Elektromobilität in Unternehmen - Wirtschaftlich, nachhaltig, rechtssicher
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Inhalt 1 Mobilität im Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .05 2 Alternative Antriebstechnologien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 09 2.1 Antriebsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.2 Erforderliche Infrastruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.3 Klimabilanz und Umweltaspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 3 Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen . . . . . . . . . . . . . 23 3.1 Umstellung des Fuhrparks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.2 Wirtschaftlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 3.3 Ladeinfrastruktur auf dem Betriebsgelände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 3.4 Elektromobilität für Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden . . . . . . . . . . . . . 54 3.5 Fördermittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 4 Leitfragen zur Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .63 5 Gute Beispiele aus der Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 5.1 Hotel Pfalzblick, Dahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 5.2 Caritasverband Mainz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 5.3 Waldorf GmbH, Hillesheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 6 Angebote der Lotsenstelle für alternative Antriebe . . . . . . . . . . 77 Abkürzungsverzeichnis und Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .86 03
Mobilität im Wandel Die Abkehr von fossilen Brennstoffen ist Herausforderung und Chance zugleich. Unternehmen können erfolgreich dazu beitragen.
Elektromobilität ist ein wichtiger Baustein zur Erreichung eines klimaneutralen Verkehrs in Rheinland-Pfalz D ie Mobilität prägt unser Privat- oxide und Feinstäube, auch wenn diese in und Arbeitsleben. Eine internatio- den letzten Jahren signifikant zurückgegan- nal wettbewerbsfähige Volkswirt- gen sind. schaft ist in hohem Maße von ihr abhängig. Gleichzeitig ist der Verkehr ein Das Land Rheinland-Pfalz hat mit dem signifikanter Verursacher von Treibhaus- „MobilitätsKONSENS 2021“ und im aktuel gasen. So fallen in Rheinland-Pfalz zirka len Landesklimaschutzkonzept verschie- 34 Prozent der energiebedingten Treibhaus dene Maßnahmen herausgearbeitet, die gasemissionen und etwa 28 Prozent des den Verkehr künftig klimaneutral gestalten Endenergieverbrauchs im Verkehr, und hier- sollen. Dazu gehören Maßnahmen zur bei insbesondere im Straßenverkehr, an. allgemeinen Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs, etwa durch die Stärkung Verbrennungsmotoren sind zwar über die des ÖPNV und anderer Verkehrsmittel des letzten Jahrzehnte hinweg deutlich effizien Umweltverbundes, sowie die multimodale ter geworden, aber aufgrund des stetig und intermodale Verknüpfung von Verkehrs- steigenden Pkw- und Lieferverkehrs sowie mitteln; aber auch die Reduzierung von wegen des anhaltenden Trends zu größeren Pendlerverkehren durch vermehrtes Arbei- und leistungsstärkeren Pkw sind die ver- ten von zu Hause oder in flexiblen wohn- kehrsbedingten Emissionen kaum ortnahen Büros (sogenannten Co-Working- Erdöl als zurückgegangen. Spaces) und die Nutzung der Möglichkeiten der Digitalisierung für neue innovative Treibstoff Das Kernproblem des Straßen- Mobilitätskonzepte (wie Sharing-Modelle ersetzen verkehrs mit Blick auf Klima und und On-Demand-Dienste). Ein Schwerpunkt Umwelt ist die noch immer nahezu ist weiterhin die beschleunigte Etablierung vollständige Abhängigkeit von erdölbasier- alternativer Antriebe unter Nutzung von ten Treibstoffen. Deren Nutzung verursacht erneuerbaren Energien, die unter anderem nicht nur klimaschädliche Treibhausgase, von der Lotsenstelle für alternative Antrie- sondern auch eine Vielzahl von anderen be bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz Luftschadstoffen, wie beispielsweise Stick vorangetrieben wird. 06
Die neuen EU-Flottenziele geben den Fahr- bis 2030 um etwa 48 Prozent im Vergleich zeugherstellern vor, dass Pkw ab 2021 im zu 1990 zurückgehen. Und bis zum Jahr Durchschnitt nur noch maximal 95 Gramm 2045 müssen alle Sektoren, gemeinsam be- CO₂ pro Kilometer (km) ausstoßen dürfen. trachtet, klimaneutral sein. Der Beitrag, den Ab 2035 erhalten neue Pkw mit nicht emissi- Unternehmen dazu leisten müssen, bringt onsfreien Antrieben keine Straßenzulassung Herausforderungen mit sich und verlangt mehr. Dies unterstreicht: Ein Umstieg auf ein Umdenken. alternative (zum Beispiel batterieelektrische und wasserstoffbasierte) Antriebsarten ist Sehr gute Möglichkeiten zur Nutzung von unbedingt nötig, da die Vorgaben mit erd- alternativen Antrieben in Unternehmens- ölbasierten Treibstoffen kaum zu erreichen fuhrparks bieten batterieelektrische Fahr- sind. Zudem gelten seit 2021 für öffentliche zeuge. Aktuell befindet sich Deutschland in Auftraggeber und Sektorenauftraggeber der Phase des sogenannten Markthochlaufs aufgrund der Umsetzung der EU-Richtlinie der Elektromobilität: Automobilhersteller „Clean Vehicles Directive“ (CVD) bestimmte investieren umfangreich in die Entwicklung Mindestquoten für Flotten-Fahrzeuge mit und Bereitstellung von Fahrzeugmodellen alternativen Antrieben. Neben öffentlichen für immer mehr Anwendungsbereiche. Die Auftraggebern wie Gebietskörperschaften Bundesregierung fördert das Ziel, dass es zählen dazu auch Energie- und Wasserver- bis 2030 auf deutschen Straßen mindes- sorger. tens 15 Millionen E-Autos geben soll (das entspricht rund 800.000 Fahrzeugen in Gemäß Bundes-Klimaschutzgesetz muss Rheinland-Pfalz), mit umfangreichen Pro- der Treibhausgasausstoß im Verkehrssektor grammen. Diese umfassen die Anschaffung Ein Aspekt des betrieblichen Klimaschutzes ist die Umstellung von Fuhrparks auf emissionsarme Fahrzeuge 07
von E-Fahrzeugen ebenso wie den Aufbau reich zu finden und zu fördern, sodass sie öffentlicher und auch nicht-öffentlicher sich zeitnah etablieren kann. Wird regional Ladeinfrastruktur (LIS), sodass Elektro- erzeugter Strom aus erneuerbaren Energien mobilität in Unternehmen in vielen Fällen für den Einsatz dieser alternativen Antriebs- bereits heute wirtschaftlich ist. arten genutzt, hat dies zudem den Vorteil, dass die regionale Wertschöpfung gestärkt Klimaneutrale Mobilität in Unternehmen wird. kann jedoch nicht nur durch batterie elektrische Fahrzeuge erreicht E-Mobilität werden. Wasserstoffantriebe, fortgeschrittene Biokraftstoffe kommt und synthetisch mithilfe erneu- in Fahrt erbarer Energien hergestellte Treibstoffe werden zukünftig insbesondere bei Nutzfahrzeugen eine größere Rolle spielen. Dabei wird die zent- rale Aufgabe darin bestehen, die passende Technologie für den jeweiligen Einsatzbe- E-Mobilität für Stadt und Land 08
Alternative Antriebstechnologien Fossile Treibstoffe werden an Bedeutung verlieren. Vor allem E-Fahrzeuge sind zunehmend ein Thema.
