Zukunft Bauen Verlagsbeilage - Zeiten ändern sich, Methoden auch - matti ragaz hitz architekten ag

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Zukunft Bauen Verlagsbeilage - Zeiten ändern sich, Methoden auch - matti ragaz hitz architekten ag
29. März 2018

  Verlagsbeilage
Zukunft Bauen
 Zeiten ändern sich, Methoden auch

                                                                                        IWAN BAAN

    CH-8021 Zürich · Telefon +41 44 258 16 98 · www.nzzcontentsolutions.ch
Zukunft Bauen Verlagsbeilage - Zeiten ändern sich, Methoden auch - matti ragaz hitz architekten ag
2   NZZ-Verlagsbeilage                                                                                                  Zukunft Bauen                                                                                                            Donnerstag, 29. März 2018

                                                            Neue Horizonte für die Branche
                                                            Johann N. Schneider-Ammann ·                                                               den Einsatz neuer Technologien entsteht                         Gesamtheit der bauwirtschaftlichen Pro-
                                                            Die Digitalisierung beeinflusst zunehmend                                                  auf allen Wertschöpfungsstufen grosses                          zesse beeinflussen wird. Schliesslich kommt
                                                            unser Leben. Weitreichende technologi-                                                     Potenzial für Effizienzsteigerungen.                            der Vermittlung von «digital skills» in
                                                            sche Umbrüche und Innovationen verän-                                                      Akteure, die sich frühzeitig mit den tech-                      sämtlichen Fachrichtungen eine grosse Be-
                                                            dern auch die Wirtschaft und somit unsere                                                  nologischen Entwicklungen auseinander-                          deutung zu. In unserem bewährten dualen
                                                            Art zu arbeiten. Für ein ressourcenarmes                                                   setzen und die Potenziale erkennen, besit-                      Berufsbildungssystem sorgen innovative
                                                            Land wie die Schweiz ist es zentral, die                                                   zen gute Chancen, sich künftig von der                          Unternehmen dafür, dass junge Arbeits-
                                                            Chancen dieses Wandels zu nutzen. Denn                                                     Konkurrenz abzusetzen. So steht den                             kräfte rasch mit neuen Technologien um-
                                                            wir wissen, der technologische Fortschritt                                                 Akteuren eine Vielzahl von Ansätzen                             gehen lernen. Zudem wächst das Bewusst-
                                                            lässt sich nicht aufhalten. Wir alle müssen                                                offen, um ihre Digitalisierungsstrategie zu                     sein, dass weiterführende Ausbildungen
                                                            unseren Beitrag dazu leisten, diese Ent-                                                   entwickeln. Intelligente Maschinen und                          nach einer Berufslehre in einem stärker
                                                            wicklung zu unseren Gunsten zu nutzen.                                                     Applikationen lassen die Produktionspro-                        technisierten Umfeld an Bedeutung gewin-
                                                            Damit können wir Wohlstand und Be-                                                         zesse vorausplanen und hocheffizient                            nen. Es ist ebenfalls das Ziel der Fach-
                                                            schäftigung nicht bloss sicherstellen, son-                                                durchführen.                                                    kräfteinitiative, dieses Bewusstsein zu
                                                            dern auch ausbauen.                                                                           In der Schweiz entwickeln Forscher der                       schärfen. Gut ausgebildete Fachkräfte stär-
                                                               Die Aufgabe der öffentlichen Hand ist es,                                               ETH gegenwärtig digitale Technologien,                          ken nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sie
                                                            für bestmögliche wirtschaftspolitische Rah-                                                sodass sie mit Roboterunterstützung bis-                        begünstigen auch Innovationen.
                                                            menbedingungen zu sorgen. Dazu gehören                                                     her praktisch unmögliche Konstruktionen                            Ich bin daher überzeugt, dass wir den
                                                            eine umfassende Rechtssicherheit, der                                                      nun effizient und zudem ökologischer zu                         Mut für digitale Innovationen aufbringen
                                                            unternehmerische Freiraum, die flexiblen                                                   errichten vermögen. Diese Transformation                        können und optimistisch in die Zukunft
                                                            Arbeitsmärkte mit qualifizierten Arbeits-                                                  wird zukünftig in der Bauwirtschaft Einzug                      der Bauwirtschaft blicken dürfen.
                                                            kräften, eine relativ moderate Steuerbelas-                                                halten und der gesamten Branche neue
                                                            tung sowie hochwertige Infrastrukturen.                                                    Horizonte erschliessen.
                                                            Dafür setze ich mich persönlich ein!                                                          Trotz dieser erfreulichen Entwicklungen                      Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann ist Vorsteher
                                                                                                                                                                                                                       des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung
                                                               Die Digitalisierung hält in hohem Masse                                                 muss das Bewusstsein weiter gestärkt wer-                       und Forschung sowie eines der sieben Mitglieder der
Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann.              PD       auch in der Bauindustrie Einzug. Durch                                                     den, dass die digitale Transformation die                       Exekutive der Schweiz.

                                                                       ANZEIGE

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                                                                                                                                                                                                                                      Projekte wie Glasi oder
                                                                                                                                                                                                                                      Vortex machen es vor.
                                                                                                                                                                                                                                      Seite 10

                                                                                                                                                                         MULTIPLIKATOR OPEN BIM                                       DICHTER, HÖHER, GRÜNER
                                                                                                                                                                         Für alle offenes Building                                    Was Forscher der ETH
                                                                                                                                                                         Information Modeling.                                        in Singapur herausfinden.
                                                                                                                                                                         Seite 4                                                      Seite 12

                                                                                                                                                                         BAUMEISTERVERBAND 4.0                                        PIONIERE UNTER TAGE
                                                                                                                                                                         Präsident Gian-Luca Lardi Die Amberg Group
                                                                                                                                                                         über seine Mission.       hat ihren Versuchsstollen.
                                                                                                                                                                         Seite 6                                                      Seite 14

                                                                                                                                                                         WEITERBILDUNG                                                BEWIRTSCHAFTUNG
                                                                                                                                                                         So wird man mit 50 plus                                      Livit-Chef Andreas Ingold
                                                                                                                                                                         für digitales Bauen fit.                                     über Megatrends.
                                                                                                                                                                         Seite 7                                                      Seite 15

                                                                                                                                                                         SWISSBAU INNOVATION LAB                                      ZWILLINGE VOR AUGEN
                                                                                                          © Copyright: Andreas Diglas / ITA/Arch-Tec-Lab AG
                                                                                                                                                                         Reportage zur Premiere                                       BAM Swiss überzeugt
                                                                                                                                                                         während der Fachmesse.                                       Kunden aktiv von BIM.
                                                                                                                                                                         Seite 8                                                      Seite 18

           Digital planen und bauen.                                                                                                                                     AUSBILDUNG                                                   DIGITALISIERTES HANDWERK

           Die Zukunft der Schweizer Bauwirtschaft liegt in der Digitalisierung –                                                                                        Die Studenten werden                                         Verbandspräsident Hans
           und wir sind schon mittendrin. Gemeinsam mit der ETH realisierten wir                                                                                         digitaltauglich gemacht.                                     Rupli über den Holzbau.
                                                                                                                                                                         Seite 9                                                      Seite 21
           als Totalunternehmer das Arch_Tec_Lab in fachübergreifender
           Zusammenarbeit und digitaler Fabrikation.

                                  HRS Real Estate AG · HRS Renovation AG
                                  Areal- und Immobilienentwickler, General- und Totalunternehmer
                                                                                                                                                                                             IMPRESSUM: «Zukunft Bauen» ist eine Verlagsbeilage der NZZ-Mediengruppe.
                                  Walzmühlestrasse 48 · CH-8501 Frauenfeld · T +41 52 728 80 80 · frauenfeld@hrs.ch · www.hrs.ch
                                                                                                                                                                                   Inhalt realisiert durch NZZ Content Solutions in Kooperation mit Brand Relations Sarah Schlagenhauf.
                                  BASEL · CHUR · DELÉMONT · FRIBOURG · GENÈVE · GIUBIASCO · GÜMLIGEN | BERN
                                  KRIENS | LUZERN · NEUCHÂTEL · ST.GALLEN · ST-SULPICE · VADUZ · ZÜRICH                                                                                            Projektmanagement: Norman Bandi, Leiter NZZ Content Solutions,
                                                                                                                                                                                                  c/o NZZ Media Solutions AG, Falkenstrasse 11, Postfach, 8021 Zürich.
                                                                                                                                                                                                                      www.nzzcontentsolutions.ch
Zukunft Bauen Verlagsbeilage - Zeiten ändern sich, Methoden auch - matti ragaz hitz architekten ag
Donnerstag, 29. März 2018                                                                      Zukunft Bauen                                                                                       NZZ-Verlagsbeilage        3

Digitales Bauen: Evolution oder Revolution
Die Industrie befindet sich inmitten der grössten Metamorphose ihrer Geschichte. Ein Vierstufenplan soll die Digitalisierung
der gesamten Wertschöpfungskette rund um die Baubranche voranbringen. Das Marktpotenzial ist erheblich.

