DIALOG MIT BIBLIOTHEKEN - 2021/1 33. Jahrgang - Deutsche ...
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Inhalt Frank Scholze 5 EDITORIAL FORUM Barbara K. Fischer, Jürgen Kett, Sarah Hartmann, Mathias Manecke 6 Eine Stimme im Orchester der Öffnung der GND Dr. Guido Bee, Helga Karg, Dr. Julijana Nadj-Guttandin 12 Der Einsatz des Digitalen Assistenten DA-3 in der Inhaltserschließung der Deutschen Nationalbibliothek Elisabeth Mödden, Christa Schöning-Walter 20 Netzwerk maschinelle Verfahren in der Erschließung Renate Behrens 24 RDA Toolkit Switchover Sandra Baumgart, Dr. Frédéric Döhl, Ruprecht Langer, Dr. Peter Leinen, Susanne Oehlschläger 29 Europa und die Deutsche Nationalbibliothek Martin Holtorf, Nathalie Küchler 36 »Ich finde es super. Ich finde es gut. Was soll ich sagen?« Jürgen Bley, Johannes Strauß 42 Einführung des E-Aktensystems Albatros in der Deutschen Nationalbibliothek Dr. Sylvia Asmus 45 Das besondere Stück – Ein CARE-Paket Mandy Stittrich, Julia Rinck 47 Goldgeprägte Pracht Benjamin Sasse 50 Eine europäische Buchbinderfamilie ZEITPUNKTE Ruprecht Langer 54 Livestream-Konzert aus dem Deutschen Musikarchiv Peter Kühne, Mandy Stittrich 56 Ausstellen in Zeiten von Corona Dr. Jesko Bender 60 Künstler*innen im Exil Annett Koschnick 62 Porträt der ehemaligen Generaldirektorin Elisabeth Niggemann enthüllt Barbara Fischer 63 Nachgelesen – Ein Veranstaltungsrückblick 66 Veranstaltungstipps 67 Personelles NOTIZEN 68 Wir sehen uns! 69 Neue Veröffentlichungen Dr. Natalie Kromm 70 Freunde der Bibliothek – Gesellschaft für das Buch e. V. CC BY-SA 3.0 Dialog mit Bibliotheken 2021/1 3
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, die Deutsche Nationalbibliothek ist ein aktives kulturelles Gedächtnis der Vergangenheit und der Zukunft – so haben wir unsere strategischen Prio- ritäten 2021-2024 überschrieben. Erschließung ist eines der fünf dort de- finierten Handlungsfelder und eine Kernaufgabe unserer täglichen Arbeit. Sie ist Voraussetzung für Finden, Präsentation, Vernetzung und Nutzung unserer Bestände. Während Bedeutung und Anteil maschineller Verfahren seit langem wachsen, bleibt die intellektuelle Erschließung von grund- sätzlicher Bedeutung. In dieser Ausgabe berichten wir vom Einsatz des „Digitalen Assistenten“, eines Erschließungs-Tools, das die kooperative Inhaltserschließung und die Nutzung von Fremddaten technisch auf effi- ziente Weise unterstützt. Weitere Themen in diesem Kontext sind die Erfahrungen mit Annif, einer Samm- lung vielversprechender Werkzeuge für die maschinelle Erschließung, sowie die Auswirkungen des RDA Toolkit Switchover und die weiteren Entwicklungen bei RDA. Weitaus mehr als eine Sammlung von Normdatensätzen für die Erschließungsarbeit ist die GND. Wir unter- stützen ihre Anwender*innen auch bei der notwendigen kooperativen Organisation. Über Entwicklungen, die eine Nutzung außerhalb des Bibliotheksbereichs fördern sowie die Partnerschaft mit Wikimedia infor- miert Sie die Arbeitsstelle für Standardisierung in einem Werkstattbericht. Unter anderem mit drei Konferenzen haben wir die deutsche EU-Ratspräsidentschaft im vergangenen Jahr begleitet. Unsere Kongressberichte fassen die Ergebnisse zusammen und verweisen auf die Aufzeichnungen der virtuellen Veranstaltungen und auf die begleitenden digitalen Materialien. Auch die elektronische Aktenführung ist eine Form der internen Erschließung und fördert effizientes orts- unabhängiges Arbeiten. Für Bundesbehörden ergibt sich die Verpflichtung, einheitlich digital Vorgänge zu bearbeiten aus dem E-Government-Gesetz. Über die Einführung eines E-Akten-Systems im Rahmen unseres Projektes Digitale Zentralverwaltung berichten unsere Kollegen aus dem Organisationsreferat. Wie ist die probeweise Aussetzung der Benutzungsgebühren bei unseren Nutzer*innen angekommen? Begleitende Un- tersuchungen sollen dies trotz aller Beeinträchtigungen durch die Pandemie evaluieren. Eine erste Befragung hat im vergangenen Herbst stattgefunden. Hier erfahren Sie mehr. Brokatpapiere gehören zu den Kostbarkeiten unserer papierhistorischen Sammlung. Der Bericht über drei Neu- erwerbungen trägt den verheißungsvollen Titel »Goldgeprägte Pracht«. Dass Mediengeschichte immer auch Sozi- algeschichte ist, zeigt Benjamin Sasse anhand einer weiteren Neuerwerbung des Buch- und Schriftmuseums, dem (Teil-)Nachlass der Buchbinderfamilie Röllig. Rund zehn Millionen CARE-Pakete wurden ab 1946 nach Deutsch- land geschickt. Sylvia Asmus erzählt von einem besonderen Exemplar, das seinen Weg in das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 gefunden hat. Es wurde von Theodor W. Adornos Eltern aus den USA geschickt. Kultur in Zeiten der Pandemie könnten die »Zeitpunkte« auch in dieser Ausgabe des Dialog überschrieben sein. Wir berichten unter anderem von der Enthüllung des Isolde-Ohlbaum-Portraits von Elisabeth Nigge- mann, der Notenspur-Nacht der Hausmusik, von neuen Ausstellungsformaten in Leipzig und von Neuigkei- ten aus der ohnehin virtuellen Ausstellung »Künste im Exil«. Frank Scholze CC BY-SA 3.0 Dialog mit Bibliotheken 2021/1 5
Forum Barbara K. Fischer, Jürgen Kett, Sarah Hartmann, Mathias Manecke Eine Stimme im Orchester der Öffnung der GND Ein Werkstattbericht aus der Ar- den Regeln der Formal- und Inhaltserschließung, beitsstelle für Standardisierung an ist weit entfernt von den Herausforderungen der der Deutschen Nationalbibliothek Homo Sapiens in der Steinzeit. Und doch ist sie gewissermaßen nur ein anderer Abschnitt auf dem- Dieser Artikel wurde bereits im BUB 02-03/2021 in selben Strahlenbündel. In Folge der »kognitiven einer älteren Fassung veröffentlicht. Revolution«2 von damals stehen wir vor der He- rausforderung der digitalen Transformation von Wenn Menschen Themen mit Verve und Ausdauer heute. Auch diese werden wir eben durch unsere diskutieren, dann ist das in der Regel ein Zeichen Fähigkeit zur Kooperation meistern. Das ist das, für Engagement und Verbundenheit. Das Thema was wir können. »Öffnung der GND« hat diese guten Qualitäten. Im Zuge der Öffnung der GND für Gemeinschaf- Es betrifft und bewegt viele Menschen. Es wirft ten außerhalb des Bibliothekswesens ist in den letz- Fragen zu dem großen Thema Kooperation auf, im ten Jahren eines immer deutlicher geworden: Die Detail und in ganz unterschiedlichen Kontexten. GND ist weitaus mehr als nur eine Sammlung von Im viel beachteten Comic »Sapiens« zur Geschich- neun Millionen Normdatensätzen zu Personen, te der Menschwerdung des Historikers Yuval Noah Orten, Körperschaften, Konferenzen, Werken und Harari findet sich das folgende Zitat: »Was uns wirk- Allgemeinbegriffen.3 Sie bezeichnet außerdem eine lich unterscheidet, ist die Art und Weise, wie wir in Organisationsstruktur, die die Verfasstheit ihrer großer Zahl kooperieren.