Blätter aus dem Thurgauer Wald
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Bl ä t t e r a u s d e m T h u r g a u e r Wa l d Informationen für Waldeigentümer und Forstreviere 28. Jahrgang, Nr. 1, Februar 2021
Edit or i a l Geschätzte Leserinnen und Leser sollte. In diesem Zusammenhang ist zu er wähnen, dass wir bestrebt sind, dass im Freitagmorgen, 15. Januar 2021: Der grosse neuen Verwaltungsgebäude u.a. Eschenholz Schnee ist da! Seit 24 Stunden schneit es für die Böden verwendet wird. Im Weiteren ausgiebig und ununterbrochen; mittlerweile aber bin ich der Meinung, dass wir lernen liegt eine Schneedecke von 40 cm im ganzen müssen, mit solchen Phänomenen umzugehen, Kanton Thurgau. In den höheren Lagen ist es d.h., wir müssen uns eingestehen, dass wir sogar deutlich mehr! nicht alles beeinflussen und steuern können. Schwierige Strassenverhältnisse, teils ge Der Wald aber überlebt mit Sicherheit auch sperrte Strassen und im Wald Schneebruch dies und es stellt sich stets die Frage, welche sind einige Folgen von so viel Schnee. Aber Leistungen der Wald künftig erbringen wird. sehen wir doch das Positive; endlich wieder Ich denke, Förster und Waldbesitzer sollten einmal Schnee!! Die ganze Landschaft und sich verstärkt mit solchen Fragen auseinander v.a. die Wälder wirken wie verzaubert! setzen. Der Beitrag S. 20 über die beiden Winterliche Verhältnisse wie früher. Dazu Adventswege in Aadorf und Sirnach ist hierfür passt irgendwie das Jubiläum der Waldkorpo ein gutes Beispiel. ration Güttingen. Vor 250 Jahren wurde diese Im Rahmen der Baumartenporträts ist die gegründet. Zu jener Zeit gab es wohl regel Weide an der Reihe. Dieser Baum wird von mässig strenge und schneereiche Winter und Förstern und Waldbesitzern häufig als uner geheizt wurde vornehmlich mit Holz, weshalb wünschter Konkurrent namentlich in den Ver namentlich das Brennholz einen sehr hohen jüngungen gesehen und entsprechend ohne Stellenwert genoss. Aus heutiger Optik sind weitere Überlegungen zurückgehauen oder die unzähligen stattlichen Eichen das Einzig eliminiert. Dabei weist die Weide auch sehr artige im Güttinger Wald. Ein Erbe, das aus viele positive Eigenschaften auf. Lesen Sie zeichnet, aber auch verpflichtet. Ich gratuliere dazu den Bericht ab S. 5. der Waldkorporation Güttingen an dieser Stel Schliesslich wünsche ich Ihnen – geschätzte le zu ihrem Jubiläum und wünsche ihrem Wald Leserinnen und Leser – viel Vergnügen bei der und den Anteilhabern eine erfolgreiche Zu Lektüre der BTW und einen schönen Winter. kunft. Gerade im Güttinger Wald bzw. allgemein in der Region Oberthurgau gibt es neben vielen schönen Eichen auch sehr viele Eschen. Der Eschenanteil liegt in dieser Region deutlich über dem kantonalen Durchschnitt. Entspre chend bereitet die Eschenwelke auch mehr Sorgen als in den übrigen Gebieten des Kan tons Thurgau. Leider gibt es zurzeit keine echte Möglichkeit, dieser Krankheit Einhalt zu gebieten. In einem Artikel in dieser Ausgabe der BTW wird die Problematik eingehend be leuchtet und die bittere Realität aufgezeigt. Jedenfalls dürfte auch in den kommenden Jah ren viel Eschenholz anfallen, welches einem Daniel Böhi guten Verwendungszweck zugeführt werden Kantonsforstingenieur BTW 1/2021 3
Inha lt Forstamt und Forstdienst Die Weide im Kanton Thurgau 5 Revierförster – auch in Zukunft ein attraktiver Beruf? 8 Ein Verschwinden im Schatten des Borkenkäfers 10 Der Schatz im Speckbachtobel 13 Adventsrundweg in Sirnach und Aadorf – Öffentlichkeitsarbeit in Corona-Zeiten 15 Wald und Waldbewirtschaftung im Mittelthurgau, Teil 5: Weitere Neuerungen 17 Aus den Verbänden und Branchen Herbarien der Forstwartlernenden 22 Auf Holz bauen – Zeichen setzen 23 Forstwartlernende im überbetrieblichen Kurs Holzernte C 24 Diverses 250 Jahre Waldkorporation Güttingen 26 Arbeitsjubiläen und runde Geburtstage im Forstdienst 31 4 BTW 1/2021
Forstamt und Forstdienst D ie W e i d e i m K anto n Thu rg au Im Thurgauer Wald kommen vor allem junge Weiden vor, alte und grosse Weiden sind hin- gegen eher selten. Ihr Anteil im Wald liegt deutlich unter 1 %. Der wirtschaftliche Nutzen der Weide ist derzeit gering, dafür haben Weiden einen grossen ökologischen Wert und sind sehr wichtig für Schmetterlinge. Weltweit kommen 400 bis 500 verschiedene Weidenarten und viele natürliche Kreuzungen (Hybride) vor, die oft nur schwer auseinander zuhalten sind. Weidenarten sind erstaunlich Weiden sind sehr ausschlagfreudig. Am Boden vielfältig: Es gibt Weidenarten, die werden liegende Silberweide, die wieder ausgeschlagen hat. Foto: Ulrich Ulmer 30 m hoch, andere wachsen als Sträucher oder Zwergsträucher, und die kleinsten Wei denarten sind nur wenige Zentimeter gross. Blüten. Die Blätter sind wechselständig ange Weiden sind vor allem auf der Nordhalbkugel ordnet, die Blattunterseite der meisten Wei verbreitet. Dabei sind einzelne Weidenarten den ist behaart. sehr anpassungsfähig und wachsen bis in Weiden bilden ein kräftiges und fein ver den hohen Norden und im Alpenraum bis zweigtes Wurzelwerk, das lockeres Erdmate 3000 m ü. M. Die Arktische Weide (Salix arctica) rial stabilisieren kann. Mit Ausnahme der Sal gilt als eine der Gehölzarten, deren Verbrei weide sind Weiden sehr ausschlagfreudig. tung am weitesten in den Norden reicht Durch wiederholten Schnitt entstehen Kopf (bis 80° nördliche Breite). Die strauchförmige weiden. Schweizer Weide (Salix helvetica) kommt in Als ausgesprochene Pionierbaumartarten Höhenlagen bis 2500 m vor. sind Weiden sehr lichtbedürftig. Sie ertragen Frost, Sonnenstrahlung, Hitze, Nässe und Tro Eine bemerkenswerte Weidensammlung ckenheit, wie sie auf Freiflächen vorkommen. Eine bemerkenswerte Sammlung von Weiden Sie sind anspruchslos und äusserst robust arten befindet sich in Wattwil SG. Hier hat der und wachsen praktisch überall gut, auch auf ehemalige Kreisförster Heinrich Oberli (1913– jungen, nährstoffarmen Rohböden. Und sie 1983) im letzten Jahrhundert eine grosse Wei ertragen Überschwemmungen. Weiden blü densammlung angelegt. Andreas Rudow von hen meist schon in jungen Jahren und bilden der ETH hat diese Sammlung («Salicetum leichte Samen in grosser Zahl, was der Pio Oberli»), die 72 Weidenarten und 33 Hybride nierstrategie zusätzlich hilft. umfasst, 1999 beschrieben. Baumförmige Weidenarten wachsen meist sehr schnell, sind dafür aber relativ kurzlebig. Weiden – schnell wachsende Pioniere mit Grosse Weiden kommen deshalb bei uns nur kurzem Leben an Orten vor, wo die Konkurrenzkraft der an Charakteristisch für Weiden sind ihre Blüten, deren Baumarten weniger gross ist. die Weidenkätzchen, die meistens schon im Die häufigsten Weidenarten im Thurgauer März bis April austreiben. Weiden sind zwei Wald sind die Salweide (Salix caprea), die Sil häusig, d.h., auf einer Weide gibt es immer berweide (Salix alba) und die Purpurweide entweder nur männliche oder nur weibliche (Salix purpurea). BTW 1/2021 5
