IHK feiert Top-Azubis - Feierstunde für die besten Absolventen auf der Hohensyburg - IHK24

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IHK feiert Top-Azubis - Feierstunde für die besten Absolventen auf der Hohensyburg - IHK24
FAMILIENUNTERNEHMEN MIT TRADITION
                               200 Jahre JDT in Schwerte
                               START.UP! GERMANY TOUR 2019
                               Die Gründerwelt zu Gast in Dortmund
                               DIHK-PRÄSIDENT IM INTERVIEW
                               „Brauchen das AHK-Netz mehr denn je“

                                                                      Oktober 2019

IHK feiert Top-Azubis
Feierstunde für die besten Absolventen auf der Hohensyburg
IHK feiert Top-Azubis - Feierstunde für die besten Absolventen auf der Hohensyburg - IHK24
www.lensingdruck.de

                                                            WEIL ES UM
                                                            IHRE ZEIT GEHT!

Wir machen Ihnen ein Geschenk: Zeit. Mit der Sie machen
können, was Sie wollen. Weil wir mit- und querdenken,
weil wir Ihre Prioritäten kennen. Das ist die blaue Idee.
IHK feiert Top-Azubis - Feierstunde für die besten Absolventen auf der Hohensyburg - IHK24
EDITORIAL

Das Einmaleins der
Unternehmensgründung

          A
                    m Anfang jeder Unternehmens-       mund mehr als 60 interna-
                    gründung steht eine Idee. Aus      tionalen Startups präsen-
                    der Idee entwickelt sich ein Ge-   tieren. Wir freuen uns dar-
                    schäftsmodell und später im        auf, einige Mitgliedsunter-
          Idealfall ein erfolgreiches Unternehmen.     nehmen bei der Veranstal-
          Für unseren Wirtschaftsstandort sind         tung begrüßen zu dürfen.
          neue Ideen und innovative Geschäfts-             Innovative Ideen fin-
          modelle ein starker Wachstumsmotor.          den sich aber nicht nur bei
          Wenn Unternehmen gegründet werden,           den Startups. Viele etab-
          tragen sie mit neuen und kreativen An-       lierte Unternehmen ste-
          sätzen oft auch zur Weiterentwicklung        hen ihnen in Sachen Inno-
          bestehender Geschäftsmodelle bei. Eine       vationskraft keineswegs
          rege Gründerszene bringt viele Vorteile.     nach. So feierte das Unter-     Heinz-Herbert Dustmann und Stefan Schreiber
          Trends werden frühzeitig identifiziert,      nehmen Hecker Glastech-
          technischer Fortschritt vorangetrieben,      nik jetzt seinen 100. Geburtstag (Sei-
          und der kreative Austausch ermöglicht        te 28). Hecker hat sich von einem Klein-
          der regionalen Wirtschaft, im internati-     betrieb zu einem international erfolg-
          onalen Wettbewerb leichter zu bestehen.      reichen Vorzeigeunternehmen mit rund
              Auf dem Weg zu einer erfolgreichen       250 Mitarbeitern entwickelt. Auch die J.
          Unternehmensgründung entstehen viele         D. Theile GmbH & Co. KG in Schwerte ist
          Fragen. Was kann ich? Was will ich? Was      ein ausgezeichnetes Beispiel für ein inno-
          bin ich? An was muss ich denken? Mit         vatives und erfolgreiches Familienunter-
          diesen Fragestellungen werden Grün-          nehmen. Gestartet als Heimindustrie hat
          derinnen und Gründer nicht allein ge-        sie sich zu einem führenden Hersteller
          lassen. Die IHK zu Dortmund berät zum        kompletter Kettensysteme und von Zu-
          Einmaleins der Unternehmensgründung          behör im Bergbau und Industriebereich
          und bietet spezifische Seminare und Ver-     sowie als Systemintegrator von Robotern
          anstaltungen an. Als eines der Starter-      in der Industrieautomation entwickelt.
          center NRW, ist die IHK eine zentrale An-    Sie können ein Porträt des bereits seit
          laufstelle in der Region.                    200 Jahren bestehenden Unternehmens
              In der Startup-Szene ist die IHK zu      ab Seite 18 lesen.
          einem festen Ansprechpartner gewor-              In einem Interview mit dem DIHK-
          den. Von einem kreativen Austausch           Präsidenten Dr. Eric Schweitzer auf Seite
          zwischen Startups und etablierten Un-        16 können Sie zudem mehr über das welt-
          ternehmen profitieren beide Seiten. Ei-      weite Netzwerk der Auslandshandels-
          ne gute Gelegenheit für unsere regiona-      kammern lesen. Die Außenstellen sind
          le Wirtschaft, mit internationalen Grün-     die offizielle Vertretung der deutschen
                                                                                                                                                             ition
                                                                                                                                                  n mit trad
                                                                                                                                       ternehme
                                                                                                                          Familienun
                                                                                                                                                tour 2019
                                                                                                                                      Germany
                                                                                                                          Start.up!
                                                                                                                                                interview
                                                                                                                                       ident im

          derinnen und Gründern zusammenzu-            Wirtschaft im Ausland. Sie unterstützen
                                                                                                                           dihK-präS

          treffen, wird es Ende Oktober wieder im      bei landesspezifischen Fragestellungen,
                                                                                                                                                               Oktober 2019

          Rahmen der „Start.up! Germany-Tour“          p egen die außenwirtschaftlichen Bezie-
          geben. Unsere Titelgeschichte zur Tour       hungen und helfen bei der Geschäftspart-                              Top-A
                                                                                                                  IHK feiert
          finden Sie auf Seite 10. Am 29. Oktober      nersuche im Ausland. So können sie als
          können sich regionale Unternehmen bei        ein weiterer Innovationsmotor für unsere
          einem „Reverse Pitch“ in der IHK zu Dort-    regionale Wirtschaft fungieren.

          Heinz-Herbert Dustmann, IHK-Präsident        Stefan Schreiber, IHK-Hauptgeschäftsführer

Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
IHK feiert Top-Azubis - Feierstunde für die besten Absolventen auf der Hohensyburg - IHK24
INHALT

    BLICKPUNKT START.UP! GERMANY TOUR

    10            Die Gründerwelt zu
                  Gast bei Freunden
                  Zum dritten Mal findet die „Start.up! Germany Tour“ statt. 60
                  Startups aus 21 Ländern besuchen Dortmund und das Ruhrge-
                  biet. Hier treffen sie auf etablierte Mittelständler und Konzerne.

    13            „Es gibt nichts Schöneres, als
                  durch echte Menschen zu lernen“
                  Zur diesjährigen „Start.up! Germany Tour“ reist auch das finni-
                  sche Unternehmen Superlect an. Die Ruhr Wirtschaft sprach
                  vorab mit Antti Jäänvirta aus dem Team.

    INTERVIEW

    16            „Wir brauchen das AHK-Netz
                  mehr denn je“
                  DIHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer über die internationale
                  Verflechtung der deutschen Wirtschaft, die Auswirkungen der
                  aktuellen Handelskonflikte und den Nutzen des weltweiten
                  AHK-Netzes, das auch den IHK-Mitgliedern zugutekommt.

              RUBRIKEN                                   67 IHK-Weiterbildungsprogramm     22 Bester Rektor gesucht!
                                                                                               Verein Pro Ruhrgebiet startet
              3     Editorial                            70 Impressum                          Ausschreibung

              6     Bild des Monats                      71 IHK-Veranstaltungskalender     23 Ehrung für kreativen
                                                                                               Buchhändler
              8     Trends                               72 Bekanntmachungen
                                                                                           26 KI für Kommunen
              22 Kompakt                                 10 BLICKPUNKT
                                                              START.UP! GERMANY TOUR       28 Großes Jubiläum für
              24, 40 Kurz berichtet                                                            Hecker Glastechnik
                                                         INTERVIEW
              28 Gedenken                                                                  30 Standort Deutschland muss
                                                         16 „Wir brauchen das AHK-Netz         weiter gestärkt werden
              39, 42, 43 Jubiläen                             mehr denn je“
                                                              DIHK-Präsident               32 IHK ehrt 145 Top-Azubis
              29 Personalien                                  Dr. Eric Schweitzer              der Region

              34 Wirtschaftsjunioren                     WIRTSCHAFT REGIONAL               35 Daten im Handel besser
                                                                                               nutzen
              46 Unternehmen bilden aus                  18 Von der Kette zum Roboter
                                                              Serie „Familienunternehmen   36 Die Wirtschaft braucht
              64 Tipps zum Thema Recht                        mit Tradition“: JDT              gute Rahmenbedingungen
                                                                                               IHK-Wirtschaftsgespräch
              65 Wirtschaft im TV                        22 Sparkasse ausgezeichnet            Holzwickede

4   Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
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WIRTSCHAFT REGIONAL

                                  18       Von der Kette zum Roboter
                                           Serie „Familienunternehmen mit Tradition“:
                                           Seit sechs Generationen erfolgreich – JDT in
                                           Schwerte ist ein Unternehmen, das Tradition
                                           und Zukunft seit 200 Jahren verbindet.

