Magazin - Kolping Magazin
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www.kolping.de I Mai–Juni 2017 magazin ■ kolping-kaffee Seite 6 ■ junge erwachsene Seite 16 ■ jugendevent Seite 26 Die Bauern in Honduras haben Mitten im quirligen Trubel des Unter sternenklar2018.de findest ein Recht auf faire Preise politischen Lebens in Berlin Du eine erste Ankündigung mit 8Seiten
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E D I TO R I A L / I N H A LT Vom Tanzen zur Taufe 6 Nachrichten . . . . . . . . . . . . 4 Anna-Maria Högg, Manuel Hörmeyer, Peter Bundesminister Gerd Müller: Schrage, Magdalene Paul und Fabian Bockla- Marshallplan mit Afrika – Kolping: ge aus der Bundesleitung der Kolpingjugend Fluchtursachen bekämpfen präsentieren auf unserer Titelseite das Erken- nungszeichen des Jugendevents 2018 unter dem Kolping-Kaffee . . . . . . . . . 6 Motto „Sternenklar – Du baust die Zukunft“. Sie Neuer Kolping-Kaffee aus Honduras machen uns bereits jetzt neugierig auf die Groß- veranstaltung, zu der im kommenden Jahr 2000 junge Leute in Frankfurt/Main erwartet werden. Ratgeber . . . . . . . . . . . . . . 12 Die Vorbereitungen dazu sind längst im Gange. Tipps und kurze Infos 16 Die Fernsehmoderatorin Yvonne Willicks ist mit Magazin. . . . . . . . . . . . . . 14 Kamerateam nach Honduras gereist, um den Bucherfolg jetzt im Kino Anbau des neuen Kolping-Kaffees kennenzuler- nen. Begleitet wurde sie von Kaffeeröster Klaus Langen und Werner Sondermann vom Kolping- Junge Erwachsene . . . . . . 16 werk in Paderborn, das den Kolping-Kaffee ver- Praxiswoche im Bundestag: marktet, außerdem von Redakteur Georg Wahl, Mittendrin statt nur dabei! der für uns darüber berichtet. Junge Nachrichten . . . . . . 20 Hautnah in Berlin das politische „Geschäft“ mit- erleben – diese Chance bietet sich nicht alle Tage. X-Mag: Josefstag . . . . . 22 Die Kolpingjugend organisiert dazu regelmäßig Titelseite: Ludolf Dahmen. S. 3: Barbara Bechtloff, Fabian Helmich, Jens Schulze/kna, Markus Bormann/Fotolia, Georg Wahl, Alexander Volberg, Bethel Fath, privat 28 die Jugendpolitische Praxiswoche. Wir waren X-Mag: Sternenklar . . . . .26 dabei. Vom Tanzen zur Taufe: Diese Überschrift trifft X-Mag: Mut tut gut . . . . . 28 den Kern. Die 15-jährige Laura erzählt Dir ihren Weg dorthin. Mutig. X-Mag: Kalender/IQ . . . .29 Kinder begeistern sich für das Pflanzen. Wir Aus den Diözesanverbänden. 30 stellen Beispiele vor, was Kinder im Gartenbeet anpflanzen können. Die Jahreszeit lädt dazu ein. Kolping Upgrade . . . . . . 34 500 Jahre nach der Reformation lohnt sich die … unser Weg in die Zukunft 40 Frage: Was trennt die Christenheit heute noch? Die Antwort mag überraschen: Das, was die Netzwerk für Geflüchtete . 38 Trennungen ausgelöst hat, ist es jedenfalls nicht (mehr). In den letzten Jahrzehnten wurden Schnuffis Seite . . . . . . . . 40 – vielfach unbemerkt von der breiten Öffentlich- Selbst gepflanzt keit – große Fortschritte in der theologischen Aufbereitung erzielt. Was wir daraus machen, Ökumene. . . . . . . . . . . . . 42 liegt in unseren Händen. Wie groß sind die Unterschiede 500 Jahre nach der Reformation? Die Redaktion hat die Delegierten der Bundes- versammlung eingeladen, kurz ihre Meinung Bundestagswahl . . . . . . . . 46 zum Verbandsprozess darzustellen. Viele haben 42 Die Kampagne läuft an spontan mitgemacht. Mehr dazu auf Seite 34. Glaube und Leben . . . . . . 48 Herzlichen Gruß und Treu Kolping Eine Welt . . . . . . . . . . . . 50 Dein Martin Grünewald Chefredakteur Verbandsnachrichten . . . 52 martin.gruenewald@kolping.de Impressum KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017 3
NACH RICHTEN Bundesminister Gerd Müller: Für eine neue Zusammenarbeit Der Marshallplan mit Afrika Afrika ist ein Kontinent der Chancen und Herausforderungen. Etwa die Hälfte der 20 am schnellsten wachsenden Volkswirtschaf- ten liegt in Afrika. Zugleich leiden dort mehr als 230 Millionen Menschen an Hun- ger. Um gemeinsam Chancen zu nutzen und Herausforderungen zu bewältigen, brau- chen wir eine völlig neue Zusammenarbeit. Wir brauchen eine Partnerschaft auf Augen- höhe, einen Marshallplan mit Afrika und nicht für Afrika. Dabei geht es nicht um mehr Geld. Afrika braucht eine Stärkung der eigenen Entwick- lungskräfte. Nicht einfach mehr Investitio- nen sind angesagt, sondern mehr Wert- schöpfung vor Ort. Afrika ist nicht geholfen, wenn es Lieferant von Rohstoffen bleibt, die woanders weiter verarbeitet werden. Ent- wicklung kann nicht funktionieren, wenn zum Beispiel vom Verkaufspreis einer Tafel Vor Ort wollen wir unsere Partner gezielt Nachbarkontinent. Diesen Weg müssen wir Schokolade nur fünf Cent bei den afrikani- beim Aufbau eigener Industrien, der Ausbil- uns gemeinsam mit unseren afrikanischen schen Kakaoproduzenten ankommen. Das dung von Fachkräften und der Förderung Partnern erarbeiten. bedeutet aber auch: Wir müssen uns ändern, von Unternehmen stärken. Dabei müssen Das Afrikajahr 2017 bietet hierzu die bes- unsere Konsumgewohnheiten hinterfragen wir vor allem auch an die Qualifizierung ten Voraussetzungen. Die G20 setzen unter und zum Beispiel vermehrt Produkte aus von Mädchen und Frauen denken. In Ghana deutscher Präsidentschaft erstmals einen fairem Handel kaufen. ist es uns zum Beispiel schon gelungen, den Schwerpunkt auf Afrika. Die Europäische Wir brauchen einen Neuanfang in der Zu- Frauenanteil bei den Absolventen in der Union und die Afrikanische Union vertiefen sammenarbeit. Wir werden gezielt mit jenen Elektrotechnik in den vergangenen fünf Jah- auf einem gemeinsamen Gipfel im Herbst Staaten intensiver zusammenarbeiten, die ren von zwei auf rund 30 Prozent zu erhö- die Zusammenarbeit weiter. Wir alle wissen: sich für eine gute Regierungsführung und hen. Die Zukunft Afrikas ist auch die Zukunft die Bekämpfung der Korruption einsetzen. Mit den Eckpunkten für einen Marshall- Europas. In der „Agenda 2063“ hat die Afrikanische plan mit Afrika will ich einen ersten Anstoß Gerd Müller (CSU) ist seit Dezember 2013 Union sich übrigens selbst diese Ziele ge- geben für einen gemeinsamen, neuen Weg Bundesminister