Forstamt und Forstdienst Die Salweide kommt überall vor Die Salweide kommt praktisch in der ganzen Schweiz vor. Obwohl sie kaum gepflanzt wird, ist sie auch im Thurgauer Wald vor allem auf Verjüngungsflächen und in Jungbeständen sehr häufig, da sie sich sehr gut natürlich ver jüngt. Wegen ihrer geringen Konkurrenzkraft und weil bei der Bewirtschaftung andere Baumarten bevorzugt werden, verschwindet sie mit der Zeit, sodass in älteren Beständen kaum Salweiden vorhanden sind. Salweiden Weiden verjüngen sich sehr gut natürlich. Junge erreichen Baumhöhen von 15 bis 20 m und Salweiden besiedeln eine Buntbrache. Im Hintergrund grosse Silberweiden. Foto: Ulrich Ulmer werden meist nur 50 bis 70 Jahre alt. Sie er reichen im Wald Durchmesser von 50 cm auf Brusthöhe, selten mehr. über 30 m hoch. Grosse Silberweiden kommen bei uns vor allem entlang von Gewässern vor, Die Salweide ist ökologisch sehr wertvoll wo die Konkurrenzkraft der anderen Baumarten Dass Weiden eine wertvolle Bienenweide weniger ausgeprägt ist. Hier können sie sind, ist allgemein bekannt. Neben jedem mächtig werden und Durchmesser von 100 cm Bienenhäuschen findet man Weiden. Dass und mehr auf Brusthöhe erreichen. Ähnlich aber die Salweide neben der Eiche eine der wie andere in der Jugend schnell wachsende wichtigsten Baumarten für Schmetterlinge Baumarten, werden auch sie nicht sehr alt. ist, ist doch eher erstaunlich. Dutzende Sie werden vielleicht 80 bis 100-jährig, selten von Schmetterlingsarten, wie z.B. der Grosse auch älter. Schillerfalter, ernähren sich von der Salweide, sowohl als Raupe als auch als ausgewachse Der Silberweiden-Auenwald ner Falter. Diese schätzen die Salweide vor Auf regelmässig überschwemmten Standorten allem im Frühjahr. Salweiden sind also von können Silberweiden dominieren und ganze besonderer Bedeutung für die Biodiversität Bestände bilden. Der Silberweiden-Auenwald (Artenvielfalt) und werden oft unterschätzt. stockt auf regelmässig stark überschwemmten Flussuferbereichen («Weichholzaue») auf jungen Die Silberweide, die Königin der Weiden Böden (Rohböden, Sedimente). Schweizweit Die Silberweide ist deutlich weniger häufig ist dieser Silberweiden-Auenwald äusserst sel als die Salweide. Sie wird 25 bis 30 m, selten ten. Auch im Thurgau kommen diese Bedin gungen nur kleinflächig vor: entlang der Thur von Pfyn bis Neunforn, im Mündungsbereich der Aach und weiterer Bäche am Obersee zwischen Arbon und Romanshorn sowie am Seerhein und Untersee von Gottlieben bis Er matingen, dies auf einer Fläche von gesamt haft nur rund 13 ha. Die Purpurweide im Lebendverbau Verschiedene Weidenarten werden im Lebend Die Verbreitung der Salweide in der Schweiz. Quelle: verbau eingesetzt. Dank ihrer guten Durch Schweizerisches Landesforstinventar (LFI), www.lfi.ch wurzelung und Verankerung sichern sie Ufer 6 BTW 1/2021
Forstamt und Forstdienst Im Thurgau gibt es nur wenige Waldstandorte, wo Weiden natürlich dominieren können, so z.B. im Silber weiden-Auenwald (Einheit 43) der sogenannten Weichholzaue. Silberweiden im Auenschutzgebiet «Schäffäuli» an der Thur bei Niederneunforn. Foto: Ulrich Ulmer böschungen und oberflächliche Rutschungen, der Alpensüdseite (0,9 %) und in den Alpen auch das gute Ausschlagvermögen dieser (0,7 %) am höchsten. Im Mittelland (0,3 %) ist Weidenarten wird geschätzt. Insbesondere er deutlich geringer. Weiden haben von 1985 die strauchförmige Purpurweide wird im Grün- bis 2015 in der Schweiz zahlenmässig um oder Lebendverbau häufig verwendet. 45 % zugenommen. Auch im Thurgau hat der Anteil der Weiden in dieser Zeitspanne stetig Wenig Weiden, dafür überall verteilt zugenommen und beträgt nun rund 0,3 %. Gemäss Schweizerischem Landesforstinventar (LFI) haben Weiden schweizweit einen Vorrats Weidenholz – mehr als nur Biomasse? anteil von nur 0,1 % und einen Stammzahlan Das Holz der Weide ist weiss bis rötlich, teil von 0,5 %. Nur jeder 200. Baum ab 12 cm weich, sehr leicht und biegsam (Flechten, Kor Durchmesser auf Brusthöhe im Schweizer ben). Es kann als Blindholz oder als Schälfur Wald ist also eine Weide. Weiden messen im nier für Sperrholz verwendet werden oder zu Durchschnitt nur rund 20 cm Durchmesser auf Zellulose verarbeitet werden. Weidenholz ist Brusthöhe, denn die meisten sind relativ jung nicht sehr dauerhaft. Wegen des geringen und alte, grosse Exemplare sind nicht häufig. Brennwertes wird es kaum als Brennholz ver Der Anteil der Weiden in der Schweiz ist auf wendet. Weniger in der Schweiz, aber im Aus land werden neben Pappeln auch verschiede ne Weidenarten als schnell wachsende und ausschlagfähige Baumarten in sogenannten Kurzumtriebsplantagen zur Biomasseproduk tion angepflanzt. In der Weidenrinde steckt ein Heilmittel Die Rinde von Weiden wurde schon von Ger manen, Kelten und Römern, und sicher auch schon früher, als Heilmittel gegen Schmerzen und Fieber eingesetzt. Der Wirkstoff Salicyl säure hat auch seinen Namen von der Weide erhalten (Salix, die Weide). Eine markante Silberweide steht im Nordwesten der Stadt Frauenfeld im Gebiet Niderwise. Ihr Alter wird vom Eigentümer auf rund 160 Jahre geschätzt. Ulrich Ulmer Foto: Ulrich Ulmer Kreisforstingenieur Forstkreis 3 BTW 1/2021 7
