Wirtscha ft - IHK München

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Wirtscha ft - IHK München
Das IHK-Magazin für München und Oberbayern
www.ihk-muenchen.de

                      wirtschaft                                                    11/2018

    Wege aus                                                                    Digitalsteuer

    dem Stau                                                               Die negativen Folgen
                                                                                  der EU-Pläne

                                                                                     IHK Talk
    Was wirkt gegen                                                    Megatrend Globalisierung
    den Verkehrsinfarkt?                                                         Technologie
                                                                       Wie Firmen mit Forschern
                                                                              zusammenarbeiten

                                               Claus Hipp
                                               Nachhaltiger Erfolg –
                                               der Unternehmer
                                               bringt Ökologie und
                                               Ökonomie zusammen
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Sie lassen sich nicht
aus der Ruhe bringen.
Er auch nicht.

                                                                                                 e     fahren.
                                                                                      Jetzt Prob

Der T-Roc. Auf Wunsch mit Allradantrieb
„4MOTION Active Control“ erhältlich.
Wie Sie vielleicht schon selbst erlebt haben, läuft es im Business nicht immer ganz nach Lehr-
buch. Deshalb muss man sich hin und wieder auf Veränderungen einstellen. Dem T-Roc geht es
ähnlich. Der Untergrund ändert sich öfter einmal, aber dank des Allradantriebs „4MOTION Active
Control“1 ist das im Rahmen der Systemgrenzen für ihn kein Problem. Über einen Schalter mit
Dreh-/Drückfunktion können Sie bequem Fahrprofile für unterschiedliche Straßenverhältnisse
aktivieren. So kann er sich spontan auf die neue Herausforderung einstellen. Und Sie auch.
Denn Sie wissen, in der Ruhe liegt der Erfolg.

Mehr Informationen bei Ihrem Volkswagen Partner und unter www.volkswagen.de.

1 Optional verfügbare Sonderausstattung. Abbildung zeigt Sonderausstattungen. Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
Stand 10/2018.
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EDITORIAL

                                                          Zukunft gestalten,
        Foto: Faces by Frank

                                                          nicht verwalten
                                                          Der Wähler hat entschieden: Der Bayeri-         Eine prosperierende Wirtschaft braucht
                                                          sche Landtag setzt sich künftig aus sechs       funktionsfähige Verkehrswege. Die mona-
                                                          Fraktionen zusammen, für die Regierung          telange Trockenheit zeigt, dass auf Wasser-
                                                          ist eine Koalition nötig. „Das Beste für Bay-   wege wenig Verlass sein dürfte, selbst wenn
                                                          ern“ war der Slogan der CSU. Letztlich ist      ökologisch fragwürdige Ausbauprojekte
                                                          es eine Aufforderung an die neue Staatsre-      realisiert würden. Wer Güter auf die Bahn
                                                          gierung, denn der Freistaat steht vor gro-      verlagern will, muss diese auch ausbauen.
                                                          ßen Herausforderungen.                          Dem Nordzulauf des Brenner-Basistunnels
                                                          Wir haben Bayerns Unternehmen vor der           kommt existenzielle Bedeutung zu. Es darf
                                                          Wahl gefragt, was sie von der neuen Re-         nicht sein, dass individuell nachvollziehbare
                               Peter Driessen             gierung erwarten. Auf Rang 1 steht der          Einzelinteressen diese gesamtwirtschaft-
                               IHK-Hauptgeschäftsführer   Ausbau des schnellen Internets und des          lich wichtige Maßnahme aufhalten. Ähn-
                                                          flächendeckenden Mobilfunks. Dabei steht        lich verhält es sich mit der 3. Startbahn am
                                                          der Anschluss der Gewerbe- und nicht der        Flughafen München, für die es Baurecht
                                                          Wohngebiete eindeutig im Vordergrund.           gibt und deren Finanzierung steht – ohne
                                                          Digitalisierung ist eben mehr als Netflix,      Belastung des Steuerzahlers!
                                                          Amazon Prime & Co. Wer Industrie 4.0,           Zuversicht kommt auch in der Energie-
                                                          wer Telemedizin will, muss wirtschaftsbe-       politik nicht auf. Bis Ende 2022 werden die
                                                          zogene Anwendungen bevorzugen.                  letzten beiden Kernkraftwerke in Bayern
                                                          Auf Rang 2 steht der Fachkräftemangel,          abgeschaltet. Die Politik will gleichzeitig
                                                          für zwei Drittel aller Firmen ein Problem.      zum Schutz des Klimas aus der Kohle aus-
                                                          Ohne ein besseres Betreuungsangebot für         steigen und propagiert E-Mobilität. Wir
                                                          Kinder und Pflegebedürftige wird es nicht       brauchen also mehr statt weniger Strom.
                                                          zu einer höheren Erwerbsbeteiligung der         Doch woher soll er kommen? Es ist eine
                                                          Frauen kommen. Die Breite des Angebots          völlige Illusion, auf regionale Versorgung zu
                                                          ist wichtiger als dessen Preis. Und wir brau-   setzen, selbst wenn wir die Zahl der Wind-
                                                          chen attraktivere Möglichkeiten, länger als     kraftanlagen in Bayern verdoppeln würden.
                                                          bisher im Alter arbeiten zu können. Doch        Ohne Hochspannungstrassen aus dem Nor-
                                                          Berlin vergrößert mutwillig die Fachkräf-       den, ohne Integration in den europäischen
                                                          telücke, weil Teilzeitarbeit erleichtert und    Strommarkt kann Bayerns Industrie nicht
                                                          vorzeitiger Ruhestand gefördert wird.           bestehen. Sie ist der Rückhalt für den wirt-
                                                          Ganz oben auf der Agenda steht auch der         schaftlichen Erfolg, der übrigens zu 50 Pro-
                                                          Abbau von Bürokratie. Es reicht nicht aus,      zent im Ausland erwirtschaftet wird.
                                                          Existenzgründungen zu erleichtern – es          Die neue Staatsregierung trägt große Ver-
                                                          geht vielmehr um Hunderttausende beste-         antwortung. Die – noch – gute finanzielle
                                                          hender Unternehmen, die in Vorschriften         Lage mit immer weiter steigenden Steuer-
                                                          zum Arbeitsrecht, zum Brandschutz oder          einnahmen darf nicht zu einem steigenden
                                                          in statistischen Meldepflichten schlicht er-    Staatskonsum mit immer neuen Wohltaten
                                                          sticken. E-Government sollte nicht nur Be-      für unterschiedliche Wählergruppen füh-
                                                          hörden nutzen, sondern vor allem Bürgern        ren. Im Mittelpunkt müssen Investitionen
                                                          und Unternehmen. Wie wäre es mit garan-         in die Zukunft Bayerns stehen!
                                                          tierten Bearbeitungszeiten, einer zeitnähe-     Nur das ist eine generationengerechte und
                                                          ren Betriebsprüfung und damit frühzeiti-        damit zukunftssichernde Politik.
                                                          ger Rechtssicherheit mit dem Nebeneffekt,
                                                          die alten Unterlagen endlich entsorgen zu
                                                          können? Wo liegt mein Antrag, wie weit ist
                                                          die Bearbeitung fortgeschritten? Das wol-
                                                          len Antragsteller wissen.

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018                                                                                     3
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I NHALT

                                                                                                                  NAMEN + NACHRICHTEN

                                                                           Foto: Aleksejs_Fotolia.com
                                                                                                                  6     Zuwanderungsgesetz
                                                                                                                        Wirtschaft fordert Sorgfalt

                                                                                                                  PERSONEN + PERSPEKTIVEN
                                                                                                                  10 „Erfolg auf anständige Weise“
                                                                                                                        Claus Hipp setzte früh auf Nachhaltigkeit –
                                                                                                                        als Unternehmer und IHK-Präsident

                                                                                                                  TITELTHEMA
                                                                                                                  12 Mobilität
                                                                                                                        Stadtverkehr: Was kann München von anderen
                                                                                                                        europäischen Metropolen lernen?

12 VERKEHR IN DER CITY                                                                                            16 Energie
                                                                                                                        Synthetische Kraftstoffe als Alternative zu Benzin & Co.
Staus auf den Straßen, Gedränge in Bus und Bahn – Konzepte und
Pilotprojekte gegen den drohenden Verkehrsinfarkt                                                                 18 Citylogistik
                                                                                                                        So lassen sich Lieferfahrten effizienter organisieren

                                                                                                                  STANDORTPOLITIK
                                                                             Foto: etepetete

                                                                                                                  20 Luftfahrt
                                                                                                                        Unternehmen und Forscher arbeiten in Oberbayern an
                                                                                                                        umweltfreundlichen Technologien für den Luftverkehr
                                                                                                                  23 Elternstolz
                                                                                                                        Kampagne wirbt für die berufliche Ausbildung
                                                                                                                  24 Studie
                                                                                                                        Wie sich die Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt auswirkt
                                                                                                                  26 Konjunkturumfrage
                                                                                                                        Die Stimmung bleibt gut – trotz wachsender Risiken
                                                                                                                  29 Region Ingolstadt

34 DIE BESSERE-WELT-GMBH                                                                                                Das IHK Forum spricht sich für Mobilitätsinitiative aus
                                                                                                                  30 Digitalsteuer
Sozialunternehmer wie die Gründer der etepetete GmbH gehen mit ihrem                                                    Studie: die negativen Folgen der EU-Pläne
Geschäftsmodell gesellschaftliche Herausforderungen an
                                                                                                                  32 E-Commerce
                                                                                                                        Haftungsregeln für Plattformen schießen übers Ziel hinaus
                                                                             Foto: Production Perig_Fotolia.com

