Der Finanzdienstleister - DBV
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Das Magazin des Der Finanzdienstleister DBV 2/2021 Josef Diepold und Richard Sesemann mit starker Gruppe in der Wahl zum neuen Personalrat der BayernLB Commerzbank: Das Ruder in die Hand nehmen Deutsche Bank: Genauer hinschauen DBV-Seminare: Digital in die Wahl
DBV Inhaltsverzeichnis THEMEN SEITE Unsere Tarifkommissionen 왘 Titelthema Bayerische Landesbank: Lieber gut verhandeln als schnell unterschreiben 2-3 PRIVATES BANKGEWERBE ERMANN Wolfgang 왘 Restrukturierung Commerzbank: – Verhandlungsführer „Kündigungen sind kaum noch möglich” 4-5 MAGDZIAK Martin – stv. Verhandlungsführer 왘 Aufgefallen Deutsche Bank: ZATCHER Matthias 26 Abbau-Vereinbarungen in 2 Jahren 6-7 – stv. Verhandlungsführer BAUMANN Walter 왘 Aus dem Verband DBV-Frühjahrstagung: BEESE Ute BERGER Sylke Neue Medien und Neues Arbeiten 8-9 BETZEN Sigrid 왘 Neues Wissen DBV-Seminare: Weniger DIEHL Sabine FEIKES-FEILHAUER Ursula Herdenverhalten und mehr Mut 10-11 FREUND Petra HAMACHER Karl-Heinz 왘 Wertpapier- DB Investment Services GmbH: HEINRICH Norbert Bearbeitung Nicht hinterm Berg 12-13 JÄCKEL Andreas ÖRS Bülend 왘 Zahlungsverkehr Postbank BCB AG: PUTSCHKY Christa Blumen und persönliche Worte 14-15 SCHNEIDERS Guido SCHOCK Volker 왘 Organisation 16 SCHULZE Frank SÖLTER Karl SPRANG Sven SZUKALSKI Stephan TÖGEL Jürgen TOKYUEREK Muharrem WEISSHART-SARIEF Beate VOLKS- UND RAIFFEISENBANKEN PIASTA Robert – Verhandlungsführer SZUKALSKI Stephan – Geschäftsführer Tarifkommission BEESE Ute ecco / Fotolia – stock.adobe.com BETZEN Sigrid DRACHSLER Stephanie DBV-Mitglieder finden in unserem Vorteilsportal dauerhaft Rabatte und Vergünsti- ERMANN Wolfgang gungen bei 500 Anbietern. Auf dieser Seite können Sie aus Angeboten zu günstigen GRIGGEL Stefan LÄTZSCH Holger Reisen, Autos, Sport- und Gesundheitsangeboten wählen, oder auch preiswerte Mode, LINDEN Stefan Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte finden: http://dbv.mitgliedervorteile.com/. MAGET Jürgen Oder scannen Sie einfach den rechts stehenden QR-Code mit ihrem Smartphone. MARSCHNER Jens Neue Zugangsdaten senden wir Ihnen als DBV-Mitglied gern, wenn Sie uns eine Mail an PENNING Hermann POSKE Michael homepage@dbv-gewerkschaft.de senden. Vielen Dank! REHMISCH Steffen RIEDEL Michael SCHILLER Silke Herausgeber: SCHUHMACHER Florian VOSSBRECHER Jürgen DBV – Gewerkschaft der Finanzdienstleister WÖLK Sabine Kreuzstraße 20, 40210 Düsseldorf ZIERER Alexander Tel.: 02 11/54 26 81 0, Fax: 02 11/54 26 81 40 E-Mail: info@dbv-gewerkschaft.de ÖFFENTLICHE BANKEN Internet: http://www.dbv-gewerkschaft.de SZUKALSKI Stephan Redaktion, verantwortlich für den Inhalt und Autor, wenn nicht anders benannt: Oliver Popp – Verhandlungsführer Ständige Mitarbeiter: Sigrid Betzen, Stephan Szukalski DÜRR Ernst Titelbild: privat – stv. Verhandlungsführer BARTEN Heiko Bild hintere Umschlagseite: pressmaster / fotolia.com BEESE Ute Postanschrift: Der Finanzdienstleister BETZEN Sigrid Kreuzstraße 20, 40210 Düsseldorf BRÄGER Karin DIEPOLD Josef Satz, Gestaltung und Druck: ERVOJIC Igor Dönges – Gutenberghaus Druck & Medien GmbH & Co.KG HARTIG Bernd Am Güterbahnhof 19, 35683 Dillenburg KUNZ Birgit Tel.: 02771/8718-0, Fax: 02771/8718-20 HINZ Pascal Papier: Gedruckt auf chlor- und säurefreiem umweltfreundlichem Papier SEIDENSTICKER Kirsten Postverlagsort: Düsseldorf SESEMANN Richard, Dr. STEGMILLER-KÖFERL Gabriele Dr. Bezugspreis: EURO 1,25 Jahresbezug: EURO 5,00 VERSICHERUNGSGEWERBE jeweils zuzüglich Zustellgebühr, für Verbandsmitglieder ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag BEESE Ute enthalten. – Verhandlungsführerin Erscheinungsweise: 4 mal jährlich HORNUNG Ünver Mit Namen gezeichnete oder signierte Beiträge stellen die Ansicht des Verfassers nicht KADNER Thomas unbedingt die des Herausgebers oder der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte Beiträge POPP Oliver wird keine Haftung übernommen. Kürzungen und redaktionelle Änderungen behalten wir SEIFER Sonja uns vor. Die Rücksendung von Manuskripten erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. WESTPHAL Michael
Grußwort DBV Grußwort: Positive Wendungen Liebe Kolleginnen und Kollegen, wer hätte gedacht, dass ein kleines gelbes Heft einmal darüber (mit-)ent- scheidet, ob wir am „gewohnten“ Leben teilnehmen dürfen? Einen Eintrag mit Chargen-Aufkleber im Impfausweis – und schon können wir wieder ins Kino, ins Freibad, und ins Stadion. Endlich wieder „raus“, Freunde treffen, abschalten, was erleben. Im Herbst dann die Hoffnung, dass genügend Auffrischungs-Spritzen bereitstehen. Und der Wunsch, dass sich die Welt nicht immer wieder neu ansteckt mit Erregern und Abschottung. Doch zurück ins Jahr 2019 werden wir kaum kommen. Die Frage lautet: Ist das unser Untergang? War früher alles besser? Ich sehe Hoffnungszeichen in den Betrieben der Finanzwirtschaft, dass auch heute positive Wendungen möglich sind. Die Erfahrung, dass Geschäftsleitungen, Betriebsräte und Stephan Szukalski. Foto: privat Beschäftigte sich schnell einig werden, wenn wirklich Not herrscht. Der Lerneffekt bei Führungskräften, die noch vor zwei Jahren Angst vor Kontroll- verlust hatten, wenn Untergebene von daheim arbeiten wollten. Und der Aufbruch von Arbeitnehmer-Vertretern, die Online-Kanäle kreativ nutzen finde - einige Scheiben abschneiden von und mit Chat und Video-Botschaft mehr Menschen erreichen als nur mit kleineren Häusern, z.B. was Übernahme Rechenschaftsbericht und Sprechstunde. von Kosten im Homeoffice angeht, oder auch Gesunderhaltung und Unterstüt- Nur wer (auch) online präsent ist, wird wahrgenommen. Das gilt ebenso für zung von zehntausenden Mitarbeitern die Wahlen der Betriebs- und Personalräte, die im Frühjahr 2022 anstehen dort. – und die nicht verschoben werden, nur weil klassische Vor-Ort-Methoden nicht mehr funktionieren. Wir unterstützen Wahlvorstände in den kommen- Ein anderes Thema ist und bleibt in den Monaten deshalb besonders intensiv: Der DBV bietet maßgeschnei- blauer wie in gelber Bank dagegen der derte Schulungen – unsere Trainerinnen Karin Ruck und Sigrid Betzen nie enden wollende Stellenabbau. Die bauen die Seminare nach Wunsch der Teilnehmer auf (Seiten 10 und 11 in Zahlen tun weh: 6500 Kolleginnen und dieser Zeitschrift). Ich selbst werde Schulungen für Wahlvorstände im „Post- Kollegen im Inland verloren ihren Nachfolgeunternehmen“ Deutsche Bank anbieten, die 2022 erstmalig nach Arbeitsplatz in der „Deutschen“ binnen der