                                  WIRTSCHAFT REGIONAL

                                  30       Standort Deutschland muss
                                           weiter gestärkt werden
                                           Erste gemeinsame Sitzung der Industrieausschüsse
                                           der IHK zu Dortmund und der IHK Nordwestfalen.

                                  GASTBEITRAG

                                  62       Sitzen ist das neue Rauchen
                                           Büroarbeit klingt ungefährlich, benötigt aber einen ähnlich
                                           hohen Arbeitsschutz wie in der Industrie. Betriebliches
                                           Gesundheitsmanagement wird für die Unternehmen
                                           immer wichtiger.

37 Gute Nachrichten               SONDERTHEMA                           SERVICE KULTUR
   aus der Ruhrstadt
   IHK-Wirtschaftsgespräch        50 Unternehmensrecht ·                68 Herbstleuchten im Maxipark
   Schwerte                           Unternehmensberatung ·
                                      Consulting                        69 Showhighlight in Dortmund
38 Mehr Effizienz im Service                                                  Palazzo Dinnershow in der
   Innosoft                       GASTBEITRAG                                Spielbank Hohensyburg

39 Wenn 1,8 Millionen Medien      62 Sitzen ist das neue Rauchen        SERVICE TERMINE
   umziehen …                         Immer wichtiger: Betriebliches
   Nationalbibliothek Luxemburg       Gesundheitsmanagement             70 „Das Krankenhaus
                                                                             der Zukunft“
42 Kaminabend mit der Gilde       SERVICE INTERNATIONAL
                                                                        70 In 10 Minuten zur Lehr-
42 Finanzkompetenz lernen         63 Profis weltweit vor Ort                  stelle – Azubi-Speed-Dating
   Fallstricke bei Onlinehandel       Experten vor Ort einbinden:
   und -verträgen                     die Partner in den Auslands-      71 Die bundesweite
                                      handelskammern                         Gründerwoche 2019
44 Ein Lebenswerk abgeben
   Unternehmensnachfolge in       SERVICE BILDUNG                       71 Cyberkriminalität –
   geordnete Bahnen lenken                                                   sind Sie vorbereitet?
                                  66 Über sieben Brücken gehen?
45 Kompetenz im GKV-Markt             IHK hilft bei der Fachkräftesi-
   Davaso mit viel Know-how           cherung, verlässliche Brücken
   rund um Digitalisierung            zu bauen

                                                                                          Ruhr Wirtschaft Oktober 2019   5
IHK feiert Top-Azubis - Feierstunde für die besten Absolventen auf der Hohensyburg - IHK24
BILD DES MONATS

    Das Ei des Colani
    Die Designerwelt trauert um den im September verstorbenen Luigi Colani.
    Das von ihm entworfene sogenannte Colani-Ei steht in den Publikationen
    der IHK zu Dortmund neben dem Glaselefanten für Hamm und dem Dort-
    munder U bildhaft für den Kreis Unna. Es handelt sich um eine futuristische
    Neugestaltung des Förderturms der ehemaligen Steinkohlenzeche Minister
    Achenbach in Lünen-Brambauer. Das auch „Ufo“ genannte Objekt soll seit
    1995 in anschaulicher Weise den Strukturwandel des Ruhrgebiets verdeutli-
    chen. Auf der Route der Industriekultur ist es Bestanteil mehrerer Themen-
    routen. Mit seinem Ufo war Colani Impulsgeber für eine ausdrucksstarke
    Landmarke, die den Wandel dieser Region widerspiegelt. Foto: Silvia Kriens

6   Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
IHK feiert Top-Azubis - Feierstunde für die besten Absolventen auf der Hohensyburg - IHK24
.
                        rderturm,   noch ohne Ufo
Luigi Colani vor dem Fö                        horst
                                      Foto: Aloys F. Re
                                                        ming

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IHK feiert Top-Azubis - Feierstunde für die besten Absolventen auf der Hohensyburg - IHK24
TRENDS

                  Neuer DIHK-
                  Report zur
                  Außenwirtschaft

                    D       ie Handelskon ikte in der Welt ver-
                            ursachen einen großen finanziel-
                            len und bürokratischen Aufwand,
                     der das globale Geschäft für deutsche Un-
                     ternehmen schwieriger macht. Das zeigt
                     der vom DIHK veröffentlichte Außenwirt-
                     schaftsreport 2019. Erstmals seit Grün-      Airport auf Rekordjahr-Kurs

                                                                    D
                     dung der Europäischen Union will mit
                     dem Vereinigten Königreich sogar ein                  ie Schwelle von zwei Millionen Passagieren, die vor zwei
                     EU-Mitglied den Europäischen Binnen-                  Jahren noch das erklärte Ziel des Dortmunder Flughafens
                     markt verlassen – möglicherweise ohne                 war, konnte dieses Jahr bereits im dritten Q uartal über-
                     geordneten Ü bergang. Neben dem Brexit          schritten werden. Seit Beginn des Jahres nutzten den Airport bis
                     schlägt in der Beratungs- und Leistungs-        Anfang Oktober insgesamt 2.037.1 6 Fluggäste. Das sind 19,
                     praxis der IHKs auch der Handelskon-            Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 768.172 Passagiere o-
                       ikt zwischen den USA und China stärker        gen allein im dritten Q uartal ab oder nach Dortmund. „Wir sind
                     durch. Entsprechend steigt die Nachfra-         mit der Passagierentwicklung sehr zufrieden“, so Flughafenchef
                     ge nach Hilfsmitteln gegen immer höhe-          Udo Mager. „Die Zeichen stehen gut, dass 2019 das passagier-
                     re Zollhürden. So ist die Zahl der von den      stärkste Jahr seit Bestehen des Flughafens wird.“ Im bisher stärks-
                     IHKs ausgestellten Ursprungszeugnisse           ten Jahr 2008 nutzten knapp 2,33 Millionen Passagiere den Dort-
                     2018 auf das Rekordhoch von 1, 3 Millio-        mund Airport. 2019 plant der Flughafen die 2,5-Millionen-Marke
                     nen gestiegen.                                  zu überschreiten. Das beliebteste Ziel war Mallorca. Foto: Kriens

                  Das weltweite Netz der                                                            ERFOLGSFAKTOR
                                                                                                        FAMILIE
                  Auslandshandelskammern                                                             Beim Unternehmens-
                                                                                                       tag „Erfolgsfaktor
                                                                                                     Familie 2019“ am 30.
                                                                                                      September in Berlin
                                                                                                    wurde der „Fortschritt-
                                                                                                     sindex Vereinbarkeit“
                                                                                                       gestartet. Das neue
                                                                                                    Onlinetool unterstützt
                                                                                                   Arbeitgeber dabei, ihre
                                                                                                     familienfreundlichen
                                                                                                   Maßnahmen zu messen,
                                                                                                   weiterzuentwickeln und
                                                                                                   sichtbar zu machen. Ziel
                                                                                                    ist es, Familienfreund-
                                                                                                     lichkeit in den Unter-
                                                                                                      nehmen konkret zu
                                                                                                        verankern. Infos:
    Grafik: DIHK

                                                                                                        erfolgsfaktor-familie.de
                                                                                                   fortschrittsindex-vereinbarkeit.de

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IHK feiert Top-Azubis - Feierstunde für die besten Absolventen auf der Hohensyburg - IHK24
Produkt des Monats
Ein Kinosaal für
private Feiern

    S    eit September hat die Cineworld
         Lünen ein neues Angebot für Ci-
         neasten und andere Filmfreunde:
    „My Private Cineworld“. Der Saal mit
    35 Plätzen kann exklusiv für Privat-
                                            cken
                                            möch-
                                            te, für den
    personen und Firmen gebucht wer-        ist ‚My Private
    den. Dabei können nicht nur aktuelle    Cineworld‘eine idea-
    Blockbuster und Klassiker genossen      le Lösung“, sagt Cineworld-Ge-
    werden. Möglich ist es auch, den Saal   schäftsführer Meinolf Thies. Für Fir-     Daten und Fakten
    für eine intensive Gaming-Session       menveranstaltungen wie Weihnachts-        › Saal mit 35 Plätzen, moderne
    zu nutzen. Oder seine Lieblingsfilme    feiern, Seminare und Vorträge, Pro-         Digitalprojektion inklusive 3-D,
    und -serien im Kinosaal mit mitge-      duktpräsentationen oder Mitarbeiter-        7.1-Sound, großer Leinwand, Klima-
    brachten Blu Rays oder durch priva-     versammlungen ist das neue Angebot          tisierung, behindertengerecht, inklu-
    ten Login in seinen Account bei Ama-    ebenfalls attraktiv, zumal das Gastro-      sive zwei Rollstuhlfahrerplätze
    zon-Prime und Net ix zu genießen.       nomieangebot auch ein warmes Buf-         › Premiumledersessel mit Holztischen
    „Wer ein unvergessliches Geschenk       fet beinhaltet. Und natürlich gibt es       bis zur ersten Reihe, eigener Bar-
    machen oder einer Geburtstagsfei-       auch Popcorn!                               bereich (wird nach Kundenwünschen
    er einen einmaligen Stempel aufdrü-                       MyPrivateCineworld.de     gefüllt)                   Foto: Cineworld

