KOSTEN-EXPLOSION - DIE WIRTSCHAFT KÖLN
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WWW.DIEWIRTSCHAFT-KOELN.DE | AUSGABE 02.19
DAS WIRTSCHAFTS-MAGAZIN FÜR KÖLN UND DIE REGION
VERPACKUNGS-
WAHN
Wirken nachhaltige Konzepte der Supermärkte?
KOSTEN-
Foto: © Crimson – stock.adobe.com
EXPLOSION
Vorzeigeprojekte werden in Köln leider
häufiger zum Albtraum aller Beteiligten
URHEBERRECHTS-
REFORM
Zwischen Copyrights und MeinungsfreiheitDer Ford C-MAX
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men sowie gewerbliche Sonderabnehmer wie z. B. Taxi, Fahrschulen, Behörden). 3 Gilt für einen Ford C-MAX Cool & Connect 1,0-l-EcoBoost-Benzinmotor, 74 kW
(100 PS), 6-Gang-Schaltgetriebe, Start-Stopp-System, € 129,- netto (€ 153,51 brutto) monatliche Leasingrate, € 0,- netto (€ 0,- brutto) Leasing-Sonderzahlung,
bei 36 Monaten Laufzeit und 30.000 km Gesamtlaufleistung. Leasingrate auf Basis eines Fahrzeugpreises von € 20.294,12 netto (€ 24.150,- brutto).Vorwort |
LIEBE LESERINNEN
UND LESER, oder fehlendes Geschick durch Cleverness
ersetzt, indem sie den Nagel mit einer Wä- EGAL, WAS
DAS JAHR
scheklammer halten und ihn ohne Gefahr
für die Finger in der Wand versenken. So
sie ihn denn treffen.
Warum wir hier etwas weiter ausgeholt ha- BRINGEN
ben? Nun, bei unserer Arbeit an jedem neu-
en Heft treffen wir auf Menschen, die etwas MAG. GOLD
BLEIBT.
bewegen. Jeder auf seine Art. Da ist die er-
folgreiche Managerin, die quasi mitten im
Berufsleben einen Neustart wagt und sich
als Biersommelière selbstständig macht.
Oder Lorenz Gräf, der jungen Start-ups un- Mit Europas größtem Edel-
ter die Arme greift, dabei sein Unterneh- metallhändler an der Seite
men sinnigerweise „Startplatz“ nennt. machen Sie aus Ihrer Gold-
anlage eine grundsolide Vermö-
Wir müssen aber auch über Unternehmen gensversicherung. Wir beraten
Profis zählen in ihrem Beruf, ihrer Bran- berichten, bei denen es nicht so richtig
Sie gerne persönlich.
che, ihrem Metier zu den Besten. Sie sind rundläuft. Zum Beispiel die Veranstalter
in ihrem Fach meisterhaft. Und das im des öffentlichen Personen-Nahverkehrs.
wahrsten Sinne des Wortes. Wenn sie zum Überfüllte und verspätete oder ausgefal- DEGUSSA-GOLDHANDEL.DE
Beispiel nach absolvierter Lehre während lene Züge sind leider die Regel. Weil die
der Gesellenzeit die Meisterschule besucht Infrastruktur veraltet ist, weil sich Autos
und erfolgreich abgeschlossen haben. und Bahnen immer wieder in die Quere Degussa Goldhandel GmbH
kommen. Letzteres sicher ein Argument, Gereonstraße 18-32
Auch wer nach zwölf oder dreizehn Jahren um die Linie 1 auf der Ost-West-Achse 50670 Köln
Schule eine Universität besucht und einen vom Heumarkt bis zum Aachener Weiher Tel. 0221 120 620-0
Studiengang nach mehreren Semestern – oder sogar darüber hinaus – unter die
mit einem Master, dem Bachelor oder Dip- Erde zu legen.
lom beendet, darf sich durchaus als Profi
bezeichnen – wenn er sich anschließend Ob ein solches Projekt überhaupt auf den
die nötige Berufserfahrung angeeignet hat. Weg gebracht wird, darüber entscheidet
letztendlich der Rat. Ein Gremium aus
Amateure wiederum sind teils ebenso gut 90 Damen und Herren, zusammengesetzt
wie Profis, bekommen für ihre Tätigkeit nach den Mehrheitsverhältnissen der Par-
aber kein Geld. Obwohl – die Übergän- teien. Ausgestattet mit einer Aufwands-
ge sind fließend. Schon in den unteren entschädigung von 476,70 Euro im Monat.
Klassen bekommen Fußballspieler – etwa Aber befugt, über Hunderte Millionen Eu-
der Bezirks- oder Landesliga – eine „Auf- ro schwere Projekte zu entscheiden.
wandsentschädigung“, oder es nennt sich
„Fahrgeld“ oder „Auflaufprämie“. Be- Profis? Amateure? Laien? Machen Sie sich
zahlt vom mittelständischen Hauptspon- selbst Ihr Bild, in welche Kategorie je-
sor nach BAT, also bar auf Tatze. Da sind mand einzuordnen ist. Dazu erhalten Sie
für einen gut kickenden (Sport-)Studenten von uns alle nötigen Informationen. In
schnell mal 1.000 Euro im Monat drin. diesem Jahr sogar in acht Ausgaben. Dar-
auf freuen wir uns. Ebenso wie über Anre-
Laien, die meist als ausgewiesen und gungen und Kritik.
Augsburg I Berlin I Frankfurt
nicht ausgebildet bezeichnet werden, sind Hamburg I Hannover
diejenigen, die ganz ohne Geld etwas auf Herzlichst Köln I München I Nürnberg
die Beine stellen und sich in ein Gebiet Pforzheim I Stuttgar t
reinarbeiten. Zum Beispiel mit Gleichge- Zürich I Genf
sinnten in einer Schauspieltruppe. Oder Madrid I London
im Do-it-yourself-Sektor beim Heimwer-
ken. Da wird dann mangelndes Können Eugen Weis, Herausgeber
www.diewirtschaft-koeln.de 3| Inhalt
HIGHLIGHTS DIESER AUSGABE
Foto: © pizzicati – stock.adobe.com
Foto: ©Grecaud Paul – stock.adobe.com
24
URHEBERRECHTSREFORM
EU-Parlament trotzt Protesten
........................................................... ab Seite 24
Foto: © sverker – stock.adobe.com
PROJEKTE DER STADT
06 CUM-EX-SKANDAL
34
Staus auf ganzer Breite So funktionierten die Deals
...........................................................ab Seite 06 ...........................................................ab Seite 34
IMPRESSUM
Verlag und Herausgeber: Redaktionsleitung: Jahrgang: 4, Heft 2/2019
Weis Wirtschaftsmedien GmbH Matthias Ehlert (ViSdP)
Eugen Weis Hahnenstr. 12, 50667 Köln Druck: Druckhaus DOC
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4 www.diewirtschaft-koeln.deInhalt |
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VERPACKUNGSWAHN
52 TOURISMUSBILANZ
54
Wirken Konzepte der Supermärkte? Kölns Entwicklung ist gut
................................ ab Seite 52 ................................ ab Seite 54
Außerdem: Köln braucht einen Mas-
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terplan ab S. 14 | Pläne zum ÖPNV-
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www.diewirtschaft-koeln.de 5| Macher & Märkte | Titelstory
STAUS AUF
ren. Seitdem waren nur noch 12 Tonnen je
Fahrzeug erlaubt, und ab Ostern ist dann
endgültig Schluss mit schweren Lasten. Es
GANZER BREITE
geht hinab auf Sprinterniveau, maximal
3,5 Tonnen schwer sein dürfen dann die
Fahrzeuge, die die Rheinseite wechseln.
Und das dann nur noch auf einer Spur in
jeder Fahrtrichtung.
