DAS SOMMER-SEMESTER 2020: Ausgabe 2 | 2020 - Katholische Stiftungshochschule München
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ausgabe 2 | 2020 DAS SOMMER- SEMESTER 2020: ein Quantensprung in der Digitalisierung der Lehre und eine ganz besondere Erfahrung für die gesamte Hochschule www.ksh-muenchen.de
EDITORIAL Liebe Leserinnen, News 3 liebe Leser, Neu: der primärqualifizierende Bachelorstudiengang ein ganzes Semester im Pflege (B.Sc.) 6 Distance-Learning-Format: eine Vorstellung, die vor Ebenfalls neu: der Studiengang Community Health der Coronakrise in weiter Nursing (M.Sc.) 7 Ferne lag. Wir, die im 7 + 7 = 10, Erfolgsmodell Doppelstudium Bereich Pflege, in Gesund- in Benediktbeuern 8 heit, Sozialer Arbeit und in der Pädagogik aktiv sind, Zweite Amtszeit der Interdisziplinären Ethikkommisson 9 brauchen das menschliche Die Taskforce Digitale Lehre: Blick hinter die Kulissen 10 Miteinander, die Interak- tion. Daraus lernen wir, Eine Premiere für die Hochschule: Digitale Infotage 12 davon leiten wir ab und Der Welttag des Buches: Interview mit der Leiterin daraus ergeben sich und dem Leiter der KSH-Bibliotheken 15 unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse. Und doch hat uns das Virus keine Wahl gelassen, wir sind auf Abstand Wohlfahrtsbereich: Die Coronakrise wirkt wie angewiesen, um die Pandemie einzudämmen. ein Katalysator 18 Wie Studierende der KSH München die Coronakrise Ich finde, der Umstieg auf die virtuelle Lehre ist uns als für besondere Projekte nutzen 19 Hochschule hervorragend gelungen, auch, wenn wir an mancher Stelle noch justieren müssen. Das aktuelle Studentisches Projekt „Musik.Miteinander.Erleben“ 21 Magazin bestätigt mich: Lesen Sie die aufschlussreichen Digitales Doppelfeature: Wie sich das Distance-Learning Beiträge zu z. B. unserer Taskforce Digitale Lehre (S. 10f), auf Vereinbarkeit von Familie und Studium auswirkt 22 die Statements von Teilnehmenden der Digitalen Infotage (S. 12f) und erfahren Sie auch, wie es unseren Auslandsmobilitäten in Corona-Zeiten: eine Übersicht 24 Outgoings und Incomings in dieser doch sehr heraus- Interviews „with love“: Studierende berichten fordernden Zeit ergangen ist (ab S. 24). von ihren Erfahrungen in der Coronakrise 26 Viel Freude an den Themen und bleiben Sie gesund KSH International Club: digitale Auslandsbörse 34 und motiviert, ob virtuell oder vielleicht auch doch Buchtipp 35 bald in eingeschränkter Form auf Ihrem jeweiligen Campusgelände. Vorträge und Veröffentlichungen von Hochschul- mitgliedern 36 Ihr Personalia 39 Prof. Dr. Hermann Sollfrank Präsident der KSH Impressum 40 2
K S H - KO M PA K T Modelprojekt „Qualitätsoffensive Stellungnahme der KSH München Stationäre Altenpflege/Primary und der Hochschule München: Nursing“ Offene Kinder- und Jugendarbeit in „geschlossenen Zeiten“ Bereits im Jahr 2012 beschloss der Sozialausschuss des Mit einem Positionspapier beziehen Vertreterinnen und Münchner Stadtrats eine „Qualitätsoffensive stationäre Vertreter der KSH München und der Hochschule München Altenpflege/Primary Nursing in der Langzeitpflege“. Stellung zur Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) in Das Sozialreferat beauftragte Prof. Dr. Andrea Kerres der Coronakrise vor dem Hintergrund der geltenden Ein- und Prof. Dr. em. Johannes Kemser für eine wissenschaft- schränkungen. Die Professorinnen und Professoren, die liche Evaluation dieses Modellprojektes. Dabei wurden über eine langjährige und einschlägige Expertise in Lehre fünf Erhebungsphasen im Zeitraum von 2015 – 2019 und Forschung sowie im Feld der Jugendarbeit verfügen, durchgeführt. verdeutlichen darin die Notwendigkeit, dass es in diesen herausfordernden Zeiten eine offene und zugängliche Ziel dabei war es zu untersuchen, inwieweit durch das Kinder- und Jugendarbeit gibt. Zusätzlich unterstreichen sie Pflegeorganisationssystem Primary Nursing als auch das Erfordernis einer besonderen Förderung und Unter- durch die Integration akademisch gebildeter Pflegender stützung durch Wissenschaft, aber auch durch Träger, ein Beitrag zur Qualitätssteigerung in der stationären Geldgeber und Politik in Vorbereitung auf die Übergänge Altenpflege geleistet werden kann, um auch künftig die in die Nach-Corona-Zeit. pflegerische Infrastruktur Münchens aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus erhoffte sich die Landeshauptstadt mit Das Positionspapier findet sich im News-Bereich derart neuen Wegen entsprechend motivierte und quali- von www.ksh-muenchen.de. fizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Langzeit- pflege gewinnen und binden zu können. Grundschulklasse vertont Schulhymne im Tonstudio der Hochschule Zwei vollstationäre Pflegeeinrichtungen in München zeigten Interesse daran, das Modellprojekt „Primary Nur- Am Campus Benediktbeuern entstand auf Initiative und sing“ zu erproben. Am 28.05.2020 wurde der Abschluss mit finanzieller Unterstützung der Dr. Ursula Schmid-Kay- des Projektes im Stadtrat der Landeshauptstadt München ser Stiftung eine neue Kooperation mit der Franz-Marc- bekannt gegeben und das Ergebnis mit Interesse auf- Grundschule in Kochel: Den Start machten drei MUZA-Stu- genommen. dentin-nen, die dort mit der 2. Klasse Kronkorken-Rasseln und Tontopf-Trommeln bauten, eine rhythmische Beglei- Inhaltliche Ausführungen und Handlungsempfeh- tung zur Schulhymne einübten und diese mit begeisterten lungen für eine Implementierung von Primary Nursing und hochkonzentrierten Kindern im Tonstudio einspielten. in anderen Einrichtungen der Langzeitpflege, wie sie im Abschlussbericht entwickelt und dargestellt worden sind, Mehr dazu in einem der nächsten Magazine. werden im Jahresbericht 2020 veröffentlicht. 3
K S H - KO M PA K T Hörpfad inklusiv: Medienprojekt Who Cares? Stellungnahme der mit Menschen mit Behinderung staatlich refinanzierten Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft Im Projekt „Hörpfad inklusiv“ produzierten Studierende der Sozialen Arbeit am Campus Benediktbeuern gemeinsam mit Bewohnerinnen und Bewohnern eines Wohnheims für Men- schen mit Behinderung an der Volkshochschule Starnberg einen „Hörpfad“. Das Projekt „Hörpfade – Die Klingende © Krasimira Nevenova/ Adobe Stock Landkarte“ ist ein Projekt der Stiftung Zuhören des Baye- rischen Rundfunks und des Bayerischen Volkshochschul- verbandes, bei dem vhs-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer unter Anleitung von Mediencoaches kleine Audiostücke kon- zipieren, aufnehmen und produzieren und so „Hörpfade“ für ihre jeweilige Region gestalten. Einen ganz besonderen Hörpfad haben nun KSH-Studierende gemeinsam mit Be- wohnern eines Wohnheims für Menschen mit Behinderung in Starnberg gestaltet. Initiiert haben das Projekt Sebastian Zarusky, Offene Hilfen Starnberg und Professorin Dr. Annette Die staatlich refinanzierten Hochschulen in kirchlicher Eberle. Begleitet hat die Gruppe die Journalistin Dr. Alexand- Träger haben eine Stellungnahme zur gesellschaftlichen ra Hessler. Die unterschiedliche Hörbeiträge