Tourismuspolitischer Bericht der Bundesregierung - Legislaturperiode - BMWi
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Impressum Herausgeber Das Bundesministerium für Wirtschaft und Bundesministerium für Wirtschaft Technologie ist mit dem audit berufundfamilie® und Technologie (BMWi) für seine familienfreundliche Personalpolitik Öffentlichkeitsarbeit ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von 11019 Berlin der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der www.bmwi.de Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Stand Mai 2013 Druck Bonifatius GmbH, Paderborn Gestaltung und Produktion PRpetuum GmbH, München Bildnachweis Marco2811 – Fotolia Redaktion Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Öffentlichkeitsarbeit 11019 Berlin www.bmwi.de Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Nicht zulässig ist die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben von Informationen oder Werbemitteln.
Tourismuspolitischer Bericht der Bundesregierung 17. Legislaturperiode
2 Inhaltsverzeichnis Teil 1 – Chancen und Herausforderungen für die Tourismuspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.1 Tourismus – erfolgreicher mittelständischer Wachstumszweig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.2 Wirtschaftsfaktor Tourismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.3 Rahmenbedingungen für den Tourismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 →→ Den demografischen Wandel gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 →→ Gezielte Unterstützung für den touristischen Mittelstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 →→ Soziale Verantwortung im Tourismus stärken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 →→ Nachhaltigen Tourismus stärken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 →→ Internationale Rahmenbedingungen mitgestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Teil 2 – Tourismuspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.1 Wettbewerbsfähigkeit verbessern, Leistung steigern – Schwerpunktprojekte für das Tourismusgewerbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.2 Bildung und Ausbildung im Tourismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 2.3 Regional- und Strukturpolitik für den Tourismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2.4 Reiseland Deutschland – Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Teil 3 – Europäische und internationale tourismuspolitische Zusammenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 3.1 Europäische Tourismuspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 3.2 Bilaterale Zusammenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 3.3 Tourismuspolitische Zusammenarbeit im Rahmen der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 3.4 Tourismuspolitische Zusammenarbeit im Rahmen der UNWTO (Welttourismusorganisation) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Inhaltsverzeichnis 3 Teil 4 – Tourismuspolitische Aktivitäten der anderen Bundesministerien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 →→ Auswärtiges Amt (AA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 →→ Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 →→ Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 →→ Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 →→ Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 →→ Bundesministerium der Finanzen (BMF) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 →→ Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 →→ Bundesministerium für Gesundheit (BMG) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 →→ Bundesministerium des Innern (BMI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 →→ Bundesministerium der Justiz (BMJ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 →→ Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 →→ Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 →→ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Teil 5 – Akteure der Tourismuspolitik in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
4 Teil 1 – C hancen und Herausforderungen für die Tourismuspolitik 1.1 Tourismus – erfolgreicher mittel Beschäftigungspotenziale umfassend entfalten ständischer Wachstumszweig können. Tourismus gehört zu den boomenden und umsatz Als Querschnittssektor wird der Tourismus von vielen starken Wirtschaftszweigen Deutschlands. Gleichzeitig Politikfeldern der Bundesregierung berührt. Da der verleiht die Branche Deutschland ein positives und Tourismus bis auf die wenigen Großen der Branche freundliches Image. Touristische Angebote stärken ganz überwiegend mittelständisch geprägt ist, profitiert Attraktivität und Bekanntheit von Städten und Regio- er besonders von der Mittelstandspolitik der Bundes- nen und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland regierung. insgesamt. Die Tourismuswirtschaft ist äußerst facet- tenreich: Reiseveranstalter und Reisebüros, Hotels und Aktuelle Schwerpunkte der Mittelstandspolitik der Gaststätten in Städten und auf dem Land, Messen, Bundesregierung sind Kongress- und Veranstaltungszentren, Museen, Theater und andere kulturelle Einrichtungen, Campingplätze, →→ das im Sommer 2011 beschlossene Fachkräftekon- Auto-, Boots- oder Fahrradvermieter, Sporteinrichtun- zept der Bundesregierung mit seinen zwei Säulen gen, Vorsorge- und Rehakliniken, Natur- und Freizeit- der besseren Nutzung des inländischen Arbeits parks, Verkehrsunternehmen aus den Bereichen Bus, kräftepotenzials und der Gewinnung von auslän Bahn und Luftverkehr sowie Teile des Einzelhandels dischen Fachkräften durch kluge Zuwanderungs- bieten den Reisenden attraktive Angebote im Urlaub politik, oder auf Geschäftsreise. Tourismus bietet standort gebundene Arbeits- und Ausbildungsplätze. →→ die Sicherung der Mittelstandsfinanzierung durch eine mittelstandsgerechte Ausgestaltung der Ver- Die Tourismuswirtschaft ist in Deutschland ein ökono- einbarungen von „Basel III“ zur Eigenkapitalaus- misches Schwergewicht und ein Jobmotor. 2,9 Millionen stattung von Kreditinstituten auf EU-Ebene, Erwerbstätige sind direkt im Tourismus beschäftigt. Die Branche erzeugt eine Bruttowertschöpfung von →→ die Schaffung von unternehmerischen Freiräumen nahezu 100 Milliarden Euro und damit 4,4 Prozent der durch Bürokratieabbau. So hat das Regierungspro- gesamten Bruttowertschöpfung der deutschen Volks- gramm „Bürokratieabbau und bessere Rechtsetzung“ wirtschaft. Die Konsumausgaben der Touristen in seit 2006 die Bürokratiekosten für die deutsche Deutschland belaufen sich auf fast 280 Milliarden Euro. Wirtschaft bereits um 25 Prozent gesenkt (weitere Das sind beeindruckende Eckdaten einer Branche, Informationen zur Mittelstandsinitiative des Bun- deren Wirtschaftskraft lange Zeit unterschätzt wurde. desministeriums für Wirtschaft und Technologie Der Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung [BMWi] unter www.bmwi.de). betont, dass Deutschland bei den Wachstumszahlen europaweit an der Spitze liegt. Daran hat auch die Tou- rismuswirtschaft einen nicht unerheblichen Anteil. 