Fit für die - IHK-Magazin

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    02/2020

                                                                 Fit für die
                                                                Zukunft                                Mit Au
                                                                                                      Weite s- und
                                                                                                             rbild
                                                                                                       Fachk ung
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                                                                                                          ziehen
                                                                                                      Mitarb       und
                                                                                                              eiter
                                                                                                      motiv
                                                                                                            ieren

                      Pionierin                                  Einzelhandel                            Smart City
                      Wie Unternehmerin Katharina Kreitz mit     So verknüpfen Firmen erfolgreich        Wie wird die Vision von der
                      Spezialsonden einen neuen Markt erobert    reale und virtuelle Shops               intelligenten Stadt Realität?
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EDITORIAL

           Europa

           Machen, nicht meckern
            Ja, es ist ärgerlich, was uns der Brexit für den unternehmerischen Alltag beschert: eine
            Rückkehr zu erledigt geglaubter Bürokratie. Störende Hürden, wo bislang freier Warenver-
            kehr herrschte. Noch unbekannte Vorschriften, Abkommen und Gesetze, die das Zusam-
            menleben der EU und Großbritanniens neu regeln werden.

            Mit Bedauern dürften die Volkswirtschaften und Gesellschaften beiderseits des Ärmelkanals
            nun erkennen, dass bei allem Gemeckere über die EU die Vorteile der Gemeinschaft auf der
            Hand liegen – vor allem, wenn man sich erst einmal mit den Nachteilen einer Trennung ar-
            rangieren muss. Die übergeordneten, langfristigen Werte sind dann doch aussagekräftiger
            als von Stimmungsschwankungen beeinflusste Tageseinschätzungen.

            Auf politischer Ebene ist derzeit noch die Versuchung groß, an Großbritannien ein Exempel
            zu statuieren. Das mag im Schaufenster Wirkung erzielen, für das wirkliche Leben taugt es
            nicht. Der kluge Kaufmann weiß: Ein unaufgeregter Umgang mit der Gegenwart und ein
            optimistischer Ansatz für die Zukunft bringen einen am zügigsten voran. Es gilt schließlich,
            etwas zu bewahren, was man nicht leichtfertig aufs Spiel setzt. Für den exportorientierten
            Technologiestandort München und Oberbayern ist Großbritannien bisher einer der wich-
            tigsten Wirtschafts- und Handelspartner. Derlei gibt man nicht aus schlechter Laune heraus
            preis, schon gar nicht, wenn dieser Partner in nächster Nachbarschaft anzutreffen ist.

                                                           Betrachten wir daher den Umgang mit dem Brexit als klas-
                                                           sischen Fall von Change Management, als einen effizienten
                                                           Umgang mit Veränderungen. Davon gibt es einige, vom
                                                           Klimawandel über Handelskriege bis zum demografischen
                                                           Faktor. Von ihnen dürfen wir uns als Unternehmen nicht ab-
                                                           lenken lassen, indem wir den Brexit als Problem überhöhen.

                                                           Wir Unternehmer sind gefordert, im eigenen wie im euro-
                                                           päischen Interesse unsere Möglichkeiten für ein entspann-
                                                           tes Miteinander zu nutzen. So gebietet es uns die Vernunft
                                                           im Umgang mit Geschäftspartnern. So gebietet es uns aber
                                                           noch mehr unsere Verantwortung für die Gesellschaft an un-
                                                           serem Standort mitten in einem Europa, das nur mit verein-
                                                           ten Kräften im Konzert der globalen Wirtschaftskräfte seine
                                    Foto: Faces by Frank

                                                           Rolle behaupten kann.

Dr. Eberhard Sasse, Präsident der
IHK für München und Oberbayern

                                                                                                           Folgen Sie mir auf Twitter
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                                                                                                                                        3
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I N H A LT

TITELTHEMA

WISSBEGIERIG                                                                   NAMEN + NACHRICHTEN
                                                                                6   STUDIE
Unternehmen brauchen Fachkräfte, wenn sie sich im Wettbewerb                        München ist gründerfreundlich
dauerhaft behaupten wollen. Über Aus- und Weiterbildung können
sie fähige und motivierte Mitarbeiter finden und binden.                       UNTERNEHMERPROFIL
                                                                               10   KATHARINA KREITZ
                                                                                    Die Unternehmerin baut mit ihrer Firma
  Foto: contrastwerkstatt/Adobe Stock

                                                                                    Vectoflow extrem kleine Strömungssonden

                                                                               TITELTHEMA

                                                     12
                                                                               12   WEITERBILDUNG
                                                                                    Wenn sich Fachkräfte weiterbilden, profitiert
                                                                                    auch der Arbeitgeber
                                                                               17   BILANZ
                                                                                    Zahl der Ausbildungsverträge sinkt leicht
UNTERNEHMEN                                                                    18   BERUFSBILDUNGSGESETZ
                                                                                    Die wichtigsten Änderungen der Reform

UNTERWEGS                                                                      20   AUSBILDUNG
                                                                                    Wie Firmen über AusbildungsScouts den
                                                                                    Nachwuchs auf sich aufmerksam machen
Der Bergverlag Rother (im Bild Verlagsleiter Klaus Wolfsperger)
versorgt Bergfreunde seit 100 Jahren mit Lesestoff. Das
Traditionsunternehmen setzt dabei auch auf die Digitalisierung.
                                                                               STANDORTPOLITIK
                                                                               22   LUST AUF ZUKUNFT
                                                                                    Smart City – welche Elemente gehören zur
                                                                                    Vision einer intelligenten Stadt?
                                                                               26   NACHHALTIGKEITSZIELE
                                                                                    Wie sich Firmen für den Klimaschutz einsetzen
                                                                               28   WOHNRAUM
 Foto: Wolf Heider-Sawall

                                                                                    Was halten Unternehmer und Experten von

                                                     38
                                                                                    einem befristeten Mietendeckel?
                                                                               31   IHK-AUSSCHÜSSE
                                                                                    Verkehrskonzept Dachau/Audi-Bahnstation
                                                                               32   SUSTAINABLE FINANCE
                                                                                    Die Pläne der Politik und die Folgen für Firmen
                                                                               34   AUS DER REGION
BETRIEB + PRAXIS                                                                    Im Berchtesgadener Land will ein neues

KAUFKRÄFTIG                                                                    36
                                                                                    Netzwerk die Nachhaltigkeit voranbringen
                                                                                    PRO & CONTRA
                                                                                    Besser auf Geschäftsreisen verzichten?
Reisende aus Nicht-EU-Ländern schätzen die Möglichkeit, sich die
deutsche Mehrwertsteuer erstatten zu lassen. Einzelhändler, die sich           UNTERNEHMEN + MÄRKTE
darauf einstellen, können mit zusätzlichem Umsatz rechnen.
                                                                               38   BERGVERLAG ROTHER
                                                                                    Das Unternehmen profitiert vom Wandertrend
                                                                               41   FUSSBALL
Foto: THANANIT/Adobe Stock

                                                                                    Werben mit der EM – die Spielregeln
                                                                               42   AFRIKA

                                                     46
                                                                                    Große Chancen für bayerische Mittelständler
                                                                               44   ELEKTRO KREUTZPOINTNER
                                                                                    Das Burghauser Familienunternehmen hat
                                                                                    seinen Aktionsradius gezielt ausgeweitet

4                                                                 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2020
Fit für die - IHK-Magazin
BETRIEB + PRAXIS
46   TAX-FREE-SHOPPING
     Das Angebot zieht kaufkräftige Kundschaft aus
     Nicht-EU-Ländern an
49   IHK AKTUELL
     Digitale Produktion/Musterverträge
50   EINZELHANDEL
     So lassen sich reale und virtuelle Showrooms
     gewinnbringend verknüpfen
52   SICHERHEIT
     Auch Alltagsdinge können Gefahrgut sein
54   MARKENSTRATEGIE
     Was Unternehmen beachten sollten, wenn sie
     Namen von Firma und Produkten schützen
     lassen
                                                                   SIE SUCHEN
                                                                   GESTALTUNGS-
EVENTS
56   BAYERISCHE BEGEGNUNGEN                                        FREIRÄUME
     Wirtschaftsempfang Garmisch-Partenkirchen,
     Punkt 8
                                                                   DIREKT VOM
                                                                   EIGENTÜMER?
KULTUR
58   TAG DER ARCHIVE
     Historische Aktien und Anleihen                               ALLES EINE FRAGE
DA SCHAU HER                                                       DES STANDORTS.
60   KARL VALENTIN
     Ein engagierter Chronist Münchens

RUBRIKEN                                             Stellen Sie sich vor, Sie haben heute
 3   EDITORIAL                                       3 Mitarbeiter und morgen 30. Dann brauchen
 8   IHK ONLINE                                      Sie einen zuverlässigen Vermieter, der Sie versteht und
62   VERÖFFENTLICHUNGEN +                            un kompliziert auf Ihren Bedarf eingeht, weil er nicht
     BEKANNTMACHUNGEN                                nur mehr Platz für Ihren Erfolg anbieten kann, sondern
     – Änderung der Aufbewahrungsregelungen in      auch eine mitwachsende Infrastruktur. Mit persönlichen
        § 31 APO (Prüfungsunterlagen) und § 29 FPO   Ansprechpartnern direkt vor Ort, die offen auf Ihre
        (Prüfungsunterlagen und Einsichtnahme)       Erfordernisse und Ideen eingehen. Weitere Infos und
62   FIRMENINDEX
                                                     provisionsfreie Vermietung unter +49 89 30909990
63   TERMINE
                                                     oder info@businesscampus.de
64   EHRUNGEN
66   KARIKATUR/IMPRESSUM