                                                                                                                  UNTERNEHMEN + MÄRKTE
                                                                                                                  34 Sozialunternehmen
                                                                                                                        Geschäftsziel? Sozialer und ökologischer Fortschritt!
                                                                                                                  38 175 Jahre IHK
                                                                                                                        IHK Talk zum Megatrend Globalisierung
                                                                                                                  42 Seidenstraße I
                                                                                                                        Beim Aufbau können bayerische Unternehmen profitieren
                                                                                                                  44 Seidenstraße II
                                                                                                                        In Kasachstan sind deutsche Firmen gefragte Partner
                                                                                                                  46 i-pointing
                                                                                                                        Wie sich der Präsentationsspezialist von der Konkurrenz
58 LEGALTECH                                                                                                            erfolgreich abgrenzt
Auch das Aufsetzen von Verträgen oder das Erstellen von Mahnungen lassen                                          48 Chemie
sich digitalisieren. Von den Angeboten können viele Unternehmen profitieren.                                            Prämierte Projekte des Responsible-Care-Wettbewerbs

4                                                                                                                     Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018
Wirtscha ft - IHK München
BETRIEB + PRAXIS
50 Verpackung
       Mit nachhaltigen Schachteln, Füllstoffen oder Dosen
       Kosten reduzieren und bei Konsumenten punkten
54 Insolvenzanfechtung
       Was hat sich mit den neuen Regeln in der Praxis geändert?
56 Technologietransfer
       Wie Firmen mit Wissenschaftlern erfolgreich kooperieren
58 LegalTech
       Vom Mahnwesen bis zur Vertragserstellung lassen sich
       viele Arbeitsprozesse digitalisieren
60 IHK Aktuell/Termine
       Erlaubnispflicht für Wohnimmobilienverwalter: Was ist zu tun?

EVENTS                                                                               SIE SUCHEN
62 Auszeichnung
       IHK ehrt Top-Absolventen
                                                                                     GESTALTUNGS-
63 Bits & Pretzels                                                                   FREIRÄUME
       Highlights auf dem Gründerfestival
                                                                                     DIREKT VOM
DA SCHAU HER
                                                                                     EIGENTÜMER?
64 Freistaat Bayern
       100-jähriges Jubiläum: wie der Wohlstand gewachsen ist

RUBRIKEN                                                                             ALLES EINE FRAGE
3      Editorial                                                                     DES STANDORTS.
8      IHK Digital
66 Veröffentlichungen und Bekanntmachungen
  – Terminvorschau für die Fortbildungsprüfungen der IHK für
		 München und Oberbayern 2019
  – Nachwahlen IHK Regionalausschuss München (Landkreis)
                                                                       Stellen Sie sich vor, Sie haben heute
                                                                       3 Mitarbeiter und morgen 30. Dann brauchen
69 Ehrungen/Firmenindex
                                                                       Sie einen zuverlässigen Vermieter, der Sie versteht und
70 Veranstaltungen                                                     un kompliziert auf Ihren Bedarf eingeht, weil er nicht
71 Marktteil                                                           nur mehr Platz für Ihren Erfolg anbieten kann, sondern
74 Vorschau/Impressum                                                  auch eine mitwachsende Infrastruktur. Mit persönlichen
                                                                       Ansprechpartnern direkt vor Ort, die offen auf Ihre
LITERATUR + KULTUR + FREIZEIT
                                                                       Erfordernisse und Ideen eingehen. Weitere Infos und
72 Kulturtipps und -termine                                            provisionsfreie Vermietung unter +49 89 30909990
                                                                       oder info@businesscampus.de

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    Verlagsbeilagenhinweis: B4B Mittelstand; Vedaco GmbH; Urlaub für
    Unternehmer; VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft; Wortmann AG

                                                                       businesscampus.de
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018
Wirtscha ft - IHK München
NAM EN & NACHRIC HTEN

                                                                                     Zuwanderungsgesetz
    PERSONALIA                                                                       Wirtschaft fordert Sorgfalt

    BayBG                                                                            Die IHK für München und Oberbayern                                        so der IHK-Präsident. Er begrüßt, dass die
    Peter Pauli Sprecher der                                                         sieht die vom Bundeskabinett beschlos-                                    Zuwanderung nun auch für beruflich quali-
    BayBG-Geschäftsführung                                                           senen Eckpunkte zur Reform des Zuwan-                                     fizierte Fachkräfte einfacher werde. Ange-
    Seit 1. Oktober                                                                  derungsgesetzes als positives Signal. Bei                                 sichts vieler unbesetzter Lehrstellen seien

                                           Foto: BayBG
    2018 ist Peter                                                                   der weiteren Ausarbeitung des Gesetzes                                    auch die geplanten Erleichterungen für Zu-
    Pauli (54) neuer                                                                 fordert sie aber, die neuen Regeln mittel-                                wanderer, die eine Ausbildung absolvieren
    Sprecher der                                                                     standsfreundlich und bürokratiearm zu ge-                                 wollen, absolut notwendig.
    Geschäftsfüh-                                                                    stalten.                                                                      www.ihk-muenchen.de
    rung der BayBG                                                                   „Der Fachkräftemangel trifft den Mittel-
    Bayerische                                                                       stand besonders stark. Das Fachkräfte-

                                                                                                                                      Foto: olly_Fotolia.com
    Beteiligungsge-                                                                  zuwanderungsgesetz muss deswegen
    sellschaft mbH,                                                                  von vornherein so angelegt werden, dass
    München. Er folgt auf Sonnfried Weber                                            auch Betriebe ohne große Personalabtei-
    (67), der in den Ruhestand gegangen ist.                                         lungen sinnvoll damit arbeiten können“,
                            www.baybg.de                                            so IHK-Präsident Eberhard Sasse. Un-
                                                                                     bürokratische und praxisnahe Lösungen
                                                                                     seien gefragt. „Es sollte beispielsweise im
    BAUER AG                                                                         Ermessen des Unternehmens liegen, ob
    Michael Stomberg neuer                                                           eine ausländische Fachkraft ausreichend
    Vorstandschef                                                                    für eine Tätigkeit qualifiziert ist. Viele in-
    Michael                                                                          ländische Fachkräfte arbeiten schließlich                                 Zuwanderung – Unternehmen brauchen
                                           Foto: EagleBurgmann

    Stomberg (48)                                                                    auch nicht in ihren Ausbildungsberufen“,                                  unbürokratische Lösungen
    hat zum
    1. November
    2018 den Vor-
    standsvorsitz                                                                    Neuer IHK-Arbeitskreis
    der Bauer AG                                                                     „Gemeinsam unternehmen wir Verantwortung“
    übernommen.
    Sein Vorgänger                                                                   Gemeinsam mit ihren Mitgliedsunterneh-                                    Der neue IHK-Arbeitskreis Unterneh-
    Thomas Bauer ist aus dem Vorstand                                                men will die IHK für München und Ober-                                    mensverantwortung hat es sich zur Auf-
    ausgeschieden.                                                                  bayern Nachhaltigkeit als Leitbild einer                                  gabe gemacht, in dieser Zielsetzung politi-
                          www.bauer.de                                              zukünftigen Entwicklung stärken, zur Um-                                  sche Rahmenbedingungen mitzugestalten,
                                                                                     setzung der UN-Agenda 2030 in der Region                                  gemeinsame Positionen zu entwickeln,
    BMW AG                                                                           beitragen und der verantwortungsbewuss-                                   neue Entwicklungen im Bereich „verant-
    Andreas Wendt wird                                                               ten Wirtschaft in der politischen und der                                 wortungsvolles Wirtschaften“ aufzugrei-
    Einkaufsvorstand                                                                 gesellschaftlichen Diskussion eine Stimme                                 fen und die Vernetzung engagierter Unter-
    Der Aufsichts-                                                                   geben. Vor diesem Hintergrund hat die                                     nehmen zu unterstützen.
                                           Foto: BMW

    rat der BMW                                                                      IHK den Arbeitskreis Unternehmens-                                        Vorsitzende ist die Unternehmerin und
    AG, München,                                                                     verantwortung gegründet. Die Basis dafür                                  IHK-Vizepräsidentin Kathrin Wickenhäu-
    hat Andreas                                                                      bietet der IHK-Markenkern „Gemeinsam                                      ser-Egger (Wickenhäuser & Egger AG),
    Wendt (60) zum                                                                   unternehmen wir Verantwortung“.                                           Stellvertreterin ist Sabine Braun, Ge-
    1. Oktober 2018                                                                                                                                            schäftsführerin der akzente kommunika-
    zum Vorstand                                                                                                                                               tion und beratung GmbH.
                                                                 Foto: Tobias Hase

    für Einkauf und
    Lieferantennetz-
    werk bestellt. Der studierte Maschinen-                                                                                                                    IHK-ANSPRECHPARTNER
    bauer war seit Anfang 2017 Leiter des                                                                                                                      Gerti Oswald, Tel. 089 5116-1316
    größten deutschen BMW-Group-Werks                                                                                                                          gertrud.oswald@muenchen.ihk.de
    Dingolfing. Davor führte Wendt acht
    Jahre lang das Werk Regensburg.
                      www.bmwgroup.com                                                                                                                        Der neue IHK-Arbeitskreis
                                                                                                                                                               Unternehmensverantwortung

6                                                                                                                     Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018
Wirtscha ft - IHK München
N A ME N & N A C H RI C H T E N

