KEIN ZUTRITT FÜR FRAUEN - DIE WIRTSCHAFT KÖLN
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WWW.DIEWIRTSCHAFT-KOELN.DE | AUSGABE 05.19 DAS WIRTSCHAFTS-MAGAZIN FÜR KÖLN UND DIE REGION KEIN ZUTRITT FÜR FRAUEN "Frauenfreie" Zone in den Chefetagen großer Unternehmen BREXIT-CHAOS Nur eins ist sicher: Unsicherheit Foto: © Victor Moussa – stock.adobe.com ARBEITSZEIT- ERFASSUNG Worauf sich Unternehmen einstellen müssen
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Für die Vorwort | LIEBE LESERINNEN Umwelt UND LESER, in die der Damen lernen und auf die harte Ar- beitswelt anwenden – eine Transformati- Gänge on der besonderen Art. Aber für eine Stadt wie Köln, wo ja Dauerkarneval herrscht, nicht der schlechteste Ansatz. kommen. In unserer Metropole ist es so, dass mit Stefanie Haaks eine Frau die Toppositi- on eines Unternehmens besetzt. Als Vor- standsvorsitzende lenkt sie die Geschi- cke der Kölner Verkehrs-Betriebe. Unsere Oberbürgermeisterin Henriette Reker darf man dabei natürlich nicht vergessen, sie hat immerhin die Verantwortung für über 20.000 Mitarbeiter – und fast 1,1 Millio- nen Kölnerinnen und Kölner. Last but not least Ursula von der Leyen. Wie? Ursula unser Bild auf der Frontseite lässt es er- von der Leyen, unsere höchste Mitarbei- ahnen: In unserer Titelgeschichte geht es terin im Bundesministerium der Vertei- um Frauen. Jetzt nicht im Sinne von Mo- digung? Aber ja doch, in dieser Funktion dels und Mode, Nagellack und Lippenstift steht sie auch dem Bundesamt für Perso- – obwohl die blauen Stöckelschuhe doch nalmanagement der Bundeswehr in Köln darauf hinweisen könnten. Wir haben vor. Was ihr vielleicht gar nicht mal rich- uns dem Thema von der anderen Seite ge- tig bewusst ist. nähert. Wie sieht es wirklich aus mit der Chancengleichheit am Arbeitsplatz? War- Und das war es auch schon mit Kölner um bekommen Frauen für gleiche Arbeit Frauen auf Chefinnenposten. Zumindest weniger Geld als Männer? Warum sind wenn man Kölns Top-50-Unternehmen Frauen bei den hoch dotierten Vorstand- betrachtet. Wobei von der Leyen eventuell sposten fast gar nicht vertreten und in von der Fahne geht, sollte sie EU-Kommis- den immer noch gut bezahlten Aufsichts- sionschefin werden. Dann ist ihr neuer räten deutlich in der Minderheit? Und wa- Arbeitsort Brüssel. Auch Belgiens Met- rum sind unter den Existenzgründern die ropole hat in Sachen Gleichberechtigung Männer deutlich in der Mehrzahl? Nachholbedarf. Denn dort steht seit 1619 das vom Bildhauer Jérôme Duquesnoy Auf dem Papier mag die Gleichberechti- gestaltete „Männeken Pis“. Von einem gung schon lange existieren. In der Re- „Fräuleinchen Pis“ ist uns bisher noch alität haben wir die Steinzeit ebenso wie nichts bekannt. die 50er-Jahre des vergangenen Jahrhun- derts vielleicht verlassen. Die Emanzipa- Einen sonnigen Sommer mit einigen er- tionsbewegung in den 1970er-Jahren hat holsamen Urlaubstagen wünscht Ihnen ihren Teil zu mehr Gleichheit beigetra- herzlichst gen. Aber in der Gegenwart sind wir in Sachen Gleichberechtigung noch lange nicht angekommen. Ein Paar Herrenschu- he auf dem Titelbild hätten wir jedenfalls mit güldenem Geschenkpapier verzieren müssen. Eugen Weis, Herausgeber Obwohl ja gute Ansätze erkennbar sind. Zukun�sfahren mit dem KVB-Rad Die vier größten Kölner Damen-Karnevals- gesellschaften bündeln ihre Kräfte und IMMER www.kvb.koeln/zufa netzwerken unter dem Titel „Agrippinas UP TO DATE Töchter“. Wobei fast alle Karnevalsverei- ne von einem Präsidenten (männlich) be- ziehungsweise Vorsitzenden (männlich) www.diewirtschaft-koeln.de geleitet werden. Vom närrischen Treiben www.diewirtschaft-koeln.de 3
| Inhalt HIGHLIGHTS DIESER AUSGABE Foto: © illustrissima – stock.adobe.com | Illustration: merly69 – stock.adobe.com Foto: © fotogestoeber – stock.adobe.com STARKE FRAUEN AUS KÖLN 12 Chefinnen, die man kennen sollte ...........................................................ab Seite 12 Foto: fotogestoeber – stock.adobe.com FRAUEN IN FÜHRUNGSPOSITIONEN 06 NEVER ENDING BREXIT 24 Vorstände sind oft noch "frauenfrei" Deal or no Deal? ...........................................................ab Seite 06 ........................................................... ab Seite 24 IMPRESSUM Verlag und Herausgeber: Redaktionsleitung: Jahrgang: 4, Heft 5/2019 Weis Wirtschaftsmedien GmbH Matthias Ehlert (ViSdP) Druck: Druckhaus DOC Eugen Weis Hahnenstr. 12, 50667 Köln Zeißstr. 23-27, 50171 Kerpen Hahnenstr. 12, 50667 Köln redaktion@diewirtschaft-koeln.de Telefon: 02237.9757011 Telefon 0221.4743924 Redaktion: info@diewirtschaft-koeln.de Gestaltung / Layout: Matthias Ehlert (me), Heribert Eiden (he), www.diewirtschaft-koeln.de Amann Design Monika Eiden (mei), Christian Esser (ce), Rixdorfer Str. 9, 51063 Köln Catrin Kindler (ck), Susanne Wächter Objekt- und Anzeigenleitung: E-Mail: kontakt@amanndesign.de (sw), Astrid Waligura (aw), Alex Weis Eugen Weis (ew) Auflage: 17.000 Exemplare Hahnenstr. 12, 50667 Köln Telefon: 0221.4743924 Fotos: stock.adobe.com, Alex Weis, Beilagen: ED Computer & Design GmbH anzeigen@diewirtschaft-koeln.de Envato, sowie Kunden und privat & Co. KG und Schultz GmbH & Co. KG © Weis Wirtschaftsmedien GmbH 2019 - Nachdruck und Vervielfältigungen jeglicher Art, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages. Alle Urheber- rechte liegen bei / oder beim Verlag bzw. den Autoren. Auch Werbeschaltungen sind urheberrechtlich geschützt. Es gelten unsere AGBs. Erfül- lungsort und Gerichtsstand ist Köln. Unser Verlag wird beraten und rechtlich vertreten durch:Rechtsanwälte Stiletto Wilhelm & Kollegen. 4 www.diewirtschaft-koeln.de
Inhalt | Foto: © naruecha – stock.adobe.com Foto: © skyNext – stock.adobe.com Kasino Leverkusen ARBEITSZEITERFASSUNG 36 E-MOBILITÄT 54 Was es zu beachten gilt Im Fokus: E-Bikes und E-Scooter ................................ ab Seite 36 ................................ ab Seite 54 WEITERE THEMEN: Foto:Soenne Wirtschaftsfaktor Gesundheit.......S. 22 Klimasünder Kryptowährung........S. 30 Buchhaltung digitalisieren...........S. 39 Gleichberechtigung schaffen.........S. 46 Kasino Leverkusen Gartencenter mit Geschichte.........S. 50 ... und vieles mehr ... DORINT-BILANZ 44 IMMER UP TO DATE Wieder kontrolliert wachsen www.diewirtschaft-koeln.de ................................ ab Seite 44 Hinweise: Es gilt die Anzeigenpreisliste aus einer App für das Smartphone oder Tablet diese November 2018. Namentlich gekennzeichnete Ar- einzuscannen. Daraufhin werden Sie bequem di- tikel geben nicht in jedem Falle die Meinung des Herausgebers wieder. Für unverlangt eingesandte rekt zu dem jeweiligen Online-Angebot weiter- geleitet. Auf unserem Internetangebot finden Sie Große Ledder Manuskripte und Fotos übernimmt w bspw. weiterführende Infos oder können direkt keine Haftung. Für fehlerhafte oder unterbliebene an Gewinnspielen teilnehmen. Dabei erheben wir Angaben übernehmen wir keine Gewähr. Bei Nichtlieferung ohne Verschulden des Verlages oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens Analysedaten für statistische Zwecke und zur Ver- besserung unseres Angebots, die wir bspw. durch anonymisiertes Tracking erfassen. Es werden da- Tagen & Feiern! bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. bei keinerlei persönliche Daten erfasst oder an Es gelten unsere AGBs. Dritte weitergegeben. Copyright/ Urheberrecht: Nachdruck und Ver- Weitere Informationen und die Möglichkeiten Überraschende Kulinarik · diese Datenerhebung zu unterbinden finden Sie vielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schrift- licher Genehmigung von Weis Wirtschaftsmedien online in unserer Datenschutzerklärung unter: Exzellente Weinauswahl · www.diewirtschaft-koeln.de/datenschutzerklaerung GmbH. Alle Urheberrechte liegen bei w Zudem können Sie direkt auf Links klicken, die sich in Individuelle Tagungsräume · bzw. den Autoren. Auch Werbeschaltungen sind urheberrechtlich geschützt. Erfüllungsort und Ge- unserer Ausgabe befinden (z.B. im E-Paper oder der PDF-Version). Der Verlag übernimmt dabei keine Festliches Ambiente · richtsstand ist Köln. Haftung für etwaige Fehler oder Irrtümer und wir weisen daraufhin, dass allein die jeweiligen Seiten- Entdecken Sie die Vielfalt! Datenschutz/Disclaimer: Sie finden in unse- betreiber für die Inhalte verantwortlich sind. rer Print-Ausgabe an verschiedenen Stellen soge- nannte QR-Codes. Diese ermöglichen Ihnen mit Stand Juli 2019 Weitere Informationen unter: gastronomie@bayer.com www.diewirtschaft-koeln.de 5 www.gastronomie.bayer.de
| Macher & Märkte KEIN ZUTRITT FÜR FRAUEN? Foto: © illustrissima – stock.adobe.com | Illustration: merly69 – stock.adobe.com Chefsessel, der – Substantiv, maskulin Während in Familien viele Männer feststellen müssen, dass die Frau „die Hosen an- „Was soll ich anziehen und hat“, ist das Bild in der Wirtschaft ein ganz anderes. Dort findet man oftmals „reine Männerklubs“ in den Führungsriegen. Frauen auf dem Chefsessel fehlen. Auch ge- was soll ich kochen?“ setzlich vorgeschriebene Quoten zeigen bislang kaum eine Wirkung. Historisch betrachtet hatte es die Frau Als Journalist ist man immer auf der eines Vereins, des „Digital Health Ger- schon immer schwer. Es dauerte lange, Suche nach dem nächsten großen The- many“. Auf dem Bild sind 17 Vertreter bis Frauen ein ähnliches Maß an Rechten ma. Dieses liegt zumeist auf der Straße unterschiedlicher Organisationen ab- erwarben wie Männer. Erste koordinierte oder wird einem von der Politik regel- gebildet. Es sind alles Männer. In der Frauenbewegungen entstanden erst Mitte recht aufgezwungen. Doch manchmal Bildmitte ist eine Frau. Es ist die Ober- des 19. Jahrhunderts. Seit 1949 stellt Pa- hilft ein Blick in das eigene Heft, um auf bürgermeisterin Kölns. Sofort kommt ragraf 3 des Grundgesetzes klar: „(1) Alle die nächste Idee zu kommen – so war es da die Frage auf: Müsste so ein Bild im Menschen sind vor dem Gesetz gleich. (2) in diesem Fall. Exemplarisch steht für 21. Jahrhundert nicht anders aussehen? Männer und Frauen sind gleichberechtigt. dieses Thema ein Bild aus der vorheri- Wo sind in der Wirtschaft die Frauen in Der Staat fördert die tatsächliche Durch- gen Ausgabe. Es geht um die Gründung Führungspositionen? Eine Spurensuche. setzung der Gleichberechtigung von Frau- 6 www.diewirtschaft-koeln.de
Macher & Märkte | en und Männern und wirkt auf die Beseiti- nauso viel wie die 1.700 besten Fußballe- für Unternehmen, falls Firmen kein Ziel gung bestehender Nachteile hin.“ Seit gut rinnen weltweit, etwa 37 Millionen Euro. festlegen oder ohne Begründung die Ziel- 100 Jahren dürfen Frauen in Deutschland Oder anders ausgedrückt: Neymar verdient größe „null“ nennen. wählen gehen. In manch anderen Ländern in gut fünf Stunden so viel wie eine Spiele- wie in der Schweiz im Kanton Appenzell-In- rin im ganzen Jahr. Auch bei den bei dem Nur wenige Chefinnen nerrhoden wurde das Frauenwahlrecht Turnier ausgeschütteten Prämien durch erst 1990 für alle Wahlen eingeführt. Bis die FIFA gab es eklatante Unterschiede. in großen Kölner tief ins 20. Jahrhundert war die Rolle der Während bei der Männer-Endrunde in Unternehmen Frau: heiraten, Kinder bekommen, sie er- Russland 2018 über 350 Millionen Euro ziehen und den Haushalt schmeißen. Dem an Prämien ausgeschüttet wurden, gab es Auch bei der Suche mit regionalem Bezug hart arbeitenden Mann musste der Rücken für die Frauenteams bei der WM lediglich muss man sehr lange nach Frauen in der frei gehalten werden. Oder vereinfacht: 26,5 Millionen Euro. Doch nicht nur bei der „CEO-Position“ suchen. Auch für Köln gibt „Die Frau hat zwei Lebensfragen: Was soll Bezahlung gibt es zwischen Männern und es Aufstellungen mit den größten Firmen ich anziehen und was soll ich kochen?“ – Frauen ein erhebliches Ungleichgewicht. der Stadt. Untersucht man hier die 50 größ- so warb man in den 50er-Jahren für Pud- Bei der Suche nach Frauen in Spitzenposi- ten Unternehmen, findet man mit Wohl- ding aus der Tüte. Bis tief in die 1970er tionen muss man lange recherchieren. wollen ganze drei Frauen, die die Geschäfte wurde in der Werbung die Mutter- und leiten. Für die KVB ist das die neue Chefin Hausfrauenrolle quasi als einzig mögliche Stefanie Haaks, für die Stadt Köln und ih- Lebensform der Frau propagiert. Dass Frau Männerklub der DAX-CEOs re Verwaltung ist in der Führungsposition mehr als nur Mutter und Hausfrau sein Oberbürgermeisterin Henriette Reker ver- In der heutigen Zeit befragt man bei sol- kann, etablierte sich erst langsam seit den antwortlich und beim Bundesamt für Per- chen Fragestellungen gerne zunächst das 1980er-Jahren. Seither ist, was die Rolle sonalmanagement der Bundeswehr sitzt in Internet. Für die grundlegenden Fragen der Frau betrifft, viel passiert – die Eman- oberster Instanz Verteidigungsministerin gibt es hier häufig detaillierte und aktuelle zipation, von der so viele reden, nimmt an Ursula von der Leyen auf dem Chefsessel. Listen mit klarer Aussagekraft. Frauen in Fahrt auf. Es ist das 21. Jahrhundert: Frau- Bei den etwa 100 größten Unternehmen in den Vorständen der DAX-Konzerne? Ja, die en, die Familie und Karriere in Einklang Köln liegt der Frauenanteil in den Spitzen- gibt es. Schnell findet man Ergebnisse, die bringen können, findet man immer häu- positionen bei deutlich unter 10 Prozent. aus weiblicher Sicht ernüchternd sein dürf- figer. Doch gibt es immer noch große Un- Doch woran liegt das, dass Frauen gerade