Beilagenhinweis: Aigner Immobilien (Teilbeilage),
REWE Lieferservice, WEKO Wohnen GmbH (Teilbeilage)

     fb.com/ihk.muenchen.oberbayern
     @IHK_MUC
Das IHK-Magazin gibt es auch online:
www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin

                                                     businesscampus.de
Fit für die - IHK-Magazin
NAM EN + NACHRICHTEN
                                                                                           KURZ & KNAPP

                                                                                          Einzelhandel

                                                                                          Umsatzplus
                                                                                          Der Einzelhandel in Deutschland hat im Jahr
                                                                                          2019 real (preisbereinigt) zwischen 2,86 und
Studie                                                                                    3,01 Prozent mehr umgesetzt als 2018. Dies

Zufriedene Gründer                                                                        schätzt das Statistische Bundesamt auf Basis
                                                                                          der Einzelhandelsumsätze für die Monate
                                                                                          Januar bis November 2019.
München ist ein gründerfreundlicher Standort. Das sagen zumindest                         www.destatis.de
71 Prozent der Jungunternehmer in der Landeshauptstadt (s. Grafik un-
ten). Sein eigener Chef zu sein ist für die meisten der wichtigste Grund
für den Schritt in die Selbstständigkeit. Jeder dritte Gründer will zudem
mehr Geld verdienen. Dies sind Ergebnisse der 6. Unternehmerkun-                          Finanzierung
den-Studie im Auftrag der Commerzbank AG. Befragt wurden bundesweit
3 000 Gründer, die sich in den vergangenen sechs Jahren selbstständig
                                                                                          Beratung zu
gemacht haben, 100 davon in München.                                                      Fördermöglichkeiten
Die Studie zeigt auch, dass Frauen unter den Jungunternehmern noch
deutlich in der Minderheit sind. Drei Viertel der Münchner Gründer sind                   Eine Finanzierung aus öffentlichen Mitteln
männlich.                                                                                 kann für Unternehmer äußerst interessant
                                                                                          sein. Denn die Konditionen sind meist güns-
Begehrtes Pflaster                                                                        tiger und vorteilhafter als bei marktüblichen
Wie gründerfreundlich ist Ihr Standort?                                                   Finanzierungsmodellen. Wie Unternehmen
                                                                                          ihre Vorhaben mit öffentlicher Förderung
                                                                                          finanzieren und von den Angeboten profitieren
                                                                                          können, zeigen die LfA-IHK-Finanzierungs-
                                                                                          sprechtage der IHK für München und Oberbay-
                                                                                          ern. Ein individuelles Beratungsgespräch kann
                                                                                          online gebucht werden unter:
                                                                                          www.ihk-muenchen.de – Suchbegriff:
                                                                                          »Finanzierungssprechtage«

Quelle: Metropolregion München/Gründerstudie 2019, Commerzbank AG

71 Prozent der Jungunternehmer in der bayerischen Landeshauptstadt vergeben für den
Gründerstandort München die Note »sehr gut« oder »gut« . Im Bundesdurchschnitt urteilen   Studie
nur 63 Prozent der Gründer so positiv über ihren Standort.
                                                                                          Realitätscheck
                                                                                          für Flugtaxis
Künstliche Intelligenz
                                                                                          Sind Flugtaxis schon bereit zum Abheben?
Neues Fraunhofer-Institut                                                                 Das Fraunhofer IAO hat mit der Studie »Quo
                                                                                          vadis 3 D-Mobility?« den Realitätscheck ge-
Das neue Fraunhofer-Institut für Kognitive Syste-                                         macht und verschiedene Faktoren der soge-
                                                                                          nannten 3-D-Mobilität untersucht. Die Studie
me IKS hat in München seine Arbeit aufgenommen.
                                                                                          zeigt beispielsweise, welche Ziele Mobilität in
Schwerpunkt der Forschung ist die Absicherung                                             der Luft verfolgt, welchen Reifegrad relevante
künstlicher Intelligenz (KI): Safe Intelligence. Das IKS                                  Technologien haben, wie Anwendungsfälle
                                                                                          konkret aussehen können, wie die Infrastruk-
wird die KI-Forschung in München und Bayern nach-
                                                                                          tur dafür beschaffen sein müsste oder welche
haltig stärken und soll die Brücke zwischen Grundla-                                      Stakeholder einbezogen werden sollten. Die
gen- und Anwendungsforschung sein.                                                        Untersuchung kommt auch zu dem Schluss,
                                                                                          dass einzelne Technologien bereits sehr fort-
Das Institut gehört zum Kompetenznetzwerk des
                                                                                          geschritten und anwendungsnah sind.
Freistaats Bayern für künstliche maschinelle Intel-                                       publica.fraunhofer.de/documents/
ligenz und erhielt eine Anschubfinanzierung von                                           N-569614.html
20 Millionen Euro. www.iks.fraunhofer.de

6
Fit für die - IHK-Magazin
Foto: IHK/Andrea Schneider-Leichsenring
PERSONALIA

NETZSCH-Gruppe

Erweiterung der
Geschäftsführung
Paul Netzsch (33) rückt zum
1. April 2020 in die Geschäfts-
führung der Erich NETZSCH
GmbH & Co. Holding
KG auf. Damit steht ein
weiteres Mitglied der
Gesellschafterfamilie
mit an der Spitze der
NETZSCH-Gruppe.                                                                                                     Nach der Vereidigung – IHK-Bereichsleiterin Beate Ortlepp mit den neuen
Das international tätige                                                                                            Sachverständigen und IHK-Referatsleiter Volker Schlehe (v.l.)
Technologieunternehmen hat
einem großen Standort in Wald-
kraiburg. www.netzsch.com                                                                                           IHK

                                                                                                                    Sachverständige vereidigt
UnternehmerTUM                                                                                                      Die IHK für München und Oberbayern hat vier neue Sachverständi-

Neue Aufsichtsräte                                                                                                  ge öffentlich bestellt und vereidigt. Der oberbayerischen Wirtschaft
                                                                                                                    stehen damit weitere öffentlich bestellte und vereidigte Sachver-
                                                                                                                    ständige unter anderem für die Bereiche »Versicherungsmathe-
Der Aufsichtsrat der UnternehmerTUM,
                                                                                                                    matik in der betrieblichen Altersversorgung«, »Kfz-Schäden und
       Garching, hat die Erweiterung des
                                                                                                                    -bewertung«, »Straßenverkehrsunfälle«, »Flugzeugsysteme und
               Gremiums beschlossen: Peter
                                                                                                                    Bewertung von Flugzeugen« zur Verfügung.
                  Schwarzenbauer (60, Bild),
                                                                                                                    Alle Sachverständigen haben vor der Vereidigung nicht nur die per-
                    ehemaliges Vorstands-
                                                                                                                    sönliche Eignung, sondern vor allem auch die besondere Sachkun-
                     mitglied der BMW Group
                                                                                                                    de nachgewiesen. Hierfür mussten sie einem Fachgremium Rede
                     und Ann-Kristin Achleit-
                                                                                                                    und Antwort stehen.
                     ner (53), Inhaberin des
                                                                                                                    Die IHK betreut insgesamt 820 öffentlich bestellte und vereidigte
                    Lehrstuhls für Entrepre-
                                                                                                                    Sachverständige. Alle von den Industrie- und Handelskammern in
                   neurial Finance an der TU
                                                                                                                    Bayern öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen sind
                 München, wurden zum
                                                                                                                    in einer bundesweiten und laufend aktualisierten Datenbank im In-
            1. Januar 2020 neu in den Auf-
                                                                                                                    ternet veröffentlicht unter: www.svv.ihk.de
sichtsrat berufen. www.unternehmertum.de

                                                                                                                    Weitere Informationen im Internet unter:
                                                                                                                    www.ihk-muenchen.de unter Service/Sachverständige
Börse München

Neuer Vorsitzender
Der Börsenrat der Börse München hat
Martin Fritz (59), Vorstandsvorsitzender der
Fürst Fugger Privatbank AG aus Augsburg,
zum neuen Vorsitzenden                                                                                                 13,6 Millionen Menschen
gewählt. Sein Vorgänger
in diesem Amt, Michael
Krume, ist aus dem Vor-                                                                                                   werden 2038 in Bayern leben – rund 525 000 mehr
stand von Merck Finck                                                                                                                      als Ende 2018.
Privatbankiers ausge-
                                                                                                                               Dies hat das Bayerische Landesamt
schieden und damit auch
aus dem Börsenrat.                                                                                                                    für Statistik berechnet.
www.boerse-muenchen.de
                                                                                                                                            Quelle: www.statistik.bayern.de

Fotos: NETZSCH-Gruppe/Mario Cuic, BMW Group, Fürst Fugger Privatbank AG                                                                                                                       7
Fit für die - IHK-Magazin
NAC H RICHTEN | ON L IN E

                                    IHK-Links des Monats
                       Auf www.ihk-muenchen.de informiert die IHK aktuell über wichtige News,
                             neue Serviceangebote und interessante Veranstaltungen.

