Das Haus der Räume Schweizerische Bauzeitung - David Chipperfield Architects: Erweiterung Kunsthaus Zürich - Amazon AWS

 
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Schweizerische Bauzeitung

18. Dezember 2020 | Nr. 38

Das Haus der
Räume
David Chipperfield Architects:
Erweiterung Kunsthaus Zürich

Vom Kunsttempel
zum offenen Ensemble
Nach allen Regeln der Kunst
«Man muss nah an
den Auftragnehmern sein»
Das Haus der Räume Schweizerische Bauzeitung - David Chipperfield Architects: Erweiterung Kunsthaus Zürich - Amazon AWS
2        Publireportage

Erste Wahl für die Lüftung
Aussenluftdurchlässe – ideal für Gesundheit und Bausubstanz

Längst ist bedarfsgerechtes Lüften mehr als die klassische
Stosslüftung per Fenster: Dichte Gebäudehüllen und Bewoh-
ner, die ganztags ausser Haus sind, machen diese Form des
Luftwechsels häufig unzureichend. Von der einfachen Abluft-
anlage über Einzelraum-Lüftungsgeräte bis zu Komfortlösun-
gen hält der Markt eine Vielzahl an Optionen für die geregelte
Be- und Entlüftung bereit.
Im preissensiblen Wohnungsbau ist der Einsatz von Abluftanla-
gen gängig, während die Komfortlüftung im gehobenen Neu-
bau dominiert. Bei Abluftanlagen wird ausschließlich die Abluft
mechanisch gefördert. Dadurch entsteht in der Wohnung ein
Unterdruck, der die Aussenluft über die Aussenluftdurchlässe
(ALD) in den Zuluftbereich befördert. Eine solche Abluftanlage
bietet eine Reihe von Vorzügen. An erster Stelle gewährleistet
sie den Schutz von Gesundheit und Bausubstanz bei ver-              Kombiniert mit dem Leibungskanal EPP bieten die Wandlüfter
gleichsweise geringen Investitionskosten und lässt sich auf         von SIEGENIA eine ungestörte Fassadenansicht bei hohem
                                                                    Schallschutz – auch in der Aussenwärmedämmung.
Wunsch sogar gemäss SIA Merkblatt 2023 bzw. Minergie-
Standards realisieren.
Bei der Planung unbedingt zu berücksichtigen ist die Tatsache,
dass zentrale Abluftanlagen erst in Kombination mit einem
Aussenluftdurchlass ihre volle Funktionalität entfalten. Als Ein-
zellösung installiert, leiten sie die gebrauchte Raumluft ab,
ohne dass Frischluft in den Raum hineingelangt. Aufgrund des
Unterdrucks dringt die Luft folglich auf unhygienischen Wegen
in die Räume ein, so z. B. über Dichtungen, Fugen und Steck-
dosen. Hier steuert der Aussenluftdurchlass gegen, indem er
für die kontrollierte Nachströmung der Aussenluft und damit
eine bauphysikalisch einwandfreie Lösung sorgt. Aufgrund der
Vielzahl unterschiedlicher Aussenluftdurchlässe – auch Nach-
strömelemente genannt – sind Bauherren und Gebäudebetrei-
ber gut beraten, auf eine qualitativ hochwertige Ausführung mit
überzeugenden Leistungsdaten zu achten.

Aussenluftdurchlässe mit Zusatznutzen                               Der Wandlüfter AEROTUBE von SIEGENIA überzeugt durch
Als Hersteller von Lösungen für Fenster-, Tür- und Komfortsys-      seinen geringen Platzbedarf und sein flaches, dezentes Design
                                                                    mit den unsichtbar im Rohr positionierten Funktionselementen.
teme verfügt die SIEGENIA GRUPPE über mehrere Jahrzehnte
Erfahrung in der Lüftungstechnik und bietet ein breites Portfo-
lio an Aussenluftdurchlässen auf technisch hohem Niveau.            Auf den Service kommt es an
Frischluft mit hohem Zusatznutzen bietet beispielsweise der         Rund um Planung und Montage hält SIEGENIA darüber
AEROMAT VT DS. Der Aussenluftdurchlass mit dem unauffäl-            hinaus ein umfangreiches Servicepaket bereit. Verfü-
ligen Frontprofil wurde speziell auf den gehobenen Wohnungs-        gung. Hier reicht das Angebot von der Filterlieferung
markt ausgelegt und eignet sich für Neu- und Altbauten. Dank        über Filterwechsel und Gerätereinigung bis zum «Rund-
seiner cleveren Modulbauweise und der Möglichkeit zur fens-         um-Sorglos-Paket» mit zehnjähriger Garantie.
ternahen Montage mit flexiblen Einbauvarianten schafft er
Gestaltungsfreiräume.
                                                                                              SIEGENIA-AUBI AG
Für eine gefällige Fassadenansicht                                                            Zelgstrasse 97
Auch der Aussenwanddurchlass AEROTUBE DD hat sich                                             CH-3661 Uetendorf
bereits vielfach im Einsatz bewährt. In Abhängigkeit von der                                  Tel.: +41 33 346 10 10
gewünschten Nachströmleistung und Schalldämmung ist er                                        E-Mail: info-ch@siegenia.com
mit einem Rohrdurchmesser von 110 bzw. 160 mm erhältlich                                      www.siegenia.com/ch/
und überzeugt dabei durch seinen geringen Platzbedarf sowie                                   Weitere Infos unter:
sein flaches, dezentes Design                                                                 www.aussenluftdurchlass.ch
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TEC21 38/2020                                                                         Editorial   3

                                   S
                                               eit 1910 das erste Gebäude für das
                                               Kunsthaus Zürich gebaut wurde, ist
                                               viel passiert. Nicht nur ist die Samm-
                                               lung des Hauses stetig gewachsen –
                                               zuletzt konnten nurmehr 10 % des
                                   Bestands gezeigt werden –, auch haben sich die
                                   Maximen, nach denen die Kunst in der Stadt
                                   erlebbar sein soll, vollkommen verändert.
Die neuen Räume sind parat
                                   Anstelle eines autarken Kunsttempels bildet das
für den nächsten Schritt:
den kontrollierten Einzug
                                   Museum inzwischen einen Teil des öffentlichen
der Kunst.Coverfoto von
Juliet Haller, Amt für Städtebau
                                   Raums. Es wendet sich den Besuchenden zu
                                   und ist auf verschiedenen Ebenen erlebbar. Der
                                   Erweiterungsbau nach dem Entwurf von David
                                   Chipperfield Architects erfüllt diese Anforderun-
                                   gen nicht nur gedanklich, sondern auch räumlich.
                                   Neben der unterirdischen Anbindung an den
                                   Moser-Bau finden die neuen Ausstellungsräume
                                   in unabhängig nutzbaren Bereichen Ergänzung;
                                   hinsichtlich Städtebau und Kunstvermittlung ein
                                   kontemporäres und überzeugendes Konzept.
                                   Bevor das Museum im kommenden Jahr für das
                                   Publikum öffnet, wird das Gebäude nun dem
                                   Betreiber übergeben. Als Medienpartner der Bau-
                                   herrschaft, der Einfachen Gesellschaft Kunst-
                                   haus-Erweiterung, nutzen wir den Anlass, um
                                   den Neubau vorzustellen. Wir sprechen mit
                                   dem Projektteam über die Besonderheiten der
                                   Planung und Realisierung, insbesondere bezüg-
                                   lich den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft.
                                   Mit dieser energietechnischen Ausrichtung wird
                                   im Museumsbau Neuland beschritten.

                                   Hella Schindel, Redaktorin     Ulrich Stüssi,
                                   Architektur/Innenarchitektur   Redaktor Bauingenieurswesen
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—HEAD
Genève

                              Master in
                        Interior Architecture

                                                                                           Scènes de Nuit, © HEAD – Genève, Baptiste Coulon
 Unique program in Switzerland                www.head-geneve.ch
      Online Applications                 Haute école d’art et de design
      Until 13 April 2021                         #headgeneve

                                         Design in Stahl
                                             Fenix Loods, Rotterdam (NL):
                                       Transparente Verbindung zur Innenwelt

                                 Profilsysteme: forster unico XS, forster thermfix vario
                                         grosse Dimensionen dank exzellenter Statik
                                 schlanke Ansichten | ausgezeichnete Wärmedämmung
                                    Brandschutz, Einbruch- und Durchschusshemmung
                                                     100 % rezyklierbar

                                                 www.forster-profile.ch

                                           elegant
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TEC21 38/2020                                                                                         Inhalt     5

                            3 Editorial                      26   Das Haus der Räume
                            7 Wettbewerb
                              Ausschreibungen/Preise |
                              Wohnen und arbeiten
                              auf Deck

                           11 Auszeichnung
                              ETH-Rektorin und Inge-
                              nieurin Prof. Sarah M.
                              Springman im Gespräch

                           13 Buch
                              Inklusion geht alle an |
                              Kunsthaus, Lagerhaus
F oto: L aur e nt G u ye

                           14 Meinung
                              Woher kennen wir uns …?

                           16 SIA-Mitteilungen
                              Sicherheit vor Preis –
                              auch bei vorgespannten
                              Boden- und Felsankern |
                              Das neue Argumentarium
                              für Organisationsmodelle            Blick vom bestehenden Kunsthaus Zürich zum Erweiterungsbau.
                              nach SIA
                                                             26 Vom Kunsttempel                        38 «Man muss nah an
                           19
                                                                  zum offenen Ensemble                      den Auftragnehmern sein»
                                Aus unserem Verlag
                                                                  Olga Rausch Die Entstehung                Ulrich Stüssi, Hella Schindel

                           20 Vitrine | Weiterbildung             der Kunsthaus-Erweiterung                 Ein Interview über die Be­
                                                                  und ihre Bedeutung für die                sonderheiten einer Planung
                           24 Agenda                              Stadt Zürich.                             mit vielen Beteiligten und
                                                                                                            wie es gelingen kann, gemein-
                           44 Stellenmarkt                   33 Nach allen Regeln der Kunst                 sam das geforderte Niveau
                                                                Ulrich Stüssi Über die Grat-                zu erreichen.
                           45 Impressum                         wanderung, ein Museum nach
                                                                den Zielen der 2000-Watt-
                           46 Unvorhergesehenes                 Gesellschaft umzusetzen.