Kostenexplosionen, Zeitverzögerungen und Bürokratie
Während der vorbereitenden Arbeiten für
die Generalsanierung des Bauwerks haben
die Mitarbeiter des Amts für Brücken, Tun-
nel und Stadtbahnbau festgestellt, dass die
tragenden Elemente der rechtsrheinischen
Rampe massiv geschädigt sind. Die Ent-
scheidung der Stadt zur erneuten Gewichts-
reduktion ist darauf zurückzuführen, dass
in dem in der Rampe verbauten Beton ho-
Foto: © Dirk Wahn – stock.adobe.com
Münzen: © Oligo – stock.adobe.com
he Chloridbelastungen nachgewiesen wur-
den. Diese können zu erheblichen Schwä-
chungen des Bewehrungsstahls führen. Im
schlimmsten Fall droht ein Tragkraftver-
lust, ohne dass das vorab zwangsläufig von
außen wahrnehmbar sein muss. Für den
Stadtbahnbetrieb der Kölner Verkehrs-Be-
triebe (KVB) auf der Brücke ist nach aktu-
ellem Stand allerdings keine sofortige Ein-
Trübe Aussichten für die Mülheimer Brücke ...
schränkung notwendig.
Unabhängig vom Zustand des Betons ha-
In der Stadt läuft es nicht rund. Kostenexplosionen bei Bauprojekten, Zeitverzöge- ben die Mitarbeiter der Verwaltung wäh-
rungen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag, warten auf Bescheide und eine Bürokratie, rend der Vorarbeiten im rechtsrheinischen
die – entgegen allen guten Vorsätzen – immer weiter ausufert. Das alles schadet auch Bereich ein nicht tragendes Braunkohle-
der heimischen Wirtschaft. flöz im Untergrund festgestellt. Das könnte
ein weiteres Problem bereiten, da während
Doch wo kann man den Hebel ansetzen, um Prozent der Bausumme hinzugerechnet. der Generalsanierung temporär tief grün-
spürbare Verbesserungen zu erreichen? Ist Zusätzliches Geld für zuvor nicht absehba- dende Pfähle im Boden verankert werden
eine mit mehr als 3.500 Terminen im Jahr re Arbeiten. sollten, die für Stabilität sorgen sollen.
ausgestattete Oberbürgermeisterin über-
haupt in der Lage, die Stadt angemessen zu Erst 35, dann 100, jetzt Niedrige Kalkulation führt
managen? Oder sollte man das nicht in die
Hände erfahrener Macher legen, die zum 200 Millionen Euro – zu hoher Akzeptanz
Beispiel in der Wirtschaft ihre Kompetenz Ende offen
unter Beweis gestellt haben? Die einen mit Doch wie kann man verhindern, dass ge-
knapp fünf Milliarden Euro ausgestatte- Zu diesem Zeitpunkt wurde die Summe, die rade Bauvorhaben der öffentlichen Hand
ten Haushalt mit Umsicht verwalten? Die in ersten Überlegungen zur Sanierung im in Sachen Kosten und Zeit immer wieder
ein entsprechendes Gehalt beziehen, aber Raume stand – nämlich 35 Millionen Euro aus dem Ruder laufen? Was sind die Ur-
auch Vorgaben des Rates und Projekte im –, also schon um das Dreifache überboten. sachen dafür? Nun, zunächst einmal hat
veranschlagten Kosten- und Zeitrahmen Kaum ein Jahr später kratzten die veran- es den Anschein, dass große Projekte an-
umsetzen müssen? schlagten Kosten bereits an der 200-Mil- fangs absichtlich kleingerechnet werden,
lionen-Euro-Grenze, und man muss kein um überhaupt in der Bevölkerung, in der
Jüngstes Beispiel ist die Mülheimer Brü- Prophet sein, um zu wissen, dass es schon Politik und im Rat die nötige Akzeptanz zu
cke. Im Sommer 2016 legte das städtische einer guten Portion Glück bedarf, wenn die bekommen. Ob es überhaupt ein neues Sta-
Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahn- halbe Milliarde zu guter Letzt nicht über- dion gibt, ob ein Opernhaus „nur“ saniert
bau dem Rat für seine Sitzung am 28. Ju- schritten wird. oder doch besser neu gebaut wird, darüber
ni 2016 den Baubeschluss für die Gesamt- entscheidet eben der Rat der Stadt Köln.
instandsetzung der Mülheimer Brücke zur Im gleichen Maße, wie die Kosten in die
Entscheidung vor. Die Bauzeit wurde auf Höhe schnellten, sanken die zulässigen Und ebendieser Rat muss professionelle-
vier Jahre veranschlagt, für die Generalsa- Gesamtgewichte der die Brücke nutzenden re Strukturen bekommen. Meint zumin-
nierung wurde ein Maßnahmenbudget von Lastwagen. Die Abwärtsspirale im Schnell- dest Kölns Ex-Oberbürgermeister Fritz
101 Millionen Euro freigegeben. Seinerzeit durchgang: Bis Oktober 2018 durften noch Schramma im Gespräch mit Herausgeber
wurde bereits ein Risikozuschlag von 15 30-Tonner die Mülheimer Brücke passie- Eugen Weis. „Die Arbeit der Ratsmitglie-
6 www.diewirtschaft-koeln.deTitelstory | Macher & Märkte |
blickt der frühere Stadtlenker auf seine
Zeit zurück. Wenn es nach ihm ginge, wä-
re auch ein 60-köpfiger Rat völlig ausrei-
chend, um vernünftige Entscheidungen
Foto: Alex Weis
zu treffen.
Schlechtes Baustellenmanagement stei-
gert nicht nur die Baukosten. Wenn an der
Verkehrsinfrastruktur gearbeitet wird,
hat das auch für die Wirtschaft deutliche
finanzielle Folgen. Die Sperrung der Mül-
heimer Brücke in Köln trifft die Logistik-
branche hart. Da bereits die Leverkuse-
ner Autobahnbrücke von Fahrzeugen mit
einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5
Tonnen nicht genutzt werden darf, war
Alles wird teurer, alles dauert länger. Die Sanierung
von Oper und Schauspiel ist ein Paradebeispiel. die Mülheimer Brücke die Ausweichroute.
„Durch die Einschränkungen auf der Mül-
heimer Brücke ist mit einem weiteren Ver-
der sollte man zumindest schon mal se- diese Arbeitsweise zu Recht als unverant- kehrsanstieg auf der Umfahrung zu rech-
miprofessionalisieren“, sieht Schramma wortlich bezeichnet. Würden die besser be- nen“, sagt Rüdiger Ostrowski, Vorstand
einen ersten Ansatz. Momentan erhalten zahlt, könnte man von ihnen auch bessere des Verbands Spedition und Logistik
die 90 Ratsmitglieder eine monatliche Arbeit einfordern. NRW. Er spricht von „Staats- und Stadt-
Aufwandsentschädigung von 476,70 Eu- versagen“ bei der Brückensanierung.
ro, dazu ein Sitzungsgeld von 19,60 Euro. Ein 60-köpfiger Rat wäre Die Situation sei „sehr prekär“, betont
„Würde man diese Leute beruflich freistel-
len und ihnen in etwa das Gehalt einer
vollkommen ausreichend Ostrowski. Durch Dauerstaus und weite-
re Brückenbeschränkungen in der Regi-
halben Stelle zahlen, also im Bereich zwi-
Auch Oberbürgermeisterin Henriette Re- on erhöhten sich Transportpreise und da-
schen 2.500 und 3.000 Euro, hätten die
ker wünscht sich mehr Geld für die Rats- mit die Kosten für die Wirtschaft – und
einen vernünftigen Grundstock – und mitglieder, damit diese intensiver in die am Ende für die Verbraucher. Wer etwa
entsprechend mehr Zeit für die wichtige Ratsarbeit mit ihren vielschichtigen The- das Ford-Werk in Köln beliefert, müsse 30
Ratsarbeit“, so Schramma weiter. mengebieten einsteigen können. Sie er- Kilometer Umweg und bis zu 90 Minuten
hofft sich auch, dass sich zukünftig mehr Extra-Fahrtzeit einrechnen. „Die Branche
Aus seiner zehnjährigen Zeit als Stadtober- jüngere Bürger im Rat engagieren wer- wird massiv Zeit verlieren und somit Um-
haupt weiß Fritz Schramma natürlich, wo- den. Denn die Erfahrungen aus Schr- satzeinbußen hinnehmen müssen“, ist
von er spricht. „Da kommen dann zu wich- ammas Zeiten als OB (2000–2009) soll- Ostrowski überzeugt.