«1 Es beschreibt auch un- derzeitigen Anwender*innen reflektiert. Sie rekur- sere Arbeit in der Arbeitsstelle für Standardisierung riert auf ein bestimmtes Datenmodell, das sich an (AfS) an der Deutschen Nationalbibliothek. Denn den Bedarfen ihrer Anwender*innen orientiert. Sie im Kern besteht unsere Arbeit im Organisieren von kennt spezielle Regeln und kann als ein Spezial- Kooperation. Unsere Aufgabe ist es, über nationale werkzeug in einer abgegrenzten technischen Umge- und disziplinäre Grenzen hinweg, die Erschließung bung gesehen werden, das von den Erfordernissen von Wissensressourcen zu ermöglichen. Wir orga- einer Bibliotheksgemeinschaft geprägt wird. Aber nisieren Zusammenarbeit durch die Förderung der die neuen Anwendungsgruppen sind anders organi- Konsensfindung zu Standards, mit denen wir letzt- siert. Sie haben andere Datenmodelle. Sie erschlie- lich die Welt beschreiben und dabei für alle glei- ßen die Gegenstände ihres Interesses nach anderen chermaßen verständlich bleiben wollen. Mittels der Regeln und nutzen eine andere technische Infra- Standards wird in der Gemeinschaft der deutsch- struktur. Trotzdem sind sie an der Nutzung der sprachigen Bibliotheken definiert, wie Publikati- GND-Normdaten sehr interessiert. Sie wollen nicht onen präziser als mittels der natürlichen Sprache nur die Identifikatoren in ihrer Erschließungsarbeit beschrieben werden sollen, damit andere darauf verwenden, sondern auch neue GND-Datensätze eindeutig Bezug nehmen können. Dabei kommt anlegen können, wenn sie dafür einen Bedarf sehen. die Gemeinsamen Normdatei (GND) zum Einsatz. Sie wollen ein aktiver Teil der GND-Gemeinschaft Harari zielt auf das große Ganze des Menschseins werden. Dabei müssen wir gemeinsam genau über- und wie dieses sich beispielsweise von dem Sein legen, was und wieviel wir verändern können, ohne der Schimpansen unterscheidet. Die Arbeit des Ka- die GND im Kern zu beschädigen. Denn ihre ver- talogisierens, der Beschreibung von Medien nach lässliche Qualität wollen alle erhalten wissen. Unse- 6 Dialog mit Bibliotheken 2021/1 CC BY-SA 3.0
Forum re Aufgabe ist es auch jetzt wieder, die Zusammen- füllt das System längst nicht alle Anforderungen arbeit im Sinne einer kollektiven Intentionalität zu für den Einsatz als ideales Redaktionssystem und organisieren. Drehscheibe für Kultureinrichtungen. Hierzu hat es sich noch zu wenig von seinem Ursprung als Software für Wikidata emanzipiert. Dennoch sahen Ein Instrument der Öffnung wir die Grundvoraussetzungen für einen produkti- ven Einsatz im Kontext der AfS gegeben. Wichtig Die Öffnung der GND ist ein Konzert eines gan- ist weniger der jetzige Stand des Produktes, sondern zen Orchesters von Akteur*innen und Maßnah- das Potenzial, das in seiner Weiterentwicklung und men. Ein Instrument in diesem Orchester, ein An- dem Aufbau einer breiten Community im Kultur- satzpunkt für eine behutsame Anpassung, ist die sektor liegt. technische Umgebung, in der die GND verankert Im Jahr 2020 haben wir einerseits überlegt, wie wir ist. Nicht der Austausch der bisherigen technischen Wikibase möglichst effektiv für die Öffnung der Infrastruktur, sondern die Idee, eine parallele Struk- GND nutzbar machen können und haben ande- tur anzubieten, hat unsere Aufmerksamkeit auf die rerseits die Voraussetzungen geschaffen, um unsere Datenbanksoftware Wikibase4 gelenkt. Wikibase ist Pläne möglichst effizient umsetzen zu können. Wir eine Open-Source-Software der Wikimedia Founda- haben entschieden, auf drei Ebenen aktiv zu wer- tion. Diese hat schon die Software Mediawiki ent- den. Wir wollen: wickelt, mit der weltweit Millionen Wikis betrieben werden. Das bekannteste Wiki ist Wikipedia aus · der GND als Normdatei in einer Wikibase-Da- dem Hause Wikimedia. Um Wikipedia zu verbes- tenbank ein zweites Zuhause einrichten. Dort sern, ersann man vor acht Jahren das Projekt Wi- können die neuen Anwendungsgemeinschaften kidata. Eine Datenbank für strukturierte Daten, mit leichter und unabhängiger von den bestehenden denen man – für Menschen wie Maschinen glei- Strukturen Vorschläge für neue GND-Daten- chermaßen lesbar – die Welt beschreiben kann. Die sätze machen und ihre Daten leichter mit der Software hinter Wikidata ist Wikibase. Wikibase GND abgleichen, um Dubletten in der GND bringt einige Eigenschaften mit, die Kooperationen zu vermeiden. in großer Zahl vereinfachen sollen: · den Schulterschluss zu Wikimedia sowie ande- ren Institutionen suchen, die auch Wikibase · Sie bietet webbasierte Zugänge. nutzen wollen, um gemeinsam an der Verbesse- · Sie erlaubt das parallele kollaborative Arbeiten. rung der Software zu arbeiten, um letztlich ein · Sie protokolliert automatisch Versionsgeschichte Ökosystem für Kultur- und Forschungsdaten und Editor*in. aufzubauen. · Sie bietet zu jedem Datensatz eine eigene Dis- · und drittens möchten wir die Regelwerke selbst, kussionsseite an. die die GND und unsere Katalogisierungsarbeit · Sie ist auf multilinguale Anwendungscommuni- bestimmen, neu ordnen, zugänglicher und an- ties ausgerichtet. passungsfähiger für Veränderungen machen. · Sie bietet ein einfaches und flexibles (allerdings auch limitiertes) Datenmodell. · Sie ist einfach und intuitiv in der Bedienung Der Zweitwohnsitz der GND und Erfassung neuer Inhalte. In der Bibliothekswelt dient die GND wie schon Diese Eigenschaften haben wir 2019 in der Deut- ihre vier Vorläufer seit langem als Werkzeug zur schen Nationalbibliothek intensiv untersucht und Referenzierung und Rationalisierung. Sie ist einge- in unserer Evaluation5 gemeinsam mit Wikimedia bunden in bestimmte Regelwerke und proprietäre Deutschland zusammengetragen. Auch aktuelle Softwarestrukturen, die jedoch für Anwender*in- Schwächen des Systems sowie Entwicklungspoten- nen außerhalb des Bibliothekswesens relativ unzu- ziale wurden in diesem Rahmen erörtert. Noch er- gänglich sind. Wir denken, dass wir auf Grundlage CC BY-SA 3.0 Dialog mit Bibliotheken 2021/1 7
