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BIS Bibliotheken in Sachsen // 1 Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen // Nr. 04 // Dezember 2OO8 // Convenient Service. Die SLUB als Universitätsbibliothek Lesestark! Dresden blättert die Welt auf Der Bibliothekar als Herr seiner selbst Databases on Demand (DBoD). Neuer Service für Sachsen
Bibliotheken in Sachsen // 207 EDITORIAL „... and the winner is ...“ – die Stadtbibliothek Lugau Im ersten Heft des Bibliotheksmagazins BIS hatte Die Jury hat das Konzept vernetzter Zusammenar- der Landesverband Sachsen im Deutschen Biblio- beit zwischen beiden Einrichtungen überzeugt. Bei theksverband (DBV e.V.) einen Preis ausgelobt. der Informationsvermittlung, bei der Datenverar- „Innovative Bibliotheksarbeit in kleinen öffentli- beitung, beim gemeinsamen Internetauftritt mit chen Bibliotheken“ sollte mit 1.000 EUR prämiert multimedialen Präsentationen, beim „Lesegarten“ werden. Nun steht der Sieger des sächsischen im „Museumshof “ soll auf kreative und engagierte Bibliothekspreises 2008 fest: die Stadtbibliothek Weise kooperiert werden. Lugau hat sich unter fünf Wettbewerbern durchge- Schon vor dem Umzug in das repräsentative Haus setzt. in der Stadtmitte sind Erfolge erkennbar. Mit attrak- Lugau ist mit 7.400 Einwohnern eine Stadt am Fuße tiven Angeboten konnten neue Nutzer gewonnen des Erzgebirges in der Mitte des Ballungsraumes und alle Altergruppen angesprochen werden. Zwickau-Chemnitz. Mehr als 125 Jahre lebten die Am 24. Oktober 2008, am Tag der Bibliotheken, ist Einwohner vom Bergbau, seit einigen Jahrzehnten deshalb der Innovationspreis im Lugauer Rathaus ist ein Edelstahlwerk der wichtigste Betrieb im Ort. übergeben werden. Herzliche Gratulation! Stadtmuseum und Stadtbibliothek lagen jedoch im Dornröschenschlaf, bis der Stadtrat mit einem Ent- Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen „BIS“ hat wicklungsplan im März 2007 den Ausbau und die nicht nur die Ausschreibung unterstützt, sondern Vernetzung der bestehenden kulturellen Einrichtun- bietet allen Bibliotheken eine hervorragende Platt- gen beschloss. Seit Jahresanfang bringt eine neue form, um über ihre Arbeit zu berichten, neue Ideen Mitarbeiterin frischen Wind in die Bibliothek (BIS zu vermitteln und damit andere zu ermutigen, eige- berichtete im September 2008, S. 169). ne Wege zu gehen. „Bibliotheken auf die Tagesord- In ihrem Stadtentwicklungskonzept haben sich nung“ – dieses Motto der Präsidentin des Weltver- Stadtrat und Bürgermeister klar zur Zukunft von bandes der Bibliotheken gilt in Lugau ebenso wie Bibliothek und Museum bekannt. Nun lassen sie an allen anderen sächsischen Orten. engagiert Taten folgen und bauen das 150 Jahre alte Deshalb wünsche ich mir für die nächste Preisverlei- Wohn- und Geschäftshaus der Fabrikantenfamilie hung eine Flut von Bewerbungen. Facius zur kulturellen Mitte in Lugau aus. Wo An der Vielseitigkeit der sächsi- LUTZ früher mit Bergbauausrüstungen, insbesondere schen Bibliotheken und am Ideen- MAHNKE Dynamit, gehandelt wurde, sollen nun Museum reichtum der Bibliothekarinnen und Bibliothek das Stadtzentrum mit attraktiven und Bibliothekare besteht sicher Bildungsangeboten beleben. kein Mangel.
INHALT Convenient Service Achim Bonte 210 Die SLUB als Universitätsbibliothek Dresden blättert die Welt auf Claudia Blei-Hoch / 215 Gemeinschaftsprojekt der Städtischen Bibliotheken Sonhild Menzel Dresden, der Bürgerstiftung Dresden und der Drosos Stiftung Zürich (2008 – 2010) Die Kunstbibliothek als Teaching Library Elisabeth Häger-Weigel / 220 Claudia Schmidt Virtuelle Bibliothek und eCampus – Helge Fischer 223 eLearning an der HTW Dresden Straßenfest der Leipziger Bibliotheken 225 und Archive am 24. August 2008 Wer liest, gewinnt Andrea Mockert 226 Drei Partner, eine Idee Die Digitale Diathek Jens Bove / Andrea Kiehn 229 der Technischen Universität Dresden Datenpool und virtuelle Arbeitsumgebung für Lehre und Forschung Databases on Demand (DBoD) Falk Niederlein / Christoph Poley 232 Ein neuer Service für Sachsen Form follows function Thomas Jung / Andreas Kluge 236 Der SLUB-Katalog im neuen Design
Bibliotheken in Sachsen // 209 Das Kopernikanische Weltbild für Jedermann Marc Rohrmüller 239 Das DFG-Projekt „Digitale Quellensammlung zur Technikgeschichte“ der SLUB LIBERO in Sachsen Andreas Kluge 242 Gemeinschaft macht stark Ende eines Exils Frank Aurich 244 Vor 50 Jahren erhielt die SLUB 5.697 Handschriften aus Moskau zurück Der Bibliothekar als Herr seiner selbst Ulrich Johannes Schneider 248 Die erste Öffentliche Bibliothek Deutschlands Matthias Brucksch / Anja Hofmann 250 180 Jahre Karl-Preusker-Bücherei in Großenhain Kathrin Schäfer Musik und Bibliothek Barbara Wiermann 253 Der Erweiterungsbau der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden Weltenträume Traumwelten Barbara Schwenke 254 Irmtraud-Morgner-Festtage in der Stadtbibliothek Chemnitz Brücken zwischen Bibliothek und Verwaltung Waltraut Frohß 256 Die Sächsische Landesfachstelle für Bibliotheken Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek Jenny Herkner / Karin Mittenzwei 260 Elke Ziegler 200 Jahre sächsischer Orgelbau Jehmlich Marina Lang 262 Aus der Geschichte des ältesten Orgelbaubetriebs in Deutschland Personalia 265 Kurz & Knapp 266 Termine 272 Autoren 273 Autorenhinweise / Impressum 274
210 // Bibliotheken in Sachsen Convenient Service Die SLUB als Universitätsbibliothek von ACHIM BONTE
Bibliotheken in Sachsen // 211 Ein besonderes Dienstleistungsspektrum Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Uni- versitätsbibliothek Dresden (SLUB) ist nicht zuletzt wegen ihres außergewöhnlich breiten Dienstlei- stungsspektrums eine der größten wissenschaftli- chen Bibliotheken der Bundesrepublik. Als Staats- bibliothek versieht sie wichtige Koordinierungs- und Servicefunktionen für die Bibliotheken im Freistaat – zum Beispiel auf den Gebieten Bestands- erhaltung, Digitalisierung oder EDV-Entwicklung. Als klassische Landesbibliothek sammelt sie Medi- en aus und über Sachsen und stellt landeskundliche Informationen über das Portal „Sachsen.digital“ und mit digitalen Sammlungen auch im Internet zur Verfügung. Das Brot-und-Butter-Geschäft der SLUB und zugleich die ressourcenintensivste Spar- te bildet freilich die Informationsversorgung der rund 35.000 Studierenden und über 5.000 Mitarbei- tern (ohne Drittmittelbeschäftigte) der Technischen Universität Dresden. Als eigenständige Anstalt des Arbeiten in der SLUB öffentlichen Rechts besitzt die SLUB zwar rechtlich Bilder: Toni Klemm einen besonderen Status, agiert aber mit ihrer Zen- neben Telefonen Internetbrowser, Kamera, MP3- tralbibliothek und vier Zweigbibliotheken funktio- Player, Navigationsgerät, Taschenrechner und Spiel- nal umfassend als Universitätsbibliothek. Über 60% konsole. Informationen unter Studierenden werden der Personalkapazität sind diesem Zweck gewidmet. entsprechend kaum noch über das Schwarze Brett, Aus dem engen Kontakt zur Universität und zu den sondern in Internetforen wie dem Dresdner „Exma- Studierenden erwachsen dem Haus Impulse und trikulationsamt“ (http://www.exmatrikulationsamt. Netzwerke, wie sie eine reine Staatsbibliothek nicht de) mit über 14.000 Usern ausgetauscht. Auch der gewinnen kann. Kontakt zwischen