tigen Entscheidungen über Projekte mit ten der Vergangenheit angehören. „Da
einem Zigmillionen-Etat Ratsmitglieder in gab es Ratsmitglieder, deren Stimme ich
den Saal, die nicht eine Seite der zur Ver- überhaupt nicht kannte, von denen kam
Freie Wirtschaft
fügung gestellten Unterlagen gelesen ha- nichts, keine Eingabe, keine Anfrage. vs. Stadt – kein Duell
ben und überhaupt nicht wissen, worüber Aber die waren dann die Ersten am Bü- auf Augenhöhe
sie entscheiden“, erläutert Schramma, der fett“, so – natürlich etwas überspitzt –
Auch Konrad Adenauer, Vorstandsvorsit-
zender im Kölner Haus- und Grundbesit-
Foto: Alex Weis
zerverein, ist qua seines Amtes Baustel-
lenprofi. Ihn regen viele Dinge in Sachen
Bau und Verkehr auf. Straßenbau, der über
Wochen stillsteht, Großbauten, die am En-
de die veranschlagten Kosten um ein Viel-
faches überschreiten, Probleme schon bei
der Ausschreibung und den folgenden Ver-
gabeverfahren: Er sieht eines der Haupt-
probleme darin, dass hier Profis, also die
Bau- und Planungsingenieure aus der frei-
en Wirtschaft, auf die städtischen Ange-
stellten treffen, natürlich auch studierte
Ingenieure, die jedoch schlechter bezahlt
sind, sich durch den selbst auferlegten Bü-
rokratiedschungel schlagen müssen und
Die Fußball-WM 2006 vor Augen, wurde das RheinEnergie
Stadion im gesetzten Zeitrahmen fertig gestellt. für jede Entscheidung an übergeordneter
Stelle ein Okay einholen müssen. „Zu we-
www.diewirtschaft-koeln.de 7| Macher & Märkte | Titelstory
die betroffenen Unternehmen eine Kata-
Foto: Alex Weis
strophe“, sagte Hauptgeschäftsführer Ulf
Reichardt. „Für viele Transporte bedeutet
das erhebliche Umwege und damit einen
enormen Zeitverlust“, so Reichardt. Ge-
linge es nicht, Liefer- und Transitverkehre
aufrechtzuerhalten, schade das Industrie
und Handel in ganz NRW und mindere sei-
ne Standortattraktivität deutlich. „Straßen
und Brücken müssen schneller geplant,
Baustellen besser koordiniert und Verkeh-
re intelligent gelenkt werden“, kritisierte
Reichardt. Die Stadt solle die Sperrung der
Mülheimer Brücke ab 3,5 Tonnen erneut
prüfen und gegebenenfalls eine Notabstüt-
zung realisieren.
Henriette Reker erhofft sich sich zukünftig mehr jüngere Mitglieder im Rat.
Was für die Straßenbaustellen in der Stadt
Köln gilt, ist auch auf den Kölner Autobahn-
nig Personal, deutlich schlechter bezahlt Wobei die Zusammenarbeit mit einem Bau- ring anwendbar. Zuständig ist dafür Stra-
als die Kollegen in der freien Wirtschaft, da unternehmer aus dem europäischen Aus- ßen.NRW. Auch diese Behörde sieht sich
ist man nicht auf Augenhöhe“, so Konrad land, Hunderte oder gar Tausende Kilome- ständiger Kritik ausgesetzt. Baustellen, auf
Adenauer gegenüber w . ter von der Baustelle entfernt angesiedelt, denen niemand arbeitet, neue Schilder, die
Es sei doch deutlich vorteilhafter für ei- auch kritisch zu sehen ist. „Einerseits ge- die Orientierung verschlechtern, und auch
ne Kommune, ihre Angestellten in gewis- hen regelmäßige Wartungsarbeiten auf- hier die fast schon üblichen Kosten, die aus
sen Bereichen besser zu bezahlen, um gute grund der langen Anfahrtswege ins Geld“, dem Ruder laufen, und Termine, die über-
Leute zu halten. „Wenn die dann zum Bei- weiß Fritz Schramma aus Erfahrung. „Auf schritten werden. Jahrelang ist die Kölner
spiel 10 oder auch 20 Prozent mehr Gehalt der anderen Seite ist es dann natürlich pro- City durch Bauarbeiten am Kreuz Köln-Ost
und größere Gestaltungsfreiheit bekom- blematisch, ein Unternehmen aus der Re- und am Kalker Tunnel (für den allerdings
men und dadurch Arbeit abliefern, sodass gion für solche Arbeiten zu finden, denn die Stadt Köln zuständig ist) nicht erreich-
Projekte im Rahmen bleiben und nicht 50 die wollen für möglicherweise schlampig bar. Ein Umstand, der auch die Kölner
oder gar 150 Prozent teurer werden, wäre ausgeführte Arbeiten beim Bau keine Ga- Handwerkskammer auf den Plan ruft.
schon viel erreicht.“ Und es würde sich im rantie übernehmen.“
Endeffekt rechnen. Dass Firmenfahrzeuge regelmäßig im Stau
Eine Alternative wäre im Vorfeld eines
Liefer- und Transitverkehre stehen, gehört inzwischen zum Alltag vie-
ler Handwerksunternehmen in der Region
Großbauprojektes der Einkauf externer Ex- unbedingt Köln-Bonn. Bei einer Umfrage der Hand-
pertise. Damit schon vom ersten Tag an aufrechterhalten werkskammer zu Köln im Frühjahr 2018
Verträge so ausgestaltet werden, dass sie teilten 49 Prozent der befragten Betriebe
wasserdicht sind und ausführende Bau- Die erneuten Probleme bei der Generalsa- mit, dass ihre Firmenfahrzeuge mehrmals
unternehmen in die Pflicht nehmen. Mit nierung der Mülheimer Brücke haben auch täglich im Stau stehen. Im Jahr zuvor traf
gedeckelten Etats, klar vereinbarten Fris- für Kritik seitens der Industrie- und Han- das auf 45 Prozent aller befragten Unterneh-
ten und drohenden Konventionalstra- delskammer (IHK) gesorgt. „Das ist für men zu, im Jahr 2015 erst auf 35 Prozent.
fen sollten die ausgeschriebenen Gewer-
ke nicht sachgemäß ausgeführt werden.
Foto: Alex Weis
Ein Problem sind dabei die europawei-
ten Ausschreibungen. Die verhindern
zunächst einmal einen schnellen Bau-
start, ein Jahr dauert allein dieser Pro-
zess. Dann, um nicht anzuecken, entschei-
det man sich für das preiswerteste Ange-
bot – was gar nicht unbedingt sein muss.
Nein, das wirtschaftlichste Angebot muss
umgesetzt werden, auch wenn es preislich
vielleicht nur auf dem dritten Platz liegt.