für wirtschaftliche Zusam- setzt. für eine Zusammenarbeit mit unserem menarbeit und Entwicklung. „Demokratie lebt vom Mitmachen“ Zuverlässigkeit und Vertrauen sind in einer teien eine deutliche Distanzierung von Mit- unsere Gesellschaft. Wer jedoch Spielregeln Demokratie wichtige Kriterien in der politi- gliedern, wenn diese elementare und demo- demokratischer Auseinandersetzung be- schen Auseinandersetzung. Das betont der kratische Spielregeln verletzen und wusst missachte, der missachte und schädigt Bundesvorstand des Kolpingwerkes extremistische Auffassungen vertreten. Soll- damit auch die Demokratie selbst. Foto: Michael Gottschalk/photothek.net (BMZ) Deutschland. Die Menschen orientierten te dieses nicht erfolgen, muss unterstellt Derzeit falle besonders die AfD durch ge- sich an den programmatischen Aussagen werden, dass die getroffenen Aussagen von zielte Provokationen, Verunglimpfungen von Parteien und deren Kandidatinnen und der Partei bewusst mitgetragen werden“, von politischen Konkurrenten, aber auch Kandidaten. Die Wählerinnen und Wähler heißt es in der Erklärung vom 18. Februar. offen rassistisches Gedankengut auf. Aus dürften darauf vertrauen, dass getroffene Der Zustand einer Demokratie werde we- Sicht des Bundesvorstandes sind derartige Aussagen von Vertretern der Parteien die Po- sentlich von der Kultur der politischen Aus- Positionierungen von Parteienvertretern sition der jeweiligen Partei wiedergeben. einandersetzung geprägt. Das Kolpingwerk nicht akzeptabel. Durch ihre Aussagen werde deutlich, wofür fordert eine offensive Streitkultur. Aus- Der vollständige Wortlauf der Erklärung eine Partei eintrete oder wogegen sie sich tausch und Diskussion, ein mit Respekt ge- kann unter www.kolping.de heruntergela- ausspreche. „Wir erwarten jedoch von Par- führter Streit seien belebende Elemente für den werden. 4 KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017
NACH RICHTEN Kolping für die Bekämpfung KU RZ GEMELDET: Kolpingjugend zur AfD von Fluchtursachen Die Bundeskonferenz der Kolping- jugend hat sich mit dem Grund- „Die Bekämpfung von Fluchtursachen ist gien behoben werden. Entscheidend ist die satzprogramm der Alternative für Deutschland (AfD) befasst und eine globale Herausforderung unseres Jahr- Erkenntnis, dass die Menschheit für ihr sich dagegen ausgesprochen. In hunderts“. Das sagt das Kolpingwerk Handeln selbst verantwortlich ist. Fluchtur- ihrer Stellungnahme bezieht die Deutschland und nimmt deshalb sich und sachen sind nicht gottgegeben, sondern Er- Kolpingjugend in Fragen von andere in die Verantwortung. gebnis menschlichen Verhaltens und Han- Religionsfreiheit, Europa und Ge- Anfang April hat der Bundesvorstand des delns. Damit trägt jeder eine schlechtervielfalt deutlich Stellung Kolpingwerkes Deutschland in Köln ein Po- Mitverantwortung für den Zustand der gegen die Positionen der AfD und sitionspapier veröffentlicht, für dessen For- Welt.“ unterstreicht demgegenüber ihre mulierung der Bundesfachausschuss „Ver- Staatliche Entwicklungsprojekte haben eigenen Überzeugungen und Werte. antwortung für die Eine Welt“ vorab einen sich ausschließlich an den Bedürfnissen der Der Wortlaut der Erklärung kann auf Entwurf vorgelegt hatte. Bevölkerung in den Nehmerländern auszu- der Homepage kolpingjugend.de Nach Angaben der UN waren 2015 welt- richten, betont das Kolpingwerk Deutsch- heruntergeladen werden. weit 65,3 Millionen Menschen aus unter- land. Die Gewährung von Entwicklungshil- schiedlichsten Gründen auf der Flucht. Im fe an Regierungen dürfe sich nur an Kolpingjugend zur Rente Jahr 2016 sind allein auf dem Mittelmeer demokratischen und humanitären Kriterien Mit Blick auf die Bundestagswahl nach offiziellen Angaben des UNHCR mehr orientieren. Die Unterstützung totalitärer hat die Bundeskonferenz der Kol- als 5 000 Menschen auf der Flucht ertrun- und korrupter Regime müsse dabei konse- pingjugend eine Erklärung mit ken. quent ausgeschlossen sein. Die finanziellen Grundsätzen zur Zukunftsfähigkeit Das Kolpingwerk Deutschland nimmt Be- Mittel für die Entwicklungszusammenar- des deutschen Rentensystems ver- zug auf die Enzyklika „Laudato si“, in der beit seien zu verdoppeln. Die vorliegenden abschiedet. Papst Franziskus seine Sorge um unser „ge- Eckpunkte für einen „Marshallplan mit Af- Die Kolpingjugend möchte sich da- meinsames Haus“ – unsere Welt – zum Aus- rika“ werden ausdrücklich begrüßt. mit intensiv in die inner- und außer- druck bringt. In Anlehnung an diese Enzyk- Das Kolpingwerk sagt abschließend: „Wir verbandliche Diskussion einbringen. lika beschreibt das Kolpingwerk nehmen uns und andere in die Verantwor- Grundlage für die Beratung bildete Deutschland mit Blick auf die Bekämpfung ein Studienteil der Arbeitsgruppe tung, und wir fordern dazu auf, verantwort- heute für morgen. In dem Beschluss von Fluchtursachen: lich zu leben und zu handeln, Mut zu zeigen, „Vertrauen stärken – Rentensystem } die Verantwortung des Einzelnen wenn es darum geht, Fluchtursachen zu be- zukunftssicher umbauen“ stellt } die Verantwortung des Kolpingwerkes kämpfen!“ die Kolpingjugend fest, dass viele } die Verantwortung der Kirche Das vollständige Positionspapier Jugendliche das Vertrauen in das } die Verantwortung der Wirtschaft „Fluchtursachen bekämpfen als globale Her- deutsche Rentensystem verloren } die Verantwortung der Staaten ausforderung unseres Jahrhunderts“ kann hätten. Während die Gesetzliche Das Kolpingwerk ist überzeugt: „Fluchtur- unter www.kolping.de heruntergeladen Rente bisherigen Generationen von sachen können nur mit langfristigen Strate- werden. Rentnerinnen und Rentern weitest- gehend die Sicherung ihres Lebens- standards über die Erwerbsphase hinaus garantiert habe, befürchte- Gericht gegen Gesetzgeber ten viele junge Menschen, dass ihre eigene Rente nicht einmal mehr zur Grundsicherung ausreichen wird. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, schen und seiner unantastbaren Würde in Die Erklärung kann auf der Home- das staatliche Behörden verpflichtet, lebens- der extremen Lebenssituation des Sterbens. page kolpingjugend.de herunterge- beendende Betäubungsmittel in Ausnahme- Vor kurzem hat indes das Bundesverwal- laden werden. fällen an schwerstkranke und unheilbare tungsgericht ein Urteil verkündet, das die Personen auszugeben, steht nach Auffas- vom Gesetzgeber getroffene Wertungsent- sung des Zentralkomitees der deutschen Ka- scheidung ins Gegenteil verkehren könnte. C RO S S - M E D I A tholiken (ZdK) in einem nicht hinnehmba- Demnach sei der Staat in absoluten Aus- Aktuelle Stellungnahmen zu ren Gegensatz zu der Entscheidung des nahmefällen, in denen eine schwerstkran- kirchlichen, gesellschaftlichen und Deutschen Bundestags, organisierte Beihilfe ke und unheilbare Person unerträglich politischen Themen online unter zum Suizid zu verbieten. leide, zur Abgabe eines verschreibungsfä- www. kolping.de. Das ZdK unterstreicht stattdessen seine higen Betäubungsmittels durch eine staat- Facebook: Forderung nach Sicherstellung umfassender liche Behörde verpflichtet, damit der Pati- https://www.facebook.com/Kol- palliativer Versorgung. Dies gebiete der Res- ent sich schmerzlos das Leben nehmen pingwerkDeutschland/ pekt vor der Selbstbestimmung jedes Men- könne. KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017 5
FA I R E R H A N D E L Kaffee – da steckt schwere Arbeit drin Wieviel Mühe und Sorgfalt steckt in einem guten Kaffee? Yvonne Willicks hat sich das von den Kaffeebauern im honduranischen Hoch- land erklären lassen. Und sie kommt zu dem Schluss. „Billig geht gar nicht! Die Menschen haben ein Recht auf faire Preise.“ TEXT I FOTOS: Georg Wahl
FA I R E R H A N D E L Kaffeeblüten und reife Kaf- feekirschen. W er die Kaffeebauern im honduranischen Hochland besuchen will, der muss einen langen und beschwerlichen Weg auf sich nehmen, so wie die Fernsehmoderatorin Yvonne Willicks. Hier im Süden von Honduras, im Departe- ment El Paraíso, in der Nähe der Grenze zu Nicaragua, will sie alles über Kaffee lernen, besonders über den fair gehandelten Kolping-Kaffee, der in Deutschland unter dem Namen „Tatico Nuevo“ vermarktet wird. Von Deutschland aus hat Yvonne Willicks sich auf die Reise begeben. Sie ist gemeinsam unterwegs mit dem Kaffeeröster Klaus Langen, der in Deutschland den Kolping-Kaffee Tatico produziert und vermarktet, und mit Werner Sondermann, der im Diözesanver- band Paderborn mitverantwortlich ist für die interna- tionale Partnerschaftsarbeit. Begleitet werden sie vom Nationalsekretär des Kolpingwerkes Honduras, Rufi- no Rodríguez, und den honduranischen Kolping-Bil- dungsreferenten. Mit dabei sind indirekt auch die Oben: Die Brüder Otoniel, Fernsehzuschauer aus Deutschland, weil Yvonne Ronald, Carlos und Antonio (v.l.n.r.) bauen auf ihrer Willicks hier immer von einem Kameramann beglei- abgelegenen Finca in 1.500 tet wird. Alles wird aufgezeichnet für ihre Sendungen, Metern Höhe Kaffee an. Das Kolpingwerk Honduras die später in Deutschland ausgestrahlt werden. berät sie beim Anbau und Von der Stadt Danlí aus, wo sich das Nationalbüro bei der Vermarktung. von Kolping Honduras befindet, sind es drei Stunden Links: Yvonne Willicks will Fahrt: Erst ein gutes Stück über die Schnellstraße Pan- alles über den Kaffeeanbau americana, dann über Serpentinen hoch in die Berge lernen. In der Plantage spricht sie mit Carlos (vor- und zum Schluss noch eine gute halbe Stunde über ne) und Kaffeeröster Klaus einen steilen, ausgewaschenen Weg weiter hoch im Langen (r.). KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017 7
Kriechgang mit Allra- vo Amanecer con las Familias“ gegründet. „Amanecer“ dantrieb und Differenzi- heißt übersetzt „Morgendämmerung“. Das passt inso- alsperre. Dann geht es fern gut, weil sich mit Kolping ganz langsam ein neues, auch mit dem Auto nicht besseres Leben für die Bauern eröffnete. So wie sie mehr weiter. Von einem sagen „vergleichbar mit einem Sonnenaufgang, der kleinen Hof geht es nun zu die Dunkelheit vertreibt“. Fuß über einen äußerst steilen Carlos, Otoniel, Antonio und Ronald sind vor zehn Pfad – weniger als ein Weg – der Jahren in den Kaffeeanbau eingestiegen. Carlos, mit durch den Regen aufgeweicht und 39 Jahren der älteste Bruder und Vorsitzender der Kol- rutschig ist. Für die Besucher aus pingsfamilie, erzählt, wie sie sich anfangs das Geld Deutschland ist das eine echte Herausfor- vom Munde abgespart haben, um die acht Hektar derung. Endlich erreichen sie nach andert- Land zu kaufen und urbar zu machen. Zahlreiche halb Stunden die Finca, auf der die Kaffeebauern in Bäume mussten weichen, Kaffeesträucher gepflanzt der Erntezeit leben und arbeiten. Wer schon mal in werden. Kolping hat die Sträucher damals mitfinan- den Alpen hoch oben auf einer abgelegenen Alm war, ziert. der kann ungefähr erahnen, in was für einer einsamen Die Kaffeefinca der Kolpinggruppe liegt auf 1.500 Gegend die Kaffeeproduzenten hier Kaffee kultivie- Metern. „Ideale Bedingungen, um einen sehr guten ren. Über den schmalen Pfad tragen die Kaffeebauern Hochlandkaffee zu produzieren“, sagt Kaffeeröster in der Erntezeit den Kaffee hinunter ins Tal, jeweils Klaus Langen. Der Begriff „Hochlandkaffee“ wird in einen Sack Kaffeebohnen auf dem Rücken, jeder ein Deutschland gerne in der Werbung verwendet, und Quintales (46 Kilo) schwer. Den Weg gehen die Kaf- Klaus Langen erklärt, was es damit auf sich hat: An fee-Produzenten täglich drei bis vier Mal hinunter Kaffeesträuchern in tiefer gelegenen Anbaugebieten Besuch bei der Kolping- und hinauf. reifen die Kaffeekirschen nach der Blüte in ca. drei Kooperative COCACCAL. Werner Sondermann, Oben wird die Delegation aus Deutschland emp- Monaten aus. In Hochlandlagen dauert diese Reifung Yvonne Willicks und Klaus fangen von den vier Kaffeebauern Carlos, Otoniel, bis zu sechs Monate. Die Kaffeekirschen haben hier Langen (v.l.n.r.) schauen beim Rösten einer Kaffee- Antonio und Ronald und ihren Familien. Die Vier ha- mehr Zeit, aromagebende Inhaltsstoffe zu bilden und probe zu. ben noch einen weiteren Bruder und fünf Schwestern. in den Bohnen einzulagern, dafür sind aber die hoch- Alle zusammen haben 2004 die Kolpinggruppe „Nue- gelegenen Plantagen oft nur schwer zu erreichen.