Lehrenden und Lernenden ver- läuft zunehmend mittels E-Learning-Plattformen, Die Technische Universität Dresden ist die größte elektronischen Semsterapparaten und ähnlichem Universität Sachsens und verfügt in 14 Fakultäten mehr. über eine besonders hohe Fächervielfalt. Bei der Exzellenzinitiative des Bundes konnte sich die Um vor diesem Hintergrund zukunftsfähig zu blei- TUD als einzige Hochschule Ostdeutschlands mit ben, bedarf es einer hohen Entwicklungsdynamik je einer Graduiertenschule und einem Exzellenzclu- und sehr bequemer, passgenauer, günstiger, komfor- ster durchsetzen. Sechs weitere Hochschulen, drei tabler Bibliotheksdienstleistungen, die ich mangels Max-Planck-, vier Leibniz- und elf Fraunhofer-Insti- einer gleichwertigen deutschen Entsprechung hier tute sowie die europaweit führende Mikroelektronik zusammenfassend als convenient service bezeichne. machen Dresden zu einem hervorragenden Wissen- Da in der Welt der Suchmaschinen, elektronischen schaftsstandort. Medien, Lieferdienste und webbasierten sozialen Netzwerke ein Benutzer kontinuierlich weniger Dynamische Entwicklung des Informationsmarktes gezwungen sein wird, eine Informationsdienstlei- In der SLUB melden sich in jedem Herbst rund stung unbedingt von der Universitätsbibliothek vor 7.000 neue studierende Benutzer an, die in der Ort abzunehmen, wird es auf die Konditionen der Summe regelmäßig über mehr Erfahrung mit örtlichen Serviceangebote, auf Aufenthaltsqualität modernen Informations- und Kommunikations- und Image der einzelnen Bibliothek je länger je techniken verfügen als ihre Vorgänger. Der Laptop mehr wesentlich ankommen. hat inzwischen weithin das handschriftliche Exzerpt ersetzt, Breitband-Internetanschlüsse sind ebenfalls Die Strategie der SLUB üblich und der Verbreitungsgrad von Mobiltelefo- Die SLUB ist entschlossen, auch im elektronischen nen liegt in dieser Benutzergruppe ohnehin bei Zeitalter die zentrale Anlaufstelle in der TUD für nahezu 100 Prozent. Die raschen Veränderungen Information, Kommunikation und Medien zu blei- auf dem Informations- und Kommunikationsmarkt ben und arbeitet deshalb mittels gründlicher Markt- mit immer kürzeren Innovationszyklen veranschau- beobachtung, Offenheit und kurzen Reaktionszei- lichen einige Daten: Die erste Internet E-Mail ten an der kontinuierlichen Entwicklung ihrer wurde in Deutschland 1984 empfangen, das World Angebote. Indes ist vorauszuschicken, dass die Wide Web 1993 zur allgemeinen Benutzung freige- strukturellen Voraussetzungen dafür nicht günstig geben. Mobiltelefone sind etwa seit der gleichen sind. Während die Studierenden als die wichtigste Zeit gebräuchlich. Seitdem haben sie sich sukzessi- Kundengruppe gleichsam alterslos bleiben, das ve zu Multifunktionsgeräten entwickelt und sind heißt im Zuge des Studienabschlusses etwa alle vier
212 // Bibliotheken in Sachsen bis fünf Jahre wechseln, hat das Team der SLUB Nachdem bereits Ende 2006 die Öffnungszeit der durch den seit 2002 anhaltenden, drastischen Per- Zentralbibliothek von montags bis samstags auf sonalabbau von ursprünglich 402 auf knapp 300 jeweils 24 Uhr ausgedehnt werden konnte, wird ab Stellen inzwischen ein Durchschnittsalter von rund 2009 die schon traditionelle Sonntagsöffnung in 49 Jahren erreicht. Damit einher geht ein dramati- den Prüfungsmonaten Januar/Februar und Juni/Juli scher Mangel an jungen Fachkräften, die den Stu- weitgehend auf das gesamte Kalenderjahr übertra- dierenden und ihrer Informationskompetenz alters- gen. Die Studentenstiftung Dresden, die 2002 den und erfahrungsbedingt von vornherein leichter Anstoß zur Sonntagsöffnung während der Exa- begegnen könnten. Eine Besonderheit gegenüber menszeiten gegeben hatte, darf ihr initiierendes „normalen“ Universitätsbibliotheken bedeutet auch Engagement damit auf ideale Weise bestätigt sehen. die rechtliche Selbständigkeit der Bibliothek, die Mit rund 340 Öffnungstagen im Jahr und über 100 einerseits gestattet, unternehmerisch eigenständig regulären Wochenöffnungsstunden wird die SLUB zu handeln und gegebenenfalls auch den größeren auch in dieser Hinsicht weiter in der Spitzengruppe Gesamtapparat für Zwecke der universitären Infor- der deutschen Bibliotheken rangieren. mationsversorgung zu mobilisieren, andererseits dazu führt, dass die Bibliothek als universitätsexter- Studierende mit Kindern sind im Studienalltag mit ne Einrichtung in der universitätsinternen Strategie- besonderen Herausforderungen konfrontiert. Als und Willensbildung nicht immer ausreichend bescheidenen Beitrag zur Unterstützung junger berücksichtigt wird. Eltern hat die Bibliothek einen Eltern-Kind-Raum Gleichwohl hat die SLUB in den letzten zwei Jah- eingerichtet und mit altersgerechten Spielsachen ren konsequent in die Entwicklung ihrer Produkte, und Büchern ausgestattet. Ein Laufställchen in der die Erleichterung von Benutzungskonditionen und Nähe der Kopiergeräte, ein Wickeltisch oder Kin- die Modernisierung der Kommunikation investiert. derhochstühle in der Caféteria der SLUB zählen ebenfalls zur Ausstattung. Im nächsten Schritt wird Produktentwicklung und Konditionengestaltung zu prüfen sein, inwiefern mit Unterstützung von für die Dresdner Studierenden Sponsoren und externen Partnern Betreuungsange- Im Bereich der Produktentwicklung sind vollständi- bote für Kinder verwirklicht werden können. Diese ge Produktinnovationen und die Fortentwicklung Idee geht von der Annahme aus, dass eine Leistung, schon vorhandener Services zu unterscheiden. Zur die zum Beispiel in Einrichtungshäusern üblich ist, ersten Gruppe zählen die Einrichtung von Eltern- prinzipiell auch in sehr großen Bibliotheken funk- Kind-Angeboten und die Einführung weiterer tionieren sollte. elektronischer Auskunfts- und Bestellsysteme, zur zweiten erhebliche Zusatzinvestitionen in die Lehr- Für die über das Internet eintreffenden Bibliotheks- buchsammlung, ein umfassender Relaunch des benutzer sind die WWW-Informationen, vor allem SLUB-Katalogs oder die schrittweise Erweiterung aber der elektronische Katalog, die Visitenkarte der Bibliotheksöffnungszeiten. Als gezielte Verände- einer Bibliothek. Die SLUB legt daher bei allen rungen der Benutzungskonditionen im Interesse elektronischen Informationsangeboten besonderen der Studierenden seien die durchgreifende Verbesse- Wert auf professionelles Webdesign. Um den rung der Ausleihverfügbarkeit der Bibliotheksbe- SLUB-Katalog graphisch attraktiver zu gestalten stände, die Streichung der Vormerkgebühr für ent- und Katalogfunktionen intuitiver benutzbar zu liehene Medien oder der unbürokratische Zugang machen, wurde er zum Beginn des Wintersemesters zu Gruppenarbeitsräumen genannt. 2008 in einem hausinternen Projekt komplett über- arbeitet. Im Ergebnis sind zum Beispiel nicht selbst- erklärende Icons beseitigt, die Einschränkung von Suchergebnissen verbessert, RSS-Feeds ermöglicht und externe Datenbanken harmonischer eingebun- den. Nach diesem Facelift wird sich die Bibliothek in den nächsten Monaten auf die Weiterentwick- lung der vorhandenen Katalogfunktionen konzen- trieren. Geplant ist eine signifikante Steigerung der Recherchemöglichkeiten auf der Basis von Suchma- schinentechnologie. Grundlegende Studienliteratur wird nicht nur in klassischen „Lehrbuchfächern“ wie Medizin und Jura überdurchschnittlich stark nachgefragt. Ent- sprechend erzielen einige große Universitätsbiblio- theken bis zu 40 % ihres gesamten Ausleihumsatzes mit speziellen Lehrbuchsammlungen und trägt ein solch gut ausgebauter Sonderbestand erkennbar zum Profil von Bibliothek und Universität unter
