#3 Forschung und Entwicklung - Hochschule Niederrhein
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Hochschule Niederrhein
University of Applied Sciences
Forschung und Entwicklung
Hochschule Niederrhein
#3
07/2014 – 12/2017
Forschungsschwerpunkte _ Funktionale Oberflächen _ Angewandte Gesundheits- und Ernährungsforschung _ IT- und Logistikkonzepte _ Innovative Produkt- und Prozessentwicklung _ Soziale und ökonomische Innovationen _ Energieeffizienz Institute _ Institut für Arbeitssicherheit, Umweltschutz, Gesundheitsförderung und Ethik (A.U.G.E.) _ Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung (FTB) _ Institut für Geschäftsprozessmanagement und IT (GEMIT) _ Institut für Lacke und Oberflächenchemie (ILOC) _ Institut für Modellbildung und Hochleistungsrechnen (IMH) _ Institut für Mustererkennung (iPattern) _ Niederrhein Institut für Regional- und Strukturforschung (NIERS) _ Social Concepts – Institut für Forschung und Entwicklung in der Sozialen Arbeit (SO.CON) _ Institut für Energietechnik und Energiemanagement (SWK E2) _ Hochschule Niederrhein Institut für Oberflächentechnologie (HIT) Kompetenzzentren _ Competence Center eHealth (CC eHealth) _ Competence Center Microbiology & Biotechnology (CCMB) _ Competence Center Assisted Sailing and Boating (CompASS) _ Kompetenzzentrum Corporate Social Responsibility (EthNa) _ Kompetenzzentrum eWeb-Research-Center _ Kompetenzzentrum Forschung für intelligente Assistenzsysteme und -technologien (FAST) _ Kompetenzzentrum Frau und Auto _ Kompetenzzentrum für Angewandte Mykologie und Umweltstudien (KAMU) _ Kompetenzzentrum für Informationssicherheit (Clavis) _ Kompetenzzentrum Intelligente Systemlösungen für die Automatisierung (ISA) _ Kompetenzzentrum Kindheitspädagogik in Bewegung (KiB) _ Kompetenzzentrum Ressourcenorientierte Alter(n)sforschung (REAL) _ Kompetenzzentrum Routinedaten im Gesundheitswesen _ Kompetenzzentrum Social Urban Design (SOUND) _ Kompetenzzentrum Surface Technology Applied Research (STAR)
Hochschule Niederrhein
University of Applied Sciences
Forschung und Entwicklung
Forschungsbericht #3
Hochschule Niederrhein
#3
Vorwort _ 2
Einleitung _ 4
Unsere Erfolge _ 12
Unser Erfolgsmodell _ 56
Unsere Köpfe _ 80
Unsere Partner _ 126
Unsere Zahlen _ 131
Kontakt _ 134
Impressum _ 136
07/2014 – 12/2017
UNSERE ERFOLGE UNSER ERFOLGSMODELL UNSERE KÖPFE
14 DIGITALE STÜTZRÄDER 60 ALLES IM FLUSS 82 NEUN FRAGEN AN:
16 DATEN RETTEN LEBEN 62 GRENZEN ÜBERWINDEN! PROF. DR. SEBASTIAN M. SCHMIDT
18 BESCHICHTUNG GANZ GROS 63 WIR STÄRKEN UNSERE FORSCHER 85 AUSGEZEICHNETE NACHWUCHSFÖRDERUNG
20 ULTRASCHNELLER DRUCK 67 GWA JUNIOR AGENCY AWARD 86 TURBO-FORSCHUNG
22 INTEGRATION DURCH QUALIFIZIERUNG 68 KNOTEN LÖSEN 88 DAS ALTER ERFORSCHEN
24 LOKAL STÄRKEN – QUARTIER STÄRKEN 71 ANGEWANDTE THERAPIEWISSENSCHAFTEN 90 DER HANDELSEXPERTE
26 MITGESTALTEN WILL ICH 72 EINMAL WASSER OHNE ALLES, BITTE. 92 PROFESSORALE NACHWUCHSSICHERUNG
28 RECHNEN ALS HOCHLEISTUNGSSPORT 75 EINE HAND WÄSCHT DIE ANDERE 94 DIGITALER KOPF – EINE FRAU SETZT STANDARDS
30 DER GRÜNE WEG 75 TEXTILE GOES EUROPE 96 NACHGEFRAGT
32 DAMIT DIE LUFT NICHT WEGBLEIBT 76 ÖKOLOGISCHER WASSER-FUSABDRUCK 98 MEHR ZEIT FÜR FORSCHUNG
34 MISCHEN POSSIBLE 78 PATENTE FORSCHUNG 100 UNSERE EXPERTIN FÜR RECHTSPOPULISMUS
36 WELTBUNT 102 DIGITALE HOCHSCHULBRÜCKE
38 SPINNEN IST UNSERE MASCHE 104 TAGUNGEN UND MEETINGS
40 IN FORM GEZOGEN 108 COMPASS – IM ALTER DIE SEGEL SETZEN
42 OFFIZIELL INNOVATIV MIT STRAHLKRAFT 110 KAMU – DIE GLÜCKSPILZE DER HOCHSCHULE
44 KREFELD UNTER STROM 112 SOUND – GELEBTE RÄUME, URBANES GESTALTEN
46 EINE PUPPE ALS FREUND UND HELFER 114 CLAVIS – SCHLÜSSELKOMPETENZ INFORMATIONSSICHERHEIT
48 NEUARTIGES FLECHTWERK 116 UNSERE INSTITUTE UND KOMPETENZZENTREN
50 UNSERE OBERFLÄCHEN SIND EIN HIT
52 MISSION PLASTIKFREIE MEERE
54 GUT GEMACHT!
72
34
112 26 36
62
67
110
st
d We
fel
76
94 52 K re
98 20 us
71 24
mp
16
22
100 Ca
75 42 88
40 63 50
54 38
75
90 Extern
86 60 28 46
26 STADT WILLICH
32
Campus Mönchengladbach 38 SCHLAFHORST, ZWEIGNIEDERLASSUNG DER
108 SAURER GERMANY GMBH & CO. KG
82 FORSCHUNGSZENTRUM JÜLICH GMBH
14
44 18 Hochschulweit
48 78 PATENTE FORSCHUNG
30 24
85 AUSGEZEICHNETE NACHWUCHSFÖRDERUNG
Campus Krefeld Süd 68 114
92 PROFESSORALE NACHWUCHSSICHERUNG
96 NACHGEFRAGT
102 DIGITALE HOCHSCHULBRÜCKE
104 TAGUNGEN UND MEETINGS
116 UNSERE INSTITUTE UND KOMPETENZZENTREN
Sehr geehrte Damen und Herren,
VORWORT
VORWORT
es freut mich sehr, Sie auf den Forschungsbericht #3 Doch nicht nur der Transfer in großen Projekten ist für
2 der Hochschule Niederrhein einstimmen zu können. Scheidt & Bachmann von Bedeutung. Auch Studienpro- 3
Gemeinsam blicken die Hochschule Niederrhein und jekte, Abschlussarbeiten oder dual Studierende sowie
Scheidt & Bachmann auf eine erfolgreiche Zeit zurück. Werksstudenten bringen wertvolles Wissen und neue
Herangehensweisen mit in unser Unternehmen. Dies ist
Wie auch die Hochschule stammt das Unternehmen in Bezug auf die Nachwuchsförderung und -sicherung
Scheidt & Bachmann aus einer Zeit, in der die Textilindu- für uns sehr interessant. Bei Scheidt & Bachmann
strie in Mönchengladbach ihren Aufschwung nahm. schätzen wir die „Philosophie Hochschule“. Sie setzt auf
Unser Familienunternehmen wurde 1872 gegründet und ein praxis- und berufsorientiertes, anwendungsnahes
fand im Gegensatz zur umliegenden Industrie mit dem Studium. Wir erleben die Studierenden häufig als
Bau mechanischer Signaltechnikanlagen einen ersten besonders motiviert und selbstständig.