Forstamt und Forstdienst Revierförster – auch in Zukunft ein attraktiver Beruf? Im Thurgau scheint es in jüngster Zeit eher schwierig geworden zu sein, freie Revierförs- terstellen wieder gut zu besetzen. Als für alle Beteiligten gelungen darf die Wahl von Tobi- as Fischer zum Revierförster in Kreuzlingen und zum Betriebsleiter der Pro Forst vor gut vier Jahren bezeichnet werden. Im Interview mit ihm wollen wir der Frage nachgehen, was es braucht, damit der Försterberuf für junge Leute weiterhin attraktiv bleibt. Tobias, warum wolltest du seinerzeit unbedingt Förster werden? Ich suchte einen Beruf, bei dem ich meinen Arbeitstag selber gestalten kann. Ausserdem gefällt mir die Abwechslung zwischen Wald und Büro. Wie bist du als Aargauer ausgerechnet auf den Thurgauer Wald gekommen? Stellenangebote für Förster sind dünn gesät – damals wie heute. Eine Auswahl gibt es nur Der 33-jährige Aargauer Tobias Fischer ist seit selten. Mir war zum Vornherein klar, dass ich 2016 Revierförster und Betriebsleiter der Pro Forst. Unterdessen ist er zu einer festen Grösse im meinen Horizont über den Heimatkanton hi Kreuzlinger Wald geworden. Foto: Robin Roth naus ausweiten musste. Stellenausschreibung, Gegend und auch erste Gespräche mit meinen Waldleistungen. Dies bekomme ich täglich zu künftigen Vorgesetzten liessen keine Zweifel spüren, da mein Revier von einer vorwiegend offen, dass ich hier am richtigen Ort war. urbanen Bevölkerung besucht und bean sprucht wird. Hier gilt es, den richtigen Um Hast du auch aus heutiger Sicht – vier Jahre gang zu finden. danach – deinen Traumjob gefunden? Zusätzliche spannende Herausforderungen Ja. bieten die vielen Arbeiten für Dritte, die wir in der Stadt tätigen dürfen. Was macht deinen Job zum Traumjob? Die Abwechslung im Alltag und die täglich Wenn du dich mit deinen Försterschul neuen Herausforderungen. kollegen vergleichst, bist du zufrieden, wo du heute stehst? Und wenn ja oder nein, Hat das mehr mit der Aufgabe als Förster warum? allgemein oder ganz konkret mit deiner Ja, weil ich eine Stelle gefunden habe, die Stelle hier in Kreuzlingen zu tun? mich glücklich und zufrieden macht. Beides. Die Aufgaben des Försters sind der zeit wieder einmal in starkem Wandel begrif Wie erklärst du dir, dass sich derzeit nur fen. Die Schwerpunkte verschieben sich von wenige valable Bewerber für eine Förster- der Holznutzung zur Inwertsetzung anderer stelle im Thurgau zu interessieren scheinen? 8 BTW 1/2021
Forstamt und Forstdienst ter verdienen lässt. Der Kanton sollte versu Dipl. FörsterIn HF chen, die guten heimischen Forstwarte, die mit unseren Verhältnissen vertraut sind, in Ausbildung der Branche zu halten, indem er zum Beispiel Die Ausbildung zum/r dipl. FörsterIn HF Sprungbrettstellen für künftige Förster schafft setzt eine abgeschlossene Grundausbildung und Anreize zur Finanzierung der Weiterbil (i.d.R. als ForstwartIn EFZ) voraus. Je nach dung anbietet. Grundbildung müssen zur Zulassung zu sätzlich ein bis drei Jahre praktische Arbeit Was versprichst du dir von der neu in einem Forstbetrieb absolviert werden. Zu möglichen berufsbegleitenden Ausbildung Beginn der Ausbildung werden sechs ein- zum Förster? bis zweiwöchige Grundlagenmodule berufs Dass der Lohnausfall während der Schulzeit begleitend besucht. Anschliessend folgt nicht mehr den Ausschlag gibt, dass an sich während 21 Monaten eine Vollzeitausbil geeignete junge Forstwarte darauf verzichten, dung (inkl. Praktikum). Neu wird ab 2021 diesen Berufsweg einzuschlagen. So dürften et eine berufsbegleitende Ausbildung ange liche den Schritt zur Weiterbildung eher wagen. boten, die sechs Semester dauert. Du stehst noch am Anfang deiner Berufs Ausbildungsorte laufbahn. Könntest du dir vorstellen, deine Bildungszentrum Wald Lyss jetzige Aufgabe bis zur Pensionierung (http://www.bzwlyss.ch) wahrzunehmen? Bildungszentrum Wald Maienfeld Ja. (http://www.ibw.ch) Eine Einteilung erfolgt nach Wohnkanton. Welche Voraussetzungen müssten dazu erfüllt sein? Weiterbildung Immer wieder neue Herausforderungen und Ein vielfältiges Kursprogramm der beiden Erneuerungen im Betrieb und im Revier. Der Försterschulen ermöglicht gezielte Weiter Arbeitsalltag sollte möglichst abwechslungs bildungen und Spezialisierungen. reich und herausfordernd sein. Welche Chancen bieten sich interessierten Das liegt zum Teil sicher daran, dass viele jungen Leuten für die Zukunft im Förster Försterschulabgänger nicht bereit sind, sich beruf? ausserhalb ihres bisherigen Wohn- und/oder Die Chance, tatsächlich auch etwas für die Zu Arbeitskantons neuen, fremden Gegebenhei kunft zu tun. Der Wald rückt immer mehr in ten zu stellen. Die geografische Lage des den Fokus und wir als Revierförster sind die Kantons trägt bestimmt auch dazu bei. zentralen Ansprechpartner, die sehr vieles be wirken können. Wo siehst du Handlungsbedarf bei der Branche und beim Kanton? Besten Dank, Tobias, für dieses aufschlussrei In der Waldbranche wäre ein Gesamtarbeits che Gespräch und weiterhin viel Freude und vertrag mit besseren Löhnen für Forstwarte Erfolg bei deiner schönen und wichtigen Auf vordringlich. So könnte man verhindern, dass gabe! fähige junge Leute nach dem Lehrabschluss in andere Berufe abwandern, wo sich mit Interviewfragen Erich Tiefenbacher, einer weniger strengen Arbeit das Geld leich Kreisforstingenieur Forstkreis 2 BTW 1/2021 9
Forstamt und Forstdienst E in V e r s c h w i n d en i m Schatten d es Bork e n k äfe rs Durch das starke Auftreten des Borkenkäfers vom Blatt aus in den Trieb hineinzuwachsen. ist die Esche etwas aus dem Rampenlicht ver- Gelingt ihm dies, stirbt der Trieb ab. Die Esche schwunden. Erwähnung findet sie noch, wenn hält dagegen und kann in der Regel die meis Bäume aus Sicherheitsgründen entlang von ten Triebinfektionen stoppen. Bei zahlreichen, Strassen oder in Pärken gefällt werden müs- wiederholten Infektionen kommt es jedoch sen. Das Verschwinden der Esche, 2016 noch zu einem progressiven Kronensterben. Durch die dritthäufigste Baumart im Kanton, geht das Einsammeln des Laubes im Herbst im aber ungeachtet weiter. Siedlungsgebiet wird der Infektionsdruck bei Stadt- und Garteneschen etwas vermindert. Das Eschentriebsterben (ETS) wird durch den aus Ostasien stammenden Pilz Hymenoscy- Anhaltende Schäden phus fraxineus (Deutsch: Falsches weisses Für das Landesforstinventar 4 (LFI4) wurden Eschenstengelbecherchen) verursacht. In Asi Förster zu Schäden durch Naturereignisse und en ist er ein harmloser Blattpilz, der die dort Schadorganismen befragt. Unter den biologi heimischen Eschenarten besiedelt. Die Frucht schen Ursachen der Flächenschäden dominiert körper und somit die Sporen werden im Som gemäss Försterbefragung der Insektenbefall mer auf den letztjährigen Blattresten in der (Borkenkäfer) mit einem Anteil von 20 %, Streu gebildet und Millionen von Sporen bil gefolgt von Pflanzenkrankheiten mit 6 %. den sich, welche die frischen Blätter der Diese 6 % sind fast vollständig