Wahlordnung Post ihre Wahlen durchführen müssen. der vergangenen 2 Jahre, wurden versetzt oder verließen das Unternehmen ganz. Besonders früh wählen die Kolleginnen und Kollegen in der Bayerischen Betriebsräte prüfen dabei genau, ob La ndesba nk: Sie geben am 22. Juni ihre Stimme für den Personalrat der Programme so laufen wie im Rahmenplan kommenden 5 Jahre ab. Dr. Richard Sesemann und Josef Diepold treten vorgesehen (Seiten 6 und 7). In der hier auf der Liste „Für Ihre Zukunft“ an, um formelle Vereinbarungen und „Coba“ kommt die große Welle noch – binnen 3 ½ Jahren, aber bei einer weniger informelle Absprachen verlässlicher zu machen. Hier hatte sich die gut situ- hier geht es um 10.000 Vollzeitstellen, ierte Landesbank Blößen gegeben. „Gesundschrumpfen“ soll Auswüchse der Vergangenheit korrigieren. Beschäftigte wollen indes sehen, dass die als halb so starken Beschäftigtenzahl wie BayernLB ins soziale Kapital investiert (Seiten 2 und 3). beim großen Wettbewerber. Der Sozial- plan scheint gut dotiert – nun muss die Während unserer virtuellen Frühja hrsta gung Mitte April (Seiten 8 und 9) Commerzbank beweisen, dass auch mit bekamen unsere Gäste reichlich Treibstoff, wie ein tragfähiges Haus gebaut dieser kolossalen Kürzung keine betriebs- und gepflegt werden kann. Unsere Arbeitsgruppe „Homeoffice / Mobiles bedingten Kündigungen notwendig wer- Arbeiten“ um Ute Beese (DBV Nord) stellte die Ergebnisse der Gruppe vor den (Seiten 4 und 5). – ich war beeindruckt über die große Zahl der Reaktionen am Bildschirm und im Chat. Das Gestalten der Arbeit außerhalb des Betriebes bleibt das In all diesen Fällen gibt es die Aussicht auf wichtigste Einzel-Thema für uns im DBV. Dafür stellen wir gern noch mehr Gelingen, wenn wir nicht nur darauf hof- Zeit und Raum zur Verfügung. Neue Mitwirkende für die Arbeitsgruppe fen, sondern auf allen Ebenen entschlos- heißt Ute Beese jederzeit willkommen – am besten per Mail: beese@dbv- sen dafür handeln! gewerkschaft.de. Natürlich ist gut organisiertes Homeoffice auch in der Deutschen Bank und der Commerzbank inzwischen ein wesentlicher Faktor für den Herzliche Grüße Geschäftserfolg insgesamt. Beide Dickschiffe können sich aber - wie ich Ihr Stephan Szukalski 1
DBV Titelthema Bayerische Landesbank: Lieber gut verhandeln als schnell unterschreiben Fortschritt: Es sind große Buchstaben, die seit einiger Zeit schon Der gebürtige Münchner lernte 1988 bis 1990 Bankkaufmann im Innenhof der BayernLB Aufbruchsstimmung vermitteln bei der damaligen Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank. sollen. Nicht immer ist es leicht, das in die Zukunft zielende Wort Nach Jurastudium und Referendariat stieg er 1998 in die wirklich mit Leben zu füllen. Dr. Richard Sesemann, Josef Bayerische Landesbank ein und wurde 2011 zum ersten Mal in Diepold und ihre engagierten Mitstreiter treten dafür in einer den Personalrat gewählt. „In den vergangenen zehn Jahren hat starken Gruppe in der Personalratswahl an, die – den Umstän- es sich bewährt, dass ich auch Rechtsanwalt gelernt habe. den geschuldet – bis 22. Juni 2021 als Briefwahl durchgeführt Sowohl als Anwalt wie auch als Personalrat sehe ich das Beraten wird. und Helfen im Einzelfall als eine meiner Kernaufgaben an“, benennt Dr. Sesemann sein Streben. „Unser Unternehmen ist ein traditionsreiches Haus, und wir haben fähige, motivierte Es sind 123 Frauen und Männer der Liste 1 „Für Ihre Zukunft Mitarbeiter. Das sind also gute Voraussetzungen für eine gelin- #ehrlichwaehrtamlaengsten“, die das neue Motto der Bank gende Arbeit. Aber das bleibt nicht im Selbstlauf so. Es bedeu- ernst nehmen und umsetzen wollen – im Sinne der tet vor allem, dass die Bank zu dem steht, was sie verspricht.“ Beschäftigten der einst stolzen Landesbank in München. Die Deswegen wünscht sich Richard Sesemann vom Vorstand ein verhob sich dann manches Mal bei ihren Geschäften, geriet in echtes Bekenntnis zur Belegschaft. Schieflage und musste sich dann unter EU-Aufsicht „gesund- schrumpfen“ – wobei vor allem die Mitarbeiter einen erhebli- Daran haperte es in den vergangenen Jahren. „Etliche Kollegen chen Teil der Lasten tragen mussten: Dies insbesondere in Form wenden sich an mich als Personalrat und klagen darüber, dass eines Arbeitsplatzabbaus in einer Größenordnung, wie er sich sie in Beurteilungen zu schlecht wegkommen. Oder, dass ihre sonst selten in öffentlichen Banken findet, und der bis heute Zielvereinbarungen mit überbordenden Erwartungshorizonten andauert. Dass ganz nebenbei eine Vielzahl von monetären kaum zu erfüllen sind. Auch, dass sie tariflich niedriger eingrup- und Sozialleistungen reduziert oder eingestellt wurden, über- piert werden, als es ihnen nach Leistung und Können eigentlich rascht in diesem Zusammenhang nicht weiter. zusteht. Das erfordert dann viel Arbeit für uns, den jeweiligen Führungskräften zu erklären, dass auch in der BayernLB nicht „Wir wollen, dass Aufrichtigkeit und Verlässlichkeit wieder über- gutsherrlich der eine so, die andere so behandelt werden darf“, all in die Bank einkehren, und zwar auch bei Themen, die etwas berichtet der Arbeitnehmervertreter über Fälle, in denen sogar kosten oder Aufwand bedeuten“, meint Dr. Richard Sesemann Führungskräfte es als schwierig empfanden, den immer komple- und sieht langfristig tragende Vereinbarungen als Basis eines xeren Standards und Vorgaben der Bank gerecht zu werden. Erfolgs – im Großen wie im Kleinen. Der Bankkaufmann und Jurist stellt sich nun schon für seine dritte Amtszeit mit seiner Die Personalvertretungsgesetze regeln in den Landesbanken das Liste zur Wahl. Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Personalvertretung.. Die Greifbar machen: Josef Diepold und Richard Sesemann wollen im Auftrag ihrer Wähler einen Fortschritt für die Beschäftigten in der BayernLB erreichen. Foto: privat 2
