Zukunft Bauen Verlagsbeilage - Zeiten ändern sich, Methoden auch - matti ragaz hitz architekten ag
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29. März 2018 Verlagsbeilage Zukunft Bauen Zeiten ändern sich, Methoden auch IWAN BAAN CH-8021 Zürich · Telefon +41 44 258 16 98 · www.nzzcontentsolutions.ch
2 NZZ-Verlagsbeilage Zukunft Bauen Donnerstag, 29. März 2018 Neue Horizonte für die Branche Johann N. Schneider-Ammann · den Einsatz neuer Technologien entsteht Gesamtheit der bauwirtschaftlichen Pro- Die Digitalisierung beeinflusst zunehmend auf allen Wertschöpfungsstufen grosses zesse beeinflussen wird. Schliesslich kommt unser Leben. Weitreichende technologi- Potenzial für Effizienzsteigerungen. der Vermittlung von «digital skills» in sche Umbrüche und Innovationen verän- Akteure, die sich frühzeitig mit den tech- sämtlichen Fachrichtungen eine grosse Be- dern auch die Wirtschaft und somit unsere nologischen Entwicklungen auseinander- deutung zu. In unserem bewährten dualen Art zu arbeiten. Für ein ressourcenarmes setzen und die Potenziale erkennen, besit- Berufsbildungssystem sorgen innovative Land wie die Schweiz ist es zentral, die zen gute Chancen, sich künftig von der Unternehmen dafür, dass junge Arbeits- Chancen dieses Wandels zu nutzen. Denn Konkurrenz abzusetzen. So steht den kräfte rasch mit neuen Technologien um- wir wissen, der technologische Fortschritt Akteuren eine Vielzahl von Ansätzen gehen lernen. Zudem wächst das Bewusst- lässt sich nicht aufhalten. Wir alle müssen offen, um ihre Digitalisierungsstrategie zu sein, dass weiterführende Ausbildungen unseren Beitrag dazu leisten, diese Ent- entwickeln. Intelligente Maschinen und nach einer Berufslehre in einem stärker wicklung zu unseren Gunsten zu nutzen. Applikationen lassen die Produktionspro- technisierten Umfeld an Bedeutung gewin- Damit können wir Wohlstand und Be- zesse vorausplanen und hocheffizient nen. Es ist ebenfalls das Ziel der Fach- schäftigung nicht bloss sicherstellen, son- durchführen. kräfteinitiative, dieses Bewusstsein zu dern auch ausbauen. In der Schweiz entwickeln Forscher der schärfen. Gut ausgebildete Fachkräfte stär- Die Aufgabe der öffentlichen Hand ist es, ETH gegenwärtig digitale Technologien, ken nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sie für bestmögliche wirtschaftspolitische Rah- sodass sie mit Roboterunterstützung bis- begünstigen auch Innovationen. menbedingungen zu sorgen. Dazu gehören her praktisch unmögliche Konstruktionen Ich bin daher überzeugt, dass wir den eine umfassende Rechtssicherheit, der nun effizient und zudem ökologischer zu Mut für digitale Innovationen aufbringen unternehmerische Freiraum, die flexiblen errichten vermögen. Diese Transformation können und optimistisch in die Zukunft Arbeitsmärkte mit qualifizierten Arbeits- wird zukünftig in der Bauwirtschaft Einzug der Bauwirtschaft blicken dürfen. kräften, eine relativ moderate Steuerbelas- halten und der gesamten Branche neue tung sowie hochwertige Infrastrukturen. Horizonte erschliessen. Dafür setze ich mich persönlich ein! Trotz dieser erfreulichen Entwicklungen Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann ist Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung Die Digitalisierung hält in hohem Masse muss das Bewusstsein weiter gestärkt wer- und Forschung sowie eines der sieben Mitglieder der Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann. PD auch in der Bauindustrie Einzug. Durch den, dass die digitale Transformation die Exekutive der Schweiz. ANZEIGE Inhalt ERST VIRTUELL, DANN REAL Projekte wie Glasi oder Vortex machen es vor. Seite 10 MULTIPLIKATOR OPEN BIM DICHTER, HÖHER, GRÜNER Für alle offenes Building Was Forscher der ETH Information Modeling. in Singapur herausfinden. Seite 4 Seite 12 BAUMEISTERVERBAND 4.0 PIONIERE UNTER TAGE Präsident Gian-Luca Lardi Die Amberg Group über seine Mission. hat ihren Versuchsstollen. Seite 6 Seite 14 WEITERBILDUNG BEWIRTSCHAFTUNG So wird man mit 50 plus Livit-Chef Andreas Ingold für digitales Bauen fit. über Megatrends. Seite 7 Seite 15 SWISSBAU INNOVATION LAB ZWILLINGE VOR AUGEN © Copyright: Andreas Diglas / ITA/Arch-Tec-Lab AG Reportage zur Premiere BAM Swiss überzeugt während der Fachmesse. Kunden aktiv von BIM. Seite 8 Seite 18 Digital planen und bauen. AUSBILDUNG DIGITALISIERTES HANDWERK Die Zukunft der Schweizer Bauwirtschaft liegt in der Digitalisierung – Die Studenten werden Verbandspräsident Hans und wir sind schon mittendrin. Gemeinsam mit der ETH realisierten wir digitaltauglich gemacht. Rupli über den Holzbau. Seite 9 Seite 21 als Totalunternehmer das Arch_Tec_Lab in fachübergreifender Zusammenarbeit und digitaler Fabrikation. HRS Real Estate AG · HRS Renovation AG Areal- und Immobilienentwickler, General- und Totalunternehmer IMPRESSUM: «Zukunft Bauen» ist eine Verlagsbeilage der NZZ-Mediengruppe. Walzmühlestrasse 48 · CH-8501 Frauenfeld · T +41 52 728 80 80 · frauenfeld@hrs.ch · www.hrs.ch Inhalt realisiert durch NZZ Content Solutions in Kooperation mit Brand Relations Sarah Schlagenhauf. BASEL · CHUR · DELÉMONT · FRIBOURG · GENÈVE · GIUBIASCO · GÜMLIGEN | BERN KRIENS | LUZERN · NEUCHÂTEL · ST.GALLEN · ST-SULPICE · VADUZ · ZÜRICH Projektmanagement: Norman Bandi, Leiter NZZ Content Solutions, c/o NZZ Media Solutions AG, Falkenstrasse 11, Postfach, 8021 Zürich. www.nzzcontentsolutions.ch
Donnerstag, 29. März 2018 Zukunft Bauen NZZ-Verlagsbeilage 3 Digitales Bauen: Evolution oder Revolution Die Industrie befindet sich inmitten der grössten Metamorphose ihrer Geschichte. Ein Vierstufenplan soll die Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette rund um die Baubranche voranbringen. Das Marktpotenzial ist erheblich. JOHANNES J. SCHRANER Was haben Drohnenschwärme über einer Baustelle zu suchen? Sehr viel, denn sie können die Effizienz einer Bau- firma um über 30 Prozent steigern. Das hat Implenia beim Einsatz der Fluggeräte 2017 in Dagmersellen LU festgestellt. Die tagsüber vom Platz gemachten Auf- nahmen seien in der Nacht von einer Software ausgewertet worden. Bereits am nächsten Tag habe das Team dann auf der Grundlage eines Plans weiterarbeiten können, der um die am Vortag gewonne- nen Erkenntnisse ergänzt worden sei. «Wir haben die Weichen für die Digi- talisierung früh gestellt, in den letzten Jahren stark investiert, und wir tun das auch weiter», erklärt Anton Affentran- ger, CEO von Implenia. Die grösste Her- ausforderung sei es, den digitalen Wan- del nicht nur als Technologiethema zu se- hen. «Er ist viel mehr als das. Deshalb investieren wir zusätzlich stark in unsere Mitarbeitenden, um die Kompetenzen und die Kultur für eine erfolgreiche digi- tale Transformation sicherzustellen», bringt es Affentranger auf den Punkt. Ein Schweizer Leuchtturmprojekt: Rendering des DFAB House in Dübendorf (siehe Artikel auf Seite 19). PD Vision noch in weiter Ferne Doch wie weit ist die Schweizer Bauwirt- len Durchgängigkeit über alle Stufen «Die Bauwirtschaft musste in den letzten schliesslich greifen wird. «Mit der Ein- liche Marktchancen nutzen, so Affen- schaft insgesamt in Sachen Digitalisie- hinweg und zwischen allen Beteiligten, Jahrzehnten wenig in Forschung und ordnung eines Marktteilnehmers auf tranger. Sein Konzern befinde sich mitten rung? «Von der Vision einer digitalisier- so Weber. Heute erstellten beispiels- Entwicklung investieren. Umso schwie- dem Stufenplan von Bauen digital in der Umsetzung