IHK feiert Top-Azubis - Feierstunde für die besten Absolventen auf der Hohensyburg - IHK24
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FAMILIENUNTERNEHMEN MIT TRADITION 200 Jahre JDT in Schwerte START.UP! GERMANY TOUR 2019 Die Gründerwelt zu Gast in Dortmund DIHK-PRÄSIDENT IM INTERVIEW „Brauchen das AHK-Netz mehr denn je“ Oktober 2019 IHK feiert Top-Azubis Feierstunde für die besten Absolventen auf der Hohensyburg
www.lensingdruck.de WEIL ES UM IHRE ZEIT GEHT! Wir machen Ihnen ein Geschenk: Zeit. Mit der Sie machen können, was Sie wollen. Weil wir mit- und querdenken, weil wir Ihre Prioritäten kennen. Das ist die blaue Idee.
EDITORIAL Das Einmaleins der Unternehmensgründung A m Anfang jeder Unternehmens- mund mehr als 60 interna- gründung steht eine Idee. Aus tionalen Startups präsen- der Idee entwickelt sich ein Ge- tieren. Wir freuen uns dar- schäftsmodell und später im auf, einige Mitgliedsunter- Idealfall ein erfolgreiches Unternehmen. nehmen bei der Veranstal- Für unseren Wirtschaftsstandort sind tung begrüßen zu dürfen. neue Ideen und innovative Geschäfts- Innovative Ideen fin- modelle ein starker Wachstumsmotor. den sich aber nicht nur bei Wenn Unternehmen gegründet werden, den Startups. Viele etab- tragen sie mit neuen und kreativen An- lierte Unternehmen ste- sätzen oft auch zur Weiterentwicklung hen ihnen in Sachen Inno- bestehender Geschäftsmodelle bei. Eine vationskraft keineswegs rege Gründerszene bringt viele Vorteile. nach. So feierte das Unter- Heinz-Herbert Dustmann und Stefan Schreiber Trends werden frühzeitig identifiziert, nehmen Hecker Glastech- technischer Fortschritt vorangetrieben, nik jetzt seinen 100. Geburtstag (Sei- und der kreative Austausch ermöglicht te 28). Hecker hat sich von einem Klein- der regionalen Wirtschaft, im internati- betrieb zu einem international erfolg- onalen Wettbewerb leichter zu bestehen. reichen Vorzeigeunternehmen mit rund Auf dem Weg zu einer erfolgreichen 250 Mitarbeitern entwickelt. Auch die J. Unternehmensgründung entstehen viele D. Theile GmbH & Co. KG in Schwerte ist Fragen. Was kann ich? Was will ich? Was ein ausgezeichnetes Beispiel für ein inno- bin ich? An was muss ich denken? Mit vatives und erfolgreiches Familienunter- diesen Fragestellungen werden Grün- nehmen. Gestartet als Heimindustrie hat derinnen und Gründer nicht allein ge- sie sich zu einem führenden Hersteller lassen. Die IHK zu Dortmund berät zum kompletter Kettensysteme und von Zu- Einmaleins der Unternehmensgründung behör im Bergbau und Industriebereich und bietet spezifische Seminare und Ver- sowie als Systemintegrator von Robotern anstaltungen an. Als eines der Starter- in der Industrieautomation entwickelt. center NRW, ist die IHK eine zentrale An- Sie können ein Porträt des bereits seit laufstelle in der Region. 200 Jahren bestehenden Unternehmens In der Startup-Szene ist die IHK zu ab Seite 18 lesen. einem festen Ansprechpartner gewor- In einem Interview mit dem DIHK- den. Von einem kreativen Austausch Präsidenten Dr. Eric Schweitzer auf Seite zwischen Startups und etablierten Un- 16 können Sie zudem mehr über das welt- ternehmen profitieren beide Seiten. Ei- weite Netzwerk der Auslandshandels- ne gute Gelegenheit für unsere regiona- kammern lesen. Die Außenstellen sind le Wirtschaft, mit internationalen Grün- die offizielle Vertretung der deutschen ition n mit trad ternehme Familienun tour 2019 Germany Start.up! interview ident im derinnen und Gründern zusammenzu- Wirtschaft im Ausland. Sie unterstützen dihK-präS treffen, wird es Ende Oktober wieder im bei landesspezifischen Fragestellungen, Oktober 2019 Rahmen der „Start.up! Germany-Tour“ p egen die außenwirtschaftlichen Bezie- geben. Unsere Titelgeschichte zur Tour hungen und helfen bei der Geschäftspart- Top-A IHK feiert finden Sie auf Seite 10. Am 29. Oktober nersuche im Ausland. So können sie als können sich regionale Unternehmen bei ein weiterer Innovationsmotor für unsere einem „Reverse Pitch“ in der IHK zu Dort- regionale Wirtschaft fungieren. Heinz-Herbert Dustmann, IHK-Präsident Stefan Schreiber, IHK-Hauptgeschäftsführer Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
INHALT BLICKPUNKT START.UP! GERMANY TOUR 10 Die Gründerwelt zu Gast bei Freunden Zum dritten Mal findet die „Start.up! Germany Tour“ statt. 60 Startups aus 21 Ländern besuchen Dortmund und das Ruhrge- biet. Hier treffen sie auf etablierte Mittelständler und Konzerne. 13 „Es gibt nichts Schöneres, als durch echte Menschen zu lernen“ Zur diesjährigen „Start.up! Germany Tour“ reist auch das finni- sche Unternehmen Superlect an. Die Ruhr Wirtschaft sprach vorab mit Antti Jäänvirta aus dem Team. INTERVIEW 16 „Wir brauchen das AHK-Netz mehr denn je“ DIHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer über die internationale Verflechtung der deutschen Wirtschaft, die Auswirkungen der aktuellen Handelskonflikte und den Nutzen des weltweiten AHK-Netzes, das auch den IHK-Mitgliedern zugutekommt. RUBRIKEN 67 IHK-Weiterbildungsprogramm 22 Bester Rektor gesucht! Verein Pro Ruhrgebiet startet 3 Editorial 70 Impressum Ausschreibung 6 Bild des Monats 71 IHK-Veranstaltungskalender 23 Ehrung für kreativen Buchhändler 8 Trends 72 Bekanntmachungen 26 KI für Kommunen 22 Kompakt 10 BLICKPUNKT START.UP! GERMANY TOUR 28 Großes Jubiläum für 24, 40 Kurz berichtet Hecker Glastechnik INTERVIEW 28 Gedenken 30 Standort Deutschland muss 16 „Wir brauchen das AHK-Netz weiter gestärkt werden 39, 42, 43 Jubiläen mehr denn je“ DIHK-Präsident 32 IHK ehrt 145 Top-Azubis 29 Personalien Dr. Eric Schweitzer der Region 34 Wirtschaftsjunioren WIRTSCHAFT REGIONAL 35 Daten im Handel besser nutzen 46 Unternehmen bilden aus 18 Von der Kette zum Roboter Serie „Familienunternehmen 36 Die Wirtschaft braucht 64 Tipps zum Thema Recht mit Tradition“: JDT gute Rahmenbedingungen IHK-Wirtschaftsgespräch 65 Wirtschaft im TV 22 Sparkasse ausgezeichnet Holzwickede 4 Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