eine Folge des Esche infizieren. Teilweise schafft es der Pilz, ETS. Gemäss LFI4 sind rund 30 % der jungen Eschen (Mindesthöhe 1,3 m) befallen. Damit haben seit dem LFI3 die Schäden durch das ETS deutlich zugenommen. Seit 2016 werden in der Schweiz Zwangs nutzungen von Eschenholz erhoben. Nach einer Spitze 2017 ist der Wert rückläufig und erreicht 2019 einen Wert von schweizweit 105 000 m3. Dafür gibt es verschiedene mögli che Erklärungen: Einerseits lag der Fokus der Forstdienste 2019 auf der Räumung von Käfer holz. Andererseits war der Sommer 2019 warm und damit ungünstig für den Erreger des ETS. Seine Entwicklung und seine Infek tionskraft waren gehemmt. Unter Umständen war der Pilz nach dem Extremsommer 2018 vielerorts bereits in seiner Vitalität beein trächtigt. In feuchten Tälern mit hoher Eschen dichte konnten jedoch noch Neuinfektio- nen festgestellt werden. Die Thurgauer Forst statistik 2019 weist Schäden durch das ETS nicht separat aus. Der Anteil Zwangsnutzun gen durch andere Ursachen beläuft sich auf Orange verfärbte Rindennekrose an jungem 8880 m3, wobei der grösste Teil dem ETS zu Eschentrieb. Foto: Daniel Rigling / wsl zuschreiben ist. Neben den Zwangsnutzungen 10 BTW 1/2021
Forstamt und Forstdienst wurde seit 2016 auch die Intensität des ETS wird das Fällen von Totholz deshalb vertieft in den Kantonen abgefragt. Die meisten Kan geübt. tone, so auch der Kanton Thurgau, stuften die Intensität des ETS 2019 als stark ein. Wissenschaftliche Projekte Zwei neue Projekte an der WSL: Basierend auf Wenn möglich stehen lassen den 2016 erhobenen Daten, wurden in der Da es gegen das ETS noch keine wirksame Schweiz Standorte mit mindestens fünf Bekämpfungsmethode gibt, sollten Eschen, scheinbar toleranten Eschen (maximale Kro auch kranke, wenn immer möglich stehen nenverlichtung 25 %) und mindestens fünf er gelassen werden. Der Forstdienst des Kantons krankten Eschen (ab 50 % Kronenverlichtung) Freiburg hat hierzu eine Handlungsanleitung mit einem BHD von 20–50 cm ausgewählt. verfasst. Sie teilt befallene Eschen in fünf Weitere Kriterien waren eine gute Erreichbar Stufen ein und legt fest, wie eine allfällige keit mit dem Auto und ein schwaches Gefälle. Behandlung der Eschen aussehen soll. Die Im Kanton Thurgau wurden Flächen in Frauen Anleitung kann unter https://forstamt.tg.ch/ feld, Dozwil, Ermatingen und Neuwilen für die publikationen/externe-publikationen.html/11272 Versuche ausgewählt. eingesehen werden. Sie orientiert sich an den Für die Tests im Labor sind Replikate der Handlungsempfehlungen der Forschungsan ausgewählten Bäume nötig. Da die Samen stalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). aus einem Gemisch aus väterlichen und müt Müssen Eschen gefällt werden, entstehen auf terlichen Genen bestehen, wurde entschie grund der instabilen Bäume Sicherheitspro den, die Baumkandidaten durch Pfropfung zu bleme. Eine Umfrage bei verschiedenen Kan vervielfältigen, um Klone zu produzieren. An tonen hat ergeben, dass die Zahl der durch jedem Standort wurden von einer scheinbar ETS verursachten Unfälle zunimmt. Im ÜK C toleranten und von einer erkrankten Esche 2. Befallsstadien der und geeignete Lernenden (vgl. Artikel inMassnahmen diesem Heft) jeweils 50 gesunde Triebe aus der Krone ge — sammelt und diese anschliessend auf Wurzel Stufe 0 Stufe 1 Stufe 2 stöcke von 2- bis 3-jährigen Eschenbäumen (aus Schweizer Baumschulen) gepfropft. Ins gesamt sind 80 % der Pfropfungen gelungen. Im weiteren Verlauf der Untersuchungen wurden die gepfropften Eschen (insgesamt 1100 Stück) 2020 im Pflanzenschutzlabor mit dem ETS und dem Eschenprachtkäfer kon frontiert, um die Frage nach der Anfälligkeit von verschiedenen Eschengenotypen gegen Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5 über dem Eschenprachtkäfer mit und ohne biotischen (Pilz) und abiotischen (Trocken heit) Stress zu beantworten und zugrunde liegende Mechanismen aufzudecken. Erste Ergebnisse sollen 2021 veröffentlicht werden. Britische Forscher haben herausgefunden, welche Stoffe in den Blättern dafür verant wortlich sind, dass gewisse Eschen weniger Fünf Befallsintensitäten werden in der vom Kanton anfällig auf das ETS sind. Je geringer die Kon Freiburg verfassten Anleitung unterschieden. 4 zentration dieser Stoffe, die als Bitterstoffe Abbildung: Forstamt Kanton Freiburg u.a. Schutz gegen Insekten bieten, ist, desto BTW 1/2021 11
Forstamt und Forstdienst weniger anfällig sind die Bäume gegenüber dem ETS. Die Forscher hoffen, einen Schnell test zu entwickeln, mit dem man tolerante Eschen bestimmen kann. Das Ganze hat je doch den Nachteil, dass Pflanzen Bitterstoffe zur Abwehr von Schädlingen einsetzen. Ein weiterer potenzieller Schädling für die Esche ist der Asiatische Eschenprachtkäfer. Dieser Käfer stammt aus Asien und wurde in Europa bereits in der Ukraine und Russland gesich tet. Durch die Auslese von gegen das ETS re sistenteren Eschen könnte das Schadenpo tenzial, welches durch den Eschenprachtkäfer existiert, ungewollt gefördert werden. Um die wichtige Baumart Esche zu retten, wurden Forschungsversuche durchgeführt und Massnahmen zum Erhalt getroffen. Eine Lö Die Holzträger aus Esche geben der Cantina des sung des Problems zeichnet sich jedoch nicht Ekkarthofes elegante Weite. Foto: zVg ab. 2021 soll die Esche Thema eines wissen schaftlichen Symposiums sein. men, welche teilweise bereits im Werk zusam mengebaut wurden. Vorteile von Laubholz Zum Verfeuern zu schade gegenüber Nadelholz sind die höhere Quer Wie das Beispiel des Neubaus des Gastrono druck- und Querzugfestigkeit, aber auch die mie- und Mehrzweckgebäudes auf dem Ekkart grössere Schub- und Zugfestigkeit parallel zur hof 2018 in Lengwil zeigt, kann Eschenholz Faser. Diese Eigenschaften machen Brett auch als Konstruktionsholz verwendet wer schichtholz aus Laubholz für tragende Konst den. Das Primärtragewerk dieses Gebäudes ruktionen bei Gebäuden interessant. besteht aus Eschenbrettschichtholz mit Rah Sandra Horat Befallene Eschen sind in der Landschaft gut zu erkennen. Foto: Ruedi Lengweiler 12 BTW 1/2021
