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Das IHK-Magazin für München und Oberbayern www.ihk-muenchen.de wirtschaft 11/2018 Wege aus Digitalsteuer dem Stau Die negativen Folgen der EU-Pläne IHK Talk Was wirkt gegen Megatrend Globalisierung den Verkehrsinfarkt? Technologie Wie Firmen mit Forschern zusammenarbeiten Claus Hipp Nachhaltiger Erfolg – der Unternehmer bringt Ökologie und Ökonomie zusammen
Sie lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Er auch nicht. e fahren. Jetzt Prob Der T-Roc. Auf Wunsch mit Allradantrieb „4MOTION Active Control“ erhältlich. Wie Sie vielleicht schon selbst erlebt haben, läuft es im Business nicht immer ganz nach Lehr- buch. Deshalb muss man sich hin und wieder auf Veränderungen einstellen. Dem T-Roc geht es ähnlich. Der Untergrund ändert sich öfter einmal, aber dank des Allradantriebs „4MOTION Active Control“1 ist das im Rahmen der Systemgrenzen für ihn kein Problem. Über einen Schalter mit Dreh-/Drückfunktion können Sie bequem Fahrprofile für unterschiedliche Straßenverhältnisse aktivieren. So kann er sich spontan auf die neue Herausforderung einstellen. Und Sie auch. Denn Sie wissen, in der Ruhe liegt der Erfolg. Mehr Informationen bei Ihrem Volkswagen Partner und unter www.volkswagen.de. 1 Optional verfügbare Sonderausstattung. Abbildung zeigt Sonderausstattungen. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Stand 10/2018.
EDITORIAL Zukunft gestalten, Foto: Faces by Frank nicht verwalten Der Wähler hat entschieden: Der Bayeri- Eine prosperierende Wirtschaft braucht sche Landtag setzt sich künftig aus sechs funktionsfähige Verkehrswege. Die mona- Fraktionen zusammen, für die Regierung telange Trockenheit zeigt, dass auf Wasser- ist eine Koalition nötig. „Das Beste für Bay- wege wenig Verlass sein dürfte, selbst wenn ern“ war der Slogan der CSU. Letztlich ist ökologisch fragwürdige Ausbauprojekte es eine Aufforderung an die neue Staatsre- realisiert würden. Wer Güter auf die Bahn gierung, denn der Freistaat steht vor gro- verlagern will, muss diese auch ausbauen. ßen Herausforderungen. Dem Nordzulauf des Brenner-Basistunnels Wir haben Bayerns Unternehmen vor der kommt existenzielle Bedeutung zu. Es darf Wahl gefragt, was sie von der neuen Re- nicht sein, dass individuell nachvollziehbare Peter Driessen gierung erwarten. Auf Rang 1 steht der Einzelinteressen diese gesamtwirtschaft- IHK-Hauptgeschäftsführer Ausbau des schnellen Internets und des lich wichtige Maßnahme aufhalten. Ähn- flächendeckenden Mobilfunks. Dabei steht lich verhält es sich mit der 3. Startbahn am der Anschluss der Gewerbe- und nicht der Flughafen München, für die es Baurecht Wohngebiete eindeutig im Vordergrund. gibt und deren Finanzierung steht – ohne Digitalisierung ist eben mehr als Netflix, Belastung des Steuerzahlers! Amazon Prime & Co. Wer Industrie 4.0, Zuversicht kommt auch in der Energie- wer Telemedizin will, muss wirtschaftsbe- politik nicht auf. Bis Ende 2022 werden die zogene Anwendungen bevorzugen. letzten beiden Kernkraftwerke in Bayern Auf Rang 2 steht der Fachkräftemangel, abgeschaltet. Die Politik will gleichzeitig für zwei Drittel aller Firmen ein Problem. zum Schutz des Klimas aus der Kohle aus- Ohne ein besseres Betreuungsangebot für steigen und propagiert E-Mobilität. Wir Kinder und Pflegebedürftige wird es nicht brauchen also mehr statt weniger Strom. zu einer höheren Erwerbsbeteiligung der Doch woher soll er kommen? Es ist eine Frauen kommen. Die Breite des Angebots völlige Illusion, auf regionale Versorgung zu ist wichtiger als dessen Preis. Und wir brau- setzen, selbst wenn wir die Zahl der Wind- chen attraktivere Möglichkeiten, länger als kraftanlagen in Bayern verdoppeln würden. bisher im Alter arbeiten zu können. Doch Ohne Hochspannungstrassen aus dem Nor- Berlin vergrößert mutwillig die Fachkräf- den, ohne Integration in den europäischen telücke, weil Teilzeitarbeit erleichtert und Strommarkt kann Bayerns Industrie nicht vorzeitiger Ruhestand gefördert wird. bestehen. Sie ist der Rückhalt für den wirt- Ganz oben auf der Agenda steht auch der schaftlichen Erfolg, der übrigens zu 50 Pro- Abbau von Bürokratie. Es reicht nicht aus, zent im Ausland erwirtschaftet wird. Existenzgründungen zu erleichtern – es Die neue Staatsregierung trägt große Ver- geht vielmehr um Hunderttausende beste- antwortung. Die – noch – gute finanzielle hender Unternehmen, die in Vorschriften Lage mit immer weiter steigenden Steuer- zum Arbeitsrecht, zum Brandschutz oder einnahmen darf nicht zu einem steigenden in statistischen Meldepflichten schlicht er- Staatskonsum mit immer neuen Wohltaten sticken. E-Government sollte nicht nur Be- für unterschiedliche Wählergruppen füh- hörden nutzen, sondern vor allem Bürgern ren. Im Mittelpunkt müssen Investitionen und Unternehmen. Wie wäre es mit garan- in die Zukunft Bayerns stehen! tierten Bearbeitungszeiten, einer zeitnähe- Nur das ist eine generationengerechte und ren Betriebsprüfung und damit frühzeiti- damit zukunftssichernde Politik. ger Rechtssicherheit mit dem Nebeneffekt, die alten Unterlagen endlich entsorgen zu können? Wo liegt mein Antrag, wie weit ist die Bearbeitung fortgeschritten? Das wol- len Antragsteller wissen. Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018 3
I NHALT NAMEN + NACHRICHTEN Foto: Aleksejs_Fotolia.com 6 Zuwanderungsgesetz Wirtschaft fordert Sorgfalt PERSONEN + PERSPEKTIVEN 10 „Erfolg auf anständige Weise“ Claus Hipp setzte früh auf Nachhaltigkeit – als Unternehmer und IHK-Präsident TITELTHEMA 12 Mobilität Stadtverkehr: Was kann München von anderen europäischen Metropolen lernen? 12 VERKEHR IN DER CITY 16 Energie Synthetische Kraftstoffe als Alternative zu Benzin & Co. Staus auf den Straßen, Gedränge in Bus und Bahn – Konzepte und Pilotprojekte gegen den drohenden Verkehrsinfarkt 18 Citylogistik So lassen sich Lieferfahrten effizienter organisieren STANDORTPOLITIK Foto: etepetete 20 Luftfahrt Unternehmen und Forscher arbeiten in Oberbayern an umweltfreundlichen Technologien für den Luftverkehr 23 Elternstolz Kampagne wirbt für die berufliche Ausbildung 24 Studie Wie sich die Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt auswirkt 26 Konjunkturumfrage Die Stimmung bleibt gut – trotz wachsender Risiken 29 Region Ingolstadt 34 DIE BESSERE-WELT-GMBH Das IHK Forum spricht sich für Mobilitätsinitiative aus 30 Digitalsteuer Sozialunternehmer wie die Gründer der etepetete GmbH gehen mit ihrem Studie: die negativen Folgen der EU-Pläne Geschäftsmodell gesellschaftliche Herausforderungen an 32 E-Commerce Haftungsregeln für Plattformen schießen übers Ziel hinaus Foto: Production Perig_Fotolia.com UNTERNEHMEN + MÄRKTE 34 Sozialunternehmen Geschäftsziel? Sozialer und ökologischer Fortschritt! 38 175 Jahre IHK IHK Talk zum Megatrend Globalisierung 42 Seidenstraße I Beim Aufbau können bayerische Unternehmen profitieren 44 Seidenstraße II In Kasachstan sind deutsche Firmen gefragte Partner 46 i-pointing Wie sich der Präsentationsspezialist von der Konkurrenz 58 LEGALTECH erfolgreich abgrenzt Auch das Aufsetzen von Verträgen oder das Erstellen von Mahnungen lassen 48 Chemie sich digitalisieren. Von den Angeboten können viele Unternehmen profitieren. Prämierte Projekte des Responsible-Care-Wettbewerbs 4 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018