Forum von Wikibase einigen dieser Zielgruppen die Mitar- oder Werte einzuschränken. Die Nutzer*innen sind beit an der GND erleichtern können. stets mit dem vollem Umfang der Eigenschaften Daher werden wir 2021 alle bislang vorliegenden und Werte konfrontiert und erhalten keine Ent- GND-Datensätze mit ihren entsprechenden Ver- scheidungshilfe. Ein Ziel für 2021 ist es, zu er- knüpfungen in eine Wikibase-Instanz importieren. mitteln, ob dies über die Entwicklung einer Wi- Das klingt nach einer einfachen Aufgabe. Doch kibase-Erweiterung ermöglicht werden kann und bislang sind die Importschnittstellen von Wikibase welche Änderungen an Wikibase durch Wikimedia noch sehr an den Bedarfen von Wikidata ausge- durchgeführt werden müssten, um die Erstellung richtet. Daher haben wir uns professionelle Unter- anpassbarer, assistierender Eingabemasken besser stützung von einem Wikibase-Spezialisten gesucht, zu unterstützen. der uns bei dem Transfer der Datenbankstruktur, bei dem Datenimport und bei der Erstellung von anwendungsfreundlichen Eingabemasken als Das WikiLibrary-Manifest Dienstleister zur Seite steht. Als nächstes werden wir dann erfahrene und neue GND-Anwender*in- Das zweite Feld, auf dem wir in 2021 aktiv sind, nen einladen, die Erfassungs- und Suchprozesse in ist der Schulterschluss mit Wikimedia Deutschland der neuen Umgebung zu testen, damit wir sie weiter und anderen Institutionen zur Verbesserung von verbessern können. Wikibase als technische Infrastruktur. In immer In der zweiten Jahreshälfte 2021 planen wir einen mehr Kontexten wird bei der Bereitstellung von technischen Workflow zur Synchronisierung der Daten auf die so genannten FAIR Data Prinzipi- GND-Wikibase-Instanz mit dem CBS-System.6 Ge- en (Findability, Accessibility, Interoperability und plant ist, dass neue oder Anwender*innen ohne Reusability)10 geachtet. Daten sollen stärker mitein- WinIBW7-Zugang, ihre Daten als Vorschlag in die ander vernetzt werden, um insgesamt leichter neues Wikibase-Instanz eingeben. Wissen generieren zu können. Dies gilt insbesonde- Ein langfristiges Ziel ist es, eine leicht bedienba- re für Daten, die mit öffentlichen Mitteln erstellt re und unterstützende Erfassungsumgebung für wurden. Das ist für viele Einrichtungen eine große die GND anzubieten. Erste Schritte in diese Rich- Herausforderung. Es stellt sich die Frage, ob man tung sind die gegenüber den bibliothekarischen seine Daten in ein Sammelbecken für strukturier- Erfassungssystemen deutlich leichter zugänglichen te Daten oder Datenportale geben soll. Ist man GND-Webformulare.8 Über diese lassen sich bislang bereit, sich auf all die Konsequenzen einzulassen, Personen und Körperschaften erfassen. Der Ansatz wie zum Beispiel den Verlust von Gestaltungsmög- ist perspektivisch allerdings nicht flexibel genug. lichkeiten des Datenmodells, der Erfassungsregeln Neben den zwei genannten Satzarten der GND oder der Qualitätssicherung? Oder setzt man auf gibt es vier weitere. Diese sechs Satzarten vereinen Insellösungen und muss stattdessen mit einer ein- circa 50 Entitätencodes9 mit jeweils spezifischen geschränkten Sichtbarkeit und Nachnutzung der Eigenschaften, mittels derer die jeweiligen Entitä- Daten leben? Mit der Öffnung der GND wollen ten durch GND-Datensätze erfasst werden können. wir eine Alternative schaffen. Wir setzen uns da- Benötigt würde dafür eine dynamische Eingabe- für ein, ein zuverlässiges, maschinenlesbares und maske, die sich je nach Wahl des Entitätstyps oder gemeinschaftlich unterhaltenes Linked-Open-Da- Nutzungskontextes anpasst, benötigte und typische ta-Netzwerk für Kunst, Kultur und Wissenschaft Eingabeelemente anbietet, auf sinnvolle Eingaben als tragfähige Grundlage für FAIRes Wissen zu hinweist und den Nutzenden so durch den Einga- schaffen. Nicht die zentrale Plattform favorisieren beprozess geleitet. Ob Wikibase hierfür mittelfristig wir, sondern ein offenes Netzwerk miteinander eine Grundlage bietet, muss sich noch zeigen. Ak- verknüpfter Datenbanken. Dafür ist ein gemeinsa- tuell bietet Wikibase solche Features noch nicht. mer organisatorischer Rahmen notwendig. Diesen Eine Anpassung der generischen Eingabeoberfläche möchten wir in einem Netzwerk bieten. Ein Netz- ist »ab Werk« nicht vorgesehen. Auch gibt es keine werk ist immer nur so gut wie die Partner, die es Möglichkeit, das Angebot auf sinnvolle Elemente knüpfen. Gemeinsam mit Wikimedia Deutschland 8 Dialog mit Bibliotheken 2021/1 CC BY-SA 3.0
Forum Schematische Darstellung des Projekts DACH-Dokumentationsplattform mit den Blöcken Erschließung allgemein, Arbeiten mit der GND und Formate und Systeme hat die Deutsche Nationalbibliothek daher das Mindestens ebenso bedeutungsvoll ist im Verbund WikiLibrary-Manifest11 veröffentlicht. Knapp vier- mit Wikimedia Deutschland die gemeinschaftliche zig Einrichtungen sind bislang der Einladung ge- Umsetzung von konkreten Maßnahmen durch folgt. Das Manifest lädt die unterzeichnenden In- alle Unterzeichnenden. Es geht um die Förderung stitutionen ein, sich auf der Grundlage folgender von Wikibase als eine vielversprechende techni- Leitlinien zu engagieren: sche Infrastruktur zur Speicherung, Bearbeitung und zum Austausch von Daten auf der Grundlage · Die Förderung freier Lizenzen für Daten und der FAIR-Data-Prinzipien. Wir möchten Wikibase deren Softwareumgebung. zu einer anwendungsfreundlichen Referenzdaten- · Die Schaffung von Freiräumen, in denen vielfäl- banksoftware für Datahubs formen, um so das an- tige Communitys wachsen und gedeihen kön- gestrebte Datenökosystem zu fördern. Dazu laden nen. wir weitere Institutionen aus der Bibliothekswelt, · Das Angebot strukturierter Daten auf der Grund- aus allen Bereichen von GLAM (galleries, librari- lage der FAIR-Data-Prinzipien, um Daten auf es, archives and museums) und den Geisteswissen- transparente Weise in Information umzuwandeln schaften ein, mittels Wikibase ein Ökosystem struk- und so Wissen zu schaffen, das FAIR ist. turierter Daten zu schaffen, das einem wirklichen · Die Förderung gemeinsamer Mindeststandards. Semantic Web für FAIRes Wissen näherkommt. · Die Schaffung offener Organisationsstrukturen und deren Einbettung in bestehende Systeme. · Die Bereitstellung von Ressourcen, um für alle, Die DACH-Dokumentations die beitragen wollen und sich aktiv um Daten plattform12 und Wissen bemühen, zugängliche und anwen- dungsfreundliche Benutzungsoberflächen zu In den letzten Jahren sind die Resultate der Com- schaffen. puterlinguistik mit Hilfe der künstlichen Intelligenz · Die Förderung der Datenkompetenz im digita- immer ausgereifter geworden. Schreibprogramme len Wandel. ziehen den Inhalt aus strukturierten Datenbanken CC BY-SA 3.0 Dialog mit Bibliotheken 2021/1 9