                                                               Azubis engagieren
Drei neue Mitglieder in                                        sich beim Social Day

                                                              I
der IHK-Vollversammlung                                          m Rahmen der Industrie-Initiative „industry@ work“

    F
                                                                 fand Ende August wieder der „Social Day“ statt, bei dem
        ür drei ausgeschiedene Mitglieder der Vollver-           sich 3 Azubis aus vier Unternehmen engagierten. Die
        sammlung der Industrie- und Handelskammer              Auszubildenden der RCS GmbH aus Werne halfen tatkräf-
        zu Dortmund sind folgende Personen in dieses           tig in der Kindertagesstätte St. Sophia mit, dort musste
    Gremium nachgerückt. Es sind:                              aufgrund von Wasserschäden ein Umzug zu einem Aus-
    › Steffen Bolz, Geschäftsführer der                        weichstandort organisiert werden. Die Auszubildenden
      Westfalenfinanz GmbH, Dortmund                            der Aurubis AG, Lünen, (Foto) strichen im Außenbereich
    › Helmut Stolzenhoff, Fleischerei +                        der Kindertageseinrichtung St. Norbert mehrere Bänke
      Party-Service Stolzenhoff GmbH & Co. KG, Lünen           und Geländer einer Rutsche. Große Unterstützung bekam
    › Thomas Weber, Inhaber                                    die Lebenshilfe Hamm von den Azubis der Jäckering Müh-
      „Der Hosen-Spezialist“, Unna                             len- und Nährmittelwerke, Hamm. Sie betreuten und un-
    Die IHK-Vollversammlung ist das höchste Organ der          terstützten Behinderte bei ihrer Arbeit in der Werkstatt.
    selbstverwalteten Wirtschaft. Sie wird direkt von          Das Unternehmen Diagramm Halbach nahm anlässlich des
    allen IHK-Mitgliedern gewählt und bildet die Wirt-         Social Days am Schwerter Hospizlauf teil. Der Social Day
    schaft der Region über die jeweiligen Branchen-            wird organisiert von der Industrieinitiative „industry@
    strukturen ab. Sie wird alle fünf Jahre neu gewählt        work“, die von namhaften Industrieunternehmen und der
    und hat zurzeit 86 Mitglieder.                             IHK 2015 gestartet wurde. Foto: Bollenberg

                                                                                                       Ruhr Wirtschaft Oktober 2019   9
IHK feiert Top-Azubis - Feierstunde für die besten Absolventen auf der Hohensyburg - IHK24
BLICKPUNKT START.UP! GERMANY TOUR

     Die Gründerwelt
     zu Gast bei Freunden
     Zum dritten Mal findet die „Start.up! Germany Tour“ statt. 60 Startups aus 21 Ländern besuchen
     Dortmund und das Ruhrgebiet. Hier treffen sie auf etablierte Mittelständler und Konzerne.

                                    P
                                    VON DANIEL BOSS
                                                                                     hat sie 2017 die „Start.up! Germany Tour“ ins
                                           ablo Pérez Leiva ist voll des Lobes:      Leben gerufen und organisiert sie auch in die-
                                           „Deutschland war die beste Entschei-      sem Jahr (27. bis 31. Oktober) wieder feder-
                                           dung, die wir treffen konnten“, sagt      führend, zusammen mit den anderen Kam-
                                           der chilenische Unternehmer. Sein         mern im Ruhrgebiet sowie den IHKs in Düs-
                                    Startup innspatial gehörte zu den Teilneh-       seldorf und Köln. Gefördert wird die Reise er-
                                    mern der „Start.up! Germany Tour“ 2018.          neut von NRW.Invest. Die landeseigene Wirt-
                                    „Wir sind ein Technologieunternehmen, das        schaftsförderungsgesellschaft verfolgt das
                                    sich auf das Sammeln von Informationen aus       Ziel, den ausländischen Gästen den Standort
                                    der Praxis mit Künstlicher Intelligenz kon-      näherzubringen und sie bei einer potenziel-
                                    zentriert“, erklärt Pablo Pérez Leiva. Das Zu-   len Ansiedlung zu unterstützen.
                                    sammentreffen mit deutschen Unternehmen,
                                    die diese Art von Dienstleistungen benöti-       Der Hype ist berechtigt
                                    gen, und anderen Startups aus verschiede-        „Schon zum dritten Mal kommen Startups
     »Schon zum drit-               nen Ländern sei eine „beeindruckende Erfah-      aus der ganzen Welt zu uns nach Nordrhein-
     ten Mal kommen                 rung“ gewesen. So beeindruckend, dass die        Westfalen“, freut sich Dominik Stute. Bei dem
                                    Südamerikaner in diesem Jahr erneut nach         IHK-Referatsleiter Auslandsmarkterschlie-
     Startups aus der               NRW reisten. Ihr erklärtes Ziel ist es, kom-     ßung laufen in Dortmund alle Fäden zusam-
     ganzen Welt zu                 merzielle Aktivitäten auch in Deutschland        men. Eine logistische Herausforderung, denn
     uns nach Nord-                 zu starten. Die Region an Rhein und Ruhr ist     die Veranstaltung ist stetig gewachsen. Nach
     rhein-Westfalen.«              aus ihrer Sicht dafür ideal. Pablo Pérez Leiva   dem Besuch von rund 0 beziehungsweise 50
                                    spricht von einem starken „Startup-Ö kosys-      innovativen Neugründungen in den vergan-
     Dominik Stute,
                                    tem in NRW“. Dortmund ist ein bedeutender        genen zwei Jahren haben sich diesmal für die
     IHK-Referatsleiter
     Auslandsmarkterschließung      Teil davon.                                      fünf Tage Ende Oktober rund 60 Startups aus
                                        Die Hege und P ege dieses wichtigen          21 Ländern angemeldet. Die Liste der vertre-
                                    wirtschaftlichen Ö kosystems hat sich die IHK    tenen Staaten reicht von Algerien bis Südko-
                                    zu Dortmund bereits vor Jahren auf die Fah-      rea. Die drei Branchenschwerpunkte lauten
                                    nen geschrieben. Gemeinsam mit dem DIHK          „InsurTech“, also Versicherungstechnologie,