ten. Die Frauenquote in den Vorstandsgre- in der Wirtschaft in den obersten Spitzen terschiede, beispielsweise beim Gehalt. mien der DAX-30-Unternehmen liegt bei häufig fehlen oder nur schwach repräsen- weniger als 14 Prozent. Nur wenige Unter- tiert sind? In der Politik scheint es doch Von Lohngleichheit nehmen haben in ihren Vorständen einen immer besser zu funktionieren. Über 30 weit entfernt Frauenanteil von 25 Prozent. Es gibt aber Prozent der Abgeordneten sind Frauen. auch Unternehmen ohne eine einzige Frau Kleinen Kindern muss man bisweilen er- Die Ungleichheit bei der Bezahlung der im Vorstand, bspw. Bayer oder RWE. In klären, dass in Deutschland auch irgend- Arbeit verdeutlicht alljährlich der soge- den Aufsichtsräten der DAX-Konzerne sind wann mal wieder ein Mann Bundeskanzler nannte Equal Pay Day. Der nächste EPD mehr Frauen vertreten. Hier ist im Schnitt werden darf. Auch die Führungsriegen der ist am 17. März 2020. Während männli- jeder dritte Aufsichtsratsposten mit einer großen Parteien wählten in der Vergangen- che Arbeitnehmer bereits ab dem 1. Janu- Frau besetzt. Dramatischer fällt der Blick heit immer wieder Frauen an ihre Partei- ar voll bezahlt werden, arbeiten Frauen aus, wenn man untersucht, in welchen spitzen, wie die CDU, SPD oder Grüne. über 70 Tage des Jahres zunächst unent- Firmen Frauen tatsächlich die Geschäfte geltlich, bevor sie genauso entlohnt wer- führen. Nach einer Frau, die tatsächlich den wie Männer. Die Forderung nach glei- Vorstandsvorsitzende ist und in Hauptver- Zweitgrößter Arbeitgeber cher Bezahlung von Männern und Frauen antwortung die Geschäfte führt, sucht man – Frauenrolle der wird immer lauter. In der Schweiz gingen vergeblich. Die DAX-30-Unternehmen ha- Kategorie: Mittelalter Mitte Juni Hunderttausende Frauen auf ben alle einen Mann an der Spitze. die Straßen, um gegen die Lohnungleich- Besonders brisant bei diesen Zahlen: Die Doch während nicht nur theoretisch, son- heit im Land der Eidgenossen zu demons- etwa 100 größten börsennotierten und voll dern auch praktisch hohe politische Ämter trieren. Dort beträgt der Lohnunterschied mitbestimmungspflichtigen Unternehmen und Chefsessel von Frauen besetzt werden zwischen Männern und Frauen etwa 18 in Deutschland müssen seit Anfang 2016 können, gibt es im 21. Jahrhundert noch im- Prozent. In Deutschland liegt der Lohnun- mindestens 30 Prozent der Posten in Kon- mer für Frauen unerreichbare Positionen. terschied bei über 20 Prozent. trollgremien mit Frauen besetzen. Diese Spontan wird hier wohl jeder Frau die Kir- Diese Lohnungleichheit ist nicht nur bei Quote gilt allerdings nicht für Vorstände. che einfallen. Vor allem die katholische Kir- traditionellen Berufen gegeben. Wirklich Das Gesetz sieht für zahlreiche weitere che sticht hier als Negativbeispiel hervor. eklatant werden die Unterschiede bei der Firmen vor, dass die Unternehmen selbst Priesterweihe für Frauen? Nicht vorgesehen Bezahlung von männlichen und weibli- Zielgrößen für den Frauenanteil in Vor- in der Kirche. Eine Päpstin? Ganz und gar chen Profisportlern. Erst kürzlich kämpf- stands- und anderen Führungsgremien be- unmöglich. Frauen reichen den Messwein te unsere deutsche Frauennationalmann- stimmen und umsetzen müssen. Doch ein an? Wenn es sein muss. Ein modernes Welt- schaft in Frankreich um den WM-Titel. Großteil der Unternehmen hält sich nicht und Frauenbild beim zweitgrößten Arbeit- Kurz vor dem Turnier wurde eine krasse daran. Bundesfamilienministerin Franzis- geber nach dem Staat? Nicht vorhanden. W Statistik veröffentlicht. Demnach verdient ka Giffey plant, diese Unternehmen stärker der brasilianische Starspieler Neymar ge- unter Druck zu setzen. Sie plant Bußgelder Christian Esser www.diewirtschaft-koeln.de 7
| Macher & Märkte Foto: © pathdoc – stock.adobe.com Gleichberechtigung bleibt in weiter Ferne... DER WEIBLICHE ist es dabei, geflüchteten Frauen, die in ihren Herkunftsländern Berufsausbildun- gen und weitere Qualifikationen erworben VORMARSCH haben und bislang in ihrer neuen Heimat Deutschland nicht die Möglichkeit hatten, zu helfen, eine adäquate Stelle zu finden. Durch das Mentoring-Programm „Menteg- ra“ sollen Unternehmen die geflüchteten Zahlreiche Initiativen bieten Hilfe für Gründerinnen Frauen als potenzielle Fachkräfte kennen- und Unternehmerinnen lernen. Die Projekte von Competentia Regi- on Köln werden in Trägerschaft der Stadt In Sachen Weiblichkeit in Führungspositionen steht Köln eigentlich ganz gut dar. Köln sowie in Kooperation mit der Indus- Nicht nur, dass es Agrippina die Jüngere war, die als Frau maßgeblichen Anteil dar- trie- und Handelskammer Köln und dem an hatte, dass aus „Oppidum Ubiorum“, so wie damals ihre Geburtsstadt noch hieß, Oberbergischen Kreis durchgeführt. „Ge- im Jahr 50 n. Chr. die Colonia Claudia Ara Agrippinensium wurde. Der doch etwas fördert durch das Land NRW und die Eu- schwergängige Name reduzierte sich dann mit der Zeit auf „Köln“ und manchmal ropäische Union bieten wir kleinen und auch romanisch angehaucht „Viva Colonia“. mittleren Unternehmen eine Plattform, sich über Wege der Fachkräftesicherung Ob dies die Erklärung ist, dass beispielsweise kleine und mittlere Unternehmen in den mit Blick auf die Gewinnung und Bin- in der Kölner Stadtverwaltung eine sehr gu- Städten Köln und Leverkusen sowie im dung von weiblichen Fach- und Führungs- te Verteilung zwischen Männern und Frau- Rheinisch-Bergischen Kreis, Oberbergi- kräften auszutauschen. Wir unterstützen en in Führungsaufgaben vorhanden ist, darf schen Kreis und im Rhein-Erft-Kreis. Das und vernetzen Unternehmen durch In- aber bezweifelt werden. Dennoch ist Köln Kompetenzzentrum arbeitet mit regiona- formationsveranstaltungen, Workshops, von seinen Voraussetzungen her gut gerüs- len Partnerinnen und Partnern aus den Good-Practice-Beispiele aus der Unterneh- tet, wenn es darum geht, Frauen im Berufsle- Bereichen Wirtschaft, Bildung, Gleichstel- menswelt und aktuell mit einem Mento- ben gleichzustellen – zahlreiche Initiativen lung und Arbeitsmarkt zusammen und in- ringprogramm mit dem Augenmerk auf haben Projekte ins Leben gerufen, die gezielt formiert kleine und mittlere Unternehmen qualifizierte geflüchtete Frauen“, sagt Sa- Frauen dabei unterstützen, sich und ihre Ide- über die Möglichkeiten, das Erwerbspoten- bine Brinkmann, Ansprechpartnerin des en verwirklichen zu können. zial von Frauen besser zu nutzen. Compe- Kompetenzzentrums Frau und Beruf Regi- tentia Region Köln hilft Betrieben mit Re- on Köln. krutierungsstrategien und Maßnahmen Seit über 20 Jahren hilft auch das „Kölner Wie Initiativen Frauen zur Förderung einer partnerschaftlichen Forum“. Die Beraterinnen für Unterneh- beim Gründen bestärken Aufteilung von Erwerbs-, Familien- und merinnen und Gründerinnen versorgen Pflegearbeit. Ein neues Projekt des Kompe- Interessierte mit jeder Menge Know-how. Da gibt es beispielsweise Competentia Re- tenzzentrums ist ein Mentoringprogramm, Marketing, der Umgang mit sozialen Medi- gion Köln – das Kompetenzzentrum für das im nächsten Jahr starten soll. Das Ziel en, Selbstmanagement, Buchführung oder 8 www.diewirtschaft-koeln.de