Bibliotheken in Sachsen // 213 den Studierenden bei. Seit Ende 2006 hat die dass rund 80 % aller Medien ausleihbar und in Frei- SLUB massiv in ihre Lehrbuchsammlung investiert. handaufstellung verfügbar sein müssen. Für ältere, In der Kategorie „Jährlicher Neuzugang an Lehr- urheberrechtsfreie Werke aus dem Erscheinungszeit- büchern“ belegt die SLUB mit über 15.000 Bänden raum von 1500 bis 1900 wurde 2008 der Service seitdem den ersten Rang in der Deutschen Biblio- „ebooks on demand“ eingeführt, der über den theksstatistik. Wunschgemäß vermehrten sich die Online-Katalog die Bestellung einer elektronischen Entleihungen aus der Lehrbuchsammlung 2007 Kopie ermöglicht. Die Bibliothek digitalisiert das gegenüber 2006 um 40 %. Für 2008 zeichnet sich gewünschte Buch und stellt es dem Besteller sowie eine erneute Steigerung um rund 15 % auf über allen anderen Lesern im Rahmen der digitalen 260.000 Entleihungen ab. Mit einem optimierten Sammlungen zur Verfügung. Leitsystem und einem Ausleihautomaten unmittel- bar in der Lehrbuchsammlung, erhöhter Aufmerk- Bei über 2 Millionen Entleihvorgängen pro Jahr samkeit des Fachreferentenkollegiums für das und begrenzten Haushaltsmitteln sind nicht immer Thema sowie der Mitwirkung von Studierendenrat alle Informationsbedarfe unmittelbar zu befriedi- und Fachschaften soll die positive Benutzerreso- gen. Um den Kontakt mit ihren Benutzern weiter nanz weiter verstärkt werden. zu vertiefen, die Verfügbarkeit häufig benötigter Literatur zu verbessern und zusätzliche Hinweise Durch die historischen Erfahrungen der Mangel- für einen nachfrageorientierten Bestandsaufbau zu wirtschaft und die damit verbundene besondere erhalten, bietet die SLUB seit 1. September 2008 Betonung der archivischen Komponente landesbi- die Vormerkung auf entliehene Medien kostenfrei bliothekarischer Arbeit war die Benutzungssituation an. Voraussetzung ist lediglich die Benachrichti- in der SLUB im ersten Jahrzehnt nach der Fusion gungsmöglichkeit des Benutzers via E-Mail – für von Landesbibliothek und Universitätsbibliothek Studierende gewiss keine Hürde. Mit Hilfe der Vor- im allgemeinen noch zu stark auf Bestandsbewah- merkungsdaten lassen sich eventuelle Missverhält- rung und Präsenznutzung abgestellt. Gerade Studie- nisse in der Etatverteilung bzw. -gesamtausstattung rende empfinden jedoch eine weitgehend freie Dis- oder neu aufkommende Interessenschwerpunkte position über die Bibliotheksmedien, das heißt die unter den Benutzern leichter identifizieren. Bei nun Entscheidung, ob sie ein gängiges Gebrauchsbuch grundsätzlich kostenfreier Möglichkeit, auf Versor- in den Räumen der Bibliothek, im Dresdner gungsdefizite via Vormerkung hinzuweisen, bleibt Großen Garten oder zuhause bearbeiten, als Selbst- es selbstverständlich das Ziel der Bestandsentwick- verständlichkeit. Im Interesse einer möglichst lung, die Anzahl der notwendigen Vormerkungen hohen Benutzungsquote und mit Blick auf den von vornherein möglichst gering zu halten. Der inzwischen sehr viel leichter erhältlichen Ersatz für raschen Ermittlung offener Benutzerwünsche dient verschlissene oder verlorene Standardwerke hat die auch das Instrument des Anschaffungsvorschlags, SLUB ihre Ausleihgrenze für Monographien des der aus dem SLUB-Katalog heraus initiiert werden allgemeinen Bestands vom Erscheinungsjahr 1950 kann. Wie ernst die Bibliothek den lebendigen Aus- auf 1900 vorverlegt. Daneben gilt für die Neuerwer- tausch mit ihren Benutzern nimmt, lässt sich auch bungen dieser Gruppe nunmehr der Grundsatz, daraus entnehmen, dass jeder mit einer Mailadresse
214 // Bibliotheken in Sachsen versehene Vorschlag vom Leiter der Abteilung eingerichtet, zudem werden studentische Foren im Bestandsentwicklung persönlich per E-Mail beant- WWW oder ein eigener Kanal im Videoportal „You wortet wird. Tube“ genutzt. Bei allem Enthusiasmus für mo- Ausgehend von den positiven Erfahrungen inner- derne Kommunikationswerkzeuge sind stets Auf- halb des 2007 eröffneten Bibliotheksportals Sach- wand und Ertrag sorgfältig abzuwägen, da nicht sen (http://www.bibliotheksportalsachsen.de) hat jede Novität nachhaltigen Erfolg verspricht. So hat die SLUB 2008 auf ihren hauseigenen WWW- sich die Bibliothek angesichts recht hoher Nut- Informationen einen Chatbot, einen datenbankba- zungshürden, einer stagnierenden Resonanz und sierten Auskunftsroboter, platziert, der Standardfra- der begrenzten Reichweite zum Beispiel bewusst gen von Benutzern passende Antworten zuordnet. gegen Investitionen in die dreidimensionale Virtuel- Seit kurzem ist die Datenbank auch trefferabhängig le Welt „Second Life“ als Service- und Marketing- mit dem elektronischen Katalog- und Ausleihsy- plattform entschieden. Weit interessanter scheint stem der SLUB verknüpft. Mit über 5.000 Regeln dagegen etwa, die WWW-Informationen der SLUB zur Fragenanalyse und Antwortgenerierung ist die UMTS-fähig, das heißt für Mobiltelefone tauglich Wissensdatenbank – quasi das „Gehirn“ des SLUB- zu machen. Chatbots – im Bibliotheksbereich nahezu konkur- renzlos (vgl. den Beitrag in BIS H.3 (2008), S. 186f.). Trotz der fortschreitenden Enträumlichung von Bibliothekdiensten und Kommunikationsmitteln Moderne Kommunikationsformen ist für das öffentliche Erscheinungsbild weiterhin Um neue Informationsdienste adäquat zu vermit- auch das Personal an den Informations- und Aus- teln und eine möglichst hohe Identifikation der leihstellen von herausragender Bedeutung. Speziell Studierenden mit „ihrer“ Bibliothek zu schaffen, die Mitarbeiter der Ortsleihe – keineswegs die best- bedarf es altersgemäßer Kommunikationsformen bezahlten, in mancherlei Hinsicht aber die meist- und eines regelmäßigen, engen Dialogs. Jenseits des belasteten innerhalb des Hauses – sind vielfach Austauschs in den üblichen Vertretungsgremien wie erste Anlaufstelle für Ärger und Wünsche und prä- Bibliothekskommission und Senat unterhält die gen mit ihrer Kompetenz und Freundlichkeit in SLUB einen Jour fixe mit Studierendenvertretern, besonderem Maße das Image der SLUB. Ihnen sei an dem die Belange ihrer Hauptbenutzergruppe im dieser Beitrag gewidmet. Wenn, wie in einer ande- Mittelpunkt stehen. Dem engeren Kontakt dienen ren Universitätsbibliothek vor wenigen Jahren auch gemeinsame Veranstaltungen. Ein gelungenes geschehen, ein Mitarbeiter der Ausleihe von dank- Beispiel war die anlässlich der nationalen Aktions- baren Benutzern sogar eine Festschrift geschenkt woche „Deutschland liest“ durchgeführte Lesenacht bekommt, ist der dienende Zweck jeder Bibliothek im Oktober 2008, in der Studierende in zwanzig- auf das Glanzvollste bestätigt minütigem Wechsel sechs Stunden non stop ihre ACHIM (Büchergänge. Miszellen zu Buch- persönlichen Lieblingsbücher präsentierten (s. den BONTE kunst, Leselust und Bibliotheksge- Bildbericht in diesem Heft). schichte. Hommage an Dieter Für die Informationsvermittlung ist neben Chatbot Klein, Heidelberg 2006. SLUB-Sig- und Mailauskunftssystem inzwischen ein Callcenter natur: AN 59000 H711).