                                           Die Redaktion TEC21 empfiehlt

                           competitions.espazium.ch
                                           Ausführliche Informationen und Unterlagen zu ausgeschriebenen
                                           und entschiedenen Wettbewerben auf unserem Online-Portal.
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Prod_Architekten_Startup_Inserat_Januar_2015_200x63mm_V1_150120.indd 1                                                           20.01.15 09:58

  NEU!                                                                   Nicht kleckern, sondern klotzen!
                                                                         Hanno®-Injektionsklotz – zur Herstellung
                                                                         druckfester Bereiche in Multifunktionsbändern
                                                                         Dieses innovative PU-Injektionsharz wird direkt ins
                                                                         eingebaute Multifunktionsband injiziert. Nach dem
                                                                         Aushärten ist das Harz druckfest und geeignet für
                                                                         die Aufnahme von Lasten.

                                                                                     Mehr unter:
                                                                                     www. hanno. ch / injektionsklotz

                                                                                            Steiger Baucontrol                     ag
                                                                                            Bauimmissionsüberwachung
                                                                                            6000 Luzern 7 · Tel. 041 249 93 93

                                                                                            n Systematische visuelle Zustandsaufnahme
                                                                                              und Protokollierung vor Baubeginn
                                                                                            n Kostenanalysen, Expertisen

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Das Haus der Räume Schweizerische Bauzeitung - David Chipperfield Architects: Erweiterung Kunsthaus Zürich - Amazon AWS
TEC21 38/2020                                                                                          Wettbewerb                7

Ausschreibungen
OBJEKT/PROGRAMM                        AUFTRAGGEBER            VERFAHREN                 FACHPREISGERICHT         TERMINE

Quartier de la Concorde,               Fondation HBM
                                       Emile Dupont
                                                               Projektwettbewerb,
                                                               offen, zweistufig,
                                                                                         Maria Zurbuchen-Henz,
                                                                                         Anita Frei,
                                                                                                                  Anmeldung
                                                                                                                  13. 1. 2021
secteur T,                             und                     für Architekten, Land-    Massimo de Giorgi,       Abgabe Pläne
Genève                                 Coopérative             schaftsarchitekten,       Mary Hofmann,            1. Stufe
                                       d’habitation Totem      Bauingenieure und         Aline Juon,              26. 3. 2021
www.fidp.ch/appels-d-offres/services                           Gebäudetechniker          Laura Mechkat,           Modell
                                                                                         Jean Probst,             1. Stufe
                                                                   – konform             Giovanna Ronconi,        16. 4. 2021
                                                                                         Nicolas Senggen

Neubau                                 Gemeinde Oberglatt      Projektwettbewerb,
                                                               selektiv,
                                                                                         Daniel Abraha,
                                                                                         Peter Baumberger,
                                                                                                                  Bewerbung
                                                                                                                  13. 1. 2021
Kindergarten Dickloo,                  Organisation:           für Generalplaner-        Gerhard Wittwer,
Oberglatt                              ProjektBeweger
                                       8008 Zürich
                                                               teams                     Beat Schlatter

www.simap.ch (ID 212869)

Bâtiment                               Ville de Genève,
                                       Département de
                                                               Studienauftrag,
                                                               selektiv, zweistufig,
                                                                                         Emanuel Christ,
                                                                                         Carmen Alonso Unica,
                                                                                                                  Bewerbung
                                                                                                                  15. 1. 2021
d’Art Contemporain,                    l’aménagement et        für Architekten,          Maria Conen,             Abgabe
Genève                                 des constructions       Bauingenieure und         Kersten Geers,           1. Stufe
                                       1211 Genf               Gebäudetechniker          Philippe Meylan,         14. 6. 2021
www.simap.ch (ID 212489)                                                                 Alexandre Thériot,       2. Stufe
                                                                   – in Bearbeitung      Gonzalo Martinez         29. 10. 2021

Neubau                                 Bau- und Verkehrs-
                                       departement des
                                                               Ideenwettbewerb,
                                                               offen,
                                                                                         Beat Aeberhard,
                                                                                         Daniel Baur,
                                                                                                                  Anmeldung
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Primarschule Walkeweg,                 Kantons Basel-Stadt     für Architekten           Anne Kaestle,            Abgabe
Basel                                  4001 Basel                                        Jörg Lamster,            19. 3. 2021
                                                                                         Claudio Meletta,
www.simap.ch (ID 211718)                                                                 Matthias Schuler

Preise
Beton 2021                             Betonsuisse             Ausgezeichnet werden
                                                               Gebäude in der
                                                                                         Teilnahmeberechtigt
                                                                                         sind Architekten und
                                                                                                                  Eingabe
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                                                               Schweiz oder in           Architektenteams.
betonsuisse.ch                                                 Liechtenstein, bei
                                                               denen Beton überwie-
                                                               gend als Ausdrucks-
                                                               mittel eingesetzt wird.

SIA FEB 2021                           Fachgruppe
                                       für die Erhaltung
                                                               Ausgezeichnet werden
                                                               Projektarbeiten
                                                                                         Teilnahmeberechtigt
                                                                                         sind Studierende
                                                                                                                  Eingabe
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www.feb.sia.ch/de/                     von Bauwerken           zum Thema Umgang          ab dem 5. Semester aus
informationen-auszeichnung                                     mit bestehenden           den Fachrichtungen
                                       Einsendung              Bauwerken sowie           Architektur,
                                       Unterlagen:             deren Erhaltung oder      Bauingenieur- und
                                       SPARCS Architekten      Erneuerung. Die Arbeit    Umweltingenieur-
                                       Cornelia Pauletti       kann sich auch mit        wissenschaften und
                                       Forchstrasse 260        Neubauten befassen.       Gebäudetechnik.
                                       8008 Zürich

Prix Lignum 2021                       Lignum
                                       Holzwirtschaft
                                                               Ausgezeichnet wird
                                                               der Einsatz von
                                                                                         Teilnahmeberechtigt
                                                                                         sind Architekten,
                                                                                                                  Eingabe
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                                       Zentralschweiz          Holz in Bauwerken,        Projektierende,
prixlignum.ch                                                  im Innenausbau,           Bauherrschaften,
                                                               bei Möbeln und            Auftraggebende,
                                                               künstlerischen            Ausführende und
                                                               Arbeiten.                 Kunstschaffende.

       Weitere laufende Wettbewerbe auf competitions.espazium.ch
       Wegleitung zu Wettbewerbsverfahren: www.sia.ch/142i
Das Haus der Räume Schweizerische Bauzeitung - David Chipperfield Architects: Erweiterung Kunsthaus Zürich - Amazon AWS
8       Wettbewerb                                                                                      TEC21 38/2020

                     Wohnen und arbeiten auf Deck
    Das Amt für Umwelt und Energie des Kantons Basel-Stadt zieht in einen
        Neubau an der Spiegelgasse. Dadurch wird das Bürogebäude an
    der Hochbergerstrasse frei. In Zukunft soll dort ein innovatives Zuhause
           für gemeinschaftliches Wohnen und Arbeiten entstehen.
                                                Text: Jean-Pierre Wymann

                                                                                  raum mit Gemeinschaftsküche, Flä-
                                                                                  chen für freiberufliche oder klein-
                                                                                  gewerbliche Tätigkeiten (Coworking-
                                                                                  Spaces) sowie Hobby-, Band- und
                                                                                 Bastelräume entstehen. Das Raum-
                                                                                  programm reflektiert die tiefgrei-
                                                                                  fenden gesellschaftlichen Verände-
                                                                                  rungen durch die Digitalisierung.
                                                                                 Private und öffentliche Räume ver-
                                                                                  mischen sich. Die einst klar umris-
                                                                                  senen Grenzen von Arbeit und Frei-
                                                                                  zeit verschwimmen immer mehr.
                                                                                          Ziel der Umnutzung des Bü­
                                                                                  ro­gebäudes an der Hochbergerstras­
                                                                                  se sind erschwingliche Mieten und
                                                                                  tiefe Nebenkosten. Dazu beitragen
                                                                                  sollen möglichst viele vermietbare
                                                                                 Einheiten und eine grosse Mietflä-
                                                                                  che. Die Erschliessung soll effizient
Strassenansicht von «Promenadendeck» von Kooperative E45.                         und die Eingriffstiefe in den Rohbau
                                                                                  möglichst gering sein. Die Investi-
                                                                                  tions-, Instandhaltungs- und Be-

D      ie Liegenschaft Hochberger-
       strasse 158 liegt in Klein-
       hüningen an der Wiese, einem
                                         wurden die planungs- und baurecht-
                                         lichen Grundlagen festgelegt und
                                         der bauliche Zustand des Gebäudes
                                                                                  triebskosten sollen tief sein und
                                                                                  trotzdem langlebige Materia­
                                                                                  zum Einsatz kommen. Um Lösungs-
                                                                                                                   lien