des Stufenplans. ten Bauwirtschaft sind wir noch weit ent- weise bereits einige Planungsteams vir- riger dürfte deshalb die digitale Transfor- Schweiz wird seine Wettbewerbsfähigkeit Für diejenigen, die sich auf die Digi- fernt. Wir sind weder als Individuum tuelle Duplikate von realen Gebäuden mation für diesen Wirtschaftszweig wer- transparent», legt Implenia-CEO Anton talisierung einliessen, sei es eine natür- noch als Organisation dafür reif, zudem mittels BIM-Modellen (Building Infor- den», merkt Weber selbstkritisch an. Affentranger den Finger nochmals auf liche Evolution mit vielen Chancen, fasst vermögen unsere heutigen Werkzeuge mation Modeling) und tauschten auch den unmittelbar entscheidenden Punkt. Weber von Bauen digital Schweiz zu- dies nicht zu leisten», stellt Markus die Informationen darüber aus. Das Neue Unternehmenskultur Durch die Digitalisierung entständen dis- sammen. «Für diejenigen, die sich nicht Weber nüchtern fest. Er ist stellvertre- heisst, diese Teams arbeiteten bereits auf ruptive Geschäftsmodelle und die Kar- darauf einlassen, kann es zu einer Revo- tender Geschäftsleiter des Planungs- Level 2 des Stufenplans. «Das entscheidende Potenzial der Digi- ten würden neu gemischt. Bauunterneh- lution werden, weil es auf einmal Firmen unternehmens Amstein+Walther sowie «Solange aber der Baugenehmigungs- talisierung ist der Beitrag, den sie in der men, die bei der Digitalisierung mit- geben wird, die keiner gesehen hat und Präsident und Mitinitiator der Interes- prozess noch auf Level 0 verharrt, das Branche zu Kostentransparenz, Effi- zögen, würden wettbewerbsfähiger und die Geschäfte machen, die bis anhin kei- sengemeinschaft Bauen digital Schweiz. heisst keine modellbasierten Prüfungen zienz, Terminsicherheit und Stabilisie- könnten mi ttel- und langfristig erheb- ner versteht», mahnt Weber. Die Non-Profit-Organisation für die erfolgen können, müssen aus den BIM- rung der Prozesse leisten kann», heisst es gesamte Wertschöpfungskette der Bran- Modellen mit wesentlichem Mehrauf- im Stufenplan dazu treffend. Das bis- che hat im vergangenen Frühjahr eine wand wieder zweidimensionale Pläne herige Business-Modell der Intranspa- erste Version ihres angelsächsisch ge- generiert und die Informationen in zu- renz in Form von Pauschalen werde aus- prägten «Stufenplans Schweiz – digital planen, bauen und betreiben» präsen- tiert (siehe Kasten). Der 2016 gegründe- sätzlichen Dokumenten abgebildet wer- den», veranschaulicht Weber. Erst wenn der Genehmigungsprozess Level 2 er- sterben, ist auch Manfred Huber über- zeugt. Der Leiter des im Januar 2018 neu gegründeten Institutes Digitales Bauen Schweizer Vierstufenplan ten Plattform gehören wichtige Stake- reicht habe, sei die digitale Durchlässig- der Hochschule für Architektur, Bau und jjs. · Level 0 des Stufenplans der In- Die Kollaboration basiert zwar auf holder aus Planung, Bau, Betrieb, Behör- keit der Daten gesichert und die Effizienz Geomatik FHNW (Fachhochschule teressengemeinschaft Bauen digital Modellen im Sinn von Big BIM, erfolgt den sowie Bildung und Forschung an. In und die Qualität stiegen drastisch an. Nordwestschweiz) weist darauf hin, dass Schweiz bildet den Status quo ab. Er aber immer noch manuell. Level 3 des vier Schritten wird erstmals ein für alle Wie aber soll eine Branche, die aus es durch die Digitalisierung Transparenz zeigt, dass die derzeitige Arbeitsweise in Vierstufenplans beschreibt die inte- Beteiligten gleich getakteter Weg zur vielen KMU und einigen international für alle geben werde. «Dafür aber ist eine der Wertschöpfungskette keine gemein- grierte, modellbasierte Kollaboration. Digitalisierung definiert. «Wir moderie- tätigen Konzernen besteht, nur schon völlig neue Unternehmenskultur nötig. samen strukturierten Datenmodelle Sie ermöglicht automatisierte Prozesse ren diesen Weg im Dialog mit der gesam- Level 1 erreichen? «Die kleineren Fir- Nur diejenigen werden überleben, wel- nutzt. Der Austausch findet vorwiegend und schafft durch echte digitale Inter- ten Wertschöpfungskette, kulturkompa- men können agiler agieren, Grossfirmen che die neue Form des Wettbewerbs, die analog statt. Level 1 steht für Little BIM operabilität die Grundlage für disruptive tibel gut schweizerisch bottom-up», er- können in die Entwicklung investieren», Kollaboration über Unternehmensgren- (Building Information Modeling) oder Geschäftsmodelle. Level 4 steht für kom- läutert Weber. meint Weber. Die Herausforderung sei zen hinweg also, wirklich annehmen», modellbasierte Bearbeitung seitens ein- munizierende Systeme und vernetzt die für alle ähnlich gross, weil die Verände- sagt Huber. Einfach neue Technologien zelner Beteiligter. Deren Ergebnisse physische mit der virtuellen Welt. Dazu Level 4 nicht erste Priorität rungen durch die Digitalisierung zuerst einkaufen, jedoch die bisherigen Pro- werden jedoch weiterhin auf konventio- zählen das Internet der Dinge (IoT) und einmal Investitionen in Mitarbeiter, Pro- zesse beizubehalten, führe zu nichts. nellem Weg ausgetauscht. Level 2 erfor- cyber-physische Systeme (CPS) wie Die zentrale Herausforderung sei derzeit zesse und Arbeitsmittel erforderten. Sicher ist: Der Wettbewerb wird dert von allen Beteiligten digitale Defi- Maschinensteuerung, Sensorik und nicht, möglichst schnell Level 4 zu errei- Diese Investitionen seien in den Margen derzeit für die ganze Branche neu defi- nitionen und eine generelle Strukturie- Echtzeit-Monitoring. chen, sondern die Herstellung der digita- der Branche hingegen nicht abgebildet. niert, unabhängig davon, welche Vision rung der vernetzten Zusammenarbeit. www.bauen-digital.ch Coming soon + Alle Hersteller. + Alle Produkte. + Alle Kanäle. + International. Join us. www.buildup.ch/next
4 NZZ-Verlagsbeilage Zukunft Bauen Donnerstag, 29. März 2018 Open BIM als Multiplikator des Treibers Building Information Modeling ist der Begriff der Zeit und dessen Kürzel das Synonym für die Zukunft. Was eine offene Cloud-Plattform von NORMAN BANDI Wie in anderen Industrien dient die Digi- talisierung auch in der Bauwirtschaft als Haupttreiber, um Effizienz zu steigern, Qualität zu sichern und Kosten zu senken. «Dabei ist Building Information Mode- ling, kurz BIM, ein wichtiger Impuls- geber», sagt Hans Rupli, Vorstandsmit- glied der Dachorganisation bauenschweiz sowie der Interessengemeinschaft Bauen digital Schweiz und Zentralpräsident des Verbands Holzbau Schweiz. Sämtliche Phasen und Bestandteile eines Bauwerks werden gemäss Rupli künftig in einem einzigen digitalen Ko- ordinationsmodell abgebildet. So er- reichten alle Player einen dreifachen Effizienz-, Qualitäts- und Kostengewinn: Planungs- und Ausführungswissen werde in einer frühen Entwicklungsphase bes- ser zusammengeführt (Prozessmanage- ment), die neue Transparenz über das ganze Projekt reduziere Fehlerkosten in den Schnittstellen der Gewerke (Infor- mationsmanagement) und die spätere Gebäudebewirtschaftung liesse sich durch das digitale Datenmodell erheb- lich optimieren (Facility Management). Abkürzung Laien erklärt «BIM beschreibt eine Methode der opti- mierten Planung,Ausführung und Bewirt- schaftung von Gebäuden mithilfe von Technologie», bringt Claude Chassot den Begriff Building Information Modeling auf den Punkt. Der Geschäftsführer des branchenspezifischen Software-Spezialis- ten Trimble International (Schweiz) ist Präsident von Open BIM, dem Verband Kollaboration