Blickwinkel - Luzerner Psychiatrie

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Blickwinkel - Luzerner Psychiatrie
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DAS MAGAZIN DER LUZERNER PSYCHIATRIE | No 14 | Mai 2022

Verabschiedung         «Stabil»                Projekt                  Zieloffene
Dr. med. Conrad Frey   Sozialtherapeutisches   «Kleinstpensen»          Suchtarbeit
                       Jugendhilfeangebot      Gemeinsames Projekt      Motivation
                                               Tageskliniken lups und   Veränderung
                                               Stiftung Brändi
Blickwinkel - Luzerner Psychiatrie
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Magazin der lups    Inhalt

          6–8                                            8 – 11                                                        20 – 21

       		            Im Fokus                                                   		            Im Fokus
           4 – 5	Verabschiedung                                                20 – 21       Projekt Rechtsformänderung
                  Dr. med. Conrad Frey                                          		Luzerner Psychiatrie wird eine

        Wir verabschieden den                                                     gemeinnützige Aktiengesellschaft
         langjährigen Kaderarzt
                                                                                		            Im Fokus
       		            Im Fokus                                                         22      Digitalisierung
           6 – 8	Sozialpädagogisch-therapeutisches                             		Die Luzerner Psychiatrie trägt dem
                  Jugendhilfeangebot                                               Thema «Digitalisierung/Automatisierung»
       		            «Stabil» in Bad Knutwil                                       Rechnung

       		            Im Fokus                                                   		            Im Fokus
         9 – 11      Projekt «Kleinstpensen»                                    23 – 25       Neubau Wohnheim Sonnegarte
       		Gemeinsames Projekt der Tageskliniken                                 		            Der Neubau schreitet voran
          lups und der Stiftung Brändi
                                                                                		Rückblick
       		            Im Fokus                                                   26 – 27       Rückblick auf ein Jahr SERO
       12 – 13       Zieloffene Suchtarbeit                                     		            Intensives Jahr der Projekteinführung
       		            Motivation Veränderung
                                                                                		Rückblick
       		            Im Fokus                                                         28      ZEBI 2021 – ein Rückblick
        14 – 16      Psychische Gesundheit                                      		            Luzerner Psychiatrie präsent
       		            Eine etwas philosophische Betrachtung
                                                                                		News
       		            Im Fokus                                                         29      Bautätigkeit lups
             17      Planungsbericht Psychiatrie                                		Optimierung Therapieräumlichkeiten
       		            Psychiatrische Versorgung im Kanton Luzern                    am Standort St. Urban

       		            Im Fokus                                                   		News
       18 – 19       Wiederwahl Spitalrat und Abschied                                30      Personelles aus dem Kader
       		            des langjährigen Präsidenten                               		Neue Ansprechpartnerinnen, neue
       		Der Regierungsrat des Kantons Luzern hat                                 Ansprechpartner, Beförderungen
          per 1. Januar 2022 gewählt

       Impressum
       Magazin «blickwinkel», Nº 14, Mai 2022                                   Maeck, Chefarzt Stationäre Dienste; Daniel Müller, Leiter Stab
       Herausgeber Luzerner Psychiatrie, www.lups.ch                            Direktion; Jürg Meyer, Spitalratspräsident; Stefanie Widmer,
       Redaktionsleitung Silvia González, Teamleiterin                          Leiterin Rechtsdienst; Hanspeter Häfliger, Leiter Betriebswirtschaft
       Kommunikation & Marketing                                                und Infrastruktur; Angelika Voigt, Leiterin Wohnheim Sonnegarte;
       Redaktionelle Mitarbeit Dr. med. Stegmann Tobias, Oberarzt               Alois Vogel, Leiter Bildung und Aggressionsmanagement
       Kinder- und Jugendpsychiatrie; Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch, Chefarzt   Fotografie Fabian Feigenblatt Fotografie und Diverse
       Kinder- und Jugendpsychiatrie; lic.phil. Christina Häfliger, Leitende    Layout Minz, Agentur für visuelle Kommunikation, www.minz.ch
       Psychologin, Tagesklinik Sursee; Matthias Minder, Psychotherapeut,       Druck Abächerli Media AG
       Tagesklinik Sursee; Nicole Jost, Leitende Psychologin, Abhängigkeits-    Auflage 2500 Exemplare
       erkrankungen 2, Klinik St. Urban; Sarah Wey, Leitende Psychologin        Redaktionsadresse Luzerner Psychiatrie,
       Abhängigkeitserkrankungen 1, Klinik St. Urban; Dr. med. Lienhard         Kommunikation & Marketing, T 058 856 50 47, info@lups.ch

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Bewegt

Liebe Leserinnen und Leser

Wir leben in einer bewegten Zeit, nicht nur mit Blick auf das
Weltgeschehen. Auch im Mikrokosmos einer Unternehmung ist
vieles im Fluss. Geschätzte Kaderpersonen werden verabschie-
det und neue Mitglieder begrüsst. Der Regierungsrat des Kan-
tons Luzern hat per 1. Januar 2022 die Mitglieder des Spitalrats
gewählt. Der bisherige Spitalrat Jürg Meyer ist zum neuen Prä-
sidenten gewählt worden. Er folgt auf den per Ende 2021 zu-
rückgetretenen Hans Schärli. Neu nimmt Anita Heggli Einsitz in
den Spitalrat. Sie ersetzt Dora Bremgartner, die ebenfalls per
Ende 2021 zurückgetreten ist. Auch unser langjähriger Kader-
arzt und vormaliger Chefarzt Psychiatrie am KSOW, Conrad
Frey, wird in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

Mit der Strategie lups2025 haben der Spitalrat und die Ge-
schäftsleitung im Jahr 2021 den Grundstein für die künftige
Ausrichtung der Luzerner Psychiatrie gelegt. Die definierten
strategischen Stossrichtungen und Grundhaltungen «Arbeit-          Im Dezember 2021 hat der Luzerner Kantonsrat dem Planungs-
geberattraktivität», «Fokussierung» und «Qualität und Wirt-        bericht über die psychiatrische Versorgung im Kanton Luzern
schaftlichkeit» werden uns in den nächsten Jahren beschäfti-       ohne Gegenstimmen zugestimmt. Dieses Resultat ist sehr er-
gen. Der digitale Wandel ist in der Medizin zunehmend spürbar      freulich. Diese deutliche Zustimmung darf sicher auch als Aner-
und auch im Fachgebiet Psychiatrie und Psychotherapie macht        kennung und Wertschätzung seitens der Politik gegenüber der
sich ein Wandel bemerkbar. Die Luzerner Psychiatrie hat dem        Arbeit aller im Netzwerk der psychiatrischen Versorgung täti-
Thema «Digitalisierung /Automatisierung» in der Strategie          gen Personen gewürdigt werden. Nach dem Prinzip «ambulant
lups2025 entsprechend Rechnung getragen (S.22).                    vor stationär» wollen wir mit dem «Projekt KANT» (Krisen-/
                                                                   Abklärungs-/ Notfall- und Triagestelle) sowie einem zeitnahen
Über neue Angebote und Projekte der lups wie beispielsweise        Ausbau des ambulanten Angebotes zum Abbau der Warte­
dem Sozialpädagogisch-therapeutischen Jugendhilfeangebot           zeiten die Versorgungssituation möglichst rasch verbessern.
«Stabil» in Bad Knutwil berichten wir ab der Seite 6. Die Um-
wandlung der lups in die gemeinnützige «Luzerner Psychiatrie
AG» erfolgt per 1. Juli 2022. Durch den mit grosser Zustim-        Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.
mung angenommenen GAV wird die bereits sehr gute Sozial-
partnerschaft zwischen Unternehmen und Personal weiter ge-         Peter Schwegler
stärkt.                                                            Direktor / CEO

                                                                                                                                       3
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Magazin der lups   Im Fokus

       Wir verabschieden den
       langjährigen Kaderarzt
       Conrad Frey
                              Dr. med. Conrad Frey hat die Entwicklung in der Kinder- und Erwachsenen­
                              psychiatrie als ehemaliger Chefarzt am Kantonsspital Obwalden massgeblich
                              geprägt. Seitdem die Luzerner Psychiatrie im Jahr 2017 die institutionelle
                              psychiatrische Grundversorgung für die Kantone Obwalden und Nidwalden
                              sicherstellt, arbeitete er als Kaderarzt für die lups. Seine Fachkompetenz und
                              seine zwischenmenschlichen Qualitäten werden allseits geschätzt. Per Ende
                              November 2022 wird er in Pension gehen. Für sein langjähriges Engagement
                              danken wir herzlich.