W as sich heute noch „alternativ“ Elektroantriebe nennt, etabliert sich bereits in unserem Alltag: Fahrzeuge mit Elektrisch angetriebene Fahrzeuge unter- einem (teilweise) batterieelek- scheiden sich in rein batterieelektrische trischen Antrieb gehören inzwischen zum Fahrzeuge, (Plug-in-) Hybridfahrzeuge und Straßenbild. In den vergangenen zwei Jah- Brennstoffzellenfahrzeuge. Allen gemein ren sind die Zulassungszahlen von E-Fahr- ist der Elektromotor, der die im Fahrzeug zeugen in Deutschland und Rheinland-Pfalz gespeicherte Energie ohne umwelt- oder stark gestiegen. Das Ziel der Bundesre- klimaschädliche Emissionen und mit ho- gierung, eine Million E-Autos im Bestand hem Wirkungsgrad in kinetische Energie zu haben, wurde 2021 erreicht. Auch der umwandelt und aus Bremsenergie durch so- Aufbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur genannte Rekuperation elektrische Energie schreitet zügig voran und wird durch geziel- zurückgewinnen kann. Somit ergibt sich im te Förderprogramme (vgl. Kap. 3.5) weiter Vergleich zu herkömmlichen Verbrennern forciert. ein geringerer Energieverbrauch. Dagegen hat die Brennstoffzellentech- Zwar verfügen fossile Kraftstoffe für Ver- nologie noch keine bedeutende Stellung brennungsmotoren über eine höhere im Fahrzeugmarkt. Auch der Einsatz von Energiedichte als Batterien. Aber während synthetischen Kraftstoffen ist derzeit eine Elektromotoren etwa 85 Prozent der ein- Seltenheit im Straßenverkehr. gesetzten Energie direkt in den Antrieb umsetzen, wandeln Verbrennungsmotoren 2.1 Antriebsarten einen Großteil der Energie in Wärme um und erreichen deshalb lediglich Wirkungs- Seit Ende der 1990er-Jahre ist eine schritt- grade von 20 bis 45 Prozent. Die höhere weise Elektrifizierung von Autos festzu- Effizienz von Fahrzeugen mit Elektroantrieb stellen. Diese begann zunächst mit der lässt sich anhand des folgenden Beispiels Einführung von Hybrid-Fahrzeugen, welche veranschaulichen: Verbraucht ein konventi- die beim Bremsen freiwerdende kinetische oneller Pkw mit Verbrennungsmotor sechs Energie zurückgewinnen, in einer Batterie Liter Benzin auf 100 Kilometer, entspricht zwischenspeichern und zur Unterstützung dies der Energiemenge von etwa 60 Kilo- des Verbrennungsmotors nutzen. Heute wattstunden (kWh). Aufgrund seiner höhe- verfügbare Elektro-Fahr- ren Energieeffizienz liegt der realistische zeuge können auch über Gesamtverbrauch eines batterieelektrischen Elektromotoren lange Strecken rein elekt- Pkw dahingegen bei rund 20 kWh elektri- brauchen zwei risch betrieben werden. scher Energie je 100 Kilometer. Drittel weniger Doch nicht nur Fahrzeu- Elektromotoren sind außerdem zuverlässig Energie ge mit Elektroantrieb und wartungsarm, wodurch hohe Instand- kommen vermehrt auf haltungskosten oder lange Ausfallzeiten den Markt, auch die Herstellung von Was- durch Werkstattaufenthalte entfallen. Das serstoff und synthetischen Kraftstoffen aus Angebot von elektrisch angetriebenen Au- erneuerbarer Energie ist zunehmend ein tos hat sich in den letzten Jahren deutlich Thema. vergrößert. Mittlerweile gibt es Serienfahr- zeuge in allen Fahrzeugklassen mit Elek 10
Einzel- und Gesamtwirkungsgrade von Pkw mit unterschiedlichen Antriebskonzepten (Quelle: Energieagentur Rheinland-Pfalz nach Daten Agora Verkehrswende) troantrieb, von allen namhaften Automo- Die Ladeinfrastruktur wird stetig ausgebaut bilherstellern. Auch wächst das Angebot an und die Reichweiten wurden in den letzten Hochdachkombis, Minivans, Transportern, Jahren kontinuierlich gesteigert, wodurch Pritschenwagen, Bussen, Lkw und anderen E-Fahrzeuge für Alltagsfahrten, aber auch Nutzfahrzeugen, wie etwa Radladern für für Langstrecken, beispielsweise bei Ge- Unternehmen und kommunale Betriebe. schäfts- und Urlaubsreisen, geeignet sind. Aufgrund sinkender Kosten von Batterien und Fertigung nähern sich die Preise für Fahrzeuge mit Elektroantrieb denen mit Verbrennungsmotoren an. Batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) fah- ren rein elektrisch: Der Antrieb erfolgt über einen Elektromotor, der seine Energie aus einer im Fahrzeug integrierten Traktions batterie bezieht. Aufgeladen wird die Bat- terie von außen über eine am Fahrzeug befindliche Steckdose. Batterieelektrische Fahrzeuge verfügen über die Fähigkeit zur Rekuperation: Sie können beim Bremsen und Ausrollen elektrische Energie über den Motor zurückgewinnen und zum Laden Die Traktionsbatterie von BEV befindet sich in der Regel im Fahrzeugboden. Es gibt Fahrzeuge mit Front-, Heck- oder der Batterie verwenden. Ein Beschleunigen Allradantrieb (Quelle: Daimler AG) und Bremsen allein über das Gaspedal (in 11
der Fachsprache: One-Pedal-Driving) ist ben. In der Regel ist die Rückgewinnung in vielen Fällen möglich. Aktuelle batterie- von Bremsenergie mittels Rekuperation elektrische Kompaktfahrzeu- möglich. Plug-in-Hybride können jedoch Wie weit ge erreichen Reichweiten von aufgrund der Batteriekapazität nur auf reicht die durchschnittlich 435 Kilometern nach dem Standard „Worldwide Kurzstrecken (meist nur rund 40 bis 70 Kilo meter) rein elektrisch fahren, während Batterie? Harmonised Light Duty Test auf Langstrecken immer auch der konven Procedure“ (WLTP). Dabei ist tionelle Antrieb zum Einsatz kommt. Durch zu berücksichtigen, dass die tatsächliche die Kombination zweier Antriebe kann es zu Reichweite je nach Fahrweise und Witte- höheren Anschaffungs- und Betriebskosten rung geringer ausfallen kann, etwa 250 bis kommen. Nahezu jeder Automobilherstel- 400 Kilometer. ler bietet aktuell verschiedene Modelle als Plug-in-Varianten an. Plug-in-Hybridfahrzeuge (PHEV) verfügen sowohl über einen konventionellen Verbren- Hybridfahrzeuge (HEV) verfügen – wie auch nungsmotor als auch über einen parallel Plug-in-Hybride – über einen Verbrennungs- dazu geschalteten Elektromotor mit einer motor und einen Elektromotor. Der Unter- von außen aufladbaren Traktionsbatterie. schied ist jedoch, dass ein Hybridfahrzeug Diese fällt jedoch kleiner aus als bei rein nicht von außen aufgeladen werden kann, elektrischen Fahrzeugen. Je nach Ladezu- sondern die Traktionsbatterie lediglich vom stand der Batterie und geforderter Leistung Verbrennungsmotor über einen eingebauten können entweder nur der Elektromotor, Generator gespeist wird. Hybridfahrzeuge nur der Verbrennungsmotor oder beide fahren deshalb nur elektrisch an und der Motoren gemeinsam das Fahrzeug antrei- Elektromotor unterstützt den Verbrennungs- Externe Max. el. Anzahl E-Fahrzeug Antriebs Energie- Antriebs- Stromver- Reichweite verfügbare typ energie speicher maschine sorgung Mittelklasse Modellreihen (Stecker) (WLTP) Batterie Elektro- elektrisch Strom Batterie Ja 520 km ca. 70 motor (BEV) Verbren- Plug-in- Benzin Kraftstoff- nungs- Hybrid tank & Ja 40-70 km ca. 80 & Strom und Elek (PHEV) Batterie tromotor Wasser- Brennstoff- Wasser- stofftank Elektro- Nein 650 km 2 Modelle zelle (FCEV) stoff & motor Batterie Batterieelektrische Fahrzeuge, Plug-in Hybride und Brennstoffzellenfahrzeuge haben unterschiedliche Eigenschaften 12