„Denn“, so Ex-OB Fritz Schramma, „eine
Oper oder eine Brücke, die hundert Jahre
hält, wenn sie vernünftig gebaut wird, ist
allemal wirtschaftlicher als eine Schrot-
timmobilie, die nach 20 Jahren einstürzt,
"Die Probleme bei der Generalsanierung der Mülheimer Brücke sind
oder eine Brücke, die nach einem Viertel- für betroffene Unternehmen eine Katatstrophe", so Ulf Reichardt.
jahrhundert zum Sanierungsfall wird.“
8 www.diewirtschaft-koeln.deTitelstory | Macher & Märkte |
der Stadt Köln gegründeten Amt für Verkehrs-
Foto: Frank Peinemann
management konkrete Verbesserungen bei der
Baustellenplanung und beim Verkehrsfluss auf
Kölner Straßen. Ebenfalls begrüßt die Hand-
werkskammer die neuen Initiativen des nord-
rhein-westfälischen Verkehrsministers: Sei-
ne Absicht, „dass bei besonders neuralgischen
Baustellen rund um die Uhr gearbeitet wird,
FACHMESSE
dass sogenannte Schlafbaustellen vermieden
werden, entspricht unseren langjährigen Forde- UND KONGRESS
rungen“, so Weltrich. FÜR
Straßen.NRW jedenfalls hat sich viel vorgenom-
BETRIEBLICHES
Ex-OB Fritz Schramma: "Der Rat der Stadt Köln men. In 2019 und 2020 steht ein Etat von je 1,4 GESUNDHEITS-
muss professionelle Strukturen bekommen." Milliarden Euro zur Verfügung. Kurzzeitbau- MANAGEMENT
stellen wie etwa für die Ausbesserung von Leit-
6. - 7. Mai
planken sollen vermehrt in den Nachtstunden
Am stärksten von Verkehrsproblemen betroffen
durchgeführt werden. 2018 lag der Anteil der
sind die in Leverkusen ansässigen Handwerks-
2019
Nachtarbeit bei Kurzzeitbaustellen landesweit
betriebe, fast zwei Drittel von ihnen setzen Fahr-
schon bei 47 Prozent. Tendenz weiter steigend.
zeuge ein, die mehrmals täglich im Stau stehen.
XPOST
Allerdings bedarf es eines weiterhin verbesser-
Das gilt auch für 58 Prozent der Kölner und für
ten Baustellenmanagements. „Wir wollen bau-
54 Prozent der Bonner Betriebe. Mit Abstand am
en, und wir müssen bauen“, berichtet Elfriede
günstigsten ist die Verkehrslage für die Hand-
werksbetriebe im Oberbergischen Kreis, 27 Pro-
Sauerwein-Braksiek, Direktorin von Straßen.
NRW. „Aber wir wollen den Verkehr dabei so we-
Köln
zent (Frühjahr 2017: 18 Prozent) klagen darü-
nig wie möglich belasten.“ Wir sind gespannt.
ber, mehrmals täglich im Stau zu stehen.
Ganz klar, in der Stadt bedarf es durchweg pro-
Wegezeiten immer fessionellerer Strukturen. Doch dies wurde in
TICKE
schwieriger kalkulierbar der Vergangenheit von der Politik – egal wel- T
GÜNS
cher Farbe – zu verhindern gewusst. Der Rat ist O NL I T I G
ein großes Stück Parteienmacht. „Die Politiker NE B U
„Für Betriebe, deren Mitarbeiter oft mit dem Auto www CHEN
zum Kunden fahren müssen, sind die Wegezei- müssen sich da ein Stück zurücknehmen und .
b g mp
r
die Interessen der Bürger über die der Partei ticke o.de/
ten immer schwieriger zu kalkulieren – beson- ts
ders problematisch ist es für Firmenfahrzeuge, stellen“, so Fritz Schramma. Was auch bei der
die eine der Rheinbrücken nutzen müssen“, er- Besetzung von Vorstandsposten und Aufsichts-
läutert Dr. Ortwin Weltrich, bis vor kurzem noch ratsmandaten der stadtnahen Gesellschaften
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu gilt. Die Gier Einzelner nach Macht und Geld
Köln. Es gebe bereits Unternehmen, die Kunden- sorgt letztendlich für Frust beim Bürger. So spannend
aufträge auf der anderen Rheinseite nicht mehr kann Betriebliches
annehmen wollen oder zu vermeiden versuchen. Ebenso wie ausufernde Baukosten. Aber da ist Gesundheits-
Köln nicht allein. Siehe Hamburg mit der Elb-
philharmonie, Berlin mit seinem Airport und
management sein:
Gravierend sind die finanziellen Folgen für die
Unternehmen, deren Fahrzeuge regelmäßig W
Stuttgart 21.
im Stau stehen und die ihre Mitarbeiter dann Fachkongress
Heribert Eiden
für unproduktive Stunden bezahlen müssen.
Die Handwerkskammer hatte bei ihrer Umfra-
Fachmesse
Foto: Alex Weis
ge die Unternehmen auch um eine Schätzung
der Kosten gebeten, die ihnen innerhalb ei-
Hotspots
nes Jahres durch Staus verursacht werden. Die Foren
Angaben der befragten Betriebe hat die Hand-
werkskammer auf den Gesamtbetriebsbestand Workshops
hochgerechnet; nach der neuen Hochrechnung
entsteht im Handwerk der Region Köln-Bonn
ein Gesamtschaden von jährlich 300 Millio-
nen Euro (Umfrage 2017: 290 Millionen Euro,
Umfrage 2015: 240 Millionen Euro). Die durch-
schnittlichen Staukosten pro Betrieb belaufen
sich inzwischen auf 20.100 Euro.
"Gute Leute bei der Stadt müssen gehalten
Doch es gebe auch einige Lichtblicke, betont werden", so Konrad Adenauer.
Weltrich. So erhofft er sich von dem im April von
www.diewirtschaft-koeln.de 9| Macher & Märkte
ERFOLG BEGINNT IM KOPF
Die Kölner Firma GEDANKENtanken veranstaltet Rednernächte
und Führungskräftetrainings zu unterschiedlichen Themen
Foto: GEDANKENtanken
Ausverkauft: Die GEDANKENtanken-Rednernacht 2018 in der LANXESS arena.
Mit einer Veranstaltung vor 450 Zuschauern im ehemaligen Millowitsch-Theater Alexander Müller: Wir haben die besten
(heute: Volksbühne am Rudolfplatz) fing im Jahr 2012 die Erfolgsgeschichte an. Experten, bieten unterhaltsame Inhalte
Heute gehört GEDANKENtanken zu Deutschlands größten Weiterbildungsplattformen und vermitteln komprimiertes Wissen. All
mit einem Jahresumsatz von 7 Millionen Euro. Im November 2018 veranstaltete das das geht aber nur, wenn die eigene Unter-
Kölner Unternehmen in der LANXESS arena eine große Rednernacht vor 15.000 nehmenskultur stimmt.
Menschen. An diesem Abend wurde auch der selbst initiierte und mit 25.000 Euro
dotierte Meinungsmacher-Preis „Die Blaue Zunge“ verliehen. w traf
w: Können Sie das kurz
erläutern bitte?
Alexander Müller, CEO von GEDANKENtanken, zum Interview.
Alexander Müller: Wir engagieren uns
w: Die Bilanz 2018 zeigte ständige und Unternehmer – aber auch sehr dafür, ein gutes Klima im eigenen
ein 130-prozentiges Wachstum an. Macht ganz persönlich – weiterbringt. Team zu schaffen. Das gelingt zum Bei-
Sie das entspannt oder nervös?
w : Um welche Themen
spiel durch gemeinsame Firmenfeiern
oder auch durch unsere Kantine, wo wir
Alexander Müller: Weder noch. Ich würde geht es im Allgemeinen?
sagen, die Zahlen motivieren uns. Im lau- uns jeden Tag zum Lunch treffen und aus-
fenden Kalenderjahr erwarten wir erneut Alexander Müller: Das ist total unter- tauschen können.
einen Schub von mindestens 100 Prozent
Wachstum.
schiedlich: Das geht vom Verhandlungsge-
schick über Schlagfertigkeit bis hin zu der
w: Neben den Redner-
nächten bietet GEDANKENtanken mittler-
w: Mit welchem Ziel? Frage, wie ich in 20 Minuten zum Nichtrau-
cher werden kann.
weile drei Module an. Welche sind das?