                                                               Studium und Assistenzzeit
                                                               Nach seinem Studium an den Universitäten Bern und Mont-
                                                               pellier (F) promovierte er im Jahr 1978 an der Medizinischen
                                                               Fakultät der Universität Bern zum Thema Raucherentwöhnung
                                                               mit Hilfe einer Ferntherapie. Während seiner Assistenzarztzeit
                                                               arbeitete er unter anderem in der Kinder- und Jugendpsychia-
                                                               trischen Universitätspoliklinik und Psychiatrischen Universi-
                                                               tätspoliklinik in Bern und als Gastarzt auf der Abteilung für
                                                               Kinder- und Jugendpsychiatrie, Adoleszentenstation, an der
                                                               Universität Hamburg-Eppendorf.

                                                               Kaderstationen
                                                               Nach oberärztlicher Tätigkeit an der Kinder- und Jugendpsy­
                                                               chiatrischen Universitätskinderpoliklinik in Bern, Interlaken und
                                                               Langenthal leitete er ab 1987 den Bereich «Psychosomatik»
                                                               an der Medizinischen Universitätskinderklinik in Bern. Von
                                                               1995 – 2001 war er Ärztlicher Leiter des Therapiezentrums für
                                                               Folteropfer SRK in Bern, von 2001 – 2007 Abteilungsleiter am
                                                               Zentrum für Migration und Gesundheit SRK in Bern. Von 2008
                                                               bis Dezember 2016 leitete er als Chefarzt die Psychiatrie für Kin-
                                                               der, Jugendliche und Erwachsene am Kantonsspital Obwalden.
       Dr. med. Conrad Frey                                    Seitdem die Luzerner Psychiatrie im Jahr 2017 die institutionelle
                                                               psychiatrische Grundversorgung in den Kantonen Obwalden
                                                               und Nidwalden sicherstellt, war Conrad Frey als Oberarzt in
                                                               der lups tätig.

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                                                                                                                             Im Fokus   Magazin der lups

       Engagement                                                           Projekt zu Gunsten von palästinensischen Jugendlichen und
       In seiner langen Schaffenszeit engagierte sich Conrad Frey           Fachkräften in Gaza sowie in der Westbank. In der Zusam-
       neben seiner ärztlichen Tätigkeit stark in den Bereichen For-        menarbeit mit Patientinnen, Patienten, Familien und Mitarbei-
       schung, Lehre, Supervision und war berufspolitisch tätig. So         tenden zeigt er ein hohes Mass an Einfühlung und Einsatzbe-
       vertrat er die Assistenz- und Oberärzte während acht Jahren          reitschaft. Seine vernetzte Denkweise und sein ökonomisches
       im Zentralvorstand der FMH. Neben der anspruchsvollen Tätig-         Handlungsvermögen werden ebenso geschätzt wie seine Be-
       keit veröffentlichte er zahlreiche wissenschaftliche Publikatio-     harrlichkeit und Bereitschaft zu Sonderleistungen.
       nen, schrieb Buchbeiträge und Monographien.
                                                                            Mit 65 noch nicht Schluss
       Conrad Frey bezeichnete sich einmal als ausgeprägten Gene-           Andere gehen mit 65 in den Ruhestand, nicht so Conrad Frey.
       ralisten, der sich mit Vorliebe und Idealismus an den Schnittstel-   Aufgrund des Fachkräfte- und Ärztemangels und aus Freude
       len und in Netzwerken bewegt. Dies und sein ausgesprochenes          an seiner beruflichen Tätigkeit arbeitete Conrad Frey von Ja-
       Flair für Weiterbildungsveranstaltungen und Öffentlichkeitsar-       nuar 2017 bis Ende November 2020 noch in einem 60 % Pen-
       beit wurden ihm von verschiedenster Seite bestätigt. Unter           sum weiter und steht der lups bis Ende November 2022 stun-
       anderem war er Mitglied im Stiftungsrat (Gründungsmitglied)          denweise zur Verfügung. Für sein grosses Engagement und
       der Stiftung Kinder und Gewalt in Bern sowie in der Stif­            die Bereitschaft, seine Pensionierung aufzuschieben, sind wir
       tungsversammlung von Pro Mente Sana in Zürich. Zwischen              im sehr verbunden.
       2003 – 2014 war er Präsident von «IPSILON», der schwei­
       zerischen Dachorganisation zur Prävention von Suizid in der          Die Direktion und Geschäftsleitung, das Kader und die Mitar-
       Schweiz. Seit 2008 vertritt er bis heute die Psychiatrie OW / NW     beitenden wünschen Conrad Frey alles Gute und danken ihm
       im Vorstand von Traversa, Luzern.                                    herzlich für seine Arbeit.

       Seine besonderen Interessen in der Flüchtlingsarbeit zeigen          Peter Schwegler, CEO/Direktor
       sich in der Mitarbeit in einem mehrjährigen psychosozialen

Sarnersee                                                                                                   Dr. med. Conrad Frey

                                                                                                                                                     5
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Magazin der lups   Im Fokus

      Sozialpädagogisch-
      therapeutisches
      Jugend­hilfeangebot
      «stabil» in Bad Knutwil
                              Am 1. August 2021 ist nach mehrjähriger Vorbereitungszeit ein interdiszipli­
                              näres sozialpädagogisch-therapeutisches Jugendhilfeangebot im Jugenddorf
                              Bad Knutwil eröffnet worden. In einer renovierten Jugendstilvilla auf dem
                              Areal des Jugenddorfes stehen sechs vollstationäre Plätze für männliche
                              Jugendliche und Heranwachsende zwischen 14 und 25 Jahren zur Verfügung.

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Blickwinkel - Luzerner Psychiatrie
blickwinkel
                                                                                                                 Im Fokus      Magazin der lups

Haus Stabil, Jugenddorf Knutwil

                                                                   (Symbolbild) Jugendliche haben die Möglichkeit, ihren Schulabschluss
                                                                   nachzuholen.

Interdisziplinäres sozialpädagogisch-                              zuständig. Esther Klein und Benjamin Barmettler sind adminis-
therapeutisches Angebot für männliche                              trativ dem Ambulatorium Luzern des Kinder- und Jugendpsy-
Jugendliche                                                        chiatrischen Dienstes zugeordnet und arbeiten in sog. Perso-
Das neue Angebot richtet sich an sozialpädagogisch aufwendig       nalausleihe jeweils an drei Wochentagen am Standort in Bad
zu betreuende, psychisch schwer und mehrfach beeinträchtigte       Knutwil. Tobias Stegmann ist jede Woche einen Vormittag zu
sowie schulisch benachteiligte Jugendliche und Heranwach-          Team- und Fallbesprechungen zugegen und hat die Personal-
sende mit hohem Aggressions- und Dissozialitätspotenzial.          führung inne. Das Angebot «stabil» umfasst zudem ein breites
Gemeinsame Basismechanismen sind oft frühe sequentielle            Spektrum an Arbeitsbeschäftigungen und beruflichen Orien-
Traumatisierungen, Bindungsstörungen, chronische Beeinträch-       tierungs- und Ausbildungsmöglichkeiten durch einen Arbeits-
tigungen der Beziehungs- und Emotionsentwicklung sowie Stö-        agogen vor Ort, welcher das interdisziplinäre Team vervoll-
rungen der Affekt- und Impulskontrolle. Die Jugendlichen haben     ständigt.
im Vorfeld des Eintrittes vielfach ohne geeignete Tagesstruktur
gelebt und sind aus allen altersentsprechenden sozialen Kon-       Eine gut durchdachte, abwechslungsreiche Tagesstruktur von
texten herausgefallen. Es besteht häufig ein auffällig niedriges   Anfang an soll dazu dienen, das psychische Befinden und die
soziales Funktionsniveau. Einweisende Institutionen sind u. a.     verloren gegangene Selbständigkeit der belasteten jungen
Jugendanwaltschaften und die KESB.                                 Menschen nachhaltig zu verbessern. Die Sorgeberechtigten
                                                                   werden durch regelmässige Eltern- und Standortgespräche in-
Die entsprechenden Jugendlichen können in einer regulären          tensiv einbezogen.
Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik aufgrund ihrer gerin-
gen Strukturiertheit und ihrem hohen sozialpädagogischen           Intensive Vorarbeiten und konstruktiver
Unterstützungsbedarf nicht längerfristig behandelt werden.         Austausch
Ebenso ist die längerfristige Betreuung in klassischen Jugend-     Im Vorfeld der Etablierung des innovativen Jugendhilfeange-
hilfeeinrichtungen aufgrund ihrer tiefgreifenden psychischen       botes fanden intensive und umfassende Vorbereitungsarbeiten
Störungen und ihrem hohen psychotherapeutischen und z. T.          zwischen dem Jugenddorf Knutwil und der Luzerner Psychiatrie
medikamentösen Unterstützungsbedarf nicht möglich.                 auf Leitungsebene statt. Dazu erfolgten Abstimmungen bzgl.
                                                                   der Finanzierung mit den verschiedenen Kostenträgern und
Engmaschige Begleitung und Betreuung                               den kantonalen Behörden, so dass die interne Psychotherapie
durch ein interdisziplinäres Team                                  sowie die psychiatrische und psychopharmakologische Be-
Die Jugendlichen werden durch ein interdisziplinäres Team eng-     handlung pauschal abgegolten werden können und nicht ein-
maschig unterstützt. Dazu zählen Mitarbeitende der Sozial­         zeln über die Krankenkassen der Jugendlichen abgerechnet
pädagogik und der Pflege sowie zwei Lehrpersonen für die           werden müssen.
interne Beschulung. Hinzu kommen Mitarbeitende der Luzerner
Psychiatrie (lups), welche das jugendpsychiatrische Angebot        Die ersten Planungen wurden noch unter Thomas Heinimann
zur Verfügung stellen. Für die interne Psychotherapie sind mit     (ehemaliger Chefarzt Kinder- und Jugendpsychiatrie lups) und
Esther Klein und Benjamin Barmettler zwei psychologische           Peter Schwegler (Direktor / CEO) von der Luzerner Psychiatrie
Fachpersonen und für die psychiatrische und psychopharma-          sowie Kathrin Burkhardt, Raffael Beer und Christian Thalmann
kologische Behandlung Tobias Stegmann als Konsiliarpsychia-        vom Jugenddorf Knutwil begonnen. Potentielle Konfliktpunkte
ter des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes der lups        an der Schnittstelle zwischen Jugendhilfe, Jugendpsychiatrie