Nebenfluss des Rheins. Charakte­         untersucht. Die Studie hat ergeben,      ansätze für diese zukunftsweisen-
ristisch für das Quartier sind die       dass die Parzelle stark übernutzt        de Aufgabe zu erhalten, hat der
Gegensätze von industrieller Hafen­      ist. Wegen der Bestandsgarantie ist     ­Kanton Basel-Stadt einen Projekt-
anlage und idyllischem Dorfkern.         aber eine weitere Nutzung der vor-       wettbewerb im offenen Verfahren
Das Gebiet steht vor einem gros­         handenen Flächen innerhalb der           durchgeführt. Es gingen 121 Wett-
sen Umbruch. Durch die Verlegung         Mantellinie des bestehenden Ge­          bewerbsbeiträge ein, die alle zur
des Rheinhafens zum neuen Hafen-         bäudes zugelassen. Der Rohbau ist       Beurteilung zugelassen wurden.
becken 3 soll entlang des Rhein­         in einem guten Zustand und kann                  Die Herausforderung der
ufers am Klybeckquai und auf der         erhalten werden. Die übrigen Gebäu-     Aufgabenstellung lag im Umgang
Westquai-Halbinsel ein ­neues Stadt-     deteile, insbesondere die Fenster        mit dem bestehenden Tragwerk aus
quartier entstehen.                      und Betonbrüstungen, müssen rück-        Stützen und Deckenplatten, in der
        Das Bürogebäude an der           gebaut werden. Diese Erkenntnisse       Neuinterpretation der Fassade aus
Hochbergerstrasse wurde 1965 für         haben zum Entschluss beigetragen,       Bandfenstern und in der Öffnung
die Verwaltung der Schweizerischen       das bestehende Gebäude zu erhalten       des abweisenden Hochparterres für
Rheinhäfen gebaut und danach vom         und umzunutzen.                          gemeinschaftliche Nutzungen. Zu-
Amt für Umwelt und Energie (AUE)                  Entstehen soll ein innovati-    dem galt es, die Erschliessung und
genutzt. Durch den Bezug des Neu-        ves Haus für gemeinschaftliches          die Grundrisse auf das vorhandene
baus an der Spiegelgasse von Mil-        Wohnen und Arbeiten. Es sind 30         Tragwerk masszuschneidern. Die
ler & Maranta Architekten im kom-        bis 35 einfache Kleinwohnungen als       Strassenseite ist gleichzeitig auch
menden Jahr wird die Liegenschaft        Mietwohnungen für Ein-, Zwei- und        die Südseite mit Weitblick über den
frei. Mit einer Machbarkeitsstudie       Dreipersonenhaushalte vorgesehen.        Fluss, während die ruhige Hofseite
und einem generellen Baubegehren         Zusätzlich sollen ein Gemeinschafts-     gegen Norden gerichtet ist.
Das Haus der Räume Schweizerische Bauzeitung - David Chipperfield Architects: Erweiterung Kunsthaus Zürich - Amazon AWS
TEC21 38/2020                                                                                        Wettbewerb                9

                                                                                                                                                                                                                             Auf der rechten Seite befinden sich     scheiben und Türen ermöglichen
                                                                                                                                                                                                                             Atelierwohnungen mit direktem           es, die Räume auf unterschiedliche
                                                                                                                                                                                                                             ­Zugang von der Strassenseite. Auf      Art zusammenzuschalten und die
                                                                                                                                                                                                                             der Hofseite im Erdgeschoss liegen      Wohnung in ihrer ganzen Tiefe zu
                                                                                                                                                                                                                             die Arbeitsbereiche, die als Ateliers   erleben. Es entsteht ein spannendes
                                                                                                                                                                                                                             wie auch als Coworking-Spaces ge-       Raumgefüge mit unterschiedlichen
                                                                                                                                                                                                                              nutzt und sowohl von den Bewohne-      Wegführungen und überraschenden
                                                                                                                                                                                                                              rinnen und Bewohnern des Hauses        Blickbezügen.
                                                                                                                                                                                                                             als auch durch Externe gemietet                  Mehr Mühe hatte die Jury
                                                                                                                                                                                                                             werden können.                          mit der derben Ausformulierung
                                                                                                                                                                                                                                      Das bestehende Treppen-        der Strassenfassade aus raumhohen,
                                                                                                                                                                                  Luftansicht des Wettbewerbsperimeters.
                                                                                                                                                                                                                              haus, ergänzt um Waschküche und        aluminiumfarbenen Holz-Metall-
                                                                                                                                                                                                                             Trockenraum, erschliesst den brei-      Fenstern und feuerverzinkten Sto-
                                                                                                                                                                                  Sonniger Laubengang                        ten Laubengang, der die Kommuni-        renkästen und Brüstungsgittern.
                                                                                                                                                                                                                              kation unter den Bewohnerinnen         Auch die bunten Stoffe der Markisen
                                                                                                                                                                                   Die Jury empfiehlt einstimmig den         und Bewohnern fördert und vor           können die «Härte und Rohheit» des
                                                                                                                                                                                   Beitrag «Promenadendeck» der K  ­ o­-     Lärm und Überhitzung schützt.           wie ein Gewerbegebäude gestalteten
V is u alisie r un g: Pr oje k t ve r f a s s e n d e; Plän e: Pr oje k t ve r f a s s e n d e; F oto: Sw is sim a g e 20 1 8 , B un d e s am t f ür L an d e s to p o gr af ie

                                                                                                                                                                                   operative E45 zur Weiterbear­bei­         Über den Laubengang gelangt man         Umbaus nicht genügend mildern.
                                                                                                                                                                                   tung. Das Projekt sieht vor, das           zu den ­insgesamt acht Kleinwoh-                                    Fortsetzung S. 10
                                                                                                                                                                                  ­Gebäude auf das Betonskelett zu-           nungen pro Geschoss. Die strassen-
                                                                                                                                                                                                                                                                                Umbau
                                                                                                                                                                                   rückzubauen und die Strassenfas-          und hofseitigen Bereiche sind je-                  Hochbergerstrasse 158, Basel
                                                                                                                                                                                   sade mit einem breiten Laubengang         weils um eine halbe Achse versetzt                 Anonymer Projektwettbewerb
                                                                                                                                                                                   ganz gegen Süden zur Wiese hin zu          zueinander angeordnet. Dadurch                    im offenen Verfahren

                                                                                                                                                                                   öffnen. Diese radikale Neuinterpre-       wird das Tragwerk aus Stützen und         AUSZEICHNUNGEN
                                                                                                                                                                                   tation der Fassade als viergeschos-       Unter­zügen sichtbar und zoniert
                                                                                                                                                                                                                                                                       1. Rang / 1. Preis: «Promenadendeck»
                                                                                                                                                                                   sige Arkade, von den Projektver­          den Raum. Die alternierende An­           Kooperative E45, Basel
                                                                                                                                                                                   fassern auch «Promenadendeck»              ordnung der Nasszellen ergeben
                                                                                                                                                                                                                                                                       2. Rang / 2. Preis: «Ach Hugo, mach
                                                                                                                                                                                   genannt, erschliesst nicht nur die        verschiedene Wohnungstypen. Die           die Kiste doch einfach ein bisschen
                                                                                                                                                                                   Wohnungen, sondern ist gleichzeitig        einen verfügen über einen tiefen         grösser!»
                                                                                                                                                                                   auch Aufenthalts- und Begegnungs-         Wohn- und Schlafbereich zum Hof,          ARGE Atelier Aggeler mit Julian
                                                                                                                                                                                                                                                                       Fischer Architekten, Zürich;
                                                                                                                                                                                   ort für die Bewohnerinnen und Be-         die anderen über einen tiefen Wohn-       Dr. Illias Hischier, Chair of
                                                                                                                                                                                   wohner. Die Qualität dieses gross-         bereich mit Küche zur Strasse.           Architecture and Building Systems,
                                                                                                                                                                                   zügigen Angebots wird allerdings                                                    ETH Zürich
                                                                                                                                                                                   durch die Brandschutzanforderun-          Effizienter Laubengang                    3. Rang / 3. Preis: «Le vent nous
                                                                                                                                                                                   gen an den Fluchtweg gemindert,                                                     portera»
                                                                                                                                                                                                                                                                       Salathé Architekten, Basel;
                                                                                                                                                                                   welche die Nutz- und Möblierbarkeit       Beim mit dem zweiten Preis ausge-         ZPF Ingenieure, Basel; Gartenmann
                                                                                                                                                                                   einschränken.                             zeichneten Projekt der ARGE Atelier       Engineering, Basel; Amstein +
                                                                                                                                                                                           Der zweigeschossige Ge-           Aggeler mit Julian Fischer Architek-      Walthert Basel; Energiebüro, Zürich
                                                                                                                                                                                   meinschaftsraum liegt links vom           ten ist das Kennwort Programm.            4. Rang / 4. Preis: «Kamila»
                                                                                                                                                                                   Haupteingang und ist um ein halbes        «Ach Hugo, mach die Kiste doch ein-       ARGE e.GO, Wädenswil; Schnetzer
                                                                                                                                                                                                                                                                       Puskas Ingenieure, Basel
                                                                                                                                                                                   Geschoss ins Terrain eingesenkt.          fach ein bisschen grösser!» bedeutet
                                                                                                                                                                                                                                                                       5. Rang / 5. Preis: «Basel-Rotterdam»
                                                                                                                                                                                   Er ist von aussen einsehbar und           minimalen Wohnraum bei maxima-
                                                                                                                                                                                                                                                                       ARGE Lemmen Mazzei Architekten +
                                                                                                                                                                                   gut zugänglich. Der Gemeinschafts-        ler Grosszügigkeit. Die Wohnungen         BRH Architekten, Basel;
                                                                                                                                                                                   raum kann für Anlässe der Haus­           sind über einen kompakten Koch-           WMM Ingenieure, Münchenstein
                                                                                                                                                                                   gemeinschaft oder für öffentliche         und Essbereich mit Nasszelle zu-          6. Rang / 6. Preis: «Neonsonne»
                                                                                                                                                                                  Veranstaltungen genutzt werden.            gänglich. Geschickt gesetzte Wand-        Härtel Lovis Steinbach Architekten,
                                                                                                                                                                                                                                                                       Zürich; Energiekonzepte, Zürich;
                                                                                                                                                                                                                                                                       MWV Bauingenieure, Baden