Alexander Müller: Im Rahmen der Leaders
Alexander Müller: Unser Ziel ist es, Men-
schen auf ihren individuellen Wegen zur
w: Welche Zielgruppe Academy sprechen wir gezielt Führungs-
sprechen Sie an? kräfte an in Form von speziell entwickel-
Selbstverwirklichung zu begleiten, indem
ihnen gute Gedanken wirkungsvoll ver- Alexander Müller: Das ist sehr durch- ten Kursen und Tools. Die Business Factory
mittelt werden. Dabei arbeiten wir mit re- mischt, sowohl vom Alter als auch von der richtet sich an Selbstständige oder solche,
nommierten Profis, Experten, Trainern Vita. Auffällig ist die hohe Zahl an Men- die es werden möchten. Und LIFE ist eine
und Coaches zusammen. Es geht darum, Online-Plattform für Menschen, die ih-
schen zwischen 45 und 55, die überlegen,
im Rahmen von Events, Offline-Seminaren re persönliche Weiterentwicklung voran-
noch mal was Neues anzufangen.
und Online-Kursen ein motivierendes Um- treiben wollen. Die Mitgliedschaft bei LI-
feld zu schaffen und Wissen zu vermitteln, w : Wie würden Sie in aller FE ist kostenlos. Derzeit haben sich über
das Menschen beispielsweise als Selbst- Kürze Ihr Erfolgsrezept beschreiben? 100.000 Menschen registriert.
10 www.diewirtschaft-koeln.deMacher & Märkte |
w : GEDANKENtanken ist
Foto: GEDANKENtanken
stark auf Wachstum ausgerichtet. Wo se-
hen Sie die größte Herausforderung auf
diesem Weg?
Alexander Müller: Ich hatte ja schon unser
besonderes Betriebsklima angesprochen.
Das gilt es bei allen Wachstumsplänen zu
pflegen. W
Astrid Waligura
Weitere Infos unter:
www.gedankentanken.com
Das Geschäftsführerdoppel: Alexander Müller (links) und Dr. Stefan Frädrich.
w : Sind Ihre Angebote in nente bringen. Im Programm wünschen
erster Linie online? wir uns die besten Speaker der Welt.
w
F o t o: G E
Alexander Müller: Ich würde das Verhält- : Zurück in die Gegen-
nis von Online- zu Offline-Angeboten mit wart: Welche Events stehen dieses Jahr an?
DA N
10 zu 1 beziffern. Unser Ziel ist es, das
Alexander Müller: Es wird insgesamt 18
KE
bestehende Blended Learning, also die
Nt
an
Kombination von online und offline, noch Rednernächte in Köln geben, davon 17 in n
ke
weiter zu professionalisieren. Die Vernet- der Volksbühne am Rudolfplatz und eine
zungsquote und der gemeinsame Aus- große Veranstaltung am 23. November in
tausch in unseren Präsenz-Seminaren sind der LANXESS arena, wo wir auch wieder
enorm. Dadurch entsteht ein Mehrwert, die Blaue Zunge verleihen. Darüber hinaus
gehen wir mit einem neuen Topformat an Alexander Müller in seiner Rolle als
den das Netz so nicht bieten kann.
Speaker.
den Start: Der erste World Leadership Sum-
w : Apropos Ziele: Wo soll mit findet am 4. April in der LANXESS are-
es hingehen mit GEDANKENtanken? na statt. Mit dabei ist Ex-US-Präsident Ba-
Alexander Müller: Wir stehen noch ganz rack Obama. GEDANKENtanken in Zahlen:
am Anfang, haben Visionen, die uns voran-
treiben. Stellen Sie sich vor: 98,7 Prozent
w : Welche bekannten GEDANKENtanken wurde 2012 in Köln
Trainer und Speaker aus Deutschland gegründet. Das Team besteht aus den
der Weltbevölkerung schließen wir von
konnten Sie für 2019 gewinnen? beiden Inhabern Dr. Stefan Frädrich
unseren Angeboten aus, weil es sie derzeit
Alexander Müller: Neben anderen ist und Alexander Müller sowie 70 Mitar-
nur auf Deutsch gibt. Ab 2020 wollen wir
beitern. Der Jahresumsatz 2018 lag bei 7
uns internationaler aufstellen und die Red- Frank Thelen aus der „Höhle der Löwen“
Millionen Euro. Rund 20 Großevents pro
nernächste zum Beispiel auf andere Konti- neu in unserem Expertenpool.
Jahr mit je 500 bis 15.000 Zuschauern
werden von der Firma veranstaltet. Die
Resonanz: rund 25.000 Menschen im
Foto: GEDANKENtanken
Jahr 2018, Tendenz steigend. „Wir rech-
nen in 2019 mit 35.000 Menschen“,
sagt CEO Alexander Müller.
Jeden Monat schauen sich 2,6 Millio-
nen Menschen die Videos auf dem You-
Tube-Kanal von GEDANKENtanken an.
Auf dem Kanal gibt es Auftritte von
über 300 Top-Speakern und spannen-
de Interviews mit den besten Experten
Deutschlands. „Die User bleiben im
Schnitt zehn Minuten am Ball“, weiß
Alexander Müller. Aktuell: In 2019
sind 19 Rednernächte in Köln geplant,
davon finden zwei große Events in der
LANXESS arena statt: am 4. April und
Carolin Kebekus überreicht den GEDANKENtanken-Award „Die Blaue Zunge“ an Dunja Hayali. am 23. November.
www.diewirtschaft-koeln.de 11| Macher & Märkte
DIE ZUKUNFT
ziell im Nutzfahrzeugsektor, ist eine Mög-
lichkeit, Emissionen kurzfristig und dau-
erhaft zu reduzieren. Nachhaltig wird der
DER MOBILITÄT
Wandel in der Mobilität jedoch nur sein,
wenn die neuen Energieträger regenerativ
erzeugt werden. Die WFG nimmt sich auch
dieses Themas an und verfolgt gemeinsam
mit Partnern aus der Region das Ziel, eine
Durch stetiges Wachstum steht der Rhein-Erft-Kreis Produktion großen Maßstabes von Wasser-
vor neuen Herausforderungen stoff und seine Nutzbarmachung für unter-
schiedliche Sektoren der Wirtschaft zu re-
alisieren.
Foto: © Petai – stock.adobe.com
Mobilitätsstationen als
zentrale Knotenpunkte
Der Definition nach sind Mobilitätsstatio-
nen Verknüpfungspunkte, die den Nutzern
den einfachen Wechsel zwischen verschie-
denen Verkehrsmitteln ermöglichen. Hier
lassen sich ÖPNV, Fahrrad und (Elektro-)
Pkw ideal verbinden. Auch das im Hinblick
auf die neue Mobilität zunehmend an Be-
deutung gewinnende Carsharing findet
hier einen neuen Standort. Als Standorte
für Mobilitätsstationen kommen insbeson-
dere Bahnhöfe, aber auch stark frequen-
Der Verbrennungsmotor: ein Auslaufmodell? Doch was kommt danach? tierte Bushaltestellen in Betracht.