                                                                                                                                            7
Blickwinkel - Luzerner Psychiatrie
blickwinkel
Magazin der lups    Im Fokus

       hinten von links: Andreas Arn, Benjamin
       Barmettler, Esther Klein, René Schmid, Olivia
       Droste, Anastasiya Khmelnytska, Raphael
       Hägeli, Sandra Nienaber, Marvin Kim, Céline
       Heitzmann, Tobias Stegmann, Christian
       Thalmann vorne von links: Sylvia Caruso,
       Maria Brokopp, Esther Wallimann, Sarah
       Galliker
       Es fehlen Nicole Rechsteiner und Samuel
       Lienhard

       und Schule / Ausbildung wurden von Beginn an erkannt, klar        jugendpsychiatrischen Behandlungen sowie den häufig auf-
       angesprochen und konstruktiv bearbeitet.                          tretenden expansiven Verhaltensweisen besonders personalin-
                                                                         tensiv und anspruchsvoll. Entgegen erster Annahmen ist es
       Zuletzt absolvierte das interdisziplinäre Team gemeinsam einen    bisher selten zu notfallmässigen Einweisungen in die Akut-
       Basiskurs zum Aggressionsmanagement der Luzerner Psychia-         und Intensivstation (AKIS) des Kinder- und Jugendpsychiatri-
       trie und erhielt durch den Kinder- und Jugendpsychiatrischen      schen Dienstes gekommen, deren Leiter Urs Müller ebenso
       Dienst Einführungen in die Jugendpsychiatrie und -psychothe-      wie Raphaela Jülke eng in die Anfangsplanungen einbezogen
       rapie sowie Einweisungen in die Psychopharmakotherapie des        waren.
       Jugendalters.
                                                                         Das interdisziplinäre Team ist Anfang 2022 in einem konstruk-
       Die Zusammenarbeit des Teams ist ferner durch eine kontinu-       tiven Kooperationsprozess angekommen, die Mitarbeitenden
       ierliche Fallsupervision bei Daniela Imbach, welche auch einen    aller Bereiche sind mit viel Engagement und Freude bei der Ar-
       Grossteil der Konzeptarbeit übernommen hat, als externe Su-       beit, erste Erfolge bei den komplexen Klienten zeichnen sich ab
       pervisorin mit spezieller Expertise in Jugendforensik, Institut   und die Arbeit wird demnächst intern und extern wissenschaft-
       für Forensische Psychologie Zentralschweiz, sowie durch eine      lich evaluiert (u. a. EFCAP*-Kongress Mai 2022). Die sechs Plät-
       direkte Unterstützung der jeweiligen Institutionsleitungen in     ze werden gut nachgefragt und sind stets ausgelastet.
       Anbetracht der besonders herausfordernden Jugendlichen
       sehr gut gelungen. Es handelt sich um ein neu zusammenge-         Das Jugenddorf Knutwil und die Luzerner Psychiatrie leisten
       setztes, sich selbst erst findendes bzw. eine gemeinsame Iden-    mit dem Angebot für den Kanton Luzern und die Zentral­
       tität entwickelndes Team.                                         schweiz einen wichtigen Beitrag für eine positive Entwicklung
                                                                         dieser Jugendlichen.
       Die anspruchsvolle Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeiten-
       den der Sozialpädagogik, der Pflege und der Jugendpsychiatrie     Dr. med. Stegmann Tobias, FA Kinder- und Jugendpsychiatrie,
       sowie der Schule und der «Werkinsel» ist eng, konstruktiv und     Vertrauensarzt SGV, Oberarzt Kinder- und Jugendpsychiatrie
       vertrauensvoll und an den individuellen Ressourcen und Be-        Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch, FA Kinder- und Jugendpsychiatrie FMH,
       dürfnissen sowie den Defiziten und Störungsbildern der Ju-        Chefarzt Kinder- und Jugendpsychiatrie
       gendlichen ausgerichtet.

       Gute Zusammenarbeit bewährt sich
       In einer ersten Phase hoher Belastung nach acht Wochen Be-
       trieb durch einige besonders herausfordernde Klienten sowie           Jugenddorf Knutwil
       einer ungünstigen Gruppendynamik hielten das Team und die             Gemeinsam engagiert für Job und Zukunft. Das
       Leitungsebene gut zusammen und bewiesen ihre Handlungs-               Jugenddorf ist eine sozialpädagogische Institu­
       fähigkeit.                                                            tion, die zivil- und strafrechtliche Massnahmen
                                                                             für stark verhaltensauffällige männliche Jugend-
       Auch wenn es sich um eine vergleichsweise geringe Anzahl von          liche und junge Erwachsene zwischen 14 und
       Jugendlichen handelt, ist die Arbeit mit ihnen, ihrem Umfeld          25 Jahren umsetzt.
       sowie den anderen involvierten Institutionen durch die stets
       langen Vorgeschichten mit multiplen Beziehungsabbrüchen,
       gescheiterten Jugendhilfeangeboten und abgebrochenen
                                                                             Mehr Informationen zum Jugenddorf
       * EFCAP European Association for Forensic Child & Adolescent          Knutwil: www.jugenddorf.ch
       Psychiatrie, Psychology & other involved professions

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Blickwinkel - Luzerner Psychiatrie
blickwinkel
                                                                                                           Im Fokus    Magazin der lups

Projekt
«Kleinstpensen»
                      «Kleinstpensen» ist ein gemeinsames Projekt der Tageskliniken lups und
                      der Stiftung Brändi. Ziel ist der sanfte Wiedereinstieg von Patientinnen und
                      Patienten ins Berufsleben.

Übergänge planen und gestalten                                     «Abklärungsphase» der IV, können die Kosten für einen ge-
Die Übergänge zwischen verschiedenen Therapiesettings sind         schützten Arbeitsplatz bzw. für eine Arbeitswiedereingliede-
für Patientinnen und Patienten häufig eine grosse Herausfor-       rung im geschützten Bereich nicht übernommen werden. Das
derung. Veränderungen können verunsichern und im ungüns-           kann sowohl für die Patientinnen und Patienten wie für die
tigsten Fall Verschlechterungen des psychischen Zustandes          beteiligten Institutionen aufreibend und enttäuschend sein.
verursachen. In einer intensiven Therapie wie der Tagesklinik      Ausserdem sind Angebote rar, bei denen ein Einstieg in einem
wird deshalb ein besonderes Augenmerk auf eine gute Pla-           kleinen Pensum von wenigen Stunden pro Woche möglich ist.
nung des Austrittes und den Übergang in das anschliessende,
weniger intensive Therapiesetting gelegt.