sind zu hören Bedeutung der Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsberufe und zu sehen unter: abgegeben. Die Corona-Pandemie führt eindrücklich vor Augen, wie dringend wir als Gesellschaft auf die Menschen https://www.vhs-starnberger-see.de/hoerpfade/ angewiesen sind, die im Sozial-, Bildungs- und Gesund- https://www.klingende-landkarte.de/ heitswesen arbeiten. Die staatlich refinanzierten Hoch- Trailer von Student Oliver Adam (Medienteam, schulen für angewandte Wissenschaften in kirchlicher Campus Benediktbeuern): https://www.youtube.com/ Trägerschaft, die Fachkräfte für diese gesellschaftlich not- watch?v=3uGOrci6XZg wendigen Arbeitsbereiche ausbilden, sprechen sich darin klar und eindeutig für bessere Arbeitsbedingungen aus: für höhere Personalschlüssel, die auch Reserven für Krisen- situationen beinhalten und für angemessene Löhne für alle Berufsgruppen im Sozial-, Bildungs- und Gesundheits- wesen. Nur, wenn diese Berufe attraktiver werden, lässt sich der Fachkräftemangel überwinden. Die Stellungnahme findet sich auf der KSH-Website unter https://www.ksh-muenchen.de/hochschule/ aktuelles/news/detail/who-cares-staatlich-refinanzierte- hochschulen-in-kirchlicher-traegerschaft-zur-gesellschaft- lichen-be/ Hörbar erfolgreich: Studierende mit BewohnerInnen einer Wohneinheit für Menschen mit Behinderung 4
K S H - KO M PA K T #systemrelevant Förderpreis „Menschenrechte und Ethik in der Medizin für Ältere“ Es sind zu 80 Prozent Frauen, die in systemrelevanten der Josef und Luise Kraft-Stiftung Berufen arbeiten. Frauen arbeiten in der Sozialen Arbeit, ging an Ambulante Ethikkomitee in pädagogischen Berufen und – in Krisenzeiten noch wichtiger als je zuvor – in Gesundheits- und Pflegeberufen. Bochum e.V. Ein gesellschaftliches Dankeschön reicht nicht länger aus, Das Ambulante Ethikkomitee Bochum e.V. und Dr. Birgitta um diese herausragende und systemrelevante Leistung an- Behringer haben in einer Feierstunde den Förderpreis zuerkennen. Der Frauenbeirat an der KSH München fordert „Menschenrechte und Ethik in der Medizin für Ältere“ eine Anerkennung, die sich rechnet und hat dazu einen erhalten, der seit 2018 verliehen und im Jahresturnus Videoclip produziert mit starken Statements, .... Studien, Praxisprojekte und Abschlussarbeiten fördert, die sich mit diesem Thema befassen. Initiiert und unterstützt https://www.ksh-muenchen.de/hochschule/gleich- wird die Auszeichnung von der Josef und Luise Kraft-Stif- stellung-familie-diversitaet/frauen-und-gleichstellungs- tung (Stiftungsvorstand Dr. Harald Mosler); im Auswahl- beauftragte/ gremium und Kuratorium des Preises sitzen Vertreterinnen und Vertreter der KSH München (Prof. Dr. Constanze Giese), der FAU Erlangen-Nürnberg, der Josef und Luise Kraft- Stiftung und des Deutschen Instituts für Menschenrechte. Ausgezeichnet wurde das Projekt „Behandlung im Voraus © annebel146/ Adobe Stock planen als bürgerschaftliche Bewegung in Bochum zur Förderung der Autonomie von Menschen in stationären Einrichtungen der Pflege und von Menschen mit geistigen Behinderungen“. Das Ambulante Ethikkomitee Bochum e.V. bildet Gesprächsbegleiterinnen und -begleiter aus, die mit Seniorinnen und Senioren sowie behinderten Menschen in stationären Einrichtungen Gespräche über eine Behand- lung im Krankheitsfall führen. Diese Gespräche finden nicht erst im Akutfall statt, sondern sollen präventiv fest- legen, welche Versorgung sich die Patienten wünschen, falls sie nicht mehr entscheidungsfähig sind. Thematisiert werden dabei nicht nur medizinische, sondern auch physische, psychische, soziale und spirituelle Aspekte. Familie, wichtige Angehörige, gesetzliche Vertreter, Ärzte und Pflegende werden in die Gespräche einbezogen. Zur Preisverleihung im Dezember 2019 in Berlin hielt KSH-Professorin Dr. Constanze Giese die Laudatio. 5
DIE HOCHSCHULE Neu an der KSH München: der primärqualifizierende Bachelorstudiengang Pflege (B.Sc.) Zum Wintersemester 2020/21 führt die KSH München ersetzt wird, ist bereits nachweislich die Integration von den primärqualifizierenden Bachelorstudiengang wissenschaftlichen Belegen in die Pflegepraxis gelungen: „Pflege (B.Sc.)“ ein. Der neue Studiengang löst das bishe- „Pflege dual ist als ein wichtiger Einstieg in die Akademi- rige duale Studienangebot „Pflege dual“ ab, das 2009 sierung der Pflege und als Wegbereiter für die primärquali- an der Hochschule eingeführt wurde und nun nicht länger fizierende hochschulische Pflegeausbildung zu bewerten.“ den gesetzlichen Vorgaben des Pflegeberufegesetzes Hochschulpräsident Prof. Dr. Hermann Sollfrank sieht in der entspricht. Die aktuelle Krisensituation zeigt mehr als Weiterentwicklung des Studienangebots zu einem grundstän- deutlich, wie abhängig ein intaktes Gesundheitssystem digen Studium vor allem den unerlässlichen Beitrag, den die von qualifiziertem Fachpersonal ist – als Profilhochschule Hochschule zur Professionsentwicklung leistet – auch vor hat sich die KSH München mit ihrer Fakultät Gesundheit dem Hintergrund der derzeitigen Krisensituation und dem und Pflege und ihren spezifischen Studiengängen schon lauten Ruf nach qualifiziertem Fachpersonal in der Pflege: vor vielen Jahren in der Akademisierung der Pflege positio- „Die akademische grundständige Pflege ist für die Zukunft niert. Das Studium Pflege (B.Sc.) profitiert von gewachsener des Pflegesektors von großer Bedeutung und unsere Hoch- Erfahrung, hoher Praxisanbindung und wissenschaftlicher schule leistet mit dem Studienangebot Pflege (B.Sc.) einen Expertise. Beitrag zur zukünftigen Ausgestaltung von Profession, Wis- senschaft und Organisation, um den Herausforderungen – Zum kommenden Wintersemester startet der primärqualifi- die in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben – zierende Studiengang „Pflege (B.Sc.)“ an der KSH München gewachsen zu sein.“ mit 50 zu vergebenden Studienplätzen. Die Regelstudien- zeit beträgt 7 Semester in Vollzeit, das Studium mündet im Mit dem primärqualifizierenden Studienangebot verant- Bachelor of Science und in der Berufszulassung zur Pflege- wortet die Hochschule also künftig sowohl die theoretische fachfrau bzw. zum Pflegefachmann. Die KSH München, als auch praktische Ausbildung der Studierenden. Die Praxis- deren Fakultät für Gesundheit und Pflege zu den größten einsätze werden, in Kooperation mit den jeweiligen Praxis- und ältesten Fakultäten in Bayern zählt, geht mit der Ein- einrichtungen, seitens der Hochschule koordiniert und führung einen weiteren Schritt in der Akademisierung der fachlich begleitet. Sie gliedern sich in Pflicht-, Vertiefungs- Pflege. „In Deutschland fehlt es an Pflegefachpersonal, das und in weitere Einsätze bzw. Stunden zur freien Einteilung pflegewissenschaftliche Erkenntnisse in die Pflegepraxis (insgesamt: 2300 Praxisstunden). Mindestens 400 Stunden überführt“, sagt Prof. Dr. Anita Hausen, Dekanin der Fakul- sind in der allgemeinen und ambulanten Akut- und Lang- tät Gesundheit und Pflege. „Vor dem Hintergrund der stei- zeitpflege