1.2 Wirtschaftsfaktor Tourismus Die Bundesregierung hat die Rahmenbedingungen Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für Wachstum und Beschäftigung wesentlich verbes- in Deutschland sert und wird dies weiter fortsetzen. Die guten wirtschaftlichen Ergebnisse sind in Deutschland vor Aktuelle und umfassende Zahlen zum ökonomischen allem das Verdienst der vielen kleinen und mittleren Stellenwert des Tourismus in der deutschen Volkswirt- Unternehmen. Ein wettbewerbsfähiger Mittelstand schaft liegen seit Februar 2012 vor. Mithilfe einer steht deshalb für die Bundesregierung im Zentrum international etablierten und mit der deutschen Volks- ihrer Wirtschaftspolitik. Ziel der Mittelstandspolitik wirtschaftlichen Gesamtrechnung konsistenten Vorge- der Bundesregierung ist es, die Rahmenbedingungen hensweise wurde auf Initiative des BMWi eine erneute für das unternehmerische Handeln so zu gestalten, und erweiterte Statistik (nach den Untersuchungen der dass kleine und mittlere Unternehmen ihre Wettbe- Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH werbsfähigkeit ausbauen und Wachstums- und von 2003 und 2005) – ein so genanntes Tourismus-
Teil 1 – Chancen und Herausforderungen für die Tourismuspolitik 5 Satellitenkonto (TSA) – erstellt. Damit ist eine aussage- →→ Rechnet man auch hier die indirekten und indu- kräftige Bewertung der Einkommens- und Beschäfti- zierten Effekte dazu, sind insgesamt 12 Prozent der gungswirkung der deutschen Tourismuswirtschaft gesamten Erwerbstätigen unmittelbar und mittel- möglich. bar im Tourismus beschäftigt. Die Ergebnisse sind eindrucksvoll: →→ Damit schafft jeder direkte touristische Arbeitsplatz 0,7 weitere Stellen in vor- und nachgelagerten →→ Die deutsche Tourismuswirtschaft erwirtschaftete Bereichen. im Jahr 2010 mit 97 Milliarden Euro einen direkten Anteil von 4,4 Prozent an der gesamten Brutto- Ingesamt zeigt sich, dass die Tourismuswirtschaft ein wertschöpfung der Volkswirtschaft. umsatzstarker Beschäftigungsmotor und damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Deutschland ist →→ Rechnet man die indirekten Effekte, zum Beispiel (Studie zum Download unter www.bmwi.de). Vorleistungen, und die induzierten Effekte (direkte und indirekte Einkommen, die für Konsumzwecke im Inland verausgabt werden, wodurch weiteres Positiver Trend der Tourismusentwicklung Einkommen und weitere Beschäftigung entsteht) dazu, ergibt sich mit rund 214 Milliarden Euro ein Die Ergebnisse des Tourismusjahres 2012 in Deutsch- Anteil des Tourismus an der gesamten Bruttowert- land waren hervorragend. Zum dritten Mal in Folge schöpfung von 9,7 Prozent. konnte ein Rekordwert an touristischen Übernachtun- gen erzielt werden. Und zum ersten Mal wurde die →→ Damit generiert jeder Euro Bruttowertschöpfung, Grenze von 400 Millionen Übernachtungen mit 407,3 der direkt durch touristischen Konsum erbracht Millionen Übernachtungen übertroffen. Das war ein wird, zusätzlich 1,25 Euro an indirekter und indu- Wachstum gegenüber dem Vorjahr von 3,6 Prozent. zierter Wertschöpfung. Besondere Dynamik kam dabei aus dem Ausland: Die Übernachtungen ausländischer Gäste in Deutschland →→ Mit 57,1 Milliarden Euro leistet dabei das Gast kletterten 2012 um 8,1 Prozent auf 68,8 Millionen gewerbe den größten Beitrag. (siehe Schaubild 1, Seite 6). Auch die Bedeutung von Geschäftsreisen wurde erfasst: Süddeutschland ist beliebteste Urlaubsregion in 2010 wurden in Deutschland 57,2 Milliarden Euro Deutschland: Von den insgesamt 407,3 Millionen Über durch Geschäftsreisende ausgegeben, 14,7 Milliarden nachtungen 2012 in Deutschland entfallen allein auf Euro durch ausländische und 42,5 Milliarden Euro Bayern und Baden-Württemberg knapp 131,8 Millio- durch inländische Geschäftsreisende. Insgesamt sind nen (Anteil von über 32 Prozent an den Gesamtüber- das gut 20 Prozent des gesamten touristischen Konsums nachtungen) (siehe Schaubild 2, Seite 6). in Deutschland in Höhe von 278,3 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr 2011 konnten vor allem die Der Tourismus schafft und erhält in Deutschland Ar Stadtstaaten Hamburg und Berlin punkten. Hier waren beitsplätze. Dabei sind diese zu einem großen Teil an 2012 die höchsten Zuwachsraten bei den Übernachtun den Standort gebunden und damit für die Regionen gen zu verzeichnen, was den positiven Trend zum Städte besonders wertvoll. Auch hierfür gibt es beeindruckende tourismus unterstreicht (siehe Schaubild 3, Seite 7). Zahlen: →→ 2,9 Millionen Erwerbstätige sind in Deutschland direkt in der Tourismusbranche beschäftigt; das sind 7 Prozent aller Erwerbstätigen.
6 Teil 1 – Chancen und Herausforderungen für die Tourismuspolitik Schaubild 1: Entwicklung der Übernachtungen in- und ausländischer Gäste in gewerblichen Beherbergungsbetrieben in Deutschland seit 2006 Übernachtungen in Deutschland in Millionen 420 407,3 400 393,2 380,3 380 369,5 368,7 361,8 360 351,2 340 320 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Quelle: Statistisches Bundesamt Wiesbaden, ab 2011 Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben mit 10 und mehr Schlafgelegenheiten bzw. auf Campingplätzen mit 10 und mehr Stellplätzen Schaubild 2: Übernachtungen 2012 in Millionen 90 84,1 80 70 60 50 47,7 45,4 40,0 40 30,0 30 27,9 24,9 24,5 21,1 20 18,4 11,5 10,6 10 9,7 7,3 2,3 1,9 0 b - al - er - en n n en n n z g rg n lt nd n m en tf in m rg al ur r se rli ei ge se ha bu ye em ss No erg ed en n la es he Pf om bu st te ad nb ch Be ch in An Ba He ar m ol d- W rdr Br rp len ür B sa de Sa Sa Ha n- -H an Th er an Vo k se ig nl c Br e t ch w ei ür M Ni es Sa Rh W hl Sc Quelle: Statistisches Bundesamt Wiesbaden, Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben mit 10 und mehr Schlafgelegenheiten bzw. auf Campingplätzen mit 10 und mehr Stellplätzen