Ein häufiges Ziel nach der Behandlung in der Tagesklink ist der
Aufbau und das Training der Arbeitsfähigkeit. In einem ge-            Stiftung Brändi
schützten Setting können die Patientinnen und Patienten wei-          Die Stiftung Brändi unterstützt Menschen mit
ter Selbstwirksamkeit erleben, die veränderten Denkweisen             einer Beeinträchtigung, die in der freien Markt-
und Verhaltensformen auch im Arbeitsumfeld erproben und               wirtschaft keinen Platz finden. Sie bietet ihnen
nicht zuletzt ihren Alltag strukturieren.                             geschützte Arbeits- und Ausbildungsplätze
                                                                      sowie organisierte Wohnmöglichkeiten und
Hürden und rare Angebote                                              Freizeitangebote.
Die Planung des Überganges in diese Phase wird aber oft
durch ausstehende rechtliche und administrative Abklärungen           Als kundenorientiertes und wirtschaftlich
erschwert. Letztlich geht es um die Frage, wer die Kosten             erfolgreiches Unternehmen fördert und ver­
trägt. Den Aufenthalt in der Tagesklinik bezahlt in der Regel         wirklicht sie die Inklusion von Menschen
die Krankenversicherung. Massnahmen der Arbeitseingliede-             mit Behinderung in Arbeit, Gesellschaft und
rung hingegen bezahlt in der Regel die Invalidenversicherung          Kultur. Insgesamt stehen 1100 Arbeits- und
(IV). Befindet sich nun eine Patientin oder ein Patient in einer      Ausbildungsplätze in neun AWB Unternehmen
                                                                      zur Verfügung.

                                                                      www.braendi.ch

                                                                                                                                    9
Blickwinkel - Luzerner Psychiatrie
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Magazin der lups   Im Fokus

                                                                                               (Symbolbild) Die Stiftung Brändi bietet in den
                                                                                               AWB Betrieben geschützte Arbeitsplätze.

       (Symbolbild) Kompetentes Fachpersonal begleiten Menschen auf dem Schritt in Richtung Arbeitstätigkeit.

       Kreative Lösungswege                                                    beruflichen Integration. Das Projekt ist im Juni 2021 gestartet
       Seit vielen Jahren besteht eine hervorragende Zusammenar-               und dauert noch bis Mai 2022. Es konnten bereits viele positive
       beit zwischen der Stiftung Brändi und den Ambulanten Diens-             Erfahrungen gesammelt werden.
       ten der lups. Dies macht es möglich, dass kreative Ideen um-
       gesetzt und ausprobiert werden können. Ein solches Projekt              Erfolgreiches Fallbeispiel
       ist das sogenannte «Kleinstpensen-Projekt» der Tageskliniken            Ein konkretes Beispiel: Frau F. konnte durch die intensive The-
       Sursee und Luzern mit den AWB Littau und Neubrugg der Stif-             rapie im intermediären Setting der Tagesklinik neue Verhal-
       tung Brändi. In der Stiftung Brändi werden normalerweise mi-            tensweisen im Alltag festigen und erweitern. Dazu gehörten
       nimale Arbeitspensen zwischen 15 bis 20 Wochenstunden                   beispielsweise die Einplanung regelmässiger Pausen und das
       angeboten, die durch einen Kostenträger finanziert werden.              Wahrnehmen und Achten ihrer individuellen Grenzen. Es
       Das Projekt «Kleinstpensen» richtet sich nun aber an Perso-             machte nun Sinn, dass die Patientin dies begleitet durch das
       nen, welche die Bedingungen zur regulären Arbeitswiederein-             bestehende Behandlungsteam auch im Arbeitsalltag weiter
       gliederung nicht oder noch nicht erfüllen. Das Arbeitsangebot           üben kann. Das neue Projekt mit der Stiftung Brändi wurde
       bietet Patientinnen und Patienten, deren IV-Entscheid noch              der Patientin vorgestellt. Es bestehen häufig Vorurteile zur Ar-
       ausstehend ist, ein Angebot mit geschützten Arbeitsplätzen              beit im zweiten Arbeitsmarkt, weshalb in einem ersten Schritt
       für 1 – 10 Wochenstunden mit vielseitigen und niederschwelli-           ein Erstgespräch mit der Patientin vereinbart wurde. Begleitet
       gen Arbeiten. Das Angebot ist auf drei Monate befristet und             von einem Mitglied des Behandlungsteams der Tagesklinik
       beginnt in der Regel bereits während der Behandlung in der              konnte Frau F. die verschiedenen Abteilungen besichtigen und
       Tagesklinik. So grenzt es sich klar von den derzeitigen Mög-            es fand eine Klärung der möglichen Ziele statt. Die Patientin
       lichkeiten der IV ab und schliesst eine wichtige Lücke in der           fand keines ihrer Vorurteile bestätigt, sondern sah das Angebot

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blickwinkel
                                                                                                                          im Fokus      Magazin der lups

(Symbolbild) Bei einem sanften Wiedereinstieg in die Arbeitswelt
können Patientinnen und Patienten entwickelte Strategien anwenden
und Mut fassen.

als Möglichkeit, mit etwas Mut einen Schritt weiter in Rich-
tung Arbeitstätigkeit zu gehen. Bereits während der Behand-
lung in der Tagesklinik begann Frau F. an einem Nachmittag in
der Woche während zwei Stunden im AWB Neubrugg zu ar-                           (Symbolbild) Die Stiftung Brändi bietet in den AWB Betrieben
beiten. Wie zu Beginn der Behandlung in der Tagesklinik hatte                   geschützte Arbeitsplätze.
Frau F. auch bei der Einarbeitungsphase Schwierigkeiten, ihre
Grenzen wahrzunehmen und Pausen einzuhalten. Hier halfen
ihr die neu entwickelten Strategien und die Besprechung der
Herausforderungen mit dem Behandlungsteam. Frau F. konnte
in den drei Monaten ihr Pensum leicht steigern und noch wäh-
rend dieser Zeit erfolgte der positive Finanzierungsbescheid
der IV. So konnte die Patientin berufliche Massnahmen mit ihr
bekannten Gesichtern bei der Stiftung Brändi starten und ihre
Arbeitsfähigkeit schrittweise weiter aufbauen.
                                                                                Tageskliniken Luzerner Psychiatrie
Erfreuliche Zwischenbilanz                                                      Die Tageskliniken Sursee und Luzern bieten an
Dieses Beispiel und weitere erste Erfahrungen mit dem Projekt                   fünf Tagen pro Woche ein strukturiertes, integ-
waren so gut und der Bedarf der Patientinnen und Patienten                      ratives Therapieprogramm. Das Programm
so gross, dass bis Anfang des Jahres 2022 bereits zwölf Perso-                  umfasst neben der psychiatrischen und psycho-
nen der Tagesklinik Sursee im AWB Neubrugg angemeldet                           therapeutischen Behandlung verschiedene
werden konnten – deutlich mehr als ursprünglich geplant. In                     Gruppentherapien, Ergotherapie, sportliche und
den kommenden Monaten werden weitere Erfahrungen ge-                            soziotherapeutische Aktivitäten sowie Sozialbe-
sammelt. Ausserdem erfolgt eine Auswertung von Daten auf                        ratung. Besonderer Wert wird auf die Förderung
den Ebenen der Psychopathologie, des Funktionsniveaus und                       und Aktivierung von Ressourcen und Stärken
der Lebensqualität der Patientinnen und Patienten beim Ein-                     gelegt. Daneben ist der Transfer des Gelernten
und Austritt aus dem geschützten Arbeitsplatz.                                  in den Alltag und der Einbezug des sozialen
Wir hoffen, dass sich aufgrund dieser positiven Entwicklungen                   Umfelds wie Angehörige, amtliche Bezugsperso-
nach dem Projektabschluss zusammen mit den Sozialversiche-                      nen, Arbeitgeber besonders wichtig.
rungen Lösungen finden lassen, die bestehende Lücke in der
Berufsintegration zu finanzieren und das Projekt somit weiter
anbieten zu können.
                                                                                www.lups.ch/erwachsenen-psychiatrie/
lic. phil. Christina Häfliger, Leitende Psychologin, Tagesklinik Sursee, lups   allgemeinpsychiatrie/tageskliniken
Matthias Minder, Psychotherapeut, Tagesklinik Sursee, lups

                                                                                                                                                  11
blickwinkel
Magazin der lups   Im Fokus

       Zieloffene Suchtarbeit
                              Abstinenz gilt seit langer Zeit in der Gesellschaft als einziger Weg im Umgang
                              mit einer Abhängigkeitserkrankung. Dies löst bei Betroffenen viel Druck aus
                              und führt zum «Lippenbekenntnis» lebenslanger Suchtmittelabstinenz – konsu-
                              miert wird oft trotzdem, meist heimlich. Früher oder später wird der Konsum
                              dann doch bemerkt und mit Schuld und Scham steigt auch der Leidensdruck
                              der Betroffenen. Aus heutiger Sicht kommt hinzu, dass Abstinenz häufig nicht
                              mehr den Lebensvorstellungen der Betroffenen entspricht. Ein bereits seit
                              längerer Zeit implementierter Ansatz der «zieloffenen Suchtarbeit» bringt den
                              Betroffenen Entlastung.