                                                                             Unterwegs mit der MVG
Foto IHK

                                                                             »Wer auf sein Auto oder auf den Zweitwagen verzich-
                                                                             ten möchte, der braucht ein gutes Angebot – und das
                                                                             wollen wir unter unserem Dach bündeln«, sagt Ingo
                                                                             Wortmann, Geschäftsführer der Münchner Verkehrsge-
                                                                             sellschaft MVG (im Bild mit IHK-Referentin Carla
                                                                             Kirmis). Welche Pläne die MVG konkret für die Zukunft
                                                                             hat und welche Rolle Digitalisierung und E-Mobilität
                                                                             dabei spielen, erklärt er im neuen Videointerview der
                                                                             Serie IHK Movements:
                                                                             ihkweiterbringer.de/movements

           Lebensmittelüberwachung – wer macht was?                          Links des Monats
           Die Sensibilität gegenüber Lebensmitteln steigt kontinuier-       Brexit – immer auf dem Laufenden
           lich. So gerät die Lebensmittelüberwachung immer stärker
                                                                             www.ihk-muenchen.de/brexit
           ins Blickfeld. Was Unternehmen dazu wissen sollten:
           www.ihk-muenchen.de/lebensmittelueberwachung                      Betriebliches Gesundheitsmanagement
                                                                             www.ihk-muenchen.de/gesundheitsmanagement
           Kassenbonpflicht seit 1. Januar                                   Das neue Berufsbildungsgesetz
           Seit 1. Januar 2020 besteht die Kassenbelegausgabepflicht.        www.ihk-muenchen.de/bbig
           Händler, Gastronomen und Dienstleister müssen jedem
                                                                             Was ist bei Gutscheinen zu beachten?
           Kunden einen Kassenbon aushändigen. Mehr Infos dazu:
                                                                             www.ihk-muenchen.de/gutscheine
           www.ihk-muenchen.de/kassenbon
                                                                             Marken-, Design- und Patentschutz
           Kommunalwahl 2020                                                 www.ihk-muenchen.de/marken-designs-patente
           Am 15. März 2020 findet die Kommunalwahl in Bayern                Integration von Geflüchteten – Infos für Unternehmen
           statt. Die Positionen der Wirtschaft für Oberbayern zu den        www.ihk-muenchen.de/integration-unternehmen
           Bürgermeister-, Stadt- und Gemeinderatswahlen:
           www.ihk-muenchen.de/kommunalwahl

                                                                                   fb.com/ihk.muenchen.oberbayern

           Mehr Informationen zum Außenhandel                                      @IHK_MUC

           Das Außenwirtschaftsportal Bayern wurde deutlich
           ausgebaut und erhielt zudem ein neues Design. So                  IHK-Newsletter und IHK-Magazin
           sind noch mehr Wirtschaftszahlen zu allen Ländern
           verfügbar. Nutzer können statistische Informationen               Den IHK-Newsletter können Sie abonnieren unter:
           nun vergleichen. Neu ist auch die Internetadresse:                www.ihk-muenchen.de/newsletter
                                                                             Das IHK-Magazin steht online unter:
           www.weltweit-erfolgreich.de
                                                                             www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin

           8                                                             Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2020
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      dreimal Sehr gut. Gesamtwertung bundesweit: Gut; insgesamt vergeben: einmal Sehr gut, zweimal Gut.
Fit für die - IHK-Magazin
Foto: Marion Vogel

                               »Wir sind Pioniere in einem jungen
                                        Markt« – Katharina Kreitz,
                                 Geschäftsführerin von Vectoflow

                     »Ich bin die
                     Expertin«
U N T E R N E H ME R P R O F I L

          Die Maschinenbauingenieurin Katharina Kreitz baut mit ihrer Firma Vectoflow
       die kleinste Strömungssonde der Welt. Für ihr junges Start-up hat sie bereits große
                             Unternehmen als Kunden gewonnen.
                                                            HARRIET AUSTEN

M
          athe und Mädchen – ein Reizthe-       ge Christian Haigermooser, ein Aerodyna-      den deshalb relativ schnell bekannt«, er-
          ma für Katharina Kreitz. »Mäd-        miker, beantragten ein EXIST-Stipendium,      klärt Kreitz. In der Auto-, Luft- und Raum-
          chen wird immer noch vermittelt,      um in Ruhe tüfteln zu können. Vorausset-      fahrtbranche habe sie »offene Türen
dass das Fach für sie zu schwer ist. Dabei      zung dafür war, dass ein Betriebswirt im      eingerannt«. Außerdem: »Als Frau falle ich
ist es einfach und logisch«, sagt die Ge-       Team ist. Kreitz zögerte nicht lange und      auf und bleibe im Gedächtnis.« Klar werde
schäftsführerin der Vectoflow GmbH in           machte in Paris den Master in Business        sie immer noch gefragt, wo denn der Pro-
Gilching. Deshalb besucht die junge Unter-      Administration (MBA). »Eine Riesen-           fi sei. »Ich bin die Expertin«, erwidert sie
nehmerin Schulen und erzählt, was man           erweiterung im Gedankengut«, freut sie        dann gelassen – und wird akzeptiert.
mit Naturwissenschaft und Technik alles         sich noch heute über diese Entscheidung.      Kreitz bezeichnet sich als Energiebündel,
anfangen kann. Dann berichtet die 32-Jäh-       »Jetzt weiß ich in beiden Bereichen Be-       »als unglaublich positiv, extrovertiert und
rige von ihren kleinen Strömungssonden,         scheid.«                                      laut«. Diese Eigenschaften braucht sie, um
die Formel-1-Rennwagen oder Drohnen             Davon profitiert das junge Unternehmen.       den Vertrieb voranzutreiben, eine Nieder-
schneller machen und mit 3-D-Druckern           Aufträge an Land ziehen, mit Kunden ver-      lassung in den USA zu eröffnen und vor al-
hergestellt werden. So ein Gerät bringt         handeln, auf Messen die Produkte präsen-      lem den schweren Skiunfall zu bewältigen,
Kreitz auch in die Klassen mit. »Ich will       tieren – das ist bis heute die Aufgabe von    den sie vor einem Jahr hatte. »Ich bin froh,
meine Begeisterung an die Mädchen wei-          Kreitz und macht ihr zunehmend Spaß.          dass ich noch lebe, und will nach vorne
tergeben und ihnen Mut machen«, begrün-         »Ich hätte nie gedacht, dass ich die Sales-   schauen«, sagt sie und plant die Zukunft.
det sie ihr Engagement.                         Person werde.«                                Das Geschäftsführerteam will eigene
Kreitz weiß schließlich, wie es ist, als Mäd-                                                 3-D-Drucker anschaffen, in den Multimate-
chen in eine Richtung gedrängt zu werden.       Erster Auftrag aus der Formel 1               rialdruck einsteigen und mehr Kunden in
Mathe kannst du nicht, sagte ihre Mutter        Dass Vectoflow überhaupt gegründet wur-       der Luft- und Raumfahrt akquirieren.
und schickte sie auf ein neusprachliches        de, ist eigentlich einem glücklichen Zufall   Rückblickend ist Kreitz froh, sich für die
Gymnasium. Ergebnis: Französisch 5,             zu verdanken. Kaum hatte das kleine Team      Selbstständigkeit entschieden zu haben:
Mathe 1. Nach dem Abitur entschied sich         eine erste Website gebastelt, rief ein Ma-    »Ich bin persönlich gewachsen, habe un-
Kreitz für ein Maschinenbaustudium. Um          nager aus der Formel 1 an und bestellte       glaublich viel gelernt und kann meine ei-
herauszufinden, »was in Zukunft etwas für       die Sonden. »Wegen der Haftung haben          genen Entscheidungen treffen.«           
mich sein könnte«, arbeitete sie als Werk-      wir innerhalb von drei Wochen die Firma       www.vectoflow.de
studentin bei BMW, Lufthansa, der Nasa          gegründet«, sagt Kreitz lachend.
und Airbus. Dabei merkte sie schnell, dass      Die kleinen, individuell herstellbaren
für sie Hierarchien, Nine-to-five-Mentalität    Strömungssonden waren einsatzbe-
                                                                                              Zur Person
und lange Entscheidungswege erst einmal         reit. Mit Startkapital und 3-D-Druckern
nicht infrage kommen. Noch wichtiger war,       hatte Mentor und Investor Hans J.             Katharina Kreitz, Jahrgang 1987, stu-
dass sie während ihrer Diplomarbeit bei         Langer, Gründer der EOS GmbH in               dierte Maschinenbau mit Schwerpunkt
BMW mit Messtechnik experimentierte             Krailling, ausgeholfen. Bald musste           Luft- und Raumfahrt. Nebenbei arbei-
und auf Probleme mit zu großen und stör-        die Firma größere Räume suchen.               tete sie als Werkstudentin bei großen
anfälligen Messsonden stieß.                    »Wir brauchten einen eigenen Wind-            Unternehmen, bis sie sich 2015 mithilfe
»Es gab nur einen einzigen Hersteller«,         kanal und dafür genügend Platz«, sagt         eines EXIST-Stipendiums und mit zwei
erklärt Kreitz. Das war der entscheidende       Kreitz. Fündig wurde sie in Oberpfaf-         Kollegen selbstständig machte. Ihre Fir-
Impuls für sie, »es selbst zu versuchen«.       fenhofen auf dem Gelände des ESA-             ma Vectoflow GmbH baut kleine, hoch-
Sie lehnte alle verlockenden Jobangebote        Inkubators Bayern. Dort steht der             sensible Sensoren, die die Strömung
ab und hatte nur noch einen Gedanken:           Windkanal in einem Container hinter           von Luft, Gas, Wasser oder Öl messen
die kleinste Strömungssonde der Welt mit        dem Parkhaus.                                 und weltweit konkurrenzlos sind. Die Fir-
filigranem 3-D-Druck zu bauen. Mit den          Bereits zwei Jahre nach der Gründung          ma hat ihren Sitz in Oberpfaffenhofen,
Messdaten der Sonde lassen sich Objekte         schrieb Vectoflow schwarze Zahlen.            macht drei bis vier Millionen Euro Um-
entwickeln, die weniger Energie verbrau-        »Wir sind als Pioniere in einem noch          satz, beschäftigt 15 Mitarbeiter und hat
chen und mehr leisten. Kreitz und ihr Kolle-    jungen Nischenmarkt tätig und wur-            bereits 60 Kunden.