und Kommunikation: Open BIM bedeutet einen Software-unabhängigen Datenaustausch von digitalen Bauwerksmodellen. SERGEY NIVENS / STOCK.ADOBE.COM Schweizer BIM-Software-Lieferanten. Ähnlich klingt es bei Stephan Aeschli- mann,Vizepräsident von Open BIM und Geschäftsleiter von Allplan Schweiz, rungen.» BIM ist seiner Meinung nach talen Planen, Bauen und Betreiben. Das der verschiedensten Software-Lösungen «Offene Standards bieten allen Betei- einem führenden europäischen Anbieter nicht nur Teil der Digitalisierung in der Modell bietet die Grundlage für opti- mittels Verwendung eines Standardfor- ligten den Zugang, über den gesamten von offenen Lösungen für Building In- Bauwirtschaft, sondern deren Treiber. mierte Koordination. BIM ist somit mats», sagt Chassot. Aeschlimann er- Lebenszyklus eines Bauwerks Informa- formation Modeling: «BIM ist eine Paul Curschellas, Chief Information keine Software. BIM stellt eine gemein- gänzt: «Open BIM bedeutet einen soft- tionen auszutauschen, zu ergänzen, zu Methode für die Prozessoptimierung von Officer (CIO) des ETH-Spin-off buildup same Sprache für die Bauwirtschaft dar.» ware-unabhängigen Datenaustausch von pflegen und zu nutzen», fasst Allplan- Planung, Umsetzung und Betrieb eines und Mitbegründer der SwissBIMLibrary, digitalen Bauwerksmodellen.» Es gebe Manager Aeschlimann die Vorteile von Bauwerks. Durch laufende Zusammen- findet, dass sich BIM am einfachsten an- Open BIM vs. Closed BIM den Unternehmen – insbesondere KMU Open BIM gegenüber Closed BIM führung und Visualisierung aller relevan- hand der Realität nach dem Prinzip «erst – die Freiheit, mit der für sie am besten zusammen. «Der Einsatz spezifischer ten Informationen werden die Entschei- digital – dann real» erklären lässt. «Wie Sowohl Chassot als auch Aeschlimann geeigneten BIM-Plattform zu arbeiten. Unternehmer-Software ist in der Schweiz dungsprozesse in Projekten unter sämt- die Zusammenarbeit der Beteiligten auf sind verbandsbedingt Verfechter von Es liege auf der Hand, dass ein Planer der Regelfall, daher kommt nur der lichen Beteiligten optimiert. Daraus dem Bauplatz gesetzt ist, formuliert Buil- Open BIM, unabhängig vom eingesetz- von Lüftungsanlagen andere Anforde- Open-BIM-Ansatz infrage. Die Open- resultieren Effizienzsteigerungen, Kos- ding Information Modeling die Zusam- ten Programm. «Open BIM ist offen für rungen an ein cloud-basiertes Tool stelle BIM-Schnittstelle IFC stellt den Daten- teneinsparungen und Qualitätsverbesse- menarbeit der Beteiligten mit dem digi- die Kollaboration und Kommunikation als ein Architekt. sowie Informationsaustausch sicher.» Vom Wasserfall in Ammann mit dem Projektstand zufrie- den. Für den schnellen Fortschritt ent- scheidend seien die regelmässigen Infor- mation Conference Sessions aller betei- die Waschmaschine ligten Planungsteams unter Leitung des BIM-Koordinators in einem virtuellen Datenraum gewesen. Dabei habe die Schnittstellenperson mithilfe der Open- Bei der Realisierung einer Hochlast-Biologie-Anlage der Ara BIM-Plattform Allplan Bimplus alle Pro- jektteile sichtbar machen und auf Unver- Region Bern durch Ingenta für den US-Pharmamulti CSL einbarkeiten prüfen können. Tatsächlich Behring machen alle Beteiligten völlig neue Erfahrungen, haben allein die Planungsteams im Fall der Entsorgungsanlage CSL Behring ins- auch dank Open BIM. gesamt sieben verschiedene Software- Programme im Einsatz. «Die Lösung All- JOHANNES J. SCHRANER gänge oder konfrontative Kreuzungen plan Bimplus ist sehr gut, weil man damit von Leitungen vorhanden waren», er- alles anschauen kann und damit volle Die Besichtigung der Abwasserreini- klärt Beat Ammann, Direktor der Ara- Transparenz da ist, wer was bis wann und gungsanlage der Region Bern (Arabern) bern. Gesamtplaner des Projektes ist das in welcher Qualität geliefert hat», sagt an der Neubrückstrasse hat es in sich. Berner Ingenieur- und Planungsbüro Ammann. Wenn einer nicht rechtzeitig «Unser Betrieb trifft alle notwendigen Ingenta. liefere, dann sei diesem klar, dass alle Vorkehrungen für einen gefahrlosen anderen auf ihn warten müssten. Rundgang. Trotzdem können Unfälle Prozesse parallelgeschaltet Gesamtmodell des Neubaus der Hochlast-Biologie-Anlage der Ara Region Bern in «Mit dem Einsatz von BIM-Program- und gesundheitliche Beeinträchtigungen der Darstellung mit der BIM-Software Allplan Engineering. ALLPLAN SCHWEIZ men ist eine offene Diskussion unter den nicht vollständig ausgeschlossen wer- An der Wankdorfstrasse produzieren Projektpartnern zwingend. Das führt in- den», heisst es im Flyer für Besucher- 1300 Angestellte von CSL Behring des dazu, dass die Motivation im Ge- gruppen, denen seine aufmerksame Lek- Medikamente vor allem für die Heilung und einem sogenannten Hochlast-Reak- zeitlichen Etappen erfolgt. «Das war wie samtteam steigt und dass gleichzeitig alle türe wärmstens empfohlen wird. von Patienten mit Immunkrankheiten. tor auf dem Ara-Gelände. Darin wird der ein Wasserfall, der über verschiedene lernen, Fehler sofort zuzugeben», formu- Eine Begehung ohne Risiken und Im Herstellungsprozess entstehen immer Alkohol mittels Bakterien umgewandelt, Stufen hinuntergestürzt ist. Mit BIM liert Ingenta-CEO Liesen die Folgen, Nebenwirkung dagegen möglich macht grössere Mengen alkoholhaltigen Ab- wobei Biogas entsteht, das Erdgas-Qua- aber befinden sich alle in einer Wasch- sprich den Paradigmenwechsel für die die Open-BIM-Plattform Bimplus des wassers, deren Klärung am bisherigen lität hat, um dann ins Gasnetz des Ver- maschine, wo alles gleichzeitig mit allem gesamte Baubranche. Damit aber steige Software-Anbieters Allplan Schweiz. Firmenstandort nicht mehr möglich ist. sorgers Ewb eingespeist zu werden. dreht», veranschaulicht Liesen. Neu im der Respekt zwischen den Projektpart- Dies nicht nur von digital erfassten «Wir haben deshalb im Frühling 2017 mit «Mit BIM ist der Planungsprozess für Prozess sei unter anderem, dass auch der nern: Jeder lerne sehr schnell, dass der Objekten, sondern auch von Gebäuden, der Planung einer sogenannten Hoch- alle Beteiligten komplett neu gestaltet Kunde – in diesem Fall die Ara Region andere mindestens so wichtig sei wie er die erst entstehen sollen. In Planung und last-Biologie-Anlage zur Behandlung worden, weil alle Prozesse parallelge- Bern – von Anfang dabei sein müsse. selber. Das Ganze sei ein Kooperations- erster Realisation auf Open-BIM-Basis von Industrieabwasser begonnen», sagt schaltet sind», fasst Andreas Liesen, Pro- und kein Konfrontationsablauf mehr. ist zum Beispiel ein kompletter Entsor- der Arabern-Direktor. Konkret besteht jektleiter und CEO von Ingenta, seine Volle Transparenz erhalten «Das ist für den Einzelnen kein ein- gungskreislauf für den US-Pharmamulti die Anlage aus einem Puffertank im Erfahrungen zusammen. Bisher sei der facher Prozess. Manche sind überfordert, CSL Behring. «In virtuellen Rundgängen Sempachpark in der Nähe des CSL Beh- Prozess von der Planung über die Reali- «Wir sind bereits in der Ausführungs- viele sind begeistert – und zwar völlig konnten wir sofort erkennen, ob bei- ring-Produktionsstandorts, einer sechs sierung bis zum Betrieb eines Objekts in phase und 90 Prozent der Probleme sind generationenunabhängig», fasst Liesen spielsweise zu niedrige Personendurch- Kilometer langen Leitung zur Arabern mehreren Schritten beziehungsweise gelöst», zeigt sich Arabern-Direktor seine Erfahrungen zusammen.