Internet

                                                                                                                Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2018
                                                     Smartphones vorn                                                                                              KURZ & KNAPP
Am liebsten mobil ins Netz
                                                      Internetnutzung nach Endgeräten
                                                      (1. Quartal 2018, Mehrfachnennungen)
Internetnutzer in Deutschland gehen vor                                                                                                                            Beschäftigung
                                                          87 %
allem mobil online. 87 Prozent der User                                                                                                                            Bruttoverdienste in Bayern gestiegen
über zehn Jahren surfen bevorzugt mit                                                                                                                              Vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer
                                                                      65 %         62 %
Smartphones im Internet, so das Statis-                                                                                                                            verdienten im zweiten Quartal 2018 in
tische Bundesamt. Es folgen Laptops,                                                         46 %                                                                  Bayern monatlich durchschnittlich 4 082
Desktop-PCs und Tablets. 16 Prozent nut-                                                                                                                           Euro (ohne Sonderzahlungen). Der Index
zen für den Internetzugang auch andere                                                                                                                             der Bruttomonatsverdienste von Voll-
Endgeräte wie beispielsweise Media-Play-                                                               16 %                                                        zeitbeschäftigten stieg im Vergleich zum
er, E-Book-Reader oder Smart Watches                   Handys        Laptops     Desktop-    Tablets   Andere                                                      Vorjahresquartal um 2,5 Prozent, so das
(s. Grafik).                                            und                        PCs                                                                             Bayerische Landesamt für Statistik.
                                                     Smartphones
    www.destatis.de                                                                                                                                                   www.statistik.bayern.de

                                                                                                                                                                   IHK-Ratgeber
                                                                                                                                                                   Rund ums Arbeitsrecht
Irreführendes Angebot
                                                                                                                                                                   Von der Einstellung von Mitarbeitern
Vorsicht bei Formularen einer „Datenschutz-Zentrale“                                                                                                               über die richtige Vertragsgestaltung
                                                                                                                                                                   bis hin zu Abmahnung, Kündigung und
Unternehmen erhalten neuerdings Fax-                tungen zur Umsetzung der DSGVO. Nach                                                                           Zeugnis – der Ratgeber der IHK für
sendungen der „DAZ Datenschutzaus-                  IHK-Einschätzung erscheint der Preis für                                                                       München und Oberbayern gibt online
kunft-Zentrale, Lehnitzstraße 11, 16515             eine solche Leistung außergewöhnlich                                                                           einen Überblick über die wichtigsten
Oranienburg“. Per „Eiliger Fax-Mitteilung“          hoch. Außerdem hat laut Recherchen des                                                                         Aspekte des Arbeitsrechts. Links führen
wird dazu aufgerufen, die Daten auf einem           Deutschen Schutzverbands gegen Wirt-                                                                           zu vertiefenden Informationen bei den
Formular per Unterschrift zu bestätigen             schaftskriminalität (DSW) das Unterneh-                                                                        jeweiligen Rechtsfragen.
und per Fax zurückzusenden. Das Formu-              men DAZ Datenschutzauskunft-Zentrale
                                                                                                                                                                      www.ihk-muenchen.de/arbeitsrecht
lar, das einen amtlichen Anschein erweckt,          bisher kein Gewerbe angemeldet.
verweist auf eine „gesetzliche Pflicht zur          Die IHK rät: Eine Pflicht zur Unterzeich-
                                                                                                                                                                   Reiserecht
Umsetzung des Datenschutzes“ sowie die              nung des Formulars besteht nicht! Betrof-
                                                                                                                                                                   IHK-Infoblätter
„Erfüllung der Anforderungen der seit               fene IHK-Mitglieder können die Formulare
25.05.2018 geltenden europäischen Daten-            an ihre zuständige IHK schicken. Wurde
                                                                                                                                                                   Die EU-Pauschalreiserichtlinie ist in
                                                                                                                                                                   deutsches Recht umgesetzt. Das seit
schutz-Grundverordnung“. Für die Rück-              irrtümlich unterzeichnet und ungewollt ein
                                                                                                                                                                   1. Juli 2018 geltende neue Reiserecht
sendung wird eine Frist gesetzt.                    Abo abgeschlossen, sollte (der Einfachheit
                                                                                                                                                                   berücksichtigt jetzt auch Onlineange-
Tatsächlich handelt es sich um schlichte            halber per Fax) sofort eine Anfechtung und
                                                                                                                                                                   bote und stärkt den Verbraucherschutz.
Werbung und ein unverbindliches Pro-                vorsorgliche Kündigung erklärt werden.
                                                                                                                                                                   Unternehmen müssen besonders darauf
duktangebot. Wer unterschreibt, geht ein            Dies gilt auch dann, wenn der Betroffene
                                                                                                                                                                   achten, ihre Informationspflichten
Abonnement über drei Jahre ein, das insge-          bereits eine Rechnung erhalten hat.
                                                                                                                                                                   gegenüber den Reisenden zu erfüllen.
samt fast 1 500 Euro kostet. Es umfasst die         Informationen zur Anfechtung wegen
                                                                                                                                                                   Die IHK für München und Oberbayern
Zusendung von Informationsmaterial, aus-            Irrtum und Täuschung gibt es unter:
                                                                                                                                                                   zeigt in ihren Infoblättern, worauf es
füllfertige Muster, Formulare und Anlei-                www.ihk-muenchen.de/abzocke
                                                                                                                                                                   ankommt.
                                                                                                                                                                       www.ihk-muenchen.de/de/Service/
                                                                                                                                                                   Recht-und-Steuern/Vertragsrecht/
                                                                                                                                                                   Reiserecht
DIHK-Report
Tourismusbranche weiter im Aufwind

Der Ausnahmesommer 2018 verschaffte                 optimistisch für Sommersaison – Gast-                                                                             Schaden durch Sabotage,
der deutschen Tourismuswirtschaft un-               gewerbe mit verhaltenen Aussichten“ des                                                                         Datenklau und Spionage für die
verhofft gute Gästezahlen. Der Fachkräf-            Deutschen Industrie- und Handelskam-                                                                                 deutsche Industrie:
temangel trübt jedoch die Stimmung in               mertags (DIHK). Die Erhebung beruht auf                                                                             43 Milliarden Euro
der Branche. Sieben von zehn Gastbetrie-            gut 4 500 Antworten, die die 79 Industrie-                                                                                 (2017 und 2018)
ben sehen hier mittlerweile ein Risiko für          und Handelskammern bei ihren Mitglieds-                                                                         Quelle: Umfrage Bitkom-Verband/Bundesamt für
ihre Geschäftsentwicklung. Das zeigt die            unternehmen eingeholt haben.                                                                                                  Verfassungsschutz

aktuelle Tourismusstudie „Reisemittler                 www.dihk.de – Suchbegriff „Reisemittler“

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018                                                                                                                                                  7
Wirtscha ft - IHK München
www.ihk-muenchen.de
                                                                                                     #IHK175
                                                                                                     IDEEN  HABEN KRAFT
                                 Oberbayern
                                   Oberbayern

                                                                                                     IHK
                                                                                                     175 Talk
                                                                                                         JahreNachhaltigkeit
                                                                                                               IHK
                            undund

                                                                                                     Zum   JubiläumNachhaltigkeit
                                                                                                     Was bedeutet     richtet die IHKfür
                                                                                                                                      dendie
                                                                                                                                           Blick in die Zukunft.
                                                                                                                                             Wirtschaft?
                   für München
                IHKMünchen

                                                                                                     Insgesamt    sechs Vortragsevents   in besonderen
                                                                                                     Welchen Beitrag kann sie beispielsweise zum Erhalt
                                                                                                     Locations   – das Umgebung
                                                                                                     der natürlichen   sind die IHKleisten?
                                                                                                                                     Talks. Jede
                                                                                                                                             DamitVeranstaltung
                                                                                                                                                     beschäftigt
                                                                                                     greift
                                                                                                     sich der IHK Talk auf dem Gipfel der Zugspitze. für
                                                                                                            ein Thema   auf, das von  großer  Bedeutung
          Foto:für

                                                                                                     die Zukunft unserer Welt ist. Lassen Sie sich
    Foto: IHK

                                                                                                        www.ihk-muenchen.de/175
                                                                                                     inspirieren und feiern Sie mit.
                                                                                                        www.ihk-muenchen.de/175

                                         AKTUELL ONLINE                                               IHK Weiterbringer
                                                                                                           Existenz
                                                                                                      Erfolgreichsind
                                                                                                      Weiterbringer und
                                                                                                                      wiesicher  gründen!
                                                                                                                          ein Kompass: Sie geben eine
                                         Datenschutz-Grundverordnung DSGVO
                                         Brexit  – was ist jetzt zu tun?
                                         Die Schonfrist ist um: Seit 25. Mai 2018 ist die Daten-
                                                                                                      Richtung vor, an der sich andere orientieren können.
                                                                                                      Angehende Firmenchefs und Jungunternehmer er-
                                                                                                      Sie prägen andere Menschen und beeinflussen de-
                                         Der Brexit steht bevor – Stichtag
                                         schutzgrundverordnung     (DSGVO)istinder 29.Worauf
                                                                                Kraft. März 2019.     fahren an einem Tag alles Wesentliche für einen er-
                                                                                                      ren beruflichen Werdegang positiv. Ab sofort sam-
                                         Die Zeit zur
                                         müssen       Vorbereitung
                                                  Firmen            wird knapp. Unternehmen
                                                          jetzt achten?                               folgreichen Start in die Selbstständigkeit. Die IHK
                                                                                                      meln wir Geschichten von Weiterbringern und jenen,
                                         finden auf unserer Brexit-Webseite Informationen,            Existenz am 10. November 2018 bietet über 100 Vor-
                                                                                                      die bereits einen Schritt „weiter“gekommen sind.
                                         wiewww.ihk-muenchen.de/dsgvo
                                             sie sich auf den Ausstieg Großbritanniens aus            träge, Workshops und Diskussionsrunden.
                                         der EU einstellen können.                                      www.ihkexistenz.de
                                                                                                        ihkweiterbringer.de
                                           www.ihk-muenchen.de/brexit
                                         Fußball-WM:    Wie darf ich werben?
                                         Wenn Unternehmen ihre Produkte und Dienstleis-               LINKS DES MONATS
                                         tungen im Kontext der Weltmeisterschaft vermarkten
                                         Verpackungsgesetz
                                         möchten, gilt es, einige Spielregeln zu beachten.            Businessplan – Anleitung
                                                                                                      Gewerbeerlaubnisse        und–Mustervorlagen
                                                                                                                           der IHK  Anträge und Infos
                                         Ab 2019
                                         Sonst   gilt eine
                                               kann   eineWM-Werbekampagne
                                                           neue Registrierungspflicht  fürteuer
                                                                                 richtig                www.ihk-muenchen.de/businessplan
                                                                                                        www.ihk-muenchen.de/gewerbeerlaubnisse
                                         Unternehmen.
                                         werden.         Was Firmen beachten müssen.
                                                                                                      Abmahnung   – was tun?
                                                                                                      Ausfuhr von Waren  mit Carnet A.T.A.
                                                  www.ihk-muenchen.de/verpackung
                                                  www.ihk-muenchen.de/fussball-wm
                                                                                                        www.ihk-muenchen.de/abmahnung
                                                                                                        www.ihk-muenchen.de/carnet