Titelthema DBV Handlungsmöglichkeiten der Personalräte sind im Vergleich zu den Betriebsräten in privaten Banken eingeschränkter – in manchen Fällen haben die Personalräte zum Beispiel nur das Recht auf Information, während Betriebsräte deutlich weitergehend mitgestalten oder ver- weigern können. Zudem ist die bayerische Variante des Gesetzes (BayPVG) aus Arbeit- nehmersicht die schwächste im Ländervergleich, erläutert Jurist Sesemann: „Trotzdem haben wir gelernt, dass man auch damit etwas anfangen kann. Als recht wirkungsvoll hat sich etwa erwie- sen, bestimmte Sachverhalte bei einer Personal- versammlung transparent zu machen.“ Die BayernLB hat sich längst verabschiedet von ihrer Rolle der „fürsorglichen Mutter“ – eine Ursache dafür ist eben die oft nur handzahme Mitbestimmung. Beim Sparen und Verändern greift das Management inzwischen kaum zöger- licher durch als in Privatbanken, erfuhr Kreditspezialist Josef Diepold in den vergange- nen Jahren hautnah: „Die Kreditprozesse wer- Richard Sesemann (links) und Josef Diepold kandidieren für den Personalrat. den in einem immer kürzeren Takt umorgani- Fotos: privat siert, erst in die eine, dann wieder in die andere Richtung, immer in der Hoffnung, noch etwas verschlanken oder beschleunigen zu können. derzeit eher wenig wechselwillig. Dennoch ist bereits jetzt wichtig, darauf zu Die Effekte sind in mancherlei Hinsicht über- setzen, fachlich versierte Menschen zu halten und zu gewinnen“, verweist Josef schaubar und selten zum Vorteil für die Diepold darauf, dass die Wirtschaft bald wieder anziehen wird, und dass die Mitarbeiter“, bewertet der 52-jährige Dachauer Beschäftigten nur dann bei der Bayerischen Landesbank bleiben oder zu ihr die stark von Beratern getriebenen Anstrengun- kommen, wenn das Institut gute Arbeitsbedingungen bietet, und ein ebensol- gen der Bank, auf das veränderte Marktumfeld ches Klima. zu reagieren. Josef Diepold, seit 28 Jahren in der Bank, unterstützt die Personalrats-Liste schon Die Mittel dafür sind da – denn trotz Pandemie erzielte die BayernLB ein seit Gründung und möchte nun im Gremium beachtliches Geschäftsergebnis. In fokussierten Branchen, bei strukturierten mit seiner Erfahrung und der Kenntnis des Finanzierungen und im Immobiliensektor will die Bank expandieren, der Hauses selbst etwas bewegen. Außenauftritt und das Intranet sind ebenfalls schon renoviert. „Dann können wir erwarten, dass unser Haus in seine Gewinnbringer, nämlich seine Arbeitskräfte Mit dem Rückenwind der Wählerinnen und investiert. Und das heißt auch, dass wir an einem zentralen Standort bleiben, Wähler will die Liste 1 „Für Ihre Zukunft #ehr- der gut ausgestattet ist“, meinen Josef und Richard. lichwaehrtamlaengsten“ die „Dauerbrenner“ nicht ruhen lassen: Wann werden Schritte auf Es ist klar, dass die Homeoffice-Quote auch nach der Covid-19-Pandemie in der die nächste Karrierestufe für die Mitarbeiter end- Landesbank hoch bleiben wird. Immerhin konnten die Personalräte hierzu eine lich planbar – und nicht bloß Resultat beson- Dienstvereinbarung abschließen, in die auch viele der vom DBV geforderten derer Umstände? „Hier gibt es deutliches Eckpunkte einflossen. Aber: Bedeutsame Punkte wie die Übernahme der Optimierungspotential. Die Bank muss hier Ausstattungskosten, Gewährung einer monatlichen Pauschale für laufende mehr Verlässlichkeit zeigen, wenn die Kollegen Kosten im Heimbüro, oder die Ausweitung des Versicherungsschutzes für mit Leistung, Fortbildung und Veränderungs- Arbeitsunfälle konnten in der zurückliegenden Amtszeit noch nicht mit der Bereitschaft in Vorleistung gehen“, betont Bank ausverhandelt werden. Weit früher als in anderen Häusern ist auch eine Richard Sesemann. Auch Gehalt, Bonus und Dienstvereinbarung zum „Desk Sharing“ in Kraft, die 70 % Schreibtische für betriebliche Altersversorgung müssen so gestal- 100 % der Belegschaft ab 2022 vorsieht. tet sein, dass sie fair vergüten, und dass die Kriterien zu ihrer Erreichung nachvollziehbar und Die Arbeitnehmervertretung hat sich sicherlich in den letzten 10 Jahren einen längerfristig stabil bleiben. „Gerade jüngere gewissen Respekt erkämpft. Aber je mehr die Bank von Krisen und vom Kolleg*Innen, aber auch der Rest der Beleg- Kostendruck gebeutelt wird, umso mehr Themen tun sich auf, umso härter wird schaft, brauchen hier – im teuren Großraum um diese gerungen. Kenntnisse im Arbeitsrecht sind grundlegend wichtig für München – einen guten Rahmen.“ den Personalrat – aber sich auf seine Buchstaben zu beschränken ist zu wenig. „Menschenkenntnis, Erfahrung und eine tiefe Verwurzelung in der Belegschaft Nach personellen Straffungen ist vor allem die sind ebenso wichtig auf dem Weg zu guten, lebensnahen Lösungen“, so grundsätzliche Absicherung der Arbeitsplätze Personalrat Sesemann. Das heißt konkret, sich auch nicht vom erstbesten wesentlich: „Wir brauchen qualifizierte Kollegen Angebot der Bank abspeisen zu lassen, sondern weiter zu verhandeln. „Manche an allen Standorten der Bank – das meint neben Erst-Offerten wirken attraktiv, beinhalten jedoch Haken und Ösen und sind München und Nürnberg auch die außerbayeri- selten die beste Lösung. Deshalb streben wir nicht nach Schnellschüssen, schen Standorte. Und die können wir nur halten sondern nach Vereinbarungen, die für alle taugen“. oder gewinnen, wenn sie eine Perspektive über ein, zwei Jahre hinaus haben“, benennt Josef Daher werden auch dem zukünftigen Personalrat in der BayernLB die Arbeit und Diepold ein bedeutendes Ziel. Angesichts des die Themen sicher nicht ausgehen. Wir wünschen Richard Sesemann, Josef hohen Altersdurchschnitts in der BayernLB Diepold und den anderen Kandidat*Innen ihrer Liste viel Erfolg bei der anste- muss die Bank ein attraktiver Arbeitgeber für henden Personalrats-Wahl. Sie werden auch in Zukunft mit Herz, Nachdruck, Nachwuchskräfte sein. „Natürlich, wegen Coro- Verstand und Wissen in den Personalratsgremien für die Arbeitnehmer-Interes- na ist die wirtschaftliche Perspektive in der näch- sen kämpfen. sten Zeit immer noch unklar. Daher sind jünge- re Menschen innerhalb und außerhalb der Bank Oliver Popp 3
DBV Restrukturierung Commerzbank: „Kündigungen sind praktisch kaum möglich“ Nahezu alle, die sich mit der „Bank an Ihrer Seite“ befassen, fragen sich Der recht lange Zeitraum des Programms schon seit Jahren, wann die Commerzbank endlich wieder einen klaren von heute an gesehen mehr als dreieinhalb Kurs einschlagen und sich aus eigener Kraft sanieren kann. Einige Restruk- Jahren gibt die Chance, dass sich genug turierungen der vergangenen zwölf Jahre hatten große Ziele, aber nur Kolleginnen und Kollegen selbst melden geringe oder zeitweilige Erfolge. Nun verhandelte die Bankleitung mit dem oder angesprochen werden können, um Gesamtbetriebsrat binnen drei Monaten das größte Abbauprogramm der die Bank unter fairen Umständen zu verlas- Geschichte des Instituts. sen. Entscheidend sind die Konditionen – und die sind im Vergleich der Branche gut, zum Beispiel vergleichbar mit Ausstiegs- Für viele Beschäftigte wird es ein existenzieller Einschnitt. Denn der Bedingungen im großen Wettbewerber geplante Wegfall von brutto 10.000 Vollzeitstellen