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2020
T I T E LTHEM A | W EITERBIL DUN G

         Mit frischem Wissen
             durchstarten

12
Engagierte Fachkräfte, die sich weiterbilden, sind ein Gewinn für
              jeden Arbeitgeber. Firmenchefs sollten daher fortbildungswillige Mitarbeiter
                             unterstützen. Förderprogramme helfen dabei.
                                                      EVA MÜLLER-TAUBER

                                                                                                                W
                                                                                                                           er im Leben aufhört zu lernen,

                                                                          Foto: contrastwerkstatt/Adobe Stock
                                                                                                                           hat schon verloren. Berufliche
Weiterbildung motiviert Mitarbeiter besonders –
                                                                                                                           Bildung endet nie.« Aus dem
das zeigt sich auch später im Betrieb
                                                                                                                Mund eines 25-Jährigen mag eine solche
                                                                                                                Aussage im ersten Moment etwas unge-
                                                                                                                wöhnlich klingen. Doch ein Blick auf Se-
                                                                                                                bastian Schleichers bisherigen Lebenslauf
                                                                                                                verrät: Der gebürtige Münchner meint,
                                                                                                                was er sagt, und handelt danach: Abitur,
                                                                                                                Ausbildung zum Hotelfachmann im Luxus-
                                                                                                                hotel Schloss Elmau, bester Abschluss
                                                                                                                an der Berufsschule Garmisch-Partenkir-
                                                                                                                chen, von 2016 bis 2019 duales Studium
                                                                                                                BWL-Foodmanagement an der Dualen
                                                                                                                Hochschule Baden-Württemberg (DHBW)
                                                                                                                in Heilbronn und bei der Feinkost Käfer
                                                                                                                AG in München.
                                                                                                                Während des Studiums absolvierte Schlei-
                                                                                                                cher zudem ein Auslandssemester in Süd-
                                                                                                                afrika sowie eine Summerschool in China.
                                                                                                                »Das Studium hat mir für meine derzeitige
                                                                                                                Position beim Partyservice von Käfer, wo
                                                                                                                ich unseren Geschäftskunden organisato-
                                                                                                                risch wie geschmacklich perfekte Events
                                                                                                                bieten will, enorm viel gebracht«, resü-
                                                                                                                miert Schleicher, »sowohl hinsichtlich der
                                                                                                                Zusammenhänge der internen Abläufe im
                                                                                                                Unternehmen als auch in Bezug auf mein
                                                                                                                Verständnis für jede einzelne Warengrup-
                                                                                                                pe und die verschiedenen Lebensmittel.«

                                                                                                                 Darum geht’s
                                                                                                                    itarbeiter engagieren sich nach einer
                                                                                                                   M
                                                                                                                   Weiterbildung oft besonders stark im
                                                                                                                   Unternehmen.
                                                                                                                    irmen können weiterbildungswillige
                                                                                                                   F
                                                                                                                   Beschäftigte etwa mit Zuschüssen oder
                                                                                                                   Freistellung unterstützen.
                                                                                                                    elder aus Förderprogrammen helfen,
                                                                                                                   G
                                                                                                                   Fortbildungen zu finanzieren.

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2020                                                                                      13
T I T E LTHEM A | W EITERBIL DUN G

                                                                                                                            meine Weiterbildungen verschafft«; zum

                                                                                  Foto: Käfer Service GmbH/cem czerwionke
                                                                                                                            anderen seinem Arbeitgeber. »Uns liegt
                                                                                                                            natürlich daran, engagierte Mitarbeiter
                                                                                                                            dabei zu unterstützen, sich weiterzuqua-
                                                                                                                            lifizieren«, sagt Schleichers Chef Gerald
                                                                                                                            Barth, Geschäftsführer der Käfer Service
                                                                                                                            GmbH. Schließlich profitiere das Un-
                                                                                                                            ternehmen direkt von den erworbenen
                                                                                                                            Kenntnissen. »Wenn heute ein Mitarbeiter
                                                                                                                            auf uns zukommt, weil er sich weiterbil-
                                                                                                                            den will, und dafür Sonderurlaub oder
                                                                                                                            finanzielle Hilfe braucht oder im Ausland
                                                                                                                            Erfahrungen sammeln möchte, machen
 »Wer aus einer Fortbildung kommt,                                                                                          wir das zu 95 Prozent möglich.«
 gibt Vollgas«, sagt Gerald Barth (l.),                                                                                     Vor zehn Jahren noch war Barth skep-
 Geschäftsführer Käfer Service – so wie                                                                                     tischer     gegenüber        Weiterbildungen.
 sein Mitarbeiter Sebastian Schleicher (r.)
                                                                                                                            »Schließlich fehlen uns die Fachkräfte in
                                                                                                                            dieser Zeit im operativen Geschäft, und
Ab Oktober 2020 beginnt er nun einen          Schleicher neben seiner Zielstrebigkeit                                       ich war auch nicht immer sicher, ob sich
dualen Master-Studiengang General Ma-         vor allem zwei Faktoren zu verdanken:                                         die Investition in eine solche Weiterbil-
nagement mit Schwerpunkt Vertrieb am          zum einen der großzügigen Förderung                                           dung lohnt und die Mitarbeiter danach
Heilbronner DHBW Center of Advanced           durch das Weiterbildungsstipendium,                                           unserem Unternehmen treu bleiben.«
Studies (CAS). Dass dies machbar und mit      »das mir zusammen mit meinem Gehalt                                           Inzwischen hat die Erfahrung den 43-Jäh-
seiner Berufstätigkeit vereinbar ist, hat     die nötigen finanziellen Spielräume für                                       rigen eines Besseren belehrt: »Wer aus
                                                                                                                                 einer Fortbildung zurück ins Unterneh-
                                                                                                                                    men kommt, ist in der Regel noch
                                                                                                                                       motivierter und gibt Vollgas«, so
                                                                                                                                        seine Erkenntnis. »Das ist eine
                                                                                                                                        Kopfgeschichte, das hat mit
                                                                                                                                        Wertschätzung der Mitarbeiter
                                                                                                                                 Grafik: DIHK/Erfolgsstudie Weiterbildung 2018/Jana Eger (www.jana-eger.com)

                                                                                                                                        zu tun. Deshalb muss die Initi-
                                                                                                                                        ative vom Unternehmen ausge-
                                                                                                                                        hen, es muss Weiterbildungen
                                                                                                                                        fördern – erst recht in Zeiten, da
                                                                                                                                        gute Fachkräfte rar gesät sind.«
                                                                                                                                        Viele Firmenchefs sind offen-
                                                                                                                                        sichtlich ähnlicher Ansicht wie
                                                                                                                                        Barth. Laut der jüngsten Weiter-
                                                                                                                                        bildungserhebung des Instituts
                                                                                                                                        der deutschen Wirtschaft (IW) in
                                                                                                                                        Köln bilden rund 85 Prozent der
                                                                                                                                        Betriebe hierzulande ihre Beleg-
                                                                                                                                        schaft fort.
                                                                                                                                        Hilfreich ist, dass dafür in vielen
                                                                                                                                        Fällen umfangreiche öffentliche

14                                                               Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2020
Mittel zur Verfügung stehen (siehe Kas-
                                                       ten S. 16). »Gemäß der Weiterbildungs-

                                        Foto: privat
                                                       erfolgsstudie des DIHK ist der Anteil der
 »Ich wusste, dass unser                               Personen, die solche Förderungen in
Unternehmen Mitarbeiter                                Anspruch genommen haben, seit 1997
                                                       bundesweit von 62 Prozent auf 83 Prozent
   unterstützt, die sich
                                                       gestiegen«, sagt IHK-Weiterbildungsex-
  weiterbilden wollen.«                                pertin Nicole Bestler. Sie ist bei der IHK für
                                                       München und Oberbayern Ansprechpart-
             Theresa Fritz,                            nerin für das Weiterbildungsstipendium
  Industriefachwirtin bei Hirschvogel
            Umformtechnik                              und für die Vergabe der Mittel zuständig,
                                                       die den einzelnen Kammern entspre-
                                                       chend ihrer Prüflingszahlen über das Bun-
                                                       desbildungsministerium und die Stiftung
T I T E LTHEM A | W EITERBIL DUN G