JOHANNES J. SCHRANER

Was haben Drohnenschwärme über
einer Baustelle zu suchen? Sehr viel,
denn sie können die Effizienz einer Bau-
firma um über 30 Prozent steigern. Das
hat Implenia beim Einsatz der Fluggeräte
2017 in Dagmersellen LU festgestellt.
Die tagsüber vom Platz gemachten Auf-
nahmen seien in der Nacht von einer
Software ausgewertet worden. Bereits am
nächsten Tag habe das Team dann auf der
Grundlage eines Plans weiterarbeiten
können, der um die am Vortag gewonne-
nen Erkenntnisse ergänzt worden sei.
    «Wir haben die Weichen für die Digi-
talisierung früh gestellt, in den letzten
Jahren stark investiert, und wir tun das
auch weiter», erklärt Anton Affentran-
ger, CEO von Implenia. Die grösste Her-
ausforderung sei es, den digitalen Wan-
del nicht nur als Technologiethema zu se-
hen. «Er ist viel mehr als das. Deshalb
investieren wir zusätzlich stark in unsere
Mitarbeitenden, um die Kompetenzen
und die Kultur für eine erfolgreiche digi-
tale Transformation sicherzustellen»,
bringt es Affentranger auf den Punkt.         Ein Schweizer Leuchtturmprojekt: Rendering des DFAB House in Dübendorf (siehe Artikel auf Seite 19).                                                                            PD

Vision noch in weiter Ferne
Doch wie weit ist die Schweizer Bauwirt-      len Durchgängigkeit über alle Stufen         «Die Bauwirtschaft musste in den letzten      schliesslich greifen wird. «Mit der Ein-     liche Marktchancen nutzen, so Affen-
schaft insgesamt in Sachen Digitalisie-       hinweg und zwischen allen Beteiligten,       Jahrzehnten wenig in Forschung und            ordnung eines Marktteilnehmers auf           tranger. Sein Konzern befinde sich mitten
rung? «Von der Vision einer digitalisier-     so Weber. Heute erstellten beispiels-        Entwicklung investieren. Umso schwie-         dem Stufenplan von Bauen digital             in der Umsetzung des Stufenplans.
ten Bauwirtschaft sind wir noch weit ent-     weise bereits einige Planungsteams vir-      riger dürfte deshalb die digitale Transfor-   Schweiz wird seine Wettbewerbsfähigkeit          Für diejenigen, die sich auf die Digi-
fernt. Wir sind weder als Individuum          tuelle Duplikate von realen Gebäuden         mation für diesen Wirtschaftszweig wer-       transparent», legt Implenia-CEO Anton        talisierung einliessen, sei es eine natür-
noch als Organisation dafür reif, zudem       mittels BIM-Modellen (Building Infor-        den», merkt Weber selbstkritisch an.          Affentranger den Finger nochmals auf         liche Evolution mit vielen Chancen, fasst
vermögen unsere heutigen Werkzeuge            mation Modeling) und tauschten auch                                                        den unmittelbar entscheidenden Punkt.        Weber von Bauen digital Schweiz zu-
dies nicht zu leisten», stellt Markus         die Informationen darüber aus. Das           Neue Unternehmenskultur                       Durch die Digitalisierung entständen dis-    sammen. «Für diejenigen, die sich nicht
Weber nüchtern fest. Er ist stellvertre-      heisst, diese Teams arbeiteten bereits auf                                                 ruptive Geschäftsmodelle und die Kar-        darauf einlassen, kann es zu einer Revo-
tender Geschäftsleiter des Planungs-          Level 2 des Stufenplans.                     «Das entscheidende Potenzial der Digi-        ten würden neu gemischt. Bauunterneh-        lution werden, weil es auf einmal Firmen
unternehmens Amstein+Walther sowie               «Solange aber der Baugenehmigungs-        talisierung ist der Beitrag, den sie in der   men, die bei der Digitalisierung mit-        geben wird, die keiner gesehen hat und
Präsident und Mitinitiator der Interes-       prozess noch auf Level 0 verharrt, das       Branche zu Kostentransparenz, Effi-           zögen, würden wettbewerbsfähiger und         die Geschäfte machen, die bis anhin kei-
sengemeinschaft Bauen digital Schweiz.        heisst keine modellbasierten Prüfungen       zienz, Terminsicherheit und Stabilisie-       könnten mi ttel- und langfristig erheb-      ner versteht», mahnt Weber.
   Die Non-Profit-Organisation für die        erfolgen können, müssen aus den BIM-         rung der Prozesse leisten kann», heisst es
gesamte Wertschöpfungskette der Bran-         Modellen mit wesentlichem Mehrauf-           im Stufenplan dazu treffend. Das bis-
che hat im vergangenen Frühjahr eine          wand wieder zweidimensionale Pläne           herige Business-Modell der Intranspa-
erste Version ihres angelsächsisch ge-        generiert und die Informationen in zu-       renz in Form von Pauschalen werde aus-
prägten «Stufenplans Schweiz – digital
planen, bauen und betreiben» präsen-
tiert (siehe Kasten). Der 2016 gegründe-
                                              sätzlichen Dokumenten abgebildet wer-
                                              den», veranschaulicht Weber. Erst wenn
                                              der Genehmigungsprozess Level 2 er-
                                                                                           sterben, ist auch Manfred Huber über-
                                                                                           zeugt. Der Leiter des im Januar 2018 neu
                                                                                           gegründeten Institutes Digitales Bauen
                                                                                                                                         Schweizer Vierstufenplan
ten Plattform gehören wichtige Stake-         reicht habe, sei die digitale Durchlässig-   der Hochschule für Architektur, Bau und       jjs. · Level 0 des Stufenplans der In-       Die Kollaboration basiert zwar auf
holder aus Planung, Bau, Betrieb, Behör-      keit der Daten gesichert und die Effizienz   Geomatik FHNW (Fachhochschule                 teressengemeinschaft Bauen digital           Modellen im Sinn von Big BIM, erfolgt
den sowie Bildung und Forschung an. In        und die Qualität stiegen drastisch an.       Nordwestschweiz) weist darauf hin, dass       Schweiz bildet den Status quo ab. Er         aber immer noch manuell. Level 3 des
vier Schritten wird erstmals ein für alle        Wie aber soll eine Branche, die aus       es durch die Digitalisierung Transparenz      zeigt, dass die derzeitige Arbeitsweise in   Vierstufenplans beschreibt die inte-
Beteiligten gleich getakteter Weg zur         vielen KMU und einigen international         für alle geben werde. «Dafür aber ist eine    der Wertschöpfungskette keine gemein-        grierte, modellbasierte Kollaboration.
Digitalisierung definiert. «Wir moderie-      tätigen Konzernen besteht, nur schon         völlig neue Unternehmenskultur nötig.         samen strukturierten Datenmodelle            Sie ermöglicht automatisierte Prozesse
ren diesen Weg im Dialog mit der gesam-       Level 1 erreichen? «Die kleineren Fir-       Nur diejenigen werden überleben, wel-         nutzt. Der Austausch findet vorwiegend       und schafft durch echte digitale Inter-
ten Wertschöpfungskette, kulturkompa-         men können agiler agieren, Grossfirmen       che die neue Form des Wettbewerbs, die        analog statt. Level 1 steht für Little BIM   operabilität die Grundlage für disruptive
tibel gut schweizerisch bottom-up», er-       können in die Entwicklung investieren»,      Kollaboration über Unternehmensgren-          (Building Information Modeling) oder         Geschäftsmodelle. Level 4 steht für kom-
läutert Weber.                                meint Weber. Die Herausforderung sei         zen hinweg also, wirklich annehmen»,          modellbasierte Bearbeitung seitens ein-      munizierende Systeme und vernetzt die
                                              für alle ähnlich gross, weil die Verände-    sagt Huber. Einfach neue Technologien         zelner Beteiligter. Deren Ergebnisse         physische mit der virtuellen Welt. Dazu
Level 4 nicht erste Priorität                 rungen durch die Digitalisierung zuerst      einkaufen, jedoch die bisherigen Pro-         werden jedoch weiterhin auf konventio-       zählen das Internet der Dinge (IoT) und
                                              einmal Investitionen in Mitarbeiter, Pro-    zesse beizubehalten, führe zu nichts.         nellem Weg ausgetauscht. Level 2 erfor-      cyber-physische Systeme (CPS) wie
Die zentrale Herausforderung sei derzeit      zesse und Arbeitsmittel erforderten.             Sicher ist: Der Wettbewerb wird           dert von allen Beteiligten digitale Defi-    Maschinensteuerung, Sensorik und
nicht, möglichst schnell Level 4 zu errei-    Diese Investitionen seien in den Margen      derzeit für die ganze Branche neu defi-       nitionen und eine generelle Strukturie-      Echtzeit-Monitoring.
chen, sondern die Herstellung der digita-     der Branche hingegen nicht abgebildet.       niert, unabhängig davon, welche Vision        rung der vernetzten Zusammenarbeit.          www.bauen-digital.ch

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4    NZZ-Verlagsbeilage                                                                      Zukunft Bauen                                                                              Donnerstag, 29. März 2018

Open BIM als Multiplikator des Treibers
Building Information Modeling ist der Begriff der Zeit und dessen Kürzel das Synonym für die Zukunft. Was eine offene Cloud-Plattform von

NORMAN BANDI

Wie in anderen Industrien dient die Digi-
talisierung auch in der Bauwirtschaft als
Haupttreiber, um Effizienz zu steigern,
Qualität zu sichern und Kosten zu senken.
«Dabei ist Building Information Mode-
ling, kurz BIM, ein wichtiger Impuls-
geber», sagt Hans Rupli, Vorstandsmit-
glied der Dachorganisation bauenschweiz
sowie der Interessengemeinschaft Bauen
digital Schweiz und Zentralpräsident des
Verbands Holzbau Schweiz.
    Sämtliche Phasen und Bestandteile
eines Bauwerks werden gemäss Rupli
künftig in einem einzigen digitalen Ko-
ordinationsmodell abgebildet. So er-
reichten alle Player einen dreifachen
Effizienz-, Qualitäts- und Kostengewinn:
Planungs- und Ausführungswissen werde
in einer frühen Entwicklungsphase bes-
ser zusammengeführt (Prozessmanage-
ment), die neue Transparenz über das
ganze Projekt reduziere Fehlerkosten in
den Schnittstellen der Gewerke (Infor-
mationsmanagement) und die spätere
Gebäudebewirtschaftung liesse sich
durch das digitale Datenmodell erheb-
lich optimieren (Facility Management).