bis Ende 2024 – bei Deutsche Bank. Mit großer Breite wird die einer Gesamtbelegschaft von aktuell gut 39.000 Vollzeit-Arbeitsplätzen Commerzbank hier vor allem Altersteilzeit – geschieht vor dem Hintergrund der Pandemie und deren Nachwir- und Vorruhestand für ältere Kollegen kungen. Die Job-Aussichten in anderen Finanzinstituten und allgemein anbieten. in einer geschwächten, vorsichtigen Wirtschaft sind wenig berauschend. Weil über diese Altersmodelle erfahrungs- Mit der Unterschrift unter den Rahmen-Interessenausgleich am 7. Mai gemäß der Großteil des Stellenabbaus 2021 sind die Arbeitnehmer-Vertreter nun zufrieden. „Das Verhand- laufen wird, „haben wir uns in den lungsergebnis ist in Ordnung. Es ist sichtbar, dass Bank und GBR um Verhandlungen und Hintergrund-Gesprä- vernünftige Lösungen gerungen haben. Es gibt einen dezidierten chen auf das Thema Rente und Betriebs- Zeitplan und gut vorgeplante Schritte für den Abbau“, bewertet rente konzentriert“, erläutert Marcus Marcus Bourauel, Betriebsrat der Commerzbank-Zentrale, die Ross- Bourauel aus der Betriebsrats-Gruppe kur. Die soll die zweitgrößte deutsche Geschäftsbank wieder auf die „UNO-Die Unabhängigen“. „Wir haben Beine bringen – ohne für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter un- gegenüber den Bankvertretern deutlich zumutbar zu werden. gemacht, dass die Abschläge hoch sein können, dass die Renten-Besteuerung in den vorigen Jahren angewachsen ist, dass die Inflation steigt und dies weiter tun wird. Und, dass die Anzahl der Beitragszahler sinkt, während die Zahl der Renten- bezieher steigt – und also nicht wenige Rententräger bereits heute in Schwierig- keiten sind. Die Bank hat unseren Ein- schätzungen nicht widersprochen. Im Er- gebnis hat die Bank trotz gleichlautender Forderungen von Ver.di die erheblichen Nachteile nicht ausgeglichen“, bedauert der 53-jährige Bankkaufmann und Jurist den fehlenden finalen Schritt der Arbeit- geberseite. Das Ausmaß der Folgen ist abhängig davon, wie gut die Abbau-Vereinbarungen anson- sten im engeren Sinne sind. Und da gibt neben den Altersmodellen die Variante „Abfindung“ für die Jüngeren Zuversicht: „Schon in dem Anfang April angelaufenen Freiwilligen-Programm erhalten alle bis Ende dieses Jahres gehenden Mitarbeiter neben den arbeitsrechtlich üblichen Beträ- gen pauschal 60.000 Euro zusätzlich – was auch weiterhin vereinbart ist. Besonders für Teilzeitkräfte ist das ziemlich attraktiv im Zeichen setzen: Die Commerzbank will mit einer erfolgreichen Restrukturierung – Vergleich zu den Gehältern, die sie bei auch aus Mitarbeitersicht – endlich wieder beweisen, dass sie zu den ersten Adres- normalem Verlauf bis zur Rente noch zu sen in Frankfurt gehört. Foto: O. Popp erwarten hätten.“ 4
Restrukturierung DBV Für die Commerzbanker, die bleiben wol- len, soll der Sozialplan eine kaum widerruf- liche Absicherung geben. Der in Jahrzehn- ten ausgebaute Instrumentenkasten wurde im Zuge der Rahmeneinigung bekräftigt. „Wir haben das gemeinsame Verständnis mit dem Management, dass betriebsbe- dingte Kündigungen unerwünscht sind. Die Bank will dies zwar nicht endgültig aus- schließen – praktisch aber wird das nicht so einfach gehen“, verweist UNO-Betriebsrat Jochen Diegelmann aus dem Beratungs- team „Intervention“ auf die 6-stufige Kas- kade, die einer Entlassung aus betrieblichen Gründen vorgeschaltet ist. Analog ähnlichen Vereinbarungen in ande- ren Banken muss im Fall eines beseitigten Arbeitsplatzes eine gleichwertige Stelle in derselben Einheit angeboten werden, dann Marcus Bourauel (links) und Jochen Diegelmann aus der Liste ,,UNO-Die Unab- Gleichwertiges woanders. Falls auch dies hängigen”. Fotos: privat nicht möglich ist, muss die Bedingung „zumutbar“ im Ausgangsbetrieb erfüllt sein, dann zumutbar in anderen Konzern- Gliederungen. Falls danach nachweislich Rentenversicherung oder zum Rentenwerk BVV her. „Wir haben gut zu immer noch keine Versetzung oder tun, um die Angemeldeten zeitnah und fachgerecht zu beraten. Wir Umschulung möglich ist, kommen für die wollen die hohen Erwartungen dahin führen, dass unsere Mitarbeiter Betroffenen auch „ungleichwertige“ Jobs in möglichst wenig Enttäuschungen erleben, damit sie mit Zuversicht in Betracht – und dann schließlich das Frei- unserem Haus bleiben, oder eben wohlüberlegt gehen können.“ willigenprogramm zum selbstbestimmten Verlassen des Unternehmens. Die im Rah- Betriebsräte und Bank überprüfen den Abbau-Fortgang. Für Anfang menplan danach genannte „Kündigung“ ist 2023 ist eine große Abstimmung vorgesehen, ob die Zwischenziele der weit entfernt, ist auch die Bank bestrebt, Personal-Reduktion erreicht sind. Erst, wenn dann deutliche Überhänge ihre Angestellten nicht weiter zu verun- zu den Planzahlen zu verzeichnen sind, rücken entweder zuerst kollek- sichern. tive Arbeitszeit-Verkürzungen oder betriebsbedingte Kündigungen wie- der in den Bereich des Möglichen – als letztes Mittel. Jede(r) Einzelne ist trotzdem gefragt, sich mit ihrer/seiner Zukunft zu befassen. „Viele Aktuell sind jetzt die Rahmenbedingungen verhandelt. Die Verhand- Interessenten kommen schon jetzt zu uns, lungen über die Details beginnen erst noch. „Wir stellen gerade unse- in den ersten Tagen nach der Einigung über re Verhandlungsgruppe auf für die Teil-Interessenausgleiche, die wir den Außenrahmen. Einige klingen ent- bis Ende 2021 vereinbaren wollen. Das wird sehr anstrengend, bringt täuscht, dass sie wohl knapp zu jung für die aber erst die genaue Orientierung, wann wie viele Kollegen sich in Alterslösungen sind. Andere sagen uns: der jeweils betrachteten Einheit verändern müssen“, schildert Marcus ‚Nur weg!‘ Dann fragen wir schon: Was Bourauel die bevorstehenden Schritte. In der Zentrale will die Bank willst du nach Ausscheiden mit deiner vie- rund 2300 der aktuell gut 9300 Vollzeit-Stellen streichen. In der Filial- len Freizeit anfangen? Geld allein vermittelt Organisation soll die Privatkundenbank in vier Jahren 3500 Vollzeit- auf Dauer keinen Lebenssinn. Entscheide Äquivalente weniger haben, die Firmenkunden sollen mit 900 Stellen dich lieber für einen Lebensplan, der vor- weniger betreut werden. 340 der zuletzt rund 800 Geschäftsstellen hält“, berichtet Marcus Bourauel bereits schließen zugleich bis Ende 2024. „Zentrale und Filiale überschneiden von einigen positiven Aha-Erlebnissen bei sich bei uns vielfach, sodass der Abbau gut geplant sein muss, damit den anfragenden Kollegen. Es gibt aber unser Geschäft später noch reibungslos läuft.