstellung zeigt und Grautönen auch Farbe aufs Papier und verbindet Organi- sie zum ersten Mal ihre Terrakotten. Ihre Ideen schöpft sie aus sches aus der Natur mit Konstruiertem aus Menschenhand der unmittelbaren Begegnung mit der Natur und den Men- (z.B. Gebäuden). Des Weiteren arbeitet er überwiegend an der schen. Die Künstlerin hat zwar nie eine Töpferlehre absolviert, Abwandlung konkreter Bildteile bis hin zur Abstraktion, um er- jedoch den Werkstoff Ton schon immer bevorzugt. Dabei neut zur Gegenständlichkeit zurückzukehren. Sein Anliegen konnte sie auf das große Wissen ihres Großvaters zurückgrei- besteht darin seine Motive zu bearbeiten und aufzulösen und fen, der Töpfer in der Majolika-Manufaktur in Karlsruhe war damit aus Geordnetem, Bekanntem in unbekanntes Neuland und seine Enkelin in ihrer künstlerischen Tätigkeit immer un- vorzudringen und alles wieder in Gesichertes und Bekanntes terstützt hat. 20
REGIONALCLUB NÖRDLICHER BODENSEE e.V. Für Ina-Maria ist der Ton der Erde sehr nahe und form- und gestaltbar. Er erlaubt es Ausdruck und Plastizität an dem The- ma „menschliche Figur” zu verwirklichen. Die Bewegtheit der Gestalt spiegelt sich besonders in den Gesichtern und Händen wieder. Für die Künstlerin sind ihre Objekte keine Verzierungen oder nur schön anzusehen, die belustigen oder erheitern, son- dern die Figuren drücken Grundempfindlichkeiten und Emotio- nen des Menschen aus. Ihre Figuren wirken sehr realistisch und sind manchmal mit symbolischen Elementen versehen, es sind jedoch keine bestimmten Personen abgebildet. Der realis- tische Anteil ihrer Figuren ist jedoch so weit reduziert, dass die beabsichtigte Offenheit und Lebendigkeit beim Betrachter nicht beeinträchtigt wird. Er soll vor allem anregt werden über das Wesentliche des Menschseins nachzudenken. Schindele erzählt, „dass die größeren Figuren wegen ihres Ge- wichts nicht aus einem Tonblock direkt hergestellt werden. Rumpf, Kopf oder Arme formt sie als Einzelteile und fügt sie vor dem Brennen zusammen. Die Oberflächenbehandlung übernehme die Aufgabe die Plastik organisch verbindend zu umschließen. Auf eine zusätzliche Bemalung oder Bearbeitung durch Glasur verzichte sie bewusst oder verwende diese äu- ßerst spärlich, da sie, die beim Brennen entstehende typische rote Tönung bevorzuge”. Die Werke werden bei 1250° Celsius im Ofen gebrannt. Bei diesem hohen Brannt sintert das Mate- rial, wird wetterfest und die Objekte können ohne Bedenken auch im Freien aufgestellt werden. Peter Kapitza © Jungmann Ina-Maria Schindele, Silvia Jungmann Öffnungszeiten: Di. bis Fr. 14-18 Uhr, Sa. 11-13 Uhr, So. 14-18 Uhr An den Wochenenden sind die Künstler anwesend Ausstellung: 01. bis 29.09.2019 Vernissage: So. 01.09.2019, 11 Uhr www.ibc-ueberlingen.de Galerie Gunzoburg, Ina-Maria Schindele © Jungmann Aufkircher Str. 3, 88662 Überlingen
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