Forum und bauen gewissen Vorgaben folgend mit den Die bisherige Erfassungshilfe allein für Personen mit Elementen die Texte. Vor diesem Hintergrund ste- allen dazugehörigen Entitätencodes in der GND hen unsere Überlegungen, die Regelwerke für die umfasst 46 Seiten.14 Die Elemente, die erfasst werden Formal- und Inhaltserschließung13 sowie die Erfas- müssen, sind hingegen wenige. Neben dem Namen, sungshilfen für die GND in strukturierter Form in sind es in erster Linie die Lebensdaten, der Beruf und einer Wikibase-Instanz zu erfassen. eventuell noch Verknüpfungen zu weiteren Datensät- Seit Jahrzehnten dokumentieren wir detailliert in zen, wie Ortsnamen als Geburts- oder Wirkungsort elaborierten Texten genaue Anweisungen, wie wel- oder ähnliches. Für jeden der Entitätencodes in der ches Datenfeld beispielsweise in der GND erfasst Satzart Personen wird jedes Mal erneut beschrieben, werden muss. Ausgangspunkte für diese Textarbeit wie beispielsweise das Element »Ort« modelliert wer- sind die Regelwerke der Formal- und der Inhaltser- den muss. Wären diese Definitionen in einer Daten- schließung, die Erfordernisse und Beschränkungen bank abgelegt, könnte in die Regel einfach das jewei- der jeweils zur Erschließung angewandten Software lige Element eingefügt werden. Das heißt, ändert sich sowie schließlich auch die Erfordernisse des Da- die Regel für die Merkmale zur Erfassung einer Ge- tenaustausches. Jedes Mal, wenn an einer Stelle in bietskörperschaft,15 ändert man diese zentral an einer diesem komplizierten Beziehungsgeflecht ein De- Stelle und alle anderen Orte, an denen dieses Element tail geändert wird, muss in vielen Texten, die auf zum Einsatz kommt, werden ebenfalls aktualisiert. Es den Punkt Bezug nehmen, die Änderung ebenfalls ist dasselbe Prinzip wie es auch bei den Normdaten- umgesetzt werden. Das bedeutet jedes Mal eine in- sätzen in Bibliothekskatalogen angewandt wird. tensive Recherchearbeit durch eine große Zahl von Wir haben angefangen, alle Elemente, die in der PDF-Seiten. Eine andere Folge dieser Art des Wis- GND verwendet werden, in einer strukturierten sensmanagements ist, dass viele Detailinformatio- Form zu beschreiben. Dazu übernehmen wir die nen, zum Beispiel wie man ein Datum eingibt, wie Vorgaben aus den Regelwerken. Nun wird es die man eine Berufsbezeichnung erfasst oder welchen Herausforderung sein, lesbare Fließtexte zu schrei- Code man für welches Land verwendet, an unter- ben, in die die Elemente sinnvoll eingebettet wer- schiedlichen Stellen wiederholt werden müssen, um den können. Diese können dann einerseits deutlich unnötiges Blättern zu vermeiden. Im Fall einer Än- konziser als bisher aktualisiert werden und gleich- derung gilt es den Überblick zu haben, wann und zeitig perspektivisch als Grundlage für die Erstel- wo genau die Änderung noch greift. Das birgt ein lung der Eingabemasken für die Datenbank mit gewisses Risiko für Fehler und Unübersichtlichkeit. allen GND-Datensätzen selbst dienen. Sicher senkt es jedoch die Anwendungsfreundlich- Manchmal tut es gut, sich den Sinn und Zweck keit der Handreichung, denn immer wieder sind seiner Arbeit vor Augen zu führen, um motiviert Änderungen erforderlich. zu bleiben, um den Fokus zu behalten oder um Der Grundgedanke ist frappierend einfach. Bleiben Dritten zu vermitteln, wieso diese Arbeit wichtig wir erst einmal bei der GND selbst. Die Anzahl der ist und Förderung braucht. Mit diesem Werkstatt- Felder, mittels derer man in den Datenformaten bericht möchten wir Ihnen unsere Arbeit und die Pica oder Marc 21 Entitäten für Normdatensätzen Ideen dahinter näherbringen. Es liegt eine spannen- beschreiben kann, ist überschaubar, nämlich circa de Zeit der Pionierarbeit vor uns. Reizvoller wird 300. Diese Datenfelder oder Elemente dienen dazu, diese Arbeit noch durch die parallel laufenden Wi- Aussagen über Eigenschaften, Relationstypen, Teil- kibase-Projekte in den neugegründeten Konsortien bestände oder Entitätencodes zu den jeweiligen zu der Nationalen Forschungsdaten Infrastruktur-Initi- beschreibenden Entitäten zu machen. Die Datenele- ative (NFDI) sowie weiterer großer Universal- und mente beinhalten definierende Merkmale und je Nationalbibliotheken in Europa und Amerika, mit nach Datenformat unterschiedliche Kodierungen. denen wir in engem Austausch stehen. Legt man alle Elemente in einer entsprechenden Da- Auf der digitalen Großveranstaltung GNDCon 2.016 tenbank ab, können die Datenelemente wie in einem im Juni 2021 wird das Projekt zum ersten Mal der Baukasten nach den Regeln der zugrundeliegenden Öffentlichkeit präsentiert und erlaubt einen Blick Regelwerke modular zusammengestellt werden. in den Maschinenraum. 10 Dialog mit Bibliotheken 2021/1 CC BY-SA 3.0
Forum Anmerkungen 1 Yuval Noah Harari: Sapiens. Der Aufstieg. Graphic Novel. München: C.H. Beck, 2020, S.68. 2 Zum Konzept der »Kognitiven Revolution« vgl. Yuval Noah Harari: Ein kurze Geschichte der Menschheit. München: Dt. Ver- lags-Anstalt, 2013, S.11-100. 3 Die Satzart Konferenzen der GND lässt besonders deutlich die Verschränkung der GND mit ihren Anwender*innen der Biblio- thekswelt hervortreten. Denn diese Satzart beschreibt eine besondere Art der Herausgeber von Publikationen. 4 Link zur Wikibase Website: 5 Link zum Blogbeitrag über die Evaluation: 6 CBS: Proprietäre Bibliotheks-Datenbank-Software von OCLC. 7 WinIBW: Lizenz gebundene Software zur Eingabe von Daten in die GND. 8 Das GND-Webformular bietet sich für Anwender*innen insbesondere aus Kulturinstitutionen an, wie kleineren Bibliotheken, Archive und Museen, die eine geringe Menge an Datensätzen in die GND einbringen bzw. ändern möchten.