                                                                                                                                                                                                                                                                       FACHJURY
                                                                                                                                                                                                                                                                       Beat Aeberhard, Kantonsbaumeister
                                                                                                                                                                                                                                                                       Basel-Stadt (Vorsitz); Paola Maranta,
                                                                                                                                                                                                                                                                       Architektin, Basel; Adrian Streich,
                                                                                                                                                                                                                                                                       Architekt, Zürich; Reto Pedrocchi,
                                                                                                                                                                                                                                                                       Architekt, Basel (Ersatz)

                                                                                                                                                                                                                                                                       SACHJURY
                                                                                                                                                                                                                                                                       Barbara Rentsch, Eigentümervertre-
                                                                                                                                                                                                                                                                       tung, Immobilien Basel-Stadt; Gerold
                                                                                                                                                                                                                                                                       Perler, Bauherrenvertretung, Hochbau­
                                                                                                                                                                                                                                                                       amt Basel-Stadt, Abteilung Wohnen;
                                                                                                                                                                                  1. OBERGESCHOSS 1:200
                                                                                                                                                                                                                                                                       Peter Kaufmann, Portfoliomana­gement,
                                                                                                                                                                                  1. OG «Promenadendeck» von Kooperative E45. Mst. 1 : 350.                            Immobilien Basel-Stadt (Ersatz)
Das Haus der Räume Schweizerische Bauzeitung - David Chipperfield Architects: Erweiterung Kunsthaus Zürich - Amazon AWS
10     Wettbewerb                                                                                                                                             TEC21 38/2020

                                                                      3P WHG                              3P WHG                          1P WHG    1P WHG      1P WHG              1P WHG
                                                                      85.5 m2                             87.7 m2                         35.3 m2   35.7 m2     35.7 m2             37.0 m2

                                            Attikageschoss 1:200

                                                           Strassenansicht von «Ach Hugo, mach die Kiste doch einfach ein
                                                           bisschen grösser!» von ARGE Atelier Aggeler mit Julian Fischer
                                                           Architekten; 1. OG, Mst. 1 : 500.
                                                            Atelier                   Joker                                               Atelier               Atelier
                                                            21.9 m2                   21.2 m2                                             21.2 m2               21.3 m2

                                                                                                                                Putzr.

                                                            2P WHG          2P WHG              2P WHG                2P WHG    2P WHG              2P WHG                2P WHG
                                                            53.5 m2         53.4 m2             50.4 m2               49.5 m2   52.7 m2             53.4 m2               56.0 m2
                                                          Strassenansicht von «Le vent nous portera»
                                            Regelgeschoss 1:200
                                                          von Salathé Architekten; Regelgeschoss, Mst. 1 : 500.

                                                                                                                                                                                              V is u alisie r un g e n & Plän e: Pr oje k t ve r f a s s e n d e
Für die Jury war nicht klar, wieso    Das Projekt besticht durch die                                      Architekten setzt auf die Typologie
«der Entwurf weniger eine kontex-     wenigen, aber präzisen Eingriffe in                                 der «rue intérieure» von Le Corbusier
tuelle Verflechtung mit der Umge-     die bestehende Bausubstanz. Dazu                                    und hält weitgehend am Bestand
bung sucht, sondern vielmehr eine     gehört die einladende Geste des Ge-                                 fest. Das mit dem zweiten Preis aus-
gestalterische Unabhängigkeit ver-    meinschaftsraums, dessen Südseite                                   gezeichnete Projekt mit dem Lauben-
folgt». Zusammen mit dem schwer       abgesenkt ist und sich zur Hoch­                                    gang im Norden ist auf Effizienz
auffindbaren Gemeinschaftsraum        bergerstrasse hin öffnet. Eine Trep-                                getrimmt und punktet mit grosszü-
entsteht der Eindruck eines weit­     penanlage, die auch als Zuschauer­                                  gigen Wohnungen. Das Siegerprojekt
gehend auf sich selbst bezogenen      tribüne dienen kann, verbindet das                                  der Kooperative E45 setzt auf einen
Projekts, bei dem die Autonomie       Strassenniveau mit dem Hochpar-                                     breiten Laubengang gegen Süden
wichtiger wird als der Gemeinsinn.    terre. Insgesamt sind die Eingriffe                                 als Begegnungs- und Aufenthalts-
                                      in das spröde Bürogebäude zu ver-                                   ort. Die sorgfältig gestalteten Über-
Rue intérieure                        halten, um die grossen Erwartungen                                  gänge vom öffentlichen Erdgeschoss
                                      an ein zukunftsweisendes Wohnen                                     über die Erschliessung bis zu den
 Der mit dem dritten Preis ausge- und Arbeiten zu erfüllen. Die Jury                                      privaten Zimmern der Wohnungen
 zeichnete Beitrag «Le vent nous por- lobt zwar die grosse «Genügsamkeit                                  fördern die Kommunikation und In-
 tera» von Salathé Architekten lässt im Umgang mit der bestehenden                                        teraktion unter den Bewohnerinnen
 sich stark vom Bestand leiten. So ­  Gebäudestruktur», moniert aber                                      und Bewohnern. Damit schafft der
 bleibt die vertikale Erschliessung auch die einseitig orientierten Woh-                                  Entwurf beste Voraussetzungen für
 mit Treppe und Lift bestehen. Auch nungen, die mangelnde Qualität der                                    eine l­ebendige Hausgemeinschaft,
 der Charakter der Strassenfassade inneren Gangerschliessung und die                                      die auch einen wertvollen Beitrag
 mit Bandfenstern bleibt erhalten, offenen Fragen beim architektoni-                                      zum Quartierleben leisten kann. •
 einzig die Brüstungen werden mit schen Ausdruck.                                                         Jean-Pierre Wymann,
 PV-Elementen verkleidet. Das Projekt                                                                     Architekt ETH SIA BSA
 setzt nicht auf einen Laubengang Kommunikativ und interaktiv
 als Erschliessung, sondern auf eine
«rue intérieure». Dieser innere Gang Eigentlich basieren die ersten drei
 teilt den Grundriss in eine breite Beiträge alle auf der Typologie des
 Schicht im Süden für die Wohnungen Laubengangs, ordnen ihn aber un-
 und in eine schmalere Schicht im terschiedlich an. Mal liegt der Lau-
 Norden mit frei unterteilbaren bengang im Norden, mal im Süden,
­Räumen, die zur Woh­nung dazu­ dann rückt der Gang ins Innere des                                                  Weitere Pläne und Bilder auf
 gemietet werden können.              Gebäudes. Das Projekt von Salathé                                             bit.ly/hochbergerstr-158
TEC21 38/2020                                                                                   Auszeichnung             11

                     «Es ist wichtig, dass Ingenieurinnen und
                       Ingenieure ihren Berufsstolz pflegen»
               Kommenden Juni findet die Verleihung des 4. Building-Awards statt. Bis
             zum 12. Februar 2021 können Projekte eingereicht werden. Jurypräsidentin
                 Sarah Springman erklärt, warum diese Auszeichnung wichtig ist.
                                                                  Interview: Judit Solt

             TEC21: Prof. Dr. Springman,                der Ingenieurberufe rund um das
             Sie sind Jurypräsidentin des               Bauen. Am liebsten hätte ich
             Building-Awards, der alle                  eine grosse Publikumsveranstal-
             zwei Jahre für herausragende               tung, einen richtig glamourösen
             Ingenieurleistungen am Bau                 Academy Award, der auch in den
             verliehen wird. Warum braucht              Fernsehnachrichten gezeigt
             es eine solche Auszeichnung?               wird, aber das geht leider nicht.
                      Sarah Springman: Die
             Arbeit der Ingenieurinnen und              Die breite Öffentlichkeit nimmt
             Ingenieure bleibt in der Regel ver-        Ingenieurleistungen kaum zur
             borgen. Zudem heben die meisten            Kenntnis, obwohl unser heutiger
             Ingenieurinnen und Ingenieure              Lebensstandard ohne sie undenk-
                                                                                                  Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Sarah M.
             ihre eigenen Verdienste nur ungern         bar wäre: Energieversorgung,              Springman ist seit 1997 ordentliche
             hervor – «they don’t blow their            Mobilität, Kommunikation, Medi-           Professorin für Geotechnik an der
                                                                                                  ETH Zürich und seit Januar 2015
             own horn», wie es in Grossbritan-          zin usw. benötigen technisch
                                                                                                  zudem Rektorin der Hochschule.
             nien so schön heisst. Ihre Moti­           hochstehende Infrastrukturen.             Vor ihrer akademischen Laufbahn
F oto: zVg