                                         Legal
                                         PublicTech
                                                Viewing                                               Bürokratieabbau  – wo wünschen
                                                                                                      Alles über außergerichtliche      sich
                                                                                                                                   Streitbeilegung
                                         Auch  juristische
                                         Sie wollen         Arbeitsprozesse
                                                      in Ihrem  Unternehmen   lassen  sich der
                                                                                die Spiele            Unternehmer   Entlastung?
                                                                                                         www.ihk-muenchen.de/mediation
                                         digitalisieren.
                                         Fußball-WM im TV oder auf GroßbildleinwandMarkt-
                                                          Die IHK bietet eine  umfassende    über-       www.ihk-muenchen.de/buerokratie
                                         übersicht  zu Angeboten
                                         tragen? Beim               für Selbstständige,
                                                          Public Viewing                  Einzel-
                                                                          gibt es viele Auflagen      Auszubildende einstellen – so geht's!
                                         unternehmer
                                         der FIFA.       und KMU.                                     Ratgeber Arbeitsrecht
                                                                                                        www.ihk-muenchen.de/ausbildungsvertrag
                                                                                                        www.ihk-muenchen.de/arbeitsrecht
                                                  www.ihk-muenchen.de/legaltech
                                                  www.ihk-muenchen.de/publicviewing
                                                                                                      Businessplan – Anleitung und Mustervorlagen
                                                                                                      Kündigung rechtssicher gestalten
                                                                                                        www.ihk-muenchen.de/businessplan
                                                                                                        www.ihk-muenchen.de/kuendigung
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                                                                                                        www.ihk-muenchen.de/innovationsfoerderung
                                                                                                                                                                   Foto: Flavio Takemoto/freeimages.com

                                                                                                        www.ihk-muenchen.de/unternehmensnachfolge
                                                    @IHK_MUC

                                                IHK-Newsletter und IHK-Magazin
                                                Den IHK-Newsletter können Sie abonnieren unter: www.ihk-muenchen.de/newsletter
                                                Das IHK-Magazin steht online unter: www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin

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                                                                                           Vielseitig interessiert – Claus Hipp
                                                                                                im georgischen Konsulat, das
                                                                                                     Gemälde stammt von ihm

10                                                              Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018
U N T E R N E H ME R P R O FI L | P E R S O N E N & P E R S PE K T I V E N

          „Erfolg auf anständige Weise“
    Claus Hipp feierte gerade seinen 80. Geburtstag. Früh setzte er in seinem Betrieb
     auf Nachhaltigkeit. Auch als IHK-Präsident arbeitete er erfolgreich daran, den
  scheinbaren Widerspruch zwischen Ökonomie und Ökologie aufzulösen. HARRIET AUSTEN

C
        laus Hipp empfängt im georgischen           Betrieb. Für ihn war es selbstverständlich,    haftet er persönlich. „Auf anständige Wei-
        Konsulat in Münchens Innenstadt             in die Firma einzutreten. Gleich nach dem      se Erfolg haben“ lautet der Kern seines
        – an einem großen Holztisch, um-            Jurastudium setzte er sich zum Vater ins       Unternehmertums.
rahmt von eigenen Gemälden. Ein helles,             Büro und lernte alles von der Pike auf. Da-    Dieses Werteverständnis zu stärken war
freundliches Büro mit Blick auf die Türme           durch war er in der Lage, nach dem Tod         auch sein vornehmliches Ziel als früherer
der Frauenkirche, sein zweiter Arbeitsplatz         des Vaters als 29-Jähriger die Geschäftsfüh-   IHK-Präsident. „Er war seiner Zeit weit vor-
neben der Firma in Pfaffenhofen/Ilm. Hipp           rung zu übernehmen. Seine erste Aufgabe:       aus“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Peter
ist seit 2008 Honorarkonsul von Georgien            „Den führenden Mitarbeitern zu zeigen,         Drießen. Hipp habe die IHK mit dem The-
und erfüllt diese Aufgabe mit großer Freu-          dass es wieder einen Chef gibt.“ Einen, der    ma Nachhaltigkeit vertraut gemacht und
de. „Ich bin auch offizieller Vertreter der         zäh und unbeirrt seinen eigenen Weg geht.      „erfolgreich daran gearbeitet, den schein-
georgischen IHK“, bemerkt der 80-Jährige.                                                          baren Widerspruch zwischen Ökonomie
Über Erfahrung in einem solchen Ehren-              „Sich selbst treu bleiben“                     und Ökologie aufzulösen“.
amt verfügt er reichlich. Schließlich war er        Gegen alle Widerstände führte Hipp die         Nach dem Vorbild seines Vaters vermittelte
von 1998 bis 2004 der Präsident der IHK             1956 von Vater Georg begonnene Biostra-        Hipp auch seinen Söhnen Stefan (50) und
für München und Oberbayern.                         tegie fort. Dabei nahm er Rückschläge in       Sebastian (46) die Freude am Unterneh-
Hipp ist ein Mann mit vielen Talenten. Unter        Kauf. Als er 1998 verkündete: „Unser Weg       mertum und nahm sie schon früh in den
seiner Leitung entwickelte sich das Famili-         ist Bio“ und „Wir werden noch teurer“, ver-    Betrieb mit. Beide sind seit mehr als 15
enunternehmen HiPP zu einem führenden               bannte die damals kräftig expandierende        Jahren in der Geschäftsführung tätig. Der
Hersteller von Baby- und Kindernahrung.             Drogeriekette Schlecker die HiPP-Produk-       Seniorchef geht nach wie vor jeden Tag
In Deutschland beträgt der Marktanteil 45           te aus ihren Regalen. Der Babykostliefe-       in sein Büro im oberbayerischen Pfaffen-
Prozent. Als Vorreiter des ökologischen             rant musste erhebliche Umsatzeinbußen          hofen und ist bei wichtigen Entscheidun-
Landbaus setzte er in der Branche Quali-            hinnehmen, bis Schlecker die HiPP-Gläs-        gen dabei. Er gesteht den Söhnen aber zu,
tätsstandards für Bioprodukte.                      chen wieder ins Angebot nahm. „Das kön-        ehrlich zu sagen, wenn sie ihn nicht mehr
„Mit seinem Einsatz für Nachhaltigkeit und          nen nur Familienbetriebe: Opfer bringen,       brauchen. „Ich bin der Austragsbauer, sie
Umweltbewusstsein gilt er als Prototyp des          sich selbst treu bleiben, langfristig den-     machen die Arbeit“, sagt er lachend. 
Ehrbaren Kaufmanns“, würdigt IHK-Präsi-             ken“, sagt Hipp. Auf lange Sicht habe sich     www.hipp.de
dent Eberhard Sasse seinen Amtsvorgän-              der konsequente Nachhaltigkeitskurs ge-
ger. Ehrungen und äußerer Erfolg seien              lohnt, der Wirtschaft, Umwelt und Soziales
ihm dabei nie wichtig gewesen. „Im Gegen-           in Einklang bringt.                              Zur Person
teil“, meint Sasse. „Er hat diese nur als An-       „Viele kleine Schritte in die richtige Rich-     Claus Hipp, promovierter Jurist, war
sporn genommen, der Gesellschaft noch               tung“, in dieser Strategie sieht der Unter-      im Reitsport aktiv, machte eine künst-
mehr zurückzugeben.“ Hipp ist zudem Mu-             nehmer die Basis seines Aufstiegs. Hipp          lerische Ausbildung und leitete die
siker und freischaffender Künstler, dessen          zeigte der Branche, dass man ökonomisch          elterliche Landwirtschaft. 1964 trat er in
abstrakte Bilder weltweit in Ausstellungen          wirtschaften kann, wenn man den biologi-         den 1932 gegründeten Familienbetrieb
und im öffentlichen Raum präsent sind.              schen Landbau vorantreibt – die Gruppe           ein und übernahm 1968 mit seinen Brü-
Beides bereichere sich gegenseitig, findet          ist der weltweit größte Verarbeiter biologi-     dern Paulus und Georg die Geschäfts-
Hipp: „Die Kreativität aus der Kunst hilft          scher Rohwaren – und gesetzliche Schad-          leitung. Die HiPP-Gruppe (950 Millionen
auch im Unternehmertum.“                            stoffgrenzwerte sogar noch unterschreitet.       Euro Umsatz, 3 500 Mitarbeiter) ist in
Sein Ideenreichtum, stets Wendepunkt und            Dabei verschaffte ihm die personenbe-            Deutschland Marktführer bei Baby- und
Motor in seinem Leben, war von Anfang an            zogene Werbung („Dafür stehe ich mit             Kindernahrung. Der Unternehmer war
gefragt. Aufgewachsen in Landwirtschaft             meinem Namen“) einen deutlichen Wett-            von 1998 bis 2004 Präsident der IHK für
und Firma („Beides möchte ich nicht mis-            bewerbsvorteil. „Bei sensiblen Produkten         München und Oberbayern. Seit 2008 ist
sen“), entwickelte er eine „frühe, natürli-         wie Baby- und Kindernahrung sollen die           er Honorarkonsul von Georgien.
che Beziehung zur Arbeit“. Als 16-Jähriger          Eltern wissen, wer dahintersteckt“, ist          Hipp ist verheiratet und hat fünf Kinder.
leitete er bereits den landwirtschaftlichen         Hipp überzeugt. Er weiß auch: Für Fehler