10   Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
ups in alle Welt. Sie initiiert Delegationsrei-
                                                         sen, organisiert vor Ort Veranstaltungen und
                                                         stellt mit Unterstützung des weltweiten Netz-
                                                         werks der Deutschen Auslandshandelskam-
                                                         mern (lesen Sie dazu auch das Interview auf
                                                         Seite 16) Informationen über ausländische
                                                         Startup-Märkte zur Verfügung. New York,
                                                         Tel Aviv, Helsinki, Singapur – in den ver-
                                                         gangenen Jahren hat die IHK die jeweils et-
                                                         wa 15-köpfigen Gruppen schon zu diversen
                                                         Hotspots begleitet. Zeit für Sightseeing oder
                                                         gar urlaubsmäßige Entspannung bleibt aller-
                                                         dings nicht. In den Zielländern finden ver-         Highlights
                                                         schiedene Workshops statt und die Startups          SONNTAG: Welcome-Abend
                                                         können sich im lokalen Ö kosystem auf der           bei Trivago in Düsseldorf
                                                         Bühne präsentieren. Die Reisen werden vom           MONTAG: Offizieller Auftakt
                                                         Land NRW finanziell gefördert, da die Inter-        in der IHK Düsseldorf, Besuch
                                                         nationalisierung ein wichtiger Baustein für         der Unternehmen Axa, Mitsu-
                            Fotos: IHK/Stephan Schütze   den Erfolg eines Startups darstellt.                bishi und Metro AG, Besuch
                                                             In diesem Jahr gibt es eine Premiere:           der Digitalkonferenz WestVi-
„Smart City“ sowie „Mobility & Logistics“. Die           Gleich zwei Delegationen dieser Art stehen          sions in Duisburg.
Tour orientiert sich dabei bewusst am Ruhr-              im Veranstaltungskalender. Anfang Novem-            DIENSTAG: Reverse Pitch in
Summit, der größten B2B-Startup-Konfe-                   ber ist der „Web Summit“ in Lissabon das Ziel.      der IHK zu Dortmund, Pitch-
renz Deutschlands. Die „Start.up! Germany-               Bereits im Frühjahr stand China auf dem Pro-        Halbfinale bei Signal Iduna,
Tour“ macht mehrmals dort halt und lässt die             gramm. 1 junge Startups besuchten die Met-          der Smart City Allianz und
ausländischen Gründer auf der großen Büh-                ropolen Shanghai und Shenzhen. Workshops            Evonik, Besuch der RuhrSum-
ne auftreten. .500 Gäste werden in der Bo-               befassten sich mit „Interkultureller Kommu-         mit / Matching mit lokalen
chumer Jahrhunderthalle erwartet. Vor zwei               nikation“, „E-Commerce“ oder „Finanzie-             Startups
Jahren war das Dortmunder U Gastgeber des                rung“. Besuche bei anderen Startups oder            MITTWOCH: Access to Germa-
Events. Natürlich sei mit dem Thema Star-                Startup-Acceleratoren brachten den Teilneh-         ny: Workshops zum Marktein-
tup ein gewisser Hype verbunden, sagt Stu-               mern das lokale Ö kosystem näher. Das größ-         stieg in der Region, Teilnahme
te. „Aber ein Hype, der durchaus seine Be-               te Highlight waren die beiden Abendveran-           am Programm des RuhrSum-
rechtigung hat.“ Schließlich befinde sich die            staltungen in Shanghai und Shenzhen mit je-         mit, Internationales Pitchfina-
Wirtschaft mittendrin im digitalen Wandel                weils mehr als 100 Gästen. Die Besucher aus         le auf dem RuhrSummit
und dafür brauche es innovative Lösungen,                Deutschland stellten sich vor – und traten vor      DONNERSTAG: Besuch von
die zu einem nicht geringen Teil von jungen,             den Augen von Investoren und klassischen            Unternehmen in Köln und
kleinen Firmen entwickelt würden. Von aller-             Unternehmen gegeneinander an.                       Umgebung, mittags Be-
höchster Bedeutung ist nach Ansicht der Or-                  Auch im kommenden Jahr will die IHK zu          such des Kölner Doms, Work-
ganisatoren das Zusammenbringen von Start                Dortmund Reisen dieser Art fortführen. Und          shop zur richtigen Ansprache
-ups mit den Mittelständlern und Konzernen               natürlich ist schon jetzt die „Start.up! Germa-     deutscher Unternehmen, Ab-
vor Ort. „Matchen“ heißt das in der Startup-             ny-Tour“ 2020 fest eingeplant. Kurz: Die Star-      schlussessen mit dem Bun-
Sprache. Eine besondere Form ist der „Rever-             tup-Szene und ihre Kultur haben sich etab-          desverband Deutsche Start-
se Pitch“, der in Dortmund in den Räumen                 liert.             https://startupgermanytour.com   ups e. V.
der IHK stattfindet: Dabei müssen nicht etwa
die „jungen Wilden“ sich und ihr Geschäfts-
modell präsentieren. Vielmehr sollen altein-
gesessene und namhafte Unternehmen um
die Aufmerksamkeit der internationalen Gäs-
te buhlen. „Das konkrete Ziel ist ein intensi-
veres Kennenlernen von Startups und Unter-
nehmen – und im Idealfall natürlich eine spä-
tere Zusammenarbeit zu beiderseitigem Nut-
zen“, sagt Dominik Stute.

IHK initiiert Delegationsreisen
Um skalieren zu können, brauchen Start-
ups meist internationale Märkte. Das gilt na-
türlich auch für die jungen Unternehmen
in Dortmund und Umgebung. Aus diesem
Grund holt die IHK nicht nur ausländische
Neugründungen nach Deutschland, son-
dern bringt umgekehrt auch hiesige Start-

                                                                                                                 Ruhr Wirtschaft Oktober 2019   11
BLICKPUNKT START.UP! GERMANY TOUR

     Eine Marke für Startups
     Vor zwei Jahren rief die Dortmunder Versicherungsgruppe Signal Iduna signals ins Leben.

              Z      wei Jahre am Markt sind in der
                     Startupwelt durchaus ein Grund
                     zum Feiern. Und so hebt das sig-
               nals-Team in Berlin-Mitte sprichwört-
               lich die Gläser, freut sich über das bis-
               her Erreichte – und auf die Herausfor-
               derungen der Zukunft. Rückblick: Im
               Oktober 2017 präsentierte die Signal
               Iduna Gruppe mit Sitz in Dortmund
               und Hamburg ihre damals neue Ini-
               tiative signals der Ö ffentlichkeit und
               startete direkt das erste Angebot mit
               der Eröffnung der signals Open Stu-
               dios am Nordbahnhof in der Bun-
               deshauptstadt. Dabei handelt es sich
               um einen 500 Q uadratmeter großen
               Coworking-Space mit rund 0 Ar-
               beitsplätzen. Sowohl die etwa zehn si-
               gnals-Mitarbeiter als auch die Mieter
               sitzen – meist mit aufgeklapptem Lap-       nals soll demnach dafür sorgen, dass     reits bestehenden oder noch zu grün-
               top – zusammen an langen Tischen.           das Unternehmen neue Geschäftsmo-        denden Startups sowie Venture Capi-
               Die Open Studios begrüßen Besucher          delle und mögliche Partnerunterneh-      tal-Aktivitäten. Im VC-Bereich spie-
               mit einem Neon-Logo am Eingang. Es          men schneller als zuvor identifizieren   len laut Komander strategische Ü ber-
               gibt „Telefonzellen“, um ungestört Ge-      kann. Signals soll zudem dabei hel-      legungen eine untergeordnete Rol-
               spräche führen zu können, und ein           fen, digitale Transformationsprozes-     le. „signals Venture Capital interes-
               „Gewächshaus“, in das man sich auch         se im Konzern zu beschleunigen – un-     siert sich für tolle Unternehmen, von
               mit mehreren Leuten für Meetings zu-        ter anderem durch spezielle Weiter-      denen sie sich einen Return-on-In-
               rückziehen kann.                            bildungsformate.                         vest versprechen.“ Eine spätere Zu-
                   Marke und Standort sind Zeichen                                                  sammenarbeit ist nicht ausgeschlos-
               einer an den digitalen Wandel ange-         Nach Ideen Ausschau halten               sen, aber steht nicht im Fokus. Als Bei-
               passten Strategie des Versicherungs-        Das lässt an das berühmte Bild von       spiel nennt der signals-Kommunikati-
               konzerns. Es geht darum, „das Kern-         Tanker und Schnellboot denken.           onschef den E-Scooter-Anbieter Circ:
               geschäft zu stärken und gleichzei-          John-Sebastian Komander, bei signals     „Wir sind als Investor gestartet, aber
               tig neue Wege zu gehen“, wie es vor         zuständig für den Bereich Kommuni-       irgendwann kam für das Startup die
               zwei Jahren formuliert wurde. sig-          kation, merkt dazu an, dass auch der     Frage der Versicherung der E-Roller
                                                           Tanker „ganz schön Fahrt“ aufneh-        auf.“ Ein Fall für die Versicherungs-
                                                           men könne. Grundsätzlich gefällt ihm     spezialisten aus des Konzerns.
                                                           das Bild vom „Beiboot“ besser. Dieses        Auf diese Weise sind seit Herbst
                                                           ist sozusagen im Auftrag des Konzerns    2017 unterschiedlichste Partner-
                                                           in den Startup-Gewässern in ganz Eu-     schaften entstanden. Zu den konkre-
                                                           ropa unterwegs und hält nach span-       ten Ergebnissen gehört auch ein Cy-
                                                           nenden Ideen Ausschau. „Umgekehrt        ber-Security-Paket, das sich vor allem
                                                           nehmen auch Neugründungen mit            an kleine und mittlere Unternehmen
                                                           uns Kontakt auf“, erklärt Komander.      richtet, einer wichtigen Zielgruppe
                                                           Die Hürde, sich bei einem ähnlich auf-   der Signal Iduna Gruppe. In den ver-
                                                           gestellten Team – klein und jung – zu    gangenen zwei Jahren hat es einen
                                                           melden, sei wesentlich geringer, als     „Netzwerkaufbau durch Erfolge“ ge-
                                                           bei einem Konzern mit rund 12.000        geben: „In der Szene kennt man sig-
                                                           Mitarbeitern, davon rund 2.500 in        nals mittlerweile gut“, freut sich Ko-
                                                           Dortmund.                                mander. Das wirkt sich auch positiv
                                                                Neben der Coworking-Möglich-        auf die Wahrnehmung der Signal Idu-
                                                           keit umfasst das signals-Angebot mitt-   na aus.
                                                           lerweile auch Partnerschaften mit be-        Fotos: Signal Iduna/Umsetzung: Bande für Gestaltung

12   Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
„Es gibt nichts Schöneres, als durch echte Menschen zu lernen“
Zur diesjährigen „Start.up! Germany Tour“ reist auch das finnische Unternehmen Superlect an.
Die Ruhr Wirtschaft sprach vorab mit Antti Jäänvirta aus dem Team.