motor beim Beschleunigen. Ein von außen nicht aufladbares Hybridfahrzeug wird laut Elektromobilitätsgesetz (EMoG) nicht als E-Fahrzeug behandelt und in der vorliegen- den Broschüre nicht weiter berücksichtigt. Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV) werden mit Wasserstoff betankt. Über eine Brenn- stoffzelle wird der Wasserstoff zusammen mit Luftsauerstoff in elektrische Energie umgewandelt, die für den Antrieb eines Elektromotors sorgt. Bei dem chemischen Prozess in der Brennstoffzelle fallen Was- ser und Wärme als Nebenprodukte an. Ein Brennstoffzellenfahrzeug verfügt zusätzlich über eine Batterie, die zum einen als Puf- ferspeicher zwischen Brennstoffzelle und Motor fungiert und zum anderen zurück- Die Betankung eines Brennstoffzellenfahrzeuges dauert nur wenige Minuten (Foto: H2 MOBILITY) gewonnene Bremsenergie aufnehmen kann. Zurzeit gibt es nur zwei Serienmo- delle in Deutschland. Diese sind preis- wird sich das ohnehin begrenzte Angebot lich im Oberklasse-Segment angesiedelt, von Fahrzeugmodellen wahrscheinlich wei- ermöglichen jedoch Reichweiten von bis ter verringern. zu 650 Kilometern. Im Vergleich zu ihren batterieelektrischen Pendants haben Brenn- Sogenannte E-Fuels können als syntheti- stoffzellenfahrzeuge einen schlechteren sche Kraftstoffe ebenfalls in konventionellen Gesamtwirkungsgrad, da die Herstellung Verbrennungsmotoren genutzt werden. Sie des Wasserstoffs und dessen Transport werden durch ein relativ energieintensives zusätzliche Energie benötigen. Verfahren hergestellt. Mittels Elektrolyse wird Wasser unter Einsatz von Energie (Bio-)Gas und synthetische Kraftstoffe in Wasserstoff (H₂) und Sauerstoff (O₂) aufgespalten. In einem weiteren Schritt Gas kann entweder als Flüssiggas (englisch: wird Kohlendioxid (CO₂), das aus Indust- liquified natural gas, LNG) oder kompri- rieprozessen beziehungsweise aus Bioga- miertes Erdgas (englisch: compressed sanlagen stammt oder aus der natural gas, CNG) getankt werden. Es wird Luft gefiltert werden kann, an Ersatz für mithilfe eines Verbrennungsmotors in den Wasserstoff angelagert. So Bewegungsenergie umgesetzt. Ein Vorteil entsteht ein flüssiger Kraftstoff Super und von CNG besteht darin, dass der gewöhn- mit den gleichen Eigenschaften Diesel liche Ottomotor (Benzin) weiterverwendet wie Benzin, Diesel oder Kerosin und dass es aus Biogas hergestellt werden – je nach Formulierung. Hauptanwendungs- kann. In diesem Fall zählt es zu den nach- gebiete werden voraussichtlich dort sein, haltigen Antriebsformen. Die marktübliche wo Elektroantriebe nicht sinnvoll einsetzbar Reichweite eines CNG-betriebenen Fahrzeu- sind, etwa im Transportsektor, bei Flugzeu- ges beträgt bis zu 950 Kilometer. Allerdings gen oder Schiffen. 13
2.2 Erforderliche Infrastruktur bereits die Ladestation den Wechselstrom aus dem Netz in Gleichstrom um, welcher Mit dem Wandel der Antriebe wird auch über das Ladekabel in die Traktionsbatterie eine neue Infrastruktur zum „Betanken“ der gelangt. So sind höhere Leistungen mit Fahrzeuge erforderlich. Je nach Antriebsart geringeren Wirkungsgradverlusten möglich und Fahrzeugtyp sind individuelle Lösungen und die Batterie wird schneller geladen. notwendig. Das Normalladen mit Wechselstrom bietet Ladesäulen (BEV und PHEV) sich immer dann an, wenn das Fahrzeug mehrere Stunden steht, etwa zu Hause über Beim Laden von E-Fahrzeugen werden zwei Nacht, am Arbeitsplatz oder in Parkhäu- verschiedene Formen unterschieden: Das sern. Normalladen mit Wechselstrom (englisch: alternating current, AC) und das Schnell- E-Fahrzeuge können grundsätzlich an jeder laden mit Gleichstrom (englisch: direct Haushaltssteckdose mit einem entspre- current, DC). chenden Kabel mit integrierter Kontrollelek tronik (englisch: In-Cable Control Box/ Die Traktionsbatterie im Fahrzeug speichert ICCB), das meist zum Lieferumfang des Gleichstrom. Beim Laden mit Wechselstrom Fahrzeuges gehört, aufgeladen werden. wird dieser im Ladegerät des Fahrzeuges Bei einer Abgabeleistung von maximal in Gleichstrom umgewandelt und anschlie- 2,3 Kilowatt (kW) kann sich der Ladevor- ßend in der Batterie gespeichert. Beim gang je nach Größe und Ladezustand der Laden mit Gleichstrom hingegen richtet Batterie über viele Stunden hinziehen. Eine perfekte Kombination: Eine PV-Anlage erzeugt den Strom für das eigene E-Auto (Foto: Opel Automobile GmbH) 14
Haushaltssteckdosen sind für solche Dau- teil mit, dass sie aufgrund ihrer kompakten erlasten aber in der Regel nicht ausgelegt. Bauweise problemlos im Auto mitgeführt Außerdem wird beim Aufladen an der werden können. Haushaltssteckdose nur ein vergleichswei- se geringer Wirkungsgrad erreicht, da viel Normalladen mit einer Leistung bis 22 kW Energie durch sogenannte Wandlungsver- ist auch an öffentlichen Ladesäulen (Nor- luste verloren geht. malladepunkten) möglich. Hierbei ist jedoch zu beach- Wallboxen Sicher und effizienter ist dagegen die Nut- ten, dass die maximale bieten zung einer wandhängenden Ladestation, für Ladeleistung, die ein die sich der Begriff „Wallbox“ durchgesetzt E-Fahrzeug an einer Nor- Sicherheit hat. Wallboxen werden mittlerweile von vie- malladestation aufnehmen und verkürzte len Herstellern angeboten. Sie erlauben, je kann, auch vom bord Ladezeiten nach Ausführung und den Installationsmög- eigenen Ladegerät abhängig lichkeiten vor Ort, Ladeleistungen zwischen ist und nicht allein von der bereitgestellten 1,4 und 22 kW. Dadurch verkürzen sich die Leistung. Deshalb können manche Fahr- Ladezeiten deutlich. zeugmodelle auch an einer 22-kW-Ladestati- on nur mit 3,7 oder 4,6 kW beziehungsweise Außerdem bieten Wallboxen verschiedene 11 kW laden. Zum Laden an Normalladesta- digitale Applikationen, die zum Beispiel das tionen ist ein Kabel mit sogenannten Typ Übernachtladen, das Überschussladen mit 2-Steckern auf beiden Seiten notwendig, das Strom aus Photovoltaik (PV) sowie die Steu- im Auto mitgeführt werden muss. erung via Smartphone ermöglichen. Beson- ders komfortabel sind Wallboxen, die über ein fest montiertes Ladekabel verfügen. Dadurch entfällt die sonst bei jedem Lade- vorgang erforderliche und auf Dauer lästige Herausnahme des mitgeführten Ladekabels aus dem Kofferraum. In vielen Fällen bietet es sich an, den Ladestrom selbst zu produ- Europäische Standardstecker: Typ 2-Stecker für das ein- zieren, etwa durch eine PV-Anlage auf dem bis dreiphasige Normalladen mit Wechselstrom (AC) und CCS-Stecker für das Schnellladen mit Gleichstrom (DC) Dach. So können nicht nur Strombezugs- kosten reduziert, auch die Klimabilanz des eigenen E-Fahrzeuges kann so weiter ver- Zum Schnellladen an öffentlichen Lade bessert werden. stationen bieten sich Standorte an, an denen der Nutzer nur kurz verweilt, wie Neben fest installierten Wallboxen sind etwa Parkplätze von Supermärkten oder auch mobile Ladestationen eine Option, um Autobahnraststätten. Schnellladestationen E-Autos zu betanken. Denn diese können werden mit Gleichstrom betrieben und stel- mühelos an sämtlichen blauen und roten len eine Ladeleistung von bis zu 350 kW zur CEE-Steckdosen (wie in Garagen und im Verfügung. So kann das Fahrzeug innerhalb Außenbereich vorhanden) betrieben werden weniger Minuten nachgeladen werden. Die und bieten dieselben Lade- und Steuerungs- Kabel sind an der Ladestation montiert und möglichkeiten wie Wallboxen. Zugleich verfügen über einen sogenannten CCS-Ste- bringen die Geräte den maßgeblichen Vor- cker. 15