Abkürzung Laien erklärt
«BIM beschreibt eine Methode der opti-
mierten Planung,Ausführung und Bewirt-
schaftung von Gebäuden mithilfe von
Technologie», bringt Claude Chassot den
Begriff Building Information Modeling
auf den Punkt. Der Geschäftsführer des
branchenspezifischen Software-Spezialis-
ten Trimble International (Schweiz) ist
Präsident von Open BIM, dem Verband         Kollaboration und Kommunikation: Open BIM bedeutet einen Software-unabhängigen Datenaustausch von digitalen Bauwerksmodellen.                             SERGEY NIVENS / STOCK.ADOBE.COM
Schweizer BIM-Software-Lieferanten.
   Ähnlich klingt es bei Stephan Aeschli-
mann,Vizepräsident von Open BIM und
Geschäftsleiter von Allplan Schweiz,        rungen.» BIM ist seiner Meinung nach         talen Planen, Bauen und Betreiben. Das       der verschiedensten Software-Lösungen           «Offene Standards bieten allen Betei-
einem führenden europäischen Anbieter       nicht nur Teil der Digitalisierung in der    Modell bietet die Grundlage für opti-        mittels Verwendung eines Standardfor-       ligten den Zugang, über den gesamten
von offenen Lösungen für Building In-       Bauwirtschaft, sondern deren Treiber.        mierte Koordination. BIM ist somit           mats», sagt Chassot. Aeschlimann er-        Lebenszyklus eines Bauwerks Informa-
formation Modeling: «BIM ist eine              Paul Curschellas, Chief Information       keine Software. BIM stellt eine gemein-      gänzt: «Open BIM bedeutet einen soft-       tionen auszutauschen, zu ergänzen, zu
Methode für die Prozessoptimierung von      Officer (CIO) des ETH-Spin-off buildup       same Sprache für die Bauwirtschaft dar.»     ware-unabhängigen Datenaustausch von        pflegen und zu nutzen», fasst Allplan-
Planung, Umsetzung und Betrieb eines        und Mitbegründer der SwissBIMLibrary,                                                     digitalen Bauwerksmodellen.» Es gebe        Manager Aeschlimann die Vorteile von
Bauwerks. Durch laufende Zusammen-          findet, dass sich BIM am einfachsten an-     Open BIM vs. Closed BIM                      den Unternehmen – insbesondere KMU          Open BIM gegenüber Closed BIM
führung und Visualisierung aller relevan-   hand der Realität nach dem Prinzip «erst                                                  – die Freiheit, mit der für sie am besten   zusammen. «Der Einsatz spezifischer
ten Informationen werden die Entschei-      digital – dann real» erklären lässt. «Wie    Sowohl Chassot als auch Aeschlimann          geeigneten BIM-Plattform zu arbeiten.       Unternehmer-Software ist in der Schweiz
dungsprozesse in Projekten unter sämt-      die Zusammenarbeit der Beteiligten auf       sind verbandsbedingt Verfechter von          Es liege auf der Hand, dass ein Planer      der Regelfall, daher kommt nur der
lichen Beteiligten optimiert. Daraus        dem Bauplatz gesetzt ist, formuliert Buil-   Open BIM, unabhängig vom eingesetz-          von Lüftungsanlagen andere Anforde-         Open-BIM-Ansatz infrage. Die Open-
resultieren Effizienzsteigerungen, Kos-     ding Information Modeling die Zusam-         ten Programm. «Open BIM ist offen für        rungen an ein cloud-basiertes Tool stelle   BIM-Schnittstelle IFC stellt den Daten-
teneinsparungen und Qualitätsverbesse-      menarbeit der Beteiligten mit dem digi-      die Kollaboration und Kommunikation          als ein Architekt.                          sowie Informationsaustausch sicher.»

Vom Wasserfall in
                                                                                                                                                                                  Ammann mit dem Projektstand zufrie-
                                                                                                                                                                                  den. Für den schnellen Fortschritt ent-
                                                                                                                                                                                  scheidend seien die regelmässigen Infor-
                                                                                                                                                                                  mation Conference Sessions aller betei-

die Waschmaschine                                                                                                                                                                 ligten Planungsteams unter Leitung des
                                                                                                                                                                                  BIM-Koordinators in einem virtuellen
                                                                                                                                                                                  Datenraum gewesen. Dabei habe die
                                                                                                                                                                                  Schnittstellenperson mithilfe der Open-
Bei der Realisierung einer Hochlast-Biologie-Anlage der Ara                                                                                                                       BIM-Plattform Allplan Bimplus alle Pro-
                                                                                                                                                                                  jektteile sichtbar machen und auf Unver-
Region Bern durch Ingenta für den US-Pharmamulti CSL                                                                                                                              einbarkeiten prüfen können. Tatsächlich
Behring machen alle Beteiligten völlig neue Erfahrungen,                                                                                                                          haben allein die Planungsteams im Fall
                                                                                                                                                                                  der Entsorgungsanlage CSL Behring ins-
auch dank Open BIM.                                                                                                                                                               gesamt sieben verschiedene Software-
                                                                                                                                                                                  Programme im Einsatz. «Die Lösung All-
JOHANNES J. SCHRANER                        gänge oder konfrontative Kreuzungen                                                                                                   plan Bimplus ist sehr gut, weil man damit
                                            von Leitungen vorhanden waren», er-                                                                                                   alles anschauen kann und damit volle
Die Besichtigung der Abwasserreini-         klärt Beat Ammann, Direktor der Ara-                                                                                                  Transparenz da ist, wer was bis wann und
gungsanlage der Region Bern (Arabern)       bern. Gesamtplaner des Projektes ist das                                                                                              in welcher Qualität geliefert hat», sagt
an der Neubrückstrasse hat es in sich.      Berner Ingenieur- und Planungsbüro                                                                                                    Ammann. Wenn einer nicht rechtzeitig
«Unser Betrieb trifft alle notwendigen      Ingenta.                                                                                                                              liefere, dann sei diesem klar, dass alle
Vorkehrungen für einen gefahrlosen                                                                                                                                                anderen auf ihn warten müssten.
Rundgang. Trotzdem können Unfälle           Prozesse parallelgeschaltet                  Gesamtmodell des Neubaus der Hochlast-Biologie-Anlage der Ara Region Bern in                 «Mit dem Einsatz von BIM-Program-
und gesundheitliche Beeinträchtigungen                                                   der Darstellung mit der BIM-Software Allplan Engineering.         ALLPLAN SCHWEIZ        men ist eine offene Diskussion unter den
nicht vollständig ausgeschlossen wer-       An der Wankdorfstrasse produzieren                                                                                                    Projektpartnern zwingend. Das führt in-
den», heisst es im Flyer für Besucher-      1300 Angestellte von CSL Behring                                                                                                      des dazu, dass die Motivation im Ge-
gruppen, denen seine aufmerksame Lek-       Medikamente vor allem für die Heilung        und einem sogenannten Hochlast-Reak-         zeitlichen Etappen erfolgt. «Das war wie    samtteam steigt und dass gleichzeitig alle
türe wärmstens empfohlen wird.              von Patienten mit Immunkrankheiten.          tor auf dem Ara-Gelände. Darin wird der      ein Wasserfall, der über verschiedene       lernen, Fehler sofort zuzugeben», formu-
    Eine Begehung ohne Risiken und          Im Herstellungsprozess entstehen immer       Alkohol mittels Bakterien umgewandelt,       Stufen hinuntergestürzt ist. Mit BIM        liert Ingenta-CEO Liesen die Folgen,
Nebenwirkung dagegen möglich macht          grössere Mengen alkoholhaltigen Ab-          wobei Biogas entsteht, das Erdgas-Qua-       aber befinden sich alle in einer Wasch-     sprich den Paradigmenwechsel für die
die Open-BIM-Plattform Bimplus des          wassers, deren Klärung am bisherigen         lität hat, um dann ins Gasnetz des Ver-      maschine, wo alles gleichzeitig mit allem   gesamte Baubranche. Damit aber steige
Software-Anbieters Allplan Schweiz.         Firmenstandort nicht mehr möglich ist.       sorgers Ewb eingespeist zu werden.           dreht», veranschaulicht Liesen. Neu im      der Respekt zwischen den Projektpart-
Dies nicht nur von digital erfassten        «Wir haben deshalb im Frühling 2017 mit          «Mit BIM ist der Planungsprozess für     Prozess sei unter anderem, dass auch der    nern: Jeder lerne sehr schnell, dass der
Objekten, sondern auch von Gebäuden,        der Planung einer sogenannten Hoch-          alle Beteiligten komplett neu gestaltet      Kunde – in diesem Fall die Ara Region       andere mindestens so wichtig sei wie er
die erst entstehen sollen. In Planung und   last-Biologie-Anlage zur Behandlung          worden, weil alle Prozesse parallelge-       Bern – von Anfang dabei sein müsse.         selber. Das Ganze sei ein Kooperations-
erster Realisation auf Open-BIM-Basis       von Industrieabwasser begonnen», sagt        schaltet sind», fasst Andreas Liesen, Pro-                                               und kein Konfrontationsablauf mehr.
ist zum Beispiel ein kompletter Entsor-     der Arabern-Direktor. Konkret besteht        jektleiter und CEO von Ingenta, seine        Volle Transparenz erhalten                  «Das ist für den Einzelnen kein ein-
gungskreislauf für den US-Pharmamulti       die Anlage aus einem Puffertank im           Erfahrungen zusammen. Bisher sei der                                                     facher Prozess. Manche sind überfordert,
CSL Behring. «In virtuellen Rundgängen      Sempachpark in der Nähe des CSL Beh-         Prozess von der Planung über die Reali-      «Wir sind bereits in der Ausführungs-       viele sind begeistert – und zwar völlig
konnten wir sofort erkennen, ob bei-        ring-Produktionsstandorts, einer sechs       sierung bis zum Betrieb eines Objekts in     phase und 90 Prozent der Probleme sind      generationenunabhängig», fasst Liesen
spielsweise zu niedrige Personendurch-      Kilometer langen Leitung zur Arabern         mehreren Schritten beziehungsweise           gelöst», zeigt sich Arabern-Direktor        seine Erfahrungen zusammen.
Zukunft Bauen Verlagsbeilage - Zeiten ändern sich, Methoden auch - matti ragaz hitz architekten ag
Donnerstag, 29. März 2018                                                                    Zukunft Bauen                                                                                       NZZ-Verlagsbeilage        5