zu entrichten; 210 Stunden werden in den Skills- genden Anforderungen im Gesundheitssystem, sind wir und Simulationslaboren der KSH München erbracht. allerdings mehr und mehr auf Fachkräfte angewiesen, die „Durch die Simulation mit Puppen oder Schauspielpatienten eine wissenschaftliche Ausbildung mitbringen. So steigt können die Lernenden in einem geschützten Raum erste beispielsweise die Zahl an chronisch, oftmals multimorbid Erfahrungen sammeln und den ‚Ernstfall‘ üben“, sagt Prof. erkrankten Menschen weiter an; zudem bringt der medi- Dr. Birgit Schaufler, Vizepräsidentin für Studium und Lehre zinisch-technische und pflegerische Fortschritt komplexer an der KSH München. Die Praxisstunden sind gesetzliche werdende Versorgungsprozesse mit sich, die mehr Steue- Pflicht, genauso wie die stets enge Verzahnung von Theorie rung und zusätzliche Kompetenzen zwingend erforderlich und Praxis als eine der wichtigsten ministeriellen Vorgaben machen. Ich begrenze mich hier nicht auf die Versorgung zur Durchführung des Studiums: „Lehre und Studium finden älterer Menschen, sondern schließe die fachkundige Pflege an unserer Hochschule traditionell in sehr enger Anbin- von Menschen aller Altersstufen ein.“ Mit dem Studienan- dung an die Praxis statt“, so Vizepräsidentin Schaufler gebot „Pflege dual“, das bereits 2009 erfolgreich an der weiter. „In der Metropolregion München konnten wir uns KSH München eingeführt und nun durch „Pflege (B.Sc.)“ ein solides und stabiles Netzwerk an Praxispartnern im 6
DIE HOCHSCHULE © WavebreakMediaMicro/ Adobe Stock Ebenfalls NEU ab Wintersemester 2020/21: der Studiengang Community Health Nursing (M.Sc.) klinischen und außerklinischen Umfeld aufbauen. Nicht Die KSH München erhielt 2018 den Zuschlag zur Entwick- zuletzt durch den Vorgängerstudiengang Pflege dual und lung des Studienangebotes „Community Health Nursing“ aber auch durch das Bachelorstudium Hebammenkunde, durch die Robert-Bosch-Stiftung und die Agnes-Karll- das wir im vergangenen Jahr in Bildungspartnerschaft mit Gesellschaft für Gesundheitsbildung und Pflegeforschung dem Klinikum der LMU München implementiert haben. im Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK). So können wir unseren Studierenden attraktive Einsatzorte Nach einer mehrmonatigen Entwicklungszeit, in enger in der Praxis bieten, an denen sie gut begleitet sind. Sie Abstimmung mit den anderen beiden geförderten Hoch- wenden dort an, was sie an der Hochschule gelernt haben schulen, startet nun zum 01.10.2020 der Weiterbildungs- und bringen ihre Erfahrungen aus der Praxis wieder in den studiengang an der KSH München. theoretischen Unterricht mit. Dieser Austausch trägt zum Studienerfolg bei.“ Der Studiengang ergänzt das Portfolio der Pflege- und Ge- sundheitsstudiengänge. Mit ihm wird erstmal ein klinisch Der Bachelorstudiengang Pflege befähigt zur Arbeit in ausgerichteter Masterstudiengang angeboten, der neben pflegepraktischen Handlungsfeldern. Menschen aller Alters- wissenschaftlichen Kompetenzen und Kompetenzen in der stufen sollen durch evidenzbasiertes Pflegehandeln – und Planung und Steuerung von kommunalen Angeboten die somit auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse – Primärversorgung in den Mittelpunkt stellt. Der Master- bei der individuellen Krankheitsbewältigung unterstützt studiengang Community Health Nursing (M.Sc.) vermittelt werden. Diese pflegerische Unterstützung findet in unter- Studierenden Kenntnisse und Fähigkeiten, um auf kommu- schiedlichen Fachgebieten und Versorgungsbereichen statt, naler Ebene für die Krankenpflegepraxis eigenständige also z. B. in Kliniken, ambulanten Diensten oder Altenhilfe- Aufgaben in der Diagnostik und Therapie umsetzen zu bzw. Behinderteneinrichtungen. Das Studium der Pflege können. Der Studiengang greift damit internationale Ent- an der KSH München bereitet seine Absolventen darauf wicklungen auf, die insbesondere für den ländlichen Raum vor, hochkomplexe Pflegeprozesse wissenschaftsbasiert den Pflegefachpersonen eine stärkere Rolle zuweisen. zu steuern und zu gestalten; die Weiterentwicklung der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung mitzu- gestalten; wissenschaftsbasierte Lösungsansätze zur Ver- Sie sind herzlich eingeladen zum Info-Webinar, besserung beruflicher Handlungsfelder zu implementieren das am 24.07. und am 21.08.2020 zu jeweils zwei Zeiten und an der Entwicklung von Qualitätsmanagementkon- stattfindet: 14.00 oder 21.00 Uhr. Weitere Informationen zepten, Leitlinien und Expertenstandards mitzuwirken. finden sich auf der Webseite des Studiengangs unter https://www.ksh-muenchen.de/hochschule/fort-und- Weitere Infos zum Studium unter weiterbildung/institut-fuer-fort-und-weiterbildung/weiter- https://www.ksh-muenchen.de/hochschule/ bildungsstudiengaenge/community-health-nursing-msc/ studienangebot-zusatzqualifikationen/ Ausführlicher Beitrag zum Studiengang auch im Jahresbericht 2020 7
DIE HOCHSCHULE © devenorr/ Adobe Stock 7 + 7 = 10: Erfolgsmodell Doppelstudium in Benediktbeuern Seit Jahren erfährt das Modell des Doppelstudiums am Weitere Informationen zum Studiengang und zum Campus Benediktbeuern („Benediktbeuerer Modell“) großen Doppelstudium unter https://www.ksh-muenchen.de/ Zulauf. Mehr als 50 Prozent der Studierenden der Religions- hochschule/studienangebot-zusatzqualifikationen/ pädagogik studieren im Doppelstudium „Religionspäda- gogik und kirchliche Bildungsarbeit (B.A.)“ und „Soziale Arbeit (B.A.)“. Beide Bachelorstudiengänge haben eigent- lich eine Regelstudienzeit von 7 Semestern – das Doppel- studium am Campus Benediktbeuern konnte bis dato in 11 Semestern studiert werden. Nun geht die Hochschule einen Schritt weiter und begrenzt die Studienzeit um ein weiteres Semester: „Wir sind froh, dass wir pünktlich zum Start des Bewerbungszeitraums nun unser Doppelstudium in 10 Semester anbieten können,“ sagt Prof. Dr. Ralf Gaus, Studiengangsleiter des Bachelorstudiengangs Religions- pädagogik und kirchliche Bildungsarbeit. „Wir hoffen, dass wir damit noch mehr Menschen mit diesem innovativen Format ansprechen und ihnen damit eine hervorragende Chance auf dem Arbeitsmarkt bieten können.“ Das Doppelstudium lässt sich zu Beginn oder auch im weiteren Studienverlauf aufnehmen und mit einer der angebotenen Zusatzqualifikationen verbinden. So kann jede und jeder Studierende zusätzlich noch an der Musik- pädagogischen oder Erlebnispädagogischen Zusatzausbil- dung teilnehmen. „Das ist ein einzigartiges Angebot, das bisher von unseren Studierenden sehr gut angenommen wird“, betont Prof. Dr. Ralf Gaus. Das Studium an der KSH München zeichnet sich durch einen hohen Theorie- Praxis-Transfer und somit durch seine studienbegleitenden Praktika und praxisbezogenen Lehrveranstaltungen aus. Aufgrund der zwei eigenständigen Bachelorabschlüsse sind die Absolventinnen und Absolventen vielfältig quali- fiziert und sowohl in kirchlichen als auch staatlichen Einrichtungen sowie in der freien Wirtschaft sehr gefragt. 8