Geschäftsbereich, welcher nicht den Zyklen des
Textilgeschäfts unterlag. Zudem fördern wir im Bereich der Elektrotechnik jedes
Jahr mehrere Studierende mit dem Deutschlandstipen-
Heute befindet sich Scheidt & Bachmann in der fünften dium. Ein weiteres Ziel ist es, mit dem Dualen Studium
Generation der Gesellschafterfamilie. Rund 3.000 die ingenieurtechnische Nachwuchsförderung stetig Geschäftsführer Dr.-Ing. Norbert Miller und Hochschulpräsident Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg
Mitarbeiter aus fast 50 Nationen arbeiten weltweit an auszubauen und Fach- und Führungskräfte für die bei der Kooperationsvereinbarung 2011.
unseren Lösungen für eine mobile Welt. Stellwerkstech- zukünftigen Aufgaben in den vier Geschäftsbereichen
nik, Parkhaussysteme, Lösungen für den Verkauf an unseres Hauses zu gewinnen.
Tankstellen und Fahrgeldmanagement wurden zu
einander ergänzenden Produktbereichen für intelligente Denn am Ende sind es nicht abstrakte Unternehmen,
Mobilität. Cloud-basierte Softwareentwicklung und sondern immer Menschen, welche mit ihrem Wissen „Denn am Ende sind es nicht abstrakte
Servicemanagement haben für unseren Erfolg mittlerweile und ihrer Motivation den entscheidenden Unterschied
eine mindestens ebenso große Bedeutung wie die machen. Dass wir diese in den Mittelpunkt stellen, ist Unternehmen, sondern immer Menschen,
zugehörige Hardware selber. vermutlich die größte und wichtigste Gemeinsamkeit,
welche wir mit der Hochschule haben. welche mit ihrem Wissen und ihrer Motivation
Der Transfer von Wissen und Technologie von einer
Hochschule in die regionalen Unternehmen ist ein
wichtiger Faktor für innovative und neue Geschäftsideen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre. den entscheidenden Unterschied machen.“
Für uns als mittelständisches Unternehmen ist der Herzlichst, Dr.-Ing. Norbert Miller
Wissenstransfer aus der Hochschule Niederrhein heraus
sehr wertvoll, denn in der Vernetzung ergeben sich für
uns stets neue Chancen. In den vergangenen Jahren
haben wir in Kooperation mit der Hochschule Nieder-
rhein beispielsweise an der Konzeptentwicklung eines
Schrankenantriebes oder an einer neuen Konstruktion
eines Achssensors von Schienenfahrzeugen aus Norbert Miller
Kunststoff gearbeitet.
FORSCHUNGSBERICHT #3 FORSCHUNGSBERICHT #3
Den Wandel aktiv gestalten
EINLEITUNG
EINLEITUNG
Forschungsbericht #3
4
Die Hochschule Niederrhein hat bewegte Jahre zugleich
hinter wie auch vor sich. Das zweite Jahrzehnt des 21.
Beschäftigungsfähigkeit konsequent fortsetzen. Die
Hochschule hat im Besonderen wegen ihrer exponierten
„Nur wer sich wan- 5
Jahrhunderts hat Veränderungen mit sich gebracht, die
die Hochschulen und Universitäten vor enorme Heraus-
Lage mitten in der Metropolregion Rhein-Ruhr über-
durchschnittlich vom Bildungsboom profitiert.
delt, wird bestehen
forderungen stellen: der sprunghafte Anstieg der
Studierendenzahlen, der wachsende digitale Kompe- Wachstum haben wir in vielen Bereichen der Hochschule
und mitgestalten.“
tenzdruck, der Wandel der akademischen Kultur durch erlebt, in Bezug auf Studierendenzahlen, der Anzahl von
den dramatischen Bedeutungsgewinn der Leistungs- Studiengängen und von Mitarbeitenden sowie in Anzahl Prof. Dr. Dr. Dr. habil. Alexander Prange,
dimension „Wissenstransfer“, und und Volumen akquirierter Drittmittel. Vizepräsident für Forschung und Transfer
nicht zuletzt neue finanzielle Möglich- Rund 14.650 Studierende studieren der Hochschule Niederrhein
keiten führen dazu, dass Bildung
und Forschung eine Metamorphose Die Hochschule in einem der über 80 Studiengängen
in zehn Fachbereichen. 895 haupt-
erfährt.Den Hochschulen für
angewandte Wissenschaften fällt Niederrhein amtlich Mitarbeitende (davon 245
Professorinnen und Professoren)
dabei eine Schlüsselrolle zu: Wir
haben eine besondere Mission als als Leuchtturm sorgen für einen reibungslosen
Ablauf in Lehre, Forschung und
regionaler Partner. Was uns
auszeichnet sind berufsfeldbezo- der Region. Verwaltung. Hinzu kommen 1.322
nebenamtliche Beschäftigungsver-
gene, praxisnahe Studiengänge, die hältnisse. Dazu zählen 771 Tutorinnen
gleichzeitig den regionalen Arbeits- und Tutoren, wissenschaftliche und
markt berücksichtigen, sowie anwendungsorientierte studentische Hilfskräfte sowie 551 Lehrbeauftragte. Im des Jahres 2017. Mit dem Preis würdigen das Centrum schule bei der Förderinitiative des Bundesministeriums
Forschung, die durch den Transfer aus der Hochschule Prüfungsjahr 2017 haben 2.132 Studierende erfolgreich für Hochschulentwicklung (CHE) und DIE ZEIT seit für Bildung und Forschung im Exzellenzprogramm
in die Region einen unmittelbaren Nutzen bringt. ihren Abschluss – 1.619 Bachelor- und 513 Masterab- einigen Jahren Führungskräfte, die in ihren Hochschulen „Innovative Hochschule“. Wir erhalten ab Beginn 2018
schlüsse – absolviert. für eine besondere Dynamik sorgen. Laut CHE gehört für fünf Jahre Mittel in Höhe von voraussichtlich
In Zeiten, in denen über 50 Prozent eines Jahrgangs die Hochschule Niederrhein seit Jahren zu den Hoch- 1,27 Millionen Euro pro Jahr. Insgesamt ergibt das eine
studieren, rückt das Bildungsziel Beschäftigungsfähig- Derzeit promovieren über 60 Doktorandinnen und schulen, die in allen relevanten objektiv messbaren Fördersumme von 6,3 Millionen Euro bis Ende 2022.
keit erneut stärker in den Vordergrund. Hochschulen für Doktoranden in Kooperation mit 27 Universitäten in Auswahlkriterien in Forschung, Lehre und Transfer Die „Innovative Hochschule“ ist das erste Programm des
angewandte Wissenschaften sind dafür besonders einem kooperativem Verfahren an der Hochschule bundesweit an der Spitze steht (s. S. 54). Bundes, das gezielt den Wissens- und Technologie-
geeignet – schließlich liegen dort ihre Wurzeln: Die Niederrhein. Das heißt, das Promotionsprojekt wird an transfer an Hochschulen fördert. Dies zeigt, dass die
Ingenieur- und Fachschulen von einst, 1971 zu Fach- unserer Hochschule durchgeführt und durch eine Die Hochschule Niederrhein steht damit zu Recht Bundesregierung erkannt hat, wie wichtig die Förderung
hochschulen überführt und seit der „Bologna- Reform“ Professorin oder einen Professor aus den eigenen bundesweit für eine selbstbewusste Vertreterin einer des niederschwelligen Transfers einer Hochschule in die
als Hochschulen für angewandte Wissenschaften mit zu Reihen betreut. Seit 2014 schlossen 21 von ihnen das modernen Fachhochschule. Wir sehen den Transfer- regionale Wirtschaft ist.