Begabtenförderung berufliche Bildung         Unternehmern, solche Förderangebote         ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau bei
zugeteilt werden. »Mehr als 4 900 junge      unter den Mitarbeitern publik zu machen.    der Hirschvogel Umformtechnik GmbH in
Fachkräfte wurden seit 1991 durch die IHK    »Es lohnt sich, zumal in diesem Jahr der    Denklingen wollte sie sich nebenberuflich
für München und Oberbayern in das För-       Förderhöchstbetrag beim Weiterbildungs-     über eine Aufstiegsfortbildung zur Indus-
derprogramm aufgenommen. Bis Ende            stipendium um 900 Euro auf 8 100 Euro       triefachwirtin weiterqualifizieren. »Ich
2019 wurden an diese deutlich über 15,5      erhöht wurde.«                              wusste von meiner Ausbilderin sowie
Millionen Euro für ihre berufliche Weiter-   Auch Theresa Fritz war bis Ende 2019 eine   von Kollegen, dass ich aufgrund meines
bildung ausgezahlt«, so Bestler. Sie rät     der Weiterbildungsstipendiatinnen. Nach     Notenschnitts in meiner Ausbildungsprü-
                                                                                         fung über die Begabtenförderung beruf-
                                                                                           liche Bildung Finanzmittel beantragen
Weiterbildung – welche Förderungen gibt es?                                                   kann und dass unser Unternehmen
                                                                                              Mitarbeiter unterstützt, die sich wei-
Wer sich weiterbildet, kann oft mit fi-      Praxiserfahrung bei einem ersten aka-            terbilden wollen, etwa mit Sonderur-
nanzieller Unterstützung rechnen – aus-      demischen Hochschulstudium – in Voll-            laubstagen.« Außerdem gab ihr die
gewählte Programme im Überblick:             zeit oder berufsbegleitend.                      Firma einen finanziellen Zuschuss.
                                             www.aufstiegsstipendium.de
  Weiterbildungsstipendium                                                                  Stipendium verteilt
Gedacht für berufliche Talente unter           Meisterbonus                                 Vor Kurzem ist die frischgebackene
25 Jahren ohne Hochschulabschluss            Der Freistaat Bayern zahlt 1 500 Euro          Industriefachwirtin, die auch einen
nach der beruflichen Ausbildung, hilft       beziehungsweise 2 000 Euro an erfolg-          Ausbilderschein gemacht hat und sich
das Programm bei der Finanzierung            reiche Absolventen von Fortbildungs-           in ihrem Bereich um den Nachwuchs
von fachlichen und fachübergreifenden        prüfungen.                                     kümmert, aufgestiegen: Die einstige
Weiterbildungen. Unter bestimmten            www.ihk-muenchen.de – Suchbegriff:             Einkaufsachbearbeiterin arbeitet nun
Voraussetzungen ist auch ein berufs-         »Meisterbonus«                                 im strategischen Einkauf. Da sie das
begleitendes Studium möglich. Voraus-                                                       Stipendium über drei Jahre verteilt für
setzung ist in der Regel ein Abschluss in    IHK-Ansprechpartnerin                          diverse Fortbildungen nutzen kann,
einem anerkannten Ausbildungsberuf           Julia Schubert, Tel. 089 5116-1560             hat die 25-Jährige eine zusätzliche
mit einem Gesamtergebnis von min-            julia.schubert@muenchen.ihk.de                 Weiterbildung angehängt: Noch bis
destens 87 Punkten beziehungsweise                                                          mindestens Mitte 2020 läuft ihre ne-
der Durchschnittsnote 1,9 oder besser.         Aufstiegs-BAföG                              benberufliche Aufstiegsfortbildung zur
Die Förderung beträgt maximal 8100           Angeboten werden Zuschüsse zur Fort-           Betriebswirtin. »Ich habe mir gesagt:
Euro, verteilt auf drei Jahre.               bildungsfinanzierung, die nicht zurück-        Das mach ich jetzt noch für mich.«
Bewerbungsschluss: jeweils der               gezahlt werden müssen, sowie zins-             Den größten Teil der Kosten kann Fritz
28./29. Februar eines Jahres                 günstige Darlehen bei der Kreditanstalt        über das Stipendium abdecken. Ihr
Weitere Infos: www.ihk-muenchen.de/          für Wiederaufbau (KfW) über die Diffe-         Arbeitgeber unterstützt sie weiterhin
weiterbildungsstipendium                     renz zwischen Zuschussanteil und ma-           dabei. »Gerade in Zeiten der schnellen
www.weiterbildungsstipendium.de              ximalem Förderbetrag.                          Veränderungen können Unternehmen,
                                             www.aufstiegs-bafoeg.de                        die ihre Mitarbeiter nicht auf den ak-
IHK-Ansprechpartnerin                                                                       tuellen Wissensstand bringen, schnell
Nicole Bestler, Tel. 089 5116-1625             Bildungsprämie des Bundes                    den Anschluss verlieren und gegen-
nicole.bestler@muenchen.ihk.de               Die Bildungsprämie richtet sich an Er-         über dem Wettbewerb zurückfallen«,
                                             werbstätige mit geringem Einkommen,            betont Oliver Hahn (54), Leiter Talent
 Aufstiegsstipendium                         die sich individuell berufsbezogen wei-        Management bei der Hirschvogel Hol-
Das Stipendium unterstützt engagierte        terbilden wollen.                              ding GmbH. »Wir haben daher hohes
Fachkräfte mit Berufsausbildung und          www.bildungspraemie.info                       Interesse daran, dass Mitarbeiter sich
                                                                                            kontinuierlich weiterqualifizieren.« 

16
T I T E LT H E MA | A U S B I LD U N G S J A H R 2 0 1 9

                               Leichtes Minus
                          Die Bilanz des vergangenen Ausbildungsjahrs zeigt:
                 2019 gab es bei den Ausbildungsverhältnissen keine neuen Zuwächse.

  Weniger Neuverträge
                                                                                                                                               Die IHK-Unternehmen in Oberbayern
    20000
                                 17831                                             Neue                                                        stellten 16 557 neue Azubis ein, das sind
               16547                               17021            16557
                                                                                   Ausbildungs-                                                2,7 Prozent weniger als im Jahr davor.

                                                                                                    Quelle: IHK für München und Oberbayern
    15000                                                                          verträge
                                                                                                                                               Im Vergleich zu 2011, dem Ausbildungsjahr
                                                                                   - 2,7 %
                       10605             10142             9992             9887                                                               mit den meisten Neuabschlüssen in den
    10000
                                                                                   Ausbildungs-                                                vergangenen zehn Jahren, beträgt das
                                                                                   betriebe                                                    Minus 7,1 Prozent.
     5000                                                                          - 1,1 %
                                                                                                                                               Die Zahl der Ausbildungsbetriebe
                                                                                                                                               verringerte sich im vergangenen Jahr
         0
                     2009              2011              2018            2019                                                                  um 105 auf 9 887 Firmen.

  Technische Berufe bleiben gefragt
                                                                                                                                               Die Zahl der neuen Azubis in technischen
    15000                                                                                                                                      Berufen blieb in etwa stabil, im
                               12270
                                                                                                    Quelle: IHK für München und Oberbayern
             12034                               11683                                                                                         kaufmännischen Bereich dagegen ist ein
                                                                  11286 10802      Kaufmänn.
    12000                                                               10802      u. verwandte                                                Rückgang zu beobachten.
                                                                                   Berufe
                                                                                   – 4,3 %
     9000

                                                                  5735 5755
     6000                      5158              5205                              Technische
             4513
                                                                                   Berufe
                                                                                   + 0,3  %
     3000
             2009              2012              2015             2018 2019

  Die Abschlüsse der Azubis
                                                                                                                                               Etwa die Hälfte aller Auszubildenden
    10000
                                                                                                                                               verfügt über einen mittleren
                                                                                   Mittlerer
                               8416              8363             8357             Schul-                                                      Schulabschluss. Mit Hochschulreife
                                                                         7971      abschluss                                                   starteten rund 3 500 Azubis in die
             7664
     7750                                                                          – 4,6 %
                                                                                                                                               Lehre, 5,4 Prozent weniger als
                                                                                                                                               noch 2018. Die Zahl der Azubis mit
                                                                                   Erfolgreicher/                                              einem Mittelschulabschluss erhöhte
             5236              5241                                                qualifizieren-
     5500                                                                          der Abschluss                                               sich dagegen geringfügig.
                                                                                                      Quelle: IHK für München und Oberbayern

                                                 4393             4372 4415        Mittelschule
                                                                                   + 1,0 %

     3250                                        3772
                                                 3772             3758             Allgem./fach-
                               3541
                               3541                                    3554
                                                                                   gebundene
             2614                                                                  Hochschulreife
                                                                                   – 5,4 %
     1000
             2009              2012              2015             2018 2019

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2020                                                                                                                          17
T I T E LTHEM A | BE R UF S BILDUN GS GES ETZ

      Besser für die Bildung
        Das neue Berufsbildungsgesetz bringt Verbesserungen für die Wirtschaft, auch
     wenn an manchen Stellen eine weitergehende Reform wünschenswert gewesen wäre.
                         Die wichtigsten Änderungen im Überblick.
                                                           SABINE HÖLPER