Forstamt und Forstdienst Der Schatz im Speckbachtobel Eine hohe, schroffe Felsflanke, darunter ein sind dicke Bäume grundsätzlich geschützt, sich wild schlängelnder Bach, der sich tief Pflegeeingriffe (mitunter mit Holzanfall) zur ins Gestein eingefressen hat. Unzählige dicke Förderung seltener Arten oder Erhöhung der Bäume, die perfekte Deckung für einen Über- Naturnähe sind weiterhin vorgesehen. Allen fall auf die Postkutsche. Ferne Trommel voran die rund fünf Hektar Eichenwälder auf geräusche und schwacher Rauchgeruch ... der steilen Flanke des Speckbachtobels bedür Kindheitserinnerungen an die abenteuerlichen fen regelmässiger Pflegeeingriffe im Turnus Winnetou-Filme werden in einem beim An- von fünf bis sieben Jahren. Zudem sind Pflege blick des Speckbachtobels in Steckborn eingriffe zum Erhalt der Schutzwirkung des wach. Wer weiss, vielleicht hätte Karl Mays Waldes gegenüber gerinnerelevanten Prozes «Schatz im Silbersee» ja einen geringfügig sen wie Erosion und Rutschungen erlaubt. anderen Titel erhalten, hätte er sich denn ein- Teile des Reservatsperimeters befinden sich mal in diese wilde Ecke des Thurgaus verirrt. nämlich im Schutzwald des Bundes. Dem potenziellen Zielkonflikt zwischen Biodiversität Ein Schatz für die Biodiversität ist das Speck und Schutz vor Naturgefahren wurde mit einer bachtobel, der vermutlich grösste Canyon des entsprechenden Regelung in der Schutzanord Thurgaus, allemal. Vieles ist dabei der extre nung zum Waldreservat begegnet. men Topografie des Molassetobels geschuldet, Mit dem Speckbachtobel wurde das 30. Re welche verantwortlich für die kleinräumig än servat im Kanton Thurgau in Kraft gesetzt, dernden Standortbedingungen im Wald ist. wobei hierzu auch die sechs entlang der Thur Resultat ist ein feines Mosaik verschiedenster ausgeschiedenen Auenschutzgebiete von na Waldgesellschaften, darunter der sehr seltene tionaler Bedeutung zählen. Damit sind heute Pfeifengras-Föhrenwald und seltene Seggen- 1871 ha oder rund 9,4 % des Thurgauer Wal Buchenwälder. Doch auch der Raum ausser des als Waldreservat ausgeschieden. Der halb des Waldes ist beispielsweise mit der von Thurgau hat sich die Sicherung von 10 % der Pro Natura unterhaltenen Unteren Speckwiese Waldfläche, d.h. 2000 ha, als Waldreservat bis für die Biodiversität von grosser Bedeutung. 2030 zum Ziel gesetzt. Angesichts der mehre Seit 1. Juli 2020 ist das Speckbachtobel Teil ren in Vorbereitung stehenden Waldreservate des gleichnamigen Waldreservats, welches ist dies aller Voraussicht nach erreichbar. eine Waldfläche von rund 30 ha einnimmt, die Waldreservate bilden Kerngebiete der so 18 Waldeigentümern gehört. Rund sechs Hek genannten ökologischen Infrastruktur. Diese tar davon werden die kommenden 50 Jahre kann man sich vereinfacht als ein Netzwerk völlig der natürlichen Entwicklung überlassen von Kerngebieten und Vernetzungsgebieten und damit nicht bewirtschaftet. Damit wird ins ökologisch besonders wertvoller Objekte im besondere die Anreicherung von Totholz geför Wald, in der Flur, in Gewässern und Über dert. In Urwäldern fällt Totholz mit dem Abster gangsbereichen der drei vorstellen. Der Bund ben alter Bäume oder durch äussere Einflüsse hat sich mit der «Strategie Biodiversität wie Stürme an. Mit der intensiven Nutzung der Schweiz» 2017 zum Ziel gesetzt, bis 2040 Wälder in der Schweiz und in den benachbar eine funktionsfähige ökologische Infrastruk ten Ländern ist dieser Waldzustand heute sel tur aufzubauen. Diese soll als Rückgrat für ten anzutreffen. Für rund ein Viertel der wald den Erhalt unserer Ökosysteme für unsere bewohnenden Arten, und das sind immerhin Kinder und Kindeskinder dienen, damit auch 6000, bietet Totholz Lebensraum und Nah sie dereinst die Vorteile eines intakten Öko rungsquelle. Auf der übrigen Reservatfläche systems erfahren dürfen. BTW 1/2021 13
Forstamt und Forstdienst Was bedeutet ein Waldreservat als ein Kern mäss den Zielen des Waldzieltypenplans ent gebiet in der schweizweiten ökologischen In wickelt. Pflegemassnahmen im Einklang mit frastruktur nun konkret für den Waldeigen dem Waldzieltypenplan erlauben die Steue tümer? Erst mal erhält er eine jährliche rung und Beschleunigung der Entwicklung. Entschädigung für die durch die Schutzan Diese werden angemessen entschädigt, die ordnung und räumlich mit dem Waldzielty Pauschalen sind höher angesetzt als jene für penplan festgelegte Nutzungsbeschränkung. den Wirtschaftswald. All diesen Entschädigun Zudem ist der Waldeigentümer für die ge gen steht unbestritten der reduzierte wirt schützte Fläche fortan vom Flächeneinzug des schaftliche Nutzen durch Eigengebrauch oder Forstreviers befreit. Das Forstrevier wird wie Verkauf der fortan weitgehend geschützten derum über den Revierbeitrag für die ge dicken Bäume gegenüber. Allerdings stehen schützte Fläche entschädigt, um den Ausfall dicke Bäume, wie beispielsweise Fichten im des Flächeneinzugs zu kompensieren. Im bes Eichenwald, weiterhin zur Nutzung frei, wenn ten Fall, d.h. bei einem vollständigen Nut sie nicht dem Waldzieltyp entsprechen. Dies zungsverzicht, kann der Eigentümer mit der ist, kurz geschildert, die Aussensicht für den Entschädigung für die Nutzungsbeschränkung Waldeigentümer auf ein Waldreservat. Hinzu und dem Wegfall des Flächeneinzugs bei gesellt sich die nicht zu unterschätzende In einer Laufzeit von 50 Jahren gut und gerne nensicht, nämlich, welchen Stellenwert man 15 000 Franken pro Hektar für sich verbuchen. selbst der langfristigen ökologischen Aufwer Dies entspricht in etwa dem Waldwert eines tung und Erhaltung seines Waldes beimisst. mässig bis schlecht erschlossenen, buchen Vor lauter Waldreservaten ist nicht ausser dominierten Waldes. Die Entschädigung steigt Acht zu lassen, dass auch die anderen gut zudem, wenn sich der Wald in der Folge ge 18 000 ha Wald im Thurgau ihren Beitrag an die Biodiversität leisten. Der Wald im Thurgau ist stets multifunktional und jeder Fleck leis tet einen, wenn vielleicht auch nur kleinen, Beitrag an die Biodiversität. Vielfalt, und da mit Biodiversität, ist zudem eine vernünftige Strategie im Umgang mit dem Klimawandel. Das Ausfallrisiko des Waldes, wie zurzeit bei fichtendominierten Wäldern in tieferen Lagen zu beobachten, lässt sich mit Verteilung des Risikos auf mehrere Baumarten vermindern. Mit Beitragsrichtlinien für die Jungwaldpflege und neu für die Wiederbewaldung von Sturm- und Käferflächen bestehen bereits heute In strumente, um den Waldeigentümer bei den Herausforderungen des Klimawandels finanzi ell zu unterstützen. Wer weiss, vielleicht wer den wir künftig noch öfter als heute beim Waldspaziergang Orte antreffen, die uns den ken lassen: Das wäre doch ein toller Unter schlupf für Robin Hood gewesen! Blick von der Felsflanke aus ins Speckbachtobel. Jochen Breschan Foto: Ruedi Lengweiler Planung und Beiträge 14 BTW 1/2021