Forum Guido Bee, Helga Karg, Julijana Nadj-Guttandin Der Einsatz des Digitalen Assistenten DA-3 in der Inhaltserschließung der Deutschen Nationalbibliothek Bibliotheken sind bei der Bewältigung ihrer aktu- rung, das in einer insgesamt stark ausgeprägten ellen und zukünftigen Aufgaben mit permanent Homogenität der Erschließungsergebnisse zum wachsenden Bestandsmengen konfrontiert. In die- Ausdruck kommt. sem Kontext kommt dem Einsatz maschineller Ver- Anders als etwa in den USA ist die inhaltliche fahren zur Inhaltserschließung eine immer größere Erschließung von Dokumenten im deutschspra- Bedeutung zu. Aber auch die intellektuell durch- chigen Raum nicht die Aufgabe einer zentralen geführte inhaltliche Erschließung von Bibliotheks- Katalogisierungsstelle, sondern wird von den Ver- beständen bleibt als Fundament, Ergänzung, Grad- bundbibliotheken unabhängig voneinander durch- messer und Korrektiv der maschinellen Verfahren geführt. Dabei erweist es sich immer wieder als weiterhin wichtig, wobei die Standardisierung der großer Vorteil, dass die Bibliotheken im D-A-CH- eingesetzten Instrumente und die Vernetzung der Raum den Kooperationsgedanken ernst nehmen Erschließungsaktivitäten eine immer wichtigere und sich in umfänglichem Maße an der Erschlie- Rolle einnehmen. ßungsarbeit beteiligen. Dieses Engagement hat sich Blickt man auf die beiden dominanten Formen auch für das Wachstum und die Weiterentwicklung der bibliothekarischen Inhaltserschließung, die der Gemeinsamen Normdatei (GND) als sehr för- systematische Erschließung mittels eines Klassifika- derlich erwiesen. Anders als bei den Normdaten tionssystems und die verbale Erschließung durch findet die Kommunikation und Kooperation im Verwendung von Schlagwörtern, ergibt sich ein dif- Bereich der Titeldaten bisher allerdings nur in sehr ferenziertes Bild. Im Bereich der klassifikatorischen eingeschränktem Umfang statt. Eine Verbesserung Erschließung haben die Standardisierungsaktivi- dieser Situation könnte durch die Schaffung einer täten in den letzten Jahrzehnten zwar kontinuier- gemeinsamen Katalogisierungsumgebung realisiert lich zugenommen, indem mehr und mehr der im werden. Unterschiedliche Ausgestaltungen des Ti- deutschsprachigen Raum stark verbreiteten Haus- teldatenbereichs, insbesondere was das Halten lo- klassifikationen durch standortübergreifende Syste- kaler Daten angeht, lassen eine derartige Lösung me ersetzt wurden. Einheitlichkeit ist hier dennoch allerdings mittelfristig noch als Herausforderung nicht in Sicht, wohl aber eine immer stärkere Do- erscheinen.2 minanz der großen, ortsübergreifenden Klassifika- Da es keine exklusiven Zuständigkeiten für einzel- tionssysteme – Regensburger Verbundklassifikation ne Medien gibt, werden zahlreiche Dokumente im (RVK), Dewey-Dezimalklassifikation (DDC), Basis- bibliothekarischen Alltag mehrfach erschlossen. klassifikation (BK) – und ein immer besseres, auch Vergleicht man die Resultate, fällt schnell auf, dass durch Konkordanzen gefördertes Zusammenspiel die Bearbeiter*innen häufig zu ähnlichen Lösungen dieser Instrumente.1 Sehr viel mehr Einheitlichkeit gelangen, die ein hohes Maß an intersubjektiver lässt der Blick auf die verbale Erschließung erken- Übereinstimmung erkennen lassen. Das ist insofern nen: Im D-A-CH-Raum wird in den Bibliotheks- wenig verwunderlich, als die durch ein gemeinsa- verbünden nahezu flächendeckend das Schlagwort- mes Regelwerk strukturierte Bearbeitung der Doku- vokabular der Gemeinsamen Normdatei (GND) mente und die Verwendung eines terminologisch nach den kooperativ erarbeiteten Regeln für die kontrollierten Vokabulars für eine starke Verein- Schlagwortkatalogisierung (RSWK) eingesetzt. Der heitlichung sorgen. Dennoch lässt ein Blick auf die einheitliche Gebrauch dieser Erschließungsinstru- Erschließungsdaten der verschiedenen Beitragen- mente sorgt für ein hohes Maß an Standardisie- den auch Unterschiede hervortreten, wie sie sich 12 Dialog mit Bibliotheken 2021/1 CC BY-SA 3.0
Forum aus differierenden subjektiven Herangehensweisen Interesse. In der Folge kam es auf Betreiben der UB zwangsläufig ergeben. Solche unterschiedlichen Stuttgart auch im Südwestdeutschen Bibliotheks- Sichten auf den gleichen Gegenstand sind herme- verbund (SWB) zum Einsatz. Eurospider hat dann neutisch unvermeidbar. Sie sollten jedoch nicht – im Auftrag des IBS|BW-Konsortiums eine neue aus einem positivistisch verengten Verständnis der Version des Digitalen Assistenten entwickelt, die Erschließung – als Nachteile bedauert werden, brin- als DA-2 firmierte. Im Rahmen des Projekts wur- gen sie doch eine Spannung zum Ausdruck, die de die Software für die Anwendung im Südwest- sich für die Schaffung weiterer Zugänge produktiv verbund angepasst und weiterentwickelt. Der DA-2 nutzen lässt. erhielt eine neue Oberfläche, außerdem wurden Es ist hilfreich und zeitsparend, bereits vorhande- die Regensburger Verbundklassifikation (RVK) und ne Erschließungsdaten zu kennen und ggf. auf sie die von Eurospider entwickelte WebGND3 einge- zurückzugreifen. Aus diesem Grund gewinnt das bunden. Dabei wurde die Möglichkeit geschaffen, Bemühen um eine stärkere Zusammenführung und zusätzlich zu Einzelschlagwörtern auch Schlag- Vernetzung von Erschließungsergebnissen mehr wortfolgen nach den RSWK vergeben zu können. und mehr an Bedeutung. Hier erwiesen sich bereits Darüber hinaus wurde eine neue Ähnlichkeitssu- der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK) und das Un- che als Vorschlagskomponente programmiert. Der terstützungstool für die Fachreferatsarbeit der UB Umstieg auf RDA machte weitere Anpassungen des Mannheim (Malibu) als wichtige Hilfsmittel. So DA-2 erforderlich.4 nützlich diese Tools zur Informationsvermittlung Die bei den Tests in der Staatsbibliothek zu Berlin über bereits vorliegende Erschließungsergebnisse und der UB Tübingen gesammelten Erfahrungen sind, bleibt allerdings festzuhalten, dass ihnen eine flossen in die nächste Entwicklungsstufe, den DA- interaktive Komponente fehlt. Sie sind keine Ar- 3, ein, der 2018 in den Bibliotheken des SWB und beitsinstrumente, die eine produktive Übernahme GBV in den Routinebetrieb integriert wurde. Mit und Umwandlung von Fremddaten ermöglichen. der Zusammenführung der Kataloge beider Ver- Genau diese Lücke schließt der Digitale Assistent bünde im K10plus wurde auch die Erschließung DA-3 der Firma Eurospider Information Techno- in den gemeinsamen Katalog über den DA-3 ein- logy. Die folgenden Ausführungen skizzieren kurz gerichtet. Inzwischen hat sich das Tool zu einem die Geschichte dieses Instruments, beschreiben zentralen und leistungsstarken Service entwickelt, seine wesentlichen Funktionen, berichten über die dessen Verbreitung weiterwächst. Seit 2020 ist der bei seinem Einsatz in der Inhaltserschließung der DA-3 nun auch im Österreichischen Bibliotheken- Deutschen Nationalbibliothek gesammelten