Teil 1 – Chancen und Herausforderungen für die Tourismuspolitik 7 Schaubild 3: Übernachtungen 2012 Veränderungen zum Vorjahr in Prozent 14 12 11,6 11,4 10 8 6,1 6 4,7 4,3 4,1 4,0 4 3,6 3,5 2,8 2,4 2 1,7 1,3 0,1 0 -0,7 -2 -1,5 -1,9 -4 er - ei - be n- al - nd rg n n lt n g en n n en z sa d m rg lst ig tf in al ru ge se rli se r ha ge lan bu ye em de em ss Sc n n rg t Th en la Ho esw es he Pf om bu nb ch ch m Be in An He ar Ba m tt Ba h d- W rdr Br rp len ür sa Sa de sc Sa hl Ha n- an er ut No an Vo eck se nl ed De Br ch ei ür M Ni Sa Rh W Statistisches Bundesamt Wiesbaden, Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben mit 10 und mehr Schlafgelegenheiten bzw. auf Campingplätzen mit 10 und mehr Stellplätzen Zunehmende Bedeutung ausländischer Gäste Europa mit 52,1 Millionen Übernachtungen – dies ent- spricht einem Anteil von 75,7 Prozent. Von den insgesamt 407,3 Millionen Übernachtungen in den deutschen Beherbergungsbetrieben im Jahr 2012 Aus den Niederlanden kommen dabei die meisten aus- wurden 68,8 Millionen Übernachtungen von Gästen ländischen Touristen – dies entspricht einem Anteil aus dem Ausland getätigt. Dies entspricht einem Anteil von knapp 16 Prozent aller ausländischen Übernach- von 16,9 Prozent. Dabei dominieren die Gäste aus tungen im Jahr 2012. Übernachtungen ausländischer Touristen in Deutschland 2012 Rang Herkunftskontinente in Mio. Anteil in % 1 Europa 52,09 75,7 2 Asien 7,24 10,5 3 Amerika 6,84 9,9 4 Australien, Ozeanien 0,81 1,2 5 Afrika 0,62 0,9 ohne Angaben 1,23 1,8 Quelle: Statistisches Bundesamt Wiesbaden, Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben mit 10 und mehr Schlafgelegenheiten bzw. auf Campingplätzen mit 10 und mehr Stellplätzen
8 Teil 1 – Chancen und Herausforderungen für die Tourismuspolitik Rang Herkunftsland 2010 2011 2012 in Mio. Übernachtungen ausländischer Touristen in Deutschland gesamt 60,3 63,7 68,8 davon aus: 1 Niederlande 10,5 10,7 10,9 2 Schweiz 4,2 4,8 5,2 3 USA 4,8 4,7 4,9 4 Vereinigtes Königreich 4,2 4,3 4,5 5 Italien 3,3 3,3 3,5 6 Österreich 2,8 3,0 3,2 7 Frankreich 2,7 2,9 3,1 8 Belgien 2,6 2,8 2,9 Quelle: Statistisches Bundesamt Wiesbaden, Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben mit 10 und mehr Schlafgelegenheiten bzw. auf Campingplätzen mit 10 und mehr Stellplätzen, Reihenfolge der Quellmärkte entsprechend Daten für 2012 Geschäftsreisen – wichtiger und wachsender Teil des schen Hotels ausgegeben wird, kommt von Geschäfts- Deutschland-Tourismus reisenden. Geschäftsreisende lassen mehr Geld am Ort als Urlaubsreisende, die so genannte Umwegrentabili- Auch das Geschäftsreiseziel Deutschland ist beliebt wie tät (indirekter Nutzen durch Ausgaben für Taxi, Hotel, nie: Die Geschäftsreisen der Europäer nach Deutsch- Restaurant, Geschäfte etc.) ist hoch. Die Erfolgsfaktoren land sind 2012 auf knapp 13 Millionen gestiegen, was Deutschlands sind das gute Preis-Leistungs-Verhältnis, einem Zuwachs von 12,3 Prozent gegenüber 2011 ent- die hochwertigen Tagungshotels, Kongresszentren und spricht. Deutschland ist weltweit Nummer eins für Event Locations, das gute Image, die im internationalen internationale Messen, drei der fünf größten Messege- Vergleich gute Sicherheitslage in den Städten und die lände der Welt liegen in Deutschland. Deutschland ist hohe Innovationsfähigkeit. Die USA, China und Groß- in Europa Tagungs- und Kongressland Nummer eins. britannien sind die wichtigsten Quellmärkte für Geschäftsreisen nach Deutschland. Geschäftlich motivierter Tourismus hat in Deutschland eine überproportional hohe Bedeutung: 27 Prozent 48 Prozent der Konsumausgaben im Geschäftsreise- aller europäischen Reisen nach Deutschland sind markt durch Übernachtungsgäste kommen von aus- geschäftlich begründet. Jeder zweite Euro, der in deut- ländischen Gästen: Inländische Gäste Ausländische Gäste (mit Übernachtung) (mit Übernachtung) Privat- Geschäfts- Privat- Geschäfts- reisende reisende reisende reisende 13,5 Mrd. € 14,6 Mrd. € Konsumausgaben 66,7 Mrd. € 20,6 Mrd. € Anteil 48 % Anteil 52 % 81,3 Mrd. € 34,1 Mrd. € Summe Anteil 70 % Anteil 30 % Übernachtungsgäste 115,4 Mrd. € insgesamt = 41 % des touristischen Gesamtkonsums in Deutschland von 278,3 Mrd. € Quelle: Deutsche Zentrale für Tourismus e. V./Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft e. V./Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung econ 2012
Teil 1 – Chancen und Herausforderungen für die Tourismuspolitik 9 Schaubild 4: Internationale Touristenankünfte im Jahr 2012 in Millionen Afrika 52,3 Mittlerer Osten 52,6 Amerika Europa 162,1 534,8 Asien/Pazifik 232,9 Wachstumsprognose 2013 weltweit +3 bis +4 Prozent Quelle: UNWTO World Tourism Barometer, Januar 2013 Tourismus weltweite Boombranche Davon profitiert die deutsche Tourismuswirtschaft, denn das Reiseziel Deutschland hat international und Der Tourismus spielt weltweit eine immer wichtigere auch im Inland in den letzten Jahren an Renommee Rolle bei der Schaffung von Wachstum, Beschäftigung und Popularität deutlich gewonnen. und der Armutslinderung. Im Jahr 2012 haben sich weltweit erstmals mehr als eine Milliarde Menschen Im Jahr 2012 konnten weltweit ca. 1,035 Milliarden auf eine touristische Reise ins Ausland begeben. Damit internationale Touristenankünfte (Hochrechnung der ist die Zahl der Auslandstouristen seit 1950 um das Vier UNWTO) verzeichnet werden, ein Plus von 3,8 Prozent zigfache gestiegen. Bis zum Jahr 2030 – so schätzt die im Vergleich zum Vorjahr. Allein nach Europa reisten Welttourismusorganisation (UNWTO) – dürfte die An 534,8 Millionen Menschen, was einem prozentualem zahl der Touristenankünfte weltweit sogar auf 1,8 Mil- Anteil an den weltweiten Ankünften von 51,7 Prozent liarden ansteigen. entspricht.
10 Teil 1 – Chancen und Herausforderungen für die Tourismuspolitik Deutschland auf Platz 8 der beliebtesten Reiseländer Deutschland liegt auf Platz 6 bei den touristischen weltweit Einnahmen weltweit Deutschland lag im Jahr 2011 mit 28,4 Millionen inter- Im Jahr 2011 haben ausländische Gäste während ihres nationalen Touristenankünften auf der Beliebtheits- Aufenthalts in Deutschland 27,9 Milliarden Euro aus- skala weltweit auf Platz 8, hinter Frankreich, den USA, gegeben. Damit lag Deutschland bei den Einnahmen China, Spanien, Italien, der Türkei und Großbritannien. weltweit auf Platz 6 (siehe Schaubild 6). Im Vergleich zum Vorjahr konnte damit ein Zuwachs von 5,6 Prozent erreicht werden (siehe Schaubild 5). Schaubild 5: TOP 10 Destinationen nach internationalen Touristenankünften 2011 Ankünfte in Millionen Frankreich 81,4 Vereinigte Staaten 62,7 China 57,6 Spanien 56,2 Italien 46,1 Türkei 34,0 Großbritannien 29,3 Deutschland 28,4 Malaysia 24,7 Mexiko 23,4 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Quelle: UNWTO World Tourism Barometer, Januar 2013; Internationale Touristenankünfte in USA, China, Spanien, Italien, Türkei, GB, Malaysia und Mexiko nach Grenzankünften, in Frankreich und Deutschland Ankünfte in allen Beherbergungseinrichtungen. Für 2012 liegen noch nicht für alle Länder Daten vor. Schaubild 6: Einnahmen im Tourismusgewerbe durch internationale Gäste im Jahr 2011 in Milliarden Euro Vereinigte Staaten 83,4 Spanien 43,0 Frankreich 39,2 China 34,8 Italien 30,9 Deutschland 27,9 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Quelle: UNWTO World Tourism Barometer, Januar 2013. Für 2012 liegen noch nicht für alle Länder Daten vor.