WIRTSCHAFT REGIONAL 18 Von der Kette zum Roboter Serie „Familienunternehmen mit Tradition“: Seit sechs Generationen erfolgreich – JDT in Schwerte ist ein Unternehmen, das Tradition und Zukunft seit 200 Jahren verbindet. WIRTSCHAFT REGIONAL 30 Standort Deutschland muss weiter gestärkt werden Erste gemeinsame Sitzung der Industrieausschüsse der IHK zu Dortmund und der IHK Nordwestfalen. GASTBEITRAG 62 Sitzen ist das neue Rauchen Büroarbeit klingt ungefährlich, benötigt aber einen ähnlich hohen Arbeitsschutz wie in der Industrie. Betriebliches Gesundheitsmanagement wird für die Unternehmen immer wichtiger. 37 Gute Nachrichten SONDERTHEMA SERVICE KULTUR aus der Ruhrstadt IHK-Wirtschaftsgespräch 50 Unternehmensrecht · 68 Herbstleuchten im Maxipark Schwerte Unternehmensberatung · Consulting 69 Showhighlight in Dortmund 38 Mehr Effizienz im Service Palazzo Dinnershow in der Innosoft GASTBEITRAG Spielbank Hohensyburg 39 Wenn 1,8 Millionen Medien 62 Sitzen ist das neue Rauchen SERVICE TERMINE umziehen … Immer wichtiger: Betriebliches Nationalbibliothek Luxemburg Gesundheitsmanagement 70 „Das Krankenhaus der Zukunft“ 42 Kaminabend mit der Gilde SERVICE INTERNATIONAL 70 In 10 Minuten zur Lehr- 42 Finanzkompetenz lernen 63 Profis weltweit vor Ort stelle – Azubi-Speed-Dating Fallstricke bei Onlinehandel Experten vor Ort einbinden: und -verträgen die Partner in den Auslands- 71 Die bundesweite handelskammern Gründerwoche 2019 44 Ein Lebenswerk abgeben Unternehmensnachfolge in SERVICE BILDUNG 71 Cyberkriminalität – geordnete Bahnen lenken sind Sie vorbereitet? 66 Über sieben Brücken gehen? 45 Kompetenz im GKV-Markt IHK hilft bei der Fachkräftesi- Davaso mit viel Know-how cherung, verlässliche Brücken rund um Digitalisierung zu bauen Ruhr Wirtschaft Oktober 2019 5
BILD DES MONATS Das Ei des Colani Die Designerwelt trauert um den im September verstorbenen Luigi Colani. Das von ihm entworfene sogenannte Colani-Ei steht in den Publikationen der IHK zu Dortmund neben dem Glaselefanten für Hamm und dem Dort- munder U bildhaft für den Kreis Unna. Es handelt sich um eine futuristische Neugestaltung des Förderturms der ehemaligen Steinkohlenzeche Minister Achenbach in Lünen-Brambauer. Das auch „Ufo“ genannte Objekt soll seit 1995 in anschaulicher Weise den Strukturwandel des Ruhrgebiets verdeutli- chen. Auf der Route der Industriekultur ist es Bestanteil mehrerer Themen- routen. Mit seinem Ufo war Colani Impulsgeber für eine ausdrucksstarke Landmarke, die den Wandel dieser Region widerspiegelt. Foto: Silvia Kriens 6 Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
. rderturm, noch ohne Ufo Luigi Colani vor dem Fö horst Foto: Aloys F. Re ming Ruhr Wirtschaft Oktober 2019 7
TRENDS Neuer DIHK- Report zur Außenwirtschaft D ie Handelskon ikte in der Welt ver- ursachen einen großen finanziel- len und bürokratischen Aufwand, der das globale Geschäft für deutsche Un- ternehmen schwieriger macht. Das zeigt der vom DIHK veröffentlichte Außenwirt- schaftsreport 2019. Erstmals seit Grün- Airport auf Rekordjahr-Kurs D dung der Europäischen Union will mit dem Vereinigten Königreich sogar ein ie Schwelle von zwei Millionen Passagieren, die vor zwei EU-Mitglied den Europäischen Binnen- Jahren noch das erklärte Ziel des Dortmunder Flughafens markt verlassen – möglicherweise ohne war, konnte dieses Jahr bereits im dritten Q uartal über- geordneten Ü bergang. Neben dem Brexit schritten werden. Seit Beginn des Jahres nutzten den Airport bis schlägt in der Beratungs- und Leistungs- Anfang Oktober insgesamt 2.037.1 6 Fluggäste. Das sind 19, praxis der IHKs auch der Handelskon- Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 768.172 Passagiere o- ikt zwischen den USA und China stärker gen allein im dritten Q uartal ab oder nach Dortmund. „Wir sind durch. Entsprechend steigt die Nachfra- mit der Passagierentwicklung sehr zufrieden“, so Flughafenchef ge nach Hilfsmitteln gegen immer höhe- Udo Mager. „Die Zeichen stehen gut, dass 2019 das passagier- re Zollhürden. So ist die Zahl der von den stärkste Jahr seit Bestehen des Flughafens wird.“ Im bisher stärks- IHKs ausgestellten Ursprungszeugnisse ten Jahr 2008 nutzten knapp 2,33 Millionen Passagiere den Dort- 2018 auf das Rekordhoch von 1, 3 Millio- mund Airport. 2019 plant der Flughafen die 2,5-Millionen-Marke nen gestiegen. zu überschreiten. Das beliebteste Ziel war Mallorca. Foto: Kriens Das weltweite Netz der ERFOLGSFAKTOR FAMILIE Auslandshandelskammern Beim Unternehmens- tag „Erfolgsfaktor Familie 2019“ am 30. September in Berlin wurde der „Fortschritt- sindex Vereinbarkeit“ gestartet. Das neue Onlinetool unterstützt Arbeitgeber dabei, ihre familienfreundlichen Maßnahmen zu messen, weiterzuentwickeln und sichtbar zu machen. Ziel ist es, Familienfreund- lichkeit in den Unter- nehmen konkret zu verankern. Infos: Grafik: DIHK erfolgsfaktor-familie.de fortschrittsindex-vereinbarkeit.de 8 Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
Produkt des Monats Ein Kinosaal für private Feiern S eit September hat die Cineworld Lünen ein neues Angebot für Ci- neasten und andere Filmfreunde: „My Private Cineworld“. Der Saal mit 35 Plätzen kann exklusiv für Privat- cken möch- te, für den personen und Firmen gebucht wer- ist ‚My Private den. Dabei können nicht nur aktuelle Cineworld‘eine idea- Blockbuster und Klassiker genossen le Lösung“, sagt Cineworld-Ge- werden. Möglich ist es auch, den Saal schäftsführer Meinolf Thies. Für Fir- Daten und Fakten für eine intensive Gaming-Session menveranstaltungen wie Weihnachts- › Saal mit 35 Plätzen, moderne zu nutzen. Oder seine Lieblingsfilme feiern, Seminare und Vorträge, Pro- Digitalprojektion inklusive 3-D, und -serien im Kinosaal mit mitge- duktpräsentationen oder Mitarbeiter- 7.1-Sound, großer Leinwand, Klima- brachten Blu Rays oder durch priva- versammlungen ist das neue Angebot tisierung, behindertengerecht, inklu- ten Login in seinen Account bei Ama- ebenfalls attraktiv, zumal das Gastro- sive zwei Rollstuhlfahrerplätze zon-Prime und Net ix zu genießen. nomieangebot auch ein warmes Buf- › Premiumledersessel mit Holztischen „Wer ein unvergessliches Geschenk fet beinhaltet. Und natürlich gibt es bis zur ersten Reihe, eigener Bar- machen oder einer Geburtstagsfei- auch Popcorn! bereich (wird nach Kundenwünschen er einen einmaligen Stempel aufdrü- MyPrivateCineworld.de gefüllt) Foto: Cineworld Azubis engagieren Drei neue Mitglieder in sich beim Social Day I der IHK-Vollversammlung m Rahmen der Industrie-Initiative „industry@ work“ F fand Ende August wieder der „Social Day“ statt, bei dem ür drei ausgeschiedene Mitglieder der Vollver- sich 3 Azubis aus vier Unternehmen engagierten. Die sammlung der Industrie- und Handelskammer Auszubildenden der RCS GmbH aus Werne halfen tatkräf- zu Dortmund sind folgende Personen in dieses tig in der Kindertagesstätte St. Sophia mit, dort musste Gremium nachgerückt. Es sind: aufgrund von Wasserschäden ein Umzug zu einem Aus- › Steffen Bolz, Geschäftsführer der weichstandort organisiert werden. Die Auszubildenden Westfalenfinanz GmbH, Dortmund der Aurubis AG, Lünen, (Foto) strichen im Außenbereich › Helmut Stolzenhoff, Fleischerei + der Kindertageseinrichtung St. Norbert mehrere Bänke Party-Service Stolzenhoff GmbH & Co. KG, Lünen und Geländer einer Rutsche. Große Unterstützung bekam › Thomas Weber, Inhaber die Lebenshilfe Hamm von den Azubis der Jäckering Müh- „Der Hosen-Spezialist“, Unna len- und Nährmittelwerke, Hamm. Sie betreuten und un- Die IHK-Vollversammlung ist das höchste Organ der terstützten Behinderte bei ihrer Arbeit in der Werkstatt. selbstverwalteten Wirtschaft. Sie wird direkt von Das Unternehmen Diagramm Halbach nahm anlässlich des allen IHK-Mitgliedern gewählt und bildet die Wirt- Social Days am Schwerter Hospizlauf teil. Der Social Day schaft der Region über die jeweiligen Branchen- wird organisiert von der Industrieinitiative „industry@ strukturen ab. Sie wird alle fünf Jahre neu gewählt work“, die von namhaften Industrieunternehmen und der und hat zurzeit 86 Mitglieder. IHK 2015 gestartet wurde. Foto: Bollenberg Ruhr Wirtschaft Oktober 2019 9