“ auch Beschäftigte, die schon seit einiger Zeit angefangen haben, einen gänzlich Marcus Bourauel sieht einen gangbaren Weg – und ist auch angetan anderen Lebensweg vorzubereiten und von der Zusammenarbeit aller Arbeitnehmer-Vertreter im Betriebsrat: die Sozialplan-Instrumente als Teil ihres „Hier sind wir UNOs und ver.di auch angesichts der Größe unserer Geschäftsmodells nutzen wollen. Aufgabe zusammengerückt. Der Infoaustausch klappt einfach besser. Ich denke, wir haben da nun eine stabilere Basis, auch weil wir uns in Im Rahmen eines Erstgesprächs geben die den Ausschüssen, in der Personalbesetzung und in der Verhandlungs- UNO-Betriebsräte eine Einschätzung ab, linie abstimmen. Das können unsere Mitarbeiter ja auch einfach erwar- wie groß Rentenabschlag und -lücke zum ten“, denkt er an einen arbeitsreichen und ergiebigen Sommer und Status Quo dann in etwa sein werden, und Herbst im Auftrag aller Kollegen in der Commerzbank. weisen auf die schwer einschätzbaren Risiken bei der Entwicklung der Rente hin. Abschließend stellen sie Kontakte zur Oliver Popp 5
DBV Aufgefallen Deutsche Bank: 26 Abbau-Vereinbarungen in 2 Jahren Seit Vorstandschef Christian Sewing schen sind wir sehr diszipliniert, um in kurzer Zeit auch komple- im Juli 2019 die neue Strategie ver- xe, kritische Themen bis zu einer Lösung zu führen.“ kündete, nahm der schon zuvor nie ruhende Personalabbau im Deutsche Eine gute Qualität von Vereinbarungen ist nicht nur, die Bank-Konzern noch mehr Fahrt auf. Abbauzahlen durch Abbau auch im Management und Kom- Dass er und das Management fort- plexitäts-Reduktion nach unten zu verhandeln. Wichtig ist eben- laufend daran erinnert werden, sich so, die Streichungen zeitlich zu strecken, um soziale Instrumente an hohe soziale Standards zu hal- für die Kolleginnen und Kollegen anwendbar zu machen. Und: ten, ist vor allem das Verdienst des „Wir setzen seit vielen Monaten ein Umsetzungs-Controlling ein. Konzern- und des Gesamtbetriebs- Dabei vertrauen wir nicht einfach dem Versprechen, dass in der rates (KBR / GBR), wo das Team um Praxis schon alles gut gehen wird. Wir sind vielmehr direkt in Frank Schulze viel erreichen konnte. die Stellenbesetzungs-Verfahren eingebunden und begleiten die Maßnahme bis zum letzten Arbeitsplatz. Unsere Betriebsräte prü- fen, ob die Arbeitsabläufe in der Umsetzungsphase wie vereinbart „Zufrieden können wir mit dem weiter funktionieren – bis die Abbauhebel voll wirken“, erklärt Verlust der Arbeitsplätze vieler Frank Schulze. Kollegen nie sein. Doch die Be- dingungen des Abbaus sind aus Das alles findet aktuell in der Umsetzung des Interessenausgleichs Mitarbeitersicht bestmöglich ver- „Head Office 2.0“, statt – also im zweiten Teil der Neuaufstellung handelt – wir sind mit jeder einzel- der Zentrale an den Haupt-Standorten Frankfurt und Bonn. In den nen Vereinbarung zufrieden“, be- aufsummiert 26 Vertragswerken seit 2019 ist der Wegfall von etwa wertet der 53-jährige Hanauer die 6500 Vollzeit-Arbeitsplätzen in Deutschland nun geregelt. Die zahlreichen Interessenausgleiche Mitarbeiter*innen, mit denen Regelungen getroffen werden, tun und Detailregelungen. dies auf Basis des im Branchenvergleich ansehnlichen Deutsche Bank-Sozialplanes, sprich mit Altersregelungen und Aufhebungen. Frank Schulze ist seit Frühjahr 2018 Vorsitzender des KBR und des Dennoch kommt die Bank nach wie vor alle ein bis zwei Monate GBR der größten deutschen Bank. mit neuen „Themen“ in der Größenordnung des gewünschten Er und das Gremium haben seit- dem wahrhaft ein Mammutpro- gramm an Verhandlungen mit der Bank geführt. „Auch unter Pande- mie-Bedingungen hat das besser geklappt, als wir anfangs befürchtet hatten. Wir gehen zwar von einem Call in den nächsten – doch inzwi- Agiles Arbeiten: In vielen Aufgabenfeldern auch in der Deutschen Bank können zum Beispiel selbst- verantwortliche Gruppenarbeiten – ein weitgehender Rückgang der Pandemie vorausgesetzt – die Arbeitsergebnisse stark verbessern. Für eine solcherart attraktivere, modernere Arbeit setzt sich das Team um Frank Schulze ein. Foto: pressmaster / stock-adobe.com 6
Aufgefallen DBV ren, mit uns Betriebsräten in den Dialog zu kommen.“ Das Management muss dringend in die Zukunft der Arbeitsplätze investieren, stellt aber mit Hinweis auf die Kosten keine Mittel zur Verfügung, um das in der Praxis belastbar umzusetzen. Gespräche finden bis jetzt nicht statt, und werden aktuell nur zaghaft angedeutet. „Wir müssen in dieses Thema starten mit der Gewissheit, dass eine ständige Überprüfung des ‚Weges‘ notwendig sein wird. Das ist für alle Neuland, und das sollten wir entsprechend fest einplanen. Nichts zu regeln kann kein Weg mit uns sein“, verweist der Verhandler auf ein Umfeld, das nicht schläft. Die Bank propagiert das mobile Arbeiten zwar ständig. Aber bis jetzt läuft das auf dem Rücken der Mitarbeiter, die die Kosten für Ausstattung und Material selbst tragen müssen. Auf eine globale Lösung zu hoffen ist hier falsch. Immer dann, wenn es der Bank passt, werden globale Gründe genutzt, um Dinge zu erschweren. „Das Wort ‘Global‘ verwendet unser Arbeitgeber stets selektiv. Wenn es um Abbauprogramme geht – dann muss der deutsche Markt seinen Anteil bringen, damit die ‚globale‘ Strategie aufgeht. Geht es dagegen zum Frank Schulze. Foto: privat Beispiel um Karrierechancen oder Freiheiten, dann hinkt der globale Vergleich nach Aussage des Managements“, will der vieljährige Arbeitnehmer-Vertreter kein Auseinanderdriften Abbaus von jeweils 60 oder 80 Voll- gelten lassen. zeitstellen. „Es ist klar, dass wir da in den Verhandlungen alle unsere Optionen Im GBR der Deutschen Bank steht das „Agile Arbeiten“ oft nutzen. Denn früher stellte die Bank ins- auf der Agenda. Agil zu sein bedeutet weit mehr als eine gesamt höhere Budgets für Personal- flache Führungshierarchie, meint Frank Schulze: „Sehr abbau zur Verfügung, zugleich gab es viele Kollegen müssen neue Methoden erlernen, und damit mehr Mitarbeiter, die zum Beispiel für entstehende neue Rollen müssen entsprechend der Alterslösungen in Frage kamen und dazu Verantwortung fair bezahlt werden. Schnelle Entwicklungen bereit waren. Heute ist das jeweils getragen von zügigen, einfachen Entscheidungen werden anders. Diesem Druck treten wir entge- unserem Unternehmen helfen. Dazu muss aber das gesamte gen. Das Management weiß, wie wichtig Management stehen und bereit sein. Im Gegenzug stellen der Dialog mit uns ist, um einen Umbau wir Arbeitnehmer-Vertreter aber auch fest, dass eine agile, weiter voran zu treiben“, stellt Frank selbstorganisierte Arbeitsweise nicht zwingend in alle Schulze fest. Bereiche passt.