       Sie sind zum ersten Mal bei der Tour                                                      Ist Finnland ein guter Standort
       dabei. Warum haben Sie sich für                                                           für Startups?
       diese Veranstaltung entschieden?                                                          Ja und nein. Das Ö kosystem boomt
       Wir haben Deutschland seit einiger                                                        und ist voller Enthusiasmus. Das Ni-
       Zeit im Blick, um mit der Internationa-                                                   veau an Bildung, Sicherheit und Ver-
       lisierung zu starten. Eine der Grund-                                                     trauen ist hoch, was die Dinge einfa-
       voraussetzungen für den Start unse-                                                       cher macht. Auf der anderen Seite ist
       res Geschäfts an einem neuen Stand-                                                       der Markt sehr klein. Ganz Finnland
       ort ist eine hohe Bevölkerungsdich-                                                       macht nur 0,07 Prozent der Weltbe-
       te. Dafür sind das Ruhrgebiet und die                                                     völkerung aus. Zudem ist es schwie-
       angrenzenden Städte ideal. Von der                                                        rig, exzellente unternehmerische Be-
       Tour haben wir so erfahren: Wir ar-                                                       ratung und die Art von Startkapital zu
       beiten im selben Startup-Hub wie der                                                      finden, die ein Unternehmen, das in-
       Innovationsmanager unserer Heimat-                                                        ternational wachsen möchte, benö-
       stadt – und er ist ein Deutscher. Von     Antti Jäänvirta (Mitte) und sein Team           tigt. Aber es ist machbar. Daher kann
       ihm haben wir den Tourtipp erhalten,      reisen aus Finnland an.       Foto: Superlect   ich nur sagen: Herzlich willkommen –
       und es schien perfekt zu passen.                                                          wenn Sie ein halbes Jahr mit Dunkel-
                                                 lich digitalisiert. Nur eines nicht: Die        heit und Kälte umgehen können!
       Was erwarten Sie von der Tour?            Schulungen finden im wirklichen Le-
       Eigentlich alles: Netzwerke, Part-        ben statt. Das schafft die besten Ler-          Wie denken Sie über die deutsche
       ner, Firmenkunden, begeisterte Men-       nergebnisse und eine hohe Kunden-               Szene und die hiesige Wirtschaft
       schen, die uns Tipps in vielerlei Hin-    zufriedenheit. Wir haben ein skalier-           insgesamt?
       sicht geben. Natürlich möchten wir        bares Geschäftsmodell mit mehreren              Dies wird mein erstes Eintauchen in
       auch lokale Investoren treffen. All       Einnahmequellen wie Abonnements,                das deutsche Startup-System sein, so-
       dies könnten wir natürlich auch von       Provisionen und Servicegebühren.                dass ich es nicht beurteilen kann. Ins-
       zu Hause aus online oder über Verbin-                                                     gesamt ist die deutsche Wirtschaft na-
       dungen tun. Aber wie wir wissen, gibt     Wie schätzen Sie das Potenzial Ihres            türlich ein Riese, der ganz Europa auf
       es nichts Schöneres, als durch die Ge-    Unternehmens ein?                               Trab hält. Ich glaube, das Gute kann
       genwart von echten Menschen zu ler-       Wir werden nicht bescheiden sein – es           noch besser gemacht werden, und mit
       nen.                                      ist sehr groß. Der Industriesektor für          der schnelleren Digitalisierung wird
                                                 die kontinuierliche beru iche Wei-              die deutsche Wirtschaft in den kom-
       Was für ein Unternehmen                   terbildung beläuft sich weltweit auf            menden Jahrzehnten eine Super-
       ist Superlect?                            360 Milliarden US-Dollar und wächst             macht sein.
       Wir sind eine schnell wachsende           von Minute zu Minute. Dies ist auf die
       Plattform, die den Wissensaustausch       Q ualifikationen von Einzelpersonen             Und wo sehen Sie Superlect in der
       zwischen Fachleuten revolutionie-         und Unternehmen zurückzuführen,                 Zukunft, sagen wir in fünf Jahren?
       ren wird. Im Laufe von 15 Jahren hat      die mit der Digitalisierung Schritt hal-        In fünf Jahren ist Superlect Teil eines
       unser Team die Best Practices für ei-     ten. McKinsey schätzt, dass bis zum             größeren, etablierten Netzwerks. Es
       ne professionelle Ausbildung ermit-       Jahr 2030 375 Millionen Menschen                entfaltet sein volles Potenzial und ist
       telt. Jetzt haben wir so viel wie mög-    einen neuen Beruf erlernen müssen.              auf der ganzen Welt tätig.

                                                                                                                Ruhr Wirtschaft Oktober 2019   13
BLICKPUNKT START.UP! GERMANY TOUR

     Auf dem Weg                                                                                                Ideen und Konzepte entwickelt, Pro-
                                                                                                                jekte auf den Weg gebracht und nicht
                                                                                                                zuletzt auch Fördergelder akquiriert.

     zur smarten Stadt
                                                                                                                Laut Dr. Jan Fritz Rettberg, einem der
                                                                                                                Geschäftsführer der Allianz auf Stadt-
                                                                                                                Seite, hat das Bündnis die Rückende-
                                                                                                                ckung von Politik und Verwaltung,
                                                                                                                aber auch von zivilgesellschaftlichen
     Die IHK zu Dortmund als Brückenbauer und Moderator:                                                        Akteuren. Eine breite Unterstützung
                                                                                                                der Wirtschaft vor Ort ist ohnehin ge-
     Die „Allianz Smart City Dortmund“ vereint seit 2016                                                        geben. Startups spielen dabei eine be-
     Verwaltung, Unternehmen und Startups.                                                                      sonders wichtige Rolle. „Sehr häufig
                                                                                                                sind es diese jungen Unternehmen,
                                                                                                                die frische Ideen einbringen“, sagt

              B
                                                                                                                Rettberg. Sie müssen nicht zwingend
                     eispiel eins: Mit „Golden Mi-                                                              in Dortmund oder im Ruhrgebiet sit-
                     le“ ist nicht etwa ein Teilbereich                                                         zen. So gehört beispielsweise auch ein
                     des weltberühmten „Strip“ in der                                                           Team aus München der Allianz an.
               US-amerikanischen Casino-Hochburg
               Las Vegas gemeint. Der Name steht als                                                            E-Ladepunkte an Straßenlaternen
               Synonym für eine intelligente und be-                                                            An erster Stelle steht der mögliche
               darfsgesteuerte Straßenbeleuchtung                                                               Nutzen neuer Services: Was bringen
               in Dortmund. Bereits jetzt läuft in                                                              sie dem Bürger ganz konkret? Das
               Dortmund eines der größten Projekte                                                              Themenspektrum reicht von der Sen-
               zur Straßenbeleuchtungserneuerung                                                                sorik für Müllbehälter bis zum digita-
               in Europa. Es sollen darüber hinaus                                                              len Helferlein bei der Parkplatzsuche.
               aber auch weitere Demonstrations-                                                                Das augenblicklich größte Projekt ist
               projekte für diese hochmoderne Form                                                              NOX-Block. Der Name bezieht sich
               der Straßenbeleuchtung entstehen,              Dr. Jan Fritz Rettberg, Projektleiter             auf die gefürchteten Stickoxide, deren
               die auf der einen Seite Energie spart          Smart Cities.              Foto: Stadt Dortmund   Ausstoß durch den Einsatz von Elek-
               und damit die Umwelt schont, bei der                                                             trofahrzeugen verringert werden soll.
               auf der anderen Seite aber auch Lade-          also Sicherheit, Essen und Trinken so-            Ein Hindernis für den Ausbau der E-
               infrastruktur für Elektroautos integ-          wie Medikamenten-Versorgung, ste-                 Mobilität ist bekanntlich die noch ver-
               riert sowie Sicherheitsaspekte berück-         hen im Mittelpunkt. Die entsprechen-              hältnismäßig schwache Ladeinfra-
               sichtigt werden.                               den Daten werden in einer einzigen                struktur. Aus diesem Grund sieht das
                   Beispiel zwei: Vor dem Hinter-             „IoT-Plattform“ gesammelt und aus-                Projekt 00 neue Ladepunkte an Stra-
               grund der demografischen Entwick-              gewertet. Die drei Buchstaben stehen              ßenlaternen in Dortmund vor.
               lung ist ein möglichst langes selbst-          für „Internet of Things“, das Internet                „Niemand kann exakt vorhersa-
               bestimmtes Wohnen in den eigenen               der Dinge.                                        gen, wie unsere Städte in 20 Jahren
               vier Wänden in den Fokus gerückt. Im               Mit Themen dieser Art befasst                 aussehen werden“, betont Rettberg.
               Rahmen des Projekts Smart Service              sich die Ende 2016 gegründete „Alli-              Mit der „Allianz Smart City Dort-
               Power, kurz SSP, soll genau das mit-           anz Smart City Dortmund“, eine ge-                mund“ wollen die Verantwortlichen
               hilfe von moderner technischer As-             meinsame Initiative von Stadt Dort-               aber gewährleisten, dass Dortmund
               sistenzsysteme ermöglicht werden.              mund, IHK Dortmund und Leitstel-                  immer in der Lage ist, mit der rasan-
               Es kombiniert Funktionen unter an-             le Energiewende Dortmund (L.E.D.).                ten Entwicklung in digitaler Hinsicht
               derem aus den Bereichen E-Health,              Sie soll entscheidend dazu beitragen,             Schritt zu halten – und dies im Sinne
               Smart Home, P ege und Notruf. Die              Dortmund zu einer „digital-intelligen-            der Menschen, die in dieser Stadt le-
               Grundbedürfnisse älterer Menschen,             ten Stadt“ zu machen. Dafür werden                ben.