DIE HOCHSCHULE © ogichobanov/ Adobe Stock Interdisziplinäre Ethikkommission startet in zweite Amtszeit Nach zwei Jahren, acht begutachteten Vorhaben (davon Fragen der kollegialen Beratung, auch, wenn diese ange- ein Änderungsantrag) und fünf Sitzungen endete die sichts des zunehmenden Umfangs der Tätigkeiten nur eine Amtszeit der ersten Interdisziplinären Ethikkommission Randposition einnehmen konnten. für Forschung an der KSH München. Mit Beginn des Sommersemesters nimmt die neue Kommission, in Mit Beginn des Sommersemesters nimmt damit nun nach unveränderter Personenkonstellation, ihre Arbeit auf. erfolgter Bestellung die neue Kommission ihre Arbeit auf – in unveränderter Personenkonstellation. Aktuelle Themen, 2018 hatte die Kommission unter dem Vorsitz von Prof. Dr. wie beispielsweise im Kontext der Corona-Pandemie auf- Constanze Giese und dem stellvertretenden Vorsitzenden gekommene Fragen nach der Datenerhebung bei Hoch- Dr. Christoph Ellßel die Arbeit aufgenommen, um einem risikogruppen im Spannungsverhältnis zwischen wissen- schon länger bestehenden Bedarf nach fachlich qualifizier- schaftlichem Erkenntnisinteresse und dem Schutz der zu ter ethischer Begutachtung in den Forschungsvorhaben Befragenden, setzen mehr denn je eine ethische Begut- der KSH München zu begegnen und um damit auch exter- achtung der Forschungsvorhaben an der KSH München nen Anforderungen beispielsweise für Fachpublikationen voraus. oder Drittmittelanträgen Genüge zu tun, die das Vorliegen eines Ethikvotums immer häufiger bereits im Vorfeld zur Die Mitglieder der Interdisziplinären Ethikkommission Bedingung machen. Neben der inhaltlichen Arbeit standen der KSH München 2018-2020 waren (und bleiben in der auch Fragen des Selbstverständnisses der Kommission sowie Zeit von 2020-2022) Prof. Dr. Constanze Giese (Vorsitz), Klärungen zum Ablauf und Antragsverfahren im Zentrum Dr. Christoph Ellßel (stellv. Vorsitz), Prof. Dr. Susanne der ersten beiden Jahre der Tätigkeit. Weitergehende Ver- Nothhafft, Prof. Dr. Gabriel Schoyerer, Prof. Dr. Dorit Sing, netzung – zur Initiative einer gemeinsamen bayerischen Prof. Dr. Markus Babo (Ersatzmitglied), Prof. Dr. Daniel Ethikkommission oder auch zu einzelnen anderen Hoch- Flemming (Ersatzmitglied), Prof. Dr. Martina Wolfinger schulen für angewandte Wissenschaften – stießen dabei (beratendes Mitglied). auf großes Interesse an der zum Gründungszeitpunkt bayernweit ersten Ethikkommission einer Hochschule Beitrag: Dr. Christoph Ellßel, Prof. Dr. Constanze Giese für angewandte Wissenschaften mit Schwerpunkten im Sozial-, Gesundheits- und Bildungsbereich. Die Kommission, die sich ausschließlich mit Anträgen von Angehörigen der Hochschule beschäftigt, hatte dabei ins- besondere Fragen der Rechte und der Vulnerabilität von Betroffenen bzw. Studiensubjekten im Blick: So stellten An- forderungen an eine freiwillige und informierte Zustimmung (Informed Consent) zur Teilnahme an einem Forschungs- projekt wesentliche Prüfungsgesichtspunkte dar, wie etwa die Kenntnis der Gesamtsituation der Forschung, ihrer Ziele und Vorgehensweise oder die Berücksichtigung der Bedürfnisse und Schutzwürdigkeit besonders verletzlicher Forschungssubjekte, wie sie in der Pflege- und Gesund- heitsforschung, aber auch in der Bildungs- und Sozial- forschung eher die Regel als die Ausnahme sind. Immer wichtiger wurden im Verlauf der Amtszeit darüber hinaus 9
K S H D I G I TA L Die Taskforce Digitale Lehre: Ein Blick hinter die Kulissen Seit dem 13. März 2020 tagt der Krisenstab der KSH mussten onlinebasierte und technische Lösungen für die München. Anfangs wurde noch davon ausgegangen, dass in Präsenz geplanten Lehrveranstaltungen gefunden und die Corona-Pandemie nur zu einer Verschiebung des deren Funktionalität gewährleistet werden. Gemeinsam Vorlesungsbetriebes führt, doch dann kam der komplette mit der Hochschulleitung entschied man sich für den Aus- Lockdown und es wurde klar, dass die Lehrveranstaltun- bau der vorhandenen Systeme und die Anschaffung des gen im Sommersemester 2020 nicht in Präsenz-, sondern Videokonferenzsystems Zoom. Aus dem Stand wurde eine im Distance-Learning-Modus zu organisieren sind. Am Unterstützungsstruktur für die Lehrenden geschaffen – 25. März 2020 tauchte der Begriff „Taskforce Digitale mit Online-Trainings, einem Moodle-DigiLab, eine E-Mail- Lehre“ zum ersten Mal in den Protokollen des Krisenstabs Ticketsystem und einer Hotline. Bis zu diesem Zeitpunkt auf. Die Zeit drängte. Es galt, ein digitales Semester zu wurden digitale Tools zur Unterstützung der Lehre nur organisieren. vereinzelt eingesetzt. Die Plattform Moodle wurde zwar genutzt, aber im Wesentlichen zur Bereitstellung von Do- Was für eine glückliche Fügung, dass aus dem Kreis der kumenten. Erfahrung mit digitaler Lehre hatten nur wenige, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ad hoc ein kleines, aber insbesondere jene, die am Projekt SMART vhb beteiligt hochmotiviertes Team zusammengestellt werden konnte, waren oder CLASSIC vhb-Angebote gestaltet hatten. in dem sich unterschiedliche Expertisen versammeln. Unter Leitung der zuständigen Vizepräsidentin für Studium und Ob virtuelle Trainings, Handreichungen Lehre, Prof. Dr. Birgit Schaufler, erarbeiteten der IT-Leiter und Tutorials: die Unterstützung durch Tobias Irlinger, der E-Learning-Spezialist Michele Mazzotta die Taskforce Digitale Lehre reicht weit und die aus dem Career-Bereich zum Team hinzugekom- Am 14. April 2020 fand der offizielle Kick-Off für das mene Taskforce-Koordinatorin Carmen Maye eine digitale digitale Sommersemester statt, das erste Zoom-Meeting Infrastruktur, Nutzungskonzepte und Handreichungen. für die hauptberuflich Lehrenden und die ersten „Übungs- Das neugegründete Team lernte sich erst über Zoom ken- sessions“ wurden durchgeführt. Die Stimmung im Team nen und nahm dann sofort die Arbeit auf. In Windeseile ist aufgekratzt: ob technisch auch alles klappt und sich die Lehrenden für dieses Tool gewinnen lassen? Die Professorinnen und Pro- fessoren trafen sich anschließend in kleinen Zoom-Übungssessions in ihrer Peer-Group und testeten alle Funk- tionen des Konferenzsystems, von einer begleitenden Präsentation bis zur Breakout-Session. Parallel dazu fanden virtuelle Trainings mit den Lehrbeauftragten statt. Die Taskforce Digitale Lehre führt und begleitet seither unzählige Zoom-Meetings, testet neuen Anwen- dungen und erarbeitet Tutorials und Handreichungen für den Umgang damit. Einen großen Teil der Arbeit des Teams macht oder machte, 10