FA I R E R H A N D E L ungebildete Bauern ihren Rohkaffee nicht verkaufen. Link: Ausprobiert! Mit „Anfangs waren die Bauern skeptisch, als wir sie er- dem Stampfer löst Yvonne Willicks vor dem Rösten mutigen wollten, die Produktion umzustellen, damit die Pergaminhaut vom die Qualität des Kaffees besser wird“, sagt Klaus Lan- Rohkaffee. gen. Veränderungen sind aufwendig, und sie kosten Geld. „Warum sollen wir anders arbeiten, als unsere Väter und Großväter?“, fragten die Bauern. Doch Na- tionalsekretär Rufino, so ruhig und zurückhaltend er auch auftritt, hat einen sehr langen Atem und viel Ge- duld. Kolping steht für Bildung, das hat er verinner- licht, und dafür steht er. Weltweit ist im Kolpingwerk Bildung immer der Schlüssel für ein besseres Leben. Auch im Team von Rufino arbeiten inzwischen meh- rere Bildungsreferenten. Der Agronom Wilmer Nuñez ist ausschließlich für die Betreuung und Schulung der bei Kolping organisierten Kaffeebauern verantwort- lich. Er betreut elf Gruppen, von denen er jede alle 14 Tage besucht. Seinen Schreibtisch im Kolpingbüro sieht er nur samstags, wenn er das Arbeitsprogramm für die kommende Woche vorbereitet. Die Bauern haben die Kaffeebohnen bisher traditi- onell als Pergamino humido, also als feuchten Perga- mino verkauft. Als „Pergamino“ werden die Kaffee- Die Beratung durch Kolping bohnen bezeichnet, die noch vom Pergamin, einer trägt erste Früchte: Die ganz dünnen Haut, überzogen sind. Da der Transport Kaffeeproduzenden der aus den Bergen hinunter zu den „Beneficios“, den Kolping-Kooperative COCA- CCAL zeigen Klaus Langen- Weiterverarbeitern, oft mehr als 24 Stunden dauert, stolz ihren hochwertigen wird der Kaffee zu spät getrocknet. Inzwischen ha- Kaffee. Klaus Langen kennt die vier Brüder und ihre Fami- lien seit fünf Jahren, und er freut sich, zu sehen, zu welch guten Ergebnissen die Beratung durch ihn, aber vor allem durch Kolping Honduras bereits geführt hat. Yvonne Willicks will für die Fernsehzuschauer in Deutschland alles wissen. Sie spricht im Steilhang in der Kaffeeplantage mit Carlos und seinen Brüdern, sie pflückt selber Kaffee, sie interviewt Bildungsreferent Wilmer, sie spricht mit Kaffeeröster Klaus Langen. Und über die Kamera von Kameramann Timo Tafel- ski sind die Fernsehzuschauer immer ganz nah dabei. Vor fünf Jahren hat das Kolpingwerk Honduras be- gonnen, die Kaffeebauern in den Kolpingsfamilien zu beraten. Klaus Langen, selbst Kolpingmitglied im sau- erländischen Medebach, erinnert sich an die Anfänge: Die Familien waren immer sehr arm, obwohl sie viel gearbeitet haben. Die Qualität des Kaffees war sehr schlecht, weil niemand die Bauern schulte, und die Zwischenhändler, die so genannten „Kojoten“, hatten nie ein Interesse daran, dass die Bauern mehr Wissen erlangen. Denn ungebildeten Bauern konnten und Abb. Kaffeebohnen: photocase/ciapciap können sie heute noch den Kaffee zu „unverschämt niedrigen Preisen“ abkaufen. Gebildete Bauern, die hochwertigen Kaffee produzieren und dann auch noch selbstbewusst höhere Preise verlangen? Daran haben die Kojoten überhaupt kein Interesse! Schließ- lich haben sie die Macht, sie sind das Bindeglied zwi- schen den Produzenten in den Bergen und den Groß- händlern im Tal. Ohne die Kojoten können KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017 9
Bildungsreferent Wilmer berät die Bauern auch bei allen anderen Fragen der Kaffeeproduktion: Boden- bereitung, Saatgutqualität, Düngung, Technik, Finan- zierung, Vermarktung; Wilmer, bzw. Kolping Hon- duras müssen auf alle Fragen Antworten finden. Am nächsten Tag, beim Besuch der Kolping-Koope- rative COCACCAL, in der sich acht Kolpingsfa- ben sich bereits Phenole gebildet, die den Geschmack des Kaffees deutlich be- einträchtigen. Die Qualität wird schlecht, und damit sinkt der Erlös für die Bauern. Deshalb empfiehlt Wilmer allen Produ- zenten, den Kaffee direkt, noch in den Bergen auf ihren Fincas, zu trocknen. Mittlerweile habe viele Kolpingmitglieder in Trocknungstische, sogenannte „Secado- ras“ investiert. Das sind einfache Holzge- stelle mit einer Gitterfläche, auf denen die Kaffeebohnen in der Sonne trocknen. Bei Carlos, Otoniel, Antonio und Ronald, ste- hen diese Tische in einem Folientunnel, der die Trocknung erheblich beschleunigt und den Kaffee vor Regen schützt. Die aus deutscher milien zusammengeschlossen haben, erwartet die De- Sicht einfache, aber für die Produzenten teure An- legation aus Deutschland eine Überraschung: In der schaffung rechnet sich, denn dadurch wird die Phenol- Halle der Kooperative lagern 129 Säcke Rohkaffee. bildung verhindert, und der Kaffee behält seine gute Das ist der Teil der Ernte, den Klaus Langen von dieser Qualität. Kooperative gekauft hat. Von allen bei Kolping Hon- Gut investiert: Der Bau von Trocknungstischen und einem Folientunnel lohnt sich. Hier kann der Rohkaf- fee schnell trocknen. So wird die Bildung von qua- litätsminderndem Phenol verhindert. Abb. Kaffeetasse: shutterstock/Valeria Aksakova 10 KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017
FA I R E R H A N D E L duras organisierten Kaffeeproduzenten wird er von hen habe wie schwer es ist, guten Kaffee zu produzie- der aktuellen Ernte 300 Sack kaufen. Das hat er ihnen ren und wie wichtig die Beratung ist, kann ich nur zugesagt: zu einem fairen Preis, der bei der guten sagen: Wir müssen fair gehandelten Kaffee kaufen; es Qualität und dem hohen Arbeitsaufwand der Bauern gibt überhaupt keine Alternative!“ Als Kolpingschwes- und ihrer Familien angemessen ist. Den Kaffee hat ter findet sie, dass Kolpinger nach Möglichkeit auch Langen vorfinanziert, d.h. die Bauern haben vorab Kolpingkaffee kaufen sollten. „Wer das aber nicht möchte, der findet genügend andere fair gehandelte Kaffees im Supermarkt.“ Im Fernsehen wird sie dem- nächst ausführlich von ihren Erlebnissen berichten und alles, was sie über fair gehandelten Kaffee erfah- ren hat, erzählen und zeigen. Und die beiden Kolpinger Klaus Langen und Wer- ner Sondermann überlegen jetzt, wie sie, bzw. Kol- ping die Kaffeeproduzenten in Zukunft noch besser unterstützen kann. Die bei Kolping organisierten Bauern wissen jetzt, wie sie einen guten Kaffee produ- zieren können, sie werden selbstbewusster, und sie wollen jetzt auch angemessen für ihren Kaffee bezahlt werden. Für Tatico kann Klaus Langen in diesem Jahr nur 300 Sack Rohkaffee abnehmen, mehr Kapazität Links: Kritische Prüfung hat er als kleiner Röster nicht. Doch Kolping Hon- – Der Kolping-Kaffee ist duras, Klaus Langen und Werner Sondermann den- tatächlich sehr gut. Klaus Langen und Yvonne Willicks ken schon weiter: „Vielleicht können wir ja auch an- überzeugen sich davon bei dere Röster in Deutschland für den guten einer Verkostung. Kolping-Kaffee aus Honduras begeistern. Dann könnten die Bauern mehr zu vernünftigen Preisen schon Geld bekommen, damit sie investieren konnten. verkaufen.