Macher & Märkte | die Kalkulation von Honoraren werden von national und Unternehmensförderung der Projekt einer Frau. Faktoren wie Famili- den Beraterinnen in Fortbildungen, The- IHK Köln. Er hebt auch das Gründerstipen- enplanung oder das Gründen während menabenden und Vorträgen vermittelt. dium noch einmal hervor, ein Programm, des Berufs sind schwierig mit einem neu- das die IHK Köln sehr begrüße – auch weil en Projekt, das rentabel wirtschaften und wachsen soll, in Einklang zu bringen. Hin- Lokale und staatliche die IHKs in NRW bei seiner Ausgestaltung maßgeblich mitgewirkt haben. „In der Köl- zu kommt ein unbestrittenes Ungleichge- Programme ner Region haben wir einen sehr hohen wicht bei der Bezahlung zwischen Frauen Frauenanteil bei den Zusagen zum Grün- und Männern. Dies betrifft nicht nur das Das Bundesministerium für Wirtschaft und derstipendium mit etwa 20 Prozent“, so übliche Berufsleben, auch Sportlerinnen Energie bietet mit existenzgruenderinnen. Hoeckle. Das sind rund fünf Prozent mehr trifft dies. Beim Finale der Frauen-Welt- de ebenfalls ein Portal gezielt für Frauen an. als im NRW-Schnitt. Regelmäßig stattfin- meisterschaft im Fußball forderte das ge- Darüber können interessierte Gründerinnen dende Veranstaltungen wie „Gründen im samte Stadion nach dem Spiel „Equal Pay“ und Unternehmerinnen sich beraten lassen, Nebenerwerb“ der IHK Köln werden gut an- – gleiche Bezahlung. Hier ging es um die Tipps zur richtigen Vernetzung erhalten genommen. Etwa die Hälfte der Besucher Prämienverteilung der FIFA. Zwar sind die oder auch die Unternehmensnachfolge klä- sind weiblich und ein Großteil der Frauen Gehaltsunterschiede im „normalen“ Ar- ren. Außerdem gibt es eine Übersicht über gründet denn auch im Nebenwerb, berich- beitsleben nicht so eklatant wie im Pro- aktuelle Veranstaltungen für Start-ups, bei tet Hoeckle. „Etwa 60 Prozent aller Unter- fisport zwischen männlichen und weib- denen Sachpreise oder andere Prämien bei nehmensgründungen sind im Nebenerwerb lichen Sportlern – sie sind aber dennoch Pitches gewonnen werden können. Ein Ab- – davon die Hälfte von Frauen“, so Hoeckle. vorhanden. Dies dämpft das Wachstum leger von den Existenzgründerinnen ist die Um noch gezielter auf die individuellen Be- von Unternehmen, die von Frauen im Ne- Initiative FRAUEN unternehmen – diese soll dürfnisse Gründungsinteressierter einzuge- benerwerb aufgebaut werden. Dennoch Frauen zur beruflichen Selbstständigkeit er- hen, plant die IHK Beratungsangebote wie zeigen zahlreiche inspirierende Startups mutigen und Mädchen für das Berufsbild den „Gründerkompass“ zu erweitern. „Wir aus der Region, dass es dennoch geht. Man Unternehmerin begeistern. wollen den Gründerkompass gezielt um ei- muss nur vielleicht etwas genauer hingu- Auch der STARTPLATZ in Köln bietet geziel- ne Stunde verlängern, um dort noch geziel- cken. Es sind oft kleine Ladenlokale um die te Angebote für Gründerinnen an. An dem ter auf individuelle Bedürfnisse gründungs- Ecke, mit interessanten Produkten, oder Ort, wo so viele Start-ups aufeinandertref- interessierter Frauen einzugehen oder auch mit Angeboten wie Workshops oder Kon- fen, wird deutlich, dass es zwar motivier- zunehmend Menschen mit Migrationshin- zepte, mit denen der Umwelt etwas Gutes te Gründerinnen gibt – es aber nicht viele tergrund bei ihrem Gründungsprozess bes- getan werden soll, bis hin zu erfolgreichen sind. Gründer sind überwiegend männlich. ser informieren und beraten zu können.“ E-Commerce-Shops. Es schlummern so vie- Als Starthilfe für Gründerinnen gibt es beim le großartige und vor allem nachhaltige STARTPLATZ für Frauen ein spezielles Men- Ideen in jungen Unternehmen der Gründe- torenprogramm. Gründerinnen sollten sich „Familienunternehmen“ rinnen – einige Beispiele von Gründerin- und Startup gleichzeitig? nen aus der Domstadt gibt es auf den Fol- schon in der Phase der Ideenentwicklung Zugang zum Mentoring verschaffen. Viele geseiten.W Frauen wagen immer noch nicht den Schritt Doch trotz vieler Hilfsangebote: Nur etwa in die Selbstständigkeit. Oft würden sie sich jedes siebte Startup (14,6 Prozent) ist das Christian Esser unterschätzen oder seien manchmal zu sehr verkopft und trauten sich daher nicht so viel Foto: © fotogestoeber – stock.adobe.com zu wie Männer und hinterfragen zu früh As- pekte, die noch weit in der Zukunft liegen. Das Mentoringprogramm hilft Frauen des- halb nicht nur dabei, strukturiert das eige- ne Unternehmen aufzubauen, sondern auch dabei, die eigene Persönlichkeit zu stärken. Gezielte Angebote der IHK Köln Beratungsangebote gibt es auch bei der In- dustrie und Handelskammer zu Köln. Dort werden Hilfestellungen bei Aus- und Wei- terbildung sowie im Bereich der Unterneh- mensgründung gegeben. „Wir wissen um die Besonderheiten der jeweiligen Zielgrup- pen. So haben Frauen andere Ansprüche als Männer, gerade bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie – wir beobachten, dass besonders viele Frauen die Chance er- greifen, im Nebenerwerb zu gründen“, sagt Alexander Hoeckle, Geschäftsführer Inter- www.diewirtschaft-koeln.de 9
| Macher & Märkte Foto: Picture People Bettina Mötting: „Noch nie waren Frauen so gut ausgebildet wie heute!“ CHANCENGLEICHHEIT ALS UNTERNEHMENSGRUNDSATZ Die Förderung von Frauen hat in der Stadtverwaltung Köln eine lange Tradition. Als Großunternehmen mit rund 21.000 Beschäftigten nimmt die Kölner Stadtverwal- gehören auch Coachings und Karrierebe- tung in puncto Frauenquote seit vielen Jahren eine Vorbildfunktion ein. Das lässt ratung. Es gibt flexible Arbeitszeiten zwi- sich auch anhand von Zahlen belegen. So verteilt sich das städtische Stammpersonal schen 6 und 20 Uhr und sehr individuelle zu 62,8 Prozent auf Frauen. Mehr noch: In Führungspositionen finden sich 46 Pro- Teilzeitmodelle, je nach dienstlichen Be- zent weibliche Kräfte. Auf welchen Maßnahmen diese Zahlen beruhen und was getan langen. Auch Homeoffice wird angeboten wird, damit der Status quo erhalten bleibt bzw. noch verbessert werden kann, darü- und stark genutzt. ber sprach w mit Bettina Mötting. Die 49-Jährige leitet das Amt für w : Können Sie die Förder- Gleichstellung von Frauen und Männern seit Jahresbeginn 2019. programme näher erläutern bitte? w : Wenn es um Chancen- Bettina Mötting: In der Amtsleitung macht Bettina Mötting: Es gibt unter anderem gleichheit zwischen Männern und Frauen der Frauenanteil 36,7 Prozent und in der verschiedene Mentoringprogramme für im Job geht, hat die Stadtverwaltung gute stellvertretenden Amtsleitung 30,3 Pro- Frauen der mittleren bis zu den höheren Arbeit geleistet. Wie wollen Sie dieses ho- zent aus. Da sind noch deutliche Hand- Ebenen. Das Mentoringprogramm „Füh- he Niveau halten? lungsbedarfe. 