K S H D I G I TA L insbesondere zu Beginn, die medientechnische und benötigt und die ersten studentischen Tutorinnen und -didaktische Einzelberatung der Lehrenden und der Super- Tutoren wurden angeworben. Gemeinsam mit den Studieren- visorinnen und Supervisoren aus. Im Hintergrund läuft den des Medienteams des Campus Benediktbeuern die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen aus den erhielten sie Kurztrainings zu allen Anwendungen und Fakultäts- und Institutsverwaltungen bei der Umbuchung der wurden zu sogenannten „eScouts“ ausgebildet. Diese Veranstaltungen in Zoom-Meetings und im Anlegen neuer begleiten die Lehrenden seither in einem 1:1-Setting beim Kursstrukturen. Umgang mit Zoom, stehen aber auch für die Digitalen Infotage und andere virtuellen Veranstaltungen mit exter- Der Online-Lehrbetrieb: Ohne die IT und nen Partnern im Bereich des International Office und der ihre Dienste ein Ding der Unmöglichkeit Praxis-Center zur Verfügung. Die campusübergreifende Nichts von all dem wäre ohne die IT-Abteilung möglich. Im Zusammenarbeit klappt hervorragend. laufenden Betrieb wird immer wieder technisch aufgerüstet. Man braucht von allem mehr: mehr Rechenleistung, größere Mit der Beschaffung mobiler Aufzeichnungssets und der Bandbreite ans Internet, erweiterte Moodle-Kapazitäten, Einrichtung eines professionellen Videostudios kann die höhere Streaminggeschwindigkeit. Die Mitarbeiterinnen Taskforce Digitale Lehre die Professorinnen und Professo- und Mitarbeiter der IT stehen für eine funktionierende ren künftig bei der Erstellung von Digitalen Lehreinheiten Technik und entwickeln die automatisierte Anlage von noch besser unterstützen und die von Professorin Anna Lehrveranstaltungen in Zoom, optimieren die Synchroni- Noweck so bezeichneten „Wohnzimmerproductions“ sierung vom Lernmanagement-System Moodle mit dem können an die Hochschule verlegt werden. Was im Strate- Campusmanagement-System Ac5, richten den Chatdienst gieplan der Hochschule auf Jahre angelegt war – die Nut- RocketChat ein, testen und integrieren den neuen Open- zung digitaler Tools zur Erweiterung der Präsenzlehre – Cast-Server in die IT-Struktur der Hochschule. musste innerhalb von Tagen und Wochen bewerkstelligt werden. Mehr noch, die Lehre wurde im Sommer 2020 eScouts oder mobile Aufzeichungssets: vollständig in virtueller Form durchgeführt, damit die Stu- immer mit dem Ziel, professionell zu dierenden angesichts des pandemiebedingten Betretungs- unterstützen verbotes der Hochschule ihr Studium fortsetzen konnten. Bald wurde deutlich, dass die Taskforce Unterstützung Rückmeldungen der Studierenden wie der Lehrenden zei- bei der Schulung der Anwenderinnen und Anwender gen, dass dies trotz vielfältiger Herausforderungen über weite Strecken gut gelungen ist. Es gilt nun, aus dem Kri- senmodus herauszukommen und die technischen Lösun- gen sowie die ad hoc geschaffenen Unterstützungsstrukturen nachhaltig und mit einer guten Qualität auch im Blended- Learning-Modus sinnvoll einzusetzen. Wir können gegen- wärtig wenig über die Zukunft sagen. Wie auch immer das kommende Wintersemester aussehen wird, die Hochschule ist im Hinblick auf die digitale Lehre jedenfalls für alle Fälle gerüstet. Beitrag: Vizepräsidentin Prof. Dr. Birgit Schaufler und die Taskforce Digitale Lehre Moodle Zugriffe (alle Rollen) 11
K S H D I G I TA L Eine Premiere für die Hochschule: die Digitalen Infotage Die Hochschule hat ihr gesamtes Angebot in diesem berufstätig. Für die KSH München dabei besonders er- Sommersemester ins Netz verlegt: Das gilt auch für die freulich: Das digitale Angebot wurde verstärkt von In- „Digitalen Informationstage“, die Ende Mai und Anfang teressenten genutzt, die weiter entfernt wohnen. Rund Juni an vier Tagen stattgefunden haben. Statt sich in einem 50 % der Befragten wohnen mehr als 65 Kilometer ent- der Vorlesungssäle am Campus zu treffen, loggten sich fernt von der Hochschule, 25 % davon sogar mehr als die über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer via Zoom in 100 Kilometer. ihre Beratungsgespräche ein. Der Fokus lag auf den Bache- lorstudiengängen, doch die Hochschule informierte auch Sehr positiv wurde die Teilnahme von Studierenden an darüber hinaus: so fanden Beratungsgespräche mit dem den Informationsveranstaltungen bewertet; so konnten Studienservice zu den Bewerbungsmodalitäten statt; die eben auch Fragen von Student zu Student bzw. von Stu- Studierendenvertretung der beiden Hochschulstandorte dentin zu Studentin beantwortet werden. Das digitale bot Gespräche an; Hochschulmitglieder klärten über Format, darin ist sich die Hochschule nach diesem er- weiterführende Ausbildungsmöglichkeiten nach dem folgreichen Start fast schon sicher, wird in der Zukunft B.A.-Abschluss auf oder widmeten sich den Zusatzqualifi- als Ergänzung zu den „analogen“ Infotagen vor Ort statt- kationen der KSH München. finden. Wie sich gezeigt hat, ist dieses digitale Angebot besonders für die Studieninteressierten hilfreich, die so weit entfernt wohnen, dass eine Anreise einen sehr großen Aufwand bedeutet. DANK & Fortsetzung bereits erfolgt! Die Hochschule bedankt sich ganz herzlich bei allen, die zum Gelingen des digitalen Informationsangebots beigetragen haben! Herzlichen Dank auch an das Medienteam Benediktbeuern, das als „studentische eScouts“ die Moderatoren unterstützt und zum lockeren und lebendigen Austausch beigetragen hat. Fortsetzung erfolgte bereits: Die Digitalen Infotage der KSH München fanden erneut am 15.07., 16.07. und am 22.07. statt. Besonders Studieninteressierte, die durch Zwar ist das digitale Info-Angebot den aktuellen Sicher- die Abiturprüfungen und Pfingstferien beim ersten heitsvorkehrungen im persönlichen Kontakt geschuldet – Durchgang verhindert waren, hatten so die Möglichkeit, dennoch ist der Hochschule gelungen, virtuell einen sich noch rechtzeitig über das Studienangebot und über bleibenden und vor allem auch positiven Eindruck bei den unsere Hochschule zu informieren. Studieninteressierten zu hinterlassen. Das zeigt sich deut- lich an dem Feedback und der Auswertung der Online- Mehr Infos unter https://www.ksh-muenchen.de/ Befragung, die von der KSH München im Anschluss durch- studieninteressierte/digitale-infotage/ geführt wurden: die gesamte Veranstaltung wurde mit der Durchschnittsnote 1,5 bewertet. 20 % der Befragten sind Schülerinnen und Schüler, 25 % studieren und 35 % sind 12
K S H D I G I TA L Feedback der Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „Es war sehr schön, dass Studierende der KSH München und auch Mitglieder der StuVe und des AStAs in den Informations- veranstaltungen vertreten waren. So konnten die Perspektiven bereits Studierender kennengelernt werden, zudem war ein lockerer Austausch in Bezug auf diverse studienrelevante Themen möglich. “ „ Danke für die Mühen und die Einrichtung des Digitalen „Ich finde die Idee und Umsetzung klasse gemacht! “ Infotags. Gerade in diesen Zeiten eine sehr tolle Alternative zum persönlichen Kennenlernen. “ „Die digitalen Infotage waren sehr informativ und spiegelten auch das Interesse der Referenten daran wieder, „Vielen Dank, es war sehr informativ. Ich bin sehr froh, dass alle Fragen klar und deutlich beantwortet werden. Auch der technische Support und die Hinweise, wie man dass die Infotage trotz dieser besonderen Zeit stattfinden konnten. Die Umsetzung fand ich sehr gelungen. “ Zoom nutzen kann, waren super hilfreich. Vielen Dank! “ „Vielen Dank, dass die Informationsveranstaltungen „Die Infoveranstaltung war für mich klar strukturiert, einfach und authentisch. Ich habe einen positiven Eindruck trotzdem stattgefunden haben und ein anderes, digitales bekommen und kann mir viel besser vorstellen, wie das Konzept auf die Beine gestellt wurde! “ Studium an der KSH München in der Realität aussieht. Vielen Dank! “ „Sehr informativ, sympathische Moderation.“ „Vielen Dank für den digitalen Infotag! Mir hat er sehr gut gefallen und alle relevanten Infos dargestellt. Sehr nette Vorstellung der KSH München und des Studiengangs Soziale Arbeit. Persönlich hat mich der Infotag und das Studium sehr angesprochen. “ 13
