Magazin - Kolping Magazin

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www.kolping.de I Mai–Juni 2017

                               magazin
■ kolping-kaffee Seite 6        ■ junge erwachsene Seite 16      ■ jugendevent Seite 26
Die Bauern in Honduras haben    Mitten im quirligen Trubel des   Unter sternenklar2018.de findest
ein Recht auf faire Preise      politischen Lebens in Berlin     Du eine erste Ankündigung

                                                                        mit 8Seiten
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                  Geschmack ist die Kunst, sich auf Kleinigkeiten
                  zu verstehen.                   (Jean-Jacques Rousseau)

                                                                                             Art-Nr. Preis
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E D I TO R I A L / I N H A LT

                                                                                                                                                                   Vom Tanzen zur Taufe                                  6
                                                                                                                                                                                                                               Nachrichten . . . . . . . . . . . . 4
                                                                                                                                                                   Anna-Maria Högg, Manuel Hörmeyer, Peter                    Bundesminister Gerd Müller:
                                                                                                                                                                   Schrage, Magdalene Paul und Fabian Bockla-                 Marshallplan mit Afrika – Kolping:
                                                                                                                                                                   ge aus der Bundesleitung der Kolpingjugend                 Fluchtursachen bekämpfen
                                                                                                                                                                   präsentieren auf unserer Titelseite das Erken-
                                                                                                                                                                   nungszeichen des Jugendevents 2018 unter dem
                                                                                                                                                                                                                               Kolping-Kaffee . . . . . . . . . 6
                                                                                                                                                                   Motto „Sternenklar – Du baust die Zukunft“. Sie
                                                                                                                                                                                                                               Neuer Kolping-Kaffee aus Honduras
                                                                                                                                                                   machen uns bereits jetzt neugierig auf die Groß-
                                                                                                                                                                   veranstaltung, zu der im kommenden Jahr 2000
                                                                                                                                                                   junge Leute in Frankfurt/Main erwartet werden.              Ratgeber . . . . . . . . . . . . . . 12
                                                                                                                                                                   Die Vorbereitungen dazu sind längst im Gange.              Tipps und kurze Infos
                                                                                                                                                                                                                         16
                                                                                                                                                                   Die Fernsehmoderatorin Yvonne Willicks ist mit
                                                                                                                                                                                                                              Magazin. . . . . . . . . . . . . . 14
                                                                                                                                                                   Kamerateam nach Honduras gereist, um den
                                                                                                                                                                                                                               Bucherfolg jetzt im Kino
                                                                                                                                                                   Anbau des neuen Kolping-Kaffees kennenzuler-
                                                                                                                                                                   nen. Begleitet wurde sie von Kaffeeröster Klaus
                                                                                                                                                                   Langen und Werner Sondermann vom Kolping-                  Junge Erwachsene . . . . . . 16
                                                                                                                                                                   werk in Paderborn, das den Kolping-Kaffee ver-             Praxiswoche im Bundestag:
                                                                                                                                                                   marktet, außerdem von Redakteur Georg Wahl,                Mittendrin statt nur dabei!
                                                                                                                                                                   der für uns darüber berichtet.
                                                                                                                                                                                                                              Junge Nachrichten . . . . . . 20
                                                                                                                                                                   Hautnah in Berlin das politische „Geschäft“ mit-
                                                                                                                                                                   erleben – diese Chance bietet sich nicht alle Tage.        X-Mag: Josefstag . . . . . 22
                                                                                                                                                                   Die Kolpingjugend organisiert dazu regelmäßig
Titelseite: Ludolf Dahmen. S. 3: Barbara Bechtloff, Fabian Helmich, Jens Schulze/kna, Markus Bormann/Fotolia, Georg Wahl, Alexander Volberg, Bethel Fath, privat

                                                                                                                                                                                                                         28
                                                                                                                                                                   die Jugendpolitische Praxiswoche. Wir waren
                                                                                                                                                                                                                              X-Mag: Sternenklar . . . . .26
                                                                                                                                                                   dabei.

                                                                                                                                                                   Vom Tanzen zur Taufe: Diese Überschrift trifft
                                                                                                                                                                                                                              X-Mag: Mut tut gut . . . . . 28
                                                                                                                                                                   den Kern. Die 15-jährige Laura erzählt Dir ihren
                                                                                                                                                                   Weg dorthin. Mutig.                                        X-Mag: Kalender/IQ . . . .29
                                                                                                                                                                   Kinder begeistern sich für das Pflanzen. Wir                Aus den Diözesanverbänden. 30
                                                                                                                                                                   stellen Beispiele vor, was Kinder im Gartenbeet
                                                                                                                                                                   anpflanzen können. Die Jahreszeit lädt dazu ein.
                                                                                                                                                                                                                               Kolping Upgrade . . . . . . 34
                                                                                                                                                                    500 Jahre nach der Reformation lohnt sich die             … unser Weg in die Zukunft
                                                                                                                                                                                                                         40
                                                                                                                                                                    Frage: Was trennt die Christenheit heute noch?
                                                                                                                                                                    Die Antwort mag überraschen: Das, was die                  Netzwerk für Geflüchtete . 38
                                                                                                                                                                   Trennungen ausgelöst hat, ist es jedenfalls nicht
                                                                                                                                                                    (mehr). In den letzten Jahrzehnten wurden                  Schnuffis Seite . . . . . . . . 40
                                                                                                                                                                   – vielfach unbemerkt von der breiten Öffentlich-           Selbst gepflanzt
                                                                                                                                                                    keit – große Fortschritte in der theologischen
                                                                                                                                                                    Aufbereitung erzielt. Was wir daraus machen,              Ökumene. . . . . . . . . . . . . 42
                                                                                                                                                                    liegt in unseren Händen.                                  Wie groß sind die Unterschiede
                                                                                                                                                                                                                              500 Jahre nach der Reformation?
                                                                                                                                                                   Die Redaktion hat die Delegierten der Bundes-
                                                                                                                                                                   versammlung eingeladen, kurz ihre Meinung                   Bundestagswahl . . . . . . . . 46
                                                                                                                                                                   zum Verbandsprozess darzustellen. Viele haben         42    Die Kampagne läuft an
                                                                                                                                                                   spontan mitgemacht. Mehr dazu auf Seite 34.
                                                                                                                                                                                                                              Glaube und Leben . . . . . . 48
                                                                                                                                                                                        Herzlichen Gruß
                                                                                                                                                                                        und Treu Kolping
                                                                                                                                                                                                                               Eine Welt . . . . . . . . . . . . 50
                                                                                                                                                                                        Dein Martin Grünewald

                                                                                                                                                                                        Chefredakteur
                                                                                                                                                                                                                              Verbandsnachrichten . . . 52
                                                                                                                                                                                        martin.gruenewald@kolping.de           Impressum

                                                                                                                                                                                                                                     KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017            3
Magazin - Kolping Magazin
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    Bundesminister Gerd Müller: Für eine neue Zusammenarbeit

    Der Marshallplan mit Afrika
    Afrika ist ein Kontinent der Chancen und
    Herausforderungen. Etwa die Hälfte der 20
    am schnellsten wachsenden Volkswirtschaf-
    ten liegt in Afrika. Zugleich leiden dort
    mehr als 230 Millionen Menschen an Hun-
    ger. Um gemeinsam Chancen zu nutzen und
    Herausforderungen zu bewältigen, brau-
    chen wir eine völlig neue Zusammenarbeit.
    Wir brauchen eine Partnerschaft auf Augen-
    höhe, einen Marshallplan mit Afrika und
    nicht für Afrika.
       Dabei geht es nicht um mehr Geld. Afrika
    braucht eine Stärkung der eigenen Entwick-
    lungskräfte. Nicht einfach mehr Investitio-
    nen sind angesagt, sondern mehr Wert-
    schöpfung vor Ort. Afrika ist nicht geholfen,
    wenn es Lieferant von Rohstoffen bleibt, die
    woanders weiter verarbeitet werden. Ent-
    wicklung kann nicht funktionieren, wenn
    zum Beispiel vom Verkaufspreis einer Tafel         Vor Ort wollen wir unsere Partner gezielt   Nachbarkontinent. Diesen Weg müssen wir
    Schokolade nur fünf Cent bei den afrikani-      beim Aufbau eigener Industrien, der Ausbil-    uns gemeinsam mit unseren afrikanischen
    schen Kakaoproduzenten ankommen. Das            dung von Fachkräften und der Förderung         Partnern erarbeiten.
    bedeutet aber auch: Wir müssen uns ändern,      von Unternehmen stärken. Dabei müssen            Das Afrikajahr 2017 bietet hierzu die bes-
    unsere Konsumgewohnheiten hinterfragen          wir vor allem auch an die Qualifizierung        ten Voraussetzungen. Die G20 setzen unter
    und zum Beispiel vermehrt Produkte aus          von Mädchen und Frauen denken. In Ghana        deutscher Präsidentschaft erstmals einen
    fairem Handel kaufen.                           ist es uns zum Beispiel schon gelungen, den    Schwerpunkt auf Afrika. Die Europäische
       Wir brauchen einen Neuanfang in der Zu-      Frauenanteil bei den Absolventen in der        Union und die Afrikanische Union vertiefen
    sammenarbeit. Wir werden gezielt mit jenen      Elektrotechnik in den vergangenen fünf Jah-    auf einem gemeinsamen Gipfel im Herbst
    Staaten intensiver zusammenarbeiten, die        ren von zwei auf rund 30 Prozent zu erhö-      die Zusammenarbeit weiter. Wir alle wissen:
    sich für eine gute Regierungsführung und        hen.                                           Die Zukunft Afrikas ist auch die Zukunft
    die Bekämpfung der Korruption einsetzen.           Mit den Eckpunkten für einen Marshall-      Europas.
    In der „Agenda 2063“ hat die Afrikanische       plan mit Afrika will ich einen ersten Anstoß   Gerd Müller (CSU) ist seit Dezember 2013
    Union sich übrigens selbst diese Ziele ge-      geben für einen gemeinsamen, neuen Weg         Bundesminister für wirtschaftliche Zusam-
    setzt.                                          für eine Zusammenarbeit mit unserem            menarbeit und Entwicklung.