Erfah- verbund (OBV) im Einsatz. Hier werden die im rungen und geben einen Ausblick über mögliche DA-3 erstellten Erschließungsdaten in das Katalo- Weiterentwicklungen sowie erwünschte Verände- gisierungssystem ALMA übertragen. rungen. Etwa zeitgleich startete die DNB die Anwendung des DA-3 in der Inhaltserschließung. Zunächst soll in einem Zeitraum von zwei Jahren getestet werden, Die Entwicklung des ob die Verlagerung eines Teils der Erschließungstä- Digitalen Assistenten tigkeit (der intellektuellen verbalen Inhaltserschlie- ßung) in den DA-3 gegenüber der Arbeit in der Der Digitale Assistent hat bereits eine längere Ent- WinIBW als alleiniger Arbeitsumgebung zu einer wicklungsphase hinter sich. Ausgangspunkt war der Zeitersparnis führt und welche Erkenntnisse für die DA-1, eine Entwicklung von Eurospider für die Weiterentwicklung von Erschließungsinstrumenten Zentralbibliothek ZB Zürich zur Unterstützung gewonnen werden können. der Inhaltserschließung durch Fremddaten und Für die Bearbeitung des DNB-eigenen Titelbe- Vorschläge auf der Basis approximativer Überset- stands waren Anpassungen des Anwendungsprofils zungen. Dieses Tool wurde auf dem Bibliothekar- im DA-3 notwendig. Darüber hinaus musste die tag 2014 in Bremen erstmals einem breiteren Bib- Anzeige der Titeldaten um Felder erweitert werden, liothekspublikum vorgestellt und stieß auf großes die zur Steuerung des Erschließungsvorgangs die- CC BY-SA 3.0 Dialog mit Bibliotheken 2021/1 13
Forum nen (Statusfeld, Reihenzugehörigkeit, Satzart). Au- mittels Stichwörtern zu Autor*in, Titel oder Verlag ßerdem wurde eine Verlinkung implementiert, so gesucht werden. Darüber hinaus bietet der DA-3 dass mit nur einem Klick ein Wechsel vom DA-3 in auch die Möglichkeit einer Stapelverarbeitung von die WinIBW ermöglicht wird. Titeln. Über den Button »Liste hochladen und be- Da im DA-3 keine fremden Daten gespeichert werden, arbeiten« kann eine Liste mit Titel-IDNs aus der erfolgt der Datenaustausch über die SRU-Schnittstel- WinIBW in den DA-3 geladen werden, die nachei- le, die entsprechend angepasst werden musste. Alle nander bearbeitet werden können. Der Standardfall Entwicklungsleistungen wurden im direkten Aus- besteht allerdings darin, dass ein einzelner Titel mit tausch zwischen dem Entwickler des Tools und den der vorliegenden AKZ-Nummer aufgerufen wird. DNB-Abteilungen IT und IE realisiert. Ein Klick auf den Titel führt dann in die zweite, eigentliche Oberfläche des DA-3, nämlich in den Hauptreiter »Bearbeitung«. Was der Digitale Assistent bietet Hier präsentieren sich den Bearbeiter*innen die sechs Fenster des DA-3: Kurztitel, Tools, Info, Seit der Einführung des DA-3 in der Abteilung In- Scratchpad, Vorschläge und Erschließung. Alle Fens- haltserschließung der DNB steht der Digitale Assis- ter lassen sich einzeln, je nach individuellen Bedürf- tent als dritte Arbeitsoberfläche (neben der Win- nissen, anordnen und verschieben. Jedes Fenster IBW und WebDewey, dem Tool für die DDC-No- kann in seiner Größe variiert werden. Wenn benö- tationen) für die Vergabe inhaltlicher Metadaten tigt, kann man zudem die Darstellung des Browsers, zur Verfügung. z. B. auf 90 Prozent, reduzieren. Dann können alle Der Einstieg in die Ressourcenbearbeitung muss sechs Fenster sehr komfortabel nebeneinander ange- daher nicht mehr ausschließlich über die WinIBW zeigt werden, ohne dass es zu Überlappungen erfolgen, sondern ist auch über den DA-3 möglich. kommt. Die Funktionen der sechs Fenster des DA-3 Die Bearbeiter*innen melden sich zunächst mit ei- werden im Folgenden zunächst kurz umrissen, an- genem Benutzernamen und Passwort im Digitalen schließend daran wird der Erschließungsvorgang in Assistenten an. Im Hauptreiter »Suche« kann mit- seinen einzelnen Arbeitsschritten beschrieben. tels Buchscanner sehr komfortabel die AKZ-Num- Im Fenster »Kurztitel« werden alle für das Doku- mer des vorliegenden Titels mit der Funktion ment relevanten bibliografischen Metadaten (IDN, »Nummernsuche« eingegeben werden; eine Suche Titel, Autor*in, Verlag, ISBN, Sprache der Publika- mittels ISBN oder DNB PPN (IDN)-Nummer ist tion, bibliografische Reihe und Bearbeitungsstatus) mit der Nummernsuche natürlich auch möglich. angezeigt. Verlinkt sind die von der DNB gescann- Mit der Funktion »Erweiterte Suche« kann auch ten Inhaltsverzeichnisse sowie die kurzen In- Die Ebene »Suche« des DA-3 14 Dialog mit Bibliotheken 2021/1 CC BY-SA 3.0
Forum Die Ebene »Bearbeiten« des DA-3 haltstexte aus den Verlagsmeldungen. Über ein die DNB-Gattungsbegriffe. Daneben werden dort Pfeilsymbol neben der IDN kann direkt zur Titel- aber auch Klassifikationen wie die Regensburger aufnahme in die WinIBW gewechselt werden. Verbundklassifikation (RVK), die Basisklassifika- Im Fenster »Tools« sind alle für die DA-3-Anwen- tion (BK) und die IxTheo-Klassifikation des FID der*innen relevanten Erschließungssysteme hinter- Theologie Tübingen, fachspezifische Vokabulare legt. Für die inhaltliche Erschließung in der DNB wie der Standard-Thesaurus Wirtschaft (STW) des sind dies der Schlagwortbestand der Gemeinsamen Leibniz-Informationszentrums Wirtschaft (ZBW), Normdatei (GND), die DNB-Sachgruppen sowie weitere Erschließungssysteme wie die SSG-Num- Anzeige eines GND-Normdatensatzes im Fenster »Info«. CC BY-SA 3.0 Dialog mit Bibliotheken 2021/1 15
Forum mern und die Regionalcodes der Staatsbibliothek gen zu speichern und in die Erschließung zu über- zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz angeboten. Es nehmen (so gesehen übernimmt das Scratchpad können aber auch freie Schlagwörter ergänzt wer- des DA-3 die Funktion der alten WinIBW-Makros, den. Interessant für die DNB-Bearbeiter*innen ist die jede*r Bearbeiter*in den eigenen Bedürfnissen noch die ergänzende Funktion »Katalogsuche«, die gemäß anlegen konnte). Für die Erschließung im im Fenster Tools angeboten wird. Hiermit kann Bereich Literaturwissenschaft wäre das z. B. eine eine Umfeldsuche, z. B. nach Autor*in oder Titel- Kombination der Sachschlagwörter »Deutsch« und stichwort, angestoßen werden. So können sich die »Literatur« oder »Englisch« und »Roman« – diese Bearbeiter*innen mit einer Ähnlichkeitssuche einen bilden bei vielen Titeln den »Start« einer Schlag- Überblick über Vergleichstitel verschaffen, sich be- wortfolge. Natürlich können auf diese Weise auch reits vergebene Schlagwörter ober Schlagwortfolgen häufig verwendete Formangaben, wie z. B. »Auf- anschauen und diese ggf. in die neue Erschließung satzsammlung«, ins Scratchpad übernommen und übernehmen. mit einem Klick in die aktuelle Erschließung in- Das Fenster »Info« stellt gewissermaßen die Er- tegriert werden. So können Schlagwortfolgen ab- weiterung zum Fenster »Tools« dar. Wählt man gestimmt auf eine Sachgruppe abgelegt und sehr in »Tools« über den Reiter GND ein bestimmtes effizient in die Erschließung übernommen werden. Schlagwort