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018                                                                                 11
Foto: Aleksejs_Fotolia.com
                             T I T E LTHEM A | STADTVER K EHR

                                              Mit Roboterbus und App
                                     Stau auf den Straßen, Gedränge in Bussen und Bahnen. München droht der
                                 Verkehrsinfarkt – so wie vielen Metropolen. Wie planen europäische Großstädte die
                                  Mobilität der Zukunft? Eignen sich ihre Konzepte für Bayerns Landeshauptstadt?
                                                       Eine Serie – Teil eins: Helsinki. ULI DÖNCH

12                                                                           Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018
S TA D T V E R K E H R | T I T E LT H E M A

                                                                                                       M
                                                                                                                 ünchen hat ein Problem, das die
                                                                                  München aus der                Stadt mit Metropolen der Welt
                                                    Vogelperspektive – wie bleiben alle Ziele in der             teilt: Der Verkehr stockt, die
                                                                      Stadt zuverlässig erreichbar?    Straßen sind dicht, die Parkplätze rar. „Der
                                                                                                       Bedarf der Menschen an urbaner Mobilität
                                                                                                       und der Unternehmen an urbaner Logistik
                                                                                                       wächst, gleichzeitig sind die Ressourcen
                                                                                                       und Kapazitäten in der Stadt knapp“, ana-
                                                                                                       lysiert Korbinian Leitner, Referatsleiter
                                                                                                       Verkehrsinfrastruktur und Mobilität der
                                                                                                       IHK für München und Oberbayern. „Vor
                                                                                                       allem die Hauptverkehrsstraßen lassen
                                                                                                       sich nicht beliebig erweitern.“
                                                                                                       Trotz dieser angespannten Situation gilt
                                                                                                       weiterhin das Leitbild: Alle Verkehrsteil-
                                                                                                       nehmer sollen ihre Ziele in der Stadt be-
                                                                                                       rechenbar, zuverlässig und komfortabel
                                                                                                       erreichen können. Ganz gleich, ob gewerb-
                                                                                                       licher Gütertransport, privater Individual-
                                                                                                       verkehr oder öffentliche Verkehrsmittel.
                                                                                                       Aber wie kann das gelingen?
                                                                                                       Die naheliegende Lösung: Das vorhande-
                                                                                                       ne Straßennetz muss sinnvoller genutzt
                                                                                                       werden, gerade weil es sich um ein solch
                                                                                                       knappes Gut handelt. Das lässt sich errei-
                                                                                                       chen, indem sich die Menschen für effizi-
                                                                                                       entere Verkehrsmittel entscheiden – sich
                                                                                                       also so fortbewegen, dass sie die vorhan-
                                                                                                       dene Fläche optimal nutzen.

                                                                                                       Flächeneffiziente
                                                                                                       Verkehrsmittel nutzen
                                                                                                       Dabei ist klar: Individualverkehr – Auto,
                                                                                                       Motorrad, ja sogar das Fahrrad – benötigt
                                                                                                       mehr Platz auf der Straße als öffentliche
                                                                                                       Verkehrsmittel wie etwa Bus und Bahn. Zu
                                                                                                       diesem Schluss kommen alle wissenschaft-
                                                                                                       lichen Studien. Sie errechnen die Anzahl
                                                                                                       der Personen pro Quadratmeter, die sich
                                                                                                       auf dieser Fläche fortbewegen beziehungs-
                                                                                                       weise transportiert werden. IHK-Verkehrs-
                                                                                                       experte Korbinian Leitner: „Wir alle soll-
                                                                                                       ten also häufiger Fahrzeuge nutzen, die
                                                                                                       flächeneffizient sind. Das bedeutet, umzu-
                                                                                                       steigen von den individuellen, viel Platz be-
                                                                                                       anspruchenden Verkehrsmitteln.“
                                                                                                       Umsteigen – das würden viele gern tun.
                                                                                                       Aber weder in München noch in einer
                                                                                                       anderen deutschen Großstadt schaffen es
                                                                                                       die öffentlichen Verkehrsmittel derzeit, die
                                                                                                       drei Grunderfordernisse der Verkehrsteil-
                                                                                                       nehmer zu erfüllen:
                                                                                                       •berechenbar: Der Verkehrsteilnehmer
                                                                                                         erreicht sein Ziel, seinen individuellen
                                                                                                         Bedürfnissen entsprechend, zu jeder

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018                                                                                    13
T I T E LTHEM A | STADTVER K EHR

                                                                                                           Helsinki           Staus aus und ermöglichen es, das Paket
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                                                                                                           investiert in      dem Kunden bis in die Wohnung zu brin-
                                                                                                           den Nahverkehr     gen (siehe auch S. 18). In München läuft
                                                                                                           – zum Beispiel     noch bis September 2020 ein Projekt, in
                                                                                                           in die Roboter-    dem Gewerbetreibende diese Lastenfahr-
                                                                                                           Buslinie 94 R      räder testen können (www.muenchen.
                                                                                                                              de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-
                                                                                                                              Arbeit-und-Wir tschaft/News/lastenrad-
                                                                                                                              mikrodepots.html).
                                                                                                                              Damit diese flexible Kette von Verkehrs-
                                                                                                                              mitteln auch funktioniert, ist eine nutzer-
                                                                                                                              freundliche Plattform erforderlich. Das
                                                                                                                              kann zum Beispiel eine App sein, an die
                                                                                                                              alle Dienstleister andocken können: Bahn,
                                                                                                                              öffentlicher Nahverkehr, Transportunter-
                               Tageszeit und nach einem regelmäßigen        Verkehrsmitteln selbst organisieren, etwa         nehmen, Fahrrad- und Rollerverleiher,
                               Fahrplan,                                    per App.                                          Taxiunternehmer und natürlich die End-
                             •zuverlässig: Bus oder Bahn sind pünkt-       Beispiel 1: Ein Pendler startet mit dem           kunden.
                               lich oder haben so gut wie keine Verspä-     Auto zu Hause, stellt sein Fahrzeug am            All das haben die Menschen in Finnland
                               tungen oder Ausfälle, da sich sonst Ter-     Park & Ride-Platz ab, fährt per Bus oder          schon.
                               mine nicht einhalten lassen,                 Bahn in die Stadt und entscheidet dann,
                             •komfortabel: Der Nutzer hat seinen per-      wie er zu seinem Job kommt: ob weiter mit         Vorbild Helsinki –
                               sönlichen Freiraum, bekommt einen Sitz-      öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß, per         Mobilitätsplattformen und
                               platz und genießt ein angenehmes Um-         Taxi oder per Leihroller beziehungsweise          autonomes Fahren
                               feld, so wie in seinem Auto.                 Leihfahrrad (Call a Bike, MVG-Rad etc.).          Die finnische Hauptstadt Helsinki verfolgt
                                                                            Beispiel 2: Ein Unternehmen soll einem            ein cleveres Verkehrskonzept, das auf zwei
                             Eine Kette von                                 Privatkunden ein Paket liefern. Der Dienst-       Säulen basiert:
                             Verkehrsmitteln nutzen                         leister transportiert es zuerst in einem          •einfache und einheitliche Mobilitätsplatt-
                             Das Problem ist bekannt, Verkehrsexper-        Klein-Lkw zur nächsten Bahnstation, die             formen („Mobility Sharing“): Die Stadt
                             ten in aller Welt arbeiten an einer Lösung.    Bahn liefert es nach München.                       nennt ihr Konzept „Mobility-as-a-Service“
                             Ein Ansatz dabei ist Konnektivität. Das        Dort in der Stadt übernimmt ein neuer               oder kurz MaaS. Ziel ist, dass kein Ein-
                             bedeutet: Wer unterwegs ist, nutzt viele       Transporteur per E-Auto. Oder per Elek-             wohner Helsinkis ab 2025 mehr einen
                             unterschiedliche Transportmittel – Auto,       trolastenfahrrad: Diese Zwei- und Drei-             eigenen Pkw braucht.
                             Fahrrad, Bus, Bahn –, die eng miteinander      räder sind ideal für die engen Straßen            •Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel
                             vernetzt sind. Der Nutzer kann sich seinen     im Zentrum, sie müssen nicht in zweiter             (auch der autonom fahrenden): Die Stadt
                             Weg von Tür zu Tür durch diese Kette von       Reihe parken, lösen so keine zusätzlichen           investiert vor allem in den Nahverkehr.
                                                                                                                                So startete im November vergangenen
                                                                                                                                Jahres eine neue U-Bahn-Linie. Sie ver-
                              Fakten Helsinki                                                                                   bindet Helsinki mit der Nachbarstadt
                              • Helsinki ist mit 645 000 Einwohnern eine     Einwohner ihr Auto (22 Prozent des                Espoo.
                                 vergleichsweise kleine europäische           gesamten Verkehrsaufkommens).                   Aktuelles Highlight ist seit Mitte Mai eine
                                 Hauptstadt. Bis 2050 erwartet Helsinki                                                       Roboter-Buslinie, die auf die Fahrpläne
                                                                             • In Helsinki haben nur 403 von 1 000 Ein-
                                 weitere 110 000 Einwohner.                                                                   der klassischen Bus- und Bahnlinien ab-
                                                                                wohnern ein Auto zugelassen, deutlich
                                                                                                                              gestimmt ist. Seit Mitte Mai befördert die
                              • Z ur Hauptstadtregion mit insgesamt            weniger als im Landesdurchschnitt
                                                                                                                              Linie 94 R (R = Robot) nach zweijähriger
                                1,4 Millionen Einwohnern gehören auch           (548 von 1 000).
                                                                                                                              Testphase ganz regulär Passagiere an je-
                                die Nachbarstädte Espoo, Vantaa und
                                                                             • Das Nahverkehrsnetz wird weiter               dem Werktag zwischen 9 und 15 Uhr.
                                Kauniainen.
                                                                                ausgebaut. Das Ziel: Bis 2025 soll kein       Der Bus des französischen Herstellers Na-
                              • Das Verkehrssystem konzentriert sich auf       Einwohner mehr ein Auto benötigen –           vya fährt automatisch, an Bord ist anfangs
                                 das Zentrum Helsinkis. Die Verbindungen        das bedeutet aber nicht, dass Autos ab        nur noch eine Aufsichtsperson. Er startet
                                 zwischen den Außenbezirken und dem             diesem Zeitpunkt in der Stadt verboten        an einer klassischen Bushaltestelle und
                                 Kern der Stadt funktionieren gut.              sind.                                         übernimmt dort die Fahrgäste, die bis zum
                              •D
                                ank des großzügig ausgebauten öf-           • Helsinki hat angekündigt, bis zum Jahr        Kivikko Sports Park weiterfahren wollen.
                               fentlichen Nahverkehrs nutzen wenige             2035 eine CO2-neutrale Stadt zu werden.       Der Robo-Bus fährt immerhin bis zu 18
                                                                                                                              Stundenkilometer schnell und überbrückt