D
        ie Bundesbildungsministerin Anja

                                                                                                                                           Foto: Robert Kneschke/Adobe Stock
        Karliczek (CDU) zeigte sich hoch-       Neue Regeln für die berufliche
        zufrieden, als der Bundesrat Ende       Ausbildung
vergangenen Jahres der Novellierung des
Berufsbildungsgesetzes (BBiG) zustimm-
te. »Mit dem neuen Berufsbildungsge-
setz machen wir die berufliche Bildung in
Deutschland attraktiver. Wir stärken damit
das duale System, um das uns schon heu-
te viele Länder beneiden«, sagte sie. »Die-
ses Gesetz wird auch unserer gesamten
Wirtschaft zugutekommen, weil es eine
wichtige Maßnahme gegen den Fachkräf-
temangel ist.« Dass Karliczek ihr eigenes
Gesetz lobt, ist wenig verwunderlich. Wie
aber fällt eine Bewertung aus Sicht der
Wirtschaft aus?
Die Gesetzesnovelle, die am 1. Janu-
ar 2020 in Kraft getreten ist, bringe tat-
sächlich einzelne Verbesserungen für die
duale Ausbildung und die berufliche Fort-
bildung, urteilt Thomas Kürn, Leiter des
Bereichs Berufliche Bildung, Fachkräfte
bei der IHK für München und Oberbayern.       Dennoch hätte er sich mehr Mut von der          ten, in den vergangenen Jahren aufgrund
Ein großer Wurf im Sinne einer umfas-         Regierung erwartet. Denn die Erleichte-         des Fachkräftemangels sogar noch er-
senden, zukunftsorientierten Reform sei       rungen betreffen nur sogenannte nicht-          höht, »sodass hier weiterer Handlungsbe-
damit jedoch nicht gelungen, findet der       flüchtige Prüfungsleistungen, also vor          darf gesehen wird«. Der Bundesrat regte
Experte. Die Neuerungen im Einzelnen:         allem schriftliche Prüfungen. Für die flüch-    daher an, diesen Punkt in zwei Jahren er-
                                              tigen (insbesondere die praktischen) Prü-       neut auf die Agenda zu setzen.
Vereinfachungen bei Prüfungen                 fungsleistungen hingegen gilt nach wie
Zu den entscheidenden Verbesserungen          vor die alte Regelung. Gerade sie machen        Azubis erhalten Mindestvergütung
der Reform zählen Vereinfachungen, die        jedoch einen Großteil aller Prüfungen           Um Auszubildenden die verdiente Aner-
die Durchführung rechtsbeständiger und        aus. »Wir hätten eine Ausdehnung der            kennung zukommen zu lassen und die
hochwertiger Prüfungen erleichtern. So        Zweierlösung auf alle Prüfungsleistungen        Attraktivität der beruflichen Bildung zu
sind unter bestimmten Voraussetzungen         begrüßt«, sagt Kürn.                            erhöhen, wurde eine Mindestvergütung
nur noch zwei statt drei Prüfer notwendig.    Der Bundesrat sieht das im Übrigen              beschlossen. Demnach erhalten Auszu-
Dadurch werde das Prüferehrenamt ent-         ebenso. Er plädierte im Rahmen des Ge-          bildende ab 2020 im ersten Ausbildungs-
lastet, kommentiert der Gesetzgeber.          setzgebungsverfahrens für eine solche           jahr 515 Euro im Monat. Dieser Basiswert
Diese Neuerung sei »ein wichtiger             Ausdehnung. Schließlich habe sich die           steigt in den Folgejahren schrittweise an:
Schritt«, bestätigt IHK-Experte Kürn.         Notwendigkeit, das Ehrenamt zu entlas-          Ab 2021 auf 550 Euro, ab 2022 auf 585

18                                                                    Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2020
Euro und ab 2023 auf 620 Euro. Ab 2024       Mehr Durchlässigkeit                            Professional«. Dabei kann die jeweils
wird die Mindestvergütung für das erste      Die Reform will die Durchlässigkeit inner-      zugrunde liegende Fortbildungsordnung
Ausbildungsjahr jährlich an die durch-       halb der beruflichen Bildung stärken. So        vorsehen, dass den neuen Fortbildungs-
schnittliche Entwicklung aller Ausbil-       wurden die Voraussetzungen vereinfacht,         bezeichnungen weitere Abschlussbezeich-
dungsvergütungen angepasst. Für das          unter denen die Ausbildungsdauer bei            nungen vorangestellt werden.
zweite, dritte und vierte Ausbildungsjahr    gestuften Ausbildungen anrechenbar ist,         IHK-Experte Kürn sieht diese Anpassung
wird dem wachsenden Beitrag der Aus-         bei denen zweijährige Ausbildungsberufe         als Schritt in die richtige Richtung. Die
zubildenden zur betrieblichen Wertschöp-     in drei- oder dreieinhalbjährigen Ausbil-       neuen Abschlussbezeichnungen seien
fung außerdem durch Aufschläge auf den       dungsberufen fortgesetzt werden. Zudem          international besser verständlich und
Betrag aus dem Jahr des Ausbildungsbe-       gibt es neue Möglichkeiten, Prüfungs-           brächten auch sprachlich zum Ausdruck,
ginns Rechnung getragen. Tarifvertraglich    leistungen bei aufeinander aufbauenden          dass die berufliche mit der akademischen
vereinbarte Ausbildungsvergütungen ha-       Ausbildungsberufen zu berücksichtigen.          Ausbildung gleichwertig ist.
ben Vorrang vor der Mindestvergütung.                                                        Damit die Fortbildungsprüfungen künftig
Laut IHK-Experte Kürn hat die Neuerung       Neue Bezeichnungen für Abschlüsse               mit den neuen Abschlussbezeichnungen
für die Betriebe im Kammerbezirk der IHK     Die langfristig vielleicht wichtigste Neu-      abgeschlossen werden können, müssen
für München und Oberbayern allerdings        erung betrifft nicht die Berufsausbildung       zunächst die Fortbildungsordnungen an-
kaum Folgen: »Die Unternehmen in der         an sich, sondern die Fortbildung danach,        gepasst werden. Es sei deshalb nun Auf-
Region zahlen in der Regel schon heute       die sogenannte höherqualifizierende Be-         gabe des Verordnungsgebers, Bezeich-
höhere Gehälter.«                            rufsbildung. Diese Aufstiegsfortbildun-         nungen zu finden, die die Qualifikation
                                             gen, wie zum Beispiel der Fachwirt oder         am besten beschreiben: »Dabei sollten
Die Teilzeitberufsausbildung wird            der Meister, gelten zwar schon heute über       die bisherigen Bezeichnungen den neuen
flexibler                                    die Zuordnung im sogenannten Deut-              vorangestellt werden«, so Kürn. Dies wür-
Bisher war die Teilzeitberufsausbildung      schen Qualifikationsrahmen als einem            de der Modernisierung Rechnung tragen
nur einem kleinen Personenkreis vor-         Bachelor-Abschluss gleichwertig, werden         und gleichzeitig gingen die etablierten
behalten: Menschen, die ihre Kinder er-      aber in der Öffentlichkeit oft nicht entspre-   Bezeichnungen der Abschlüsse nicht ver-
ziehen oder sich um pflegebedürftige         chend wahrgenommen und anerkannt.               loren.                                
Angehörige kümmern. Die Neuregelung          Um diese Gleichwertigkeit auch gesetz-
erweitert den Kreis nun auf alle, die sich   lich zu betonen, werden im Rahmen der           Weitere Informationen zum neuen Berufs-
aus welchen Gründen auch immer für           Novelle neue Abschlussbezeichnungen             bildungsgesetz sind auf der IHK-Website
eine Ausbildung in Teilzeit interessieren.   eingeführt. So erhalten Abschlüsse der          abrufbar unter:
Dies können zum Beispiel Menschen mit        zweiten beruflichen Fortbildungsstufe           www.ihk-muenchen.de/BBiG
Behinderungen, lernbeeinträchtigte Per-      (insbesondere Fachwirte und Meister)
sonen oder Geflüchtete sein. Kürn wertet     die Bezeichnung »Bachelor Professional«.        IHK-Ansprechpartner zum
diese Neuregelung positiv und sieht sie      Abschlüsse der dritten beruflichen Fort-        Berufsbildungsgesetz
als eine »attraktive Option« für Betriebe    bildungsstufe (zum Beispiel Betriebswir-        Thomas Stöhr, Tel. 089 5116-1655
und Azubis.                                  te) bekommen die Bezeichnung »Master            thomas.stoehr@muenchen.ihk.de

                                             Sie suchen Statische Berechnungen oder
                                             Ausführungsunterlagen ihrer Bestandsgebäude/Bauwerke?

                                             Wir verwalten die technischen Archive der ehemaligen

                                                 • Dyckerhoff & Widmann AG (DYWIDAG)
                                                 • SIEMENS-BAUUNION GmbH

                                                    Telefon (08142) 443 470
                                                    Telefax (08142) 443 471
                                                    info@allvia.de
                                                    www.allvia.de                             Ingenieurgesellschaft mbH

                                                                                                                                   19
T I T E LTHEM A | AU S BILDUN G

                                                                                A
                                                                                         ls Pitt Eskens (18) sich bei der Ke-

                                                        Foto: Thorsten Jochim
         Azubis
                                                                                         tek GmbH bewarb, wurde er auch
                                                                                         gefragt, wie er denn auf das Un-
                                                                                ternehmen aufmerksam geworden sei.
                                                                                Der junge Bewerber verwies auf einen
                                                                                AusbildungsScout der Firma. Der hatte

         überzeugen
                                                                                Eskens’ Realschulklasse besucht und den
                                                                                Schüler mit einem spannenden Vortrag
                                                                                für den Beruf des Elektronikers für Gerä-
                                                                                te und Systeme begeistert. Dabei hörte er
                                                                                auch von Ketek, einem führenden Herstel-
                                                                                ler von Detektoren zur Materialanalytik.
                                                                                Eskens’ Antwort zeigt, dass das Konzept
                                                                                der IHK AusbildungsScouts bestens funk-
                                                                                tioniert: Sie helfen den teilnehmenden
                                                                                Unternehmen, dringend benötigten Nach-
                                                                                wuchs zu gewinnen. In dem Projekt, das
                                                                                vor etwa vier Jahren startete, sind mittler-
                                                                                weile mehr als 400 AusbildungsScouts ak-
                                                                                tiv. Hinzu kommen zahlreiche ehemalige
                                                                                Scouts, die nicht mehr an Bord sind, weil
                                                                                sie ihre Ausbildung beendet haben.
                                                                                Einige von ihnen gehören jetzt zu den ers-
                                                                                ten IHK KarriereScouts, die seit Ende 2018
                                                                                Schulen besuchen. Sie sind ehemalige
                                                                                Azubis, die eine Weiterbildung machen
                                                                                oder diese bereits abgeschlossen haben.
                                                                                Sie wenden sich vorrangig an Eltern und
                                                                                zeigen ihnen, welche Karrierechancen en-
                                                                                gagierten jungen Leuten nach einer dua-
                                                                                len Ausbildung offenstehen.
                                                                                Während die KarriereScouts noch recht
                                                                                neu sind, haben sich die Ausbildungs-
                                                                                Scouts bereits fest etabliert. Mehr als 400
                                                                                Unternehmen aus Oberbayern beteiligen
                                                                                sich. Das heißt: Sie stellen einen oder meh-
                                                                                rere Lehrlinge wenige Tage im Jahr für ein
                                                                                paar Stunden frei, damit diese in den Vor-
                                                                                abgangsklassen aus ihrem Berufsalltag
                                                                                berichten können. Davon profitieren die
                                                                                Azubis auch selbst. »Es ist eine Präsentati-
                                                                                onsschulung«, sagt Ketek-Ausbildungslei-
                                                                                ter Torsten Bötzow (56). Und Präsentieren-
                                                                                können sei heutzutage wichtig.
                                                                                »AusbildungsScouts sind die idealen Mul-
                                                                                tiplikatoren, um neue Auszubildende zu
                                                                                gewinnen«, sagt Bötzow: Viele Schüler
                                                                                hörten von den AusbildungsScouts zum
       Azubi Pitt Eskens (l.) mit                                               ersten Mal von den vorgestellten Beru-
       Ausbildungsleiter Torsten                                                fen oder von den Firmen. Bei zahlreichen
       Bötzow an einem Messaufbau                                               Schülern wird der Besuch aus den Betrie-
                                                                                ben so zur Initialzündung, sich genau dort
                                                                                zu bewerben.