Forstamt und Forstdienst Adventsrundweg in Sirnach und Aadorf – Öffentlichkeitsarbeit in Corona-Zeiten Corona hat gezeigt, wie wichtig der Wald für die Bevölkerung ist. Durch die Einschränkun- gen der vergangenen Monate haben viele Leu- te die Wälder als Orte des Ausgleichs, der Bewegung, der Ruhe und Distanz entdeckt. Der Wald wird hoch geschätzt und wirkt nach- weislich gesundheitsfördernd. Wird er aber auch verstanden oder ist er für viele «nur» eine grosse Freizeitarena? An den Waldtagen in Weinfelden 2021 wäre die Sensibilisierung der Besucher*innen zu den verschiedenen Waldleistungen ein Schwer punktthema gewesen. Leider musste auch dieser Anlass auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Antonia Fuchs-Schrakmann, die als Sachbearbeiterin bei der Fortuso und beim Im Orangensaft hat es Holz drin?! Am Posten 1 Forstbetrieb Fischingen-Tobel tätig ist, hatte in Sirnach staunten die Besucher*innen darüber, in welchen Produkten sich überall Holz versteckt. die Idee, als Ersatz für die vielen abgesagten Foto: Roger Hollenstein vorweihnachtlichen Events einen coronakon formen Adventsrundgang einzurichten. Diese gaben eines Forstbetriebes. Die Informationen Idee wurde mit zwei Rundkursen in einem wurden jeweils mit einer passenden Aktivität Waldstück in Aadorf und in Sirnach umge oder einem passenden Rätsel ergänzt. So setzt. Leitfaden durch die Parcours war die konnten unter anderem Eicheln für einen Adventsgeschichte vom kleinen Stern, welche zukunftsfähigen Wald gestupft, Tiere durch verteilt über zehn Postentafeln gelesen werden ein Memory kennengelernt, Holz gesägt, konnte. An jedem Standort gab es dazu viele Überwinterungsplätze für Kleintiere gebaut lehrreiche Informationen über die Waldbewirt oder ein Weihnachtsstern und ein Holzchrist schaftung, die heimische Tierwelt und die Auf baum mit Naturmaterialien dekoriert werden. Auswertung der Botschaften der Besucher*innen der Adventswege in Aadorf und Sirnach. Insgesamt wurden 675 Antworten abgegeben. Grafik: Roger Hollenstein BTW 1/2021 15
Forstamt und Forstdienst Die beiden Wege wurden rege benutzt und stiessen nicht nur bei den jüngsten, sondern dank den vielfältigen Waldinformationen auch bei den älteren Besucher*innen auf ein grosses Interesse. Was bedeutet Ihnen der Wald? Diese Frage wurde den Besuchern am Ende des Rundkurses gestellt. Der angebrachte Briefkasten in Form eines Vogelhauses wurde Posten 5 in Sirnach: Der Holzstern wurde fleissig fleissig mit Botschaften gefüllt. Neben den gefüllt. Dazu gab es Informationen zum Schweizer Wald. Fotos: Roger Hollenstein vielen positiven Rückmeldungen zum Ad ventsrundweg waren die Kommentare zur Waldwahrnehmung sehr interessant. Die auf tung gewonnen. Es ist allgemein erfreulich, geteilte Auswertung nach Themen zeigt die dass das Naturbewusstsein der Menschen ge Bedeutung des Waldes für die Besucher*innen: stiegen ist. Leider muss aber auch festgestellt Die Feedbacks zeigen klar, dass für die werden, dass dieses Bewusstsein sich bei Besucher*innen die Erholung und die Biodi einigen verliert, sobald es um die Befriedi versität die wichtigsten Waldfunktionen sind. gung der persönlichen Erholungsbedürfnisse Hätten wir diese Frage vor 50 oder sogar 100 geht. Solange die Strassen und Wege begeh Jahren der Bevölkerung gestellt, wäre die Ant bar sind und nicht ganze Waldstücke infolge wortverteilung bezüglich Waldfunktionen ganz Sturm oder Kalamität verschwinden, ist für anders herausgekommen. Heute ist der Wald viele Waldbesucher im Wald alles in bester nicht mehr nur ein Rohstofflieferant, sondern Ordnung. seine Funktion als Lebens- und Erholungs Was die Waldeigentümer alles für eine raum wird von den Menschen viel stärker ge nachhaltige Erfüllung der Waldleistungen un wichtet. Der Wald als intakte Naturoase hat in ternehmen, wie es um die wirtschaftliche Situ der aktuellen Situation nochmals an Bedeu ation in der Forstwirtschaft steht und welche Herausforderungen infolge der Klimaverände rung in Zukunft zu erwarten sind, sind nur einige Themen, über welche die Bevölkerung zum Teil zu wenig Kenntnis hat. Genau hier sind Waldbesitzer und Forstleute gefragt, die Menschen darüber zu informieren, mit wel chen gezielten Massnahmen ein nachhaltiger und vielfältiger Wald für die nächsten Genera tionen gefördert wird. Es kann erwartet werden, dass künftig un sere Wälder noch stärker als bisher besucht und in Anspruch genommen werden. Es herrscht bei der Bevölkerung eine sehr positi ve Grundhaltung zum Wald. Dies darf auch als Chance betrachtet werden, wenn es darum geht Nichtholzleistungen in Wert zu setzen. Posten 2 in Sirnach: Beim Tier-Memory wurde eifrig Roger Hollenstein nach Paaren gesucht. Revierförster Forstrevier Fischingen 16 BTW 1/2021
Forstamt und Forstdienst W a ld u n d W a l db ewi rts chaf tung i m Mit te l t h urgau Teil 5 : W e i t e r e Neuerung en Neue Gewichtung der Waldfunktionen Mit der Theorie vom Bodenreinertrag war die Im Rahmen der Feierlichkeiten der Einwei Waldbewirtschaftung um 1900 stark wirt hung des neuen Forstwerkhofs Mittel schaftlich ausgerichtet. Naturereignisse wie thurgau wurde eine Festschrift veröffent Käferschäden nach Trockenjahren (1947–1951, licht. Darin wurden der Wald und die 2003–2006 oder auch ganz aktuell wieder) Waldbewirtschaftung im Mittelthurgau um und Stürme (1967, 1990, 1999) zeigten, dass fassend beschrieben. Aufgegliedert in fünf vor allem mit grösseren Rottannen-Anpflan Teilberichte, wird diese Geschichte in den zungen eine einseitige, zu risikoreiche und Ausgaben der «Blätter aus dem Thurgauer ökologisch fragwürdige Forstwirtschaft betrie Wald» wiedergegeben. Teil 1 bis 4 sind in ben wurde. den BTW 1 bis 4/2020 erschienen. Schon 1950, verstärkt aber seit den 1970er- und 1980er-Jahren, wurde vor allem im Schweizer Mittelland eine besorgniserregen Bachtobeleinhänge werden seither durch stufi de Verarmung der Artenvielfalt in Fauna und ge Eingriffe und nachhaltige Pflege im Schutz Flora festgestellt, vor allem im Kulturland, wald entlastet. teilweise aber auch im Wald; dies als Folge Diese gesellschaftliche Entwicklung hat dazu der Rationalisierung und Intensivierung