             vation, Höchstleistungen zu                Warum bekommen die Ingenieu-              arbeitete sie als Ingenieurin an
                                                                                                  verschiedenen geotechnischen
             erbringen, ist intrinsisch. Das ist        rinnen und Ingenieure nicht die
                                                                                                  Projekten in England, auf den
             natürlich sympathisch, aber kein           gesellschaftliche Anerkennung,            Fidschi-Inseln und in Australien.
             Ersatz für extrinsische Motivation         die ihnen zusteht? Sind wir so
             in Form von Anerkennung und                verwöhnt, dass wir ihre Kompe-
             Wertschätzung. Auch herausragen-           tenz für selbstverständlich halten?    auf rund 2380 Milliarden Franken;
             de Ingenieurinnen und Ingenieure                   Damit hat es sicher auch       allein in dessen Unterhalt und
             sollen gefeiert werden und die             zu tun. Die Fokusstudie des Natio-     Erneuerung investiert die Schweiz
             Chance haben, im Rampenlicht zu            nalen Forschungsprogramms              jährlich 65 Milliarden Franken
             stehen. Der Award gibt uns die             NFP 54 «Nachhaltige Siedlungs-         oder 12 % des Bruttoinlandpro-
             Möglichkeit, exzellente Projekte in        und Infrastrukturentwicklung»          dukts. Da fällt die Wirkung eines
             sechs verschiedenen Kategorien             schätzt den aktuellen Wieder­          einzelnen Ingenieurwerks nicht
             auszuzeichnen; damit zeigt er              beschaffungswert des gesamten          so stark auf wie an weniger privi-
             auch die Vielfalt der Disziplinen,         Bauwerks Schweiz – technische          legierten Orten. Als ich in der
             die faszinierende Bandbreite               Infrastruktur und Gebäudepark –        Dritten Welt gearbeitet habe, wo
                                                                                               eine einzelne neue Infrastruktur
                                                                                               die Lebensqualität der Menschen
                                                                                               markant erhöht, war die gesell-
                                                                                               schaftliche Wertschätzung deut-
                                                                                               lich. Doch auch dort gewöhnen
             Building-Award 2021
                                                                                               sich die Menschen schnell an die
             Am 17. Juni 2021 wird im KKL Luzern       Aufmerksamkeit. Die mediale Bericht­    verbesserten Bedingungen.
             zum vierten Mal der Building-Award        erstattung macht die Berufe, die Mög-
             verliehen. Bewertet und prämiert wer-     lichkeiten und die Vorbilder bekannt.   Sie vergessen, dass eine funktio-
             den herausragende, bemerkenswerte         In folgenden Wettbewerbs­k ategorien    nierende Infrastruktur, die einen
             und innovative Ingenieursleistungen am    werden Auszeichnungen verliehen:        besseren Lebensstandard erst
             Bau. Die besten Akteure und ihre Teams    Hochbau, Infrastrukturbau, Energie-
             werden geehrt und gefeiert. Die diver-    und Gebäudetechnik, Gesamtsieger        möglich macht, keine Selbstver-
             sen Ingenieurgattungen prägen die Bau­-   Forschung und Entwicklung, Young        ständlichkeit ist. Deshalb ist
             werke bezüglich Statik, Technik, Nach­-   Professionals, Nachwuchsförderung       es wichtig, dass die Ingenieurin-
             haltigkeit und Formgebung massgeblich.    im Bereich Technik.
             Der Building-Award verschafft den                                                 nen und Ingenieure ihren Berufs-
             Ingenieurberufen am Bau und ihren         Die Ausschreibungsunterlagen gibt es    stolz pflegen, etwa mit diesem
             Vertretern eine Plattform und damit       auf bit.ly/building-award • (pd)        Award, und darauf hinweisen, wie
12       Auszeichnung                                                                                      TEC21 38/2020

                                                                                 struktiv, ihr Ziel ist es, die Lebens-
                                         Soeben ist der dritte Band der Reihe    qualität der Menschen zu ver­
                                         «Schweizer Ingenieurbaukunst –          bessern, damit diese ihr eigenes
                                         L’art des ingénieurs suisses –
                                         Opere di ingegneria svizzera»
                                                                                 Potenzial erreichen können.
                                         bei espazium – Der Verlag für Bau­      Das ist durch und durch positiv.
                                         kultur erschienen. Das Buch prä­        Natürlich heisst das nicht, dass
                                         sentiert herausragende Werke, die
                                         Schweizer Ingenieurbüros aller
                                                                                 Ingenieurinnen und Ingenieure
                                         Diszi­plinen in den letzten zwei        die langfristigen Folgen ihrer
                                         Jahren realisiert haben.                Tätigkeit vergessen dürfen. Sie
                                         128 Seiten, dreisprachig deutsch,       tragen eine grosse Verantwortung:
                                         französisch, italienisch,               Sie können – und müssen – dazu
                                         ISBN 978-3-9525101-0-0, 49.– Fr.
                                                                                 beitragen, die Klimaerwärmung zu
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                                                                                 mit Material, Energie, CO2-Aus-
                                                                                 stoss usw. umgehen. Wir können
                                                                                 es uns nicht mehr leisten, Umwelt-
                                                                                 kosten zu verursachen, die die
                                                                                 nächste Generation abstottern
viel Kompetenz es braucht, bis ein         Departementen der Ingenieurswis-      muss. Dafür braucht es Kompetenz,
Projekt wirklich gelungen ist. Da-         senschaften. Im Departement Bau,      Mut und intelligentes Handeln:
mit stärken sie übrigens auch die          Umwelt und Geomatik (D-BAUG) ist      action, not reaction. Ingenieurin-
Position jener Auftraggeber, die           der Anteil der weiblichen Studie-     nen und Ingenieure sind bestens
Qualität einfordern und angemes-           renden in den letzten fünf Jahren     dafür qualifiziert. •
sen würdigen. Und nicht zuletzt            gestiegen und entspricht heute
geht es auch darum, jungen Leuten          dem ETH-Durchschnitt. In den          Das Interview führte Judit Solt,
die Ingenieurberufe näherzubrin-           Departementen Maschinenbau            Chefredaktorin
gen – insbesondere jungen Frauen,          und Verfahrenstechnik (D-MAVT),
die in technischen Berufen immer           Informationstechnologie und
noch untervertreten sind.                  Elektrotechnik (D-ITET) und Infor-
                                           matik (D-INFK) ist der Anteil eben-
                                           falls gestiegen, allerdings ist er
     Ingenieurberufe sind
     konstruktiv, ihr Ziel ist
                                           mit weniger als 20 % immer noch
                                           deutlich unterdurchschnittlich.
                                                                                   Korrigenda
                                           Das Department of Materials
     es, die Lebensqualität
                                           (D-MATL) ist das einzige, in dem
     der Menschen zu                       der Studentinnen­anteil gesunken
     verbessern.                           ist; er beträgt etwas weniger als
                                           30 %. Allgemein ist es immer noch
                                           so, dass Frauen in eher techni-
Sie sind Rektorin der ETH Zürich           schen Disziplinen untervertreten
und selbst Ingenieurin, nämlich            sind. An der ETH weist das Depar-
Professorin für Geotechnik. Wie            tement Gesundheitswissenschaf-
entwickelt sich der Frauenanteil           ten und Technologie (D-HEST)
an der ETH und speziell in den             mit gut über 60 % den höchsten
Ingenieurdisziplinen? Gibt es              Studentinnenanteil auf. Übrigens:
Unterschiede zwischen den ver-             Wenn man Wissenschaften und
schiedenen Fachrichtungen?                 Ingenieurwissenschaften zu­
        Zwischen 2003 und 2016             sammen betrachtet, beträgt der
stagnierte der Anteil weiblicher           Frauenanteil in der Schweiz rund
Studierender an der ETH Zürich             41 %, was ziemlich genau dem
bei rund 30 %. Ich wurde 2014 zur          EU-Durchschnitt entspricht.
Rektorin ernannt und habe am
1. Januar 2015 begonnen. Seit 2016         Was ist das Faszinierende, das          Im unserem Sonderheft «Stadt
steigt der Anteil nun leicht, aber         allen Ingenieurberufen gemein-          aus Holz», Nr. 6, S. 14, «Wie der
konstant; zurzeit liegt er bei 32.3 %.     sam ist?                                Holzbau gewachsen ist» stim-
Das freut mich sehr und zeigt ein-                 Dass man wirklich etwas         men Firmenbezeichnung und
mal mehr, wie wichtig Role Models          Sinnvolles bewirken, einen un­          Standort der Firma Pirmin Jung
sind. Diese positive Tendenz zeigt         mittelbaren Unterschied machen          nicht. Richtig ist: Pirmin Jung
sich in vier der fünf typischen            kann. Ingenieurberufe sind kon­         (Schweiz) AG, Rain. • (df)
TEC21 38/2020                                                                                              Buch         13

                                                          Inklusion geht alle an
                                Im Zusammenhang mit Architektur und Städtebau assoziieren viele
                                 Menschen Inklusion mit barrierefreiem Bauen. Die Neuerscheinung
                                  «Inklusionsmaschine Stadt» zeigt verständlich und facettenreich,
                                dass dieses Thema breiter gedacht und auch diskutiert werden muss.
                                                                            Text: Simone Hübener