den Universitäten gleichwertigen Bachelor- und Master- Verfahren erfolgreich ab und sind Vertreter einer neuen gedanken als das zentrale Element zur weiteren
abschlüssen ausgestattet, sind es, die seit jeher in ihrer Gruppe von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Profilbildung der Hochschulen für angewandte Wissen- Überzeugen konnten wir die Gutachter und das Ministe-
Region die Unternehmen mit Nachwuchs versorgen und -wissenschaftlern. Dass wir den von außen an uns schaften. Ein ganz eigenes und hochattraktives Profil, rium mit unseren Schwerpunkten textile Forschung und
so wesentlich zu deren Leistungsfähigkeit beitragen. herangetragenen Wandel konstruktiv meistern, zeigt das gesellschaftlich vergleichbar relevant ist wie das Oberflächentechnik. Zentrale Themen im Förderantrag
Die Hochschule Niederrhein hat sich schon vor Jahren auch die Auszeichnung unseres Präsidenten Prof. der klassischen Universitäten. Untermauert und „Aus der Höhe in die Breite: Von Einzelerfolgen zu einem
auf den Weg gemacht und möchte das Bildungsziel der Hans-Hennig von Grünberg zum Hochschulmanager ermöglicht wird dies auch durch den Erfolg der Hoch- systematisch angelegten Transfer in die Region“ ist die
FORSCHUNGSBERICHT #3 FORSCHUNGSBERICHT #3
Wir fördern unseren wissenschaftlichen Nachwuchs. Wir haben den Anspruch uns und die Region mitzuge-
25
Wir wollen erreichen, dass die Idee des kooperativen stalten. Wir sind uns der damit einhergehenden Verant-
Promovierens verstetigt wird, Promovierende gefördert wortung bewusst und tragen diese gerne. Daher freuen
20 und Strukturen in den Fachbereichen gestärkt werden, wir uns auf viele weitere Projekte und Kooperationen mit
da hervorragende Promotionen das hohe Niveau der unseren Partnern.
15 fortschrittlichen Ausbildung der Studierenden sichern.
Wir freuen uns besonders darüber, dass unser erster Ich bedanke mich an dieser Stelle sehr gerne und
10 Kandidat des Promotionsabkommens mit der Universität ausdrücklich bei allen Beschäftigten der Hochschule.
EINLEITUNG
EINLEITUNG
Duisburg-Essen erfolgreich abgeschlossen hat (S. 102). Erst durch die Gesamtheit unserer hervorragenden und
Diese Kooperation ist inzwischen aus der Ausbildung engagierten Mannschaft stemmen wir so erfolgreich
5 des wissenschaftlichen Nachwuchses im Fachbereich unser Tagesgeschäft und bewältigen die Herausforde-
Chemie nicht mehr wegzudenken. rungen, die auf uns zukamen und zukommen.
0
2014 2015 2016 2017 Wir sind aus der Region gewachsen. Die Hochschule Viel Spaß beim Lesen und beim Entdecken von möglichen
6 hat sich im Laufe ihrer Geschichte bis zum heutigen Tag Schnittmengen und dem Entwickeln neuer Projektideen! 7
an den Erfordernissen der Region Niederrhein orientiert. Kommen Sie jederzeit gerne auf mich oder jemandem
Abbildung.1: Akquirierte Drittmittel in Mio. € in den Bereichen Forschung und Lehre.
Sie hat geholfen, die Menschen in der Region auszubil- aus meinem Team im Resort Forschung und Transfer zu.
den; und sie hat den Unternehmen der Region Arbeits- Gestalten ist ein gemeinsamer Prozess.
kräfte zugeführt und Innovationen ermöglicht. Wir sind
seit über 150 Jahren Partner der Region – und wollen Herzlichst, Ihr
Kooperationsplattform Textiles Innovatorium (s. S. 42) zusammen akquiriert hat. Aktuell verfügt die Hochschule dies bleiben. Im Jahr 2021 feiert die Hochschule
und das neue Oberflächenzentrum HIT, Hochschule über zehn Forschungsinstitute und 15 Kompetenzzentren. Niederrhein ihr 50-jähriges Bestehen.
Niederrhein Institut für Oberflächentechnologie (s. S. 50). Auf Grund der Fokussierung der Förderpolitik auf
Als zentrale wissenschaftliche Einrichtung und mittelfristig Profilbildung und Verbundprojekte regen wir die Bildung Ich bin sehr froh darüber, Ihnen die Vielfalt, unseren
als An-Institut in Form einer Public-Private-Partnerschaft von Kompetenzzentren an, in denen mehrere Wissen- Nachwuchs und etablierten Wissenschaftlerinnen und
werden wir, nachdem die vorbereitenden Arbeiten nun schaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Forschung Wissenschaftler anhand der vielfältigen Projekte Alexander Prange
abgeschlossen sind, das Oberflächenzentrum HIT aufeinander abstimmen. Seit 2014 wurden an der vorzustellen. Sie sind Zeugnisse der Bandbreite der
aufbauen, dessen Keimzelle das deutsch-niederländische Hochschule drei neue Kompetenzzentren gegründet, exzellenten Forschung mit und für die Region.
Zentrum für Hochdurchsatztechnologien (D-NL-HIT) ist. KAMU, ComPASS und CLAVIS (siehe Kapitel „Unsere
Dieses Zentrum ist als eigenständige zentrale wissen- Köpfe“), ein Institut wurde geschlossen.
schaftliche Einrichtung der Hochschule Niederrhein im
Ressort Forschung und Transfer angegliedert, physisch Die vergangenen Jahre standen daher auch im Zeichen,
aber in den Gebäuden des Fachbereichs Chemie das Wachstum zu moderieren. Die kommenden Jahre
gelegen sein. stehen unter anderen, neuen Überschriften. Nach dem
rasanten Aufbau in den Jahren ab 2010 setzen wir die
Eine Reihe von Kennzahlen belegen, dass die Hoch- Zeichen in den kommenden Jahren auf Konsolidierung
schule Niederrhein in den vergangenen Jahren mit Blick auf hohem Niveau.
auf ihre Forschungsanstrengungen beeindruckende
Fortschritte erzielen konnte (Abb. 1). Das ist zurückzu- Im Laufe des Jahres 2018 wird das Fraunhofer Institut
führen auf eine entsprechende Berufungspolitik, auf die für Materialfluss und Logistik in Kooperation mit der
Einrichtung und Förderung kooperativer Promotionsvor- Hochschule und mit Unterstützung des Landes Nord-
haben, auf die Schärfung des Forschungsprofils und auf rhein-Westfalen ein mit fünf bis zehn Wissenschaftlerinnen
eine nachhaltig wirkende finanzielle Ausstattung der und Wissenschaftlern ausgestattetes Zentrum für
In-Institute. Textillogistik am Fachbereich Textil und Bekleidungstech-
nik in Mönchengladbach gründen. Zusammen mit
Die Hochschule Niederrhein kann für das Jahr 2017 unserem An-Institut Deutsches Textilforschungszentrum
einen neuen Rekord an Drittmittel-Einnahmen vermelden. Nord-West (DTNW) in Krefeld, dem Forschungsinstitut
19 Millionen Euro wurden für den Bereich Forschung Textil und Bekleidung (FTB) des Fachbereichs Textil- und
und Transfer akquiriert. Zusätzlich wurden im Bereich Bekleidungstechnik und der Öffentlichen Prüfstelle hat
Lehre 1,1 Millionen Euro eingeworben. Das ist so viel wie die Hochschule Niederrhein in der Textilforschung damit
die Hochschule in den Jahren 2014, 2015 und 2016 mittlerweile eine bundesweite Ausstrahlung.
FORSCHUNGSBERICHT #3 FORSCHUNGSBERICHT #3
Präsidiumsbeirat
EINLEITUNG
EINLEITUNG
Forschung und Entwicklung
Prof. Dr. rer. nat. Dr. agr. Dr. habil. Alexander Prange Prof. Dr. rer. nat. Martin Jäger
8 Prof. Alexander Prange ist Vorsitzender des Präsidumsbeirates und Vizepräsident für Forschung Prof. Martin Jäger ist als Professor für Instrumentelle Analytik seit 2013 im Fachbereich Chemie 9
und Transfer der Hochschule Niederrhein. Er ist Professor für Mikrobiologie und Lebensmittelhygiene tätig und Mitglied im Institut für Lacke und Oberflächenchemie der Hochschule Niederrhein. Zu
am Fachbereich Oecotrophologie sowie Leiter des „Competence Center for Microbiology and seinen Forschungsschwerpunkten zählt die Untersuchung chemisch-technischer Prozesse auf dem
Biotechnology (CCMB)“. Darüber hinaus ist er außerplanmäßiger (part-time) Professor an der Gebiet der Process Analytical Technologies mittels portablen Spektrometern an Mikro-Reaktions-
Universität Witten/Herdecke und forscht regelmäßig als Professor-Research an der Louisiana State systemen. Chromatographische und spektroskopische Methoden erlauben die strukturelle
University in Baton Rouge (USA). Er ist „Visiting-Professor“ an der Xuzhou University of Technology, Charakterisierung und die quantitative Bestimmung der Substanzen von pharmazeutisch aktiven
Xuzhou China. Mengen bis hin zu Spurenvorkommen in Nahrung oder Umwelt.