     Internationaler Startup Accelerator am Standort Dortmund
               Um die Zusammenarbeit internationaler          ternehmen definiert und von den Startups           › Anna-Sophie Bettmann,
               Startups mit dem regionalen Mittelstand        gelöst werden. Die klaren Mehrwerte für             Tel. 0231 50-24809,
               im Raum Dortmund zu fördern und kon-           beide Seiten sind: optimierte Produktent-           anna-sophie.bettmann@stadtdo.de
               kret zu organisieren, wird aktuell durch       wicklung, komprimierter Zeitplan, Kosten-         › Julia Klüber,
               die Wirtschaftsförderung Dortmund ein In-      reduktion, Netzwerke und Wissenstransfer.           Tel. 0231 50-24821,
               ternationaler Startup Accelerator initiiert.   Ansprechpartnerinnen bei der Wirtschafts-           julia.klueber@stadtdo.de
               Im Rahmen des Accelerators sollen Prob-        förderung Dortmund für den Internationa-
               lemstellungen der mittelständischen Un-        len Accelerator sind:

14   Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
Max Hüsch, Head of Germa-
   ny, beim E-Roller-Startup
   Circ und Christoph Grimm,
   Head of Digital Factory bei
   Signal Iduna, erzählten ihre
   Lovestory. Fotos: IHK/Oliver Schaper

   Gründer und Mittelständler erzählen ihre „Liebesgeschichten“
   „Hoodie trifft Hemd – Lovestory zwischen Startups und Corporates“ hieß es am 26. September
   im Großen Saal der IHK zu Dortmund.

             S    ignal Iduna & Circ, Meta Regal-
                  bau & MotionMiners sowie Na-
                  no Wood & Myster: Alle drei Pär-
              chen sprachen darüber, wie sie sich
              kennengelernt haben und wie ge-
                                                     winnbringend eine Zusammenarbeit
                                                     ist. So ist aufseiten der klassischen
                                                     Unternehmen vor allem Schnelligkeit
                                                     gefragt, wie auch Christoph Grimm,
                                                     Head of Digital Factory bei Signal
                                                                                             Iduna, betonte. Im Gegenzug macht
                                                                                             die Zusammenarbeit mit Startups
                                                                                             aber nicht nur Spaß, sondern man
                                                                                             profitiert von neuen Ideen und tech-
                                                                                             nologischen Innovationen.

Zwischen den Vorträgen wurden die Teilnehmer beim „Speed-
dating“ per Zufallsprinzip miteinander ins Gespräch gebracht.                                               Ruhr Wirtschaft Oktober 2019   15
INTERVIEW

     „Wir bra
            auchen
     das AHKK-Netz
     mehr deenn je“
     DIHK-Präsident
     Dr. Eric Schweitzer
     spricht im Interview
     über die internationale
     Verflechtung der deut-
     schen Wirtschaft, die
     Auswirkungen der ak-
     tuellen Handelskonflik-
     te und den Nutzen des
     weltweiten AHK-Net-
     zes, das auch den IHK-
     Mitgliedern zugute-
     kommt.

     »Je weniger
     der grenzüber-
     schreitende
     Austausch von
     Waren und
     Dienstleistun-
     gen gebremst
     wird, umso
     leichter finden
     sie ihren Weg
     zum Kunden.«

16   Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
Die deutsche Wirtschaft lebt stark vom          sprechpartner für die Wirtschaft. Und über
Export. In der Öffentlichkeit bekommen          das vom DIHK koordinierte Netz der Deut-
wir dafür oft Titel verliehen wie Export-       schen Auslandshandelskammern (AHK)
Weltmeister oder Europameister. Wo              stehen wir weltweit für gemeinsame Inter-
stehen wir aktuell?                             essen der deutschen Wirtschaft ein. Mittler-
Beim weltweiten grenzüberschreitenden           weile sind das mehr als 1 0 Büros in 92 Län-
Handel kommt es wie im Sport darauf an,         dern. Dieses Netz ist in 125 Jahren gewach-
gut im Wettbewerb bestehen zu können.           sen und hat sich immer wieder an die Be-
Anders als im Sport gibt es beim fairen wirt-   dürfnisse der grenzüberschreitend tätigen
schaftlichen Wettbewerb unter allen Teil-       Wirtschaft angepasst. Die Unternehmen er-
nehmern aber fast keine Verlierer, sondern      halten so die notwendige Unterstützung für
nur Gewinner. Voraussetzung dafür ist, dass     ihre internationalen Geschäfte. Die aktu-
vernünftige Spielregeln möglichst weltweit      ellen globalen Herausforderungen zeigen:
verabredet und eingehalten werden.              Wir brauchen unser weltweites AHK-Netz                   Dr. Eric
    Je weniger der grenzüberschreitende         mehr denn je. So etwas hat übrigens kein                 Schweitzer
Austausch von Waren und Dienstleistun-          anderes Land. Das „Wall Street Journal“ hat              Dr. Eric Schweitzer wur-
gen dann durch Zölle oder andere Handels-       das AHK-Netz deshalb als „Germany´s Sec-                 de am 24. Juli 1965 in
hürden gebremst wird, umso leichter finden      ret Economic Weapon“ bezeichnet.                         Ipoh (Malaysia) gebo-
Produkte und Dienstleistungen zu den best-                                                               ren. Er studierte von
möglichen Preisen ihren Weg vom Herstel-         Woran liegt die starke Wirkung                          1984 bis 1987 an der
ler zum Kunden. Deutsche Produkte sind          des AHK-Netzes?                                          FU Berlin Betriebswirt-
dabei weltweit wegen ihrer Q ualität sehr       An vielem. Wir sind nicht nur dort, wo alle              schaftslehre, wo er 1990
gefragt. Deshalb sind wir – nach China und      hinwollen, weil es gerade brummt. Und wir                auch seine Promoti-
den USA – auf Platz drei der größten Wa-        verschwinden nicht aus einem Land, wenn                  on zum Dr. rer. pol. ab-
renexporteure der Welt.                         es dort schwierig wird oder fast gar nichts              schloss. Bis 1993 war er
                                                mehr geht. Wir versuchen, frühzeitig Chan-               Mitglied der Geschäfts-
Wie stark ist die deutsche Wirtschaft mit       cen zu entwickeln. Aktuell wächst das AHK-               führung des elterlichen
der Weltwirtschaft verflochten und damit         Netz besonders stark in Afrika.                          Recyclingunternehmens
auch anfällig für konjunkturelle Eintrü-            Ein anderer Aspekt, ganz praktisch: Die              Alba, es folgte die Be-
bungen in anderen Regionen?                     AHKs tragen das System der dualen Berufs-                rufung in den Vorstand
Mehr als jeder vierte Arbeitsplatz hierzulan-   ausbildung in die Welt. In Shanghai, Pe-                 der Alba AG, deren Vor-
de hängt am Export. In der Industrie ist es     king, in den USA, Mexiko sowie beispiels-                standsvorsitzender er
sogar jeder zweite. Internationale Offenheit    weise auch in Vietnam und Indien oder in                 seit 1998 ist. Seit 1. Ok-
macht einen erheblichen Teil unserer Wert-      vielen osteuropäischen Ländern können                    tober 2011 ist es die Al-
schöpfung und damit unseres Wohlstandes         einheimische Mitarbeiterinnen und Mitar-                 ba Group plc& Co. KG;
aus. Es kommen auch indirekte Effekte hin-      beiter deutscher Unternehmen eine Ausbil-                Unternehmensgruppe
zu, die oft übersehen werden: In dem hef-       dung nach deutschen Standards absolvie-                  für Recycling, Umwelt-
tigen Handelsstreit zwischen den USA und        ren. Viele Länder haben daran großes Inter-              dienstleistungen und
China stehen auf beiden Seiten auch deut-       esse, auch wenn das vielerorts ein schwieri-             Sekundärrohstoffhan-
sche Unternehmen, die in diesen Ländern         ger Prozess ist. Denn bei uns investieren die            del. Dr. Schweitzer war
stark vertreten sind. Trotzdem ist ein Kenn-    Unternehmen selbst enorm in die Ausbil-                  Präsident der Industrie-
zeichen der deutschen Wirtschaft, dass wir      dung, der Staat finanziert die Berufsschu-               und Handelskammer zu
weltweit sehr breit aufgestellt sind. Wenn      len und die Kammern kümmern sich um die                  Berlin und ist seit März
ein deutscher Mittelständler grenzüber-         Standards.                                               2013 Präsident des
schreitend tätig ist, dann ist sein Unterneh-                                                            Deutschen Industrie-
men im Schnitt in fast zwanzig Ländern ak-      Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere                    und Handelskammerta-
tiv. Das schützt uns davor, dass eine regio-    am AHK-Netz für die Unternehmen?                         ges (DIHK).
nale Krise in der Welt unsere Gesamtwirt-       Als Unternehmer weiß ich: Eine gute Ge-
schaft trifft. Wenn es aber globale Turbulen-   schäftsidee zu haben, ist das eine, sie auf              › Zur wichtigen Rolle
zen gibt und wir in eine Protektionismus-       den Markt zu bringen, ist eine andere Sa-                  der AHKs lesen Sie
Spirale hineingeraten, dann spüren wir das      che. Im AHK-Netz können die Unternehmen                    auch unsere Titel-
in Deutschland natürlich besonders stark.       auf die langjährige Expertise unserer AHK-                 geschichte ab
                                                Kollegen zurückgreifen, die sich vor Ort                   Seite 10 und das
 Ist die deutsche Wirtschaft solchen            als Erfolgsberater verstehen. Das geht von                 Porträt auf Seite 63.
Entwicklungen wehrlos ausgeliefert?             Einstiegstipps in neue Märkte bis hin zur
Die Unternehmen treffen keine politischen       Rechts- und Steuerberatung in etablierten
Entscheidungen, aber wir müssen unsere          Regionen. Unsere AHK-Mitglieder profitie-
gemeinsamen Interessen einbringen. Die          ren zudem von unserem starken Netzwerk
Industrie- und Handelskammern sind da-          vor Ort und dem direkten Draht zur Politik
bei nicht nur ein regional starker Faktor,      in Deutschland sowie in 92 Gastländern.
sondern über den DIHK auch bei der Bun-
des- und Europapolitik ein relevanter An-                          Das Interview führte Rudolf Kahlen