50 Prozent müssen das Ziel ren in Teilzeit“ war auch männlichen Mit- sein. arbeitern zugänglich. Ein externes Cross- Bettina Mötting: Die Zahlen aus dem ak- tuellen Gleichstellungsplan sind eine Mo- w : Was tun Sie für die over-Projekt gibt es seit drei Jahren über das Bündnis „Mit Frauen in Führung“. Hier mentaufnahme. Darauf können wir uns berufliche Frauenförderung innerhalb werden die ausgewählten Bewerberinnen nicht ausruhen. Es gibt auch durchaus der Verwaltung? aus 15 Kölner Unternehmen von Topma- noch Bereiche, wo Frauen unterrepräsen- Bettina Mötting: Wir bieten unseren Mit- nagerinnen und -managern des Bündnis- tiert sind, gerade auf Führungsebene. arbeiterinnen in der Stadtverwaltung ses über einen Zeitraum von 15 Monaten w: Welche Bereiche sind umfangreiche Qualifizierungs- und Per- in Business-, Führungs- und Karrierefra- das? sonalentwicklungsprogramme an. Dazu gen an die Hand genommen. Eine andere 10 www.diewirtschaft-koeln.de
Macher & Märkte | interne Aktion heißt „Wissen to go“. Hier Bettina Mötting: Unser Ziel ist nach wie vor „Girls’ und Boys’ Day“ auf neue Füße stellen. können sich Frauen in ihrer Mittagspause die Förderung von Frauen, um bestehende Im nächsten Jahr sollen Schülerinnen und im Stadthaus Deutz unter anderem Vorträ- Benachteiligungen abzubauen. Ziel ist es Schüler die Möglichkeit bekommen, nicht ge von Business-Coaches anhören. aber auch, angepasst an die gewandelten nur einen Tag lang in einem Unternehmen Familienstrukturen, die Vereinbarkeit von zu schnuppern, sondern direkt zwei Wochen. w: Gibt es dieses Angebot nur für Frauen? Beruf und Familien für Frauen und Män- ner zu verbessern. Frauenförderung kann w : OB Henriette Reker will nächstes Jahr einen Frauenpreis ausloben, Bettina Mötting: Nein, auch für Männer: ohne gezielte Angebote für Männer nicht was halten Sie davon? So heißt ein Seminar: „Stop Fixing Women! funktionieren. Für neue Normen und Werte im Job“. Der w: Was wollen Sie damit Bettina Mötting: Ich freue mich sehr über diesen Preis und sehe hierin ein wichtiges Vortrag beleuchtet Grundlagen menschli- sagen? chen Verhaltens und analysiert die Rah- Signal für die Gleichstellung. Mit dem Else- menbedingungen für erfolgreiches Wir- Bettina Mötting: Beispielsweise können Falk-Preis, der mit 5.000 Euro dotiert ist, Angebote an die Väter in der Stadtverwal- soll erstmals eine weibliche Kölner Persön- ken, insbesondere von Frauen. tung ein Instrument sein, mit tradierten lichkeit geehrt werden, die durch ihr En- w : Welche Rolle spielt die Rollenbildern aufzuräumen und Frauen in gagement in herausragender Weise für Ge- Vernetzung von Frauen beim beruflichen ihrer Karriere zu stärken. schlechtergerechtigkeit wirkt. Weiterkommen? w: Wollen die Männer das w: Letzte Frage: Brauchen Bettina Mötting: Hier sind wir gut aufge- denn überhaupt? wir eine Frauenquote? stellt in Köln mit über 50 hoch engagierten Bettina Mötting: Die Lebenswirklichkeit von Bettina Mötting: Ja, ich denke, da kommen Frauenorganisationen unterschiedlichs- Frauen und Männern hat sich in den ver- wir nicht drum herum, obwohl ich mir das ter Ausrichtung, darunter auch politische anders wünschen würde. Durch gezielte gangenen Jahren zunehmend verändert. Die und wirtschaftlich orientierte Bündnisse. Frauenförderung und Gleichstellungspolitik Welle ist nicht mehr aufzuhalten. Noch nie Innerhalb der Stadtverwaltung gibt es mit haben wir in der Kölner Verwaltung in den waren Frauen so gut ausgebildet wie heute. den „Stadtfrauen“ und den „Kölnfrauen“ Führungsetagen eine passable, aber noch Das bisher starre Bild der Geschlechterver- gut funktionierende Netzwerke. Einmal im teilung ist dabei, sich aufzulösen, weg vom nicht zufriedenstellende Quote, wie ein- Jahr lädt auch die Oberbürgermeisterin ins traditionellen Hauptverdiener-Modell, wo die gangs erklärt. Ziel muss es sein, auch in Vor- Rathaus mit spannenden Austauschforma- Frau zu Hause bei den Kindern bleibt, hin zu ständen, Aufsichtsräten und der Politik eine ten ein. Bei solchen Terminen werden oft einer partnerschaftlichen Lösung. Quote zu erreichen, die den Anteil der Frau- Karrieren gemacht. en in der Gesellschaft widerspiegelt, nämlich w : Wieweit ist das Um- w: Gibt es Trümpfe für denken bei Vätern in der Stadtverwaltung die Hälfte. Beispielsweise im Kölner Rat sit- zen gerade mal 30 Prozent Frauen. W karrierebewusste Frauen bei der Stadtver- Köln angekommen? waltung? Bettina Mötting: Wir planen derzeit ein Astrid Waligura Bettina Mötting: In der Tat gibt es lukra- Väter-Netzwerk innerhalb der Verwaltung. Logo: © TOTAL E-QUALITY e.V. tive Voraussetzungen. In den kommenden Die Resonanz auf die Ankündigung ist fünf Jahren werden über zehn Prozent der durchweg positiv und hat uns zum Weiter- Beschäftigten ihre Altersgrenze erreichen machen motiviert. Im Frühjahr 2020 soll und aus dem Dienst ausscheiden. Für die das Projekt in die Umsetzung gehen. Managementebene stehen die Chancen noch besser. Hier sind es 15 Prozent der Be- w : Und wie steht es mit den Frauen? Wollen die eigentlich umdenken? schäftigten. Auf lange Sicht verändert sich das Bild noch deutlicher. Sogar 40 Prozent Bettina Mötting: Gute Frage! Es ist nicht ge- aller Führungskräfte werden in den kom- recht, weiblichen Karriereverzicht immer Vorzeigerolle gewürdigt menden zehn Jahren altersbedingt aus auf die Männer zu schieben. Die Frauen Alle drei Jahre zeichnet der gemeinnüt- dem städtischen Dienst ausscheiden. müssen das auch wollen und laut äußern. zige Verein Total E-Quality Deutschland Viele harren einfach viel zu lange aus und w : Das ist eine gute Aus- hoffen, dass sie gefragt werden. deutschlandweit Unternehmen mit dem gangslage – werden Frauen dann zukünf- Total E-Quality-Prädikat aus. Diese Aus- tig bei der Jobauswahl bevorzugt? w : Sie haben Anfang 2019 zeichnung erhalten Unternehmen, die Ihr Amt angetreten. Hinter jedem neuen sich in Wirtschaft, Wissenschaft und Poli- Bettina Mötting: In erster Linie entschei- Führungsstil steckt auch eine Vision. Was tik für Chancengleichheit von Frauen und den die Qualifikation und die Leistungsbe- ist Ihre? Männern einsetzen. Die Stadt Köln erhielt urteilung. Nur bei gleicher Eignung erhal- das Prädikat, das drei Jahre lang gilt, be- ten die Frauen bei einer Stellenbesetzung Bettina Mötting: Meine Vision sind egalitä- reits in den Jahren 2013 und 2016. „Mit den Vorzug. re Lebensgemeinschaften, wo beide Partner dem Prädikat gehen wir immer wieder zu gleichen Teilen für Beruf bzw. Familie da w: Im neuen Gleichstel- sind. Dafür braucht es viel Aufklärung und die Selbstverpflichtung ein, die Chancen- gleichheit als Unternehmensgrundsatz lungsplan geht es nicht nur um die geziel- Förderung, was das Verständnis von Rollen- umzusetzen“, sagt Kölns Gleichstellungs- te Förderung von Frauen, sondern auch bildern betrifft. Hier müssen wir möglichst beauftragte, Bettina Mötting. Die Bewer- um die Vereinbarkeit von Familie und Be- früh ansetzen, also bei den Jungen und Mäd- bung für 2019 ist bereits versendet. ruf. Ist das ein reines Frauenthema? chen. So werden wir beispielsweise unseren www.diewirtschaft-koeln.de 11