Dipl.-Oek. Markus Menkhaus-Grübnau Dr.-Ing. Sebastian Potyka
Markus Menkhaus-Grübnau ist Referent für Forschung und Transfer im Ressort Forschung und Über zehn Jahre war Sebastian Potyka Geschäftsführer des deutschen Textilunternehmens
Transfer der Hochschule Niederrhein sowie persönlicher Referent des Vizepräsidenten. van Laack GmbH in Mönchengladbach. Zuvor war er in verschiedenen Führungspositionen tätig,
unter anderem bei dem renommierten Fraunhofer-Institut, für das er europäische Industrieunter-
nehmen im Bereich Materialfluss und Logistik beriet. Sein Studium und seine Promotion absolvierte
Prof. Dr.-Ing. Hans-Günter Hirsch er an der Universität Dortmund. Seit 2017 ist er neuer Finanzvorstand der WIV Wein International
Prof. Hans-Günter Hirsch ist Leiter des Instituts für Mustererkennung (iPattern) der Hochschule AG (WIV).
Niederrhein. Zu seinen individuellen Forschungsschwerpunkten gehören unter anderem die digitale
Sprach- und Audiosignalverarbeitung sowie die automatische Spracherkennung. Er ist Professor
für Digitale Signalverarbeitung und Mustererkennung am Fachbereich Elektrotechnik und Informatik. Dipl.-Ing. Susanne Merl
Susanne Merl ist geschäftsführende Gesellschafterin der Edmund Merl GmbH & Co. KG Fein-
kostfabriken mit Sitz in Brühl. Das innhabergeführte Familienunternehmen stellt hochwertige,
Prof. Dr. med. Saskia E. Drösler kühlfrische Heringsspezialitäten, Feinkostsalate, Aufstriche und Patisseriedesserts ohne Zusatz
Von 2010-2016 gehörte Prof. Saskia Drösler dem ersten Präsidium der Hochschule Niederrhein von Konservierungsstoffen her. Sie verantwortet unter anderem den Bereich Produktentwicklung,
an. Nach Beendigung dieser Amtszeit ist sie hauptamtlich wieder als Professorin für Medizin, Qualitätssicherung und Marketing.
Medizin-Controlling und Informationssysteme an dem von ihr mit aufgebautem Fachbereich
Gesundheitswesen tätig. Die Medizinerin gehört seit 2007 dem wissenschaftlichen Beirat zur
Weiterentwicklung des Risikostrukturausgleichs beim Bundesversicherungsamt an. Außerdem ist Dr.-Ing. Norbert Miller
sie Mitglied einer WHO-Arbeitsgruppe, die an der Entwicklung der Diagnoseklassifikation ICD-11 Norbert Miller ist Geschäftsführer der 1872 gegründeten Firma Scheidt & Bachmann GmbH. Das
im Kontext Behandlungsqualität und Patientensicherheit arbeitet. Familienunternehmen, das in fünfter Familiengeneration im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt
geführt wird, entwickelt Systeme, die von vielen Millionen Menschen weltweit in über 50 Ländern
regelmäßig genutzt werden. Wer in Deutschland mit der Bahn fährt, am Flughafen in Las Vegas
parkt, in Boston Bus und Bahn nutzt oder in München, Moskau oder Manila tankt und bezahlt,
wird wohl Scheidt & Bachmann Produkte genutzt haben.
FORSCHUNGSBERICHT #3 FORSCHUNGSBERICHT #3
Forschungs-
schwerpunkte
EINLEITUNG
EINLEITUNG
EINLEITUNG
Funktionale Oberflächen Angewandte Gesundheits- und
10 11
Die Hochschule Niederrhein pflegt eine enge Verbundenheit zur Textil- und Chemieindustrie mit Ernährungforschung
starkem Fokus auf oberflächenrelevante Technologien. Als textile Hochschule, verteilt auf vier
Fachbereiche der Ingenieurwissenschaften und in Kombination mit traditionellen Kompetenzberei- Eine optimale Verbindung zwischen Erfahrung bzw. Expertise und aktuellen gesellschaftlichen
chen Lackchemie und Oberflächenanalytik in der Chemie und dem Studienschwerpunkt Hygiene- Herausforderungen stellt der Forschungsschwerpunkt Gesundheits- und Ernährungsforschung
management des Fachbereichs Wirtschaftsingenieurwesen, besitzt die Hochschule eine starke dar. In vielen Feldern, wie Medizintechnik, Gesundheitsökonomie, Arbeits- und Gesundheits-
Keimzelle der Oberflächenwissenschaften. Somit reichen unsere Kompetenzen vom Produktdesign schutz, Lebensmittelhygiene, Gesundheitstextilien, gesundheitsbewusster Ernährung, Hygiene-
über Plasma- und Nanotechnologien, Klebstofftechnologien, technischen Textilien und Fügetech- management in Krankenhäusern, Optimierung von Hygieneprodukten, Entwicklung von bakterio-
nologien und Mikroverzinkung bis hin zu modernem Reinigungsmanagement. Aufbauend auf logischen Schnelltests, innovative Netzhautprüfgeräte und Gesundheitslogistik, werden die
unsere vielfältigen Kompetenzen im Bereich der Oberfläche wurde 2016 ein eigenes Zentrum, das Grundlagen der Medizin- und Ernährungsforschung in marktnahe Innovationen umgesetzt.
„Hochschule Niederrhein Institut für Oberflächentechnologie (HIT)“ als zentrale wissenschaftliche Jüngst wird dieser Schwerpunkt durch das neugegründete Competence Center eHealth (CC
Einrichtung gegründet. eHealth) sowie das Kompetenzzentrum für Angewandte Mykologie und Umweltstudien (KAMU)
verstärkt.
Soziale und ökonomische Innovationen
IT- und Logistikkonzepte
Ein großer Teil der innovativen Forschung findet in den zahlreichen gesellschaftswissenschaftlichen
Disziplinen statt. An der Hochschule forschen in fast allen Fachgebieten Wissenschaftlerinnen und Die Hochschule am Niederrhein liegt mitten in der zentralen Logistikregion im Herzen Europas.
Wissenschaftler der Disziplinen Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Gesell- Ebenfalls hat die Hochschule eine lange Tradition im Bereich der angewandten Informatik in
schaftswissenschaften. Die Bandbreite erstreckt sich von direkter sozialwissenschaftlicher mehreren Fachbereichen. IT-relevante Fragestellungen sind in Forschung und Entwicklung in
Forschung über Marketing, Controlling, Mittelstand und Management bis hin zu strukturpoliti- jeglicher angewandten Disziplin von Bedeutung. Von der digitalen Mustererkennung über das
schen Analysen, Machbarkeitsstudien und Gutachten in den technischen Bereichen sowie Geschäftsprozessmanagement, der Entwicklung intelligenter Assistenzsysteme zur Erforschung
Forschungsgebieten in Pädagogik, Psychologie und Gerontologie. Die jüngste Einrichtung dieses des Online-Handels. Zuletzt wurde Clavis, das Kompetenzzentrum für Informationssicherheit an der
Forschungsschwerpunktes ist das EthNa-Kompetenzzentrum CSR (Corporate Social Responsibility) Hochschule Niederrhein, gegründet. Dessen Ziel ist, die Informationssicherheit unserer Partner
sicherzustellen und zu erhöhen.