K S H D I G I TA L Feedback der PartnerInnen, des Medienteams, der DozentInnen und der MitarbeiterInnen der Hochschule: „Gratulation zum gelungenen Studieninfo-Tag! Gerade eben habe ich das letzte Meeting meines Besuches des „Die digitalen Infotage sind ein wunderbares Instrument, Studieninfo-Tages verlassen und möchte Ihnen gleich zu die Hochschule lebendiger vorzustellen, als es Informations- diesen drei Tagen gratulieren. Ich fand die Meetings, broschüren und ein guter Webauftritt in dieser Zeit ermög- an denen ich teilgenommen habe, nicht nur sehr informativ, lichen können. Die Interessierten erhalten einen Eindruck gut technisch und inhaltlich vorbereitet, sondern auch von Personen, die an der Hochschule arbeiten, werden über allesamt sehr sympathisch und unterhaltsam. Dass jemand den kurzen Clip direkt von der Hochschulleitung willkommen zum Hauptreferenten den Chat beobachtet und technisch geheißen und können individuelle Fragen stellen. Besonders unterstützt hat und in der Regel auch ein Student als An- gelungen und sehr hilfreich fand ich die Unterstützung sprechpartner dabei war, hat die Sache immer richtig rund durch studentische eScouts, an die dann auch gleich direkte gemacht. Ich glaube, Sie konnten mit den Veranstaltungen Fragen gerichtet wurden. Ich kann mir auch sehr gut vorstel- gut Werbung für Ihre Hochschule machen. “ len, dass digitale Infotage vor allem auch von Interessierten Maria Altenbuchinger-Dick, Agentur für Arbeit Freising genutzt werden, die etwas außerhalb wohnen. “ Prof. Dr. Jutta Reich-Claassen, Professorin für Pädagogik „Der digitale Infotag war für uns eine besondere Erfahrung und hat uns auf eine ganz neue Art herausgefordert. Die digitale Informationsveranstaltung ist in diesen Zeiten Trotz kleiner Schwierigkeiten hatten wir aber das Gefühl, eine schöne Möglichkeit, InteressentInnen über unser dass das Angebot gut angekommen ist, unter anderem Studienangebot zu informieren und die Studiengänge zu dadurch, dass es gut organisiert und vorbereitet wurde. präsentieren. Gerade die Möglichkeit, Fragen zu stellen Trotz alledem sollte nicht vergessen werden, dass die Soziale wurde lebhaft genutzt und kann die Informationen auf der Arbeit aus Kommunikation und der Nähe zum Menschen Homepage ergänzen und weiterentwickeln helfen: Man besteht und somit nie einen analogen/reellen/echten Infotag bekommt einen guten Einblick in das, was die Interessent- an der Hochschule komplett ersetzten kann. “ Das Medienteam Benediktbeuern (studentische eScouts) innen und Interessenten beschäftigt und kann auf kurzem Weg individuell angepasste und doch für viele relevante Antworten geben. “ „Die digitalen Infotage sind eine gute Alternative Prof. Dr. Constanze Giese, Professorin für Ethik und Anthropologie in der Pflege in Zeiten, in denen wir die Studieninteressierten nicht auf unseren Campus in Benediktbeuern einladen können. Die TeilnehmerInnen waren sehr interessiert und hatten „Die virtuellen Infotage der KSH München würde ich viele Fragen, die wir klären konnten. Zukünftig könnte ich als gut organisiertes, erfolgreiches Format beschreiben, das mir vorstellen, im Rahmen des Präsenz-Infotags ergänzend beibehalten werden sollte. Insbesondere die Studiengänge, eine Online-Session zum Studiengang und zur Beratung an- die berufsbegleitend organisiert sind, werden davon profi- zubieten, um auch Interessierte mit wenig Zeit oder langen tieren. Für Schülerinnen und Schüler könnte dagegen ein Anfahrtswegen zu erreichen. Der Schwerpunkt sollte aber Präsenztag interessanter sein, um die Hochschule als Lernort auch zukünftig auf Präsenz liegen, da Präsenz, persönlicher kennen zu lernen und so die Scheu vor einem Studium Austausch und das Ambiente Benediktbeuern auszeichnen. Prof. Dr. Ursula Unterkofler, Professorin für Theorien “ abzubauen. “ Prof. Dr. Tina Friederich, Professorin für Pädagogik und Methoden der Sozialen Arbeit 14
K S H D I G I TA L © AllzweckJack/ photocase.de Der Welttag des Buches: Im Interview mit der Leiterin und dem Leiter der KSH-Bibliotheken Vor dem Hintergrund der Digitalisie- rung und des Angebots an E-Medien gerät das gedruckte Buch immer wieder in den Vergleich. Hat es noch die Wertigkeit? Wird es irgendwann gänzlich aus dem Buchregal ver- schwinden? Der „Welttag des Buches“ zeigt, wie wenig das Buch in den Händen an Stellenwert verloren hat. Das Interview mit Ulrike Hemmert, Bibliotheksleiterin am Campus München und Thomas Mangold, Bibliotheksleiter am Campus Bene- diktbeuern macht deutlich, dass es beides geben muss: das digitale Format und das Print-Exemplar, das Der Welttag des Buches: Inwiefern spüren Sie die Digitali- sich blättern und haptisch erfassen Was bedeutet das für Sie? sierung des Lesens bei Ihrer Arbeit lässt. Thomas Mangold: Wieder einmal als BibliothekarIn? über den Tellerrand der Fachliteratur Ulrike Hemmert: Gerade in der hinauszublicken und mich von der aktuellen Situation ist es gut und Literatur und ihren Geschichten ver- wertvoll, dass wir in den letzten Jah- zaubern zu lassen. Dabei lasse ich mir ren kontinuierlich den Bestand an vom Buchhändler meines Vertrauens elektronischen Medien ausgebaut helfen, der ein untrügliches Gespür haben. Meine Arbeit hat sich dadurch dafür hat, was mir gefällt und unbe- stark verändert: Die Verlage bieten für dingt lesenswert ist. Im Moment lei- Bibliotheken die unterschiedlichsten der nur fernmündlich. Aber gerade in Lizenzierungsmodelle an – diese müs- einer Zeit, in der wir gezwungener- sen je Einzelfall geprüft, verglichen, maßen Arbeitsplatz und Zuhause nicht verhandelt und natürlich auch finan- immer gut trennen können, bietet ziert werden. Bei der Bereitstellung mir die Literatur die Chance auf etwas unserer E-Medien müssen wir zudem ‚me-time‘ und geistige Erholung. auch immer die Bestimmungen des Urheberrechts beachten, was unseren Ulrike Hemmert: Durch meine Nichten Nutzerinnen und Nutzern manchmal konnte ich erleben, mit welch großem nur schwer zu vermitteln ist. Engagement viele Buchhandlungen Daneben haben aber auch die Print- an diesem Tag aktive Leseförderung Medien immer noch ihre Bedeutung. betreiben. Durch diese Aktionen wer- Gerade ältere Standardwerke sind oft den auch Kinder an Bücher herange- nicht im E-Book-Format verfügbar; führt, die vielleicht von Zuhause aus auch ist der Erwerb einzelner E-Books weniger Erfahrung mit Lesen und Vor- für Bibliotheken nach wie vor schwie- lesen haben. – Das ist großartig. rig, da Verlage oft nur Pakete anbieten 15