                           A        cht Jahre seiner Lebenszeit,
                                    und damit mehr als 10 % da-
                                    von, lebt jeder Mensch mit
                                                                   der ETH Zürich moderierte die
                                                                   ­ eranstaltungen. Durch die Teilnah-
                                                                   V
                                                                   me der Initiatoren am Forschungs-
                           irgendeiner Form der Beeinträchti-      und Praxisverbund «Inklusion an
                           gung, so die Vereinten Nationen.        Hochschulen und barrierefreies
                           Dies gilt für alle Länder auf dieser    Bayern» ist das Vorhaben in einen
                           Welt, in denen die Lebenserwartung      grösseren Kontext eingebunden.
                           im Schnitt bei mehr als 70 Jahren                Gegliedert ist das Buch in
                           liegt. Bei einer Gesamteinwohner-       drei Abschnitte. Zu Beginn leiten
                           zahl der Schweiz von 8.6 Mio., davon    drei Texte in Thema, Titel und For-
                           1.7 Mio. Menschen mit Behinderung,      mat der Werkstattgespräche ein.
                           stellt man mit einer einfachen Hoch-    «Neun Ansatzpunkte für eine inklu-
                           rechnung fest: Von Einschränkun-        sive Stadt» geben den Leserinnen
                           gen betroffen sind nicht nur jene       und Lesern als Abschluss ausrei-
                           Menschen, die ohnehin dieser Grup-      chend Inhalte und Anregungen mit,
                           pe zugerechnet werden, sondern          um sich auch nach der Lektüre ge-
B il d: J ovis Ve r la g

                           darüber hinaus viele, viele mehr:       danklich und bestenfalls praktisch
                                                                                                              Andrea Benze / Dorothee Rummel
                           Menschen, die aufgrund für sie un-      mit dem Thema zu beschäftigen. Den         (Hrsg.): Inklusionsmaschine Stadt.
                           bezahlbarer Mieten an den Rand der      meisten Raum nehmen verschrift-            Inklusion im Städtebau, interdisziplinär
                           Städte gedrängt werden, oder Fuss-      lichte Auszüge aus den Werkstatt­          diskutiert. Jovis Verlag, Berlin 2020.
                                                                                                              208 S., 30 farb. Abb., 17 × 24 cm,
                           gängerinnen und Velofahrer, die in      gesprächen ein, die beispielsweise         Broschur mit Schutzumschlag,
                           den vom Autoverkehr beherrschten        betitelt waren mit «Ist die Stadt von      ISBN 978-3-86859-627-4, Fr. 47.90
                           Strassen kaum Platz finden.             heute eine Inklusionsmaschine?»
                                    Deshalb ist es richtig und     oder «Welche Bauteile braucht die
                           wichtig, dass nun vermehrt Litera-      Inklusionsmaschine Stadt?». Dabei        bewusst – sie ist in diesem Fall ge-
                           tur zu diesem Thema erscheint und       mischen sich Begriffsdefinitionen        lungen, beispielsweise dank einer
                           dass deren Autorinnen und Heraus-       mit theoretischen und praktischen        ausreichend grossen, serifenlosen
                           geber die Inklusion aller Menschen      Ansätzen, verschiedene Standpunk-        Schrift, sehr gutem Kontrast und
                           breiter denken als in der Vermei-       te mit kritischen Nachfragen. Die        dem Flattersatz mit seinen immer
                           dung baulicher Barrieren mittels        Wortbeiträge der einzelnen Teilneh-      gleichen Wortabständen. Der eine
                           Rampen, kontrastreicher Beschrif-       menden reihen sich wie bei einer         oder andere Satz wäre gekürzt oder
                           tungen und akustisch gut gestal­        Perlenkette aneinander und ermög-        aufgeteilt verständlicher geworden.
                           teter Räume. Eines dieser Bücher        lichen es den Leserinnen und Lesern,             Sich in dieses Buch zu ver-
                           ist «Inklusionsmaschine Stadt». Es      leicht zu folgen. Meist dezent im        tiefen macht Freude, die Lektüre
                           verfolgt den Ansatz, Inklusion als      Hintergrund: die Moderatorin. Zum        regt zum Nachdenken über sich
                           «gesellschaftliches Konzept zu ver-     Gesprächsthema passende Aufsätze         selbst und unsere Städte an und
                           stehen und umzusetzen». Die Basis       runden jedes der vier Kapitel ab. Bil-   bringt die Prozesse hin zu einer im
                           bilden Erfahrungen aus der Lehre        der von den Diskussionsrunden mit        weitesten Sinn inklusiv gedachten
                           an der Fakultät für Architektur der     den Gesprächsteilnehmenden unter-        Stadt hoffentlich zügig voran. •
                           Hochschule München und vier in-         streichen den persönlichen und in-
                           terdisziplinäre Werkstattgespräche      dividuellen Charakter der Texte.         Simone Hübener, Dipl. Ing. Architektur
                           mit Teilnehmenden aus Lehre, For-                Einen wichtigen Aspekt gilt     und Architekturjournalistin,
                                                                                                            huebener@simonehuebener.de
                           schung und Praxis. Alle waren in        es insbesondere bei einer Publika­
                           einem der beiden Themenfelder           tion zum Thema Inklusion und da-
                           «Städtebau» oder «Inklusion» fach-      mit auch Barrierefreiheit noch zu                Bücher bestellen unter
                                                                                                                    order@staempfli.com
                           fremd. Die Landschaftsarchitektin       erwähnen: die Barrierefreiheit des               Für Porto und Verpackung werden
                           und Mediatorin Susann Ahn von           Buchs selbst. Ob bewusst oder un-                Fr. 8.50 in Rechnung gestellt.
14       Buch | Meinung                                                                                    TEC21 38/2020

            Kunsthaus, Lagerhaus                                                       Woher kennen
                               Redaktion: Tina Cieslik                                 wir uns …?
Kunsthaus Zürich                            Punto Franco

                                                                                                          Judit Solt,
                                                                                                          dipl. Architektin
                                                                                                          ETH SIA und
                                                                                                          Chefredaktorin
                                                                                                          TEC21.

                                                                                               Als das Bild rechts auf
                                                                                               meinem Monitor auleuch-
                                                                                               tete, war ich verblüfft:
                                                                                       Was ist mit der Monte-Rosa-
                                                                                       Hütte passiert? Warum hat man
                                                                                       die Fassadenelemente aus Alu-
                                                                                       minium durch solche aus Kupfer
                                                                                       ersetzt? Die Hütte wurde erst
                                                                                       2009 in Betrieb genommen, und
Benedikt Loderer (Hrsg. Kunsthaus           Stefano Milan (Hrsg.): Punto Franco.       die Ausführungsqualität liess
Zürich): Die Baugeschichte des Kunsthaus    Chiasso 1920–2020. Tarmac, Mendrisio       keine so baldige Instandsetzung
Zürich 1910–2020. Scheidegger & Spiess,     2020. 240 Seiten, zahlreiche farbige und
Zürich 2020. 80 Seiten, 22 farbige          Schwarz-Weiss-Abb., italienische Texte,    erwarten. Gerade wollte ich
und 24 Schwarz-Weiss-Abb. sowie Pläne,      21 × 27.5 cm, ISBN 978-88-944953-00,       mich über den grassierenden
19 × 23 cm, broschiert, ISBN 978-3-85881-   Fr. 140.–                                  Baupfusch empören, da schaute
676-4, 19.– Fr.
                                                                                       ich genauer hin. Und stellte fest:
Ein grosser Schritt ist getan: Der          Seit 100 Jahren dienen die Magazzi-        Das ist gar nicht die Monte-
Erweiterungsbau des Kunsthauses             ni Generali in Chiasso und Stabio TI       Rosa-Hütte.
 Zürich von David Chipperfield Ar-          als Zollfreilager, wo unterschied-                  Sondern  … was genau?
 chitects wurde seinen Nutzern über-        lichste Güter sortiert, gelagert und       Eine andere, ebenfalls kristall-
 geben. Für einmal führt Benedikt           umgeschlagen werden. Wer hier              förmige Alphütte aus Holz mit
Loderer seine Leserinnen und Leser          arbeitet, erlebt die Gebäude als
                                            ­                                          Metallhülle, PV-Elementen,
 nicht auf einen Stadtspaziergang,          eine einfache, raue, industriell ge-       einem schlitzartigen Bandfens-
 sondern unternimmt eine Zeitreise.         prägte Arbeitswelt. Das Buch prä-          ter, kleinen Lochfenstern und
Ausgehend von frühen Gehversu-              sentiert eine andere Perspektive: Der      Anspruch auf einen nahezu
 chen der Zürcher Künstlergesell-           forschende Blick von Historikern,          energieautarken Betrieb. Eine
 schaft, zeichnet er die Entstehung         Architekten, Archivaren und Kunst-         Nachahmung? Ein Plagiat? Aber
 des heutigen Ensembles nach, des-          fotografen enthüllt unerwartete,           kann man in der Architektur
 sen erster Baustein 1910 der Moser-        teilweise poetische Aspekte der An-        wirklich von Plagiat sprechen?
Bau war. Der Autor breitet ein              lage. Fotos und Pläne, Details und         Gehört es nicht zum Wesen
­Panorama der Zürcher Gesellschaf-          der grosse Kontext, historische Bau-       jeder Kultur, und somit auch
 ten aus, die auf die Gründungszeit         ten und neuere Projekte, Essays (auf       der Baukultur, dass jedes Werk
 folgten; darin ein­gebettet sind In-       Italienisch) und technische Details:       sich auf frühere Werke be-
 formationen, Pläne und Bilder zu           Selbst wer die nüchternen Lager­           zieht und deren Gedankengut
 den Verände­rungen des Kunsthau-           hallen, Silos und Büros aus eigener        weiterent­wickelt?
 ses durch die Ausdehnung zur Villa         Anschauung kennt, kommt bei der                     Grundsätzlich ist es
Landolt hin und den 1958 angefüg-           Lektüre dieses Buchs ins Staunen           zu begrüssen, wenn ein vorbild-
 ten Flügel des Pfister-Baus. Unge-         und Sinnieren. • (js)                      licher Bau wirklich als Vorbild
 fähr gleichzeitig zum Müller-Bau,                                                     dient und anderswo – mit An­
 entstand in Paris das Centre Pom­                                                     passungen, die der neue Kontext
 pidou, ein wahrhaftig interessan-                                                     erfordert – repliziert wird.
 ter Hinweis. • (hs)                                                                   Geschieht das oft genug, wird
                                                                                       aus dem Original eben ein Ty-
                                                                                       pus, den die Folgebauten variie-
        Buch bestellen unter                        Das Buch ist erhältlich bei
                                                    stefano.milan@rivista-archi.ch
                                                                                       ren und neu interpretieren.
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        Fr. 8.50 in Rechnung gestellt.                                                 tekturschaffenden mit Referen-
TEC21 38/2020                                                                                                Meinung | Stellenmarkt                  15