BETRIEB + PRAXIS 50 Verpackung Mit nachhaltigen Schachteln, Füllstoffen oder Dosen Kosten reduzieren und bei Konsumenten punkten 54 Insolvenzanfechtung Was hat sich mit den neuen Regeln in der Praxis geändert? 56 Technologietransfer Wie Firmen mit Wissenschaftlern erfolgreich kooperieren 58 LegalTech Vom Mahnwesen bis zur Vertragserstellung lassen sich viele Arbeitsprozesse digitalisieren 60 IHK Aktuell/Termine Erlaubnispflicht für Wohnimmobilienverwalter: Was ist zu tun? EVENTS SIE SUCHEN 62 Auszeichnung IHK ehrt Top-Absolventen GESTALTUNGS- 63 Bits & Pretzels FREIRÄUME Highlights auf dem Gründerfestival DIREKT VOM DA SCHAU HER EIGENTÜMER? 64 Freistaat Bayern 100-jähriges Jubiläum: wie der Wohlstand gewachsen ist RUBRIKEN ALLES EINE FRAGE 3 Editorial DES STANDORTS. 8 IHK Digital 66 Veröffentlichungen und Bekanntmachungen – Terminvorschau für die Fortbildungsprüfungen der IHK für München und Oberbayern 2019 – Nachwahlen IHK Regionalausschuss München (Landkreis) Stellen Sie sich vor, Sie haben heute 3 Mitarbeiter und morgen 30. Dann brauchen 69 Ehrungen/Firmenindex Sie einen zuverlässigen Vermieter, der Sie versteht und 70 Veranstaltungen un kompliziert auf Ihren Bedarf eingeht, weil er nicht 71 Marktteil nur mehr Platz für Ihren Erfolg anbieten kann, sondern 74 Vorschau/Impressum auch eine mitwachsende Infrastruktur. Mit persönlichen Ansprechpartnern direkt vor Ort, die offen auf Ihre LITERATUR + KULTUR + FREIZEIT Erfordernisse und Ideen eingehen. Weitere Infos und 72 Kulturtipps und -termine provisionsfreie Vermietung unter +49 89 30909990 oder info@businesscampus.de Folgen Sie uns fb.com/ihk.muenchen.ober @IHK_MUC Das IHK-Magazin gibt es auch online: www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin Verlagsbeilagenhinweis: B4B Mittelstand; Vedaco GmbH; Urlaub für Unternehmer; VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft; Wortmann AG businesscampus.de Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018
NAM EN & NACHRIC HTEN Zuwanderungsgesetz PERSONALIA Wirtschaft fordert Sorgfalt BayBG Die IHK für München und Oberbayern so der IHK-Präsident. Er begrüßt, dass die Peter Pauli Sprecher der sieht die vom Bundeskabinett beschlos- Zuwanderung nun auch für beruflich quali- BayBG-Geschäftsführung senen Eckpunkte zur Reform des Zuwan- fizierte Fachkräfte einfacher werde. Ange- Seit 1. Oktober derungsgesetzes als positives Signal. Bei sichts vieler unbesetzter Lehrstellen seien Foto: BayBG 2018 ist Peter der weiteren Ausarbeitung des Gesetzes auch die geplanten Erleichterungen für Zu- Pauli (54) neuer fordert sie aber, die neuen Regeln mittel- wanderer, die eine Ausbildung absolvieren Sprecher der standsfreundlich und bürokratiearm zu ge- wollen, absolut notwendig. Geschäftsfüh- stalten. www.ihk-muenchen.de rung der BayBG „Der Fachkräftemangel trifft den Mittel- Bayerische stand besonders stark. Das Fachkräfte- Foto: olly_Fotolia.com Beteiligungsge- zuwanderungsgesetz muss deswegen sellschaft mbH, von vornherein so angelegt werden, dass München. Er folgt auf Sonnfried Weber auch Betriebe ohne große Personalabtei- (67), der in den Ruhestand gegangen ist. lungen sinnvoll damit arbeiten können“, www.baybg.de so IHK-Präsident Eberhard Sasse. Un- bürokratische und praxisnahe Lösungen seien gefragt. „Es sollte beispielsweise im BAUER AG Ermessen des Unternehmens liegen, ob Michael Stomberg neuer eine ausländische Fachkraft ausreichend Vorstandschef für eine Tätigkeit qualifiziert ist. Viele in- Michael ländische Fachkräfte arbeiten schließlich Zuwanderung – Unternehmen brauchen Foto: EagleBurgmann Stomberg (48) auch nicht in ihren Ausbildungsberufen“, unbürokratische Lösungen hat zum 1. November 2018 den Vor- standsvorsitz Neuer IHK-Arbeitskreis der Bauer AG „Gemeinsam unternehmen wir Verantwortung“ übernommen. Sein Vorgänger Gemeinsam mit ihren Mitgliedsunterneh- Der neue IHK-Arbeitskreis Unterneh- Thomas Bauer ist aus dem Vorstand men will die IHK für München und Ober- mensverantwortung hat es sich zur Auf- ausgeschieden. bayern Nachhaltigkeit als Leitbild einer gabe gemacht, in dieser Zielsetzung politi- www.bauer.de zukünftigen Entwicklung stärken, zur Um- sche Rahmenbedingungen mitzugestalten, setzung der UN-Agenda 2030 in der Region gemeinsame Positionen zu entwickeln, BMW AG beitragen und der verantwortungsbewuss- neue Entwicklungen im Bereich „verant- Andreas Wendt wird ten Wirtschaft in der politischen und der wortungsvolles Wirtschaften“ aufzugrei- Einkaufsvorstand gesellschaftlichen Diskussion eine Stimme fen und die Vernetzung engagierter Unter- Der Aufsichts- geben. Vor diesem Hintergrund hat die nehmen zu unterstützen. Foto: BMW rat der BMW IHK den Arbeitskreis Unternehmens- Vorsitzende ist die Unternehmerin und AG, München, verantwortung gegründet. Die Basis dafür IHK-Vizepräsidentin Kathrin Wickenhäu- hat Andreas bietet der IHK-Markenkern „Gemeinsam ser-Egger (Wickenhäuser & Egger AG), Wendt (60) zum unternehmen wir Verantwortung“. Stellvertreterin ist Sabine Braun, Ge- 1. Oktober 2018 schäftsführerin der akzente kommunika- zum Vorstand tion und beratung GmbH. Foto: Tobias Hase für Einkauf und Lieferantennetz- werk bestellt. Der studierte Maschinen- IHK-ANSPRECHPARTNER bauer war seit Anfang 2017 Leiter des Gerti Oswald, Tel. 089 5116-1316 größten deutschen BMW-Group-Werks gertrud.oswald@muenchen.ihk.de Dingolfing. Davor führte Wendt acht Jahre lang das Werk Regensburg. www.bmwgroup.com Der neue IHK-Arbeitskreis Unternehmensverantwortung 6 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018