       Motivation Veränderung                                           Personenzentrierte Gesprächsführung
       Nach J. Körkel (2014) meint «Zieloffene Suchtarbeit», mit den    Eine personenzentrierte und zieloffene Art der Gesprächsfüh-
       Betroffenen an einer Veränderung ihres problematischen           rung bietet der Ansatz der motivierenden Gesprächsführung
       Suchtmittelkonsums zu arbeiten, und zwar auf das Ziel hin,       nach W. R. Miller und S. Rollnick (2009), in Englisch «Motiva-
       welches sie sich selbst setzen. Ein und dieselbe Person kann     tional Interviewing», kurz MI. Dabei wird durch eine wert-
       zum Beispiel motiviert sein, keinen Alkohol mehr trinken zu      schätzende Grundhaltung, Akzeptanz, Mitgefühl und gemein-
       wollen, für drei Monate keinen Cannabis konsumieren zu wol-      samer Zielvereinbarung die Eigenmotivation der Betroffenen,
       len, Zigaretten kontrolliert zu konsumieren und den Heroin-      ein problematisches Verhalten zu ändern, erhöht. Man geht
       konsum auf eine weniger schädliche Art und Weise weiterzu-       davon aus, dass Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung
       führen (z. B. Rauchen statt intravenöser Konsum).                nicht unmotiviert sind, sondern ambivalent. Eine Veränderungs-
                                                                        bereitschaft entwickelt sich beim Herausarbeiten von bereits
       Höhere Behandlungsmotivation und weniger                         vorhandenen Zielen und nicht, wenn man eine Abstinenz ver-
       Therapieabbrüche                                                 langt.
       Ziele werden für den Betroffenen nicht mehr vorgegeben,
       sondern sie werden gemeinsam in einem Gespräch erarbeitet.       Zieloffene Suchtarbeit im stationären Rahmen
       Durch das ernst nehmen und abwägen der individuellen Ziel-       Im Rahmen des stationären Aufenthaltes auf den Stationen
       vorstellung sowie Stärkung der Eigenständigkeit ohne Ein-        Abhängigkeit 1 & 2 der Klinik St. Urban wird mit der Patien-
       schränkung wird häufig die Erfahrung gemacht, dass die Be-       tin / dem Patienten zusammen definiert, wie er / sie mit dem
       handlungsmotivation steigt. Dies führt oft auch dazu, dass       Suchtmittelkonsum in Zukunft umgehen möchte. Der Verzicht
       Betroffene im Verlauf der Therapie ihr Ziel hin zur Abstinenz    auf jegliche Substanzen ausser Zigaretten wird trotz Zieloffen-
       wechseln, da sie sich während dem Behandlungsverlauf mehr        heit während des qualifizierten Entzugs im stationären Setting
       zutrauen als noch zu Beginn.                                     erwartet. Bei einer Abstinenzorientierung empfiehlt sich die
                                                                        Sucht-Gruppe, welche neben psychoedukativen Elementen
       Das Konzept der zieloffenen Suchtarbeit bringt weitere Vortei-   auch Strategien im Umgang mit Suchtdruck vermittelt und
       le wie, dass Betroffene sich häufig früher in Behandlung bege-   rückfallprophylaktisch arbeitet. Bei einem nicht abstinenzori-
       ben und dass es zu weniger Therapieabbrüchen kommt, da           entierten Ziel empfehlen wir die kT-KISS-Gruppe (Kompetenz
       Betroffene sich nicht unter Druck gesetzt fühlen.                im selbstbestimmten Substanzkonsum nach Körkel). Diese
                                                                        zeigt den Betroffenen Strategien im Umgang mit kontrollier-
                                                                        tem Konsum auf. Geübt wird während des Aufenthaltes mit
                                                                        einer Stellvertretersubstanz wie z. B. Zigaretten, Kaffee oder
                                                                        Schokolade.

12
blickwinkel
                                                                                                                  Im Fokus   Magazin der lups

                                                                  (Symbolbild) Zieloffenheit fördert den therapeutischen Prozess.
                                                                  Die Behandlung kann mit gemeinsam getragenen Zielvereinbarungen
                                                                  beginnen.

                                                                  Eine fehlende Motivation während dem Aufenthalt die Absti-
                                                                  nenz überhaupt auszuprobieren, Verstösse gegen die Klinik­
                                                                  regeln wie z. B. Dealen oder Gewalt oder der Betroffene
                                                                  merkt, dass ein Aufenthalt zum aktuellen Zeitpunkt nicht in
(Symbolbild) «Ein kontrollierter Konsum kann mit einer            sein Lebenskonzept passt, führen zu einem frühzeitigen Aus-
Stellvertretersubstanz – bspw. Schokolade – geübt werden»         tritt. Gerade bei Betroffenen, welche sich keine längerfristige
                                                                  Abstinenz vorstellen können, bietet sich im Rahmen der Scha-
                                                                  densminderung eine Intervalltherapie an. Dabei ist die Aufent-
                                                                  haltsdauer bereits bei Eintritt definiert und der Betroffene er-
Toleranz und Grenzen im stationären Setting                       hält bei Austritt einen Wiedereintrittstermin.
Zieloffene Suchtarbeit bedeutet für die Stationen auch, tole-
rant im Umgang mit einem Suchtmittelkonsum während dem            Abschliessend kann man sagen, dass es keine einheitliche Be-
Aufenthalt zu sein und die Behandlung ohne Sanktionen             handlungsplanung bei Personen mit einer Abhängigkeitser-
durchzuführen. Der Konsum kann als Symptom der Abhän-             krankung gibt. Um den lösungsorientierten Ansatz treu zu blei-
gigkeitserkrankung gesehen werden und führt nicht zwangs-         ben, bedarf es ein individuelles Vorgehen bei der Behandlung.
läufig zum Austritt oder zu weniger externen Belastungser-
probungen1. Wichtig ist die therapeutische Aufarbeitung des       Nicole Jost, Leitende Psychologin,
Suchtmittelkonsums. Dabei wird der Fokus auch auf zukünfti-       Station Abhängigkeitserkrankungen 2, Klinik St. Urban
ge Situationen, welche einen Suchtdruck auslösen können,          Sarah Wey, Leitende Psychologin,
gelegt.                                                           Station Abhängigkeiterkrankungen 1, Klinik St. Urban

Natürlich gibt es in der zieloffenen Suchtarbeit im stationären
Setting auch Grenzen – wiederholte Konsumvorfälle, Rückfäl-
le, bei welchem man in alte Konsummuster verfällt, Animation
anderer zum Konsum oder ein Gruppenkonsum führt zum                   Stationen für
zeitnahen Austritt.                                                   Abhängigkeitserkrankungen

Vereinbarkeit Hausregeln und                                          Die Klinik St. Urban verfügt über zwei speziali-
Intervalltherapie                                                     sierte Stationen für Abhängigkeits­erkrankungen
Oft kommt die Frage auf, ob sich die zieloffene Suchtarbeit          – Abhängigkeitserkrankungen 1: 30 Plätze
überhaupt mit den Regeln einer Institution vereinbaren lassen.       – Abhängigkeitserkrankungen 2: 15 Plätze
Dies ist nicht immer einfach zu beantworten und es gibt keine
einheitliche Aussage. Das Gleiche gilt für die Frage, weshalb         Im Jahr 2021 bezogen die Stationen das
es trotz Zieloffenheit immer wieder zu kurzfristigen Austritten       gesamtsanierte Gebäude Haus B.
seitens der Klinik oder zu Therapieabbrüchen kommt.