Donnerstag, 29. März 2018 Zukunft Bauen NZZ-Verlagsbeilage 5 einem geschlossenen Kreislauf unterscheidet. Closed BIM würde bei sämtlichen Betei- der Daten aufgrund der breiten Abstüt- führt, geprüft, weiterentwickelt und opti- «Es gilt die Verbreitung der Open-BIM- Festlegung der nötigen Regeln, und das ligten den Einsatz der gleichen Software- zung zu bevorzugen.» miert. Jedes KMU hat Zugang zu BIM- Prozesse durch Information und Schu- gleich zu Beginn – nicht später, nicht Lösung und -Version voraussetzen, was BIM werde einen grossen Anteil an Projekten, zum Beispiel mit der Platt- lung zu erhöhen.» Projekte wie dasjenige mehr und nicht weniger.» Sich auf offene nur in Ausnahmesituationen gegeben sei. der digitalen Transformation haben, so form Allplan Bimplus.» des Vereins LABIM zeigten auf, wie Standards zu beziehen, seien kleine, prag- Als weitere Vorteile eines universel- Chassot weiter. «Aktuell werden erst Für Curschellas liegt der Nutzen von Know-how mit vernünftigem Aufwand matische und keine falschen Entscheidun- len Kooperationsansatzes nennt Trimble- wenige Bauprojekte damit ausgeführt.» Open BIM auf der Hand, weil der Begriff aufgebaut werden könne. gen. «Besteller stützen sich gerne auf Be- Manager Chassot: «Die Verwendung von Obwohl die User der Open-BIM-Lösun- bereits vermittelt, worum es geht. Offen Curschellas resümiert: «Der Open- ratung ab. Fatal ist, wenn diese von ges- offenen Standards und Arbeitsabläufen gen bereits auf einem hohen Level bei heisse, dass sämtliche Beteiligte, die BIM-Ansatz bedingt schlicht und ergrei- tern ist, für ein Bauwerk von morgen.» ermöglicht die Nutzung der umfassen- der Software-Benutzung unterwegs BIM-fähige Anwendungen (Software) fend Sorgfalt im Aufsetzen der Prozesse, www.allplan-bimplus.ch den, jedoch gewohnten Software im seien, «beim Prozess selbst ist die Ver- haben, Daten einlesen, bearbeiten und im Einbinden der Beteiligten und in der Weiterer Artikel Seite 16 BIM-Prozess für Fachplaner, ausfüh- breitung noch gering». ausgeben können. «Soll die Bauwirt- rende Unternehmen sowie Betreiber mit schaft wirklich effizienter werden, ist es tief greifender Funktionalität. Ebenso Erst zu selten angewandt zwingend, dass Informationen geteilt und können unsere KMU ihre gewohnte genutzt werden können. Optimierungen Software nutzen.» Open BIM verfolgt gemäss buildup- Manager Curschellas einen Ansatz, der Aeschlimann stellt mit Blick auf die Zu- kunft aber fest: «Es ist erfreulich, dass eine Mehrheit unserer Kunden unter- am Bauwerksmodell werden durch die beteiligten Disziplinen entlang der Wert- schöpfungskette Bau erbracht, vernetzt Aus wissenschaftlicher Sicht nicht ausschliesst und dadurch der Viel- nehmerisch agiert und aktiv in die Wei- und aufeinander abgestimmt. In einer nb. · Odilo Schoch, Leiter des Weiterbil- tungsfähig wie seine Inhalte und Struktu- falt im Markt offen gegenübersteht. «In terbildung ihrer Mitarbeitenden inves- solchen Arbeitsumgebung ist es nicht dungsprogramms CAS ETH ARC in ren – deshalb darf man nicht die Erwar- der Schweiz ist das Teil einer Grund- tiert. Dabei stehen Angebote wie die mehr entscheidend, wer mit welcher An- Digitalisierung des Bauwesens an der tung haben, dass eine Open-BIM-Lösung haltung.» Zugleich mahnt Curschellas: Zertifizierung zum BIM-Modeler für wendung arbeitet. Plattformen stehen für ETH Zürich, befasst sich lokal und glo- alle Informationen der exportierenden «Ein klares Votum für Open BIM impli- Konstrukteure oder projektbezogene die Planung wie die Baustellen für die bal mit digital gestützten Prozessen in der Software mitliefert. Das geht nicht.» ziert nicht, dass Closed BIM nicht ziel- Individual-Workshops im Vordergrund.» Realisierung. Weg vom Silodenken, hin Wertschöpfungskette der Branche, also Doch es sei langfristig besser, als immer führend sein kann oder falsch ist. Bei Die Fachhochschule Nordwestschweiz zu einer vernetzten Bauwirtschaft – regelmässig auch mit dem vermeintlichen an ein Tool und dessen Funktionalitäten Closed BIM müssen sich die Beteiligten (FHNW) verfüge mit ihrem Nach- Open BIM ist die Voraussetzung dafür.» Treiber Building Information Modeling. gebunden zu sein. Open BIM macht es und die Auftraggeber der Motivation diplomstudium für digitales Bauen zu- «BIM führt nicht per se zu grösserer Effi- viel einfacher, neue Tools für neue Ge- und dem Nutzen bewusst sein. Der dem über eine umfassende Bildungs- Potenzial dank Förderung zienz, aber BIM bringt Personen geord- schäftsfelder zu implementieren. Markt wird eingeschränkt und bevor- plattform für angehende BIM-Koordina- neter zusammen. Einige Akteure nutzen Im deutschsprachigen Raum sind wir mundet, wenn dies gefordert wird.» Mit- toren und BIM-Manager. Als Herausforderung zur Verankerung bereits erfolgreich strukturierte Daten laut Schoch häufig geneigt, erst mal telfristig könne dies zu einer Monopoli- Kleinen und mittleren Unternehmen der BIM-Methode und des Open-BIM- und damit einhergehend strukturiertere sämtliche Probleme einer Neuerung zu sierung eines Produkts und somit zu aus der Branche, die als denkbare invol- Standards sieht Aeschlimann die Auto- Prozesse für neue Geschäftsmodelle.» benennen, statt deren Vorteile zu erken- einer Kostensteigerung für Software vierte Stellen den Nutzen von Open matisierung von Koordinationsabläufen Zu Open BIM als Multiplikator gibt nen und sie im eigenen Kontext zu inte- und Service führen. BIM noch nicht ausprobiert haben, rät zwischen den Systemen, die Zusammen- Schoch zu bedenken: Dadurch sei man grieren. «Da helfen wir gerne, indem wir «Ist der Nutzen für den Closed-BIM- Aeschlimann, die offene Form der Kol- führung aller relevanten Bauwerksinfor- zwar langfristig Herr über seine eigenen