einem geschlossenen Kreislauf unterscheidet.

     Closed BIM würde bei sämtlichen Betei-      der Daten aufgrund der breiten Abstüt-       führt, geprüft, weiterentwickelt und opti-   «Es gilt die Verbreitung der Open-BIM-        Festlegung der nötigen Regeln, und das
     ligten den Einsatz der gleichen Software-   zung zu bevorzugen.»                         miert. Jedes KMU hat Zugang zu BIM-          Prozesse durch Information und Schu-          gleich zu Beginn – nicht später, nicht
     Lösung und -Version voraussetzen, was          BIM werde einen grossen Anteil an         Projekten, zum Beispiel mit der Platt-       lung zu erhöhen.» Projekte wie dasjenige      mehr und nicht weniger.» Sich auf offene
     nur in Ausnahmesituationen gegeben sei.     der digitalen Transformation haben, so       form Allplan Bimplus.»                       des Vereins LABIM zeigten auf, wie            Standards zu beziehen, seien kleine, prag-
         Als weitere Vorteile eines universel-   Chassot weiter. «Aktuell werden erst            Für Curschellas liegt der Nutzen von      Know-how mit vernünftigem Aufwand             matische und keine falschen Entscheidun-
     len Kooperationsansatzes nennt Trimble-     wenige Bauprojekte damit ausgeführt.»        Open BIM auf der Hand, weil der Begriff      aufgebaut werden könne.                       gen. «Besteller stützen sich gerne auf Be-
     Manager Chassot: «Die Verwendung von        Obwohl die User der Open-BIM-Lösun-          bereits vermittelt, worum es geht. Offen        Curschellas resümiert: «Der Open-          ratung ab. Fatal ist, wenn diese von ges-
     offenen Standards und Arbeitsabläufen       gen bereits auf einem hohen Level bei        heisse, dass sämtliche Beteiligte, die       BIM-Ansatz bedingt schlicht und ergrei-       tern ist, für ein Bauwerk von morgen.»
     ermöglicht die Nutzung der umfassen-        der Software-Benutzung unterwegs             BIM-fähige Anwendungen (Software)            fend Sorgfalt im Aufsetzen der Prozesse,      www.allplan-bimplus.ch
     den, jedoch gewohnten Software im           seien, «beim Prozess selbst ist die Ver-     haben, Daten einlesen, bearbeiten und        im Einbinden der Beteiligten und in der                        Weiterer Artikel Seite 16
     BIM-Prozess für Fachplaner, ausfüh-         breitung noch gering».                       ausgeben können. «Soll die Bauwirt-
     rende Unternehmen sowie Betreiber mit                                                    schaft wirklich effizienter werden, ist es
     tief greifender Funktionalität. Ebenso      Erst zu selten angewandt                     zwingend, dass Informationen geteilt und
     können unsere KMU ihre gewohnte                                                          genutzt werden können. Optimierungen
     Software nutzen.»
         Open BIM verfolgt gemäss buildup-
     Manager Curschellas einen Ansatz, der
                                                 Aeschlimann stellt mit Blick auf die Zu-
                                                 kunft aber fest: «Es ist erfreulich, dass
                                                 eine Mehrheit unserer Kunden unter-
                                                                                              am Bauwerksmodell werden durch die
                                                                                              beteiligten Disziplinen entlang der Wert-
                                                                                              schöpfungskette Bau erbracht, vernetzt
                                                                                                                                           Aus wissenschaftlicher Sicht
     nicht ausschliesst und dadurch der Viel-    nehmerisch agiert und aktiv in die Wei-      und aufeinander abgestimmt. In einer         nb. · Odilo Schoch, Leiter des Weiterbil-     tungsfähig wie seine Inhalte und Struktu-
     falt im Markt offen gegenübersteht. «In     terbildung ihrer Mitarbeitenden inves-       solchen Arbeitsumgebung ist es nicht         dungsprogramms CAS ETH ARC in                 ren – deshalb darf man nicht die Erwar-
     der Schweiz ist das Teil einer Grund-       tiert. Dabei stehen Angebote wie die         mehr entscheidend, wer mit welcher An-       Digitalisierung des Bauwesens an der          tung haben, dass eine Open-BIM-Lösung
     haltung.» Zugleich mahnt Curschellas:       Zertifizierung zum BIM-Modeler für           wendung arbeitet. Plattformen stehen für     ETH Zürich, befasst sich lokal und glo-       alle Informationen der exportierenden
     «Ein klares Votum für Open BIM impli-       Konstrukteure oder projektbezogene           die Planung wie die Baustellen für die       bal mit digital gestützten Prozessen in der   Software mitliefert. Das geht nicht.»
     ziert nicht, dass Closed BIM nicht ziel-    Individual-Workshops im Vordergrund.»        Realisierung. Weg vom Silodenken, hin        Wertschöpfungskette der Branche, also         Doch es sei langfristig besser, als immer
     führend sein kann oder falsch ist. Bei      Die Fachhochschule Nordwestschweiz           zu einer vernetzten Bauwirtschaft –          regelmässig auch mit dem vermeintlichen       an ein Tool und dessen Funktionalitäten
     Closed BIM müssen sich die Beteiligten      (FHNW) verfüge mit ihrem Nach-               Open BIM ist die Voraussetzung dafür.»       Treiber Building Information Modeling.        gebunden zu sein. Open BIM macht es
     und die Auftraggeber der Motivation         diplomstudium für digitales Bauen zu-                                                     «BIM führt nicht per se zu grösserer Effi-    viel einfacher, neue Tools für neue Ge-
     und dem Nutzen bewusst sein. Der            dem über eine umfassende Bildungs-           Potenzial dank Förderung                     zienz, aber BIM bringt Personen geord-        schäftsfelder zu implementieren.
     Markt wird eingeschränkt und bevor-         plattform für angehende BIM-Koordina-                                                     neter zusammen. Einige Akteure nutzen            Im deutschsprachigen Raum sind wir
     mundet, wenn dies gefordert wird.» Mit-     toren und BIM-Manager.                       Als Herausforderung zur Verankerung          bereits erfolgreich strukturierte Daten       laut Schoch häufig geneigt, erst mal
     telfristig könne dies zu einer Monopoli-       Kleinen und mittleren Unternehmen         der BIM-Methode und des Open-BIM-            und damit einhergehend strukturiertere        sämtliche Probleme einer Neuerung zu
     sierung eines Produkts und somit zu         aus der Branche, die als denkbare invol-     Standards sieht Aeschlimann die Auto-        Prozesse für neue Geschäftsmodelle.»          benennen, statt deren Vorteile zu erken-
     einer Kostensteigerung für Software         vierte Stellen den Nutzen von Open           matisierung von Koordinationsabläufen           Zu Open BIM als Multiplikator gibt         nen und sie im eigenen Kontext zu inte-
     und Service führen.                         BIM noch nicht ausprobiert haben, rät        zwischen den Systemen, die Zusammen-         Schoch zu bedenken: Dadurch sei man           grieren. «Da helfen wir gerne, indem wir
         «Ist der Nutzen für den Closed-BIM-     Aeschlimann, die offene Form der Kol-        führung aller relevanten Bauwerksinfor-      zwar langfristig Herr über seine eigenen      Erfahrungen kommunizieren, auch aus
     Ansatz aber nicht konkret belegbar, ist     laboration und Kommunikation zu tes-         mationen und die weiterführende Aus-         Daten und weniger an die Implementie-         anderen Ländern.» Ob «open» oder
     der Open-BIM-Ansatz zugunsten eines         ten. «Die Ergebnisse werden für alle zu-     bildung der Fachkräfte. Auch Chassot         rungsinteressen einzelner Software-Fir-       «closed» dürfe jede(r) selbst entschei-
     offenen Marktes, des Investitionsschut-     gänglich und transparent in sogenannten      setzt bei der Theorie an, um die offene      men gebunden. «Aber auch das offen            den, das Eine schliesse das Andere nicht
     zes und der dauerhaften Nutzbarkeit         Koordinationsmodellen zusammenge-            Lösung für die Zukunft fitzumachen:          dokumentierte Format ist nur so leis-         aus, so der Experte.