20                                  Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2020
Mehr als 400 AusbildungsScouts und knapp 20 KarriereScouts sind derzeit in
              Oberbayern aktiv. Sie berichten in Schulen von ihrem Alltag im Betrieb.
              Mit Erfolg: Immer mehr Unternehmen finden auf diesem Wege Azubis.
                                                              SABINE HÖLPER

So war es auch bei Eskens, der im vergan-        Azubis 20 Prozent der gesamten Beleg-         solviert.« Doch nachdem ein Ausbildungs-
genen September bei Ketek startete. Er           schaft aus. Diese hohe Quote ist laut Per-    Scout die Aufgaben des Mikrotechnolo-
befand sich noch »in der Orientierungs-          sonalleiterin Petra Buchberger (32) »Teil     gen vorgestellt hatte, fand er diesen Beruf
phase«, wie er sagt, als der Ausbildungs-        der Unternehmenskultur. Wir vertrauen         viel spannender. »Er vereint Chemie, Phy-
Scout von seiner Ausbildung als Elektro-         auf den Mix aus althergebrachtem Wissen       sik und Elektronik«, sagt der 18-Jährige.
niker für Geräte und Systeme bei Ketek           und frischem Wind.« Wenn eine Firma je-       Kammler bewarb sich bei dem Mess- und
berichtete. »Ich kannte die Firma vorher         des Jahr rund 25 neue Azubis rekrutieren      Steuerungstechnik-Unternehmen – und
nicht, sie ist ja relativ klein«, sagt Eskens.   möchte, muss sie sich etwas einfallen las-    wurde genommen. Nur zwei Monate
Auch bezüglich des Berufswunschs schaff-         sen. Zwar »zieht der Stern«, sagt Buchber-    nach seinem Ausbildungsbeginn startete
te der Scout Klarheit. »Der Vortrag hat          ger. Dennoch habe man für die Berufe im       er selbst als AusbildungsScout. In drei
mich in die Richtung gelenkt. Ich war be-        Bereich Nutzfahrzeuge »massive Proble-        Einsätzen hatte er schon »zwei Schüler,
geistert, also habe ich mich im Anschluss        me« offene Stellen zu besetzen.               die sehr interessiert nachgefragt haben«.
beworben.« Der Rest ist bekannt.                                                               Vielleicht ergibt sich etwas daraus.
Heute ist Eskens nicht nur ein glücklicher       Finaler Anstoß                                Aus dem Unternehmen waren etwa zehn
angehender Elektroniker für Geräte und           Die Firma Praunsmändtl ist daher von          AusbildungsScouts an mindestens 25
Systeme beim führenden Hersteller von            Anfang an bei den AusbildungsScouts           Schulen. »Das Procedere ist so einfach«,
Silizium-Drift-Detektoren mit 110 Mitar-         mit dabei. Etwa zehn Azubis sind bereits      sagt Ausbilder Frederic Scherrer (27). »Die
beitern. Seit rund einem Jahr ist er selbst      als Botschafter für die Ausbildung in die     IHK fragt per E-Mail an, ob ein Azubi an
als AusbildungsScout tätig. »Das Tolle ist,      Schulen gegangen. Das Engagement zahlt        diesem oder jenem Tag Zeit hat, man ant-
dass man praktische Erfahrungen wei-             sich aus: Alina Hackenberg (18), derzeit im   wortet, fertig.« Vor allem aber ist Scherrer
tergeben kann«, so Eskens. Da Ausbil-            dritten Ausbildungsjahr zur Kauffrau für      überzeugt vom Erfolg der Maßnahme:
dungsScouts und Schüler nahezu gleich            Büromanagement, ist über einen Besuch         »Wir haben Herrn Kammler angewor-
alt sind, können die Erfahrungen aus             eines AusbildungsScouts in ihrer Klasse       ben.« Das sage alles.                    
der dualen Ausbildung authentisch und            auf das Unternehmen aufmerksam ge-
glaubhaft geschildert werden – das ist der       worden. »Es war der finale Anstoß für sie,    IHK-Ansprechpartnerinnen zu
Kern des erfolgreichen Projekts.                 sich hier zu bewerben«, sagt Buchberger.      Ausbildungs- und KarriereScouts
Immer mehr Firmen finden auf diesem              Auch Hackenberg ließ sich sofort nach         für München, Fürstenfeldbruck, Dachau,
Weg engagierte Azubis – so wie zum               der viermonatigen Probezeit zum Aus-          Freising
Beispiel die Peter Praunsmändtl GmbH             bildungsScout ausbilden. Hier zeigt sich:     Marie Kostner, Tel. 089 5116-2047
& Co. KG in Ingolstadt. Der Merce-               Wer auf diese Weise den nötigen Impuls        marie.kostner@muenchen.ihk.de
des-Benz-Händler bildet rund 70 Auszubil-        bekam, geht später gern selbst in die         für Mühldorf, Altötting, Erding, Ebersberg
dende in fünf Berufen aus. Damit machen          Schulen, um junge Menschen zur Ausbil-        Elisabeth Könninger, Tel. 08631 90178-16
                                                 dung zu animieren. Denn die jungen Azu-       elisabeth.koenninger@muenchen.ihk.de
                                                    bis wissen noch genau, wie es damals       für Landsberg am Lech, Starnberg,
                                                      war, als sie keine genauen Vorstel-      Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfrats-
Darum geht’s                                          lungen hatten – und sich diese dann      hausen, Garmisch-Partenkirchen
  usbildungsScouts stellen Berufe und
 A
                                                      formten, nachdem sie hörten, was al-     Alina Thum, Tel. 0881 925474-29
 Arbeitsalltag in Vorabgangsklassen vor.
                                                      les möglich ist.                         alina.thum@muenchen.ihk.de
  ber diese Besuche lernen Schüler
 Ü                                                    Ralf Kammler hat es genau so er-         für Miesbach, Rosenheim, Traunstein,
 auch weniger bekannte Firmen als                     lebt. Seit September vergangenen         Berchtesgadener Land
 Ausbildungsbetriebe kennen.                          Jahres lernt er den Beruf des Mi-        Martina Rudolf, Tel. 08031 2308-230
  arriereScouts informieren in den
 K                                                    krotechnologen bei Dr. Johannes          martina.rudolf@muenchen.ihk.de
 Schulen über Weiterbildungs- und Auf-                Heidenhain GmbH in Traunreut.            für Eichstätt, Ingolstadt, Neuburg-
 stiegschancen nach einer Ausbildung.                 »Vorher hatte ich überlegt, Chemiela-    Schrobenhausen, Pfaffenhofen an der Ilm
                                                      borant zu werden«, sagt er. »Ich         Catherine Schrenk, Tel. 0841 93871-55
                                                      hatte sogar schon zwei Praktika ab-      catherine.schrenk@muenchen.ihk.de

                                                                                                                                        21
Foto: Smarter Together/Dominik Parzinger

                                                                                                                                         Foto: MGS/Benjamin Ganzenmüller
                                                                 Elemente einer Smart City –                       . . . über digitale
                                                                 von der Mobilitäts-App . . .                      Infostelen . . .