“ Sein Gefühl ist: Die Deutsche Bank ist in Er und sein Team wollen weiterhin nicht mit großen Worten, den vorigen zwei oder drei Jahren sub- sondern mit tauglichen Inhalten überzeugen, und stellen sich stanziell stabiler, zukunftsfähiger gewor- damit den nächsten Betriebsratswahlen, die in der Deutschen den – auch abseits der Jubel-Meldungen Bank wie auch in anderen Geldinstituten im Frühjahr 2022 der Unternehmensspitze über die seit anstehen. Die Gruppe hat Antworten auf die Projekte, die die einem Jahr extrem positiven Ergebnisse Bank auf den Weg bringen will – oder entwickelt das des Investmentbankings und zuneh- Gegenübertreten mittels Absprache mit den regionalen BR mend auch der wachsenden Beiträge der kurzfristig. Und – Frank Schulze und Kolleg*innen treiben Privatbank und der Unternehmensbank. eigene Konzepte voran, wie etwa ein modernes Arbeiten mit menschlichem Antlitz. „Wir reagieren eben nicht nur, son- „Wo wir immer noch schwach und träge dern wir agieren. Und darauf muss wiederum die Bank etwas sind, ist die Ausrichtung der Bank auf die tun. Insofern haben wir ein Gleichgewicht erreicht. Und das Zukunft der Arbeit, Themen mobiler und ist der wesentliche Grund, warum mir die viele, auch stressi- agiler angehen zu wollen. Die Pandemie ge Arbeit hier immer noch Spaß macht. Und zwar zu 100 hat deutlich mehr Dynamik gebracht. Prozent.“ Dennoch hat die Arbeitgeberseite im vergangenen Jahr einige Monate verlo- Oliver Popp 7
DBV Aus dem Verband DBV-Frühjahrstagung: Neue Medien und Neues Arbeiten Die Bildschirme sind gut gefüllt, als wir Mitte Echo anschließend auf LinkedIn im ersten Quartal 2021 etwas verhal- April zu unserem Frühjahrstreffen luden. Die tener war, gelang uns mit der Kampagne auf Facebook seit April wie- Kurzliste der Teilnehmer zeigte, dass wir etwa der ein großer Erfolg: Hier folgen unserem DBV-Auftritt heute fünf doppelt so viele Interessenten „auf Empfang“ Mal so viele Abonnenten wie zuvor. hatten als während unserer Präsenz-Tagun- gen in einem Hotel in der Vor-Corona-Zeit. Auch unsere Homepage wird zu einer immer gefragteren DBV- Es bestätigten viele im Chat und per Mail: Plattform – sicher beschleunigt durch Corona-Auflagen und verstärk- Technisch und inhaltlich haben wir offenbar tes Homeoffice, die örtliche Zusammenkünfte schmälern. Wir stei- das nahezu Optimale aus den Distanz- gern die Nutzungsraten der Homepage indes auch mittels laufender Auflagen herausgeholt. Den formlosen per- optischer und inhaltlicher Weiterentwicklung. Zum Beispiel durch sönlichen Austausch vor Ort konnte das Zusammenfassung der Nachrichten in Themenblöcke – derzeit zu indes nicht ersetzen.. den Auswirkungen von Covid-19 auf unsere Arbeitswelt, mit Infos für ein umfassend arbeitgeber-unterstütztes Homeoffice bzw. Mobiles Arbeiten, oder mit Rat zum neuen Vergütungssystem in den Die virtuelle Runde zeigte gleichwohl, dass Genossenschaftsbanken. Diese Schwerpunkte unterlegen wir auch unsere Kontakte auch online einen großen mit ausführlichen und anschaulichen Broschüren für Betriebsräte und Teil der Lebhaftigkeit der örtlichen Treffen Mitarbeiter, die sich auch im neuen Menüpunkt „Publikationen“ bewahren. Erfrischende, durchaus emotio- kompakt finden. nale Berichte aus dem Alltag der Häuser wechselten mit intensiv debattierten Über- Nach wie vor das „greifbarste“ Medium bleibt diese unsere sichtsfolien und mit dem schnell wachsen- Zeitschrift „Der Finanzdienstleister“. Fürs Lesen daheim, zum den Pool an kurzen Fragen und Antworten Auslegen und zur Mitnahme ist das Heft eine bleibende Werbung, im Chat – neue Videos verbanden die die uns zusätzlich zu den Online-Kanäle ein Gesicht gibt. Wir reno- Themenblöcke unseres Treffens. Überzeu- vieren die Zeitschrift, damit sie noch kurzweiliger, lesefreundlicher gender technischer Leiter war Wolfgang ankommt. Im September jedes Jahres wollen wir nun eine Sonder- Ermann – er moderierte einen stimmigen Ausgabe „Tarif Spezial“ konzentriert auf Tarifthemen herausbringen. ersten Tag mit der gemeinsamen Konferenz und leitete als Vorsitzender des DBV- Die Notwendigkeit von mehr DBV-Wirken via Datenleitung führt Verbandsrates auch die digitale Zusam- keineswegs bloß zu Nachteilen, sondern erwies sich vielfach auch als menkunft dieses Gremiums am Folgetag. positiv, verdeutlichte Stephan Szukalski. So beraten sich unsere kopfstarken Tarifkommissionen nun wesentlich öfter im virtuellen Per Online-Votum wählten wir Hermann Raum als früher in Präsenz – damit wird unser Verhandeln mit den Penning (Raiffeisenbank Moormerland) Arbeitgeberverbänden noch schneller und präziser. Abstimmungen sowie Michael Sachs (Volksbank Köln-Bonn) zwischen unseren Gremien gelingen nun bei Dringlichkeit binnen neu in den Verbandsrat. Udo Lauten- weniger Minuten. Unsere Betriebsräte und Kollegen in den Geno- schläger (Deka Immobilien Investment banken fragen weiterhin sehr häufig Tarifregelungen nach – die wir GmbH) sowie Dr. Richard Sesemann und ihnen online zügig und fachkompetent beantworten. Zum anderen Josef Diepold (beide Bayerische Landes- bank) begannen ihr Amt als DBV-Sonder- beauftragte in ihren Instituten. Im Bericht des Vorstandes stellte DBV- Bundesvorsitzender Stephan Szukalski unsere neuen Kampagnen in den sozialen Online-Netzwerken vor. Seit Oktober 2020 werben wir mit gestalteten Anzeigen auf Xing, LinkedIn und Facebook bei unserer Zielgruppe „Kollegin und Kollege in Bank / Versicherung / Service-Gesellschaft“, um sie auf unsere rundum erneuerten Profile auf diesen drei sozialen Medien zu führen. Wir konnten die Zahl der Follower zuerst bei Xing schnell vervierfachen – im Nachgang meldeten sich auch neue Interessenten für unseren wöchentlichen DBV-Newsletter an, und schließlich gewannen wir so bereits Pausengestaltung: DBV-Kurzfilme waren ein Hingucker - und zeigten zugleich, einige neue DBV-Mitglieder. Während das wie Betriebs- und Personalräte aktuell für sich werben können. 8