                                                                      www.lups.ch/erwachsenen-psychiatrie/
1
 Im Rahmen von Belastungserprobungen haben
Patientinnen / Patienten die Möglichkeit, externe Termine             abhaengigkeit/klinik
wahrzunehmen oder zu Hause übernachten zu können.

                                                                                                                                       13
blickwinkel
Magazin der lups   Im Fokus

       Psychische Gesundheit –
       eine etwas philosophische
       Betrachtung
                              Als Mitarbeitende in einem Dienstleistungsunternehmen im Bereich der Psychia-
                              trie und Psychotherapie sollten wir eigentlich bestens wissen, was unter dem
                              Begriff der «psychischen Gesundheit» zu verstehen ist. Das dürfte doch der
                              Zustand sein, den wir idealerweise bei unseren Patientinnen und Patienten zu
                              erreichen versuchen – also das Ziel unserer gemeinsamen Anstrengungen, am
                              ehesten vielleicht gleichzusetzen mit der Abwesenheit von psychischer Krank-
                              heit. Oder ist das Ganze doch etwas komplizierter?

                                                             (Symbolbild) Psychische
                                                             Gesundheit als ein
                                                             dynamisches Gleichgewicht
                                                             des Wohlbefindens.

14
blickwinkel
                                                                                                                 Im Fokus      Magazin der lups

Umstrittene Definition                                            Dynamisches Gleichgewicht
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die bereits eine um-       Unser Verständnis von psychischer Gesundheit sollte also auch
strittene Definition zur Gesundheit allgemein geliefert hat,      Platz für anhedone1 Zustände – fernab unserer kulturell ge-
erklärt psychische Gesundheit als einen «Zustand des Wohlbe-      prägten eudaimonischen2 Prägung – haben, um nicht in Wi-
findens, in dem der Einzelne seine Fähigkeiten erkennt, mit       derspruch mit der Realität zu geraten. Man könnte etwa an
den normalen Belastungen des Lebens zurechtkommt, pro-            ein dynamisches Gleichgewicht aus Fähig- und Fertigkeiten
duktiv und fruchtbar arbeiten kann und in der Lage ist, einen     denken, z. B. bestehend aus kognitiven Ressourcen, sozialen
Beitrag zu seiner Gemeinschaft zu leisten». Im Kern scheinen      Kompetenzen, einem – in Grenzen – stabilen Selbstwertge-
also, dieser Definition nach, vor allem positive Gefühle und      fühl, dem Vermögen, seine Befindlichkeiten zu differenzieren,
gutes Funktionieren psychische Gesundheit auszumachen.            einzuordnen und im Bedarfsfall zu kontrollieren, Verantwor-
Wer aber auf diese beiden Begrifflichkeiten fokussiert, läuft     tung zu übernehmen und verbindlich sein zu können, sich sel-
Gefahr, missverstanden zu werden.                                 ber, anderen und auch unserer Umwelt gegenüber mit Res-
                                                                  pekt zu begegnen und vielem Weiteren mehr. Ein wichtiger
So dürfte die «grosse Mehrheit», darunter also viele psychisch    gemeinsamer Nenner psychische Gesundheit konstituierender
Gesunde, immer wieder auch mal traurig, verunsichert, verär-      Faktoren scheint damit (auch) das Vermögen zu sein, in einer
gert oder sonst irgendwie indisponiert sein. Wer z. B. den Ver-   für das Individuum und dessen Umfeld befriedigenden Weise
lust einer wichtigen Bezugsperson betrauerte und sich dabei       mit Letzterer in Wechselwirkung zu treten.
miserabel fühlte, würde doch durchaus gesunde Reaktionen
zeigen. Und da diese Befindlichkeiten zu einem erfüllten Le-      Auf Basis dieser Vorstellung lassen sich (temporäre) Defizite in
ben dazu gehören, können sie im genannten situativen Kon-         einem Bereich durch gut ausgebildete andere Bereiche kom-
text nicht gleichzeitig Ausdruck des Gegenteils, also mangeln-    pensieren, etwa wie im Falle einer trauernden Person, deren
der psychischer Gesundheit, sein. Es liesse sich auch fragen,     ausgeprägte soziale Kompetenz ihr ermöglichen würde, sich
wie es um unsere psychische Gesundheit bestellt wäre, wenn        das benötigte Ausmass an (temporärer) externer Fürsorge
wir unsere Fähigkeiten immer wieder dazu nutzten, anderen         unter Zuhilfenahme ihres Beziehungsnetzwerkes zu sichern.
Menschen das Leben schwer zu machen, um uns z. B. einseitig       In Fällen, in denen solche «Kompensationsgeschäfte» nicht
Vorteile zu verschaffen und uns dabei auch noch gut zu füh-       mehr möglich sind und in denen das oben postulierte, dyna-
len. In diesen Fällen sollte mit uns doch irgendwas nicht stim-   mische Gleichgewicht aus dem Ruder läuft, sind wir als psych-
men, oder? Und was wäre mit Personen, die aus dem Berufs-         iatrisch-psychotherapeutischer Dienstleister aufgerufen, zu
leben ausgeschieden sind, die also nicht mehr «produktiv und      unterstützen.
fruchtbar» arbeiten können oder wollen? Oder Jugendlichen
in der Pubertät, die sich in einem Zustand der Neuorganisation
ihrer selbst befinden, was häufig auch mit krisenhaftem, der
Lebensphase aber angemessenem Erleben, einhergehen
kann? Normalerweise durchlaufen sie eine Phase physiologi-
scher und psychischer Veränderung, weniger aber einen Zu-
stand von Krankheit.

                                                                  1
                                                                      Allgemein Unfähigkeit, Freude und Lust zu empfinden
                                                                  2
                                                                      Gelungene Lebensführung nach den Anforderungen und
                                                                       Grundsätzen einer philosophischen Ethik und den damit
                                                                       verbundenen ausgeglichenen Gemütszustand

                                                                                                                                         15
blickwinkel
Magazin der lups   Im Fokus

       (Symbolbild) Im übertragenen Sinne – Psychische Gesundheit – ein
       dynamisches Gleichgewicht aus Fähigkeiten und Fertigkeiten.

       Personalisierter Behandlungsansatz
       Spätestens hier wäre die Frage zu stellen, ob die Betrachtung         Unser therapeutischer Zugang ist aus gutem Grund klar evi-
       psychischer Gesundheit als ein dynamisches, inneres Gleichge-         denzbasiert. Aber erst die Fokussierung auf das Individuelle,
       wicht Implikationen für die Behandlung psychischer Erkran-            vielleicht in Zusammenspiel mit einer Prise Un-Dogmatismus,
       kung hätte. Meines Erachtens ja: Entsprechend der oben dar-           bietet in Verbindung mit unseren diversifizierten komplemen-
       gelegten Betrachtungsweise psychischer Gesundheit ginge es            tären Therapieangeboten optimale Voraussetzungen, dass wir
       dann weniger darum, einen definierten Soll-Zustand, z. B. die         uns psychischer Gesundheit im Sinne des vorgeschlagenen,
       Abwesenheit von Symptomen, herzustellen. Das wäre wahr-               von der WHO etwas abweichenden Verständnisses annähern
       scheinlich häufig vorteilhaft, gelingt uns aber auch unter Be-        können.
       achtung aller relevanten Leitlinien und Evidenzen immer wie-
       der nicht vollständig. Es braucht zusätzlich eines personalisierten                                     Dr. med. Lienhard Maeck,
       Behandlungsansatzes, der auf die individuelle Ressourcenseite                                           Chefarzt Stationäre Dienste
       fokussiert. Eine dem erkannten Symptom / Problem / Leiden ge-
       genüber komplementäre Ressource kann im Sinne des wieder
       zu erlangenden Gleichgewichtes kompensatorisch wirksam
       werden. In der psychiatrisch-psychotherapeutischen Behand-
       lung gehört es damit auch zu unseren Aufgaben, diese Res-
       source ausfindig zu machen und gezielt zu fördern. Bei der
       Förderung dieser Ressource ist oftmals Kreativität gefragt, was
       auch einen Reiz psychiatrisch-psychologischen Handelns dar-
       stellt.