N A ME N & N A C H RI C H T E N Internet Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2018 Smartphones vorn KURZ & KNAPP Am liebsten mobil ins Netz Internetnutzung nach Endgeräten (1. Quartal 2018, Mehrfachnennungen) Internetnutzer in Deutschland gehen vor Beschäftigung 87 % allem mobil online. 87 Prozent der User Bruttoverdienste in Bayern gestiegen über zehn Jahren surfen bevorzugt mit Vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer 65 % 62 % Smartphones im Internet, so das Statis- verdienten im zweiten Quartal 2018 in tische Bundesamt. Es folgen Laptops, 46 % Bayern monatlich durchschnittlich 4 082 Desktop-PCs und Tablets. 16 Prozent nut- Euro (ohne Sonderzahlungen). Der Index zen für den Internetzugang auch andere der Bruttomonatsverdienste von Voll- Endgeräte wie beispielsweise Media-Play- 16 % zeitbeschäftigten stieg im Vergleich zum er, E-Book-Reader oder Smart Watches Handys Laptops Desktop- Tablets Andere Vorjahresquartal um 2,5 Prozent, so das (s. Grafik). und PCs Bayerische Landesamt für Statistik. Smartphones www.destatis.de www.statistik.bayern.de IHK-Ratgeber Rund ums Arbeitsrecht Irreführendes Angebot Von der Einstellung von Mitarbeitern Vorsicht bei Formularen einer „Datenschutz-Zentrale“ über die richtige Vertragsgestaltung bis hin zu Abmahnung, Kündigung und Unternehmen erhalten neuerdings Fax- tungen zur Umsetzung der DSGVO. Nach Zeugnis – der Ratgeber der IHK für sendungen der „DAZ Datenschutzaus- IHK-Einschätzung erscheint der Preis für München und Oberbayern gibt online kunft-Zentrale, Lehnitzstraße 11, 16515 eine solche Leistung außergewöhnlich einen Überblick über die wichtigsten Oranienburg“. Per „Eiliger Fax-Mitteilung“ hoch. Außerdem hat laut Recherchen des Aspekte des Arbeitsrechts. Links führen wird dazu aufgerufen, die Daten auf einem Deutschen Schutzverbands gegen Wirt- zu vertiefenden Informationen bei den Formular per Unterschrift zu bestätigen schaftskriminalität (DSW) das Unterneh- jeweiligen Rechtsfragen. und per Fax zurückzusenden. Das Formu- men DAZ Datenschutzauskunft-Zentrale www.ihk-muenchen.de/arbeitsrecht lar, das einen amtlichen Anschein erweckt, bisher kein Gewerbe angemeldet. verweist auf eine „gesetzliche Pflicht zur Die IHK rät: Eine Pflicht zur Unterzeich- Reiserecht Umsetzung des Datenschutzes“ sowie die nung des Formulars besteht nicht! Betrof- IHK-Infoblätter „Erfüllung der Anforderungen der seit fene IHK-Mitglieder können die Formulare 25.05.2018 geltenden europäischen Daten- an ihre zuständige IHK schicken. Wurde Die EU-Pauschalreiserichtlinie ist in deutsches Recht umgesetzt. Das seit schutz-Grundverordnung“. Für die Rück- irrtümlich unterzeichnet und ungewollt ein 1. Juli 2018 geltende neue Reiserecht sendung wird eine Frist gesetzt. Abo abgeschlossen, sollte (der Einfachheit berücksichtigt jetzt auch Onlineange- Tatsächlich handelt es sich um schlichte halber per Fax) sofort eine Anfechtung und bote und stärkt den Verbraucherschutz. Werbung und ein unverbindliches Pro- vorsorgliche Kündigung erklärt werden. Unternehmen müssen besonders darauf duktangebot. Wer unterschreibt, geht ein Dies gilt auch dann, wenn der Betroffene achten, ihre Informationspflichten Abonnement über drei Jahre ein, das insge- bereits eine Rechnung erhalten hat. gegenüber den Reisenden zu erfüllen. samt fast 1 500 Euro kostet. Es umfasst die Informationen zur Anfechtung wegen Die IHK für München und Oberbayern Zusendung von Informationsmaterial, aus- Irrtum und Täuschung gibt es unter: zeigt in ihren Infoblättern, worauf es füllfertige Muster, Formulare und Anlei- www.ihk-muenchen.de/abzocke ankommt. www.ihk-muenchen.de/de/Service/ Recht-und-Steuern/Vertragsrecht/ Reiserecht DIHK-Report Tourismusbranche weiter im Aufwind Der Ausnahmesommer 2018 verschaffte optimistisch für Sommersaison – Gast- Schaden durch Sabotage, der deutschen Tourismuswirtschaft un- gewerbe mit verhaltenen Aussichten“ des Datenklau und Spionage für die verhofft gute Gästezahlen. Der Fachkräf- Deutschen Industrie- und Handelskam- deutsche Industrie: temangel trübt jedoch die Stimmung in mertags (DIHK). Die Erhebung beruht auf 43 Milliarden Euro der Branche. Sieben von zehn Gastbetrie- gut 4 500 Antworten, die die 79 Industrie- (2017 und 2018) ben sehen hier mittlerweile ein Risiko für und Handelskammern bei ihren Mitglieds- Quelle: Umfrage Bitkom-Verband/Bundesamt für ihre Geschäftsentwicklung. Das zeigt die unternehmen eingeholt haben. Verfassungsschutz aktuelle Tourismusstudie „Reisemittler www.dihk.de – Suchbegriff „Reisemittler“ Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018 7
www.ihk-muenchen.de #IHK175 IDEEN HABEN KRAFT Oberbayern Oberbayern IHK 175 Talk JahreNachhaltigkeit IHK undund Zum JubiläumNachhaltigkeit Was bedeutet richtet die IHKfür dendie Blick in die Zukunft. Wirtschaft? für München IHKMünchen Insgesamt sechs Vortragsevents in besonderen Welchen Beitrag kann sie beispielsweise zum Erhalt Locations – das Umgebung der natürlichen sind die IHKleisten? Talks. Jede DamitVeranstaltung beschäftigt greift sich der IHK Talk auf dem Gipfel der Zugspitze. für ein Thema auf, das von großer Bedeutung Foto:für die Zukunft unserer Welt ist. Lassen Sie sich Foto: IHK www.ihk-muenchen.de/175 inspirieren und feiern Sie mit. www.ihk-muenchen.de/175 AKTUELL ONLINE IHK Weiterbringer Existenz Erfolgreichsind Weiterbringer und wiesicher gründen! ein Kompass: Sie geben eine Datenschutz-Grundverordnung DSGVO Brexit – was ist jetzt zu tun? Die Schonfrist ist um: Seit 25. Mai 2018 ist die Daten- Richtung vor, an der sich andere orientieren können. Angehende Firmenchefs und Jungunternehmer er- Sie prägen andere Menschen und beeinflussen de- Der Brexit steht bevor – Stichtag schutzgrundverordnung (DSGVO)istinder 29.Worauf Kraft. März 2019. fahren an einem Tag alles Wesentliche für einen er- ren beruflichen Werdegang positiv. Ab sofort sam- Die Zeit zur müssen Vorbereitung Firmen wird knapp. Unternehmen jetzt achten? folgreichen Start in die Selbstständigkeit. Die IHK meln wir Geschichten von Weiterbringern und jenen, finden auf unserer Brexit-Webseite Informationen, Existenz am 10. November 2018 bietet über 100 Vor- die bereits einen Schritt „weiter“gekommen sind. wiewww.ihk-muenchen.de/dsgvo sie sich auf den Ausstieg Großbritanniens aus träge, Workshops und Diskussionsrunden. der EU einstellen können. www.ihkexistenz.de ihkweiterbringer.de www.ihk-muenchen.de/brexit Fußball-WM: Wie darf ich werben? Wenn Unternehmen ihre Produkte und Dienstleis- LINKS DES MONATS tungen im Kontext der Weltmeisterschaft vermarkten Verpackungsgesetz möchten, gilt es, einige Spielregeln zu beachten. Businessplan – Anleitung Gewerbeerlaubnisse und–Mustervorlagen der IHK Anträge und Infos Ab 2019 Sonst gilt eine kann eineWM-Werbekampagne neue Registrierungspflicht fürteuer richtig www.ihk-muenchen.de/businessplan