                                                                                                                                                                                                                so heisst der 2018 eröffnete Bau
                                                                                                                                                                                                                in den Südtiroler Alpen – ist
                                                                                                                                                                                                                ja mit dem Vorbild nicht identisch,
                                                                                                                                                                                                                sondern wurde den neuen
                                                                                                                                                                                                                Gegeben­­heiten angepasst. Und
Po r t r ät f oto: A nn a-L e n a Wal t h e r ; F oto: © Sw is s K r o n o | O live r Jais t

                                                                                                                                                                                                                ich fragte mich: Welche architek-
                                                                                                                                                                                                                tonischen Vorteile bringen diese
                                                                                                                                                                                                                Anpassungen? Oder anders:
                                                                                                                                                                                                                Welcher bau­kulturelle Mehrwert
                                                                                                                                                                                                                resultiert daraus, dass die Archi-
                                                                                                                                                                                                                tekten den Urtypus genau so und
                                                                                                                                                                                                                nicht anders interpretiert haben?
                                                                                                                                                                                                                        Wer diese Fragen vertiefen
                                                                                                                                                                                                                oder einfach nur die fünf Unter-
                                                                                                                                                                                                                schiede suchen mag: TEC21 41/2009
                                                                                                                                                                                                                war dem Neubau der Monte-Rosa-
                                                                                                                                                                                                                Hütte gewidmet, Informationen
                                                                                                                                                                                                                zur Schwarzensteinhütte
                                                                                                         Déjà-vu: Die 2018 eingeweihte Schwarzensteinhütte von Stifter Bachmann Architekten                     finden sich reichlich online.
                                                                                                         auf der italienischen Seite der Zillertaler Alpen ist der 2009 eröffneten
                                                                                                         Monte-Rosa-Hütte von Beart & Deplazes Architekten zum Verwechseln ähnlich.

                                                                                                         zen? Wurden nicht Dutzende von                      Trotzdem, es half nichts. Ich wur-
                                                                                                         griechischen Tempeln, gotischen                     de die Irrita­tion nicht los. Der                       Die Beiträge aus unserem
                                                                                                         Kathedralen und haussmannschen                      Teufel, befand ich, muss mal wie-                       Heft zur Monte-Rosa-Hütte
                                                                                                         Häusern im Copy-and-Paste-Prin-                     der im Detail stecken, in diesem                        sind abrufbar auf
                                                                                                                                                                                                                     bit.ly/zukunftshuette
                                                                                                         zip errichtet? Na also. Warum                       Fall also in der konkreten Umset-                       bit.ly/holzkristall
                                                                                                         nicht auch eine heutige Berghütte?                  zung. Die Schwarzensteinhütte –                         bit.ly/monterosa-hoehentraining

                                                                                                                                                                                                                                                             www.logis.ch

                                                                                               Geschäftsleitung Logis Suisse
                                                                                               In dieser attraktiven Führungsposition können Sie zusammen mit einem                   Um dieser anspruchsvollen und vielseitigen Funktion gerecht zu werden, verfügen Sie
                                                                                               kleinen motivierten Team die Zukunft eines der grössten gemeinnützigen                 über einen Abschluss eines qualifizierten Immobilienlehrgangs sowie ausgewiesener
                                                                                               Wohnbauträgers mitgestalten.                                                           Erfahrung in der strategischen Immobilienentwicklung und -akquisition. Darüber
                                                                                                                                                                                      hinaus haben Sie eine spürbare Affinität zum gemeinnützigen Wohnungsbau und
                                                                                               Die Logis Suisse AG mit Sitz in Baden ist führend in der Schaffung und dem Erhalt      identifizieren sich voll und ganz mit den Werten der Logis Suisse AG. Führungsstärke,
                                                                                               von fairem und zahlbarem Wohnraum. Zu ihr gehören zurzeit rund 3‘000 Woh-              eine hohe Team- und Dienstleistungsorientierung wie auch ein unternehmerisches,
                                                                                               nungen in der ganzen deutschen Schweiz und sie entwickelt – neben verschiedenen        konzeptionelles und analytisch systematisches Denken und Handeln zeichnen Sie aus
                                                                                               Erneuerungsvorhaben – grössere komplexe Neubauprojekte. Sie handelt nach sozialen      – ebenso Ihre offene, klare und gepflegte Ausdrucksweise, mit der Sie auf Augenhöhe
                                                                                               und ökologischen Grundwerten und sichert den nachhaltigen Wert ihrer Immobilien.       mit Ihrem Gegenüber kommunizieren. Ihre Auffassungsgabe ist schnell, Ihre Ent-
                                                                                               Infolge Pensionierung der langjährigen Stelleninhaberin sind wir nun beauftragt, per   scheidungsfreudigkeit treffsicher und Sie packen unkompliziert an. Mit Ihrem Blick
                                                                                               Mitte 2021 eine fachlich und menschlich versierte Persönlichkeit als zukünftige/n      fürs Wesentliche setzen Sie die richtigen Prioritäten und treten sowohl bestimmt wie
                                                                                                                                                                                      gewinnend auf.
                                                                                               Geschäftsführer/in
                                                                                                                                                                                      Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann freuen wir uns auf Ihre Bewerbungsunterlagen
                                                                                               zu finden. In dieser Funktion repräsentieren Sie die Unternehmung professionell nach   (als PDF-Datei).
                                                                                               aussen und sorgen für eine reibungslose operative Führung auf Grundlage der fest-
                                                                                               gelegten Werte, Konzepte, Strategien und Ziele. Die letztgenannten Punkte erarbeiten   Kontakt: Tobias Lienert / Markus Theiler
                                                                                               Sie in enger Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsrat, halten das Gremium mit
                                                                                               entsprechenden Reportings auf dem Laufenden und binden ihn in wichtige Entschei-       JÖRG LIENERT AG ZÜRICH
                                                                                               dungen ein. Daneben gehören auch die Führung eines aktiven Portfoliomanagements        Limmatquai 78
                                                                                               sowie die Akquisition neuer Liegenschaften und Projekte zu Ihren Hauptaufgaben.        8001 Zürich
                                                                                               Künftig wird die Logis Suisse AG die Geschäftsführung und die Immobilienentwicklung    Telefon 043 499 40 00
                                                                                               in eigener Anstellung führen. Weitere Funktionen sind im Mandat outgesourct, diese     zuerich@joerg-lienert.ch
                                                                                               werden Sie ebenfalls überwachen und koordinieren.                                      www.joerg-lienert.ch

                                                                                                                                                                                                                                                  Luzern, Aarau, Basel,
                                                                                                                                                                                                                                                  Bern, Zug, Zürich
16      SIA-Mitteilungen                                                                                  TEC21 38/2020

             Sicherheit vor Preis –
auch bei vorgespannten Boden- und Felsankern
  In den vergangenen Jahren sind aus wirtschaftlichen Gründen vermehrt
      vorgespannte Boden- und Felsanker eingesetzt worden, die nicht
den Anforderungen der Norm SIA 267 entsprechen. Das kann gefährlich sein.
                              Text: Normkommission SIA 267 und Expertengruppe Ankersysteme

D       ie Norm SIA 267 stellt an
        vorgespannte Boden- und
        Felsanker folgende Grund-
                                         Spannungsrisskorrosion