BLICKPUNKT START.UP! GERMANY TOUR Die Gründerwelt zu Gast bei Freunden Zum dritten Mal findet die „Start.up! Germany Tour“ statt. 60 Startups aus 21 Ländern besuchen Dortmund und das Ruhrgebiet. Hier treffen sie auf etablierte Mittelständler und Konzerne. P VON DANIEL BOSS hat sie 2017 die „Start.up! Germany Tour“ ins ablo Pérez Leiva ist voll des Lobes: Leben gerufen und organisiert sie auch in die- „Deutschland war die beste Entschei- sem Jahr (27. bis 31. Oktober) wieder feder- dung, die wir treffen konnten“, sagt führend, zusammen mit den anderen Kam- der chilenische Unternehmer. Sein mern im Ruhrgebiet sowie den IHKs in Düs- Startup innspatial gehörte zu den Teilneh- seldorf und Köln. Gefördert wird die Reise er- mern der „Start.up! Germany Tour“ 2018. neut von NRW.Invest. Die landeseigene Wirt- „Wir sind ein Technologieunternehmen, das schaftsförderungsgesellschaft verfolgt das sich auf das Sammeln von Informationen aus Ziel, den ausländischen Gästen den Standort der Praxis mit Künstlicher Intelligenz kon- näherzubringen und sie bei einer potenziel- zentriert“, erklärt Pablo Pérez Leiva. Das Zu- len Ansiedlung zu unterstützen. sammentreffen mit deutschen Unternehmen, die diese Art von Dienstleistungen benöti- Der Hype ist berechtigt gen, und anderen Startups aus verschiede- „Schon zum dritten Mal kommen Startups »Schon zum drit- nen Ländern sei eine „beeindruckende Erfah- aus der ganzen Welt zu uns nach Nordrhein- ten Mal kommen rung“ gewesen. So beeindruckend, dass die Westfalen“, freut sich Dominik Stute. Bei dem Südamerikaner in diesem Jahr erneut nach IHK-Referatsleiter Auslandsmarkterschlie- Startups aus der NRW reisten. Ihr erklärtes Ziel ist es, kom- ßung laufen in Dortmund alle Fäden zusam- ganzen Welt zu merzielle Aktivitäten auch in Deutschland men. Eine logistische Herausforderung, denn uns nach Nord- zu starten. Die Region an Rhein und Ruhr ist die Veranstaltung ist stetig gewachsen. Nach rhein-Westfalen.« aus ihrer Sicht dafür ideal. Pablo Pérez Leiva dem Besuch von rund 0 beziehungsweise 50 spricht von einem starken „Startup-Ö kosys- innovativen Neugründungen in den vergan- Dominik Stute, tem in NRW“. Dortmund ist ein bedeutender genen zwei Jahren haben sich diesmal für die IHK-Referatsleiter Auslandsmarkterschließung Teil davon. fünf Tage Ende Oktober rund 60 Startups aus Die Hege und P ege dieses wichtigen 21 Ländern angemeldet. Die Liste der vertre- wirtschaftlichen Ö kosystems hat sich die IHK tenen Staaten reicht von Algerien bis Südko- zu Dortmund bereits vor Jahren auf die Fah- rea. Die drei Branchenschwerpunkte lauten nen geschrieben. Gemeinsam mit dem DIHK „InsurTech“, also Versicherungstechnologie, 10 Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
ups in alle Welt. Sie initiiert Delegationsrei- sen, organisiert vor Ort Veranstaltungen und stellt mit Unterstützung des weltweiten Netz- werks der Deutschen Auslandshandelskam- mern (lesen Sie dazu auch das Interview auf Seite 16) Informationen über ausländische Startup-Märkte zur Verfügung. New York, Tel Aviv, Helsinki, Singapur – in den ver- gangenen Jahren hat die IHK die jeweils et- wa 15-köpfigen Gruppen schon zu diversen Hotspots begleitet. Zeit für Sightseeing oder gar urlaubsmäßige Entspannung bleibt aller- dings nicht. In den Zielländern finden ver- Highlights schiedene Workshops statt und die Startups SONNTAG: Welcome-Abend können sich im lokalen Ö kosystem auf der bei Trivago in Düsseldorf Bühne präsentieren. Die Reisen werden vom MONTAG: Offizieller Auftakt Land NRW finanziell gefördert, da die Inter- in der IHK Düsseldorf, Besuch nationalisierung ein wichtiger Baustein für der Unternehmen Axa, Mitsu- Fotos: IHK/Stephan Schütze den Erfolg eines Startups darstellt. bishi und Metro AG, Besuch In diesem Jahr gibt es eine Premiere: der Digitalkonferenz WestVi- „Smart City“ sowie „Mobility & Logistics“. Die Gleich zwei Delegationen dieser Art stehen sions in Duisburg. Tour orientiert sich dabei bewusst am Ruhr- im Veranstaltungskalender. Anfang Novem- DIENSTAG: Reverse Pitch in Summit, der größten B2B-Startup-Konfe- ber ist der „Web Summit“ in Lissabon das Ziel. der IHK zu Dortmund, Pitch- renz Deutschlands. Die „Start.up! Germany- Bereits im Frühjahr stand China auf dem Pro- Halbfinale bei Signal Iduna, Tour“ macht mehrmals dort halt und lässt die gramm. 1 junge Startups besuchten die Met- der Smart City Allianz und ausländischen Gründer auf der großen Büh- ropolen Shanghai und Shenzhen. Workshops Evonik, Besuch der RuhrSum- ne auftreten. .500 Gäste werden in der Bo- befassten sich mit „Interkultureller Kommu- mit / Matching mit lokalen chumer Jahrhunderthalle erwartet. Vor zwei nikation“, „E-Commerce“ oder „Finanzie- Startups Jahren war das Dortmunder U Gastgeber des rung“. Besuche bei anderen Startups oder MITTWOCH: Access to Germa- Events. Natürlich sei mit dem Thema Star- Startup-Acceleratoren brachten den Teilneh- ny: Workshops zum Marktein- tup ein gewisser Hype verbunden, sagt Stu- mern das lokale Ö kosystem näher. Das größ- stieg in der Region, Teilnahme te. „Aber ein Hype, der durchaus seine Be- te Highlight waren die beiden Abendveran- am Programm des RuhrSum- rechtigung hat.