Der Gleichstrom wird unter Umgehung des Dies gilt nicht nur für Wetterfestigkeit, An- bordeigenen Ladegeräts verlustarm direkt fahrschutz und die digitale Kommunikation in die Traktionsbatterien der E-Fahrzeuge zwischen Ladesäule und Fahrzeug, sondern geleitet. In Abhängigkeit von auch in Bezug auf die Möglichkeiten zur Schnellstes der verfügbaren Ladeleis- Fernsteuerung beziehungsweise -wartung tung, der Akkutemperatur und die Ausstattung mit speziellen Sicher- Laden mit sowie dem Ladestand und heits-, Identifizierungs- und Zahlungssys- Gleichstrom der Aufnahmebegrenzung der temen. Außerdem werden die technischen Fahrzeuge ist hier Laden mit Mindestanforderungen für öffentliche La- 50 bis 350 kW möglich. Aber Achtung: Nicht destationen seit 2016 in der Ladesäulenver- alle Modelle von E-Fahrzeugen sind für das ordnung (LSV) definiert. Diese regelt zum Aufladen an Schnellladestationen geeignet. Beispiel die Ausstattung der Ladestationen Häufig zählt die Möglichkeit zum Gleich- mit genormten Steckverbindungen, was das stromladen zu den (sinnvollen) Sonderaus- Problem nicht kompatibler Steckersysteme stattungen. aus der Anfangszeit der Elektromobilität heute weitgehend gelöst hat. Außerdem Öffentliche Ladestationen sind im Vergleich schreibt die LSV vor, dass Nutzern die Mög- zu privaten Ladeeinrichtungen erheblich lichkeit zur Spontanladung, dem sogenann- aufwändiger konzipiert und ausgestattet. ten Ad-hoc-Laden, gegeben werden muss, Ladeleistung Wie weit kann ich fahren, wenn ich eine Stunde lade?* Verbrauch Verbrauch 15 kWh/100 km 20 kWh/100 km 3,7 kW 25 km 18 km 7,4 kW 49 km 37 km Normalladen (AC) 11 kW 73 km 55 km 22 kW 146 km 110 km Wie weit kann ich fahren, wenn ich 10 Minuten lade? Verbrauch Verbrauch 15 kWh/100 km 20 kWh/100 km 50 kW 56 km 42 km Schnellladen (DC) 100 kW 111 km 83 km 250 kW 278 km 208 km *Diese Werte ergeben sich rechnerisch. In der Realität fallen diese eventuell geringer aus, da die Ladekurve des Fahrzeuges, der Ladestand des Akkus und die Temperatur des Akkus sowie die Umgebungstemperatur den Lade- vorgang beeinflussen. Vergleich der Lademöglichkeiten: Reichweite je Verbrauch, Ladeleistung und Ladedauer 16
Auch Mineralöl- und Tankstellenkonzerne setzen verstärkt auf Elektromobilität und zwar ohne vorherige Registrierung oder malladepunkte. Und bis 2030 wird sich die vertragliche Bindung an den Betreiber (sie- Anzahl der Ladepunkte in Deutschland und he auch Seite 45). Rheinland-Pfalz nach den bestehenden Planungen Bereits mehr Perspektivisch ist davon auszugehen, dass mindestens verzehnfachen. es neben dem Ad-hoc-Laden weitere Verein- als 70.000 fachungen für öffentliche Ladevorgänge ge- Induktives Laden öffentliche ben wird. Dazu zählt insbesondere das so- Nicht nur die kabelgebun- Ladepunkte genannte Plug and Charge: Hierbei werden dene (konduktive) Ladung die erforderlichen Daten zur Abrechnung von E-Fahrzeugen, sondern auch eine der Ladevorgänge einmalig im Fahrzeug induktive Energieübertragung ohne Kabel hinterlegt. Wird das E-Auto dann mit der La- ist technisch möglich. Das E-Fahrzeug hält desäule verbunden, wird es sofort identifi- oder parkt dazu über einer fest im Boden ziert. Nach Ende des Ladevorgangs wird der verbauten Spule. Die Energieübertragung angefallene Betrag automatisch abgebucht erfolgt mittels elektromagnetischer Wellen beziehungsweise verrechnet, beispielsweise zwischen der Ladeeinheit im Boden und der über den eigenen Stromanbieter. Batterie des Fahrzeuges. Im Juli 2022 gab es in Deutschland gemäß Induktives Laden kommt bereits bei Taxis Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur oder Linienbussen zum Einsatz. Allerdings (BNetzA) 73.488 öffentliche Ladepunkte, ist aufgrund des geringeren Wirkungsgrades darunter 9.918 Schnellladepunkte. In Rhein- und der dadurch entstehenden Energiever- land-Pfalz gab es zu diesem Zeitpunkt be- luste kein durchgängiger Einsatz induktiver reits 591 Schnellladepunkte und 1.790 Nor- Ladetechnologie zu erwarten. 17
Laden an der Oberleitung Aktuell gibt es in Deutschland rund 100 Für Busse und Lkw ist auch die Ladung Wasserstofftankstellen für Pkw, davon eine während der Fahrt oder punktuell an der in Koblenz. Nur zehn davon sind auch für Haltestelle über eine Oberleitung möglich. das Betanken von Bussen oder Lkw ausge- Dazu verbindet sich ein Stromabnehmer legt, da Nutzfahrzeuge mit einem geringe- auf dem Dach des Fahrzeuges mit der ren Druck von nur 350 bar befüllt werden. Oberleitung und lädt die Trak- tionsbatterie. Die Batterie im Fahrzeug treibt den Elektromotor an, nimmt Energie durch Re- kuperieren auf und überbrückt Strecken ohne Oberleitung. Busse mit Oberleitungen gibt es in Deutschland aktuell nur in wenigen Städten. Für Lkw wer- den aktuell drei Pilotstrecken in Deutschland getestet. Zukünftig wäre der Ausbau von Oberlei- tungsinfrastruktur auf 3.000 bis 4.000 Kilometern stark befahre- ner Autobahnabschnitte denkbar. Tankstellen Das Tanken eines Brennstoffzellenfahrzeugs dauert nur wenige Minuten Wasserstoff (Foto: H2 MOBILITY/Krumbholz) Das Betanken von Brennstoffzel- lenfahrzeugen mit Wasserstoff ähnelt einem Biogas und synthetische Kraftstoffe konventionellen Tankvorgang mit Diesel Von den rund 900 Erdgastankstellen in oder Benzin. Der gasförmige Wasserstoff Deutschland bietet rund die Hälfte Bio- wird mit einem hohen Druck (700 bar) in gas an. Das Tanken unterscheidet sich nur das Fahrzeug eingebracht. In etwa drei Mi- geringfügig vom Tanken konventioneller nuten ist der Tank für 500 bis 700 Kilometer Kraftstoffe. Der Tankvorgang dauert eben- Reichweite gefüllt. Anschließend braucht die falls drei bis fünf Minuten. Eine Tankfüllung Zapfsäule in der Regel rund 15 Minuten, um Biogas reicht je nach Tankvolumen für bis den erforderlichen Druck für den nächsten zu 950 Kilometer. Biogas wird in Kilogramm Tankvorgang wieder aufzubauen. abgerechnet. Wasserstoff wird in Kilogramm (kg) abge- Für eine Reichweite von 100 Kilometern ver- rechnet. Der Preis beträgt etwa 12,85 Euro braucht ein Pkw Biogas im Wert von rund pro Kilogramm. Ein Kilogramm reicht für fünf Euro. eine Fahrstrecke von etwa 100 Kilometern aus. Wichtig für die Klimabilanz von E-Au- Für das Tanken von E-Fuels könnte die tos mit Brennstoffzellen ist, dass es sich vorhandene Infrastruktur für konventionelle um grünen Wasserstoff handelt, der mittels Kraftstoffe genutzt werden. Erneuerbarer Energien hergestellt wird. 18