| Macher & Märkte STARKE KÖLNER FRAUEN, DIE MAN KENNEN SOLLTE Stimmen aus der weiblichen Kölner Unternehmerschaft Diese Frauen haben eines gemeinsam: Sie haben eine Vision. Ob PR-Agentur, Street-Food oder die Lenkung einer Metropole wie Köln – sie verwirklichten ihre Träume und formten aus ihrer Passion ein erfolgreiches Unternehmen. Wir haben die Entstehungs- geschichten und Stimmen von sieben Unternehmerinnen in der Domstadt exemplarisch gesammelt. Diese Beispiele zeigen, dass Frauen in der Chefposition nicht nur erfolgreich sein können, sondern dass es gelingen kann, Familie und eigenes Unternehmen unter einen Hut zu bringen. Wir brauchen mehr solcher Frauen für eine starke Kölner Wirtschaft! F o t o: A l e xW eis Henriette Reker Oberbürgermeisterin und Chefin der Stadtverwaltung Köln „Wir brauchen Wissen, Potenziale und Talente von Frauen und Männern – in der Politik, in der Verwaltung und in der Wirtschaft. Arbeitgeber sind auf hoch qualifizierte Füh- rungskräfte angewiesen. Bei der Suche nach den Besten nur die Hälfte der Menschheit – die Männer – in den Fokus zu nehmen, wäre schlichtweg dumm. Das Zusammenspiel der spezifischen Perspektiven und Stärken von Frauen und Männern trägt zum wirt- schaftlichen Unternehmenserfolg bei. Das haben viele Unternehmen bereits erkannt, insgesamt brauchen wir aber noch mehr Frauen in Aufsichtsräten, Vorständen und im Spitzenmanagement. Ziel muss sein, dass es in den Führungsetagen ebenso viele weib- liche Führungskräfte gibt wie weibliche Talente.“ F o t o: F o tos t ud io Ba Christine Kronenberg ls er ei Gründerin von FEMALE RESOURCES und des Kölner Bündnisses t MIT FRAUEN IN FÜHRUNG „Ich berate 15 Kölner Topunternehmen zum Thema Frauenförderung und Gen- der-Management. Der Frauenanteil in diesen Firmen liegt bei knapp 70 Prozent. Es gibt also genug Frauen für jede gehobene Position. Die Realität sieht anders aus: Es gibt 25 Prozent Frauen in Führung, im Topmanagement sind es noch weniger. Das wollen wir mit gezielten Maßnahmen im Unternehmensbündnis ändern. Es gibt ein großes Potenzial super ausgebildeter Frauen, die unterqualifiziert eingesetzt sind, deren Karrierewille nicht erkannt wird oder die in Teilzeitmodellen geparkt sind. Ziel ist: diese Potenziale zu nutzen!“ F o t o: P r i vat Kathrin Hittorf und Amira Itani Geschäftsführerinnen der Nähwerkstatt „Als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern fand ich als Modedesignerin keinen Job. „Mütter stellen wir nur auf freiberuflicher Basis ein“, so endeten fast alle Bewerberge- spräche. Da reifte in mir der Gedanke, mich mit meiner Leidenschaft für das Nähen selbstständig zu machen,“ sagt Hittorf, die ein Jahr nach Gründung Amira Itani, die ebenfalls Mutter ist, mit ins Boot holte. „Unser Sortiment weitet sich neben den Nähkursen immer mehr aus. Wir bieten eine Kinderkollektion an und lieben das Upcycling. Anderen Gründerinnen raten wir, testet eure Idee im Bekanntenkreis und nehmt alle Beratungsangebote in Anspruch, die mög- lich sind. Uns haben die Handwerkskammer und die Bafa weitergeholfen.“ 12 www.diewirtschaft-koeln.de
Macher & Märkte | F o t o: S a r a Ba hr a ou i Sonia Kefi Inhaberin von „Shakshouka & Chapati“-Street-Food "Schon als ich jung war, wusste ich, dass ich mich eines Tages selbstständig machen werde. Durch Reisen lernte ich verschiedene Esskulturen kennen und entwickelte immer mehr das Bewusstsein für meine ursprüngliche tunesische Esskultur. Mit unserem „Shakshouka & Chapati“-Stand erleben Veganer, Vegetarier und Allesesser auf den Street-Food-Festivals in Köln die Vielfalt kulinarischer Köstlichkeiten Tune- siens. Freunde und Verwandte haben mich tatkräftig bei der Umsetzung unterstützt. Dabei ist meine Mutter mein strahlendes Vorbild. Sie lehrte mich nicht nur, keine Angst vor neuen Herausforderungen zu haben, sondern auch „authentisch“ tune- sisch zu kochen und unser kulturelles Erbe zu wahren." F o t o: R o land Br e it s ch Renate Schmidt uh Gründerin der PR-Agentur Public Cologne „Wir brauchen generell mehr Frauen in Führungspositionen, nicht nur in Köln. Und zwar nicht aus Gründen der Gleichberechtigung – auch wenn die wichtig sind – son- dern weil diverse Studien belegen, dass Unternehmen mit einer möglichst diversen Füh- rung einfach erfolgreicher sind. Erst die Zusammenarbeit von Männern und Frauen auf Augenhöhe und ihre unterschiedlichen Blickwinkel machen Projekte erfolgreich. Wer Frauen an Bord haben und halten will, muss aufhören, die im Bürostuhl verbrachten Stunden zu zählen und anfangen, den Input zu vergüten. Besonders Mütter brauchen flexible Arbeitszeiten und die Freiheit, auch von zu Hause zu arbeiten – viele erfolgrei- che Ladys sind abends noch mal am Laptop aktiv, wenn die Kinder im Bett sind.“ F o t o: A l e xW eis Christiane Speck Inhaberin der beiden TEMMA-Bio-Genuss-Märkte Köln „Köln hat über eine Million Einwohner, davon ist sicher die Hälfte weiblich. Wieso soll das in der Wirtschaft anders sein? Ich glaube, dass jede Branche von weiblichen Ein- flüssen profitieren kann. Nehmen wir als Beispiel die Autoindustrie. Es gab mal einen Volvo, der wurde von Frauen entwickelt und hatte geteilte Kopfstützen, damit der Haar- zopf durchpasst. Das Auto wurde leider nie gebaut. Ich denke oft daran, wenn ich mal wieder ins Auto einsteige und mit dem Kopf an die Kopfstütze stoße. Jedes Thema und jedes Problem wird durch die weibliche Sicht anders betrachtet und bewertet. Dadurch entstehen neue Lösungsmöglichkeiten und Ergebnisse. Warum sollten wir dieses große Potenzial ungenutzt lassen?“ F o t o: U V IS G mb H Tanja Nickel und Katharina Obladen Geschäftsführerinnen der UVIS GmbH "Wir haben uns mit UVIS im Bereich der Desinfektionstechnologien selbstständig ge- macht. Neben ESCALITE, unserem patentierten UVC-Desinfektionsmodul für Rolltrep- penhandläufe, bieten wir Beratung im Bereich der Desinfektionstechnologien und Un- terstützung bei der Entwicklung von Hygienestrategien im Unternehmen an. Wir haben uns bereits während des Studiums für das „Risiko“ der Selbstständigkeit entschieden. Kurz nach der Gründung haben wir den 2. Platz beim Idee-Förderpreis, einem Wettbe- werb, der innovative Unternehmensgründungen von Frauen auszeichnet, gewonnen. Mit der Teilnahme konnten wir das wirtschaftliche Konzept hinter unserer Idee validie- ren und den Wettbewerb als Plattform zur Kommunikation nutzen." www.diewirtschaft-koeln.de 13