Bibliotheken in Sachsen // 215 Dresden blättert die Welt auf Gemeinschaftsprojekt der Städtischen Bibliotheken Dresden, der Bürgerstiftung Dresden und der Drosos Stiftung Zürich (2008 – 2010) von CLAUDIA BLEI-HOCH und SONHILD MENZEL „Mit Logik komme ich von A nach B, mit Fantasie zum Handlungsfeld für sozial- und bildungspoliti- komme ich überall hin.“ Dieser aufschlussreiche sches Engagement geworden. Vor diesem Hinter- Satz von Albert Einstein verweist zu Recht auf die grund wies der offizielle Start des Projektes auf seine Schlüsselrolle der Fantasie. Bücher wecken Fantasie Adressaten, nämlich Vor- und Grundschulkinder und Kreativität. Wer liest, kann alles sein und viel vorzugsweise aus sozial schwierigen Stadtteilen erreichen. Deshalb sollten Kinder so früh wie mög- ebenso wie auf seine potentiellen Akteure, nämlich lich die Faszination von Bilderbüchern kennen ler- engagierte vorlesebegeisterte Erwachsene nach- nen. In Bilderbüchern spiegelt sich die Welt, mit drücklich hin. dem Bilderbuch beginnt der Spaß am Lesen und Entdecken. Auch die Motivation zum Lesenlernen 1. Projektziele gründet sich auf dieser frühen positiven Erfahrung. Bildungsunterstützung und hier insbesondere Lese- Nur wenn Kinder bereits vor Schulbeginn positive förderung für Kinder haben seit Jahren in der Auf- Erfahrungen und Erlebnisse mit dem Bilderbuch im tragserfüllung der Städtischen Bibliotheken Dres- weitesten Sinn verbinden, kann der Prozess des den oberste Priorität. Dies spiegelt sich sowohl in Lesenlernens von Anfang an erfolgreich sein. aktuellen Entwicklungsplanungen als auch in Ange- botsstruktur und Ressourceneinsatz wider. Ausge- Am 19. September 2008 fand der offizielle Start hend von schwindender Lese- und Vorlesekultur in unseres großangelegten Projekts zur Lese- und den Familien erhalten Bildungsnetzwerke zwischen Sprachförderung von Vor- und Grundschulkindern statt. Das Eröffnungsdatum war in zweierlei Hin- sicht symbolisch gewählt: Zum einen reihte es sich ein in die Initiativen zur „Woche des bürgerlichen Engagements“ und hob damit nachdrücklich die Bedeutung der ehrenamtlich im Projekt tätigen Dresdner Bürgerschaft hervor. Zum anderen erfolg- te der Projektstart aus besonderem Grund in Kom- bination mit der Wiedereröffnung der umgestalte- ten Gorbitzer Stadtteilbibliothek. Gorbitz gilt derzeit als ein problematischer Stadtteil Dresdens, der in den letzten Jahren einen rasanten demografi- schen Wandel erfahren hat. Trotz verschiedener Fördermaßnahmen sind hohe Bevölkerungsverluste und eine deutlich gestiegene Erwerbslosigkeit zu konstatieren. Die Vielzahl sozialer Problemstellun- gen macht sich auch für die Generation der dort heranwachsenden Kinder bemerkbar. So zeigen die jährlichen Schuleingangsuntersuchungen, dass immer mehr Vorschulkinder erhebliche Defizite in der Sprachentwicklung aufweisen. Gorbitz ist damit
216 // Bibliotheken in Sachsen ermöglicht durch die großzügige finanzielle Unter- O R GA N I G R A M M stützung der Züricher Drosos Stiftung, einer noch jungen gemeinnützigen Stiftung in der Schweiz, die Projektträger Bürgerstiftung Dresden e.V. seit 2005 international agiert und verschiedenste soziale Projekte initiiert. Entscheidend für das Projektleitung DR. AREND FLEMMING außergewöhnliche Engagement der Drosos Stiftung stellv. Vorsitzender Stiftungsrat Bürgerstiftung in Dresden waren sowohl die gegebene Infrastruk- und Direktor Städtische Bibliotheken Dresden tur eines ausgebauten städtischen Bibliothekssy- stems, unser nachgewiesenes Know-how auf dem Projektdurchführung Städtische Bibliotheken Dresden Gebiet der Leseförderung sowie die konsequente soziale Ausrichtung unseres Konzeptentwurfs. Konzept / SONHILD MENZEL fachliche Beratung Lektorin Kinder- und Jugendmedien Maßgebliche Unterstützung findet das Vorhaben außerdem durch die enge Kooperation mit der Bür- 4 Projektkoordinatoren DR. CLAUDIA BLEI-HOCH gerstiftung Dresden, die als wichtigster regionaler (halbe Stellen) Kontakte Grundschulen, Fortbildung Vorlesepaten Förderer des Ehrenamtes das Projekt mit ca. 60 MARIT KUNIS-MICHEL ehrenamtlichen Vorlesepaten in der angestrebten Kontakte Kindergärten, Dimension überhaupt möglich macht. Da das Pro- Auswahl und Betreuung Vorlesepaten jekt im Kern Vorleseaktivitäten beinhaltet, bei CHRISTINE LIPPMANN denen es um eine geschätzte Gesamtzahl von jähr- Kontakte Bibliotheken, lich rund 2.000 Veranstaltungen für Vorschulkinder Konzeption und Organisation Lesefeste und Erstklässler geht, die generell für alle Kinder HOLGER NITZSCHNER kostenlos sind, ist eine enge Vernetzung von ehren- Finanzcontrolling, EDV, Webauftritt, amtlichem und bibliothekarischem Engagement Öffentlichkeitsarbeit unabdingbare Voraussetzung. Projektbibliotheken MITTE OST WEST SÜD NORD Leselust kann bei jedem Kind geweckt werden. Eine Haupt- Blasewitz Gorbitz Prohlis Pieschen Schlüsselrolle kommt dabei den Bibliotheken zu, und Weißig Cotta Reick Klotzsche denn bibliothekarische Leseförderung ist im Kern Musik Strehlen immer Förderung von Lesefreude und Leselust. bibliothek Dass hierbei noch gezielter als bisher vorgegangen werden kann und bedürftige Kinder noch intensiver Personal für Ehrenamtliche Externe Bibliothekarisches in den Blick genommen werden können, soll unser Veranstaltungstätigkeit Mitarbeiter Honorarkräfte Fachpersonal neues Projekt mit all seinen Aktionen rund ums Bilderbuch zeigen. Voraussetzung dafür ist ein aus- gebautes Netzwerk der Lesekultur, das ausgehend von den Bibliotheken mit Kindergärten, Schulen, Kindergärten, Bibliotheken und Grundschulen eine Multiplikatoren und Elternhäusern engmaschig