K S H D I G I TA L © David-W-/ photocase.de oder Mindestbestellmengen fordern. Daneben wird es aber immer Titel leicht etwas gewöhnungsbedürftig – Gleichzeitig beobachten auch wir das geben, die ich unbedingt in Print ha- besonders durch das Einflechten von Phänomen, dass Bibliotheken offenbar ben möchte – und mein heimisches übernatürlichen und mythischen gerade in digitalisierten Zeiten gerne Bücherregal möchte ich nicht missen. Elementen. Mit der Zeit kommt man als Lernräume, als Orte konzentrierten aber gerade durch diese Schilderung Arbeitens genutzt werden. Hier würde Thomas Mangold: Das gedruckte Buch. der ‚Innenwelten‘ den handelten ich mir wünschen, dass wir mehr ru- Ich persönlich lese ein gedrucktes Personen sehr nahe und kann sich gut hige Arbeitsplätze in der Bibliothek Buch anders als die elektronische Vari- in sie hineinversetzen. Viele Dialoge anbieten könnten. Leider ist dies auf ante. Mit mehr Muße und Vergnügen. empfinde ich als sehr warmherzig, Grund unserer räumlichen Situation Elektronisches Lesen assoziiere ich weise und menschlich – fast schon phi- schwierig. mit Fachliteratur, mit dem ‚Scannen‘ losophisch. Selten gelingt es Büchern, des Bildschirms nach Schlüsselbegrif- gleichzeitig Trauer und Lachen hervor- Thomas Mangold: Bibliotheken und fen. Auch, wenn so ein E-Reader im zurufen – bei Mariana Lekys Büchern der Beruf des Bibliothekars befinden Urlaubsgepäck natürlich ein Segen ist. ist das für mich der Fall. sich gerade in einer Zeit der großen Veränderungen. Das Wissen um IT Haben Sie eine Literaturempfehlung Danke für das Gespräch. hält immer mehr Einzug in unser für uns? Das Gespräch führte Tanja Singer. Berufsbild und unsere tägliche Arbeit Thomas Mangold: ‚Doctor Socrates’ von verkompliziert sich, wird aber durch Andrew Downie. Eine etwas andere Nähere Informationen zu den all die Möglichkeiten auch spannender. Fußballer-Biografie, über einen der Bibliotheken der KSH München unter: Ein gedrucktes Buch beim Buchhänd- (meiner Ansicht nach) besten, schil- https://www.ksh-muenchen.de/hoch- ler zu bestellen ist ungleich weniger lerndsten und spannendsten Fußballer schule/zentrale-einrichtungen-dienste/ Aufwand als das Erwerben einer elek- aller Zeiten. Socrates war Fußballstar, bibliotheken/ tronischen Lizenz für den Campus. Kapitän des besten brasilianischen In der Coronakrise zeigt sich aber Teams, das nicht Weltmeister wurde beeindruckend der Wert der digitalen (1982), Arzt, Hedonist, Verrückter Leseangebote. Wir Bibliothekarinnen und Kämpfer gegen die Diktatur in und Bibliothekare, aber auch all un- Brasilien. Ein spannendes Stück Zeit- sere Nutzerinnen und Nutzer müssen geschichte und ein ‚Muss‘ für jeden umdenken und Bibliothek neu lernen. Liebhaber des schönen Spiels. Gleich- Die Bibliothek als Ort, an dem man zeitig entlarvt das Buch auch eine sich wohl und sicher fühlt, Beratung Scheinwelt und erinnert daran, dass und Unterstützung findet, wird noch Sport – anders als die Sportwelt es wichtiger. Nur Bücher im Regal zu gerne darstellt – immer auch eine haben ist nicht mehr attraktiv. politische Dimension hat. Buch oder Tablet? Was bevorzugen Ulrike Hemmert: Eine echte Entde- Sie persönlich? ckung in der letzten Zeit sind für mich Ulrike Hemmert: Ich habe schon seit die Bücher von Mariana Leky. Bekann- mehreren Jahren einen E-Reader und ter ist vermutlich der Titel ‚Was man weiß die Vorteile besonders auf Reisen von hier aus sehen kann‘ oder auch zu schätzen: Man kann doch einiges an ihr Buch ‚Die Herrenausstatterin‘, Gewicht für das Reisegepäck sparen – das mich sehr berührt hat. Mariana für Leseratten ist das unschlagbar. Lekys Erzählstil ist am Anfang viel- 16
THEMA AKTUELL Die Coronakrise wirkt wie ein Katalysator Der Corona-Rettungsschirm der Bundesregierung berück- tion in großer Geschwindigkeit den Wohlfahrtsbereich sichtigt nach heftigen Protesten auch den Wohlfahrts- erreicht. Nachbarschafts-Plattformen wie ,Nebenan.de‘, bereich. Angesichts von Betreuungsverboten und Schlie- ,Nextdoor‘ aus San Francisco oder ,Betreut.de‘, ein Ableger ßungen ermöglicht das so genannte Sozialschutz-Paket der Google-Tochter ,Care.com‘, finden bereits seit einiger Tausenden von sozialen Einrichtungen und Diensten, Zeit großen Anklang. Ob es um die Suche nach Tagesmüt- ihre Angebote unkonventionell fortzuführen. Ohne diese tern oder die Vorbereitung auf das Pflegeheim geht, geben Sicherung wären bereits jetzt sehr viele gemeinnützige diese Plattformen Antworten. Sie weisen auch auf Auffällig- Träger insolvenzgefährdet. Auch tut es den Fachkräften keiten in der eigenen Nachbarschaft hin. Von den digitalen im Gesundheits- und Sozialbereich gut, im Rahmen der Plattformen zur Nutzbarmachung von Algorithmen ist es Coronakrise unerwartete Wertschätzung durch Öffent- nur ein kurzer Weg. Facebook hat bereits in einigen Regi- lichkeit und Politik zu erfahren. onen der USA erprobt, auf welche Weise sich Suizidalität unter den Nutzern aufspüren lässt. Algorithmen kennen Krise setzt enge finanzielle Grenzen keine Gefühle und können nicht müde werden. Das ist ihr Drei Faktoren lassen es wahrscheinlich werden, dass der Vor- und Nachteil zugleich. Wohlfahrtssektor im Zuge der Coronakrise massiv unter Veränderungsdruck geraten wird. Erstens dürften die volks- Innovationsforen bieten Lösungsansätze wirtschaftlichen Kosten nach Einschätzung des ifo Instituts Die Coronakrise dürfte die Entwicklung beschleunigen, die Wirtschaftskrisen und Naturkatastrophen der vergan- dass digitale Plattformanbieter durch die Nutzbarmachung genen Jahrzehnte in den Schatten stellen. Die öffentlichen von Algorithmen und Venture Capital zu ernstzunehmen- Haushalte als die entscheidenden Finanziers des Wohl- den Konkurrenten des Wohlfahrtsbereichs werden. Der fahrtsbereichs werden in erheblichem Ausmaß finanzielle Weg bis zur Etablierung neuer sozialer Dienstleistungen ist Probleme bekommen. Zweitens nehmen bereits jetzt die nicht mehr weit. Die teilweise noch ausgeprägten hierar- schwächsten und ärmsten Gruppen unserer Gesellschaft chischen Organisationsstrukturen der Wohlfahrtsverbände die Krisenlasten wahr; ganz zu schweigen von den Menschen sind auf diese Situation nur unzureichend vorbereitet. in Flüchtlingslagern unweit unseres Landes. Die Krise be- Das Netzwerk der öffentlichen und freien Träger ist deshalb trifft nicht nur diejenigen, die am Rande der Gesellschaft auf neue strategische Allianzen mit Akteuren aus anderen leben, sondern dürfte mittelfristig auch dazu führen, dass Welten angewiesen, wie der IT-Branche oder aus Startups. eine erhebliche Anzahl von Menschen um Arbeitsplatz, Ein Ansatzpunkt könnte dabei die Initiierung von Innovati- Wohnungsmiete und Hausfinanzierung fürchten muss. onsforen sein, an denen Macht-, Fach- sowie Prozesspromo- toren aus den verschiedenen Bereichen beteiligt sind. Schließungen erzwingen neue Wege Innovationsforen könnten