              ALLPLAN BIMPLUS IST DIE ZENTRALE                                                                                                                                   MS EXCEL/MS PROJECT
              UND OFFENE PLATTFORM FÜR ALLE                                                                                                                                                   Office-Anwendungen
                                                                                                                                              Externe Informierung dank integrierter Schnittstelle der Office-Anwendungen
              INFORMATIONEN IHRER BAUPROJEKTE.
               allplan-bimplus.ch

                                                                                                                                                                                                  AXISVM/SCIA
                                                                                                                                                                                          Statische Berechnungen
            ALLPLAN ENGINEERING/                                                                                                                                            IFC-Anbindung der 3D-FEM-Softwarelösungen

            ALLPLAN ARCHITECTURE
            Ingenieurbau & Architektur
            Direkte Anbindung der BIM-Lösung

                                                                                                                                                                                          CADWORK/TEKLA
            ARCHICAD/SKETCHUP/                                                                                                                                                                   Holz- und Stahlbau
            VECTORWORKS                                                                                                                                                                       IFC-Anbindung der Holz- und
                                                                                                                                                                                                        Stahlbaulösungen
            Architektur & Design
            IFC-Anbindung der Architektur- &
            Design-Lösungen

            BUILDUP                                                                                                                                                                          PLANCAL/REVIT
            Partner                                                                                                                                                                                       Haustechnik
            Strategische Partnerschaft mit der SwissBIMLibrary                                                                                                                     IFC-Anbindung der Haustechniklösungen

                        BAUHERR                BIM-MANAGER         BIM-KOORDINATOR           FACILITY MANAGER            ARCHITEKT               INGENIEUR                   HLKSE             BAUUNTERNEHMER
Zukunft Bauen Verlagsbeilage - Zeiten ändern sich, Methoden auch - matti ragaz hitz architekten ag
6    NZZ-Verlagsbeilage                                                                  Zukunft Bauen                                                                                        Donnerstag, 29. März 2018

                                                                                                                                            Zusammenhang Panikmache fehl am
                                                                                                                                            Platz wäre.

                                                                                                                                            Was unternimmt der Baumeisterver-
                                                                                                                                            band in Sachen Aus- und Weiterbildung,
                                                                                                                                            damit die zukünftigen Fachkräfte best-
                                                                                                                                            möglich auf den Arbeitsmarkt vorberei-
                                                                                                                                            tet sind?
                                                                                                                                            Wir haben seit jeher die Aus- und Wei-
                                                                                                                                            terbildung auf die Bedürfnisse der Bau-
                                                                                                                                            unternehmer ausgerichtet. Hier müssen
                                                                                                                                            wir uns als Verband die Frage stellen,              «Das grösste
                                                                                                                                            welche Kompetenzen die Fachkräfte auf
                                                                                                                                            der Baustelle in Zukunft benötigen.
                                                                                                                                                                                                  Potenzial
                                                                                                                                            Konkret werden wir die klassischen Be-
                                                                                                                                            rufsbilder und Berufsprofile kritisch
                                                                                                                                                                                             zur Produktivitäts-
                                                                                                                                            hinterfragen und anpassen müssen. Die            steigerung liegt in
                                                                                                                                            Ausbildungsstätten werden entspre-
                                                                                                                                            chend auf diese Herausforderungen aus-          den Bauprozessen.»
                                                                                                                                            gerichtet. Das tun sie aber heute bereits
                                                                                                                                            schon. Unsere grösste Ausbildungsstätte
                                                                                                                                            zum Beispiel, der Campus Sursee, hat
                                                                                                                                            wichtige Kurse auf das sogenannte
                                                                                                                                            «blended learning» umgestellt. Durch
                                                                                                                                            die Kombination von Fernstudium,
                                                                                                                                            Klassenunterricht und Praxis konnte die
                                                                                                                                            Ausbildungseffektivität stark gesteigert
                                                                                                                                            werden.

                                                                                                                                            An der Swissbau haben Sie in einem
                                                                                                                                            Referat die Politik dafür gelobt, in der
                                                                                                                                            Digitalisierung bis heute vieles richtig
Gian-Luca Lardi, Zentralpräsident des Schweizerischen Baumeisterverbands.                              SCHWEIZERISCHER ARBEITGEBERVERBAND   gemacht zu haben. Inwiefern?
                                                                                                                                            Der Ausbau der ICT-Infrastruktur wird
                                                                                                                                            aktiv vorangetrieben. Damit schafft man
                                                                                                                                            die technischen Voraussetzungen für die     Mit unseren Nachbarverbänden und den
                                                                                                                                            Digitalisierung. Nur so können die ge-      baunahen Organisationen pflegen wir
                                                                                                                                            waltigen Datenmengen, die durch die         eine Zusammenarbeit, die von Pragma-
                                                                                                                                            Digitalisierung anfallen, überhaupt ver-    tismus und gemeinsamen Zielen charak-
                                                                                                                                            arbeitet werden. Auch werden durch die      terisiert ist. Auch bei der Digitalisierung
                                                                                                                                            Politik die Rahmenbedingungen ge-           streben wir ein Miteinander an, nur so
                                                                                                                                            schaffen, um digitale Kompetenzen in        kann es ein Win-win-Ergebnis geben.

«Panikmache
                                                                                                                                            der Berufsbildung noch stärker zu be-
                                                                                                                                            rücksichtigen – dies mit einem modernen     Trotzdem drängen Sie sich vor?
                                                                                                                                            Berufsbildungsgesetz und zeitgemässen       Die im Leitbild erwähnte Leaderrolle
                                                                                                                                            Fördermassnahmen im Bildungsbereich.        erachten wir als Auftrag, innerhalb des
                                                                                                                                            Zudem unterstützt und finanziert die        Bauhauptgewerbes als Verband voran-