    „Demokratie lebt vom Mitmachen“
    Zuverlässigkeit und Vertrauen sind in einer     teien eine deutliche Distanzierung von Mit-    unsere Gesellschaft. Wer jedoch Spielregeln
    Demokratie wichtige Kriterien in der politi-    gliedern, wenn diese elementare und demo-      demokratischer Auseinandersetzung be-
    schen Auseinandersetzung. Das betont der        kratische Spielregeln verletzen und            wusst missachte, der missachte und schädigt
    Bundesvorstand       des    Kolpingwerkes       extremistische Auffassungen vertreten. Soll-   damit auch die Demokratie selbst.
                                                                                                                                                  Foto: Michael Gottschalk/photothek.net (BMZ)

    Deutschland. Die Menschen orientierten          te dieses nicht erfolgen, muss unterstellt       Derzeit falle besonders die AfD durch ge-
    sich an den programmatischen Aussagen           werden, dass die getroffenen Aussagen von      zielte Provokationen, Verunglimpfungen
    von Parteien und deren Kandidatinnen und        der Partei bewusst mitgetragen werden“,        von politischen Konkurrenten, aber auch
    Kandidaten. Die Wählerinnen und Wähler          heißt es in der Erklärung vom 18. Februar.     offen rassistisches Gedankengut auf. Aus
    dürften darauf vertrauen, dass getroffene          Der Zustand einer Demokratie werde we-      Sicht des Bundesvorstandes sind derartige
    Aussagen von Vertretern der Parteien die Po-    sentlich von der Kultur der politischen Aus-   Positionierungen von Parteienvertretern
    sition der jeweiligen Partei wiedergeben.       einandersetzung geprägt. Das Kolpingwerk       nicht akzeptabel.
    Durch ihre Aussagen werde deutlich, wofür       fordert eine offensive Streitkultur. Aus-        Der vollständige Wortlauf der Erklärung
    eine Partei eintrete oder wogegen sie sich      tausch und Diskussion, ein mit Respekt ge-     kann unter www.kolping.de heruntergela-
    ausspreche. „Wir erwarten jedoch von Par-       führter Streit seien belebende Elemente für    den werden.

4   KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017
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Kolping für die Bekämpfung                                                                     KU RZ GEMELDET:
                                                                                               Kolpingjugend zur AfD
von Fluchtursachen                                                                             Die Bundeskonferenz der Kolping-
                                                                                               jugend hat sich mit dem Grund-
„Die Bekämpfung von Fluchtursachen ist          gien behoben werden. Entscheidend ist die      satzprogramm der Alternative für
                                                                                               Deutschland (AfD) befasst und
 eine globale Herausforderung unseres Jahr- Erkenntnis, dass die Menschheit für ihr
                                                                                               sich dagegen ausgesprochen. In
 hunderts“. Das sagt das Kolpingwerk            Handeln selbst verantwortlich ist. Fluchtur-
                                                                                               ihrer Stellungnahme bezieht die
 Deutschland und nimmt deshalb sich und         sachen sind nicht gottgegeben, sondern Er-
                                                                                               Kolpingjugend in Fragen von
 andere in die Verantwortung.                   gebnis menschlichen Verhaltens und Han-
                                                                                               Religionsfreiheit, Europa und Ge-
    Anfang April hat der Bundesvorstand des     delns.      Damit      trägt  jeder     eine
                                                                                               schlechtervielfalt deutlich Stellung
 Kolpingwerkes Deutschland in Köln ein Po- Mitverantwortung für den Zustand der                gegen die Positionen der AfD und
 sitionspapier veröffentlicht, für dessen For- Welt.“                                          unterstreicht demgegenüber ihre
 mulierung der Bundesfachausschuss „Ver-           Staatliche Entwicklungsprojekte haben       eigenen Überzeugungen und Werte.
 antwortung für die Eine Welt“ vorab einen      sich ausschließlich an den Bedürfnissen der    Der Wortlaut der Erklärung kann auf
 Entwurf vorgelegt hatte.                       Bevölkerung in den Nehmerländern auszu-        der Homepage kolpingjugend.de
    Nach Angaben der UN waren 2015 welt- richten, betont das Kolpingwerk Deutsch-              heruntergeladen werden.
 weit 65,3 Millionen Menschen aus unter- land. Die Gewährung von Entwicklungshil-
 schiedlichsten Gründen auf der Flucht. Im      fe an Regierungen dürfe sich nur an            Kolpingjugend zur Rente
 Jahr 2016 sind allein auf dem Mittelmeer       demokratischen und humanitären Kriterien        Mit Blick auf die Bundestagswahl
 nach offiziellen Angaben des UNHCR mehr         orientieren. Die Unterstützung totalitärer      hat die Bundeskonferenz der Kol-
 als 5 000 Menschen auf der Flucht ertrun- und korrupter Regime müsse dabei konse-              pingjugend eine Erklärung mit
 ken.                                           quent ausgeschlossen sein. Die finanziellen      Grundsätzen zur Zukunftsfähigkeit
    Das Kolpingwerk Deutschland nimmt Be- Mittel für die Entwicklungszusammenar-                des deutschen Rentensystems ver-
 zug auf die Enzyklika „Laudato si“, in der     beit seien zu verdoppeln. Die vorliegenden      abschiedet.
 Papst Franziskus seine Sorge um unser „ge- Eckpunkte für einen „Marshallplan mit Af-           Die Kolpingjugend möchte sich da-
 meinsames Haus“ – unsere Welt – zum Aus- rika“ werden ausdrücklich begrüßt.                    mit intensiv in die inner- und außer-
 druck bringt. In Anlehnung an diese Enzyk-        Das Kolpingwerk sagt abschließend: „Wir      verbandliche Diskussion einbringen.
 lika     beschreibt    das      Kolpingwerk    nehmen uns und andere in die Verantwor-         Grundlage für die Beratung bildete
 Deutschland mit Blick auf die Bekämpfung                                                       ein Studienteil der Arbeitsgruppe
                                                tung, und wir fordern dazu auf, verantwort-
                                                                                                heute für morgen. In dem Beschluss
 von Fluchtursachen:                            lich zu leben und zu handeln, Mut zu zeigen,
                                                                                               „Vertrauen stärken – Rentensystem
 } die Verantwortung des Einzelnen              wenn es darum geht, Fluchtursachen zu be-
                                                                                                zukunftssicher umbauen“ stellt
 } die Verantwortung des Kolpingwerkes          kämpfen!“
                                                                                                die Kolpingjugend fest, dass viele
 } die Verantwortung der Kirche                    Das       vollständige    Positionspapier
                                                                                                Jugendliche das Vertrauen in das
 } die Verantwortung der Wirtschaft            „Fluchtursachen bekämpfen als globale Her-
                                                                                                deutsche Rentensystem verloren
 } die Verantwortung der Staaten                ausforderung unseres Jahrhunderts“ kann         hätten. Während die Gesetzliche
    Das Kolpingwerk ist überzeugt: „Fluchtur- unter www.kolping.de heruntergeladen              Rente bisherigen Generationen von
 sachen können nur mit langfristigen Strate- werden.                                            Rentnerinnen und Rentern weitest-
                                                                                                gehend die Sicherung ihres Lebens-
                                                                                                standards über die Erwerbsphase
                                                                                                hinaus garantiert habe, befürchte-

Gericht gegen Gesetzgeber                                                                       ten viele junge Menschen, dass ihre
                                                                                                eigene Rente nicht einmal mehr zur
                                                                                                Grundsicherung ausreichen wird.
Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts,       schen und seiner unantastbaren Würde in         Die Erklärung kann auf der Home-
das staatliche Behörden verpflichtet, lebens-    der extremen Lebenssituation des Sterbens.      page kolpingjugend.de herunterge-
beendende Betäubungsmittel in Ausnahme-            Vor kurzem hat indes das Bundesverwal-       laden werden.
fällen an schwerstkranke und unheilbare         tungsgericht ein Urteil verkündet, das die
Personen auszugeben, steht nach Auffas-         vom Gesetzgeber getroffene Wertungsent-
sung des Zentralkomitees der deutschen Ka-      scheidung ins Gegenteil verkehren könnte.      C RO S S - M E D I A
tholiken (ZdK) in einem nicht hinnehmba-        Demnach sei der Staat in absoluten Aus-
                                                                                               Aktuelle Stellungnahmen zu
ren Gegensatz zu der Entscheidung des           nahmefällen, in denen eine schwerstkran-
                                                                                               kirchlichen, gesellschaftlichen und
Deutschen Bundestags, organisierte Beihilfe     ke und unheilbare Person unerträglich          politischen Themen online unter
zum Suizid zu verbieten.                        leide, zur Abgabe eines verschreibungsfä-      www. kolping.de.
   Das ZdK unterstreicht stattdessen seine      higen Betäubungsmittels durch eine staat-      Facebook:
Forderung nach Sicherstellung umfassender       liche Behörde verpflichtet, damit der Pati-     https://www.facebook.com/Kol-
palliativer Versorgung. Dies gebiete der Res-   ent sich schmerzlos das Leben nehmen           pingwerkDeutschland/
pekt vor der Selbstbestimmung jedes Men-        könne.