www.ihk-muenchen.de/gewerbeerlaubnisse Unternehmen. werden. Was Firmen beachten müssen. Abmahnung – was tun? Ausfuhr von Waren mit Carnet A.T.A. www.ihk-muenchen.de/verpackung www.ihk-muenchen.de/fussball-wm www.ihk-muenchen.de/abmahnung www.ihk-muenchen.de/carnet Legal PublicTech Viewing Bürokratieabbau – wo wünschen Alles über außergerichtliche sich Streitbeilegung Auch juristische Sie wollen Arbeitsprozesse in Ihrem Unternehmen lassen sich der die Spiele Unternehmer Entlastung? www.ihk-muenchen.de/mediation digitalisieren. Fußball-WM im TV oder auf GroßbildleinwandMarkt- Die IHK bietet eine umfassende über- www.ihk-muenchen.de/buerokratie übersicht zu Angeboten tragen? Beim für Selbstständige, Public Viewing Einzel- gibt es viele Auflagen Auszubildende einstellen – so geht's! unternehmer der FIFA. und KMU. Ratgeber Arbeitsrecht www.ihk-muenchen.de/ausbildungsvertrag www.ihk-muenchen.de/arbeitsrecht www.ihk-muenchen.de/legaltech www.ihk-muenchen.de/publicviewing Businessplan – Anleitung und Mustervorlagen Kündigung rechtssicher gestalten www.ihk-muenchen.de/businessplan www.ihk-muenchen.de/kuendigung Folgen Sie uns Überblick zur Innovationsförderung fb.com/ihk.muenchen.oberbayern Übergabe von und Nachfolge in Unternehmen www.ihk-muenchen.de/innovationsfoerderung Foto: Flavio Takemoto/freeimages.com www.ihk-muenchen.de/unternehmensnachfolge @IHK_MUC IHK-Newsletter und IHK-Magazin Den IHK-Newsletter können Sie abonnieren unter: www.ihk-muenchen.de/newsletter Das IHK-Magazin steht online unter: www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin 8
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P E R SONEN & PERS P EKTIVEN | UN TER N E H ME R P R O FI L Foto: Marion Vogel Vielseitig interessiert – Claus Hipp im georgischen Konsulat, das Gemälde stammt von ihm 10 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018
U N T E R N E H ME R P R O FI L | P E R S O N E N & P E R S PE K T I V E N „Erfolg auf anständige Weise“ Claus Hipp feierte gerade seinen 80. Geburtstag. Früh setzte er in seinem Betrieb auf Nachhaltigkeit. Auch als IHK-Präsident arbeitete er erfolgreich daran, den scheinbaren Widerspruch zwischen Ökonomie und Ökologie aufzulösen. HARRIET AUSTEN C laus Hipp empfängt im georgischen Betrieb. Für ihn war es selbstverständlich, haftet er persönlich. „Auf anständige Wei- Konsulat in Münchens Innenstadt in die Firma einzutreten. Gleich nach dem se Erfolg haben“ lautet der Kern seines – an einem großen Holztisch, um- Jurastudium setzte er sich zum Vater ins Unternehmertums. rahmt von eigenen Gemälden. Ein helles, Büro und lernte alles von der Pike auf. Da- Dieses Werteverständnis zu stärken war freundliches Büro mit Blick auf die Türme durch war er in der Lage, nach dem Tod auch sein vornehmliches Ziel als früherer der Frauenkirche, sein zweiter Arbeitsplatz des Vaters als 29-Jähriger die Geschäftsfüh- IHK-Präsident. „Er war seiner Zeit weit vor- neben der Firma in Pfaffenhofen/Ilm. Hipp rung zu übernehmen. Seine erste Aufgabe: aus“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Peter ist seit 2008 Honorarkonsul von Georgien „Den führenden Mitarbeitern zu zeigen, Drießen. Hipp habe die IHK mit dem The- und erfüllt diese Aufgabe mit großer Freu- dass es wieder einen Chef gibt.“ Einen, der ma Nachhaltigkeit vertraut gemacht und de. „Ich bin auch offizieller Vertreter der zäh und unbeirrt seinen eigenen Weg geht. „erfolgreich daran gearbeitet, den schein- georgischen IHK“, bemerkt der 80-Jährige. baren Widerspruch zwischen Ökonomie Über Erfahrung in einem solchen Ehren- „Sich selbst treu bleiben“ und Ökologie aufzulösen“. amt verfügt er reichlich. Schließlich war er Gegen alle Widerstände führte Hipp die Nach dem Vorbild seines Vaters vermittelte von 1998 bis 2004 der Präsident der IHK 1956 von Vater Georg begonnene Biostra- Hipp auch seinen Söhnen Stefan (50) und für München und Oberbayern. tegie fort. Dabei nahm er Rückschläge in Sebastian (46) die Freude am Unterneh- Hipp ist ein Mann mit vielen Talenten. Unter Kauf. Als er 1998 verkündete: „Unser Weg mertum und nahm sie schon früh in den seiner Leitung entwickelte sich das Famili- ist Bio“ und „Wir werden noch teurer“, ver- Betrieb mit. Beide sind seit mehr als 15 enunternehmen HiPP zu einem führenden bannte die damals kräftig expandierende Jahren in der Geschäftsführung tätig. Der Hersteller von Baby- und Kindernahrung. Drogeriekette Schlecker die HiPP-Produk- Seniorchef geht nach wie vor jeden Tag In Deutschland beträgt der Marktanteil 45 te aus ihren Regalen. Der Babykostliefe- in sein Büro im oberbayerischen Pfaffen- Prozent. Als Vorreiter des ökologischen rant musste erhebliche Umsatzeinbußen hofen und ist bei wichtigen Entscheidun- Landbaus setzte er in der Branche Quali- hinnehmen, bis Schlecker die HiPP-Gläs- gen dabei. Er gesteht den Söhnen aber zu, tätsstandards für Bioprodukte. chen wieder ins Angebot nahm. „Das kön- ehrlich zu sagen, wenn sie ihn nicht mehr „Mit seinem Einsatz für Nachhaltigkeit und nen nur Familienbetriebe: Opfer bringen, brauchen. „Ich bin der Austragsbauer, sie Umweltbewusstsein gilt er als Prototyp des sich selbst treu bleiben, langfristig den- machen die Arbeit“, sagt er lachend. Ehrbaren Kaufmanns“, würdigt IHK-Präsi- ken“, sagt Hipp. Auf lange Sicht habe sich www.hipp.de dent Eberhard Sasse seinen Amtsvorgän- der konsequente Nachhaltigkeitskurs ge- ger. Ehrungen und äußerer Erfolg seien lohnt, der Wirtschaft, Umwelt und Soziales ihm dabei nie wichtig gewesen. „Im Gegen- in Einklang bringt. Zur Person teil“, meint Sasse. „Er hat diese nur als An- „Viele kleine Schritte in die richtige Rich- Claus Hipp, promovierter Jurist, war sporn genommen, der Gesellschaft noch tung“, in dieser Strategie sieht der Unter- im Reitsport aktiv, machte eine künst- mehr zurückzugeben.“ Hipp ist zudem Mu- nehmer die Basis seines Aufstiegs. Hipp lerische Ausbildung und leitete die siker und freischaffender Künstler, dessen zeigte der Branche, dass man ökonomisch elterliche Landwirtschaft. 1964 trat er in abstrakte Bilder weltweit in Ausstellungen wirtschaften kann, wenn man den biologi- den 1932 gegründeten Familienbetrieb und im öffentlichen Raum präsent sind. schen Landbau vorantreibt – die Gruppe ein und übernahm 1968 mit seinen Brü- Beides bereichere sich gegenseitig, findet ist der weltweit größte Verarbeiter biologi- dern Paulus und Georg die Geschäfts- Hipp: „Die Kreativität aus der Kunst hilft scher Rohwaren – und gesetzliche Schad- leitung. Die HiPP-Gruppe (950 Millionen auch im Unternehmertum.“ stoffgrenzwerte sogar noch unterschreitet. Euro Umsatz, 3 500 Mitarbeiter) ist in Sein Ideenreichtum, stets Wendepunkt und Dabei verschaffte ihm die personenbe- Deutschland Marktführer bei Baby- und Motor in seinem Leben, war von Anfang an zogene Werbung („Dafür stehe ich mit Kindernahrung. Der Unternehmer war gefragt. Aufgewachsen in Landwirtschaft meinem Namen“) einen deutlichen Wett- von 1998 bis 2004 Präsident der IHK für und Firma („Beides möchte ich nicht mis- bewerbsvorteil. „Bei sensiblen Produkten München und Oberbayern. Seit 2008 ist sen“), entwickelte er eine „frühe, natürli- wie Baby- und Kindernahrung sollen die er Honorarkonsul von Georgien. che Beziehung zur Arbeit“. Als 16-Jähriger Eltern wissen, wer dahintersteckt“, ist Hipp ist verheiratet und hat fünf Kinder. leitete er bereits den landwirtschaftlichen Hipp überzeugt. Er weiß auch: Für Fehler Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018 11