2.3 Klimabilanz und Umweltaspekte beziehungsweise dem Recycling. Und das bereits bei Nutzung des allgemeinen Strom- Treibhausgas-Emissionen: batterieelektri- mixes. Zwar starten E-Autos im Vergleich sche versus konventionelle Fahrzeuge zu Verbrennern mit höheren Treibhausga- Zur Klimabilanz von Fahrzeugen mit alter- semissionen aus der nativen Antrieben – insbesondere von rein Batterieherstellung. Doch Lange Nutzung batterieelektrischen Autos – gibt es inzwi- dieser Nachteil wird mit schen eine Vielzahl an aktuellen wissen- zunehmender Lebens- verbessert schaftlichen Untersuchungen. Dazu zählen fahrleistung kompensiert. die Ökobilanz unter anderem die Studien des Fraunho- Je nach Fahrzeugmodell, fer-Instituts für System- und Innovationsfor- Verbrauch und Strommix ist in der Regel schung (ISI) und des Instituts für Energie- nach einer Gesamtlaufleistung von 40.000 und Umweltforschung (ifeu) im Auftrag der bis 80.000 Kilometern der Punkt erreicht, Agora Verkehrswende aus dem Jahr 2019 ab dem das E-Auto eine bessere CO₂-Bilanz sowie die neueste des International Council aufweist. on Clean Transportation (ICCT) aus 2021. Erneuerbare Energien stellen im deutschen Sie belegen, dass die heute im Handel Strommix mit rund 49 Prozent inzwischen verfügbaren batterieelektrischen Pkw, die die wichtigste Quelle dar (siehe dazu auch in Deutschland genutzt werden, über den Agora Verkehrswende 2020). Noch fast ein gesamten Lebenszyklus hinweg in der Fünftel des deutschen Stroms stammt aus Regel eine bessere Klimabilanz aufweisen Braun- und Steinkohle. Die Klimabilanz von als Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmo- E-Fahrzeugen verbessert sich also umso tor – von der Fahrzeugherstellung über die mehr, je höher der Anteil des Stroms aus Energiebereitstellung bis zur Entsorgung erneuerbaren Energien ist. Schnittpunkt: Amortisation der Herstellungslasten Steigung abhängig durch geringere Lasten in der Nutzung vom Verbrauch und Fahrzeuge starten Strommix/Kraftstoff mit Lasten aus der Gesamter Herstellung Vorteil nach ner Nutzungs- en Verbr phase E-Auto THG-Emissionen Lebensfahrleistung Schematische Darstellung der Treibhausgasemissionen eines Pkw mit Verbrennungsmotor und eines E-Autos in Abhängig- keit von der Lebensfahrleistung (Quelle: Energieagentur Rheinland-Pfalz in Anlehnung an Agora Verkehrswende/ifeu) 19
Entsprechend positiv wirkt sich die Vor- aus erneuerbaren Quellen ganz erheblich gabe aus, dass über öffentlich geförderte steigern wird. Ladesäulen ausschließlich Ökostrom ver- marktet werden darf. Perspektivisch ist Abhängigkeit des CO₂-Vorteils eines davon auszugehen, dass sich aufgrund der E-Autos von weiteren Faktoren EU-Vorgaben zum Ausbau der erneuerbaren Das Ausmaß des skizzierten Emissionsvor- Energien der Strommix und somit auch die teils eines E-Autos im Vergleich zu einem Klimabilanz von E-Autos in den nächsten konventionellen Verbrenner hängt von Jahren stetig verbessern wird – sowohl im weiteren Faktoren ab. In der ICCT-Studie Hinblick auf die Batterieherstellung als auch werden E-Fahrzeuge der Kompaktklasse auf den Fahrbetrieb. betrachtet. Bei einer Erweiterung der Pers- pektive auch auf Fahrzeuge der Mittel- und Laut der Studie des ICCT ergibt sich bei- Oberklasse lässt sich feststellen, dass der spielsweise für einen E-Kompaktwagen bis Klimavorteil in diesen beiden Segmenten 2030 ein Emissionsvorteil von etwa 74 bis erst nach einer höheren Gesamtfahrleistung 77 Prozent im Vergleich erreicht wird. „Grüner“ Strom zu einem Benziner – an- stelle von 66 bis 69 Pro- Die Batteriegröße hat hier einen entschei- aus allen zent mit dem derzeitigen denden Einfluss: je größer die Akkukapazi- Ladesäulen europäischen Strommix. tät, desto höher die mit der Batterieherstel- Würde ein E-Kompakt lung verbundenen Treibhausgasemissionen. wagen vollständig mit Ökostrom betrieben, Außerdem erhöht eine größere Batterie würde er während seines gesamten Lebens das Fahrzeuggewicht, was einen höheren bereits heute 81 Prozent weniger Emissio- Verbrauch von Fahrstrom nach sich zieht. nen als ein Benzinfahrzeug verursachen. Unter den in der ifeu-Studie getroffenen An- nahmen wird bei einer Batteriekapazität von Die mit der Ausbreitung der Elektromobi- 35 kWh bereits nach etwa 30.000 Kilometern lität verbundene Reduktion von Treibhaus ein Klimavorteil für das E-Auto erreicht, bei gasemissionen wird anhand der Prognose einer Kapazität von 60 kWh hingegen erst für Rheinland-Pfalz für das Jahr 2030 deut- ab 50.000 Kilometern. Diese Ergebnisse un- lich: Sollten bis zu diesem Zeitpunkt, ge- terstreichen eine weitere, allgemeingültige mäß der Zielsetzung des Bundes, in Rhein- Regel: E-Autos, die häufiger genutzt werden land-Pfalz 375.000 rein batterieelektrische und auf höhere Jahreskilometerleistungen Fahrzeuge zugelassen sein, käme es zu kommen, können ihre Umweltvorteile be- einer CO₂-Einsparung von 850.000 Tonnen sonders gut ausspielen. jährlich. Wichtig ist in diesem Zusammen- hang der Ausbau erneuerbarer Energie- Im Stadtverkehr, der von häufigen Ge- träger, damit der zusätzliche Strombedarf schwindigkeitswechseln und Stop-and-Go- klimaneutral gedeckt wird. Dieser fällt mit Fahrten geprägt ist, fällt die Klimabilanz 0,658 Terrawattstunden (TWh) im Jahr 2030 von E-Autos gegenüber Fahrzeugen mit moderat aus. Zu beachten ist hierbei, dass Verbrennungsmotor besonders gut aus, es weiteren erheblichen Bedarf an grünem weil hier durch den physikalischen Vorgang Strom aus relevanten Industriezweigen, der Rekuperation Bremsenergie zurückge- etwa Chemie, Glas, Keramik oder Stahl, wonnen wird. Zudem haben Elektromotoren geben wird, was die Nachfrage nach Strom hohe Wirkungsgrade in einem breiten Last- 20