Aus dem Verband DBV investieren wir die im Vergleich zur Vor- Corona-Zeit eingesparten, erheblichen Reise- und Beherbergungskosten in die Information und Unterstützung unserer Mitglieder. Sigrid Betzen konnte im Bericht der Geschäftsführung einen Erfolg der DBV- Kandidaten in der Aufsichtsratswahl der ING Deutschland im März vermelden. Mit 75 % der abgegebenen Stimmen nehmen nun Ulrich Probst und Martin Bärwolf beide Gewerkschafts-Mandate im Kontrollgre- mium der Direktbank für den DBV wahr. Unsere Fachanwältin muss weiterhin öfters vor Gericht ziehen, weil manche Banken einzelnen Mitarbeiter(-gruppen) eine Coro- Gut besucht: Unsere Frühjahrstagung fand viele Gäste – die auch intensiv mit- diskutierten. Fotos: O. Popp na-Sonderzahlung gewähren, andere aber willkürlich ausschließen. Ohne sachlichen Grund kann es keine solche Unterschei- kleineren, ländlicheren, filial-lastigeren Geno-Institute in den Blick. dung geben, argumentiert Sigrid Betzen Fragen des „modernen“, flexiblen oder auch agilen Arbeitens werden dann in aller Klarheit. ebenfalls eine Rolle spielen. Der Verband öffentlicher Banken (VÖB) In den Versicherungen stehen die neuen Tarifrunden Anfang 2022 spaltete sich nach über 40 Jahren aus der (Innendienst) und Anfang 2023 (Außendienst) an. Verhandlungs- Tarifgemeinschaft mit dem AGV (private) führerin ist hier Ute Beese. Sie will mit ihrer Tarifkommission auch die Banken ab. Bereits im Winter und Früh- Konditionen des Haustarifvertrags in der Reisebank verbessern, bzw. jahr verhandelte unsere neu gebildete Tarif- an die aktuelle Lebenswirklichkeit anpassen. Das Spezial-Institut an kommission unter Leitung von Stephan Verkehrsknoten litt besonders unter dem Lockdown – hier geht es Szukalski mit dem VÖB – und erreichte daher um eine möglichst weitgehende Sicherung von Beschäftigung. deutliche Fortschritte sowohl bei der nöti- Außerdem muss das System des Aufstiegs über die Jahre verbindli- gen Reform der Tätigkeits-Beschreibungen cher gefasst werden. nach § 6 des Manteltarifvertrages, für die Aufstellung eines eigenen Tarifvertrages für Mit einem der längsten Streiks in der jüngeren Banken-Historie – 13 die Nachwuchskräfte und für eine zusätzli- Wochen – brachten wir die Leitung der DB Direkt GmbH dazu, Ende che Rentensäule über eine tarifliche Bei- April endlich einer deutlichen Gehaltserhöhung und der Einführung tragszusage, die der BVV managen soll. Im eines vollen 13. Monatsgehalts zuzustimmen, berichtete Stephan Juni gehen wir hier – ebenso wie in den pri- Szukalski als DBV-Verhandlungsführer im Deutsche Bank-(Postbank- vaten Banken – in die „große“ Gehaltstarif- )Konzern. Beim Kündigungsschutz im Gesamtkonzern (im Zuge des Verhandlung. Im privaten Bankgewerbe „Tarifvertrags Beschäftigungssicherung“) steht eine Einigung noch aus. übernahm Wolfgang Ermann die Verhand- lungsführung von Ursula Feikes-Feilhauer – Unsere Arbeitsgruppe „Homeoffice – Mobiles Arbeiten“ mit Ute und will mit seinen Stellvertretern Matthias Beese an der Spitze stellte ihre jüngsten Ergebnisse vor. Nach 15 Zatcher und Martin Magdziak ebenso bei Monaten Pandemie haben sich Beschäftigte und Arbeitgeber zwar den „Dauerbrennern“ vorankommen. im verbreiteten dezentralen Arbeiten eingerichtet. Doch an guten und haltbaren Regelungen dafür fehlt es meist noch immer – genau In den Genobanken beraten wir die Be- hier will unsere Arbeitsgruppe Schrittmacher sein. Wann entspricht triebsräte, wie sich der umfassende Ab- der Arbeitsplatz daheim endlich dem Standard im Büro – und wann schluss von 2019 mit fortgeltender Vergü- trägt der Arbeitgeber dafür alle relevanten Aufwände? Ist hier eine tungsordnung Bestandskräfte und neuem ausreichende Versicherung enthalten? Wird schleichendem Arbeiten Vergütungssystem am besten im Sinne der bis in den Abend hinein vorgebeugt? Ist ein Fortkommen in der Beschäftigten anwenden lässt. In einem Karriere daheim genauso möglich wie im Betrieb? Sind die Vor- musterhaften Prüfungsablauf geben wir BR gesetzten für ein Führen aus der Distanz inzwischen gut geschult? eine Übersicht in die Hand, wie sie bei der Auch die Abmietung von Bürofläche kann nicht aufs Geradewohl Veränderung einer Stelle gegenüber der erfolgen, sondern nur, wenn die dann bleibenden „Shared Desks“ für Leitung und Personalabteilung sicherstellen, die Kolleginnen und Kollegen ausreichen, die dort nach wie vor oder dass einmal erreichtes Gehalt, Berufsjahre, wieder arbeiten müssen oder wollen. Zulagen oder sonstige Besitzstände der betroffenen MitarbeiterInnen bestmöglich Wir hoffen, die nächste Tagung des DBV – geplant am 9. November fortbestehen bzw. erreicht werden. Die 2021 in Düsseldorf – nach langem wieder einmal vor Ort halten zu Gehaltsrunde in den Volks- und Raiffeisen- können. Für ein lange vermisstes Wiedersehen ohne technisch über- banken beginnt erst Anfang 2022: Hier neh- brückte Entfernung. men wir die besondere Situation der im Vergleich zu den privaten Banken eher Oliver Popp 9
DBV Neues Wissen DBV-Seminare: Weniger Herdenverhalten und mehr Mut In der beschaulichen Altstadt von Bad Soden am Taunus gibt es Viele „alte Hasen“ steigen nun aus der BR- auch einen besonderen Ort der Bildung. Lerntrainerin Karin Tätigkeit aus, und übergeben an die Ruck hat hier seit 20 Jahren ein farbenfrohes Studio eingerichtet Neuen, die sich über Schwung von außen – unter anderem mit den vierbeinigen Assistenten Tartufo und freuen: „Das sind die Einsteiger-Schu- Piccolo, statt mit grauen Lehrbüchern. Zu ihr kommen lungen, die wir den Gewählten dann ab Grundschüler auf der Suche nach Konzentration oder Abi- kommendem Frühjahr offerieren. Mit den turienten, die eine Struktur für ihre Prüfungen wollen. Und die Modulen legen wir einige Grundfesten im Lernbegleiterin packt ihren Lernkoffer auch für die Reise zu Arbeitsrecht. Am meisten prägen sich für ihren großen Schülern – den Teilnehmern unserer DBV- viele aber unsere Praxisfälle ein: Typische Seminare. Situationen, die viele Kollegen kennen – und die unsere Seminar-Teilnehmer dann in der Gruppe lösen sollen. Viele haben Es sind vor allem Betriebs- und Personalräte, die wissen wollen, einen guten Riecher. Aber es gibt dann wie sich die Paragrafen des Arbeitsrechtes gut anwenden – und doch immer wieder eine unerwartete wie sich Konflikte in der Firma lösen lassen. „Ich habe immer Wendung, die zu einem „Aha“ führt und noch großen Respekt vor allen, die hier zur Wahl antreten und sich deshalb gut einprägt“, spricht die dann auch das Amt mit Leben füllen“, begrüßt „Karin“ die Trainerin von einem besonderen Wert der Courage der Frauen und Männer in den Geldinstituten, nicht DBV-Schulungen. nur für sich selbst, sondern auch für die Kollegen mehr errei- chen zu wollen als das, was schon immer „usus“ war oder was Wo lauern Fallstricke? Was ist wirklich die Firmenleitung bei Wohlverhalten anbietet. wichtig – und was nicht? „Wer sich als Betriebsrat oder Personalrat zu viel vor- Erfolgreiches Wirken für die Mitbeschäftigten hat deshalb viel nimmt, erreicht am Ende nichts. Wir wol- mehr mit „Gestalten“ als mit „Verwalten“ zu tun. „Wir wollen len außerdem vermitteln: Fragt eher die unseren Seminaristen einen Impuls für ihre Arbeit geben“, Mitarbeiter, was ihnen fehlt, als selbst spricht die aufgeweckte Hessin von intensiven Trainings lange zu grübeln! Wie schaffe ich über- gemeinsam mit DBV-Anwältin Sigrid Betzen, die vom Nieder- haupt Gesprächsanlässe, wenn viele rhein hinzukommt – das Duo kann bereits auf 20 Jahre Kollegen nicht nur ‚zugeknöpft‘ sind, son- Wissensvermittlung zurückblicken. „Und es ist keine Floskel zu sagen, dass es uns immer noch riesig Spaß macht. Denn es ist einfach klasse, die Erfahrungen aus unserem Leben mit anderen zu teilen, die etwas Ähnliches vorhaben – ich aus 30 Jahren als Coach in der Deutschen Bank, und Siggi aus den 25 Jahren ihrer Mandate im Arbeits- und Sozialrecht.