                                                                                                       KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017   5
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Kaffee – da steckt
       schwere Arbeit drin
Wieviel Mühe und Sorgfalt steckt in einem guten Kaffee? Yvonne
Willicks hat sich das von den Kaffeebauern im honduranischen Hoch-
land erklären lassen. Und sie kommt zu dem Schluss. „Billig geht gar
nicht! Die Menschen haben ein Recht auf faire Preise.“   TEXT I FOTOS: Georg Wahl
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                                                   Kaffeeblüten und reife Kaf-
                                                   feekirschen.

W
            er die Kaffeebauern im honduranischen
            Hochland besuchen will, der muss einen
            langen und beschwerlichen Weg auf sich
nehmen, so wie die Fernsehmoderatorin Yvonne
Willicks. Hier im Süden von Honduras, im Departe-
ment El Paraíso, in der Nähe der Grenze zu Nicaragua,
will sie alles über Kaffee lernen, besonders über den
fair gehandelten Kolping-Kaffee, der in Deutschland
unter dem Namen „Tatico Nuevo“ vermarktet wird.
Von Deutschland aus hat Yvonne Willicks sich auf die
Reise begeben. Sie ist gemeinsam unterwegs mit dem
Kaffeeröster Klaus Langen, der in Deutschland den
Kolping-Kaffee Tatico produziert und vermarktet,
und mit Werner Sondermann, der im Diözesanver-
band Paderborn mitverantwortlich ist für die interna-
tionale Partnerschaftsarbeit. Begleitet werden sie vom
Nationalsekretär des Kolpingwerkes Honduras, Rufi-
no Rodríguez, und den honduranischen Kolping-Bil-

dungsreferenten. Mit dabei sind indirekt auch die         Oben: Die Brüder Otoniel,
Fernsehzuschauer aus Deutschland, weil Yvonne             Ronald, Carlos und Antonio
                                                          (v.l.n.r.) bauen auf ihrer
Willicks hier immer von einem Kameramann beglei-          abgelegenen Finca in 1.500
tet wird. Alles wird aufgezeichnet für ihre Sendungen,    Metern Höhe Kaffee an.
                                                          Das Kolpingwerk Honduras
die später in Deutschland ausgestrahlt werden.            berät sie beim Anbau und
  Von der Stadt Danlí aus, wo sich das Nationalbüro       bei der Vermarktung.
von Kolping Honduras befindet, sind es drei Stunden
                                                          Links: Yvonne Willicks will
Fahrt: Erst ein gutes Stück über die Schnellstraße Pan-   alles über den Kaffeeanbau
americana, dann über Serpentinen hoch in die Berge        lernen. In der Plantage
                                                          spricht sie mit Carlos (vor-
und zum Schluss noch eine gute halbe Stunde über          ne) und Kaffeeröster Klaus
einen steilen, ausgewaschenen Weg weiter hoch im          Langen (r.).

                                                  KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017         7
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Kriechgang mit Allra-    vo Amanecer con las Familias“ gegründet. „Amanecer“
                                                        dantrieb und Differenzi-    heißt übersetzt „Morgendämmerung“. Das passt inso-
                                                       alsperre. Dann geht es       fern gut, weil sich mit Kolping ganz langsam ein neues,
                                                       auch mit dem Auto nicht      besseres Leben für die Bauern eröffnete. So wie sie
                                                      mehr weiter. Von einem        sagen „vergleichbar mit einem Sonnenaufgang, der
                                                    kleinen Hof geht es nun zu      die Dunkelheit vertreibt“.
                                                   Fuß über einen äußerst steilen     Carlos, Otoniel, Antonio und Ronald sind vor zehn
                                                 Pfad – weniger als ein Weg – der   Jahren in den Kaffeeanbau eingestiegen. Carlos, mit
                                               durch den Regen aufgeweicht und      39 Jahren der älteste Bruder und Vorsitzender der Kol-
                                            rutschig ist. Für die Besucher aus      pingsfamilie, erzählt, wie sie sich anfangs das Geld
                                        Deutschland ist das eine echte Herausfor-   vom Munde abgespart haben, um die acht Hektar
                                    derung. Endlich erreichen sie nach andert-      Land zu kaufen und urbar zu machen. Zahlreiche
                              halb Stunden die Finca, auf der die Kaffeebauern in   Bäume mussten weichen, Kaffeesträucher gepflanzt
                            der Erntezeit leben und arbeiten. Wer schon mal in      werden. Kolping hat die Sträucher damals mitfinan-
                            den Alpen hoch oben auf einer abgelegenen Alm war,      ziert.
                            der kann ungefähr erahnen, in was für einer einsamen      Die Kaffeefinca der Kolpinggruppe liegt auf 1.500
                            Gegend die Kaffeeproduzenten hier Kaffee kultivie-      Metern. „Ideale Bedingungen, um einen sehr guten
                            ren. Über den schmalen Pfad tragen die Kaffeebauern     Hochlandkaffee zu produzieren“, sagt Kaffeeröster
                            in der Erntezeit den Kaffee hinunter ins Tal, jeweils   Klaus Langen. Der Begriff „Hochlandkaffee“ wird in
                            einen Sack Kaffeebohnen auf dem Rücken, jeder ein       Deutschland gerne in der Werbung verwendet, und
                            Quintales (46 Kilo) schwer. Den Weg gehen die Kaf-      Klaus Langen erklärt, was es damit auf sich hat: An
                            fee-Produzenten täglich drei bis vier Mal hinunter      Kaffeesträuchern in tiefer gelegenen Anbaugebieten
Besuch bei der Kolping-
                            und hinauf.                                             reifen die Kaffeekirschen nach der Blüte in ca. drei
Kooperative COCACCAL.
Werner Sondermann,             Oben wird die Delegation aus Deutschland emp-        Monaten aus. In Hochlandlagen dauert diese Reifung
Yvonne Willicks und Klaus   fangen von den vier Kaffeebauern Carlos, Otoniel,       bis zu sechs Monate. Die Kaffeekirschen haben hier
Langen (v.l.n.r.) schauen
beim Rösten einer Kaffee-   Antonio und Ronald und ihren Familien. Die Vier ha-     mehr Zeit, aromagebende Inhaltsstoffe zu bilden und
probe zu.                   ben noch einen weiteren Bruder und fünf Schwestern.     in den Bohnen einzulagern, dafür sind aber die hoch-
                            Alle zusammen haben 2004 die Kolpinggruppe „Nue-        gelegenen Plantagen oft nur schwer zu erreichen.
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                                                                                                 ungebildete Bauern ihren Rohkaffee nicht verkaufen.       Link: Ausprobiert! Mit
                                                                                                   „Anfangs waren die Bauern skeptisch, als wir sie er-    dem Stampfer löst Yvonne
                                                                                                                                                           Willicks vor dem Rösten
                                                                                                 mutigen wollten, die Produktion umzustellen, damit        die Pergaminhaut vom
                                                                                                 die Qualität des Kaffees besser wird“, sagt Klaus Lan-    Rohkaffee.
                                                                                                 gen. Veränderungen sind aufwendig, und sie kosten
                                                                                                 Geld. „Warum sollen wir anders arbeiten, als unsere
                                                                                                 Väter und Großväter?“, fragten die Bauern. Doch Na-
                                                                                                 tionalsekretär Rufino, so ruhig und zurückhaltend er
                                                                                                 auch auftritt, hat einen sehr langen Atem und viel Ge-
                                                                                                 duld. Kolping steht für Bildung, das hat er verinner-
                                                                                                 licht, und dafür steht er. Weltweit ist im Kolpingwerk
                                                                                                 Bildung immer der Schlüssel für ein besseres Leben.
                                                                                                 Auch im Team von Rufino arbeiten inzwischen meh-
                                                                                                 rere Bildungsreferenten. Der Agronom Wilmer Nuñez
                                                                                                 ist ausschließlich für die Betreuung und Schulung der
                                                                                                 bei Kolping organisierten Kaffeebauern verantwort-
                                                                                                 lich. Er betreut elf Gruppen, von denen er jede alle 14
                                                                                                 Tage besucht. Seinen Schreibtisch im Kolpingbüro
                                                                                                 sieht er nur samstags, wenn er das Arbeitsprogramm
                                                                                                 für die kommende Woche vorbereitet.
                                                                                                    Die Bauern haben die Kaffeebohnen bisher traditi-
                                                                                                 onell als Pergamino humido, also als feuchten Perga-
                                                                                                 mino verkauft. Als „Pergamino“ werden die Kaffee-
                                                                                                                                                           Die Beratung durch Kolping
                                                                                                 bohnen bezeichnet, die noch vom Pergamin, einer
                                                                                                                                                           trägt erste Früchte: Die
                                                                                                 ganz dünnen Haut, überzogen sind. Da der Transport        Kaffeeproduzenden der
                                                                                                 aus den Bergen hinunter zu den „Beneficios“, den           Kolping-Kooperative COCA-
                                                                                                                                                           CCAL zeigen Klaus Langen-
                                                                                                 Weiterverarbeitern, oft mehr als 24 Stunden dauert,       stolz ihren hochwertigen
                                                                                                 wird der Kaffee zu spät getrocknet. Inzwischen ha-        Kaffee.