entlang von Statuspassagen wie Drittens dürfte die Digitalisierung von sozialen Dienstleis- dem Übergang von der Schule in den Beruf oder dem von tungen einen großen Sprung machen. Die infolge des der Erwerbsarbeit in die Altersphase organisiert werden. Coronavirus notwendige Schließung von sozialen Einrich- Da es im Gegensatz zu Wirtschaftsunternehmen keine tungen und Diensten erzwingt und pilotiert bereits täglich Budgets für Forschung und Entwicklung gibt, könnten neue innovative Schritte der Digitalisierung. Durch unter- Social Entrepreneur-Organisationen gegründet werden, schiedliche Formen von Online-Diensten und -Beratungen um Innovationen zu befördern. versuchen die Verantwortlichen das sozialpolitische Leben aufrecht zu erhalten. Wohlfahrt sollte Marktmacht nutzen Die Digitalisierung hat bereits viele etablierte Unternehmen Vor diesem Hintergrund dürfte die Coronakrise wie ein zur Strecke gebracht. Der freie und öffentliche Wohlfahrts- Katalysator dazu beitragen, dass die digitale Transforma- bereich vereint ein großes Potential an Einrichtungen, 17
THEMA AKTUELL Diensten sowie Kostenträgern. Diese beachtliche Markt- macht sollte nutzbar gemacht werden, um die digitale Transformation im sozialpolitischen Bereich nicht Amazon oder Google zu überlassen. Die umfassenden Erfahrungs- und Wissenspotentiale des Wohlfahrtsbereichs sind eben- so wie das bürgerschaftliche Engagement ein großer Schatz, den es im Sinne eines Qualitätsversprechens zu bündeln gilt. Deshalb sollte die digitale Transformation durch Gemeinwohlorientierung und Bürgerbeteiligung ge- staltet werden. Digitale Plattformen können professionelle Beziehungsarbeit keinesfalls ersetzen. Ansonsten besteht die große Gefahr, dass die Digitalisierung des Wohlfahrts- sektors zu einer Sparmaßnahme verkümmert. Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Der Wohl- fahrtsbereich hat seit der Gründung der Bundesrepublik Beeindruckendes geleistet. Beschleunigt durch die Corona- krise steht er vor einer seiner größten Herausforderungen. Dazu braucht es gezielte strategische Vernetzungen und Mut bei den Verantwortlichen in Politik, Wohlfahrtsverbän- den und öffentlichen Trägern. Autor: Prof. Dr. Egon Endres, Professor für Sozialwissen- schaften und Sozialmanagement an der KSH München. Der Fachbeitrag wurde in der „Wohlfahrt intern“ erstveröffentlicht. 18
SOMMERSEMESTER 2020 Nachbarschaftshilfe und Solidarische Landwirtschaft – wie Studierende die Coronakrise für besondere Projekte nutzen Die Vorlesungen zum Sommersemester starteten an Dafür profitiert Schwarm wiederum von ihren Kommilito- der der Katholischen Stiftungshochschule München am nen, wenn es um die Technik geht, die nun verstärkt zum 20. April – Studierende nutzten die Zeit bis dahin, um Einsatz kommen wird: „Online-Lernen ist für mich noch sich sozial zu engagieren. Mit zwei von ihnen haben wir Neuland, und ich hätte mich z. B. in einem Blockseminar, gesprochen. das nun online stattgefunden hat, sicher nicht so wohl gefühlt, wenn mir nicht eine junge Kommilitonin geholfen Studentin Tini Schwarm: Tini Schwarm erreichte die Nach- hätte“, erzählt die 50-jährige. „Mittlerweile bin ich mich richt in der gemütlichen „Cafete“ des Campus Benedikt- im wahrsten Sinne des Wortes gut vernetzt“. Sie kann beuern: Der Lehrbetrieb zum Sommersemester startet zur ihre neuen Kompetenzen in den nächsten Wochen und Eindämmung der Corona-Pandemie nicht wie geplant im Monaten gut nutzen, denn die gesamte Lehrbetrieb im März, sondern wurde auf den 20. April festgesetzt. Für Sommersemester findet Distance-Learning-Format statt. Tini Schwarm war als angehende Sozialarbeiterin schnell klar, dass vor allem ältere und alleinstehende Menschen in Student Jan-Philipp van Olfen: Auch für Jan-Philipp van der sich anbahnenden Situation Hilfe brauchen würden. Zu- Olfen änderte sich die Planung schlagartig als klar war, sammen mit einigen ihrer Kommilitoninnen und Kommili- dass es weitgehende Ausgangsbeschränkungen geben tonen überlegte sie, welche Art Nachbarschaftshilfe gefragt wird. Seine Praktikumsstelle in einer ambulanten Jugend- sein und wie diese organisiert werden könnte. Die anfäng- hilfeeinrichtung konnte er nicht antreten, auch wenn ein liche Idee, Kinderbetreuung anzubieten, musste aufgrund Praktikum im aktuellen Semester verpflichtend wäre. der gesetzlichen Regelungen wieder verworfen werden. „Aber Soziales ohne physische Nähe bringt im Praxis- Also konzentrierte sich die Gruppe auf konkrete Hilfen für semester natürlich wenig“, konstatiert der 21-jährige, Risikogruppen, wie etwa Einkäufe zu erledigen. „Dann ging „also musste ich sehen, dass ich eine Alternative finde“. es ganz schnell“, erzählt Schwarm: „Zufällig habe ich erfah- Zunächst heuerte er als „landwirtschaftlicher Hilfsarbeiter“ ren, dass es ein Treffen im Kindergarten mit dem Bürger- beim „Goassbauer“ nahe Eurasburg an, wo ihm schnell meister gibt und bin dort einfach aufgeschlagen – mit dem klar wurde, dass er auch hier sein Wissen aus der Sozialen Ergebnis, dass sich unsere Studierenden-Gruppe mit ‚Zam- Arbeit einbringen kann. Der Hof stellt momentan auf so leben‘ vernetzt hat.“ Zamleben ist ein Verein, der sich schon genannte „Solidarische Landwirtschaft“ um, ein Konzept, seit einigen Jahren um ältere und alleinstehende Menschen bei dem Landwirte von Verbraucherinnen und Verbrau- in Benediktbeuern und Umgebung kümmert und so viele chern direkt unterstützt werden, sei es durch die zugesi- Kontakte im Dorf hat. „Das war wichtig für uns, weil viele cherte Abnahme bestimmter Produktmengen oder durch Studierende persönlich ja nicht so bekannt sind unter den Mithilfe z. B. bei der Ackerarbeit. Der Hof hat so ein mehr Dorfbewohnerinnen und -bewohnern“, erklärt Tini Schwarm, oder weniger festes Einkommen und kann sich ganz auf „und gerade für derlei Hilfen ist es besonders wichtig, nachhaltiges Wirtschaften konzentrieren. „Manche nennen dass die Leute Vertrauen zueinander haben.“ Zugute kam das dann spaßhaft ‚artgerechte Bauernhaltung‘“ fasst Schwarm bei ihrer Koordinatoren-Rolle des Projekts, dass Jan-Philipp van Olfen die Idee dahinter zusammen. sie selbst „Seniorstudentin“ ist und schon lange im Dorf lebt. Unter anderem hat sie als Erzieherin im Gemeinde- In Eurasburg sind aktuell zwei Studierende aus Benedikt- kindergarten gearbeitet: „So konnte ich meine Lebens- beuern sowie einige Münchner Gastronomen tätig, deren erfahrung und meine Kontakte optimal nutzen und die Restaurants derzeit geschlossen sind und die hier ihre jüngeren Studentinnen und Studenten bei dem Projekt gut Zutaten für morgen anbauen wollen. Das rund ein Hektar unterstützen, für das ich selbst nun gar nicht so aktiv bin.“ große Ackerland, das von der Gruppe bereits aufgebrochen KSH-Student Jan-Philipp van Olfen überbrückt die Corona-Zeit und urbar gemacht wurde, soll nun ganz nach den Prinzipien mit einem Einsatz als Helfer beim Goassbauer in Eurasburg der Permakultur und nach Demeter-Richtlinien bepflanzt 19
Sie können auch lesen