Erfahrungen kommunizieren, auch aus Ansatz aber nicht konkret belegbar, ist laboration und Kommunikation zu tes- mationen und die weiterführende Aus- Daten und weniger an die Implementie- anderen Ländern.» Ob «open» oder der Open-BIM-Ansatz zugunsten eines ten. «Die Ergebnisse werden für alle zu- bildung der Fachkräfte. Auch Chassot rungsinteressen einzelner Software-Fir- «closed» dürfe jede(r) selbst entschei- offenen Marktes, des Investitionsschut- gänglich und transparent in sogenannten setzt bei der Theorie an, um die offene men gebunden. «Aber auch das offen den, das Eine schliesse das Andere nicht zes und der dauerhaften Nutzbarkeit Koordinationsmodellen zusammenge- Lösung für die Zukunft fitzumachen: dokumentierte Format ist nur so leis- aus, so der Experte. ALLPLAN BIMPLUS IST DIE ZENTRALE MS EXCEL/MS PROJECT UND OFFENE PLATTFORM FÜR ALLE Office-Anwendungen Externe Informierung dank integrierter Schnittstelle der Office-Anwendungen INFORMATIONEN IHRER BAUPROJEKTE. allplan-bimplus.ch AXISVM/SCIA Statische Berechnungen ALLPLAN ENGINEERING/ IFC-Anbindung der 3D-FEM-Softwarelösungen ALLPLAN ARCHITECTURE Ingenieurbau & Architektur Direkte Anbindung der BIM-Lösung CADWORK/TEKLA ARCHICAD/SKETCHUP/ Holz- und Stahlbau VECTORWORKS IFC-Anbindung der Holz- und Stahlbaulösungen Architektur & Design IFC-Anbindung der Architektur- & Design-Lösungen BUILDUP PLANCAL/REVIT Partner Haustechnik Strategische Partnerschaft mit der SwissBIMLibrary IFC-Anbindung der Haustechniklösungen BAUHERR BIM-MANAGER BIM-KOORDINATOR FACILITY MANAGER ARCHITEKT INGENIEUR HLKSE BAUUNTERNEHMER
6 NZZ-Verlagsbeilage Zukunft Bauen Donnerstag, 29. März 2018 Zusammenhang Panikmache fehl am Platz wäre. Was unternimmt der Baumeisterver- band in Sachen Aus- und Weiterbildung, damit die zukünftigen Fachkräfte best- möglich auf den Arbeitsmarkt vorberei- tet sind? Wir haben seit jeher die Aus- und Wei- terbildung auf die Bedürfnisse der Bau- unternehmer ausgerichtet. Hier müssen wir uns als Verband die Frage stellen, «Das grösste welche Kompetenzen die Fachkräfte auf der Baustelle in Zukunft benötigen. Potenzial Konkret werden wir die klassischen Be- rufsbilder und Berufsprofile kritisch zur Produktivitäts- hinterfragen und anpassen müssen. Die steigerung liegt in Ausbildungsstätten werden entspre- chend auf diese Herausforderungen aus- den Bauprozessen.» gerichtet. Das tun sie aber heute bereits schon. Unsere grösste Ausbildungsstätte zum Beispiel, der Campus Sursee, hat wichtige Kurse auf das sogenannte «blended learning» umgestellt. Durch die Kombination von Fernstudium, Klassenunterricht und Praxis konnte die Ausbildungseffektivität stark gesteigert werden. An der Swissbau haben Sie in einem Referat die Politik dafür gelobt, in der Digitalisierung bis heute vieles richtig Gian-Luca Lardi, Zentralpräsident des Schweizerischen Baumeisterverbands. SCHWEIZERISCHER ARBEITGEBERVERBAND gemacht zu haben. Inwiefern? Der Ausbau der ICT-Infrastruktur wird aktiv vorangetrieben. Damit schafft man die technischen Voraussetzungen für die Mit unseren Nachbarverbänden und den Digitalisierung. Nur so können die ge- baunahen Organisationen pflegen wir waltigen Datenmengen, die durch die eine Zusammenarbeit, die von Pragma- Digitalisierung anfallen, überhaupt ver- tismus und gemeinsamen Zielen charak- arbeitet werden. Auch werden durch die terisiert ist. Auch bei der Digitalisierung Politik die Rahmenbedingungen ge- streben wir ein Miteinander an, nur so schaffen, um digitale Kompetenzen in kann es ein Win-win-Ergebnis geben. «Panikmache der Berufsbildung noch stärker zu be- rücksichtigen – dies mit einem modernen Trotzdem drängen Sie sich vor? Berufsbildungsgesetz und zeitgemässen Die im Leitbild erwähnte Leaderrolle Fördermassnahmen im Bildungsbereich. erachten wir als Auftrag, innerhalb des Zudem unterstützt und finanziert die Bauhauptgewerbes als Verband voran- fehl am Platz» öffentliche Hand einen grossen Teil der zugehen und die entscheidenden Grund- Forschung und Entwicklung, vor allem lagen zu schaffen, damit die Mitglieder über die Eidgenössischen Technischen in ihrem Baustellenalltag von der Digi- Hochschulen in Zürich und Lausanne. talisierung profitieren können. Natürlich müssen aber unsere Mitglieder die letz- In welchen Bereichen sehen Sie dagegen ten Schritte in die Digitalisierung selber Gian-Luca Lardi, Zentralpräsident des Schweizerischen Baumeisterverbands, Handlungsbedarf? Die öffentlichen Bauherren sollten im gehen. Was wir können, ist, die Interes- sen und Bedürfnisse unserer Mitglieder erklärt, weshalb seine Dachorganisation die Leaderrolle in der Digitalisierung ganzen Planungs- und Vergabeverfahren aktiv in Diskussionen rund um das stärker auf digitale Instrumente setzen, Thema «Digitales Bauen» einbringen. übernimmt und was die Branche davon hat. denken sie nur an die Baubewilligungs- Wir haben in den nächsten Jahren viel prozesse. In E-Government steckt ein zu tun! gewaltiges Einsparpotenzial. Die büro- kratischen Prozesse sollten nicht länger Und was genau tun Sie in den nächsten über Papierberge abgewickelt werden, Monaten? sondern an Online-Schaltern. Insbeson- In Zukunft wird der Schweizerische dere aber muss die Politik den öffent- Baumeisterverband proaktiv auf die nor- lichen Bauherren die Möglichkeit geben, mativen und technischen Rahmenbedin- zu experimentieren und Neues auszu- gungen im Bereich «Digitales Bauen» probieren. Letztere sollten als Beispiel Einfluss nehmen, sich in digitalen Netz- vorangehen, wenn es um die Gestaltung werken betätigen und seine Mitglieder revidierter Bauprozesse geht. Die Politik bei der Digitalisierung bestmöglich Die Mitglieder des Baumeisterverbands oder zumindest erneuern müssen. Wer muss den öffentlichen Bauherren