Foto: Aleksejs_Fotolia.com T I T E LTHEM A | STADTVER K EHR Mit Roboterbus und App Stau auf den Straßen, Gedränge in Bussen und Bahnen. München droht der Verkehrsinfarkt – so wie vielen Metropolen. Wie planen europäische Großstädte die Mobilität der Zukunft? Eignen sich ihre Konzepte für Bayerns Landeshauptstadt? Eine Serie – Teil eins: Helsinki. ULI DÖNCH 12 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018
S TA D T V E R K E H R | T I T E LT H E M A M ünchen hat ein Problem, das die München aus der Stadt mit Metropolen der Welt Vogelperspektive – wie bleiben alle Ziele in der teilt: Der Verkehr stockt, die Stadt zuverlässig erreichbar? Straßen sind dicht, die Parkplätze rar. „Der Bedarf der Menschen an urbaner Mobilität und der Unternehmen an urbaner Logistik wächst, gleichzeitig sind die Ressourcen und Kapazitäten in der Stadt knapp“, ana- lysiert Korbinian Leitner, Referatsleiter Verkehrsinfrastruktur und Mobilität der IHK für München und Oberbayern. „Vor allem die Hauptverkehrsstraßen lassen sich nicht beliebig erweitern.“ Trotz dieser angespannten Situation gilt weiterhin das Leitbild: Alle Verkehrsteil- nehmer sollen ihre Ziele in der Stadt be- rechenbar, zuverlässig und komfortabel erreichen können. Ganz gleich, ob gewerb- licher Gütertransport, privater Individual- verkehr oder öffentliche Verkehrsmittel. Aber wie kann das gelingen? Die naheliegende Lösung: Das vorhande- ne Straßennetz muss sinnvoller genutzt werden, gerade weil es sich um ein solch knappes Gut handelt. Das lässt sich errei- chen, indem sich die Menschen für effizi- entere Verkehrsmittel entscheiden – sich also so fortbewegen, dass sie die vorhan- dene Fläche optimal nutzen. Flächeneffiziente Verkehrsmittel nutzen Dabei ist klar: Individualverkehr – Auto, Motorrad, ja sogar das Fahrrad – benötigt mehr Platz auf der Straße als öffentliche Verkehrsmittel wie etwa Bus und Bahn. Zu diesem Schluss kommen alle wissenschaft- lichen Studien. Sie errechnen die Anzahl der Personen pro Quadratmeter, die sich auf dieser Fläche fortbewegen beziehungs- weise transportiert werden. IHK-Verkehrs- experte Korbinian Leitner: „Wir alle soll- ten also häufiger Fahrzeuge nutzen, die flächeneffizient sind. Das bedeutet, umzu- steigen von den individuellen, viel Platz be- anspruchenden Verkehrsmitteln.“ Umsteigen – das würden viele gern tun. Aber weder in München noch in einer anderen deutschen Großstadt schaffen es die öffentlichen Verkehrsmittel derzeit, die drei Grunderfordernisse der Verkehrsteil- nehmer zu erfüllen: •berechenbar: Der Verkehrsteilnehmer erreicht sein Ziel, seinen individuellen Bedürfnissen entsprechend, zu jeder Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018 13
T I T E LTHEM A | STADTVER K EHR Helsinki Staus aus und ermöglichen es, das Paket Foto: ladysuzi_Fotolia.com investiert in dem Kunden bis in die Wohnung zu brin- den Nahverkehr gen (siehe auch S. 18). In München läuft – zum Beispiel noch bis September 2020 ein Projekt, in in die Roboter- dem Gewerbetreibende diese Lastenfahr- Buslinie 94 R räder testen können (www.muenchen. de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer- Arbeit-und-Wir tschaft/News/lastenrad- mikrodepots.html). Damit diese flexible Kette von Verkehrs- mitteln auch funktioniert, ist eine nutzer- freundliche Plattform erforderlich. Das kann zum Beispiel eine App sein, an die alle Dienstleister andocken können: Bahn, öffentlicher Nahverkehr, Transportunter- Tageszeit und nach einem regelmäßigen Verkehrsmitteln selbst organisieren, etwa nehmen, Fahrrad- und Rollerverleiher, Fahrplan, per App. Taxiunternehmer und natürlich die End- •zuverlässig: Bus oder Bahn sind pünkt- Beispiel 1: Ein Pendler startet mit dem kunden. lich oder haben so gut wie keine Verspä- Auto zu Hause, stellt sein Fahrzeug am All das haben die Menschen in Finnland tungen oder Ausfälle, da sich sonst Ter- Park & Ride-Platz ab, fährt per Bus oder schon. mine nicht einhalten lassen, Bahn in die Stadt und entscheidet dann, •komfortabel: Der Nutzer hat seinen per- wie er zu seinem Job kommt: ob weiter mit Vorbild Helsinki – sönlichen Freiraum, bekommt einen Sitz- öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß, per Mobilitätsplattformen und platz und genießt ein angenehmes Um- Taxi oder per Leihroller beziehungsweise autonomes Fahren feld, so wie in seinem Auto. Leihfahrrad (Call a Bike, MVG-Rad etc.). Die finnische Hauptstadt Helsinki verfolgt Beispiel 2: Ein Unternehmen soll einem ein cleveres Verkehrskonzept, das auf zwei Eine Kette von Privatkunden ein Paket liefern. Der Dienst- Säulen basiert: Verkehrsmitteln nutzen leister transportiert es zuerst in einem •einfache und einheitliche Mobilitätsplatt- Das Problem ist bekannt, Verkehrsexper- Klein-Lkw zur nächsten Bahnstation, die formen („Mobility Sharing“): Die Stadt ten in aller Welt arbeiten an einer Lösung. Bahn liefert es nach München. nennt ihr Konzept „Mobility-as-a-Service“ Ein Ansatz dabei ist Konnektivität. Das Dort in der Stadt übernimmt ein neuer oder kurz MaaS. Ziel ist, dass kein Ein- bedeutet: Wer unterwegs ist, nutzt viele Transporteur per E-Auto. Oder per Elek- wohner Helsinkis ab 2025 mehr einen unterschiedliche Transportmittel – Auto, trolastenfahrrad: Diese Zwei- und Drei- eigenen Pkw braucht. Fahrrad, Bus, Bahn –, die eng miteinander räder sind ideal für die engen Straßen •Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel vernetzt sind. Der Nutzer kann sich seinen im Zentrum, sie müssen nicht in zweiter (auch der autonom fahrenden): Die Stadt Weg von Tür zu Tür durch diese Kette von Reihe parken, lösen so keine zusätzlichen investiert vor allem in den Nahverkehr. So startete im November vergangenen Jahres eine