neue Bedeutung. Gefragt sind Konzepte zur Bünde- geknüpft wurde. Ziel ist es dabei, die Kernkompe- lung und Vernetzung vorhandener Ressourcen und tenzen Sprach- und Lesefähigkeit bei allen Kindern Strukturen gegen den offensichtlichen Zusammen- verbessern zu helfen, um ihre Bildungschancen hang von Schichtzugehörigkeit und Lernerfolg. nachhaltig zu erhöhen. Das neue Gemeinschaftsprojekt der Städtischen 3. Das Projektteam Bibliotheken Dresden, der Bürgerstiftung Dresden Aus zahlreichen Bewerbern wurde im April 2008 und der Drosos Stiftung Zürich richtet sich genau das vierköpfige Projektteam (vier halbe Stellen) aus- an diese Kinder im Übergangsalter vom Vorschul- gewählt, in dessen Händen seit Mai die gesamte Pla- kind zum Erstleser sowie an deren Eltern und nung, Organisation und Durchführung des Vorha- Betreuungspersonen. Ziel soll es dabei sein, durch bens liegt. Es besteht aus einer Mitarbeiterin und eine breit angelegte Leseförderung sowie eine hohe einem Mitarbeiter der Städtischen Bibliotheken Betreuungsdichte besonders Kinder aus lesefernen Dresden, die für die Projektzeit befristet in das Lese- und sozial benachteiligten Familien zu erreichen. stark-Team wechselten und über eine bibliothekari- Im engen Zusammenwirken mit Kindergärten und sche Ausbildung sowie über praktische Erfahrung in Grundschulen sollen dabei spielerische und der Zielgruppenarbeit verfügen. Durch die Möglich- aktionsbetonte Konzepte umgesetzt werden, in keit einer externen Stellenausschreibung konnten deren Mittelpunkt immer die Arbeit mit dem Bil- wir zur Ergänzung der erforderlichen Kompetenzen derbuch steht. und zur Stärkung des Teams eine ausgebildete Kom- munikationswissenschaftlerin gewinnen, die außer- 2. Partner dem nebenamtlich einen Dresdner Kinderladen lei- Der grundsätzlich kostenlose Zugang zu hochwerti- tet sowie eine Kunstpädagogin, die neben ihrer gen Veranstaltungsangeboten für alle Kinder wird Tätigkeit als Hochschullehrerin bereits auf Studien
in Kindergärten zur Bilderbuchrezeption verweisen zeigte sich, dass das Anliegen, Kindern Lesefreude konnte. Die unterschiedlichen Erfahrungen und zu vermitteln, vielen Dresdnern sehr am Herzen eingebrachten Kompetenzen wirken sich positiv bei liegt. Nach ausführlichen Bewerbungsgesprächen der Bewältigung der Fülle und Komplexität der zu mit über 150 Interessierten wurden 57 Vorlesepaten bearbeitenden Aufgabenfelder aus. Dabei hat sich für die direkte Projektarbeit ausgewählt. Allen eine gewisse Spezialisierung und Arbeitsteilung Bewerbern, die nicht in den engeren Kreis einer (siehe Organigramm) als günstig erwiesen. Neben Vorlesepatenschaft für das Projekt gekommen sind, der notwendigen Auswahl und Schulung der Vorle- wurden andere Einsatzmöglichkeiten innerhalb der sepaten widmete sich das Team in den ersten Mona- Städtischen Bibliotheken Dresden wie auch über ten dem Aufbau der Kooperationsbeziehungen die Freiwilligenagentur der Bürgerstiftung Dresden zwischen Vorlesepaten, Projektbibliotheken und angeboten. Auf diese Weise konnte gewährleistet beteiligten Kindergärten und Grundschulen. Außer- werden, dass alle Interessenten eine Möglichkeit zur dem wurden Informationsmaterialien und Flyer für aktiven Beteiligung an der Leseförderung von Her- Eltern und Pädagogen entwickelt. Lediglich die pro- anwachsenden erhielten. zessbegleitende Evaluation des Projektes wird von externen Experten der TU Dresden durchgeführt. Die Projektleitung obliegt dem Direktor der Städti- schen Bibliotheken Dresden, die konzeptionelle und fachliche Beratung erfolgt durch die Lektorin für Kinder- und Jugendmedien. 4. Die Vorlesepaten Bereits zu Beginn des Beitrages wurde auf die zen- trale Rolle der im Projekt ehrenamtlich tätigen Vor- lesepaten hingewiesen. Tatsächlich gehören sie zu den tragenden Säulen im Projekt. Sie sind diejeni- gen, die gemeinsam mit den Bibliotheksmitarbei- tern individuelle Programme erstellen und als Ver- mittler kinderliterarischer Texte in Bibliotheken, Schulen und Kindergärten vorlesen bzw. agieren. Um geeignete Personen für diese anspruchsvolle Aufgabe zu gewinnen, erfolgte im Mai dieses Jahres in enger Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung Dresden eine öffentliche Ausschreibung. Hierbei
218 // Bibliotheken in Sachsen TA B E L L E 1 : K I N D E R GÄ R T E N Schulungsschwerpunkt vorab lag auf Neuerschei- nungen und aktuellen Entwicklungen des deutsch- Kitas Kitas im in Prozent Vorschul- Vorschul- in Prozent sprachigen Bilderbuchmarktes. Ferner diskutierten gesamt Projekt kinder kinder gesamt im Projekt sie mit dem Verleger des renommierten Moritz- Weißig 7 5 71,4% 108 98 90,7% Verlages, Markus Weber, über kindgemäße Bilder- bücher und ließen sich durch praxisnahe Vorschläge Strehlen 3 2 66,7% 99 82 82,8% zur methodischen Gestaltung von Vorlesebeiträgen Prohlis 13 10 76,9% 214 177 82,7% mit Bilderbüchern inspirieren. Pieschen 20 14 70,0% 420 347 82,6% 5. Die Bibliotheken Gorbitz 9 7 77,8% 247 188 76,1% Basis aller lesefördernden Aktivitäten rund um das Cotta 8 5 62,5% 211 147 69,7% Medium Buch sind zehn ausgewählte Dresdner Blasewitz 20 10 50,0% 301 182 60,5% Stadtteilbibliotheken als etablierte Zentren der außerschulischen Leseförderung. Die notwendige Reick 4 2 50,0% 126 76 60,3% Auswahl orientierte sich am Anteil an Sozialhilfe- Klotzsche 11 7 63,6% 193 105 54,4% empfängern im Einzugsbereich der Stadtteilbiblio- HMB 10 5 50,0% 131 71 54,2% theken. Hieraus resultierend wurden sieben Stadt- teilbibliotheken ausgewählt, in deren Umfeld sich Summe 105 66 62,9% 1984 1443 72,7% durch einen Anteil von mehr als 20 % Sozialhilfe- empfängern