Kleinwagen im Stadtverkehr: Hier zeigt sich die Elektromobilität besonders klimafreundlich bereich, während bei Diesel- und Benzin- Ressourcenbedarf von batterieelektrischen motoren der Wirkungsgrad im städtischen Fahrzeugen Teillastbereich erheblich sinkt. Zusätzlich Neben der Klimabilanz ist der Ressourcen- werden im Stadtverkehr deutlich geringere bedarf ein im Kontext mit der Elektromo- Reichweiten benötigt, so dass für E-Autos, bilität viel diskutierter Aspekt. Dies betrifft die ausschließlich im urbanen Raum einge- insbesondere Lithium, Kobalt und seltene setzt werden, die Batterien entsprechend Erden, die für die Herstel- kleiner dimensioniert werden können – lung von Traktionsbatterien Leise zumal E-Fahrzeuge im Stadtverkehr meist und Elektromotoren benötigt auch ihre größten Reichweiten erzielen. werden. Dabei geht es weniger und ohne um die weltweite Ressourcen- Schadstoffe Auch die weiteren Umweltvorteile von verfügbarkeit, die auch lang- E-Fahrzeugen kommen im Stadtverkehr fristig gegeben sein dürfte. Es geht vielmehr besonders gut zur Geltung: Sie stoßen um die Bedingungen, unter denen Rohstof- während der Fahrt keine Schadstoffe wie fe in manchen Entwicklungsländern abge- Stickoxide und Feinstaub aus und sind baut und weiterverarbeitet werden. Diese deutlich leiser als Verbrenner. Diese Aspekte Kritik ist in Teilen gerechtfertigt, wie etwa sind für Unternehmen vor allem mit Blick bei der Kobaltgewinnung im Kongo. auf drohende Fahrverbote in Innenstädten interessant. Deshalb müssen zum einen die Herstel- lungsbedingungen in diesen Ländern durch 21
gemeinsame Maßnahmen verbessert Die Reichweite im rein elektrischen Betrieb werden, etwa durch die Einführung und beträgt bei den meisten Modellen zurzeit Kontrolle internationaler Standards. Zum etwa 40 bis 60 Kilometer. Für Unternehmen anderen gilt es, solche kritischen können Plug-in-Hybride eine Alternative Weniger Rohstoffe bei der Weiterentwick- zu reinen E-Fahrzeugen darstellen, wenn lung der Batterietechnologie zu beispielsweise ein gewünschtes E-Fahrzeug- kritische reduzieren. Bei Kobalt ist dies be- modell (noch) nicht mit Anhängerkupplung Rohstoffe reits der Fall. Und perspektivisch verfügbar ist, diese jedoch zwingend für den ist davon auszugehen, dass die- Betrieb notwendig ist. ser Rohstoff bei der Herstellung zu großen Teilen nicht mehr benötigt wird. In Zukunft Allerdings ist dabei – neben den höheren lässt sich der Rohstoffbedarf zumindest Wartungskosten aufgrund zweier Antriebs- zu einem signifikanten Anteil durch Recy- stränge – aus ökologischer Sicht zu beach- cling alter Batterien reduzieren. Schließlich ten, dass Plug-in-Hybride bedingt durch das können ausgediente Akkus als stationäre höhere Fahrzeuggewicht im Verbrenner-Mo- Energiespeicher weiterverwendet werden, dus einen höheren Kraftstoffverbrauch ha- um die benötigten Ressourcen längerfristig ben als konventionelle Diesel oder Benziner. nutzen zu können. Zudem gehen einige Studien davon aus, Plug-in-Hybridfahrzeuge besitzen im dass die Klimabilanz insofern in Teilen zu Gegensatz zu rein batterieelektrischen hinterfragen ist, als dass einige Hersteller- Fahrzeugen zwei Antriebsstränge: Einen angaben im Hinblick auf den tatsächlichen konventionellen Verbrennungs- sowie einen Verbrauch nicht in allen Bereichen der Reali- Elektromotor, der über eine extern auflad- tät entsprechen. bare Batterie mit Strom betrieben wird. Plug-in-Hybride werden von außen aufgeladen und können so einige Kilometer rein elektrisch fahren 22
Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen Der Einstieg in alternative Antriebe ermöglicht eine zukunftsfähige Ausrichtung betrieblicher Mobilität.
Immer mehr innovative Unternehmen setzen auf E-Autos im Fuhrpark U nternehmen sind die Treiber der Allerdings ist dabei zu beachten, dass diese Antriebswende bei Kraftfahrzeu- Vorteile bundesweit unterschiedlich geregelt gen (Kfz). Denn neue Techno- sind und es von den einzelnen Kommunen logien können in gewerblichen abhängt, ob beziehungsweise welche Vorzü- Fuhrparks besonders schnell umgesetzt ge gewährt werden. werden. Die durchschnittliche Haltedauer von Dienstwagen liegt in Deutschland bei Um mögliche Privilegien umsetzen und lediglich vier Jahren, während das Durch- kontrollieren zu können, sind elektrisch schnittsalter aller zugelassener Pkw über betriebene Fahrzeuge besonders gekenn- zehn Jahre beträgt. Unternehmen können zeichnet. Dies geschieht mit dem soge- dabei auf unterschiedliche Weise ihren Fuhr- nannten E-Kennzeichen, einem speziellen park nachhaltiger gestalten. Nummernschild für batterieelektrische und Brennstoffzellen-Fahrzeuge. Das E-Kennzei- Gleichzeitig können sie, wie Privatpersonen chen wird jedoch nicht automatisch aus- auch, gerade in Städten und Ballungsräu- gegeben, sondern muss bei der Zulassung men einige Vorteile durch die Umstellung aktiv beantragt werden. Aktuell können auf E-Fahrzeuge erfahren. So sieht das Elek- auch Plug-in-Hybride das E-Kennzeichen tromobilitätsgesetz Möglichkeiten für einige erhalten, wenn sie entweder weniger als Privilegien vor, beispielsweise 50 Gramm CO₂ pro gefahrenem Kilometer ausstoßen oder allein im Elektrobetrieb eine ▶ das Fahren auf Busspuren, Reichweite von mindestens 40 Kilometern besitzen. ▶ d ie Ausnahme von bestimmten Zufahrtsbeschränkungen, die beispiels- weise zum Schutz vor Lärm und Ab- gasen angeordnet werden (Stichwort: innerstädtische Fahrverbote), ▶ r eduzierte oder vollständig erlassene Parkgebühren oder ▶ d ie Reservierung besonderer Parkplätze an Ladestationen im öffentlichen Raum. Kostenfreies Parken für Autos mit E-Kennzeichen in Mainz 24
Nicht nur E-Autos können dazu beitragen, noch keine Rolle. Das könnte sich aber in weniger Schadstoff belastenden Verkehr Zukunft ändern (siehe dazu auch Seite 13). zu erzeugen. Dabei spielen Pedelecs und E-Bikes eine bedeutende Rolle: Wenn die- Eine Befragung von 1.000 deutschen Unter- se nicht nur als Ersatz für konventionelle nehmen durch das Marktforschungsinstitut Fahrräder genutzt werden, sondern insbe- G.A.M.E. im Rahmen des „e-mobility Mo- sondere auch für den Weg zur Arbeit oder nitor 2020“ ergab, dass in im Lastenverkehr, kann sich das Pkw-Auf- sieben von zehn Betrieben Unternehmen kommen verringern. Es entstehen weniger bereits elektrifizierte Pkw setzen immer zeitraubende Staus und der Parkdruck genutzt werden. Auffällig nimmt ab. Für Unternehmen besteht in dabei ist: Der Anteil der stärker auf diesem Zusammenhang die Möglichkeit, Leasingfahrzeuge liegt bei E-Mobilität mit geeigneten Fahrradleasing-Modellen E-Autos mit 83 Prozent Anreize für die Mitarbeiterinnen und Mitar- höher als im Gesamtdurchschnitt, der mit beiter zu schaffen, um das (E-)Fahrrad im 75 Prozent angegeben wird. Besonders hoch täglichen Pendelverkehr zu nutzen oder mit ist der Anteil von E-Autos bei kleinen Flot- E-Lastenrädern (siehe dazu auch Kapitel tenbetreibern. Aber: Größere Unternehmen 3.5) zumindest einen Teil des Lieferverkehrs ziehen nach. Die Befragung zeigte, dass die zu ersetzen. Bereitschaft zur Anschaffung zusätzlicher E-Autos binnen der nächsten zwei Jahre bei den Betreibern großer Pkw-Flotten beson- ders hoch ist. Auch die für E-Autos notwen- dige Ladeinfrastruktur ist bereits in 38 Pro- zent der befragten Betriebe vorhanden. Etwa jedes dritte Unternehmen plant den Bau einer neuen Ladeinfrastruktur innerhalb der nächsten zwei Jahre. Gestaltung eines neuen Mobilitätskonzepts Auch Pedelecs spielen eine wichtige Rolle im Fuhrpark und Die schrittweise Einführung von Elektro- Pendlerverkehr mobilität in Unternehmen bedeutet nicht nur einen Technologiewechsel. Sie bietet 3.1 Umstellung des Fuhrparks zugleich die Möglichkeit, das bisherige betriebliche Mobilitätsverhalten auf Effi- Wenn es um Fahrzeuge mit alternativen zienz und Ressourcenverbrauch hin zu Antrieben geht, kommen in Unternehmen überprüfen. Dabei kommt dann nicht nur aktuell nahezu ausschließlich batterieelektri- die Nutzung von Dienstfahrzeugen auf den sche und Plug-in-Hybridautos zum Einsatz. Prüfstand, sondern auch die interne Reise- Fahrzeuge, die mit Biogas betrieben wer- richtlinie. Klimaschonendes Reisen sollte den, und solche mit Brennstoffzellenantrieb möglichst auch unter Nutzung von Ver- kommen bisher nur selten zum Einsatz, kehrsmitteln des Umweltverbundes stattfin- zum Beispiel im Linienbusbetrieb. Fahr- den. Bei der Entwicklung eines intelligenten zeuge, die mit nachhaltigen synthetischen und zukunftsorientierten betrieblichen Kraftstoffen betankt werden, spielen aktuell Mobilitätskonzepts spielen auch Vorgaben 25