“ Schließlich befinde sich die staltungen in Shanghai und Shenzhen mit je- mit, Internationales Pitchfina- Wirtschaft mittendrin im digitalen Wandel weils mehr als 100 Gästen. Die Besucher aus le auf dem RuhrSummit und dafür brauche es innovative Lösungen, Deutschland stellten sich vor – und traten vor DONNERSTAG: Besuch von die zu einem nicht geringen Teil von jungen, den Augen von Investoren und klassischen Unternehmen in Köln und kleinen Firmen entwickelt würden. Von aller- Unternehmen gegeneinander an. Umgebung, mittags Be- höchster Bedeutung ist nach Ansicht der Or- Auch im kommenden Jahr will die IHK zu such des Kölner Doms, Work- ganisatoren das Zusammenbringen von Start Dortmund Reisen dieser Art fortführen. Und shop zur richtigen Ansprache -ups mit den Mittelständlern und Konzernen natürlich ist schon jetzt die „Start.up! Germa- deutscher Unternehmen, Ab- vor Ort. „Matchen“ heißt das in der Startup- ny-Tour“ 2020 fest eingeplant. Kurz: Die Star- schlussessen mit dem Bun- Sprache. Eine besondere Form ist der „Rever- tup-Szene und ihre Kultur haben sich etab- desverband Deutsche Start- se Pitch“, der in Dortmund in den Räumen liert. https://startupgermanytour.com ups e. V. der IHK stattfindet: Dabei müssen nicht etwa die „jungen Wilden“ sich und ihr Geschäfts- modell präsentieren. Vielmehr sollen altein- gesessene und namhafte Unternehmen um die Aufmerksamkeit der internationalen Gäs- te buhlen. „Das konkrete Ziel ist ein intensi- veres Kennenlernen von Startups und Unter- nehmen – und im Idealfall natürlich eine spä- tere Zusammenarbeit zu beiderseitigem Nut- zen“, sagt Dominik Stute. IHK initiiert Delegationsreisen Um skalieren zu können, brauchen Start- ups meist internationale Märkte. Das gilt na- türlich auch für die jungen Unternehmen in Dortmund und Umgebung. Aus diesem Grund holt die IHK nicht nur ausländische Neugründungen nach Deutschland, son- dern bringt umgekehrt auch hiesige Start- Ruhr Wirtschaft Oktober 2019 11
BLICKPUNKT START.UP! GERMANY TOUR Eine Marke für Startups Vor zwei Jahren rief die Dortmunder Versicherungsgruppe Signal Iduna signals ins Leben. Z wei Jahre am Markt sind in der Startupwelt durchaus ein Grund zum Feiern. Und so hebt das sig- nals-Team in Berlin-Mitte sprichwört- lich die Gläser, freut sich über das bis- her Erreichte – und auf die Herausfor- derungen der Zukunft. Rückblick: Im Oktober 2017 präsentierte die Signal Iduna Gruppe mit Sitz in Dortmund und Hamburg ihre damals neue Ini- tiative signals der Ö ffentlichkeit und startete direkt das erste Angebot mit der Eröffnung der signals Open Stu- dios am Nordbahnhof in der Bun- deshauptstadt. Dabei handelt es sich um einen 500 Q uadratmeter großen Coworking-Space mit rund 0 Ar- beitsplätzen. Sowohl die etwa zehn si- gnals-Mitarbeiter als auch die Mieter sitzen – meist mit aufgeklapptem Lap- nals soll demnach dafür sorgen, dass reits bestehenden oder noch zu grün- top – zusammen an langen Tischen. das Unternehmen neue Geschäftsmo- denden Startups sowie Venture Capi- Die Open Studios begrüßen Besucher delle und mögliche Partnerunterneh- tal-Aktivitäten. Im VC-Bereich spie- mit einem Neon-Logo am Eingang. Es men schneller als zuvor identifizieren len laut Komander strategische Ü ber- gibt „Telefonzellen“, um ungestört Ge- kann. Signals soll zudem dabei hel- legungen eine untergeordnete Rol- spräche führen zu können, und ein fen, digitale Transformationsprozes- le. „signals Venture Capital interes- „Gewächshaus“, in das man sich auch se im Konzern zu beschleunigen – un- siert sich für tolle Unternehmen, von mit mehreren Leuten für Meetings zu- ter anderem durch spezielle Weiter- denen sie sich einen Return-on-In- rückziehen kann. bildungsformate. vest versprechen.“ Eine spätere Zu- Marke und Standort sind Zeichen sammenarbeit ist nicht ausgeschlos- einer an den digitalen Wandel ange- Nach Ideen Ausschau halten sen, aber steht nicht im Fokus. Als Bei- passten Strategie des Versicherungs- Das lässt an das berühmte Bild von spiel nennt der signals-Kommunikati- konzerns. Es geht darum, „das Kern- Tanker und Schnellboot denken. onschef den E-Scooter-Anbieter Circ: geschäft zu stärken und gleichzei- John-Sebastian Komander, bei signals „Wir sind als Investor gestartet, aber tig neue Wege zu gehen“, wie es vor zuständig für den Bereich Kommuni- irgendwann kam für das Startup die zwei Jahren formuliert wurde. sig- kation, merkt dazu an, dass auch der Frage der Versicherung der E-Roller Tanker „ganz schön Fahrt“ aufneh- auf.“ Ein Fall für die Versicherungs- men könne. Grundsätzlich gefällt ihm spezialisten aus des Konzerns. das Bild vom „Beiboot“ besser. Dieses Auf diese Weise sind seit Herbst ist sozusagen im Auftrag des Konzerns 2017 unterschiedlichste Partner- in den Startup-Gewässern in ganz Eu- schaften entstanden. Zu den konkre- ropa unterwegs und hält nach span- ten Ergebnissen gehört auch ein Cy- nenden Ideen Ausschau. „Umgekehrt ber-Security-Paket, das sich vor allem nehmen auch Neugründungen mit an kleine und mittlere Unternehmen uns Kontakt auf“, erklärt Komander. richtet, einer wichtigen Zielgruppe Die Hürde, sich bei einem ähnlich auf- der Signal Iduna Gruppe. In den ver- gestellten Team – klein und jung – zu gangenen zwei Jahren hat es einen melden, sei wesentlich geringer, als „Netzwerkaufbau durch Erfolge“ ge- bei einem Konzern mit rund 12.000 geben: „In der Szene kennt man sig- Mitarbeitern, davon rund 2.500 in nals mittlerweile gut“, freut sich Ko- Dortmund. mander. Das wirkt sich auch positiv Neben der Coworking-Möglich- auf die Wahrnehmung der Signal Idu- keit umfasst das signals-Angebot mitt- na aus. lerweile auch Partnerschaften mit be- Fotos: Signal Iduna/Umsetzung: Bande für Gestaltung 12 Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
„Es gibt nichts Schöneres, als durch echte Menschen zu lernen“ Zur diesjährigen „Start.up! Germany Tour“ reist auch das finnische Unternehmen Superlect an. Die Ruhr Wirtschaft sprach vorab mit Antti Jäänvirta aus dem Team. Sie sind zum ersten Mal bei der Tour Ist Finnland ein guter Standort dabei. Warum haben Sie sich für für Startups? diese Veranstaltung entschieden? Ja und nein. Das Ö kosystem boomt Wir haben Deutschland seit einiger und ist voller Enthusiasmus. Das Ni- Zeit im Blick, um mit der Internationa- veau an Bildung, Sicherheit und Ver- lisierung zu starten. Eine der Grund- trauen ist hoch, was die Dinge einfa- voraussetzungen für den Start unse- cher macht. Auf der anderen Seite ist res Geschäfts an einem neuen Stand- der Markt sehr klein. Ganz Finnland ort ist eine hohe Bevölkerungsdich- macht nur 0,07 Prozent der Weltbe- te. Dafür sind das Ruhrgebiet und die völkerung aus. Zudem ist es schwie- angrenzenden Städte ideal. Von der rig, exzellente unternehmerische Be- Tour haben wir so erfahren: Wir ar- ratung und die Art von Startkapital zu beiten im selben Startup-Hub wie der finden, die ein Unternehmen, das in- Innovationsmanager unserer Heimat- ternational wachsen möchte, benö- stadt – und er ist ein Deutscher. Von Antti Jäänvirta (Mitte) und sein Team tigt. Aber es ist machbar. Daher kann ihm haben wir den Tourtipp erhalten, reisen aus Finnland an. Foto: Superlect ich nur sagen: Herzlich