“ Für die kommenden Monate zeichnet sich ein großer Bedarf für ihre Seminare ab. Zum einen, weil mit den fortschreitenden Impfungen gegen Covid-19 bald auch wieder mehr Bewegung in die Betriebe kommt – und damit in die nötige Regelung des neuen Mixes aus zentral und dezentral geleisteter Arbeit. Zum anderen, weil im Frühjahr 2022 wie alle vier Jahre vielerorts wieder Betriebsra tswa hlen anstehen – und die müssen ange- sichts absehbar fortgeltender Abstandsgebote und verteilten Arbeitsorten mehr digital statt in Präsenz abgehalten werden. Da die Wahlordnung zum Betriebsverfassungsgesetz aber auch nach 15 Monaten noch keine Anpassung an Pandemie und Homeoffice-Welle umfasst, zeichnen sich Reibungspunkte ab. „Deshalb wollen wir nach den Sommerferien, falls es wieder gestattet ist, eine Reihe von Inhouse-Seminaren anbieten, mit Schwerpunkt auf die Schulung von Wahlvorständen sowie Überzeugend: Karin Ruck und Sigrid Betzen halten seit von Listen-Kandidaten, die für sich auf neue Art werben nun 20 Jahren gemeinsam Seminare, die in Erinnerung wollen“, blickt Karin Ruck voraus. bleiben. Foto: privat 10
Neues Wissen DBV dern nun auch noch in Distanz arbeiten? Wie kann ich skepti- sche Führungskräfte aus ihrer Nische holen, welche externen Helfer sind sinnvoll“, gibt die Praxisvermittlerin Beispiele der Inhalte. Dieser Gehalt ist dabei nie ein „Standardmenü“ – sondern zubereitet nach dem Geschmack des Hauses: „Die Betriebsräte können sich aus unserem Seminar-Baukasten ihre Module zusammenstellen, die ihnen passend scheinen. Und selbstre- dend machen wir die Feinabstimmung bis kurz vorm Seminar nach den konkreten Fragen aus dem Betrieb“, hat Karin Ruck das DBV-Seminarangebot im Blick, das online auf der DBV- Homepage unter „Seminare“ zu finden ist: https://www.dbv-gewerkschaft.info/seminare/ – oder auch als QR-Code scannbar per Smartphone am Ende dieses Beitrages. In den vergangenen Monaten haben wir fast ausschließlich vir- Anschaulich: Karin Ruck in ihrem Lernstudio. Kater tuelle Seminare anbieten können. „Vieles kann man auch onli- Tartufo assistiert regelmäßig – und hilft, ein gutes ne gut lernen, zum Beispiel Fachliches. Das machen wir auch Lernklima zu schaffen. Foto: O. Popp schon seit Jahren so. Andere Weiterbildungen, zum Beispiel Kommunikation oder das Entwickeln von Lösungsstrategien, brauchen einfach die Diskussion, die Auseinandersetzung vor nur. Denn ich denke wir alle brauchen Ort. Insofern atmen auch wir sehr auf, wenn wegen Corona unter der Woche auch das betriebliche bald nicht mehr überall ‚Stopp‘ gerufen wird“, sehnt die ‚Nest‘, in dem wir uns mal zwischen den Seminarleiterin eine Zeit des Wieder-Aufbruchs herbei. Zeilen austauschen können. Nur so hat unser Team der Vertriebs-Unterstützung Ihr selbst gelang es schon früher, manche Tür zu finden, um funktionieren können: Wir sind meist nach dem eigenen inneren Rhythmus arbeiten zu können. allein ausgeschwärmt zu unseren ‚Bil- „Nach meiner Banklehre 1984 bis 1986 hatte ich 30 weitere dungs-Kunden‘ in den Geschäftsstellen, Jahre mit Lernen zu tun, genauer mit Lehren. Ich konnte vielen und haben dann sehr lebhaft in unserem Kollegen helfen, vielleicht zum ersten Mal ihren eigenen Plan Stammbüro unsere Erfahrungen geteilt“, zu entwerfen. Zuerst nebenbei, zum Beispiel in unserer damals erinnert sich Karin Ruck etwa an die Jahre noch 14-köpfigen Filiale in Oberursel. Später im Hauptjob als mit Matthias Weidner und den Kollegen Vertriebstrainerin, Coach, Transformations-Beraterin. Ich habe der Filialregion Rhein-Main. meine Vorgesetzten auch recht bald darum gebeten, mir Arbeitszeit und -ort mehr selbst einteilen zu können – als das In der Deutschen Bank hat sich Karin sonst noch nicht üblich war. Und ja, ich hatte die glückliche nun schon vor acht Jahren verabschiedet, Fügung, dass meine Chefs darauf hören wollten. Auch, weil ich und trainiert ihre Schüler nun ganz auf wiederum ihnen angeboten habe, auch flexibel zu sein, wenn selbstständiger Basis. Einige Kollegen von es dringende Aufgaben gibt“, verdeutlicht Karin Ruck, wie weit „damals“ rufen gleichwohl noch an, um Arbeitnehmer und Firma kommen können, wenn sie sich auf- von der Weggefährtin einen Tipp zu be- einander zubewegen. kommen, wie sie sich in einer unüber- sichtlichen Situation verhalten können – So ist denn auch ein Ziel unserer Fortbildungen, das Denken in auch welche unbeabsichtigten Folgen starren Fronten zu vermeiden. „Management und Betriebsrat ihr Handeln haben könnte. „Ich wünsche müssen fähig sein und bleiben, immer miteinander zu reden. uns allen weniger Herdenverhalten – statt- Wir schulen ja auch einzelne Führungskräfte – weil wir ihnen dessen Mut, gesunden Menschenverstand direkt vermitteln wollen: Ohne wirksame Mitarbeitervertretung und Fingerspitzengefühl. So lässt sich so- bekommt ihr keine haltbaren Vereinbarungen. Es geht nur mit- wohl ein Betriebsrat als auch eine Firma einander! Und auch die meisten Führungskräfte werden ja im gut führen“, gibt sie mit auf den Weg. Innenverhältnis vom Betriebsrat oder Personalrat vertreten, nur die wenigen echt Leitenden nicht.“ Oliver Popp Generell führt das Schubladen-Denken in eine Sackgasse: Was soll zum Beispiel eine „Vorstandsetage“ bringen, oder ein schickes Modell der variablen Arbeitszeit – wenn in der Zur DBV-Seminarseite Wirklichkeit doch kaum Freiheiten bleiben? „Ich finde diese diesen QR-Code engstirnigen Schwarz-Weiß-Schablonen schrecklich. Ich war per Smartphone zum Beispiel immer ein Freund des Homeoffices, aber nicht scannen. 11
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