von außen eine wichtige Rolle; etwa die Immer mehr Unternehmen unterstützen Umsetzung der seit 2021 geltenden Clean die klimaschonende Mobilität von Beschäf- Vehicles Directive für Mindestquoten von tigten mit entsprechenden Angeboten vom Fahrzeugen mit alternativen Antrieben in Job-Ticket über das Dienstrad-Leasing bis kommunalen Unternehmen oder vorhande- hin zu Mobilitätsbudgets. Nachhaltige Mo- ne beziehungsweise drohende Diesel-Fahr- bilitätskonzepte können im Wettbewerb um verbote in deutschen Städten und Ballungs- qualifizierte und zufriedene Mitarbeiter zum räumen. Wettbewerbsvorteil werden. Gerade in größeren Unternehmen sind die Elektromobilität im Fahrzeugpool Zusammenhänge der betrieblichen Mo- bilität so komplex, dass es sinnvoll sein Ideale Bedingungen für die Einführung der kann, bei der Ausarbeitung eines Mobili- Elektromobilität in Unternehmen bietet ein tätskonzepts einen erfahrenen Fahrzeugpool. Denn hier sind Fahrzeuge Im Pool externen Dienstleister hinzu- nicht bestimmten Fahrern zugeordnet, son- zuziehen. Denn mit einem un- dern werden bedarfsmäßig von verschiede- macht‘s die verstellten Blick von außen las- nen Mitarbeitern genutzt. Eine Mischung Mischung sen sich über Jahre verfestigte, aus E-Autos, Plug-in-Hybriden und kon- aber nicht immer ökologisch ventionellen Fahrzeugen in verschiedenen und ökonomisch sinnvolle Verhaltensweisen Größen und für unterschiedliche Nutzungs- mitunter besser erkennen und analysieren anforderungen kann alle erforderlichen Ein- als von den Betroffenen selbst. Ebenfalls sätze abdecken – eventuell ergänzt durch unverzichtbar ist die Einbindung der Beleg- Fahrräder, Pedelecs und E-Roller sowie schaft. Denn immer häufiger wünschen sich Lastenräder. Mitarbeiter ein umweltbewusstes Verhalten ihrer Arbeitgeber. Dazu gehören auch Mobi- Die erfolgreiche Einführung von E-Autos litätsfragen. Dies gilt im Übrigen nicht nur in den Fahrzeugpool ist eine Querschnitts- für den innerbetrieblichen Verkehr, sondern aufgabe, die verschiedene Unternehmens- auch für Fahrten von und zum Arbeitsplatz. bereiche betrifft. Am Beginn eines solchen Die häufigsten E-Fahrzeuge in Unternehmen Kleinst- und Kleinwagen mit kleinen bis mittleren Reichweiten Service-Fahrzeuge bzw. Werkstattwagen (Hochdachkombis, Batterieelektrisch Kasten- und Pritschenwagen) für kurze und mittlere Strecken Fahrzeuge der Mittel- bis Oberklasse mit großen Traktionsbatterien und hoher DC-Schnellladefähigkeit (≥ 70 kW) auch für lange Strecken Plug-in-Hybridfahrzeuge der Mittel- bis Oberklasse mit Eignung für lange Strecken, größere Zuladung und/oder das Ziehen von Anhängern Je nach Fahrprofil und Einsatzgebiet kommen im Fuhrpark unterschiedliche E-Fahrzeuge zum Einsatz 26
Das Angebot an batterieelektrischen Nutzfahrzeugen ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Mittlerweile gibt es Fahr zeuge für nahezu jeden Anwendungsbereich (Foto: Opel Automobile GmbH) strukturierten Veränderungsprozesses steht aus der Praxis zeigen: Funktionierende und die Analyse der Ausgangssituation und des praxistaugliche Maßnahmen als Ergebnis tatsächlichen Mobilitätsbedarfs. Erst so einer strukturierten Vorgehensweise über- lassen sich Potenziale identifizieren und zeugen und werden von den Mitarbeitern konkrete Maßnahmen definieren. Dabei ist gern akzeptiert. es wichtig, nicht ausschließlich die aktuelle Nutzung von einzelnen Poolfahrzeugen zu Der elektrifizierte Fahrzeugpool muss auf betrachten. Stattdessen muss zunächst der die individuellen Bedürfnisse eines Unter- vollständige, tatsächliche Mobilitätsbedarf nehmens zugeschnitten werden, wobei es im Fahrzeugpool erfasst und dann unter durchaus typische Anwendungsfälle für die Berücksichtigung der Möglichkeiten und unterschiedlichen Antriebsvarianten gibt. Prioritäten ein System entwickelt werden, das diesen Bedarf optimal im Sinne von Für eine hohe Nutzerfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Nutzer- Akzeptanz sind verschiedene Faktoren zu freundlichkeit deckt. berücksichtigen: eine gute Einweisung der Nutzer in Fahrzeug- und Ladefunktionen, Damit die Potenzialanalyse auf validen Zah- eine professionelle Wartung und Pflege len aufbauen kann, sollten aktuelle Fahr- sowie einfache Abläufe bei der Fahrzeug- profile auf Grundlage von Fahrtenbüchern buchung, -bereitstellung und -rückgabe. und Abrechnungsunterlagen ausgewertet Ab einem Bestand von etwa acht bis zehn werden. Unabhängig von der Nutzung Fahrzeugen empfiehlt es sich, den Einsatz konkreter Fahrzeuge wird so der Bedarf je der Fahrzeuge mit einer Dispositionssoft- Fahrzeugklasse und Antriebsart, je Standort ware optimal zu steuern. Außerdem sollte beziehungsweise Niederlassung, aber auch möglichst für jedes E-Fahrzeug im Pool ein standort- und betriebsübergreifend sichtbar. intelligenter, steuerbarer Ladepunkt verfüg- Bei der Konzepterstellung sollten unbedingt bar sein, damit kein zusätzlicher Aufwand auch die Mitarbeiter als spätere Nutzer und entsteht, um noch zu ladenden E-Autos Umsetzer mitwirken. Denn viele Beispiele Platz zu machen. 27