                                          Für eine langfristig wirksame Vor-
                                                                                   Spannkraftverluste und
                                                                                   Korrosionsschutz
anforderungen: Zugglieder aus              spannung ist wie im Spannbetonbau       Bei Boden- und Felsankern nimmt
Spannstahl gemäss SIA 262 bzw.            der Einsatz von Zuggliedern aus          die Vorspannkraft nach dem Fest-
prEN 10138, vorgegebene Korro­             hochfestem Spannstahl erforderlich.     setzen in der Regel noch leicht ab,
sionsschutzmassnahmen je nach             Hochfeste Stähle sind jedoch anfäl-      unter anderem weil sich die Anker-
Einsatzbereich und Nutzungsdauer,         liger für Spannungsrisskorrosion,        auflager bzw. Baugrubenabschlüsse
Eignungsprüfung des Ankersystems          die bereits nach kurzer Zeit zu plötz-   etwas gegen den Baugrund verschie-
mit Konformitätsbewertung, Quali-         lichen Sprödbrüchen führen kann.         ben. Durch die Vorgabe der Verwen-
tätssicherung der Ankerproduktion         Der zeitliche Verlauf des Schädi-        dung von Spannstählen und die
mit Eigen- und Fremdüberwachung.          gungsprozesses ist dabei nicht pro-      Empfehlung einer minimalen freien
        Verschiedene in der Praxis        gnostizierbar; Brüche können schon       Ankerlänge von 7 m stellt die Norm
verwendete Ankersysteme erfüllen           kurz nach dem Spannen der Anker         sicher, dass die Kraftverluste nicht
diese Anforderungen nicht voll­           oder erst nach mehreren Jahren auf-      zu gross werden und die Wirkung
umfänglich, beispielsweise die häu-       treten. Bei einem Sprödbruch her-        der Vorspannung über die Nut-
fig eingesetzten «vorgespannten»          ausschiessende Ankerteile können         zungsdauer erhalten bleibt.
Selbstbohranker. Die gravierends-         Personen verletzen oder töten. Weiter             Bei verschiedenen «vorge-
ten Abweichungen von den Anforde­          können Deformationen infolge von        spannten» Selbstbohr- und Stab­
rungen sind dabei die folgenden:         Ankerbrüchen Schäden an umgeben-          anker­systemen werden für die Zug­
Zugglieder aus ungeprüftem hoch-          den Bauten verursachen, und im Ex-       glieder statt hochfestem Spannstahl
festem Stahl oder aus Betonstahl          tremfall kann der progressive Bruch      Betonstähle mit Fliessgrenzen
anstelle von normkonformem                 mehrerer Anker zum ­Einsturz von        fsk < 700 N/mm2 verwendet. Damit
Spannstahl; ungenügender, nicht           ganzen Bauwerksbereichen führen.         wird zwar die Gefahr der Span-
den Normanforderungen entspre-                     Normkonformer Spannstahl        nungsrisskorrosion weitgehend ver-
chender Korrosionsschutz; fehlende        wird deshalb auf die Empfindlich-        mieden. Allerdings führt dies bereits
Eignungsprüfung und ungenügen-             keit gegen Spannungsrisskorrosion       bei Auflagerverschiebungen von
de Qualitätssicherung.                    geprüft. Damit und mit strengen          wenigen Millimetern zu erheblichen
                                         ­A nforderungen an den Korrosions-        Spannkraftverlusten, vor allem in
                                           schutz der Anker, einer Eignungs-       Verbindung mit kurzen freien Anker-
                                           prüfung der Ankersysteme, der Qua-      längen. Vorgespannte Anker mit Zug-
                                          litätssicherung der Spannstahl- und      gliedern aus Betonstählen sind des-
                                          Ankerproduktion sowie mit einer          halb bezüglich der Vorspannwirkung
                                           fachgerechten Ausführung wird die       bzw. der Reduktion von Deformatio-
Expertengruppe Ankersysteme
                                          Gefahr der Spannungs­risskorrosion       nen in der Umgebung nicht gleich-
Die Expertengruppe Ankersysteme
                                           beherrscht.                             wertig wie normgemässe vorge-
(EGA) wurde ursprünglich vom
Bundesamt für Strassen (Astra)                     Werden Anker verwendet,         spannte Anker mit Spannstählen.
eingesetzt und vereint Expertinnen        die die Normanforderungen nicht
und Experten aus Vorspanntechnik,
Geotechnik, Korrosionsschutz,
                                           einhalten, geht man hingegen ein        Wirksame freie Ankerlänge
Materialprüfung und Auditierung           ­erhebliches Risiko ein. Es sind meh-
sowie Vertreterinnen und Vertreter         rere Fälle aus den letzten Jahren be-   Für vorgespannte Anker empfiehlt
verschiedener Bundesbehörden. Heute
                                           kannt, in denen solche Anker gebro-     die Norm SIA 267 eine minimale
übernimmt die EGA im Auftrag des
SIA die Beurteilung von Ankersyste-        chen sind. Dass die dabei bis zu 10 m   freie Ankerlänge lfr von 7.0 m. Wie
men für den Eintrag ins SIA-Register.     weit herausschiessenden Ankerteile       bereits erläutert, sollen damit die
Präsidiert wird die EGA von Fritz
                                           keine Personen getroffen haben, ist     Spannkraftverluste begrenzt wer-
Ruchti vom Bundesamt für Verkehr
(Fritz.Ruchti@bav.admin.ch).               nur dem Zufall zu verdanken.            den. Weiter verlangt die Norm, dass
TEC21 38/2020                                                                                SIA-Mitteilungen         17

die effektive wirksame freie Anker-  dass SIA-Mitglieder dazu verpflich-          Vorspannwirkung häufig rasch ver-
länge lf, die bei den Ankerprüfungen  tet sind, sie einzuhalten. Technisch        loren geht. Zudem sind bei diesen
ermittelt wird, mindestens 90 % der   sinnvolle Abweichungen müssen               Ankersystemen die Ausbildung ei-
theoretischen, sogenannten «rech-     begründet werden, und die Bau­
                                      ­                                           ner wirksamen freien Ankerlänge
nerischen» freien Ankerlänge lfr er-  herrschaft ist entsprechend zu in-          sowie ein ausreichender Korrosions-
reichen muss. Damit wird primär       formieren.                                  schutz auf der freien Ankerlänge
sichergestellt, dass bei den Anker-           Beim Einsatz vorgespannter          teilweise nicht gewährleistet.
prüfungen der Baugrundwiderstand     Anker empfiehlt es sich aus den                      Neben der Wahl eines zweck-
nur im Bereich der geplanten Ver-    ­auf­geführten Gründen, ein norm-            mässigen Ankersystems sind für
ankerungszone mobilisiert wird.       konformes Ankersystem zu wählen.            eine wirksame, sichere und dauer-
         Die Erfahrung zeigt, dass   Dazu muss der Unternehmer einen              hafte Verankerung auch eine kom-
bei nicht normkonformen «vorge-      Eignungs- und Konformitätsnach-              petente und sorgfältige Planung,
spannten» Selbstbohr- und Stab-       weis durch eine unabhängige Stelle          Ausführung und Prüfung entschei-
ankersystemen die wirksamen frei-    vorlegen. Als Hilfsmittel für Bau-           dend. Planende, Unternehmer und
en Ankerlängen oft deutlich kleiner   herrschaften und Planende führt der         Bau­leitung stehen auch in diesen
sind als der Sollwert. Die Anker­     SIA ein Register von Ankersystemen,         Be­reichen in der Verantwortung. •
prüfungen erlauben in diesem Fall    die über einen von der Experten-
häufig keine zuverlässige Beurtei-   gruppe Ankersysteme validierten              Normkommission SIA 267 und
lung des äusseren Tragwiderstands.   Nachweis verfügen.                           Expertengruppe Ankersysteme,
                                                                                  Matthias Ryser, Bauingenieur ETH/SIA,
                                              Der Einsatz nicht norm­             ryser@drvollenweiderag.ch
Empfehlungen                          konformer vorgespannter Anker
                                      unter Verwendung hochfester Stäh-
In der Regel ist die Bauherrschaft le ist wegen möglicher Sprödbrüche
mit ihren Planern für die Definition ­
                                     gefährlich und strikt zu vermei-
der Anforderungen und für die Ge- den. Der Einsatz von nicht norm­
nehmigung des vom Unternehmer konformen «vorgespannten» Anker-
vorgeschlagenen Ankersystems zu- systemen unter Verwendung von
ständig. Dabei ist in Erinnerung Betonstählen mit Fliessgrenzen
                                                                                    SIA-Register der Ankersysteme
zu rufen, dass die SIA-Normen den fsk < 700 N/mm2 ist ebenfalls zu                  mit validiertem Nachweis:
Stand der Technik wiedergeben und ­hinterfragen, da die angestrebte                  www.sia.ch/register

                     Das neue Argumentarium für
                    Organisationsmodelle nach SIA
        Die Wahl der richtigen Organisationsform hat einen zentralen
    Einfluss auf den Projekterfolg. Sie wirkt sich auch auf Wahrnehmung
    und Selbstverständnis der Planenden und auf die gebaute Umwelt aus.
          Der SIA-Fachrat Vergabewesen hat sich in seinem ersten
                     Argumentarium damit beschäftigt.
                                                  Text: Laurindo Lietha

G       emäss den Organisations-
        formen nach SIA sind Pla-
        nende partnerschaftlich
                                          Modelle mit Gesamtleistern sind
                                           hingegen auf einem Interessenge-
                                          gensatz aufgebaut: Einsparungen
                                                                                  Planende sind der
                                                                                  Allgemeinheit verpflichtet

und treuhänderisch mit der Bauherr-       zulasten der Qualität eines Bauwerks     Zudem sind Planende in Gesamtleis-
schaft verbunden. Denn ein P   ­ rojekt   erhöhen ihren Profit. Der Einzel-        termodellen nur noch Dienstleis­
wächst und gedeiht mit dem Mitein­        oder Generalplaner hingegen hat          tende und Sub-Beauftragte eines
ander, dem Austausch und der ge-          kein Interesse daran, die Qualität zu    Unternehmens. Sie können ihre
meinsamen, situativen Lösungsfin-         drücken. Von Kostenoptimierungen        ­Verantwortung der Bauherrschaft
dung für das vorteil­hafteste Resultat.   ­profitieren so die Bauherrschaft und    gegenüber nur noch bedingt wahr­
Andere immer stärker aufkommende          das Projekt.                             nehmen. Gleiches gilt für die Ver-
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