fehl am Platz»
                                                                                                                                            öffentliche Hand einen grossen Teil der     zugehen und die entscheidenden Grund-
                                                                                                                                            Forschung und Entwicklung, vor allem        lagen zu schaffen, damit die Mitglieder
                                                                                                                                            über die Eidgenössischen Technischen        in ihrem Baustellenalltag von der Digi-
                                                                                                                                            Hochschulen in Zürich und Lausanne.         talisierung profitieren können. Natürlich
                                                                                                                                                                                        müssen aber unsere Mitglieder die letz-
                                                                                                                                            In welchen Bereichen sehen Sie dagegen      ten Schritte in die Digitalisierung selber
Gian-Luca Lardi, Zentralpräsident des Schweizerischen Baumeisterverbands,                                                                   Handlungsbedarf?
                                                                                                                                            Die öffentlichen Bauherren sollten im
                                                                                                                                                                                        gehen. Was wir können, ist, die Interes-
                                                                                                                                                                                        sen und Bedürfnisse unserer Mitglieder
erklärt, weshalb seine Dachorganisation die Leaderrolle in der Digitalisierung                                                              ganzen Planungs- und Vergabeverfahren       aktiv in Diskussionen rund um das
                                                                                                                                            stärker auf digitale Instrumente setzen,    Thema «Digitales Bauen» einbringen.
übernimmt und was die Branche davon hat.                                                                                                    denken sie nur an die Baubewilligungs-      Wir haben in den nächsten Jahren viel
                                                                                                                                            prozesse. In E-Government steckt ein        zu tun!
                                                                                                                                            gewaltiges Einsparpotenzial. Die büro-
                                                                                                                                            kratischen Prozesse sollten nicht länger    Und was genau tun Sie in den nächsten
                                                                                                                                            über Papierberge abgewickelt werden,        Monaten?
                                                                                                                                            sondern an Online-Schaltern. Insbeson-      In Zukunft wird der Schweizerische
                                                                                                                                            dere aber muss die Politik den öffent-      Baumeisterverband proaktiv auf die nor-
                                                                                                                                            lichen Bauherren die Möglichkeit geben,     mativen und technischen Rahmenbedin-
                                                                                                                                            zu experimentieren und Neues auszu-         gungen im Bereich «Digitales Bauen»
                                                                                                                                            probieren. Letztere sollten als Beispiel    Einfluss nehmen, sich in digitalen Netz-
                                                                                                                                            vorangehen, wenn es um die Gestaltung       werken betätigen und seine Mitglieder
                                                                                                                                            revidierter Bauprozesse geht. Die Politik   bei der Digitalisierung bestmöglich
Die Mitglieder des Baumeisterverbands                                                  oder zumindest erneuern müssen. Wer                  muss den öffentlichen Bauherren den         unterstützen. Aktuell führen wir mit der
haben kürzlich Post erhalten. Ihre Orga-                                               soll ein Projekt planen und wie? Wann                Rücken stärken, wenn es darum geht,         HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich
nisation will mit einem neuen Leitbild                                                 und in welcher Form sollen welche                    Fehler zu machen, aus Fehlern zu lernen     und weiteren Studienpartnern eine Um-
die Herausforderungen der Zukunft                                                      Unternehmen in den Wettbewerb stei-                  und etwas Neues auszuprobieren. Die         frage zum Thema Führungsverständnis
meistern. Die grösste Überraschung                                                     gen? Hier erwarte ich die grössten Her-              Bauherren brauchen Freiheit, um die         im digitalen Zeitalter durch. Ich kann
darin: «Wir als Verband nehmen eine                                                    ausforderungen.                                      Vorteile der Digitalisierung nutzen zu      unseren Mitgliedern die Teilnahme an
Leaderrolle in der Digitalisierung der                                                                                                      können. Das Gegenteil ist heute der Fall,   der Studie nur wärmstens empfehlen.
Bauwirtschaft ein.» Wieso ist das nötig?                                               Warum?                                               vor allem auf nationaler Ebene werden       Damit haben unsere Bauunternehmer
Die Digitalisierung wird auch auf dem                                                  Weil diesbezüglich seit Jahrzehnten mit              die öffentlichen Bauherren von der          die Möglichkeit, eine persönliche Bench-
Bau Berufsbilder, Geschäftsmodelle,                                                    einem unveränderten System gearbeitet                Bürokratie regelrecht stranguliert.         mark-Analyse zu erhalten und so zu er-
Strukturen und interdisziplinäre Pro-
zesse verändern. Diese Entwicklung ist
                                                    «Die Politik                       wird, wird dieses nicht mehr hinterfragt.
                                                                                       BIM ist hinsichtlich interdisziplinärer              Ihre Mitglieder sind sicher gerne in
                                                                                                                                                                                        kennen, wo sie in der KMU-Landschaft
                                                                                                                                                                                        bezüglich ihres digitalen Führungsver-
längst überfällig, haben sich doch die         muss den Bauherren                      Zusammenarbeit durchaus eine span-                   einem Verband, der in der Digitalisie-      ständnisses im Vergleich zur Baubranche
Bauprozesse in den letzten 20 Jahren we-                                               nende und zukunftweisende Entwick-                   rung die Leaderrolle anstrebt. Hat aber     und zu allen anderen Teilnehmenden der
nig verändert im Vergleich zu anderen             die Möglichkeit                      lung. Als Verband dürfen wir die Digita-             diese Ansage nicht andere Verbände und      Umfrage stehen.
Branchen.                                                                              lisierung aber nicht auf BIM reduzieren,             Organisationen verstimmt?                                    Interview: Norman Bandi
                                                      geben,                           das wäre kurzsichtig. Zwingend ist der
Also eine Art Weckruf?                                                                 Ausbau der digitalen Kompetenzen in
Ja. Zum einen schafft die Digitalisierung      zu experimentieren.»                    der Aus- und Weiterbildung.Wir müssen
durch die Implementierung von neuen,                                                   die Mitarbeiter auf der Baustelle auf die
innovativen Technologien in bestehende                                                 anstehende Transformation einstimmen
Prozesse eine bessere Vernetzung aller                                                 und sie mit den notwendigen Kompeten-
am Bau Beteiligten und steigert so die
Produktivität. Zum anderen ermöglicht
sie den Bauunternehmen, mit neuen
                                                                                       zen ausstatten.

                                                                                       Was ändert sich konkret für den einzel-
                                                                                                                                            Zur Person
Dienstleistungen ihre Geschäftsmodelle                                                 nen Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz?              nb. · Der Tessiner Bauunternehmer           schafts- und Arbeitgeberorganisation
weiterzuentwickeln, sich gegenüber                                                     Die Arbeit auf der Baustelle wird stärker            Gian-Luca Lardi (Jahrgang 1969) ist seit    der Unternehmungen des Hoch- und
anderen Marktteilnehmern zu differen-                                                  von Technologien geprägt sein als bis an-            2015 Zentralpräsident des Schweizeri-       Tiefbaus sowie verwandter Zweige des
zieren und dadurch ihre Marktstellung                                                  hin. Dadurch wird die physische Arbeit               schen Baumeisterverbands. Daneben ist       Bauhauptgewerbes. Der SBV vertritt zu-
auszubauen. Als Verband wollen wir die      Druck der Mitglieder gewartet, sondern     stetig abnehmen, dafür der Know-how-                 er Vizepräsident des Schweizerischen        sammen mit seinen Sektionen, Fach-
notwendigen Rahmenbedingungen               die Digitalisierung etwa vor zwei Jahren   Bedarf zunehmen. Hier braucht es sei-                Arbeitgeberverbands, Mitglied des Vor-      verbänden und -gruppen die über-
schaffen, damit unsere Mitglieder diese     auf unsere Prioritätenliste gesetzt.       tens Mitarbeitern und Führungskräften                standsausschusses des Schweizerischen       betrieblichen Interessen seiner Mitglie-
Chancen packen können.                                                                 eine offene Haltung gegenüber den                    Gewerbeverbands sowie Vorstandsmit-         der im Staat, in der Wirtschaft und in der
                                            Wie muss man sich das Engagement des       neuen Herausforderungen. Zwar wird es                glied bei Economiesuisse, bauenschweiz      Öffentlichkeit, und er engagiert sich
Erwarten Ihre Mitglieder überhaupt ein      Baumeisterverbands vorstellen – werden     den Beruf des Maurers auch in Zukunft                und der Swiss Tunnelling Society. Der       namentlich in den Bereichen Arbeit-
Engagement des Baumeisterverbands in        Sie Ihre Mitglieder anspornen, nur noch    geben, doch wird er seine Arbeitsschritte            dipl. Bauingenieur ETH ist verheiratet      geberpolitik, Wirtschaftspolitik und
der Digitalisierung?                        mit Building Information Modeling,         mithilfe neuer Technologien anders aus-              und wohnt mit seiner Frau und zwei          Berufsbildungspolitik. Er repräsentiert
Das steht ausser Frage. In einer atomi-     kurz BIM, zu bauen?                        üben. Für die Mitarbeiter heisst das, dass           schulpflichtigen Töchtern in Rovio über     über 2500 Unternehmen als Arbeit-
sierten Branche wie der unseren erwar-      Das grösste Potenzial zur Produktivi-      sie sich ständig verbessern müssen.                  dem Luganersee.                             geber von 80 000 Mitarbeitern. Der vom
ten die Mitglieder, dass wir bei diesem     tätssteigerung liegt in den Bauprozes-     «Learning on the job» und aktive Wei-                   Der Schweizerische Baumeisterver-        Bauhauptgewerbe jährlich generierte
Thema vorangehen. Verstehen Sie mich        sen, die wir interdisziplinär und bran-    terbildung waren auf dem Bau aber                    band (SBV) besteht seit 1897. Er ist die    Umsatz beträgt rund 20 Milliarden
aber richtig.Wir haben nicht erst auf den   chenübergreifend auf den Kopf stellen      schon immer wichtig, weshalb in diesem               gesamtschweizerische Berufs-, Wirt-         Franken.
Zukunft Bauen Verlagsbeilage - Zeiten ändern sich, Methoden auch - matti ragaz hitz architekten ag
Donnerstag, 29. März 2018                                                                    Zukunft Bauen                                                                                       NZZ-Verlagsbeilage              7

AUS- UND WEITERBILDUNG                                                                     auf gestandene Führungskräfte aus der        satz. Aus voller Überzeugung, wie er         bruch in der digitalen Kette. Als BIM-
                                                                                           gesamten Baubranche – ein äusserst           immer wieder betont. «Ist es nicht toll,     Leiter in einem Büro mit 32 Mitarbeite-

Ein lohnender
                                                                                           spannender, motivierender Mix von            wenn alle Projektbeteiligten stets auf       rinnen und Mitarbeitern hat Schär sein
                                                                                           Leuten», so Schär.                           dem gleichen Wissensstand sind und           Augenmerk denn auch auf die Optimie-
                                                                                              Was dem Architekten in seiner Rolle       neue Formen der Zusammenarbeit ent-          rung der Arbeitsprozesse über den ge-
                                                                                           als Geschäftsleitungsmitglied besonders      stehen?» Er nickt in Richtung des Nach-      samten Gebäudelebenszyklus hinweg
                                                                                           entgegenkam: Die Weiterbildung an der        barraums, wo ein paar seiner Kollegin-       gerichtet, also vom ersten Entwurf bis zu