den unterstützen. Aktuell führen wir mit der haben kürzlich Post erhalten. Ihre Orga- soll ein Projekt planen und wie? Wann Rücken stärken, wenn es darum geht, HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich nisation will mit einem neuen Leitbild und in welcher Form sollen welche Fehler zu machen, aus Fehlern zu lernen und weiteren Studienpartnern eine Um- die Herausforderungen der Zukunft Unternehmen in den Wettbewerb stei- und etwas Neues auszuprobieren. Die frage zum Thema Führungsverständnis meistern. Die grösste Überraschung gen? Hier erwarte ich die grössten Her- Bauherren brauchen Freiheit, um die im digitalen Zeitalter durch. Ich kann darin: «Wir als Verband nehmen eine ausforderungen. Vorteile der Digitalisierung nutzen zu unseren Mitgliedern die Teilnahme an Leaderrolle in der Digitalisierung der können. Das Gegenteil ist heute der Fall, der Studie nur wärmstens empfehlen. Bauwirtschaft ein.» Wieso ist das nötig? Warum? vor allem auf nationaler Ebene werden Damit haben unsere Bauunternehmer Die Digitalisierung wird auch auf dem Weil diesbezüglich seit Jahrzehnten mit die öffentlichen Bauherren von der die Möglichkeit, eine persönliche Bench- Bau Berufsbilder, Geschäftsmodelle, einem unveränderten System gearbeitet Bürokratie regelrecht stranguliert. mark-Analyse zu erhalten und so zu er- Strukturen und interdisziplinäre Pro- zesse verändern. Diese Entwicklung ist «Die Politik wird, wird dieses nicht mehr hinterfragt. BIM ist hinsichtlich interdisziplinärer Ihre Mitglieder sind sicher gerne in kennen, wo sie in der KMU-Landschaft bezüglich ihres digitalen Führungsver- längst überfällig, haben sich doch die muss den Bauherren Zusammenarbeit durchaus eine span- einem Verband, der in der Digitalisie- ständnisses im Vergleich zur Baubranche Bauprozesse in den letzten 20 Jahren we- nende und zukunftweisende Entwick- rung die Leaderrolle anstrebt. Hat aber und zu allen anderen Teilnehmenden der nig verändert im Vergleich zu anderen die Möglichkeit lung. Als Verband dürfen wir die Digita- diese Ansage nicht andere Verbände und Umfrage stehen. Branchen. lisierung aber nicht auf BIM reduzieren, Organisationen verstimmt? Interview: Norman Bandi geben, das wäre kurzsichtig. Zwingend ist der Also eine Art Weckruf? Ausbau der digitalen Kompetenzen in Ja. Zum einen schafft die Digitalisierung zu experimentieren.» der Aus- und Weiterbildung.Wir müssen durch die Implementierung von neuen, die Mitarbeiter auf der Baustelle auf die innovativen Technologien in bestehende anstehende Transformation einstimmen Prozesse eine bessere Vernetzung aller und sie mit den notwendigen Kompeten- am Bau Beteiligten und steigert so die Produktivität. Zum anderen ermöglicht sie den Bauunternehmen, mit neuen zen ausstatten. Was ändert sich konkret für den einzel- Zur Person Dienstleistungen ihre Geschäftsmodelle nen Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz? nb. · Der Tessiner Bauunternehmer schafts- und Arbeitgeberorganisation weiterzuentwickeln, sich gegenüber Die Arbeit auf der Baustelle wird stärker Gian-Luca Lardi (Jahrgang 1969) ist seit der Unternehmungen des Hoch- und anderen Marktteilnehmern zu differen- von Technologien geprägt sein als bis an- 2015 Zentralpräsident des Schweizeri- Tiefbaus sowie verwandter Zweige des zieren und dadurch ihre Marktstellung hin. Dadurch wird die physische Arbeit schen Baumeisterverbands. Daneben ist Bauhauptgewerbes. Der SBV vertritt zu- auszubauen. Als Verband wollen wir die Druck der Mitglieder gewartet, sondern stetig abnehmen, dafür der Know-how- er Vizepräsident des Schweizerischen sammen mit seinen Sektionen, Fach- notwendigen Rahmenbedingungen die Digitalisierung etwa vor zwei Jahren Bedarf zunehmen. Hier braucht es sei- Arbeitgeberverbands, Mitglied des Vor- verbänden und -gruppen die über- schaffen, damit unsere Mitglieder diese auf unsere Prioritätenliste gesetzt. tens Mitarbeitern und Führungskräften standsausschusses des Schweizerischen betrieblichen Interessen seiner Mitglie- Chancen packen können. eine offene Haltung gegenüber den Gewerbeverbands sowie Vorstandsmit- der im Staat, in der Wirtschaft und in der Wie muss man sich das Engagement des neuen Herausforderungen. Zwar wird es glied bei Economiesuisse, bauenschweiz Öffentlichkeit, und er engagiert sich Erwarten Ihre Mitglieder überhaupt ein Baumeisterverbands vorstellen – werden den Beruf des Maurers auch in Zukunft und der Swiss Tunnelling Society. Der namentlich in den Bereichen Arbeit- Engagement des Baumeisterverbands in Sie Ihre Mitglieder anspornen, nur noch geben, doch wird er seine Arbeitsschritte dipl. Bauingenieur ETH ist verheiratet geberpolitik, Wirtschaftspolitik und der Digitalisierung? mit Building Information Modeling, mithilfe neuer Technologien anders aus- und wohnt mit seiner Frau und zwei Berufsbildungspolitik. Er repräsentiert Das steht ausser Frage. In einer atomi- kurz BIM, zu bauen? üben. Für die Mitarbeiter heisst das, dass schulpflichtigen Töchtern in Rovio über über 2500 Unternehmen als Arbeit- sierten Branche wie der unseren erwar- Das grösste Potenzial zur Produktivi- sie sich ständig verbessern müssen. dem Luganersee. geber von 80 000 Mitarbeitern. Der vom ten die Mitglieder, dass wir bei diesem tätssteigerung liegt in den Bauprozes- «Learning on the job» und aktive Wei- Der Schweizerische Baumeisterver- Bauhauptgewerbe jährlich generierte Thema vorangehen. Verstehen Sie mich sen, die wir interdisziplinär und bran- terbildung waren auf dem Bau aber band (SBV) besteht seit 1897. Er ist die Umsatz beträgt rund 20 Milliarden aber richtig.Wir haben nicht erst auf den chenübergreifend auf den Kopf stellen schon immer wichtig, weshalb in diesem gesamtschweizerische Berufs-, Wirt- Franken.