Teil 1 – Chancen und Herausforderungen für die Tourismuspolitik 11 Deutschland auf Platz 1 bei Ankünften in Hotels, Deutschland auf Platz 3 bei Übernachtungen in Hotels, Gasthöfen und Pensionen innerhalb der EU Gasthöfen und Pensionen innerhalb der EU Deutschland ist ein äußerst beliebtes Reiseland. Im 2011 erreichte Deutschland EU-weit den 3. Platz bei Jahr 2011 stand Deutschland innerhalb der EU mit den Übernachtungen von inländischen und ausländi- 115,6 Millionen Ankünften in- und ausländischer schen Gästen in Hotels, Gasthöfen und Pensionen. Mit Gäste in Hotels, Gasthöfen und in Pensionen an erster 240,8 Millionen Übernachtungen lag Deutschland hin- Stelle (siehe Schaubild 7). ter Spanien und Italien und noch vor Frankreich und Großbritannien (siehe Schaubild 8). Schaubild 7: Ankünfte in Hotels, Gasthöfen und Pensionen von In- und Ausländern in der EU im Jahr 2011 in Millionen Deutschland 115,6 Frankreich 110,2 Spanien 85,4 Italien 83,1 Großbritannien 60,6 0 20 40 60 80 100 120 140 Quelle: EUROSTAT (Stand 18.03.2013); Ankunft eines Inländers oder Nichtinländers, der sich in einem Hotel oder einem ähnlichen Betrieb anmeldet. Schaubild 8: Übernachtungen in Hotels, Gasthöfen und Pensionen von In- und Ausländern in der EU im Jahr 2011 in Millionen Spanien 286,7 Italien 259,9 Deutschland 240,8 Frankreich 202,3 Großbritannien 150,9 0 50 100 150 200 250 300 350 Quelle: EUROSTAT (Stand 18.03.2013); Als Übernachtung eines Inländers oder Nichtinländers gilt jede Nacht, die ein Gast in einem Hotel oder ähnlichen Betrieb verbringt bzw. für die er dort gemeldet ist; die tatsächliche Anwesenheit ist dabei nicht von Belang.
12 Teil 1 – Chancen und Herausforderungen für die Tourismuspolitik 1.3 Rahmenbedingungen für den Tourismus Das vom BMWi geförderte Projekt „Innovativer Ge sundheitstourismus in Deutschland“ (siehe auch Teil 2.1 Den demografischen Wandel gestalten Wettbewerbsfähigkeit verbessern, Leistung steigern – Schwerpunktprojekte für das Tourismusgewerbe) hat Fachkräfte für den Tourismus gezeigt: Erfolgsfaktoren in diesem jungen Markt sind Spezialisierung, strikte Qualitätsorientierung sowie Der demografische Wandel verändert auch die Arbeits- Netzwerke und Kooperationen zwischen Tourismus märkte im Tourismus. So ist der zunehmende Fach- und Gesundheitswirtschaft. Da aus Patienten Kunden kräftemangel für die gesamte Wirtschaft, aber auch für werden, muss auf der einen Seite die Gesundheitswirt- den Tourismus ein enorm wichtiges Thema. Einigen schaft im Servicebereich innovativer werden. Und auf touristischen Berufen fehlt bereits heute der Nach- der anderen Seite erfordert der wachsende medizini- wuchs. Deshalb kommt es darauf an, die Attraktivität sche Anspruch der Kunden Innovationen bei den des „Arbeitsplatzes Tourismus“ zu erhöhen. Der seit touristischen Angeboten (www.innovativer- Mai 2011 neue Ausbildungsberuf „Tourismuskauffrau/ gesundheitstourismus.de und www.bmwi.de). Tourismuskaufmann (Kaufmann/Kauffrau für Privat- und Geschäftsreisen)“ ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Signal für die Branche und für junge Barrierefreiheit Menschen (siehe auch Teil 2.2 Bildung und Ausbildung im Tourismus). Auch die Branche selbst hat inzwischen Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass allen vielfältige Aktivitäten entwickelt, um die Arbeits- und Menschen die Teilhabe am Tourismus in Deutschland Ausbildungsbedingungen zu verbessern und ein positi- ermöglicht wird. Durch eine Fülle von Maßnahmen veres Image zu erreichen. Zusätzlich zum Fachkräfte- sollen die touristischen Angebote zunehmend barriere konzept der Bundesregierung lässt das BMWi derzeit frei gestaltet werden, so dass diese auch für mobili den konkreten Fachkräftebedarf im Bereich Tourismus tätseingeschränkte Menschen zugänglich sind. Von untersuchen (siehe auch Teil 2.1 Wettbewerbsfähigkeit barrierefreien Angeboten in der gesamten touristischen verbessern, Leistung steigern – Schwerpunktprojekte Servicekette profitieren auch ältere Menschen oder für das Tourismusgewerbe). Ziel ist gleichermaßen die Familien mit kleinen Kindern. Barrierefreiheit bedeu- Ermittlung genauer Anforderungsprofile für die Be tet die Wertschätzung aller Menschen und ist damit schäftigten sowie für die Unternehmen, damit sie Teil der Willkommenskultur in Deutschland. Aktuell durch die Akquirierung geeigneter Arbeitskräfte ihre fördert das BMWi im Bereich barrierefreier Angebote Wettbewerbsfähigkeit erhalten können. Qualität, Transparenz und Information (siehe auch Teil 2.1 Wettbewerbsfähigkeit verbessern, Leistung steigern – Schwerpunktprojekte für das Tourismusgewerbe) und Neuer Markt Gesundheitstourismus trägt damit zur Umsetzung der Behindertenrechts konvention der Vereinten Nationen bei (siehe auch Gesundheitstourismus ist ein noch junges Geschäfts- www.un.org.disabilities). feld, dem beträchtliche Wachstumsaussichten beschei- nigt werden. Vier Trends begünstigen diese Entwicklung. Erstens das steigende Gesundheitsbewusstsein der Gezielte Unterstützung für den touristischen Menschen, das vielfach Teil des Lebensstils ist, zweitens Mittelstand der Wunsch vieler Menschen, sich ihre Gesundheit auch in höherem Alter zu erhalten, drittens der medi- Gebündelte Auslandsvermarktung durch die Deutsche zinische Fortschritt – Deutschland ist im Bereich Medi- Zentrale für Tourismus zintechnik Weltspitze – und viertens der Wandel des Gesundheitssystems: Aus dem ehemals kurgeprägten Die mittelständische Struktur der Tourismuswirtschaft Anbietermarkt ist zunehmend ein Nachfragermarkt erfordert einen starken Partner für ein gebündeltes geworden. Auslandsmarketing. Die Deutsche Zentrale für Touris- mus (DZT) (siehe auch Teil 2.4 Reiseland Deutschland – die Deutsche Zentrale für Tourismus) ist das nationale