aus, so wird dieses Schlagwort im Fens- Die Aufnahme ins Scratchpad erfolgt über das Auf- ter »Info« als vollständiger Datensatz angezeigt, rufen des einzelnen Schlagworts und das Klicken d. h. mit allen Datensatzelementen inklusive der auf das Blattsymbol im Fenster »Info«. Natürlich Definition, einem eventuell vorhandenen Verwen- sollen nur solche Schlagwörter ins Scratchpad dungshinweis und allen Relationen. Das ist von übernommen werden, über deren Bedeutungsum- großem Vorteil, da man unmöglich die Bedeu- fang Klarheit besteht und die ohne ein erneutes tungs- und Verwendungszusammenhänge von allen Aufrufen des Gesamtdatensatzes oder zugehöriger Schlagwörtern, die bei der täglichen Arbeit verwen- Titel verwendet werden können. det werden, aus dem Gedächtnis abrufen kann. Das Fenster »Vorschläge« ist das zentrale Element Es ist also an dieser Stelle nicht notwendig, in die des DA-3. Hier werden alle bereits mit dem vorlie- WinIBW zu wechseln, sondern alle relevanten In- genden Titel verknüpften inhaltserschließenden formationen für eine eindeutige und gleichförmi- Metadaten an einer Stelle kumuliert und nach Ty- ge Verwendung des Schlagworts werden bereits im pen sortiert angezeigt. Sie umfassen zum einen be- DA-3 präsentiert. Eine hilfreiche Funktion ist auch reits vorliegende (verbale und klassifikatorische) die Möglichkeit, sich das Schlagwort innerhalb der Erschließungsleistungen der Verbünde, zum ande- Hierarchie der GND anzeigen zu lassen. Auf diese ren aber auch freie Schlagwörter aus Verlagsanga- Weise kann das semantische Umfeld eines Begriffes ben sowie maschinell generierte Erschließungsda- näher bestimmt und abgegrenzt werden. Die ver- ten. Alle Angaben sind mit einer linkte GND-Nummer führt an dieser Stelle in die Herkunftskennzeichnung markiert: Erschließungs- WebGND. daten aus den Verbünden werden mit der jeweiligen Abkürzung gekennzeichnet (bvb, hebis, obv etc.). Hat man im Fenster »Tools« eine bestimmte DNB Abgelieferte Verlagsdaten erscheinen unter der Sachgruppe ausgewählt, zeigt das Fenster »Info« Überschrift »Freie Schlagwörter« mit dem Kürzel den dazugehörigen Text aus dem Leitfaden5 zur dnb. Daten aus maschineller Erschließung der DDC-Sachgruppenvergabe an. So können direkt DNB erhalten das Kürzel dnb/auto. Daten, die aus »vor Ort« im DA-3 Fragen nach Zugehörigkeit und einer Konkordanz stammen, werden mit einem vo- Abgrenzung hinsichtlich der Sachgruppe geklärt rangestellten @-Zeichen markiert. So ist maximale werden. Auch damit erspart man sich das Aufrufen Transparenz gewährleistet und die Bearbeiter*innen eines weiteren Dokuments und ist so nicht gezwun- können mit einem Blick erkennen, ob es sich um gen, die Arbeitsoberfläche zu verlassen. Das Fenster intellektuelle, maschinelle oder aus einer Konkor- »Scratchpad« ist dafür da, häufig verwendete Schlag- danz abgeleitete Erschließungsleistungen handelt, wörter bzw. immer wiederkehrende Schlagwortfol- und diese entsprechend bewerten und einordnen. 16 Dialog mit Bibliotheken 2021/1 CC BY-SA 3.0
Forum Um die Übersichtlichkeit zu verbessern, können können dann entweder mit einem Klick die gesam- nicht relevante Erschließungsvokabulare durch ein- te Folge oder aber nur einzelne Schlagwörter daraus faches Klicken auf die Überschrift ausgeblendet übernehmen. Im Fenster »Erschließung« findet werden; auch das ist ein sehr nutzungsfreundliches letztendlich dann die eigentliche Erschließung statt, Feature des DA-3, das eine individuelle Gestaltung indem über das Fenster »Vorschläge« bereits vorhande- des Arbeitsvorgangs ermöglicht. Allerdings stellen ne Fremddaten übernommen oder neue Metadaten natürlich auch Angaben aus Erschließungssyste- aus den Fenstern »Tools«, »Info« oder »Scratchpad« men, die in der DNB nicht zum Einsatz kommen, hinzugefügt werden. Sehr häufig werden beide Verfah- sinnvolle Hinweise auf die fachliche Zugehörigkeit ren kombiniert. Dabei müssen für die Inhaltserschlie- und das semantische Umfeld dar, was es oft sinn- ßung der DNB die Rubriken DNB-Sachgruppen, voll erscheinen lässt, auf Ausblendungen zu ver- GND-Schlagwörter und ggf. DNB-Gattungsbegriffe zichten. Sind GND-Schlagwortfolgen vorhanden, befüllt werden. Wie das im Einzelnen funktioniert werden diese sowohl als Folge als auch zerlegt in und welche Arbeitsschritte dazu durchgeführt werden, Einzelschlagwörter angezeigt. Die Bearbeiter*innen zeigen die folgenden Ausführungen. Vorschläge für die verbale Erschließung CC BY-SA 3.0 Dialog mit Bibliotheken 2021/1 17
Forum Erschließen mit dem menen Schlagwortfolge gelöscht werden – dies ge- Digitalen Assistenten schieht durch Klicken auf ein rotes Minuszeichen neben dem Schlagwort. So ist es möglich, aus vor- Der Erschließungsvorgang beginnt standardmä- handenen Vorschlägen und eigenen Ergänzungen ßig mit der Vergabe der DNB-Sachgruppe(n). Es und Anpassungen eine für die jeweilige Institution können den Vorgaben der DNB entsprechend bis passende verbale Erschließung zu erstellen. zu drei Sachgruppen vergeben werden. Im Fenster Ist die Schlagwortvergabe beendet, müssen die Ein- Tools wird unter dem Button »DNB Sachgruppe« gaben mit einem Klick gespeichert werden. Damit die Liste der Sachgruppen angezeigt. Durch Scrol- wird automatisch die Exportfunktion in die WinIBW len in der Liste oder durch manuelle Eingabe kann aktiviert. In einer Kontextzeile rechts oben wird die dann die passende Sachgruppe ausgewählt und per Funktion »Exportieren« dann auffällig rot hinterlegt. Klick auf ein grünes Plus-Zeichen in das Fenster Durch einen Klick auf die IDN-Nummer im Fenster »Erschließung« übernommen werden. Kurztitelanzeige wird automatisch die WinIBW mit Um in einem nächsten Schritt Schlagwörter zu dem korrekten Titel und den über den DA-3 verge- übernehmen, muss im Fenster »Erschließung« unter benen Erschließungsdaten geöffnet – auch das eine GND zunächst die Funktion »Neue Folge anlegen« sehr benutzerfreundliche Funktion, die das wieder- ausgewählt werden. Sind bereits GND-Schlagwör- holte Aufrufen des Titels in der WinIBW unnötig ter aus Fremddaten vorhanden,finden sich diese im macht. Die Übernahme von bereits vorhandenen Fenster »Vorschläge« unter der Überschrift GND. Fremddaten ist im DA-3 komfortabel und effizient Es können entweder einzelne Schlagwörter oder gestaltet und ermöglicht eine einfache Bearbeitung ganze Schlagwortfolgen per Klick auf das Plus-Zei- und Integration in die eigenen Bibliotheksbestän- chen in die Erschließung übernommen werden. Ist de. Gerade die Tatsache, dass die Schlagwörter eben man sich des Bedeutungsumfangs oder der Fach- nicht mehr einzeln eingegeben, aus der GND »ge- zugehörigkeit eines Schlagworts nicht sicher, kann holt« und am Titeldatensatz eingefügt werden müs- das betreffende Schlagwort mit einem Klick aus- sen, stellt sich als äußerst zeitsparend heraus. gewählt werden, und im Fenster »Info« wird dann In der WinIBW selbst muss