eine besondere Versorgungsfunktion für die sozial schwächsten Bevölkerungsanteile ergibt. Schwierigkeiten der Versorgung und Betreu- TA B E L L E 2 : G R U N D S C H U L E N ung von Kindern unter oben genannten Zielrich- tungen bestehen außerdem in einigen Stadtrandge- GS GS im in Prozent Grund- Grund- in Prozent bieten. gesamt Projekt schüler schüler gesamt im Projekt Bedingt durch Randlage, fehlende Infrastruktur und Reick 1 1 100,0% 31 31 100,0% lange Wege wurden daher zwei weitere Bibliotheken zur Teilnahme am Projekt ausgewählt. Die 10. Pro- Blasewitz 4 3 75,0% 195 155 79,5% jektbibliothek liegt in einem dicht besiedelten Prohlis 4 3 75,0% 221 171 77,4% Dresdner Stadtteil, der die Struktur einer Kleinstadt Klotzsche 3 2 66,7% 120 69 57,5% hat. Die Bibliothek sieht sich hier einer wachsenden Anzahl von Kindergärten und Schulen gegenüber, Weißig 2 1 50,0% 86 41 47,7% die nicht im erforderlichen Maß betreut werden Cotta 4 2 50,0% 150 62 41,3% können. Eine Integration ins Projekt schien daher Strehlen 3 1 33,3% 122 45 36,9% geboten, um auch in diesem Stadtteil Kinder mit erhöhtem Förderbedarf im Interesse von Chancen- Pieschen 6 2 33,3% 346 82 23,7% gleichheit zu erreichen. Gorbitz 4 1 25,0% 132 31 23,5% HMB 3 0 0,0% 83 0 0,0% 6. Die Kindergärten und Grundschulen Seit Juni 2008 wurden Kindergärten und Grund- Summe 34 17 50,0% 1486 687 46,2% schulen gezielt über Projektinhalte und -ziele infor- miert und zur Teilnahme angeregt. Wichtig war uns dabei zu betonen, dass sämtliche Veranstaltungs- Seit September ist nun unsere „Lesestark-Auswahl“ und Vorleseangebote für alle Kinder im Projekt in zehn Stadtteilbibliotheken voller Ideen und kostenfrei sind. Nur so kann die Teilnahme von Engagement aktiv. Die Heterogenität der Vorlesepa- Kindern aus sozial benachteiligten Familien sicher ten, die aus unterschiedlichen Berufs- und Alters- gestellt werden. Die Einrichtungen erfuhren außer- gruppen kommen – die Spanne reicht vom 18-jähri- dem, dass für jede der am Projekt beteiligten Vor- gen Studenten bis zum 75-jährigen Rentner – sowie deren ganz individuelle Erfahrungen mit Kindern und Kinderliteratur, machen eine weitere Besonder- heit des Projekts aus. Um ihre Tätigkeit in Biblio- theken, Kindergärten und Grundschulen kompe- tent ausführen zu können, erhalten sie projekt- begleitend theoriegeleitete und praxisorientierte Fortbildungsangebote zum Vorlesen, Erzählen und Präsentieren von Bilderbüchern. Bislang absolvier- ten sie drei Seminare zur Sprecherziehung, in denen sie mit Vortragsweisen literarischer Texte und mit Fragen von Intonation und Stimmführung ver- traut gemacht wurden. Ein weiterer wichtiger
schulgruppen bzw. Grundschulklassen mindestens Bibliotheken formiert und arbeiten mit diesen einmal im Monat ein Veranstaltungstermin rund konzeptionell und praktisch Hand in Hand. Die ums Buch konzipiert wird, damit eine Kontinuität meisten von ihnen haben ihre erste Vorlesestunde der Begegnung mit Bilderbüchern, Vorleseaktionen bereits erfolgreich bestritten. Ausgestattet mit sowie literaturvermittelnden Akteuren gewährleistet einem dekorativen Lesekoffer und gut bestuhlt, werden kann. Durch diese Kontinuität, so eine er- denn der Medienpartner der Projektes, die Sächsi- klärte Absicht des Projektes, soll den Heranwach- sche Zeitung, hat zehn eindrucksvolle Lesethrone senden die positive Wirkung von Literatur und gespendet, haben sie nun endlich die Möglichkeit, Lesen erfahrbar werden, um damit, so ist zu hoffen, all das vorhandene und erworbene Wissen sowie den Grundstein für eine eigene erfolgreiche Lese- ihre eigene Lesebegeisterung an Kinder weiter zu biografie zu legen. geben. Die beteiligten Kindergärten und Grundschu- len besitzen ihre Jahresplanung, in der ihre Wünsche Der derzeitige Erfassungsgrad der teilnehmenden nach besonderen Veranstaltungen rund ums Buch Einrichtungen liegt bei 73,9 % für die Kindergärten (wie z.B. Papierschöpfen oder Kinderhörclubs) eben- und bei 46,2 % für die Grundschulen. Die Übersich- so berücksichtigt wurden wie die monatlichen Vorle- ten zeigen den aktuellen Stand der Vertragsabschlüs- setermine der Vorlesepaten. Und auch die zehn se im Einzugsbereich der Stadtteilbibliotheken. Stadtteilbibliotheken, in denen ja der Großteil der Veranstaltungen stattfinden wird, haben ihre Auft- Bereits im ersten Jahr zeichnen sich großes Interesse aktveranstaltungen sowie den ersten Ansturm gut und rege Beteiligung am Projekt ab, wobei deutliche gemeistert. So bleibt jetzt allmählich Zeit, um einen Differenzen zwischen der Kooperationsbereitschaft monatlichen Treff zu organisieren, bei dem sich Vor- der Kindergärten und der Grundschulen festzustel- lesepaten über Erfahrungen in ihren Veranstaltungen len sind. Es bleibt zu hoffen, dass eine positive sowie beim Auswählen der Literatur Bilanz des ersten Jahres und eine kontinuierliche und beim Vorbereiten auf eine Vor- CLAUDIA Information über das Projekt in den Medien zu lesestunde austauschen können. BLEI-HOCH einer Mehrbeteiligung im zweiten Projektjahr Und auch ein ständiger Kontakt mit führen werden. den Bibliotheken und dem pädago- gischen Personal der Kindergärten 7. Ausblick und Grundschulen wird angestrebt, Zum gegenwärtigen Zeitpunkt befindet sich das denn voneinander zu wissen und SONHILD Projekt in seiner praktischen Anlaufphase. Es ist die anstehenden Fragen und Proble- MENZEL eine Art Feuertaufe, denn alles, was geschieht, ist in me auf direktem Weg zu klären, dieser Form Neuland. Die Vorlesepaten haben sich wird für den Erfolg des Vorhabens zu kleinen Teams von drei bis fünf Personen in den entscheidend sein.