Mehraufwand
                                                                                           FHNW ist so aufgebaut, dass die in der       nen und Kollegen die Köpfe zusammen-         einem möglichen Rückbau.
                                                                                           Theorie erlernten Methoden und Techno-       strecken und äusserst angeregt diskutie-
                                                                                           logien zügig in die Praxis umgesetzt wer-    ren. «Sitzungen gehören in unserem           Neue Kollaboration
                                                                                           den können. So hat das Büro Matti Ragaz      Büro seit geraumer Zeit der Vergangen-
                                                                                           Hitz Architekten bereits verschiedene        heit an. Wir bauen auf Workshops.» Er        Selbstverständlich liefert die Digitalisie-
                                                                                           Projekte unter den neuen Aspekten des        schmunzelt und meint: «Die Frage             rung und mit ihr das Building Informa-
Architekt und Geschäftsleitungsmitglied Urs Schär                                          Building Information Modeling in An-         ‹Braucht es mich noch oder kann ich          tion Modeling der Branche keine Wun-
                                                                                           griff genommen, darunter etwa die Er-        schon mal gehen?› hören Sie bei uns          derwaffe, davon ist auch Urs Schär über-
hat sich mit 53 Jahren für ein Nachdiplomstudium                                           weiterung und Sanierung des Kompe-           garantiert nicht mehr.»                      zeugt. «Die neue Technologie optimiert
in digitalem Bauen an der Fachhochschule                                                   tenzzentrums Demenz Oberried bei Belp.
                                                                                              Mit weitreichenden Folgen für die Mit-
                                                                                                                                           Dass sich das Studium nicht nur für
                                                                                                                                        ihn auszahlt, sondern auch für das Büro
                                                                                                                                                                                     indes Projektabläufe, was es uns wie-
                                                                                                                                                                                     derum ermöglicht, frei werdende Res-
Nordwestschweiz entschieden. Er verschafft sich und                                        arbeitenden, wie Schär betont. «Die drei-    und die Kunden, ist für Schär sonnen-        sourcen in die Forschung, die Entwick-
                                                                                           dimensionale Planung hat Schritt für         klar. Digitales Bauen fördere die Effi-      lung und vor allem in Wettbewerbe zu
seinem Büro damit einen Wettbewerbsvorteil.                                                Schritt die zweidimensionale abgelöst, das   zienz, vermindere die Fehlerquote und        stecken.» Zudem würden mit der Umset-
                                                                                           ist die technische Herausforderung.          senke somit auch die Kosten, so sein kur-    zung der BIM-Methode neue Aufgaben
                                                                                           Ebenso gross ist aber auch jene Herausfor-   zes Fazit. «Fehler werden zukünftig früh-    und Rollen geschaffen; etwa jene des
FLAVIAN CAJACOB                            Berner zum ersten Mal 2015 an einem             derung, welche die Bürokultur anbelangt.»    zeitig am digitalen Bauwerksmodell er-       BIM-Managers, der BIM-Koordinatorin
                                           Forum des Schweizerischen Ingenieur-            Da BIM keine Software sei, sondern eine      kannt und müssen nicht auf der Bau-          oder des BIM-Modellierers. «Es entste-
Als Urs Schär in den 1980er-Jahren seine   und Architektenvereins SIA. «Mir war            Arbeitsmethode, müsse in erster Linie ein-   stelle gelöst werden.» Allerdings bedinge    hen neue Formen der Zusammenarbeit,
Lehre als Hochbauzeichner absolvierte,     damals sofort klar: BIM ist kein kurzfris-      mal in den Köpfen ein Schalter umgelegt      dies ein Glaubensbekenntnis nicht nur        nicht nur intern, sondern über die Büro-
entstanden Häuser noch am Reissbrett.      tiger Trend, BIM gehört die Zukunft!»           werden. «Das ist im ersten Moment sicher     seitens des Architekturbüros, sondern        türen hinaus», weiss Schär aus Erfah-
35 Jahre später ist Schär Architekt FH        Bereits einen Monat später nahm der          mit Mehraufwand verbunden, zahlt sich        von Seiten aller am Bauwerk beteiligten      rung. «Der Aspekt des Interdisziplinären
und Geschäftsleitungsmitglied im Büro      damals 53-Jährige an der Fachhoch-              aber längerfristig garantiert aus.»          Akteure. «Da hatten wir bisher grosses       gewinnt ganz klar an Bedeutung.»
Matti Ragaz Hitz Architekten, wo ihm       schule Nordwestschweiz (FHNW) sei-                                                           Glück. Unsere Partner glauben ebenfalls         Für ihn, der seinen MAS Digitales
die Leitung der Bereiche Projektierung     nen Weiterbildungs-Master in Angriff.           Wissensgleichstand                           an die Entwicklung und unterstützen uns      Bauen an der FHNW im Sommer ab-
und Planung sowie BIM obliegt.             Das MAS Digitales Bauen ist in drei                                                          dementsprechend.»                            schliesst, ist klar:Wer sich der Digitalisie-
                                           Zertifikationslehrgänge gegliedert, die         Für Urs Schär war es unter anderem die          Was das Planen anbelange, sei die         rung verschliesse, habe langfristig keine
Motivierender Mix                          in Zusammenarbeit mit dem Center of             Lust an der Auseinandersetzung mit           Branche in Sachen Digitalisierung auf        Chance, als Architekturbüro zu überle-
                                           Integrated Facility Engineering (CIFE)          neuen Technologien, die ihn zur Weiter-      gutem Wege, so Schär. Beim Übergang          ben – ausser vielleicht, er sei in einer
Mit der Planungsmethode Building In-       der Stanford University in Kalifornien          bildung veranlasst hat. Die Methoden         auf die Baustelle sowie im Betrieb und       Nische tätig. «Wer jedoch mit BIM arbei-
formation Modeling (siehe Artikel auf      durchgeführt werden. «Da treffen                und Tools, die er sich an der FHNW an-       in der Bewirtschaftung von Gebäuden          tet, der verschafft sich einen Wettbe-
Seite 4) in Kontakt gekommen ist der       jeweils Abgänger von Fachhochschulen            geeignet hat, bringt er täglich zum Ein-     bestehe indes oftmals noch ein Unter-        werbsvorteil.

                                                                                           «Einblick in den digitalen Zwilling erhalten»
                                                                                           Interview: Manfred Huber leitet das Institut Digitales Bauen an der Hochschule für Architektur,
                                                                                           Bau und Geomatik FHNW, wo er auch Mitglied der Hochschulleitung ist.

                                                                                           Manfred Huber, wann ist digitales            der BIM-Methode bekommen sowohl
                                                                                           Bauen ein Erfolg?                            die Auftragnehmer als auch die Auftrag-
                                                                                           Wenn sowohl Architekt als auch Bau-          geber die Möglichkeit, den Entwick-
                                                                                           herrschaft sich darauf einlassen. Beim       lungsprozess gemeinsam zu gestalten
                                                                                           digitalen Bauen oder konkreter bei der       und dabei regelmässig Einblick in den
                                                                                           BIM-Methode geht es in erster Linie          digitalen Zwilling zu erhalten. Daran                              Manfred Huber
                                                                                           darum, ein neues Informationsmanage-         müssen sich Architektin und Architekt                              Leiter des
                                                                                           ment zu etablieren, das sich letztlich auf   erst einmal gewöhnen. Gleichzeitig                                 Instituts Digitales
                                                                                           die bestehende Kultur im Büro und im         muss die Bauherrschaft lernen, dass sie                            Bauen, FHNW
                                                                                                                                                                                     PD

                                                                                           Umgang mit Partnern auswirkt. Das be-        mitunter erst Ansätze und noch keine
                                                                                           deutet: Mehr Austausch, mehr Zusam-          konkrete Lösung zu Gesicht bekommt,
Urs Schär: «Der Aspekt des Interdisziplinären gewinnt an Bedeutung.»     FLAVIAN CAJACOB   menarbeit, mehr Einblick, mehr Transpa-      was zur Entstehungsgeschichte eines          gischer und operativer Ebene. Das be-
                                                                                           renz. Da müssen sich sowohl Anbieter         Gebäudes ganz einfach dazugehört, also       sondere an unserem Weiterbildungs-
                                                                                           als auch Kunde von althergebrachten          kein Fehler ist. Zu Beginn legen alle        Master ist, dass hier Architektinnen und
                                                                                           Dogmen lösen.                                ihre Ziele auf den Tisch und arbeiten        Planer auf Investorinnen und Bauherren
                                                                                                                                        sich dann gemeinsam von «grob» zu            treffen.
                                                                                           Wie meinen Sie das?                          «fein» vor. Etwas, das wir leider verlernt
                                                                                           Gerade in der Lehre beschäftigt uns eine     haben.                                       Also eine unglaublich heterogen aufge-
                                                                                           Tradition, die immerhin 600 Jahre Be-                                                     stellte Gruppe.
                                                                                           stand hat: Der Architekt oder die Archi-     Wer ist es, der bei Ihnen das Nach-          Genau, Anbieter und Auftraggeber,
                                                                                           tektin entwirft mithilfe von Plänen ein      diplomstudium in digitalem Bauen             Kreative und Kunden. Alles Fachleute,
                                                                                           Gebäude, präsentiert und bespricht dies      absolviert?                                  die vom Nutzen des digitalen Bauens
                                                                                           mit der Bauherrschaft. Schliesslich geht     Neben einem Hochschulabschluss set-          überzeugt sind. Der interdisziplinäre
                                                                                           es auf die Baustelle, wo sich wiederum       zen wir bezüglich Zulassung mindestens       Austausch spielt denn auch von der ers-
                                                                                           alle an diesem Plan orientieren.             Projektverantwortlichkeit voraus. Die        ten Minute an eine ganz zentrale Rolle –
                                                                                                                                        meisten unserer Studierenden haben in-       und nicht selten entstehen daraus sogar
                                                                                           Das klingt eigentlich ziemlich logisch.      des bereits eine Führungsposition inne,      gemeinsame Projekte.
                                                                                           Natürlich. Aber wir leben im Heute: Mit      verfügen also über Erfahrung auf strate-                     Interview: Flavian Cajacob