Teil 1 – Chancen und Herausforderungen für die Tourismuspolitik 13 „Tourist Board“ Deutschlands. Sie entwickelt und Deutschland. 22 von 27 EU-Staaten erheben den er kommuniziert Strategien und Produkte, um das posi- mäßigten Steuersatz, darunter alle Nachbarstaaten tive Image der deutschen Reisedestinationen im Aus- Deutschlands mit Ausnahme von Dänemark. Die land auszubauen und den Incoming-Tourismus nach Mehrwertsteuersenkung hat positive Auswirkungen Deutschland zu steigern. Die Marketing- und Vertriebs für Gäste, Mitarbeiter und das Handwerk, denn die aktivitäten beruhen auf einer detaillierten Marktana- Hoteliers investieren in Erweiterung oder Erhalt ihrer lyse und Marktbewertung in den Quellmärkten. Dazu Häuser, in die Einstellung von Mitarbeitern und Aus- unterhält die DZT weltweit sechs Regionalmanagements zubildenden sowie in Qualifikationsmaßnahmen ihrer mit 30 Ländervertretungen auf fünf Kontinenten. Die Beschäftigten. Eine Auswertung der Saisonumfrage des Bundeszuwendung an die DZT beträgt nach Aufsto- Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) ckung um 0,5 Millionen Euro in 2013 insgesamt 28,275 2009–2012 durch den Ostdeutschen Sparkassenverband Millionen Euro. Die zusätzlichen Mittel fließen in das zeigt einen deutlichen und nachhaltigen Anstieg der neue Auslandsbüro in Belgrad für die Marktbearbei- Investitionsbereitschaft im Gastgewerbe mit Einfüh- tung von Südosteuropa, einem wichtigen aufstreben- rung der ermäßigten Mehrwertsteuer. Die Bundesre- den Markt für den Incoming-Tourismus nach Deutsch- gierung geht davon aus, dass das Wachstumsbeschleu- land. Die DZT kooperiert weltweit mit den deutschen nigungsgesetz wesentlich zu einem Investitionsschub Auslandshandelskammern, dem Auslandsmessereferat in der deutschen Hotellerie beigetragen hat. des BMWi und dem Ausstellungs- und Messeausschuss der Deutschen Wirtschaft AUMA (siehe auch www.germany.travel.de). Freiräume schaffen, Belastungen abwehren Immer wieder sieht sich die Tourismusbranche – wie Ländliche Räume professionalisieren andere Wirtschaftszweige auch – Interessenkonflikten ausgesetzt, die ihre Wirtschaftskraft und Wettbewerbs- Wachstumstreiber im Deutschland-Tourismus ist fähigkeit beeinträchtigen können. Der Tourismusbeauf derzeit der Städtetourismus. Die ländlichen Räume tragte der Bundesregierung, Ernst Burgbacher, versucht mit ihren vielen kleinen und mittleren Anbietern sind in seiner koordinierenden Funktion tourismusverträg- deutlich wachstumsschwächer. Gerade in den häufig liche Lösungen zu erreichen oder zu initiieren. Im Be strukturschwachen ländlichen Gebieten hat der Tou- richtszeitraum sind insbesondere folgende Themen rismus aber eine besondere Bedeutung für Arbeits- hervorzuheben: plätze und Einkommen. Deshalb sollen die Ergebnisse des Projektes „Tourismusperspektiven in ländlichen →→ Hygieneampel: Das BMWi hat sich mit seiner Ab Räumen“ Attraktivität und Professionalität in ländlichen lehnung einer bundesweiten „Hygieneampel“ bei Räumen einen Schub geben (siehe auch Teil 2.1 Wett- Gaststätten durchgesetzt, um die Unternehmen bewerbsfähigkeit verbessern, Leistung steigern – vor einer existenzbedrohlichen Prangerwirkung Schwerpunktprojekte für das Tourismusgewerbe). und Bürokratiebelastung zu schützen. Den Trans- Nachholbedarf besteht insbesondere in den Bereichen parenzbedürfnissen von Verbraucherinnen und Qualifizierung, Qualitäts- und Innovationsmanage- Verbrauchern ist durch die Novelle des Verbrauche- ment, Vernetzung und Marketing. Ausgewählte Best- rinformationsgesetzes und das neue Lebens- und Practice-Beispiele geben konkrete Handlungsempfeh- Futtermittelgesetzbuch ausreichend Rechnung lungen (siehe auch www.tourismus-fuers-land.de). getragen. →→ Bettensteuer: Die Belastung touristischer Über- Mehrwertsteuersenkung für Hotellerie nachtungen durch so genannte Bettensteuern läuft der Willkommenkultur in Deutschland entgegen. Ziel der Mehrwertsteuersenkung für Beherbergungs- Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts leistungen zum 01. Januar 2010 war die Stärkung der vom Juli 2012, das Bettensteuern nur für private, Wettbewerbsfähigkeit der Hotelleriebranche im euro- nicht aber für geschäftliche Übernachtungen zulässt, päischen Vergleich und damit des Tourismusstandortes sehen die Branche und der Tourismusbeauftragte
14 Teil 1 – Chancen und Herausforderungen für die Tourismuspolitik der Bundesregierung das Instrument der Betten- des zweiten Aktionsplans zum Schutz von Kindern und steuer auch wegen des bürokratischen Aufwands Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung für alle Beteiligten umso mehr infrage gestellt. sowie mit einer trilateralen Aufklärungskampagne mit der Schweiz und Österreich gegen Kindesmissbrauch →→ Umweltzonen: Derzeit werden Gespräche zwi- im Tourismus. Auch die Reisebranche und zahlreiche schen Bund und Ländern über die gegenseitige Nichtregierungsorganisationen haben einen entspre- Anerkennung einmal erteilter Ausnahmegenehmi- chenden Verhaltenskodex vereinbart. Ziel ist der Schutz gungen geführt, auf die sich die drei Bundesminis- von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Ausbeu- ter für Wirtschaft, Verkehr und Umwelt geeinigt tung im Tourismus insbesondere durch Aufklärung haben. Ziel ist die vereinfachte Handhabung und Sensibilisierung der Touristen sowie Schulungen unterschiedlicher Ausnahmeregelungen in den zum verantwortungsbewussten Agieren von Mitarbei- Umweltzonen für Teile des Mittelstands und die tern der Reisebranche (siehe auch Teil 4 – Tourismus- Tourismuswirtschaft. politische Aktivitäten der anderen