| Macher & Märkte WENN FRAUEN SICH NICHT TRAUEN Warum Gründerinnen in der Startup-Szene immer noch die Minderheit abbilden viert hatte und einschlägige Erfahrungen Foto: © alfa27 – stock.adobe.com in der Projekt- und Teamleitung in großen Konzernen hatte sammeln können, war sie drauf und dran, ihr eigenes Unternehmen zu gründen – als sie zwei große Probleme identifizierte: zum einen den Mangel an fi- nanziellen Mitteln, der viele Frauen davon abhält, sich für das Unternehmertum zu entscheiden und hauptberuflich zu grün- den. Zum anderen aber auch die fehlende Transparenz darüber, was es bedeutet, ein Unternehmen zu gründen. Zwei immense Hürden, die viele Frauen davon abhalten, eine Existenzgründung zu wagen. Doch Börcek macht eine weitere Beobach- tung: „Meiner Wahrnehmung zufolge sprü- Welche Herausforderungen lähmen weibliches Unternehmertum? hen viele Frauen nur so vor Ideen, die sie so lange weiterentwickeln, bis sie perfekt ge- nug sind – nur um sie am Ende in der Schub- Das Rheinland glänzt mit einem stetig wachsenden Startup-Ökosystem und lade verschwinden zu lassen, anstatt in die bietet mit seiner umtriebigen Szene jungen Unternehmen ein Sprungbrett für erste Umsetzungsphase zu gehen und die schnellen Erfolg. Insbesondere in den vergangenen Jahren platzierte sich NRW als Idee zu testen. Im fe:male Innovation Hub bevölkerungsdichtestes Bundesland Deutschlands im Hinblick auf die Startup- leben wir die Haltung: Man kann nur aus Szene als Vorreiter und ließ zuletzt sogar die Startup-Hochburg Berlin hinter sich. Fehlern lernen. Denn zum Gründen gehö- Das perfekte Startup-Umfeld ist also gegeben – und doch herrscht ein signifikanter ren auch der Mut zu scheitern und die Be- Mangel in der Szene: Frauen. reitschaft, neue Lösungswege zu erschlie- ßen. Frauen sind in ihrer Gründungsphase Dem Female Founders Monitor zufolge wer- klar: An jeder Ecke stehen sie nicht. Und tendenziell kreativer als Männer und ent- den gerade einmal 14,6 Prozent der deut- doch, bei genauerem Hinschauen findet wickeln mehrere Lösungswege im Vorfeld, schen Startups von Frauen gegründet. Wo man sie: inspirierende Unternehmerin- um sich zwischen den Handlungsoptionen die Unterrepräsentanz herrührt? Drei Pow- nen, die sich getraut haben, eigene Wege schnell entscheiden zu können. Daher nei- erfrauen erzählen, welche Barrieren ihnen einzuschlagen. Eine der mutigen Power- gen Frauen dazu, allein und vor allem ne- den Weg ins Unternehmertum erschwert frauen ist Zerrin Börcek: Wer die erfolg- benberuflich zu gründen“, so Börcek. haben und warum sie sich dennoch für die reiche Unternehmerin aus Düsseldorf zum Gründung entschieden haben. ersten Mal trifft, kommt nicht umhin, die F o t o: Fa bia positive Ausstrahlung und den nahezu nW ik to F o t o: F e greifbaren Unternehmergeist, der von ihr r lix Wi ll ausgeht, wahrzunehmen. Spätestens bei einem intensiven Gespräch mit der Unter- nehmerin sticht ein weiteres Merkmal he- raus: die Leidenschaft, mit der sie die per- sönlichen Stärken von Frauen fördern will. Als Gründerin des fe:male Innovation Hubs tut sie nämlich genau das: Frauen empow- ern und ihnen den Zugang in die Digital- wirtschaft ermöglichen. Carolin Obernolte (Co-Founder As Good As Pros) Zerrin Börcek Fehlende Transparenz und (Gründerin fe:male Innovation Hub ) finanzielle Mittel Und auch Carolin Obernolte glaubt, dass Frauen schneller in die Umsetzung ihrer Auf der Suche nach weiblichen Gründern Nachdem sie ihr Studium der Technik-Kom- Ideen gehen sollten, anstatt darüber zu in Köln und dem Umland wird schnell munikation an der RWTH Aachen absol- grübeln, was alles schiefgehen könnte. 14 www.diewirtschaft-koeln.de
Macher & Märkte | motion. Als Mitgründerin von adiutaByte Foto: © alfa27 – stock.adobe.com trägt sie heute mit ihrem Wissen dazu bei, anderen das Leben zu vereinfachen. Unter- stützt durch eine eigens entwickelte Soft- ware hat adiutaByte ein gesamteinheit- liches Unterstützungssystem für diverse Planungsherausforderungen entwickelt – eine Kombination aus menschlichem Spe- zialwissen und der algorithmischen Stärke in der mathematischen Optimierung. F o t o: A n dre as Ja n ße n/ Ch eet ah He ad P hotop du ro ct io n Gegenseitige Unterstützung und Mentoring als zentraler Pfeiler für mehr Durchhaltevermögen im Gründungsvorhaben. Vanessa Wolff (Mitgründerin adiutaByte) Nachdem die Unternehmensberaterin vor Mentoring als Starthilfe „Erste wegweisende Schritte in die richtige zwei Jahren beruflich in San Francisco ge- wesen war, wollte sie günstig und flexibel Richtung sind Veranstaltungsformate spe- Ein Mentorenprogramm kann in der frü- Tennisstunden nehmen, ohne dabei einen ziell für Frauen, wie etwa der Rheinland hen Gründungsphase der entscheidende Vertrag mit Mindestlaufzeit eingehen zu Pitch Female Founders Edition und der Fe- Beitrag zum nachhaltigen Unternehmens- müssen. Als sich keine passende Lösung male Empowerment Summit, welcher letz- erfolg sein. fe:male-Innovation-Hub-Grün- fand, blieb der sportbegeisterten Kölnerin tes Jahr im STARTPLATZ ausgerichtet wur- derin Börcek legt Frauen nahe, sich bereits letztlich nichts anderes übrig, als in einen de. Ich glaube, dass noch viel ungenutztes in der Phase der Ideenentwicklung Zugang überteuerten Verein einzutreten. Ange- Potenzial in der Kommunikation zum The- zu einer Mentorin zu verschaffen, die sie trieben von der Überzeugung, eine besse- ma Female Entrepreneurship liegt. Was konstant ermutigt und sie in ihrer Persön- re Lösung für das Problem zu finden, setz- ich mir wünschen würde, sind ein Mento- lichkeitsentwicklung stärkt. te sie kurze Zeit später einen Prototyp für ring-Programm durch und von Vorbildern, „In der Masse der Netzwerke ist es nicht eine App in PowerPoint auf. Ein Prototyp, an die man sich wenden kann, und ein immer einfach, schnell die passende Men- der sich zu einer Matching App namens stärkerer Austausch mit erfahrenen Grün- torin zu finden. Daher gehen viele frisch As good As Pros entwickelte und gesund- derinnen. Zudem glaube ich, dass bereits gebackene Unternehmerinnen ihre ersten heitsbewusste Menschen mit Personal-He- in den Schulen und Universitäten stärker Schritte allzu oft allein, was den Grün- alth-Coaches im Bereich Sport, Fitness und für das Thema Unternehmertum sensibili- dungsprozess entschleunigt. Wichtig ist Gesundheit vernetzt. On demand können siert werden sollte.