willkommen – und es schien perfekt zu passen. wenn Sie ein halbes Jahr mit Dunkel- lich digitalisiert. Nur eines nicht: Die heit und Kälte umgehen können! Was erwarten Sie von der Tour? Schulungen finden im wirklichen Le- Eigentlich alles: Netzwerke, Part- ben statt. Das schafft die besten Ler- Wie denken Sie über die deutsche ner, Firmenkunden, begeisterte Men- nergebnisse und eine hohe Kunden- Szene und die hiesige Wirtschaft schen, die uns Tipps in vielerlei Hin- zufriedenheit. Wir haben ein skalier- insgesamt? sicht geben. Natürlich möchten wir bares Geschäftsmodell mit mehreren Dies wird mein erstes Eintauchen in auch lokale Investoren treffen. All Einnahmequellen wie Abonnements, das deutsche Startup-System sein, so- dies könnten wir natürlich auch von Provisionen und Servicegebühren. dass ich es nicht beurteilen kann. Ins- zu Hause aus online oder über Verbin- gesamt ist die deutsche Wirtschaft na- dungen tun. Aber wie wir wissen, gibt Wie schätzen Sie das Potenzial Ihres türlich ein Riese, der ganz Europa auf es nichts Schöneres, als durch die Ge- Unternehmens ein? Trab hält. Ich glaube, das Gute kann genwart von echten Menschen zu ler- Wir werden nicht bescheiden sein – es noch besser gemacht werden, und mit nen. ist sehr groß. Der Industriesektor für der schnelleren Digitalisierung wird die kontinuierliche beru iche Wei- die deutsche Wirtschaft in den kom- Was für ein Unternehmen terbildung beläuft sich weltweit auf menden Jahrzehnten eine Super- ist Superlect? 360 Milliarden US-Dollar und wächst macht sein. Wir sind eine schnell wachsende von Minute zu Minute. Dies ist auf die Plattform, die den Wissensaustausch Q ualifikationen von Einzelpersonen Und wo sehen Sie Superlect in der zwischen Fachleuten revolutionie- und Unternehmen zurückzuführen, Zukunft, sagen wir in fünf Jahren? ren wird. Im Laufe von 15 Jahren hat die mit der Digitalisierung Schritt hal- In fünf Jahren ist Superlect Teil eines unser Team die Best Practices für ei- ten. McKinsey schätzt, dass bis zum größeren, etablierten Netzwerks. Es ne professionelle Ausbildung ermit- Jahr 2030 375 Millionen Menschen entfaltet sein volles Potenzial und ist telt. Jetzt haben wir so viel wie mög- einen neuen Beruf erlernen müssen. auf der ganzen Welt tätig. Ruhr Wirtschaft Oktober 2019 13
BLICKPUNKT START.UP! GERMANY TOUR Auf dem Weg Ideen und Konzepte entwickelt, Pro- jekte auf den Weg gebracht und nicht zuletzt auch Fördergelder akquiriert. zur smarten Stadt Laut Dr. Jan Fritz Rettberg, einem der Geschäftsführer der Allianz auf Stadt- Seite, hat das Bündnis die Rückende- ckung von Politik und Verwaltung, aber auch von zivilgesellschaftlichen Die IHK zu Dortmund als Brückenbauer und Moderator: Akteuren. Eine breite Unterstützung der Wirtschaft vor Ort ist ohnehin ge- Die „Allianz Smart City Dortmund“ vereint seit 2016 geben. Startups spielen dabei eine be- Verwaltung, Unternehmen und Startups. sonders wichtige Rolle. „Sehr häufig sind es diese jungen Unternehmen, die frische Ideen einbringen“, sagt B Rettberg. Sie müssen nicht zwingend eispiel eins: Mit „Golden Mi- in Dortmund oder im Ruhrgebiet sit- le“ ist nicht etwa ein Teilbereich zen. So gehört beispielsweise auch ein des weltberühmten „Strip“ in der Team aus München der Allianz an. US-amerikanischen Casino-Hochburg Las Vegas gemeint. Der Name steht als E-Ladepunkte an Straßenlaternen Synonym für eine intelligente und be- An erster Stelle steht der mögliche darfsgesteuerte Straßenbeleuchtung Nutzen neuer Services: Was bringen in Dortmund. Bereits jetzt läuft in sie dem Bürger ganz konkret? Das Dortmund eines der größten Projekte Themenspektrum reicht von der Sen- zur Straßenbeleuchtungserneuerung sorik für Müllbehälter bis zum digita- in Europa. Es sollen darüber hinaus len Helferlein bei der Parkplatzsuche. aber auch weitere Demonstrations- Das augenblicklich größte Projekt ist projekte für diese hochmoderne Form NOX-Block. Der Name bezieht sich der Straßenbeleuchtung entstehen, Dr. Jan Fritz Rettberg, Projektleiter auf die gefürchteten Stickoxide, deren die auf der einen Seite Energie spart Smart Cities. Foto: Stadt Dortmund Ausstoß durch den Einsatz von Elek- und damit die Umwelt schont, bei der trofahrzeugen verringert werden soll. auf der anderen Seite aber auch Lade- also Sicherheit, Essen und Trinken so- Ein Hindernis für den Ausbau der E- infrastruktur für Elektroautos integ- wie Medikamenten-Versorgung, ste- Mobilität ist bekanntlich die noch ver- riert sowie Sicherheitsaspekte berück- hen im Mittelpunkt. Die entsprechen- hältnismäßig schwache Ladeinfra- sichtigt werden. den Daten werden in einer einzigen struktur. Aus diesem Grund sieht das Beispiel zwei: Vor dem Hinter- „IoT-Plattform“ gesammelt und aus- Projekt 00 neue Ladepunkte an Stra- grund der demografischen Entwick- gewertet. Die drei Buchstaben stehen ßenlaternen in Dortmund vor. lung ist ein möglichst langes selbst- für „Internet of Things“, das Internet „Niemand kann exakt vorhersa- bestimmtes Wohnen in den eigenen der Dinge. gen, wie unsere Städte in 20 Jahren vier Wänden in den Fokus gerückt. Im Mit Themen dieser Art befasst aussehen werden“, betont Rettberg. Rahmen des Projekts Smart Service sich die Ende 2016 gegründete „Alli- Mit der „Allianz Smart City Dort- Power, kurz SSP, soll genau das mit- anz Smart City Dortmund“, eine ge- mund“ wollen die Verantwortlichen hilfe von moderner technischer As- meinsame Initiative von Stadt Dort- aber gewährleisten, dass Dortmund sistenzsysteme ermöglicht werden. mund, IHK Dortmund und Leitstel- immer in der Lage ist, mit der rasan- Es kombiniert Funktionen unter an- le Energiewende Dortmund (L.E.D.). ten Entwicklung in digitaler Hinsicht derem aus den Bereichen E-Health, Sie soll entscheidend dazu beitragen, Schritt zu halten – und dies im Sinne Smart Home, P ege und Notruf. Die Dortmund zu einer „digital-intelligen- der Menschen, die in dieser Stadt le- Grundbedürfnisse älterer Menschen, ten Stadt“ zu machen. Dafür werden ben. Internationaler Startup Accelerator am Standort Dortmund Um die Zusammenarbeit internationaler ternehmen definiert und von den Startups › Anna-Sophie Bettmann, Startups mit dem regionalen Mittelstand gelöst werden. Die klaren Mehrwerte für Tel. 0231 50-24809, im Raum Dortmund zu fördern und kon- beide Seiten sind: optimierte Produktent- anna-sophie.bettmann@stadtdo.de kret zu organisieren, wird aktuell durch wicklung, komprimierter Zeitplan, Kosten- › Julia Klüber, die Wirtschaftsförderung Dortmund ein In- reduktion, Netzwerke und Wissenstransfer. Tel. 0231 50-24821, ternationaler Startup Accelerator initiiert. Ansprechpartnerinnen bei der Wirtschafts- julia.klueber@stadtdo.de Im Rahmen des Accelerators sollen Prob- förderung Dortmund für den Internationa- lemstellungen der mittelständischen Un- len Accelerator sind: 14 Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