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S TA D T V E R K E H R | T I T E LT H E M A

so die sogenannte letzte Meile von einem            man sie ganzjährig im öffentlichen Nahver-    Wünschen – eines oder mehrere auswäh-
gewöhnlichen Nahverkehrsstopp zum end-              kehr einsetzt. Wir brauchen bessere Algo-     len und stellen sich so ihre persönliche
gültigen Ziel der Reisenden – obendrein             rithmen und bessere Sensoren – vor allem,     Mobilitätskette zusammen: berechenbar,
soll er kostengünstiger sein als alle ande-         wenn wir auf die Aufsichtsperson im Bus       zuverlässig, komfortabel.
ren Alternativen.                                   verzichten wollen. Unser Ziel ist, dass ein   Damit das reibungslos funktioniert, ist eine
„Das Robo-Bus-Projekt untersucht, wie               Mensch nicht nur einen Bus, sondern viele     einheitliche Basis für alle Anbieter nötig –
ausgereift die autonome Fahrtechnolo-               Busse beaufsichtigen kann. Damit ließen       meist eine App. Eine solche Anwendung
gie bereits ist und wie sie sich im realen          sich die Betriebskosten so weit senken,       kann ein unabhängiger Dritter bereitstel-
Verkehrsumfeld einsetzen lässt“, erklärt            dass es ökonomisch praktikabel ist.“          len. Oder ein Mobilitätsdienstleister, der
Co-Projektleiter Eetu Rutanen von der Me-           Im Rahmen der Mobilitätsoffensive MaaS        zulässt, dass auch die anderen Anbieter
tropolia-Universität Helsinki, die diesen           können Bürger und Touristen öffentliche       ihre Dienste dort offerieren.
Versuch gemeinsam mit der Stadt durch-              und private Verkehrsanbieter bequem
führt. „Eines unserer wichtigsten Ziele ist,        miteinander kombinieren, um ihr Ziel zu       Was heißt das für München?
Unternehmen eine innovative Plattform zu            erreichen. Sie mixen die Transportmittel      Derzeit existieren in der Landeshauptstadt
bieten, damit sie ein für sie ökonomisch            Fahrrad, Elektroroller, Bus, Taxi, Miet-      zwar viele erfolgreiche Einzelinitiativen
lohnendes automatisches Bus-Transport-              wagen. Dabei buchen und bezahlen sie          wie etwa Leihfahrräder der Bahn (Call a
system für die letzte Wegstrecke zwischen           ihre innerstädtische Reise über eine          Bike) und der Münchner Verkehrsgesell-
der klassischen Haltestelle und dem Büro            Smartphone-App – und brauchen nur ein         schaft (MVG Rad), aber eben noch keine
oder dem Wohnsitz der Nutzer entwi-                 einziges Ticket. Der Nutzer tippt Start und   einheitliche und einfache Lösung für alle
ckeln.“ Langfristig will die Großregion Hel-        Ziel ein. Dann nennt ihm die App den op-      Verkehrsmittel. IHK-Verkehrsexperte Leit-
sinki auch die angrenzenden Gebiete an              timalen Weg – inklusive aller benötigten      ner betont daher: „Wir wünschen uns auch
ein Robo-Bus-System anschließen.                    Verkehrsmittel.                               für München eine Plattform, die sämtliche
Welches sind die ersten Erkenntnisse aus            Derartige multimodale Konzepte sind die       Mobilitätsangebote integriert.“ 
den Tests? Oscar Nissin, Co-Projektleiter           Zukunft der städtischen Verkehrsplanung.
der Metropolia-Universität: „Wir haben ge-          Die Reisenden brauchen sich nicht mehr        IHK-ANSPRECHPARTNER
lernt, dass diese autonomen Systeme noch            nur auf ein Transportmittel festzulegen.      Korbinian Leitner, 089 5116-1770
weiterentwickelt werden müssen, wenn                Sie können – nach ihren individuellen         korbinian.leitner@muenchen.ihk.de

                                                                                                                                                 Foto: Ikars Kublins_Fotolia.com
   Helsinki – bis 2025 soll kein Einwohner
   mehr ein Auto benötigen, um seine Ziele in der
   Stadt bequem zu erreichen

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018                                                                               15
T I T E LTHEM A | EN ER GIE

                                                                   Sprit fürs Klima
                                    Können synthetische Kraftstoffe langfristig zu einer umweltschonenden
                                 Alternative für fossile Energieträger wie Benzin, Diesel oder Kerosin werden?
                                      Neue Forschungsergebnisse klingen vielversprechend. JOSEF STELZER

                    D
                                  er Verbrennungsmotor hat noch                  ohne zeitraubendes Nachladen. Die Lade-        fahren zur Erzeugung flüssiger E-Fuels,
                                  längst nicht ausgedient. Von den               infrastruktur ist überdies noch sehr löch-     die als klima- und umweltschonender Er-
                                  rund 1,84 Millionen Pkws, die im               rig und die Anschaffung vergleichsweise        satz für fossile Kraftstoffe dienen könnten,
                         ersten Halbjahr 2018 bundesweit neu zu-                 teuer. So überrascht es nicht, dass Stromer    bezeichnet man auch als Power-to-Liquid
                         gelassen wurden, ist die überwältigende                 nur wenig gefragt sind: Lediglich 0,9 Pro-     oder kurz: PtL (siehe Kasten rechts). Die
                         Mehrzahl mit Benzin (62 Prozent) oder                   zent der in den ersten sechs Monaten 2018      bekannten Verbrennungsmotoren, aber
                         Diesel (32 Prozent) unterwegs. Die Fahr-                neu zugelassenen Pkws fahren rein elekt-       auch Tankstellen und Zapfsäulen lassen
                         zeuge sind ausgereift, das Tankstellennetz              risch, so das Kraftfahrt-Bundesamt.            sich mit PtL-Sprit weiterhin nutzen.
                         dicht geknüpft. Doch die Verbrenner bla-                Mit synthetischen Kraftstoffen ließen sich     Ein wesentlicher Pluspunkt gegenüber
                         sen gigantische Mengen an klimaschädli-                 womöglich einige wesentliche Vorteile von      Benzin und Diesel: Bei der Verbrennung
                         chem CO2 in die Atmosphäre. Elektroautos                Verbrennungsmotoren und Elektroantrie-         entsteht nicht mehr klimaschädliches Koh-
                         dagegen surren zwar lokal CO2-emissions-                ben verbinden. Die sogenannten E-Fuels         lendioxid als der Atmosphäre bei der Pro-
                         frei. Als Ersatz für die Verbrenner sind sie            werden nicht aus Erdöl hergestellt, son-       duktion entzogen wurde. „Unterm Strich
                         bisher allerdings nur eingeschränkt taug-               dern gewissermaßen künstlich aus Koh-          bleiben die synthetischen Kraftstoffe also
                         lich. Ihre Reichweite ist begrenzt, wenige              lendioxid mittels Strom aus erneuerbaren       CO2-neutral, zudem emittieren sie weitaus
                         Modelle schaffen mehr als 200 Kilometer                 Energien gewonnen. Das technische Ver-         weniger Luftschadstoffe“, sagt Norbert
                                                                                                                                Ammann, Referatsleiter Umwelt, Energie,
                                                                                                                                Rohstoffe bei der IHK für München und
Foto: malp_Fotolia.com