Innovative Produkt- und Prozessentwicklung
Energieeffizienz
Eine der ureigenen Aufgaben einer ingenieurwissenschaftlich ausgerichteten Hochschule wie der
Hochschule Niederrhein ist die angewandte wissenschaftliche Entwicklung von neuen Produkten Im jüngsten Forschungsschwerpunkt sind alle Facetten des Themas Energie abgebildet. Hier
und Prozessen mit unmittelbarem Verwertungs- und Marktbezug. Besonders die Stärkung der werden einerseits unmittelbar innovative Energietechnologien und neue Managementansätze
zentralen Zielgruppe, des regionalen Mittelstandes für den globalen Wettbewerb setzt schnelle entwickelt bzw. konzipiert. Andererseits behandeln zunehmend viele Forschungs- und Entwick-
Applied-Science-to-Business-Umsetzungen voraus. Die Produktentwicklung findet hauptsächlich lungsprojekte andere Themenfelder energierelevanter Fragestellungen. Schwerpunkte sind unter
in technisch-ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen, Maschinenbau, Elektrotechnik, Textil- und anderem Energiewirtschaft und betriebswirtschaftliches Energiemanagement, Anlagenbau und
Bekleidungstechnik und Chemie statt. -planung, mechanische und thermische Verfahrenstechnik, energieadjustierte Investitions- und
Wirtschaftlichkeitsrechnung, die Integration von Energieaspekten in das Unternehmenscontrolling
und die wissenschaftliche Betrachtung von Energieeffizienzmaßnahmen.
FORSCHUNGSBERICHT #3 FORSCHUNGSBERICHT #3
UNSERE ERFOLGE
UNSERE ERFOLGE
Unsere
12 13
Erfolge
FORSCHUNGSBERICHT #3 FORSCHUNGSBERICHT #3Digitale Stützräder
UNSERE ERFOLGE
UNSERE ERFOLGE
Das E-Bike-Fahren für ältere Menschen
sicherer machen
PROJEKTTITEL Gerade im Alter ist es für viele Menschen wichtig, mobil zu bleiben und so
14 FahrRad – Ein sensorbasiertes am sozialen Leben teilzunehmen. Eingeschränkte Beweglichkeit oder 15
Fahrrad-Assistenzsystem zur Erhöhung abnehmende Reaktionsfähigkeit verhindern jedoch häufig, dass sie das Auto
von Sicherheit und Komfort für mobile nutzen können. Als Alternative steigen viele auf das Fahrrad um. Für
(ältere) Menschen Seniorinnen und Senioren besonders attraktiv sind E-Bikes, die die Körper-
kraft mit einem Elektromotor unterstützen. Das Radfahren für diese
KOMPETENZZENTREN Zielgruppe noch sicherer und komfortabler zu machen, ist das Ziel des
ISA, FAST Projekts „FahrRad“. Drei Professoren der Hochschule Niederrhein entwickeln
ein sensorbasiertes Fahrrad-Assistenzsystem. Für das im Mai 2017 gestar-
INSTITUT tete Projekt haben sie aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale
iPattern Entwicklung (EFRE) rund 550.000 Euro Förderung erhalten.
PROJEKTVOLUMEN E-Bikes haben sich zu einem großen kommerziellen Erfolg entwickelt, so
1.700.000 € dass auf deutschen Straßen rund 2,5 Millionen dieser Fortbewegungsmittel Aus dem Projektteam FahrRad:
unterwegs sind. Um die Mobilität und Gesundheit älterer Menschen zu (v. l.) wissenschaftliche Mitarbeiter Ein weiterer innovativer Ansatz des Projekts ist die Kombination der sensori-
LAUFZEIT fördern ist dies sehr positiv. „Allerdings hat ein dichter Verkehr gepaart mit Andre Kürten und Michael Meuleners, schen Informationen mit Daten, die aus der Analyse von Unfallstatistiken
36 Monate komplexen und unübersichtlichen Verkehrssituationen ein hohes Unfallrisiko Prof. Dr.-Ing. Christoph Degen, und den Erfahrungen anderer Verkehrsteilnehmer gewonnen wurden. Jeder
zufolge. Besonders für ältere Menschen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Christoph Prof. Dr.-Ing. Regina Pohle-Fröhlich Nutzer von FahrRad kann dadurch Erfahrungswerte anderer Teilnehmerinnen
GEFÖRDERT DURCH Degen vom Fachbereich Elektrotechnik und Informatik. Mithilfe von und Prof. Dr.-Ing. Edwin Naroska und Teilnehmer nutzen und liefert gleichzeitig Daten, die vom FahrRad-
Europäischer Fonds für regionale Assistenzsystemen sollen die kognitiven und körperlichen Defizite der System mit statistischen Unfallzahlen zu einer Art Gefährdungsatlas
Entwicklung 2014 – 2020 (EFRE), Seniorinnen und Senioren kompensiert werden. kombiniert werden.
im Leitmarkt IKT.NRW
„Wir möchten den Nutzern wichtige Informationen über die aktuelle Verkehrs- Besonders wichtig ist bei dem Projekt die Schnittstelle zum Radfahrer.
PROJEKTLEITER situation kontextgerecht liefern“, erklärt Projektleiter Christoph Degen. Sie muss sicherstellen, dass die Hinweise schnell vom Nutzer erfasst und
Prof. Dr.-Ing. Christoph Degen, Zusammen mit der Firma IMST GmbH aus Kamp-Lintfort sollen beispiels- verstanden werden, ohne ihn abzulenken. Lösungen hierfür sollen mit den
Prof. Dr.-Ing. habil. Edwin Naroska, weise Radarsensoren am Rad verbaut werden. Dadurch werden neben, Projektpartnern GeoMobile GmbH und Smart Living - Anwendungen für
Prof. Dr.-Ing. habil. Regina hinter und vor dem Fahrrad befindliche Fahrzeuge erkannt. Auch Video und Service-Wohnen GmbH aus Dortmund entwickelt werden. Viele Radfahre-
Pohle-Fröhlich Audiosensoren sollen eingesetzt werden, sodass der Radfahrer ein mög- rinnen und Radfahrer nutzen anstatt Radkarten aus Papier schon Tablets
lichst umfassendes Bild seiner Umgebung bekommen kann. Prof. Dr.-Ing. oder Smartphones mit entsprechenden Routenapps. Geplant ist, dass in
Campus Krefeld Süd Regina Pohle-Fröhlich bringt hierfür Erfahrungen aus Industrieprojekten und diesen Apps zum Beispiel Warnmeldungen eingeblendet werden, wenn sich
Forschungsarbeiten im Bereich der Bildverarbeitung und graphischer Radfahrerinnen und Radfahrer einer Gefahrenkreuzung nähern. Das Projekt
Datenverarbeitung in das geplante Forschungsvorhaben ein. Prof. Dr.-Ing. hat eine Laufzeit von drei Jahren. Die Gesamtfördersumme aller Projekt-
Edwin Naroska hat schon in mehreren Projekten die multidisziplinären partner aus EFRE-Mitteln liegt bei über 1,2 Millionen Euro.
Aspekte der Informationsverarbeitung sowie der Entwicklung assistierender
Systeme adressiert.
FORSCHUNGSBERICHT #3 FORSCHUNGSBERICHT #3Daten retten Leben
UNSERE ERFOLGE
UNSERE ERFOLGE
Optimierte ganzheitliche Versorgung von Menschen
mit außerklinischer Beatmung durch eHealth
PROJEKTTITEL Die Lebensqualität von Menschen, die außerklinisch zu Hause Beatmung
16 Optimierte ganzheitliche Versorgung benötigen, erhöhen und eine Versorgung im vertrauten Lebensumfeld 17
von Heimbeatmungspatientinnen und ermöglichen, das sind Ziele des Projekt eVent@home. Erreicht werden sollen
Heimbeatmungspatienten durch diese durch eine Softwarelösung, an der das Team aus dem Fachbereich
eHealth (eVent@home) Gesundheitswesen der Hochschule Niederrhein arbeitet.