                                                                                                                                         Foto: Smarter Together/Dominik Parzinger

                                           . . . bis zur Mobilitätsstation mit Ausleihgelegenheit für
                                           E-Fahrzeuge und Quartiersboxen im neuen Münchner Stadtviertel Freiham
S TA N D O R T P O LI T I K | LU S T A U F Z U K U N F T

    Intelligent und vernetzt
    In einer Smart City gestalten moderne Technologien Leben und Wirtschaften effizienter,
      angenehmer und nachhaltiger als bisher. Welche Elemente gehören zur Vision einer
                    intelligenten Stadt – und wie lassen sie sich umsetzen?
                                                       EVA ELISABETH ERNST

V
       om neuen Münchner Hauptbahn-           rin und Geschäftsführerin Angelika Kneidl     Noch fehlt zwar eine allgemeingültige De-
       hof ist nichts zu sehen. Noch gra-     (39). »Nachdem der Bahnhof in Betrieb ge-     finition des Begriffs. Einig sind sich die
       ben Bagger bis zu 43 Meter in die      nommen wurde, können Simulationen auf         Experten aber, dass es in einer Smart City
Tiefe, wo bis 2028 der Bahnhof der zwei-      Basis von Realdaten, die über Sensoren        darum geht, Daten mit Technologien zu
ten S-Bahn-Stammstrecke entstehen soll.       erhoben werden, für laufende Optimierun-      verbinden und die dadurch gewonnenen
Die Passagierströme dieser unterirdischen     gen sorgen. Damit können die Fahrgast-        Informationen zur Verbesserung von Le-
Haltestelle wurden bereits 2019 analysiert.   ströme je nach Aufkommen optimal gelei-       bensqualität und Nachhaltigkeit in urba-
Wie viele Fahrgäste werden sich im Nor-       tet werden.«                                  nen Gebieten einzusetzen. Häufig wird der
malbetrieb und in Spitzenzeiten durch die     Möglich ist das mit vorübergehenden Ein-      Begriff auch als »zukunftsfähige Stadtent-
Gänge bewegen? Wie breit müssen die           bahnsystemen, flexibel anpassbaren Be-        wicklung« umschrieben. Dabei reichen die
Verbindungsgänge sein? Wie viele Fahr-        schilderungen, wechselnden Laufrichtun-       Möglichkeiten natürlich weit über die Steu-
stühle und Rolltreppen sind notwendig,        gen der Rolltreppen sowie Absperrungen,       erung von Fahrgastströmen in Bahnhöfen
um die Menschen, die aus der S-Bahn           je nach den aktuellen Anforderungen. »Die     hinaus.
strömen, bestmöglich dahin zu bringen,        dabei gewonnenen Daten können wir wie-
wo sie hinwollen? Wie kann der Bahnhof        derum ins Modell zurückspielen, um die        Von Verwaltung bis Mobilität
im Notfall schnell evakuiert werden? Ant-     Prozesse weiter zu verbessern«, so Kneidl.    Eine Smart City bietet bürger- und wirt-
worten auf diese Fragen liefert die von der   Die Firma arbeitet an der intelligenten und   schaftsfreundliche Verwaltungsprozesse.
accu:rate GmbH entwickelte Software zur       vernetzten Steuerung von Passagierströ-       Sie geht sorgfältig mit den Ressourcen um
Simulation von Personenströmen.               men – und liefert damit ein anschauliches     und verfügt über Modelle zur Bürgerbe-
»Unsere Informationen sind nicht nur für      Beispiel dafür, welche Elemente eine soge-    teiligung – um nur einige Aspekte zu nen-
die Bauplanung relevant«, erklärt Gründe-     nannte Smart City ausmachen.                  nen. Im Kernbereich Mobilität besteht das

                                                                                                                                          Abbildung: GeodatenService München

  Digitaler Zwilling – München im
  fotorealistischen 3-D-Stadtmodell,
  ergänzt um (Echtzeit-)Informationen
  zum Straßenraum

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2020                                                                   23
S TA N DORTPOLITIK | LUS T AUF ZUK UN F T

                                                                                                          Gewerbeanmeldung: Im Idealfall sollten

                                                                                Foto: IHK/Goran Gajanin
                                                                                                          die Prozesse online so reibungslos ablau-
                  »Fahrgastströme                                                                         fen wie ein Einkauf bei Amazon.« Für die
                   können je nach                                                                         Wirtschaft biete eine Smart City Transpa-
                 Aufkommen optimal                                                                        renz über lokale Betriebe, Lieferketten und
                                                                                                          Wertstoffströme, wodurch die Vernetzung
                  geleitet werden.«
                                                                                                          und Kooperation erleichtert werde.
                                                                                                          Die in der Kommune vorhandenen und
                   Angelika Kneidl, Gründerin und
                Geschäftsführerin der accu:rate GmbH                                                      durch Erhebungen und Messungen lau-
                                                                                                          fend entstehenden Informationen aufzu-
                                                                                                          bereiten und in einem virtuellen Abbild,
                                                                                                          dem sogenannten digitalen Zwilling (siehe
übergeordnete Ziel darin, ein leistungsfä-       Koordinator der Themenplattform Smart                    »Das Stichwort« unten), zusammenzufüh-
higes Gesamtsystem zu schaffen, in dem           Cities and Regions des Zentrums Digitali-                ren, ist laut Steincke eine »Mammutauf-
der Verkehr nutzer- und umweltfreundlich         sierung.Bayern (ZD.B). »Allerdings sollten               gabe«. Die Technik ist dabei die geringere
fließt. Intelligente Ampeln, digitale Ver-       die Projekte nicht an der Stadtgrenze en-                Herausforderung. »Schwieriger ist es, mit
kehrsschilder oder Mobilitätsstationen mit       den, sondern die Region miteinbeziehen.                  den einzelnen Stakeholdern die notwendi-
Sharing-Angeboten sind nur einige Bei-           Schließlich finden zwischen Stadt und                    gen Projektschritte zu definieren und den
spiele dafür.                                    Land ständig Austauschprozesse statt.«                   digitalen Zwilling Häppchen für Häppchen
So spielt auch beim Geschäftsmodell              Die Digitalisierung der städtischen Infra-               aufzubauen.«
der Parkdepot GmbH die Erfassung und             struktur und die Steigerung der Lebens-                  Wie weit die 81 deutschen Großstädte mit
Auswertung von Daten die Hauptrolle.             qualität bilden für Steincke zwei zentrale               über 100 000 Einwohnern auf dem Weg
Das Anfang 2019 gegründete Münchner              Bereiche beim Aufbau einer Smart City.                   zur Smart City schon gekommen sind,
Start-up bietet ein digitales Optimie-           Als weiteres Feld sieht er eine digitalisier-            ermittelte der Digitalverband Bitkom im
rungssystem für gewerbliche Parkflächen.         te Verwaltung. »Egal, ob Reisepass oder                  »Smart City Index 2019«. Das Ranking ver-
»Dabei werden an den Ein- und Ausfahr-
ten Kamerasysteme zur Erfassung der
Kfz-Kennzeichen installiert«, erklärt
Gründer und Geschäftsführer Jakob                Das Stichwort: digitaler Zwilling
Bodenmüller (27). Der Scanner nimmt
Bilder der vorbeifahrenden Fahrzeuge             Ein digitaler Zwilling ist das virtuelle Ab-             mieren Störungen im realen Stadtleben.«
auf. Das System prüft, ob Parkgeneh-             bild eines realen Objekts, etwa eines                    Für Mohl ist der digitale Zwilling daher ein
migungen vorliegen oder Fahrzeuge                Gebäudes oder einer Stadt. »Das kann                     wichtiges Instrument beim Aufbau einer
die Höchstparkdauer überschreiten.               man sich vorstellen wie die Angebote von                 Smart City.
»Und zwar unter Berücksichtigung                 Google Earth oder Google Street View«,                   Derzeit schafft die Landeshauptstadt die
der deutschen Datenschutzbestim-                 erklärt Willi Steincke vom Zentrum Digita-               technischen Voraussetzungen für den di-
mungen«, betont Bodenmüller.                     lisierung.Bayern (ZD.B). Nur können Nut-                 gitalen Zwilling. So macht ein Auto mit
Parkplatzbetreiber können dadurch                zer beim digitalen Zwilling auf ein Gebäu-               Kameras Panorama- und 3-D-Aufnahmen
auf Schrankenanlagen und die Kon-                de klicken und dann den Grundriss oder                   des gesamten Stadtgebiets. »Diese Infor-
trolle von Parkscheiben verzichten.              den Verlauf von Strom- und Wasserleitun-                 mationen werden durch Luftaufnahmen
Sie erfahren zudem, wann ihre Park-              gen sehen.                                               ergänzt und bilden für unterschiedliche
plätze wie stark ausgelastet sind, und           Beim digitalen Zwilling einer Stadt gehö-                Fachthemen eine wichtige Grundlage für
können sie zum Beispiel außerhalb                ren auch Informationen zu Straßenraum                    innovative Anwendungen«, sagt Mohl.
ihrer Geschäftszeiten Zweitnutzern               und Grünanlagen, also etwa Ampeln, Bäu-                  Das erste konkrete Projekt bildet für den
zur Verfügung stellen. »Wir machen               me und Kanalsysteme dazu. »Verknüpft                     Münchner Karlsplatz Informationen zu
Parkplätze smart«, fasst Bodenmüller             mit Echtzeitdaten, die unter anderem durch               Verkehr und Schadstoffen in Echtzeit ab.
zusammen. »Unsere Lösung bildet                  Sensoren gewonnen und eingespielt wer-                   Eine Messstation ermittelt laufend die
daher durchaus einen Baustein zur                den, lassen sich damit Planungs- und Ent-                Luftschadstoffe. Diese Daten können in
Infrastruktur einer Smart City.«                 wicklungsprozesse beschleunigen«, erklärt                den digitalen Zwilling eingespielt und
Unternehmen wie accu:rate oder                   Markus Mohl (45), Projektleiter Digitaler                dort mit anderen Daten, etwa aus der Ver-
Parkdepot tragen mit ihren innovati-             Zwilling bei der Stadt München. »Simu-                   kehrszählung oder dem Unfallatlas, kom-
ven Geschäftsmodellen einiges zur zu-            lationen zum Beispiel bei der Baustellen-                biniert werden. »So kann simuliert wer-
kunftsfähigen Stadt bei. Die Hauptak-            planung oder der Weiterentwicklung des                   den, welche Maßnahmen welchen Beitrag
teure beim Auf- und Ausbau einer                 Fahrradsystems sparen Kosten und mini-                   zur Luftreinhaltung leisten«, so Mohl.
Smart City jedoch »sind natürlich die
Kommunen«, sagt Willi Steincke (65),

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