“ Gefordert sind aber auch die Verbraucher, „Dafür haben sie jetzt alles gegeben und einen heraus- sie müssen verstehen, dass gute Arbeit auch ihren ragenden Kaffee produziert, auf den sie stolz sein Preis hat. 5,98 Euro für ein Pfund Kaffee ist zu billig. können“, sagt er. Abends im Hotel erzählt er eine klei- Die Menschen in Honduras, die viel Mühe, Arbeit ne Anekdote vom Tag, über die er sich sehr gefreut und Sorgfalt in den Kaffee stecken, können davon je- hat: In der Halle bei COCACCAL hatte er einen jun- denfalls nicht leben. gen Mann gesehen, der mit seiner Frau nochmal in die Halle zurückgegangen war und die Plane von den Kaffeesäcken hochgehoben hat. Er hat stolz auf drei Säcke gezeigt und zu seiner Frau gesagt: „Schau! Hier liegt unser Kaffee!“ Drei Säcke, 138 Kilo Rohkaffee, beste Qualität, die Früchte sorgfältiger Arbeit und zwei stolze Menschen: Klaus Langen ist gerührt als er sieht, wie es die beiden glücklich macht, dass ihre Ar- beit über den fairen Handel angemessen gewürdigt wird. „Kaffee ist bei uns viel zu billig“, sagt Klaus Lan- gen. „So werden die Bauern und ihre Familien in den Herkunftsländern ausgebeutet. Denn sie werden für ihre Arbeit nicht angemessen bezahlt. Deshalb kann Traditionell zubereitet: Für ihre Gäste aus Deutschland man als Verbraucher mit gutem Gewissen nur zu fair kochen diese Frauen Kaffee gehandeltem Kaffee greifen.“ über dem Feuer. Nach dreieinhalb Tagen in Honduras fasst Yvonne Willicks ihre Eindrücke zusammen: „Die Kaffeepro- jekte von Kolping sind total wichtig und weiter förde- rungswürdig“, sagt sie, „weil das für die Familien hier vor Ort die einzige Chance ist, ihr Leben zu verbes- KO LPI N G- K AF FEE sern, ihren Kindern eine gute Schulbildung zu bezah- len und sich selbst weiterzubilden“. Es sei offensicht- } Der Kolping-Kaffee „Tatico Nuevo“aus lich, wie wichtig Bildung und gute Beratung seien. Honduras kann jetzt auch im Kolping-Shop „Und Kolping geht hier in die entlegensten Regionen bestellt werden. und kümmert sich um die Menschen; das macht hier } Im Internet unter www.kolping.shop sonst niemand!“ Sie vermeide es prinzipiell, radikal für etwas zu werben, sagt sie. „Aber nachdem ich gese- KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017 11
R ATG E B E R Leser fragen – Experten antworten Senden Sie einfach Ihre Fragen an ratgeber@kolping.de – oder per Post an Redaktion Kolpingmagazin, 50606 Köln Wie flexibel ist das Arbeitszeitgesetz schon heute? Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberver- Acht-Stunden-Tag eine Rechengröße ohne heitlichen Folgen bewahrt werden. Vor die- bände (BDA) fordert bereits seit längerer Zeit praktische Bedeutung ist. Tatsächlich sei es sem Hintergrund sei eine Aufweichung des eine Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes schon heute möglich, die tägliche Arbeit auf Arbeitszeitgesetzes unangebracht. (ArbZG). Die Arbeitgeber argumentieren 10 Stunden zu strecken. Zudem ermögliche Auch für das Kolpingwerk Deutsch- mit der Digitalisierung der Arbeitswelt, ver- die gesetzliche Wochen-Höchstarbeitszeit land ist „Ruhezeit“ der zentrale Begriff in sprechen neue Arbeitszeitmodelle und sug- eine enorme Schwankungsbreite. Mangeln- dieser Diskussion. In einer Zeit zuneh- gerieren, dass eine Aufweichung der Gesetze de Flexibilität könne man dem Gesetz daher mender Belastungen durch die Anfor- vor allem den Arbeitnehmern zugutekom- nicht vorwerfen. Es gebe außerdem gute derungen der Arbeitswelt ist Erholung men würde. Eine aktuell viel beachtete Studie Gründe, warum die Mindestruhezeit pro umso wichtiger. Aus diesem Grund ist das [Dr. Andreas Hoff (2016): Das Arbeitszeit- Tag von 11 Stunden gesetzlich geschützt ist. Kolpingwerk Deutschland auch Mitglied gesetz reicht aus] kommt zu gegenteiligen Nur so können Arbeitnehmende vor Rund- in der „Allianz für den freien Sonntag“. Ergebnissen: Sie zeigt, dass der gesetzliche um-die-Uhr-Beanspruchung und gesund- Oskar Obarowski Spielt der Glaube bei Jugendlichen noch eine Rolle? Es scheint so, dass für Jugendliche der Glaube mit dem Glauben ein. Wir wollen das Selbst- vent „Sternenklar – Du baust die Zukunft!“ im Alltag fast keine Rolle mehr spielt. In der bewusstsein von jungen Menschen stärken, der Kolpingjugend im Jahr 2018 unter dem Schule ist auf dem Pausenhof meistens kein ihre Meinung zu Religion und Politik abzu- Zeichen des gemeinsamen Betens und dem Platz für das Thema Glaube! Oft vermeiden geben. Dabei ist es wichtig, den Glauben mit Austausch des Glaubens steht. Daher ist es es junge Gläubige darüber zu sprechen, weil dem Alltag zu verbinden. In der Kolpingju- auch heute noch lohnenswert sich in der sie Angst vor Ausgrenzung und Ablehnung gend sprechen wir über den Glauben und Kolpingjugend, einem katholischen Jugend- ihrer Freunde befürchten. Im katholischen sehen ihn schon in vielen unserer Themen verband, zu engagieren. Hier stehen wir zu Jugendverband ist der christliche Glaube verankert. Unser politisches Engagement unseren Glauben, hier sind wir Vorbild für ein wesentlicher Teil jedes Mitglieds und fußt auf unseren christlichen Werten, und junge Menschen und bringen unseren Glau- unserer Verbandsarbeit. Wir setzen uns als für die stehen wir ein! So ist es auch selbst- ben in den gesellschaftlichen Diskurs. Kolpingjugend für einen toleranten Umgang verständlich, dass das bevorstehende Große- Magdalene Paul Gesellenvereinsfahnen oder Kolpingbanner? Worin unterscheiden sich Gesellenver- zum Kulturgut unseres Verbandes. Sie wur- beim Internationalen Gesellentag 1927 in einsfahnen und Kolpingbanner? Vereinsfah- den bei Prozessionen und anderen öffentli- Wien entstanden und stammt vom damali- nen sind im Vereinswesen und bei Bruder- che Auftritten mitgeführt und waren der gen Generalsekretär Johannes Nattermann. schaften nach wie vor gebräuchlich. Die Stolz eines jeden Gesellenvereins. Den endgültigen Entwurf schuf Professor Farben, Inschriften und Formen drücken Die meist sehr aufwendig bestickten Ver- Anton Wendling. Am 1. Januar 1928 einge- die Zugehörigkeit zu einem bestimmten einsfahnen waren oftmals mit den Grün- führt, wurde es schon bald Vorbild für die Verband und Verein, Organsiation und Ge- dungsdaten, dem Verbandssymbol oder Banner vieler anderer katholischer Verbän- meinschaft aus. dem Bildnis Adolph Kolpings oder des Hei- de und Organisationen. Bereits der erste 1846 von Johann Georg ligen Joseph – dem Schutzpatron unseres Für eine geplante Veröffentlichung su- Foto: Fotolia/Benny Trapp Breuer gegründete Gesellenverein in Elber- Verbandes – versehen. chen wir Bilder von Gesellenvereinsfahnen feld war im Besitz einer Gesellenvereinsfah- Neben unseren in der Öffentlichkeit be- (Vorder- und Rückansicht). Bitte sendet uns ne. Diese Vereinsfahnen – die sich noch heu- kannten Kolpingbannern finden diese Ge- diese digital an: te im Besitz vieler Kolpingsfamilien sellenvereinsfahnen auch heute noch Ver- bundessekretariat@kolping.de. befinden – sind alle Unikate und gehören wendung. Die Idee des Kolpingbanners ist Ulrich Vollmer 12 KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017