KOMPETENZZENTRUM Bei der außerklinischen Beatmung ist eine große Herausforderung für
Kompetenzzentrum eHealth Betroffene, Angehörige und Versorger, dass die Akteure nicht optimal
miteinander vernetzt sind. Dies hat zur Folge, dass Informationen häufig nur
PROJEKTVOLUMEN schlecht oder verzögert weitergegeben werden können, was letztlich das
466.292 € Leben der Betroffenen gefährden kann. Das Projekt wird im Rahmen der
Initiative „Leitmarktwettbewerb Gesundheit.NRW“ gefördert. Ziel ist es, eine
LAUFZEIT neue Art der funktionalen, intersektoralen und interprofessionellen Vernetzung
46 Monate durch eine auf offenen eHealth-Standards gründenden und web-basierten (v.l.) Wissenschaftliche Mitarbeiterin Heike Dewenter
Softwarelösung zu realisieren. und Prof. Dr. Sylvia Thun
GEFÖRDERT DURCH
Europäischer Fonds für regionale Zur optimalen ganzheitlichen Versorgung von Menschen mit außerklinischer
Entwicklung 2014 – 2020 (EFRE), Beatmung bedarf es der Schaffung einer effizienten und effektiven Vernet- „Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll,
im Leitmarkt Gesundheit.NRW zung der beteiligten Akteure. Die Entwicklung und Nutzung moderner
eHealth-Anwendungen ist für das interdisziplinär geprägte Einsatzgebiet ein welchen Nutzen die Digitalisierung im
PROJEKTLEITERIN vielversprechender Ansatz. Der gewählte Name beschreibt eine moderne
Prof. Dr. med. Sylvia Thun eHealth-basierte („e“) Dokumentations- und Kommunikationslösung für Gesundheitswesen durch effiziente
beatmete Menschen („Vent“ für Ventilator, engl. Beatmungsgerät) im häusli-
eHealth Labor, Campus Krefeld Süd chen Umfeld („@home“). Es wird erwartet, dass das neu entwickelte Produkt Kommunikation mit interoperablen
in der Lage ist, eine interoperable Versorgungsstruktur aufzubauen, in der alle
Beteiligten interaktiv und nutzerorientiert miteinander vernetzt sind. Schnittstellen bringt.“
Die Dokumentations- und Kommunikationsprozesse zwischen dem Prof. Dr. Sylvia Thun
ambulanten und stationären, akutmedizinischen Sektor sollen nachhaltig
verbessert werden, da insbesondere bei dieser Klientengruppe ein medien-
bruchfreies, funktionales Überleitungsmanagement (Klinik ambulante die kostenlos zur Verfügung steht. Diese Spezifikation gewährleistet Inter-
Versorgung) von zentraler Bedeutung ist. Dabei sollen die Qualität der operabilität zwischen IT-Systemen im Gesundheitswesen. „HL7 Standards
Versorgung erhöht, die interaktive Teilnahme aller Beteiligten am Versor- sind seit langem etabliert; in nahezu jedem Krankenhaus in Deutschland
gungsprozess ermöglicht und Kosteneinsparungen erzielt werden können. werden sie zur internen elektronischen Datenkommunikation verwendet.
Die beteiligten Akteurinnen und Akteure sollen durch ein innovatives Produkt Somit lässt sich sagen – die eVent@home Softwarelösung ist in ihrer
mit standardisierten und international anwendbaren Schnittstellenspezifika- inhaltlichen Konzeption einzigartig. Ihre technischen Möglichkeiten, mit
tionen unterstützt werden und maßgeblich und nachhaltig profitieren. Die anderen IT-Systemen zu kommunizieren, ist hoch flexibel“, erklärt Projekt-
eVent@home Software basiert auf einer Health Level 7 (HL7) Spezifikation, leiterin Heike Dewenter.
FORSCHUNGSBERICHT #3 FORSCHUNGSBERICHT #3Beschichtung ganz Groß
UNSERE ERFOLGE
UNSERE ERFOLGE
Hochschule Niederrhein bekommt
PVD-Beschichtungs- und Reinigungsanlage
PROJEKTTITEL PVD steht für physikalische Gasphasenabscheidung (Physical Vapour
18 PVD-Beschichtungsanlage und Deposition), oder einfach für eine Form der Beschichtung unter Hochvakuum. 19
Reinigungsanlage PVD-Schichten sind in vielen Bereichen der Industrie zu finden. Als Ver-
schleiß- und Korrosionsschutz bei Werkzeugen und Maschinenteilen. In der
KOMPETENZZENTRUM Mikroelektronik zum Erzeugen von organischen Halbleiterschichten, als
STAR Schutz auf Architekturgläsern, in der Kartoffelchipstüte als Diffusionssperre
und in modernen Brennstoffzellen. Bei dem physikalischen Verfahren wird
PROJEKTVOLUMEN das Ausgangmaterial erst verdampft und kondensiert dann auf dem Substrat.
783.943 € Durch Variation der Verdampfungstechnologien und der Prozessparameter
können gezielt Schichten aufgebaut werden, ein biomimetischer Aufbau
LAUFZEIT ähnlich jenem von Muschelschalen kann entstehen.
4 Monate
Die Nachfrage nach solchen Beschichtungen steigt, eine Steigerung der
GEFÖRDERT DURCH Produktivität in der Fertigung, höhere Wirkungsgrade bei der Energieerzeu- (v.l.) Prof. Dr. Tobias Kimmel und
Ministerium für Innovation, Wissenschaft gung durch höhere Verbrennungstemperaturen sowie effizientere Wärme- der Prozessoptimierung und wenden diese auf praxisrelevante Problem- Prof. Dr. Markus Lake vor der
und Forschung des Landes Nordrhein- Stromwandlung, Licht-Stromwandlung sind ohne innovative Oberflächen- stellungen an. Im Vordergrund steht dabei immer die Prozesskette, welche PVD-Beschichtungsanlage
Westfalen (MIWF), Großgeräte der technologien nicht möglich. Daher sind individuelle, auf die Anforderungen die Vorbehandlung der Oberfläche durch Reinigungstechniken und Plasma-
Länder abgestimmte PVD-Oberflächenbeschichtungen unverzichtbar. Seit 2017 reinigung, den eigentlichen PVD-Beschichtungsprozess und die nachge-
steht hierfür ein solches Vielseitigkeits-Wunder, eine PVD-Beschichtungs- schaltete Qualitätssicherung zur Bewertung der mechanisch-technologischen
PROJEKTLEITER und Reinigungsanlage an der Hochschule Niederrhein im Kompetenzzentrum Schichteigenschaften umfasst.
Prof. Dr.-Ing. Markus Kenneth Lake Surface Technology Applied Research (STAR). Hier laufen Kompetenzen
hinsichtlich Werkstoffkunde, Fertigungstechnik (insbesondere der spanenden Eingesetzt wird die Beschichtungsanlage fachbereichsübergreifend in den
Labor für Oberflächentechnik, Bearbeitung), Tribologie sowie der Beschichtungstechnologien PVD, Fachbereichen Wirtschaftsingenieurwesen und den Schwerpunkten Hygiene-
Campus Krefeld Süd thermisches Spritzen und Auftragschweißen zusammen. management und industrielle Reinigung, bzw. Maschinenbau und Verfahrens-
technik, Produktionstechnik und Oberflächentechnik. In Zusammenarbeit mit
Was aber fast noch wichtiger ist: Die PVD-Anlage mit Multiquellentechnik Prof. Dr. Tobias Kimmel werden zwei Fachbereiche interdisziplinär sinnvoll
wird primär eingesetzt, um dem steigenden Bedarf an entsprechend ergänzt, vor allem im Schwerpunkt Reinigungs- und Hygienemanagement,
ausgebildeten Ingenieuren gerecht zu werden. Durch diese PVD-Anlagen- der bundesweit nur an wenigen Hochschulen angeboten wird.
technik erhalten unsere Studierenden ein vertieftes Prozessverständnis in
der Anwendung industriell etablierter Beschichtungsquellen auf ingenieur- Das vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes
wissenschaftlich hohem Niveau. Sie lernen direkt an der Maschine den Nordrhein-Westfalen auf Basis der Empfehlung der Deutschen Forschungs-
Einsatz unterschiedlicher Verfahren und Verfahrensvarianten und entwickeln gemeinschaft bewilligte Großgerät schließt eine Lücke in der ingenieurwissen-
iterativ neue Schichtsysteme im Rahmen einer Schichtsystementwicklung. schaftlichen Qualifizierung unserer Studierenden die nun auf hohem
Dies erfolgt orientiert am tribologischen System, an wechselwirkenden Ober- ingenieurwissenschaftlichem Niveau, eine wissenschaftlich anspruchsvolle
flächen in relativer Bewegung. Ziel ist es, ein vertieftes Prozessverständnis und zugleich anwendungsorientierte Ausbildung an einem modernen
zur industriellen Bauteilreinigung und der Analyse der Restverunreinigung zu Großgerät, das industriellem Standard entspricht, erhalten. Und untermauert
vermitteln. Hierdurch lernen die Studierenden die gegenseitige Wechselwirkung mit dieser Förderung wiederum unseren Ruf als exzellente Oberflächen-
von Bauteilreinigung und Schichtapplikation kennen, verstehen Methoden Hochschule.