Max Hüsch, Head of Germa- ny, beim E-Roller-Startup Circ und Christoph Grimm, Head of Digital Factory bei Signal Iduna, erzählten ihre Lovestory. Fotos: IHK/Oliver Schaper Gründer und Mittelständler erzählen ihre „Liebesgeschichten“ „Hoodie trifft Hemd – Lovestory zwischen Startups und Corporates“ hieß es am 26. September im Großen Saal der IHK zu Dortmund. S ignal Iduna & Circ, Meta Regal- bau & MotionMiners sowie Na- no Wood & Myster: Alle drei Pär- chen sprachen darüber, wie sie sich kennengelernt haben und wie ge- winnbringend eine Zusammenarbeit ist. So ist aufseiten der klassischen Unternehmen vor allem Schnelligkeit gefragt, wie auch Christoph Grimm, Head of Digital Factory bei Signal Iduna, betonte. Im Gegenzug macht die Zusammenarbeit mit Startups aber nicht nur Spaß, sondern man profitiert von neuen Ideen und tech- nologischen Innovationen. Zwischen den Vorträgen wurden die Teilnehmer beim „Speed- dating“ per Zufallsprinzip miteinander ins Gespräch gebracht. Ruhr Wirtschaft Oktober 2019 15
INTERVIEW „Wir bra auchen das AHKK-Netz mehr deenn je“ DIHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer spricht im Interview über die internationale Verflechtung der deut- schen Wirtschaft, die Auswirkungen der ak- tuellen Handelskonflik- te und den Nutzen des weltweiten AHK-Net- zes, das auch den IHK- Mitgliedern zugute- kommt. »Je weniger der grenzüber- schreitende Austausch von Waren und Dienstleistun- gen gebremst wird, umso leichter finden sie ihren Weg zum Kunden.« 16 Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
Die deutsche Wirtschaft lebt stark vom sprechpartner für die Wirtschaft. Und über Export. In der Öffentlichkeit bekommen das vom DIHK koordinierte Netz der Deut- wir dafür oft Titel verliehen wie Export- schen Auslandshandelskammern (AHK) Weltmeister oder Europameister. Wo stehen wir weltweit für gemeinsame Inter- stehen wir aktuell? essen der deutschen Wirtschaft ein. Mittler- Beim weltweiten grenzüberschreitenden weile sind das mehr als 1 0 Büros in 92 Län- Handel kommt es wie im Sport darauf an, dern. Dieses Netz ist in 125 Jahren gewach- gut im Wettbewerb bestehen zu können. sen und hat sich immer wieder an die Be- Anders als im Sport gibt es beim fairen wirt- dürfnisse der grenzüberschreitend tätigen schaftlichen Wettbewerb unter allen Teil- Wirtschaft angepasst. Die Unternehmen er- nehmern aber fast keine Verlierer, sondern halten so die notwendige Unterstützung für nur Gewinner. Voraussetzung dafür ist, dass ihre internationalen Geschäfte. Die aktu- vernünftige Spielregeln möglichst weltweit ellen globalen Herausforderungen zeigen: verabredet und eingehalten werden. Wir brauchen unser weltweites AHK-Netz Dr. Eric Je weniger der grenzüberschreitende mehr denn je. So etwas hat übrigens kein Schweitzer Austausch von Waren und Dienstleistun- anderes Land. Das „Wall Street Journal“ hat Dr. Eric Schweitzer wur- gen dann durch Zölle oder andere Handels- das AHK-Netz deshalb als „Germany´s Sec- de am 24. Juli 1965 in hürden gebremst wird, umso leichter finden ret Economic Weapon“ bezeichnet. Ipoh (Malaysia) gebo- Produkte und Dienstleistungen zu den best- ren. Er studierte von möglichen Preisen ihren Weg vom Herstel- Woran liegt die starke Wirkung 1984 bis 1987 an der ler zum Kunden. Deutsche Produkte sind des AHK-Netzes? FU Berlin Betriebswirt- dabei weltweit wegen ihrer Q ualität sehr An vielem. Wir sind nicht nur dort, wo alle schaftslehre, wo er 1990 gefragt. Deshalb sind wir – nach China und hinwollen, weil es gerade brummt. Und wir auch seine Promoti- den USA – auf Platz drei der größten Wa- verschwinden nicht aus einem Land, wenn on zum Dr. rer. pol. ab- renexporteure der Welt. es dort schwierig wird oder fast gar nichts schloss. Bis 1993 war er mehr geht. Wir versuchen, frühzeitig Chan- Mitglied der Geschäfts- Wie stark ist die deutsche Wirtschaft mit cen zu entwickeln. Aktuell wächst das AHK- führung des elterlichen der Weltwirtschaft verflochten und damit Netz besonders stark in Afrika. Recyclingunternehmens auch anfällig für konjunkturelle Eintrü- Ein anderer Aspekt, ganz praktisch: Die Alba, es folgte die Be- bungen in anderen Regionen? AHKs tragen das System der dualen Berufs- rufung in den Vorstand Mehr als jeder vierte Arbeitsplatz hierzulan- ausbildung in die Welt. In Shanghai, Pe- der Alba AG, deren Vor- de hängt am Export. In der Industrie ist es king, in den USA, Mexiko sowie beispiels- standsvorsitzender er sogar jeder zweite. Internationale Offenheit weise auch in Vietnam und Indien oder in seit 1998 ist. Seit 1. Ok- macht einen erheblichen Teil unserer Wert- vielen osteuropäischen Ländern können tober 2011 ist es die Al- schöpfung und damit unseres Wohlstandes einheimische Mitarbeiterinnen und Mitar- ba Group plc& Co. KG; aus. Es kommen auch indirekte Effekte hin- beiter deutscher Unternehmen eine Ausbil- Unternehmensgruppe zu, die oft übersehen werden: In dem hef- dung nach deutschen Standards absolvie- für Recycling, Umwelt- tigen Handelsstreit zwischen den USA und ren. Viele Länder haben daran großes Inter- dienstleistungen und China stehen auf beiden Seiten auch deut- esse, auch wenn das vielerorts ein schwieri- Sekundärrohstoffhan- sche Unternehmen, die in diesen Ländern ger Prozess ist. Denn bei uns investieren die del. Dr. Schweitzer war stark vertreten sind. Trotzdem ist ein Kenn- Unternehmen selbst enorm in die Ausbil- Präsident der Industrie- zeichen der deutschen Wirtschaft, dass wir dung, der Staat finanziert die Berufsschu- und Handelskammer zu weltweit sehr breit aufgestellt sind. Wenn len und die Kammern kümmern sich um die Berlin und ist seit März ein deutscher Mittelständler grenzüber- Standards. 2013 Präsident des schreitend tätig ist, dann ist sein Unterneh- Deutschen Industrie- men im Schnitt in fast zwanzig Ländern ak- Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere und Handelskammerta- tiv. Das schützt uns davor, dass eine regio- am AHK-Netz für die Unternehmen? ges (DIHK). nale Krise in der Welt unsere Gesamtwirt- Als Unternehmer weiß ich: Eine gute Ge- schaft trifft. Wenn es aber globale Turbulen- schäftsidee zu haben, ist das eine, sie auf › Zur wichtigen Rolle zen gibt und wir in eine Protektionismus- den Markt zu bringen, ist eine andere Sa- der AHKs lesen Sie Spirale hineingeraten, dann spüren wir das che. Im AHK-Netz können die Unternehmen auch unsere Titel- in Deutschland natürlich besonders stark. auf die langjährige Expertise unserer AHK- geschichte ab Kollegen zurückgreifen, die sich vor Ort Seite 10 und das Ist die deutsche Wirtschaft solchen als Erfolgsberater verstehen. Das geht von Porträt auf Seite 63. Entwicklungen wehrlos ausgeliefert? Einstiegstipps in neue Märkte bis hin zur Die Unternehmen treffen keine politischen Rechts- und Steuerberatung in etablierten Entscheidungen, aber wir müssen unsere Regionen. Unsere AHK-Mitglieder profitie- gemeinsamen Interessen einbringen. Die ren zudem von unserem starken Netzwerk Industrie- und Handelskammern sind da- vor Ort und dem direkten Draht zur Politik bei nicht nur ein regional starker Faktor, in Deutschland sowie in 92 Gastländern. sondern über den DIHK auch bei der Bun- des- und Europapolitik ein relevanter An- Das Interview führte Rudolf Kahlen Ruhr Wirtschaft Oktober 2019 17