           Institut
           Digitales Bauen
            – Interoperabilität beim Planen,
              Bauen und Bewirtschaften mit IFC                                                                                                     MAS Digitales Bauen
            – Parametrisches Design
                                                                                                                                                   Jetzt anmelden!
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            – Aus- und Weiterbildung
            – Forschung und Entwicklung
Zukunft Bauen Verlagsbeilage - Zeiten ändern sich, Methoden auch - matti ragaz hitz architekten ag
8                NZZ-Verlagsbeilage                                                          Zukunft Bauen                                                                Donnerstag, 29. März 2018

  Sind wir
  schon fit
  genug für
  eine neue
  Kultur?
  Gastkommentar
  von THOMAS ROHNER

  Die Methode Building Information
  Modeling (BIM) etabliert sich in der
  Schweizer Bauwirtschaft zusehends.
  Immer mehr Projekte werden mittels
  digitalem Zwilling geplant, simuliert und
  geleitet. Beim Holzbau, der durch seinen
  hohen Vorfertigungsgrad eine Vorreiter-
  rolle innehat, wird heute bereits ab
  einem BIM-Modell produziert. Aber ist
  dies jetzt der Durchbruch für BIM?
     Wie sieht es denn bezüglich der
  Akzeptanz von BIM bei weiteren Akteu-
  ren aus, zum Beispiel bei Bauämtern oder
  Sachverständigen? BIM wird in Projekten
  zwar gefordert, aber häufig (noch) nicht
  verstanden. Um eine breite Akzeptanz zu
MARKUS LAMPRECHT

                              Thomas Rohner
                              Professor für Holzbau
                              und BIM, Berner
                              Fachhochschule

  erreichen und das Potenzial auszunutzen,
  braucht es weit mehr. Eine neue digitale                                                                                Building Information Modeling (BIM) am Beispiel eines neuen Bundeshauses.
  Baukultur entsteht. Wir müssen es schaf-
  fen, die Vorteile – etwa Kommunikation,
  Transparenz und Effizienz – in den Vor-
  dergrund zu stellen, damit sich BIM
  grundlegend durchsetzen kann.
      Ein Patentrezept für den Kulturwan-
  del gibt es nicht. Wichtig erscheint, dass          «High-Five» mit dem sprechenden humanoiden Roboter namens Pepper.
  der Wandel ohne äusseren Zwang er-
  folgt. Die Beteiligten müssen Lust an der
  neuen Technologie verspüren. Als Fach-
  hochschule ist es uns wichtig, dass wir

                                                      Die virtuelle
  unseren Teil zu diesem Kulturwandel
  beitragen. Wir entwickeln neue Wege in                                                                                  MICHAEL BAUMANN                             schon morgen als erst übermorgen. Dass
  der Didaktik und Methodik für die Aus-                                                                                                                              die Digitalisierung auch vor dem Bau-
  und Weiterbildung zur optimalen Förde-                                                                                  Kleine, weisse Roboter rollen zwischen      wesen nicht Halt macht, kann da nicht
  rung von jungen, zukünftigen Leistungs-                                                                                 den Messeständen herum und schauen          überraschen. Die Aufbruchsstimmung in

                                                      Welt wird zum
  trägerinnen und Leistungsträgern, die                                                                                   die Besucher mit ihren grossen, runden      der Branche war geradezu mit Händen
  mit Leichtigkeit und Freude an neue                                                                                     und blinkenden Augen an, sprechen,          greifbar, bietet doch die digitale Trans-
  Technologien herantreten. Demgegen-                                                                                     schütteln Hände oder machen «High-          formation neue Chancen und Möglich-
  über wollen wir bei anderen Akteuren,                                                                                   Five». Auf einem Bildschirm, für Tradi-     keiten: Beim Planen, Bauen, Nutzen und
  die neuen Technologien skeptisch gegen-                                                                                 tionalisten etwa so gross wie eine Schie-   Betreiben.

                                                      realen Faktor
  überstehen, Akzeptanz schaffen. Des-                                                                                    fertafel zum Aufschreiben der Jassresul-        Hintergrund des Innovation Lab war
  halb beinhaltet unser BIM-Programm                                                                                      tate, für Modernisten in der Grösse eines   die Absicht, nicht nur von der digitalen
  nicht nur den Teil «BIM4students», son-                                                                                 Tablets, steht «Hallo». Die rund 1,20       Transformation und der virtuellen Rea-
  dern auch «BIM4staff», «BIM4exter-                                                                                      Meter grossen und sprechenden huma-         lität zu sprechen, sondern aufzuzeigen,
  nals» und «BIM4research».                                                                                               noiden Roboter namens Pepper, die           wie die Baubranche sie sich zunutze ma-
      Es geht noch weiter: BIM konzen-                                                                                    Mimik und Gestik der Menschen erken-        chen kann. Und da gibt es ganz viele
  triert sich auf Planung, Bau und Betrieb
  von Gebäuden. Initiiert von Building-               Die Digitalisierung verändert gerade die                            nen können, dienten als Anlaufstelle für
                                                                                                                          Auskünfte und Informationen – und
                                                                                                                                                                      Möglichkeiten. Der Hype um das Thema
                                                                                                                                                                      im Allgemeinen und um BIM (Building
  SMART – einer internationalen nicht-
  staatlichen Non-Profit-Organisation –
                                                      Gesellschaft. Auch der 25. Ausgabe der Swissbau                     waren in dieser Funktion die Speerspit-
                                                                                                                          zen und Aushängeschilder des Innova-
                                                                                                                                                                      Information Modeling) im Speziellen hat
                                                                                                                                                                      den Höhepunkt noch lange nicht er-
  kommen weitere Ebene hinzu: «BIM@                   in Basel hat sie ihren Stempel aufgedrückt.                         tion Lab.                                   reicht. Die Sonderschau zeigte auf rund
  Infrastructure», «BIM@Product» und                                                                                                                                  2000 Quadratmetern, welche verschie-
  «BIM@Technical». Mit der einmaligen                 Zum ersten Mal überhaupt war das Innovation                         Höhepunkt noch nicht erreicht               denen Techniken der Zukunft für die
  Kombination der Kompetenzen im
  Holzbau, der Architektur und des Bau-
                                                      Lab Teil der Fachmesse.                                             Die Sonderschau war an der Swissbau
                                                                                                                                                                      Bauwirtschaft zum Teil heute schon zur
                                                                                                                                                                      Verfügung stehen oder bald alltäglich
  ingenieurwesens können wir bei dieser                                                                                   vom 16. bis 20. Januar 2018 in Basel, die   sein werden.
  Weiterentwicklung einen wertvollen                                                                                      alle zwei Jahre durchgeführt wird, zum
  Beitrag leisten. Diese Arbeiten werden                                                                                  ersten Mal Teil der traditionellen Fach-    Simulation mit VR und 3D
  im neu gegründeten Institut für digitale                                                                                messe. Sinnbildlich standen die Helfer
  Bau- und Holzwirtschaft der Berner                                                                                      für den Begriff Digitalisierung, der        Immer wieder anzutreffen waren Vir-
  Fachhochschule (BFH) bearbeitet.                                                                                        gegenwärtig überall im Trend liegt. Egal,   tual-Reality-Brillen, mit denen man auf
                                                                                                                          ob in Wirtschaft, Politik oder Schule –     realistische Art und Weise aufzeigen
  Thomas Rohner ist Professor für Holzbau und                                                                             die Zukunft soll digital sein. Besser       kann, wie ein Gebäude von Grund auf
  BIM an der Berner Fachhochschule (BFH).

  BFH                                                                                                                     Swissbau 2018
  nzzcs. · Das Departement Architektur,                                                                                   mb. · Über 60 Milliarden Franken setzt      ren stark beschäftigen», meinte Bundes-
  Holz und Bau (AHB) ist Teil der Berner                                                                                  die Bauwirtschaft in der Schweiz jährlich   rat Ueli Maurer anlässlich der Eröffnung.
  Fachhochschule (BFH). In Burgdorf und                                                                                   um und bildet so einen wichtigen Pfeiler    Das Konzept der grössten Baumesse der
  Biel werden in sämtlichen Disziplinen                                                                                   der hiesigen Volkswirtschaft. Alle zwei     Schweiz, bestehend aus Ausstellung,Wei-
  der Bau- und Holzwirtschaft mehr als                                                                                    Jahre trifft sich die Baubranche an der     terbildungs- und Innovationsforum mit
  800 Nachwuchskräfte ausgebildet. Dazu                                                                                   Swissbau.An der 25.Ausgabe vom 16. bis      1046 Ausstellern und Partnern aus
  kommt eine Reihe von Weiterbildungs-                                                                                    20. Januar 2018 stand die Digitalisierung   17 Ländern, fand laut den Organisatoren
  möglichkeiten. Angegliedert ist die                                                                                     im Zentrum. «Die Transformation wird        der MCH Group bei den 97 919 Besu-
  Höhere Fachschule Holz Biel.                                                                                            die Baubranche in den kommenden Jah-        chern grossen Anklang.
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