                                           Klaus Langen kennt die vier Brüder und ihre Fami-
                                        lien seit fünf Jahren, und er freut sich, zu sehen, zu
                                        welch guten Ergebnissen die Beratung durch ihn, aber
                                        vor allem durch Kolping Honduras bereits geführt hat.
                                           Yvonne Willicks will für die Fernsehzuschauer in
                                        Deutschland alles wissen. Sie spricht im Steilhang in
                                        der Kaffeeplantage mit Carlos und seinen Brüdern, sie
                                        pflückt selber Kaffee, sie interviewt Bildungsreferent
                                        Wilmer, sie spricht mit Kaffeeröster Klaus Langen.
                                        Und über die Kamera von Kameramann Timo Tafel-
                                        ski sind die Fernsehzuschauer immer ganz nah dabei.
                                           Vor fünf Jahren hat das Kolpingwerk Honduras be-
                                        gonnen, die Kaffeebauern in den Kolpingsfamilien zu
                                        beraten. Klaus Langen, selbst Kolpingmitglied im sau-
                                        erländischen Medebach, erinnert sich an die Anfänge:
                                        Die Familien waren immer sehr arm, obwohl sie viel
                                        gearbeitet haben. Die Qualität des Kaffees war sehr
                                        schlecht, weil niemand die Bauern schulte, und die
                                        Zwischenhändler, die so genannten „Kojoten“, hatten
                                        nie ein Interesse daran, dass die Bauern mehr Wissen
                                        erlangen. Denn ungebildeten Bauern konnten und
Abb. Kaffeebohnen: photocase/ciapciap

                                        können sie heute noch den Kaffee zu „unverschämt
                                        niedrigen Preisen“ abkaufen. Gebildete Bauern, die
                                        hochwertigen Kaffee produzieren und dann auch
                                        noch selbstbewusst höhere Preise verlangen? Daran
                                        haben die Kojoten überhaupt kein Interesse! Schließ-
                                        lich haben sie die Macht, sie sind das Bindeglied zwi-
                                        schen den Produzenten in den Bergen und den Groß-
                                        händlern im Tal. Ohne die Kojoten können

                                                                                                                                                   KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017       9
Magazin - Kolping Magazin
Bildungsreferent Wilmer berät die Bauern auch bei
                                                                                           allen anderen Fragen der Kaffeeproduktion: Boden-
                                                                                           bereitung, Saatgutqualität, Düngung, Technik, Finan-
                                                                                           zierung, Vermarktung; Wilmer, bzw. Kolping Hon-
                                                                                           duras müssen auf alle Fragen Antworten finden.
                                                                                             Am nächsten Tag, beim Besuch der Kolping-Koope-
                                                                                           rative COCACCAL, in der sich acht Kolpingsfa-

                                      ben sich bereits Phenole gebildet, die
                                   den Geschmack des Kaffees deutlich be-
                                   einträchtigen. Die Qualität wird schlecht,
                                   und damit sinkt der Erlös für die Bauern.
                                   Deshalb empfiehlt Wilmer allen Produ-
                                   zenten, den Kaffee direkt, noch in den
                                   Bergen auf ihren Fincas, zu trocknen.
                                   Mittlerweile habe viele Kolpingmitglieder
                                   in Trocknungstische, sogenannte „Secado-
                                   ras“ investiert. Das sind einfache Holzge-
                                   stelle mit einer Gitterfläche, auf denen die
                                   Kaffeebohnen in der Sonne trocknen. Bei
                                   Carlos, Otoniel, Antonio und Ronald, ste-
                                   hen diese Tische in einem Folientunnel,
                                   der die Trocknung erheblich beschleunigt
                                   und den Kaffee vor Regen schützt. Die aus deutscher     milien zusammengeschlossen haben, erwartet die De-
                                   Sicht einfache, aber für die Produzenten teure An-      legation aus Deutschland eine Überraschung: In der
                                   schaffung rechnet sich, denn dadurch wird die Phenol-   Halle der Kooperative lagern 129 Säcke Rohkaffee.
                                   bildung verhindert, und der Kaffee behält seine gute    Das ist der Teil der Ernte, den Klaus Langen von dieser
                                   Qualität.                                               Kooperative gekauft hat. Von allen bei Kolping Hon-

     Gut investiert: Der Bau von
     Trocknungstischen und
     einem Folientunnel lohnt
     sich. Hier kann der Rohkaf-
     fee schnell trocknen. So
     wird die Bildung von qua-
     litätsminderndem Phenol
     verhindert.
                                                                                                                                                     Abb. Kaffeetasse: shutterstock/Valeria Aksakova

10   KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017
FA I R E R H A N D E L

duras organisierten Kaffeeproduzenten wird er von             hen habe wie schwer es ist, guten Kaffee zu produzie-
der aktuellen Ernte 300 Sack kaufen. Das hat er ihnen         ren und wie wichtig die Beratung ist, kann ich nur
zugesagt: zu einem fairen Preis, der bei der guten            sagen: Wir müssen fair gehandelten Kaffee kaufen; es
Qualität und dem hohen Arbeitsaufwand der Bauern              gibt überhaupt keine Alternative!“ Als Kolpingschwes-
und ihrer Familien angemessen ist. Den Kaffee hat             ter findet sie, dass Kolpinger nach Möglichkeit auch
Langen vorfinanziert, d.h. die Bauern haben vorab              Kolpingkaffee kaufen sollten. „Wer das aber nicht
                                                              möchte, der findet genügend andere fair gehandelte
                                                              Kaffees im Supermarkt.“ Im Fernsehen wird sie dem-
                                                              nächst ausführlich von ihren Erlebnissen berichten
                                                              und alles, was sie über fair gehandelten Kaffee erfah-
                                                              ren hat, erzählen und zeigen.
                                                                 Und die beiden Kolpinger Klaus Langen und Wer-
                                                              ner Sondermann überlegen jetzt, wie sie, bzw. Kol-
                                                              ping die Kaffeeproduzenten in Zukunft noch besser
                                                              unterstützen kann. Die bei Kolping organisierten
                                                              Bauern wissen jetzt, wie sie einen guten Kaffee produ-
                                                              zieren können, sie werden selbstbewusster, und sie
                                                              wollen jetzt auch angemessen für ihren Kaffee bezahlt
                                                              werden. Für Tatico kann Klaus Langen in diesem Jahr
                                                              nur 300 Sack Rohkaffee abnehmen, mehr Kapazität
                                                                                                                         Links: Kritische Prüfung
                                                              hat er als kleiner Röster nicht. Doch Kolping Hon-         – Der Kolping-Kaffee ist
                                                              duras, Klaus Langen und Werner Sondermann den-             tatächlich sehr gut. Klaus
                                                                                                                         Langen und Yvonne Willicks
                                                              ken schon weiter: „Vielleicht können wir ja auch an-       überzeugen sich davon bei
                                                              dere Röster in Deutschland für den guten                   einer Verkostung.
                                                              Kolping-Kaffee aus Honduras begeistern. Dann
                                                              könnten die Bauern mehr zu vernünftigen Preisen
 schon Geld bekommen, damit sie investieren konnten.          verkaufen.“ Gefordert sind aber auch die Verbraucher,
„Dafür haben sie jetzt alles gegeben und einen heraus-        sie müssen verstehen, dass gute Arbeit auch ihren
 ragenden Kaffee produziert, auf den sie stolz sein           Preis hat. 5,98 Euro für ein Pfund Kaffee ist zu billig.
 können“, sagt er. Abends im Hotel erzählt er eine klei-      Die Menschen in Honduras, die viel Mühe, Arbeit
 ne Anekdote vom Tag, über die er sich sehr gefreut           und Sorgfalt in den Kaffee stecken, können davon je-
 hat: In der Halle bei COCACCAL hatte er einen jun-           denfalls nicht leben.
 gen Mann gesehen, der mit seiner Frau nochmal in
 die Halle zurückgegangen war und die Plane von den
 Kaffeesäcken hochgehoben hat. Er hat stolz auf drei
 Säcke gezeigt und zu seiner Frau gesagt: „Schau! Hier
 liegt unser Kaffee!“ Drei Säcke, 138 Kilo Rohkaffee,
 beste Qualität, die Früchte sorgfältiger Arbeit und
 zwei stolze Menschen: Klaus Langen ist gerührt als er
 sieht, wie es die beiden glücklich macht, dass ihre Ar-
 beit über den fairen Handel angemessen gewürdigt
 wird. „Kaffee ist bei uns viel zu billig“, sagt Klaus Lan-
 gen. „So werden die Bauern und ihre Familien in den
 Herkunftsländern ausgebeutet. Denn sie werden für
 ihre Arbeit nicht angemessen bezahlt. Deshalb kann                                                                      Traditionell zubereitet: Für
                                                                                                                         ihre Gäste aus Deutschland
 man als Verbraucher mit gutem Gewissen nur zu fair                                                                      kochen diese Frauen Kaffee
 gehandeltem Kaffee greifen.“                                                                                            über dem Feuer.
    Nach dreieinhalb Tagen in Honduras fasst Yvonne
 Willicks ihre Eindrücke zusammen: „Die Kaffeepro-
 jekte von Kolping sind total wichtig und weiter förde-
 rungswürdig“, sagt sie, „weil das für die Familien hier
 vor Ort die einzige Chance ist, ihr Leben zu verbes-
                                                                  KO LPI N G- K AF FEE
 sern, ihren Kindern eine gute Schulbildung zu bezah-
 len und sich selbst weiterzubilden“. Es sei offensicht-          } Der Kolping-Kaffee „Tatico Nuevo“aus
 lich, wie wichtig Bildung und gute Beratung seien.                 Honduras kann jetzt auch im Kolping-Shop
„Und Kolping geht hier in die entlegensten Regionen                 bestellt werden.
 und kümmert sich um die Menschen; das macht hier                 } Im Internet unter www.kolping.shop
 sonst niemand!“ Sie vermeide es prinzipiell, radikal
 für etwas zu werben, sagt sie. „Aber nachdem ich gese-