220 // Bibliotheken in Sachsen Die Kunstbibliothek als Teaching Library von ELISABETH HÄGER-WEIGEL und CLAUDIA SCHMIDT N och vor wenigen Jahren in aller Munde, Bibliothek für elf Museen geradezu versatzstückartig in jedem Biblio- Als zentrale wissenschaftliche Bibliothek der Staatli- thekskonzept verwendet und bibliotheks- chen Kunstsammlungen Dresden ist die Kunstbib- politisch eingesetzt, ist es inzwischen ruhig gewor- liothek zunächst für die Literaturversorgung der den um den Begriff „Teaching Library“. Dies könnte Mitarbeiter der elf, dem Verbund angehörigen schlimmstenfalls als Hinweis auf das Abebben einer Museen zuständig. Darüber hinaus steht sie allen Modeerscheinung gewertet werden; tatsächlich offen, die auf kunsthistorische Literatur und solche jedoch scheinen viele Bibliotheken ihre Funktion aus angrenzenden Fachgebieten zurückgreifen – sei als „Orte des Lernens“ – auf vielfache Weise inhalt- es zu Forschungszwecken oder aus persönlichem lich untersetzt – seit dem mit großer Selbstverständ- Interesse. Diese traditionelle Funktion einer wissen- lichkeit als Kerngeschäft definiert zu haben, so auch schaftlichen Spezialbibliothek wird seit dem Einzug die Kunstbibliothek der Staatlichen Kunstsamm- der Kunstbibliothek ins Dresdner Residenzschloss lungen Dresden. 2004 ergänzt durch die Veranstaltungsreihe „Kunst Die Erfahrungen zeigen, dass diese Art von Kernge- und Lesen“. Das Konzept birgt Potential, das eine schäft keinesfalls die unattraktive Assoziation mit Übertragbarkeit auf verschiedene Nutzerklientel Alltag, Routine, Normalität zulässt, sondern eine erlaubt. kreative Eigendynamik zum Vorteil von Nutzer und Der Titel „Kunst und Lesen“ steht für die Verbin- Bibliothek entwickelt. dung von Museum und Bibliothek, für die Förde- rung von Kunstverständnis durch Einsatz von Fachliteratur. Der institutionell übergreifende Ansatz erfordert eine klare Aufteilung von Kompe- tenzen: Die Aufgabe der Kunstbibliothek besteht letztlich in der Vermittlung von Strategien wissen- schaftlichen Arbeitens – die der Museumspädagogik in der Auswertung der Ergebnisse am originalen Kunstwerk im Museum. Mit einem solchen Ansatz standen zunächst Schü- ler als Zielgruppe im Focus. Die Durchsicht der Lehrpläne ergab zahlreiche Anknüpfungspunkte: im Grunde gilt für alle Schulformen und Altersklassen, die eigenständige Erarbeitung von Inhalten zu fördern; ebenso wird eine fächerüber- greifende Herangehensweise empfohlen. Trotz der Übereinstimmungen in den Lehrplänen muss natürlich dem jeweiligen „Bildungsstand“ der
"Kunst erlesen" – Schüler recherchieren im Lesesaal zu Werken der Staatlichen Kunstsamm- Schüler bei der Durchführung der Veranstaltung erfolgt über die Auseinandersetzung wiederum lungen Rechnung getragen werden. mit speziellen Kunstwerken oder aber mit einem übergeordneten Themenkreis. Anknüpfungspunkt Kunst und Lesen bleibt auch hier die in den Museen der Staatlichen „Kunst und Lesen“ wird in zwei unterschiedlich Kunstsammlungen Dresden erlebbare Kunst. Der anspruchsvoll gestalteten Varianten angeboten. Anteil der theoretischen Arbeit in der Kunstbiblio- Variante I richtet sich an Grundschulschüler und thek liegt deutlich höher als bei den Schülern der solche der Sekundarstufe I. Im Mittelpunkt der Ver- Grundschulen und der Sekundarstufe I. Besonderer anstaltung steht ein ausgewähltes Kunstwerk aus Wert wird hierbei auf die Vermittlung bestimmter einem der Museen der Staatlichen Kunstsammlun- Recherchestrategien und die wissenschaftliche Aus- gen Dresden. Nach einer kurzen, altersgerechten wertung der Informationen gelegt. In kleinen Grup- Bibliotheksführung arbeiten die Schüler mit einem pen erarbeiten die Schüler in „selbstgesteuertem zuvor vorbereiteten Handapparat im Lesesaal und Lernen“ die wesentlichen Inhalte und tragen diese recherchieren z.B. zum Künstler oder zum Thema in Form eines Kurzreferates im Museum vor. „ihres“ Kunstwerkes. Jungen Kindern ohne Lesefer- Offenbar überzeugt „Kunst und Lesen“. Denn aus- tigkeit wird ein wissenschaftlicher Text aus einem gehend von dem beschriebenen Grundkonzept ent- Ausstellungskatalog oder einer anderen kunsthisto- wickelten sich Ideen für andere Veranstaltungen rischen Publikation (jedoch nicht aus Kinderlitera- und Projekte. tur!) vorgelesen. Die sich anschließende Diskussion oder Besprechung fördert die intellektuelle Verar- Schüler für Schüler beitung, aber auch die Verknüpfung mit ganz indi- So äußerten Schüler eines Leistungskurses Kunst viduellen Eindrücken. Neben den hohen Anforde- (12. Klasse) im Anschluss an eine Veranstaltung von rungen beim Verstehen der Texte werden die Kinder „Kunst und Lesen“ den Wunsch, die Kunstbiblio- angeregt, die Inhalte nach eigenen Interessen und thek gleich auf zweierlei Weise, für die Erarbeitung Erfahrungen aufzugreifen und diese mündlich oder und Präsentation ihrer Abschlussarbeiten, zu nut- schriftlich weiterzuentwickeln. Die Veranstaltung zen. Diese Abschlussarbeiten bestanden aus einer endet mit einem Museumsbesuch; vor den Origina- theoretischen, kunstwissenschaftlichen und jeweils len tragen die Schüler die von ihnen gewonnenen einer praktischen Arbeit aus dem Bereich Plastik, Erkenntnisse oder aber auch ausgedachte Geschich- Lithographie und Malerei oder Photographie. Die ten (1. und 2. Grundschulklasse) vor. Auseinandersetzung mit Spezialliteratur führte zu Variante II des Projektes „Kunst und Lesen“ zielt einer durchgehend beachtlichen Qualität der auf ältere Gymnasiasten und Mittelschüler ab der 7. theoretischen Abschlussarbeiten und regte nach- Klasse. Das Angebot wird gerne von Kunst-, weislich die praktische Umsetzung der gewählten Geschichts- oder Deutschkursen genutzt, um ein im Themen an. Die „Krönung“ der etwa ein Jahr an- Unterricht behandeltes Thema zu vertiefen. Dies dauernden intensiven Zusammenarbeit bildete die
"Kunst erleben" - Schüler bei einer Führung Eröffnung der Ausstellung „Licht – Wasser – Zei- der Kunstbibliothek auszuwerten. Die Senioren chen“. Ausstellungsbegleitend boten die Schüler greifen gerne auf zuvor zusammengestellte Handap- Führungen für andere Schüler an. Selbst Studenten parate zurück. Die Vermittlung von Recherchestra- der TU Dresden, Fachbereich Kunstpädagogik, mel- tegien spielt eine untergeordnete Rolle. Besonders deten sich für eine solche Führung an. Daraus wie- engagiert werden die Ergebnisse der Arbeitsgruppen derum entwickelten sich Beziehungen, die zum im Museum vorgetragen – oftmals nutzen die Teil- Start eines vergleichbaren Projektes mit Kunst- nehmer die Gelegenheit, während des Referierens pädagogik-Studenten ab November 2009 führten. vor dem Original persönliche Reiseerlebnisse und Auch der Lehrstuhl „Psychologie des Lernens und daraus abgeleitete Hypothesen in die Kunstinterpre- Lehrens“ an der TU Dresden griff dass Grundkon- tationen einfließen zu lassen. zept von „Kunst und Lesen“ auf. Eine ausgewählte Das Konzept von „Kunst und Lesen“ erlaubt eine 10. Gymnasialklasse recherchierte zu selbstgewähl- flexible Anpassung an die Wünsche und Bedürfnis- ten kunsthistorischen Fragestellungen in der Kunst- se ganz unterschiedlicher Nutzergruppen. Wenn- bibliothek und bereitete die Ergebnisse so auf, dass gleich die Kooperation von Museumspädagogik sie mit Hilfe der Software „Studierplatz 2000“ für und Kunstbibliothek fest verankert ist, wird darüber andere Jugendliche per Internet abfragbar wurden. hinaus auch die Zusammenarbeit mit weiteren Part- Neben aller schulpädagogischen Ernsthaftigkeit nern sehr begrüßt. spielt auch der „Spaßfaktor“ eine Rolle. Anders Ein solcher Partner waren in diesem Jahr die Städti- wäre nicht zu erklären, warum eine Veranstaltung schen Bibliotheken Dresden. Diese Partnerschaft von „Kunst und Lesen“ mit einer Gymnasialklasse, bewirkte, „Kunst und Lesen“ um eine zusätzliche die sich mit Tierdarstellungen in graphischen Tech- Komponente zu erweitern: neben wissenschaftli- niken beschäftigte, auf so viel Resonanz stieß, dass cher Literatur wurde auch die Lektüre von Belletri- auch der alljährliche „Elterntag“ der Klasse daran stik angeboten, um nicht nur das spezielle Kunst- anknüpfte. Die Besonderheit lag darin, einen Work- verständnis zu fördern, sondern ELISABETH shop anzuschließen, bei dem die Technik der Kalt- auch Kenntnisse über kulturelle HÄGER- nadelradierung praktisch erprobt werden konnte. Hintergründe zu vermitteln. Zahl- WEIGEL reiche Ausstellungen der Staatli- Programme für Senioren chen Kunstsammlungen Dresden Seit März 2007 wird das Projekt „Kunst und Lesen“ unter dem Thema „China in Dres- auch für Senioren angeboten. Wenngleich äußere den in China“ boten den Anlass Zwänge wie Berücksichtigung von Lehrplananforde- CLAUDIA hierfür. rungen entfallen, geht auch diese Klientel mit SCHMIDT Die eingangs erwähnte kreative großem Interesse und beeindruckender Disziplin Eigendynamik lässt viele Möglich- daran, wissenschaftliche Literatur zu selbst gewähl- keiten zu, das Bibliotheksprofil als ten Kunstwerken oder kunsthistorischen Themen in „Teaching Library“ zu schärfen.