neue U-Bahn-Linie. Sie ver- Fakten Helsinki bindet Helsinki mit der Nachbarstadt • Helsinki ist mit 645 000 Einwohnern eine Einwohner ihr Auto (22 Prozent des Espoo. vergleichsweise kleine europäische gesamten Verkehrsaufkommens). Aktuelles Highlight ist seit Mitte Mai eine Hauptstadt. Bis 2050 erwartet Helsinki Roboter-Buslinie, die auf die Fahrpläne • In Helsinki haben nur 403 von 1 000 Ein- weitere 110 000 Einwohner. der klassischen Bus- und Bahnlinien ab- wohnern ein Auto zugelassen, deutlich gestimmt ist. Seit Mitte Mai befördert die • Z ur Hauptstadtregion mit insgesamt weniger als im Landesdurchschnitt Linie 94 R (R = Robot) nach zweijähriger 1,4 Millionen Einwohnern gehören auch (548 von 1 000). Testphase ganz regulär Passagiere an je- die Nachbarstädte Espoo, Vantaa und • Das Nahverkehrsnetz wird weiter dem Werktag zwischen 9 und 15 Uhr. Kauniainen. ausgebaut. Das Ziel: Bis 2025 soll kein Der Bus des französischen Herstellers Na- • Das Verkehrssystem konzentriert sich auf Einwohner mehr ein Auto benötigen – vya fährt automatisch, an Bord ist anfangs das Zentrum Helsinkis. Die Verbindungen das bedeutet aber nicht, dass Autos ab nur noch eine Aufsichtsperson. Er startet zwischen den Außenbezirken und dem diesem Zeitpunkt in der Stadt verboten an einer klassischen Bushaltestelle und Kern der Stadt funktionieren gut. sind. übernimmt dort die Fahrgäste, die bis zum •D ank des großzügig ausgebauten öf- • Helsinki hat angekündigt, bis zum Jahr Kivikko Sports Park weiterfahren wollen. fentlichen Nahverkehrs nutzen wenige 2035 eine CO2-neutrale Stadt zu werden. Der Robo-Bus fährt immerhin bis zu 18 Stundenkilometer schnell und überbrückt 14 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018
S TA D T V E R K E H R | T I T E LT H E M A so die sogenannte letzte Meile von einem man sie ganzjährig im öffentlichen Nahver- Wünschen – eines oder mehrere auswäh- gewöhnlichen Nahverkehrsstopp zum end- kehr einsetzt. Wir brauchen bessere Algo- len und stellen sich so ihre persönliche gültigen Ziel der Reisenden – obendrein rithmen und bessere Sensoren – vor allem, Mobilitätskette zusammen: berechenbar, soll er kostengünstiger sein als alle ande- wenn wir auf die Aufsichtsperson im Bus zuverlässig, komfortabel. ren Alternativen. verzichten wollen. Unser Ziel ist, dass ein Damit das reibungslos funktioniert, ist eine „Das Robo-Bus-Projekt untersucht, wie Mensch nicht nur einen Bus, sondern viele einheitliche Basis für alle Anbieter nötig – ausgereift die autonome Fahrtechnolo- Busse beaufsichtigen kann. Damit ließen meist eine App. Eine solche Anwendung gie bereits ist und wie sie sich im realen sich die Betriebskosten so weit senken, kann ein unabhängiger Dritter bereitstel- Verkehrsumfeld einsetzen lässt“, erklärt dass es ökonomisch praktikabel ist.“ len. Oder ein Mobilitätsdienstleister, der Co-Projektleiter Eetu Rutanen von der Me- Im Rahmen der Mobilitätsoffensive MaaS zulässt, dass auch die anderen Anbieter tropolia-Universität Helsinki, die diesen können Bürger und Touristen öffentliche ihre Dienste dort offerieren. Versuch gemeinsam mit der Stadt durch- und private Verkehrsanbieter bequem führt. „Eines unserer wichtigsten Ziele ist, miteinander kombinieren, um ihr Ziel zu Was heißt das für München? Unternehmen eine innovative Plattform zu erreichen. Sie mixen die Transportmittel Derzeit existieren in der Landeshauptstadt bieten, damit sie ein für sie ökonomisch Fahrrad, Elektroroller, Bus, Taxi, Miet- zwar viele erfolgreiche Einzelinitiativen lohnendes automatisches Bus-Transport- wagen. Dabei buchen und bezahlen sie wie etwa Leihfahrräder der Bahn (Call a system für die letzte Wegstrecke zwischen ihre innerstädtische Reise über eine Bike) und der Münchner Verkehrsgesell- der klassischen Haltestelle und dem Büro Smartphone-App – und brauchen nur ein schaft (MVG Rad), aber eben noch keine oder dem Wohnsitz der Nutzer entwi- einziges Ticket. Der Nutzer tippt Start und einheitliche und einfache Lösung für alle ckeln.“ Langfristig will die Großregion Hel- Ziel ein. Dann nennt ihm die App den op- Verkehrsmittel. IHK-Verkehrsexperte Leit- sinki auch die angrenzenden Gebiete an timalen Weg – inklusive aller benötigten ner betont daher: „Wir wünschen uns auch ein Robo-Bus-System anschließen. Verkehrsmittel. für München eine Plattform, die sämtliche Welches sind die ersten Erkenntnisse aus Derartige multimodale Konzepte sind die Mobilitätsangebote integriert.“ den Tests? Oscar Nissin, Co-Projektleiter Zukunft der städtischen Verkehrsplanung. der Metropolia-Universität: „Wir haben ge- Die Reisenden brauchen sich nicht mehr IHK-ANSPRECHPARTNER lernt, dass diese autonomen Systeme noch nur auf ein Transportmittel festzulegen. Korbinian Leitner, 089 5116-1770 weiterentwickelt werden müssen, wenn Sie können – nach ihren individuellen korbinian.leitner@muenchen.ihk.de Foto: Ikars Kublins_Fotolia.com Helsinki – bis 2025 soll kein Einwohner mehr ein Auto benötigen, um seine Ziele in der Stadt bequem zu erreichen Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018 15
T I T E LTHEM A | EN ER GIE Sprit fürs Klima Können synthetische Kraftstoffe langfristig zu einer umweltschonenden Alternative für fossile Energieträger wie Benzin, Diesel oder Kerosin werden? Neue Forschungsergebnisse klingen vielversprechend. JOSEF STELZER D er Verbrennungsmotor hat noch ohne zeitraubendes Nachladen. Die Lade- fahren zur Erzeugung flüssiger E-Fuels, längst nicht ausgedient. Von den infrastruktur ist überdies noch sehr löch- die als klima- und umweltschonender Er- rund 1,84 Millionen Pkws, die im rig und die Anschaffung vergleichsweise satz für fossile Kraftstoffe dienen könnten, ersten Halbjahr 2018 bundesweit neu zu- teuer. So überrascht es nicht, dass Stromer bezeichnet man auch als Power-to-Liquid gelassen wurden, ist die überwältigende nur wenig gefragt sind: Lediglich 0,9 Pro- oder kurz: PtL (siehe Kasten rechts). Die Mehrzahl mit Benzin (62 Prozent) oder zent der in den ersten sechs Monaten 2018 bekannten Verbrennungsmotoren, aber Diesel (32 Prozent) unterwegs. Die Fahr- neu zugelassenen Pkws fahren rein elekt- auch Tankstellen und Zapfsäulen lassen zeuge sind ausgereift, das Tankstellennetz risch, so das Kraftfahrt-Bundesamt. sich mit PtL-Sprit weiterhin nutzen. dicht geknüpft. Doch die Verbrenner bla- Mit synthetischen Kraftstoffen ließen sich Ein wesentlicher Pluspunkt gegenüber sen gigantische Mengen an klimaschädli- womöglich einige wesentliche Vorteile von Benzin und Diesel: Bei der Verbrennung chem CO2 in die Atmosphäre. Elektroautos Verbrennungsmotoren