                                                                                                                 KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017        11
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     Leser fragen – Experten antworten
     Senden Sie einfach Ihre Fragen an ratgeber@kolping.de – oder per Post an
     Redaktion Kolpingmagazin, 50606 Köln

     Wie flexibel ist das Arbeitszeitgesetz schon heute?
     Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberver-        Acht-Stunden-Tag eine Rechengröße ohne           heitlichen Folgen bewahrt werden. Vor die-
     bände (BDA) fordert bereits seit längerer Zeit   praktische Bedeutung ist. Tatsächlich sei es     sem Hintergrund sei eine Aufweichung des
     eine Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes    schon heute möglich, die tägliche Arbeit auf     Arbeitszeitgesetzes unangebracht.
     (ArbZG). Die Arbeitgeber argumentieren           10 Stunden zu strecken. Zudem ermögliche           Auch für das Kolpingwerk Deutsch-
     mit der Digitalisierung der Arbeitswelt, ver-    die gesetzliche Wochen-Höchstarbeitszeit         land ist „Ruhezeit“ der zentrale Begriff in
     sprechen neue Arbeitszeitmodelle und sug-        eine enorme Schwankungsbreite. Mangeln-          dieser Diskussion. In einer Zeit zuneh-
     gerieren, dass eine Aufweichung der Gesetze      de Flexibilität könne man dem Gesetz daher       mender Belastungen durch die Anfor-
     vor allem den Arbeitnehmern zugutekom-           nicht vorwerfen. Es gebe außerdem gute           derungen der Arbeitswelt ist Erholung
     men würde. Eine aktuell viel beachtete Studie    Gründe, warum die Mindestruhezeit pro            umso wichtiger. Aus diesem Grund ist das
     [Dr. Andreas Hoff (2016): Das Arbeitszeit-       Tag von 11 Stunden gesetzlich geschützt ist.     Kolpingwerk Deutschland auch Mitglied
     gesetz reicht aus] kommt zu gegenteiligen        Nur so können Arbeitnehmende vor Rund-           in der „Allianz für den freien Sonntag“.
     Ergebnissen: Sie zeigt, dass der gesetzliche     um-die-Uhr-Beanspruchung und gesund-                                        Oskar Obarowski

     Spielt der Glaube bei Jugendlichen noch eine Rolle?
     Es scheint so, dass für Jugendliche der Glaube   mit dem Glauben ein. Wir wollen das Selbst-      vent „Sternenklar – Du baust die Zukunft!“
     im Alltag fast keine Rolle mehr spielt. In der   bewusstsein von jungen Menschen stärken,         der Kolpingjugend im Jahr 2018 unter dem
     Schule ist auf dem Pausenhof meistens kein       ihre Meinung zu Religion und Politik abzu-       Zeichen des gemeinsamen Betens und dem
     Platz für das Thema Glaube! Oft vermeiden        geben. Dabei ist es wichtig, den Glauben mit     Austausch des Glaubens steht. Daher ist es
     es junge Gläubige darüber zu sprechen, weil      dem Alltag zu verbinden. In der Kolpingju-       auch heute noch lohnenswert sich in der
     sie Angst vor Ausgrenzung und Ablehnung          gend sprechen wir über den Glauben und           Kolpingjugend, einem katholischen Jugend-
     ihrer Freunde befürchten. Im katholischen        sehen ihn schon in vielen unserer Themen         verband, zu engagieren. Hier stehen wir zu
     Jugendverband ist der christliche Glaube         verankert. Unser politisches Engagement          unseren Glauben, hier sind wir Vorbild für
     ein wesentlicher Teil jedes Mitglieds und        fußt auf unseren christlichen Werten, und        junge Menschen und bringen unseren Glau-
     unserer Verbandsarbeit. Wir setzen uns als       für die stehen wir ein! So ist es auch selbst-   ben in den gesellschaftlichen Diskurs.
     Kolpingjugend für einen toleranten Umgang        verständlich, dass das bevorstehende Große-                                   Magdalene Paul

     Gesellenvereinsfahnen oder Kolpingbanner?
     Worin unterscheiden sich Gesellenver-            zum Kulturgut unseres Verbandes. Sie wur-        beim Internationalen Gesellentag 1927 in
     einsfahnen und Kolpingbanner? Vereinsfah-        den bei Prozessionen und anderen öffentli-       Wien entstanden und stammt vom damali-
     nen sind im Vereinswesen und bei Bruder-         che Auftritten mitgeführt und waren der          gen Generalsekretär Johannes Nattermann.
     schaften nach wie vor gebräuchlich. Die          Stolz eines jeden Gesellenvereins.               Den endgültigen Entwurf schuf Professor
     Farben, Inschriften und Formen drücken              Die meist sehr aufwendig bestickten Ver-      Anton Wendling. Am 1. Januar 1928 einge-
     die Zugehörigkeit zu einem bestimmten            einsfahnen waren oftmals mit den Grün-           führt, wurde es schon bald Vorbild für die
     Verband und Verein, Organsiation und Ge-         dungsdaten, dem Verbandssymbol oder              Banner vieler anderer katholischer Verbän-
     meinschaft aus.                                  dem Bildnis Adolph Kolpings oder des Hei-        de und Organisationen.
        Bereits der erste 1846 von Johann Georg       ligen Joseph – dem Schutzpatron unseres            Für eine geplante Veröffentlichung su-
                                                                                                                                                     Foto: Fotolia/Benny Trapp

     Breuer gegründete Gesellenverein in Elber-       Verbandes – versehen.                            chen wir Bilder von Gesellenvereinsfahnen
     feld war im Besitz einer Gesellenvereinsfah-        Neben unseren in der Öffentlichkeit be-       (Vorder- und Rückansicht). Bitte sendet uns
     ne. Diese Vereinsfahnen – die sich noch heu-     kannten Kolpingbannern finden diese Ge-           diese digital an:
     te im Besitz vieler Kolpingsfamilien             sellenvereinsfahnen auch heute noch Ver-         bundessekretariat@kolping.de.
     befinden – sind alle Unikate und gehören          wendung. Die Idee des Kolpingbanners ist                                     Ulrich Vollmer

12   KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017
R ATG E B E R

  Thema Jugend              Thema Familie            Thema Eine Welt          Thema Arbeit              Thema Glaube             Thema Verband
  Magdalene Paul            Michael Griffig           Georg Wahl               Oskar Obarowski           Josef Holtkotte          Ulrich Vollmer