16
blickwinkel
                                                                                                           Im Fokus     Magazin der lups

Planungsbericht Psychiatrie
Kanton Luzern
                     Ohne Gegenstimmen hat der Kantonsrat an seiner Session vom
                     6./7. Dezember 2021 dem Planungsbericht über die psychiatrische Versorgung
                     im Kanton Luzern zugestimmt. Dieses Resultat ist sehr erfreulich.

An dieser Stelle dankt die lups dem Projektteam, dem Ge-        Die lups war als wichtiger kantonaler «Player» bei der Erarbei-
sundheits- und Sozialdepartement, der Regierung und dem         tung des Berichtes miteinbezogen (Mitglieder aus Spitalrat
Parlament für die Unterstützung und das Vertrauen in die Lu-    und Geschäftsleitung in der Echogruppe) und hat im Rahmen
zerner Psychiatrie und die Solidarität gegenüber den Anliegen   der Vernehmlassung gegenüber der Regierung auch entspre-
der Menschen mit einer psychischen Krankheit. Die deutliche     chend Stellung genommen. Die lups begrüsst die vorgeschla-
Zustimmung zu diesem Bericht darf sicher auch als Anerken-      genen Massnahmen der Regierung, welche zu einer Verbesse-
nung und Wertschätzung seitens der Politik gegenüber der        rung der psychiatrischen Versorgung im Kanton Luzern (inkl.
Arbeit aller im Netzwerk der psychiatrischen Versorgung täti-   Obwalden / Nidwalden) beitragen können. Das klare Resultat
gen Personen gewürdigt werden.                                  im Kantonsrat ist für die Menschen mit einer psychischen Er-
                                                                krankung und für das gesamte Netzwerk Psychiatrie in der
Der Bericht zeigt im Wesentlichen Folgendes auf: Der Kanton     Versorgungsregion ein wichtiges Zeichen und für uns als Lu-
Luzern verfügt über eine qualitativ solide Grundversorgung.     zerner Psychiatrie Auftrag und Motivation zugleich.
Das psychiatrische Angebot ist aber sehr stark ausgelastet
und es bestehen lange Wartzeiten im ambulanten Bereich.         Sehr gerne werden wir nun die wichtigen Projekte und Mass-
Mit neuen Angeboten und organisatorischen Optimierungs-         nahmen aus dem Planungsbericht im Auftrag und in Absprache
massnahmen möchte die Regierung das ambulante Psychiat-         mit der Regierung zeitnah angehen. Die im Planungsbericht
rieangebot sowie die Vernetzung der verschiedenen Akteure       dargelegten Massnahmen sind grösstenteils kongruent mit
stärken.                                                        unserer Strategie lups2025. Verschiedene Vorbereitungsarbei-
                                                                ten sind deshalb bereits gestartet oder können zeitnah an die
Die wichtigsten geplanten Massnahmen sind:                      Hand genommen werden.
– Finanzierung ambulante Leistungen
– Abbau Wartezeiten Ambulatorien                                Jürg Meyer, Spitalratspräsident
– Kriseninterventions-Zentrum                                   Peter Schwegler, Direktor / CEO
– Fachsprechstunden KJPD

Die gesamte Botschaft Planungsbericht über die psychiatrische
Versorgung im Kanton Luzern mit den detaillierten geplanten
Massnahmen ist auch auf der Internetseite des Kantons Luzern
einsehbar.

                                                                                                                                  17
blickwinkel
Magazin der lups    Im Fokus

       Wiederwahl Spitalrat und
       Abschied des langjährigen
       Präsidenten
                                Der Regierungsrat des Kantons Luzern hat per 1. Januar 2022 die Mitglieder
                                des Spitalrats der Luzerner Psychiatrie bis zur per 1. Juli 2022 vorgesehenen
                                Rechtsformänderung in eine gemeinnützige AG gewählt bzw. wiedergewählt.
                                Der bisherige Spitalrat Jürg Meyer ist zum neuen Präsidenten gewählt worden.
                                Er folgt auf den per Ende 2021 zurückgetretenen Hans Schärli. Neu nimmt
                                Anita Heggli Einsitz in den Spitalrat. Sie ersetzt Dora Bremgartner, die eben-
                                falls per Ende 2021 zurückgetreten ist.

       Jürg Meyer, Spitalratspräsident lups                               Anita Heggli, Mitglied Spitalrat lups

       Neuer Präsident und neues Mitglied
       Jürg Meyer (geb. 1955) ist seit 1. Januar 2020 Mitglied im Spi-    Anita Heggli (geb. 1978) ist Dozentin an der Fachhochschule
       talrat der Luzerner Psychiatrie. Gleichzeitig ist er aktuell als   Wallis HES – SO mit Fachgebiet «Psychiatrische Pflege und
       Verwaltungsrat bei der schweizweiten Ingenieurunternehmung         Kommunikation» und geht einer selbstständigen Tätigkeit in
       Holinger AG tätig. Er hat Mandate in verschiedenen Verwal-         den Bereichen Organisationsberatung & Coaching nach. Ne-
       tungsräten sowie in sozialen und kulturellen Stiftungen und        benher hat sie verschiedene Mandate u. a. als Verwaltungsrätin
       ist Mitglied in Berufsverbänden. Jürg Meyer ist dipl. Ingenieur    inne. Als Pflegefachfrau HF bringt Anita Heggli langjährige
       ETH und hat nebst einem Nachdiplomstudium diverse Zusatz-          Erfahrung in der psychiatrischen sowie somatischen Gesund-
       ausbildungen in Betriebswirtschaft und Organisation gemacht.       heitsversorgung mit – sowohl im stationären wie auch im am-
       Von 2011 bis 2019 war er Mitglied im Luzerner Kantonsrat.          bulanten Bereich. So war sie u. a. als Leiterin Pflege am Kan-
                                                                          tonsspital Nidwalden sowie als Leiterin Pflegedienst an der
                                                                          Luzerner Höhenklinik Montana tätig.

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                                                                                                                   Im Fokus         Magazin der lups

                                                                    Hans Schärli, Spitalratspräsident lups vom 1. Januar 2015 bis
                                                                    31. Dezember 2021
Guido Graf, Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartements,
verdankt im Namen der Gesamt-Regierung des Kantons Luzern das
Engagement von Hans Schärli.

Der Spitalrat der lups besteht ab dem 1. Januar 2022 bis 30. Juni   Erkrankungen entgegengewirkt werden konnte. Er hat als
2022 aus folgenden Mitgliedern:                                     Präsident des Spitalrates aktuelle und zukünftige Entwicklun-
– Jürg Meyer, Emmenbrücke, dipl. Ing. ETH,                         gen im Gesundheitswesen erkannt und die Strategie der lups
   Verwaltungsrat bei Holinger AG, Spitalratspräsident              zusammen mit dem Spitalrat darauf ausgerichtet. Insbeson-
   (bisheriges Mitglied, neu Präsident)                             dere sind ihm als Präsident des Spitalrates in seiner Amtszeit
– Bruno Baumann, Altdorf, Ökonom und Unternehmer,                  folgende Verdienste zu verdanken:
   Vizepräsident (bisher)                                           – Umsetzung der Zusammenarbeit lups-ON
– Regierungsrätin Maya Büchi-Kaiser, Sachseln, Vorsteherin           (Luzern – Obwalden – Nidwalden) ab 2017
   des Finanzdepartements des Kantons Obwalden (bisher)             – Neubau Haus C, Gesamtsanierung Haus B und Projekt
– Anita Heggli, Oberwil b. Zug, Pflegefachfrau HF,                    Neubau Wohnheim Sonnegarte (Bezug Mitte 2023
   Dozentin an HES-SO (neu)                                            geplant) in St. Urban
– Urs Kneubühler, Schötz, Vize-Präsident im                        – Implementierung von KVP (kontinuierlicher Verbesserungs-
   Verwaltungsrat des WAS Wirtschaft Arbeit Soziales                   prozess) resp. «Lean hospital Management» in der lups
   und der WAS Immobilien AG (bisher)                               – Begleitung der Prozesse Rechtsformänderung und Pla-
– Dr. med. Bernhard Studer, Luzern, Facharzt für                      nungsbericht Psychiatrie
   Allgemeine Innere Medizin, Hausarzt (bisher)
– Hans Wallimann, Giswil, Alt Regierungsrat Kanton                 Für Hans Schärli stand die Beziehung zu den Menschen im und
   Obwalden (bisher)                                                um die Luzerner Psychiatrie stets im Mittelpunkt. Qualität und
– Dr. med. Christine von Wahlde-Burmeister, Oberarth,              Wirtschaftlichkeit waren ihm gleichermassen wichtig, womit er
   Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie FMH (bisher)       massgeblich dazu beigetragen hat, dass die lups ein erfolgrei-
                                                                    ches Spitalunternehmen ist und bleibt. Mit seinem kooperati-
Dank an abgetretenen Präsidenten                                    ven Führungsstil hat er es verstanden, den Spitalrat, die Direk-
Hans Schärli                                                        tion und die Geschäftsleitung bei den verschiedenen Geschäften
Hans Schärli wurde per 1. Januar 2014 in den Spitalrat und per      einzubeziehen und gute Lösungen für die lups und somit auch
1. Januar 2015 zum Präsidenten gewählt. Hans Schärli hat un-        für den Kanton Luzern und die Gesundheit der Luzerner Bevöl-
ter anderem mit seiner Erfahrung im Bereich PR und Marke-           kerung herbeizuführen. Dafür gebührt Ihm grosser Respekt
ting dazu beigetragen, dass das Image der lups im Speziellen        und Anerkennung sowie ein herzliches Dankeschön!
und von der institutionellen Psychiatrie im Allgemeinen geför-
dert wurde und somit auch der Stigmatisierung von psychischen       Peter Schwegler, Direktor / CEO