FORSCHUNGSBERICHT #3 FORSCHUNGSBERICHT #3Im digitalen Zeitalter angekommen, könnte man davon ausgehen, dass der
Druck an Wichtigkeit verloren hat. Doch während wir vieles online konsumie-
ren, stapeln sich auf unseren Schreibtischen die Broschüren, Verpackungen
oder eben Forschungsberichte. Immer wichtiger wird auch die Entwicklung
spezieller Druckfarben. Diese funktionalen Farben könnten elektrisch leitend,
Ultraschneller Druck magnetisch oder auch antibakteriell sein. Letztes ist besonders im Druck
UNSERE ERFOLGE
UNSERE ERFOLGE
von Verpackungen für den medizinischen Bereich interessant.
Moderne Materialien für den Druck
Das von Prof. Dr. Bernd Strehmel an der Hochschule Niederrhein geleitete
im digitalen Zeitalter Projekt MoMaDruDig möchte dazu beitragen, den Druck effizienter, ökologi-
scher, und energiesparender zu machen. Das Forschungsprojekt wurde mit
270.000 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für drei
Jahre gefördert und beschäftigt sich darüber hinaus mit der Entwicklung
antimikrobieller Materialien, die bei nahem Infrarotlicht eine chemische LACKCHEMIE SEIT 1923
20 Reaktion in Gang bringen sollen, um den Bedruckstoff chemisch zu 21
trocknen. Als Partner beteiligen sich Heidelberger Druckmaschinen, FEW Tatsächlich spielt die Lackchemie an
Chemicals und Kodak. der Hochschule seit 1923 eine wichtige
Rolle: Schon in der Weimarer Republik
Gedruckt wird heute üblicherweise mittels einer digitalen Vorlage, welche wurde in der damaligen Färberei- und
man als Datei an die Druckerei versendet. Diese wandelt die grafische Appreturschule Krefeld, einer Vorgänger-
Vorlage in ein Format um, welches die digitale Belichtung mit einem Laser Einrichtung der Hochschule, zum Lack
ermöglicht. Diese Technologie wird als Computer to Plate (CtP) Technologie akademisch geforscht und gelehrt.
bezeichnet und entspricht den Anforderungen von Industrie 4.0. Mit nur Heute können Studierende im Studien-
einer Maschine können über 100 Vorlagen in einem kurzen Zeitraum erstellt gang Chemieingenieurwesen die
werden. Dafür ist eine hohe Zuverlässigkeit und Empfindlichkeit nötig. Die Vertiefung Lackingenieurwesen wählen.
Belichtung eines einzelnen Pixels liegt im Nanometer Bereich. Nahezu alle Das ist in Deutschland außer an der
Druckereien in den modernen Industrieländern stellten auf CtP-Belichtung Hochschule Niederrhein nur an zwei
um und die Entwicklung ist in diesem Bereich bei weitem noch nicht weiteren Hochschulen möglich.
abgeschlossen.
Drucken kann prinzipiell als eine spezielle Form des Lackierens betrachtet
werden. Es erfordert eine Verfestigung der Farbe durch physikalische oder
chemische Trocknung. Physikalische Trocknung verwendet Heißluftstrahler,
welche viel Energie konsumieren. Die chemische Trocknung erfordert die
Vernetzung der Druckfarbe mit Licht. Ursprünglich wurde ein Trocknungs-
prozess durch UV-Strahlung in Gang gesetzt. Als Alternative dazu wurde
die Lasertrocknung entwickelt, welche es ermöglicht konventionelle
Druckfarben NIR Lasern sehr schnell physikalisch zu trocknen. Dieser
Vorgang benötigt weit weniger Energie, als im Vergleich zur herkömmlichen
Trocknung mit Heißluftstrahlern.
Labor für Lackchemie und PROJEKTTITEL LAUFZEIT Im Projekt MoMaDruDig wurde die chemische Trocknung der Farbe mittels
Lacktechnologie, MoMaDruDig – Moderne Materialien für 37 Monate Nahe Infrarot Laserlicht untersucht. Dieser Ansatz war hochinnovativ, da
Campus Krefeld West den ultraschnellen Druck im digitalen eine Kommerzialisierung derartiger Farben zu drastischen Einsparungen in
Zeitalter GEFÖRDERT DURCH den anwendenden Druckereien führt. Hierzu wurden neue Monomere auf
Bundesministerium für Bildung der Basis von nachwachsenden Rohstoffen entwickelt. Zudem beschäftigten
INSTITUT und Forschung (BMBF), Förderlinie sich die Projektteilnehmer mit der Entwicklung funktionaler Druckfarben,
ILOC FHprofUnt welche antibakterielle Eigenschaften besitzen.
PROJEKTVOLUMEN PROJEKTLEITER
323.943 € Prof. Dr. rer. nat. Bernd Strehmel
FORSCHUNGSBERICHT #3 FORSCHUNGSBERICHT #3UNSERE ERFOLGE
UNSERE ERFOLGE
Integration durch Qualifizierung
OnTOP – akademische Biografien stärken
PROJEKTTITEL „Das Mögliche möglich machen“ – dies ist das Motto des Qualifizierungs-
22 IQ OnTOP projekts OnTOP, das am Institut SO.CON seit Mitte 2015 durchgeführt wird 23
und darauf abzielt, zugewanderten Akademikerinnen und Akademikern den
INSTITUT Weg zu bildungsadäquater Beschäftigung zu ebnen. Zu ihnen gehören die
SO.CON Lebensmittelingenieurin aus Kolumbien, der Wirtschaftswissenschaftler aus
Kirgisistan oder der Informatiker aus Syrien, der aufgrund dortiger Kriegs-
PROJEKTVOLUMEN geschehnisse sein Masterstudium abbrechen musste. Den Teilnehmenden
976.502 € ist gemeinsam, dass sie – selbst wenn sie über eine formale Anerkennung
des ausländischen Studienabschlusses sowie Berufserfahrung verfügen
LAUFZEIT – große Schwierigkeiten haben, beruflich Fuß zu fassen. Doch nicht nur die
48 Monate ca. 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer profitieren bis Ende 2018 von dem
Projekt. Auch die Unternehmen der Region reagieren positiv auf diese
GEFÖRDERT DURCH Brückenmaßnahme, da es für sie immer schwieriger wird, ihren Bedarf an
Bundesministerium für Arbeit und qualifizierten Arbeitskräften zu decken. Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen
Soziales (BMAS), Europäischer geschult wurden, sowie ein individuelles Sprachcoaching durch erfahrene des Projektteams: (v.l.) Stefanie Wolgast,
Sozialfonds (ESF) Zu den Besonderheiten von OnTOP gehört der auf die einzelne Person Deutschlehrkräfte. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Projektes ist zudem die Flavia Nebauer, Dr. Susanne Ritschel,
zugeschnittene Ansatz: Ausgehend von den vorhandenen Qualifikationen durch das Projektteam gewährleistete Beratung. Hierbei wird auch auf die Petra Lemke und Maike Michalowski
PROJEKTLEITERIN und Kompetenzen sowie den Zielsetzungen jeder bzw. jedes Teilnehmenden Expertise von Kooperationspartnern zurückgegriffen. Dazu gehören unter (nicht im Bild)
Prof. Dr. phil. Beate Küpper werden Qualifizierungspläne erstellt, die neben der fachlichen Nachqualifizie- anderem die Akademische Berufsberatung der Arbeitsagentur, die Anerken-
rung auch den Erwerb sprachlicher und überfachlicher Kompetenzen mit nungsberatungsstellen oder in der Flüchtlingsarbeit engagierte Vereine
Campus Mönchengladbach einschließen. Dadurch wird dem individuellen Qualifizierungsbedarf Rech- und Verbände. Eine enge Zusammenarbeit verbindet das Institut mit den
nung getragen. Verbundprojektpartnern, der Universität Duisburg Essen und der Otto
Benecke Stiftung e.V., die ebenso Träger von OnTOP-Projekten sind.