  Warum kann die Anbetung für uns wertvoll sein?
    Die Feier der Heiligen Messe bezeichnen wir     gegenwärtig. Prozessionen mit dem Al-            eine Grundhaltung des religiösen Lebens.
    auch als Eucharistiefeier. Das griechische      lerheiligsten in der Monstranz (z.B. an          Der Heilige Pfarrer von Ars beschreibt das
    Wort „eucharistia“ bedeutet Danksagung.         Fronleichnam) und die Anbetung seines            Verweilen vor der ausgesetzten Hostie so:
    Wir feiern den guten Gott mitten unter uns.     Leibes wollen unsere große Freude und            „Er schaut mich an und ich schaue ihn an.“
    Wir bekennen die Gegenwart Christi in den       Gewissheit ausdrücken, dass ER wirklich          Stille und Ruhe vor dem Allerheiligsten ge-
    Gaben von Brot und Wein als sein Leib und       unter uns ist und mit uns durch das Leben        ben dem eigenen Leben Tiefe und Klarheit
    sein Blut. Aber auch außerhalb der Heiligen     geht. Unser Glaube richtet sich an den per-      und dem Gebet Kraft und Richtung. Wir
    Messe wird der Leib Christi verehrt und an-     sonalen, dreifaltigen Gott, zu dem ich ‚DU‘      dürfen betend erkennen, wer ER für uns ist:
    gebetet. Jesus Christus bleibt in diesem Sa-    sagen kann, der in sich eine Bewegung            „Mein Herr und mein Gott.“ (vgl. Joh 20,28)
    krament, in diesem besonderen Geschenk          der Liebe ist. Anbetung ist deshalb Eintau-      Dies bedeutet Glaube, Hoffnung und Liebe
    seines Lebens und seiner Liebe unter uns        chen in ein Beziehungsgeschehen, sie ist         für unser Leben.            Josef Holtkotte

Wie kann ich Mikroplastik vermeiden?
Die Verschmutzung mit Mikroplastik ist eine        kleiner als fünf Millimeter sind. Kläranlagen
der großen Bedrohungen für unsere Gewässer         können es oft nicht aus dem Abwasser he-
weltweit. So gilt z. B. der Rhein als eines der am rausfiltern. Kunststoffe sind Bestandteil vieler
stärksten mit Mikroplastik belasteten Gewäs- Kosmetika. Dort dienen sie z. B. als Schleif-
ser weltweit. Auch in allen Teilen des Meeres, mittel oder Füllstoffe. Mit einem bewussten
selbst in abgelegen Tiefseegräben, wurde die- und kritischen Einkaufsverhalten kann jeder
se Verschmutzung schon nachgewiesen. Und           Einzelne die Belastung reduzieren. Informati-
je kleiner die Kunstoffpartikel sind, desto        onen bei der Bewertung von Kosmetika und
leichter werden sie von Tieren aufgenommen         Pflegeprodukten bieten der BUND-Einkaufs-
und gelangen in der Nahrungskette bis hin          ratgeber Mikroplastik, zu finden unter www.
zum Menschen. Als Mikroplastik werden fes- bund.net, und Apps wie „Codecheck“ und
te und unlösliche Kunststoffe bezeichnet, die „Beat the Microbead“.                  Georg Wahl

Wie gelingt der Übergang in den Ruhestand?
Der Übergang von der Berufsphase in den            Ein erfülltes Alter ist mehr als ein Leben         nachahmlich beschrieben. („.. und jedem
Ruhestand ist einer der wichtigsten Lebens- mit Reisen, Essen, Trinken oder Unterhaltung.             Anfang wohnt ein Zauber inne ..“) Nur wer
übergänge, zumal die neue Lebensphase noch       Erfüllung bedeutet, einen Sinn zu erkennen,          sein Alter annimmt und den Ruhestand als
zwanzig und mehr Jahre dauern kann. Und es       eine Aufgabe zu haben oder das Gefühl, von           positive Möglichkeit begreift, kann die neue
betrifft nicht nur die Person, die in den Ruhe- anderen geliebt oder gebraucht zu werden.             geänderte Lebenssituation erfassen und sie
stand geht, sondern auch das soziale Umfeld, Die Alten stehen dabei nicht mehr unter Leis-            optimal gestalten. Es braucht dazu nur eine
insbesondere den Partner / die Partnerin. Vie- tungsdruck, sondern können auch Schwä-                 andere Zielvorgabe. Das Motto des Lebens
le Menschen stellen vor oder kurz nach ihrem     chen zeigen. Der Dialog mit den jüngeren Ge-         kann nur heißen: „Alt werden und lebendig
Ausscheiden aus dem Beruf, wenn die Rou- nerationen bleibt auf jeden Fall wichtig.                    bleiben.“ oder „Es kommt nicht darauf an,
tine des bisherigen Alltags endet, die Frage       Hermann Hesse hat mit seinem Gedicht               dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den
nach dem Sinn ihres Lebens.                     „Stufen“ die Abfolge der Lebensphasen un-             Jahren mehr Leben.“            Michael Griffig

                                                                                                                  KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017     13
M AGAZI N

                                                                                                       Webtipp                        Kolpingmagazin

                                                                                                     Online immer
                                                                                                     erreichbar
                                                                                                     Das Kolpingmagazin ist immer verfügbar,
                                                                                                     wenn Du online bist! Viele Leserinnen und
                                                                                                     Leser nutzen bereits die Möglichkeit, auf die
                                                                                                     aktuelle oder eine frühere Ausgabe mit dem
                                                                                                     mobilen Endgerät oder mit dem klassischen
                                                                                                     PC zuzugreifen. Hier ein paar Tipps dazu.
                                                                                                        Das gedruckte Heft hat viele Vorteile: Es
                                                                                                     ist leicht mitzunehmen und dorthin zu le-
                                                                                                     gen, wo man zwischendurch Zeit findet zum
                                                                                                     Hineinschauen – ganz unabhängig von Ak-
                                                                                                     kulaufzeit, Datenvolu-
                                                                                                     men, Netzverbindung
                                                                                                     und Ladezeit.
                                                                                                        Es gibt aber auch
                                                                                                     viele Gründe, online
                                                                                                     auf das Kolpingmaga-
                                                                                                     zin zuzugreifen. Unse-
                                                                                                     re Mitglieder nutzen
                                                                                                     dies bei jeder Ausgabe
        Filmtipp      Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott                                            viele tausend Male.
                                                                                                     Online bietet beson-

     Bucherfolg jetzt im Kino                                                                        ders bei einer gezielten
                                                                                                     Suche viele Vorteile. So
                                                                                                     lässt sich flexibel auf
     „Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“ ist                                                       das Heft zugreifen.
      die Verfilmung des Buches, das weltweit                                                            Online findest Du
      Millionen von Lesern berührt hat. Es ist eine                                                  die aktuellste Ausgabe bei kolping.de im Be-
      Geschichte darüber, wie man nach einem                                                         reich „Presse & Medien“ (oberer QR-Code).
      tragischen Schicksalsschlag den Weg zurück                                                     Du kannst darin blättern, stöbern und lesen.
      zu sich selbst findet und dabei ganz neue                                                       Im Untermenü (unterer QR-Code) findest
      Perspektiven zu Themen wie Glauben, Reli-                                                      Du die Archivversion: Dort stehen alle Ma-
      gion und Spiritualität öffnet.                                                                 gazine seit dem Jahr 2008 zum Herunterla-
         Die Geschichte in Kürze: Seit der treue                                                     den als PDF-Datei zur Verfügung. Auch mit
      Familienvater Mackenzie „Mack“ Phillips                                                        mobilen Endgeräten kannst Du dieses Ar-
      vor vielen Jahren seine jüngste Tochter ver-                                                   chiv praktisch nutzen, wenn Du den Adobe
      lor, ist er in Trauer und Schuldgefühlen ver-                                                  Acrobat installiert hast.
      sunken. Ihre letzte Spur fand man in einer      det hatten, fand er keinen Verlag. Kurzer-        Tipp: Speichere doch beide Seiten als Fa-
      Hütte im Wald – nicht weit von dem Cam-         hand druckte er es selbst. Ein Jahr später     vorit für den schnellen Zugriff bei Bedarf.
      pingplatz, auf dem die Familie damals Ur-       stand „Die Hütte – Ein Wochenende mit
      laub machte. Eines Tages kommt ein Brief        Gott“ auf Platz 1 der New York Times-Best-                                                                                    www.kolp
                                                                                                                                                                                             ing.de   I Mai–Jun
                                                                                                                                                                                                                i 20   7

      mit der Post: Es ist eine Einladung in eben     sellerliste – und blieb dort über 70 Wochen.
                                                                                                                                                                                                                           Fotos: Bilderbox.com, Concorde Filmverleih (2)

      jene Hütte – und ihr Absender ist Gott.         Aus einer Weihnachtsgeschichte für seine
      Mack ist schockiert und voller Angst, all die   Kinder war plötzlich ein Bestseller gewor-
                                                                                                                                        magazin                                                          e 26
      schmerzhaften Erinnerungen kommen er-           den, der sich in den USA über zehn Millio-                                             ■ junge
                                                                                                                                                       erwachsen
                                                                                                                                                                     e Seite 16
                                                                                                                                                                                  ■ jugend
                                                                                                                                                                                  Unter ster
                                                                                                                                                                                             event Seit
                                                                                                                                                                                             nenklar201
                                                                                                                                                                                                        8.de findest
                                                                                                                                                                                                            ng
                                                                                                                                   e6                                 bel des                  e Ankündigu
                                                                                                                     g-kaffee Seit                      quirligen Tru             Du eine erst
                                                                                                                                             Mitten im
      neut hoch. Trotzdem bricht er auf, unsicher,    nen Mal, weltweit 22 Millionen Mal und in            ■ kolpin
                                                                                                           Die Bauern
                                                                                                                      in Hondur
                                                                                                                                  as haben
                                                                                                                         faire Preise
                                                                                                                                             politischen
                                                                                                                                                         Lebens in Ber
                                                                                                                                                                        lin