                                                                                                                                              19
blickwinkel
Magazin der lups   Im Fokus

       Projekt Rechtsformänderung
                              Die Luzerner Psychiatrie (lups) und das Luzerner Kantonsspital (LUKS) werden
                              resp. wurden von öffentlich-rechtlichen Anstalten in zwei gemeinnützige
                              Aktiengesellschaften im alleinigen Eigentum des Kantons Luzern umgewan-
                              delt. Der Kantonsrat hatte der Änderung der Rechtsform der beiden kantona-
                              len Spitalunternehmen bzw. der Anpassung des Spitalgesetzes (SRL Nr.800a)
                              anfangs 2020 zugestimmt. Nachdem das Luzerner Kantonspital bereits per
                              1. Juli 2021 von einer öffentlich-rechtlichen Anstalt in eine gemeinnützige
                              Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, geht die lups nun diesen Schritt wie
                              vorgesehen ein Jahr später, per 1. Juli 2022.

        Ziel der Umwandlung                                                Rechtsformänderung. Das Projekt steht unter der Gesamtlei-
        Aktiengesellschaften sind eine etablierte und bewährte             tung des Spitalratspräsidenten, die operative Projektleitung
        Rechtsform für Grossunternehmen und heute die bevorzugte           wird durch Stefanie Widmer, Leiterin Rechtsdienst Stab Direk-
        Rechtsform auch für Spitäler (z. B. Zuger Kantonsspital AG,        tion wahrgenommen. Die erforderlichen Anpassungen und
        Kantonsspitäler Aarau AG und Baden AG sowie Psychiatri-            die Erarbeitung der Grundlagen sind mittlerweile nahezu ab-
        sche Dienste Aargau AG, Berner Inselgruppe AG). Die Rechts-        geschlossen. Das Projekt ist auf Kurs und die Vorbereitungsar-
        form der öffentlich-rechtlichen Anstalt erwies sich zuneh-         beiten für die Rechtsformänderung der lups per 1. Juli 2022
        mend als zu wenig flexibel und transparent für die                 gehen nun in die Schlussphase.
        Organisation bzw. Führung der beiden Grossunternehmen.
        Durch die Änderung der Rechtsform sollen die Unternehmen           Das revidierte Spitalgesetz macht klare Vorgaben zur Umwand-
        in Bezug auf Organisation und Führung sowie Kooperationen          lung. So ist eine Umwandlung in eine gemeinnützige Aktien-
        flexibler werden. Die beiden Gesellschaften werden zu 100          gesellschaft nach Art. 620 ff. OR unter der Firma «Luzerner
        Prozent im Eigentum des Kantons Luzern bleiben – d. h. ein         Psychiatrie AG» mit Sitz in Pfaffnau vorgegeben. Auch der
        Aktienverkauf ist gesetzlich nicht möglich. Die notwendige         Zweck der Aktiengesellschaft ist vorgeschrieben. In vielen
        Mitsprache des Kantons bleibt gewahrt. Der Regierungsrat           Punkten geht es damit um die rechtskonforme Umsetzung der
        wird neu die Aktionärsrechte der Unternehmen ausüben und           gesetzlichen Vorgaben zur Rechtsformänderung.
        so über die Instrumente des Aktienrechts (Generalversamm-
        lung) sowie weiterhin über die Eignerstrategie Einfluss auf die    Anders als beim LUKS hat der Spitalrat lups aufgrund der Aus-
        beiden Unternehmen nehmen.                                         legeordnung entschieden, dass die lups integral in die ge-
                                                                           meinnützige AG überführt werden soll. Es ist aktuell kein er-
        Rechtsformänderung lups                                            härteter Bedarf für eine Holdingstruktur oder das Ausgliedern
        Das Projekt Rechtsformänderung hat die lups und insbeson-          einzelner Bereiche in Tochtergesellschaften erkennbar. Für die
        dere die Projektmitglieder im 2021 und 2022 intensiv be-           Zukunft bleiben für veränderte Bedürfnisse aber weiterhin alle
        schäftigt. Blicken wir zurück: Im Juni 2021 erteilte der Spital-   Optionen erhalten.
        rat den entsprechenden Projektauftrag für das Projekt

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blickwinkel
                                                                                                           Im Fokus     Magazin der lups

Gesamtarbeitsvertrag                                             2022 privatrechtlicher Natur. Die bestehenden Rechtsverhält-
Im Zusammenhang mit der Umwandlung des LUKS und der              nisse und Verträge gehen im Rahmen der Universalsukzession
lups in gemeinnützige Aktiengesellschaften hat der Luzerner      auf die Aktiengesellschaft über und behalten ihre Gültigkeit.
Kantonsrat im neuen Spitalgesetz festgehalten, dass die Sozi-    In Bezug auf die konkrete Tätigkeit ergeben sich in der alltäg-
alpartner den Mitarbeitenden einen Entwurf eines Gesamtar-       lichen Arbeit und im alltäglichen Rechtsverkehr damit keine
beitsvertrags (GAV) zur Abstimmung unterbreiten. In der Ur-      grundsätzlichen Änderungen.
abstimmung über einen GAV sprachen sich die Mitarbeitenden
des LUKS und jene der lups im Herbst 2021 für die Einführung     Schlussphase
eines GAV aus. Inhaltlich entsprechen die arbeitsvertraglichen   In der Schlussphase werden nun die Vorbereitungen abge-
Bestimmungen im GAV den geltenden Anstellungsbedingun-           schlossen, damit die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft
gen. Sowohl Arbeitszeit, Ferienansprüche, Lohn und Zulagen       vollzogen werden kann. Mitte Juni 2022 wird der Verwal-
als auch der Kündigungsschutz orientieren sich an den bishe-     tungsrat der Luzerner Psychiatrie AG die konstituierende Sit-
rigen Regelungen. Ende Februar 2022 wurde der GAV vom            zung durchführen und die neuen Reglemente per 1. Juli 2022
LUKS, der lups und den Personalverbänden unterzeichnet. Da-      in Kraft setzen. Hernach erfolgt die Anmeldung und Eintra-
mit tritt der zwischen den Arbeitgeberinnen und der Verhand-     gung im Handelsregister.
lungsgemeinschaft ausgearbeitete GAV per 1. Juli 2022 in
Kraft. Alle Arbeitsverträge der Luzerner Psychiatrie gehen auf   Die Rechtsformänderung stellt einen weiteren Meilenstein in
die Luzerner Psychiatrie AG über und die Arbeitsverhältnisse     der Geschichte der lups dar und wird den Weg für eine weiter-
sind privatrechtlicher Natur. Im Rahmen der Überführung er-      hin erfolgreiche Zukunft ebnen.
hielten alle Mitarbeitenden einen an die neue Rechtlage ange-
passten Arbeitsvertrag.                                          Jürg Meyer, Spitalratspräsident
                                                                 Stefanie Widmer, Leiterin Rechtsdienst
Rechtsbeziehungen
Die Rechtsbeziehungen zwischen der Luzerner Psychiatrie AG
und Dritten sowie Patientinnen und Patienten sind ab 1. Juli

                                                                                                                                   21
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