Donnerstag, 29. März 2018 Zukunft Bauen NZZ-Verlagsbeilage 7 AUS- UND WEITERBILDUNG auf gestandene Führungskräfte aus der satz. Aus voller Überzeugung, wie er bruch in der digitalen Kette. Als BIM- gesamten Baubranche – ein äusserst immer wieder betont. «Ist es nicht toll, Leiter in einem Büro mit 32 Mitarbeite- Ein lohnender spannender, motivierender Mix von wenn alle Projektbeteiligten stets auf rinnen und Mitarbeitern hat Schär sein Leuten», so Schär. dem gleichen Wissensstand sind und Augenmerk denn auch auf die Optimie- Was dem Architekten in seiner Rolle neue Formen der Zusammenarbeit ent- rung der Arbeitsprozesse über den ge- als Geschäftsleitungsmitglied besonders stehen?» Er nickt in Richtung des Nach- samten Gebäudelebenszyklus hinweg entgegenkam: Die Weiterbildung an der barraums, wo ein paar seiner Kollegin- gerichtet, also vom ersten Entwurf bis zu Mehraufwand FHNW ist so aufgebaut, dass die in der nen und Kollegen die Köpfe zusammen- einem möglichen Rückbau. Theorie erlernten Methoden und Techno- strecken und äusserst angeregt diskutie- logien zügig in die Praxis umgesetzt wer- ren. «Sitzungen gehören in unserem Neue Kollaboration den können. So hat das Büro Matti Ragaz Büro seit geraumer Zeit der Vergangen- Hitz Architekten bereits verschiedene heit an. Wir bauen auf Workshops.» Er Selbstverständlich liefert die Digitalisie- Projekte unter den neuen Aspekten des schmunzelt und meint: «Die Frage rung und mit ihr das Building Informa- Architekt und Geschäftsleitungsmitglied Urs Schär Building Information Modeling in An- ‹Braucht es mich noch oder kann ich tion Modeling der Branche keine Wun- griff genommen, darunter etwa die Er- schon mal gehen?› hören Sie bei uns derwaffe, davon ist auch Urs Schär über- hat sich mit 53 Jahren für ein Nachdiplomstudium weiterung und Sanierung des Kompe- garantiert nicht mehr.» zeugt. «Die neue Technologie optimiert in digitalem Bauen an der Fachhochschule tenzzentrums Demenz Oberried bei Belp. Mit weitreichenden Folgen für die Mit- Dass sich das Studium nicht nur für ihn auszahlt, sondern auch für das Büro indes Projektabläufe, was es uns wie- derum ermöglicht, frei werdende Res- Nordwestschweiz entschieden. Er verschafft sich und arbeitenden, wie Schär betont. «Die drei- und die Kunden, ist für Schär sonnen- sourcen in die Forschung, die Entwick- dimensionale Planung hat Schritt für klar. Digitales Bauen fördere die Effi- lung und vor allem in Wettbewerbe zu seinem Büro damit einen Wettbewerbsvorteil. Schritt die zweidimensionale abgelöst, das zienz, vermindere die Fehlerquote und stecken.» Zudem würden mit der Umset- ist die technische Herausforderung. senke somit auch die Kosten, so sein kur- zung der BIM-Methode neue Aufgaben Ebenso gross ist aber auch jene Herausfor- zes Fazit. «Fehler werden zukünftig früh- und Rollen geschaffen; etwa jene des FLAVIAN CAJACOB Berner zum ersten Mal 2015 an einem derung, welche die Bürokultur anbelangt.» zeitig am digitalen Bauwerksmodell er- BIM-Managers, der BIM-Koordinatorin Forum des Schweizerischen Ingenieur- Da BIM keine Software sei, sondern eine kannt und müssen nicht auf der Bau- oder des BIM-Modellierers. «Es entste- Als Urs Schär in den 1980er-Jahren seine und Architektenvereins SIA. «Mir war Arbeitsmethode, müsse in erster Linie ein- stelle gelöst werden.» Allerdings bedinge hen neue Formen der Zusammenarbeit, Lehre als Hochbauzeichner absolvierte, damals sofort klar: BIM ist kein kurzfris- mal in den Köpfen ein Schalter umgelegt dies ein Glaubensbekenntnis nicht nur nicht nur intern, sondern über die Büro- entstanden Häuser noch am Reissbrett. tiger Trend, BIM gehört die Zukunft!» werden. «Das ist im ersten Moment sicher seitens des Architekturbüros, sondern türen hinaus», weiss Schär aus Erfah- 35 Jahre später ist Schär Architekt FH Bereits einen Monat später nahm der mit Mehraufwand verbunden, zahlt sich von Seiten aller am Bauwerk beteiligten rung. «Der Aspekt des Interdisziplinären und Geschäftsleitungsmitglied im Büro damals 53-Jährige an der Fachhoch- aber längerfristig garantiert aus.» Akteure. «Da hatten wir bisher grosses gewinnt ganz klar an Bedeutung.» Matti Ragaz Hitz Architekten, wo ihm schule Nordwestschweiz (FHNW) sei- Glück. Unsere Partner glauben ebenfalls Für ihn, der seinen MAS Digitales die Leitung der Bereiche Projektierung nen Weiterbildungs-Master in Angriff. Wissensgleichstand an die Entwicklung und unterstützen uns Bauen an der FHNW im Sommer ab- und Planung sowie BIM obliegt. Das MAS Digitales Bauen ist in drei dementsprechend.» schliesst, ist klar:Wer sich der Digitalisie- Zertifikationslehrgänge gegliedert, die Für Urs Schär war es unter anderem die Was das Planen anbelange, sei die rung verschliesse, habe langfristig keine Motivierender Mix in Zusammenarbeit mit dem Center of Lust an der Auseinandersetzung mit Branche in Sachen Digitalisierung auf Chance, als Architekturbüro zu überle- Integrated Facility Engineering (CIFE) neuen Technologien, die ihn zur Weiter- gutem Wege, so Schär. Beim Übergang ben – ausser vielleicht, er sei in einer Mit der Planungsmethode Building In- der Stanford University in Kalifornien bildung veranlasst hat. Die Methoden auf die Baustelle sowie im Betrieb und Nische tätig. «Wer jedoch mit BIM arbei- formation Modeling (siehe Artikel auf durchgeführt werden. «Da treffen und Tools, die er sich an der FHNW an- in der Bewirtschaftung von Gebäuden tet, der verschafft sich einen Wettbe- Seite 4) in Kontakt gekommen ist der jeweils Abgänger von Fachhochschulen geeignet hat, bringt er täglich zum Ein- bestehe indes oftmals noch ein Unter- werbsvorteil. «Einblick in den digitalen Zwilling erhalten» Interview: Manfred Huber leitet das Institut Digitales Bauen an der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW, wo er auch Mitglied der Hochschulleitung ist. Manfred Huber, wann ist digitales der BIM-Methode bekommen sowohl Bauen ein Erfolg? die Auftragnehmer als auch die Auftrag- Wenn sowohl Architekt als auch Bau- geber die Möglichkeit, den Entwick- herrschaft sich darauf einlassen. Beim lungsprozess gemeinsam zu gestalten digitalen Bauen oder konkreter bei der und dabei regelmässig Einblick in den BIM-Methode geht es in erster Linie digitalen Zwilling zu erhalten. Daran Manfred Huber darum, ein neues Informationsmanage- müssen sich Architektin und Architekt Leiter des ment zu etablieren, das sich letztlich auf erst einmal gewöhnen. Gleichzeitig Instituts Digitales die bestehende Kultur im Büro und im muss die Bauherrschaft lernen, dass sie Bauen, FHNW PD Umgang mit Partnern auswirkt. Das be- mitunter erst Ansätze und noch keine deutet: Mehr Austausch, mehr Zusam- konkrete Lösung zu Gesicht bekommt, Urs Schär: «Der Aspekt des Interdisziplinären gewinnt an Bedeutung.» FLAVIAN CAJACOB menarbeit, mehr Einblick, mehr Transpa- was zur Entstehungsgeschichte eines gischer und operativer Ebene. Das be- renz. Da müssen sich sowohl Anbieter Gebäudes ganz einfach dazugehört, also sondere an unserem Weiterbildungs- als auch Kunde von althergebrachten kein Fehler ist. Zu Beginn legen alle Master ist, dass hier Architektinnen und Dogmen lösen. ihre Ziele auf den Tisch und arbeiten Planer auf Investorinnen und Bauherren sich dann gemeinsam von «grob» zu treffen. Wie meinen Sie das? «fein» vor. Etwas, das wir leider verlernt Gerade in der Lehre beschäftigt uns eine haben. Also eine unglaublich heterogen