                                                                                                           ein Recht auf
      was er in der Hütte finden wird. Das nun         Deutschland über eine Million Mal verkauf-
      folgende Wochenende soll sein Leben er-         te.
      neut von Grund auf verändern.                      Jetzt folgt in den Kinos eine einfühlsame
         Erst wollte der Buchautor William Paul       und mutmachende Verfilmung von Youngs
      Young seine Geschichte gar nicht veröffent-     unkonventioneller Erzählung über Glauben
      lichen – und als Freunde ihn endlich überre-    und den Trost der Spiritualität.

14   KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017
M AGAZI N

 Bibel-TV Mediathek erlaubt zeitliche Unabhängigkeit

Sendung verpasst?
Seit 15 Jahren sendet Bibel-TV christliche Sendungen über Kabel,
Satellit, DVB-T2 und Internet-Livestream. Was viele noch nicht
wissen: Bibel-TV verfügt auch über eine Mediathek, mit der frühe-
re Sendungen, die verpasst wurden, angeschaut werden können.
Weitere Infos: www.bibeltv.de.

 Jugendschutz Elternwissen

Suchtgefährdung
Suchtgefährdung bei Kindern und Jugendlichen ist immer wieder
Thema der öffentlichen Diskussion. Dabei werden sowohl Daten
und Fakten beleuchtet wie vorbeugende, schützende sowie inter-
venierende Maßnahmen besprochen. Fragen, die aufkommen:
Wann sind Kinder und Jugendliche tatsächlich besonders gefähr-
                                          det, und was können El-
                                          tern tun?
                                            Jedes     menschliche
                                          Verhalten kann sucht-
                                          förmig werden. Suchter-
                                          krankung wird dabei
                                          über unbezwingbares
                                          Verlangen, Dosissteige-
                                          rung mit damit verbun-
                                          dener      Toleranzerhö-
                                          hung, seelische und
                                          häufig auch körperliche
                                          Abhängigkeit       sowie
                                          Schädlichkeit für den
                                          Betroffenen wie sein so-
                                          ziales Umfeld definiert.
                                            Dieses neu überarbei-
tete Elternwissen gibt einen Überblick über die diversen Suchtstof-
fe und Tipps, wie Eltern ihren Kindern in den verschiedenen Ent-
wicklungsstufen vorbeugend und unterstützend zur Seite stehen
können.
   Die Broschüren der Reihe Elternwissen eignen sich auch als Be-
gleitmaterial für Elternseminare und Elternabende. In dieser Reihe
sind bisher 22 Ausgaben zu unterschiedlichen Themen des Kinder-
und Jugendschutzes für Eltern erschienen.
   Ein Ansichtsexemplar ist kostenfrei. Bestellungen an: Katholi-
sche Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW
e.V., Schillerstraße 44a, 48155 Münster. Telefon: (0251) 54027,
E-Mail: info@thema-jugend.de, Web: www.thema-jugend.de.

                                                                      KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017   15
J U N G E E R WA C H S E N E

                                                                                                                                                   von links)
                                                                                                             ndesvorsitzenden Thomas Dörflinger (5.
                                                                    der JPPW zusammen mit dem Kolping-Bu
                             Die elf Teilnehmerinnen und Teilnehmer                                         (9. von links).
                                                                   r (6. von links) und Alexander Suchomsky
                             und den Organisatoren Julia Mayerhöfe

                             Mittendrin statt nur dabei!
                           Eine komplette Sitzungswoche mitten im quirligen
                           Trubel des politischen Lebens in der deutschen Bun-
                           deshauptstadt – das konnten elf junge Menschen bei
                           der Jugendpolitischen Praxiswoche der Kolpingjugend
                           erleben.
                                                                                                           TEXT: Matthias Böhnke | FOTOS: Barbara Bechtloff

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                                                            oder beim Versuch, das Prinzip der Büronummerie-
                                                            rung zu verstehen. Die jungen Kolpinger haben für
                                                            die Praxiswoche personalisierte Hausausweise be-
                                                            kommen, die sie als Praktikantinnen und Praktikan-
                                                            ten ihrer Bundestagsmitglieder (MdBs) ausweisen –
                                                            jede und jeder von ihnen darf eine Woche lang einen
                                                            Kolping-Abgeordneten im Alltag einer von jährlich
                                                            rund 22 Sitzungswochen des Deutschen Bundestages
                                                            begleiten. Mit ihren Ausweisen, die gut sichtbar am
                                                            Körper getragen werden müssen, können sie unkom-
                                                            pliziert in den Gebäuden ein- und ausgehen – das
                                                            Warten vor den strengen Sicherheitskontrollen, die
                                                            wie am Flughafen an jedem Gebäudeeingang stattfin-
                                                            den und denen sich andere angemeldete Hausbesu-
                                                            cher unterziehen müssen, entfällt.

M
            ittwochmittag. Halbzeit bei der JPPW in         Europapolitik in Berlin                                      Verena Bitter sichtet rund
            Berlin. JPPW? Hinter diesen vier Buchsta-                                                                    150 Zuschriften, die das
                                                                                                                         Büro „ihres“ MdB Ursula
            ben verbirgt sich die Jugendpolitische Pra-     Verena Bitter (23) studiert in Trier Politikwissenschaft     Groden-Kranich in dieser
xiswoche, die von der Kolpingjugend zum inzwischen          und Öffentliches Recht. Über ihre Eltern ist sie auf das     Woche erreicht haben.
16. Mal veranstaltet wurde. Elf junge Erwachsene aus        Angebot der JPPW bei Kolping aufmerksam gewor-
ganz Deutschland sind in diesem Jahr dabei, der Alt-        den. „Mein besonderes Interesse gilt den Europathe-
ersdurchschnitt ist diesmal besonders niedrig. Die          men in der Politik“, sagt sie. Da passt es gut, dass „ihr“
Teilnehmenden erwecken den Eindruck, dass sie               MdB Ursula Groden-Kranich, die seit Beginn der ak-
schon seit mindestens drei Wochen hier arbeiten und         tuellen Legislaturperiode für den Wahlkreis Mainz im
nicht erst seit drei Tagen: Zielsicher eilen sie im Busi-   Bundestag sitzt, unter anderem Mitglied im Aus-
ness-Look durch die ober- und unterirdischen Gänge          schuss für EU-Angelegenheiten ist. Verena hatte des-
innerhalb der riesigen Gebäudekomplexe in der               halb Gelegenheit, bei einer Ausschusssitzung dabei zu
Hauptstadt, in denen das bundespolitische Leben tobt.       sein, in der auch der französische EU-Politiker Michel
Mancher Abgeordnete, der schon seit vielen Legisla-         Barnier sprach, der mit den Brexit-Austrittsverhand-
turperioden im Paul-Löbe-Haus oder im Jakob-Kai-            lungen beauftragt ist – für sie eines der Highlights
ser-Haus seinen Arbeitsplatz hat, verzweifelt da gele-      dieser Woche. Außerdem durfte sie im Büro ihrer Ab-
gentlich noch am labyrinthähnlichen Wegesystem              geordneten eine Pressemitteilung verfassen und