und Elektroantrie- entsteht nicht mehr klimaschädliches Koh- dagegen surren zwar lokal CO2-emissions- ben verbinden. Die sogenannten E-Fuels lendioxid als der Atmosphäre bei der Pro- frei. Als Ersatz für die Verbrenner sind sie werden nicht aus Erdöl hergestellt, son- duktion entzogen wurde. „Unterm Strich bisher allerdings nur eingeschränkt taug- dern gewissermaßen künstlich aus Koh- bleiben die synthetischen Kraftstoffe also lich. Ihre Reichweite ist begrenzt, wenige lendioxid mittels Strom aus erneuerbaren CO2-neutral, zudem emittieren sie weitaus Modelle schaffen mehr als 200 Kilometer Energien gewonnen. Das technische Ver- weniger Luftschadstoffe“, sagt Norbert Ammann, Referatsleiter Umwelt, Energie, Rohstoffe bei der IHK für München und Foto: malp_Fotolia.com Oberbayern. Künstlich hergestellter Sprit eignet sich nicht nur für Pkws. „Synthetische Kraft- stoffe stellen langfristig eine interessante Alternative zu Benzin und Diesel dar, vor allem im Güterfernverkehr sowie für Schif- fe und Flugzeuge, da hier Elektroantriebe nur sehr eingeschränkt nutzbar sind“, be- stätigt Wolfgang Mauch (60), Professor für industrielle Energiewirtschaft und Um- weltmanagement an der TU München so- wie Geschäftsführer der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. (FfE). Zudem „lässt sich PtL genauso gut speichern und transportieren wie Benzin und Diesel“, so Mauch. Die FfE beteiligt sich derzeit an dem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt „Begleitforschung Energiewende im Verkehr“ und nimmt dabei die Einsatzmöglichkeiten syntheti- scher Kraftstoffe in allen Verkehrsberei- chen unter die Lupe. Der Haken bei PtL: Die Produktion des klimaneutralen Kraftstoffs ist derzeit noch Umweltfreundlich unterwegs – Forscher und sehr teuer. Laut einer Studie der Deut- Industrie suchen Alternativen zu Benzin und Diesel schen Energie-Agentur GmbH (dena) in Berlin und der Ludwig-Bölkow-System- 16 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018
„Wenn wir für E-Fuels wettbewerbsfähige Übersicht der E-Fuels Preise und einen signifikanten Marktan- Es gibt unterschiedliche Verfahren, um teil von vielleicht 20 bis 30 Prozent bei den www.engineering-people.de mit Hilfe von regenerativer Energie Kraft- Treibstoffen anstreben, kommen wir an stoff herzustellen: einer industriellen Produktion mittels re- generativer Energien im großen Maßstab • Power-to-Liquid (PtL): Herstellung von nicht vorbei, zum Beispiel durch Photovol- flüssigen Kraftstoffen (Liquids) wie taikanlagen in Staaten wie Saudi-Arabien Benzin, Diesel oder Kerosin mittels oder Marokko“, sagt IHK-Energie-Experte (erneuerbarem) Strom (Power) und Ammann. „Wir unterstützen die weitere Kohlenstoff, der sich per Kohlendioxid Forschung an Prozessen, um E-Fuels im – etwa aus der Luft oder aus Biogasan- industriellen Maßstab kostengünstig her- lagen – gewinnen lässt zustellen.“ • Power and Biomass-to-X (PBtx): Der Ingolstädter Automobilkonzern Audi Produktion gasförmiger oder flüssiger plant gemeinsam mit Partnerfirmen eine Kraftstoffe mit Biomasse und Strom Anlage zur E-Fuel-Herstellung im schwei- zerischen Laufenburg. Vorgesehen ist dort Leistung 4.0 • Gas-to-Liquid (GtL): Flüssiger Kraftstoff die Jahresproduktion von rund 200 000 Li- wird mit Erdgas und Strom hergestellt ter synthetischem Diesel – das reicht etwa • Power-to-Gas (PtG): Erzeugung gas- aus, um 200 bis 300 Pkws ein Jahr lang zu förmiger Sekundärenergieträger mittels betanken. Im Frühjahr 2019 soll die An- Fachwissen flexibel Strom, Wasser und Kohlendioxid lage, die so groß wie ein Schiffscontainer verfügbar. Quelle: Status und Perspektiven flüssiger Energieträger ist, fertiggestellt sein. Sie verwendet zur in der Energiewende, Prognos AG, Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, Produktion des künstlichen Kraftstoffs Wir sind Ihre Berater, Entwickler, Deutsches Biomasseforschungszentrum DBFZ, Mai 2018 ausschließlich Strom aus Wasserkraft. Konstrukteure, Hard- und Software- Allerdings liegen die Gesamtkosten des Spezialisten, Tester, Automatisierer, E-Diesels weit über denen von üblichen Koordinierer, Optimierer, Experten technik GmbH (LBST) in Ottobrunn be- Mineralölprodukten. für Dokumentation und CE. laufen sich die reinen Herstellungskosten Reinhard Otten, bei Audi zuständig für Stra- Bei Ihnen vor Ort. aktuell auf bis zu 4,50 Euro pro Liter E-Fuel tegie Nachhaltige Produktentwicklung, In unseren Competence Centern. als Dieseläquivalent. Laut Studie erscheint hofft auf eine deutliche Kostenreduzierung aus heutiger Perspektive ein Kostenniveau durch Skaleneffekte. Voraussetzung dafür von circa einem Euro pro Liter erreichbar ist, dass die politischen Rahmenbedingun- Maschinenbau – allerdings nur mit Importen aus Regio- gen einen zügigen Markthochlauf ermög- nen mit einem hohen Angebot an Sonnen- lichen. „Man kann davon ausgehen, dass Fahrzeugtechnik oder Windenergie. sich synthetische und fossile Kraftstoffe Elektrotechnik im Preis annähern, denn angesichts der Einsatz im Flug-, Schiffs- und in Paris vereinbarten Klimaziele dürften IT & Kommunikation Schwerlastverkehr in Europa nachhaltige Kraftstoffe zukünf- Luft- & Raumfahrt Das Berliner Wirtschaftsforschungsunter- tig auch von gesetzlichen und steuerlichen nehmen Prognos AG hat gemeinsam mit Vorteilen profitieren“, so der Experte. Medizintechnik anderen Instituten ebenfalls das Potenzial Audi strebt zunächst Beimischungen von Mechatronik der synthetischen Kraftstoffe untersucht. bis zu 30 Prozent zu herkömmlichem Die- Schiffbau Sein Fazit: Die verstärkte Verwendung sel an. Otten: „Wenn Audi E-Fuels in grö- des Energieträgers PtL sei „sinnvoll“. Zu- ßeren Mengen produziert, wird es hierzu Anlagenbau mal flüssige Energieträger auch in Zu- separate Produktions- und Distributions- kunft praktisch unverzichtbar seien, zum wege geben, sodass unsere Fahrzeuge mit Beispiel im Flug-, Schiffs- und in Teilen extrem sauberen Kraftstoffen aus 100 Pro- ihr ansprechpartner : des Schwerlastverkehrs oder in der Bau-, zent E-Diesel beziehungsweise E-Benzin Vladimir Pekov Land- und Forstwirtschaft. betrieben werden können.“ Niederlassungsleiter München Schrittweise erhöhte PtL-Beimischungen telefon +49 (0) 89 / 35 89 90 88-500 zu konventionellen Energieträgern könn- ten nach Ansicht der Forscher einen all- IHK-ANSPRECHPARTNER mählichen Markthochlauf ermöglichen, Dr. Norbert Ammann, Tel. 089 5116-1392 also eine größere Verbreitung erreichen. norbert.ammann@muenchen.ihk.de engineering people. Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018 supporting experts.