der Erschließungsvor- der gesamte GND-Datensatz mit den relevanten gang dann durch die Vergabe einer DDC-Notati- Elementen wie der GND-Systematiknummer, Ver- on vervollständigt werden. Ist das erfolgt – entwe- weisungen, Oberbegriffen sowie der Definition der über das Klassifizierungstool WebDewey oder angezeigt. Es ist natürlich auch möglich, weitere durch eine manuelle Eingabe über ein Makro in der einzelne Schlagwörter oder ganze Schlagwortfolgen WinIBW –, kann der Titel für die Anzeige in der selbst hinzuzufügen. Dazu sucht man, wiederum Deutschen Nationalbibliografie freigegeben werden. im Fenster »Tools«, über den Button GND das korrekte Schlagwort aus und überträgt es in das Erschließungsfenster. Die Darstellung der GND Zukunftsperspektiven im Fenster »Tools« ermöglicht eine gezielte, nach Schlagworttypen gegliederte Recherche. So kann Ein großes Plus des DA-3 ist, wie oben ausgeführt, die Suche z. B. nur auf das Sachschlagwort oder seine übersichtliche Oberfläche und die fast intuitive nur auf Personen eingeschränkt werden. Damit Menüführung. Die Normdaten und Titeldaten wer- wird einer fehlerhaften Verwendung zum Beispiel den sekündlich aktualisiert, sodass es keine Verzöge- von Homonymen und Hinweissätzen vorgebeugt. rungen bei der Übertragung oder unterschiedliche Auch die Zeit- und Formangaben können gezielt Datenstände gibt. Soll der Digitale Assistent DA-3 ausgewählt und eingefügt werden. Die Reihenfol- langfristig das zentrale Tool für die Inhaltserschlie- ge der ausgewählten Schlagwörter im Fenster »Er- ßung der DNB werden, müssen über die effizienten schließung« kann, um eine sinnvollere Abfolge der Möglichkeiten der Fremddatennutzung hinaus weite- Schlagwörter abzubilden, durch einfaches Drag- re Funktionalitäten bedacht und ausgestaltet werden. and-drop verändert werden. Andererseits können Ein entscheidendes Manko des aktuellen Geschäfts- auch einzelne Schlagwörter aus einer übernom- gangs besteht darin, dass zu viele Instrumente 18 Dialog mit Bibliotheken 2021/1 CC BY-SA 3.0
Forum nacheinander eingesetzt werden müssen. Der DA-3 sowie Redaktionstools für die Kommunikation der hat das Potential, eine Zusammenführung der un- GND-Verbundpartner, die derzeit mittels Mailbox- terschiedlichen Arbeitsprozesse und –umgebungen verfahren in der WinIBW erfolgt. Auch muss geprüft in einem einzigen Tool zu ermöglichen. Für die Re- werden, wie sich der DA-3 in die langfristige Planung alisierung eines solchen »one-stop-shop« für die In- eines neuen Katalogisierungsclients einfügen lässt. haltserschließung wäre es von essentieller Bedeutung, Beim letzten Workshop der DA-3 Anwender*innen die Vergabe von DDC-Notationen im eigentlichen hat sich gezeigt, dass ein großer Teil der beschriebe- Sinne sowie von Kurznotationen ebenfalls über den nen Anforderungen und Funktionalitäten auch von DA-3 vornehmen zu können, was durch eine Verbin- anderen DA-3-Anwender*innen benötigt wird und dung zum Client WebDewey gelöst werden könnte. ein starkes Interesse an einem Austausch über die Des Weiteren müssen die Prozesse des Qualitäts- Weiterentwicklungsmöglichkeiten des Tools besteht. managements für die Ergebnisse der maschinellen Auch wenn also noch einiges zu tun ist, bleibt Erschließung, die einen inzwischen unverzichtba- festzuhalten, dass die Integration des DA-3 in die ren Anteil der Inhaltserschließungsaktivitäten an Inhaltserschließung der DNB eine erhebliche Ver- der DNB ausmachen, auch im DA-3 durchgeführt besserung der täglichen Arbeit darstellt. Der Einsatz werden können. Um ein solches Qualitätsmanage- zahlreicher digitaler Features hat nicht nur zu einer ment durchführen zu können, reicht es allerdings deutlichen Komfortsteigerung bei den Erschlie- nicht, wenn ein Schlagwort im DA-3 mit dem Hin- ßungsprozessen geführt, sondern auch die Vernet- weis »maschinell vergeben« deklariert wird. Für eine zung der an der Inhaltserschließung im deutschspra- Analyse und Bewertung der maschinellen Erschlie- chigen Raum beteiligten Instanzen stark gefördert. ßung sind darüber hinaus Informationen über das Mit dem Einsatz des DA-3 dürfte zudem eine er- jeweils verwendete Tool (z.B. Annif) unabdingbar.6 hebliche Effektivitätssteigerung verbunden sein. Last but not least bietet der DA-3 aktuell noch Die entsprechenden Rückmeldungen vieler Kol- keine Möglichkeit, Normdatenpflege zu betreiben. leg*innen geben bereits jetzt Anlass zu der Vermu- Das ist insofern bedauerlich, als die Pflege des Vo- tung, dass der Einsatz des DA-3 sich sehr positiv kabulars von zentraler Bedeutung für eine effiziente auf die Geschwindigkeit der Medienbearbeitung Inhaltserschließung ist. Um dieses Manko zu beseiti- auswirkt. Genaueres wird man allerdings erst nach gen, müssten noch einige weitere Funktionen in das einer Evaluation am Ende der Testphase sagen kön- System integriert werden. Dazu zählen z.B. eine ver- nen. Das Ergebnis dürfte auch von den Verbesse- besserte Katalogrecherche, um das semantische Um- rungen des Tools beeinflusst werden, die noch wäh- feld eines Normdatensatzes einschätzen zu können, rend des Testzeitraums entwickelt werden. Anmerkungen 1 Vgl. Guido Bee: Universalklassifikationen in Bibliotheken des deutschen Sprachraums. In: Heidrun Alex/Guido Bee/Ulrike Junger (Hg.): Klassifikationen in Bibliotheken. Berlin/Boston 2018, S. 23–63, hier S. 56f. 2 Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist allerdings die Zusammenführung der Verbundkataloge des Gemeinsamen Biblio- theksverbunds (GBV) und des Bibliotheksservice-Zentrums Baden-Württemberg im K10plus; vgl. Ralf Goebel/Reiner Diedrichs: K10plus – der Katalog für zehn Bundesländer, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und weitere Einrichtungen. Präsentation auf dem 106. Bibliothekartag, Frankfurt am Main 2017; URL: (letzter Abruf. 06.01.2021) 3 URL: (letzter Abruf: 08.01.2021) 4 Imma Hinrichs/Armin Kühn/Peter Schäuble: Die Weiterentwicklung des Digitalen Assistenten, Version 2 (DA-2). Präsentation auf dem Workshop »Computerunterstützte Inhaltserschließung« am 8./9. Mai 2017 in der UB Stuttgart, URL: (letzter Abruf:06.01.2021) 5 Heidrun Alex (Bearb.): DDC-Sachgruppen der deutschsprachigen Nationalbibliografien: Deutsche Nationalbibliografie, Das Schweizer Buch, Österreichische Bibliografie. Leitfaden zu ihrer Vergabe. Version 1.1, Stand 1. Juni 2014. Frankfurt: Deutsche Nationalbibliothek. URL: (letzter Abruf: 07.01.2021). 6 Zum Qualitätsmanagement vgl. Elisabeth Mödden: Inhaltserschließung im Zeitalter von Suchmaschinen und Volltextsuche. In: B.I.T.online 21 (2018) H.1, S. 47-51, hier S. 48f.; Elisabeth Mödden/Christa Schöning-Walter/Sandro Uhlmann: Maschinelle Inhalts- erschließung in der Deutschen Nationalbibliothek, in: Forum Bibliothek und Information 70 (2018) H. 1, S. 30-35, hier S. 34f. CC BY-SA 3.0 Dialog mit Bibliotheken 2021/1 19
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