Bibliotheken in Sachsen // 223 Virtuelle Bibliothek und eCampus – eLearning an der HTW Dresden von HELGE FISCHER D ie Initiative eCampus wurde am 1. Februar Hochschulbereiche sowie der Studentenschaft 2008 ins Leben gerufen, um an der Hoch- zusammensetzt, und der alle Aktivitäten der Initia- schule für Technik und Wirtschaft Dresden tive eCampus begleitet. (HTW) vorhandene Strukturen, Erfahrungen und Potenziale im Bereich des eLearning zu bündeln Drei MitarbeiterInnen übernehmen die operative und innovative Lehr- und Lernformen nachhaltig Umsetzung der zentralen Aufgabenbereiche des und als integrativen Bestandteil in der akademi- Projektes. Dazu gehört die Organisationsentwick- schen Aus- und Weiterbildung zu etablieren. lung – das Schaffen der organisatorischen Rahmen- Anteilig finanziert wird eCampus durch das Sächsi- bedingungen für eLearning – die Öffentlichkeitsar- sche Staatministerium für Wissenschaft und Kunst beit sowie die Unterstützung der Kompetenzent- (SMWK) und durch die HTW Dresden. Basis ist wicklung der potentiellen eLearning-Nutzer. Als die Initiative zur „Förderung von Projekten zur stra- weiterer Aufgabenschwerpunkt spielt die Qualitäts- tegischen Verankerung des eLearning und zur weite- ren Erschließung von Nutzerkreisen für das netzge- stützte Lehren und Lernen an den sächsischen Hochschulen“. Prof. Dr. Teresa Merino (Fachbe- reich Informatik/Mathematik), Dipl.-Lehrerin Renate Rudat (Leiterin des Sprachenzentrums) und Prof. Dr.-Ing. Ivan Panajotov (Fachbereich Vermes- sungswesen/Kartografie) sind Hochschullehrer an der HTW und gleichzeitig Initiatoren und Koordi- natoren von eCampus. Ihre strategischen Konzepte werden von drei MitarbeiterInnen und engagierten studentischen Hilfskräften umgesetzt. Am 21. Feb- ruar 2008 wurde zudem der eCampus-Beirat ge- gründet, der sich aus Vertretern der einzelnen
224 // Bibliotheken in Sachsen eCampus-Koordinatoren (von links nach rechts): Prof. I. Panajotov, Prof. T. Merino, R. Rudat sicherung eine wichtige Rolle ein. Es werden Daten erhoben, mit dem Ziel die unterschiedlichen, teil- www.htw-dresden.de/ecampus weise fachspezifischen Anforderungen an eLearning zu erfassen und den Entwicklungs- bzw. Versteti- gungsprozess von eLearning an der HTW Dresden voranzutreiben. Unterstützung von Lehr-, Lern-, Kommunikations- Ziel des Aufgabenbereiches Contenterstellung ist und Organisationsprozessen im Hochschulalltag: die Entwicklung von neuen eLearning-Angeboten So können Lehrende beispielsweise Lehrmaterialien und die Erarbeitung von Maßnahmen zum Einsatz geschützt zur Verfügung stellen, Online-Kurse und zur curricularen Integration netzgestützter erstellen, Lehradministration vereinfachen etc. Für Lehr-und Lernprozesse in die Präsenzlehre der Studierende bietet OPAL neben dem Zugriff auf die HTW Dresden. genannten Lehrmaterialien weiterführende Mög- lichkeiten zur Kommunikation und zur Organisati- Im Rahmen des Projektbereiches Contenterstellung on des Studienalltages. Im Rahmen der Initiative wurde mit der „Virtuellen Bibliothek“ in Zusam- eCampus erhalten Lehrende der HTW Dresden die menarbeit mit der Bibliothek der HTW Dresden notwendigen Hilfestellungen zur Nutzung des ein Medienangebot mit großer praktischer Relevanz Systems durch flankierende Unterstützungsangebo- für Studierende entwickelt. Es bietet Interessierten te (z.B. Schulungen, Beratungen etc.). die Möglichkeit vom heimischen PC aus einen vir- tuellen Rundgang durch die Bibliothek zu unter- Seit Bestehen der Initiative eCampus konnte das nehmen. Anhand einer dreistufigen Navigation Team wichtige Erfolge verbuchen: So gibt es seit kann sich der Benutzer durch die unterschiedlichen Projektbeginn über 2.300 neue Nutzer/-innen in Stationen und Etagen der HTW-Bibliothek bewe- OPAL. Gegenwärtig sind an der HTW Dresden gen. Auf diese Weise lernt er die Räumlichkeiten über 4.000 Nutzer auf OPAL registriert, somit und das Ordnungssystem der zentralen Hochschu- besitzt die Mehrheit aller Hochschulangehörigen leinrichtung kennen und wird beim nächsten (rea- ein OPAL-Login. Dieser positive Trend wurde len) Besuch kaum Schwierigkeiten haben, sich zu durch eine Vielzahl unterschiedlicher Aktivitäten orientieren. Alles, was er für den virtuellen Rund- angestoßen. Um potentiellen NutzerInnen den gang benötigt, ist ein PC mit Internetanschluss und effektiven Umgang mit Neuen Medien in der installiertem Adobe Flash Player. Das Angebot „Vir- Hochschullehre zu ermöglichen, sind zahlreiche tuelle Bibliothek“ beweist einmal mehr, dass sich Schulungen und Workshops rund um eLearning der Einsatz Neuer Medien und das „klassische“ angeboten worden. Über den gesamten Projektzeit- Dienstleistungsspektrum von Bibliotheken sinnvoll raum hinweg wurden zudem Informations- und ergänzen. Kommunikationsangebote bereitgestellt, um mög- lichst viele Hochschulangehörige aktiv in den Pro- Die zentrale technologische Basis des eLearning an zess der eLearning-Integration ein- HELGE der HTW Dresden ist die Lernplattform OPAL zubeziehen. Mit dem Aufbau von FISCHER (Online-Plattform für akademisches Lehren und Supportstrukturen konnten die Lernen), welche allen Hochschulangehörigen Voraussetzung für das Wachstum kostenfrei zur Verfügung steht. Als Lernplattform der hochschulweiten eLearning- bietet OPAL zahlreiche Funktionalitäten für die Community geschaffen werden.
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