aufge- Tradition, die immerhin 600 Jahre Be- stellte Gruppe. stand hat: Der Architekt oder die Archi- Wer ist es, der bei Ihnen das Nach- Genau, Anbieter und Auftraggeber, tektin entwirft mithilfe von Plänen ein diplomstudium in digitalem Bauen Kreative und Kunden. Alles Fachleute, Gebäude, präsentiert und bespricht dies absolviert? die vom Nutzen des digitalen Bauens mit der Bauherrschaft. Schliesslich geht Neben einem Hochschulabschluss set- überzeugt sind. Der interdisziplinäre es auf die Baustelle, wo sich wiederum zen wir bezüglich Zulassung mindestens Austausch spielt denn auch von der ers- alle an diesem Plan orientieren. Projektverantwortlichkeit voraus. Die ten Minute an eine ganz zentrale Rolle – meisten unserer Studierenden haben in- und nicht selten entstehen daraus sogar Das klingt eigentlich ziemlich logisch. des bereits eine Führungsposition inne, gemeinsame Projekte. Natürlich. Aber wir leben im Heute: Mit verfügen also über Erfahrung auf strate- Interview: Flavian Cajacob Institut Digitales Bauen – Interoperabilität beim Planen, Bauen und Bewirtschaften mit IFC MAS Digitales Bauen – Parametrisches Design Jetzt anmelden! www.fhnw.ch/wbbau – Aus- und Weiterbildung – Forschung und Entwicklung
8 NZZ-Verlagsbeilage Zukunft Bauen Donnerstag, 29. März 2018 Sind wir schon fit genug für eine neue Kultur? Gastkommentar von THOMAS ROHNER Die Methode Building Information Modeling (BIM) etabliert sich in der Schweizer Bauwirtschaft zusehends. Immer mehr Projekte werden mittels digitalem Zwilling geplant, simuliert und geleitet. Beim Holzbau, der durch seinen hohen Vorfertigungsgrad eine Vorreiter- rolle innehat, wird heute bereits ab einem BIM-Modell produziert. Aber ist dies jetzt der Durchbruch für BIM? Wie sieht es denn bezüglich der Akzeptanz von BIM bei weiteren Akteu- ren aus, zum Beispiel bei Bauämtern oder Sachverständigen? BIM wird in Projekten zwar gefordert, aber häufig (noch) nicht verstanden. Um eine breite Akzeptanz zu MARKUS LAMPRECHT Thomas Rohner Professor für Holzbau und BIM, Berner Fachhochschule erreichen und das Potenzial auszunutzen, braucht es weit mehr. Eine neue digitale Building Information Modeling (BIM) am Beispiel eines neuen Bundeshauses. Baukultur entsteht. Wir müssen es schaf- fen, die Vorteile – etwa Kommunikation, Transparenz und Effizienz – in den Vor- dergrund zu stellen, damit sich BIM grundlegend durchsetzen kann. Ein Patentrezept für den Kulturwan- del gibt es nicht. Wichtig erscheint, dass «High-Five» mit dem sprechenden humanoiden Roboter namens Pepper. der Wandel ohne äusseren Zwang er- folgt. Die Beteiligten müssen Lust an der neuen Technologie verspüren. Als Fach- hochschule ist es uns wichtig, dass wir Die virtuelle unseren Teil zu diesem Kulturwandel beitragen. Wir entwickeln neue Wege in MICHAEL BAUMANN schon morgen als erst übermorgen. Dass der Didaktik und Methodik für die Aus- die Digitalisierung auch vor dem Bau- und Weiterbildung zur optimalen Förde- Kleine, weisse Roboter rollen zwischen wesen nicht Halt macht, kann da nicht rung von jungen, zukünftigen Leistungs- den Messeständen herum und schauen überraschen. Die Aufbruchsstimmung in Welt wird zum trägerinnen und Leistungsträgern, die die Besucher mit ihren grossen, runden der Branche war geradezu mit Händen mit Leichtigkeit und Freude an neue und blinkenden Augen an, sprechen, greifbar, bietet doch die digitale Trans- Technologien herantreten. Demgegen- schütteln Hände oder machen «High- formation neue Chancen und Möglich- über wollen wir bei anderen Akteuren, Five». Auf einem Bildschirm, für Tradi- keiten: Beim Planen, Bauen, Nutzen und die neuen Technologien skeptisch gegen- tionalisten etwa so gross wie eine Schie- Betreiben. realen Faktor überstehen, Akzeptanz schaffen. Des- fertafel zum Aufschreiben der Jassresul- Hintergrund des Innovation Lab war halb beinhaltet unser BIM-Programm tate, für Modernisten in der Grösse eines die Absicht, nicht nur von der digitalen nicht nur den Teil «BIM4students», son- Tablets, steht «Hallo». Die rund 1,20 Transformation und der virtuellen Rea- dern auch «BIM4staff», «BIM4exter- Meter grossen und sprechenden huma- lität zu sprechen, sondern aufzuzeigen, nals» und «BIM4research». noiden Roboter namens Pepper, die wie die Baubranche sie sich zunutze ma- Es geht noch weiter: BIM konzen- Mimik und Gestik der Menschen erken- chen kann. Und da gibt es ganz viele triert sich auf Planung, Bau und Betrieb von Gebäuden. Initiiert von Building- Die Digitalisierung verändert gerade die nen können, dienten als Anlaufstelle für Auskünfte und Informationen – und Möglichkeiten. Der Hype um das Thema im Allgemeinen und um BIM (Building SMART – einer internationalen nicht- staatlichen Non-Profit-Organisation – Gesellschaft. Auch der 25. Ausgabe der Swissbau waren in dieser Funktion die Speerspit- zen und Aushängeschilder des Innova- Information Modeling) im Speziellen hat den Höhepunkt noch lange nicht er- kommen weitere Ebene hinzu: «BIM@ in Basel hat sie ihren Stempel aufgedrückt. tion Lab. reicht. Die Sonderschau zeigte auf rund Infrastructure», «BIM@Product» und 2000 Quadratmetern, welche verschie- «BIM@Technical». Mit der einmaligen Zum ersten Mal überhaupt war das Innovation Höhepunkt noch nicht erreicht denen Techniken der Zukunft für die Kombination der Kompetenzen im Holzbau, der Architektur und des Bau- Lab Teil der Fachmesse. Die Sonderschau war an der Swissbau Bauwirtschaft zum Teil heute schon zur Verfügung stehen oder bald alltäglich ingenieurwesens können wir bei dieser vom 16. bis 20. Januar 2018 in Basel, die sein werden. Weiterentwicklung einen wertvollen alle zwei Jahre durchgeführt wird, zum Beitrag leisten. Diese Arbeiten werden ersten Mal Teil der traditionellen Fach- Simulation mit VR und 3D im neu gegründeten Institut für digitale messe. Sinnbildlich standen die Helfer Bau- und Holzwirtschaft der Berner für den Begriff Digitalisierung, der Immer wieder anzutreffen waren Vir- Fachhochschule (BFH) bearbeitet. gegenwärtig überall im Trend liegt. Egal, tual-Reality-Brillen, mit denen man auf ob in Wirtschaft, Politik oder Schule – realistische Art und Weise aufzeigen Thomas Rohner ist Professor für Holzbau und die Zukunft soll digital sein. Besser kann, wie ein Gebäude von Grund auf BIM an der Berner Fachhochschule (BFH). BFH Swissbau 2018 nzzcs. · Das Departement Architektur, mb. · Über 60 Milliarden Franken setzt ren stark beschäftigen», meinte Bundes- Holz und Bau (AHB) ist Teil der Berner die Bauwirtschaft in der Schweiz jährlich rat Ueli Maurer anlässlich der Eröffnung. Fachhochschule (BFH). In Burgdorf und um und bildet so einen wichtigen Pfeiler Das Konzept der grössten Baumesse der Biel werden in sämtlichen Disziplinen der hiesigen Volkswirtschaft. Alle zwei Schweiz, bestehend aus Ausstellung,Wei- der Bau- und Holzwirtschaft mehr als Jahre trifft sich die Baubranche an der terbildungs- und Innovationsforum mit 800 Nachwuchskräfte ausgebildet. Dazu Swissbau.An der 25.Ausgabe vom 16. bis 1046 Ausstellern und Partnern aus kommt eine Reihe von Weiterbildungs- 20. Januar 2018 stand die Digitalisierung 17 Ländern, fand laut den Organisatoren möglichkeiten. Angegliedert ist die im Zentrum. «Die Transformation wird der MCH Group bei den 97 919 Besu- Höhere Fachschule Holz Biel. die Baubranche in den kommenden Jah- chern grossen Anklang.
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