Im Rahmen des Stadt-Umland Netzwerkes
Der Rhein-Erft-Kreis ist eine Wachstumsregion. Während der demografische Wan- (S.U.N.) haben sich der Rhein-Erft-Kreis
del in vielen Teilen Deutschlands zu einem Rückgang der Bevölkerungszahlen und die Städte Köln, Bedburg, Bergheim,
führt, wird der Rhein-Erft-Kreis auch in den kommenden Jahren stetig wachsen. Brühl, Elsdorf, Erftstadt, Frechen, Hürth,
Begünstigt wird dieses Wachstum auch durch die unmittelbare Randlage vieler Kerpen, Pulheim, Wesseling und Dorma-
Kommunen des Kreises zur Stadt Köln, die ebenfalls um rund 150.000 Einwohner gen sowie die Gemeinde Rommerskirchen
wachsen wird und neuen Wohnraum nur bedingt auf eigenem Stadtgebiet realisie- zusammengeschlossen, um bestehende
ren kann. Die Pendlerbewegungen zwischen Kreis und Stadt Köln stellen die Ver- Abstimmungs- und Kooperationsstruktu-
antwortlichen dabei vor große Herausforderungen im Hinblick auf moderne und ren weiter zu qualifizieren und damit ge-
leistungsfähige Infrastrukturen. meinsames regionales Handeln zu ermög-
lichen. Die Themenfelder neue Mobilität
Die Hauptverbindungsachsen zwischen wollen die bereits am Markt befindlichen und Mobilitätsstationen werden in diesem
Kreis und Oberzentrum sind bereits heu- Angebote transparent machen, über För- Zusammenschluss ausführlich diskutiert
te bis zur Kapazitätsgrenze ausgelastet, dermöglichkeiten informieren und durch und Maßnahmen abgestimmt.
im Falle einer notwendigen Rheinquerung angebotene Probefahrten die neue Mobili-
kommt noch die spezielle „Brückenproble- tät erlebbar machen. Strukturwandel im
matik“ im Rheinland hinzu.
Individual- und Lieferverkehre verursa-
Rheinischen Revier
chen zusätzliche Emissionen, die viele
Mehr als nur als Impulsgeber
Städte zum Handeln zwingen. Es drohen neue Technologie
Fahrverbote, die die Situation noch einmal Die wirtschaftlichen Strukturen in unse-
deutlich verschärfen würden. Ein Umden- Dabei geht es nicht nur um die Herausfor- rem Kreisgebiet werden sich durch den be-
ken ist also erforderlich, um die Mobilität derung, eine alte Technologie durch eine schlossenen Ausstieg aus der Braunkoh-
in diesem hochverdichteten Raum auch zu- neue zu ersetzen. Der Lebenszyklus des leförderung und -verstromung nachhaltig
künftig sicherzustellen. Verbrennungsmotors neigt sich zweifellos verändern. Die Kommission für Wachstum,
Die Wirtschaftsförderung Rhein-Erft Gm- dem Ende entgegen. Ob die Lösung in der Strukturwandel und Beschäftigung emp-
bH (WFG) nimmt sich dieses Themas be- Elektromobilität oder in der Nutzbarma- fiehlt in ihrem Abschlussbericht, das Rhei-
reits seit mehreren Jahren an. Im Rahmen chung von Wasserstoff in Verbindung mit nische Revier zur Modellregion für die Ein-
von Fachveranstaltungen informiert sie der Brennstoffzellentechnologie liegt, ist führung der 5G-Technologie zu machen. Da
Unternehmen und Kommunen über neue offen. Beide Technologieformen haben ihre über dieses neue Netz der Mobilfunktech-
Formen der Mobilität. Dabei liegt den Wirt- Berechtigung. Es hängt vom Einsatzzweck nologie große Datenmengen in hoher Ge-
schaftsförderern speziell der Praxisbezug und vom Anspruch an Reichweite ab. Auch schwindigkeit transportiert werden kön-
dieser Veranstaltungen am Herzen. Sie die Nutzbarmachung von Biodiesel, spe- nen, bildet es eine wesentliche technische
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stehen Sie auf dem Schlauch?
KEIN PROBLEM!
Foto: WFG
STARTEN
SIE MIT
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DURCH!
v.l.n.r.: Ulrich Walter, Moderator, Elisabeth Slapio, Geschäftsführerin Geschäftsbereich Inno-
vation und Umwelt, IHK Köln, Dr. Frank Koch, EnergieAgentur NRW, Thomas Kuhls, Prokurist
Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH
Voraussetzung für die Realisierung von au- Dies wird neue Arbeitsplätze generieren
tonomen Fahren, welches sowohl den In- und bietet Chancen für weitere zukunfts- SEARCH ENGINE
dividualverkehr als auch – und vor allem fähige neue Arbeitsplätze. Gleichwohl OPTIMIZATION (SEO)
– den öffentlichen Personennahverkehr werden zeitgleich auch viele Arbeitsplät-
revolutionieren wird. Darüber hinaus sind ze wegfallen, da sich die Wertschöpfungs-
eine Reihe von investiven Maßnahmen im ketten, speziell im Automobilbau, deut- WEBSITE-BUILDING
Bereich der Verbesserung der Infrastruk- lich verändern werden. Die Fortschritte
tur und hier besonders der Schieneninfra-
struktur vorgesehen, die zu einer Verlage-
im Bereich der Digitalisierung werden die
Dynamik der Veränderungen noch weiter
SOCIAL MEDIA
rung der Pendlerverkehre führen werden. beschleunigen. Allerdings bietet dieser BETREUUNG
Prozess die Chance, die Lebensqualität der
Neue Mobilität bietet neue Bevölkerung deutlich zu verbessern und MARKETING
die Zukunftsfähigkeit unserer Region wei-
Chancen für neue Jobs ter zu steigern. W DSGVO-BERATUNG
Die Anforderungen an neue Formen der Gastautor: Dipl.-Kfm. (FH) Thomas Kuhls,
Mobilität werden eine Vielzahl an techno-
logischen Neuerungen mit sich bringen.
Prokurist Wirtschaftsförderung E-COMMERCE
Rhein-Erft GmbH
SEARCH ENGINE
MARKETING (SEM)
Foto: WFG
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Welt, helfen wir auch Ihnen beim
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rer Online-Präsenzen.
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KÖLN BRAUCHT
EINEN MASTERPLAN
Köln will Industriestandort sein und bleiben.
Doch was heißt das für die Ansiedlung neuer Produktionsstandorte?
Dr. Martin Schönheit: Ich wünsche mir ei-
Foto: © frechen50226 – stock.adobe.com
nen Masterplan bei den Verantwortlichen
der Stadt. In Köln sind zahlreiche Markt- und
Weltmarktführer ansässig, die gerne wei-
terhin hier produzieren oder gar expandie-
ren wollen. Die Start-up-Betriebe e-GO oder
Streetscooter, die sich auf die Herstellung
von Elektrofahrzeugen spezialisiert haben,
sind erste Erfolgsmodelle, die aus dem RWTH
Aachen Campus hervorgegangen sind. Das
könnten wir in Köln auch hinbekommen.
w : Über die Jahrzehnte
wurde eine Entmischung der Lebensberei-
che Wohnen und Arbeiten öffentlich unter-
stützt. Wer in Köln Produktion aufbauen
will, befindet sich in einem Umfeld, in dem
Industrie in Godorf immer mehr gewohnt wird.