R ATG E B E R Thema Jugend Thema Familie Thema Eine Welt Thema Arbeit Thema Glaube Thema Verband Magdalene Paul Michael Griffig Georg Wahl Oskar Obarowski Josef Holtkotte Ulrich Vollmer Warum kann die Anbetung für uns wertvoll sein? Die Feier der Heiligen Messe bezeichnen wir gegenwärtig. Prozessionen mit dem Al- eine Grundhaltung des religiösen Lebens. auch als Eucharistiefeier. Das griechische lerheiligsten in der Monstranz (z.B. an Der Heilige Pfarrer von Ars beschreibt das Wort „eucharistia“ bedeutet Danksagung. Fronleichnam) und die Anbetung seines Verweilen vor der ausgesetzten Hostie so: Wir feiern den guten Gott mitten unter uns. Leibes wollen unsere große Freude und „Er schaut mich an und ich schaue ihn an.“ Wir bekennen die Gegenwart Christi in den Gewissheit ausdrücken, dass ER wirklich Stille und Ruhe vor dem Allerheiligsten ge- Gaben von Brot und Wein als sein Leib und unter uns ist und mit uns durch das Leben ben dem eigenen Leben Tiefe und Klarheit sein Blut. Aber auch außerhalb der Heiligen geht. Unser Glaube richtet sich an den per- und dem Gebet Kraft und Richtung. Wir Messe wird der Leib Christi verehrt und an- sonalen, dreifaltigen Gott, zu dem ich ‚DU‘ dürfen betend erkennen, wer ER für uns ist: gebetet. Jesus Christus bleibt in diesem Sa- sagen kann, der in sich eine Bewegung „Mein Herr und mein Gott.“ (vgl. Joh 20,28) krament, in diesem besonderen Geschenk der Liebe ist. Anbetung ist deshalb Eintau- Dies bedeutet Glaube, Hoffnung und Liebe seines Lebens und seiner Liebe unter uns chen in ein Beziehungsgeschehen, sie ist für unser Leben. Josef Holtkotte Wie kann ich Mikroplastik vermeiden? Die Verschmutzung mit Mikroplastik ist eine kleiner als fünf Millimeter sind. Kläranlagen der großen Bedrohungen für unsere Gewässer können es oft nicht aus dem Abwasser he- weltweit. So gilt z. B. der Rhein als eines der am rausfiltern. Kunststoffe sind Bestandteil vieler stärksten mit Mikroplastik belasteten Gewäs- Kosmetika. Dort dienen sie z. B. als Schleif- ser weltweit. Auch in allen Teilen des Meeres, mittel oder Füllstoffe. Mit einem bewussten selbst in abgelegen Tiefseegräben, wurde die- und kritischen Einkaufsverhalten kann jeder se Verschmutzung schon nachgewiesen. Und Einzelne die Belastung reduzieren. Informati- je kleiner die Kunstoffpartikel sind, desto onen bei der Bewertung von Kosmetika und leichter werden sie von Tieren aufgenommen Pflegeprodukten bieten der BUND-Einkaufs- und gelangen in der Nahrungskette bis hin ratgeber Mikroplastik, zu finden unter www. zum Menschen. Als Mikroplastik werden fes- bund.net, und Apps wie „Codecheck“ und te und unlösliche Kunststoffe bezeichnet, die „Beat the Microbead“. Georg Wahl Wie gelingt der Übergang in den Ruhestand? Der Übergang von der Berufsphase in den Ein erfülltes Alter ist mehr als ein Leben nachahmlich beschrieben. („.. und jedem Ruhestand ist einer der wichtigsten Lebens- mit Reisen, Essen, Trinken oder Unterhaltung. Anfang wohnt ein Zauber inne ..“) Nur wer übergänge, zumal die neue Lebensphase noch Erfüllung bedeutet, einen Sinn zu erkennen, sein Alter annimmt und den Ruhestand als zwanzig und mehr Jahre dauern kann. Und es eine Aufgabe zu haben oder das Gefühl, von positive Möglichkeit begreift, kann die neue betrifft nicht nur die Person, die in den Ruhe- anderen geliebt oder gebraucht zu werden. geänderte Lebenssituation erfassen und sie stand geht, sondern auch das soziale Umfeld, Die Alten stehen dabei nicht mehr unter Leis- optimal gestalten. Es braucht dazu nur eine insbesondere den Partner / die Partnerin. Vie- tungsdruck, sondern können auch Schwä- andere Zielvorgabe. Das Motto des Lebens le Menschen stellen vor oder kurz nach ihrem chen zeigen. Der Dialog mit den jüngeren Ge- kann nur heißen: „Alt werden und lebendig Ausscheiden aus dem Beruf, wenn die Rou- nerationen bleibt auf jeden Fall wichtig. bleiben.“ oder „Es kommt nicht darauf an, tine des bisherigen Alltags endet, die Frage Hermann Hesse hat mit seinem Gedicht dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den nach dem Sinn ihres Lebens. „Stufen“ die Abfolge der Lebensphasen un- Jahren mehr Leben.“ Michael Griffig KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017 13
M AGAZI N Webtipp Kolpingmagazin Online immer erreichbar Das Kolpingmagazin ist immer verfügbar, wenn Du online bist! Viele Leserinnen und Leser nutzen bereits die Möglichkeit, auf die aktuelle oder eine frühere Ausgabe mit dem mobilen Endgerät oder mit dem klassischen PC zuzugreifen. Hier ein paar Tipps dazu. Das gedruckte Heft hat viele Vorteile: Es ist leicht mitzunehmen und dorthin zu le- gen, wo man zwischendurch Zeit findet zum Hineinschauen – ganz unabhängig von Ak- kulaufzeit, Datenvolu- men, Netzverbindung und Ladezeit. Es gibt aber auch viele Gründe, online auf das Kolpingmaga- zin zuzugreifen. Unse- re Mitglieder nutzen dies bei jeder Ausgabe Filmtipp Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott viele tausend Male. Online bietet beson- Bucherfolg jetzt im Kino ders bei einer gezielten Suche viele Vorteile. So lässt sich flexibel auf „Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“ ist das Heft zugreifen. die Verfilmung des Buches, das weltweit Online findest Du Millionen von Lesern berührt hat. Es ist eine die aktuellste Ausgabe bei kolping.de im Be- Geschichte darüber, wie man nach einem reich „Presse & Medien“ (oberer QR-Code). tragischen Schicksalsschlag den Weg zurück Du kannst darin blättern, stöbern und lesen. zu sich selbst findet und dabei ganz neue Im Untermenü (unterer QR-Code) findest Perspektiven zu Themen wie Glauben, Reli- Du die Archivversion: Dort stehen alle Ma- gion und Spiritualität öffnet. gazine seit dem Jahr 2008 zum Herunterla- Die Geschichte in Kürze: Seit der treue den als PDF-Datei zur Verfügung. Auch mit Familienvater Mackenzie „Mack“ Phillips mobilen Endgeräten kannst Du dieses Ar- vor vielen Jahren seine jüngste Tochter ver- chiv praktisch nutzen, wenn Du den Adobe lor, ist er in Trauer und Schuldgefühlen ver- Acrobat installiert hast. sunken. Ihre letzte Spur fand man in einer det hatten, fand er keinen Verlag. Kurzer- Tipp: Speichere doch beide Seiten als Fa- Hütte im Wald – nicht weit von dem Cam- hand druckte er es selbst. Ein Jahr später vorit für den schnellen Zugriff bei Bedarf. pingplatz, auf dem die Familie damals Ur- stand „Die Hütte – Ein Wochenende mit laub machte. Eines Tages kommt ein Brief Gott“ auf Platz 1 der New York Times-Best- www.kolp ing.de I Mai–Jun i 20 7 mit der Post: Es ist eine Einladung in eben sellerliste – und blieb dort über 70 