T I T E LTHEM A | LO GIS TIK Ideen gegen den Liefer-Stau Immer mehr Päckchen und Pakete – die Zahl der Lieferfahrten in der Stadt ist enorm gestiegen. Zwei Pilotprojekte wollen zeigen, wie die Nahversorgung effizienter und umweltfreundlicher ablaufen kann. EVA-ELISABETH ERNST binnen fünf Jahren. Die Gründe dafür lie- Foto: UPS gen nicht nur in der wachsenden Zahl der Einwohner und in ihrem veränderten Ein- kaufsverhalten. Auch die Lieferung selbst hat sich verändert. Die Studie „Aufbruch auf der letzten Meile“ der PricewaterhouseCoopers GmbH Wirt- schaftsprüfungsgesellschaft (PWC) listet eine ganze Reihe von Angeboten auf, mit denen Onlinehändler punkten wollen. Da geht es um die Belieferung noch am Tag der Bestellung oder zum Wunschzeitpunkt. Oder um die Möglichkeit, Pakete auf dem Weg noch kurzfristig zu einer anderen Ad- resse umzuleiten. Auch Gewerbetreibende und Händler werden zunehmend häufig und mit kleineren Gebinden beliefert, um Warenbestände und Lager vor Ort abzu- bauen oder zu verkleinern und die teuren Handelsflächen optimal auszulasten. „Dy- namik und Komplexität auf der letzten Mei- le nehmen zu“, so das Fazit der Studie. Weniger Emissionen – Päckchen per Lastenfahrrad von UPS Die aktuellen Entwicklungen stellen die urbane Versorgung vor gewaltige Aufga- E s ist eine ungewöhnliche Schar, die Rahmen des Forschungsprojekts City2Sha- ben, betont IHK-Verkehrsreferentin Marie- sich jeden Morgen gegen 9 Uhr in re, das vom Programm Erneuerbar Mobil Louise Seifert: „Hier sind auch innovative der Münchner Zenettistraße in Be- des Bundesumweltministeriums gefördert Lösungen von Logistikunternehmen nö- wegung setzt: Vollgepackt schwärmen 14 wird. Das Ziel lautet: „Weniger Verkehr mit tig.“ Um diesen Prozess zu unterstützen, Lastenfahrräder in die angrenzenden Stra- weniger Emissionen für mehr Lebensqua- will die IHK einen Lenkungskreis City-Lo- ßen aus. Die E-Bikes gehören dem Kurier- lität mit besserer Mobilität.“ Das sind ehr- gistik gründen. In ihm sollen sich Logistik- dienst UPS. Beladen werden sie aus einem geizige Vorgaben für eine wachsende Stadt dienstleister mit externen Experten über bunt bemalten Container heraus mit Pake- wie München. Dass dabei auch der Lie- die Optimierung urbaner Logistikprozesse ten und Päckchen, die ein UPS-Lieferfahr- ferverkehr im Blickfeld steht, ist sinnvoll: austauschen und gemeinsame Lösungen zeug von der Garchinger Niederlassung Denn mit dem rasant zunehmenden On- für die letzte Meile erarbeiten (siehe Kas- des Unternehmens zu diesem sogenann- linehandel sind auch immer mehr Liefer- ten S. 19). ten Micro-Depot transportiert hat. fahrzeuge in der Stadt unterwegs. Der Begriff „letzte Meile“ meint dabei den „Mit Micro-Depots können wir in innerstäd- letzten und teuersten Abschnitt der Trans- tischen Gebieten rund 95 Prozent der Lie- Vier Milliarden Pakete portkette vom Auslieferungs- oder Um- ferungen mit Lastenfahrrädern abwickeln“, Wie der Bundesverband Paket- und Ex- schlaglager bis zur Übergabe der Sendung berichtet UPS-Projektleiter Peter Blösl presslogistik (BIEK) ermittelte, wurden an den Kunden. Um insbesondere Zustell- (55). Allein die E-Bikes, die von der Zenet- 2016 in Deutschland 3,16 Milliarden Pake- versuche zu reduzieren, bei denen der Pa- tistraße aus starten, ersetzen bis zu zehn te und Päckchen ausgeliefert – fast doppelt ketbote vor verschlossener Haustür steht, Lieferwagen. Das UPS-Micro-Depot sowie so viele wie im Jahr 2000. Für 2021 prog- setzen Handels- und Logistikexperten zum zwei weitere am Glockenbach und am Kid- nostiziert der BIEK sogar 4,15 Milliarden Beispiel auf die Möglichkeit, sich Waren lerplatz in Untersendling entstanden im Sendungen: ein Zuwachs um 30 Prozent an den Arbeitsplatz, an vorab bestimmte 18 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018
LO G I S T I K | T I T E LT H E M A Lieferaufträge informiert werden, bildet die Foto: SWM/MVG Voraussetzung für die Vermittlungsplatt- form. „Unsere Lösung ist jedoch auch in der Lage, alle urbanen Lieferungen digital zu erfassen, zu bündeln und die Auslieferung über Zustelldienste zentral zu steuern“, sagt Löhr. Das sorge für maximale Effizienz und eine signifikante Reduzierung der Trans- porte. So berücksichtigt Tiramizoo unter anderem die Zustellwünsche der Empfän- ger und sieht die Einbindung von Lasten- fahrrädern und Micro-Depots vor. UPS-Projektleiter Peter Blösl hält gerade die Kombination Micro-Depot und Lasten- fahrrad für zukunftsträchtig: „Unsere Pilot- projekte haben gezeigt, dass dieses System in innerstädtischen Quartieren wirtschaft- Auch für Lebensmittel geeignet – Quartiersboxen der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und der lich betrieben werden kann.“ Zudem sei Stadtwerke München (SWM) an der Mobilitätsstation am Westkreuz die Resonanz auf die Auslieferungen per Fahrrad sowohl von den Geschäftsleuten Ablagestellen, an Nachbarn oder an Mic- bensmittel auf die Abholung warten. Erster als auch den Anwohnern durchweg positiv. ro-Depots wie etwa die DHL-Packstationen Handelspartner, der die Quartiersboxen Dass die Kunden zunehmend darauf ach- liefern zu lassen. bestückt, ist der Onlinesupermarkt Getnow ten, wie eine Lieferung zu ihnen kommt, Ein Beispiel für ein Micro-Depot, das New GmbH. „Wir sind derzeit mit weiteren belegt auch die PWC-Studie: 61 Prozent nicht von einem Logistikdienstleister be- lokalen Nahversorgern im Gespräch“, sagt der Befragten gaben an, dass sie bei der trieben wird, sind die Quartiersboxen, die Glass. Die Öffnung des Systems für Kurier- Auswahl des Onlinehändlers auf die Aus- die Münchner Verkehrsgesellschaft mbH dienste sei ebenfalls denkbar. Eine zweite lieferung durch E-Autos oder Lastenfahr- (MVG) und die Stadtwerke München Quartiersbox wird demnächst in der Frei- räder achten. Dieser Punkt sei ihnen sogar GmbH (SWM) seit Ende Juli an der Mobili- enfelsstraße installiert. wichtiger als eine schnelle Lieferung. tätsstation am Westkreuz testen. „Die ins- Beide Standorte befinden sich in Neu- gesamt 30 Fächer in zwei verschiedenen aubing-Westkreuz/Freiham, dem größten IHK-ANSPRECHPARTNER Größen sind temperiert und werden kons- Stadtteilentwicklungsgebiet Deutschlands. Marie-Louise Seifert, Tel. 089 5116-1241 tant auf 18, 2 oder minus 20 Grad Celsius Im Rahmen des EU-Projekts Smarter Toge- seifertm@muenchen.ihk.de gehalten“, erklärt SWM-Projektmanager ther werden hier „Lösungen für die lebens- Tobias Glass (30). Hier können auch Le- werte Stadt der Zukunft“ in den Feldern Neuer IHK-Lenkungskreis City-Logistik Energie, Technologie und Mobilität getes- tet. SWM-Projektmanager Glass kann sich Quartiersboxen auch jenseits des Testge- HALLEN biets an zentralen Verkehrsknotenpunkten INDUSTRIEBAU & GEWERBEBAU Eine Plattform zur Netzwerkbildung und vorstellen: „Damit lässt sich nicht zuletzt zum fachlichen Austausch für Ent- die ausufernde Lieferlogistik reduzieren.“ scheider von Logistikdienstleistern und Für einen übergreifenden Ansatz durch speziell Kurier-, Express- und Paket- eine zentrale Steuerung der Warenströ- diensten soll der Lenkungskreis City-Lo- me einer Stadt plädiert Michael Löhr gistik bieten, der sich derzeit bei der IHK (42), Gründer und Geschäftsführer der formiert. Dabei geht es nicht nur um Wis- Tiramizoo GmbH. Das Münchner Unter- Von der Planung & Produktion bis zur nehmen hat sich auf die Lieferung am sel- schlüsselfertigen Halle! senstransfer rund um Entwicklungen und Innovationen in der City-Logistik, sondern ben Tag sowie in kundendefinierten Zeit- auch darum, gemeinsam Leuchtturm- fenstern spezialisiert und bedient mit rund projekte in München und Oberbayern zu 4 000 Partnerkurieren 2 000 Händler in entwickeln und voranzutreiben. Weitere mehr als 150 Städten. In München ist Tira- Informationen gibt IHK-Verkehrsexpertin mizoo unter anderem für MediaMarkt, Sa- WOLF SYSTEM GMBH Marie-Louise Seifert, Tel. 089 5116-1241, turn, Daimler, Dehner und Karstadt tätig. Am Stadtwald 20 | 94486 Osterhofen seifertM@muenchen.ihk.de Eine ausgefeilte Optimierungssoftware, mit 09932/37-0 | gbi@wolfsystem.de der die Zusteller via App über Abhol- und WWW.WOLFSYSTEM.DE Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 11/2018 19
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