                                                                                                                                Oberbayern.
                                                                                                                                Künstlich hergestellter Sprit eignet sich
                                                                                                                                nicht nur für Pkws. „Synthetische Kraft-
                                                                                                                                stoffe stellen langfristig eine interessante
                                                                                                                                Alternative zu Benzin und Diesel dar, vor
                                                                                                                                allem im Güterfernverkehr sowie für Schif-
                                                                                                                                fe und Flugzeuge, da hier Elektroantriebe
                                                                                                                                nur sehr eingeschränkt nutzbar sind“, be-
                                                                                                                                stätigt Wolfgang Mauch (60), Professor
                                                                                                                                für industrielle Energiewirtschaft und Um-
                                                                                                                                weltmanagement an der TU München so-
                                                                                                                                wie Geschäftsführer der Forschungsstelle
                                                                                                                                für Energiewirtschaft e.V. (FfE). Zudem
                                                                                                                                „lässt sich PtL genauso gut speichern und
                                                                                                                                transportieren wie Benzin und Diesel“, so
                                                                                                                                Mauch. Die FfE beteiligt sich derzeit an
                                                                                                                                dem vom Bundeswirtschaftsministerium
                                                                                                                                geförderten Projekt „Begleitforschung
                                                                                                                                Energiewende im Verkehr“ und nimmt
                                                                                                                                dabei die Einsatzmöglichkeiten syntheti-
                                                                                                                                scher Kraftstoffe in allen Verkehrsberei-
                                                                                                                                chen unter die Lupe.
                                                                                                                                Der Haken bei PtL: Die Produktion des
                                                                                                                                klimaneutralen Kraftstoffs ist derzeit noch
                            Umweltfreundlich unterwegs – Forscher und                                                           sehr teuer. Laut einer Studie der Deut-
                            Industrie suchen Alternativen zu Benzin und Diesel                                                  schen Energie-Agentur GmbH (dena) in
                                                                                                                                Berlin und der Ludwig-Bölkow-System-

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„Wenn wir für E-Fuels wettbewerbsfähige
 Übersicht der E-Fuels                                     Preise und einen signifikanten Marktan-
 Es gibt unterschiedliche Verfahren, um                    teil von vielleicht 20 bis 30 Prozent bei den   www.engineering-people.de
 mit Hilfe von regenerativer Energie Kraft-                Treibstoffen anstreben, kommen wir an
 stoff herzustellen:                                       einer industriellen Produktion mittels re-
                                                           generativer Energien im großen Maßstab
 • Power-to-Liquid (PtL): Herstellung von
                                                           nicht vorbei, zum Beispiel durch Photovol-
    flüssigen Kraftstoffen (Liquids) wie
                                                           taikanlagen in Staaten wie Saudi-Arabien
    Benzin, Diesel oder Kerosin mittels
                                                           oder Marokko“, sagt IHK-Energie-Experte
    (erneuerbarem) Strom (Power) und
                                                           Ammann. „Wir unterstützen die weitere
    Kohlenstoff, der sich per Kohlendioxid
                                                           Forschung an Prozessen, um E-Fuels im
    – etwa aus der Luft oder aus Biogasan-
                                                           industriellen Maßstab kostengünstig her-
    lagen – gewinnen lässt
                                                           zustellen.“
 • Power and Biomass-to-X (PBtx):                         Der Ingolstädter Automobilkonzern Audi
    Produktion gasförmiger oder flüssiger                  plant gemeinsam mit Partnerfirmen eine
    Kraftstoffe mit Biomasse und Strom                     Anlage zur E-Fuel-Herstellung im schwei-
                                                           zerischen Laufenburg. Vorgesehen ist dort

                                                                                                           Leistung 4.0
 • Gas-to-Liquid (GtL): Flüssiger Kraftstoff
                                                           die Jahresproduktion von rund 200 000 Li-
    wird mit Erdgas und Strom hergestellt
                                                           ter synthetischem Diesel – das reicht etwa
 • Power-to-Gas (PtG): Erzeugung gas-                     aus, um 200 bis 300 Pkws ein Jahr lang zu
    förmiger Sekundärenergieträger mittels                 betanken. Im Frühjahr 2019 soll die An-         Fachwissen flexibel
    Strom, Wasser und Kohlendioxid                         lage, die so groß wie ein Schiffscontainer      verfügbar.
 Quelle: Status und Perspektiven flüssiger Energieträger   ist, fertiggestellt sein. Sie verwendet zur
 in der Energiewende, Prognos AG, Fraunhofer-Institut
 für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT,
                                                           Produktion des künstlichen Kraftstoffs          Wir sind Ihre Berater, Entwickler,
 Deutsches Biomasseforschungszentrum DBFZ, Mai 2018        ausschließlich Strom aus Wasserkraft.           Konstrukteure, Hard- und Software-
                                                           Allerdings liegen die Gesamtkosten des          Spezialisten, Tester, Automatisierer,
                                                           E-Diesels weit über denen von üblichen          Koordinierer, Optimierer, Experten
technik GmbH (LBST) in Ottobrunn be-                       Mineralölprodukten.                             für Dokumentation und CE.
laufen sich die reinen Herstellungskosten                  Reinhard Otten, bei Audi zuständig für Stra-    Bei Ihnen vor Ort.
aktuell auf bis zu 4,50 Euro pro Liter E-Fuel              tegie Nachhaltige Produktentwicklung,           In unseren Competence Centern.
als Dieseläquivalent. Laut Studie erscheint                hofft auf eine deutliche Kostenreduzierung
aus heutiger Perspektive ein Kostenniveau                  durch Skaleneffekte. Voraussetzung dafür
von circa einem Euro pro Liter erreichbar                  ist, dass die politischen Rahmenbedingun-
                                                                                                           Maschinenbau
– allerdings nur mit Importen aus Regio-                   gen einen zügigen Markthochlauf ermög-
nen mit einem hohen Angebot an Sonnen-                     lichen. „Man kann davon ausgehen, dass          Fahrzeugtechnik
oder Windenergie.                                          sich synthetische und fossile Kraftstoffe
                                                                                                           Elektrotechnik
                                                           im Preis annähern, denn angesichts der
Einsatz im Flug-, Schiffs- und                             in Paris vereinbarten Klimaziele dürften        IT & Kommunikation
Schwerlastverkehr                                          in Europa nachhaltige Kraftstoffe zukünf-       Luft- & Raumfahrt
Das Berliner Wirtschaftsforschungsunter-                   tig auch von gesetzlichen und steuerlichen
nehmen Prognos AG hat gemeinsam mit                        Vorteilen profitieren“, so der Experte.         Medizintechnik
anderen Instituten ebenfalls das Potenzial                 Audi strebt zunächst Beimischungen von          Mechatronik
der synthetischen Kraftstoffe untersucht.                  bis zu 30 Prozent zu herkömmlichem Die-
                                                                                                           Schiffbau
Sein Fazit: Die verstärkte Verwendung                      sel an. Otten: „Wenn Audi E-Fuels in grö-
des Energieträgers PtL sei „sinnvoll“. Zu-                 ßeren Mengen produziert, wird es hierzu         Anlagenbau
mal flüssige Energieträger auch in Zu-                     separate Produktions- und Distributions-
kunft praktisch unverzichtbar seien, zum                   wege geben, sodass unsere Fahrzeuge mit
Beispiel im Flug-, Schiffs- und in Teilen                  extrem sauberen Kraftstoffen aus 100 Pro-       ihr ansprechpartner :
des Schwerlastverkehrs oder in der Bau-,                   zent E-Diesel beziehungsweise E-Benzin          Vladimir Pekov
Land- und Forstwirtschaft.                                 betrieben werden können.“                      Niederlassungsleiter München
Schrittweise erhöhte PtL-Beimischungen                                                                     telefon +49 (0) 89 / 35 89 90 88-500
zu konventionellen Energieträgern könn-
ten nach Ansicht der Forscher einen all-                   IHK-ANSPRECHPARTNER
mählichen Markthochlauf ermöglichen,                       Dr. Norbert Ammann, Tel. 089 5116-1392
also eine größere Verbreitung erreichen.                   norbert.ammann@muenchen.ihk.de                       engineering people.
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018                                               supporting experts.
T I T E LTHEM A | LO GIS TIK

               Ideen gegen den Liefer-Stau
     Immer mehr Päckchen und Pakete – die Zahl der Lieferfahrten in der Stadt ist enorm
     gestiegen. Zwei Pilotprojekte wollen zeigen, wie die Nahversorgung effizienter und
                    umweltfreundlicher ablaufen kann. EVA-ELISABETH ERNST

                                                                                                              binnen fünf Jahren. Die Gründe dafür lie-

                                                                                                  Foto: UPS
                                                                                                              gen nicht nur in der wachsenden Zahl der
                                                                                                              Einwohner und in ihrem veränderten Ein-
                                                                                                              kaufsverhalten. Auch die Lieferung selbst
                                                                                                              hat sich verändert.
                                                                                                              Die Studie „Aufbruch auf der letzten Meile“
                                                                                                              der PricewaterhouseCoopers GmbH Wirt-
                                                                                                              schaftsprüfungsgesellschaft (PWC) listet
                                                                                                              eine ganze Reihe von Angeboten auf, mit
                                                                                                              denen Onlinehändler punkten wollen. Da
                                                                                                              geht es um die Belieferung noch am Tag
                                                                                                              der Bestellung oder zum Wunschzeitpunkt.
                                                                                                              Oder um die Möglichkeit, Pakete auf dem
                                                                                                              Weg noch kurzfristig zu einer anderen Ad-
                                                                                                              resse umzuleiten. Auch Gewerbetreibende
                                                                                                              und Händler werden zunehmend häufig
                                                                                                              und mit kleineren Gebinden beliefert, um
                                                                                                              Warenbestände und Lager vor Ort abzu-
                                                                                                              bauen oder zu verkleinern und die teuren
                                                                                                              Handelsflächen optimal auszulasten. „Dy-
                                                                                                              namik und Komplexität auf der letzten Mei-
                                                                                                              le nehmen zu“, so das Fazit der Studie.
 Weniger Emissionen – Päckchen per Lastenfahrrad von UPS                                                      Die aktuellen Entwicklungen stellen die
                                                                                                              urbane Versorgung vor gewaltige Aufga-