                                                                                                                 KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017        17
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                                       bekam Einblick in
                                    den       umfangreichen
                                    Schriftverkehr:     Rund
                                    150 Wählerpost-Briefe
                                    sind in dieser Woche auf
                                    dem Schreibtisch gelan-
                                    det.
                                       Nach der Mitarbeit
                                    am Vormittag in den
                                    MdB-Büros treffen sich
                                    die Praxiswochen-Teil-
                                    nehmenden         mittags
                                    meist in einer der gro-
                                    ßen Kantinen, die es in
                                    den Gebäuden gibt. Da
                                    kann es schon einmal
                                    vorkommen, dass hoch-
                                    rangige Politiker plötz-
                                    lich mit ihrem Tablett
                                    neben einem stehen.
                                    Oder man trifft sie irgendwo unterwegs in den Fluren  in diesem Jahr eine besondere Praktikantin: Für die
                                    und Gängen. So zum Beispiel den Fraktionsvorsitzen-   20-jährige Chilenin war die JPPW die letzte Woche
                                    den von Bündnis 90/Die Grünen, Anton Hofreiter,       ihres Freiwilligen Sozialen Jahres in Deutschland, das
                                    oder sogar den Bundestagspräsidenten Norbert Lam-     sie im Allgäu verbracht hat. Über ihren Vater kam sie
                                    mert (CDU), der laut protokollarischer Rangordnung    mit Kolping in Chile in Kontakt. Obwohl sie erst in
                                    hinter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und    den zurückliegenden Monaten Deutsch gelernt hat,
                                    noch vor Bundeskanzlerin Angela Merkel das zweit-     konnte Alejandra die vielen Sitzungen und Reden
                                    höchste Staatsamt in der Bundesrepublik Deutsch-      besser verstehen als gedacht.
                                    land inne hat.                                           Teilnehmerin Kira Saß (24) ist Diözesanleiterin im
                                                                                          Diözesanverband (DV) Hamburg und studiert Sozia-
                                    Regierungserklärung der Kanzlerin                     le Arbeit in Köln. Sie ist beeindruckt von der offenen
                                                                                          Architektur des Paul-Löbe-Hauses mit seinen ge-
                                    Einer der Höhepunkte der Woche war für viele der      schlängelten Gängen über insgesamt acht Etagen, die
                                    Besuch der Plenarsitzung im Reichstag am Donners- rund 1 000 Büros beherbergen. „Wenn die Abgeord-
                                    tagmorgen. Im Mittelpunkt stand die Regierungser- neten in den gläsernen Aufzügen durch das Gebäude
                                    klärung der Bundeskanzlerin zum Gipfel des Europä- zu ihren Büros schweben, hat man den Eindruck, man
                                    ischen Rates in Brüssel und                                                      befindet sich im Zauberei-
                                    die anschließende Ausspra-                                                       ministerium bei Harry Pot-
     Grünen-Fraktionsvorsitzen-     che der Fraktionen. Ein                                                          ter“, scherzt Kira – doch der
     der Anton Hofreiter …          glücklicher Zufall war, dass                                                     Vergleich  trifft es sehr gut.
                                                                        „Mein politisches Interesse
                                    Thomas Dörflinger (CDU)                                                          „Mein politisches Interesse
                                    an diesem Tag auch seine            ist durch die JPPW deutlich                  ist durch die JPPW deutlich
                                    letzte Rede vor dem Bundes-         gestiegen, weil ich mir jetzt                gestiegen,  weil ich mir jetzt
                                    tag hielt. Der Bundesvorsit-                                                     ein viel genaueres Bild da-
                                    zende des Kolpingwerkes
                                                                        ein viel genaueres Bild da-                  von machen kann, wo und
                                    Deutschland gehört seit 19          von machen kann, wo und                      wie unsere Bundespolitiker
                                    Jahren für seinen Wahlkreis                                                      arbeiten.“
                                                                        wie unsere Bundespolitiker
                                    Waldshut dem Bundestag an                                                           Mit Besuchen und Besich-
                                    und wird bei der im Septem-         arbeiten.“                                   tigungen unter anderem
                                    ber anstehenden Wahl auf                                                         beim Bundesfinanzministe-
                                    eigenen Wunsch nicht wie-                                                        rium, beim Bundesrat und
                                    der kandidieren. Zuvor                                                           bei der Landesvertretung
                                    nahm sich Thomas Dörflin-                                                         Bayern hatte das Rahmen-
                                    ger Zeit, in einer ausführlichen Gesprächsrunde (sie- programm der Praxiswoche viel Interessantes zu bie-
                                    he Fotos oben) mit allen Teilnehmenden der Praxis- ten. Organisiert und begleitet wurde die diesjährige
                                    woche intensiv über aktuelle politische Prozesse und  JPPW zum zweiten Mal von Julia Mayerhöfer (Diö-
                                    Entwicklungen, aber auch über private Zukunftsplä- zesanleiterin im DV Eichstätt, Leitung der AG Jugend
                                    ne nach seiner Abgeordnetentätigkeit zu diskutieren. und Kirche, Mitglied im Beratungsausschuss) und
                                    Mit Alejandra Saez Duran hatte Thomas Dörflinger Alexander Suchomsky ( Jugendpolitischer Bildungsre-

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                                                                                       genheit, neben Thomas
                                                                                      Dörflinger auch mit den
                                                                                      Kolping-Abgeordneten
                                                                                       Marie-Luise Dött, Ursu-
                                                                                       la Groden-Kranich, Sa-
                                                                                       bine Weiss und Markus
                                                                                      Grübel ins Gespräch zu
                                                                                       kommen. Es wurde dar-
                                                                                       über diskutiert, wie prä-
                                                                                       sent und leitend Kolping
                                                                                       in der Arbeit der politi-
                                                                                       schen Parteien ist und
                                                                                       wie der Alltag der Abge-
                                                                                       ordneten bei Sitzungs-
                                                                                       wochen in Berlin und
                                                                                       zuhause im Wahlkreis
                                                                                       aussieht. Dabei war
                                                                                       übereinstimmend zu hö-
                                                                                       ren, dass alle Abgeordne-
                                                                                       ten ihre Arbeit gerne tun
                                                                                       und sich auch immer
                                                                                       wieder für diesen Job
ferent der Kolpingjugend im Kolpingwerk Deutsch- entscheiden würden, aber die Tätigkeit zugleich eine
land). Für die beiden war es schön zu sehen, wie enga- hohe Belastung für einen selbst und das private Fami- … und Bundestagspräsident
giert, motiviert und interessiert die junge Truppe bei lienleben darstellt. Immer wieder ist man lange zu- Norbert Lammert (CDU)
                                                                                                                 stellten sich mit den jun-
der Sache war. Bei der Organisation des Rahmenpro- hause abwesend, pendelt regelmäßig viele Stunden              gen Kolpingern zum Erinne-
grammes, das für die Teilnehmerinnen und Teilneh- zwischen Hauptstadt und Heimat und hat nicht nur               rungsfoto auf.
mer eine abwechslungsreiche Ergänzung zur Mitar- in Sitzungswochen einen randvollen Terminplan, der
beit bei ihren MdBs sein soll,                                                    mit Sitzungen gefüllt ist, die
ist immer wieder Spontanei-                                                       nicht selten bis tief in die
tät und Flexibilität gefragt:                                                     Nacht dauern. Von allen
Erst einen Tag vorher stand           „Jeder, der behauptet,                      Seiten wird stets 100 Prozent
fest, dass Maybrit Illners                                                        Präsenz und Engagement er-
gleichnamige        ZDF-Talk-         Politiker hätten einen                      wartet, sonst ist gleich wie-
show an diesem Donners-               leichten und einfachen Job,                 der    das pauschalisierende
tagabend ausnahmsweise                                                            Vorurteil vom trägen und
nicht live gesendet, sondern
                                      sollte sie mal einige Tage im               gutverdienenden Politiker
einige Stunden vorher auf-            Alltag begleiten.“                          bemüht, das eigentlich gänz-
gezeichnet wird. Da nie-                                                          lich fehl am Platz ist.
mand der Teilnehmenden                                                               Auch Kira hat seit dieser
auf den Besuch im Fernseh-                                                        Woche mehr Respekt und
studio verzichten wollte,                                                         Wertschätzung vor politi-
wurde der Tagesplan kurzerhand angepasst und die       schen Amtsträgern: „Jeder, der behauptet, Politiker
Kolpinger erlebten eine einstündige Diskussion zum     hätten einen leichten und einfachen Job, sollte sie mal
Thema „Zurück in die Zukunft – weniger Agenda, einige Tage im Alltag begleiten.“ Dazu passt auch das
mehr Gerechtigkeit?“, an der neben der rhein- Wochenfazit von Teilnehmer Sven Vehren, Student
land-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer       aus Niedersachsen: „Mit der Praxiswoche habe ich ei-
unter anderem auch Jens Spahn teilnahm. Spahn ist      nen riesigen Einblick in die Politik Deutschlands be-
Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzmi- kommen. Die MdBs sind mit viel Herzblut bei der
nisterium und einer von derzeit 36 Abgeordneten im Arbeit und das Klischee des faulen und demotivierten
Bundestag, die Mitglied im Kolpingwerk sind.           Politikers kann ich jetzt auf jeden Fall widerlegen. Das
                                                       politische Berlin ist sehr aufregend und ich komme
MdB-Runde                                              auf jeden Fall nochmal vorbei.“
                                                          Eine tolle und bereichernde Zeit hatte auch Agnes
Sie treffen sich in der Regel einmal im Monat freitags Zender, Schülerin aus Baden-Württemberg: „Die
zur sogenannten MdB-Runde, wo im Rahmen eines          JPPW war sehr erfahrungsreich und spannend. Ich
Frühstückes über gesellschafts- und sozialpolitische   kann sie jedem empfehlen, der hinter die Kulissen von
Fragestellungen sowie über verbandliche Entwicklun- politischen Prozessen schauen möchte und Spaß an
gen diskutiert wird. So hatten die JPPWler die Gele- Diskussionen zu aktuellen Themen hat.“

                                                                                                           KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017       19
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