Wochen. Fotos: Bilderbox.com, Concorde Filmverleih (2) jene Hütte – und ihr Absender ist Gott. Aus einer Weihnachtsgeschichte für seine Mack ist schockiert und voller Angst, all die Kinder war plötzlich ein Bestseller gewor- magazin e 26 schmerzhaften Erinnerungen kommen er- den, der sich in den USA über zehn Millio- ■ junge erwachsen e Seite 16 ■ jugend Unter ster event Seit nenklar201 8.de findest ng e6 bel des e Ankündigu g-kaffee Seit quirligen Tru Du eine erst Mitten im neut hoch. Trotzdem bricht er auf, unsicher, nen Mal, weltweit 22 Millionen Mal und in ■ kolpin Die Bauern in Hondur as haben faire Preise politischen Lebens in Ber lin ein Recht auf was er in der Hütte finden wird. Das nun Deutschland über eine Million Mal verkauf- folgende Wochenende soll sein Leben er- te. neut von Grund auf verändern. Jetzt folgt in den Kinos eine einfühlsame Erst wollte der Buchautor William Paul und mutmachende Verfilmung von Youngs Young seine Geschichte gar nicht veröffent- unkonventioneller Erzählung über Glauben lichen – und als Freunde ihn endlich überre- und den Trost der Spiritualität. 14 KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017
M AGAZI N Bibel-TV Mediathek erlaubt zeitliche Unabhängigkeit Sendung verpasst? Seit 15 Jahren sendet Bibel-TV christliche Sendungen über Kabel, Satellit, DVB-T2 und Internet-Livestream. Was viele noch nicht wissen: Bibel-TV verfügt auch über eine Mediathek, mit der frühe- re Sendungen, die verpasst wurden, angeschaut werden können. Weitere Infos: www.bibeltv.de. Jugendschutz Elternwissen Suchtgefährdung Suchtgefährdung bei Kindern und Jugendlichen ist immer wieder Thema der öffentlichen Diskussion. Dabei werden sowohl Daten und Fakten beleuchtet wie vorbeugende, schützende sowie inter- venierende Maßnahmen besprochen. Fragen, die aufkommen: Wann sind Kinder und Jugendliche tatsächlich besonders gefähr- det, und was können El- tern tun? Jedes menschliche Verhalten kann sucht- förmig werden. Suchter- krankung wird dabei über unbezwingbares Verlangen, Dosissteige- rung mit damit verbun- dener Toleranzerhö- hung, seelische und häufig auch körperliche Abhängigkeit sowie Schädlichkeit für den Betroffenen wie sein so- ziales Umfeld definiert. Dieses neu überarbei- tete Elternwissen gibt einen Überblick über die diversen Suchtstof- fe und Tipps, wie Eltern ihren Kindern in den verschiedenen Ent- wicklungsstufen vorbeugend und unterstützend zur Seite stehen können. Die Broschüren der Reihe Elternwissen eignen sich auch als Be- gleitmaterial für Elternseminare und Elternabende. In dieser Reihe sind bisher 22 Ausgaben zu unterschiedlichen Themen des Kinder- und Jugendschutzes für Eltern erschienen. Ein Ansichtsexemplar ist kostenfrei. Bestellungen an: Katholi- sche Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.V., Schillerstraße 44a, 48155 Münster. Telefon: (0251) 54027, E-Mail: info@thema-jugend.de, Web: www.thema-jugend.de. KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017 15
J U N G E E R WA C H S E N E von links) ndesvorsitzenden Thomas Dörflinger (5. der JPPW zusammen mit dem Kolping-Bu Die elf Teilnehmerinnen und Teilnehmer (9. von links). r (6. von links) und Alexander Suchomsky und den Organisatoren Julia Mayerhöfe Mittendrin statt nur dabei! Eine komplette Sitzungswoche mitten im quirligen Trubel des politischen Lebens in der deutschen Bun- deshauptstadt – das konnten elf junge Menschen bei der Jugendpolitischen Praxiswoche der Kolpingjugend erleben. TEXT: Matthias Böhnke | FOTOS: Barbara Bechtloff 16 KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017
J U N G E E R WA C H S E N E oder beim Versuch, das Prinzip der Büronummerie- rung zu verstehen. Die jungen Kolpinger haben für die Praxiswoche personalisierte Hausausweise be- kommen, die sie als Praktikantinnen und Praktikan- ten ihrer Bundestagsmitglieder (MdBs) ausweisen – jede und jeder von ihnen darf eine Woche lang einen Kolping-Abgeordneten im Alltag einer von jährlich rund 22 Sitzungswochen des Deutschen Bundestages begleiten. Mit ihren Ausweisen, die gut sichtbar am Körper getragen werden müssen, können sie unkom- pliziert in den Gebäuden ein- und ausgehen – das Warten vor den strengen Sicherheitskontrollen, die wie am Flughafen an jedem Gebäudeeingang stattfin- den und denen sich andere angemeldete Hausbesu- cher unterziehen müssen, entfällt. M ittwochmittag. Halbzeit bei der JPPW in Europapolitik in Berlin Verena Bitter sichtet rund Berlin. JPPW? Hinter diesen vier Buchsta- 150 Zuschriften, die das Büro „ihres“ MdB Ursula ben verbirgt sich die Jugendpolitische Pra- Verena Bitter (23) studiert in Trier Politikwissenschaft Groden-Kranich in dieser xiswoche, die von der Kolpingjugend zum inzwischen und Öffentliches Recht. Über ihre Eltern ist sie auf das Woche erreicht haben. 16. Mal veranstaltet wurde. Elf junge Erwachsene aus Angebot der JPPW bei Kolping aufmerksam gewor- ganz Deutschland sind in diesem Jahr dabei, der Alt- den. „Mein besonderes Interesse gilt den Europathe- ersdurchschnitt ist diesmal besonders niedrig. Die men in der Politik“, sagt sie. Da passt es gut, dass „ihr“ Teilnehmenden erwecken den Eindruck, dass sie MdB Ursula Groden-Kranich, die seit Beginn der ak- schon seit mindestens drei Wochen hier arbeiten und tuellen Legislaturperiode für den Wahlkreis Mainz im nicht erst seit drei Tagen: Zielsicher eilen sie im Busi- Bundestag sitzt, unter anderem Mitglied im Aus- ness-Look durch die ober- und unterirdischen Gänge schuss für EU-Angelegenheiten ist. Verena hatte des- innerhalb der riesigen Gebäudekomplexe in der halb Gelegenheit, bei einer Ausschusssitzung dabei zu Hauptstadt, in denen das bundespolitische Leben tobt. sein, in der auch der französische EU-Politiker Michel Mancher Abgeordnete, der schon seit vielen Legisla- Barnier sprach, der mit den Brexit-Austrittsverhand- turperioden im Paul-Löbe-Haus oder im Jakob-Kai- lungen beauftragt ist – für sie eines der Highlights ser-Haus seinen Arbeitsplatz hat, verzweifelt da gele- dieser Woche. Außerdem durfte sie im Büro ihrer Ab- gentlich noch am labyrinthähnlichen Wegesystem geordneten eine Pressemitteilung verfassen und KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017 17