 E
         s ist eine ungewöhnliche Schar, die       Rahmen des Forschungsprojekts City2Sha-                    ben, betont IHK-Verkehrsreferentin Marie-
         sich jeden Morgen gegen 9 Uhr in          re, das vom Programm Erneuerbar Mobil                      Louise Seifert: „Hier sind auch innovative
         der Münchner Zenettistraße in Be-         des Bundesumweltministeriums gefördert                     Lösungen von Logistikunternehmen nö-
 wegung setzt: Vollgepackt schwärmen 14            wird. Das Ziel lautet: „Weniger Verkehr mit                tig.“ Um diesen Prozess zu unterstützen,
 Lastenfahrräder in die angrenzenden Stra-         weniger Emissionen für mehr Lebensqua-                     will die IHK einen Lenkungskreis City-Lo-
 ßen aus. Die E-Bikes gehören dem Kurier-          lität mit besserer Mobilität.“ Das sind ehr-               gistik gründen. In ihm sollen sich Logistik-
 dienst UPS. Beladen werden sie aus einem          geizige Vorgaben für eine wachsende Stadt                  dienstleister mit externen Experten über
 bunt bemalten Container heraus mit Pake-          wie München. Dass dabei auch der Lie-                      die Optimierung urbaner Logistikprozesse
 ten und Päckchen, die ein UPS-Lieferfahr-         ferverkehr im Blickfeld steht, ist sinnvoll:               austauschen und gemeinsame Lösungen
 zeug von der Garchinger Niederlassung             Denn mit dem rasant zunehmenden On-                        für die letzte Meile erarbeiten (siehe Kas-
 des Unternehmens zu diesem sogenann-              linehandel sind auch immer mehr Liefer-                    ten S. 19).
 ten Micro-Depot transportiert hat.                fahrzeuge in der Stadt unterwegs.                          Der Begriff „letzte Meile“ meint dabei den
 „Mit Micro-Depots können wir in innerstäd-                                                                   letzten und teuersten Abschnitt der Trans-
 tischen Gebieten rund 95 Prozent der Lie-         Vier Milliarden Pakete                                     portkette vom Auslieferungs- oder Um-
 ferungen mit Lastenfahrrädern abwickeln“,         Wie der Bundesverband Paket- und Ex-                       schlaglager bis zur Übergabe der Sendung
 berichtet UPS-Projektleiter Peter Blösl           presslogistik (BIEK) ermittelte, wurden                    an den Kunden. Um insbesondere Zustell-
 (55). Allein die E-Bikes, die von der Zenet-      2016 in Deutschland 3,16 Milliarden Pake-                  versuche zu reduzieren, bei denen der Pa-
 tistraße aus starten, ersetzen bis zu zehn        te und Päckchen ausgeliefert – fast doppelt                ketbote vor verschlossener Haustür steht,
 Lieferwagen. Das UPS-Micro-Depot sowie            so viele wie im Jahr 2000. Für 2021 prog-                  setzen Handels- und Logistikexperten zum
 zwei weitere am Glockenbach und am Kid-           nostiziert der BIEK sogar 4,15 Milliarden                  Beispiel auf die Möglichkeit, sich Waren
 lerplatz in Untersendling entstanden im           Sendungen: ein Zuwachs um 30 Prozent                       an den Arbeitsplatz, an vorab bestimmte

18                                                                                 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018
LO G I S T I K | T I T E LT H E M A

                                                                                                                  Lieferaufträge informiert werden, bildet die
Foto: SWM/MVG

                                                                                                                  Voraussetzung für die Vermittlungsplatt-
                                                                                                                  form. „Unsere Lösung ist jedoch auch in der
                                                                                                                  Lage, alle urbanen Lieferungen digital zu
                                                                                                                  erfassen, zu bündeln und die Auslieferung
                                                                                                                  über Zustelldienste zentral zu steuern“, sagt
                                                                                                                  Löhr. Das sorge für maximale Effizienz und
                                                                                                                  eine signifikante Reduzierung der Trans-
                                                                                                                  porte. So berücksichtigt Tiramizoo unter
                                                                                                                  anderem die Zustellwünsche der Empfän-
                                                                                                                  ger und sieht die Einbindung von Lasten-
                                                                                                                  fahrrädern und Micro-Depots vor.
                                                                                                                  UPS-Projektleiter Peter Blösl hält gerade
                                                                                                                  die Kombination Micro-Depot und Lasten-
                                                                                                                  fahrrad für zukunftsträchtig: „Unsere Pilot-
                                                                                                                  projekte haben gezeigt, dass dieses System
                                                                                                                  in innerstädtischen Quartieren wirtschaft-
                Auch für Lebensmittel geeignet – Quartiersboxen der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und der   lich betrieben werden kann.“ Zudem sei
                Stadtwerke München (SWM) an der Mobilitätsstation am Westkreuz                                    die Resonanz auf die Auslieferungen per
                                                                                                                  Fahrrad sowohl von den Geschäftsleuten
                Ablagestellen, an Nachbarn oder an Mic-             bensmittel auf die Abholung warten. Erster    als auch den Anwohnern durchweg positiv.
                ro-Depots wie etwa die DHL-Packstationen            Handelspartner, der die Quartiersboxen        Dass die Kunden zunehmend darauf ach-
                liefern zu lassen.                                  bestückt, ist der Onlinesupermarkt Getnow     ten, wie eine Lieferung zu ihnen kommt,
                Ein Beispiel für ein Micro-Depot, das               New GmbH. „Wir sind derzeit mit weiteren      belegt auch die PWC-Studie: 61 Prozent
                nicht von einem Logistikdienstleister be-           lokalen Nahversorgern im Gespräch“, sagt      der Befragten gaben an, dass sie bei der
                trieben wird, sind die Quartiersboxen, die          Glass. Die Öffnung des Systems für Kurier-    Auswahl des Onlinehändlers auf die Aus-
                die Münchner Verkehrsgesellschaft mbH               dienste sei ebenfalls denkbar. Eine zweite    lieferung durch E-Autos oder Lastenfahr-
                (MVG) und die Stadtwerke München                    Quartiersbox wird demnächst in der Frei-      räder achten. Dieser Punkt sei ihnen sogar
                GmbH (SWM) seit Ende Juli an der Mobili-            enfelsstraße installiert.                     wichtiger als eine schnelle Lieferung. 
                tätsstation am Westkreuz testen. „Die ins-          Beide Standorte befinden sich in Neu-
                gesamt 30 Fächer in zwei verschiedenen              aubing-Westkreuz/Freiham, dem größten         IHK-ANSPRECHPARTNER
                Größen sind temperiert und werden kons-             Stadtteilentwicklungsgebiet Deutschlands.     Marie-Louise Seifert, Tel. 089 5116-1241
                tant auf 18, 2 oder minus 20 Grad Celsius           Im Rahmen des EU-Projekts Smarter Toge-       seifertm@muenchen.ihk.de
                gehalten“, erklärt SWM-Projektmanager               ther werden hier „Lösungen für die lebens-
                Tobias Glass (30). Hier können auch Le-             werte Stadt der Zukunft“ in den Feldern

                 Neuer IHK-Lenkungskreis
                 City-Logistik
                                                                    Energie, Technologie und Mobilität getes-
                                                                    tet. SWM-Projektmanager Glass kann sich
                                                                    Quartiersboxen auch jenseits des Testge-
                                                                                                                   HALLEN
                                                                    biets an zentralen Verkehrsknotenpunkten       INDUSTRIEBAU & GEWERBEBAU
                 Eine Plattform zur Netzwerkbildung und             vorstellen: „Damit lässt sich nicht zuletzt
                 zum fachlichen Austausch für Ent-                  die ausufernde Lieferlogistik reduzieren.“
                 scheider von Logistikdienstleistern und            Für einen übergreifenden Ansatz durch
                 speziell Kurier-, Express- und Paket-              eine zentrale Steuerung der Warenströ-
                 diensten soll der Lenkungskreis City-Lo-           me einer Stadt plädiert Michael Löhr
                 gistik bieten, der sich derzeit bei der IHK        (42), Gründer und Geschäftsführer der
                 formiert. Dabei geht es nicht nur um Wis-          Tiramizoo GmbH. Das Münchner Unter-               Von der Planung & Produktion bis zur
                                                                    nehmen hat sich auf die Lieferung am sel-                         schlüsselfertigen Halle!
                 senstransfer rund um Entwicklungen und
                 Innovationen in der City-Logistik, sondern         ben Tag sowie in kundendefinierten Zeit-
                 auch darum, gemeinsam Leuchtturm-                  fenstern spezialisiert und bedient mit rund
                 projekte in München und Oberbayern zu              4 000 Partnerkurieren 2 000 Händler in
                 entwickeln und voranzutreiben. Weitere             mehr als 150 Städten. In München ist Tira-
                 Informationen gibt IHK-Verkehrsexpertin            mizoo unter anderem für MediaMarkt, Sa-
                                                                                                                    WOLF SYSTEM GMBH
                 Marie-Louise Seifert, Tel. 089 5116-1241,          turn, Daimler, Dehner und Karstadt tätig.
                                                                                                                    Am Stadtwald 20 | 94486 Osterhofen
                 seifertM@muenchen.ihk.de                           Eine ausgefeilte Optimierungssoftware, mit      09932/37-0 | gbi@wolfsystem.de
                                                                    der die Zusteller via App über Abhol- und       WWW.WOLFSYSTEM.DE

                Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018                                                                                  19
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