Die Geschäfts- führung besteht aus (v.l.) Thomas Muchowski, Jan-Dirk Hidding und Von der Torsten Wirtz. Fotos: JDT Zwischen Kette zum Straße und Wasser: das Unternehmen aus der Vogel- Roboter perspektive. Seit sechs Generationen erfolgreich: JDT in Schwerte ist ein Unternehmen, das Tradition und Zukunft seit 200 Jahren verbindet. 18 Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
WIRTSCHAFT REGIONAL M VON DANIEL BOSS Davon it seinen grünen Flammen- konnten und Phönix-Tattoos sowie dem die Arbei- schwarzen Hipsterbart wirkt He- ter in den phaistos wie der neue Star der Anfangs- Gaming-Szene. Doch bei dem comicartig ge- jahrzehnten des 19. Jahrhunderts höchstens stalteten Gott des Feuers und der Schmiede- träumen, die bis zu 75 Männer kamen wohl fertigkeit handelt es sich nicht um einen Cha- mehrheitlich auf „Schusters Rappen“. „Als rakter aus einem PC- oder Konsolenspiel. Die die Industrielle Revolution auch in deutschen von einer Marketingagentur in die Jetztzeit Landen ihren Aufbruch findet, wird um 1850 katapultierte Sagengestalt des antiken Grie- der Grundstein zu den ersten umfangreiche- Meilensteine chenlands ist vielmehr eine der neuen Werbe- ren Anlagen der Kettenfabrik „Theile“ gelegt figuren für das Unternehmen JDT in Schwer- und eine Konzentration auf die eigene Pro- 1819 te. Der mythische Schmied steht mit seinen duktion von Ketten und Kettenzubehör wei- Johann Dietrich Theile lässt in Attributen für höchste Schmiedekunst, Ro- ter ausgebaut“, so Thomas Muchowski in sei- Villigst am Elsebach ein Was- bustheit, Verlässlichkeit und Sicherheit bei nem Rückblick. Unter anderem wird in eine serrad mit Kettenrolle zum JDT. Auch die einzelnen Produktsparten, wie Dampfmaschine zur Unterstützung der Pro- Polieren von Ketten errichten. zum Beispiel die Bergbautechnik, der Indust- duktion investiert. „Die frühe Geschichte des 1873 riebereich und die Robotic, sind mit entspre- Unternehmens ist stark mit der stetigen Stei- Fritz Theile sr. übernimmt das chenden Paten aus der Antike belegt. He- gerung der industriellen Fertigung und dem Unternehmen. Eigenproduk- phaistos hat in der Schwerter Version neben damit steigenden Bedarf am Energieträger tion und Handel werden aus- seinem Schmiedehammer ein weiteres Attri- Kohle mit der Expansion des Steinkohleberg- geweitet. but: großgliedrige Rundstahlketten. Sie ver- baus in der Region verbunden.“ Die Förde- 1900 weisen sowohl auf eine heutige Kernkompe- rung habe sich in den Jahren 1875 bis 1913 Fritz Theile jr. setzt auf die fa- tenz des traditionsreichen Familienbetriebs in Deutschland verzehnfacht und man könne brikmäßige Herstellung von als auch auf seine Ursprünge. davon ausgehen, „dass auch die Firma J. D. Schiffs- und Hebeketten. Die Wurzeln reichen 200 Jahre zurück, Theile davon profitierte“. bis zum 1. August 1819. Damals gründete Jo- Noch immer bilden Produkte für den 1919 hann Dietrich Theile aus Oestrich bei Letma- Bergbau das zweite große Standbein der Fir- Wilhelm Hidding baut das the in Villigst bei Schwerte eine „Kettenfab- ma. Die Branche verwendet Ketten zur För- Unternehmen wesentlich wei- rik“ unter seinem Namen: J. D. Theile. derung. „Den deutschen Steinkohlebergbau ter aus. gibt es bekanntlich nicht mehr, aber wir ha- ab 1945 Früher etwa 100 Kleinschmieden ben uns schon vor vielen Jahren für den in- J D Theile ist maßgeblich an „Ketten wurden zu diesem Zeitpunkt vor- ternationalen Bergbau öffnen können“, sagt der Mechanisierung des Berg- nehmlich für die Land- und Forstwirtschaft Torsten Wirtz, ebenfalls Geschäftsführer des baus beteiligt. benötigt und in sogenannten Heimschmie- Unternehmens. Grundsätzlich kommen die den, oftmals von kleinen Betrieben oder Ketten sowie die Aufhängeköpfe, Verbin- 1959 Landwirten, in den ,dunklen‘ Wintermona- dungsschäkel, Bügelschlösser, Ö senhaken Jürgen Hidding übernimmt ei- ten von Hand geschmiedet“, erklärt Thomas etc. auf sämtlichen Kontinenten zum Ein- ne der modernsten Kettenfab- Muchowski, einer von drei Geschäftsführern. satz. Sogar auf Ö lbohrplattformen werden riken Europas. „Im Raum Schwerte gab es zu diesem Zeit- schwere Lasten mittels Ketten aus Schwerte ab 1991 punkt ungefähr 100 solcher Kleinschmieden – bewegt. Die Durchmesser der Kettenglieder Jan-Dirk Hidding übernimmt und das bei einer Einwohnerzahl von gerade bewegen sich je nach Anforderung und Bran- die Leitung und erweitert mit einmal 2.500 Personen.“ che zwischen sechs und 60 Millimetern. Ein- der Sparte Robotics die Ge- Will sagen: Das Produkt Kette war schon zelne Kettenglieder für Anschlagketten wer- schäftsfelder. damals von herausragender lokaler Bedeu- den bis zu einem Durchmesser von 115 Milli- tung. Die Auswahl des Betriebsstandorts war metern produziert. Das Kundenspektrum 2019 auch aus natürlichen Gründen sicherlich kein ist weltweit gefächert und bezieht sich auf 200-jähriges Jubiläum. Zu- Zufall. Großhändler sowie auch Einzelkunden. kunftsweisende Visionen si- „Der Elsebach bot als Energiequelle, etwa chern den Fortbestand des für den Antrieb beim Kettenrollen, beim Po- Startschuss für den „Fallhammer“ Unternehmens. lieren und als Kühlquelle für den frühen Pro- Fertigkeiten im Schmiedebereich sind für duktionsprozess, ideale Voraussetzungen.“ ein solches Portfolio unerlässlich. Eine po- Bis heute ist JDT – wenngleich stark vergrö- lizeiliche Genehmigung durch die dama- ßert – an alter Stelle zu finden. Zuletzt wur- ligen Behörden erlaubt der Firma ab Ende de vor etwa fünf Jahren eine neue Produkti- des 19. Jahrhunderts, einen „Fallhammerbe- onshalle errichtet und die Verwaltung erwei- trieb“ zu betreiben – die Wiege des heutigen tert. An der Letmather Straße wurde sogar Schmiedebereichs. 1902 erhält das Unter- die Bushaltestelle vor dem Firmentor nach nehmen eine Bronzemedaille „für gute Leis- den Kettenspezialisten benannt. Die heute et- tungen in Herstellung von eisernen Ketten al- wa 250 Mitarbeiter können also gut den Ö P- ler Art“ bei der Teilnahme an einer Industrie- NV nutzen. und Gewerbeausstellung in Düsseldorf. Kurz Ruhr Wirtschaft Oktober 2019 19