Bundesministerien, BMFSFJ, BMI, BMJ). →→ Sommerferienzeitraum: Die Bundesregierung, die Wirtschaftsminister der Länder und der Bund-Län- der-Ausschuss Tourismus sprechen sich für die Nachhaltigen Tourismus stärken weitgehende Ausschöpfung des 90-Tage-Gesamt- zeitraums für die Sommerferien in den Bundes Wettbewerbsvorteil Naturerlebnis in Deutschland ländern aus. Eine entsprechende Entzerrung der herausstellen Ferienzeiten ist tourismuspolitisch vorteilhaft, da sie helfen kann, Verkehrsspitzen zu beruhigen und Eine intakte Natur und Umwelt gehört zu den wich- Ferienregionen gleichmäßiger auszulasten. tigsten wirtschaftlichen Grundlagen des Tourismus. Für viele Urlauber ist sie ein wichtiges Kriterium für die Wahl ihres Urlaubsziels. Schließlich gehört die Soziale Verantwortung im Tourismus stärken Erholung in Natur und Landschaft zu den beliebtesten Urlaubserlebnissen. In Deutschland mit seiner an Ethik und Menschenrechte im Tourismus spruchsvollen Umwelt- und Klimapolitik gibt es eine Fülle nachhaltiger Tourismusangebote. Die Bundesre- Die Bundesregierung setzt sich für einen nachhaltigen gierung unterstützt diese Entwicklung. So fördert sie und sozial verträglichen Tourismus ein und bekennt u. a. die nachhaltige touristische Erschließung der ca. sich zum Globalen Ethikkodex im Tourismus, der als 130 Nationalen Naturlandschaften (Nationalparke, Bio- Kompass für einen verantwortungsvollen Tourismus sphärenreservate, Naturparke), Qualitätssteigerungen bereits 1999 von der Welttourismusorganisation und Vermarktung von naturnahen Urlaubs- und Erho- (UNWTO) verabschiedet wurde. Mit der 2012 erfolgten lungsaktivitäten, Projekte für nachhaltige Mobilität Unterzeichnung des Kodex durch den Bundesverband sowie Energie- und Ressourceneffizienz mittels einer der Deutschen Tourismuswirtschaft e. V. (BTW) und Energiesparkampagne im Gastgewerbe. Außerdem will den Deutschen ReiseVerband e. V. (DRV) setzt auch die die Bundesregierung gute Erfahrungen für ein nach- deutsche Tourismusbranche ein deutliches Signal für haltiges Destinationsmanagement in die Hauptzielge- verständnis- und respektvolles Verhalten gegenüber biete deutscher Touristen im Ausland weitervermitteln den eigenen Mitarbeitern, den Menschen in den Gast- (siehe auch Teil 4 – Tourismuspolitische Aktivitäten der ländern sowie gegenüber dem globalen Natur- und anderen Bundesministerien, BMU und BMZ). Kulturerbe (siehe auch www.unwto.org). Wettbewerbsvorteil innovativer Produkte wie Green Missbrauch von Kindern verhindern Meetings herausstellen Der weltweite Boom des Tourismus hat auch Schatten- Geschäftsreisen, Messen und der MICE-Markt (Meetings, seiten. Die Bundesregierung engagiert sich im Rahmen Incentives, Kongresse und Events) sind ein vitaler und
Teil 1 – Chancen und Herausforderungen für die Tourismuspolitik 15 innovativer Teil der Tourismuswirtschaft in Deutsch- Nachhaltige Tourismusentwicklung durch Internationale land. Viele Unternehmen unterschiedlicher Wirt- Organisationen stärken schaftszweige und auch die Veranstaltungswirtschaft haben inzwischen den Nutzen nachhaltigen Handelns Das BMWi vertritt Deutschland im Tourismusaus- für ihr Image und ihren dauerhaften Erfolg erkannt. schuss der OECD und ist seit 1976 Vollmitglied der Deshalb setzen sie zunehmend auf so genannte „Green UNWTO. Die UNWTO sieht in der Entwicklung eines Meetings“. Die Spitzenposition Deutschlands auf zahl- verantwortungsbewussten, nachhaltigen und für alle reichen Feldern der Umwelttechnologie hat die Ent- zugänglichen Tourismus ein Instrument zur Erreichung wicklung dieser innovativen Dienstleistung begünstigt. der Millenniumsentwicklungsziele (Millennium Deve- Suchen Unternehmen ein nachhaltiges Konzept für lopment Goals – MDGs) zur Reduzierung von Armut ihre umwelt- und klimafreundlichen sowie energie und Stärkung der nachhaltigen Entwicklung. Der ge effizienten Events, finden sie in Deutschland die wachsenen internationalen Bedeutung des Tourismus führenden Anbieter (siehe auch www.germany.travel/ tragen auch die Staats- und Regierungschefs der G20 green-meetings). Rechnung. Im Rahmen der so genannten T20-Initiative haben die Tourismusminister in intensiven Verhand- lungen unter Beteiligung des Tourismusbeauftragten Internationale Rahmenbedingungen mitgestalten der Bundesregierung, Ernst Burgbacher, erreicht, dass in der Abschlusserklärung des G20-Gipfels 2012 erstmals Wettbewerb und Subsidiarität in der EU-Tourismuspolitik explizit die Rolle des Tourismus für die Schaffung von Arbeitsplätzen und globalem Wachstum gewürdigt Mit dem Lissabon-Vertrag hat die Europäische Union wird und deshalb Reiseerleichterungen angestrebt erstmals eine Zuständigkeit für den Tourismus erhalten. werden (siehe auch Teil 3 – Europäische und interna Die Bundesregierung begrüßt Rahmenbedingungen tionale tourismuspolitische Zusammenarbeit). auf europäischer Ebene, die der ökonomischen Bedeu- tung des Tourismus gerecht werden. Globale Heraus- forderungen wie der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität oder die Alterung der Gesellschaft brau- chen den europäischen Blickwinkel. Aber die EU-Kom- mission muss sich bei der Ausübung ihrer Tourismus- Kompetenz immer in den Grenzen ihrer subsidiären Zuständigkeit bewegen. Von tourismuspolitischen Maßnahmen auf europäischer Ebene müssen ein ech- ter Mehrwert und keine zusätzlichen bürokratischen Lasten oder gar wettbewerbsverzerrende Programme ausgehen. Dagegen begrüßt die Bundesregierung euro- päisches Engagement für Bildung und Ausbildung, Barrierefreiheit und die Nutzung moderner Technolo- gien im Tourismus sowie das europäische Natur- und Kulturerbe (siehe auch Teil 3.1 – Europäische Touris- muspolitik).