“ Und sie regt an: „Wie es, bereits in einer frühen Phase eine Ver- wäre es mit einem Vortrag, der den Titel so Face-to-Face-Trainings gebucht werden. trauensperson an der Seite zu haben, die Impulse für die Entwicklung der Geschäfts- ,Gründen als Traumjob!‘ trägt?“ W Frauen grübeln zu viel idee gibt sowie Türen öffnet, um in Kontakt Gastautorin: Olga Rube mit den richtigen Personen zu treten“, be- über die Risiken merkt Börcek dazu. Weitere Infos unter: www.startplatz.de „Ich glaube, dass es daran liegt, dass STARTPLATZ Köln, Im Mediapark 5, 50670 Frauen sehr verkopft sind und sich un- Stärkerer Austausch mit Köln, E-Mail: info@startplatz.de, terschätzen. Die Eigenwahrnehmung von erfahrenen Gründerinnen Tel.: 0221 97580200 Frauen weicht oftmals extrem von der Fremdwahrnehmung ab, und zwar inso- Vanessa Wolff betont die Relevanz eines fern, als Frauen sich selbst viel weniger soliden Netzwerks und wünscht sich den zutrauen, als es andere tun. Zudem bli- verstärkten Austausch mit einer Mentorin cken viele Frauen zu weit in die Zukunft. des Vertrauens. Nachdem sie ihren Master Viele stellen sich Fragen wie: Könnte sich in Wirtschaftsmathematik abgeschlossen ist offizieller Part- das mit meiner Familienplanung über- hatte, wirkte sie als Doktorandin am SCAI, ner von STARTPLATZ – dem Start-up-In- schneiden? Wie lange dauert es wohl, bis dem Fraunhofer-Institut für Algorithmen kubator, Coworking-Space-Anbieter und das Unternehmen läuft? Wie wird mein und Wissenschaftliches Rechnen, mit. Im Treffpunkt für die rheinische Gründerszene Umfeld mit meiner Entscheidung um- Sommer 2018 entschloss sie sich zur Un- in Köln und Düsseldorf. gehen?“, gibt Obernolte zu bedenken. ternehmensgründung und gegen die Pro- www.diewirtschaft-koeln.de 15
| Macher & Märkte KÖLN IN einem Beschäftigtenanteil an allen Bran- chen von rund zwölf Prozent. Dieser Markt wird sich in den kommenden Jahren auch GESUNDHEIT in Köln voraussichtlich weiter ausdehnen, denn unter anderem die Zahl der Patien- tinnen und Patienten sowie der pflegebe- dürftigen Menschen wird deutschlandweit GANZ GROSS weiter steigen.“ Köln deutlich über Landes- Wer hätte das gedacht. Im Jahr 2018 lag die Zahl der Beschäftig- und Bundesdurchschnitt ten im Gesundheits- und Sozialwesen bei über 70.000 Personen. Vergleicht man den Kölner Beschäftigungs- Besonders die Krankenhäuser rüsten personell auf. zuwachs im Gesundheits- und Sozialwe- sen mit den Werten aus Nordrhein-Westfa- len, dann liegt die Domstadt deutlich über Foto: © David Pereiras – stock.adobe.com dem Landesdurchschnitt, der ein Plus von 39 Prozent verzeichnete. Deutschlandweit stieg die Zahl der Arbeitskräfte im Segment Gesundheit und Soziales um plus 35 Pro- zent. Im Städtevergleich lag Kölns Beschäf- tigungswachstum an vierter Stelle hinter München, Leipzig (jeweils plus 57 %) und Hamburg (plus 48 %). Insbesondere die Kölner Krankenhäuser rüsteten personell auf. In den Kölner Klini- ken stieg die Zahl der Angestellten um rund 6.200 auf nunmehr 22.900 Arbeitsplätze. Das Gesundheitswesen ist Kölns stärkster Wirtschaftszweig Das ist in der erwähnten Dekade eine Stei- und wird weiter überproportional wachsen. gerung um mehr als ein Drittel. Neben den Krankenhäusern zählten zur Jahresmitte Die Gesundheitsbranche ist somit – was die Beschäftigtenanzahl betrifft – der größte 2018 die Arzt- und Zahnarztpraxen (10.600 Wirtschaftszweig in Köln. Sie zählt aktuell rund 70.000 sozialversicherungspflich- Beschäftigte) und der Bereich Heime und tig Beschäftigte. Auf Platz zwei folgt der Handel. In diesem Segment sind nahezu Pflegeheime (10.400 Beschäftigte) zu den 68.000 Personen tätig. Es ist abzusehen, dass das Gesundheitswesen in den kom- beschäftigungsintensivsten Branchen im menden Jahren seine führende Rolle behaupten wird. Denn bessere Bedingungen – Bereich des Gesundheits- und Sozialwesens. sprich in erster Linie eine angemessene Bezahlung – in der Altenpflege machen das Berufsfeld wieder attraktiv. Deutlich mehr Frauen als Männer im Arbeitsfeld Auch die im Durchschnitt immer älter In zehn Jahren 22.500 Gesundheit und Soziales werdende Bevölkerung sorgt in den kom- menden Jahren für ein erhebliches Wachs- neue Stellen in Köln tumspotenzial, Altenpflegerinnen und Al- Die Statistiker haben auch ermittelt, dass tenpfleger sind gesucht. In Köln ist künftig In absoluten Zahlen und auf die vergan- mit 73 Prozent deutlich mehr Frauen als von einem steigenden Bedarf an professi- genen zehn Jahre betrachtet hat sich die Männer im Gesundheits- und Sozialwesen onellen Pflegekräften auszugehen. Nach Beschäftigtenzahl in der Branche Ge- tätig sind. Dabei ist der Teilzeitanteil mit Hochrechnungen der Prognos AG und der sundheits- und Sozialwesen von 2008 bis 41 Prozent im Vergleich zur Gesamtwirt- Bertelsmann-Stiftung wird der Bedarf an 2018 um 22.500 (plus 47 %) erhöht. Da- schaft (28 %) überdurchschnittlich hoch, zusätzlichen Pflegekräften im Jahr 2025 bei resultiert der Beschäftigungszuwachs insbesondere bei Frauen. Ausländische so- zwischen 1.100 Vollzeitäquivalenten und zu 60 Prozent aus Teilzeitbeschäftigten zialversicherungspflichtig Tätige arbeiten 1.800 Vollzeitäquivalenten liegen. (plus 14.000) und zu 40 Prozent aus Voll- am häufigsten im Pflege- und Betreuungs- Laut dem aktuellen „Pegel Köln 3/2019: zeitarbeit (plus rund 9.000). Der Anteil bereich für ältere Menschen und Behinder- Gesundheits- und Sozialwesen – Beschäf- des Gesundheits- und Sozialwesens an al- te. Dementsprechend sind ihre Beschäftig- tigungsentwicklung in Köln und im Regi- len Branchen stieg von 10,5 Prozent im tenanteile in den Bereichen Pflegeheime onalvergleich 2008 bis 2018“ wuchs die Jahr 2008 (rund 48.000 zu 456.000 ge- (17,5 %), Altenheime, Altenwohn- und Be- Branche wesentlich stärker als der gesam- samt) auf 12,4 Prozent (70.000 zu rund hindertenwohnheime (13,8 %) und „So- te Dienstleistungssektor. Die Zahl der Be- 569.000). ziale Betreuung älterer Menschen und schäftigten im Gesundheitswesen stieg um Markus Greitemann, Dezernent für Stad- Behinderter“ (12,5 %) am höchsten und 28,6 Prozent. Die Kölner Wirtschaft insge- tentwicklung, Planen, Bauen: „Die Kölner gleichzeitig mit am stärksten gestiegen. W samt verzeichnete in Sachen Dienstleistung Gesundheits- und Sozialwirtschaft ist ei- einen Zuwachs von lediglich 24,3 Prozent. ne expandierende Wachstumsbranche mit Heribert Eiden 16 www.diewirtschaft-koeln.de
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