w Köln im Gespräch mit: Dr. Ulrich Soénius, Geschäftsführer IHK Horst Behr: Die Entmischung war im Nach-
Köln; Dr. Martin Schönheit, Geschäftsführer von Dr. Schönheit+Partner; Jean Haeffs, hinein ein Fehler, weil sie lange Wege be-
Geschäftsführer VDI-Gesellschaft Produktion und Logistik; Horst Behr, Vorsitzender deutet. Das lähmt die Entwicklung von
VDI-Bezirksverein Köln. Großstädten und belastet Lebensqualität
und Gesundheit. Wir müssen Autos mehr
w : Sehen Sie Köln als Dr. Martin Schönheit: 200 Unternehmen und mehr aus den Metropolen heraushal-
attraktiven Standort für Produktionsbe- und die IHK Köln fördern in der Industrie- ten. Mitarbeiter sollten auch nicht moto-
triebe? akzeptanz-Initiative die Bürger-Kommuni- risiert zum Standort gelangen, die Emis-
kation. Als Fabrikplaner hat Dr. Schönheit sionen im engen Rahmen bleiben und
Horst Behr: Die industrielle Vielfalt und Partner von Anfang an die Vorteile Industriebauten nachhaltig geplant und
spricht für Köln. Hier gibt es exzellent von Fabriken in der Stadt aufgezeigt. Wir gebaut werden – mit günstiger Ökobilanz
ausgebildete Nachwuchskräfte, eine le- wünschen uns, dass Stadt und Medien die und langem Lebenszyklus.
bendige Gründerszene und einen guten Attraktivität des städtischen Umfelds für
Branchenmix. eine saubere Industrie mehr unterstützen. Jean Haeffs: Es sind immer dieselben The-
men, die zu Problemen mit der Nachbar-
Dr. Ulrich Soénius: Die städtische In- w: Welche Handlungs- schaft führen: Lärm, Gerüche, Verkehr,
frastruktur, die Nähe zu Kunden, For- perspektiven sehen Sie für Hersteller, Sichtbarkeit. Lärm ist insbesondere nachts
schungseinrichtungen und der Kreativs- die einen Produktionsstandort in Städten ein großes Thema. Den kann man durchaus
zene bieten einen Wettbewerbsvorteil und halten oder ausbauen wollen? auf verträgliche Dosen reduzieren. Dazu
sind Nährboden für Innovationen. Den- gehört aber auch, dass ich in der Außenwir-
noch besteht Potenzial, die Rahmenbe- Dr. Ulrich Soénius: Unternehmen gehen kung auf mein Umfeld zugehen und meine
dingungen zu verbessern und den Stand- sparsam mit Fläche um. Häufig wird die Idee Verfahren vorführen und erklären muss;
ort „Stadt“ schmackhafter zu machen. ins Spiel gebracht, dass Unternehmen ihre da passiert auf jeden Fall zu wenig.
Flächen „stapeln“ sollen. Das suggeriert ei-
Jean Haeffs: Wenn man sich die Probleme ne einfache Lösung. Das Agieren auf unter- Dr. Ulrich Soénius: Hersteller, die flexibel
ansieht, die in den Ballungsräumen medi- schiedlichen Stockwerken ist im industriel- und mobil sind, die ihre Prozesse und Ma-
al gehen, dann kann man erkennen, dass len Bereich nur im Ausnahmefall möglich. schinen vernetzen und in kleinen Skalen
die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung denken, können einen Standortvorteil ge-
nicht wirklich ausgeprägt ist. Über Umfra- Jean Haeffs: Es muss dafür gesorgt wer- genüber Betrieben mit einem großen Flä-
gen ist uns das bestätigt worden. Insofern den, dass Industrie und Mischflächen chenbedarf genießen. Der verfügbare Platz
ist die Attraktivität eher mittelmäßig. nicht quasi reflexartig zu Wohnflächen muss optimal genutzt werden, frei nach
Dem wollen wir entgegenwirken. ausgewiesen werden. dem Motto: Schlank anstatt expansiv.
14 www.diewirtschaft-koeln.deMacher & Märkte |
Dr. Martin Schönheit: Industrie muss nicht Dr. Ulrich Soénius: Nachhaltiges Wirt- den drei Worten zusammen: LEAN, GREEN,
gleich Lärm und Schmutz sein. Die Betrie- schaften ist DAS Thema momentan – egal CLEAN. LEAN unterstützt dabei, das Le-
be sollten darauf achten, dass öffentliche ob im großen Fabrikbetrieb oder in der ben und die Arbeit zu vereinfachen. Jeder
Verkehrsanbindung, Parkplätze und Elek- kleinen städtischen Produktion. Digitale wählt seine Arbeitsumgebung, je nachdem
troladestationen angeboten werden. Mit und intelligente Systeme können Abläu- ob er sich gerade konzentrieren muss oder
Blick auf die Architektur sollten sich die fe und Produktionsprozesse effizienter ge- ob er kommunizieren möchte. Ein Beitrag
Betriebe äußerlich harmonisch ins Stadt- stalten und so Energie und Ressourcen ein- für GREEN ist beispielsweise, Fahrradwege
bild eingliedern und innerlich modern ge- sparen. und Hundeausführen durch gesicherte We-
staltete Arbeitsplätze bieten. ge in einem Fabrikgelände zu ermöglichen.
Horst Behr: Die Gebäudetechnik steht vor Fassadenbegrünung und dezentrale Ener-
w: Welche Formen der großen Veränderungen: Bauten werden giekonzepte können das Umfeld aufwer-
industriellen Produktion eignen sich be- in Zukunft autark, klimaneutral, schad- ten. CLEAN: Ich halte Hygiene, Ernährung
sonders für einen Standort innerhalb von stofffrei und auf lange Nutzung geplant und Gesundheit für Wohlstandstreiber.
verdichteten Räumen? sein. Heute gibt es große Entsorgungspro- Innovative Produkte können unter Rein-
bleme bei Baustoffen, die Recyclingquote raumbedingungen im städtischen indust-
Horst Behr: Die Industrie 4.0 zeigt uns, liegt nahe null und Umnutzungen werden riellen Raum produziert werden.
dass Einheiten mit niedriger Stückzahl zu selten in Betracht gezogen. Eine gute
und hoher Spezialisierung im Vorteil sind. Ökobilanz wird zunehmend auch für In- Jean Haeffs: Vernetzte Standorte sind in der
Forschungs- und personalintensive Pro- dustriebauten gefordert. Deshalb ist zirku- Nachbarschaft eingebunden, die Nachbarn
duktionsverfahren mit geringer Belastung läre Wertschöpfung auch ein Fokusthema sind Nutznießer der Standorte in vielfältiger
der Umwelt und hoher Wertschöpfung wer- des VDI für die nächsten Jahre. Weise. Aus- und Weiterbildungsmöglichkei-
den ihren Platz in den Metropolen halten ten werden im Verbund betrieben, Gleiches
oder ausbauen können. Jean Haeffs: Nachhaltigkeit muss sich wi- gilt für Kinderbetreuung und Schulen. Die
derspiegeln im Urban Mining: mit Wär- Teilnehmer einer Supply-Chain sind im na-
Dr. Ulrich Soénius: Vor allem kleinere Be- me- und Kälteversorgung in der Nachbar- hen Umfeld unterwegs, unterstützen sich
triebe, die komplexe Abläufe vereinfachen, schaft, auch für Privathaushalte. Gleiches bei F+E, greifen auf die lokalen Universi-
eignen sich. Denkbar wären Minifabriken, gilt für die Versorgung von Strom, Abfal- täten zurück. Die Städte unterstützen bei
urbane Manufakturen, darunter kleine lentsorgung usw. Umbau- und Erweiterungsplänen mit Kon-
Tech-Betriebe, die Losgröße 1 herstellen, zepten zur Verkehrsanbindung für Waren,
oder Handwerksbetriebe. Ersatzteilproduk- w : Was ist Ihre persönli- Material und Personal.