                                                                                                        Ruhr Wirtschaft Oktober 2019   17
Die Geschäfts-
                                                     führung
                                               besteht aus
                                              (v.l.) Thomas
                                               Muchowski,
                                                    Jan-Dirk
                                               Hidding und

     Von der
                                             Torsten Wirtz.
                                                    Fotos: JDT

                                                 Zwischen

     Kette zum
                                               Straße und
                                              Wasser: das
                                             Unternehmen
                                            aus der Vogel-

     Roboter
                                              perspektive.

     Seit sechs Generationen erfolgreich:
     JDT in Schwerte ist ein Unternehmen,
     das Tradition und Zukunft seit
     200 Jahren verbindet.

18   Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
WIRTSCHAFT REGIONAL

M
VON DANIEL BOSS
                                                     Davon
            it seinen grünen Flammen-            konnten
            und Phönix-Tattoos sowie dem         die Arbei-
            schwarzen Hipsterbart wirkt He-      ter in den
            phaistos wie der neue Star der       Anfangs-
Gaming-Szene. Doch bei dem comicartig ge-        jahrzehnten des 19. Jahrhunderts höchstens
stalteten Gott des Feuers und der Schmiede-      träumen, die bis zu 75 Männer kamen wohl
fertigkeit handelt es sich nicht um einen Cha-   mehrheitlich auf „Schusters Rappen“. „Als
rakter aus einem PC- oder Konsolenspiel. Die     die Industrielle Revolution auch in deutschen
von einer Marketingagentur in die Jetztzeit      Landen ihren Aufbruch findet, wird um 1850
katapultierte Sagengestalt des antiken Grie-     der Grundstein zu den ersten umfangreiche-       Meilensteine
chenlands ist vielmehr eine der neuen Werbe-     ren Anlagen der Kettenfabrik „Theile“ gelegt
figuren für das Unternehmen JDT in Schwer-       und eine Konzentration auf die eigene Pro-       1819
te. Der mythische Schmied steht mit seinen       duktion von Ketten und Kettenzubehör wei-        Johann Dietrich Theile lässt in
Attributen für höchste Schmiedekunst, Ro-        ter ausgebaut“, so Thomas Muchowski in sei-      Villigst am Elsebach ein Was-
bustheit, Verlässlichkeit und Sicherheit bei     nem Rückblick. Unter anderem wird in eine        serrad mit Kettenrolle zum
JDT. Auch die einzelnen Produktsparten, wie      Dampfmaschine zur Unterstützung der Pro-         Polieren von Ketten errichten.
zum Beispiel die Bergbautechnik, der Indust-     duktion investiert. „Die frühe Geschichte des    1873
riebereich und die Robotic, sind mit entspre-    Unternehmens ist stark mit der stetigen Stei-    Fritz Theile sr. übernimmt das
chenden Paten aus der Antike belegt. He-         gerung der industriellen Fertigung und dem       Unternehmen. Eigenproduk-
phaistos hat in der Schwerter Version neben      damit steigenden Bedarf am Energieträger         tion und Handel werden aus-
seinem Schmiedehammer ein weiteres Attri-        Kohle mit der Expansion des Steinkohleberg-      geweitet.
but: großgliedrige Rundstahlketten. Sie ver-     baus in der Region verbunden.“ Die Förde-
                                                                                                  1900
weisen sowohl auf eine heutige Kernkompe-        rung habe sich in den Jahren 1875 bis 1913
                                                                                                  Fritz Theile jr. setzt auf die fa-
tenz des traditionsreichen Familienbetriebs      in Deutschland verzehnfacht und man könne
                                                                                                  brikmäßige Herstellung von
als auch auf seine Ursprünge.                    davon ausgehen, „dass auch die Firma J. D.
                                                                                                  Schiffs- und Hebeketten.
    Die Wurzeln reichen 200 Jahre zurück,        Theile davon profitierte“.
bis zum 1. August 1819. Damals gründete Jo-          Noch immer bilden Produkte für den           1919
hann Dietrich Theile aus Oestrich bei Letma-     Bergbau das zweite große Standbein der Fir-      Wilhelm Hidding baut das
the in Villigst bei Schwerte eine „Kettenfab-    ma. Die Branche verwendet Ketten zur För-        Unternehmen wesentlich wei-
rik“ unter seinem Namen: J. D. Theile.           derung. „Den deutschen Steinkohlebergbau         ter aus.
                                                 gibt es bekanntlich nicht mehr, aber wir ha-     ab 1945
Früher etwa 100 Kleinschmieden                   ben uns schon vor vielen Jahren für den in-      J D Theile ist maßgeblich an
„Ketten wurden zu diesem Zeitpunkt vor-          ternationalen Bergbau öffnen können“, sagt       der Mechanisierung des Berg-
nehmlich für die Land- und Forstwirtschaft       Torsten Wirtz, ebenfalls Geschäftsführer des     baus beteiligt.
benötigt und in sogenannten Heimschmie-          Unternehmens. Grundsätzlich kommen die
den, oftmals von kleinen Betrieben oder          Ketten sowie die Aufhängeköpfe, Verbin-          1959
Landwirten, in den ,dunklen‘ Wintermona-         dungsschäkel, Bügelschlösser, Ö senhaken         Jürgen Hidding übernimmt ei-
ten von Hand geschmiedet“, erklärt Thomas        etc. auf sämtlichen Kontinenten zum Ein-         ne der modernsten Kettenfab-
Muchowski, einer von drei Geschäftsführern.      satz. Sogar auf Ö lbohrplattformen werden        riken Europas.
„Im Raum Schwerte gab es zu diesem Zeit-         schwere Lasten mittels Ketten aus Schwerte       ab 1991
punkt ungefähr 100 solcher Kleinschmieden –      bewegt. Die Durchmesser der Kettenglieder        Jan-Dirk Hidding übernimmt
und das bei einer Einwohnerzahl von gerade       bewegen sich je nach Anforderung und Bran-       die Leitung und erweitert mit
einmal 2.500 Personen.“                          che zwischen sechs und 60 Millimetern. Ein-      der Sparte Robotics die Ge-
    Will sagen: Das Produkt Kette war schon      zelne Kettenglieder für Anschlagketten wer-      schäftsfelder.
damals von herausragender lokaler Bedeu-         den bis zu einem Durchmesser von 115 Milli-
tung. Die Auswahl des Betriebsstandorts war      metern produziert. Das Kundenspektrum            2019
auch aus natürlichen Gründen sicherlich kein     ist weltweit gefächert und bezieht sich auf      200-jähriges Jubiläum. Zu-
Zufall.                                          Großhändler sowie auch Einzelkunden.             kunftsweisende Visionen si-
    „Der Elsebach bot als Energiequelle, etwa                                                     chern den Fortbestand des
für den Antrieb beim Kettenrollen, beim Po-      Startschuss für den „Fallhammer“                 Unternehmens.
lieren und als Kühlquelle für den frühen Pro-    Fertigkeiten im Schmiedebereich sind für
duktionsprozess, ideale Voraussetzungen.“        ein solches Portfolio unerlässlich. Eine po-
Bis heute ist JDT – wenngleich stark vergrö-     lizeiliche Genehmigung durch die dama-
ßert – an alter Stelle zu finden. Zuletzt wur-   ligen Behörden erlaubt der Firma ab Ende
de vor etwa fünf Jahren eine neue Produkti-      des 19. Jahrhunderts, einen „Fallhammerbe-
onshalle errichtet und die Verwaltung erwei-     trieb“ zu betreiben – die Wiege des heutigen
tert. An der Letmather Straße wurde sogar        Schmiedebereichs. 1902 erhält das Unter-
die Bushaltestelle vor dem Firmentor nach        nehmen eine Bronzemedaille „für gute Leis-
den Kettenspezialisten benannt. Die heute et-    tungen in Herstellung von eisernen Ketten al-
wa 250 Mitarbeiter können also gut den Ö P-      ler Art“ bei der Teilnahme an einer Industrie-
NV nutzen.                                       und Gewerbeausstellung in Düsseldorf. Kurz