16 Teil 2 – Tourismuspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 2.1 Wettbewerbsfähigkeit verbessern, →→ Fortbildungen für Fach- und Führungskräfte aus Leistung steigern – Schwerpunktprojekte allen Bereichen des Tourismus werden bis 2013 für das Tourismusgewerbe ebenfalls gefördert. Zentrales Ziel der Tourismuspolitik der Bundesregie- Die Bundesregierung stellt jährlich rund 1,6 Millionen rung ist es, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit Euro für die Projektförderung zur Verfügung. der deutschen Tourismuswirtschaft zu steigern. Im Rahmen der Projektförderung werden folgende Schwerpunkte gesetzt: Zusammenarbeit mit Verbänden der Tourismuswirtschaft →→ Einzelprojekte zur Marktbeobachtung, Qualitäts- steigerung von Produkten und der Absatzförderung Die Zusammenarbeit des BMWi und weiterer Bundes- werden unterstützt, insbesondere spezifische Ver- ressorts mit zahlreichen Verbänden der Tourismus- marktungshilfen für innovative Produkte und Pro- wirtschaft ist insbesondere bei der Durchführung der jekte zur Qualitätssteigerung im Tourismus. Diese Projekte zur Verbesserung der Wettbewerbs- und Inno- dienen dazu, die einzelbetriebliche Leistungsfähig- vationsfähigkeit der touristischen Leistungsträger keit und die umweltverträgliche Entwicklung des äußerst hilfreich. Das spezielle Know-how der Ver- Tourismus zu fördern. bände gibt wichtige Hinweise für die praxisnahe Aus- gestaltung der Projekte und stellt allgemein einen →→ Untersuchungen wirtschaftlicher, technischer oder wertvollen Beitrag im konstruktiven Dialog zwischen anderer Art, zwischenbetriebliche Vergleiche und Tourismuswirtschaft, Nichtregierungsorganisationen Grundlagenarbeiten sowie und Bundesregierung dar. Das BMWi arbeitete u. a. mit folgenden Verbänden und Organisationen zusammen: Verband/Organisation Internet-Adresse ADAC Allgemeiner Deutscher Automobilclub e. V. www.adac.de Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V. (ADFC) www.adfc.de Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in Deutschland www.barrierefreie-reiseziele.de Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) www.adv-net.org asr Allianz selbständiger Reiseunternehmen – Bundesverband e. V. www.asr-berlin.de Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e. V. (BAGSO) www.bagso.de Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutschland e. V. www.landsichten.de Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen www.bag-selbsthilfe.de und ihren Angehörigen (BAG Selbsthilfe) BundesForum Kinder- und Jugendreisen e. V. www.bundesforum.de Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland e. V. (BVCD) www.bvcd.de Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften e. V. (BDF) www.bdf.aero Bundesverband der Deutschen Incoming-Unternehmen e. V. (BDIU) www.bvdiu.org Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft e. V. (BTW) www.btw.de Bundesverband der Gästeführer in Deutschland e. V. (BVGB) www.bvgd.org Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer e. V. (BDO) www.bdo-online.de Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte e. V. (BVKM) www.bvkm.de Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e. V. (BSK) www.bsk-ev.org Bundesverband Wassersportwirtschaft e. V. www.bvww.org Bundesvereinigung Kanu e. V. (BVKanu) www.kanutouristik.de Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e. V. www.lebenshilfe.de Deutsche Gesellschaft für Tourismuswissenschaft e. V. www.dgt.de Deutsche Zentrale für Tourismus e. V. (DZT) www.germany.travel
Teil 2 – Tourismuspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 17 Verband/Organisation Internet-Adresse Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV) www.dbsv.org Deutscher Gehörlosen-Bund e. V. www.gehoerlosen-bund.de Deutscher Heilbäderverband e. V. (DHV) www.deutscher-heilbaederverband.de Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e. V. (DEHOGA) www.dehoga.de Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) www.dihk.de Deutscher Kanu-Verband e. V. (DKV) www.kanu.de Deutscher Landkreistag (DLT) www.landkreistag.de Deutscher Motoryachtverband e. V. (DMYV) www.dmyv.de Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) www.dosb.de Deutscher ReiseVerband e. V. (DRV) www.drv.de Deutscher Ruderverband e. V. (DRV) www.rudern.de Deutscher Schaustellerbund e. V. (DSB) www.dsbev.de Deutscher Segler-Verband e. V. www.dsv.org Deutscher Städte- und Gemeindebund www.dstgb.de Deutscher Tourismusverband e. V. (DTV) www.deutschertourismusverband.de Deutscher Wanderverband www.wanderverband.de Deutsches Jugendherbergswerk (DJH) www.jugendherberge.de Deutsches Seminar für Tourismus Berlin (DSFT) www.dsft-berlin.de Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr e. V. an der Universität München (dwif) www.dwif.de ECPAT Deutschland e. V. – Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder gegen sexuelle Ausbeutung www.ecpat.de Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e. V. (EVVC) www.evvc.org EUROPARC Deutschland e. V. www.europarc-deutschland.de Futouris e. V. www.futouris.org German Convention Bureau e. V. (GCB) www.gcb.de Hotelverband Deutschland e. V. (IHA) www.hotellerie.de Kreuzer Yacht Club Deutschland e. V. (KYCD) www.kycd.de Nationale Koordinationsstelle Tourismus für Alle e. V. (Natko) www.natko.de RDA Internationaler Bustouristik Verband e. V. www.rda.de Reisenetz e. V. Deutscher Fachverband für Jugendreisen www.reisenetz.org Sozialverband VdK Deutschland e. V. www.vdk.de Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e. V. www.studienkreis.org Terre des hommes – Hilfe für Kinder in Not www.tdh.de TourCert (gemeinnützige Gesellschaft für Zertifizierung im Tourismus) www.tourcert.org Tourism Watch – Informationsdienst Dritte Welt-Tourismus www.tourism-watch.de transfer e. V. www.transfer-ev.de Travel Industry Club e. V. www.travelindustryclub.de UNESCO-Welterbestätten Deutschland e. V. www.unesco-welterbe.de Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen e. V. (VDFU) www.freizeitparks.de Verband deutscher Naturparke (VDN) www.naturparke.de Verband Deutsches Reisemanagement e. V. (VDR) www.vdr-service.de Verband Internet Reisevertrieb e. V. (VIR) www.v-i-r.de Vereinigung Deutscher Yacht-Charterunternehmen e. V. (VDC) www.vdc.de Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD) www.vcd.org Willy Scharnow-Stiftung für Touristik www.willyscharnowstiftung.de Wirtschaftsverband Wassersport e. V. (WVW) www.wassersport-verband.de