Wer sich für das Modell des verkürzten Studiums entscheidet, wird nach
Anrechnung bereits erbrachter Studienleistungen in ein höheres Semester Das Institut SO.CON, angesiedelt am Fachbereich Sozialwesen, beteiligt
eingeschrieben. Ziel ist der Erwerb eines deutschen Bachelor- oder Master- sich mit OnTOP am bundesweiten Förderprogramm IQ (Integration durch
abschluss, um durch Aktualisierung der Fachkenntnisse die Arbeitsmarkt- Qualifizierung). Dieses wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit
chancen zu verbessern. Das Modell der begleiteten Gasthörerschaft und Soziales (BMAS) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.
ermöglicht den Besuch einzelner Lehrveranstaltungen, um sich ein Bild von Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und
der Anschlussfähigkeit der eigenen Kompetenzen zu machen, die Fachsprache Forschung (BMBF) und die Bundesagentur für Arbeit (BA). Im Rahmen des
zu erlernen und sich mit der deutschen Studienkultur vertraut zu machen. IQ Netzwerks NRW führt das Institut SO.CON seit 2013 ebenfalls das
Während des Semesters als Gasthörerin/ Gasthörer ist auch Zeit über Projekt „Kulturelle Vielfalt in Betrieben“ durch.
Alternativen zum Studium nachzudenken und sich ggf. durch ein Bewer-
bungscoaching und ein interkulturelles Training auf den direkten Einstieg in
den Arbeitsmarkt vorzubereiten.
Von zentraler Bedeutung für alle Teilnehmenden ist die Begleitung durch
studentische Mentorinnen und Mentoren, die von OnTOP für diese Aufgabe
FORSCHUNGSBERICHT #3 FORSCHUNGSBERICHT #3Lokal stärken – Quartier stärken
UNSERE ERFOLGE
UNSERE ERFOLGE
Förderung lokaler Ökonomie in Solingen und
Leverkusen
PROJEKTTITEL Die beiden Stadtteile Solinger Nordstadt und Leverkusen Rheindorf gelten
24 Förderung der lokalen Ökonomie als problematisch, viele Geschäftslokale stehen leer, die Verkehrsbelastung 25
in der Solinger Nordstadt und in ist zum Teil hoch, das Image schlecht. In dem Projekt arbeiten zwei Hoch-
Leverkusen Rheindorf schulinstitute interdisziplinär – fachbereichs- und institutsübergreifend –
zusammen: das Institut SO.CON (Social Concepts, Institut für Forschung
INSTITUT und Entwicklung in der Sozialen Arbeit) unter der Leitung von Dr. Ann Marie
NIERS und SO.CON Krewer sowie das Institut NIERS (Niederrhein Institut für Regional- und
Strukturforschung) unter der Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Hamm. Ziel der
PROJEKTVOLUMEN Projekte ist es, die lokale Ökonomie zu stärken. Grundlage dafür sind
553.453 € (Leverkusen) und zunächst umfassende Analysen der Ist-Situation, um darauf aufbauend
561.213 € (Solingen) Konzepte zu entwickeln, die beide Stadtteile stärken.
LAUFZEIT Die Hochschule als Teilprojektträgerin in den Projekten „Arbeiten und Leben
42 Monate in Solingen“ sowie „RHEINDORFerLEBEN“ wird im Rahmen des ESF-Bundes- Aus den Projektteams: (v.l.)
programms BIWAQ (Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier) durch das wissenschaftliche Mitarbeiterin Anna von NIERS und von SO.CON durchgeführten Teilprojekt geht es wiederum
GEFÖRDERT DURCH Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und Bogedain, Prof. Dr. Rüdiger Hamm, um die Stärkung der lokalen Ökonomie in Leverkusen Rheindorf. Eine
Bundesministerium für Umwelt, Natur- den Europäischen Sozialfonds mit über eine Million Euro für drei Jahre wissenschaftliche Mitarbeiterinnen zentrale Aufgabe des Hochschulteams besteht darin, die Einzelhändlerinnen
schutz und nukleare Sicherheit (BMUB), gefördert. Die BIWAQ-Projekte führen in den benachteiligten Stadtquartieren Katja Keggenhoff und Özan Golestani, und Einzelhändler besser zu vernetzen und sie bei der Vermarktung ihrer
Europäischer Sozialfond (ESF) stabilisierende und zusammenführende Maßnahmen zur Vernetzung und Dr. Ann Marie Krewer und wissen- Angebote zu unterstützen.
Stärkung lokaler Unternehmen durch. schaftlicher Mitarbeiter Felix Rudroff
PROJEKTLEITER Auf Basis durchgeführter Analysen werden partizipativ über eine stete
Prof. Dr. rer. pol. Rüdiger Hamm Für Solingen werden drei inhaltliche Teilprojekte durchgeführt: Das Teilprojekt Kommunikation mit den Akteuren vor Ort sowie durch aktivierende Netz-
Dr. phil. Ann Marie Krewer TIQ-Treffpunkt im Quartier in der Nordstadt und das Teilprojekt Fit in Fuhr werkarbeit eine Neuausrichtung des Stadtteils und eine Strategie zur
bieten niederschwellige Qualifizierungen und richten zentrale Anlaufstellen in verbesserten Vermarktung entwickelt.
NEW-Blauhaus, dem jeweiligen Quartier ein. Das dritte Teilprojekt wird von den beiden oben
Campus Mönchengladbach genannten Instituten der Hochschule Niederrhein durchgeführt. Zu Projekt- In der Folge werden konkrete Projekte zur wirtschaftlichen Stadtteilentwick-
beginn standen drei Fragen im Mittelpunkt: Welche Zukunft hat der klein- lung (Unternehmensberatung, Imageverbesserung, Vernetzung, etc.) initiiert
strukturierte Einzelhandel in Zeiten von Filialisierung und Online-Handel? und auf längere Sicht begleitet. Durch die stetige, wechselseitige Interaktion
Mit welchen Maßnahmen kann der Handel gestärkt werden? Und: Welche von wissenschaftlicher Analyse und betriebswirtschaftlichem Quartiersma-
übergeordnete Funktion kann die Nordstadt in der Gesamtstadt Solingen nagement vor Ort sollen langfristig die ortsansässigen Geschäfte stabilisiert
übernehmen? werden. Durch die Vernetzung der Unternehmerschaft und gemeinsame
Marketingaktivitäten gewinnt der Standort weiter an Attraktivität für Verbrau-
In Leverkusen gibt es vier inhaltliche Teilprojekte: Zum einen kümmert sich cherinnen und Verbraucher sowie ansiedlungsinteressierte Unternehmen.
ein Quartiershausmeister um die Belange der Bürgerinnen und Bürger. Zum Durch gezieltes Management von Gewerbeleerstand soll in erster Linie das
anderen ist ein Sprachencafé eingerichtet worden, das Anwohnerinnen und Stadtbild nachhaltig verbessert und darüber hinaus die Anzahl der Gewerbe-
Anwohner darin unterstützt, ihre Sprachfertigkeit zu verbessern und leerstände signifikant verkleinert werden.
bestenfalls einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu bekommen. Ergänzt
werden diese Projekte durch Angebote der Suchthilfe Leverkusen. Im vierten
FORSCHUNGSBERICHT #3 FORSCHUNGSBERICHT #3Sie können auch lesen