                                                                                                       Ruhr Wirtschaft Oktober 2019    19
WIRTSCHAFT REGIONAL

      1                               2                                  3                                4

                                          vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs beschäf-       hohen Fertigungstiefe vom Werkzeugbau
                                          tigt man neben den rund 100 eigenen Mitar-        über den Schmiedebetrieb bis zur Zerspa-
                                          beitern auch noch Heimschmieden der nähe-         nungs-, Schweiß-, Härte- und Ober ächen-
                                          ren Umgebung. Diese sind allerdings ab 1918       technik – und dem jeweils damit verbunde-
                                          Geschichte. JDT selbst hat den Krieg unbe-        nen notwendigen Know-how als deutscher
                                          schadet überstanden und kann das 100-jäh-         Hersteller. In den 20er-Jahren des vergange-
                                          rige Bestehen feiern. Die Firmenleitung geht      nen Jahrhunderts, um wieder den Blick zu-
                                          durch Heirat einer der Töchter nun von der        rück zu richten, reichte das Angebot der Pro-
                                          Familie Theile auf die Familie Hidding über.      dukte von Industrie-, Kran- und Lastketten,
                                          Mit Jan-Dirk Hidding ist heute bereits die ins-   Ketten für die Land- und Forstwirtschaft so-
                                          gesamt sechste Generation am Ruder. In Sa-        wie den berühmten Schiffsketten bis zu Berg-
                                          chen Ö ffentlichkeitsarbeit hält sich der Inha-   werksketten, also Förder- und Mitnehmer-
                                          ber eher zurück. Ü berhaupt sucht JDT nicht       ketten. „Beschlagteile für die Bahn wie zum
                                          das Rampenlicht, was sich schon daran er-         Beispiel Zughaken, Kuppplungen, Zugösen
      Jürgen Hidding (1925 bis            kennen lässt, dass das 200-Jährige lediglich      und Förderwagenbügel wurden ebenfalls in
     2005) sieht seine Haupt-             intern begangen wurde.                            der Schmiede erstellt“, wie die Geschäftsfüh-
     aufgabe in der Erschlie-                                                               rung erzählt. Bereits damals sei der heutige
     ßung neuer Märkte. Er legt           Breit aufgestellte Spezialisten                   Gedanke – und Firmenslogan – „more than
     damit den Grundstein für             Bei aller westfälischer Bescheidenheit: Das       chain“ erkennbar gewesen. Einige Produkte,
     die weltweite Expansion.             Unternehmen hätte viele Gründe, sich selbst       zum Beispiel die Ankerketten, wurden später
                                          zu feiern. Das Portfolio ist breit und spezia-    im Zuge der deutschen Werftenkrise aller-
                                          lisiert zugleich. Die Schwerpunkte liegen in      dings wieder aufgegeben.
                                          der eigenen Entwicklung von Produkten,                Auch den Zweiten Weltkrieg übersteht
                                          Standard- und Sonderlösungen sowie der            das Unternehmen nahezu unbeschadet. Ei-
                                                                                            ne drohende Demontage nach 19 5 habe die
                                                                                            damalige Geschäftsführung verhindern kön-
                                                                                            nen. Im Zuge des „Wirtschaftswunders“ in
                                                                                            den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts
                                                                                            nimmt die Mechanisierung des Bergbaus, et-
                                                                                            wa durch die Einführung von Panzerförde-
                                                                                            rern und mechanisierten Abbaumaschinen,
                                                                                            stark zu. „Die Firma J. D. Theile hatte hier-
                                                                                            an keinen unerheblichen Anteil“, wissen die
                                                                                            heutigen Geschäftsführer aus den alten Un-
                                                                                            terlagen. Neben der Erweiterung des Pro-
                                                                                            duktprogramms in den folgenden Jahrzehn-
                                                                                            ten wird auch das Unternehmen selbst, durch
                                                                                            Ausbau der Schmiede, Neubau einer mecha-
                                                                                            nischen Werkstatt für die Bearbeitung der
                                                                                            Schmiedeteile und einer Halle für den Werk-
                                                                                            zeugbau, weiter ausgebaut.
                                                                                                Zum Erfolg über zwei Jahrhunderte tru-
                                                                                            gen und tragen Generationen von Mitarbei-
     Bei JDT fliegen bis heute täglich die Funken.                                           tern bei. Und das ist durchaus wörtlich zu

20   Ruhr Wirtschaft Oktober 2019
Historie
                                                                                                   1 Gründer Johann-Dietrich
                                                                                                  Theile, geboren 1793.

                                                                                                   2 Fritz Theile sr. über-
                                                                                                  nimmt in den 1870er-
                                                                                                  Jahren das Ruder.

                                                                                                   3 Fritz Theile jun. schafft
                                                                                                  die Basis der heutigen Fabrik.

                                                                                                   4 Wilhelm Hidding ist der
                                                                                                  Schwiegersohn des
                                                                                                  letzten Namensträgers.

                                                                                           5       5 Ein Blick zurück:
                                                                                                  So entstanden bereits vor
                                                                                                  vielen Jahrzehnten Ketten.
verstehen, denn auch mit Blick auf die Beleg-   standsanlagen an. Darunter fallen beispiels-
schaft ist JDT ein Familienunternehmen. Dies    weise die Wartung oder die Programmierung
ist begründet durch eine Vielzahl von Famili-   von Automationslösungen beim Kunden oder
en, die zum Teil schon in der dritten Gene-     der Austausch vorhandener Roboter. In ei-
ration für das Unternehmen tätig sind. „Es      ner Firma mit einem breiten Fertigungsspek-
freut mich auch immer wieder zu hören, dass     trum und einer hohen Fertigungstiefe, bei
das Unternehmen von Mitarbeitern gegen-         dem etwa 95 Prozent aller benötigten Prozes-
über Freunden und Verwandten als Arbeit-        se selbst erledigt werden, war dieser Schritt
geber empfohlen wird“, so der geschäftsfüh-     zum Hightech aus Sicht der Geschäftsfüh-
rende Gesellschafter Jan-Dirk Hidding. „Dies    rung nur logisch. „Wir selbst nutzen schon
zeugt von einem guten sozialen Betriebskli-     lange Roboter, kennen uns also im Bereich
ma durch alle Hierarchien“.                     Automation sehr gut aus.“ Freilich trage die
                                                noch junge Sparte lediglich einen verhältnis-
Ganz neue Sparte geschaffen                     mäßig kleinen Anteil zum Gesamtumsatz von
JDT hat es nicht nur geschafft, sich im Be-     rund 0 Millionen Euro bei. „Aber da ist viel
reich seiner traditionellen Kernkompetenzen     Zukunftsmusik drin.“ So schließt sich auch
immer wieder zu modernisieren, sondern          der Kreis zu den modernen an die Antike an-
ist seit einigen Jahren auch auf einem Ge-      gelegten Werbehelden. Kurz: JDT ist ein Un-
biet unterwegs, das zumindest auf den ersten    ternehmen, das Tradition und Zukunft seit
Blick nichts mit den Wurzeln zu tun hat: Ne-    200 Jahren erfolgreich verbindet.
ben Bergbau und Industrie bildet „Robotics“
die dritte Sparte. Bei den umgesetzten Au-
tomationslösungen ist es dabei unerheblich,
ob es sich um Standardanwendungen wie
das Bestücken von Dreh- und Fräsmaschi-
nen oder Sonderlösungen mit ganz speziel-
len Aufgaben für die eingesetzten Industrie-
roboter handelt. „JDT Robotics kann vor al-
lem durch den Einsatz von Automationsanla-
gen in der eigenen Fertigung in der Zerspa-
nungs-, Ober ächen- und Schleiftechnik als
authentischer Problemlöser punkten“, wer-
ben die Schwerter. „Ein gut etablierter, wie-
derkehrender und auch branchenübergrei-
fender Kundenkreis spricht für den Erfolg des
Konzeptes.“ Die eigentlichen Roboter wer-
den hinzugekauft. Die Konzeption und Reali-
sierung, wie zum Beispiel Steuerung, Erstel-
lung der Greifer, Schutzbehausungen etc. bis
hin zur CE-Abnahme, kommen aber komplett
von JDT.
    Zusätzlich zu den Projektierungen von
Anlagen oder Anlagenteilen bietet JDT Ro-
botics auch Dienstleistungen rund um Be-          „Hephaistos“ ist eine neue Werbefigur für das Unternehmen.

                                                                                                      Ruhr Wirtschaft Oktober 2019   21
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