18 Teil 2 – Tourismuspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie „Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen“ →→ Kommunikation und Vertrieb Das von September 2011 bis März 2013 laufende Pro- →→ Organisationsstrukturen jekt „Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen“ ist eines der wichtigsten tourismuspolitischen Projekte →→ Fachkräfte der Bundesregierung. Es trägt mit einem Praxisleitfa- den und ergänzenden detaillierten Kurzreports dazu →→ Mobilität bei, die ländlichen Räume für Touristen attraktiver zu machen. Ein einheitliches Konzept, das die Verschie- →→ Barrierefreiheit denheit der ländlichen Regionen nivelliert, wurde von allen Fachleuten abgelehnt. Den Praxisleitfaden gibt es als Broschüre sowie online auf der Website des BMWi und der Projekt-Website Wachstumstreiber im Deutschland-Tourismus ist bis- www.tourismus-fuers-land.de mit der Möglichkeit her im Wesentlichen der Städtetourismus. Die länd zum Download. Zehn Kurzreports zu den Handlungs- lichen Räume hingegen hinken beim Wachstum meist feldern mit weiteren Handlungsansätzen, Praxisbei- hinterher. Gerade in den häufig strukturschwachen spielen und kompakten Checklisten als Orientierungs- ländlichen Räumen hat der Tourismus aber eine be hilfe vertiefen den Leitfaden. Sie werden ebenfalls als sondere Bedeutung für Arbeitsplätze und Einkommen. Download auf den genannten Websites bereitgestellt. Im Rahmen des Projektes haben das Bundesministe- Im Oktober 2012 wurde das Projekt um eine Sonder- rium für Wirtschaft und Technologie und das Bundes- studie Freizeitparks, Märkte und Volksfeste erweitert. ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Ver- Auch diese Sonderstudie steht als Download auf den braucherschutz sehr eng zusammengearbeitet. Der genannten Websites bereit. Deutsche ReiseVerband hat als Projektträger seine umfangreiche Expertise in das Projekt eingebracht. Derzeit laufen konzeptionelle Überlegungen, wie der Durchgeführt wurde das Projekt von dem Consulting- Know-how-Transfer in die örtliche Wirtschaft und Unternehmen Project M. Politik sinnvoll organisiert werden kann. Zwischenergebnisse des Projekts wurden im Oktober 2012 auf vier regionalen Konferenzen in Lauenburg, Suhl, „Arbeitsmarkt- und Fachkräfteanalyse Tourismus“ Geisingen und Wald/Allgäu vorgestellt und diskutiert. Zum Abschlusskongress des Projektes am 21. Januar Vor dem Hintergrund eines sich immer deutlicher ab 2013 im Rahmen der Grünen Woche in Berlin wurden zeichnenden Fachkräftemangels in der Tourismuswirt- die Projektergebnisse in Form eines Praxisleitfadens schaft fördert das BMWi das Projekt Arbeitsmarkt- und präsentiert. In kompakter Form erläutert dieser die Fachkräfteanalyse Tourismus. Das Projekt hat eine Chancen, Herausforderungen und Perspektiven für Laufzeit von zwei Jahren und soll im Mai 2014 abge- zehn übergreifende Handlungsfelder: schlossen werden. →→ Nachhaltige touristische Entwicklung ländlicher Ein Konsortium von vier Landesinstitutionen führt das Lebensräume Projekt durch. Konsortialführer ist das Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft gGmbH, weitere Partner →→ Produktinszenierung sind das bayrische Forschungsinstitut Betriebliche Bil- dung (f-bb) gGmbH, das Bildungswerk der Wirtschaft →→ Netzwerke und Kooperationen Sachsen-Anhalt e. V. und die Gesellschaft für Arbeits- markt- und Strukturpolitik – Institut der Schleswig- →→ Infrastruktur Holsteinischen Unternehmensverbände – e. V. (gefas). →→ Markenbildung
Teil 2 – Tourismuspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 19 Vorrangige Ziele des Projektes sind eine Analyse des Zum anderen werden durch verschiedene Bundesmi- touristischen Arbeitsmarktes und der Fachkräftesitua- nisterien im Rahmen ihres Haushaltplanes konkrete tion in den beteiligten Bundesländern sowie die Ablei- Projekte zur Entwicklung des barrierefreien Tourismus tung von Schlussfolgerungen sowohl für die beteilig- finanziell unterstützt. So fördert das Bundesministerium ten Bundesländer als auch für den Bund. Konkrete für Wirtschaft und Technologie von 2011 bis 2013 ein Bedarfe sollen ermittelt und Handlungsansätze für Projekt zur „Entwicklung und Vermarktung barriere- eine positive Entwicklung der Arbeitsmarktsituation freier Angebote und Dienstleistungen in Deutschland“. im Tourismus entwickelt werden. Trends und Anforde- Das Projekt wird durch das Deutsche Seminar für Tou- rungen an die Akteure im Tourismus sollen aufgezeigt rismus (DSFT) in Kooperation mit der Nationalen und transparent gemacht werden. Gleichzeitig soll damit Koordinationsstelle Tourismus für Alle e. V. (NatKo) ein Beitrag zur Steigerung der Motivation und Quali durchgeführt. fizierung der Beschäftigten und der Wettbewerbsfähig keit der touristischen Unternehmen geleistet werden. Das Projekt ist Bestandteil des Nationalen Aktions planes der Bundesregierung zur Umsetzung der Die Analyse wird nach sektoralen, quantitativen und VN-Behindertenrechtskonvention. Es findet breite qualitativen Kriterien mit den drei Schwerpunkten Zustimmung und Unterstützung durch die Länderre- Qualifikationsniveau und -bedarfe, Bindungs- und gierungen und Tourismusmarketing-Organisationen, Motivationselemente, Fach- und Führungskräfteent- von Verbänden der Tourismuswirtschaft, Verkehrs wicklung durchgeführt. Im Fokus des Projektes stehen trägern und den Behindertenverbänden. Über den die Bereiche Beherbergung und Gastronomie, kultu- Projektbeirat und insbesondere einen erweiterten relle Dienstleistungen und touristische Attraktionen, Arbeitskreis sind deren Vertreter in die Durchführung Tourismusverbände, -vereine und -organisationen. des Projekts eingebunden und können ihre Erfahrun- gen einbringen. „Entwicklung und Vermarktung barrierefreier Angebote Das Projekt umfasst vier Module, die zum Teil parallel und Dienstleistungen in Deutschland“ bearbeitet werden: Seit vielen Jahren ist die Gestaltung eines barrierefreien →→ Ein Ziel ist die Entwicklung eines einheitlichen und Tourismus in Deutschland ein Schwerpunkt der Touris transparenten Kennzeichnungssystems für barriere muspolitik der Bundesregierung. Bereits Ende der freie Angebote in der gesamten touristischen Service neunziger Jahre hat eine vom BMWI initiierte Grund- kette, das den Kunden eindeutige Informationen lagenuntersuchung („Tourismus für Behinderte“, über den Grad der Barrierefreiheit von touristischen 1996/97 und 1998) hierfür die Basis geschaffen. Seit- Einrichtungen und Dienstleistungen ermöglicht. dem wird der Schwerpunkt „Barrierefreier Tourismus“ kontinuierlich weiterentwickelt und verfeinert. →→ Es werden verschiedene Stufen für Qualitätsanfor- derungen und -kriterien barrierefreier Angebote Dies geschieht zum einen dadurch, dass die Herstel- und Dienstleistungen im Tourismus festgelegt, die lung von Barrierefreiheit ein Förderkriterium für alle sich im vorrangig an den Zielvereinbarungen im Programme der Wirtschaftsförderung, insbesondere Gastgewerbe sowie an DIN-Normen orientieren. der Mittelstandsförderung ist. Diese Programme Die Erfüllung dieser Anforderungen ist Vorausset- stehen, sofern die Anspruchsberechtigung gegeben zung für die Kennzeichnung von barrierefreien ist, auch allen Unternehmen der Tourismuswirtschaft Angeboten. offen. Die Mittelstandsförderung erfolgt dabei zu einem großen Teil über ERP- und KfW-Förderdarlehen. Die →→ Die Leistungsträger entlang der touristischen Ser- Bewilligung weiterer Fördermittel erfolgt in der Regel vicekette werden zu Qualitätsanforderungen und durch die zuständigen Behörden der Bundesländer. Kennzeichnungssystem geschult, um entsprechende barrierefreie Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können.
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