J U N G E E R WA C H S E N E bekam Einblick in den umfangreichen Schriftverkehr: Rund 150 Wählerpost-Briefe sind in dieser Woche auf dem Schreibtisch gelan- det. Nach der Mitarbeit am Vormittag in den MdB-Büros treffen sich die Praxiswochen-Teil- nehmenden mittags meist in einer der gro- ßen Kantinen, die es in den Gebäuden gibt. Da kann es schon einmal vorkommen, dass hoch- rangige Politiker plötz- lich mit ihrem Tablett neben einem stehen. Oder man trifft sie irgendwo unterwegs in den Fluren in diesem Jahr eine besondere Praktikantin: Für die und Gängen. So zum Beispiel den Fraktionsvorsitzen- 20-jährige Chilenin war die JPPW die letzte Woche den von Bündnis 90/Die Grünen, Anton Hofreiter, ihres Freiwilligen Sozialen Jahres in Deutschland, das oder sogar den Bundestagspräsidenten Norbert Lam- sie im Allgäu verbracht hat. Über ihren Vater kam sie mert (CDU), der laut protokollarischer Rangordnung mit Kolping in Chile in Kontakt. Obwohl sie erst in hinter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und den zurückliegenden Monaten Deutsch gelernt hat, noch vor Bundeskanzlerin Angela Merkel das zweit- konnte Alejandra die vielen Sitzungen und Reden höchste Staatsamt in der Bundesrepublik Deutsch- besser verstehen als gedacht. land inne hat. Teilnehmerin Kira Saß (24) ist Diözesanleiterin im Diözesanverband (DV) Hamburg und studiert Sozia- Regierungserklärung der Kanzlerin le Arbeit in Köln. Sie ist beeindruckt von der offenen Architektur des Paul-Löbe-Hauses mit seinen ge- Einer der Höhepunkte der Woche war für viele der schlängelten Gängen über insgesamt acht Etagen, die Besuch der Plenarsitzung im Reichstag am Donners- rund 1 000 Büros beherbergen. „Wenn die Abgeord- tagmorgen. Im Mittelpunkt stand die Regierungser- neten in den gläsernen Aufzügen durch das Gebäude klärung der Bundeskanzlerin zum Gipfel des Europä- zu ihren Büros schweben, hat man den Eindruck, man ischen Rates in Brüssel und befindet sich im Zauberei- die anschließende Ausspra- ministerium bei Harry Pot- Grünen-Fraktionsvorsitzen- che der Fraktionen. Ein ter“, scherzt Kira – doch der der Anton Hofreiter … glücklicher Zufall war, dass Vergleich trifft es sehr gut. „Mein politisches Interesse Thomas Dörflinger (CDU) „Mein politisches Interesse an diesem Tag auch seine ist durch die JPPW deutlich ist durch die JPPW deutlich letzte Rede vor dem Bundes- gestiegen, weil ich mir jetzt gestiegen, weil ich mir jetzt tag hielt. Der Bundesvorsit- ein viel genaueres Bild da- zende des Kolpingwerkes ein viel genaueres Bild da- von machen kann, wo und Deutschland gehört seit 19 von machen kann, wo und wie unsere Bundespolitiker Jahren für seinen Wahlkreis arbeiten.“ wie unsere Bundespolitiker Waldshut dem Bundestag an Mit Besuchen und Besich- und wird bei der im Septem- arbeiten.“ tigungen unter anderem ber anstehenden Wahl auf beim Bundesfinanzministe- eigenen Wunsch nicht wie- rium, beim Bundesrat und der kandidieren. Zuvor bei der Landesvertretung nahm sich Thomas Dörflin- Bayern hatte das Rahmen- ger Zeit, in einer ausführlichen Gesprächsrunde (sie- programm der Praxiswoche viel Interessantes zu bie- he Fotos oben) mit allen Teilnehmenden der Praxis- ten. Organisiert und begleitet wurde die diesjährige woche intensiv über aktuelle politische Prozesse und JPPW zum zweiten Mal von Julia Mayerhöfer (Diö- Entwicklungen, aber auch über private Zukunftsplä- zesanleiterin im DV Eichstätt, Leitung der AG Jugend ne nach seiner Abgeordnetentätigkeit zu diskutieren. und Kirche, Mitglied im Beratungsausschuss) und Mit Alejandra Saez Duran hatte Thomas Dörflinger Alexander Suchomsky ( Jugendpolitischer Bildungsre- 18 KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017
J U N G E E R WA C H S E N E genheit, neben Thomas Dörflinger auch mit den Kolping-Abgeordneten Marie-Luise Dött, Ursu- la Groden-Kranich, Sa- bine Weiss und Markus Grübel ins Gespräch zu kommen. Es wurde dar- über diskutiert, wie prä- sent und leitend Kolping in der Arbeit der politi- schen Parteien ist und wie der Alltag der Abge- ordneten bei Sitzungs- wochen in Berlin und zuhause im Wahlkreis aussieht. Dabei war übereinstimmend zu hö- ren, dass alle Abgeordne- ten ihre Arbeit gerne tun und sich auch immer wieder für diesen Job ferent der Kolpingjugend im Kolpingwerk Deutsch- entscheiden würden, aber die Tätigkeit zugleich eine land). Für die beiden war es schön zu sehen, wie enga- hohe Belastung für einen selbst und das private Fami- … und Bundestagspräsident giert, motiviert und interessiert die junge Truppe bei lienleben darstellt. Immer wieder ist man lange zu- Norbert Lammert (CDU) stellten sich mit den jun- der Sache war. Bei der Organisation des Rahmenpro- hause abwesend, pendelt regelmäßig viele Stunden gen Kolpingern zum Erinne- grammes, das für die Teilnehmerinnen und Teilneh- zwischen Hauptstadt und Heimat und hat nicht nur rungsfoto auf. mer eine abwechslungsreiche Ergänzung zur Mitar- in Sitzungswochen einen randvollen Terminplan, der beit bei ihren MdBs sein soll, mit Sitzungen gefüllt ist, die ist immer wieder Spontanei- nicht selten bis tief in die tät und Flexibilität gefragt: Nacht dauern. Von allen Erst einen Tag vorher stand „Jeder, der behauptet, Seiten wird stets 100 Prozent fest, dass Maybrit Illners Präsenz und Engagement er- gleichnamige ZDF-Talk- Politiker hätten einen wartet, sonst ist gleich wie- show an diesem Donners- leichten und einfachen Job, der das pauschalisierende tagabend ausnahmsweise Vorurteil vom trägen und nicht live gesendet, sondern sollte sie mal einige Tage im gutverdienenden Politiker einige Stunden vorher auf- Alltag begleiten.“ bemüht, das eigentlich gänz- gezeichnet wird. Da nie- lich fehl am Platz ist. mand der Teilnehmenden Auch Kira hat seit dieser auf den Besuch im Fernseh- Woche mehr Respekt und studio verzichten wollte, Wertschätzung vor politi- wurde der Tagesplan kurzerhand angepasst und die schen Amtsträgern: „Jeder, der behauptet, Politiker Kolpinger erlebten eine einstündige Diskussion zum hätten einen leichten und einfachen Job, sollte sie mal Thema „Zurück in die Zukunft – weniger Agenda, einige Tage im Alltag begleiten.“ Dazu passt auch das mehr Gerechtigkeit?“, an der neben der rhein- Wochenfazit von Teilnehmer Sven Vehren, Student land-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer aus Niedersachsen: „Mit der Praxiswoche habe ich ei- unter anderem auch Jens Spahn teilnahm. Spahn ist nen riesigen Einblick in die Politik Deutschlands be- Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzmi- kommen. Die MdBs sind mit viel Herzblut bei der nisterium und einer von derzeit 36 Abgeordneten im Arbeit und das Klischee des faulen und demotivierten Bundestag, die Mitglied im Kolpingwerk sind. Politikers kann ich jetzt auf jeden Fall widerlegen. Das politische Berlin ist sehr aufregend und ich komme MdB-Runde auf jeden Fall nochmal vorbei.“ Eine tolle und bereichernde Zeit hatte auch Agnes Sie treffen sich in der Regel einmal im Monat freitags Zender, Schülerin aus Baden-Württemberg: „Die zur sogenannten MdB-Runde, wo im Rahmen eines JPPW war sehr erfahrungsreich und spannend. Ich Frühstückes über gesellschafts- und sozialpolitische kann sie jedem empfehlen, der hinter die Kulissen von Fragestellungen sowie über verbandliche Entwicklun- politischen Prozessen schauen möchte und Spaß an gen diskutiert wird. So hatten die JPPWler die Gele- Diskussionen zu aktuellen Themen hat.“ KOLPI NGMAGAZI N MAI–J U N I 2017 19
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