WIRTSCHAFT REGIONAL 1 2 3 4 vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs beschäf- hohen Fertigungstiefe vom Werkzeugbau tigt man neben den rund 100 eigenen Mitar- über den Schmiedebetrieb bis zur Zerspa- beitern auch noch Heimschmieden der nähe- nungs-, Schweiß-, Härte- und Ober ächen- ren Umgebung. Diese sind allerdings ab 1918 technik – und dem jeweils damit verbunde- Geschichte. JDT selbst hat den Krieg unbe- nen notwendigen Know-how als deutscher schadet überstanden und kann das 100-jäh- Hersteller. In den 20er-Jahren des vergange- rige Bestehen feiern. Die Firmenleitung geht nen Jahrhunderts, um wieder den Blick zu- durch Heirat einer der Töchter nun von der rück zu richten, reichte das Angebot der Pro- Familie Theile auf die Familie Hidding über. dukte von Industrie-, Kran- und Lastketten, Mit Jan-Dirk Hidding ist heute bereits die ins- Ketten für die Land- und Forstwirtschaft so- gesamt sechste Generation am Ruder. In Sa- wie den berühmten Schiffsketten bis zu Berg- chen Ö ffentlichkeitsarbeit hält sich der Inha- werksketten, also Förder- und Mitnehmer- ber eher zurück. Ü berhaupt sucht JDT nicht ketten. „Beschlagteile für die Bahn wie zum das Rampenlicht, was sich schon daran er- Beispiel Zughaken, Kuppplungen, Zugösen Jürgen Hidding (1925 bis kennen lässt, dass das 200-Jährige lediglich und Förderwagenbügel wurden ebenfalls in 2005) sieht seine Haupt- intern begangen wurde. der Schmiede erstellt“, wie die Geschäftsfüh- aufgabe in der Erschlie- rung erzählt. Bereits damals sei der heutige ßung neuer Märkte. Er legt Breit aufgestellte Spezialisten Gedanke – und Firmenslogan – „more than damit den Grundstein für Bei aller westfälischer Bescheidenheit: Das chain“ erkennbar gewesen. Einige Produkte, die weltweite Expansion. Unternehmen hätte viele Gründe, sich selbst zum Beispiel die Ankerketten, wurden später zu feiern. Das Portfolio ist breit und spezia- im Zuge der deutschen Werftenkrise aller- lisiert zugleich. Die Schwerpunkte liegen in dings wieder aufgegeben. der eigenen Entwicklung von Produkten, Auch den Zweiten Weltkrieg übersteht Standard- und Sonderlösungen sowie der das Unternehmen nahezu unbeschadet. Ei- ne drohende Demontage nach 19 5 habe die damalige Geschäftsführung verhindern kön- nen. Im Zuge des „Wirtschaftswunders“ in den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts nimmt die Mechanisierung des Bergbaus, et- wa durch die Einführung von Panzerförde- rern und mechanisierten Abbaumaschinen, stark zu. „Die Firma J. D. Theile hatte hier- an keinen unerheblichen Anteil“, wissen die heutigen Geschäftsführer aus den alten Un- terlagen. Neben der Erweiterung des Pro- duktprogramms in den folgenden Jahrzehn- ten wird auch das Unternehmen selbst, durch Ausbau der Schmiede, Neubau einer mecha- nischen Werkstatt für die Bearbeitung der Schmiedeteile und einer Halle für den Werk- zeugbau, weiter ausgebaut. Zum Erfolg über zwei Jahrhunderte tru- gen und tragen Generationen von Mitarbei- Bei JDT fliegen bis heute täglich die Funken. tern bei. Und das ist durchaus wörtlich zu 20 Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
Historie 1 Gründer Johann-Dietrich Theile, geboren 1793. 2 Fritz Theile sr. über- nimmt in den 1870er- Jahren das Ruder. 3 Fritz Theile jun. schafft die Basis der heutigen Fabrik. 4 Wilhelm Hidding ist der Schwiegersohn des letzten Namensträgers. 5 5 Ein Blick zurück: So entstanden bereits vor vielen Jahrzehnten Ketten. verstehen, denn auch mit Blick auf die Beleg- standsanlagen an. Darunter fallen beispiels- schaft ist JDT ein Familienunternehmen. Dies weise die Wartung oder die Programmierung ist begründet durch eine Vielzahl von Famili- von Automationslösungen beim Kunden oder en, die zum Teil schon in der dritten Gene- der Austausch vorhandener Roboter. In ei- ration für das Unternehmen tätig sind. „Es ner Firma mit einem breiten Fertigungsspek- freut mich auch immer wieder zu hören, dass trum und einer hohen Fertigungstiefe, bei das Unternehmen von Mitarbeitern gegen- dem etwa 95 Prozent aller benötigten Prozes- über Freunden und Verwandten als Arbeit- se selbst erledigt werden, war dieser Schritt geber empfohlen wird“, so der geschäftsfüh- zum Hightech aus Sicht der Geschäftsfüh- rende Gesellschafter Jan-Dirk Hidding. „Dies rung nur logisch. „Wir selbst nutzen schon zeugt von einem guten sozialen Betriebskli- lange Roboter, kennen uns also im Bereich ma durch alle Hierarchien“. Automation sehr gut aus.“ Freilich trage die noch junge Sparte lediglich einen verhältnis- Ganz neue Sparte geschaffen mäßig kleinen Anteil zum Gesamtumsatz von JDT hat es nicht nur geschafft, sich im Be- rund 0 Millionen Euro bei. „Aber da ist viel reich seiner traditionellen Kernkompetenzen Zukunftsmusik drin.“ So schließt sich auch immer wieder zu modernisieren, sondern der Kreis zu den modernen an die Antike an- ist seit einigen Jahren auch auf einem Ge- gelegten Werbehelden. Kurz: JDT ist ein Un- biet unterwegs, das zumindest auf den ersten ternehmen, das Tradition und Zukunft seit Blick nichts mit den Wurzeln zu tun hat: Ne- 200 Jahren erfolgreich verbindet. ben Bergbau und Industrie bildet „Robotics“ die dritte Sparte. Bei den umgesetzten Au- tomationslösungen ist es dabei unerheblich, ob es sich um Standardanwendungen wie das Bestücken von Dreh- und Fräsmaschi- nen oder Sonderlösungen mit ganz speziel- len Aufgaben für die eingesetzten Industrie- roboter handelt. „JDT Robotics kann vor al- lem durch den Einsatz von Automationsanla- gen in der eigenen Fertigung in der Zerspa- nungs-, Ober ächen- und Schleiftechnik als authentischer Problemlöser punkten“, wer- ben die Schwerter. „Ein gut etablierter, wie- derkehrender und auch branchenübergrei- fender Kundenkreis spricht für den Erfolg des Konzeptes.“ Die eigentlichen Roboter wer- den hinzugekauft. Die Konzeption und Reali- sierung, wie zum Beispiel Steuerung, Erstel- lung der Greifer, Schutzbehausungen etc. bis hin zur CE-Abnahme, kommen aber komplett von JDT. Zusätzlich zu den Projektierungen von Anlagen oder Anlagenteilen bietet JDT Ro- botics auch Dienstleistungen rund um Be- „Hephaistos“ ist eine neue Werbefigur für das Unternehmen. Ruhr Wirtschaft Oktober 2019 21
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