Die private Nutzung von E-Dienstwagen ist auch aus steuerlicher Sicht interessant Elektromobilität zur Privatnutzung lich attraktives Gehaltsumwandlungsmodell für breitere Teile der Belegschaft angeboten. Auch im Pendel- und Privatverkehr erschlie- Die Mitarbeiter tragen weder die Anschaf- ßen sich für Firmen Möglichkeiten, die Elek- fungskosten noch den Wertverlust. Auch tromobilität ihrer Mitarbeiter zu fördern. für Unterhaltskosten, Versicherung, Repa- So stellen immer mehr Unternehmen ihren raturen und Wartungen kommt in der Regel Mitarbeitern E-Autos aus ihrem Fahrzeug- der Arbeitgeber auf. Für die Privatnutzung pool außerhalb der Geschäftszeiten zur pri- hat der Arbeitnehmer einen monatlichen vaten Nutzung zur Verfügung. Buchung und geldwerten Vorteil zu versteuern, der bei Abrechnung solcher privaten Nutzungen E-Autos deutlich günstiger ausfällt als bei sind bei Verwendung moderner Dispositi- Verbrennern (siehe dazu auch Seite 54). onssoftware mittlerweile E-Mobilität problemlos umsetzbar. Die steuerliche Bevorteilung ist ein Grund, dass die Anzahl elektrifizierter Dienstwagen von Mitarbei- Personenbezogene Dienst- in den vergangenen Jahren stark angestie- tern fördern wagen mit Privatnutzung gen ist. Verantwortlich dafür sind weiterhin sind neben Poolfahrzeugen die stark gewachsenen Reichweiten von die häufigste Form des Firmenwagens. Ur- E-Autos in der Mittel- und Oberklasse. Weil sprünglich hauptsächlich für Führungskräfte mittlerweile auch das schnelle Laden an und Beschäftigte mit hohem Fahrbedarf Rastanlagen entlang von Autobahnen kein wie zum Beispiel Außendienst-Mitarbeiter Problem mehr ist, werden lange Tagesfahr- geschaffen, werden solche Dienstwagen strecken von rund 600 Kilometern ohne Wei- mittlerweile auch häufig als Gratifikationen, teres möglich. Bei der Auswahl geeigneter Leistungsanreize (Incentives) oder steuer- E-Autos gilt es zunächst, Anforderungsprofi- 28
le entsprechend des tatsächlichen individu- wissen es zu schätzen, wenn sie ihre Privat- ellen Mobilitätsbedarfs von Mitarbeitern zu fahrzeuge während der Arbeitszeit aufladen entwickeln. können. Andererseits sind Modelle, das La- den bei den Mitarbeitern zu Hause attraktiv Dies gilt nicht nur hinsichtlich der Fahr- zu gestalten, ebenfalls ein gutes Instrument zeuggröße und den Zusatzausstattungen, für die Mitarbeiterbindung. sondern insbesondere auch für die Akku- kapazität, die Schnellladefähigkeit und den Verbrauch. Denn während Verbrennerfahr- zeuge unabhängig vom Anschaffungspreis Verteilung der Ladevorgänge in der Reichweite nicht begrenzt sind, ist Privater Aufstellort der Anschaffungspreis von E-Autos mit (inkl. Nachtladung) 60 - 85 % großen Traktionsbatterien und entspre- chenden Reichweiten deutlich teurer und überschreitet nicht selten die regulären Anschaffungsbudgets für Firmenwagen im Außendienst beziehungsweise in unteren Führungsebenen. Garage bzw. Parkplätze Firmenpark- Stellplatz (z. B. Mehrfa- plätze auf eige- Werden personenbezogene Dienstwagen Eigenheim milienhäuser, nem Gelände Tiefgaragen) auch privat genutzt, so ist zu beachten, dass im Regelfall auch ein Ladepunkt am regelmäßige Ladung Wohnort des Mitarbeiters eingerichtet wird. Denn anders ist die private Nutzung au- Öffentlich zugänglicher ßerhalb der wöchentlichen Arbeitszeiten, Aufstellort 15 - 40 % am Wochenende oder im Urlaub kaum zu gewährleisten. Nicht immer müssen es Autos sein: So können Arbeitgeber beispielsweise über das Modell der Gehaltsumwandlung ihren Be- Ladestation / Ladestation / Lade-Hub schäftigten auch das Leasing von Pedelecs, Lade-Hub innerorts an Achsen (z. B. Auto- E-Bikes oder E-Rollern ermöglichen. bahnen) Schnellladung Ein Weg zur Unterstützung von Mitarbeitern mit privaten E-Autos ist die Bereitstellung von Ladeinfrastruktur am Arbeitsort. Denn der Arbeitsplatz bietet neben dem Wohnort die besten Voraussetzungen zum Laden Kundenparkplätze Straßenrand, (siehe dazu auch Seite 55). Derzeit finden bzw. Parkhäuser öffentliche Parkplätze rund 60 bis 85 Prozent aller Ladevorgänge Zwischendurchladen am Arbeitsplatz oder am Wohnort statt. Typische Standorte für Ladeinfrastruktur Elektromobilisten, die zu Hause über keine (eigene Darstellung nach: www.swd-ag.de/mobilitaet/ verlässlichen Lademöglichkeiten verfügen, ladeinfrastruktur/ladeinfrastruktur-fuer-unternehmen/) 29
3.2 Wirtschaftlichkeit außer den Energie- respektive Kraftstoff kosten enthalten. Bei der Fahrzeugbeschaffung für betriebli- che Fuhrparks ist die Wirtschaftlichkeit eine Für Leasingnehmer kann es sinnvoll sein, – wenn nicht die – zentrale Entscheidungs- über den Abschluss eines sogenannten größe. Zur Ermittlung der aus Fahrzeugan- Full-Service-Leasing-Vertrags nachzuden- schaffung und -nutzung resultierenden Ge- ken. Darin sind üblicherweise die Kosten samtkosten hat sich die Analyse der „Total für Inspektionen und Verschleißreparatu- Cost of Ownership“ (TCO) etabliert. ren, Reifenwechsel sowie die Bereitstellung von Tank- oder Ladekarten enthalten. Ob Autor dieses Kapitels: Nikolai Falter, sich der Abschluss eines Full-Service-Lea- B E T Büro für Energiewirtschaft und sing-Vertrags finanziell lohnt, hängt von technische Planung GmbH verschiedenen Faktoren ab. Von Vorteil sein kann dieses Modell beispielsweise dann, Hierbei werden alle anfallenden fahrzeugbe- wenn noch keine Erfahrungswerte über zogenen Kosten für die gesamte Nutzungs- üblicherweise anfallende Wartungskosten dauer betrachtet. Sowohl bei der Bewertung vorliegen. der Mobilitätskosten im Unternehmen als auch beim Vergleich zwischen verschiede- Alle in die Berechnung eingehenden Kos- nen Fahrzeugtypen und Angebotsoptionen tenwerte stellen Momentaufnahmen dar. liefert eine TCO-Analyse ein fundierteres Insbesondere im Kleinwagen- und teilweise und umfassenderes Ergebnis als ein aus- auch im Mittelklassesegment sind Auto- schließlicher Vergleich der Anschaffungs- Abos aktuell zu sehr günstigen Konditionen kosten in Form des Kaufpreises oder der verfügbar. So kann – unter bestimmten monatlich zu zahlenden Leasing- bezie- Bedingungen – auch der Abschluss eines hungsweise Abo-Raten. Abos ratsam sein. Fraglich ist jedoch, ob solche preisgünstigen Abo-Angebote auch In diesem Kapitel wird die TCO-Analyse in Zukunft verfügbar sein werden, da hier zum wirtschaftlichen Vergleich von batterie- vermutlich ein Anreiz zum Umstieg auf elektrisch und konventionell angetriebenen diese noch junge Angebotsform seitens der Fahrzeugen eingesetzt. Untersucht werden Anbieter einkalkuliert ist. dabei die drei Fahrzeugklassen Kleinwa- gen, Mittelklasse und Transporter sowie Nach einem Vergleich auf Einzelfahrzeug mit Kauf, Leasing und Auto-Abo drei ver- ebene erfolgt eine szenarienbasierte Unter- schiedene Angebotsformen. Während beim suchung der Gesamtkosten für den Einsatz Fahrzeugkauf der Nutzer mit Zahlung des der Fahrzeuge in für die Fahrzeugklasse Kaufpreises auch Eigentümer des Fahrzeu- typischen Anwendungsfällen in einer Fir- ges wird, zahlt er beim Leasing und beim menflotte. Es folgt eine Antwort auf die Auto-Abo nur monatliche Raten für die Frage, wann sich der Aufbau betriebseige- Fahrzeugnutzung; das Eigentum am Fahr- ner Ladeinfrastruktur unter wirtschaftlichen zeug verbleibt beim Leasing- beziehungs- Gesichtspunkten lohnen kann. Anschlie- weise Abo-Geber. Während der Leasingneh- ßend wird das wirtschaftliche Potenzial der mer im Regelfall selbst für Nebenkosten wie Nutzung von selbstproduziertem Photovol- etwa Versicherungsprämien verantwortlich taik-Strom als Teil der betrieblichen Elekt- ist, sind in der Abo-Rate alle Nebenkosten romobilität diskutiert. Den Abschluss der 30
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