der geführt, dass im Waldgesetz des Bundes (in Landwirtschaft mit immer kürzeren Schnitt Kraft seit 1993) die übrigen Funktionen folgen, mit sich ausbreitenden Monokulturen (Schutz, Ökologie und Erholung) gegenüber und einer immer grösseren Belastung der der Nutzfunktion aufgewertet worden sind. Umwelt mit Schadstoffen. Mit der Ausschei Heute hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dung von Waldreservaten, Altholzinseln, Eichen dass der Wald multifunktional betrachtet wer nutzungsverzichtsflächen und Habitatbaum den muss. Mit Regionalen Waldplänen, wie gruppen – selbstverständlich unter Abgeltung einer 1999 auch für den Mittelthurgau erarbei von Eigentumsbeschränkungen und Zusatzauf tet wurde, werden die verschiedenen Funktio wendungen an die betroffenen Waldeigen nen und Interessen am Wald gegenseitig abge tümer – trägt das kantonale Forstamt nun wogen und miteinander in Einklang gebracht. vermehrt auch der Biodiversität im Wald Heute wird in den Waldungen im Mittel Rechnung. thurgau versucht, möglichst stabile, vitale, In den letzten Jahrzehnten ist die Erholung standortgerechte, strukturreiche und ökolo der Menschen im Wald immer wichtiger ge gisch wertvolle Laubholzbestände mit mässi worden. Schwerpunktgebiet im Mittelthurgau ger oder gar keiner Nadelholz-Beimischung zu ist in dieser Hinsicht zweifellos der Ottenberg begründen, die den Anforderungen an Ökolo mit einer Vielzahl unterschiedlicher Erho gie und Erholung entgegenkommen. Mit der lungsnutzungen (Wandern, Mountainbike, OL, Ausnutzung der ganzen Baumartenvielfalt, Reiten, Zeltlager etc.). wie sie für einen bestimmten natürlichen Die Bedeutung der Schutzfunktion des Wal Waldstandort typisch ist, wird versucht, das des wurde bei Behörden und Bevölkerung vor Bestandesrisiko so tief wie möglich zu halten. allem seit den durch Starkregen bedingten Allen Wäldern im Mittelthurgau eigen ist Überschwemmungen am Ottenberg-Südab jedoch, dass die hohen Rehwildbestände hang 1994 und den hohen Folgeschäden ins eine artenreiche Verjüngung ohne künstliche besondere in Weinfelden erkannt. Die steilen Schutzmassnahmen kaum zulassen. Das Reh BTW 1/2021 17
Forstamt und Forstdienst ist ein Feinschmecker. Mit Vorliebe tut es sich Insbesondere Sportverbände und Freizeit gerade an den Jungpflanzen seltener Baum nutzer befürchteten allerdings zu grosse arten gütlich. Ohne Zäune oder Einzelschütze Einschränkungen, die ihnen der neue Erlass kommt es in den Verjüngungen zur Entmi auferlegte. Nach einem harten, emotional schung. Wenig verbissen werden meist nur geführten Abstimmungskampf sagten schliess Fichte und Buche. Den Ahorn-Jungpflanzen lich 55 % der Thurgauerinnen und Thurgauer gelingt es aufgrund ihrer üppigen Regenerati Ja zu ihrem Wald, denn mit dem neuen kanto onskraft in der Regel, in genügender Anzahl nalen Waldgesetz konnten ab 1. April 1996 dem Äser der Rehe zu entwachsen, vor allem verschiedene der bereits genannten Neuerun wenn die Naturverjüngung nach einem Räu gen im Interesse des Waldes eingeführt wer mungshieb zunächst noch einmal auf den den (Forstrevierkörperschaften als Träger der Stock gesetzt wird. Beförsterung, Abgeltung gemeinwirtschaftli cher Leistungen unter Beteiligung der politi Das erste Thurgauer Waldgesetz schen Gemeinden, Regionale Waldplanung, 1839, 1860 und 1871 gab es bereits drei ver Ablösung der eigentümerbezogenen Betriebs gebliche Anläufe für ein kantonales Waldge pläne durch eigentumsübergreifende Ausfüh setz. Alle diese Versuche scheiterten am poli rungspläne für ein ganzes Forstrevier etc.). tischen Gegenwind und am Nein des Volkes. So behalf sich der Kanton lange mit einer di Reorganisation von Revier und Betrieb rekten Vollzugsverordnung zum Eidgenössi Im Thurgau sind heute alle Waldeigentümer schen Forstpolizeigesetz. Nachdem sich der von Gesetzes wegen Mitglied einer öffentlich- Bund in der Folge der Waldsterbensdebatte rechtlichen Forstrevierkörperschaft. Die Re zu Beginn der 1990er-Jahre ein grundlegend viergrenzen gibt das Departement für Bau neues Waldgesetz gegeben hatte, waren auch und Umwelt (DBU) vor. Diese Körperschaft, die Kantone gefordert, ihre Anschlussgesetz der alle Waldeigentümer im entsprechenden gebung neu zu gestalten. Unter der Leitung Gebiet zwingend angehören, ist Trägerin der von Regierungsrat Philipp Stähelin und danach Beförsterung und hat so die Anstellung eines vor allem von Regierungsrat Ulrich Schmidli Försters als wichtigsten Zweck. Dieser muss wurde so auch ein ausgewogener Entwurf für in seinem Revier die gesetzlich festgelegten ein Thurgauer Waldgesetz erarbeitet. Hoheitsaufgaben erfüllen. Darüber hinausge Eine Zangengeburt, heute aber essenziell für den Wald und die Waldpflege im Kanton – das erste Thurgauer Waldgesetz. Foto: Forstamt Kanton Thurgau 18 BTW 1/2021
Forstamt und Forstdienst hende Dienstleistungen des Försters sind re Für den Mittelthurgau sah der erwähnte Be vierinterne Angelegenheiten, die vom Forstre richt den Zusammenschluss der bisherigen Re vier auch verrechnet werden. Im Interesse der viere Ottenberg und Bürglen zu einem neuen Waldeigentümer kann die Körperschaft zu Doppelrevier Mittelthurgau vor. Gleichzeitig diesem Zweck auch einen eigenen Forstbe würde das bisherige Revier Märstetten mit der trieb führen, der seinen Mitgliedern je nach 2016 anstehenden Pensionierung von Revier Bedarf forstliche Dienstleistungen zu mög förster Jakob Stump aufgelöst und das darin lichst günstigen Konditionen anbietet. Dieser befindliche Gemeindegebiet Märstetten eben Betrieb muss selbsttragend sein. falls an das neue Revier Mittelthurgau ange Im Auftrag des DBU hatte das Forstamt im schlossen. Die anderen Gemeindegebiete Amli Jahr 2012 einen umfassenden Bericht zur kurz- kon-Bissegg und Wigoltingen im bisherigen und mittelfristigen Entwicklung der Forstrevier Revier Märstetten dagegen sollten an die strukturen im Thurgau auszuarbeiten. Zur Ab westlich benachbarten Forstreviere gehen. Alle deckung der hoheitlichen und betrieblichen drei in diese Revierbildung involvierten Forst Aufgaben in unserem ausgesprochenen Privat reviere führten bisher auch einen reviereige waldkanton wurde dabei von einer auch künftig nen Forstbetrieb. Mit ein Grund für die Neuor nötigen Zahl von insgesamt 25 Revierförstern ganisation war, dass nach kantonalem Konzept ausgegangen. Diese sollten sich in sogenann in der Region Mittelthurgau nur noch ein Forst ten Doppelrevieren organisieren (eine Körper betrieb mit einem neuen, zentralen Werkhof schaft mit zwei hoheitlich zuständigen Revier standort vorgesehen war. Unter den betroffe förstern). Damit wäre der laufende fachliche nen Förstern und Reviervorständen ergab sich Austausch mit Stellvertretung gewährleistet und schnell ein Konsens zu Sinn, Zweck und Not betriebliche Synergien könnten genutzt werden. wendigkeit einer derart umfassenden Neuge Das neue Forstrevier Mittelthurgau mit den Waldflächen der grösseren Eigentümer im Revier. Karte: Forstamt / swisstopo BTW 1/2021 19