tion, Prototypenherstellung, Verpackun- che Vision von der Stadt als Produktionss-
gen, 3-D-Druck, Medizintechnik, Lebensmit- tandort in zehn Jahren? Horst Behr: Wenn wir eine Stadt so groß
tel (Mini-Brauereien) – all dies ist möglich. denken, wie sie in zehn Jahren wirklich
Dr. Ulrich Soénius: Die urbane Produktion ist, gelingt uns der Wandel schon heute. Es
Dr. Martin Schönheit: Industrielle Produk- in einer Stadt wie Köln stelle ich mir ver- fehlt an Wohnraum, Schulen, Kitas, Grün-
tion mit Reinraumbedingungen, kleinere netzt, nachhaltig und beteiligungsfreund- flächen, kurz: an Platz. Also muss aus der
Montage- und Forschungseinrichtungen, lich vor. Baulücken würden endlich ge- Stadt verschwinden, was unproduktiv Flä-
Start-up-Betriebe, die die städtische Nähe für nutzt, sei es für Minifabriken, Wohnen, che beansprucht. Die brauchen wir näm-
Mitarbeiter und die Hochschulen für Spin- Kultur oder noch besser: eine Kombination lich zum Leben und Arbeiten. Ich stelle
offs benötigen, Industrie für medizinische aus allem. Was jetzt schon beginnt, näm- mir vor, dass emissionsarme Produktions-
und für kleinere Haushaltsgeräte. Ich sehe lich die Umgestaltung von Hafen- oder Fa- standorte mit Wohnen kombiniert werden.
außerdem gute Chancen für die industrielle brikarealen zu attraktiven Wohn-, Arbeits- Neue Flächen – und die brauchen wir –
Produktion von tragbaren Produkten, digita- und Produktionsquartieren, wird in zehn werden klimaneutral geplant, genutzt und
les Drucken, 3-D-Druck und Elektronik. Jahren Standard sein. angebunden. Der Verkehr wird an der Me-
tropolengrenze abgefangen, emissionsarm
w : Welche Rolle spielt Dr. Martin Schönheit: Menschen wollen und intelligent durch die Stadt verteilt. W
Nachhaltigkeit bei der Planung von Indus- mehr „Grün“ erleben. Meine Vision von der
triebauten in der Stadt? Stadt als Produktionsstandort fasse ich mit Gastautor: Martin Henseler
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Dr. Ulrich Soénius Dr. Martin Schönheit Jean Haeffs Horst Behr
IHK Köln Schönheit+Partner VDI VDI
www.diewirtschaft-koeln.de 15| Macher & Märkte | Sonderthema Mobilität & Logistik
ENORMER
HANDLUNGSBEDARF
Staus, Verspätungen und Ausfälle ärgern Bahn- und KVB-Reisende massiv
gert werden. Das wäre im Vergleich zu ei-
Foto: © Tobias Arhelger – stock.adobe.com
nem neuen Stadtbahntunnel eine wesent-
lich kostengünstigere Alternative. Doch
würde sich an der Situation, dass sich im
Innenstadtbereich Autos und Straßenbah-
nen ständig im Weg stehen, nichts ändern.
„Es gibt eine klare Position der KVB für
den Tunnel. Aus verkehrlicher Sicht macht
er mehr Sinn“, so Haaks. Dennoch nehme
sie die gegenwärtige Situation, wie sie sei.
„Wir müssen jetzt erst einmal das Gutach-
ten abwarten und dann die endgültige Ent-
scheidung des Rates.“
Bahnknoten Köln wird
ausgebaut
Doch nicht nur bei den Kölner Stadtbah-
nen hakt es regelmäßig, auch der Bahn-
Tag und Nacht im Einsatz: die KVB.
verkehr rund um den Bahnknoten Köln ist
für ein Großteil der Bahnreisenden ein Är-
Eigentlich ist es ganz einfach. Raus aus der Haustür, ein paar Meter Fußweg und gernis. In einer Online-Umfrage des Kölner
schon steht ein Großteil der Einwohner Kölns an der nächsten KVB-Haltestelle. Bis Stadt-Anzeigers gaben rund 70 Prozent der
hierhin läuft meist alles gut. Doch dann fangen die Probleme an. Überfüllte Bahnen Teilnehmer an, dass sie den Bahnverkehr
zur Hauptverkehrszeit, immer wieder Ausfälle durch technische Störungen und dann rund um Köln für eine „Katastrophe“ hal-
gibt es auch noch viele andere Verkehrsteilnehmer, die die Straßen verstopfen und ten. Doch das soll sich in den nächsten Jah-
den Straßenbahnen die Weiterfahrt erschweren. Die Folge: massive Verspätungen, ren ändern. Insgesamt 15 Einzelprojekte
Zug oder Anschluss verpasst und großer Frust. Es gibt also viel zu tun. mit einem Volumen von 3,5 Milliarden Eu-
ro sollen umgesetzt werden. Dazu gehören
Neue Vorstands- Neue Tunnel für Köln beispielsweise neue Bahnsteige für den
vorsitzende bei der KVB oder längere Bahnen? Kölner Hauptbahnhof und den Bahnhof
Messe/Deutz. Dadurch soll ein S-Bahn-Ver-
Seit Aschermittwoch weht nun ein neuer Die größte Baustelle sieht Haaks allerdings kehr im Zweieinhalb-Minuten-Takt er-
Wind bei der KVB. Stefanie Haaks ist neue beim Streckennetz. Ein leicht verständ- möglicht werden. Die S-Bahn-Linie 11
Vorstandsvorsitzende bei den Kölner Ver- liches Netz, so wie es viele Kölner gerne wird ausgebaut und soll künftig im 10-Mi-
kehrsbetrieben und steht vor vielen Auf- hätten, ist derzeit nicht in Sicht. „Wir müs- nuten-Takt fahren. Das vielleicht größ-
gaben. Zunächst möchte sie aber das Ge- sen das vorhandene System intelligent te Projekt ist der Ausbau der Westspange
spräch mit Mitarbeitern, Politikern und weiter ausbauen“, sagt Haaks. Ein beson- zwischen Köln-Hansaring und Hürth-Kal-
der Stadtverwaltung suchen. Erst einmal deres Augenmerk beim Streckennetz wird scheuren. So soll an der Station Hansa-
den Status quo erfragen. Doch gibt es auch künftig auf der Ertüchtigung der seit Jah- ring ein zusätzlicher Bahnsteig entstehen.
schon Pläne für die Zukunft des ÖPNVs in ren chronisch überlasteten Strecke zwi- Neue, eigene S-Bahn-Gleise sollen das Fun-
Köln. Da wäre zum einen ein sogenann- schen Heumarkt und Weiden liegen. Hier dament für eine mögliche S-Bahn-Füh-
tes On-Demand-System, das in Köln ein- ist noch immer keine Lösung in Sicht. So rung über die Südbrücke liefern, damit ein
geführt werden soll. Hierbei wollen KVB wie Haaks Vorgänger Jürgen Fenske, befür- linksrheinischer S-Bahn-Verkehr zwischen
und Ford zusammenarbeiten. „Es muss ein wortet auch die neue KVB-Chefin Haaks ei- Köln und Bonn möglich wäre. Die geschätz-
Angebot über unsere Leitstelle sein. Die nen Stadtbahntunnel. Eine Entscheidung ten Investitionen für dieses Projekt liegen
Steuerung muss der öffentlichen Hand ob- darüber gibt es noch nicht – auch nicht bei etwa 1,3 Milliarden Euro.
liegen“, so Haaks. Auch wichtig für Haaks: für die Variante mit längeren Zügen für Ebenfalls ein großer Teil der Planung ist
„Ein leicht verständlicher Ticketerwerb.“ die Linie 1, damit mehr Fahrgäste gleich- die Digitalisierung der S-Bahn-Systeme.
Doch hier sei man mit der neuen KVB-App zeitig mit der Straßenbahn fahren können. Dadurch sei ein Kapazitätsgewinn von bis
schon auf einem guten Weg. Hierfür müssten die Bahnsteige verlän- zu einem Drittel drin, ohne dass dafür ein
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