Forstamt und Forstdienst staltung der Forstreviere und Forstbetriebe. Auch –– Die Strukturen sollten möglichst effizient die Waldeigentümer der drei betroffenen Reviere und schlank bleiben. Der Vorstand soll für bekräftigten und unterstützten das Vorhaben die strategische Führung besorgt sein. an ihren Jahresversammlungen. So konnte das –– Kostengünstige Lösungen für Waldeigentü DBU am 21. September 2015 die dafür nötige mer. Was den Neubau des Forstwerkhofs Neueinteilung der Forstreviere gutheissen. betraf, hiess das: Für die neue Forstrevierkörperschaft erga >>Standort im Waldareal (günstiges Bau ben sich im Wesentlichen folgende Vorteile: land), gleichzeitig aber auch gut erschliess –– ideale Grösse (1535 ha) bezüglich Auslas bar. Die Bürgergemeinde Weinfelden hatte tung beider Revierförster mit sachgerech dem neuen Revier dazu ein entsprechen ten Aufgaben des Baurecht im Wald südlich der KVA –– vorteilhafte Mischung von öffentlichem Weinfelden an optimaler Lage zugesichert. (483 ha) und privatem (1052 ha) Wald Das Waldgesetz des Bundes lässt die Mög –– ganzer Erholungsraum Ottenberg neu in lichkeit für forstliche Bauten von regiona einem Revier ler Bedeutung ausdrücklich zu. –– Ausschöpfung der Abgeltungen für gemein >>den im Finanzplan 2017–19 des Kanton wirtschaftliche Leistungen in voller Höhe vorgesehenen Investitionsbeitrag an forst dank idealer Grösse und Struktur. liche Infrastrukturen im Mittelthurgau nut zen (60 % der Baukosten) Den Vorständen der bestehenden Forstreviere >>zinslose forstliche Investitionskredite des waren von Beginn der Gespräche an die fol Bundes beanspruchen genden Kernanliegen wichtig: >>unabhängige Prozessbegleitung durch –– Die neue Organisation sollte weiterhin forstlich-betriebswirtschaftliche Fachleute einen reviereigenen Forstbetrieb führen, der allen Waldeigentümern je nach Bedarf An der Gründungsversammlung vom 20. Juni kostengünstige, massgeschneiderte Lösun 2016, zu der alle Waldeigentümerinnen und gen zur fachgerechten Bewirtschaftung Waldeigentümer im neuen Revier eingeladen ihres Waldes anbieten kann. Vom verfüg waren, wurden die neuen Statuten mit grosser baren Arbeitspotenzial her sollten zwei Re Mehrheit angenommen. Das neue Forstrevier vierförster, vier Forstwarte, vier Lehrlinge Mittelthurgau konnte so auf den 1. Oktober und eine Teilzeit-Fachkraft in Buchhaltung 2016 seine Tätigkeit aufnehmen. Die beiden und Administration ausgelastet werden Forstbetriebe genossen vorerst noch weiterhin können. Es wurde darauf geachtet, dass ihr Gastrecht an den bisherigen Standorten alles bisherige Personal der betroffenen bei den Bauamtswerkhöfen der Gemeinden Forstreviere von den Nachfolgeorganisatio Berg und Bussnang. nen wieder neu angestellt werden konnte. –– Die Waldeigentümer sollten ihre bisherigen Der neue Forsthof Mittelthurgau Revierförster als Ansprechpartner möglichst Zur Abklärung der betriebswirtschaftlichen beibehalten. Zusätzlich zu den Waldeigentü Tragfähigkeit hatten die Vorstände der beiden mern in Weinfelden, Berg, Hugelshofen und früheren Forstreviere Ottenberg und Bürglen Dotnacht sollte Revierförster Hansruedi Gub noch vor der Reviergründung einen Business ler neu auch jene der Gemeinde Märstetten plan durch die in fachlicher Hinsicht bestens betreuen. Revierförster Roman Gunterswei ausgewiesene Leitung des Forstbetriebs der ler würde wie bisher den Waldeigentümern Stadt Winterthur erarbeiten lassen, der auf in den Gemeinden Bussnang, Bürglen und zeigen sollte, wie eine optimale und finanziell Birwinken zur Verfügung stehen. erfolgreiche Betriebsstruktur für das neue 20 BTW 1/2021
Forstamt und Forstdienst –– Arbeitsabläufe optimaler zu gestalten, be Neubau Forsthof Mittelthurgau sonders im Bereich der Aufrüstung von Brennholz und anderer forstlicher Produkte. 6. Dezember 2017 Spatenstich 16. Januar 2019 Schlüsselübergabe Nach umfangreichen Vorbereitungsarbeiten 29. Juni 2019 Offizielle Einweihung konnte der neue Forsthof über das Jahr 2018 mit Tag der offenen Tür hinweg erstellt werden. Es entstand ein an sprechender, moderner Holzbau nach dem bewährten Muster des 2009 erstellten Forst werkhofs der Bürgergemeinde Ermatingen. Er Doppelrevier auszugestalten wäre. Ein Kern ist gleichsam ein Markenzeichen von Wald element dieses Businessplans war der Bau und Holz in der heutigen Zeit. Der Neubau eines neuen Forstwerkhofs an zentraler Lage. erhielt das Label «Schweizer Holz» und wurde Damit wurde es möglich dank einer umsichtigen, frühzeitigen Planung –– die beiden Forstbetriebe im Revier auch vom gar zu 80 % mit Holz aus dem eigenen Revier Standort her zu einer effizient führbaren und erstellt. operierenden Einheit zu verschmelzen. Der neue Forsthof ist der vorläufig letzte –– Büroräumlichkeit mit zweckmässiger Aus Meilenstein im langen Weg der Entwicklung rüstung für die beiden Förster und für ad des Waldes in der Region Mittelthurgau und ministrative Mitarbeiterinnen zu erstellen, des Forstreviers. Mit der aktuellen Organisati um beste Voraussetzungen für die gemein on und Ausrüstung sind die Waldbesitzer gut same Arbeit und für die Führung der Mitar für die Zukunft gerüstet. Der Neubau ist sicht beiter zu schaffen. bares Zeichen dafür. –– für die Mitarbeiter des Betriebes angemes sene Arbeitsbedingungen und genügende sanitäre Einrichtungen zu haben. –– ihnen die Möglichkeit zu geben, Schlecht Erich Tiefenbacher wetterarbeiten unter Dach auszuführen. Kreisforstingenieur Forstkreis 2 Der gefällige Neubau im Rüüteli-Wald der Bürgergemeinde Weinfelden hinter der KVA – dank vorausschauender Planung erbaut zu 80 % mit Schweizer Holz aus dem eigenen Forstrevier! Foto: Erich Tiefenbacher BTW 1/2021 21
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